Die homöopathische Behandlung der
Transcrição
Die homöopathische Behandlung der
Leitartikel Die homöopathische Behandlung der Augenkrankheiten Teil 2 Aus dem gleichnamigen Buch von Karl Erhard Weiss, Augenarzt in Stuttgart, erschienen im Hippokrates Verlag, 1936. (Fortsetzung von Teil 1 im SVH Folio 1/2011) Basedow, Exophthalmus Zur Unterstützung der notwendigen diätetischen Behandlung mit Fernhaltung jeglicher Aufregung, viel Aufenthalt in frischer Luft u.s.w., sowie der Strahlen- und wenn nötig operativen Therapie kommen folgende Mittel in Betracht: Amylenum nitrosum manche Fälle sollen durch blosses Riechen daran geheilt worden sein. Innerlich besonders angezeigt durch häufige Wallungen. Atembeklemmungen. Belladonna atropa: Exophthalmus mit Trockenheit, Klopfen der Arterien. Badiaga (Spongia fluviatilis): Basedow mit Schmerzen in den hinteren Teilen des Auges, schlechter durch Augenbewegungen, Herzklopfen, Drüsenschwellungen. Lycopus virginiana: klinisch wenig bewährt. Spongia tosta: Exophthalmus, Vergrösserung der Schilddrüse, Herzklopfen, Übelbefinden, Schreckhaftigkeit, besonders nachts. Stechen im Augapfel, Brennen um die Augen herum, Tränen im Licht. Chromopsien, besonders tiefrot, Photopsien sogar wenn das Auge nachts geschlossen ist. Natrium muriaticum und Baryta carbonica kommen aus allgemeinen Anzeigen in Betracht. Belladonna atropa: Wenn die charakteristischen Kopfschmerzen mit venöser Blutüberfüllung vorhanden sind, besser beim ruhigen Dasitzen, schlechter beim Niederliegen, mit weiten Pupillen und allgemeinen Belladonnasymptomen. Calcarea carbonica als Konstitutionsmittel und Zwischenmittel, wo es indiziert ist, namentlich auch als Calcium-iodatum. Cactus grandiflorus: Herzsymptome stehen bei diesem Mittel im Vordergrund. Jodum purum und Thyreoidinum bei der thyreogenen Form des Basedow. Doch muss eine nicht zu tiefe Verdünnung gewählt werden. Bei Thyreoidin habe ich selbst bei der 30. Verdünnung noch mehrfach eine kurzdauernde Erstverschlechterung gesehen, auf diese dann eine Besserung des Zustandes folgte. Beide Mittel werden in hohen Verdünnungen (30) und seltenen Gaben zu geben sein. Ferrum iodatum und aceticum: Besonders wenn die Krankheit durch Unterdrückung der Menses kommt. Dabei neben den bekannten Basedow Erscheinungen grosse Nervosität. Phosphor, Silicea und Veratrum album kommen ebenfalls nach allgemeinen Indikationen gelegentlich in Betracht. Näheres ist im ersten Teil nachzulesen. Amylenum nitrosum manche Fälle sollen durch blosses Riechen daran geheilt worden sein. Innerlich besonders angezeigt durch häufige Wallungen. Atembeklemmungen. Tränenwege Tränendrüse Bei übermässiger Absonderung der Tränendrüse nach Ausrottung des Tränensacks ist Jaborandi zu versuchen. Dacryocystitis phlegmonosa Die früher übliche Anwendung von Eis oder eisgekühlten Kompressen im ersten Stadium der Entzündung hat sich nicht bewährt und ist wohl allgemein verlassen. Vielmehr empfiehlt es sich, schon gleich anfangs trockenwarme Überschläge machen zu lassen, dergestalt, dass man unter einer Wärmeflasche zwei Taschentücher warm machen lässt du immer eines aufs Auge legt oder hält (nicht bindet), während das andere vorgewärmt wird. Daneben empfiehlt es sich zur Entspannung Lanolin auf die entzündete Hautstelle zu streichen. So gelingt es bisweilen, die beginnende Eiterung och zum Stehen zu bringen. Sobald aber deutliche Fluktuation vorhanden ist, muss der Eiter durch einen genügend grossen Einschnitt entleert werden. Nachher haben sich mir Touchierungen mit dem Ortizostift durch die Wunde hindurch in den Tränensack als sehr zweckmässig erwiesen; dadurch wird die Eiterung bald zum Aufhören gebracht und die Wunde schliesst sich rasch und meist ohne Fistel. Dringend zu warnen ist vor dem Sondieren eines in akuter phlegmonöser Entzündung begriffenen Tränensacks, weil dadurch die Eitererreger noch mehr verbreitet werden. Höchstens eine vorsichtige Durchspülung mit schwacher Lösung von Hydrogenium oxycyanatum 1: 5000 ganz im Beginn der Entzündung kann in Betracht kommen, wird aber meist wegen der starken Schmerzhaftigkeit unmöglich sein. Nach Ablauf der Entzündung Durchspülung evtl. Sondierung. Ist eine starke Verwachsung vorhanden und geht die Entzündung in eine chronische nicht entzündlichen Tränensackeiterung über, so bleibt nichts anderes übrig, als nach Ablauf der entzündlichen Erscheinungen den Tränensack kunstgerecht durch Operation zu entfernen. Aconitum napellus, Pulsatilla pratensis, Silicea terra und Hepar sulphuris calcarea kommen je nach dem Stadium der Entzündung in Betracht. Siehe nächsten Abschnitt. Auf die operativen Behandlungsmethoden der Dacryostenose wird hier nicht eingegangen. Dacryocystitis catharrhalis et blenorrhoica. Strictura ductus lacrimalis Die meisten Tränenleiden hängen mit der Nase zusammen ; es muss also stets die Nase durch einen erfahrenen Nasenarzt untersucht und wenn nötig behandelt werden, weil sonst alle örtliche und allgemeine Augenbehandlung nicht zum Ziele führt. Der Kranke klagt meist über Tränen, und namentlich bei einseitigem Tränen sollte man sich, wenn ein Fremdkörper, ein einwärts wachsendes Härchen oder sonst eine örtliche Ursache ausgeschlossen ist, nie mit der Diagnose Augenkatarrh oder Bindehautkatarrh begnügen und den Kranken mit Zinktropfen zur Einträufelung entlassen, sondern zunächst die Tränenpunkte und Tränenröhrchen untersuchen. Besteht eine Auswärtswendung des unteren Tränenröhrchens durch Schleimhautschwellung, so wird zunächst versucht, durch Einträufelung von Argentum nitricum 0,02:10 oder Targesin 0,2 : 10 morgens und abends, später nach etwa 8 Tagen, wenn die Schleimhaut etwas abgeschwollen ist Zincum sulphuricum 0,01 bis 0,03 : 10,0 der Schleimhautschwellung beizukommen. Gelingt dies nicht in kurzer Zeit, so überzeuge man sich durch Durchspülen mit reinem Wasser oder Borsäurelösung nach Erweiterung des unteren Tränenröhrchens mit der konischen Sonde, das der Tränenweg durchgängig ist. Ist dies der Fall, wenn nötig nach Sondierung, so spalte man das untere Tränenröhrchen, und exzidiere in Infiltrationsanästhesie ein kleines dreieckiges Stück von der inneren Wand des unteren Tränenröhrchens. Man sieht dann oft geringe Grade von Eversion sich zurückbliden. Ektropium: (s. später) Liegt das Tränen nicht an der Stellung des Tränenpunktes, sondern an der Striktur der Tränenwege, so versuche man zunächst, durchzuspritzen. Gelingt dies nicht so sondiere man vorsichtig und stelle den Orte der Verwachsung fest, ebenso ob der Tränensack erweitert ist und ob dam Knochen raue Stellen zu fühlen sind. Die Sonde lasse man etwa 5 Minuten stecken, ziehe sie dann heraus und spüle, vorteilhaft mit einer schwachen Novocainlösung unter Zusatz einiger Tropfen Fibrolysin, durch. Zweimal wöchentlich wiederhole man diese Spülung, sondiere aber womöglich erst wieder wenn nötig nach 14 Tagen, da man sonst die Narbe immer wieder aufrisst und eine immer festere Striktur erhält. In vielen Fällen wird man mit dieser Sondenbehandlung und Durchspülung zum Ziele gelangen. Strikturen, die jeder Sondierung Widerstand leisten, sowie die Blenorrhoe des Tränensacks bei Erweiterung des Tränensacks wird man nicht anders als durch kunstgerechte Entfernung des Tränesacks in Infiltrationsanästhesie bemeistern können. Besonders bei der landarbeiteden Bevölkerung und vor bulbuseröffnenden Operationen zögere man nicht zulange mit der Entfernung des Tränensacks, da bei Strikturen und Tränensackeiterungen häufig Pneumokokken im Bindehautsack anwesend sind, und diese häufig Veranlassung zum Verlust des Sehvermögens oder des ganzen Auges durch Ulcus serpens, oder zu Panophthalmie nach Operationen geben. Bei kleinen Kindern findet man manchmal hartnäckiges Tränen durch einen angeborenen häutigen Verschluss der Tränenwege. In diesen Fällen erzielt man oft sofortige Heilung des lästigen Leidens durch eine sehr vorsichtige und schonende Sondierung in leichter Narkose. Dass man bei den zarten kindlichen Knochen doppelt vorsichtig sein muss, damit man keinen faschen Weg macht, bedarf wohl keiner besonderen Ausführung. Daneben werden örtlich die üblichen Augentropfen eingeträufelt, unter denen das Zincum sulphuricum namentlich zusammen mit Supraren. hydrochloricum (1 : 1000) 0,5 auf 10 mit Recht bevorzugt wird. Auch Salben mit Zincum sulphuricum in derselben Stärke (Zincum sulphuricum 0,05 Solutio Supraren hydrochloricum (1:1'000) 0,5 Lanolinum anhydratum Vaselinum album puriss. aa d 10,0) werden gern verwendet, Salben insbesondere dann, wenn wegen Ekzem des Lidrands die Tropfen nicht gut ertragen werden. Bei Pneumokokken-Konjunktivitis mit starkem Verkleben morgens und Rötung der Augapfelbindehaut finden die oben angegebenen Silberlösungen Anwendung. Über die Totiund West’sche Operation soll hier nicht gehandelt werden. Daneben innerlich folgende Medikamente: Aconitum napellus: Entzündung des Tränensacks, im ersten Stadium, vor der Eiterbildung, mit grosser Hitze, Trockenheit, Empfindlichkeit, scharfen Schmerzen und allgemeinem Fieber. Argentum nitricum: Sehr ausgiebige Absonderung. Karunkel geschwollen, sieht aus wie ein roter Fleischklumpen. Konjuktiva gerötet, meist auch Augapfelbindehaut injiziert (Pneumokokken). Arum triphyllum: Katarrh des Tränensacks, mit dem Drang in der gleichen Seite der Nase zu bohren. Nase verstopft, muss durch den Mund atmen. Nasenlöcher wund. Calendula officinalis: verdünnt äusserlich zu Umschlägen nach Eingriffen, namentlich in Fällen grosser Empfindlichkeit. Euphrasia officinalis: Viel dicke, gelbe, scharfe Absonderung, die die Lider wund macht. Verschwimmen durch Reiben in den Augen oder Zwinkern gebessert. Dünne wässrige nicht wundmachende Absonderung durch die Nase. Stannum metallicum: Grünliche Absonderung aus dem Tränensack, Jucken oder scharfer Schmerz im inneren Lidwinkel, besonders nachts. Belladonna atropa: Kopfweh, trockener Augenkatarrh, Röte der Lider, mit den charakteristischen Belladonna Allgemeinsymptomen. Hepar sulphuris calcarea: Entzündung des Tränensacks nach der Bildung von Eiter oder Blenorrhoe des Tränensacks mit grosser Empfindlichkeit gegen Berührung und Kälte, mit profuser Absonderung. Auch um die Absonderung nach Eröffnung der Tränenwege zu beschränken. Calcarea carbonica: Wenn als Konstitutionsmittel angezeigt. Mercurius solubilis: Absonderung dünn und wundmachend, scharfer Schnupfen. Verschlimmerung nachts. Natrium muriaticum: Kachexie, Schnupfen, Verstopfung, kalte Füsse und allgemeine Symptome. Tränen scharf und wundmachend, Absonderungen dünn. Herpesbläschen. Petroleum oleum: Absonderung des Tränensacks, rauhe Wangen, Hinterhauptskopfschmerzen und allgemeine Petroleumsymptome. Pulsatilla pratensis wird sehr häufig bei Tränensackeiterung gebraucht, kupiert manchmal die Entzündung, und passt in jedem Stadium derselben, wenn aus allgemeinen Indikationen angezeigt. Auch bei Blenorrhoe des Tränensacks, wenn die Absonderung nicht reizend und profus ist. Profuse, nicht reizende Absonderung aus der Nase. Besonders nützlich bei Kindern und Frauen. Silicea terra: Gelegentlich angezeigt, wenn die allgemeinen Symptome das Mittel verlangen. Hat sogar manche Fälle kupiert, bei denen die Eiterung schon ziemlich weit fortgeschritten war. Bei Blenorrhoe des Tränensacks oft angezeigt. Besonders auch wenn der Knochen dabei erkrankt ist, wie es nicht selten bei en Tränensackerkrankungen der Fall ist, die auf Tuberkulose beruhen. Der Kranke ist sehr empfindlich gegen Kälte und will warm eingehüllt sein. Cinnabaris (Mercurius sulfuratus ruber): Schmerz vom Tränenkanal zur Schläfe, von einem Punkt ausstrahlend. Nux vomica: Morgenverschlechterung ausgesprochen. Sulphur: Als Konstitutionsoder Zwischenmittel. Zincum sulphuratum: Wenn verursacht durch Konjuktiva angulus (Diplobac.). Rötung namentlich in den Lidwinkeln. Fistula lacrimalis Neben der chirurgischen Behandlung sind die oben angegebenen Mittel innerlich, namentlich je nach den Symptomen Calciumcarbonicum, Acidum-fluoricum, Lachesis mutus, Mercurius solubilis, Natrium muariticum, Petroleum oleum, Silicea terra, Sulphur. Augenlider Oedem, Erythem der Lider Apis mellificus: Brennen, schlechter durch Hitze. Das Oberlid hängt wie ein Sack über das Auge. Erysipel. Schmerzen stechend, Der Kranke ist benommen und ohne Durst. Häufig Chemosis dabei. Arsenicum album: Brennen, besser durch Wärme, schlechter mitternachts und nach Mitternacht. Schwellung meist nicht entzündlich und schmerzlos. Die Lider sehen aus wie durch Luft aufgeblasen. Absonderungen wundmachend. Kalium carbonicum: Sackartige Schwellungen über den Augen, zwischen Augenbraue und Oberlid. Erschlaffung der Gewebe. Nichtentzündlich. Rhus toxicodendron: Schwellung des Oberlids bei Erysipel und beginnender Panophthalmie, auch idiopathisch, mit Bläschen an den Lidern und im Gesicht. Augen krampfhaft geschlossen. Beim Versuch, die Lider zu öffnen, stürzt ein Strom von heissen Tränen heraus. Bei Erythem der Lider meist Belladonna oder Apis. Stets gerötete Lider: Sulphur oder Natrium muriaticum mit Kalium chloratum im Wechsel, auch Mercurius solubilis. Ptosis: Causticum Hahnemannii, Kalium carbonicum, Apis, Arsenicum album, Euphrasia officinalis. Blepharitis acuta, Lidabszess Durch die richtige Wahl des Mittels kann der Abszess oft noch kupiert werden. Ist das nicht mehr möglich, dann trockene, warme Anwendungen (feuchte erweichen die Lider zu sehr und verbreiten dadurch die ei- trige Entzündung), Einfetten mit Lanolin oder Noviformsalbe 0,5 : 10,0. Rechtzeitige Inzision, darauf Noviformsalbe oder Umschläge mit verdünnter Calendulatinktur, 10 Tropfen auf ein Viertel Liter warmes Wasser. Innerlich kommen folgende Mittel in Betracht: Aconitum napellus: Im allerersten Stadium, wenn die Lider geschwollen, rot, hart sind mit einem straffen Gefühl, die Lider sind sehr empfindlich gegen Luft und Berührung mit grosser Hite und Brennen. Die Augen tränen kaum. Oft allgemeines Fieber dabei. Apis mellifica: Im Beginn, ehe Eiter sich gebildet hat. Lider geschwollen, namentlich das obere, mit stechenden Schmerzen. Lider blaurot geschwollen. Kaltes Wasser erleichtert vorübergehend. Oft Chemosis mit viel heisser, brennender Tränenabsonderung, wie bei Rhus toxicodendron, aber nicht so scharf wie bei Arsenicum album. Schläfrigkeit und Durstlosigkeit sind oft dabei. Arsenicum album: Entzündung der Lider bei Kachexie, grosser Prostration, Ruhelosigkeit besonders nachts, viel Durst. Ödem der Lider ohne starke Rötung. Schmerzen ausgesprochen brennend, gebessert durch Wärme, Tränenabsonderung profus, heiss, und scharf, macht die Lider wund, ebenso die Wangen. Hepar sulphuris calcarea ist das Hauptmittel im zweiten Stadium, wenn sich Eiter gebildet hat. Lider rot wie bei Erysipel, mit klopfenden, stechenden Schmerzen darin, sehr empfindlich gegen Berührung und gegen Kälte, gebessert durch Wärme. Rhus toxicodendron: Neigung zur Abszessbildung: Lider, besonders das Oberlid, ödematös geschwollen, dabei profuser Tränenfluss. Erysipelatöse Schwellung der Lider mit Bläschen auf der Haut. Chemosis ist oft vorhanden. Beim Öffnen der Lider stürzt ein Strom von Tränen heraus. Schmerzen schlechter nachts, im kalten feuchten Wetter, durch warme Anwendungen gebessert. Silicea terra: Nachdem die Eiterung eingesetzt hat. Silicea passt besonders für die Karbunkelform, besonders bei nervösen Kranken die neben der örtlichen Erkrankung noch an starken Kopfschmerzen leiden, gebessert durch Warmeinhüllen des Kopfes. Graphites, Pulsatilla pratensis und Sulphur, (siehe im nächsten Abschnitt). Blepharitis ciliaris Es ist selbstverständlich, dass immer zuerst die Ursache der Blepharitis gesucht und behandelt werden muss. Allgemeine Ekzeme, insbesondere die verschiedenen Formen des seborrhoischen Ekzems kommen hier in Betracht, nicht selben wirken auch scharfe Haarwasser oder sonst unzweckmässige Behandlung des Haarbodens in dieser Richtung schädigend. Vor allem aber soll an dieser Stelle auf die Brechungsfehler des Auges hingewiesen werden, die oft hartnäckigen Entzündungen des Lidrandes zugrunde liegen. Erst mit dem Ausgleich des Brechungsfehlers, namentlich der Hyperopie, schwindet oft die Blepharitis, die sonst allen Behandlungsweisen trotzte. Läuse! Dass bei Lidrandentzündungen das so beliebte Reiben der Augen mit Fingern und mehr oder weniger sauberen Taschentüchern ganz unzweckmässig ist, und Entzündungen hervorruft und unterhält, darf auch nicht verschwiegen werden. Jedes Auge hat elf Feinde: die zehn Finger und das Taschentuch. Auch Verbände, namentlich aber feuchtwarme Priessnitz’sche Verbände, sind bei Blepharitis marginalis vom Übel; auch warme Waschungen, selbst wenn sie augenblicklich erleichtern, werden meist auf die Dauer schlecht ertragen, da sie die Haut erweichen und ihrer schützenden Fettschicht berauben, und so den Eitererregern die Pforten der Gewebsspalten eröffnen. Häufig ist die Blepharitis nur eine Teilerscheinung einer Konjunktivitis oder steht sie im Zusammenhang mit einem Tränenleiden, besonders ist sie häufig bei Eversion des Tränenpunkts, wenn durch Erschlaffung des Lidgewebes und Schwellung der Bindehaut das Tränenröhrchen nach aussen gewendet ist, so dass das Sekret nicht abfliessen kann. Dass in diesen Fällen zuerst die Ursache beseitigt werden muss, versteht sich von selbst. Die Entzündung des Lidrandes äussert sich entweder durch diffuse Rötung und Schwellung des Lidrands oder durch Eruptionen aller Art am Lidrand, Pusteln an den Haarbälgen der Wimpern, Schuppen an den Wimperhaaren usw. Die in Pusteln stehenden Wimperhaare müssen mit der Cilienpinzette ausgezogen werden. Meist klagen die kranken dabei über Ausfall der Wimperhaare und wollen den Lidrand nicht, wie es nötig ist, mit den verschriebenen Salben tüchtig massieren, weil sie fürchten, dadurch noch mehr Haare zu verlieren. Doch verhält es sich hier wie mit dem Haarausfall auf dem Kopf: Was a haaren bei dieser Behandlung ausgeht, das ist schon krank und verloren, so dass man mit der Behandlung gar nicht ängstlich zu sein braucht: die ausgegangenen Haare wachsen nach energischer Behandlung eher wieder, als wenn man den Prozess aus Schonung für die kranken Haare sich selbst überlässt. Am günstigsten wirken äusserlich bei Blepharitis marginalis die Salben – wo sie ertragen werden. Will man zugleich die Bindehaut mitbehandeln, so kommt die Schweissinger’sche Salbe in Betracht. (Unguentum ophthamicum flavus pultif. Schweissinger Orig. 10-prozentig 2,0 Aqua destillata 1,0 (evtl. Solutio Suprarenalis h. 1‰ 0,5) bucerinum anh. Ad 10,0 auch Zusatz von Targesin 0,2 ist möglich), ferner Noviformsalbe (Noviform 0,5 Aqua dest. 1,0 Eucerin. Anh. Ad 10,0), letztere namentlich bei der pustulösen Form der Blepharitis. Bei dieser auch folgende Salbe: Zincum sulphuricum 0,03 Solve in Aqua dest. 2,0, Ichthyolum 0,3 Eucerinum anh. Ad 10,0 sehr bewärt.) Nur äusserlich am Lidrand aufgestrichen und nach einigen Minuten wieder entfernt, wird die sehr wirksame weisse Präzipitatsalbe, alleine oder zu gleichen Teilen mit Unguentum Zincum und Vaselinum flav. (Diese letztere Salbe eignet sich auch sehr gut zur Nasenbehandlung bei skrofulösen Kindern.) Bei sehr starken Lidrandentzündungen mit Pusteln muss man oft den Lidrand (vorsichtig, mit Schonung des inneren Auges!) mit dem milderen Höllensteinstift abreiben oder mit dem milder wirkenden Ortizon- oder Kohlensäurestift. Nachher Salbe. Die Schüppchen bei Blepharitis marginalis squamosa werden leicht entfernt durch Wasser, dem man etwas doppeltkohlensaures Natron oder Borax zugesetzt hat. In den schlimmsten Fällen, wo Salben ertragen werden, kann man die Schuppen dadurch erweichen, dass man über Nacht ein Läppchen mit Salbe bestrichen auf die Augen auflegt. Dieses Verfahren ist besser und schonender als das Erweichen der Schuppen mit warmem Wasser und warmen Anwendungen. Innerlich kommen, neben den äusserlichen Anwendungen, folgende Mittel hauptsächlich in Betracht: Aconitum napellus: Hauptsächlich bei ganz akuten Fällen, besonders wenn die Entzündung hervorgerufen ist durch kalte, trockene Winde. Lider, besonders das obere, rot und geschwollen, Gefühl als wären die Lider zu straff, dabei grosse Hitze, Trockenheit, Brennen, Empfindlichkeit gegen Luft. Kaltes Wasser bessert die trockene Hitze vorübergehend. Meist ist die Bindehaut mitbetroffen. Dabei meist Fieber, Durst, Ruhelosigkeit, allgemeine Erkältung. Alumina (Tonerde, Aluminiumoxyd): Chronische Lidentzündung, namentlich bei Trachom, mit Brennen und Trockenheit der Lider, besonders abends. Jucken, Trockenheit und Wundsein in den Lidwinkeln. Dabei keine Tränen. Meist keine erhebliche Gewebsveränderung oder Verdickung dabei. Antimonium crudum: Hauptmittel bei Blepharitis pustulosa, hartnäckige Fälle, Lider rot, geschwollen und feucht, Pusteln im Gesicht. Namentlich bei unartigen Kindern. Bei Blepharitis marginalis im Zusammenhang mit Magenstörungen. Argentum nitricum: Lider wund, sehr rot, geschwollen. Dabei meist Bindehautentzündung mit profuser eitriger Absonderung, so dass die Augen morgens fest verklebt sind. Meist besser in kalter Luft oder bei kalten Anwendungen. Häufig Kopfweh, Schmerz in der Nasenwurzel, und akkommodative Störungen. Arsenicum album: Entzündung der Lidränder, die dick, rot und von der brennend scharfen Tränenabsonderung wund sind. Auch die Wange ist oft wundgefressen. Lider oft ödematös geschwollen, krampfhaft geschlossen, namentlich bei Mitbeteiligung der Hornhaut. Die charakteristischen brennenden Schmerzen, gebessert durch Wärme, sind gewöhnlich vorhanden und für die Mittelwahl wichtig. Für die Wahl des Mittels bestimmend sind namentlich die allgemeinen Symptome, Ruhelosigkeit, Verschlechterung nach Mitternacht, Durst, besonders bei skrofulösen Kindern. Aurum metallicum: Selten angezeigt bei unkomplizierter Blepharitis, ausser bei skrofulösen oder syphilitischen Kranken, die viel Quecksilber angewandt haben. Lider rot und ulzeriert, mit stechendem oder juckendem Schmerz, raschem Ausfallen der Wimpern. Calcarea carbonica: Blepharitis bei Kranken, die die Neigung haben, fett zu werden oder bei blassen, ungesund dicken Kindern mit dickem Bauch, bei der pastösen Form der Skrofulose oder exsudativen Diathese, die viel am Kopf schwitzen. Lider rot, geschwollen und verhärtet. Infolge der Entzündung der Lidränder fallen die Wimpern aus, dicke eitrige, wundmachende Absonderung, brennende, stechende Schmerzen. Jucken und Brennen der Lidränder. Schlechter morgens, bei Bewegen der Augen, bei feuchtem Wetter. Sehr wichtig ist die Kachexie bei fettem, wasserreichem Gewebe. Calcarea jodatum: Wirkt besser als Karbonat bei Kindern mit Drüsenschwellungen und grossen Mandeln. Causticum Hahnemannii: Blepharitis mit Warzen an den Lidern. Besser im Freien. Sandgefühl im Auge. Gefühl von Schwere im Oberlid dabei. Chamomilla matricaria: Zwischenmittel bei bösen Kindern, die viel schreien und immer getragen werden wollen, bei schwerem Zahnen. Die örtlichen Symptome sind nicht ausgesprochen. Cinnabaris (Mercurius sulfuratus ruber): Blepharitis mit dumpfem Schmerz über dem Auge und rund herum. Croton tiglium: Blepharitis mit vesikulärer Eruption auf Lidern und Gesicht. Euphrasia officinalis: Lider rot, geschwollen, wundgemacht durch die profuse, scharfe, schleimig-eitrige Absonderung, auch Geschwüre an den Lidern. Dabei oft wunde Wangen, fliessender nicht wundmachender Schnupfen dabei. Graphites: Eines der Hauptmittel, besonders für chronische Blepharitis, obwohl es in Fällen von Hornhautgeschwüren und Phlyktänen auch für akute Anfälle gebraucht wird. Besonders hilfreich bei skrofulösen Kranken, die mit Ekzemen bedeckt sind, besonders auf dem Kopf und hinter den Ohren. Der Ausschlag ist feucht, zeigt spalten und Risse und blutet leicht. Lidränder blassrot, leicht geschwollen, mit trockenen Schuppen bedeckt oder geschwürig. Manchmal ist nur der äussere Lidwinkel entzündet, aufgesprungen und leicht blutend, namentlich beim Öffnen der Lider. Jukken, das zum fortgesetzten Reiben reizt. Lidekzem mit Neigung aufzuspringen, feucht, mit Krusten an den Lidrändern. Hepar sulphuris calcarea: Passt mehr für akute phlegmonöse Entzündung der Lider, wird aber vorteilhaft angewandt, wenn die Li- der infolge der Entzündung wund sind wie angefressen, dabei Schmerzen abends und besonders auf Berührung, besser durch Wärme (wo Hepar passt, sehr ausgesprochen). Vereiterte Hordeola und Chalazien. Lidekzem mit dicken, honigwabenartigen Schorfen. Mercurius solubilis: Blepharitis bei Syphilitikern oder besonders bei Feuerarbeitern. Lid dick, rot, geschwollen, ulzeriert, besonders das obere, empfindlich gegen heiss und kalt und gegen Berührung. Profuser, scharfer Tränenfluss, der die Lider wund und empfindlich und rot macht, schlechter im Freien oder durch dauernde Anwendung von kaltem Wasser. Alle Symptome schlechter abends nach dem Zubettgehen, von allgemeiner Wärme, vom Feuerschein oder von künstlichem Licht. Dabei wunde Nase durch scharfen Schnupfen, belegte Zunge, Schmerzen nachts usw. Mercurius corrosivus: Ähnlich wie das vorige Präparat, doch sind bei Mercurius corrosivus die Schmerzen stärker und mehr krampfartig, das Tränen stärker und schärfer, die Absonderungen dünner und mehr wundmachend und die entzündliche Schwellung grösser. Profuser, scharfer Tränenfluss, der die Lider wund macht. Die nächtliche Verschlimmerung fehlt selten. Mezereum daphne: Blepharitis bei Haarausfall. Ekzem der Lider und am Kopf mit dikken, harten Schorfen, unter denen Eiter hervorkommt bei Druck. Impetigo contagiosa. Natrium muriaticum: Blepharitis nach langer, örtlicher Anwendung von starken Ätzmitteln, namentlich Argentum nitricum – Lider dick und entzündet, schmerzen und brennen, mit Sandgefühl im Auge. Tränen, scharf, Lider und Wangen wundmachend, so dass sie glänzend aussehen, wie poliert. Dabei oft Ekzem. Nux vomica: Blepharitis bei Verdauungsstörungen, mehr chronisch. Meist Verschlechterung, morgens ausgesprochen. Petroleum oleum: Blepharitis mit Hinterhauptskopfweh, rauher Haut, usw. Psorinum: Chronische Fälle von Lidrandentzündung mit gelegentlichen Verschlechterungen. Besonders bei Skrofulose, mit widerlichen, ungesunden Absonderungen vom Auge, als Konstitutionsmittel. Pulsatilla pratensis: akute und chronische Blepharitis, besonders Blepharadenitis, oder wenn grosse Neigung zur Bildung von Hordeola vorhanden ist. Blepharitis von gutem Leben, fetten Speisen. Dabei Akne im Gesicht. Auch bei Mitbeteiligung der Tränenwege. Allgemeinsymptome sind bei der Wahl des Mittels zu berücksichtigen. Die Absonderungen sind nicht scharf, aber oft reichlich, machen die Lider morgens verkleben. Jucken und Brennen. Die Verschlechterung abends, im warmen Zimmer und bei kaltem Zug. Besserung im kühlen Freien ist meist ausgesprochen. Rhus toxicodendron: Durchnässung, Verschlechterung bei nassem Wetter, mit viel Schwellung der Lider und Tränen. Sepia officinalis: Blepharitis bei Frauenleiden. Chronische Blepharitis mit Schuppen, Akne ciliaris. Gefühl die Lider sind zu schwer und zu straff und gingen nicht ganz über das Auge her. Schlechter morgens und abends. Silicea terra: Blepharitis von Arbeit an feuchten Orten oder Aufenthalt in kalter Luft. (Vgl. Calcarea carbonicum, Rhus tox). Staphysagria delphinium: Blepharitis nach harten Knötchen am Lidrand, Zerstörung der Haarfollikel. Sulphur: Bei mehr chronischen Fällen, namentlich bei skrofulösen Kindern, die tagsüber unartig und reizbar sind und nachts fiebrig und ruhelos. Ferner nach Unterdrückung von Ausschlägen, oder wenn der Kranke bedeckt ist mit Ekzem. Schmerzen gewöhnlich stechend. Abneigung gegen Wasser, der Kranke kann es nicht ertragen, wenn die Augen gewaschen werden. Tellurium metallicum: Lidekzem mit feuchtem Ausschlag hinter den Ohren und widerlicher Ohrenfluss, der nach Fischlake riecht. Nach allgemeinen Gesichtspunkten kommen gelegentlich noch andere Mittel in Betracht, so Apis mellifica, Argentum metallicum, Lycopodium clavatum, Sanguinaria canadensis, Senega polygala. Erysipel der Lider Das Gesichtserysipel ist bekanntlich sehr empfindlich gegen Salben und gegen feuchte Anwendungen. Trockene Wärme wird manchmal noch am besten ertragen, z. B. in der Art, dass man ein heisses Bügeleisen in die Nähe bringt. Einpudern mit einem ganz reizlosen Kinderpuder oder mit Xeroformpulver gibt oft Erleichterung. Ganz im Anfang kann das Erysipel manchmal kupiert werden durch Bestreichen der befallenen Hauptpartie mit Jodtinktur. Nur muss man darauf achten, dass nichts davon in die Augen eindringt. Bei den geschwollenen Lidern ist es oft nicht ganz leicht, aber unumgänglich notwendig, sich bei den geringsten Schmerzen im Auge selber zu überzeugen, ob nicht ein Hornhautgeschwür als Komplikation vorhanden ist. In diesem Fall zögere man nicht mit der örtlichen, oft wiederholten Anwendung von Atropin, am besten in der Form der Atropin-Noviformsalbe. Bei starker Chemosis der Bindehaut können Scarifikationen, bei Bildung von Abszessen an den Lidern und in der Orbita Einschnitte sich notwendig machen. Innerlich kommen folgende Mittel in Frage Aconitum napellus: nur ganz am Anfang. Apis mellifica: Erysipelatöse Schwellung der Lider, daneben weiche Schwellung des Gesichts, mit Chemosis. Besonders das Oberlid ist geschwollen und hängt wie ein Sack über das Auge her. Lichtscheu und Tränen sind oft sehr ausgesprochen. Schmerzen oft stechend, auch heftige schiessende Schmerzen über dem Auge in den Augapfel. Der Kranke ist benommen und durstlos (Gegenteil Arsenicum album), schlechter abends oder vormitternachts. Unterdrückung des Urins. Hordeolum Arsenicum album: Erysipel, mit der allgemeinen Arsenkachexie, Prostration, Ruhelosigkeit, Durst. Lider, besonders das Unterlid, geschwollen, meist nicht entzündlich und ohne Schmerzen. Schmerzen brennend, mit periodischen Verschlechterungen, besonders nach Mitternacht. Im Beginn sind die Schwellung, die Spannung und die Schmerzen oft ziemlich beträchtlich, sogar Spannung der präaurikulären Drüse kommt vor. Nach dem Aufgehen und der Entleerung des Abszesses, die wenn nötig nach Bildung des Eiters durch Einstich beschleunigt werden kann, tritt gewöhnlich rasch Besserung ein. Die Entleerung und Reifung kann durch trockenwarme Anwendungen beschleunigt werden, daneben ist die Einfettung der Lider zweckmässig, um zu entspannen. Am besten gibt man gleich anfangs eine nicht reizende Salbe, namentlich eignet sich dazu die Histopin-Augensalbe (Staphylokokkenvakzine enthaltend) oder die früher erwähnte Noviformsalbe, um die Verbreitung der Eitererreger und damit Rückfälle zu verhindern. Belladonna atropa: Lider und umgebendes Gewebe rot, geschwollen und blutüberfüllt, mit klopfendem Gefühl darin, mit klopfendem Schmerz. Nicht so ödematös wie bei Apis mellifica und Rhus toxicodendron. Tränen fehlt meist, im Unterschied zu den vorher genannten Mitteln. Gesicht rot, heftiges, klopfendes Kopfweh, drohende Gehirnsymptome. Hohes Fieber. Lachesis mutus: Erysipel mit Gangrän. Typhöses Fieber. Rhus toxicodendron: Erysipel der Lider, auch traumatisch, mit Bläschen auf den Lidern und im Gesicht und ziehenden Schmerzen in Wange und Gesicht. Lider krampfhaft geschlossen, beim Öffnen derselben stürzt ein Strom von Tränen heraus. Meist Chemosis Verschlechterung meist im letzten Teil der Nacht und bei feuchtem Wetter. Besonders nützlich, wenn die Ursache Durchnässung war (nasse Füsse) oder Wetteränderung. Therebinthina oelum: Erysipel, dabei spärlicher, hochgestellter Urin, Kreuzschmerzen, besonders bei Trinkern. Veratrum viride: Erysipel, besonders traumatischen Ursprungs. Dabei Sehstörungen durch vasomotorische Einflüsse auf die Netzhaut und Sehnervengefässe. Anwendung auch äusserlich. Hirnreizung, Fieber mit vollem hartem Puls, Zunge gelb an den Seiten, mit einem roten Streifen in der Mitte. Das Hordeolum ist ein kleiner Abszess des Lidrands oder der Lidhaut oder der Bindehaut, häufig von einem Haarbalg ausgehend. Auch Überschläge mit warmer verdünnter Essigsauerer Tonerde-Lösung sind namentlich im Anfangsstadium zweckmässig, während bei den Rückfällen und gegen die Verhärtungen, die manchmal am Lidrand zurückbleiben, die Massage mit Salben zweckmässiger ist. Bei der stets rezidivierenden Hordeolosis, wo der Kranke sich einen privaten nur für ihn pathogenen sehr anhänglichen Staphylokokkenstamm gezüchtet hat, sind neben der örtlichen Behandlung die passenden innerlichen Mittel unentbehrlich, während wir bei einem einzelnen Hordeolum wohl selten in die Lage kommen, innere Mittel zu verschreiben, – denn man soll auch nicht mit Kanonen nach Spatzen schiessen! Graphites: Um Rückfällen vorzubeugen. Wahl nach allgemeinen Gesichtspunkten. Kommt besonders in Betracht bei der pastösen Form der Skrofulose; der Kranke ist fett, fröstelig und verstopft. Hepar sulphuris calcarea: Nach Beginn der Eiterung, wenn klopfender Schmerz, grosse Empfindlichkeit gegen Berührung und Besserung durch Wärme vorhanden ist. Pulsatilla pratensis: Ein vorzügliches Mittel in jedem Stadium der Erkrankung. Ganz am Anfang gegeben, wirkt es oft abortiv, später schmerzstillend und den Prozess abkürzend, auch um Rückfälle zu verhindern. Namentlich wenn die Erkrankung mit gastrischen Störungen zusammenhängt, bei gutem eben, reichlichem Fettgenuss, vergesellschaftet mit Akne im Gesicht. Bei Frauen und Mädchen mit schwacher Regel mit dem Pulsatilla-Typus. Staphysagria delphinium: Rückfälle von Hordeola, die harte Knötchen an den Lidrändern hinterlassen und nicht zur eitrigen Einschmelzung kommen wollen. Sulphur: Häufige Rückfälle von Hordeolosis, bei skrofulösen Kranken, die zu Ausschlägen neigen. Der Kranke kann kein Wasser an den Augen ertragen, ist fiebrig und ruhelos nachts. Thuja occidentalis: Hartnäckige Form von Hordeola, die kleine, harte Knötchen an den Lidrändern bilden. Übergangsformen von Hordeola und Chalazien. Nach besonderen Anzeigen können gelegentlich auch andere Mittel in Betracht kommen, so Aconitum napellus, Arsenicum album, Calcarea carbonica, Causticum hahnemannii (Warzen am Lidrand), Conium maculatum, Lycopodium clavatum, Mercurius solubilis, Picrinicum-acidum, Phosphoricumacidum, Rhus toxicodendron, Silicea terra. Dann sind es weniger die Hordeola, als die wichtigen sonstigen Symptome, die die Wahl des Mittels bedingen. Herpes zoster ophthalmica Diese seltene aber schmerzhafte Erkrankung muss neben der örtlichen Behandlung auch mit den richtig gewählten inneren Mitteln behandelt werden. Bei Mitbeteiligung des dritten Asts des Trigeminus auf Mitbeteiligung der Hornhaut achten, und wenn nötig rechtzeitig Atropin anweden. Schwache allopathische Dosen von Chininum hyderochloricum (Tbl. 0,1) haben sich ebenfalls manchmal bewährt. Croton tiglium: Vesikuläre Eruptionen mit starkem Jucken. Das Jucken ist zuerst mehr ein Kitzeln als ein Brennen. Dabei oft Schmerz in der Superciliargegend. Mezereum daphne: Besserung durch Wärme, namentlich durch strahlende Wärme. Gefühl im Auge als ob ein kalter Wind hineinblase. Jucken durch Berührung oder Kratzen in Brennen verwandelt. Geschwüre mit Hof, leicht blutend und empfindlich. Neuralgie dabei. Impetiginöses Aussehen. Hauptmittel für Herpes ophthalmica. Ranunculus bulbosus: Vesikuläre Eruptionen mit blauer Farbe der Bläschen und hornartigen Schuppen. Herpes zoster namentlich des supraorbitalis. Rhus toxicodendron: Jucken mit Brennen, entzündlicher Rand um die Eruptionen. Ursache Durchnässung. Auch Mitbeteiligung der Hornhaut. Ausserdem nach allgemeinen Gesichtspunkten: Arsenicum album, Grapits, Mercurius solubilis, Pulsatilla pratensis. Neuralgie nach Herpes zoster: Colocynthis Variolinum: Dil XII D. Herpes zoster mit Schmerz und Fieber. Maligne Lidtumoren Exzision ist dringend zu raten, um so mehr als die Prognose auch der typischen Lidcarcinome bei frühzeitiger Operation günstig ist. Bestrahlung mit Röntgenstrahlen wirkt sehr günstig. Apis mellifica: Lupus non exedens. Scharfer, stechender Schmerz, Neigung zu Lidödem. Magnesium sulphuricum: Warzen (Royal). Epitheliome. Hydrocotyle asiatica: Empfohlen für Lupus der Lider. Norton hat davon keinen Erfolg gesehen. Pulsatilla pratensis: Noch nicht zu alte Lidtumoren mit Entzündung oder mit Augenkatarrh. Allgemeine Anzeigen sind für die Wahl des mittels in erster Linie bestimmend. Hordeolosis. Phytolacca decandra: Äusserlich und verdünnt innerlich; bösartige Lidgeschwüre. Calcium sulphuricum: XII Lupus. Cicuta virosa: Hautkrebse mit Eiter, honigartigem Schorf. Cundurango gonolobus: Ulzerierendes Epitheliom über alten Pigmentflecken oder Warzen. Auch Krebsschmerzen. C30. Lachesis mutus: Purpurfarbe. Auch Sepia. Radium bromatum: D6 und D30. Epitheliom und Carcinom. Thuja officinalis: Bläschen, Schuppen, Papeln und Warzen. Ausschliesslich trocken, Hautfarbe schmutzig. Nicht bösartige Geschwülste, Chalazien, Warzen, usw. Exzision, soweit möglich ist die beste Therapie. Daneben und danach kommen nachstehende Mittel zu ihrem Recht. Calcarea carbonica: Tumoren bei blassen, fetten, anämischen Kranken. Causticum hahnemannii: Warzen Conium maculatum: Verhärtungen an den Lidern nach Entzündung. Hepar sulphuris calcarea: Lidtumoren mit Entzündung und Empfindlichkeit gegen Berührung. Staphysagria delphinium: Wichtiges Mittel für Lidtumoren. Vergrösserung der Liddrüsen, dabei ziehende spannende Schmerzen, besonders abends. Kleine Verhärtungen nach Hordeola oder kleine harte rezidivierende multiple Knötchen im Lid. Chalazien. Thuja occidentalis: Sehr wertvolles Mittel, namentlich für kondylomartige Lidtumoren, auf der äusseren oder auf der inneren Lidhaut. Manche Tumoren verschwinden durch den bloss inneren Gebrauch, manche weichen schneller, wenn auch äusserlich mit der verdünnten Tinktur 10 Tropfen auf ein Viertel Liter Wasser, Überschläge gemacht werden. Letztere Anwendungsweise empfiehlt sich namentlich auch nach der Operation von Chalazien, um die Aufsaugung der verdickten Wand zu beschleunigen oder Rückfälle zu verhüten. Auch für kondylomatöse Bildungen an den Lidern bei syphilitischen oder gonorrhoischen Patienten ist Thuja sehr zu empfehlen. Zincum metallicum: Lidtumoren mit Winkelkatarrh. Baryta carbonica: D IV. Molluscum contagiosum. Platanus occidentalis: D VI heilt oft Chalazien ohne Operation. Nach allgemeinen Indikationen kommen ausserdem gelegentlich in Betracht: Baryta carbonica und jodata, Graphites, Lycopodium, Kalium-jodatum, Mercurius solubilis, Nitricum-acidum, Sepia officinalis, Silicea terra, Sulphur. Ptosis (Lähmungen) Angeborene Ptosis kann, wenn überhaupt, natürlich nur chirurgisch angegriffen werden, - obwohl auch hier die Aussichten nicht glänzend sind. Schwellung der Bindehaut und Erschlaffung des Unterhautzellgewebes täuscht oft eine Ptosis vor, hier müssen die entsprechenden örtlichen und allgemeinen Mittel einsetzen. Auch bei Lähmungen, wenn sie noch nicht zu alt sind, ist oft die innerliche Behandlung, neben der üblichen örtlichen durch Elektrisieren, von Erfolgen begleitet. Arnika montana: Innerlich und äusserlich bei Ptosis traumatischen Ursprungs. Für die innerliche Anwendung hat sich mir die alte Regel bewährt: je tiefer der Sitz der Verletzung und je älter die Verletzung, desto höher die Potenz, desto seltener die Gabe. Dann hat man mit Arnika, auch bei zentralen Lähmungen traumatischen Ursprungs, oft noch erstaunliche Erfolge. Rhus toxicodendron: Ptosis bei Rheumatismus, durch rheumatische Lähmung des Oberlids. Ursache Arbeit im Freien bei feuchtem Wetter, nasse Füsse, Witterungsumschlag. Schwere und Steifigkeit der Lider, wie bei Lähmung, so dass es schwierig ist, die Lider zu bewegen. Nux moschata: Augen fallen zu vor Schlaf. Dabei Frösteln. Spigelia anthelmia: Ptosis nach Entzündung oder aus anderen Ursachen, mit scharfen stechenden Schmerzen durch das Auge. Gelsemium sempervirens: Ptosis mit Zerschlagenheitsgefühl, Depression, Kopfweh, Schwere der Lider. Stannum metallicum und Conium maculatum waren gelegentlich von Nutzen. Siehe auch Muskellähmungen. Blepharospasmus (Zuckungen) Alumina: Ptosis durch Schwäche der Oberlider, die wie gelähmt herabhängen (besonders das linke). Brennende Trockenheit in den Augen, besonders beim Aufblicken. Dabei kein Tränen. Besonders bei kraftlosen Oberlidern bei altem Trachom. Ist meist abhängig von Hornhaut- und Bindehauterkrankungen und mit diesen zu behandeln. Zuckungen der Lider ohne sonstige Augenerkrankungen kommen vor auf nervöser Grundlage als Tic. Causticum hahnemannii: Das beste Mittel bei Lähmungen. Rheumatische Lähmungen nach Aufenthalt in der Kälte (Rhus toxicodendron in feuchter Kälte). Neigung die Augen zu schliessen, die Augen fallen unfreiwillig zu. Schwere der Lider, die nicht gehoben werden können. Agaricus muscarius: Hauptmittel bei nervöser Zuckung, mit Gefühl von Schwere in den Lidern, die Zuckungen lassen nach während des Schlafes und manchmal zeitweise durch Waschen mit kaltem Wasser. 4 Tropfen der Tinktur zwei- bis dreimal täglich helfen oft noch, wenn die Verdünnungen versagen. Ich selbst habe Agaricus in der 3. Dezimalpotenz in solchen Fällen mit gutem Erfolg verordnet. Euphrasia officinalis: Lähmungen nach feuchter Kälte, mit ausgesprochenen katarrhalischen Begleiterscheinungen. Ledum palustre: Ptosis durch Verletzungen mit Blutungen unter die Lider und die Bindehaut. Aus allgemeinen Gründen können ausserdem andere Mittel in Betracht kommen, so Alumina, Cicuta virosa, Ignatia amara, Nux vomica, Phytolacca decandra, Pulsatilla pratensis, Conium maculatum. Entropium (Einwärtskehrung des Augenlides) Die Behandlung ist natürlich vorwiegend chirurgisch, – sei es, dass es sich um Narben der Bindehaut handelt, die das Lid einwärts ziehen oder um einen Krampf des Lids. Nur im letzteren Fall kann die Krankheit durch innere Mittel beeinflusst werden. Die Hauptmittel sind in diesem Fall Aconitum napellus, Argentum nitricum, Calcarea carbonica und Natrium muriaticum. Ektropium (Auswärtskehrung des Augenlides) Leichtere Fälle können durch einen Verband gebessert werden, der das Lid in der richtigen Stellung hält. Doch ist oft der Verband zu widerraten wegen der Schwellung der Bindehaut und ihrer Absonderung. Manche Fälle von Ektropium, namentlich die leichten Grade der Eversion des unteren Tränenpunkts, die nur durch die Schwellung der entzündeten Bindehaut hervorgerufen sind, gehen durch entsprechende Behandlung der Bindehaut zurück. Sonst die üblichen operativen Massnahmen. Betrifft das Ektropium vorwiegend oder ausschliesslich den inneren Lidwinkel, so dass die Tränen infolge der falschen Stellung der Tränenpunkte nicht mehr abfliessen könne, so genügt häufig Spaltung des unteren Tränenröhrchens, um die Beschwerden zu beseitigen. Innerlich folgende Mittel: Apis mellifica: Schwellung der Bindehaut durch akute Entzündung macht Ektropium – Raphanus. Argentum nitricum: Lider geschwollen, entzündet, evertiert, Tränenpunkte sehr rot und prominent. Profuse Absonderung von Tränen und Eiter. Hamamelis virginiana: Äusserlich in Verdünnung bei Ektropium infolge von Konjunktivitis. Verletzungen, Hyphaema conj. Neben der operativen Versorgung der Verletzungen der Lider kommen folgende Mittel in Frage: Arnika montana: Äusserlich und innerlich, besonders bei Verletzungen durch stumpfe Gewalt, Prellungen mit Blutunterlaufungen unter die Lider und die Bindehaut. Wundgefühl, Bewegung schmerzt. Vorbeugend gegen Rötung. Calendula officinalis: Bei Schnittwunden, 10 Tropfen auf ein Viertel Liter Wasser. Hamamelis virginiana: Wunden, die stark bluten oder Blutergüsse unter die Lider, die Bindehaut oder ins Augeninnere. Ledum palustre: Blutergüsse in die Lider nach ganz unbedeutenden Verletzungen. Ferner gegen Insektenstiche an den Lidern. Schnakenstiche auf der Haut, getupft mit Ledumtinktur, hören sofort auf zu jucken. Wunden in der Gegend der Augenhöhle. Punktförmige und Schnittwunden (auch Staphisagria delphinium). Cantharis vesicatoria: Verbrennungen, namentlich auch Ophthalmia electrica. Urtica urens: Rötung der Lider, Konjunktivitis, infolge von Verbrennung. Nachschmerz nach Augenoperationen: Asarum europaeum, Avena sativa besonders. Nux vomica: Spezifisch gegen Hyphäme Konjunktiven. (Nash). Hypericum perforatum: ist die Arnika der Nerven. Wenn Hornhautwunden, namentlich Fingernagel-Verletzungen, nach der Heilung noch lange schmerzen, weil Nervenendigungen in die Narbe eingeklemmt sind, passt Hypericum perforatum. Arsenicum album: Sepsis. Echinacea purpurea: Eiterung, Sepsis, erhöht die Widerstandskraft des Organismus gegen Eitererreger. Bindehauterkrankungen Konjunktivitis katarrhalis Zuerst, namentlich bei einseitiger Bindehauterkrankung, muss sorgfältig geprüft werden, ob nicht ein Fremdkörper die Ursache der Entzündung ist. Dann muss durch Druck auf die Tränensackgegend nachgesehen werden, ob nicht ein Hindernis in der Ableitung der Tränen vorhanden ist, daran schliesst sich, wenn nötig, Durchspritzen oder Sondieren der Tränenwege an. Auch auf die Stellung der Tränenpunkte ist sorgfältig zu achten. Die übliche örtliche Behandlung der Konjunktivitis soll hier nicht behandelt werden. Nur muss gegenüber der Neigung der Kranken, jedes entzündete Auge zu verbinden, betont werden, dass bei Konjunktivitis ohne Mitbeteiligung der Hornhaut der Verband schädlich wirkt, weil die entzündungserregenden Keime in der feuchten Wärme des Verbandes wachsen wie die Champignons auf dem Mistbeet des Treibhauses, – und dann weil die Absonderungen, wenn sie infolge des Verbandes nicht frei abfliessen können, die Lider und auch manchmal die Hornhaut anfressen und dadurch Veranlassung zu Komplikationen geben. Namentlich ist dringend zu warnen vor den in Laienkreisen so beliebten, feuchtwarmen, über Nacht aufgelegten Umschlägen mit Kamillen. Dass mit den Volksmitteln wie Kalbfleisch, Eiweiss, Urin usw. am Auge mehr geschadet als genützt wird, liegt auf der Hand. – Manche praktischen Ärzte sind bei einfacher Bindehautentzündung rasch bei der Hand mit Atropinträufelung. Diese Gewohnheit ist eine unnütze Quälerei für den Kranken, der dadurch lange Zeit bei der Naharbeit behindert wird, und ausserdem wegen der Glaukomgefahr nicht unbedenklich. Nur wenn die Hornhaut entzündet und die Regenbogenhaut blutüberfüllt ist (was sich durch Verengung der Pupille!! und starke Lichtscheu ausspricht), muss und soll Atropin gegeben werden, bei einfacher Konjuktivitis aber nicht, selbst wenn diese sehr stark ist. Dass die Absonderungen namentlich bei akuter Konjunktivitis ansteckend sind und dass der Kranke und seine Umgebung vorsichtig sein müssen, die Krankheit nicht durch Finger, Taschentücher usw. zu verbreiten, liegt auf der Hand. Innerlich folgende Mittel: Aconitum napellus: Erstes Stadium der katarrhalischen Entzündung, Bindehaut hyperämisch und manchmal ödematös, mit oft starken Schmerzen in den Augen. Meist Gefühl von Brennen und Hitze im Auge mit grosser Trockenheit. Auch Gefühl als stehe der Augapfel zu weit vor, als seien die Lider zu straff. Das Auge ist sehr empfindlich, besonders gegen Luft. Erkältung gegen trockene kalte Luft, Ostwind. Auch sehr wertvoll für Augenentzündung nach Fremdkörpern. Konjunktivitis mit ziliarer Injektion nach Erkältung. Allium cepa: Akuter Augenkatarrh bei akutem Schnupfen. Die Absonderung der Nase macht wund, die des Auges nicht. (umgekehrt: Euphrasia officinalis). Alumina: Hauptsächlich chronische Konjunktivitis, besonders auf der Lidbindehaut, schlechter durch übermässige Anstrengung der Augen. Dabei Trockenheitsgefühl in den Augen, mässige Absonderung und schweres Gefühl in den Lidern. Konjunktivitis sicca mit Trockenheitsgefühl im Auge. (Auch Pharyngitis und Rhinitis sicca mit Trockenheitsgefühl). Im allgemeinen hohe Potenzen. Amylenum nitrosum: Akute Konjunktivitis mit viel Rötung, schwerer Ziliarneuralgie mit rotem Kopf und Hitze der betreffenden Gesichtshälfte. Apis mellifica: Akute Konjunktivitis mit hellroter geschwollener Bindehaut, heissem Tränen und brennenden, beissenden oder stechenden Schmerzen im Auge. Die Schmerzen sind oft sehr heftig, stechen durchs Auge oder ums Auge herum. Gewöhnlich dabei Ödem der Lider, besonders des oberen, was zur Wahl von Apis führt. Schlechter abends und vor Mitternacht. Im Unterschied zu Arsen macht die heisse Absonderung die Lider nicht wund. Allgemeinsymptome, wie Schläfrigkeit, fehlender Durst sind für die Wahl dieses Mittels wesentlich bestimmend. Cantharis vesicatoria: Brennen, glühende Hitze wie von Kohlen. Konjunktivitis bei Verbrennungen (auch Urtica urens). Gefühl von Salz in den Augen. Argentum nitricum: Die Absonderung wird profus und eitrig. Auch bei chronischern Konjunktivitis mit scharlachroter Bindehaut und hypertrophischen Papillen. Entzündung gewöhnlich besser im Freien, schlechter im warmen Zimmer. Chamomilla matricaria: Konjunktivitis bei zahnenen Kindern, die nachts viel schreien und getragen werden wollen. Bindehaut so blutüberfüllt, dass Blut austritt. Arnika montana: Konjunktivitis nach Verletzungen. Arsenicum album: Gelegentlich bei akuter Konjunktivitis mit Chemosis, heissem Tränen, charakteristischen brennenden Schmerzen, besonders nachts, Ödem der Lider, besonders des unteren. Auch bei chronischer Konjunktivitis mit scharfem Tränen und scharfer Absonderung, wodurch die Lider und Wangen wund werden. Die Augen brennen wie Feuer, besonders nachts. Charakteristisch: Brennen, gebessert durch Wärme. Die Entzündungsanfälle sind oft periodisch, wechseln von einem Auge zum anderen. Belladonna atropa: Mit Aconitum napellus Hauptmittel im ersten Stadium der Entzündung. Beide Mittel haben Trockenheit der Augen. Bei Aconitum mehr Hitze und Brennen in und ums Auge. – Belladonna hat Gefühl von Trockenheit im Auge und wirkliche Trockenheit, auch Trockenheitsgefühl in den roten verdickten Lidern mit Steifheitsgefühl und brennenden Schmerzen im Auge. Lichtscheu. Die begleitenden Symptome, wie Kopfweh, roter Kopf sind bestimmend für die Wahl des Mittels. Akute Verschlechterung chronischer Augenentzündungen. Calcarea carbonica: Gelegentlich bei katarrhalscher Bindehautentzündung hervorgerufen durch Arbeiten in Wasser. Augen heiss, mit Sandgefühl darin. Causticum hahnemannii: Chronische Konjunktivitis mit Sandgefühl im Auge und dumpfem Schmerz. Neigung die Augen zu schliessen, die Augen fallen von selbst zu. Verdunkelung beim Schneuzen. Cinnabaris: (Mercurius sulphuratus ruber). Konjunktivitis mit dem charakteristischen Schmerz über (seltener unter) dem Auge, vom inneren zum äusseren Lidwinkel. Crocus sativus: Gefühl als habe man sehr heftig geweint, Gefühl von einem beissenden Rauch im Auge. Duboisinum myoporoides: (Korkholzbaum). Chronische Hyperämie der Lidbindehaut bei Hyperopie (wie auch Belladonna). Dulcamara solanum: Konjunktivitis durch Erkältung, feuchte Winde, bei grosser Erkältlichkeit. Gefühl als ströme Feuer aus dem Auge. Trockenheit der Schleimhäute. Eugenia jambos: Brennen, vermehrt durch Schliessen der Augen, so dass Schlafen unmöglich ist. Kaltes Wasser bessert das Brennen nicht. Euphrasia officinalis: Eines der Hauptmittel bei akuter und chronischer Konjunktivitis. Nach Erkältung, auch Masernkonjunktivitis. Bindehaut sehr rot, sogar Chemosis. Tränen profus, scharf, brennend, Absonderung aus dem Auge profus, dick, gelb, schleimig-eitrig, scharf, macht die Lider und Wangen wund und zerfressen, so dass die Lider und Wangen häufig wie rot lackiert aussehen. (Arsenicum und Mercurius haben ebenfalls wundmachende Absonderung, aber das Sekret ist dünner). Besonders charakteristisch ist das Verschwimmen des Sehens, gebessert durch Zwinkern oder Wischen in den Augen, verursacht durch Sekret, das zeitweise auf die Hornhaut kommt. Graphites: (Reissblei) Manchmal besonders bei chronischer Konjunktivititis, passt im allgemeinen mehr für die phlyktänuläre Form. Absonderung vom Auge dünn und scharf, Rhagaden, die leicht bluten, in den Lidwinkeln und an der Nase. Nase wund, bedeckt mit dicken feuchten Schorfen. Trockene Schuppen an den Lidern. Mercurius corrosivus statt Mercurius solubilis Guaraea trichiloides: Heftige Konjunktivitis mit Chemosis nach Staroperation. Die Gegenstände erscheinen grau. Natrium carbonicum: Trockener Katarrh. (Alumina). Hepar sulphuris calcarea: Auch meist bei skrofulöser Augenentzündung, doch auch bei katarrhalischer Konjunktivitis, mit Blutüberfüllung der Bindehaut, sogar Chemosis, Lichtscheu, Tränen, Lider geschwollen und sehr empfindlich gegen Berührung, Schmerzen klopfend oder lanzinierend, besser durch Wärme, so dass der Kranke das Auge stets verbunden haben will. Hydrastis canadensis: Katarrh in den Augen und der Nase mit profuser, dicker, weisser Absonderung, festsitzendem Schleim in der Kehle, retronasal Katarrh. (2. Verdünnung). Ignatia amara: Bindehautkatarrh bei Hysterischen, Gefühl als bewegte sich ein Sandkorn unter dem Lid, grosse Trockenheit, Tränen der Augen nur im Sonnenlicht. Kalium muriaticum: (Kaliumchlorid). Konjunktivitis mit weisser Absonderung, Konjunktivitis xerotica. Mercurius solubilis hahnemannii: ein wichtiges Mittel bei Konjunktivitis katarrhalis. Röte und Lichtscheu, besonders abends bei künstlichem Licht. Tränen profus, brennend und wundmachend, schleimig-eitrige Absonderungen dünn und scharf, machen die Lider und Wangen wund. Schmerzen schlechter nachts, besonders vor Mitternacht, schlechter beim Warmwerden im Bett, zeitweise, aber nicht für die Dauer gebessert durch Kaltwasser. Besonders bei Syphilitikern und wenn die begleitenden Symptome passen, wie Kopfschmerzen, wunde Nase usw. Nux vomica: Wahl häufig nach allgemeinen Symtomen. Besonders deutlich ausgesprochen ist die Verschlechterung morgens. Konjunktivitis bei Magenkranken, dabei Lichtscheu. Natrium muriaticum: Follikularkatarrh, dabei muskuläre Asthenopie, besonders Schwäche der Interni. Pulsatilla pratensis: Ein bei Konjunktivitis häufig gebrauchtes Mittel. Bei zarten Frauen und Kindern mit weinerlicher Gemütsart, Frauen mit spärlicher Menstruation, die zu Hautunreinheiten und schlechtem Teint neigen. Augenkatarrh durch Erkältung, von Baden, Masern, Tränleiden usw. – Schmerzen und Beschwerden schlechter abends, im Wind, nach Lesen, besser im kühlen Freien. Mässige schleimig-eitrige, manchmal weisse Absonderung, die nicht scharf ist, Lider morgens verklebt. Dabei häufig Magensymptome. Rhus toxicodendron: Hauptmittel bei akuter Konjunktivitis infolge von Durchnässung (vgl. Calcarea carbonica). Dabei meist Chemosis, Lichtscheu, Tränen und ödematöse Lidschwellung. Besonders bei Rheumatikern. Sanguinaria canadensis: Bindehautkatarrh mit Brennen in den Lidrändern, schlechter nachmittags. Brennende Trockenheit in den Augen, darauf heisse Tränen. Migräne. Sepia officinalis: Akuter Bindehautkatarrh, ziehendes Gefühl im äusseren Lidwinkel, besser durch kaltes Wasser, schlechter morgens und abends. Morgens schleimig-eitrige Absonderung, abends sehr trocken. Spigelia anthelmia: Konjuktivitis Mit schwerer Trigeminusneuralgie links, schlechter nachts. Sulphur: Hauptmittel bei akuten und chronischen Bindehautentzündungen. Objektive Symptome wechselnd. Scharfe stechende Schmerzen wie mit Nadeln durchs Auge gestochen, bilden die Hauptanzeige. Auch ein starker Schmerz, der vom Auge nach hinten in den Kopf sticht, nachts von 1-3 Uhr, der Schmerz weckt den Kranken aus dem Schlaf, ist eine wichtige Anzeige. Die Kranken sind fiebrig und ruhelos nachts. Vermehrte Tränenabsonderung, wenn der Kranke in die Kälte kommt. Z. B. beim Hinaustreten ins Freie winters. Trockenheitsgefühl, lichtempfindlich, Neigung zur Bildung von Gerstenkörnern. Terebinthia oleum: Bindehaut dunkelrot, mit starkem Schmerz im Auge und der entsprechenden Kopfseite. Rückenschmerzen, Urin dunkel gefärbt. Zincum metallicum: Windelkatarrh, schlechter abends und in kalter Luft. Jucken im inneren Lidwinkel. Röte der Augen: akut Belladonna, Mercurius solubilis, chronisch Sulphur, Sanguinaria. Blenorrhoea neonatorum und adulta – Konjunktivitis purulenta Bei der Augeneiterung der Neugeborenen und verwandten Erkrankungen der Bindehaut handelt es sich vorwiegend, wenn auch nicht ausschliesslich, um eine gonorrhoische Infektion der Bindehaut. Die Diagnose kann meist unschwer durch das Mikroskop gestellt werden; doch empfiehlt es sich, jede Blenorrhoe und jede verdächtige Augenentzündung der Neugeborenen so zu behandeln, als handle es sich um eine gonorrhoische Infektion des Auges. Nicht dringend genug kann hier hervorgehoben werden, dass sich kaum eine Erkrankung des Auges so wenig zur Selbstbehandlung mit homöopathischen Mitteln und zum Zuwarten eignet, wie eben die Augeneiterung der Neugeborenen. Die schleunigste Zuziehung eines Arztes, sobald bei einem Neugeborenen sich Eiter in den Augen zeigt, ist dringend erforderlich, da sonst durch Übergreifen der Erkrankung auf die Hornhaut in kürzester Zeit das Auge oder gar alle beide Augen verloren gehen können. Auch die Meinung vieler Hebammen und sonstiger weiser Frauen, es handle sich hier nur um die Gelbsucht, und es sei ganz gut, wenn diese ordentlich herauskomme, ist durchaus unzutreffend. Die rein homöopathische Behandlung genügt hier in den meisten Fällen nicht. Jedenfalls wäre die Verantwortung für eine solche Behandlungsweise so gross, dass kein gewissenhafter Arzt sie auf sich nehmen könnte. Wohl aber können die passend gewählten homöopathischen Mittel die örtliche Behandlung wirksam unterstützen und die Erkrankung wesentlich abkürzen. Durch die gewissenhafte Durchführung der in vielen Ländern obligatorischen Behandlung des Säuglings nach Credé, die absolut ungefährlich ist, kann in den allermeisten Fällen der Ausbruch dieser mit Recht so gefürchteten Augenkrankheit, der etwa die Hälfte aller jugendlichen Insassen der Blindenanstalten ihre Blindheit verdanken, verhindert werden, wenn die Einträufelung der Silbersalze in frischen unzersetzten Lösungen genau nach Vorschrift gleich nach der Geburt erfolgt. Die örtliche Behandlung soll hier nur kurz gestreift werden. Sie hat die Aufgabe, die massenhafte Absonderung zu entfernen, das Verkleben der Lider zu verhindern und die Abschwellung des prall entzündeten Gewebes der Schleimhaut und der Lidhaut zu befördern. Ganz zu verwerfen ist jede Art von Verband. Auch die eisgekühlten Umschläge schaden der Abwehrkraft des Organismus mehr als den Krankheitserregern, und müssen deshalb unterbleiben. Häufige Reinigung der Schleimhaut mit schwach himbeersaftfarbiger Lösung von übermangansaurem Kali oder mit Oxycyanatlösung 1:5'000 ist notwendig. Um die Hornhaut nicht zu verletzen, darf man nur die geschlossenen Lider mit feuchtem Tupfer sanft abwischen, dann lüftet man sanft die Lider, damit der Eiter herausdringt und wischt dann wieder die geschlossenen Lider mit feuchtem Tupfer ab. Auch kann man einen mit einer der genannten Lösungen getränkten Tupfer über der geöffneten Lidspalte ausdrücken, um den Eiter herauszuflössen. Diese Reinigung muss je nach der Heftigkeit der Absonderung Tag und Nacht alle viertel- bis halbe Stunden, später noch stündlich vorgenommen werden. Schläft das Kind, so schadet es gar nichts, wenn man es dazu aufweckt, – denn es schläft sofort nach der Behandlung wieder ein. Alle Stunden etwa im Anfang, später nach dem Nachlassen der Absonderung noch zwei- bis dreimal täglich träufelt man eine Lösung von Targesin 0,2:10,0 nach sorgfältiger Reinigung in den Bindehautsack mit deinem Tropfenzähler ein, wobei sorgfältig darauf zu achten ist, dass man die Schleimhaut (und natürlich noch weniger das Auge!) des Kindes niemals mit dem Tropfenzähler berührt. Darnach streicht man noch eine milde Salbe mit dem Glasstab in den Bindehautsacke ein, die ebenfalls die Absonderung vermindert und verhindert, dass die scharfe Absonderung die Hornhaut und die Lider anfrisst. Stets muss die Hornhaut beobachtet werden; zeigt sich darauf ein Geschwür oder nur die geringste Trübung, so muss Atropin angewandt werden. Die ganze Behandlung bedarf der dauernden Beaufsichtigung eines erfahrenen Arztes, womöglich des Augenarztes. – Von den eingreifenderen Behandlungsweisen, wie dem Ätzen der Bindehaut mit starken Silberlösungen, dem Pinsel mit solchen oder mit dem Höllensteinstift ist man auch in Ärztekreisen ganz abgekommen. Das Verdunkeln des Zimmers ist unnötig, ja schädlich. Macht das Kind die Augen auf, so soll man dies ja nicht wehren, denn dann hat man meist gewonnenes Spiel, – man darf aber auch dann nicht mit der Behandlung nachlassen, da sonst Rückfälle unvermeidlich sind. Noch schwieriger und verantwortungsvoller ist die Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung der Erwachsenen. Ist nur ein Auge erkrankt, so befestigt man ein Uhrschälchen mit Heftpflaster über dem gesunden Auge, um dieses womöglich zu schützen. Dass jedermann, der mit dem Kranken und namentlich mit dem Eiter in Berührung kommt, seine Hände nachher sorgfältig waschen und auch dann noch die Berührung der eigenen Augen und Geschlechtsteile möglichst vermeiden muss, ist selbstverständlich. Die gebrauchte Watte ist sofort zu verbrennen. Die hauptsächlich inneren Mittel sind: Argentum-nitricum D3 bis D6, mit Hepar sulphuris calcarea D3 im Wechsel, – auch Mercurius solubilis. Aconitum napellus: Kann ganz im Beginn in Betracht kommen, ehe die starke Absonderung einsetzt. Apis mellifica: Heftige Fälle mit starkem Ödem der Lider und Chemosis, die Lederhautgefässe dunkel und prall gefüllt. Lichtscheu stark. Verschlechterung abends. Argentum nitricum: Hauptmittel, auch innerlich in Verdünnung. Starke objektive Erscheinungen bei geringen subjektiven. Bei Apis mellifica und Rhus toxicodendron ist auch das Bindegewebe der Lider stark geschwollen, bei Argentum nitricum nur die Bindehaut. Calcarea carbonica: kann als Konstitutionsmittel bei pastöser Kachexie in Betracht kommen, meist aber weniger während der akuten Krankheit als nachher, um die Hornhauttrübungen soweit möglich aufzustellen. Calcarea hypophosphoricum: Hornhautkomplikationen bei schwachen Kindern mit geringer Lebenskraft. Chamomilla matricaria: Oft wertvolles Zwischenmittel, wenn die Kinder grosse Schmerzen haben, viel schreien und nur ruhig sind, wenn sie getragen werden. Die Schleimhaut ist so geschwollen, dass Blut tropfenweise heraustritt (Nux vomica). Euphrasia officinalis: In der späteren Stadien, wenn ein gewöhnlicher schleimigeitriger Katarrh zurückgeblieben ist. Hepar sulphuris calcarea: In allen Stadien, namentlich bei Hornhautkomplikationen, Lider geschwollen, krampfhaft geschlossen, bluten leicht beim Versuch sie zu öffnen, sehr empfindlich gegen Berührung. Rötung, Chemosis, ziemliche Absonderung, gelbweiss. Starke Lichtscheu. Besserung durch Wärme. Besonders wenn ein Hornhautgeschwür, sogar mit Hypopyon im Verlauf der Erkrankung aufgetreten ist, ist Hepar das passende Mitel. Mercurius solubilis: Wichtiges Mittel, besonders wenn die Absonderungen dünn und scharf sind, wenn Syphilis daneben besteht, mit syphilitischem Nasenkatarrh. Lichtscheu und Schmerzen, nachts in der Bettwärme schlechter. Kaltes Wasser bessert vorübergehend. Passt mehr für die späteren Stadien der Krankheit, besonders wenn Hornhautkomplikationen eingetreten sind. Nitricum acidum: gonorrhoische Augenentzündung. Lider geschwollen, rot, hart und schmerzhaft, Hyperämie der Bindehaut, Chemosis, Hornhautgeschwür, starke Lichtscheu und Tränen, massenhafte Absonderung gelben Eiters. Schmerzen schlechter nachts. Pulsatilla pratensis: Absonderung profus und bland, nicht wundmachend. Auch als Zwischenmittel bei Argentum nitricum wenn mit diesem Mittel die Besserung nicht mehr vorwärts geht. Abends schlechter, besser im kühlen Freien. Rhus toxicodendron: Lider rot, geschwollen, krampfhaft geschlossen. Besonders die Lidbindehaut ist entzündet und wölbt sich beim Öffnen des Auges vor, mit reichlicher, dicker, gelbeitriger Absonderung. Oder wenn die Eiterung geringer ist, stürzt beim Öffnen der Lider ein Strom von Tränen heraus. Das Kind ist kachektisch und ruhelos. Sulphur: Wenn als Konstitutionsmittel erforderlich. Konjunktivitis diphtherica und Konjunktivitis crouposa Ausser den unter Konjunktivitis katarrhalis und blenorrhoica angegebenen Mitteln kommen noch folgende in Betracht: Aceticum acidum: Hauptmittel bei kruppöser Membran der Bindehaut. Die falsche Membran ist dicht, gelbweiss, zäh und haftet so fest, dass es fast unmöglich ist, sie zu entfernen. Lider rot und geschwollen. Die Membran ist nicht im, sondern auf dem Gewebe. Arsenicum album: Schwache, kachektische Kinder, ruhelos, durstig, besonders nach Mitternacht. Falsche Membran haftet fest, dabei Hornhautgeschwüre. Lider geschwollen, Absonderung scharf. Hitze, besser durch Wärme. Kalium bichromicum: Kruppöse und diphtherische Konjunktivitis. Falsche Membran, von der Fetzen oder Fäden lose auf der Bindehaut schwimmen. Absonderung fädig, mit der Tränenflüssigkeit gemischt. Nicht vascularisiertes Hornhautgeschwür. Allgemeine Indikationen. Lachesis mutus: Tendenz zur Blutung beim Abziehen der Membran und auch spontan. Mercurius protojodatus: (Mercurius jodatus flavus). Wird häufig gebraucht. Hornhautgeschwür dabei, meist mit Vascularisation. Schmerzen, Lichtscheu stärker als bei Kalium bichromicum. Verschlechterung nachts, charakteristische Zunge. Angina. Phytolacca decandra: Konjunktivitis diphtherica mit fester, harter Schwellung der Lider. Ausserdem können natürlich nach allgemeinen oder konstitutionellen Gesichtspunkten noch andere Mittel in Betracht kommen, ohne örtliche charakteristische Symptome. Das Kapitel „Spezielle Azneimittellehre bei Augenkrankheiten“ von Dr. Karl Erhard Weiss wird in den nächsten Ausgaben unserer Mitgliederzeitschrift „SVH Folio“ fortgesetzt.