2. jugendkonzert – von radiohead zum sinfonieorchester

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2. jugendkonzert – von radiohead zum sinfonieorchester
2. JUGENDKONZERT –
VON RADIOHEAD ZUM SINFONIEORCHESTER
Foto Rhead, www.deviantart.com
Jonny Greenwood (Radiohead) 48 Responses to Polymorphia
BADISCHE STAATSKAPELLE
Justin Brown Dirigent
30.4.13 19.00 KLEINES HAUS
STAATSTHEATER KARLSRUHE
Baumeisterstr. 11
76137 Karlsruhe
Redaktionsschluss 5.4.13
LIEBE LEHRERINNEN UND LEHRER,
mit der Materialmappe zu unserem 2. Jugendkonzert in der Spielzeit 12/13, möchten wir Ihnen einige
Ideen zur Einbindung Ihres Konzertbesuchs in den Unterricht geben. Sie kann Ihnen zur persönlichen
Vorbereitung des Aufführungsbesuches dienen, enthält Hintergrundinformationen zu Werk,
Komponist*in und Dirigent*in und gibt Anregungen zur theater- und musikpädagogischen Vor- bzw.
Nachbereitung mit Ihrer Klasse.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Herzliche Grüße,
Julia Schüttke
Theaterpädagogin Oper, Ballett, Konzert
JUNGES STAATSTHEATER KARLSRUHE
Kontakt
[email protected]
T 0721 725 809 23
INHALT
Reihe der Jugendkonzerte 4
Dirigent 5
Komponist 6
Komposition 7
Ideen zur Vor- & Nachbereitung 10
REIHE DER JUGENDKONZERTE
Seit Beginn der Spielzeit 11/12 gibt es am STAATSTHEATER KARLSRUHE die neue Reihe der
Jugendkonzerte. In den moderierten Konzerten für Jugendliche ab 12 Jahren steht jeweils ein
Orchesterwerk im Mittelpunkt. Dieses wird von der BADISCHEN STAATSKAPELLE in Ausschnitten und
mit Klangbeispielen vorgestellt und zum Abschluss noch einmal ganz gespielt. Der in den Konzerten
aufgegriffene Ansatz geht zurück auf das Konzertformat „2 x hören“, das vom Konzerthaus Berlin in
Zusammenarbeit mit der Körber Stiftung konzipiert wurde und dort seit 2010 große Erfolge feiert.
Während es bei den Berliner Konzerten darum geht, einem interessierten Publikum Werke der Neuen
Musik zu vermitteln, liegt der Schwerpunkt am STAATSTHEATER KARLSRUHE darauf, Jugendlichen
Zugänge zu den jeweiligen Werken und ihren Komponisten zu ermöglichen. Durch das Herausgreifen
von Klangbeispielen wird die Wahrnehmung geschärft und die Freude am Wiederentdeckten während
des anschließenden Hörens gesteigert. Zudem ermöglicht die räumliche Nähe des KLEINEN HAUSES
einen besonders engen Kontakt zwischen Publikum und Musiker*innen bzw. Dirigenten*in auf der
Bühne. Der*die Dirigent*in vermittelt dem jugendlichen Publikum seine*ihre ganz persönliche Sicht auf
das Werk, stellt seine*ihre Beziehung zum Komponisten dar und lädt die Schüler*innen ein, einmal
ganz genau hinzuhören.
Kritik des 1. Jugendkonzertes im Februar 2012, BNN 11.2.12
DIRIGENT
Justin Brown
Justin Brown studierte an der Cambridge University und in Tanglewood bei Seiji Ozawa und Leonard
Bernstein und arbeitete später als Assistent bei Bernstein und Berio. Als Dirigent debütierte er mit der
gefeierten britischen Erstaufführung von Bernsteins Mass.
Für seine Programmgestaltung beim Alabama Symphony Orchestra, dem er sechs Spielzeiten als
Chefdirigent vorstand und das ihn 2012 zum Ehrendirigent ernannte, wurde er mit den ASCAP-Awards
2010, 2011 und 2012 ausgezeichnet.
Auf Einladung des renommierten „Spring for Music Festival“ dirigierte er im Mai 2012 das Orchester in
der Carnegie Hall. Seine Arbeit beinhaltet die Uraufführung vieler Auftragswerke und Dirigate
wichtiger Werke bedeutender Komponisten wie Elliott Carter und George Crumb. Er arbeitete zudem
mit namhaften Solisten wie Yo-Yo Ma, Leon Fleisher und Joshua Bell zusammen. Zahlreiche
Gastengagements führten ihn an renommierte Opernhäuser und Orchester weltweit, in Deutschland
u.a. an die Bayerische Staatsoper München und zu den Dresdner Philharmonikern. Komplettiert wird
sein Erfolg durch viele CD-Einspielungen. 2006 wurde er für einen Grammy in der Kategorie „Best
Classical Recording“ nominiert. Als GMD am STAATSTHEATER KARLSRUHE (seit 2008) wird Justin
Brown v. a. für seine Dirigate von Wagners Ring sowie den Werken Verdis und Strauss’ gefeiert. Unter
seiner Leitung stehen auf dem facettenreichen Konzertspielplan Werke wie Amériques von Edgar
Varèse und Mahlers 10. Sinfonie. In der Spielzeit 2012/13 übernimmt er die musikalische Leitung von
Tannhäuser, Peter Grimes, Der Ring des Nibelungen, Romeo und Julia auf dem Dorfe sowie Die
Trojaner. Außerdem stehen vier Sinfonie- und drei Sonderkonzerte, ein Fest- sowie das 2.
Jugendkonzert unter seinem Dirigat.
KOMPONIST
Jonny Greenwood
Jonny Greenwood1
Jonathan Richard Guy Greenwood wurde am 5. November 1971 in England geboren. Er wuchs in
Oxford auf, besuchte die Abingdon School und gründete im Alter von 14 Jahren gemeinsam mit seinen
Freunden Thom, Ed, Phil und seinem Bruder Colin die Schulband On a Friday. Die junge Band, die
ihren Namen entsprechend ihres Probentages ausgesucht hatte, trat Anfang 1986 erstmals öffentlich in
der Jericho Tavern auf. Seit 1991 hat die Band einen neuen Namen – Radiohead – und ist bei EMI unter
Vertrag. Jonny Greenwood ist bis heute Gitarrist der Band und für sein aggressives Spiel weltweit
bekannt. Dass Greenwood neben seiner Bandtätigkeit auch als Komponist arbeitet, ist nur wenig
verbreitet. Der Multiinstrumentalist, der nach seiner Schulzeit in Oxford Musik und Psychologie
studierte, aber nie einen Abschluss erzielte, verfügt mittlerweile über ein großes Repertoire an eigenen
Kompositionen. Greenwoods Werke lassen sich stilistisch nur schwer einordnen und changieren
zwischen Rock, Pop, Klassik und Jazz. Die folgende Übersicht über eine Auswahl an Solowerken
Greenwoods zeigt seine stilistische Vielfalt:
2003
2004
2007
2010
2011
2011
2011
1
Bodysong – Soundtrack zum gleichnamigen Film (erstes Soloalbum)
Popcorn Superhet Receiver – ein Stück, das er für die BBC komponierte.
There will be blood – Soundtrack zum gleichnamigen Film
Norwegian Wood – Soundtrack zum gleichnamigen Film
We need to talk about Kevin – Soundtrack zum gleichnamigen Film
The Master – Soundtrack zum gleichnamigen Film
48 Responses to Polymorphia
Photo: Getty Images; http://www.vulture.com/2008/01/jonny_greenwood_denied_an_oscar.html
KOMPOSITION
Greenwood meets Penderecki
Während seines Studiums beschäftigte sich Jonny Greenwood u.a. mit der Musik Olivier Messians und
Krzysztof Pendereckis. Besonders die Musikwelt des polnischen Komponisten faszinierte und
inspirierte ihn. Als er ihn Mitte der 1990er Jahre nach einem Konzert in der Londoner Drapers Hall zum
ersten Mal persönlich traf, war er noch sehr zurückhaltend. „I shook his hand after a concert like a sad
fan-boy“.1
Es kam erst 2011 zu einem erneuten Zusammentreffen der beiden im Rahmen des European Culture
Congress‘ in Breslau/Wroclaw, der anlässlich der polnischen EU-Präsidentschaft veranstaltet wurde.
Neben Werken Pendereckis wurde auch ein Stück von Greenwood aufgeführt: 48 Responses to
Polymorphia. Es ist eine Hommage an Polymorphia von Penderecki und wurde speziell zu diesem
Anlass komponiert.
Jonny Greenwood, Marek Mos (Dirigent des AUKSO Chamber Orchestra) und Krzysztof Penderecki, 20112
2
Foto: http://www.culturecongress.eu/english/news/penderecki_greenwood_tvp, (5.4.2013, 18:39 Uhr)
48 Responses to Polymorphia
Die Antwort von Greenwood auf Pendereckis Polymorphia3 besteht aus neun Sätzen (ursprünglich
waren 48 sehr kurze Stücke geplant):
1. Es ist genug,
2. Rañj,
3. Overtones,
4. Three Oak Leaves (for K. P.),
5. Scan,
6. Baton Sparks,
7. Overhang,
8. Bridge
9. Pacay Tree.
Alle Sätze beginnen mit dem letzten Akkord von Pendereckis Polymorphia – einem großen, glorreichen
und triumphalen C-Dur-Akkord. Er wird auf unterschiedliche Art und Weise und in verschiedene
Richtungen verfälscht – die anfängliche, harmonische Struktur zerfällt zu Bruchstücken. Als zweite
Inspirationsquelle diente ein Choral von Johann Sebastian Bach: Es ist genung. In Anlehnung daran
komponierte Greenwood seinen ersten Satz. Elemente dieses Chorals werden auch in den anderen
Sätzen immer wieder aufgegriffen.
Greenwood verwendet diverse Methoden, um neuartige Klänge zu erzeugen. So lässt er
beispielsweise im ersten Satz Es ist genug die Spieler*innen ihren Namen in ihr Instrument flüstern. An
einer späteren Stelle deutet der Dirigent mit dem Finger nacheinander auf jede*n einzelne*n
Spieler*in. Die Musiker*innen beginnen ihren Ton erst zu spielen, wenn der Fingerzeig sie erreicht. So
entsteht der Eindruck, als ob eine kleine musikalische Figur durch das ganze Ensemble wandert. Das
erinnert beispielhaft an Hall und Echo der elektronischen Musik. Der letzte Abschnitt Pacay Tree stellt
einen wie von schon im Titel genannten südamerikanischen Pacay-Baum dar. An einer Stelle streichen
und schlagen die Musiker die Saiten ihrer Instrumente mit langen Bohnenschoten. Das Resultat ähnelt
dem Effekt, wenn Musiker die Saiten nicht mit den Bogenhaaren, sondern mit dem Holz des Bogens
streichen.
Bei Three Oak Leaves (for K.P.) dienten drei Eichenblätter als Inspirationsquelle für Greenwood. Jedes
Instrument stellt eine Ader des Blattes dar. Die Spieler*innen beginnen alle auf einer einzelnen Note,
dann gleiten sie entsprechend den Mustern der Adern in unterschiedliche Tonhöhen. Bereits
Penderecki dienten in Polymorphia Aufzeichnungen von Elektroenzephalogrammen (EEGs) (die
gemacht wurden, während geisteskranke Patienten sein Stück Threnody for the Victims of Hiroshima
anhörten) – also musikferne/-fremde Einflüsse – als Vorlage für die Notation. Neben dieser
Gemeinsamkeit der Werke, soll der Satz aber vielmehr Greenwoods Verehrung zeigen. Er widmete
Penderecki Three Oak Leaves, denn der polnische Komponist sei von Bäumen besessen und habe ein
Aborteum – ein Art botanischer Garten mit Bäumen und Gesträuchen aus aller Welt. Greenwood hofft,
dass „he [Penderecki] sees it as a gesture of affection, but it might be one of those things that looks
better on paper. I only let that part play for about 30 seconds of the 20-minute piece“.2
3
Das Wort Polymorphia kommt aus dem Griechischen und bedeutet „viele Formen“, πολύ / poly „viel“ und μορφή / morphe
„Form“
Das Werk Polymorphia von Penderecki wurde bereits 1961 komponiert und zeigt eine bemerkenswerte
Klangfarben-Vielfalt in dem Spektrum zwischen Lärm/Geräusch und Musik: beginnend mit dem
langsamen Entfernen von einem leisen, tiefen zu einem höheren, dichteren Bereich, wird das Stück von
einer permanenten Unbeständigkeit des Klanges beherrscht.3
Neben der gleichen Orchestrierung (48 Streicher: 24 Violinen, 8 Violen, 8 Violoncellos und 8
Kontrabässe) vereint die beiden Polymorphias der Widerspruch zwischen musikalischer Schönheit
und klanglichem Grauen. Sie stützen sich beide auf die Idee des Sonorismus4, die sich auf die
Eigenschaften und Qualitäten des Klangs – u.a. Formen, Strukturen, Muster – konzentriert. Sowohl
Greenwood in der heutigen Zeit, als auch Penderecki in den 1960er Jahren, beschäftigten sich vor den
Kompositionen intensiv mit elektronischer Musik, verwendeten für ihre Stücke aber klassische
Instrumente. Die Musik fühlt elektronisch erzeugten Klängen nach und unterscheidet sich doch
grundsätzlich von diesen.
„For me he's a real hero, because he learnt about electronic music and then went back to the
orchestra, and made all these magical sounds using very old-fashioned technology“. Dies erzählte
Greenwood 2011 in einem Interview mit einem polnischen Radiosender und fügte hinzu: „To me I find
that very inspiring.“4
Doch wie empfindet Penderecki die Antworten Greenwoods? Ist es eine Kopie von Polymorphia?
Pendereckis Antwort: „None of what Jonny does is a copy of what I have done. Even his notation is
different from mine. He does things that I haven't done, and has gone in a different direction using
some elements of my music. He is very gifted. I like his music very much“.5
4
„Sonorismus ist ein Terminus, der vor allem in der polnischen Musikwissenschaft benutzt wird und eine geräuschorientierte
Stilrichtung in der Neuen Musik beschreibt.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Sonorismus (5.4.2013, 15:08 Uhr)
IDEEN ZUR VOR- & NACHBEREITUNG
Geräusch- und Tonolympiade – Warm-up
1. Geräuscholympiade: Bei dieser Einstiegsübung stellen sich alle Spieler*innen in zwei Reihen auf. In
jeder Gruppe sollten gleichviele Spieler*innen sein. In der ersten Runde macht der*die vorderste
Spieler*in ein Geräusch, welches durch die Reihe nach hinten gegeben wird. Dies geschieht, indem
das vorgegebene Geräusch von dem*der nächstfolgenden Spieler*in wiederholt wird. Dabei sollten die
Spieler*innen darauf achten, dass das Geräusch möglichst deutlich und präzise wiederholt wird.
Sobald das Geräusch bei dem*der letzten Spieler*in angekommen ist, rennt sie*er nach vorne, nimmt
den vordersten Platz in der Reihe ein und gibt ein neues Geräusch durch die Reihe. Die Reihe, die als
erstes mit allen Spieler*innen durch ist, hat gewonnen.
2. Tonolympiade: In einer zweiten Runde werden Töne nach hinten gegeben. Hierbei sollte der Ton
möglichst genau und ohne Unterbrechung angenommen und weitergereicht werden, was ein hohes
Maß an Konzentration und genaues Hinhören erfordert. Wie bereits oben beschrieben, gewinnt die
Reihe, die als erstes mit allen Spieler*innen durch ist.
Im Anschluss an die Übung kann mit den Spieler*innen der Unterschied zwischen Geräuschen und
Tönen herausgearbeitet werden. Was ist für euch ein Geräusch? Was ein Ton? Sind Geräusche
hässlich und Töne schön und wer bestimmt darüber? Diese Frage kann bei der Beschäftigung mit
Greenwoods Komposition 48 Responses to Polymorphia immer wieder aufgegriffen werden.
Klangmetamorphosen
Alle Spieler*innen stehen verteilt im Raum und sprechen einen Konsonanten ihrer Wahl. Dieser wird
durchgehend wiederholt. Der*die Spielerleiter*in geht herum und tippt eine*n Spieler*in nach dem/der
anderen an. Sobald sie berührt werden, wechseln sie von dem Konsonanten zu einem gesungenen
Vokal ihrer Wahl. Die Tonhöhe ist hierbei egal.
Zum Abschluss an die Übung kann auch hier mit den Schüler*innen das Erlebte reflektiert und der
Unterschied zwischen Geräuschen und Tönen wiederholt besprochen werden.
Variante: Die Übung wird mit geschlossenen Augen wiederholt.
Verschiedene Spieltechniken der Streichinstrumente
Material: ein Streichinstrument mit Bogen (ersatzweise ein Saiteninstrument, Klavier oder Flügel),
Alltagsgegenstände nach Wahl (z.B. Stift, Pappe etc.)
Greenwood verwendete in 48 Responses to Polymorphia zahlreiche Spieltechniken für
Streichinstrumente, die vorrangig in der Neuen Musik benutzt werden, in der klassischen Musik aber
nur wenig Beachtung finden.
1. Zunächst nehmen die Schüler*innen das Streichinstrument und probieren, welche Klänge sie mit
ihren Händen auf dem Instrument erzeugen können. Falls kein Streichinstrument vorhanden ist, kann
man diese Übung auch mit einem Saiteninstrument oder an den Saiten eines aufgeklappten Klaviers
oder Flügels ausüben.
2. Im Anschluss nehmen die Spieler*innen zusätzlich den Bogen des Instruments hinzu. Sie können das
Instrument sowohl mit den Haaren als auch dem Holz des Bogens berühren (z.B. streichen, leicht
schlagen, klopfen). Der Kreativität der Schüler*innen ist hierbei keine Grenze gesetzt.
3. Im dritten Schritt versuchen die Schüler*innen mit Alltagsgegenständen (z.B. Stift, Pappe etc.) einen
Ton zu erzeugen. Sie experimentieren, um so die Klangmöglichkeiten des Instrumentes zu erforschen.
Im Anschluss können die gängigen Streich- und Spieltechniken von Streichinstrumenten mit den
Schüler*innen besprochen werden. Hierzu finden Sie im Materialteil ein Glossar zur Übersicht.
Rhythmus klopfen – 9. Satz Pacay Tree
Nachdem in der vorigen Übung das Klangspektrum der Streichinstrumente ausgelotet wurde, soll in
diesem Abschnitt ein besonders einprägsamer Rhythmus kennengelernt werden. Dieser kommt im 9.
Satz Pacay Tree vor, wo er unter anderem von den Streichern mit einer Bohnenschote auf den
Instrumenten produziert wird. Gemeinsam wird der Rhythmus zuerst geklopft, bis ihn alle gut können.
Anschließend kann der Rhythmus mit verschiedenen Alltagsgegenständen ausprobiert werden und die
unterschiedlichen Klangerlebnisse miteinander verglichen werden.
Rhythmus Pacay Tree
Vertonen von Eichenblättern
Material: drei Eichenblätter von Greenwood (auf Anfrage erhältlich), verfügbare Instrumente, ggf.
Aufnahme von Greenwood sowie ein Musikabspielgerät
Sowohl Greenwood als auch Penderecki nutzten für ihre Kompositionen musikfremde Einflüsse.
Greenwood vertonte drei Eichenblätter und Penderecki Aufzeichnungen von
Elektroenzephalogrammen. Bei dieser Übung ist die Aufgabe der Schüler*innen die Bilder der
Eichenblätter, die Greenwood im 4. Satz Three Oak Leaves (for K.P.) verwendet, in eigene Klänge
umzusetzen. Die Spieler*innen nutzen für diese Übung entweder ihre eigenen Instrumente oder ihre
Stimmen. Gehen die Linien bei den Adern des Blattes oder den EEG-Graphen nach oben, so wird der
Ton höher, sind die Linien absteigend, so wird der Ton tiefer. Jede*r Schüler*in wählt sich eine Ader
bzw. Linie. Danach gibt der*die Spielleiter*in ein Zeichen und alle vertonen gleichzeitig ihre eigene
Linie. Zum Abschluss kann mit den Schülern*innen das Original von Greenwood angehört werden.
C-Dur-Akkord
Im Mittelpunkt der Komposition 48 Responses to Polymorphia steht der C-Dur Akkord, der immer
wieder neu verfremdet wird. Der*die Spielleiter*in teilt zu Beginn der Übung die Schüler*innen in drei
Gruppen ein. Diese singen die drei Töne eines (C-Dur-)Akkords. Auf das Zeichen des*der Spielleiter*in
verändert die erste Gruppe ihren Ton minimal nach oben oder unten, die anderen beiden Gruppen
versuchen ihre Töne zu halten. Anschließend wandelt die zweite Gruppe ihren Ton ebenfalls ab. Auf
das nächste Zeichen des*der Spielleiters*in variiert die dritte Gruppe ihren Ton.
Greenwood-Choral
Materialien: Noten des Chorals von Greenwood, ggf. verschiedene Instrumente, PC mit Mikrofon,
Lautsprecher und einem Audiobearbeitungsprogramm (z.B. Audacity5)
Das kostenlose Audiobearbeitungsprogramm Audacity (www.audacity.de) bietet die Möglichkeit Musik
aufzunehmen, abzuspielen und sie zu bearbeiten. Eine gute Einführung in das Programm gibt der
Benutzer Kevin HP auf der Plattform Youtube. In zwei Videos erklärt er das Aufnehmen und Bearbeiten
von Audiodateien.6 Weitere englischsprachige Informationen wie Einführungen oder Anleitungen sind
auf der Webseite von Audacity unter dem Reiter „Hilfe“ zu finden.
1. Die Schüler*innen studieren mit dem*der Spielleiter*in den Choral ein, den Greenwood im Stil von
Johann Sebastian Bach komponiert hatte. Sie können den Choral entweder singen (auf die Silbe „da“)
oder das Stück mit ihren eigenen Instrumenten spielen. Je nach Erfahrungsgrad der Schüler*innen
kann wahlweise nur ein Teil bzw. der komplette Choral einstudiert werden.
2. Im Anschluss wird der Choral mit Audacity oder einem anderen Audiobearbeitungsprogramm
aufgenommen.
3. Die Spieler*innen verfremden elektronisch den Choral. Dies kann beispielsweise durch Änderung
von Rhythmus, Tonhöhe und Lautstärke geschehen, oder aber durch Hinzufügen eines Effektes wie z.B.
Echo, Hall oder Filtern.
5
http://www.audacity.de 22.3.2013, 14.45 Uhr.
Kevin HP, Audacity: Aufnahme und Bearbeitung (1/2): http://www.youtube.com/watch?v=wYnMADJm9LU 27.3.2013, 15.00
Uhr. Kevin HP, Audacity: Aufnahme und Bearbeitung (2/2):
http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=CgAdoxGyCe4&NR=1 27.3.2013, 15.00 Uhr.
6
Greenwood-Choral
1
http://www.guardian.co.uk/music/2012/feb/23/poles-collide-jonny-greenwood-penderecki (24.2.2013, 16:41 Uhr), deutsche
Übersetzung: „Ich habe seine Hand nach dem Konzert wie ein kleiner Fan geschüttelt“.
2
http://www.guardian.co.uk/music/2012/feb/23/poles-collide-jonny-greenwood-penderecki (24.2.2013, 16:41 Uhr), deutsche
Übersetzung: „[…] er es als Geste der Zuneigung sieht, aber es mag sein, dass es eins der Dinge ist, die besser auf Papier
aussehen. Ich lasse den Teil nur für 30 Sekunden in einem 20 Minuten-Stück spielen“.
3
Auch Threnody diente Greenwood bereits als Inspirationsquelle. Er komponierte darauf basierend Popcorn Superhet
Receiver und gewann damit 2006 einen Preis beim BBC Composers Award.
4
http://www.thenews.pl/1/11/Artykul/54807,-Jonny-Greenwood-%E2%80%93-Penderecki-is-my-hero (24.2.2013, 16:37 Uhr),
deutsche Übersetzung: „Für mich ist er ein echter Held, weil er elektronische Musik (kennen)lernte und danach zurück zum
Orchester ging und all diese magischen Klänge machte, obwohl er sehr altmodische Technologie benutzte. Ich finde das sehr
inspirierend“.
5
http://www.guardian.co.uk/music/2012/feb/23/poles-collide-jonny-greenwood-penderecki (24.2.2013, 16:41 Uhr), deutsche
Übersetzung: „Nichts von dem was Jonny macht ist eine Kopie von dem was ich getan habe. Sogar seine Notation ist eine
andere. Er macht Sachen, die ich nicht getan habe und ging in eine andere Richtung. Dabei benutzte er manche Elemente aus
meiner Musik. Er ist sehr begabt. Ich mag seine Musik sehr“.