Intervention bei Autismus- Spektrum
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Intervention bei Autismus- Spektrum
Intervention bei AutismusSpektrum-Störungen (ASS) Berühmte Menschen mit ASS-Verdacht Gliederung 1. 2. 3. Evidenzbasierung Allgemeine Therapieprinzipien Interventionsprogramme 3.1 Verhaltenstherapeutische Maßnahmen 3.2 ABA 3.3 Training sozialer Fertigkeiten 3.4 TEACCH 3.5 Elterntraining „Zuckerl“ € Tiergestützte Therapie € PECS 1. Evidenzbasierung der Intervention • Wann ist ein Verfahren evidenzbasiert? Verschiedene Bewährungsstufen (RCT, Metaanalysen…) • Vorteile/Nachteile? • Effizienz/Effektivität Evidenzstufen (nach Kunz et al., 2000) I) Mehrere RCT-Studien II) Eine RCT-Studie III) Methodisch gute Studien ohne Randomisierung IVa) Klinische Berichte und Fallbeschreibungen IVb) Expertenmeinung e v i s n e t n i , e h e i p Frü a r e h t s n e t Verhal Social Stories PECS Evidenzbasierte Methoden bei ASS TEACC H v i t i n g Ko e l a r o i behav e i p a r e Th 2. Allgemeines zur Autismus-Therapie Hauptsymptome Kommunikation Interaktion Verhalten Allgemeines zur Autismus-Therapie •Störung nicht heilbar ‚Therapie immer aufwendig und langfristig Zielsetzung: •Verbesserung der Lebenqualität •Verbesserung des Funktionsniveaus Methodenübergreifende Prinzipien •Therapie in unterschiedlichen Zusammenhängen und durch unterschiedliche Personen •Einzeln und in Gruppen •Einsatz verhaltenstherapeutischer Techniken Methodenübergreifende Prinzipien •Extensives Üben •Transparenz und Vorhersagbarkeit •Ausführliche funktionale Verhaltensanalyse •Einbindung von Eltern/Umfeld Hauptproblem: Generalisierung und Stabilität von Therapieeffekten Spezifische Interventionsprogramme • • • • • Verhaltenstherapeutische Maßnahmen ABA Training sozialer Fertigkeiten TEACCH Elterntraining € Tiergestützte Therapie € PECS 3.1 Umschriebene Verhaltenstherapie Verhaltenstherapeutische Modifikation einzelner Problembereiche Sprache Alltagskompetenz Soziale Kompetenz Komorbide Probleme Stereotype Verhaltensweisen Verhaltenstherapeutische Techniken • Shaping • Chaining • Prompting Verhaltenstherapeutische Techniken •Fading •Stimuluskontrolle •Reizdiskriminierung ‚ Empirische Evidenz (noch) bruchstückhaft 3.2 Applied Behavior Analysis (ABA) •„angewandte Verhaltensanalyse“ •Verhaltenstherapeutisches Programm nach Lovaas (60er) •Ausführliche funktionale Bedingungsanalyse als Voraussetzung Applied Behavior Analysis (ABA) Hauptziele: - Abbau von Verhaltensproblemen - Aufbau von Fähigkeiten (v.a. Kommunikation und soziale Kompetenz) Methoden der ABA (1) •Diskretes Lernformat •Verbal Behavior •Präzisionslernen ‚ Meist Problem der fehlenden Generalisierung und Spontaneität Methoden der ABA (2) •Natürliches Lernformat Merkmale Diskretes Lernformat Natürliches Lernformat Initiative Lehrer Kind Anweisung Einfach, wiederholt Flexibel Hilfestellung Spezielle Hierarchie Flexibel Konsequenz Künstlich & natürlich Natürlich Methoden der ABA (2) • Natürliches Lernformat z.B. communicative temptations • Inzidentelles („zufälliges“) Lernen Schaffung/Nutzung von Lernsituationen im Alltag Methoden der ABA (3) •Pivotal response training: Training von Schlüsselverhaltensweisen - joint attention - Imitation •Methoden zur Aufrechterhaltung der Motivation •Visuelle Methoden Evidenz für ABA •Eines der frühesten Programme ‚Gut erforscht ‚ Wirksamkeit bestätigt, aber zu Beginn überschätzt ‚ Evidenz für Verbal Behavior und Präzisionslernen mangelhaft ‚ Erfolge des natürlichen Lernformats (Generalisierung, Stabilität, Spontaneität) 3.3 Training sozialer Fertigkeiten Schwächen von Personen mit ASS • Erkennen von Mimik, Gestik, Körpersprache, Tonlage, Gefühlsausdruck • Verbalisation von Gefühlen und Gedanken • Wechselseitigkeit • Verständnis sozialer Normen Allgemeines zum Sozialtraining •Meist im Gruppenkontext bei Kindern und Jugendlichen (u.U. integrativ) •Verhaltenstherapeutische Methoden (operantes Lernen, Fading…) •Imitations- und Modelllernen •Kognitive Verhaltenstherapie 3 Phasen 1) Erwerb 2) Anwendung 3) Routinisierung (z.B. Social Scripts) Social Stories: Wieso reden Menschen über das Wetter? Wenn Menschen zusammen sind, reden sie manchmal über das Wetter, berühmte Leute oder die teuren Benzinpreise. Das nennt sich „Small Talk“ und bedeutet „kleines Gespräch“. Small Talk macht man mit Leuten, die man noch nicht so gut kennt oder auch manchmal mit Freunden. Wenn man zum Beispiel Eis essen geht, dann gibt es immer mal wieder eine Pause im Gespräch. Dann sagt keiner etwas. Das ist vielen Menschen unangenehm. Damit das Schweigen aufhört, sagt dann jemand vielleicht: „Das Wetter war schon lange nicht mehr besonders schön“. Da kann dann das Gegenüber immer etwas antworten… Wichtige Grundsätze •Konkret •Struktur und Regelmäßigkeit •Nicht-sprachliche Veranschaulichung •Schrittweises Vorgehen •Verschiedenartige Situationen •Positive Konnotation von sozialer Interaktion ‚Evidenz ok, aber Generalisierung problematisch Entscheidungsbaum bei ASS • TEACCH • Elterntraining Schneider & Margraf, 2009 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 29 3.4 TEACCH 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 30 TEACCH-Ansatz • „Treatment and Education for Autistic and related Communication handicapped CHildren“ € empirisch gut abgesichert (Evidenz IIa) € Bezeichnung für staatliches Förderprogramm in North Carolina/USA, 1972 € eigentlich keine Interventionsmethode, sondern Versorgungsstruktur 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 31 TEACCH-Ansatz • Eric Schopler, 1965 (ursprünglich psychodynamische Schule, Zweifel am Erklärungsansatz für Autismus): Autismus ist keine emotionale Störung, sondern eine Störung der Wahrnehmungsverarbeitung € Kooperation Eltern - Fachleute erst möglich € Umsetzung einer Grundhaltung € pädagogisch-therapeutischer Ansatz 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 32 TEACCH-Ansatz • strukturierte Spielsituationen statt unstrukturierter • Ziel: Selbständigkeit und Lebensqualität von Menschen mit ASS zu erhöhen, Verhinderung von unnötiger Institutionalisierung • TEACCH-Zentren: Diagnostik, Beratung, Einzelförderung • Unterstützung in Bildungseinrichtungen etc. 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 33 TEACCH – Grundsätze und Philosophie • zum Wohle und Schaden anwendbar • zum Wohle: Strukturierung eingebettet in Grundhaltung („herausragende Relevanz“) € Andersartigkeit der kognitiven Verarbeitung wird wertneutral erkannt (Neurodiversity) • Respekt und Achtung trotz Unterstützungsbedürfnis • keine „Heilung“ sondern Erlernen von Kompetenzen zur Selbständigkeit, lebenslange Unterstützung 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 34 TEACCH – Grundsätze und Philosophie • Umwelt soll bedeutungsvoll, verständlich und vorhersagbar werden (weniger Stress) • „Zwei-Wege-Ansatz“: Anpassung der Umwelt an Kognitions- und Lernstil der Personen, dann Erlernen neuer Verhaltensweisen und Fertigkeiten ƒ Sicht der Welt aus autistischer Brille nach dem unbedingten Erwerb von Fachwissen (Abrufbarkeit auch in Stresssituationen) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 35 TEACCH – Grundsätze und Philosophie • Einbezug der Eltern (Lebensumwelt) • integratives Rahmenkonzept (Einbezug anderer Ansätze) • maßgeschneidertes, individualisiertes Vorgehen mit Ressourcenorientierung (Fähigkeits- und Interessenprofil; formell und informell) • deutschsprachige Instrumente liegen noch nicht vor 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 36 TEACCH – „structured teaching“ • Kern des TEACCH-Ansatzes • Verdeutlichen von vorhandenen Strukturen ƒ Wahrnehmung von Informationen möglich • Wirkprinzipien 1) 2) 3) 4) 2/2/2011 Lerntheorie Entwicklungsorientierung Strukturierung Visualisierung Therapie von ASS-Störungen 37 TEACCH – „structured teaching“ 1) Lerntheorie • sozio-kognitiver Ansatz (Verständnis und Vorhersehbarkeit) mit Bedeutung der Gesamtsituation • Ursache-Wirkungs-Zusammenhang schwer erkennbar ƒ soziale Verstärker nicht wirkungsvoll ƒ intrinsische Verstärker (Handlung an sich) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 38 TEACCH – „structured teaching“ 2) Entwicklungsorientierung • Orientierung an individueller Entwicklung (Assessment!) 3) Strukturierung • Beziehungen von Reizen „ Wahrnehmen der Gesamtsituation • Einschränkungen der Handlungsplanung und Kontrolle „ Struktur von außen! 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 39 TEACCH – „structured teaching“ 4) Visualisierung • Schwierigkeit: Sprache und Lernen am Modell • Stärke: Wahrnehmung von visuellen Reizen • Visuelles kann länger bestehen bleiben, ist nicht flüchtig 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 40 TEACCH – „structured teaching“ • Durchführung 1) Strukturiertes Unterrichten 2) Visuelle Organisation, Instruktion und Klarheit 3) Strukturierungsebenen 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 41 TEACCH – „structured teaching“ 1) Strukturiertes Unterrichten • „Normale“ Strukturen nicht erkennbar ƒ Orientierungslosigkeit, Verunsicherung ƒ Strukturierung und Visualisierung (aber auch: Individualisierung!) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 42 TEACCH – „structured teaching“ 2) Visuelle Organisation, Instruktion und Klarheit • Organisation: z.B. Reihenfolge sichtbar machen • Instruktion: Anweisungen, Zeichnungen, Fotos, Muster • Klarheit: Markierung, farbliche Kodierung 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 43 TEACCH – „structured teaching“ 3) Strukturierungsebenen a) Raum € normale Wahrnehmung v.a. durch Schemata („ Raumfunktion) € Räume mit Doppelfunktionen: Hinweise € ASS: Einfachfunktionen bzw. Kodierungen € unsichtbare Grenzen sichtbar machen (Klebebänder, Holzleisten) € reizarme Räume bieten (auch bei gemeinsamen Mahlzeiten) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 44 TEACCH – „structured teaching“ „Teilhabe zeigt sich nicht darin, dass Menschen gegen ihren Willen zur Gemeinschaft gezwungen werden“ 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 45 TEACCH – „structured teaching“ b) Zeit € wichtigstes Element: Vorhersagbarkeit gegen Angst und Unsicherheit € kein „normales“ Zeitgefühl € Worte ohne Bedeutung € keine Einordnung von Ereignissen (Stau, Warteschlange etc.) ƒ eigene autistische Routinen (Abwehr beim Durchbrechen derselben) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 46 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 47 TEACCH – „structured teaching“ • Tages-, Wochen und Monatspläne € „Lesbarkeit“ durch Klienten Voraussetzung € Nutzung der Routine € Steigerung: Auswahl von Alternativen (Auswahlbrett mit Fragezeichen) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 48 TEACCH – „structured teaching“ c) Handlungen • Schwierigkeiten: Handlungsplanung, Transfer, Nachahmung (eingeschränktes Repertoire) € Planung durch Verfügen über strukturierte Umgebung € Funktionale Routinen einführen € z.B. „von links nach rechts“, Ablagekörbe, „erst-dann-Abläufe“, Verinnerlichung von Handlungsschritten als Startfunktion des nächsten 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 49 TEACCH – Wirknachweis • wissenschaftlicher Wirknachweis wegen Individualisierung erschwert • Vergleich z.B. bei Kindern nach 4 Monaten: 3 bis 4mal größerer Entwicklungsfortschritt als Kontrollgruppe (Ozonoff & Cathcart, 1998) • mehrere Studien mit ähnlichen Feststellungen • eklatante Verbesserung der Familiensituation 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 50 3.5. ELTERNTRAINING 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 51 Elterntraining - Elternsituation • fundamentale Lernsituation durch „intuitiv didaktisches Elternverhalten“ wird durch Störung beim Kind beeinträchtigt • Eltern: irritiert, gestresst ƒ Schuldgefühle, Ablehnung, Resignation, Depression ƒ Elterntraining so früh wie möglich ƒ abgestimmter Interaktionsstil elementar 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 52 Elterntraining „Intensive Frühtherapieprogramme, die ein Elterntrainingsprogramm enthalten, stellen für autistische Kinder im Vorschulalter (2 bis 6 Jahre) den Goldstandard dar.“ Cordes, R. & Cordes, H. in S. Bölte (Hrsg.), 2009 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 53 Elterntraining – USA • Elterntrainings in den USA seit den 1960er Jahren • im klinischen Setting erworbene Lernerfolge konnten beibehalten werden • Einzellernprogramme „ Generalisierung zu Hause 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 54 Elterntraining - USA • 1970er Jahre „Young Autism Project“ € € € € € erstes intensives Frühinterventionsprojekt Experten der Lovaas-Gruppe „home-based-program“ „parent professionals“ 3. Follow-up-Studie nach 19 Jahren: 42% der Experimentalgruppe haben normales Funktionsniveau € „dramatischer Therapieerfolg“ 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 55 Elterntraining – Inhalte • Zentrale Inhalte von Elterntrainings € € € € Elternausbildung Verhaltenstherapeutisches Training Professionalisierung der Eltern Aufbau entwicklungsfördernder Interaktion • findet in Deutschland eigentlich nicht statt • unspezifische Förderung, wenig wirksam 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 56 Elterntraining - Elternpräsenz • Ausmaß des Einbezugs der Eltern in Frühförderprogramme: € ETP ohne Therapie des Kindes durch Experten € KVT-ETP mit Unterstützung durch externe Therapeuten € Intensive VT-Programme: „parent managed“ mit Co-Therapeuten (Supervision) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 57 Elterntraining NAS EarlyBird-Programm • Entwicklung in GB 1997 durch National Autistic Society (NAS) • niederschwellig • Kurzzeit-Programm • reines ETP € € € € Gruppentraining (6 Familien = 1 Gruppe) 8 Workshops in 3 Monaten 1/Woche Hausbesuch durch Trainer Video-Feedback/Supervision • positiv evaluiert 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 58 Elterntraining NAS EarlyBird-Programm • • • • • • • • • • • Session 1: Understanding Autism Session 2: Interpreting Communication Session 3: Encouraging Interaction Home Visit week Session 4: Structuring Learning Session 5: Analysing Behaviour Session 6: Preventing Problems Home Visit week Session 7: Supporting Socialising Session 8: Looking Ahead Follow-up: 6 months later 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 59 BET Das Bremer Elterntrainingsprogramm • • • • 2002 konzipiert wohnortnahe Betreuung z.Zt. nicht möglich keine Bezahlung durch Sozialamt Kurzzeit-Programm € 6 Monate mit 30 Std./Woche; Elterntraining 2x/Tag • Gruppen à 3 – 4 Familien • Ergebnisse: € € € € 2/2/2011 „formeller Support“ durch Experten „informeller Support“ durch Familien deutliche Entwicklungsfortschritte (auch Sprache) Verhaltensprobleme deutlich reduziert Therapie von ASS-Störungen 60 Elterntraining - Therapieerfolg • Prädiktoren für Therapieerfolg: € € € € € € IQ über 45 Alter des Kindes unter 48 Monaten Imitationsfähigkeit Expressive Sprache Geringere Symptomschwere Joint-attention-Fähigkeiten • bei niedrigem Funktionsniveau kann weiterer Abbau vermieden werden 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 61 Elterntraining - Wirkfaktoren • Elterntraining: € Problemaktualisierung € Problembewältigung/Motivationale Klärung € Ressourcenaktivierung/Therapeutische Beziehung • Frühe Intervention: € hohe Intensität € früher Beginn € Einzellerndurchgänge € Supervision 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 62 Picture Exchange Communication System (PECS) •keine Therapie im eigentlichen Sinn •Fehlende Sprache & kommunikative Fertigkeiten ‚Kommunikation über Bildkarten ‚Trennung von Interaktion und Verbalsprache Wirkprinzipien •Interaktion vom Kind initiiert ‚Verstärkung von funktionalem Sozialverhalten •Motivation •Teilschritte und Prompting ‚ keine Frustration •Aufmerksamkeitsförderung (joint attention) Phasen 1) Physischer Austausch 2) Erhöhung der Spontaneität 3) Diskrimination Phasen 1) Physischer Austausch 2) Erhöhung der Spontaneität 3) Diskrimination 4) Satzstruktur 5) Antwort auf „Was möchtest du?“ 6) Kommentieren Evidenz PECS bewährt als Mittel der Kommunikationsförderung u.U. Anregung der Entwicklung der Verbalsprache 3. TIERGESTÜTZTE THERAPIE 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 69 Tiergestützte Therapie • Autisten besitzen keine „theory of mind“ € bevorzugen unbelebte, unbewegte Objekte € gehen nicht aktiv in soziale Interaktionen • Berichte über autistische Menschen, die intensive Beziehungen zu Tieren haben € z.B. Temple Grandin, frühkindlicher Autismus, Nutztierethologin • Vielleicht nur kein Kontakt zu Menschen möglich? 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 70 Preference for, and Responsiveness to, People, Dogs and Objects in Children with Autism, 2009 • Prothmann, A., Ettrich, C. & Prothmann, S. € TU München, Kinderklinik Rechts der Isar, Uni Leipzig • 14 autistische Kinder, 6 – 14 Jahre alt, sprechend • Hunde, Personen, Objekte (realer Umgang): € Welchem Stimulus wenden sich die Kinder am häufigsten und intensivsten zu? € Gibt es Änderungen der sozialen Interaktion im Verlauf der Sitzungen? 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 71 Ergebnisse • Interaktion mit dem Hund mehr als doppelt so oft wie mit den Menschen und viermal so lang • ergreift Initiative signifikant öfter beim Hund • 16x so häufig als bei Objekten • Hund wird als Lebewesen behandelt ƒ eigene Initiative zur prosozialen Interaktion • steigert sich von Sitzung zu Sitzung 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 72 Diskussion • eindeutige Bevorzugung sozialer Interaktion € Hunde sind „hoch soziale, kommunikative, intentional handelnde Lebewesen“ • Hunde-Körpersprache lesbar: „actional agent“ • menschliche Intentionen nicht: „attitudinal agent“ (nicht „erfahrbar“) 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 73 Diskussion - Hauptergebnisse • Keine Bestätigung, dass Autisten keine soziale Interaktion suchen • Tierische Kommunikation ist besser verständlich als humane. Eine andere Art der ToM? • Haustiere in der natürlichen Umgebung bringen entscheidende soziale Kompetenzen von Autisten hervor • Schwierigkeiten von Autisten liegen nur in der menschlichen Kommunikation, nicht in der Kommunikation und Metarepräsentation i.a. • entscheidender Fortschritt in der Therapie möglich 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 74 Fazit • Keine „Heilung“, aber Besserung für alle Beteiligten möglich • Vielfältige Therapiepalette, aber z.T. mangelhaft erforscht ‚ Weitere Evidenz nötig • Erkennen und fördern so bald wie möglich Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 76 Literatur • Beyer, J. & Gammeltoft, L. (2002). Autismus und Spielen. Weinheim: Beltz • Bölte, S. (Hrsg.) (2009). Autismus. Spektrum, Ursachen, Diagnostik, Intervention, Perspektiven. Bern: Huber • Gardner, N. (2010). Ein Freund namens Henry. Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen meinem autistischen Sohn und seinem Hund. Köln: Bastei Lübbe • Prothmann, A., Ettrich, C. & Prothmann, S. (2009). Preference for, and Responsiveness to, People, Dogs and Objects in Children with Autism. Anthrozoös, 22 (2), 161 – 171 • Poustka, F. (2009). Autistische Störungen. In: S. Schneider & J. Margraf (Hrsg.). Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 3. Störungen im Kindes- und Jugendalter. Heidelberg: Springer, 340 - 349 2/2/2011 Therapie von ASS-Störungen 77