Marktmacht bündeln

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Marktmacht bündeln
TEXTE
51/2015
Marktmacht bündeln:
Großverbraucher als
Treiber für Innovationen
beim nachhaltigen
Konsum
TEXTE 51/2015
Umweltforschungsplan des
Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Forschungskennzahl 3712 93 302
UBA-FB 002137
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als
Treiber für Innovationen beim nachhaltigen
Konsum
von
Dr. Frieder Rubik, Ria Müller, Corinna Hinke
unter Mitarbeit von
Sebastian Brandsch, Vanessa Geller, Doreen Havenstein, Hannah Jaberg,
Theresa Kim, Katharina Loersch, Katharina Maaß, Jakob Rünz, Nils Thonemann
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Berlin
Dr. Felix Reitze, Dr. Anette Roser, Dr. Felipe Toro, Edith Holländer
Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien GmbH (IREES),
Karlsruhe
Dr. Sabine Langkau, Dr. Katrin Ostertag
Fraunhofer- Institut für System- und Innovationsforschung (ISI),
Karlsruhe
Im Auftrag des Umweltbundesamtes
Impressum
Herausgeber:
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
Fax: +49 340-2103-2285
[email protected]
Internet: www.umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
Durchführung der Studie:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH,
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Abschlussdatum:
Oktober 2014
Redaktion:
Fachgebiet III 1.1 Übergreifende Aspekte des Produktbezogenen
Umweltschutzes, Nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm
Dr. Michael Bilharz
Publikationen als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/marktmacht-buendeln-grossverbraucher-als-treiber
ISSN 1862-4804
Dessau-Roßlau, Juni 2015
Das diesem Bericht zu Grunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter
der Forschungskennzahl 3712 93 302 gefördert. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Kurzbeschreibung
Zentrales Ziel des Vorhabens war es, eine Strategie zu entwickeln, um Großverbraucher als
Nachfrager für Umweltinnovationen zu gewinnen und die Diffusion zu unterstützen. Damit soll
eine gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsoptimierung erreicht werden.
Der Bericht ist in sechs Kapitel unterteilt. Zunächst wird auf den Hintergrund des Vorhabens
und den Kontext einer nachfrageorientierten Umweltinnovationspolitik eingegangen. Danach
wird ein Überblick über Großverbraucher in Deutschland gegeben. Hier werden
Begrifflichkeiten und Definitionen erläutert sowie wichtige Großverbraucher nach verschiedenen Produktgruppen geordnet und deren Relevanz ausgewertet. Das folgende Kapitel
stellt 30 ausgewählte Umweltinnovationen vor, die für eine stärkere Marktdurchdringung
durch Großverbraucher infrage kommen könnten. Die Auswahl wurde durch Experteninterviews untermauert. Um umweltpolitische Möglichkeiten und Ansatzpunkte zusammenzustellen, wie Großverbraucher aktiviert werden könnten, wurden 6 Fallstudien, 19 Expertengespräche und eine intensive Literaturanalyse durchgeführt. Diese mündete in eine
Zusammenstellung fördernder und hemmender nachfrageseitiger Faktoren zur Diffusion von
Umweltinnovationen sowie in eine Übersicht über umweltpolitische Ansatzpunkte. Anhand der
vorangegangenen Analysen wurden drei Umweltinnovationen ausgewählt und im Rahmen von
drei Fachgesprächen die Möglichkeiten, Interessen und Probleme von Großverbrauchern
untersucht, diese Umweltinnovationen zu nutzen.
Der Ansatz, Großverbraucher für Umweltinnovationen zu gewinnen, erscheint vielversprechend. Abschließend werden deshalb eine Reihe von Ansätzen zur Aktivierung von
Großverbrauchern vorgestellt.
Abstract
The central goal of this report is to develop a potential strategy to involve bulk consumers as
procurers of eco-innovations and to support the diffusion. This study is embedded in the overall
context of welfare optimization through eco-innovations for the society as a whole.
The report is divided into six chapters. First, the background of the project and the context of a
demand-side eco-innovation policy are described. Subsequently, an overview on bulk consumers
in Germany is provided which was created by a detailed literature analysis. Hereby, terms and
definitions are clarified as well as important bulk consumers are put into order according to
several product groups and their relevance/potential strategic importance. The following
chapter introduces 30 eco-innovations which could possibly be interesting for the preliminarily
identified bulk consumers and are then rated by experts. Furthermore, six case studies of
existing eco-innovations, 19 expert interviews and an intensive literature analysis have been
carried out. These approached resulted in an overview of supporting and hindering demandside related factors for the diffusion of eco-innovations and an overview of environmental
policy tools and measures.
Based on the previous analyses, three out of 30 eco-innovations were selected and within the
framework of three workshops activation potentials for, interests of and problems of bulk
consumers to use these eco-innovations were investigated. The study concludes that the
approach to win bulk consumers for the demand-side of eco-innovations seems promising, but
that it is only possible to make first exploratory claims what this strategic approach might
mean for environmental policy. Finally, some concrete proposals to activate bulk consumers are
elaborated.
5
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis............................................................................................................................ 9
Tabellenverzeichnis................................................................................................................................. 9
Abkürzungen .........................................................................................................................................11
1
Zusammenfassung ........................................................................................................................15
2
Summary ........................................................................................................................................27
3
Einleitung und Übersicht .............................................................................................................38
4
Verortung und Hintergrund........................................................................................................40
5
Großverbraucher – Zusammenstellung relevanter Produktbereiche und Akteure ............49
5.1
Überblick zum Vorgehen......................................................................................................49
5.2
Begriff „Nicht-öffentliche Großverbraucher“ .....................................................................50
5.2.1 Der Großverbraucher-Begriff in Wissenschaft und Praxis...........................................50
5.2.2 Definition von Großverbrauchern ..................................................................................56
5.2.3 Schlussfolgerungen für das weitere Vorgehen: zentrale Prämissen bei der
Identifikation und Zuordnung von Branchen, Gütern und Dienstleistungen.........57
5.3
Branchenauswahl ..................................................................................................................58
5.4
Umwelt- und Großverbraucherrelevanz von Produktgruppen und
Dienstleistungen ....................................................................................................................60
5.4.1 Umwelt- und Großverbraucherrelevanz ........................................................................60
5.4.2 Weitere Kriterien zur Eingrenzung der Gütergruppen ..............................................69
5.4.3 Vertiefende Betrachtung der Umweltrelevanz .............................................................71
5.5
Branchengrößte Unternehmen ............................................................................................85
5.5.1 Umsatz und Gewinn.........................................................................................................86
5.5.2 Verbräuche, Bestandszahlen und andere Hilfsgrößen ................................................86
5.6
Zusammenführung: Nicht-öffentliche Großverbraucher prioritär
umweltrelevanter Güter .......................................................................................................88
5.6.1 Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren...........................................88
5.6.2 Innenraumbeleuchtung...................................................................................................91
5.6.3 Textilien .............................................................................................................................95
5.6.4 Reinigungsmittel und -dienstleistungen .......................................................................95
5.6.5 Hartbodenbeläge ..............................................................................................................99
5.6.6 Arbeitsplatz-Computer/LCD-Monitore/Flachbildschirme .............................................99
6
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
6
7
Ermittlung und Priorisierung von Umweltinnovationen für Großverbraucher ................ 102
6.1
Erstellung einer „Longlist“ von potentiellen Umweltinnovationen ............................. 102
6.2
Identifikation einer „Shortlist“ mit Umweltinnovationen ............................................. 104
6.3
Beurteilung der „Shortlist“ der 30 Umweltinnovationen durch Experten .................. 110
6.4
Auswahl von drei Umweltinnovationen .......................................................................... 112
Umweltpolitische Möglichkeiten der Aktivierung von Großverbrauchern ........................ 114
7.1
Einleitung ............................................................................................................................ 114
7.2
Erfahrungen und Erkenntnisse ......................................................................................... 115
7.2.1 Darstellung ausgewählter Beispiele ............................................................................ 115
7.2.2 Fördernde und hemmende Faktoren.......................................................................... 128
7.2.3 Akteurskonstellationen und Rolle der Politik ............................................................ 134
7.2.4 Zusammenfassende zentrale Erkenntnisse ................................................................ 136
7.3
8
Übersicht über umweltpolitische Ansatzpunkte............................................................. 139
Großverbraucher und Umweltinnovationen .......................................................................... 144
8.1
Einleitung ............................................................................................................................ 144
8.2
Pkw-Klimaanlagen .............................................................................................................. 145
8.2.1 Kurzcharakterisierung des Klimaanlagen-Markts ..................................................... 145
8.2.2 Neue Kältemittel für Pkw-Klimaanlagen .................................................................... 145
8.2.3 Fachgespräch Fuhrparkmanagement und Klimaanlagen........................................ 146
8.2.4 Abschätzung von Umwelteffekten .............................................................................. 148
8.2.5 Fazit ................................................................................................................................. 149
8.3
Wäschetrockner in der professionellen Textilpflege ..................................................... 149
8.3.1 Kurzcharakterisierung des Wäschetrockner-Markts ................................................. 149
8.3.2 Innovationen .................................................................................................................. 151
8.3.3 Fachgespräch energieeffiziente Textiltrocknung ...................................................... 151
8.3.4 Abschätzung von Umwelteffekten .............................................................................. 154
8.3.5 Fazit ................................................................................................................................. 156
8.4
Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau und rezyklierte
Baumwollfasern zur Verwendung in textilen Produkten.............................................. 158
8.4.1 Kurzcharakterisierung des Baumwollmarkts ............................................................. 158
8.4.2 Innovationen .................................................................................................................. 159
8.4.3 Fachgespräch nachhaltige Textilien und Recycling-Baumwolle ............................. 160
8.4.4 Abschätzung von Umwelteffekten .............................................................................. 161
8.4.5 Fazit ................................................................................................................................. 165
8.5
Zusammenfassende Erkenntnisse ..................................................................................... 166
7
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
9
Schlussfolgerungen und Empfehlungen ................................................................................. 168
9.1
Nachfrageseitige Innovationspolitik – ein berechtigter Politikansatz?....................... 168
9.2
Einschätzung der Bedeutung der Großverbraucher als Nachfragegruppe ................. 169
9.2.1 Analyse der Beispiele .................................................................................................... 169
9.2.2 Einschätzung der strategischen Bedeutung von Großverbrauchern für die
Umweltpolitik ............................................................................................................... 173
9.3
Ansätze zur Aktivierung von Großverbrauchern............................................................ 174
9.3.1 Agenda Setting und Problemwahrnehmung............................................................. 175
9.3.2 Politikformulierung ....................................................................................................... 176
9.3.3 Politikimplementation .................................................................................................. 177
9.3.4 Monitoring ..................................................................................................................... 180
9.4
10
Fazit ...................................................................................................................................... 180
Quellenverzeichnis..................................................................................................................... 182
8
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Markttransformation durch „Beschaffung von Produkten mit der
besten Umweltperformance“ versus „Beschaffung von
Umweltinnovationen“ (in Anlehnung an Ostertag/Dreher 2002;
S. 315) ...................................................................................................................... 48
Abbildung 2:
Vorgehen bei der Identifikation konkreter Großverbraucher und
umweltrelevanter Produktgruppen und Dienstleistungen ............................... 49
Abbildung 3:
Akteurskonstellation bei der Beschaffung umweltinnovativer
Produkte und Dienstleistungen durch nicht-öffentliche
Großverbraucher .................................................................................................. 135
Abbildung 5:
Veränderungen verschiedener Umwelteffekte durch Installation
einer Wärmepumpe bei Haushaltstrockner (Eigene
Zusammenstellung aus PWC 2009; S. 354) ....................................................... 155
Abbildung 6:
Veränderungen durch die Installation einer Wärmepumpe
(gewerbliche Wäschetrockner) (Eigene Zusammenstellung aus
Graulich et al. 2011c; S.16) ................................................................................. 157
Abbildung 7:
Vergleich der Umweltauswirkungen des Anbaus von
Biobaumwolle und konventioneller Baumwolle
(Murugesh/Selvadass 2013; S. 41) ....................................................................... 164
Abbildung 8:
Übersicht über mögliche umweltpolitische Maßnahmen zur
Aktivierung von Großverbrauchern................................................................... 174
Abbildung 9:
Vorschläge für umweltpolitische Aktivitäten und Maßnahmen zur
Aktivierung von Großverbrauchern entlang eines „Policy cycle“ .................. 175
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Übersicht Vorgehen bei der Literaturanalyse zu Großverbrauchern .............. 51
Tabelle 2:
Zur Identifizierung nicht-öffentlicher Großverbraucher
herangezogene Wirtschaftszweige (nach Schlüssel WZ 2008) ......................... 59
Tabelle 3:
Nicht berücksichtigte Wirtschaftszweige. ........................................................... 59
Tabelle 4:
Produktgruppen, für die EuP „Preparatory studies“ vorliegen
(Stand: 22. August 2013); Auswahlkriterien und Auswahl (grün
markiert). ................................................................................................................. 63
Tabelle 5:
Produktgruppen, für die GPP-Kriterien erarbeitet wurden und
„Technical background reports“ (tbr) vorliegen (Stand:
22.08.2013) (Quelle: Europäische Kommission 2013);
Auswahlkriterien und Auswahl (grün markiert) ................................................ 66
Tabelle 6:
Zusammenfassende Auflistung anerkannter umweltrelevanter
Produkte und Dienstleistungen, Auswahlkriterien und Auswahl
(grün markiert) ....................................................................................................... 70
Tabelle 7:
Beschreibung der Umweltbelastungen und des
Umweltentlastungspotenzials – exemplarische Darstellung ............................ 73
9
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 8:
Größte Stromverbräuche nach Anwendung und Branche (Quelle:
Eigene Darstellung basierend auf Fraunhofer ISI/IREES 2008a/b) ................... 76
Tabelle 9:
Ökologische Relevanz der Gütergruppen im Branchenvergleich
auf Grundlage von realen und geschätzten Verbräuchen Quelle:
Angaben basieren auf der Analyse der „Technical background
reports“ (tbr) und der EuP „Preparatory studies“ (Stand: 22.
August 2013) ........................................................................................................... 83
Tabelle 10:
Die 31 größten deutschen Unternehmen nach verschiedenen
Rankings .................................................................................................................. 86
Tabelle 11:
Konkrete Großverbraucher von
Elektromotoren/Antrieben/Generatoren/ Transformatoren ............................. 89
Tabelle 12:
Konkrete Großverbraucher von Innenraumbeleuchtung ................................. 92
Tabelle 13:
Konkrete Großverbraucher von Textilien ........................................................... 95
Tabelle 14:
Konkrete Großverbraucher von Reinigungsmitteln und
Reinigungsdienstleistungen.................................................................................. 97
Tabelle 15:
Konkrete Großverbraucher von Hartbodenbelägen .......................................... 99
Tabelle 16:
Konkrete Großverbraucher von Arbeitsplatz-Computern, LCDMonitoren und Flachbildschirmen .................................................................... 101
Tabelle 17:
Ausgewertete Quellen zur Identifikation der Umweltinnovationen
der „Longlist“ ........................................................................................................ 102
Tabelle 18:
Erste Checkliste der Umweltinnovationen ........................................................ 104
Tabelle 19:
Zweite Checkliste mit Kriterien für die Erstellung der Liste der für
das Vorhaben ausgewählten Umweltinnovationen („Shortlist“) ................... 105
Tabelle 20:
Umweltbereiche sowie Anzahl der darin identifizierten
Innovationen......................................................................................................... 105
Tabelle 21:
„Shortlist“ der 30 identifizierten Umweltinnovationen .................................. 107
Tabelle 22:
Beurteilung der 30 Umweltinnovationen durch 20 Experten
hinsichtlich ihrer Umweltwirkung bzw. einer Behandlung im
Vorhaben............................................................................................................... 111
Tabelle 23:
Übersicht über Priorisierungsschritte zur Auswahl von
Umweltinnovationen ........................................................................................... 112
Tabelle 24:
Übersicht über bestehende Instrumente einer Unterstützung der
Beschaffung von Umweltinnovationen ............................................................ 142
Tabelle 25:
Charakteristika professioneller Wäschetrockner (Graulich et al.
2011a; S. 12-13)..................................................................................................... 150
Tabelle 26:
Vergleich von Biobaumwolle und konventioneller Baumwolle
(Cherret et al. 2005; S. 14-16).............................................................................. 162
Tabelle 27:
Indikatoren Wäschetrockner .............................................................................. 172
10
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abkürzungen
Abb.
Abbildung
Abk.
Abkürzung
AOK
Allgemeine Ostkrankenkasse
AP
Arbeitspaket
AWO
Arbeiterwohlfahrt
BAFA
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
BGBl
Bundesgesetzblatt
BIS
UK Departement for Business, Innovation and Skills
BHKW
Blockheizkraftwerke
BMBF
Bundesministerium für Bildung und Forschung
BME
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik
BMELV
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Verbraucherschutz
BMU
Bundesumweltministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
BMUB
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
BMWI
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
BSH
Bosch und Siemens Haushaltsgeräte GmbH
BT-Drs.
Drucksache des Bundestags
BVG
Berliner Verkehrsgesellschaft
CETE
Clean Energy Technology Exports
CPSL
The University of Cambridge Programme for Sustainable Leadership
CSR
Corporate Social Responsibility
DBU
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
DEFRA
Department for Environment, Food and Rural Affairs
DL
Dienstleistungen
DRK
Deutsches Rotes Kreuz
DTV
Deutscher Textilreinigungs-Verband e.V.
EDV
Elektronische Datenverarbeitung
EEG
Erneuerbare Energie-Gesetz
EEI
Energieeffizienzindex
EG
Europäische Gemeinschaft
EKD
Evangelische Kirche Deutschland
EKK
Einkaufsgemeinschaft kommunaler Krankenhäuser
EMAS
Eco Management and Audit Scheme
11
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
ESTO
European Science and Technology Observatory
EuP
Energy using products (energieverbrauchende Produkte)
F&E
Forschung und Entwicklung
FCKW
Fluorchlorkohlenwasserstoffe
FKW
Fluorkohlenwasserstoffe
FT
Financial Times
GHD
Gewerbe Handel Dienstleistungen
GPP
Green Public Procurement (Umweltfreundliches öffentliches
Beschaffungswesen)
GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
GWP
Globale Warming Potential (Treibhauspotenzial)
IEMB
Institut für Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken e.V.
IHK
Industrie- und Handelskammer
IKT
Informations- und Kommunikationstechnologien
IKU
Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt
IÖW
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
IPCC
Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss
über Klimaveränderung)
IPTS
Institute for Prospective Technological Studies
IREES
Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien
IT
Informationstechnologie
k.A.
keine Angabe
k.A.m.
Keine Angabe zu Verbrauch/Relevanz möglich
KMU
Kleine und mittlere Unternehmen
kW
Kilowatt
kWh
Kilowattstunde
KWK
Kraft-Wärme-Kopplung
KOINNO
Kompetenzzentrum innovative Beschaffung
KPN
Niederländischer Mobilfunkbetreiber
LCA
Life Cycle Assessment (Ökobilanz)
LCC
Life Cycle Costing (Lebenszykluskostenbetrachtung)
LCD
Liquid-Crystal Display
LED
Leuchtdiode (light-emitting diode)
LFTI
Conflict Free Tin Initiative
LKW
Lastkraftwagen
12
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
LMI
Lead Market Initiative (Leitmarktinitiative)
LV
Letztverbraucher
LZ
Lebenszyklus
MaRess
Materialeffizienz und Ressourcenschonung
MFG
Multifunktionsgerät
MVG
Münchener Verkehrsgesellschaft
NaWaRo
Nachwachsende Rohstoffe
NE-Metall
Nichteisenmetall
NEFZ
Neue Europäische Fahrzyklus
NEPE
Nationaler Entwicklungsplan Elektromobilität
NGO
Non-governmental Organisation (nichtstaatliche Organisation)
NKI
Nationale Klimaschutzinitiative
NRW
Nordrhein-Westphalen
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
OLED
Organic light emitting diode (organische Leuchtdiode)
ORC
Organic Rankine Cycle
ÖPNV
Öffentlicher Personennahverkehr
PAH
Phenylalaninhydroxylase
PCP
Public procurement of innovative solutions
PFC
Perfluorcarbon (perfluorierte und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe)
PFOA
Perfluorooctanoic Acid (Perfluoroktansäure)
PC
Personal Computer
PG
Produktgruppe
PJ
Petajoule
Pkw
Personenkraftwagen
POP
Persistente organische Schadstoffe
PPP
Public Private Partnership
Prep.-studies
Preparatory studies (Vorstudien)
PROCOM
PRODuction COMmunautaire
PWC
PricewaterhouseCoopers
RL
Richtlinie
RWE
Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk
SmILE
Small, Intelligent, Light, Efficient
sog.
sogenannte
StromNEV
Stromnetzentgeltverordnung
13
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
tbr
Technical background report (technischer Hintergrundbericht)
TWh
Terrawattstunden
UBA
Umweltbundesamt
UIP
Umweltinnovationsprogramm
UK CLG
UK Corporate Leaders Group on Climate Change
UNEP
Umweltprogramm der Vereinten Nationen
VOC
Volatile organic compounds (flüchtige organische Verbindungen)
VRR
Verkehrsverbund Rhein-Ruhr
VW
Volkswagen
WGKD
Weltgesellschaft der Kirchen in Deutschland
WRG
Wärmerückgewinnung
14
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
1 Zusammenfassung
Der in dieser UBA-Texte Reihe veröffentlichte Bericht beruht auf einem UFO-Plan Vorhaben
(FKZ 3712 933 02), das von August 2012 bis Oktober 2014 von den Autoren durchgeführt
wurde. Unter dem Vorhabenstitel „Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für
Innovationen beim nachhaltigen Konsum“ sollten
•
ein systematischer Überblick über relevante nicht-öffentliche Großverbraucher in
Deutschland erstellt,
•
produktbezogene Umweltinnovationen mit hoher ökologischer Relevanz und hohen
Markteintrittsbarrieren identifiziert, sowie
•
Möglichkeiten zum Abbau von Markteintrittsbarrieren bei Umweltinnovationen durch
nicht-öffentliche Großverbraucher ermittelt, und
•
Vorschläge für mögliche Strategien für die Umweltpolitik zur Aktivierung von
Großverbrauchern und zur Bündelung deren Marktmacht zur Förderung von
Umweltinnovationen erarbeitet werden.
Definition „Großverbraucher“
In diesem Bericht werden diejenigen Organisationen als nicht-öffentliche Großverbraucher
verstanden, die folgende Merkmale aufweisen:
•
Kommerziell oder nicht-kommerziell
•
nicht-staatlich
•
Organisation agiert entweder als eine einzelne zentrale Organisationseinheit als
Käufer/Nutzer auf dem Markt oder kennzeichnet sich durch ein gemeinsames bzw.
gebündelt organisiertes Beschaffungswesen
•
Signifikanter Anteil im betreffenden Markt, d.h. signifikante Abnahmemengen und
Umsätze pro Produktgruppe bzw. Dienstleistung.
Hintergrund
Umweltinnovationen werden als Motor einer neuen „Green Economy” gesehen. Dieser Begriff
wurde von der OECD sowie vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen eingeführt. Der
Begriff wurde im Kontext der Rio+20 Konferenz als Leitbild für die wirtschaftliche und
gesellschaftliche Transformation entwickelt. Er versucht einen neuen Rahmen für die
Entwicklungsrichtung der Wirtschaft zu schaffen. Damit soll ein Wirtschaften erreicht werden,
das natürliche Ressourcen nur innerhalb der Erneuerungsfähigkeit nutzt bzw. diese im
Kreislauf führt und dessen Emissionen innerhalb der Grenzen der Aufnahmekapazitäten von
Ökosystemen bleiben. Umweltinnovationen werden in diesem Zusammenhang als eine
Möglichkeit gesehen, diesen Wandel herbeizuführen und eine Markttransformation
voranzutreiben (vgl. UNEP 2011).
In dem Bericht liegt der Schwerpunkt auf produktbezogenen Umweltinnovationen.
Innovationen können durch Innovationspolitik gefördert und unterstützt werden, sodass
sowohl das Angebot an Umweltinnovationen als auch die Nachfrage danach stimuliert werden
können. Traditionell stehen sich in der ökonomischen Forschung zum technologischen Wandel
zwei gegensätzliche Perspektiven gegenüber, die sogenannte „Technology-push“- und die
„Demand-pull“-Perspektive. Mittlerweile werden Innovationen als komplexes Zusammenspiel
von „Demand- und supply-side“-Faktoren und –Akteuren und Rückkopplungsprozessen
15
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
aufgefasst. Die Ansicht, dass sowohl „Technology-push“- als auch „Demand-pull“-Faktoren bzw.
gerade deren Zusammenspiel den Innovationsprozess prägen, ist in der wissenschaftlichen
Literatur heute weithin anerkannt (OECD 2011; S.18f; Edler 2013; S. 13).
Seit zehn Jahren haben nachfrageseitige Instrumente in der Innovationspolitik vermehrt an
Aufmerksamkeit gewonnen (vgl. OECD 2011). Viele OECD- wie auch Schwellenländer setzen
mittlerweile verstärkt Politikinstrumente zur gezielten nachfrageseitigen Förderung von
Innovationen ein, insbesondere in Bereichen, in denen gesamtgesellschaftlich gesehen ein
hoher Bedarf besteht, der nicht ausreichend erfüllt wird. Diesem politischen Eingreifen auf der
Nachfrageseite liegen folgende Begründungsmuster zugrunde (vgl. Edler 2007 und 2013):
•
Markt- und Systemversagen: Der „konzeptionelle Kern” nachfrageorientierter
Innovationspolitik ist die Überwindung struktureller Hemmnisse (Externalitäten,
Informationsasymmetrien, Lock-in Effekte/Pfadabhängigkeiten etc.), die die
Markteinführung und -diffusion von Innovationen nachfrageseitig behindern.
•
Vorreitermarkt: In Bezug auf die politische Zielsetzung kann nachfrageorientierte
Innovationspolitik zum einen „wie jede innovationsorientierte Politik [...] auf
wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zielen“ (Edler 2007; S. 48). Edler
(2013; S. 15) thematisiert in diesem Zusammenhang das Konzept des Leitmarktes, das
davon ausgeht, „[...] dass neue Technologien oder Dienstleistungen zunächst in einem
bestimmten heimischen Markt eingeführt werden und dass sich die Funktion bzw. das
Design dieser Technologien oder Dienstleistungen als ‚dominant design‘ auf globalen
Märkten durchsetzt“ (Edler 2007; S. 49). Aufgrund der frühen Diffusion können die
Anbieter im heimischen Markt entsprechend frühzeitig Lern- und Skaleneffekte
realisieren und haben damit gegenüber Anbietern in anderen Ländern zunächst einen
Wettbewerbsvorteil (Edler 2013; S. 15; Rennings et al. 2008; S. 4). Der nationale Markt
stellt damit einen Testmarkt dar, um das technische Lastenprofil der Anwendung von
Innovationen zu erproben. Eine wichtige Rolle für die Entstehung von Leitmärkten
spielen der OECD (2011; S. 25) zufolge „Lead User“: „A lead market often originates in
areas with demanding customers who are willing to pay for the innovation.“
•
Umweltorientierung: Wie bereits erwähnt, sind die Zielsetzungen
nachfrageorientierter Innovationspolitik bzw. nachfrageorientierter Politik mit Wirkung
auf die Innovationsdynamik häufig nicht (nur) ökonomischer, sondern vor allem
gesellschaftspolitischer Natur. Das heißt, entsprechende Instrumente werden eingesetzt,
um Innovationen zu fördern, die einen Beitrag dazu leisten, bestimmte gesellschaftliche
Herausforderungen zu meistern (z.B. im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit) bzw. um
sonstige sektorale Politikziele zu erfüllen (z.B. im Bereich Mobilität).
Im Rahmen des vorliegenden Berichts erfolgt eine Fokussierung auf Rolle, Potential und
Möglichkeiten der nicht-öffentlichen Nachfrage von Großverbrauchern. Dies kann eine
Einzel- oder Gruppenbeschaffung von Unternehmen sein, die auf den Erwerb
umweltinnovativer Angebote abzielt. Die Beschaffung größerer Mengen mobilisiert ein
Nachfragevolumen, von dem vermutet wird, dass aufgrund seiner Nachfragemacht
Umweltinnovationen stimuliert und schneller und breiter diffundiert werden können. Das
Anzeigen einer derartigen Nachfrage könnte – so die Hypothese – damit Anbietern Anreize
zur (schnelleren) Vermarktung von Umweltinnovationen bieten, deren Stückkosten senken
(„Economies of scale“), Lerneffekte mobilisieren sowie Anreize für eine breite Diffusion auf
einem bestimmten Gütermarkt auch bei anderen Nachfragegruppen geben.
16
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Relevante Produktbereiche und Akteure
Ziel des Vorhabens war es auch, relevante Großverbraucher in Deutschland zu identifizieren
und dabei wichtige Produktbereiche anzusprechen. Hierzu wurden insgesamt drei
verschiedene Zugänge zur Ermittlung der relevanten Produktbereiche und Akteure gewählt:
Eine Branchenauswahl legt die zu untersuchenden Branchen fest. Diese wird um die Auswahl
der branchengrößten Unternehmen ergänzt, um Unternehmen namentlich benennen zu
können. Die Identifizierung umweltrelevanter Gütergruppen gewährleistet den Fokus auf
Bereiche mit den größten Umweltbelastungen. Aus diesen unterschiedlichen, sich teilweise
ergänzenden Richtungen wurde eine Eingrenzung auf aus Umweltsicht relevante
Gütergruppen abgeleitet. Bei der Identifizierung dieser umweltrelevanten Produktgruppen und
Dienstleistungen wurde sowohl auf produktspezifische Umwelteigenschaften als auch auf
Verbrauchsdaten aus den Wirtschaftszweigen zurückgegriffen. Dabei wurden basierend auf
fünf Prämissen (Zweck der Beschaffung, breiter Einsatz im Großteil der Wirtschaftszweige,
Umweltentlastungspotentiale, Nähe zum privaten Endverbraucher, Handhabbarkeit) folgende
Bereiche als prioritär ermittelt: Elektrische Antriebe/Motoren/Generatoren, Innenbeleuchtung,
IT/IKT-Geräte, Textilien, Reinigungsmittel und Reinigungsdienstleistungen sowie
Hartbodenbeläge.
Potenzielle Umweltinnovationen und Auswahl von drei beispielhaften Innovationen
Um die Möglichkeiten von Großverbrauchern konkret auszuloten, waren drei
Umweltinnovationen auszuwählen und deren Marktdiffusion gemeinsam mit
Großverbrauchern in Fachgesprächen auszuloten. Zur Auswahl dieser drei beispielhaften
Innovationen wurden im Rahmen des Vorhabens über 200 produktbezogene
Umweltinnovationen aus verschiedenen technischen Bereichen identifiziert. Dies erfolgte auf
Basis der Vorarbeiten der Autoren und mittels Literaturauswertungen. Diese wurden
schrittweise in eine „Longlist“ von 86 Umweltinnovationen und anschließend in eine „Shortlist“
von 30 Umweltinnovationen anhand verschiedener Filterkriterien selektiert. Die 30
ausgewählten Umweltinnovationen der „Shortlist“ wurden einer detaillierten Betrachtung
hinsichtlich Umweltrelevanz, Markteintrittsbarrieren, Nutzeneinbußen und -gewinne sowie
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potenzielle Großverbraucher unterzogen. Zur Validierung der
Ergebnisse wurde außerdem eine online-Expertenbefragung durchgeführt, an der 20 Experten
die 30 Umweltinnovationen aus ihrer fachlichen Sicht einschätzten. Die derart beurteilten 30
Innovationen wurden in einem Hürdenverfahren gescreent, wobei folgende Kriterien angelegt
wurden: Zweifel am Umweltnutzen, Marktreife der Innovation (besondere Marktbarrieren,
mögliche Nutzeneinbußen) sowie Eignung für den Großverbraucherzugang im Rahmen des
Vorhabens.
Beruhend auf diesen Hürden wurden für den Fortgang des Vorhabens und die Fachgespräche
mit Großverbrauchern in Absprache mit dem Auftraggeber folgende Umweltinnovationen
ausgewählt:
•
Energieeffiziente gewerbliche Wäschetrockner,
•
Baumwolle aus Bio-Baumwolle oder rezyklierten Fasern, und
•
Pkw-Klimaanlagen mit CO2 als Kühlmittel.
Erfahrungen mit der Aktivierung von Großverbrauchern
Um die bisherigen Erfahrungen mit Großverbrauchern und der Förderung von
Umweltinnovationen zu analysieren, wurden neben einer intensiven Literaturanalyse sechs
exemplarische Fallstudien durchgeführt und 19 in- und ausländische Experten befragt. Die
17
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
daraus gewonnenen Informationen wurden zunächst nach fördernden und hemmenden
Faktoren analysiert und diese in einem weiteren Schritt sechs verschiedenen Clustern
zugeordnet. Daraus lassen sich eine Reihe zentraler zusammenfassender Erkenntnisse
gewinnen:
•
Rollen im Innovationsprozess: Großverbraucher können in unterschiedlichen Rollen
als Treiber von Innovationen auftreten, nämlich als Anstoß- und Impulsgeber, als KoProduzent oder als „Early adopter“. Im ersten Falle signalisieren Nachfrager überhaupt
erst einen Bedarf, der Umweltinnovationen bei Anbietern auf den Weg bringen soll. Im
zweiten Fall könnten Großverbraucher Innovationen gemeinsam mit Anbietern
entwickeln und auch als Testanwender bereitstehen. Dagegen ist im dritten Fall die
Rolle der Großverbraucher eher responsiv und auf die frühzeitige Übernahme von
Umweltinnovationen ausgerichtet. Als „Early adopter“ könnten dabei
Wettbewerbsvorteile entstehen.
•
Öffentliche Aufmerksamkeit und Problembewusstsein: Die Schaffung von
Aufmerksamkeit für Umweltprobleme, etwa durch Umweltorganisationen, sensibilisiert
die Öffentlichkeit. Dies können Haushalte als Nachfrager ebenso wie gewerbliche und
öffentliche Beschaffer sein. Der Grad des Problembewusstseins beim Kunden kann –
möglicherweise – ein ökonomisches „Risiko“ für Anbieter darstellen, deren Produkte mit
Umweltproblemen in Verbindung gebracht werden, und somit Anreize für die
Bereitschaft, Umweltinnovationen einzusetzen, erhöhen. Gerade „fokale Unternehmen“
stehen besonders im Fokus der Öffentlichkeit und von Umweltorganisationen (vgl.
Seuring/Müller 2004; S. 144 sowie Seuring/Müller 2008; S. 1699).
•
Politische Unterstützung und „Begleitmusik “: Das politische System kann in einem
Mehrebenensystem auf internationaler (z.B. Montrealabkommen) und nationaler Ebene
(z.B. Energiewende) agieren bzw. reagieren und politische Signale für die Bedeutung
einzelner Themenlinien setzen. Damit erhalten Unternehmen und Verbände Hinweise
für ihr jeweiliges Handeln und können ihr eigenes Risikomanagement aktiv gestalten.
•
Umsetzung theoretischer Marktmacht in reale Nachfrage: Die Umsetzung einer
ermittelten potentiellen Nachfragemacht in eine reale Nachfrage unterliegt diversen
Herausforderungen; Kaufabsichtserklärungen sind unverbindlicher Natur und werden
nicht notwendigerweise in Nachfrage umgesetzt. Es gilt also, eine möglichst
verbindliche Nachfrage zu generieren. Daneben sind Beschaffungsstrukturen in
gewerblichen Unternehmen oft dezentralisiert; damit einhergehende Probleme sind die
begrenzte „Durchgriffsmacht“ der Leitungsebene und die noch seltene Einbettung der
Position des Einkaufs in die strategische Unternehmensebene.
•
Mittler und Broker: Verschiedene Institutionen – Wissenschaft oder
Umweltorganisationen – können die Rolle eines Mittlers einnehmen. Das Organisieren
verschiedener Nachfrager in eine Nachfragemacht erfordert professionelles Handeln
und Vermitteln zwischen sehr heterogenen Akteuren (Hersteller, gewerbliche
Nachfrager, öffentliche Nachfrager, Verbände, Lobbygruppen u.a.). Hier lassen sich
verschiedene Konstellationen denken. Die Rolle von Umwelt- und
Verbraucherorganisationen liegt dabei weniger in der eines Mittlers, sondern mehr in
der eines Initiators und Erzeugers von öffentlicher Aufmerksamkeit. Sie können aber
auch im Sinne eines Glaubwürdigkeitsverstärkers einbezogen werden.
•
Vorstudie zur Marktsondierung: Oft gründen Aktivitäten auf dem Erfahrungsschatz
der Initiatoren und deren „Bauchgefühl“. Die Mobilisierung einer Nachfragemacht
würde von einer stärkeren Sondierung des Marktkontexts profitieren, wie etwa
18
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Marktakteure, Stellung in der Wertschöpfungskette, Experten, Schlüsselpersonen und
Netzwerke, Zeitfenster für Innovationen und Pfadabhängigkeiten, politischer Kontext,
Marktdifferenzierung und -segmente sowie technische Entwicklungen.
•
Bündelung mehrerer Nachfrager: Die zielorientierte gemeinsame Beschaffung durch
mehrere Großverbraucher hat verschiedene Hürden zu bewältigen. Arbeiten mehrere
gewerbliche Unternehmen zusammen, so ist einerseits die Konkurrenzsituation zu
beachten: Diese ist schwieriger bei einer horizontalen Kooperation als bei einer
diagonalen (vgl. Hieronimus/Ahlf 2004; S. 6), im Non-Profit-Bereich dürfte diese
ebenfalls geringer ausgeprägt sein. Kooperieren gewerbliche und öffentliche
Unternehmen, so ist die Beachtung des öffentlichen Vergaberechts zwingend
erforderlich. Eine mögliche Hürde für kooperative Beschaffungen nicht-öffentlicher
Großverbraucher könnten auch kartellrechtliche Vorgaben sein.
•
Betrieblicher Anwendungskontext: Die Kontaktierung der Beschaffer durch Mittler
bzw. die Schaffung von öffentlicher Aufmerksamkeit muss diese jeweils „abholen“. Dies
fällt leichter, wenn die Beschaffer eine Aktionsbereitschaft besitzen („Change agents“),
bereit und in der Position sind, gewisse Risiken eingehen zu können bzw. zu wollen.
Beschaffer in gewerblichen Unternehmen sind, wie bereits erwähnt, oft nicht in die
strategische Unternehmensebene eingebunden. Sie nehmen auch nicht
notwendigerweise an Entwicklungsteams teil. Dies verweist auf die Notwendigkeit,
Umweltinnovationen glaubwürdig zu promoten, längerfristiges und umfassendes
Kostendenken („Life Cycle Costing“) zu entwickeln und konsequent zu schulen sowie
differenzierte Risikosharingmodelle zwischen Innovationsanbietern und Großkunden zu
entwickeln. Umgekehrt gilt auch, dass die Diffusion von Umweltinnovationen erleichtert
wird, wenn Produktionslinien und organisatorische Abläufe im Prinzip beibehalten
werden können. Unternehmen, die intrinsisch motiviert sind oder die über Umweltbzw. Nachhaltigkeitsmanagementsysteme verfügen, sind in der Tendenz zugänglicher
als andere Unternehmen.
•
Monitoring: Das kontinuierliche Beobachten der innovationsbezogenen (Beschaffungs-)
Aktivitäten kann Erfolge und Misserfolge nachvollziehbar machen. Monitoring
unterstützt Unternehmen dabei, ihre Praxiserfahrungen zu dokumentieren. Im Idealfall
ist es der Ausgangspunkt für die kritische Auseinandersetzung mit den Erfolgsfaktoren,
den Gründen für eventuelles Scheitern und den Optimierungspotenzialen. MonitoringErgebnisse können sinnvoll in der eigenen Berichterstattung eingesetzt werden, aber
auch der Kommunikation und Bewusstseinsbildung in Netzwerken sowie dem
Ausbildungs- und Beratungskontext zukommen. Eine valide Ergebnisdokumentation
und -kommunikation kann Selbstverstärkungseffekte in den jeweiligen Märkten
unterstützen.
Fachgespräche zur Aktivierung von Großverbrauchern
Neben der Analyse von Fallbeispielen und der Expertenbefragung wurden als weiterer
methodischer Baustein Fachgespräche mit Großverbrauchern durchgeführt. Herangezogen
wurden die drei ausgewählten Umweltinnovationen (nämlich gewerbliche Wäschetrockner,
Baumwolle aus Bio-Baumwolle oder rezyklierten Fasern und Pkw-Klimaanlagen mit CO2 als
Kühlmittel). Dazu wurde in Absprache mit dem Umweltbundesamt ein Konzept für ein jeweils
eintägiges Fachgespräch erstellt. Mit diesem Konzept wurden Großverbraucher kontaktiert und
eingeladen. Die Fachgespräche fanden am 24. Oktober 2013 (Klimaanlagen), 4. Juni 2014
(Wäschetrockner) sowie am 7. Juli 2014 (Baumwolltextilien) jeweils in Berlin statt. Teilnehmer
waren neben dem Umweltbundesamt und dem Forschungsnehmer jeweils ein Referent aus
19
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
dem Umweltbundesamt, mindestens ein anerkannter Experte, der den jeweiligen Gütermarkt
kennt und in diesem Markt über eine Reputation verfügt, Vertreter aus Unternehmern sowie
Verbänden. Dabei ergaben sich folgende zusammenfassende Erkenntnisse:
•
Erreichbarkeit von Großverbrauchern: Die Identifizierung von Großverbrauchern in
einem bestimmten Produktsegment setzt eine gute Kenntnis der Marktlage und -akteure
voraus. Unternehmen betrachten sich nicht unbedingt selbst als Großverbraucher,
sondern als Marktakteure. Die Organisierung ihrer Interessen erfolgt oft über
Wirtschaftsverbände, wobei hier teilweise eine beträchtliche Zersplitterung bzw.
Aufgabenteilung vorliegt. „Den“ Verband, der Interessen von großen Abnehmern
bündelt, gibt es so kaum. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Anwendungskontext der Umweltinnovationen oft sehr heterogen ist.
Die Erreichbarkeit der für den Einkauf zuständigen Personen ist in der Praxis ein
schwieriger Prozess, der fallweise – möglicherweise über eine im Marktsegment
identifizierte Schlüsselperson – erleichtert werden kann. In aller Regel ist das Thema
einer Umweltinnovation nicht naturwüchsig auf der Agenda der entsprechenden
Einkaufsabteilungen.
•
Hemmnisse der Nutzung von Umweltinnovationen: Der Einsatz der behandelten
Umweltinnovationen in den Unternehmen, die an den drei Fachgesprächen teilnahmen,
bestätigte weitgehend den bisherigen Kenntnisstand zur Hemmnisforschung.
•
Umweltpolitische Ansatzpunkte: Im Gesamtblick zeigten sich Unsicherheiten über den
Fortgang der Umweltinnovationen, aber auch die Motivation, sich umweltinnovativ zu
verhalten. Ein zentraler Punkt, der immer wieder thematisiert wurde, war die
Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Unternehmen Folgegespräche und runde Tische
durchzuführen, um sich miteinander auszutauschen, zu vernetzen und auch
Umweltinnovationen voranzubringen. Hier wurde dem Umweltbundesamt eine
moderierende, aber auch aktivierende Rolle zugewiesen. Dazu kann auch die
Nutzerintegration in den Innovationsprozess gezählt werden.
Auffallend war, dass die Teilnehmenden der Fachgespräche regulativen Maßnahmen
keine Aufmerksamkeit widmeten. Vielmehr lag die Aufmerksamkeit insbesondere in der
Verbesserung der Informationslage in Unternehmen und der Nutzung entsprechender
Tools, um zielführend informiert zu werden bzw. Kunden entsprechend zu informieren.
Dies betrifft erstens Fachinformationen, wie knappe Hintergrundinformationen zur
Umweltinnovation sowie zu den Umweltherausforderungen, um damit
Wissensproblemen innerhalb der Branchen zu begegnen. Zweitens wurde immer wieder
auf die Bedeutung von Umweltkennzeichnungen hingewiesen, derer es zu viele gäbe:
Hier wurde eine Orientierung im Labeldschungel gewünscht. Zum Dritten sollten
Unternehmen stärker mit einer Lebenszykluskostenbetrachtung kalkulieren, um damit
vordergründigen investiven Vorteilen mit Blick auf die Gesamtkosten zu begegnen.
Daneben könnten auch gute Beispiele und Praktiken die Machbarkeit demonstrieren.
Als eine weitere Maßnahme wurde auch die Verbesserung der Beratung innerhalb der
Branche genannt, etwa durch Verbände und deren Beratungskompetenzen sowie durch
„Technologiescouts“. Ökonomische Maßnahmen wurden mit Blick auf die Förderung
von F&E hervorgehoben, standen ansonsten jedoch eher nicht im Mittelpunkt.
20
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Fazit aus den Fachgesprächen und den drei beispielhaften Umweltinnovationen
Die durchgeführten Analysen und die drei Fachgespräche zeigen, dass die Bedeutung großer
Abnehmer bzw. Großverbraucher jeweils im Kontext eines speziellen Gütermarkts zu
betrachten ist. Großverbraucher sind keine feste Bezugsgröße, sondern sind jeweils Teil einer
dynamischen Marktbetrachtung. Die untersuchten Gütermärkte sind teilweise sehr heterogener
Natur, wie etwa im Bereich der Wäschetrocknung: Je nach Beladungsvolumen ergeben sich
große technologische Unterschiede. Dieser Bereich ist extrem segmentiert und in sehr
unterschiedliche Teilmärkte bei der gewerblichen und privaten Nutzung von Wäschetrocknern
aufgeteilt. Dies gilt nicht in demselben Ausmaße für die beiden anderen Beispiele der
Baumwolltextilien und Pkw-Klimaanlagen: Hier handelt es sich um relativ homogene
Gütermärkte, deren Produkte grundsätzlich ohne wesentliche Veränderungen bei privaten und
gewerblichen Nutzern eingesetzt werden können.
Daraus lässt sich schließen, dass bei – bezogen auf private und gewerbliche Nutzung – relativ
homogenen Gütermärkten die Bedeutung der Großabnehmer mit Blick auf die
Nachfragevolumina abgeleitet werden kann. Hier gilt es jedoch sich nicht nur auf die relative
Nachfragemenge eines oder mehrerer Großverbraucher zu fokussieren, die etwa im Bereich der
Pkw-Klimaanlagen bei rund 14% lag, sondern es gilt auch das „Sanktionspotenzial“ zu
bedenken, also die mobilisierbare Marktmacht von Verbänden, in denen Großabnehmer oft
eine starke Position besitzen. Durch eine Zusammenarbeit in einem Verband und eine
Vernetzung mehrerer Verbände ist das Potenzial beträchtlich höher und kann damit im Sinne
einer horizontalen Nachfragebündelung auftreten und Umweltinnovationen befördern. Dies
gilt umso mehr, wenn man gerade die Unsicherheiten und Risiken im Frühstadium einer
Marktdiffusion betrachtet, die bei den Innovationen anbietenden Herstellern liegen: Eine
Nachfragebündelung der „Early adopters“ kann Erstellung, Entstehung und frühe Diffusion von
Umweltinnovationen anstoßen. Dadurch könnte dann der gesamte Gütermarkt beeinflusst und
nachhaltiger ausgerichtet werden, wodurch auch Spillovereffekte möglich wären.
Im Falle heterogener Gütermärkte bestehen jeweils besondere Marktbeziehungen. Hier gilt,
dass auf den speziellen Teilmärkten Großverbraucher eine starke Rolle spielen, allerdings ist
eine Marktdiffusion auf den anderen Teilmärkten aufgrund der technologischen
Marktsegmentierung nicht notwendigerweise zu erwarten. Insofern müssen die verschiedenen
Teilmärkte jeweils durch wichtige Akteure, wie Großverbraucher und Verbände, angegangen
werden.
Mögliche umweltpolitische Ansatzpunkte zur Aktivierung von Großverbrauchern
In einer Dokumenten- und Internetrecherche sowie durch die Experteninterviews wurden
existierende Maßnahmen (vgl. Abbildung A) zusammengetragen, die eine effektivere
Marktdiffusion von Umweltinnovationen durch Großverbraucher forcieren könnten. Die
nachfolgende Abbildung führt diese zusammenfassend auf. Die Maßnahmen umfassen eine
große Spannbreite von unterschiedlichen Einfallswinkeln und Herangehensweisen; sie reichen
von regulativem Vorgehen (bspw. Vorgaben und Haftungsregelungen), über ökonomische
Anreizsetzungen (in Form von Steuererleichterungen, Innovationsfonds u.ä.), informatorische
und kommunikative Instrumente (wie der Ausschreibung von Innovationspreisen) bis hin zu
reflexiven und diskursiven Instrumenten und kooperativen Maßnahmen (bspw. in Gestalt von
Aktionsplänen zur Marktentwicklung).
21
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung A: Mögliche umweltpolitische Maßnahmen zur Aktivierung von Großverbrauchern mit Blick auf die Diffusion
von Umweltinnovationen
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Die in diesem Bericht vorgelegten Überlegungen zu Großverbrauchern stellen eine Teilmenge
aus den langjährigen Diskussionen zur Förderung von Umweltinnovationen dar. Eine
nachfrageseitige politische Förderung von Umweltinnovationen gewerblicher Endverbraucher
könnte die bisher auf die Förderung des Einkaufs öffentlicher Einrichtungen sowie privater
Endverbraucher gerichteten Ansätze ergänzen.
Inwieweit eine Orientierung auf Großverbrauchern der Umweltpolitik neue strategische
Perspektiven eröffnet, konnte noch nicht abschließend empirisch belastbar untermauert
werden. Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass das (nationale) Nachfragepotenzial in
bestimmten Gütermärkten beträchtlich sein kann und das dessen Bündelung und Orientierung
auf Umweltinnovationen zu einer Verminderung von Umweltlasten führen kann.
In diesem Bericht wird eine Reihe von Maßnahmen zusammengestellt, die direkt auf die
Herausforderungen eingehen, wie sich Großverbraucher mobilisieren lassen. Die Vorschläge
werden dabei in Anlehnung an den „Policy-cycle“ (vgl. z.B. Jann/Wegrich 2003) unterteilt (vgl.
Abbildung B):
22
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung B: Übersicht über mögliche umweltpolitische Maßnahmen zur Aktivierung von Großverbrauchern
•
Agenda Setting und Problemwahrnehmung: Die Befassung mit größeren
Unternehmen bzw. Großverbrauchern und deren Einkauf bzw. Beschaffung ist bisher
noch wenig im Blickpunkt der Umweltpolitik. Die Beschaffung in Unternehmen ist
dabei diejenige betriebliche Funktion, die die Schnittstelle zu den Lieferanten darstellt
(Seuring/Müller 2004; S. 120) und sie hat entsprechend die Aufgabe, die
„Geschäftsbedürfnisse des eigenen Unternehmens mit den Fähigkeiten der Lieferanten
zu verbinden“ (Büsch 2013; S. 3). Für die Umweltpolitik bedeutet dies, politische Signale
zu senden, dass die Beschaffung von Unternehmen politische Aufmerksamkeit erhält.
Die politischen Signale hinsichtlich des gewerblichen Einkaufs sind durch eine gleiche
Behandlung der öffentlichen Beschaffung zu ergänzen, wie dies etwa Knopf et al. (2011)
vorschlagen, indem sie anregen „eine Kultur der ‚guten Beschaffung‘ zu fördern“ (vgl.
ebd.; S. 37).
Neben dem Signalling an Akteure des gewerblichen, nicht-öffentlichen und des
öffentlichen Einkaufs ist auch eine Abstimmung zwischen den Bundesressorts, etwa dem
BMUB, dem BMBF und dem BMWi notwendig, um eine Kohärenz auf Bundesebene
23
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
sicherzustellen. Die jüngst beschlossene neue Hightech-Strategie (BMBF 2014) sowie die
Elektromobilitätsstrategie bieten hier eine Reihe von Ansatzpunkten1.
•
Politikformulierung: Zur Vorbereitung einer Mobilisierung von Großverbrauchern ist
das Erstellen einer Vorstudie anzuraten, in der das Marktgeschehen und die Marktdynamik, wichtige Akteure und Verbände sowie potentielle Schlüsselpersonen
zusammengestellt werden.
Die Förderung von Umweltinnovationen bedarf einer differenzierten Kenntnis der
Gütermärkte. Deswegen ist es ratsam, anerkannte und akzeptierte Fachleute zu
gewinnen, die als Systemmanager auftreten können. Die Einbeziehung eines derartigen
Systemmanagers sollte durch eine Organisation unterstützt werden, die die
Prozessgestaltung übernehmen kann, um die gestaltende Rolle des Maklers nicht zu
stark mit organisatorischen Aufgaben zu überlasten.
Seitens der umweltpolitischen Instanzen ist eine Klärung der Interessen und
Ansprechpartner von zu beteiligenden Ressorts notwendig, zudem ist eine eindeutige
personelle Verantwortlichkeit und „Kümmerschaft“ notwendig, die diesen Ansatz
verfolgt, vorantreibt und als behördeninterner Ansprechpartner sowie Vermittler zu den
Schlüsselpersonen agiert. Des Weiteren sind entsprechende Finanzmittel
bereitzustellen, etwa für den Ankauf einschlägiger Marktstudien von Marktforschungseinrichtungen.
Die Arbeiten sollten aufbauend auf der Vorstudie eine Strategie entwickeln, wie in
einem gewählten Gütermarkt eine Markttransformation stimuliert werden kann. Hierzu
ist ein mehrfacher Dialog mit wichtigen Unternehmen notwendig, die Interesse an einer
Kooperation besitzen. Diese Dialoge könnten sich an wichtige Großverbraucher und
deren verschiedene Interessensverbände wenden und diese gezielt mittels
Diskussionsveranstaltungen vernetzen. In derartige Prozesse könnten zudem
Umweltorganisationen als „Glaubwürdigkeitsverstärker“ einbezogen werden, um den
Interessen mehr Nachdruck und auch umweltpolitische Akzeptanz zu verleihen. Im
Ergebnis sollte ein Aktionsplan zur Marktentwicklung („Roadmap“) entstehen, der
zeitlich gestaffelte Aktivitäten der beteiligten Partner zusammenstellt und auf die
Gestaltung der Marktdynamik abzielt.
Die Maßnahmen, die in einem bestimmten Gütermarkt ergriffen werden, sind
aufeinander abzustimmen und zu einem kohärenten Ansatz zu bündeln. Dies bedeutet
einerseits eine horizontale Ressortabstimmung auf Bundesebene sowie andererseits eine
Abstimmung des Vorgehens mit den Bundesländern, um ein kohärentes Vorgehen zu
gewährleisten. Die Formulierung und das Vorantreiben politischer Maßnahmen sollte
auch Zeitfenster beachten, die sich ergeben. Derartige Zeitfenster wirken begünstigend
auf die Aktivierung der Großverbraucher.
•
Politikimplementation: Die Nachfragemacht von Großverbrauchern hängt vom
jeweiligen Kontext ab. Neben der Nachfrage nicht-öffentlicher Großverbraucher hat das
öffentliche Beschaffungswesen eine beträchtliche Gestaltungsmacht. Durch eine
Bündelung beider Nachfragegruppen könnte die Schubkraft der
Nachfragemobilisierung noch ausgebaut werden. Die Form der Bündelung wird hier
sicherlich im Kontext des jeweiligen Gütermarkts zu reflektieren sein. Sie kann von
1
Vgl. die Vorschläge zur Nutzung der öffentlichen Beschaffung im Rahmen der Elektromobilitätsstrategie bei
Knopf et al. (2011; S. 32 ff.).
24
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
einem Erfahrungsaustausch bei der Beschaffung und Nutzung von Umweltinnovationen,
über gemeinsame Informationsplattformen bis hin zu gemeinsamen Ausschreibungen
und Beschaffungen reichen.
Die Befassung mit einer speziellen Gütergruppe durch die Umweltpolitik ist den
Einkaufs- und Beschaffungsabteilungen bei Großunternehmen deutlich zu signalisieren,
denn deren Tätigkeit ist oft durch die Erfüllung des Kerngeschäftes und die Abarbeitung
der Kernfeatures fokussiert, Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte stehen dabei nicht
notwendigerweise im Blickpunkt. Deswegen sollten seitens der Umweltpolitik knappe
Hintergrundinformationen („Fact Sheets“) zur betrachteten Umweltinnovation und
dem anvisierten Umweltproblem erstellt und spätestens in die Implementationsphase
eingebracht werden.
Eine weitere Maßnahme ist eine klarere Orientierung im Labeldschungel für die
Beschaffer.
Die Betrachtung der Gesamtkosten einer Investition mit Hilfe eines Life Cycle Costings
sollte auf verschiedene Anwendungskontexte als Arbeitshilfen bereitgestellt werden.
Die Beschaffung von innovativen Produkten wird bereits heute in verschiedenen Weisen
belobigt. Es ist zu prüfen, ob die Förderung von Umweltinnovationen an dem Preis des
BMWi/BME andocken oder ob seitens des BMUB/UBA eine eigenständige Positionierung
erfolgen könnte. Ein derartiger Preis könnte sich auf die Förderung von
Umweltinnovationen fokussieren oder gemeinsam mit anderen Ressorts einen breiteren
Zielkanon verfolgen.
Neben der Hervorhebung guter Beschaffungspraktiken könnte die Machbarkeit durch
Pilot- und Demonstrationsvorhaben erfahrbar gemacht werden, indem die technische
Realisierung und die entstehenden Mehrwerte angemessen dokumentiert werden.
Technologiescouts, Kompetenzzentren oder Innovationsdatenbanken sowie Kampagnen
können dabei darauf verweisen und interessierten Großverbrauchern damit einen Weg
zu den Umweltinnovationen eröffnen. Die Diffusion von Umweltinnovationen in einer
Branche könnte auch durch Technologiescouts oder durch Informationen auf
Netzwerktreffen intensiviert werden. In diesem Zusammenhang wäre auch die Entwicklung neuer Finanzierungs- bzw. Leasingmöglichkeiten (etwa durch Crowdfunding) zu
prüfen, um damit Kapital für den Erwerb von Umweltinnovationen durch kleinere
Unternehmen bereitzustellen.
Die Beschaffung von Umweltinnovationen greift einerseits in bisherige Routinen ein
und möchte diese auf ergänzende Leistungsziele ausrichten; andererseits sind damit
bisherige Beschaffungswege anzupassen. Um nicht-öffentliche Großverbraucher dabei zu
unterstützen, sind qualifizierte und fokussierte Schulungs- und Beratungsformate
notwendig, die etwa durch Contracting-Modelle finanziert werden könnten.
Ökonomische Risiken stellen ein wichtiges Hemmnis bei der Einführung von
Umweltinnovationen durch gewerbliche Kunden dar. Eine Möglichkeit, die Risiken bei
dem Erwerb umweltinnovativer Produkte zu vermindern, könnte in der Schaffung eines
Versicherungssystems liegen. Es wäre zu prüfen, ob ein Versicherungssystem initiiert
werden könnte. Ein anderer Ansatz könnte in der Aufstellung bzw. Verbesserung von
Haftungsregeln liegen, die klare Rahmenbedingungen für den Absatz von
Umweltinnovationen setzen und die Planungssicherheit der Hersteller beim Verkauf verbessern sowie die mit der Diffusion einhergehenden Risiken vermindern. Daneben
könnten auch Förderprogramme Einführung und Diffusion von Umweltinnovationen
unterstützen, etwa durch eine gezielte Einbeziehung der KfW, beispielsweise durch die
25
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Auflage von Förderprogrammen für Umweltinnovationen, durch einen „GreenTechFonds“ (vgl. BMU 2008; S. 18) oder durch Anknüpfung an ausländische Erfahrungen.
•
Monitoring: Ein Monitoring ist erforderlich, um periodisch über den Fortgang von
Maßnahmen informiert zu werden; insofern dient ein Monitoring einerseits der
Kontrolle. Andererseits stellt ein Monitoring ein systematisches Hilfsmittel dar, um
beteiligten Akteuren, politischen Entscheidungsträgern und ggfs. der Öffentlichkeit
Informationen zur Maßnahmenentwicklung zu geben, mit deren Hilfe Zielabweichungen und -konflikte zu erkennen sind.
Mit diesen Maßnahmen wurde noch nicht auf Möglichkeiten eingegangen, durch regulative
Maßnahmen eine breite Nachfrage nach Umweltinnovationen zu entfesseln, wie dies etwa
Blind (2012) oder Edler (2013) beschreiben. Derartige regulative Maßnahmen, die in
Deutschland etwa im Bereich des EEG eingesetzt wurden, wirken staatlicherseits auf die
Rahmenbedingungen ein, um die Nachfrage nach Umweltinnovationen zu unterstützen und
damit neue Märkte zu schaffen.
Insgesamt gelangt dieser Bericht zu der Erkenntnis, dass die Mobilisierung von
Großverbrauchern als Käufer von Umweltinnovationen eine vielversprechende Strategie
darstellt. Jedoch ist es nicht möglich den Erfolg einer solchen Strategie zu garantieren, da
bisher keine empirischen Belege vorhanden sind. Deshalb ist es notwendig, dass zu dieser
Strategie noch weiter geforscht wird und diese Strategie keine „free ride”-Strategie wird, da das
Engagement der Öffentlichkeit eine Hauptgrundlage darstellt.
26
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
2 Summary
This report, which is published as part of the text series of the German Federal Environmental
Agency (UBA), is based on an environmental research project (FKZ 3712 933 02) conducted by
the authors between August 2012 and October 2014. Under the title “Concentrating Market
Power. Bulk Consumer as Change Agent for Innovation Towards Sustainable Consumption”, the
primary goals of this project were:
•
to provide a systematic overview of relevant non-public bulk consumers in Germany,
•
to identify product related eco-innovations with a high ecological relevance and high
market entry barriers
•
to identify opportunities for dismantling these market entry barriers in the case of ecoinnovations through non-public bulk consumers and
•
to develop proposals for possible strategies for environmental policies to activate bulk
consumers and to bundle their demand to support eco-innovations.
Definition of “Bulk Consumers”
In this report, institutions are defined as non-public bulk consumers with the following
features:
•
commercial as well as non-commercial organizations,
•
non-governmental organizations,
•
organizations which present themselves in the market as a central organizational unit
with respect to purchasing, or which are characterized by common or bundled
procurement, and
•
whose shares in the concerned market sector (i.e. purchase quantities and market
turnovers per product group or service) represent a significant share.
Background
Eco-innovations are seen as a motor of a new “Green Economy”. This term was introduced by
the OECD and the United Nations Environmental Program (UNEP). The term was in the context
of the Rio+20 Conference as a mission statement for the economic and social transformation
developed, and attempts to create a new framework for the cline of the economy. The goal is
to achieve management of the economy using natural resources within the limits of
recreational capacities, or rather which leaves them in their life cycle and retains emissions
within the receptive boundaries of the eco-system. Eco-innovations in this context are regarded
as a possible means of achieving this change and which push for a market transformation
(UNEP 2011).
The focus of this report is on product related eco-innovations. Innovations can be fostered and
supported by innovations policies, to stimulate the supply of eco-innovations as well as the
demand for them. Traditionally, two opposing perspectives confront each other regarding
economic research on technological change. These are the so-called “technology-push” and
“demand-pull” perspectives. Meanwhile, innovations are understood as a complex interplay of
demand- and supply-side factors and actors, as well as feedback processes. The point of view
that “technology-push” and “demand-pull” factors, or their interplay in shaping innovation
processes, is accepted to a large extent in the academic literature (OECD 2011; p.18f; Edler
2013; p. 13).
27
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Since more than ten years, demand-side related innovations policies increasingly gained
attention (OECD 2011). Many OECD and emerging countries now use policy instruments to
foster specifically demand-side related innovations, especially in areas where there is a
significant need for the society as a whole and where the need is not sufficiently met. This
political intervention related to the demand-side is based on the following arguments (Edler
2007 and 2013):
•
market and system failures: The „conceptual core“ of demand-side related innovation
policy is the overcoming of structural obstacles (externalities, information asymmetry,
lock-ins and non-diffusion of eco-innovations, etc.), which hinder market entry and the
diffusion of demand-side innovations.
•
lead market: Regarding the political objectives, demand-side related innovation policy
can “just like every innovation oriented policy […] target economic competitiveness and
growth” (Edler 2007; p. 48). Edler (2013; p. 15) broaches the issue of the lead market
concept in this context. It assumes that “[…] new technologies or services are first
introduced in a certain domestic market and that the functioning or the design of these
technologies or services prevail as the ‘dominant design’ on the global markets” (Edler
2007; p. 49). Due to early diffusion, vendors in the domestic market can realize early
learning effects and economies of scale and obtain therefore a competitive advantage to
vendors in other countries (Edler 2013; p. 15; Rennings et al. 2008; p. 4). The national
market thereby represents a test market to scrutinize the technical load profile of the
application of innovations. An important role for the creation of lead markets,
according to the OECD (2011; p.25), is that of the “lead user”: „A lead market often
originates in areas with demanding customers, who are willing to pay for the
innovation.”
•
environmental orientation: As already mentioned, the objectives of demand-side
related innovation policy or demand-side related policy are causing an effect on the
innovation dynamic very often not (only) by way of an economic effect, but also of sociopolitical character. This means that corresponding instruments are used to foster
innovations which contribute to the management of social challenges (e.g. in the field
of environment and sustainability) or to accomplish other sectoral political goals (e.g. in
the field of mobility).
Within the scope of this report, the emphasis is put on the role, the potential and the
possibilities arising from the demand of non-public bulk consumers. This can be single or
group procurement of companies which targets the purchase eco-innovative offers. The
procurement of larger quantities mobilizes a demand volume, of which it is assumed that it
stimulates eco-innovations due to its market power, and that it aides to diffuse eco-innovations
faster and on a larger scale. The display of such a demand could – according to this hypothesis
– offer vendors incentives to market eco-innovations (faster), lower their unit costs (economies
of scale), to mobilize learning effects and to offer incentives for broader diffusion in a certain
market, also concerning other demand groups.
Relevant product categories and actors
The objective of this project was to identify relevant bulk consumers in Germany and in doing
so to address important product categories. Three different approaches in total have been
chosen to investigate relevant product categories and actors: A selection of sectors determines
the sectors which are to be examined. In addition, a selection of the largest companies in
these sectors is determined. The identification of product groups of environmental
28
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
relevance puts the focus on sectors with the highest environmental burden. A perimeter of
relevant product groups was derived from an environmental perspective. Identifying these
environmentally relevant product groups and services, product specific environmental
characteristics as well as consumption data from business sectors were taken. Based on five
premises (purpose of procurement, broad use in the majority of business sectors, potential
environmental relief, proximity to the private end consumer, manageability), the following
sectors were identified as the most important ones: electric drivers/motors/generators, interior
lighting, IT/ICT devices, textiles, detergents and cleaning services as well as hard flooring.
Potential eco-innovations and the selection of three exemplary innovations
To sound out the potentials of bulk consumers, three eco-innovations had to be chosen and
their market diffusion determined through workshops with the bulk consumers chosen. In
addition to these three exemplary innovations, over 200 product related eco-innovations out of
different technical fields were identified, based on preparatory work of the authors and by
literature evaluations. These were selected step by step according to different filter criteria.
Firstly, a “longlist” of 86 eco-innovations and subsequently a “shortlist” identified 30 promising
eco-innovations. The 30 selected eco-innovations of the “shortlist” were examined regarding
their environmental relevance, market entry barriers, losses and gains through use, as well as
application possibilities or potential bulk consumers. Furthermore, to validate the results
online, interviews with experts were conducted in which 20 experts participated and assessed
the 30 eco-innovations from their professional point of view. These assessed 30 eco-innovations
were screened by running them over different hurdles, whereby the following criteria were
applied: doubts about their environmental benefits, market maturity of the innovation
(especially market barriers, potential use losses), as well as the suitable accessibility for bulk
consumers within the scope of this project.
Based on these hurdles, the following eco-innovations were chosen for the course of the project
and the technical discussions with bulk consumers in correspondence with the client:
•
energy-efficient commercial tumble dryers,
•
cotton made out of organic cotton or recycled fibers, and
•
cars with air conditioning which used CO2 as a cooling agent.
Experiences with the activation of bulk consumers
To analyse the experiences with bulk consumers and the promotion of eco-innovation, besides
the literature analysis, there were six exemplary case studies conducted and 19 domestic and
foreign experts interviewed. The information gained was first analysed in the light of
supporting and impeding factors, and subsequently in the next step assigned to six different
clusters. As a result, there are several summarizing insights gained:
•
Roles in the innovation process: Bulk consumers can appear in different roles as
drivers of innovations such as triggers for innovations, as co-producers or as “early
adopters”. In the first case, consumers signal their need which should generate ecoinnovations from vendors. In the second case, bulk consumers could develop
innovations in cooperation with vendors, and be available for testing them. In contrast
to the first two roles, in the third case, the role of bulk consumers is rather responsive
and oriented towards the early adoption of eco-innovations where a competitive
advantage for the “early adopter” could arise.
29
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Public attention and problem awareness: The creation of attention for environmental
problems, for instance, through environmental organizations, sensitizes the public. The
public can be households as consumers or commercial and public buying agents. The
degree of problem awareness by customers can, potentially, represent an economic
“risk” for vendors whose products are associated with environmental problems, and
therefore increase the incentives to deploy eco-innovations. “Focal companies” are
especially in the spotlight of the public and environmental organizations
(Seuring/Müller 2004; p. 144 and Seuring/Müller 2008; p. 1699).
•
Political support and “background music”: The political system can act, or react, in a
multi-level system on the international level (e.g. Montreal Protocol) and on the national
level (e.g. change energy policy). It can set political signals concerning the meaning of
several topics. As a consequence, companies and associations receive indications for
their individual acting and can design their own risk management actively.
•
Realization of theoretical market power in real demand: The realization of an
investigated potential market power in real demand underlies several challenges;
declarations of purchase intentions are of unbinding nature and are not necessarily
transformed into demand – therefore binding demand has to be generated. Besides
that, procurement structures in commercial enterprises are often decentralized; limited
“cut through power” in the management level, and the still rare embedment of the
purchasing department in the strategic management level, are associated problems.
•
Mediators and Brokers: Different institutions, such as science or environmental
organizations, can take the role of mediators. The pooling of purchasers in one single
market power demands professional action and mediation between very heterogeneous
actors (producers, commercial purchasers, public purchasers, associations, lobby groups,
etc.). Hereby, several constellations can be conceptualized. The role of environmental
and consumer organizations is not so much that of a mediator. It is rather one of an
initiator and producer of public attention. They can even take the role of an amplifier of
credibility.
•
Pre-study for market targeting: Activities are often based on the initiator’s wealth of
experience, or his “gut feeling”. The mobilization of market power would profit from
stronger market exploration, such as market actors, position in the value chain, experts,
key persons and networks, time windows for innovations and path dependencies,
political context, market differentiation and segmentation, as well as technical
developments.
•
Pooling of purchasers: Goal-orientated combined procurement by several bulk
consumers has to overcome various hurdles. In a situation where several commercial
companies cooperate, one has to bear in mind the competitive situation. The situation is
more difficult in horizontal cooperation, than in a diagonal one (Hieronimus/Ahlf 2004;
p. 6), and prevail less in the non-profit sector. If commercial and public companies
cooperate, one must consider public procurement law. A possible hurdle for cooperative
procurement by non-public bulk consumers could also be anti-trust law.
•
Business application context: Contact with purchasers through mediators, or the
raising of public attention has to „pick up“ the purchasers. This is easier when the
purchaser acts as a “change agents“ and are ready and willing to take several risks.
Purchasers in commercial companies are, as already mentioned, often embedded in the
strategic management level and do not necessarily participate in development teams.
This refers to the necessity of promoting eco-innovation credibly, to develop a long-term
30
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
and comprehensive life cycle costing, to educate constantly and develop differentiated
risk sharing models between the vendors of eco-innovations and bulk customers. It
applies also vice versa that diffusions of eco-innovations are facilitated if product lines
and organizational processes are kept in step. Companies which are intrinsically
motivated, or which dispose over environmental or sustainable management systems,
tend to be more easily accessible than other companies.
•
Monitoring: The permanent observation of innovation related procurement activities
can make success and failure more comprehensible. Monitoring supports companies in
documenting their practical experience. Ideally, it is the starting point of a critical
confrontation with success factors, reasons for possible failure and improvement
potential. The results of monitoring can be used sensibly in their own reporting, but also
in the communication and consciousness rising within networks, as well as in the
context of education and counselling. A valid result documentation and communication
can support snowball-effects in the respective markets.
Workshops to activate bulk consumers
Beside analysis of case studies and expert interviews, workshops with bulk consumers were
conducted as a further methodological component. The three selected eco-innovations were
used (energy-efficient commercial tumble dryers, cotton made out of organic cotton or recycled
fibres and cars with air conditioning using CO2 as a cooling agent). In agreement with the
German Federal Environmental Agency, a concept for a workshop with each one of them was
created. Based on this concept, presumed bulk consumers were contacted and invited. The
technical discussions took place on the 24th October 2013 (air conditioning in cars), the 4th June
2014 (tumble dryers) and on the 7th July 2014 (cotton textiles) in Berlin. Participants were
representatives of the UBA and the research contractors consisting of at least one respected
expert who is familiar with the concerning product market and who has a reputation in this
market, representatives of companies and business associations. The following summarized
insights were gained:
•
Accessibility of bulk consumers: The identification of bulk consumers in a certain
product segment requires a good knowledge of the market and its actors. Companies
regard themselves not necessarily as bulk consumers, but as market actors. The
organisation of their interests often takes place in business associations, in which a
significant fragmentation and task sharing is apparent. “The one” association which
bundles all large purchasers does not exist in this form. This is also connected to the fact
that the context of applications of eco-innovations is mostly very heterogeneous.
The availability of the responsible person for the purchasing department is a very
difficult process in reality. Occasionally – possibly through a key person identified in a
market segment – can be facilitated. However, usually, the eco-innovations are not
naturally a topic on the agenda of the respective purchasing department.
•
Obstacles for the use of eco-innovations: The use of the eco-innovations dealt with in
the companies which participated in the technical discussions confirmed largely the
state of knowledge of obstacle research up until now.
•
(Eco)-innovative starting points: In the complete view, both uncertainty as to the
progress of eco-innovations, as well as the motivation to behave in a more ecoinnovative way revealed themselves. One aspect, which was always made the central
point of the discussion, was the readiness to conduct follow-ups and round tables with
other companies to exchange experiences, to network and to foster eco-innovations. The
31
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
UBA was assigned the role of moderator and activator. In addition to that, the
integration of users in the innovation process can be mentioned.
It was striking that participants in the workshops did not dedicate their attention to
regulatory measures. Their attention was much more focused on the improvement of
the information situation in companies, and the use of respective tools to be more
expediently informed or to inform customers respectively. This concerns first of all
technical information, as well as short background information regarding ecoinnovations, and the environmental challenges confronting knowledge-related problems
within the sectors. Secondly, it was repeatedly pointed out that there were too many
eco-labels. Orientation in the label jungle was desired. Thirdly, companies should
calculate more from a life cycle costing perspective to assess whether something was
worth an investment from a view on total costs. Besides that, best examples and
practices could demonstrate the feasibility.
As a further measure, the improvement of counselling within the sector was named, e.g.
through associations and their counselling competences as well as through “technology
scouts”. Economic measures concerning the promotion of R&D were highlighted,
whereas other economic measures were rather left aside.
Conclusions from the workshops and the three exemplary eco-innovations
The analyses conducted and the three workshops showed that the significance of bulk
purchasers or consumers has to be viewed in the specific context of a special product market.
Bulk consumers are not a fixed reference value, but one part of a dynamic market. The product
markets examined are partially of a very heterogeneous nature, such as the sector of laundry
drying. Depending on the loading volume, very significant technical differences result. This
sector is extremely segmented and divided into very different sub-markets differentiating
commercial and private use of tumble dryers. This does not apply, to the same extent, with the
other two examples of cotton textiles and car air conditioning. There, relatively homogeneous
product markets are apparent, in which products can be used without any substantial change
by both private and commercial users.
It can be concluded, that – concerning private and commercial use – in the case of relatively
homogeneous product markets, the significance of bulk consumers regarding market power
can be deduced. However, it is important not to focus on the relative demand of one or more
bulk consumers, (in the case of car air conditioning roughly 14 %), but to keep in mind the
“potential for sanctions”, so to speak, or the market power of associations which can be
mobilized, and in which bulk consumers often hold a strong position. Through cooperation in
an association and through a network of multiple associations, the potential is significantly
higher, and can therefore occur in the sense of a horizontal aggregation of demand and foster
eco-innovations. This applies even more if one regards especially the uncertainties and risks for
the vendors of innovations in the early phase of a market diffusion. An aggregation of demand
by “early adopters” can initiate the production, creation and early diffusion of an ecoinnovation. In this way, the whole product market could be influenced and orientated
sustainably whereby spill-over effects could also be triggered.
In the case of a heterogeneous product market, there are always special market relationships.
Here, it applies that bulk consumers play a strong role in special sub-markets. Nevertheless,
market diffusion in other sub-markets is not necessarily expected, because of technological
market segmentation. As a result, different sub-markets have to be approached individually by
important actors such as bulk consumers and associations.
32
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Potential political environmental starting points for the activation of bulk consumers
In documentary and internet research, as well as in expert interviews (cf. Graphic A), existing
measures have been collected. These could foster an effective market diffusion of ecoinnovations through bulk consumers. The following graphic summarizes these. The measures
include a large spectrum of different angles and approaches. They include regulatory measures
(e.g. standards, liability regulations), economic incentives (such as tax relief, innovation funds,
etc.), information and communication instruments (tenders of innovation awards) and reflexive
and discursive instruments as well as cooperative measures (e.g. action plans for market
development).
Figure A:
Potential political environmental measures for the activations of bulk consumers supporting diffusion of
eco-innovations
Final conclusions and Recommendations
The considerations in this report concerning bulk consumers represent a subset of discussions
over many years concerning the promotion of eco-innovations. A demand-side related political
promotion of eco-innovations of commercial end consumers could complete the approaches of
promoting the purchase of public institutions (“Green public procurement”) as well as private
end consumers.
It has not been possible to carry out an empirical reliable final prove how far the orientation of
environmental policy towards bulk consumers opens up new strategic perspectives. There are,
however, some hints that the (national) potential in certain product markets could be
33
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
significant, and that its aggregation and orientation towards eco-innovations could lead to a
diminishing of environmental burdens.
In this report, a series of measures have been put together, which respond directly to the
challenges of how to mobilize bulk consumers. The proposals are divided according to the
“policy-cycle” (e.g. Jann/Wegrich 2003) and are depicted in picture B:
Figure B:
•
Overview on potential environmental policy measures for activation of bulk consumers
Agenda-setting and problem perception: Environmental policy to date has not focused
on large companies or bulk consumers and their purchases or procurements. The
procurement in companies is the function which represents the interface with the
suppliers (Seuring/Müller 2004; p. 120) and it accordingly has the task to “connect the
business needs of the own company with the abilities of the suppliers”(Büsch 2013; p. 3).
For environmental policy, this means that political signals should be sent to direct
attention to the procurement of companies.
The political signals concerning commercial purchasing are to have the same treatment
as public procurements such as Knopf et al (2011) were suggesting in fostering “a
culture of 'good procurement'” (p. 37).
Besides signalling to actors of the commercial, non-public and public purchasing there is
also the issue of alignment between the German Federal ministries such as the Federal
Ministry for the Environment, Nature Conservation, Building and Nuclear Safety (BMUB),
the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) and Federal Ministry for
34
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Economic Affairs and Energy (BMWi). This alignment is necessary to guarantee
coherence at the Federal level. The recently settled high-tech-strategy (BMBF 2014), as
well as the electronic mobility strategy, offers a series of approaches 2.
•
Formulation of policies: To prepare a mobilization of bulk consumers, the creation of a
pre-study is advisable, in which the market situation and market dynamic, important
actors and associations, as well as key persons, are compiled.
The promotion of eco-innovations requires a differentiated knowledge of the product
markets. As a result, it is advisable to attract recognized and accepted experts who can
perform as system managers. Such system managers should be supported by an
organisation which can take over the process design, in order to prevent overload of the
creative role of the broker with organisational tasks.
From the point of view of environmental political authorities, clarification of interests
and contact persons at departments to be involved is necessary. In addition, a clear
personal responsibility and “caretakers” is necessary which pursues this approach,
fosters it and acts as an internal contact person as well as a broker to key persons.
Furthermore, financial means have to be provided to enable the purchase of relevant
market surveys from market research institutions.
The work should develop a strategy on how to stimulate a market transformation in the
chosen product market, based on the pre-study. Several dialogues with important
companies showing an interest in cooperation are essential. These dialogues could
appeal to important bulk consumers and their various industrial interest associations, to
connect them via discussion events. In these processes, environmental organisations can
be included as “amplifiers of credibility”, to give interests more emphasis and
environmental political acceptance. The result should be an action plan for market
development (“roadmap”), which puts together phased activities of the partners
involved and which has the goal of creating a market dynamic.
The measures which are taken in certain product markets would then be coordinated to
bundle them into a coherent approach. This means, on the one hand, a horizontal
department coordination at the Federal level, and, on the other hand, a coordination of
the approach between the German states so as to guarantee a coherent approach. The
phrasing and the promotion of political measures should also take into account time
windows which arise. Such time windows have a favourable effect on the activation of
bulk consumers.
•
Political implementation: The market power of bulk consumers depends on the
particular context. Besides the demand of non-public bulk consumers, public
procurement (GPP) has a significant sphere of influence. By aggregation of both
consumer groups, the shearing force of demand mobilisation could be expanded. The
form of aggregation could reflect the context of each product market. It could be in the
form of an exchange of experiences with purchase and use of eco-innovations, or, a
common informational platform, or, even, bundled tenders and procurements.
If environmental politics deal with specific product groups, they have to signal this to
the purchasing and procurement departments of large companies. This is because their
2
The proposals for the use of public procurement in the framework of the electric mobility strategy such as
Knopf et al. (2011; p. 32 ff.) explain them.
35
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
activity is mostly focused on the fulfilment of the core activities and the execution of the
core features. Environmental and sustainable aspects are not necessarily the focal point.
Consequently, environmental politics should create fact sheets for the eco-innovation
focused on and the targeted environmental problem, and should introduce them, at the
latest, at the implementation stage.
One additional measure is clear orientation in the label jungle for purchasers.
Consideration of the overall cost of an investment, with the help of life-cycle costings in
various application contexts, should be provided as a tool.
The purchase of innovative products is already pointed out today in several ways. It is
important to determine whether the promotion of eco-innovations should be linked to
the award of the BMWi/BME, or the BMUB/UBA should undertake an independent
position. Such an award could focus on the promotion of eco-innovations, or could
pursue a broader range of goals in cooperation with other departments.
Beside the emphasis on best practice, their feasibility could be ascertained through pilot
projects and demonstrations, in which technical realisation and the created added value
could be documented appropriately. Technology scouts, competence centres or
innovation databases, as well as campaigns could refer to eco-innovations and therefore
open up the way for interested bulk consumers. The diffusion of eco-innovations in a
sector could also be intensified through technology scouts or through information or
network meetings. In this context, the development of new financing and leasing
opportunities (e.g. crowd funding) could be tested, in order to see whether capital for
the purchase of eco-innovations could be provided for smaller companies.
The purchase of eco-innovations interferes with existing routines oriented at
complementary performance goals. Existing procurement ways have to be adapted. To
support non-public bulk consumers, qualified and focused educational and consulting
formats are necessary, which could be financed through contracting models.
Economic risks represent an important obstacle to the introduction of eco-innovations
by commercial clients. A possibility for reducing risks when purchasing eco-innovative
products could be the creation of an insurance system. It would be necessary to test
whether an insurance system could be initiated. A different approach would be the
setting up or improvement of liability rules which set clear framework conditions for
the sale of eco-innovations, improve the planning security for producers in the sales
process and which reduce the risks in the diffusion process. Next to these measures,
promotional programs could support the introduction and diffusion of eco-innovations,
e.g. through the specific inclusion of KfW, for instance, the requirement for
promotional programs for eco-innovations, through “Green Tech-Fonds” (BMU 2008;
p.18), or by taking up foreign experiences.
•
Monitoring: Monitoring is necessary to inform periodically over the progress of
measures; in this context it is used as a control. On the other hand, monitoring
represents a systematic tool to provide information about the development of measures
for every actor involved, for political decision-makers and possibly the public. With the
help of monitoring, deviations from the original goal and conflicts can be detected.
With these measures, the possibility of unchaining a broad demand for eco-innovations
through regulative measures such as Blind (2012) and Edler (2013) describe them, have not
been addressed. Such regulatory measures, used in Germany in the area of the renewable
36
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
energy law, influence the framework conditions from the side of the authorities, to support
demand for eco-innovations, and, consequently, to create a new market.
Overall, the report reaches the conclusion that the mobilisation of bulk consumers as
purchasers of eco-innovations represents a promising strategy. Nevertheless, it is not yet
possible to guarantee the success of such a strategy, since no empirical evidence is available
yet. As a result, it is necessary to continue researching this strategy to prevent it becoming a
“free ride” strategy, because the commitment of the public is one of the very foundations of it.
37
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
3 Einleitung und Übersicht
Der in dieser UBA-Texte Reihe veröffentlichte Bericht beruht auf einem UFO-Plan Vorhaben
(FKZ 3712 933 02), das von August 2012 bis Oktober 2014 von den Autoren 3 durchgeführt
wurde. Unter dem Vorhabenstitel „Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für
Innovationen beim nachhaltigen Konsum“ sollten
•
ein systematischer Überblick über relevante nicht-öffentliche Großverbraucher in
Deutschland erstellt,
•
produktbezogene Umweltinnovationen mit hoher ökologischer Relevanz und hohen
Markteintrittsbarrieren identifiziert,
•
Möglichkeiten zum Abbau von Markteintrittsbarrieren bei Umweltinnovationen durch
nicht-öffentliche Großverbraucher ermittelt und
•
Vorschläge für mögliche Strategien für die Umweltpolitik zur Aktivierung von
Großverbrauchern und zur Bündelung deren Marktmacht zur Förderung von
Umweltinnovationen erarbeitet werden.
Damit baut das Vorhaben auf der Innovationsorientierung zu Nachhaltigkeit auf, die in Europa
seit 2004 mit der Lissabon Strategie in Verbindung mit der EU-Strategie für Nachhaltige
Entwicklung eine systematische Politikstrategie darstellt. Umweltinnovationen werden als
„Schlüssel“ für ein umweltverträgliches Wachstum betrachtet. Zugleich wird
Umweltinnovationen eine wichtige Rolle zugesprochen, um Umweltbelastungen zu reduzieren
und auf diese Weise Produktion und Konsum von Produkten und Dienstleistungen
nachhaltiger gestalten zu können.
Die Ausrichtung der Nachfrage auf Innovationen spielt zumeist im Bereich der öffentlichen
Beschaffung – Green public procurement (GPP) eine Rolle und wurde in den letzten Jahren
mehrfach untersucht. Die Mobilisierung privater Haushalte als Nachfrageakteure ist eine
Strategie, die sich sehr unterschiedlich darstellen kann, etwa als zeitlich und räumlich
zielgerichtete Strategie, wie etwa im Falle von Boykottaktionen (wie z.B. angesichts der
geplanten Versenkung der Brent Spar Mitte der 1990er Jahre), oder als Strategie einer
kontinuierlichen Verbraucherinformation und -bildung, etwa durch informatorische
Maßnahmen wie den Blauen Engel.
Große Nachfrager – Großverbraucher – können aufgrund ihrer Nachfragevolumina – sei es
allein oder gemeinsam mit anderen – beträchtliche Stoffströme bewegen und dabei auch für
Nachhaltigkeitsfragen mobilisiert werden. Allerdings liegen dazu bisher nur vergleichsweise
wenige Untersuchungen vor. Vor diesem Hintergrund betritt der hier vorgelegte Bericht ein
Stück Neuland und exploriert die Möglichkeiten, Großverbraucher als Nachfrager für
Umweltinnovationen zu nutzen und damit auch deren Marktdurchbruch und -dissemination zu
unterstützen.
Das Vorhaben wurde in fünf Arbeitspaketen (AP) bearbeitet:
3
Zugunsten der besseren Lesbarkeit wird in diesem Bericht auf die Nennung der jeweils männlichen
und weiblichen Form verzichtet. Wenn nicht anders angegeben, sind immer beide Geschlechter
gemeint.
38
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
AP 1: In diesem Arbeitspaket wurde ein systematischer Überblick über relevante
Großverbraucher von Produkten und Dienstleistungen mit hohem
Umweltentlastungspotenzial zusammengestellt.
•
AP 2: Dieses Arbeitspaket zielte darauf ab, eine Liste von 30 Umweltinnovationen zu
erarbeiten, die von Großverbrauchern nachgefragt werden könnten. Diese wurden aus
einer umfangreichen Suche ausgewählt und hinsichtlich Umweltnutzen,
Markteintrittsbarrieren und möglichen Nutzeneinbußen analysiert.
•
AP 3: Zur Validierung der Informationen des AP 2 und in Vorbereitung des AP 4
wurden rund 20 Experten aus verschiedenen Bereichen befragt, um die bisherigen
Ergebnisse zu vertiefen. Im Ergebnis des Arbeitspaketes stand ein Ranking von 30
Umweltinnovationen.
•
AP 4: In AP 4 wurden drei Umweltinnovationen für die Erprobung und Umsetzung
ausgewählt, die durch Großverbraucher gezielt nachgefragt werden könnten und
Erkenntnisse für die Umweltpolitik liefern sollten. Dabei sollte auch berücksichtigt
werden, welche Umwelteffekte erzielbar sein könnten. Als Ergebnis sollten mögliche
umweltpolitische Handlungsempfehlungen zusammengestellt werden.
•
AP 5: Dieses Arbeitspaket umfasste die Vorbereitung, Durchführung und
Dokumentation von drei Themenworkshops („Fachgespräche“) zu je einer
Umweltinnovation, die als potentiell vielversprechend identifiziert wurden. Die
Erkenntnisse sollten ausgewertet und in umweltpolitische Handlungsempfehlungen
eingebracht werden.
Dieser Bericht ist wie folgt strukturiert: Das nachfolgende Kapitel 4 „Verortung und
Hintergrund“ ordnet das Vorhaben in den Diskurs zu Innovationen und Innovationspolitik ein,
es beschreibt die Abgrenzung und Fokussierung des Vorhabens auf gewerbliche
Großverbraucher und führt den Begriff der Umweltinnovation ein. In Kapitel 5
„Großverbraucher – Zusammenstellung relevanter Produktbereiche
und Akteure“ werden (umwelt-)prioritäre Wirtschaftsbereiche ermittelt, in denen
Großverbraucher agieren. Abgerundet wird diese Darstellung durch eine Auswahl von
Großverbrauchern in sieben Bereichen. Die Zusammenstellung, Priorisierung und Auswahl von
drei Umweltinnovationen wird in Kapitel 6 „Ermittlung und Priorisierung von
Umweltinnovationen für Großverbraucher“ vorgenommen. Im anschließenden Kapitel 7
„Umweltpolitische Möglichkeiten der Aktivierung von Großverbrauchern“ werden anhand von
Fallstudien und Experteninterviews Erfahrungen mit nachfrageseitiger Innovationspolitik
zusammengetragen und diese mit Blick auf mögliche Maßnahmen der Umweltpolitik
analysiert. Das Kapitel 8 „Großverbraucher und Umweltinnovationen“ untersucht anhand von
drei Fallbeispielen (CO2-Klimanlagen, gewerbliche Wäschetrockner und Baumwollfasern)
Möglichkeiten von Großverbrauchern, sich umweltinnovativ zu verhalten und stellt Ergebnisse
von drei Fachgesprächen vor. Im finalen Kapitel 9 „Schlussfolgerungen und Empfehlungen“
werden die erzielten Ergebnisse gewürdigt. Dies geschieht auch mit Blick auf die Erfahrungen
mit und Möglichkeiten der Großverbraucher, umweltinnovative Produkte und Dienstleistungen
zu erwerben. Abschließend werden dabei umweltpolitische Maßnahmen entwickelt.
Der vorliegende Bericht fasst die Arbeit der Autoren zusammen. Hintergrundmaterialien,
Teilnehmer und Protokolle der Fachgespräche sowie eine ausführliche Darstellung der
Umweltinnovationen finden sich in einem separaten Anlagenband.
39
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
4 Verortung und Hintergrund
Innovationen als Motor einer Green Economy
Die derzeitigen Produktions- und Konsummuster, die gegenwärtige Wirtschaftsweise, sind
nicht nachhaltig, weder im nationalen, internationalen noch im intertemporalen Maßstab. Es
werden dauerhaft die planetaren Tragfähigkeiten überschritten, wie dies etwa Rockström et al.
(2009, 2013) darlegen. Der Wandel der Wirtschaftsweise und dessen Transformation in
Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens wurden in jüngster Zeit unter dem Stichwort
„Green Economy“ zusammengefasst und diskutiert. Der Begriff „Green Economy“, der im
Kontext der Rio+20 Konferenz als Leitbild für die wirtschaftliche und gesellschaftliche
Transformation entwickelt wurde, versucht einen neuen Rahmen für die Entwicklungsrichtung
der Wirtschaft zu schaffen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nation (UNEP) versteht unter
einer „Green Economy“ eine Wirtschaftsweise, die auf „(…) improved human well-being and
social equity, while significantly reducing environmental risks“ (UNEP 2011; S. 16) abzielt.
Damit soll eine Wirtschaftsweise erreicht werden, die natürliche Ressourcen nur innerhalb der
Erneuerungsfähigkeit nutzt bzw. diese in natürlichen Wertstoffkreisläufen belässt und deren
Emissionen innerhalb der Grenzen der Aufnahmekapazitäten von Ökosystemen bleiben.
Um eine solche umweltverträgliche Ökonomie langfristig zu erreichen, wird
Umweltinnovationen die wichtige Rolle zugesprochen, Umweltbelastungen zu reduzieren und
auf diese Weise Produktion und Konsum von Produkten und Dienstleistungen nachhaltiger
gestalten zu können. An sie ist auch die Erwartung geknüpft, Synergien zwischen
Umweltschutz und Wachstum hervorzubringen und einen wesentlichen Beitrag zu einer
Markttransformation hin zu einer „Green Economy“ zu leisten.
Innovationsbegriff
Der Begriff der Umweltinnovation ist bisher vielfach, aber nicht immer einheitlich definiert
worden4. Er beinhaltet zum einen das Konzept der Neuheit oder einer bedeutenden
Verbesserung und zum anderen die Anforderung, dass die Neuerung wirtschaftlich umgesetzt
und in neue marktgängige Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen mündet (Grupp 1997). In
Anlehnung an Kemp/Foxon (2007) lassen sich drei Kategorien unterscheiden:
•
Technologische Innovationen lassen sich in Produkt- und Prozessinnovationen
unterteilen.
o
Nach enger innovationsökonomischer Definition geschieht bei Produkt- bzw.
produktbezogenen Innovationen ein Eigentumsübergang zwischen Anbieter und
Käufer.
o
Als Prozessinnovationen werden betriebsinterne Anpassungen von
Produktionsprozessen verstanden.
Diese Unterscheidung ist wesentlich zum Beispiel im Hinblick darauf, wie Wissen
übertragen und geistiges Eigentum geschützt werden kann.
•
Organisatorische Innovationen oder Geschäftsmodell-Innovationen stellen neue
Wege dar, geschäftliche Aktivitäten – wie zum Beispiel Finanzierung oder Produktion –
zu gestalten. Hierunter werden auch Dienstleistungsinnovationen gefasst.
4
Ein ausführlicher Überblick findet sich bei Kemp/Foxon (2007).
40
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Unter präsentationsbezogenen Innovationen werden Innovationen in Design und
Marketing verstanden.
In diesem Bericht und dem zugrundeliegenden Vorhaben lag der Schwerpunkt des
Untersuchungsinteresses auf produktbezogenen Umweltinnovationen. Damit waren
Prozessinnovationen nicht Gegenstand der Untersuchung. Bei organisatorischen Innovationen
und Geschäftsmodell-Innovationen spricht die Produktorientierung dafür, rein
innerbetriebliche organisatorische Innovationen (zum Beispiel in der Aufbauorganisation oder
Mitarbeiterbeteiligung) außen vor zu lassen.
Umweltinnovationen zeichnen sich gegenüber allgemeinen Innovationen durch ihren
Umweltbeitrag aus. Nach OECD-Definition müssen Umweltinnovationen die Umweltbelastung
reduzieren, unabhängig davon, ob diese Wirkung beabsichtigt ist oder nicht (OECD 2009).
Nach dieser Definition muss die erzielte Umweltentlastung also nicht der eigentliche Zweck des
Produkts oder der Dienstleistung sein. Umweltinnovationen sind deshalb auch solche
Neuerungen, die die Transformation klassischer Wirtschaftszweige zu „grünen Märkten“
voranbringen, dazu zählen beispielsweise saubere Fahrzeugantriebe. Neuheiten bei „Umweltschutzgütern“ gemäß der herkömmlichen statistischen Definition 5 (Destatis 2013), zu
denen vor allem auch die nachsorgenden Umweltschutztechnologien zählen, spielen im
Rahmen dieses Berichts eine eher untergeordnete Rolle.
Innovationspolitik
Der Begriff Innovationspolitik umfasst nach Borrás/Edquist (2013; S. 1513) generell sämtliche
Maßnahmen der öffentlichen Hand, die einen Einfluss auf Innovationsprozesse haben. Ein
staatliches Eingreifen in unternehmerische Innovationsprozesse wird im Allgemeinen damit
gerechtfertigt, dass diese Spillover-Effekte aufweisen, aufgrund deren unternehmerische
Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen gesamtwirtschaftlich betrachtet zu gering ausfallen
(del Río et al. 2010; S. 543; Falck/Wiederhold 2013; S. 5). Umweltinnovationen weisen darüber
hinaus auch in der Diffusionsphase positive Spillover-Effekte auf, da sie in Form vermiedener
Umweltschäden mit geringeren externen Kosten verbunden und somit von einem doppelten
Externalitätenproblem bzw. Marktversagen betroffen sind (Rennings 2000; S. 325; COWI 2009;
S. 1). Die doppelte Externalität rechtfertigt staatliche Unterstützung und spricht für eine enge
Kopplung von innovations- und umweltpolitischen Ansätzen. Die Bündelung und damit
Stärkung der Nachfrage für nachhaltige Güter fällt in diese Kategorie.
Entsprechend ist davon auszugehen, dass die Faktoren des „Technology Push“ und „Market
Pull“ allein nicht stark genug wirken, um eine gesamtgesellschaftlich gesehen
wohlfahrtsoptimierende Versorgung mit Umweltinnovationen zu gewährleisten (Rennings
2005; S. 6). Für die Entstehung und Verbreitung von Umweltinnovationen sind zusätzliche
regulative Push- bzw. Pull-Effekte daher entscheidend (Rennings 2000; S. 326). Wie stark
regulierungsbedingt eine Umweltinnovation ist, ist unter anderem von der Art der Innovation
abhängig: „Beispielsweise sind Kosteneinsparungen eine wichtige Motivation für die
Einführung integrierter Umweltschutztechnologien, für end of pipe-Maßnahmen spielen sie
dagegen keine Rolle“ (Rennings 2005; S. 6).
5
Nach Definition des Statistischen Bundesamtes sind Umweltschutzgüter Güter, die mit ihrem Hauptzweck dem
Umweltschutz dienen.
41
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Ziel von Innovationspolitik ist es grundsätzlich
•
die Entstehung,
•
Markteinführung und
•
Verbreitung
von Innovationen zu unterstützen, und damit indirekt wiederum eine Wirkung auf
übergeordnete ökonomische, ökologische und soziale Politikziele wie Beschäftigung,
Wirtschaftswachstum, Ressourcenschutz, Gesundheitsversorgung, Sicherheit, etc. zu erzielen
(Borrás/Edquist 2013; S. 1514; Edler 2013; S. 5). Ziel ist es also, positive Spillover-Effekte zu
erreichen.
Unter den Begriff Innovationspolitik fallen nach Borrás/Edquist (2013; S. 1513) allerdings auch
politische Maßnahmen, die nicht explizit auf Förderung von Innovationen ausgerichtet sind,
sondern bei denen der Einfluss auf Innovationsprozesse quasi einen unbeabsichtigten
Nebeneffekt darstellt. Innovationspolitik in diesem weiten Sinne findet damit
politikfeldübergreifend statt (Nesta 2010; S. 19).
Die „Technology-push“ und „Demand-pull“-Kontroverse
Traditionell stehen sich in der ökonomischen Forschung zum technologischen Wandel zwei
gegensätzliche Perspektiven gegenüber, die sogenannte „Technology-push“- und die „Demandpull“-Perspektive (OECD 2011; 18; Di Stefano et al. 2012; S. 1283). Als Vater der „Technologypush“-Perspektive gilt gemeinhin Joseph Schumpeter (Godin/Lane 2013; S. 633). 6 Repräsentiert
wird diese Sichtweise durch das sogenannte „lineare Modell“, das über Jahrzehnte das
dominante ökonomische Modell zur Erklärung (technischer) Innovationen darstellte (Anderson
2003; S. 2; Godin/Lane 2013; S. 621). Es betrachtet den Innovationsprozess als linearen Pfad
ausgehend von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung hin zur Generierung
einer Erfindung, die dann marktfähig gemacht wird (Godin/Lane 2013; S. 622f; Konrad/Nill
2001; S. 12) und ist damit sehr stark forschungs- und entwicklungsfokussiert, während andere
potenzielle Einflussfaktoren des Innovationsprozesses vernachlässigt werden (Hemmelskamp
1999; S. 62).
Die Idee der Nachfrage als Einflussfaktor für Innovationen kam Godin/Lane (2013; S. 623)
zufolge in den 1960er Jahren auf. Die Betrachtung des Faktors Nachfrage als bedeutenden
Erklärungsfaktor für technologischen Wandel hat in der ökonomischen Denkgeschichte jedoch
generell eine lange Tradition, wie Knell (2012) zeigt. In den 1970er und 80er Jahren wurde die
Idee mithilfe des sogenannten „Need-pull“-Modells formalisiert, welches später die bis heute
übliche Bezeichnung „Demand-pull“-Modell erhielt (Godin/Lane 2013; S. 623). Dieses entstand
als Gegenentwurf zum linearen „Technology-push“-Modell und zog Bedürfnisse als einzigen
Erklärungsfaktor und Ursprung einer Abfolge von Ereignissen heran, die letztendlich zur
Innovation führen (ebd.; S. 629, 631). Die „Vaterschaft“ für das „Demand-pull“-Modell wird
Jacob Schmookler zugeschrieben (Godin/Lane 2013; S. 633), der in seinen Studien für
verschiedene Branchen fand, dass Veränderungen der Anzahl von Inventionen (gemessen in
6
In Bezug auf den Einfluss der Nachfrage legt Schumpeter (1939; S. 73) die folgende Annahme zugrunde: „We
will, throughout, act on the assumption that consumers‘ initiatives in changing their tastes […] is negligible and
that all change in consumers’ tastes is incident to, and brought about by ‘producers’ action.” Nach Schumpeter
gibt es jedoch durchaus Ausnahmen, als Wichtigste nennt er „war demand by governments” (ebd.; S. 74).
42
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Form von Patentanmeldungen) 7 eine verzögerte Widerspiegelung von Veränderungen des
Niveaus der Nachfrage darstellten (vgl. z.B. Schmookler 1962; Anderson 2003; S. 2) und damit
Marktkräfte als wichtigen Einflussfaktor für das Maß und die Richtung innovativer Aktivitäten
herausstellte (Knell 2012; S. 2).
Das „Demand-pull“-Modell hatte allerdings nur eine kurze Lebensdauer. Verantwortlich dafür
war Godin/ Lane (2013) zufolge ein 1979 von Mowery/Rosenberg veröffentlichter Artikel, der
die Studien, die die Basis für das „Demand-pull“-Modell bildeten, methodisch scharf kritisierte
und in ihrer Aussagekraft infrage stellte (Mowery/Rosenberg 1979; Godin/Lane 2013; S. 634).
Dabei sprachen Mowery/ Rosenberg (1979) „Demand-pull“-Faktoren ihre Bedeutung nicht
grundsätzlich ab. Sie plädierten jedoch dafür, dass die Präsenz von Marktnachfrage ebenso wie
die Präsenz technologischer Möglichkeiten für die Entstehung von Innovationen notwendig ist,
keiner der beiden Faktoren allein jedoch hinreichend ist, sondern sie vielmehr gleichzeitig
bestehen müssen, damit Innovationen entstehen (Mowery/Rosenberg 1979; S. 143). Entsprechend ging das „Demand-pull“-Modell in multidimensionalen Modellen auf (Godin/Lane
2013; S.622). In diesen wurde Innovation immer weniger als sequentieller linearer Prozess
aufgefasst, sondern vielmehr als komplexes Zusammenspiel von „Demand- und supply-side“Faktoren und -Akteuren, Rückkopplungsprozessen etc. (Rothwell 1992; S. 236). 8 Die Ansicht,
dass sowohl „Technology-push“- als auch „Demand-pull“-Faktoren bzw. gerade deren
Zusammenspiel den Innovationsprozess prägen, ist in der wissenschaftlichen Literatur heute
weithin anerkannt (OECD 2011; S.18f; Edler 2013; S. 13).
Angebots- und nachfrageseitige Innovationspolitik
Generell kann zwischen nachfrageseitiger und angebotsseitiger Innovationspolitik
unterschieden werden (Edquist/Hommen 1999; S. 63):
•
Die angebotsseitige Förderung von Innovationen adressiert Bereiche wie
Forschung/Entwicklung, Bildung, Kompetenzen von Unternehmen, den Aufbau von
Institutionen zur Vernetzung von Unternehmen mit Universitäten etc.
(Edquist/Hommen 2000; S. 20) und zielt darauf ab die Innovationsfähigkeiten und anstrengungen potenzieller Anbieter zu unterstützen (Edler 2013; S. 5).
•
Nachfrageorientierte Innovationspolitik wird hier im Sinne von Edler (2007; S. 11)
verstanden „[...] als die Gesamtheit der Maßnahmen der öffentlichen Hand, die an der
privaten oder staatlichen Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen ansetzen, um
Entwicklung, Markteinführung und Diffusion von Innovationen zu induzieren und zu
beschleunigen.” „Demand side policies [...] define a need or support the ability and
willingness of potential buyers to demand an innovation or co-produce it with suppliers”
(Edler 2013; S. 5).
Der Diskurs und die politische Praxis der „[…] Innovationspolitik im engeren Sinne – also […]
[der] Politik, die [sich] hauptverantwortlich zeichnet für die Förderung von Innovationen bzw.
die Erstellung geeigneter Rahmenbedingungen für Innovationen“ (Edler 2007; S. 12), ist
7
Mowery/Rosenberg (1979; S. 139) merken in diesem Zusammenhang Folgendes “kritisch an: „Schmookler’s work
deals with invention, not commercially successful innovations; thus his use of patent statistics as a measure of
inventive output. Rather than explaining the factors underlying commercially successful innovations, Schmookler
analyzed market demand forces as they influenced shifts in the allocation of resources to inventive activity - an
entirely different matter.”
8
Einen Überblick über die verschiedenen Innovationsmodelle bieten z.B. Rothwell (1992), Tidd (2006).
43
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
traditionell durch einen starken Fokus auf die Angebotsseite geprägt (Edler 2013; S. 5), welcher
eng verknüpft ist mit der Logik des linearen „Technology-Push“ Modells (Edquist/Hommen
1999; S. 63). Es finden sich zwar vielfältige Beispiele nachfrageorientierter politischer
Maßnahmen mit Wirkung auf Innovationen, z.B. in der Umweltpolitik, diese wurden jedoch in
aller Regel nicht von den für Innovationen zuständigen Ministerien durchgeführt oder
koordiniert, sondern von den jeweiligen Ressortministerien im Hinblick auf spezifische
Politikziele und nicht auf die Innovationsdynamik per se (Edler 2007; S. 12; Edler 2013; S. 5). So
findet Edler (2007; S. 24) in Deutschland z.B. im Energiebereich eine (im internationalen
Vergleich) beachtliche Vielzahl von Maßnahmen zur Erhöhung der Nachfrage nach
Innovationen (u.a. in Form finanzieller Anreize im Bereich der energieeffizienten Technologien
bzw. regenerativer Energien). Die Innovationseffekte der genannten nachfrageorientierten
Maßnahmen werden zwar oft nicht systematisch erfasst, sie wurden aber inzwischen in
verschiedenen Fallstudien empirisch aufgezeigt (z. B. Walz 2014; Walz/Ragwitz 2011).
Nachfrageseitige Innovationspolitik
Seit Mitte der letzten Dekade hat die Nachfrageseite bzw. haben nachfrageseitige Instrumente
in der Innovationspolitik vermehrt an Aufmerksamkeit gewonnen (OECD 2011; S. 27; Edler
2013; S. 5; Falck/Wiederhold 2013; S. 1f). Viele OECD- wie auch Schwellenländer setzen
mittlerweile verstärkt Politikinstrumente zur gezielten nachfrageseitigen Förderung von
Innovationen ein, insbesondere in Bereichen, in denen gesamtgesellschaftlich gesehen ein
hoher Bedarf besteht, der aufgrund von Marktversagen nicht ausreichend erfüllt wird (OECD
2011; S. 3 und 9).
Einem politischen Eingreifen auf der Nachfrageseite liegen nach Edler (2007; S. 46; 2013; S. 13)
folgende Begründungsmuster zugrunde:
•
Markt- und Systemversagen: Der „konzeptionelle Kern” nachfrageorientierter
Innovationspolitik ist die Überwindung struktureller Hemmnisse (Externalitäten,
Informationsasymmetrien, Lock-in Effekte/Pfadabhängigkeiten etc.), die die
Markteinführung und -diffusion von Innovationen nachfrageseitig behindern (ebd.).
•
Vorreitermarkt: In Bezug auf die politische Zielsetzung kann nachfrageorientierte
Innovationspolitik zum einen „wie jede innovationsorientierte Politik [...] auf
wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zielen“ (Edler 2007; S. 48). Edler
(2013; S. 15) thematisiert in diesem Zusammenhang das Konzept des Leitmarktes 9 („Lead
Market“), das davon ausgeht, „[...] dass neue Technologien oder Dienstleistungen
zunächst in einem bestimmten heimischen Markt eingeführt werden und dass sich die
Funktion bzw. das Design dieser Technologien oder Dienstleistungen als ‚dominant
design‘ auf globalen Märkten durchsetzt“ (Edler 2007; S. 49). 10 Aufgrund der frühen
Diffusion können die Anbieter im heimischen Markt entsprechend frühzeitig Lern- und
Skaleneffekte realisieren und haben damit gegenüber Anbietern in anderen Ländern
zunächst einen Wettbewerbsvorteil (Edler 2013; S. 15; Rennings et al. 2008; S. 4). Der
nationale Markt stellt damit einen Testmarkt dar, um das technische Lastenprofil der
9
Edler (2007; S. 49) bezeichnet das Konzept auch mit dem Begriff des Vorreitermarktes.
10
Beispiele für global erfolgreiche Innovationen, die sich zunächst auf einem speziellen lokalen Markt durchgesetzt
haben und danach international zum Erfolg wurden, stellen nach Rennings et al. (2008; S. 3) das Faxgerät in
Japan als Design für text-basierte Telekommunikation sowie der Erfolg des Mobiltelefons in nordischen Ländern
dar. Windenergie als Leitmarkt im Bereich Umwelttechnologie (Jacob et al. 2005).
44
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Anwendung von Innovationen zu erproben. Eine wichtige Rolle für die Entstehung von
Leitmärkten spielen der OECD (2011; S. 25) zufolge „Lead User“: „A lead market often
originates in areas with demanding customers who are willing to pay for the
innovation.“
•
Umweltorientierung: Wie bereits erwähnt sind die Zielsetzungen nachfrageorientierter
Innovationspolitik bzw. nachfrageorientierter Politik mit Wirkung auf die
Innovationsdynamik häufig nicht (nur) ökonomischer, sondern vor allem
gesellschaftspolitischer Natur. Das heißt, entsprechende Instrumente werden eingesetzt,
um Innovationen zu fördern, die einen Beitrag dazu leisten bestimmte gesellschaftliche
Herausforderungen zu meistern, z.B. im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit, bzw. um
sonstige sektorale Politikziele zu erfüllen, z.B. im Bereich Mobilität (Edler 2007; S. 46;
Edler 2013; S. 16).
Nach Dalhammar/Mundaca (2012; S. 743) liegt das steigende Interesse an nachfrageseitiger
Innovationspolitik insbesondere in den EU-Mitgliedsstaaten auch darin begründet, dass in
vielen Ländern die getätigten Investitionen in Bildung und Forschung und Entwicklung, also
die Angebotsseite, nicht die erwartete Wirkung auf den Output in Form von Produkt-,
Dienstleistungs- und Prozessinnovationen11 haben und sich damit potenzielle Grenzen einer
rein angebotsorientierten Innovationspolitik abzeichnen (s. auch OECD 2011; S. 9).
Ein kritischer Punkt nachfrageorientierter Innovationspolitik (bzw. nachfrageorientierter
Politikmaßnahmen generell) ist, „[…] dass der Nachfrageeffekt nicht per se auf das Inland
beschränkt werden kann“ (Edler 2007; S. 25), sondern dass grundsätzlich auch eine Nachfrage
nach (innovativen) Produkten und Dienstleistungen ausländischer Anbieter generiert werden
kann (Edler 2011; S. 182), wie sich am Beispiel der Photovoltaik zeigt, so ein Experte. Zudem
sind nachfrageseitige innovationspolitische Maßnahmen in der Regel durch eine deutlich
höhere Eingriffsintensität gekennzeichnet als angebotsorientierte Maßnahmen und setzen bei
politischen Entscheidungsträgern einen hohen Informationsstand voraus, bezogen auf die Vorzugswürdigkeit neuer Technologien (Herauspicken einzelner Technologien) sowie Nebeneffekte
ihrer Nutzung etc. (Falck/Wiederhold 2013; S. 19). Falck/Wiederhold (2013; S. 8 und 19) sehen
hier das Risiko von Fehlentscheidungen und, bedingt durch die Komplexität der Entscheidung,
auch eine erhöhte Gefahr der Einflussnahme von Unternehmen auf Politik und Verwaltung.
Nachfrageorientierte Innovationspolitik kann potenziell auch darauf abzielen über die
Nachfrage das Hervorbringen von Neuerungen anzustoßen („Triggering demand“), die
Politikansätze in diesem Bereich setzen (bisher) jedoch primär an bereits entwickelten,
marktreifen innovativen Produkten und Dienstleistungen an und zielen darauf ab Hemmnisse
in Bezug auf deren Markteinführung und Diffusion abzubauen und so die Diffusion zu
beschleunigen (Edler 2007; S. 322; OECD 2011; S. 27). Die Diffusion umweltinnovativer Güter
und Dienstleistungen fällt traditionell in den Zuständigkeitsbereich der Umweltpolitik, die mit
ihren Instrumenten darauf abzielt die negativen externen Effekte durch umweltbelastende
Aktivitäten zu internalisieren und umweltfreundlichere Produkte und Dienstleistungen
dadurch gegenüber konventionellen Lösungen wettbewerbsfähig zu machen (Rennings et al.
2008; S. 33). Um die Entstehung, Markteinführung und Diffusion von Umweltinnovationen
effektiv zu fördern, müssen Innovations- und Umweltpolitik entsprechend koordiniert und
aufeinander abgestimmt werden (Rennings et al. 2008; S. 5). Ähnliches gilt für andere sektorale
Politikfelder: „Um die Potenziale nachfrageorientierter Innovationspolitik zu realisieren, sollte
die Verbindung zwischen innovationspolitischen Zielen und konkreten Bedürfnissen und damit
11
Dieses Phänomen wird auch als „Swedish paradox“ bezeichnet (vgl. dazu Edquist 2009).
45
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
sektorale Politikziele – wie etwa Nachhaltigkeit, Sicherheit, Gesundheitsvorsorge etc. –
hergestellt werden“ (Edler 2007; S. 325).
Besonders in Zeiten knapper Haushalte haben Staaten vermehrt ein Interesse daran,
Ressourcen effizienter einzusetzen (OECD 2011; S. 10). Nach Edler (2007; S. 323) ist „eine
Voraussetzung für die Verstärkung von Innovationseffekten von sektoraler, an der Nachfrage
orientierte[r] Politik [...] die horizontale Koordination zwischen den Ministerien, die
Innovationskompetenz haben (in Deutschland BMWi und BMBF) und den weiteren
Fachministerien” nötig. Diese ermöglicht es „[...] sektorale Ziele in die nationale Innovationsstrategie einzupassen, komplementäre Bedürfnisse und Ziele zu definieren und darauf
aufbauend verschiedene Maßnahmen abzustimmen sowie Innovationskompetenz und
Fachwissen miteinander zu verbinden.” Eine nachfrageorientierte Innovationspolitik in diesem
Sinne sollte die angebotsseitige Innovationspolitik jedoch nicht ersetzen, sondern vielmehr
komplementär zu dieser eingesetzt werden (Edler 2010; S. 279; OECD 2011; S. 18f; Wiederhold
2012; S. 22). Zudem ist die Klassifizierung von Politikinstrumenten als nachfrage- bzw.
angebotsorientiert nicht immer trennscharf 12 (Nesta 2010; S. 18).
Nachfrageseitige Akteure
Die Nachfrageseite besteht aus verschiedenen Akteursgruppen, nämlich privaten
Verbrauchern, öffentlichem Beschaffungswesen, Handel, gewerblichen Abnehmern sowie aus
dem Export.
Wenn es um die Frage der Mobilisierung der Nachfrageseite für Umweltinnovationen geht, so
lag bisher der Fokus sowohl der politischen als auch der wissenschaftlichen Diskussion vor
allem auf der öffentlichen Beschaffung (BMBF 2010; 10; OECD 2011; S. 11; Falck/Wiederhold
2013; S. 9; BMBF 2014; S. 6, 40ff.). Gerade die neue Hightech-Strategie der Bundesregierung
(BMBF 2014) zeigt, dass vom Nachfrageverhalten des Staates eine Hebelwirkung für die
Innovationsleistung der Wirtschaft und der mit ihr kooperierenden Forschungsinstitute
erwartet wird. Vor diesem Hintergrund werden Länder und Kommunen angehalten, verstärkt
innovative Produkte und Dienstleistungen nachzufragen. Hierzu haben die Wirtschaftsminister
der Länder einen Beschluss gefasst, der darauf abzielt, die Themen Nachhaltigkeit und
Innovation in die Beschaffungsrichtlinien aufzunehmen. Für die öffentliche Hand wurden eine
Reihe von Studien (z.B. Wegweiser 2009; Knopf et al. 2011) erstellt, die eine stärkere
Ausrichtung der öffentlichen Beschaffung auf Innovationen unterstützen sollen. Spätestens seit
dem neuen EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 gilt die öffentliche Hand unter
dem Stichwort „Public procurement of innovative solutions (PCP)“ als ein wichtiger
Hoffnungsträger, Umweltinnovationen schneller marktfähig zu machen. Dazu hat sich eine
gewisse Fachdiskussion13 entwickelt; die Europäische Kommission unterhält die Webseite
www.innovation-procurement.org.
In Deutschland haben im Oktober 2007 sechs Bundesministerien einen gemeinsamen
„Beschluss zur verstärkten Innovationsorientierung öffentlicher Beschaffung“ gefasst (BMWi
2007). Bei der Vergaberechtsreform 2009 wurden innovative Aspekte im Gesetz gegen
Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) rechtlich verankert. Die Bund-Länder „Allianz für eine
12
„For example, a policy to raise the awareness of businesses to a change in regulation or voluntary standard that
might influence consumer preference could easily be categorised as both supply- and demand oriented“ (Nesta
2010; S. 18).
13
Vgl. dazu beispielsweise Edler/Georghiou (2007), Walz et al. (2008), Stern et al. (2011), Renault/Müller (2013).
46
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
nachhaltige Beschaffung” konstatierte 2011 in ihrem Bericht an den Chef des
Bundeskanzleramtes, dass die Gründung von Einkaufsgemeinschaften insbesondere im Bereich
der ÖPNV-Beschaffung „viel versprechend für eine wirtschaftliche Beschaffung innovativer
Technologien erscheint (…) und die Erfahrungen des Deutschen Städtetages mit seiner
'Einkaufsgemeinschaft kommunaler Krankenhäuser (EKK)' äußerst positiv [sind]“ (BMWi 2011;
S. 45). Im Rahmen der 2008 ins Leben gerufenen Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) fördert
das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) u.a. die
öffentliche Beschaffung von Umweltinnovationen bzw. innovativen umweltfreundlichen
Technologien wie Hybrid-Antriebe in Bussen und LED-Beleuchtungssysteme für Innenraumund Straßenbeleuchtung. 14 In 2012 wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie (BMWi) das durch den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik
e.V. (BME) betreute „Kompetenzzentrum innovative Beschaffung“ (KOINNO) eingerichtet, um
verstärkt Anreize für eine innovative öffentliche Beschaffung zu setzen. Das KOINNO wird laut
der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung (BMBF 2014) weiter ausgebaut und soll u.a.
Pilotvorhaben zur vorkommerziellen Auftragsvergabe initiieren, um Entwicklungsvorhaben, bei
denen mehrere Entwickler im Wettbewerb neue Lösungen für den öffentlichen Bedarf
erarbeiten, auch in Deutschland zu fördern.
Der private Verbrauch bildet eine weitere Gruppe von Akteuren, deren Nachfragevolumen
insgesamt bedeutsam ist, die jedoch erst mobilisiert und fokussiert werden müsste, um damit
ein ausreichendes zielgerichtetes Nachfragevolumen zu erreichen. Seitens der Umweltpolitik
und seitens von Umweltverbänden werden private Akteure mit einer großen Vielzahl von
Aktivitäten und Maßnahmen adressiert, um deren Kauf- und Nutzungsverhalten ökologisch
auszurichten, darunter auch den Erwerb umweltinnovativer Angebote. Die zielgerichtete und
zeitlich koordinierte Ausrichtung auf den Erwerb umweltinnovativer Produkte und
Dienstleistungen stellt demgegenüber eine Ausnahme dar. „Buy-cott“ Aktionen (Neuner 2000)
sind bisher auf wenige Beispiele beschränkt, wie etwa den Greenfreeze-Kühlschrank 15.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit erfolgt eine Fokussierung auf Rolle, Potential und
Möglichkeiten der nicht-öffentlichen Nachfrage. Dies kann eine Einzel- oder
Gruppenbeschaffung von Unternehmen sein, die auf den Erwerb umweltinnovativer Angebote
abzielt. In diesem Rahmen kann auch eine Unterscheidung zwischen der Beschaffung von
kleinen und größeren Mengen erfolgen. Die Beschaffung größerer Mengen mobilisiert ein
Nachfragevolumen, von dem vermutet wird, dass aufgrund seiner Nachfragemacht Umweltinnovationen stimuliert und schneller und breiter diffundiert werden können. Das Anzeigen
einer derartigen Nachfrage könnte – so die Hypothese – damit Anbietern Anreize zur
(schnelleren) Vermarktung von Umweltinnovationen bieten, deren Stückkosten senken
(„Economies of scale“), Lerneffekte mobilisieren sowie Anreize für eine breite Diffusion auf
einem bestimmten Gütermarkt auch bei anderen Nachfragegruppen geben.
14
Im Rahmen der NKI wurde im September 2014 die Kommunalrichtlinie (Richtlinie zur Förderung von
Klimaschutzprojekten in sozialen, kulturellen und öffentlichen Einrichtungen) novelliert, die u.a. Kommunen
finanzielle Unterstützung für investive Maßnahmen bietet, wie zum Beispiel für den Einbau von hocheffizienter
LED-Beleuchtungs-, Steuer- und Regelungstechnik im Innenbereich oder für den Austausch von Lüftungsanlagen
(BMUB 2014).
15
Vgl. dazu Kap. 7.2.1.1.
47
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Diese Überlegungen lassen sich in Abbildung 1 zusammenfassen. Darin wird zwischen „Market
Procurement“ 16 und „Technology Procurement“ unterschieden. „Market Procurement“ bezieht
sich auf bereits am Markt eingeführte Produkte oder Technologien und zielt auf eine Erhöhung
des Marktanteils der in Bezug auf die Umweltperformance bestverfügbaren Produkte ab.
„Technology Procurement“ hingegen beschafft innovative Produkte mit einer besseren
Umweltperformance als bisher verfügbar (vgl. Ostertag/Dreher 2002; S.315).
Abbildung 1: Markttransformation durch „Beschaffung von Produkten mit der besten Umweltperformance“ versus
„Beschaffung von Umweltinnovationen“ (in Anlehnung an Ostertag/Dreher 2002; S. 315)
Ziel dieses Berichts ist es, zu untersuchen, welche Rolle nicht-öffentliche Großverbraucher als
Akteursgruppe spielen, um Umweltinnovationen zu unterstützen, ihnen frühzeitig den
Markteintritt durch ihre Nachfrage zu ermöglichen sowie durch die Nachfrage eine breite
Diffusion zu fördern.
16
Die Verwendung der Begrifflichkeiten ist in der Literatur nicht einheitlich. Z.B. verwenden Bauer et al. (2008)
den Begriff „Cooperative Procurement“ oder auch „Aggregated Procurement“ für das hier als „Market
Procurement“ bezeichnete Konzept.
48
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5 Großverbraucher – Zusammenstellung relevanter Produktbereiche
und Akteure
5.1
Überblick zum Vorgehen
Zunächst wurde ein systematischer Überblick über relevante Großverbraucher von Produkten
und Dienstleistungen (Gütern) mit hohem Umweltentlastungspotenzial erarbeitet. Diese klare
Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes ist notwendig, um den Analyserahmen
einzugrenzen. Deshalb werden zunächst zentrale Definitionsmerkmale für Großverbraucher
festgelegt (vgl. Kapitel 5.2).
Um die interessanten Wirtschaftsakteure ausfindig zu machen, wurden verschiedene
mittelbare Zugänge 17 ausgewählt, die im Folgenden vorgestellt werden. In Abbildung 2 wird
das Vorgehen bei der Identifizierung konkreter Großverbraucher und umweltrelevanter
Produktgruppen und Dienstleistungen und deren Zuordnung schematisch aufgezeigt.
Insgesamt wurden drei verschiedene Zugänge gewählt: Die Branchenauswahl (Zugang 1) legt
die zu untersuchenden Branchen fest. Sie wird ergänzt um die Auswahl der branchengrößten
Unternehmen (Zugang 3), um Unternehmen namentlich benennen zu können. Die
Identifizierung umweltrelevanter Gütergruppen (Zugang 2) gewährleistet den Fokus auf die
größten Umweltbelastungen. Aus diesen unterschiedlichen, sich teilweise ergänzenden
Richtungen wird sich im Fortgang interessanten Großverbrauchern angenähert.
Abbildung 2: Vorgehen bei der Identifikation konkreter Großverbraucher und umweltrelevanter Produktgruppen und
Dienstleistungen
17
Ein unmittelbarer Zugang wäre möglich, wenn Gütergruppen konkrete, weil namentlich bekannte,
Unternehmen zugeordnet werden können.
49
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Die drei gewählten Zugänge geben für sich genommen keine umfassende Auskunft darüber,
ob es sich bei den beschriebenen Wirtschaftsakteuren um Großverbraucher handelt. Vielmehr
sind die Zugänge als unterschiedliche Perspektiven zu verstehen, mit Stärken und „toten
Winkeln“.
Kapitel 5.2 stellt die Untersuchungsergebnisse einer umfangreichen Literaturanalyse zum
Begriff „nicht-öffentliche Großverbraucher“ sowie die zentralen Definitionsmerkmale für
Großverbraucher vor. In Kapitel 5.3 wird die Auswahl der für das weitere Vorgehen relevanten
Branchen beschrieben. Kapitel 5.4 dient der Auswahl derjenigen umweltrelevanten
Gütergruppen, die dann im weiteren Verlauf Betrachtungsgegenstand sein sollen. Bei der
Identifizierung dieser umweltrelevanten Produktgruppen und Dienstleistungen wurde sowohl
auf produktspezifische Umwelteigenschaften als auch auf Verbrauchsdaten aus den
Wirtschaftszweigen zurückgegriffen. In Kapitel 5.5 werden die größten Wirtschaftsakteure
identifiziert – in einem ersten Schritt branchenübergreifend, anschließend separat für jede
betrachtete Branche. Die relevanten Bezugsgrößen waren dabei neben dem Umsatz, Angaben
zu Beschäftigtenzahlen, Stromverbräuchen, Anzahl und Größe der Betriebsstätten sowie andere
Indikatoren, die in der jeweiligen Branche und/ oder Produktgruppe eine führende
Abnehmerposition kennzeichnen (könnten). Das sind bei Hotelketten die Anzahl der Zimmer
oder Konferenzräume, im Gesundheitswesen die Anzahl der Kranken(haus)betten und im Büro/IT-Bereich bspw. die Ausgaben für EDV-Anwendungen. Der Bezug auf die konkreten Märkte
und Anwendungsbereiche ist entscheidend für die Identifizierung von konkreten „nichtöffentlichen“ Großverbrauchern. Die Untersuchungsergebnisse werden in Kapitel 5.6 derart
zusammengeführt, dass potenzielle nicht-öffentliche Großverbraucher für die identifizierten
sechs prioritär umweltrelevanten Gütergruppen namentlich aufgelistet werden. Auch für die
anderen neun untersuchten und als in hohem Maße umweltrelevant eingestuften
Gütergruppen wurden nicht-öffentliche Großverbraucher identifiziert. Eine Auflistung dieser
Unternehmen befindet sich im Anlagenband (Tabellen 12 bis 20).
5.2 Begriff „Nicht-öffentliche Großverbraucher“
Im Folgenden wird der Begriff „Nicht-öffentliche Großverbraucher“ beschrieben sowie ab- und
eingegrenzt. Diese Arbeiten basieren auf einer umfangreichen Literaturanalyse. Diese umfasste
einschlägige umweltpolitische und betriebswirtschaftliche Quellen sowie Literatur zur Diffusion
von Nachhaltigkeitsinnovationen und zum umweltfreundlichen öffentlichen
Beschaffungswesen. Im Falle der Verwendung des Großverbraucher-Begriffs im Stromsektor
wurde die einschlägige Gesetzgebung (EEG, StromNEV) und Anwendungspraxis berücksichtigt.
Die Untersuchungsergebnisse werden in Abschnitt 5.2.1 vorgestellt und münden in die
Festlegung der zentralen Definitionsmerkmale für Großverbraucher in Abschnitt 5.2.2. Die
Konsequenzen und Prämissen, die sich daraus für das weitere Vorgehen bei der Identifizierung
konkreter Großverbraucher ergeben, werden in Abschnitt 5.2.3 dargelegt.
5.2.1 Der Großverbraucher-Begriff in Wissenschaft und Praxis
Als Arbeitshypothese wird folgendes Verständnis von „Nicht-öffentlichen Großverbrauchern“
zugrunde gelegt: Nicht-öffentliche Großverbraucher sind kommerzielle wie nicht-kommerzielle
Organisationen, die als Endkunden Güter und Dienstleistungen konsumieren bzw. nutzen. Es
ist möglich, aber nicht zwingend, dass ein Großverbraucher als eine Organisationseinheit
(bspw. ein Unternehmen) auftritt. Er definiert sich deshalb nicht ausschließlich über die Größe
der einzelnen Organisationseinheit. Großverbraucher sind dadurch gekennzeichnet, dass ihr
Beschaffungswesen entweder zentral, mindestens jedoch gemeinsam bzw. gebündelt
50
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
organisiert ist. Letzteres zeigt sich in der Praxis u.a. in Form von Rahmenverträgen, Einkaufsplattformen und Einkaufsgemeinschaften. Dieses Begriffsverständnis beruht auf zwei
Annahmen:
•
Großverbraucher können aufgrund des Volumens ihres Beschaffungsbudgets die
Markteinführung und -durchdringung von Umweltinnovationen unabhängig von
staatlichen Förderungen beschleunigen.
•
Die Marktkraft von Großverbrauchern ist unabhängig davon, ob die Institution für den
Eigenbedarf einkauft oder die beschafften Güter und Dienstleistungen als Händler oder
Servicedienstleister verbraucht/nutzt bzw. weitervertreibt. Dabei ist es unerheblich, wie
das Beschaffungswesen organisiert ist – eigenständig oder in einer Kooperation
(sogenanntes gebündeltes Beschaffungswesen).
Dieses Begriffsverständnis ergibt sich nicht aus einer Literatur- oder Datenauswertung, es
besitzt zunächst einen sehr anwendungsbezogenen Charakter, den es zu untermauern gilt.
Der Begriff „Großverbraucher“ entstammt nicht primär einem umweltpolitischen Kontext. Um
den Untersuchungsgegenstand und den Analyserahmen für den weiteren Projektverlauf
präziser zu bestimmen, ist es notwendig, die verwendete Definition von „Nicht-öffentlicher
Großverbraucher“ zu spezifizieren und auch gegenüber anderen Verwendungsweisen des
Begriffs abzugrenzen. In einem ersten Schritt wurde hierzu eine Desktop- und
Literaturrecherche durchgeführt. Zunächst wurde der Literaturstand anhand der nachfolgend
dargestellten Suchwörter ermittelt (vgl. Tabelle 1). 18
Tabelle 1:
Übersicht Vorgehen bei der Literaturanalyse zu Großverbrauchern
Recherchequellen
Deutsche Suchwörter
Englische Suchwörter
Wissenschaftliche
Datenbanken:
Web of Knowledge!
WISO
Wiley Inter Science
Sage Journals
JSTOR
EBSCOhost
Beschaffung
Einkaufsgemeinschaft
Einkaufsgenossenschaft
Großabnehmer
große Abnahmemenge(n)
Großkonsument
Großkunde
Großverbraucher
nicht-öffentlich
nicht-staatlich
bulk
large-scale
wholesale
bulk consumer
bulk procurement
bulk purchaser
bulk buyer
large-scale consumer
large-scale procurement
large-scale purchaser
large-scale buyer
wholesale purchaser
cooperative procurement
cluster
Verlagsdatenbanken:
Science Direct
Internetsuchmaschinen:
Scirus
Google
Die direkte Recherche des Begriffs „Großverbraucher“ zeigte, dass dieser in verschiedenen
Kontexten mit bestimmten Definitionsmerkmalen verbunden wird: So lassen sich spezifische
Verwendungsweisen des Begriffs für den Stromsektor, den Lebensmittelsektor und den Handel
ausmachen (siehe dazu Abschnitt 5.2.1.2). Die Begriffsverwendung besitzt in allen genannten
18
Es wurden auch Beugungsformen der Begriffe berücksichtigt.
51
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Wirtschaftszweigen lediglich einen deskriptiven Charakter: Es wird lediglich auf die
überdurchschnittliche Abnahmemenge abgezielt, ohne auf ökonomische Effizienzpotenziale,
wie sie beispielsweise für die Produktionsseite mit den Economies of Scale bekannt sind,
einzugehen. 19 Nachfolgend werden die relevanten Ergebnisse der Literaturanalyse detailliert
dargestellt.
5.2.1.1
Abgrenzung öffentlich und nicht-öffentlich, kommerziell und nicht-kommerziell
Sowohl die öffentliche als auch die nicht-öffentliche Beschaffung können als Instrumente einer
nachfrageorientierten Innovationspolitik Anwendung finden. Die nicht-öffentliche Beschaffung
findet in solchen Institutionen statt, auf die die öffentliche Hand keinen unmittelbar oder
mittelbar beherrschenden Einfluss (etwa durch eine finanzielle Beteiligung oder durch die
Satzung der Institution) ausüben und somit die Tätigkeiten der Institution regeln kann.
Der gesichteten Literatur sind keine Anhaltspunkte zu entnehmen, dass der
Organisationszweck eines Vielverbrauchers Einfluss auf das Einkaufsverhalten einer
Organisation hat oder Rückschlüsse darauf erlaubt, wie die betreffende Organisation
Innovationen im Markt durchzusetzen vermag. Für die Abgrenzung der im Fokus stehenden
Großverbraucher ist nicht relevant, ob die handelnden Institutionen kommerzielle oder nichtkommerzielle Ziele verfolgen. Damit werden auch Kirchen und Verbände einbezogen, deren
Organisationszweck keiner Gewinnerzielungsabsicht unterliegt.
5.2.1.2
Sektorenspezifische Begriffsverwendung
Der Begriff „Großverbraucher“ wird vor allem in Bezug auf den Stromsektor, den
Lebensmittelsektor und den Handel verwendet. Interessanterweise lassen sich
sektorenspezifische Verwendungsweisen des Begriffs ausmachen.
Im Stromsektor ist es üblich die Verbraucher, sogenannte „Letztverbraucher“ (LV), anhand der
Höhe ihres jährlichen Stromverbrauchs zu kategorisieren. Eine einheitliche Abgrenzung der
Verbrauchergruppen beispielsweise entlang ihres Jahresstromverbrauchs konnte bei der
Literaturrecherche nicht festgestellt werden. Frenzel (2007; S. 118) unterscheidet anhand des
Jahresstromverbrauchs zwischen Großverbrauchern, kleinen Unternehmen und
Haushaltskunden. Für Breuer et al. (2012; S. 478) sind Krankenhäuser Großverbraucher von
Strom und Wärme, da diese umgerechnet auf Krankenhausbetten einen im Vergleich zu
normalen Haushalten enorm hohen pro Kopf-Energieverbrauch haben. Schulze (2006; S. 215)
differenziert nach Kundengruppen zwischen industriellen Großverbrauchern, gewerblichen
Kleinverbrauchern und privaten Haushalten. In den Medien wird im Zusammenhang mit den
Ausgleichsregelungen für stromintensive Unternehmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes
(EEG) und im Zusammenhang mit § 19 der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) häufig
von Großverbrauchern gesprochen. Die im EEG genannten „stromintensiven Unternehmen des
produzierenden Gewerbes“ (EEG Abschnitt 2 § 40) werden anhand ihres Stromverbrauchs und
des Verhältnisses der Stromkosten zur Bruttowertschöpfung des Unternehmens definiert. Der
Großverbraucher-Begriff wird im EEG selbst jedoch nicht verwendet; vielmehr entspringt der
Begriff den Medien bzw. der Öffentlichkeit, um die entlasteten Unternehmen zu charakterisieren. 20,In § 19 der StromNEV werden mehrere Letztverbraucher von Strom unterschieden,
19
In der Literatur werden keine Zusammenhänge zwischen Vielverbrauch und damit einher gehenden sinkenden
Stückpreis- und/ oder Zeitersparnissen benannt.
20
Vgl. u.a. Zeit-Online (2013); IHK Chemnitz (o. J.); Handelsblatt (2012).
52
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
auch hier ohne die Termini Großverbraucher, Großkunden oder industrielle Großabnehmer etc.
im Gesetzestext selbst zu verwenden. Für den Projektkontext sind jene Letztverbraucher von
Interesse, die nach § 19 Abs. 2 S. 2 StromNEV oder § 40 EEG aufgrund ihres enorm hohen
eigenen Stromverbrauchs berechtigt sind, von den Netzentgelten befreit zu werden. Dieser Fall
betrifft Letztverbraucher, die das Stromnetz jährlich für mindestens 7.000 Stunden nutzen und
dabei einen Stromverbrauch von zehn Gigawattstunden übersteigen. 21 Das waren in 2013 laut
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) 1.716 Unternehmen mit 2.262
Abnahmestellen. 22
Der Handel unterscheidet seine Abnehmer nach ihrer Stellung im Wirtschaftsprozess.
Großverbraucher können hier neben Wiederverkäufern und gewerblichen Nutzern bzw.
Weiterverarbeitern als ein Kundentyp des Großhandels charakterisiert werden (Zentes et al.
2007; S. 30). Ein Großverbraucher wird hier als Verbraucher verstanden, der seine Waren im
Großhandel 23 bezieht, zu dem Privatkunden oftmals keinen Zutritt haben.
Häufige Verwendung findet der Begriff „Großverbraucher“ in Zusammenhang mit der
Gastronomie als Großkunde/Großabnehmer von Nahrungsmitteln. Im Nahrungsmittelsektor
wie auch im Handel werden die Endkunden üblicherweise in private Haushalte und
Großverbraucher unterschieden (z.B. BMELV 2012; S. 2). Ein Großverbraucher definiert sich hier
bereits dadurch, dass sein Verbrauch über dem eines Haushaltes liegt (z.B. Kantinen oder
Gaststätten).
Diese Gegenüberstellung der sektorenspezifischen Verwendungen des Begriffes zeigt, dass im
Stromsektor ein sehr genaues Verständnis davon existiert, wer ein „Großverbraucher“ ist,
während im Handel und der Gastronomie eine sehr weiche Abgrenzung der verschiedenen
Kunden- bzw. Verbrauchergruppen erfolgt. Die exakte Definition im Stromsektor – konkrete
Parameter für eine klare Abgrenzung der energieintensiven von anderen Letztverbrauchern –
ist auf die damit einhergehenden steuerrechtlichen und finanziellen Konsequenzen
zurückzuführen. Im Handel erhalten Großverbraucher keine derartigen gesetzlich geregelten
Vorteile, weshalb in diesem Sektor die o.g. weichere Definition zur Unterteilung der Abnehmer
ausreicht. Die Art und Weise, wie der Großverbraucher-Begriff in den Sektoren verwendet wird,
erweitert oder präzisiert die eingangs formulierte Definition des Begriffs „Großverbraucher“
nicht.
21
Siehe Verordnung über die Entgelte für den Zugang zu Elektrizitätsversorgungsnetzen
(Stromnetzentgeltverordnung StromNEV) vom 25. Juli 2005 (BGBl. I S. 2225), die zuletzt durch Artikel 4 des
Gesetzes vom 28. Juli 2011 (BGBl. I S. 1690) geändert worden ist, §19 Abs. 2 Satz 2: „Erreicht die Stromabnahme
aus dem Netz der allgemeinen Versorgung für den eigenen Verbrauch an einer Abnahmestelle die
Benutzungsstundenzahl von mindestens 7.000 Stunden und übersteigt der Stromverbrauch an dieser
Abnahmestelle 10 Gigawattstunden, soll der Letztverbraucher insoweit grundsätzlich von den Netzentgelten
befreit werden“.
22
Siehe Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (2013): Tabellenblatt „Anmerkungen“ in der EXCEL-Datei
„Unternehmen bzw. Unternehmensteile, die im Jahr 2013 an den aufgelisteten Abnahmestellen von der
besonderen Ausgleichsregelung profitieren.“
23
Als Großhandel werden in Abgrenzung zum Einzelhandel diejenigen Händler bezeichnet, die ihre Handelswaren
nicht an private Endverbraucher, sondern vorwiegend an Unternehmen, Körperschaften oder Betriebe anderer
Rechtsformen verkaufen. Siehe hierzu Kless/Wein (2007).
53
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.2.1.3
Aussagen und Erkenntnisse zur Organisation des Einkaufs
Eine Präzisierung des Begriffs „Nicht-öffentliche Großverbraucher“ könnte die Analyse der
einschlägigen Literatur zur Organisation und organisatorischen Verankerung des
Beschaffungswesens erbringen. Diese soll Aufschluss darüber geben, welche Zusammenhänge
zwischen der Marktmacht von Großverbrauchern und ihren Beschaffungsstrukturen bestehen.
Die strategische Beschaffung von Unternehmen ist oftmals in Kooperationen eingebunden,
deren Formen sehr unterschiedlich ausfallen (Schotanus/Telgen 2007). Kooperationen können
sowohl intern zwischen verschiedenen Funktionsbereichen eines Unternehmens, als auch
extern mit Lieferanten, Einkaufsverbänden oder anderen Unternehmen bestehen. Kooperative
Beschaffung (cooperative purchasing) ist dabei ein in der Literatur viel verwendeter Begriff, der
keine feste Definition besitzt und häufig in Verbindung mit den Bezeichnungen
„Gruppenbeschaffung“, „gebündelte Beschaffung“, „gebündelter Einkauf“, „kollektive Beschaffung“ oder „Einkaufsgemeinschaft“ bzw. deren englischen Äquivalenten verwendet wird.
Für den Kontext dieses Vorhabens wird folgende Definition für Gruppenbeschaffung von
Waltmans et al. (2006) herangezogen: “Horizontal cooperation between independent
organizations that pool their purchasing activities in order to achieve various benefits”
(Waltmans et al. 2006; S. 2).
Die Intensität, mit der eine kooperative Beschaffung betrieben wird, hängt direkt von den
angestrebten Zielen und Vorteilen ab (Nollet/Beaulieu 2003; S. 5). Primäres Ziel einer
kooperativen Beschaffung sind in der Regel Kostenvorteile. Demgegenüber nachrangige
Beweggründe sind Qualitätsvorteile, Risikominimierung und Lerneffekte sowie das Outsourcing
von Geschäftsbereichen an Partner, die Vorteile auf bestimmten Märkten besitzen.
Schotanus/Telgen (2007; S. 63) zeigen auf, dass die Probleme und Nachteile, die mit einem
kooperativen Beschaffungsmanagement entstehen können, auch von dessen Organisationsform
abhängen. So macht es einen Unterschied, in welchem Umfang alle Mitglieder in
Entscheidungsprozesse einbezogen werden und ob sie wenige oder viele Aktivitäten teilen. Zu
den in der Literatur (vgl. z.B. Hieronimus 2004) angesprochenen Nachteilen einer gebündelten
Beschaffung gehören Koordinationskosten, Kartellrechtsprobleme oder Flexibilitäts- und
Kontrollverluste.
Unbestritten ist das Beschaffungsmanagement von Unternehmen traditionell immer mit
strategischen Zielen verbunden. Büsch (2011) gibt eine Übersicht über verschiedene Ziele, die
im Beschaffungsprozess verfolgt werden können; hier wird unter dem Stichpunkt einer
leistungsbezogenen Beschaffung auch die Förderung von Technologieentwicklungen
aufgeführt. Weiterhin betont Büsch (2011; S. 5), dass „(…) enge Beziehungen zwischen Einkauf
und Lieferanten“ einen großen Wert in Hinblick auf „Strategieentwicklung, Produktinnovation
und technologischen Fortschritt“ besitzen und somit kostensenkend wirken können. Ein auf
Produktinnovationen ausgerichtetes Beschaffungsmanagement kann prinzipiell auch
Umweltinnovationen umfassen. Das Potenzial zum Abbau von Markteintrittsbarrieren wäre
demnach nicht ausschließlich von der Marktmacht der Großverbraucher abhängig.
Großverbraucher fördern die Markteinführung von Umweltinnovationen nicht ausschließlich
durch ihr Beschaffungsvolumen. Auch die Qualität der Beziehungen zwischen deren
Einkaufsverantwortlichen und Lieferanten ist von Bedeutung. Auch Umweltinnovationen
können im Markt nur dann verbreitet werden, wenn der Beschaffungsprozess von konstruktiver
Zusammenarbeit aller Beteiligten geprägt ist, d.h. von wechselseitigem Vertrauen, Akzeptanz
und Respekt.
54
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.2.1.4
Marktpotenzial, Markteinführung und Marktdurchdringung von Umweltinventionen und innovationen
Die öffentliche Beschaffung steht als Instrument zu Förderung von Innovationen in jüngerer
Vergangenheit verstärkt im Fokus der Politik von Nationalstaaten, dies gilt auch für die EUEbene (vgl. z. B. Edler/ Georghiou 2007). Die Recherche brachte jedoch keine Ergebnisse zu
praktischen Erfahrungen bezüglich nicht-öffentlicher Großverbraucher als Treiber von
Innovationen mit reduzierten Umweltbelastungen.
Seuring/Müller (2004) haben verschiedene wissenschaftliche Veröffentlichungen zu
Beschaffungsmanagement und dem englischen Äquivalent „Purchasing management“
daraufhin untersucht, wie diese die Thematik der nachhaltigen Entwicklung aufgreifen. Sie
kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass in Arbeiten zu Beschaffungsmanagement und
nachhaltiger Entwicklung, sich die Themen meist nur sporadisch gegenseitig durchdringen
(Seuring/Müller 2004; S. 152). In ihrer Arbeit gehen die beiden Autoren jedoch nicht darauf
ein, ob und welche Möglichkeit(en) zum gezielten Abbau von Markteintrittsbarrieren für ökologische Inventionen sich im Rahmen der Beschaffung ergeben könnten.
Auf abstrakter Ebene werden die Potenziale privater Nachfrage bei der gezielten
Markteinführung und -durchdringung von Produktinventionen besonders im Zusammenhang
mit einem strategischen Beschaffungswesen und dem Auftreten von „Lead User“ thematisiert.
Unter einem „Lead User“ wird ein Anwender verstanden, der Innovationsimpulse an Hersteller
geben kann, wenn er mit bestehenden Nutzungsmöglichkeiten oder Problemlösungen
unzufrieden ist (Schrader 2008; S. III).
Ein „Lead User“ besitzt folglich Eigenschaften, die für die Generierung von Innovationen
entscheidend sein können und ihn von anderen Anwendern unterscheiden (Schrader 2008; S.
42 f.):
• das Bedürfnis nach Veränderungen und eine realistische Einschätzung deren
Umsetzbarkeit,
• die Relevanz des Anwendungsproblems,
• die Kompetenz hinsichtlich des technologischen Verständnisses und der
Anwendungsvorstellung sowie
• die Bereitschaft, sich an der Problemlösung aktiv zu beteiligen.
Diese idealtypische Darstellung eines „Lead User“ entstammt keinem umweltpolitischen
Hintergrund und zielt somit auch nicht direkt auf Umweltinnovationen ab. Aus einer
ökonomischen Sichtweise, die Umweltaspekte ausklammert, gründen das o.g. „Bedürfnis nach
Veränderungen“ und eine „Relevanz des Anwenderproblems“ primär auf monetären Vorteilen.
Im Kontext dieses Forschungsvorhabens ist dies nicht gegeben. Bei „Lead Usern“ entspringt das
Bedürfnis Innovationen zu fördern aus einer selbst erfahrenen Notwendigkeit. Diese Motivation
ist bei den hier betrachteten Großverbrauchern nicht unbedingt gegeben. Hier können es auch
Impulse von außen sein, die sie veranlassen, sich für eine Problemlösung auf Basis eines
umweltfreundlicheren Produktes einzusetzen. Das beschriebene Konzept des „Lead Users“
besitzt für die Identifikation von relevanten Großverbrauchern möglicherweise einen Mehrwert
hinsichtlich der Diffusion von Innovationsideen in Anwendungsbereichen wie erneuerbare
Energien und nachwachsende Rohstoffe, die Fichter/Clausen (2013; S. 74) als „Felder mit
hohem Nachhaltigkeitspotenzial und hoher Veränderungsdynamik“ bezeichnen.
55
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.2.2 Definition von Großverbrauchern
Ziel der durchgeführten Literaturanalyse war es, den Begriff des „Nicht-öffentlichen
Großverbrauchers“ genauer zu spezifizieren und somit den Analyserahmen klarer
abzugrenzen. Als Ergebnis der Recherche ist zusammenfassend festzuhalten, dass
•
„Großverbraucher“ ein sehr heterogen verwendeter Begriff ist,
•
die beschriebenen Verwendungsweisen des Begriffs kaum einen Mehrwert für eine
Definition von „Nicht-öffentlichen Großverbrauchern“ besitzen und
•
kein Fachdiskurs zur Rolle nicht-öffentlicher Großverbraucher für Umweltinnovationen
besteht.
Die direkte Recherche des Begriffs „Großverbraucher“ bzw. seiner englischen Äquivalente hat
gezeigt, dass dieser hauptsächlich sektorenspezifisch verwendet wird. In der Praxis ist jedoch
davon auszugehen, dass sich für alle Marktsegmente wenige Einzelakteure identifizieren lassen,
die die Produkte oder Dienstleistungen des jeweiligen Marktes (bspw. Leuchtmittel, Bürostühle,
Fernseher) in großen Mengen erwerben. Nicht-öffentliche Großverbraucher sind daher mit
großer Wahrscheinlichkeit in allen Märkten zu finden - unabhängig von der Zugehörigkeit der
Organisation zu einem bestimmten Wirtschaftssektor.
In der gesichteten Literatur werden Konsumenten als Großverbraucher bezeichnet, die eine
überdurchschnittliche Menge eines Gutes beziehen. Die konkrete Vergleichsgröße für
„überdurchschnittlich“ wird – mit Ausnahme des Strommarktes – nicht benannt. In der Regel
bleibt daher offen, welche Vergleichsgröße für „überdurchschnittlich“ heranzuziehen ist bzw.
welchen konkreten Kaufkraftanteil eine Organisation aufweisen muss, um als Großverbraucher
bezeichnet zu werden.
Mit Bezug auf die konkrete Organisation des Beschaffungswesens kann in einer weiten
Definition der kollektive bzw. kooperative Einkauf durch voneinander unabhängige
Organisationen als Merkmal des Großverbrauchers einbezogen werden (vgl. Kapitel 5.2.1.3).
Dies bewirkt, dass potenziell mehr Wirtschaftsakteure betrachtet werden können, da auch
Unternehmen und nicht-primär auf kommerzielle Absichten orientierte Organisationen, die in
einer Kooperation ihren Einkauf bündeln und somit als Einheit auf dem Markt agieren,
einbezogen werden. Aus welchen primären Zielen eine Kooperation eingegangen wurde, hat
nur eine untergeordnete Bedeutung. Für die angestrebte Definition von Großverbrauchern ist
entscheidend, dass die Einkaufskooperation einen signifikanten Anteil am betreffenden Markt
besitzt.
Die Bezugnahme auf konkrete Einzelmerkmale unterschiedlicher Definitionskonzepte
ermöglicht die Anwendung des Begriffs „Großverbraucher“ auf alle Wirtschaftszweige im
Gesamtmarkt. Beispielsweise können Konzepte wie die des „Lead Users“ oder des strategischen
Beschaffungswesens auf wichtige Eigenschaften von Großverbrauchern hinweisen, bilden
jedoch keinen Bestandteil einer fest umrissenen Definition.
Insgesamt wird das zugrunde gelegte Begriffsverständnis weder positiv bestätigt noch
widerlegt. Vielmehr hat sich gezeigt, dass aus der Fachliteratur keine sinnvollen
Alternativvorschläge ableitbar sind. Vor diesem Hintergrund wird die arbeitshypothetisch
formulierte Großverbraucher-Definition beibehalten. Inhaltlich kann sie von den aufgeführten
Verwendungsweisen des Begriffes, die hauptsächlich auf den Bezug einer
„überdurchschnittlichen Menge des Gutes“ abzielen, präzisiert werden.
Deswegen werden diejenigen Organisationen als nicht-öffentliche Großverbraucher
verstanden, die folgende Merkmale aufweisen:
56
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
kommerziell wie nicht-kommerziell
•
nicht-staatlich
•
Organisation agiert entweder als eine einzelne zentrale Organisationseinheit als
Käufer/Nutzer auf dem Markt, oder
•
kennzeichnet sich durch ein gemeinsames bzw. gebündelt organisiertes
Beschaffungswesen
•
signifikanter Anteil im betreffenden Markt, d.h. signifikante Abnahmemengen und
Umsätze pro Produktgruppe (PG) bzw. Dienstleistung (DL).
5.2.3 Schlussfolgerungen für das weitere Vorgehen: zentrale Prämissen bei der
Identifikation und Zuordnung von Branchen, Gütern und Dienstleistungen
Märkte sind in Bewegung: Wer heute ein Großverbraucher ist, muss das im nächsten Jahr nicht
mehr unbedingt sein. Ein Grund dafür ist, dass Verbräuche, Absatzzahlen bzw.
Abnahmemengen über die Zeit variieren. Ein anderer Grund sind Unternehmensgründungen,
Aufkäufe/Übernahmen und Unternehmensschließungen. 24 Die Zuordnung als
„Großverbraucher“ kann daher nur zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. für einen bestimmten
Zeitraum erfolgen. Im Weiteren wird der Zeitraum zwischen 2009 und 2012 betrachtet. Es wird
dabei berücksichtigt, dass Beschaffungen im Investitionsgütermarkt und auf diversen
Spezialmärkten diskontinuierlich erfolgen.
Die Zuordnung von Wirtschaftsakteuren zur Kategorie der „Nicht-öffentlichen
Großverbraucher“ umfasst entsprechend der in Kapitel 5.2.2 vorgestellten Definition mehrere
Bestandteile. Sie beinhaltet eine Mengen- und eine Gesamtmarktkomponente. Dies sind:
•
Konkrete Abnahmemengen oder Umsätze einer spezifischen Produktgruppe in einem
definierten Markt in Deutschland, aufgeschlüsselt nach Kundensegmenten und
einzelnen Marktteilnehmenden im jeweiligen Markt; oder
•
Bestandsmengen der
Organisationen; oder
•
Indizien für überdurchschnittliche Abnahmemengen der Organisation, die eine
Annäherung an konkrete oder potenzielle Umsätze, Absatz- und Bestandsmengen
erlauben. Dazu zählen Beschäftigtenzahlen, einzelne Ressourcenverbräuche (Strom,
Wasser, Flächen) und weitere Faktoren wie bspw. die Anzahl von
Niederlassungen/Standorten.
betreffenden
Produkte
in
den
jeweils
branchengrößten
Vor diesem Hintergrund gestaltet sich auch die Identifizierung von Großverbrauchern als
mehrgliedriger Prozess. Generell wird zwischen konkreten Großverbrauchern, die zum
Untersuchungszeitpunkt bereits allen Bestandteilen der Großverbraucher-Definition
entsprechen, und potenziellen Großverbrauchern unterschieden, zu denen auch
Wirtschaftsakteure gehören, die tendenziell – etwa in Form einer strategischen Kooperation –
zu Großverbrauchern werden können.
24
Geschäftsübernahmen und Unternehmensschließungen auch und vor allem bei den branchengrößten
Unternehmen waren bspw. in der Chemiebranche (Fusion der Ciba-Geigy AG und Sandoz zur Novartis AG) und
im Bankenwesen (Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank AG) zu beobachten.
57
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Es werden ausschließlich konkrete Großverbraucher betrachtet, deren Beschaffungswesen,
wenn es gemeinsam bzw. gebündelt organisiert ist, mindestens mittelfristig dauerhaft bzw. auf
Dauerhaftigkeit angelegt ist. Aufgrund fehlender Datengrundlagen ist es nicht möglich,
potenzielle Großverbraucher zu untersuchen, d.h. einmalige strategische Allianzen oder ad hoc
Zusammenschlüsse von Organisationen zur Beschaffung bestimmter Güter oder
Dienstleistungen. Die einschlägigen Statistiken erfassen Bestandsdaten, Umsatzzahlen und in
seltenen Fällen Daten konkreter Einkäufe für die Gesamtwirtschaft – bestenfalls aufgeschlüsselt
nach Sektoren, nicht jedoch für einmalige strategische Allianzen. Als prinzipielle
Großverbraucher sind diese dennoch von großem Interesse.
Eine weitere zentrale Prämisse stellt die Produktnähe zum privaten Endverbraucher dar. Es
wurde angestrebt, dass die im Folgenden zu identifizierenden umweltrelevanten Güter und
Dienstleistungen aus dem unternehmerischen/kommerziellen Kontext gleichzeitig eine recht
große Nähe zu privaten Endverbrauchern aufweisen. Hinter diesen Überlegungen steht die
Annahme, dass Produkt- und Dienstleistungsinnovationen aufgrund der vermehrten Nachfrage
durch gewerbliche Großverbraucher preiswerter werden („Economies of scale“). Handelt es sich
dabei um umweltinnovative Produkte, die auch für private Endabnehmer von Interesse sind,
bewirken geringere Marktpreise mit großer Wahrscheinlichkeit eine Steigerung der privaten
Nachfrage. Weitere Umweltentlastungseffekte wären realisierbar. Vor diesem Hintergrund
waren die Erkenntnisse aus IPTS/ESTO (2006) und der TNO-/BIOIS-Studie 25 Ausgangspunkt der
Recherchen. Letztere hat für private Endabnehmer die folgenden Produktgruppen aus
Umweltsicht als prioritär identifiziert: Heizungs- und Gebäudetechnik, Transport/Mobilität,
Infrastruktur für Transport und Mobilität, elektrische und elektronische Haushaltsgeräte. Auch
wenn diese Aufzählung sich nicht 1:1 auf den unternehmerischen/kommerziellen Kontext
übertragen lässt, erfolgre eine Orientierung daran.
Analog zu der in Kapitel 5.2.2 formulierten Großverbraucherdefinition und der hier gesetzten
Prämisse der Mengen- und Gesamtmarktrelevanz ergibt sich die Bedeutung der Produkte und
Dienstleistungen für Großverbraucher aus der konkreten Nachfrage nach diesen Gütern bzw.
ihrem Nachfragepotenzial – beispielsweise anhand der Absatzmenge oder Umsatzhöhe sowie
entsprechenden Indizien wie Marktentwicklung und/oder Entwicklung der politischen
Rahmenbedingungen. Wo möglich, sollte sich deshalb die Identifikation konkreter
Großverbraucher an den konkreten Absatzmengen, Verbräuchen und Umsätzen pro
Produktgruppe bzw. Dienstleistung der Institutionen orientieren. Konkrete Zahlen hierzu –
im Sinne von Marktanteilen einer Unternehmung pro Produktgruppe bzw. Dienstleistung –
lassen sich allerdings kaum ausfindig machen, sodass eine direkte Datengrundlage zur
Identifikation der Großverbraucher fehlt. Ein unmittelbarer Zugang zu den interessanten
Institutionen über kostenfrei zugängliche wissenschaftliche Datenbanken bleibt somit meist
verschlossen. Eine qualitative Überprüfung der identifizierten Wirtschaftsakteure an dem
theoretischen Ansatz der „Lead User“ war aufgrund der fehlenden Datenbasis nicht möglich.
5.3 Branchenauswahl
Ein erster Zugang erfolgte über die Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen
Bundesamtes (Stand: 2008). Es werden ausschließlich Organisationen betrachtet, die den
Wirtschaftszweigen dieser Klassifikation zugeordnet werden können. Als Großverbraucher
kommen zusätzlich zu den kommerziellen Unternehmens-/ Einkaufsformen auch nicht-
25
Siehe Tukker et al. (2011). Dieser Schlussbericht ist - bisher - nicht zugänglich.
58
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
kommerzielle Einkaufskooperationen kirchlicher Institutionen und nicht-konfessioneller
Vereine (wie z.B. Sportvereine und Pfadfinder) in Frage.
Die übrigen Schlüssel der Klassifikation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes
(Stand: 2008) wurden nicht berücksichtigt. Diese Entscheidung wird jeweils in der letzten Spalte
der Tabelle 3 begründet. Kriterien, anhand derer Wirtschaftszweige systematisch
ausgeschlossen wurden, sind die fehlende Produktnähe zum privaten Endverbraucher (siehe
Kapitel 5.2.3 und 5.4.1), die Einordnung als staatliche oder halbstaatliche Organisation, die
Zugehörigkeit zum primären Sektor sowie eine nicht der Großverbraucher-Definition
entsprechende Organisationsstruktur des Einkaufs.
Tabelle 2:
Schlüssel
WZ 2008
Zur Identifizierung nicht-öffentlicher Großverbraucher herangezogene Wirtschaftszweige (nach
Schlüssel WZ 2008)
Titel
Verwendete Bezeichnung
C
Verarbeitendes Gewerbe
Industrie
G
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen
Handel
I
Gastgewerbe
Hotel/Gastronomie
J
Information und Kommunikation
K
Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen
N
Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen
(u.a. Vermietung von beweglichen Sachen, Vermittlung und
Überlassung von Arbeitskräften, Reisebüros, Reiseveranstalter und Erbringung sonstiger Reservierungsdienstleistungen,
Wach- und Sicherheitsdienste sowie Detekteien, Gebäudebetreuung; Garten- und Landschaftsbau)
L
Grundstücks- und Wohnungswesen
Immobilienwirtschaft
Q
Gesundheits- und Sozialwesen (inkl. Wohlfahrtsverbände wie
Caritas, Diakonie)
Gesundheits- und Sozialwesen
R
Kunst, Unterhaltung und Erholung
Sonstige
(Unterhaltung/Erholung)
H
Verkehr und Lagerei
Sonstige (Infrastruktur- und Logistikdienstleister)
D
Energieversorgung
Sonstige
(private Energieversorger)
keine
Sonstige (kirchliche Institutionen, nicht-konfessionelle
Vereine wie bspw. Sportvereine)
keine
Tabelle 3:
Schlüssel
WZ 2008
Büro:
Banken/Versicherungen,
Krankenversicherung, IT-/ IKTDienstleister, Reiseanbieter,
Reservierungsdienstleister, u.a.
Nicht berücksichtigte Wirtschaftszweige.
Titel
Grund für Nichtberücksichtigung
59
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Schlüssel
WZ 2008
Titel
Grund für Nichtberücksichtigung
A
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Entsprechend der Absprachen mit dem Auftraggeber ist der Primäre Sektor nicht Gegenstand der Untersuchungen.
B
Bergbau und Gewinnung von Steinen und
Erden
Produktmarkt mit geringer Nähe zu
privaten Endverbrauchern
E
Wasserversorgung; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von
Umweltverschmutzungen
Primär staatlich organisiert,
d.h. öffentliche Großverbraucher
F
Baugewerbe
(Hoch- und Tiefbau, Vorbereitende
Baustellenarbeiten, Bauinstallation und
sonstiges Ausbaugewerbe)
Produktmarkt von nahezu gleichbleibenden
Großverbrauchern dominiert, extrem kleinteilige Struktur des restlichen Baugewerbes
M
Erbringung von freiberuflichen,
wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen
Organisationsstruktur des Einkaufs entspricht
i.d.R. nicht der Großverbraucher-Definition
O
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung;
Sozialversicherung
Staatlich und halbstaatlich organisiert, d.h.
öffentliche Großverbraucher
P
Erziehung und Unterricht
Staatlich und halbstaatlich organisiert, d.h.
öffentliche Großverbraucher
S
Erbringung von
sonstigen Dienstleistungen
T
Private Haushalte mit Hauspersonal; Herstellung von Waren und Erbringung von
Dienstleistungen durch private Haushalte
für den Eigenbedarf ohne ausgeprägten
Schwerpunkt
U
Exterritoriale Organisationen und Körperschaften
Organisationsstruktur des Einkaufs entspricht
i.d.R. nicht der Großverbraucher-Definition
Supranationale Organisationen, deren Beschaffungswesen faktisch den Regularien
öffentlicher Großverbraucher unterliegt
Die auf diese Weise identifizierten Wirtschaftszweige liefern eine Eingrenzung der für das
Vorhaben interessanten Akteure.
5.4 Umwelt- und Großverbraucherrelevanz von Produktgruppen und Dienstleistungen
5.4.1 Umwelt- und Großverbraucherrelevanz
Um bedeutsame Umweltentlastungseffekte durch Großverbraucher zu erzielen
umweltrelevante Produktgruppen (PG) und Dienstleistungen (DL) zu identifizieren.
sind
Als umweltrelevante Produkte und Dienstleistungen bezeichnen wir diejenigen, deren
Herstellung und/oder Nutzung sich in hohem Maße negativ auf Umweltmedien (Wasser,
Boden, Luft) auswirken, deren Umweltwirkungen sich jedoch mithilfe von Umweltinnovationen
nachweislich maßgeblich verbessern lassen. Gleichzeitig sollte eine Nähe der Produkt- und
60
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Dienstleistungsgruppen zum Endverbraucher vorliegen. Außerdem sollte es möglich sein,
anhand plausibler Angaben zu den Umweltverbräuchen in den verschiedenen Phasen des
jeweiligen Produktlebenszyklus die ökologisch prioritären Güter zu identifizieren und konkrete
Entlastungspotenziale zu benennen. Deshalb werden nur jene betrachtet, für die
Produktökobilanzen (LCA) und Entlastungspotenziale vorhanden und kostenfrei zugänglich
sowie durch die Europäische Kommission anerkannt sind. Das ist bei den Gütern der Fall, für
die eine Vorstudie (engl. „Preparatory study“) durchgeführt wurde 26 oder wie im Fall der
Kriterien der Europäischen Kommission zu Green Public Procurement (GPP) ein sogenannter
Hintergrundbericht (engl. „Technical background report“) erstellt wurde.
Es wird davon ausgegangen, dass die Umweltrelevanz von Produkten und Dienstleistungen aus
zwei Faktoren gebildet wird: Sie hängt vom Umwelteffekt des einzelnen Gutes und von der
tatsächlichen Abnahmemenge bzw. Nutzungsdauer und -häufigkeit im Gesamtmarkt ab. Eine
hohe Umweltrelevanz erhalten Produktgruppen und Dienstleistungen folglich
•
dadurch, dass Produktgruppen und Dienstleistungen mit jeweils vergleichsweise
geringem Umwelteffekt pro Einheit in großen Mengen genutzt bzw. verbraucht werden,
wie u.a. Kopierpapier, Briefumschläge, Stifte, als auch
•
aufgrund der Kombination von geringen Mengen und einem enorm hohen
Umwelteffekt pro Einheit, wie u.a. Heizungsanlagen, Rechenzentren, Industrieöfen. oder
•
aufgrund der Kombination von großen Einkaufsvolumina (punktuell sehr große Mengen
oder häufige Kaufakte mittleren bis hohen Umfangs) und einem vergleichsweise hohen
Umwelteffekt pro Einheit/Stück, wie u.a. Pkw in Unternehmen mit einer großen
Fahrzeugflotte, Firmenhandys und Arbeitsplatzcomputer.
Der erstgenannte Ansatz wird im Fortgang nicht systematisch verfolgt. Ergebnisse auf Basis
dieses Ansatzes stellen sich eher zufällig im Zuge der Marktanalyse ein.
Als umweltrelevante Produktgruppen und Dienstleistungen kommen in diesem Vorhaben
folglich solche Güter und Dienstleistungen in Frage, die in großem Umfang
(Menge/Stückzahlen, Anzahl der Betriebsstunden) zum Einsatz kommen und deren große
Umweltentlastungspotenziale durch einschlägige Untersuchungen nachgewiesen wurden und
offiziell anerkannt sind. Dazu zählen Produkte für Heizungs- und Gebäudetechnik,
Transport/Mobilität, Infrastruktur für Transport und Mobilität und elektrische und elektronische Haushaltsgeräte ebenso wie spezifische Produktgruppen, die ausschließlich oder
überwiegend im gewerblichen Kontext eingesetzt werden, wie Serversysteme, Generatoren und
industrielle Kühl- und Großgeräte.
Im Folgenden werden Produktgruppen und Dienstleistungen systematisch untersucht, deren
große Umweltentlastungspotenziale von der Europäischen Kommission anerkannt werden, was
bspw. durch
26
•
EuP „Preparatory studies“ beleg- und quantifizierbar ist, und/oder
•
die Verabschiedung von Verordnungen in Folge der Ökodesign-Richtlinie aufgezeigt
wurde, und/oder
„Preparatory studies” wurden im Auftrag der Kommission für eine Vielzahl energieverbrauchender Güter – engl.
„Energy using products“ (EuP) – erarbeitet, weshalb sie im weiteren Text als EuP „Preparatory studies“ bezeichnet
werden.
61
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
5.4.1.1
die Veröffentlichung als Orientierung für umweltfreundlichere öffentliche Beschaffung
(sogenannte EU GPP-Kriterien) zum Ausdruck gebracht wurde/wird.
Ökodesign-Richtlinie und EuP „Preparatory studies“
Die Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG dient der Schaffung eines europäischen Rechtsrahmens
für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung
energieverbrauchsrelevanter Produkte. 27, 28 Die RL 2009/125/EG sieht – neben
Selbstregulierungsinitiativen der Industrie – ordnungsrechtlich erlassene
Durchführungsmaßnahmen als Mittel zur Festlegung von Mindesteffizienzanforderungen an
einzelne energieverbrauchsrelevante Produkte bzw. Produktgruppen vor. 29 Die zu
behandelnden Produktgruppen werden von der EU-Kommission alle drei Jahre in einem
Arbeitsprogramm festgelegt. Für die ausgewählten Produktgruppen werden zunächst
Vorstudien, sogenannte EuP „Preparatory studies“, durchgeführt, welche die genauen
Umweltauswirkungen der Produktgruppen untersuchen. 30 Diese dienen zunächst dazu
festzustellen, inwieweit die jeweilige Produktgruppe in den Regelungsbereich der ÖkodesignRichtlinie fällt (vgl. dort § 15 Abs. 2), sollen gleichsam aber auch bereits eine Basis für die
Ausgestaltung angemessener Durchführungsmaßnahmen schaffen. Die EuP „Preparatory
studies“ folgen einer einheitlichen, von der EU-Kommission vorgegebenen Methodik 31, welche
neben einer umfassenden Aufbereitung technischer, ökologischer und ökonomischer
Produktinformationen bereits Verbesserungspotenziale auslotet und die Wirkung potenzieller
regulativer Maßnahmen analysiert.
Ordnungsrechtliche Durchführungsmaßnahmen für die bereits behandelten
energieverbrauchsrelevanten Produkte wurden bislang in Form von EG-Verordnungen
umgesetzt. 32 EuP „Preparatory studies“ liegen für alle 35 im Folgenden aufgeführten Produktund Dienstleistungsgruppen vor (vgl. Tabelle 4).
Einige sind von größerer Bedeutung für nicht-öffentliche Großverbraucher als andere.
Bedeutsamere Produktgruppen sind diejenigen, die zur Sicherung der Betriebsabläufe
eingesetzt werden und in einem Großteil der untersuchten Wirtschaftszweige zur Anwendung
kommen. Um sicher zu stellen, dass tatsächlich nicht-öffentliche Großverbraucher in ihrer
Eigenschaft als Großverbraucher der jeweiligen Produktgruppe identifiziert werden, wurde
deshalb festgelegt, dass nur diejenigen Produktgruppen weiter untersucht werden, die alle
beiden Anforderungen erfüllen:
1. Der Zweck der Beschaffung dient der Sicherung des Geschäftsbetriebes und der
Betriebsabläufe. Der Einkauf erfolgt zur betriebsinternen Nutzung;
2. Anwendung: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Produkte im Großteil der
Wirtschaftszweige eingesetzt werden.
27
Vorläufer war die Richtlinie 2005/ 32/ EG, auch als EuP-Richtlinie bekannt, welche sich allerdings lediglich auf
energiebetriebene Produkte („Energy using products“ – EuP) bezog.
28
Siehe Ökopol (o. J. a).
29
Siehe BMU (2011).
30
Siehe Ökopol (o. J. a).
31
Siehe MMEuP Methodology Report: Europäische Kommission (2005).
32
Siehe BMU (2011).
62
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Den Produktgruppen, die beide Anforderungen erfüllen, wurde zur Visualisierung in Tabelle 4,
entsprechend in der mittleren und letzten Spalte, jeweils ein Häkchen () zugeordnet und
anschließend die gesamte Zeile grün hinterlegt. Alle Produktgruppen, die nur ein oder kein
Auswahlkriterium erfüllen, werden im Fortgang nicht mehr herangezogen. Auf diese Weise
wird ersichtlich, welche der aufgeführten Produktgruppen für ausführlichere Untersuchungen
ausgewählt wurden (Produktgruppen in grün hinterlegten Zeilen) und welche Produktgruppen
im weiteren Verlauf dieser Studie nicht mehr berücksichtigt werden (Produktgruppen in nicht
eingefärbten Zeilen). Als Beispiel: Industrielle Wasch- und Spülmaschinen werden nur in
wenigen Wirtschaftszweigen zur Sicherung des Geschäftsbetriebes eingesetzt. Auch wenn
Fernsehgeräte in der Hotellerie die Sicherung des Geschäftsbetriebes unterstützen, so zielt ihre
Nutzung vorrangig auf Privathaushalte ab. Die beiden Produktgruppen erhalten deshalb in der
letzten Spalte „Anwendung: Einsatz im Großteil der Wirtschaftszweige sehr wahrscheinlich“
kein Häkchen und werden im Folgenden nicht untersucht. Haushaltslampen erfüllen beide
Auswahlkriterien; der Produktgruppe wird deshalb in der mittleren und letzten Spalte von
Tabelle 4 ein Häkchen zugeordnet und die Zeile grün hinterlegt.
Insgesamt erfüllen 15 Gütergruppen beide Anforderungen. Die Produktgruppen
„Transformatoren“, „Elektromotoren“ und „Motoren und Getriebe“ werden im Fortgang als
Anwendung „Elektromotoren/Antriebe/ Generatoren/Transformatoren“ zusammengefasst.
Demnach sind 13 Gütergruppen für den Großteil nicht-öffentlicher Großverbraucher als
relevant einzustufen.
Tabelle 4:
Produktgruppen, für die EuP „Preparatory studies“ vorliegen (Stand: 22. August 2013); Auswahlkriterien
und Auswahl (grün markiert).
Auswahlkriterien
Kategorie/Produktgruppe
Zweck der Beschaffung:
Sicherung des Geschäftsbetriebes
und der Betriebsabläufe
(betriebsinterne Nutzung)
Anwendung:
Einsatz im Großteil der
Wirtschaftszweige sehr
wahrscheinlich
















Gebäudetechnik:
Haushaltslampen
(Glühlampen, Energiesparlampen)
Entladungslampen
(Straßen- und Bürobeleuchtung)
Bereitschafts- und Aus-Zustand
Raumheizungen
Zentralheizungen (Heißluft)
Raumklimageräte (Klimaanlagen) und KomfortVentilatoren
Elektrische Geräte:
Unterbrechungsfreie Stromversorger
Transformatoren
Einfache Set-top-Boxen
(Fernsehempfänger)
Akkuladegeräte und Externe Netzteile
Fernsehgeräte
Zirkulatoren
Komplexe Set-top-Boxen
(Fernsehempfänger)
Ton- und Bildgeräte

63
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Auswahlkriterien
Kategorie/Produktgruppe
Zweck der Beschaffung:
Sicherung des Geschäftsbetriebes
und der Betriebsabläufe
(betriebsinterne Nutzung)
Anwendung:
Einsatz im Großteil der
Wirtschaftszweige sehr
wahrscheinlich









Haushaltsgeräte:
Kühl- und Gefriergeräte
Haushaltswaschmaschinen
Haushaltsgeschirrspülmaschinen
Haushaltstrockner
Boiler und Kombiboiler
Warmwasserbereiter
Nicht-tertiäre Kaffeemaschinen
Informations- und Kommunikationstechnologie (IT/IKT):
PC (Desktop PCs und Laptops) und Bildschirme
Bildverarbeitungsgeräte
(Kopierer, Scanner, Fax, Drucker..)
Maschinenbetrieb und Pumpen:
Maschinenwerkzeug
Wasserpumpen
Abwasserpumpen
Großpumpen
Fahrzeugwesen/alternative Antriebe:
Elektromotoren
Motoren und Getriebe
Produkte in Motorsystemen in speziellen
Kompressoren
Industriegüter:
Industrielle Kühl- und Gefriergeräte
Industrie- und Verbrennungsöfen
Festbrennstoffanlagen
Industrielle Wasch- und Spülmaschinen,
Trockner
Haus- und Industrieöfen
5.4.1.2












GPP-Kriterien der Europäischen Union
Neben den Produktgruppen aus der EuP-Umsetzung lassen sich weitere Güter identifizieren,
deren große Umweltentlastungseffekte von der Europäischen Kommission anerkannt werden:
Dies sind die 21 Produktgruppen, für die GPP-Kriterien inklusive einem „Technical background
report“ (tbr) erarbeitet wurden. In diesen Berichten sind die zentralen Umwelteffekte
beschrieben und eine Lebenszykluskostenbetrachtung (engl. „Life Cycle Costing“; LCC)
vorgenommen worden. Die Auswahl dieser 21 Produktgruppen erfolgte multikriteriell und
berücksichtigte u.a. das Umweltentlastungspotenzial, die potenziellen Nachahmungseffekte für
private Endverbraucher und gewerbliche Kunden, die Marktverfügbarkeit von ökologischeren
Produktalternativen und deren Wirtschaftlichkeit. 33 Diese 21 Produktgruppen sind in Tabelle 5
aufgelistet. Auch für diese wurde – ähnlich wie in Kapitel 5.4.1.1 – geprüft, welche von
33
Siehe dazu Europäische Kommission (2013).
64
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
größerer Bedeutung für nicht-öffentliche Großverbraucher sind. Bedeutsamere Produktgruppen
sind diejenigen, die zur Sicherung der Betriebsabläufe eingesetzt werden und in einem Großteil
der untersuchten Wirtschaftszweige zur Anwendung kommen. Erweitert werden diese beiden
Anforderungen um das Kriterium, dass in den Gütergruppen produktbezogene
Umweltinnovationen zu erwarten sind. Dieses zusätzliche Auswahlkriterium „Aussicht auf
zukünftige Umweltentlastung: ökologische Produktinnovationen vorhanden oder sehr
wahrscheinlich“ ist notwendig, weil es sich bei den Produktgruppen für die EU GPP-Kriterien
auch um nicht-energieverbrauchende Güter wie Papierprodukte, Reinigungsmittel und dienstleistungen oder Lebensmittel handelt. Im Bereich Energieeffizienz sind bei diesen drei
Produktgruppen keine Einsparpotenziale realisierbar und in anderen umweltrelevanten
Themen aktuell keine Potenziale auf Umweltentlastung durch Umweltinnovationen
ersichtlich. 34
Um sicher zu stellen, dass tatsächlich nicht-öffentliche Großverbraucher in ihrer Eigenschaft als
Großverbraucher der jeweiligen Produktgruppe identifiziert werden, wurde festgelegt, dass nur
diejenigen Produktgruppen weiter untersucht werden, die die folgenden drei Anforderungen
erfüllen:
1. Der Zweck der Beschaffung dient der Sicherung des Geschäftsbetriebes und der
Betriebsabläufe. Der Einkauf erfolgt zur betriebsinternen Nutzung;
2. Anwendung: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Produkte im Großteil der
Wirtschaftszweige eingesetzt werden.
3. Aussicht auf zukünftige Umweltentlastung: in der jeweiligen Gütergruppe sind
produktbezogene Umweltinnovationen bereits vorhanden oder zu erwarten bzw. sehr
wahrscheinlich.
Das Vorgehen bei der Auswahl der Produktgruppen erfolgt analog zum in Kapitel 5.4.1.1
beschriebenen Verfahren. Den Produktgruppen, die alle drei Anforderungen erfüllen, wurde
zur Visualisierung in Tabelle 5 entsprechend in den letzten drei Spalten jeweils ein Häkchen ()
zugeordnet und die gesamte Zeile grün hinterlegt. Alle Produktgruppen, die nur ein, zwei oder
kein Auswahlkriterium erfüllen, werden im weiteren Verlauf nicht weiter betrachtet. Auf diese
Weise wird ersichtlich, welche der aufgeführten Produktgruppen für ausführlichere
Untersuchungen ausgewählt wurden (PG in grün hinterlegten Zeilen) und welche Produktgruppen nicht mehr berücksichtigt werden (PG in nicht eingefärbten Zeilen). Produktgruppen,
in denen die identifizierten großen Umweltentlastungspotenziale nur durch Substitution von
konventionellen Produkten durch die bereits vorhandene ökologische Produktalternative zu
erzielen sind, sind in der Spalte „Aussicht auf zukünftige Umweltentlastung“ mit dem Symbol
„ʘ“ gekennzeichnet. Für sie gilt damit diese dritte Anforderung als nicht erfüllt. Dies betrifft –
auch wenn ihnen im Zuge der Ausarbeitung der EU GPP-Kriterien eine hohe Umweltrelevanz
nachgewiesen wurde – die Produktgruppen Kopierpapier und grafisches Papier, Möbel, Strom,
Gartenprodukte und Gartenbauleistungen. Sie fallen aus der weiteren Betrachtung heraus, da
a) in diesen Bereichen keine produkttechnischen Umweltinnovationen erwartet werden und b)
grundlegende Umweltentlastung nur dadurch stattfinden kann, dass die konventionellen
34
Große Umweltentlastungseffekte lassen sich hier lediglich darüber realisieren, dass die bereits verfügbaren,
jeweils ökologischeren Produktvarianten in deutlich größerem Maßstab als bislang verbraucht werden. Große
Umweltentlastungspotenziale werden also beispielsweise nur durch die vermehrte Nutzung von Blaue Engelzertifizierten Papieren statt Frischfaserpapieren gehoben oder durch den verstärkten Konsum von Lebensmitteln
aus kontrolliert biologischem Anbau als Alternative zu konventionell erzeugten Lebensmitteln.
65
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Produktvarianten konsequent aus umweltverträglichen Rohstoffen bzw. erneuerbaren Energien
produziert werden, wofür jedoch keine grundlegende Änderungen im Produktdesign
notwendig sind und wodurch sich auch Produkteigenschaften (Qualität, Haptik,
Handhabbarkeit usw.) und -nutzen nicht zwangsläufig ändern.
Von den 21 Produktgruppen sind die 10 grün hinterlegten von größerer Bedeutung für nichtöffentliche Großverbraucher als die übrigen und sind damit Gegenstand der weiteren
Betrachtung. Die Produktgruppe „Lebensmittel und Verpflegungsdienstleistungen“ war nicht
Gegenstand dieses Vorhabens und wird weder hier noch im weiteren Verlauf bewertet,
sondern nur der Vollständigkeit halber aufgeführt, da für sie EU GPP-Kriterien formuliert sind.
Von der Betrachtung ausgenommen werden außerdem „Abwasserinfrastruktur“ sowie
Produkte für „Straßenbau und Verkehrsampeln“, da diese in der Regel eher von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt und von nicht-öffentlichen Großverbrauchern nicht selbst
geplant und/oder beschafft werden. Der Bereich Hochbau stellt eher einen ganzen Produktund Dienstleistungskomplex als eine Produktgruppe dar. Stellvertretend werden die den
Hochbau betreffenden Produktgruppen betrachtet: Innenbeleuchtung und Hartbodenbeläge. 35
Tabelle 5:
Produktgruppen, für die GPP-Kriterien erarbeitet wurden und „Technical background reports“ (tbr) vorliegen (Stand: 22.08.2013) (Quelle: Europäische Kommission 2013); Auswahlkriterien und Auswahl (grün
markiert)
Kategorie/Produktgruppe
Baustoffe/Bauteile Hochbau:
Innenbeleuchtungen
Hartbodenbeläge
Sanitärarmaturen
Wärmedämmung
Wandplatten
Fenster, verglaste Türen und Oberlichter
IT/IKT:
IT-Geräte
Mobiltelefone
Fahrzeugwesen/
alternative Antriebe:
Verkehrsleistungen (Pkw, Öffentl.
Verkehrsfahrzeuge und –
35
Zweck der Beschaffung:
Sicherung des
Geschäftsbetriebes und
der Betriebsabläufe
(betriebsinterne Nutzung)
Auswahlkriterien
Anwendung:
Einsatz im
Großteil der
Wirtschaftszwei
ge sehr
wahrscheinlich
Aussicht auf zukünftige
Umweltentlastung:
Ökologische
Produktinnovationen
vorhanden oder sehr
wahrscheinlich









( )
( )



( )










Ökologische Bodenbeläge kommen u.a. im Austausch von asbesthaltigen Bodenplatten in bundesdeutschen
Wohnungen in Frage. Das betrifft möglicherweise allein in Berlin 425.000 Wohnungen. Es wird davon
ausgegangen, dass allein zur Entfernung der betreffenden Baustoffe Sanierungskosten in Höhe von 350 Mio. €
anfallen (siehe Abgeordnetenhaus Berlin 2013; S. 7). Nicht-öffentliche Großverbraucher wären in diesem Fall die
betreffenden privaten Wohnungsbaugesellschaften. Aktivitäten zu dieser Produktgruppe haben hohe Aktualität,
Gesundheits- und Umweltrelevanz sowie Potenzial zum Einstieg in großflächigere ökologische Sanierung.
66
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Kategorie/Produktgruppe
dienstleistungen,
Abfallsammelfahrzeuge und dienstleistungen)
Büroverbrauchsmaterial:
Kopierpapier und grafisches Papier
Sonstiges:
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
Textilien 36
Straßenbeleuchtung37
Reinigungsprodukte und dienstleistungen
Möbel
Gartenprodukte und
Gartenbauleistungen
Straßenbau und Verkehrsampeln
Abwasserinfrastruktur
Strom
Lebensmittel und Verpflegungsdienstleistungen
Hochbau 38
Auswahlkriterien
Zweck der Beschaffung:
Anwendung:
Sicherung des
Einsatz im
Geschäftsbetriebes und
Großteil der
der Betriebsabläufe
Wirtschaftszwei
(betriebsinterne Nutzung)
ge sehr
wahrscheinlich
Aussicht auf zukünftige
Umweltentlastung:
Ökologische
Produktinnovationen
vorhanden oder sehr
wahrscheinlich


ʘ













ʘ
ʘ
( )
( )




ʘ
ʘ
ʘ
Sanitärarmaturen werden im Folgenden unter der Bezeichnung „Sanitärausstattung“ als
Überbegriff für WCs und Auslaufarmaturen geführt.
36
In professionellen Anwendungen von Textilwaren wie Handtüchern und Bettwäsche sowie bei der
Arbeitskleidung für Pflege- und Sicherheitspersonal ist der Einsatz von Bio-Baumwolle und alternativen
Materialien interessant. Ein zweifelsohne großes Geschäftsfeld ist jedoch auch der Markt für Arbeitsschutz- und
Outdoor-Kleidung ohne gesundheits- und umweltschädigende Chemikalien im Austausch gegen wasser-,
schmutz- und ölabweisende Materialien, die perfluorierte und polyfluorierte Kohlenwasserstoffe (PFC) enthalten.
Ein relevanter Stoff in der Gruppe der PFC ist Perfluoroktansäure (PFOA), die reproduktionstoxisch und
krebserregend wirkt (siehe taz.die tageszeitung vom 26.4.2013 Wirtschaft und Umwelt TIMO REUTER, S. 08).
Großverbraucher hierfür sind Organisationen wie Hochbauunternehmen, Sicherheitsdienste, technisches Personal
der DB AG u.a., die ihren Mitarbeitern Arbeits(schutz)kleidung mit diesen Eigenschaften zur Verfügung stellen.
37
Im Sinne von Außenbeleuchtung der Liegenschaften.
38
„Hochbau“ als ganzer Themenkomplex war nur durch die separate Betrachtung einzelner Produktgruppen
handhabbar zu bearbeiten. Für „Hochbau“ als Ganzes wurde keine Bewertung vorgenommen. Stattdessen wurde
sich darauf beschränkt, einzelne, den „Hochbau“ betreffende Produktgruppen „Innenbeleuchtungen“,
„Wärmedämmung“, „Hartbodenbeläge“, „Wandplatten“, „Sanitärarmaturen“ sowie „Fenster, verglaste Türen und
Oberlichter“ zu bewerten und bei Erfüllung aller drei Anforderungen im Folgenden ausführlicher zu
untersuchen.
67
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.4.1.3
Leitmärkte
Bei der Auswahl umweltrelevanter Güter wurden niedrige „Zutrittsbarrieren“ zu
Großverbrauchern berücksichtigt, um einen einfacheren Zugang zu Akteuren im Rahmen der
Fachgespräche zu erreichen. Dies geht auf Erfahrungen aus anderen Projekten zurück, dass
Unternehmen nur begrenzte Bereitschaft zeigen, an für sie fachfremd erscheinenden
Workshops teilzunehmen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Großverbraucher, die sich
bereits in einschlägigen Leitmarktinitiativen engagieren, 39 sowohl offener für das Thema
Umwelt-Innovationen an sich sind als auch ein erhöhtes Interesse an speziell in diesen
Leitmärkten produzierten Innovationen haben.
Fichter/Clausen (2013; S. 60) bestätigen, dass „(…) die Frage des Vorhandenseins einer
Leitmarktpolitik zu einem Faktor [wird], der die Diffusion fördern kann.“ In diesem Sinne
wurden konkrete Anwendungen in den Leitmärkten mit dem Ziel betrachtet, die Liste
umweltrelevanter Güter zu erweitern. Dafür wurden bestehende Leitmarktinitiativen bei der
Auswahl umweltrelevanter Produktgruppen und Dienstleistungen zusätzlich berücksichtigt.
Leitmarktinitiativen existieren aktuell auf unterschiedlichen politischen Ebenen:
•
Auf EU-Ebene wurde 2007 die Lead Market Initiative (LMI) gestartet, welche in sechs
ausgewählten Wirtschaftsbereichen (Elektronische Gesundheitsdienste, Schutztextilien,
Nachhaltiges Bauen, Wiederverwertung, Biobasierte Produkte, Erneuerbare Energien)
Innovationen fördert und so eine europäische Marktführerschaft in diesen Bereichen
anstrebt (vgl. Europäische Kommission
o. J.).
•
Die Bundesregierung identifiziert in ihrer früheren Hightech-Strategie (siehe BMBF
2010) fünf globale Zukunftsfelder „Klima/Energie“, „Gesundheit/Ernährung“,
„Mobilität“, „Sicherheit“ und „Kommunikation“, in denen Innovationen gefördert und
Leitmärkte in Deutschland geschaffen werden sollen. In Deutschland existiert darüber
hinaus eine Reihe von Förderprogrammen, die spezifisch auf einzelne Märkte abzielen.
Beispiele sind der „Nationale Entwicklungsplan Elektromobilität“ (NEPE), das
Förderprogramm „Photonik Forschung Deutschland“ im Bereich Beleuchtung oder auch
die im Rahmen des Vorhabens „Materialeffizienz und Ressourcenschonung“ (MaRess)
entstandene Initiative „Green Office Computing.“
•
Im GreenTech made in Germany 3.0 Umwelttechnologie-Atlas identifizierte das BMU
sechs Leitmärkte der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz: Umweltfreundliche
Energien und Energiespeicherung, Energieeffizienz, Rohstoff- und Materialeffizienz,
Nachhaltige Mobilität, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltige Wasserwirtschaft (BMU
2012; S. 4).
Die Betrachtung der Leitmärkte unterstreicht die Relevanz einzelner Produktgruppen unter
Innovationsgesichtspunkten und bestätigt damit eher die bisherige Auswahl der weiter zu
untersuchenden Produktgruppen und Dienstleistungen als dass sie diese Liste erweitert. Das
betrifft die Zukunftsfelder und Anwendungsbereiche:
39
„Als ‚Leitmarkt‘ oder ‚Lead market‘ wird der geografische Kern des Weltmarktes für bestimmte Produkte,
Anlagen oder Dienstleistungen bezeichnet, die ohne wesentliche Änderungen auch in anderen Ländern
vermarktet werden können“ (Fichter/Clausen 2013; S. 57). Vor diesem Hintergrund sind spezielle
Fördermaßnahmen in ökologischen Leitmärkten dazu geeignet, umweltfreundliche Technologien zu fördern
(Fichter/Clausen 2013; S. 58f.).
68
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
„Klima/Energie“ bzw. „Umweltfreundliche Energien und Energiespeicherung“,
„Kreislaufwirtschaft“ und „Rohstoff- und Materialeffizienz“ mit der Orientierung auf
nachhaltige Baumaterialien sowie Produkte, denen große Potenziale zur
Ressourcenschonung zugeschrieben werden, wie etwa biobasierte Produkte,
•
„Kommunikation“ bzw. „Energieeffizienz“ mit Orientierung auf stromverbrauchende
Produkte, insbes. Green IT/IKT, sowie
•
mobilitätsbezogene Produkte und Dienstleistungen bzw. „Nachhaltige Mobilität.“
5.4.2 Weitere Kriterien zur Eingrenzung der Gütergruppen
Auf Grundlage der vorangegangenen Untersuchung wurden 25 Gütergruppen bestimmt, deren
prinzipiell große negative Umweltauswirkungen wissenschaftlich nachgewiesen und offiziell
anerkannt sind und die für den Großteil nicht-öffentlicher Großverbraucher sehr relevant sind.
Eine derart große Anzahl an Gütergruppen konnte im Rahmen dieses Vorhabens nicht
detailliert untersucht werden. Um den weiteren Rechercheaufwand zur Ermittlung von
Großverbrauchern umweltrelevanter Produkt- und Dienstleistungsgruppen in einem
angemessenen Rahmen zu halten, wurde entschieden, dass im weiteren Verlauf der
Untersuchung die Abschätzung der Umweltrelevanz nur für die Gütergruppen vorgenommen
wird, die
1. Eine Nähe zum privaten Endverbraucher aufweisen, und deren
2. Handhabbarkeit im Vorhaben
gegeben ist, um den Untersuchungsgegenstand in einen handhabbaren Umfang zu
überführen.
Im Folgenden wird der Umgang mit den aufgeführten Prämissen erläutert.
Analog zu der in Kapitel 5.2.2 formulierten Großverbraucherdefinition und der in Kapitel 5.2.3
gesetzten Prämisse der Mengen- und Gesamtmarktrelevanz ergibt sich die Bedeutung der
Produkte und Dienstleistungen für Großverbraucher aus der konkreten Nachfrage nach diesen
Gütern bzw. ihrem Nachfragepotenzial – beispielsweise anhand der Absatzmenge oder
Umsatzhöhe sowie entsprechenden Indizien wie Marktentwicklung und/oder Entwicklung der
politischen Rahmenbedingungen.
Eine zusätzliche, bereits in Kapitel 5.2.3 dargelegte Prämisse betrifft die Nähe des Produkts und
der Dienstleistung zum privaten Endverbraucher. Beruhend auf der Annahme, dass sich eine
erhöhte Nachfrage durch nicht-öffentliche Großverbraucher(gruppen) positiv auf die
Marktpreise auswirken und dies wiederum die private Nachfrage steigern kann, werden
erhebliche Umweltentlastungspotenziale von jenen Produkten und Dienstleistungen erwartet,
die als ökologisch innovativ und prioritär für private Endverbraucher bewertet wurden. Zu
diesen Gütergruppen gehören Heizungs- und Gebäudetechnik, Transport/Mobilität,
Infrastruktur für Transport und Mobilität, elektrische und elektronische Haushaltsgeräte.
Die Handhabbarkeit bezieht sich auf die Einschätzung, ob und inwieweit die Gütergruppen mit
Blick auf die Anforderungen in den einzelnen Arbeitspaketen verwendet werden können.
Bewertet wird hier die Datenverfügbarkeit, insbesondere zu ökologischen Innovationen und
aktuellen Großverbrauchern.
Tabelle 6 listet alle 25 bislang ausgewählten Gütergruppen auf, die auf die beschriebenen
Auswahlkriterien „Nähe zum privaten Endverbraucher“ und „Handhabbarkeit“ geprüft werden.
Wurde das jeweilige Auswahlkriterium erfüllt, wurde ein Häkchen () gesetzt. Es wurden
69
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
diejenigen Gütergruppen ausgewählt, die derzeit oder potenziell von Großverbrauchern
nachgefragt werden, sich jedoch ebenfalls im Warenkorb privater Endverbraucher befinden
und die aufgrund der Datenlage bewertbar sind. Diese Bewertungskriterien bedingen einander
bzw. bauen aufeinander auf. Die Auswahl der Gütergruppen, die im Weiteren hinsichtlich
ihrer ökologischen Relevanz untersucht werden, ist grün gekennzeichnet.
Tabelle 6:
Zusammenfassende Auflistung anerkannter umweltrelevanter Produkte und Dienstleistungen,
Auswahlkriterien und Auswahl (grün markiert)
Auswahlkriterien
Nähe zum privaten
Handhabbarkeit
Endverbraucher
Kategorie/Produktgruppe
Baustoffe/Bauteile Hochbau:
Hartbodenbeläge
Wärmedämmung
Gebäudetechnik:
Außenbeleuchtung
Lampen und Leuchten für die
Innen- bzw. Bürobeleuchtung
Raumklimageräte (Klimaanlagen)
und Komfort-Ventilatoren
Elektrische Warmwasseraufbereitung
Bereitschafts- und Aus-Zustand
Raumheizungen
Zentralheizungssysteme (Heißluft, Warmwasser)
IT/IKT:
Bildschirme
Desktop PCs
Bildverarbeitungsgeräte
(Kopierer, Drucker, MFG)
Projektoren
Mobiltelefone
Industriegüter/Antriebe:
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/
Transformatoren
Industrielle Kühl- und Gefriergeräte und kommerzielle
Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln
Unterbrechungsfreie Stromversorgung
Maschinenbetrieb und Pumpen
Wasserpumpen
Abwasserpumpen
Sonstige
Textilien
Reinigungsprodukte und -dienstleistungen
Sanitärausstattung (WCs, Auslaufarmaturen)
Verkehrsleistungen/Fuhrpark (Pkw)
Kraft-Wärme-Kopplung





































Die auf diese Weise identifizierten 15 Gütergruppen werden in Kapitel 5.4.3 detailliert auf ihre
ökologische Relevanz hin untersucht und priorisiert.
70
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.4.3 Vertiefende Betrachtung der Umweltrelevanz
5.4.3.1
Erfassung der negativen Umwelteffekte und Entlastungspotenziale
Die ökologische Relevanz einer Produktgruppe definiert sich über deren Umwelteffekte entlang
des jeweiligen Lebenszyklus. Umwelteffekte betreffen sowohl negative Umweltauswirkungen
(Umweltbelastung) als auch das Umweltentlastungspotenzial.
Die negativen Umweltauswirkungen (Umweltbelastung) von Gütern werden von hohen
Energie- und/oder Materialverbräuchen in der Herstellung, gesundheitlich bedenklichen
Inhaltsstoffen und ungelöster/problematischer Entsorgung verursacht. Sie sind in ProduktÖkobilanzen bzw. Life-Cycle Assessments für eine Vielzahl von Produkten quantifiziert. Hohe
Umweltbelastungen korrelieren in der Regel mit großen Abnahmemengen sowie langen
Nutzungsdauern und/oder häufigen Nutzungsfrequenzen. 40 Das Umweltentlastungspotenzial
ergibt sich aus umweltschonenden Alternativverfahren und Inhaltsstoffen sowie
Sparmaßnahmen, die eine Verringerung der Belastung bewirken (können). Um die realen
Umweltbelastungen und Entlastungspotenziale bewerten zu können, wäre es notwendig, die
konkreten Bestands- und Verbrauchszahlen sowie tatsächliche Auslastungsgrade und
Nutzungsdauern der untersuchten Güter bei den einzelnen Verbraucher(gruppen) zu kennen.
Explizite unternehmensspezifische Verbrauchsdaten konnten jedoch in dieser Form nicht
ermittelt werden. 41
Aus diesem Grund erfolgte eine erste Annäherung über die qualitative Beschreibung und – wo
möglich – quantitativen Angaben von negativen Umweltauswirkungen (Umweltbelastungen)
sowie potenziellen Entlastungen durch Produkte und Maßnahmen basierend auf den
Ergebnissen
•
der EuP „Preparatory studies“,
•
der „Technical background reports“ (tbr) zu den Produktgruppen, für die EU GPPKriteriensets erarbeitet wurden und
•
dem EuP-Arbeitsplan 2009-2011 der EU 42, der die Umweltauswirkungen einiger EuP
beschreibt, quantifiziert und potenzielle Umweltentlastungen benennt.
Die Ergebnissicherung aus dem Studium dieser Quellen erfolgt in tabellarischer Form. Dies
wird beispielhaft für die drei der 15 untersuchten Gütergruppen „Industrielle Kühl- und
Gefriergeräte und kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln“,
„Textilien“ und „Reinigungsprodukte und -dienstleistungen“ in Tabelle 7 dargestellt. Die
vollständigen Untersuchungsergebnisse sind in Tabelle 9 nachzulesen. Für alle untersuchten
Gütergruppen wurden die Umweltbelastungen und die zu erwartenden Umweltentlastungen
40
Häufige Nutzungsfrequenzen sind beispielsweise lange Betriebszeiten bei der elektrischen
Warmwasseraufbereitung oder elektrische Motorensysteme; sie verursachen EU-weit 70 % des gesamten
Stromverbrauchs der Industrie.
41
Aktuelle Studien zu den untersuchten Wirtschaftszweigen wurden nicht hinzugezogen, da sie kostenintensiv sind
und keine Angaben zu den Ausgaben einzelner Unternehmen für die hier untersuchten Produktgruppen und
Dienstleistungen beinhalten. Die Bilanzdaten aus den Jahres-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsberichten geben
maximal Auskunft über Stromverbräuche, Flottengröße, usw. nicht jedoch über die Anzahl der Arbeitsplatz-PCs,
der Kühlgeräte oder die Ausgaben für Reinigungsprodukte u.ä..
42
Siehe Europäische Kommission (2008).
71
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
durch Umwelt-Innovationen erfasst, die in den o.g. Quellen benannt werden. Für jede
Gütergruppe wurden die zugehörigen Produkte oder Dienstleistungen ausgewiesen (Spalte
„Produkt/DL“). Produktspezifisch sind jeweils die negativen Umweltauswirkungen zugeordnet –
bestehend aus den durchschnittlichen Lebens- bzw. Nutzungsdauern (Spalte „Ø Lebens/Nutzungsdauer (Jahre)“) und der ausführlichen Beschreibung, wann und wodurch die
Umweltbelastung auftritt. Dafür wird konkret die ökologisch relevanteste Phase im
Produktlebenszyklus benannt (Spalte „relevante LZ-Phase“) und die größten Belastungsquellen
(Spalte „Ursachen“) in dieser und ggf. auch anderen Phasen werden aufgelistet. In den beiden
letzten Spalten der Tabelle wird das in den einschlägigen EuP „Preparatory studies“ benannte
Umweltentlastungspotenzial aufgeführt, welches sich durch umweltentlastende Maßnahmen
(vorletzte Spalte „Entlastungspotenzial“ und durch den Anwendung ökologischer
Produktinnovationen (Spalte „Produktinnovationen“) ergeben kann.
Alle 15 untersuchten Gütergruppen sind durch hohe Umweltbelastungen über den gesamten
Produktlebenszyklus hinweg gekennzeichnet. Gleichzeitig ergeben sich durch Kauf und
Nutzung innovativer Produkt- und Dienstleistungsalternativen potenziell bedeutende
Umweltentlastungseffekte, d.h. ein großes Entlastungspotenzial. So zeigt das Beispiel der
Industriellen Kühltruhen und -regale in Tabelle 7, dass die größte Umweltbelastung während
der Nutzung, also dem Betrieb dieser Kühlgeräte entsteht. Obgleich auch die Produktion der
Gehäuse und Einzelkomponenten wie Verdampfer mit einem hohen Energieverbrauch
einhergeht, so stellt der aufgrund des 24-Stunden-Betriebes hohe Energieverbrauch von 436 PJ
pro Jahr und Gerät die zentrale Umweltbelastung dar. Umweltentlastungen können durch
verschiedene Maßnahmen erreicht werden, die zur Senkung des Stromverbrauchs beitragen.
Diese sind einerseits mechanische Anbauten wie Glastüren oder ein Nachtvorhang aber auch
die Ausstattung mit anti-sweat Erhitzern. Der in Tabelle 7 vorgestellten Produktgruppe
„Textilien“ gehören die vielfältigsten Anwendungen an. Sie reichen von Handtüchern und Bettwaren über Arbeits- und Arbeitsschutzkleidung bis hin zu Reinigungstüchern für die
industrielle Anwendung. Umweltbelastungen bei der konventionellen Textilproduktion
ergeben sich unabhängig vom konkreten Anwendungsbereich in der Regel sowohl beim Faser-,
d.h. Rohstoffanbau, während der Produktion und der Veredelung (Ausrüstung). Ursachen dafür
sind insbesondere beim konventionellen Baumwollanbau der hohe Düngemittel- und PestizidEinsatz, der hohe Wasser- und Landverbrauch. Die Herstellung der Polyesterfaser geht in der
Regel mit dem Einsatz problematischer Chemikalien, einem vergleichsweise hohen Energieverbrauch und hohem Treibhausgasausstoß einher. Bei der Verarbeitung /Textilveredelung
werden in der konventionellen Textilproduktion problematische, weil teilweise gesundheits-,
teilweise gewässer- und bodengefährdende Chemikalien verwendet.
Umweltentlastungspotenziale sind in vielfältiger Form realisierbar: durch die Verwendung von
Biobaumwolle oder Recycling-Fasern, den Einsatz alternativer Techniken und Substanzen, die
die Umweltbilanz bei der Textilverarbeitung verbessern, aber auch durch die
Wiederverwertung oder längere Nutzung von Textilien. Umweltentlastung durch ökologische
Innovationen sind bei Textilien weniger auf Produktebene gegeben, sondern vielmehr im
Prozessbereich: durch ökologischen Faseranbau und umweltschonendere
Verarbeitungsprozesse sowie das Recycling von Fasern/Textilien.
72
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 7:
Beschreibung der Umweltbelastungen und des Umweltentlastungspotenzials – exemplarische Darstellung
Gütergruppe
Produkt/DL
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
Negative Umweltauswirkungen
Umweltbelastung durch …
Relevante
LZ-Phase
Ursachen
Umweltentlastungspotenzial
Entlastungspotenzial
Produktinnovationen
Industrielle Kühlung (Food):
Industrielle Kühl- und
Gefriergeräte und
kommerzielle Kühlgeräte
für Präsentation/
Verkauf von
Lebensmitteln
Kühltruhen und
-regale (insbes. offene
Standregale)
Verkaufs/Kühlautomaten für
Kaltgetränke
9
8
Nutzung
Energieeinsparung durch mechanische
Hoher Energieverbrauch (436 PJ/Jahr), 24Anbauten (Anbau einer Glastür,
Stunden Betrieb, energieintensive Produktion
Nachtvorhang [Abdeckung der
von Gehäuse und Verdampfer
Kühlfläche])
Nachtvorhang,
doppelter Luftvorhang,
anti-sweat Erhitzer
Nutzung
Energieverbrauch 195 PJ/a;
energieintensive Produktion von Gehäuse,
Wärmetauscher und Kompressoren; viele
Geräte, großer Wachstumsmarkt
Kompressormodulation
(variable
Betriebsgeschwindigkeit),
anti-sweat Erhitzer
Sonstige:
Textilien
Handtücher;
Bettwaren; Arbeitsund Arbeitsschutzbekleidung;
Reinigungstücher zur
industriellen
Anwendung
ReinigungsReinigungsprodukte und - chemikalien für
Böden, Glas und
dienstleistungen
Oberflächen
Anbau,
k.A.
Produktion;
Veredelung
k.A.
Herstellung,
Nutzung;
Entsorgung
Baumwolle: Hoher Düngemittel-und
Pestizideinsatz (2,5% d. Erntefläche und 16%
Insektizidverbrauch),
hoher Wasser-und Landverbrauch;
Polyester: Einsatz problematischer
Chemikalien bei der Herstellung,
vergleichsweise hoher Energieverbrauch und
Treibhausgasausstoß; Einsatz;
problematische Chemikalien bei
Verarbeitung/Veredlung
Verwendung von Biobaumwolle und
Recycling-Fasern; Einsatz alternativer
Techniken und Substanzen um
Umweltbilanz der
Verarbeitung/Veredlung zu verbessern;
Wiederverwertung von Textilien
Freisetzung gesundheits- und
umweltschädlicher, biologisch nicht
abbaubarer Inhaltsstoffe während Herstellung
und Nutzung; hoher Energie und
Wasserverbrauch während der Reinigung
Reinigungsmittel ohne toxische
Inhaltsstoffe, Biologische Abbaubarkeit;
Produkte, die den mit der Reinigung
verbundenen Warmwasserverbrauch
minimieren; Reinigungsmittel, die auch
bei geringeren Wassertemperaturen
zuverlässig Waschen
73
recot2-Premium Garn,
„Revive“-Serie Garne,
Benu Yarn Kollektion
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Es war nicht möglich eine geeignete Systematik zu entwickeln, um die 15 untersuchten
Gütergruppen auf Basis der in Tabelle 7 (bzw. der ausführlichen Tabelle 3 im Anlagenband)
aufgeführten qualitativen und auch quantitativen Daten aus den LCA-Ergebnissen der „Base
cases“ der einschlägigen EuP „Preparatory studies“ in allen Dimensionen miteinander zu
vergleichen, um auf diese Weise die umweltrelevantesten Produktgruppen zu identifizieren.
Selbst der Versuch, sich auf wenige LCA-Dimensionen (Stromverbrauch, Wasserverbrauch
[Prozess/Kühlung], Abfall [Deponie/gefährdend], Luft-Emissionen [Treibhausgase
CO2e/Versauerung/ VOCs/POPs/PAHs/Schwermetalle/Feinstaubimmissionen], Wasseremissionen
[Schwermetalle/Eutrophierung]) zu beschränken, war nicht erfolgreich. Grund dafür ist die
Mehrdimensionalität, das gleichzeitige Vorhandensein verschiedener Aspekte, die nicht auf
gleichen Skalen bzw. nicht mit gleichen Einheiten messen. Prinzipiell wären also verschieden
hohe Energieverbräuche mit verschieden intensiven Chemikalieneinsätzen, unterschiedlich
hohen Luftemissionen und möglicherweise anfallenden gefährlichen Abfallmengen zu
vergleichen gewesen. Dies über alle 15 Gütergruppen hinweg und vor dem Hintergrund, dass
die einzelnen Umweltmedien Luft, Boden und Wasser sowie die menschliche Gesundheit in
jeweils unterschiedlichem Maße betroffen sind.
Zusammenfassend ergab sich die Mehrdimensionalität in diesem Fall durch die notwendige
Berücksichtigung der folgenden Aspekte:
•
alle Phasen des Produktlebenszyklus;
•
notwendige Differenzierung zwischen den Objekten der Belastungen (Umwelt, Mensch);
•
Belastungen der diversen Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden), die mit verschiedenen
Kenngrößen und Einheiten erfasst werden, sowie
•
verschiedene Nutzungsdauern und –zyklen (unterschiedliche durchschnittliche
Gesamtlebensdauern sowie variierende Einsatzspektren von punktueller oder
sporadischer Nutzung bis zum 24-Stunden-Betrieb).
So ist das Ausmaß der Betroffenheit von Luft durch Emissionen nicht mit dem Ausmaß von
Boden- und Wasserverunreinigungen vergleichbar, wie es beispielsweise der Fall wäre, wenn
die stromintensive Produktion der Kühlgerätekomponenten „Gehäuse und Verdampfer“ mit
dem Einsatz umwelt- und gesundheitsgefährdender Chemikalien bei der konventionellen
Textilveredelung verglichen werden sollte. Ebenfalls nicht möglich ist eine Gewichtung der
negativen Auswirkungen auf die Umwelt im Vergleich zu den Effekten auf die menschliche
Gesundheit. Beispiel hierfür ist der Abwägungsversuch, ob bei der Herstellung und Nutzung
von Reinigungsmitteln freigesetzte umweltschädigende, weil biologisch nicht abbaubare
Inhaltsstoffe schädlicher sind als der Einsatz gesundheitsgefährdender Chemikalien bei der
konventionellen Textilveredelung. Die Untersuchung erreichte aufgrund dieser
Mehrdimensionalität eine hohe Komplexität. Ein Vergleich der Ausprägungen war in vollem
Umfang nicht durchführbar. Bei der Gegenüberstellung der Tabelleneinträge in den jeweiligen
Rubriken ließen sich keine eindeutigen Aussagen darüber treffen, welche Produktgruppen über
alle Dimensionen hinweg die größten negativen Umweltauswirkungen verursachen.
5.4.3.2 Priorisierung der Gütergruppen
Es musste ein pragmatischer Zugang zur Identifizierung der prioritär umweltrelevanten
Gütergruppen gefunden werden. Deswegen wurde eine separate Untersuchung der
Umweltrelevanz für energieverbrauchende Güter und nicht-stromverbrauchende Güter
durchgeführt. Die Untersuchungen der energieverbrauchenden Güter basieren auf einem
Vergleich der konkreten Stromverbräuche in einzelnen Anwendungsbereichen des Gewerbe-,
74
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Handels- und Dienstleistungssektors (GHD-Sektor) und der einzelnen Wirtschaftszweige des
Industriesektors (vgl. Abschnitt „Energieverbrauchende Güter mit prioritärer Umweltrelevanz“).
Die Untersuchungen der nicht-stromverbrauchenden Güter erfolgten überwiegend auf durch
das Kerngeschäft beeinflussten Hilfsgrößen, die Abschätzungen über reale Verbräuche und
Bestandszahlen zulassen (vgl. Abschnitt „Nicht-stromverbrauchende Güter mit prioritärer
Umweltrelevanz“). In Abschnitt „Schlussfolgerungen zu prioritär umweltrelevanten Gütern“
werden die Untersuchungsergebnisse zusammengeführt und Schlussfolgerungen für das
weitere Vorgehen gezogen.
Stromverbrauchende Güter mit prioritärer Umweltrelevanz
Die Untersuchung betrifft die konkreten Stromverbräuche in einzelnen Anwendungsbereichen
des
Gewerbe-, Handels- und Dienstleistungssektors, da hier ein fundierter Datensatz aus dem
Forschungsprojekt „EL-TERTIARY“ 43 zur Verfügung stand. Dieser Datensatz beinhaltet für jeden
EU-Mitgliedsstaat:
•
•
aufgeschlüsselt auf folgende Bereiche des GHD-Sektors:
o
Handel,
o
Hotel- und Gastrogewerbe,
o
Büros und
o
Krankenhäuser;
jeweils die jährlichen Energieverbräuche für die einzelnen Anwendungsbereiche
Beleuchtung (Lighting), Klimakälte (Air condition), Kühlung (Refrigeration/freezing),
Bürogeräte (Office equipment), Elektrische Motoren (Electric motor drives),
Warmwasseraufbereitung (Hot water) und elektrische Raumheizung (Electric heating). 44
Für die Ermittlung der jährlichen Stromverbräuche in den einzelnen Wirtschaftszweigen des
Industriesektors war die Datengrundlage eine vom Fraunhofer ISI erstellte Anwendungsbilanz
für Strom für das verarbeitende Gewerbe in 2010 (ISI 2011; S. 12). In dieser sind die
Stromverbräuche in 14 Branchen des verarbeitenden Gewerbes ersichtlich. Dabei sind in der
hier vorgenommenen Betrachtung ausschließlich Daten zu 10 Industriezweigen berücksichtigt
worden: Ernährung und Tabak, Papiergewerbe, Grundstoffchemie, sonstige chemische
Industrie, Gummi- und Kunststoffwaren, Metallerzeugung, NE-Metalle und -gießereien,
Metallbearbeitung, Maschinenbau sowie Fahrzeugbau. Nicht betrachtet werden die Branchen:
„Gewinnung von Steinen u. Erden“, „Glas u. Keramik“ und „Verarbeitung von Steinen u.
Erden“, da sie für sämtliche Anwendungszwecke im Vergleich zu den anderen Branchen
vernachlässigbare Stromverbräuche aufweisen. Auch die unter „sonstiges verarbeitendes
Gewerbe“ zusammengefassten Unternehmen werden aufgrund ihrer starken Heterogenität
nicht berücksichtigt. Die Stromverbräuche sind in der Anwendungsbilanz für jeden
Industriezweig aufgegliedert nach den Anwendungszwecken: Beleuchtung, Mechanische
Energie, IKT, Klimakälte, Prozesskälte, Prozesswärme, Raumwärme und Warmwasser.
43
Siehe Fraunhofer ISI/IREES (2008a und b).
44
Zusätzlich aufgeführt sind noch die Anwendungsbereiche „Ventilation“ und „Other electricity uses.“ Da der
Stromverbrauch für Deutschland hier aber für alle Sektoren mit null angegeben ist, werden diese nicht
berücksichtigt.
75
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Alle in diesen Quellen vorhandenen Stromverbrauchsdaten, die den GHD-Sektor und die
Industrie betreffen, wurden ausgewertet und priorisiert. Dabei wurden die Prioritäten A-E wie
folgt vergeben, wobei A die höchste und E die niedrigste Priorität bedeutet:
•
Priorität A: Stromverbrauch über 9.000 GWh/a,
•
Priorität B: Stromverbrauch 3.500 - 9.000 GWh/a,
•
Priorität C: Stromverbrauch 1.150 - 3.500 GWh/a,
•
Priorität D: Stromverbrauch 600 - 1.150 GWh/a,
•
Priorität E: Stromverbrauch weniger als 600 GWh/a.
Tabelle 8:
45
Größte Stromverbräuche nach Anwendung und Branche
(Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Fraunhofer ISI/IREES 2008a/b)
Rang
Prio
Stromverbrauch
GWh/a
1
A
Anwendung
Branche
18.250
Elektrische Antriebe/Motoren 45
Grundstoffchemie
2
A
15.667
Elektrische Antriebe/Motoren
Papiergewerbe
3
A
15.028
Beleuchtung
Handel
4
A
10.694
Elektrische Antriebe/Motoren
Metallerzeugung
5
A
9.648
Beleuchtung
Büro
6
A
9.472
Elektrische Antriebe/Motoren
Fahrzeugbau
7
B
8.278
Elektrische Antriebe/Motoren
Gummi- u. Kunststoffwaren
8
B
7.889
Elektrische Antriebe/Motoren
Metallbearbeitung
9
B
7.667
Elektrische Antriebe/Motoren
Ernährung und Tabak
10
B
6.601
Warmwasseraufbereitung
Hotel/Gastronomie
11
B
5.982
Kühlung, Tiefkühlung
Handel
12
B
5.882
Elektrische Antriebe/Motoren
Handel
13
B
5.784
Elektrische Antriebe/Motoren
Büro
14
B
5.424
IKT
Büro
15
B
5.273
Beleuchtung
Hotel/Gastronomie
16
B
5.111
Elektrische Antriebe/Motoren
NE-Metall, -gießereien
17
B
4.726
IKT
Handel
18
B
3.889
Elektrische Antriebe/Motoren
Sonstige Chemische
Industrie
19
B
3.722
Elektrische Antriebe/Motoren
Maschinenbau
20
C
3.254
Elektrische Antriebe/Motoren
Hotel/Gastronomie
21
C
2.082
Kühlung, Tiefkühlung
Hotel/Gastronomie
22
C
1.833
IKT
Maschinenbau
23
C
1.778
Beleuchtung
Maschinenbau
24
C
1.556
Beleuchtung
Fahrzeugbau
25
C
1.424
Beleuchtung
Krankenhäuser
26
C
1.377
Warmwasseraufbereitung
Krankenhäuser
27
C
1.222
Beleuchtung
Metallbearbeitung
28
C
1.200
Klimakälte
Büro
29
C
1.189
Elektrische Antriebe/Motoren
Krankenhäuser
Alle in dieser Tabelle aufgeführten Stromverbrauchsdaten zu elektrischen Antrieben/ Motoren beziehen Antriebe
für Druckluft und Pumpen nicht mit ein.
76
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Die vollständige Auflistung der Untersuchungsergebnisse befindet sich in Tabelle 4 im
Anlagenband. Tabelle 8 listet die Prioritäten A-C auf und gibt damit Auskunft darüber, welche
Anwendungsbereiche in welchen Wirtschaftszweigen die höchsten Energieverbräuche pro Jahr
verursachen.
Die Untersuchung der Stromverbrauchsdaten des GHD- und des Industriesektors ergab:
46
•
Fast 70 % des im Industriesektor genutzten Stroms wird für die Erzeugung
mechanischer Energie aufgewendet, d.h. für den Betrieb elektrischer Antriebe und
Motoren.
•
Die größten Stromverbräuche 46 entfallen auf sechs der insgesamt acht untersuchten
Anwendungsbereiche: Elektrische Antriebe/Motoren/Generatoren,
(Innenraum)Beleuchtung, elektrische Warmwasseraufbereitung, kommerzielle
Kühlung/Tiefkühlung, IT/IKT und Klimakälte. 47 Als relevante nicht-öffentliche
Großverbraucher sind Unternehmen in 14 verschiedenen Wirtschaftszweigen, inklusive
Organisationen im Hotel- und Gastronomiegewerbe und im Gesundheits- und
Sozialwesen, anzusehen: 48
o
Eindeutig dominant sind hohe Energieverbräuche im Anwendungsbereich
Elektrische Antriebe/Motoren/Generatoren in 14 Branchen. Darunter allein zehn
Industriezweige (Grundstoffchemie, Papiergewerbe, Metallerzeugung, Fahrzeugbau,
Gummi- u. Kunststoffwaren, Metallbearbeitung, Ernährung und Tabak, NE-Metall, gießereien, Sonst. Chemische Industrie, Maschinenbau) sowie der Handelssektor,
Büro-, Hotel- und Gastronomiegewerbe.
o
Zur Untersuchung der Energieverbräuche für Beleuchtung konnte lediglich auf
kumulierte Zahlen für Innen- und Außenbeleuchtung zurückgegriffen werden. Die
Rahmenbedingungen der hier identifizierten Branchen lassen aber die
Schlussfolgerung zu, dass in den untersuchten Wirtschaftszweigen die
Hauptstrommengen für Beleuchtung im überwiegenden Maße durch die
Beleuchtung von Innenräumen anfallen. 49 Von den insgesamt 7
Wirtschaftszweigen, sticht der Handel – sowohl Groß- als auch Einzelhandel – mit
seinem enorm hohen Stromverbrauch für Innenraumbeleuchtung deutlich heraus.
Erst mit deutlichem Abstand, aber immer noch mit hohem Verbrauch und
Betroffenheit vieler Branchen folgen Büro und Hotel- und Gastronomiegewerbe, die
Gemäß der Auswertung der Stromverbrauchsdaten mit den Prioritäten A-C (siehe Tabelle 8 und Anlagenband
Tabelle 4).
47
Da Klimakälte nur einmal, die anderen Anwendungsbereiche alle mindestens zweimal mit höchsten
Stromverbräuchen eingestuft wurden, wird Klimakälte nicht als prioritär umweltrelevante Produktgruppe
behandelt.
48
Entsprechend der Zuordnung in Tabelle 2 (vgl. Kapitel 5.3) werden in dieser Studie die Wirtschaftszweige
„Banken/ Versicherungsdienstleistung“, „IT-/IKT-Dienstleister“, „Reiseanbieter“ und „private Energieversorgung“
unter dem Überbegriff „Büro“ zusammengefasst. „Büro“ wird hier als einer von 14 Wirtschaftszweigen gezählt.
49
Das hat arbeitsinhaltliche, -organisatorische und räumliche Ursachen: Die überwiegende Anzahl der
Arbeitsplätze befinden sich in Gebäuden, diese haben wiederum große Grundflächen, die aufgrund von
insgesamt mengenmäßig vielen Betriebszeiten sowie auch durch Schichtbetrieb viel zu beleuchten sind.
77
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
drei Industriezweige Maschinenbau, Fahrzeugbau und Metallbearbeitung sowie das
Gesundheits- und Sozialwesen.
o
Eine sehr große Relevanz besteht bei IT/IKT-Geräten aufgrund der hohen, durch sie
bedingten Stromverbräuche bei kommerziellen Anwendern. Zwei Branchen zählen
aufgrund der zur Erledigung ihrer Kerngeschäfte notwendigen IT/IKT-Ausstattung
und aufgrund der hohen Mitarbeiterzahlen zu den Großverbrauchern von Strom für
die IKT-Nutzung: Büro und Handel. Einen ebenfalls hohen IT-bedingten
Stromverbrauch hat der Maschinenbau.
o
Große Strommengen für kommerzielle Kühlung/Tiefkühlung werden in zwei
Wirtschaftszweigen verbraucht: Im Handel und im Hotel- und Gastronomiegewerbe.
o
Die elektrische Warmwasseraufbereitung geht mit hohen Stromverbräuchen im
Hotel- und Gastronomiegewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen und der
Immobilienwirtschaft einher.
In der Gesamtschau ergibt sich ein Bild von fünf umweltrelevanten, energieverbrauchenden
Gütergruppen, von denen Elektrische Antriebe/Motoren/Generatoren, Innenbeleuchtung und
IT/IKT prioritär umweltrelevant sind. Diese drei Anwendungsbereiche kennzeichnen sich
sowohl durch die insgesamt höchsten Stromverbräuche als auch die weiteste Verbreitung über
alle untersuchten Wirtschaftszweige hinweg.
Nicht-stromverbrauchende Güter mit prioritärer Umweltrelevanz
Ein vergleichbar akkurater Zugang bietet sich mangels entsprechender Datengrundlage nicht
für
•
nicht-stromverbrauchende Produktgruppen wie Textilien, Reinigungsprodukte und dienstleistungen, Fahrzeuge und Fuhrpark, Hartbodenbeläge und Sanitärausstattung
(für welche zudem keine expliziten branchenspezifischen Verbrauchsdaten vorliegen)
und
•
Produktgruppen in all den Fällen, in denen die Kundengruppen unter „Sonstige“
zusammengefasste Sektoren sind, wie beispielsweise Logistikdienstleister,
„Unterhaltung/Erholung“, Vereine und Postdienstleister.
Dennoch sollen relevante Großverbraucherbranchen auch für die Gütergruppen identifiziert
werden, für die sich die Umweltrelevanz aufgrund fehlender Daten nicht mit Verbrauchzahlen
nachweisen ließ. In diesen Fällen wurde gestützt durch Literaturrecherchen die Relevanz der
jeweiligen Gütergruppen für die einzelnen betrachteten Branchen abgeschätzt. Diese
Abschätzung basiert auf Hilfsparametern, die – beeinflusst durch das Kerngeschäft – einen
mengenmäßigen Rückschluss auf die Höhe der Verbräuche bei nicht stromverbrauchenden
Gütergruppen erlauben. Als Hilfsparameter werden bspw. „Größe der genutzten
Gewerbeflächen“, „Anzahl der Angestellten“ oder „Anzahl der Pkw im Fuhrpark“ verstanden.
Die für diese Abschätzung verwendeten Daten wurden in sogenannten Wirtschaftssteckbriefen
erfasst (vgl. Tabellen 5 bis 11 im Anlagenband). Sie sind das Ergebnis umfangreicher
Recherchen von Branchen-, Unternehmens- und Marktdaten zu den genannten
Hilfsparametern ebenso wie Bestands- und Umsatzzahlen – soweit verfügbar und kostenfrei
öffentlich zugänglich.
Ziel der Abschätzung war die Identifizierung nicht-stromverbrauchender Güter mit hoher
Umweltrelevanz. Das Ergebnis zeigt, dass unter den nicht-stromverbrauchenden Gütergruppen
die Verbräuche bzw. Nutzungsgrade von Textilien, Reinigungsprodukten und -dienstleistungen
78
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
und Hartbodenbelägen mit „sehr hoch“ eingestuft wurden (vgl. Tabelle 9 in Kapitel 5.4.3). Als
relevante nicht-öffentliche Großverbraucher kommen überwiegend Unternehmen in Frage, die
dem Tertiären Sektor angehören. Das sind insbesondere Organisationen im Hotel- und
Gastronomiegewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen und der Immobilienwirtschaft.
•
An Textilien haben das Hotel- und Gastronomiegewerbe, das Gesundheits- und
Sozialwesen, Vereine und Postdienstleister einen sehr hohen Verbrauch. Sie sind zudem
von hoher Relevanz für Logistikdienstleister in Bezug auf die Beschaffung der
Arbeitskleidung der Angestellten im unmittelbaren Kundenkontakt. Als zusätzliche
Großverbraucher bzw. wichtiger Abnehmer/tatsächlich beschaffende Institution kommt
hier Textildienstleistern 50 eine wichtige Rolle zu, die Unternehmen aus verschiedensten
Branchen mit Textilien wie Berufsbekleidung, Wäsche, Putzlappen etc. versorgen.
Textilien haben wegen der Vielzahl der Anwendungen bzw. dem hohen
Ausstattungsgrad im kommerziellen Bereich, den großen produktionsbezogenen
Umweltentlastungs- und den nutzungsbedingten Optimierungspotenzialen eine
außerordentlich hohe Priorität.
•
Reinigungsmittel werden in nahezu allen untersuchten Wirtschaftszweigen in großem
Umfang eingesetzt, vorrangig im Zuge der Erbringung von
Reinigungsdienstleistungen. 51 Ursachen dafür sind einerseits die strengen, gesetzlich
geregelten Hygienevorschriften im Handel, Hotel- und Gastronomiegewerbe sowie im
Gesundheits- und Sozialwesen. Hinzu kommen die großen Flächen in diesen Branchen,
ebenso wie im Bürobereich (bspw. Banken/Versicherungen, IT/IKT-Dienstleister). Auch
Logistikdienstleister (Reinigung von Bahnen, Bussen und Bahnhöfen/Wartebereichen)
und Unternehmen aus Unterhaltung/Erholung (bspw. Kinoketten) kommen als relevante
Großverbraucher von Reinigungsmitteln in Betracht. Ebenso wie im Hotel- und
Gastronomiegewerbe sind hier Aufenthaltsqualität und „Komfort“ der Kunden ein
wichtiges unternehmerisches Erfolgskriterium, welches in hohem Maße mit
ästhetischen, sauberen Boden- und Glasflächen, Sitzgelegenheiten und Ablagen in
Verbindung gebracht wird.
•
Hartbodenbeläge betreffend findet sich im Handel sowie Hotel- und
Gastronomiegewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der
Immobilienwirtschaft ein sehr hoher Anwendungs-/Ausstattungsgrad.
Diese und weitere Ergebnisse der Abschätzung werden mit den im Folgenden erläuterten
Symbolen in Tabelle 9 gekennzeichnet. In der Gesamtschau ergibt sich ein Bild von drei
prioritär umweltrelevanten, nicht-stromverbrauchenden Gütergruppen:
50
•
Textilien,
•
Reinigungsmittel und Reinigungsdienstleistungen sowie
•
Hartbodenbeläge.
Textildienstleister sind im Wirtschaftsverband Textil Service (WIRTEX e.V.) zusammengeschlossen. Siehe dazu
auch www.wirtex.de/mitglieder/ordentliche-mitglieder.
51
Diese Reinigungsdienstleistungen werden in der Regel von externen, professionellen
Gebäudereinigungsunternehmen erbracht und sind damit Einkaufs-/ Beschaffungsgegenstand „nicht-öffentlicher
Großverbraucher“.
79
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Schlussfolgerungen zu prioritär umweltrelevanten Gütern
Die Ergebnisse der in den beiden vorangegangenen Abschnitten „Stromverbrauchende Güter
mit prioritärer Umweltrelevanz“ und „Nicht-stromverbrauchende Güter mit prioritärer
Umweltrelevanz“ beschriebenen Recherchen wurden allesamt in Tabelle 9 erfasst. Sie
veranschaulicht, welche ökologische Relevanz den untersuchten Gütergruppen jeweils
zuzuordnen ist. Eine vergleichbare Kategorisierung im Sinne von bspw. hoch, mittel, niedrig,
die vollumfänglich auf den anerkannten ökobilanziellen Umweltkennzahlen Stromverbrauch,
Wasserverbrauch, Abfall, Luftemissionen und Wasseremissionen basiert, ist aus den in Kapitel
5.4.3.1 genannten Gründen in diesem Projekt nicht leistbar gewesen. Die Einschätzung der
ökologischen Relevanz einer Produktgruppe innerhalb der jeweiligen Branche basiert daher
•
•
bei stromverbrauchenden Produktgruppen („Energy using products“) auf
o
den tatsächlichen Stromverbräuchen
Stromverbrauchsdaten vorlagen;
in
all
den
Branchen,
o
sowie auf Stromverbrauchsschätzungen in allen anderen Branchen; und
für
die
bei nicht stromverbrauchenden Gütergruppen auf Hilfsparametern, die – beeinflusst
durch das Kerngeschäft – einen mengenmäßigen Rückschluss auf die Höhe der realen
Verbräuche erlauben.
Für alle untersuchten Wirtschaftszweige wurde in Tabelle 9 – wenn reale
Stromverbrauchsdaten vorlagen – die Priorität des Stromverbrauchs mit dem entsprechenden
Buchstaben (A-E) im Feld des jeweiligen Anwendungsbereichs eingetragen. In den Sektoren, für
die keine Stromverbrauchszahlen ermittelbar waren und in den nicht stromverbrauchenden
Gütergruppen wurde – basierend auf Literaturrecherchen – abgeschätzt, von welchen
Verbräuchen auszugehen ist. Die Abschätzung erfolgte analog dem o.g. Schema zur
Priorisierung A bis E.
Die Ergebnisse dieser Abschätzung werden mittels folgender Symbole veranschaulicht und
ebenfalls im Feld des jeweiligen Anwendungsbereichs vermerkt:
k.A.m.
X
Hohe Relevanz (sehr hoher Verbrauch) 52
■
Mittlere Relevanz (mittlerer Verbrauch)
Ο
Geringe Relevanz (geringer Verbrauch)
ohne Zeichen
Keine Relevanz (sehr geringer/kein Verbrauch)
Keine Angabe zu Verbrauch/Relevanz möglich
Dieses Vorgehen wurde gewählt, um dies deutlich als Abschätzung zu kennzeichnen.
Die Analyse der in Tabelle 9 dargestellten Umweltrelevanzen zeigt ein sehr differenziertes Bild,
dessen einzelne Ausprägungen in den beiden vorangegangenen Abschnitten
„Stromverbrauchende Güter mit prioritärer Umweltrelevanz“ und „Nicht-stromverbrauchende
Güter mit prioritärer Umweltrelevanz“ detailliert beschrieben wurden.
„Industriegüter/Antriebe“ gehen vor allem im Hinblick auf die Güter
Elektromotoren/Antriebe/ Generatoren/Transformatoren in den einzelnen Industriezweigen
und bei „Logistikdienstleistungen“ mit einem hohen Ausstattungs- und Nutzungsgrad einher
52
Es ist davon auszugehen, dass mit „X“ für sehr hohen Verbrauch gekennzeichnete Angaben in Realität deutlich
niedriger liegen als die jährlichen Stromverbräuche in den mit A und B priorisierten Anwendungsbereichen.
80
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
und erzeugen damit eine hohe ökologische Relevanz. In der Gütergruppe „Kommerzielle
Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln: Verkaufs-/Kühlautomaten für
Kaltgetränke“ sind in den Branchen „Logistikdienstleistungen“ und „Unterhaltung/Erholung“
hohe Bestände ausgewiesen, was hier auf eine hohe Umweltrelevanz schließen lässt. Die
Gütergruppe „Kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln:
Kühltruhen/-regale (insb. offene Standregale)“ ist in keiner Branche von hoher ökologischer
Bedeutung.
Innerhalb der Kategorie „Gebäudetechnik“ wird eine erhöhte ökologische Relevanz in den
beiden Gütergruppen Außen- und Innenbeleuchtung in den Branchen „Handel“, „Büro“,
„Immobilienwirtschaft“ sowie „Logistikdienstleistungen“ ausgewiesen. Lampen und Leuchten
für die Innenraum- bzw. Bürobeleuchtung kommen zusätzlich in der Branche
„Unterhaltung/Erholung“ in großem Umfang zum Einsatz. Für die Gütergruppen
„Raumklimageräte (Klimaanlagen) und Komfort-Ventilatoren“ sowie „Elektrische
Warmwasseraufbereitung“ wird über alle Branchen hinweg lediglich von einem geringen bis
mittleren Nutzungsgrad ausgegangen. Eine Ausnahme stellt die „Elektrische
Warmwasseraufbereitung“ in der „Immobilienwirtschaft“ dar, in der Komponenten in hohem
Umfang mit den in Tabelle 3 im Anlagenband beschriebenen ökologischen Konsequenzen zum
Einsatz kommen.
Innerhalb der Kategorie IT/IKT sind Bildschirme, Desktop PCs und Bildverarbeitungsgeräte
(Kopierer, Drucker, MFG) aufgrund der hohen Ausstattung in den Branchen „Handel“ und
Büro“ von hoher ökologischer Relevanz. „Bildschirme“ kommen in den Branchen
„Logistikdienstleistung“ und „Unterhaltung/ Erholung“ in großer und zunehmender Zahl zum
Einsatz. „Projektoren“ sind über alle Branchen hinweg aus ökologischer Sicht vergleichsweise
wenig relevant.
Beim Betrachten der Kategorie „Sonstiges“ fällt die hohe ökologische Relevanz der
Gütergruppen Reinigungsprodukte und -dienstleistungen in fast allen Branchen auf.
Weiterhin werden in der Gütergruppe Textilien hohe Verbrauchszahlen in den Branchen
„Banken/Versicherungen“, „Logistikdienstleistungen“, „Vereine“ und „Postdienstleistungen“
ausgewiesen, die eine hohe ökologische Relevanz vermuten lassen.
„Verkehrsleistungen/Fuhrpark“ werden in fast allen Branchen nachgefragt. Für „Sanitärausstattung (WCs, Auslaufarmaturen)“ werden hohe Verbräuche lediglich in den Branchen
„Hotel/Gastronomie“ und „Immobilienwirtschaft“ angenommen.
Hartbodenbeläge der Kategorie „Baustoffe/Bauteile/Hochbau“ kommen in diversen Branchen
in großem Umfang zum Einsatz. Die ökologische Relevanz dieser Gütergruppe zeigt sich durch
hohe Ausstattungsgrade in der „Industrie“, im „Handel“, in der Branche „Hotel/Gastronomie“
sowie im „Gesundheits-/Sozialwesen“ und in der „Immobilienwirtschaft“. Eine mittlere
ökologische Relevanz wird für „Hartbodenbeläge“ in den Branchen „Logistikdienstleistungen“,
„Unterhaltung/Erholung“ und „Vereine“ ausgewiesen.
Die Untersuchungen haben zum Ergebnis, dass
•
Elektrische Antriebe/Motoren/Generatoren;
•
Innenbeleuchtung;
•
IT/IKT-Geräte;
•
Textilien;
•
Reinigungsmittel und Reinigungsdienstleistungen sowie
•
Hartbodenbeläge
81
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
unter den gegebene Prämissen 53 als prioritär umweltrelevante Güter identifiziert wurden. Alle
diese Gütergruppen gehen mit hohen Umweltbelastungen und gleichzeitig sehr hohen
Verbräuchen bzw. einem hohen Ausstattungs- oder Anwendungsgrad einher. Von der Nutzung
durch Großverbraucher(gruppen) werden deshalb deutliche Umweltentlastungseffekte erwartet.
Insbesondere sind Synergien aufgrund der gleichzeitigen Betroffenheit mehrerer Gütergruppen
und Branchen naheliegend: eine Nachhaltigkeitsinnovation bei „Reinigungsprodukten und dienstleistungen“ kann sich in der Industrie ebenso verbreiten wie in Handel und Hotellerie.
53
Die fünf Prämissen auf deren Basis der Untersuchungsgegenstand eingegrenzt wurde, sind in den Kapiteln
5.4.1.1, 5.4.1.2 und 5.4.2 ausführlich beschrieben worden. In verkürzter Form lauten sie: „Der Zweck der
Beschaffung dient der Sicherung des Geschäftsbetriebes und der Betriebsabläufe.“; „Es ist sehr wahrscheinlich,
dass die Produkte im Großteil der Wirtschaftszweige eingesetzt werden.“; „Aussicht auf zukünftige
Umweltentlastung in der jeweiligen Gütergruppe.“; „Nähe zum privaten Endverbraucher“ und „Handhabbarkeit
im Projekt.“
82
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 9:
Ökologische Relevanz der Gütergruppen im Branchenvergleich auf Grundlage von realen und geschätzten Verbräuchen
Quelle: Angaben basieren auf der Analyse der „Technical background reports“ (tbr) 54 und der EuP „Preparatory studies“55 (Stand: 22. August 2013)
Ökologische Relevanz
X
■ ■ ■
B
A
k.A.m.
X
X
A
B
A
C
X
X
D
E
C
E
D
B
D
C
B
D
B
E
Reiseanbieter
Priv. Energieversorg.
A
IKT-Dienstleistungen
X
Postdienstleistung
X
X
Vereine
Immobilie
nwirtscha
ft
Handel
Unterhaltung/Erholung
Gesundhe
its-/
Sozialwesen
Logistikdienstleistung
Banken/Versicherung
Sonstige
Hotel/
Gastron
omie
Fahrzeugbau
Maschinenbau
Metallbearbeitung
Ne-Metalle, Gießereien
Metallerzeugung
sonst. Chemische
Industrie
Gummi- und Kunststoffwaren
Büro
Grundstoffchemie
Papiergewerbe
Gütergruppe
Ernährung und Tabak
Industrie
Baustoffe/ Bauteile/ Hochbau:
X
Hartbodenbeläge
Gebäudetechnik:
E
E
D
E
E
C
C
C
E
E
C
C
C
E
E
E
E
E
E
E
E
E
■
D
D
E
E
E
D
X
■
■
E
E
E
E
E
E
Elektrische Warmwasseraufbereitung
E
E
E
E
E
■ ■
X
■
k.A.m.
D
k.A.m.
Raumklimageräte (Klimaanlagen) und
Komfort-Ventilatoren
E
k.A.m.
Lampen und Leuchten für die Innen- bzw.
Bürobeleuchtung
D
k.A.m.
Außenbeleuchtung
X
X
Ο
■
IT/IKT:
Bildschirme
E
54
Die einzelnen verwendeten „Technical background papers“ sind in Tabelle 2 im Anlagenband zusammengestellt.
55
Die einzelnen verwendeten „Preparatory studies“ sind in Tabelle 1 im Anlagenband zusammengestellt.
83
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Ökologische Relevanz
Projektoren
Immobilie
nwirtscha
ft
Logistikdienstleistung
k.A.
Unterhaltung/Erholung
m.
Priv. Energieversorg.
Reiseanbieter
IKT-Dienstleistungen
Hotel/
Gastron
omie
Banken/Versicherung
Fahrzeugbau
Handel
Maschinenbau
Metallbearbeitung
Ne-Metalle, Gießereien
Metallerzeugung
Grundstoffchemie
X
Papiergewerbe
Bildverarbeitungsgeräte
(Kopierer, Drucker, MFG)
Ernährung und Tabak
X
k.A.m
.
Gesundhe
its-/
Sozialwesen
Desktop-PCs
Gütergruppe
Postdienstleistung
Sonstige
Vereine
Büro
sonst. Chemische
Industrie
Gummi- und Kunststoffwaren
Industrie
■
■
Industriegüter/Antriebe:
A
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren
B
A
A
B
B
A
B
B
B
Kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von
Lebensmitteln: Kühltruhen/~regale
(insb. offene Standregale)
Kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von
Lebensmitteln: Verkaufs-/Kühlautomaten für Kaltgetränke
B
C
B
C
X
B
A
X
■ ■
k.A.m.
X
Sonstige:
X
Ο
Reinigungsprodukte und -dienstleistungen
Sanitärausstattung (WCs, Auslaufarmaturen)
Verkehrsleistungen/Fuhrpark
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
Ο
X
X
Ο
X
X
X
k.A.m.
Ο
X
X
X
■
84
X
■
k.A.m.
■
Textilien
X
X
X
Ο
Ο
X
X
X
Ο
X
■
■
X
X
X
Ο
Ο
Ο
Ο
X
■
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.5 Branchengrößte Unternehmen
Im Fortgang sollen nicht-öffentliche Großverbraucher aus den prioritär umweltrelevanten
Gütergruppen ermittelt werden. Diese Aufgabe stellt den finalen Schritt zur Beantwortung der
Frage dar, welche Organisationen in welchen Märkten und für welche Gütergruppe als
Großverbraucher bezeichnet werden können. Dafür bedarf es einer zusätzlichen
Herangehensweise. Während im ersten Zugang, basierend auf der Klassifikation der
Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes, die zu untersuchenden Branchen eingegrenzt
und in einem zweiten Zugang diejenigen Gütergruppen mit der höchsten Umwelt- und
Großverbraucher-relevanz identifiziert wurden, erfolgt nun die Identifizierung konkreter nichtöffentlicher Großverbraucher in einem dritten Zugang basierend auf der Zuordnung von
Institutionen als branchengrößte Wirtschaftsakteure. Es wird davon ausgegangen, dass dies
Unternehmen sind, die einen vergleichsweise signifikanten Bedarf und demzufolge große
Beschaffungs- bzw. Verbrauchsvolumina aufweisen. Dabei erfolgt eine Orientierung an zwei
Sets von Kenngrößen:
1. Umsatz und Gewinn sowie
2. Verbräuche, Bestandszahlen und andere Hilfsgrößen, sofern kostenfrei veröffentlicht.
Auch dieser Zugang ist eine Annäherung und darf nicht mit einer eindeutigen Identifikation
der gesuchten Großverbraucher gleichgesetzt werden. Durch diesen Ansatz, und hier
insbesondere das erste Set von Kenngrößen („Umsatz und Gewinn“), werden die „klassischen“
Unternehmen erfasst, während sich Großverbraucher in Einkaufskooperativen der Betrachtung
entziehen. Unter der Annahme, dass die branchengrößten Unternehmen im Regelfall die
branchenspezifischen Güter in den größten Mengen konsumieren (verbrauchen bzw. nutzen)
oder kaufen und verkaufen, lassen sich aus den Rankings die größten Verbraucher von
branchenspezifischen Gütern herausfiltern. Unter branchenspezifischen Gütern werden Produktgruppen und Dienstleistungen mit engem/unmittelbarem Bezug zum Kerngeschäft der
Unternehmen einer Branche verstanden, dazu zählen bspw. elektrische Antriebe und Motoren
in den verschiedensten Industriezweigen, außerdem Baumaterialien in der
Immobilienwirtschaft sowie Kühltruhen und -regale im Lebensmitteleinzelhandel.
Ein ergänzender Zugang ist für branchenübergreifende Produktgruppen und Dienstleistungen
notwendig, d.h. für Güter wie PCs, Textilien und WCs, die in allen Wirtschaftszweigen zum
Einsatz kommen. Um hier mit Bestimmtheit nicht-öffentliche Großverbraucher zu ermitteln,
muss der spezifische Markt konkreter dahingehend analysiert werden, welche Käufer(gruppen)
welche Absatzmengen generieren. Im Allgemeinen werden allerdings nur die drei
Käufer(gruppen) „Haushalte“, „Gewerbe/Industrie“ und „Öffentliche Hand“ unterschieden, so
dass detaillierter bspw. nach einzelnen Branchen und innerhalb dieser nach den konkreten
gewerblichen Abnehmern aufgeschlüsselte Absatzmengen nahezu nicht verfügbar sind.
Vorgesehen war, Abnahme- oder Bestandsmengen analog zur Bewertung der Stromverbräuche
auf einzelne Sektoren (vgl. Tab. 8) zu bewerten. Aufgrund der sehr begrenzten
Datenverfügbarkeit wurde jedoch – analog zum in Abschnitt „Schlussfolgerungen zu prioritär
umweltrelevanten Gütern“ beschriebenen Vorgehen – vor allem auf Hilfsgrößen
zurückgegriffen, die – beeinflusst durch das Kerngeschäft – einen mengenmäßigen Rückschluss auf die Höhe der Verbräuche erlauben. Als Hilfsparameter werden bspw. „Größe der
genutzten Gewerbeflächen“, „Anzahl der Angestellten“ oder „Anzahl der Pkw im Fuhrpark“
verstanden. So werden sich beispielsweise Großverbraucher von Reinigungsmitteln und dienstleistungen in der Regel durch große Gewerbeflächen kennzeichnen und Großverbraucher
von Textilien oder Textildienstleistungen durch viele Angestellte mit verpflichtender
85
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Dienstkleidung oder durch eine hohe Anzahl von Bettenbelegungen im Krankenhaus- und
Pflegebetrieb wie auch in der Hotellerie.
Das konkrete Vorgehen und die Ergebnisse werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt.
5.5.1 Umsatz und Gewinn
Zur namentlichen Benennung der nach Umsatz und Gewinn größten Unternehmen wurden die
Ranking-Ergebnisse des Forbes Magazins, des Fortune Magazins, der Financial Times und der
Monopolkommission erfasst, in denen branchenunabhängig die „größten Unternehmen“
miteinander verglichen werden (vgl. Tabelle 10). Diesen vier Rankings liegt jeweils eine eigene
Methodologie zugrunde, die „größten Unternehmen“ zu identifizieren. Die individuelle
Methodologie wird hier nur verkürzt dargestellt und ist im Anlagenband ausführlich
nachzulesen.
Das Ergebnis des Rankingvergleichs ist in Tabelle 10 erfasst. Die aufgeführten 31 Unternehmen
rangieren in den vier untersuchten Rankings unter den nach Umsatz und Gewinn größten
deutschen Unternehmen. Sie werden deshalb allesamt in Kapitel 5.6 und in Tabellen 12 bis 20
des Anlagenbands als Großverbraucher denjenigen der 15 untersuchten Gütergruppen
namentlich zugeordnet, bei denen unter Berücksichtigung der in Kapitel 5.5.2 beschriebenen
Hilfsgrößen ein bedeutender Verbrauch erkennbar ist.
Das vom Forbes Magazine veröffentliche Ranking „Forbes Global 2000“ (DeCarlo 2013) umfasst
die 2.000 größten börsennotierten Unternehmen weltweit – gemessen an deren Absatz- und
Umsatzzahlen sowie Vermögens- und Marktwerten (vgl. Anlagenband Kapitel 2.6). Es werden
jedoch nur Unternehmen berücksichtigt, die Handelsverbindungen mit den USA unterhalten.
Das von Fortune Magazine veröffentliche Ranking „Fortune Global 500“ (CNN 2013) umfasst
die 500 umsatzstärksten (vgl. Anlagenband Kapitel 2.7 im Anlagenband) börsennotierten
Unternehmen der Welt.
Das von der Financial Times veröffentliche Ranking „Financial Times Global 500“ (Dullforce
2013) umfasst die 500 größten Unternehmen weltweit. Das Ranking basiert auf der
Marktkapitalisierung, d.h. deren Börsenwert (vgl. Anlagenband Kapitel 2.8).
Die Monopolkommission erstellt in ihrem alle zwei Jahre veröffentlichten Hauptgutachten eine
Liste mit den 100 größten Unternehmen Deutschlands. Sie geht dabei entsprechend der
inländischen Nettowertschöpfung der Unternehmen vor (vgl. BT-Drucksache 17/10365;
S. 108ff.).
5.5.2 Verbräuche, Bestandszahlen und andere Hilfsgrößen
Zur Ermittlung der Marktmacht einzelner Unternehmen und der Marktrelevanz einzelner
Gütergruppen wurden Umsatz- bzw. Absatzzahlen zu den als in hohem Maße umweltrelevant
identifizierten Produktgruppen auf dem deutschen oder europäischen Markt und Marktanteile
pro Käufergruppe recherchiert. Es waren nur sehr wenige Daten ermittelbar, aus denen sich
Schlussfolgerungen in Bezug auf die Identifizierung konkreter Großverbraucher ableiten ließen.
Die vorliegenden Informationen wurden in den „Wirtschaftssteckbriefen“ erfasst.
Gänzlich unmöglich war es, kostenfrei öffentlich zugängliche Informationen darüber zu
erhalten, welche Anteile in den jeweiligen Märkten wiederum einzelne als branchengrößte
86
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 10:
Rang
Die 31 größten deutschen Unternehmen nach verschiedenen Rankings
Forbes Global 2000
(veröffentlicht
Mai 2013)
Fortune Global 500
(veröffentlicht 2013)
Financial Times
Global 500
(Stand Juli 2013)
Monopolkommission
(veröffentlicht Juli
2012)
Volkswagen (9)
SAP (61)
Daimler AG
E.ON AG (15)
Daimler AG (23)
Allianz (31)
Siemens (53)
BASF SE (65)
BMW (68)
Metro AG (87)
Siemens (63)
Volkswagen (67)
Bayer (73)
BASF SE (80)
Allianz (119)
Daimler AG (126)
BMW AG (136)
Deutsche Telekom AG
(172)
Volkswagen AG
Siemens AG
Deutsche Telekom AG
Deutsche Bahn AG
E.ON AG
Robert Bosch GmbH
BMW AG
Henkel (226)
RWE AG
Deutsche Post AG (108)
Deutsche Bank AG(237)
Deutsche Post AG
Deutsche Bank AG (130)
Robert Bosch GmbH (131)
RWE Group (139)
E.ON AG (243)
Linde (249)
Munich Re Group (260)
Deutsche Bank AG
Deutsche Lufthansa AG
ThyssenKrupp AG
ThyssenKrupp AG (155)
Deutsche Post AG (332)
Metro AG
Bayer (194)
Continental AG (400)
REWE-Group
Deutsche Bahn AG (199)
Beiersdorf (417)
Commerzbank AG
Continental AG (250)
RWE Group (421)
Lufthansa Group (271)
Adidas (451)
Fresenius Medical Care
(467)
2
3
4
5
6
7
8
Volkswagen Group
(14) 56
Allianz (25)
Daimler AG (36)
Siemens (51)
BMW Group (55)
BASF SE (69)
Munich Re Group (81)
E.ON AG (99)
9
Bayer (120)
Munich Re Group (92)
10
RWE Group (177)
Deutsche Telekom AG
(105)
1
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
Deutsche Post AG
(190)
SAP (211)
Continental AG (235)
Linde (271)
Deutsche Bank AG
(301)
Henkel (317)
Fresenius Medical Care
(329)
Deutsche Lufthansa AG
(403)
Talanx (413)
Deutsche Telekom AG
(433)
Franz Haniel (317)
BASF SE
Energie BadenWürttemberg AG
Continental AG
EADS-Gruppe
identifizierte Unternehmen einnehmen. Deshalb wurde ein indirekter Zugang gewählt, um den
Status einer Organisation als größten Verbraucher innerhalb der Branche zu ermitteln. In einer
Recherche kostenfrei öffentlich zugänglicher Quellen wurden unternehmensbezogene
Parameter, wie die Anzahl der Betriebsstätten, Hotelzimmer/Wohnungen, Anzahl der
Mitarbeiter oder Ausgaben für EDV-Anwendungen, Größe des Fuhrparks u.a. ermittelt. Die
„Wirtschaftssteckbriefe“ (vgl. Anlagenband Tabellen 5 bis 11) listen die Ergebnisse dieser
Untersuchung auf. 57 Einträge in grauer Schriftfarbe wurden aufgrund mangelnder
Datenverfügbarkeit bei der finalen Zuordnung nicht hinzugezogen. Alle übrigen Parameter
wurden zur Ermittlung der Großverbraucher hinzugezogen, insbesondere sachdienlich waren
die Angaben zu Anzahl und Größe der Betriebsstätten, Anzahl von Hotelzimmern/Wohnungen,
Anzahl der Mitarbeiter, Ausgaben für EDV-Anwendungen sowie die Kenntnis diverser
branchenbezogener Stromverbräuche.
56
Die Zahl in den Klammern gibt die Position der Unternehmen im kompletten Ranking an.
57
Als Quellen wurden Branchenreports, Geschäftsberichte und Berichte/Informationen der Handelsverbände sowie
statistische Kennzahlen des Statistischen Bundesamts (www.destatis.de) und des Statistik-Portals Statista
(www.statista.de) genutzt.
87
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.6 Zusammenführung: Nicht-öffentliche Großverbraucher prioritär umweltrelevanter
Güter
Für die Beantwortung der Untersuchungsfrage, welche Organisationen in welchen spezifischen
Märkten als Großverbraucher fungieren, werden die bisherigen und voranstehenden
Untersuchungsergebnisse zusammengeführt. Den prioritär umweltrelevanten Gütergruppen
werden die identifizierten branchengrößten Unternehmen namentlich zugeordnet.
Diese Kombination der Untersuchungsergebnisse ermöglicht es für die prioritär
umweltrelevanten Gütergruppen nicht-öffentliche Großverbraucher zu benennen: 58
•
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren,
•
Innenraumbeleuchtung,
•
Textilien,
•
Reinigungsmittel,
•
Hartbodenbeläge,
•
IT/IKT-Geräte und hierfür stellvertretend:
o
Arbeitsplatzcomputer und
o
LCD-Monitore/Flachbildschirme.
Für jede Gütergruppe werden in den folgenden Abschnitten zusammenfassend jeweils die
Umweltrelevanz und Entlastungspotenziale beschrieben sowie konkrete Großverbraucher
namentlich benannt. Die Auflistung ist nach Wirtschaftszweigen geordnet und erfolgt in
alphabetischer Reihenfolge. Potenzielle nicht-öffentliche Großverbraucher der restlichen
untersuchten Gütergruppen sind im Anlagenband in Kapitel 2.9 aufgelistet.
5.6.1 Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren und Transformatoren werden je nach konkretem
Einsatzbereich im Durchschnitt 10-25 Jahre genutzt. Die größten negativen
Umweltauswirkungen finden während dieser Zeit der Nutzung statt. Das hängt mit dem hohen
Stromverbrauch zusammen. Denn elektrische Motorensysteme sind für 70% des gesamten
Stromverbrauchs der Industrie in der EU verantwortlich. Umweltentlastungspotenziale ergeben
sich durch die Verringerung der Verluste bei der Umwandlung von elektrischer in
mechanische Energie. Durch die Verwendung von hocheffizienten Motoren, Antrieben mit
Drehzahl-Regelung und Optimierung des Gesamtsystems lässt sich die Energieeffizienz
industrieller Motorensysteme um 20-30% steigern.
Der globale Bestand an Elektromotoren beträgt 2,23 Mrd. Stück. Davon sind 90% kleine
Motoren (<750 W). Sie haben aber nur einen Anteil von 9 % am durch Motoren verursachten
Stromverbrauch. 9 % der global verfügbaren Motoren sind mittlerer Größe (0,75 kW bis 375
kW) und haben einen Anteil von 68 % am durch Motoren verursachten Stromverbrauch.
Weltweit sind nur 0,6 Millionen große Motoren (>375 kW) im Einsatz und sind verantwortlich
für 23 % des durch Motoren verursachten Stromverbrauchs.
58
Diese Abschätzung berücksichtigt nutzungsbezogene Umwelteffekte basierend auf den Bestandszahlen
verschiedenster Hilfsgrößen und (v.a. Strom-) Verbrauchszahlen in den Branchen.
88
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 11 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser als prioritär umweltrelevant
bewerteten Produktgruppe auf. Angegeben wird neben dem Firmennamen, die für die
jeweilige Produktgruppe relevante Bezugsgröße, die aufgrund der schlechten
Datenverfügbarkeit tatsächlicher Verbrauchswerte (wie bspw. die Anzahl der
Elektromotoren/Generatoren in Unternehmen xy) über indirekte Kennzahlen wie Umsatz,
Anzahl der Angestellten, Betriebsstätten, Produktionskapazitäten auf hohe Nutzungsgrade
schließen lässt.
Tabelle 11:
Konkrete Großverbraucher von Elektromotoren/Antrieben/Generatoren/
Transformatoren
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
100.306
68,82 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Industrie – Automobil 59
BMW Group
Continental AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Daimler AG
164.000 (D)
106,54 Mrd. €
4.664 GWh Gesamtstromverbrauch/ p.a.; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Volkswagen AG
97.691 (D, nur
VW)
24,5 Mrd. € (D)
Ca. 2.333 GWh Gesamtverbrauch Strom und elektr.
Wärmeerzeugung/ p.a.; unter den 31 größten deutschen
Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
BASF SE
111.141
73 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Bayer AG
111.800
(35.800 (D))
36,53 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Industrie – Chemie/Pharma 60
Beiersdorf
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Henkel AG/Co. KGaA
Energieverbrauch Strom, Dampf, Fernwärme 665.000 MWh in
2012 an allen Standorten (Welt)
Industrie – Diverse 61
Airbus Group
(ehem. EADS-Gruppe)
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
59
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
60
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
61
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
89
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Franz Haniel/Cie. GmbH
50.279
3.580 Mio. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1); Beteiligungen:
100% CWS-boco International GmbH (Vermietung/ Verkauf
Berufskleidung, Waschraumhygiene),
100% ELG (Recycling/Rohstoffhandel f Edelstahlindustrie),
50% Takkt (B2B-Versandhandel Büro-, Betriebs- und
Lagereinrichtungen),
30% Metro AG
Linde AG
63.487
16,66 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Robert Bosch GmbH
118.776 (D)
51,49 Mrd. €
4.266 GWh Stromverbrauch/p.a.
Siemens AG
128.000 (D,
2010)
78,3 Mrd. €
(2012)
4.067 GWh Stromverbrauch/p.a.; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Thyssen Krupp Steel
Europe AG
69.122 (D)
49,09 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
UPM
7 Papierfabriken in DE, Produktionskapazitäten ca. 4.500 Mio.
Tonnen Papier/Jahr
Handel 62
C&A Mode GmbH/Co.
KG
3,09 Mrd. €
504 Filialen
Edeka-Gruppe,
Edeka Zentrale AG/Co.
KG
11.700 Märkte
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
2.187 Betriebsstätten: darunter Real, Media-Markt, Saturn,
Kaufhof
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000
(12.000 (D))
3,8 Mrd. € (D)
U.a. 3.232 Lidl-Filialen mit durchschnittlich 807qm pro Filiale
= größte Verkaufsflächen der 6 deutschen TOP-LebensmittelDiscounter
Unternehmensgruppe
Tengelmann
17.882
Kaisers’
Tengelmann:
2,15 Mrd. €
U.a. 2.603 KiK-Märkte,
343 OBI-Baumärkte
15.700 Märkte
OBI Baumärkte:
3,6 Mrd. €
KiK Textilien
und Non-Food
GmbH: 1,4
Mrd. €
62
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 7 im Anlagenband.
90
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Elektromotoren/Antriebe/Generatoren/Transformatoren
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
6,1 Mrd. €
330 Hotels/ D
Hotel/Gastronomie 63
Accor S.A.
Best Western Hotels
158 Hotels/ D
BurgerKing
833 Mio. € (D,
2012)
700 Restaurants/ D
InterContinental
Hotels Group
345.000
(inkl. Franchise;
7.956 (IHG)
(Welt)
20,2 Mrd. USDollar
(weltweit)
71 Hotels/ D
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. €
(D, 2012)
1.440 Restaurants/ D; Gesamtstromverbrauch 577 Mio.
kWh/p.a.
Deutsche Bank AG
46.646 (D)
61,22 Mrd. €
(2010)
Gesamtstromverbrauch 540 GWh/ p.a.; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
IBM
21.100 (D)
106,92 Mrd.
US-Dollar
Stromverbrauch von 154 GWh in Rechenzentren; 40 Standorte
SAP
60.972
14,23 Mrd. €
154 Rechenzentren
25.500 (D)
9,2 Mrd. €
89 Rechenzentren
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
23.000 Betten; pro Jahr 770.000 stationäre Patienten
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
15.937 Betten; unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Büro 64
t-systems
Gesundheitswesen
65
Logistikdienstleister
Deutsche Bahn AG
5.685 Personenbahnhöfe, Züge; unter den 31 größten deutschen
Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Münchener
Verkehrsgesellschaft
(MVG)
100 U-Bahnhöfe, 176 Aufzüge
5.6.2 Innenraumbeleuchtung
Lampen und Leuchten für die Innen- bzw. Bürobeleuchtung wie bspw. Kompaktleuchtstoffröhren ohne integriertes Vorschaltgerät werden im Durchschnitt 20 Jahre genutzt. Die
größten negativen Umweltauswirkungen finden sowohl während der Produktion als auch der
Nutzung statt. Die Entsorgung von Lampen und Leuchten ist aufgrund giftiger und/oder
63
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 8 im Anlagenband.
64
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 6 im Anlagenband.
65
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 9 im Anlagenband.
91
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
umweltschädigender Inhaltsstoffe aus ökologischer Sicht problematisch. Hoher Stromverbrauch
und Quecksilber als Inhaltsstoff sind Hauptursache für Umweltbelastungen durch Lampen und
Leuchten für die Innenraum- und Bürobeleuchtung. Umweltentlastungspotenziale ergeben sich
durch die Realisierung von Energie- und Materialeffizienz beispielsweise durch Reduktion des
Produktgewichts und Ersatz umweltgefährdender Materialien wie Quecksilber. Umwelt- und
Nachhaltigkeitsinnovationen wie LED/ OLED, Beleuchtungs-Contracting oder Intelligente
Gebäudetechnik (Beleuchtungselektronik) können erheblich zur Umweltentlastung beitragen.
Obwohl sie bereits am Markt verfügbar sind, kommen sie noch vergleichsweise selten zum
Einsatz. Der Umsatz der Beleuchtungsindustrie betrug im Jahr 2010 in Deutschland 2,2 Mrd. €
und hatte damit einen Weltmarktanteil von 12 Prozent.
Tabelle 12 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser als prioritär umweltrelevant
bewerteten Produktgruppe auf. Angegeben wird neben dem Firmennamen, die für die
jeweilige Produktgruppe relevante Bezugsgröße, die aufgrund der schlechten
Datenverfügbarkeit tatsächlicher Verbrauchswerte (wie bspw. dem Stromverbrauch für
Beleuchtung in Unternehmen xy) über indirekte Kennzahlen wie Stromverbrauch der Branche,
Anzahl und Größe der Betriebsstätten sowie Anzahl der Betten/ stationäre Patienten auf hohe
Nutzungsgrade schließen lässt.
Tabelle 12:
Konkrete Großverbraucher von Innenraumbeleuchtung
Innenraumbeleuchtung
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
100.306
68,82 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Industrie – Automobil 66
BMW Group
Continental AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Daimler AG
164.000 (D)
106,54 Mrd. €
4.664 GWh Gesamtstromverbrauch/ p.a.;
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Volkswagen AG
97.691 (D, nur
VW)
24,5 Mrd. € (D)
Ca. 2.333 GWh Gesamtstromverbrauch p.a.; unter den 31
größten deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Industrie – Chemie/Pharma 67
BASF SE
111.141
73 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Bayer AG
111.800
(35.800 (D))
36,53 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Beiersdorf
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Henkel AG/Co. KGaA
Energieverbrauch Strom, Dampf, Fernwärme 665.000
MWh in 2012 an allen Standorten (Welt)
66
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
67
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
92
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Innenraumbeleuchtung
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Industrie – Diverse 68
Airbus Group
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Franz Haniel/Cie.
GmbH
50.279
3,6 Mrd. Mio. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1); Beteiligung: 30% Metro AG
Linde AG
63.487
16,7 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Robert Bosch GmbH
118.776 (D)
51,49 Mrd. €
4.266 GWh Stromverbrauch/ p.a.
Siemens AG
128.000 (D, 2010)
78,3 Mrd. € (2012)
4.067 GWh Stromverbrauch/ p.a.; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Thyssen Krupp Steel
Europe AG
69.122 (D)
49,09 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
3,09 Mrd. €
504 Filialen
Handel 69
C&A Mode GmbH/Co.
KG
Edeka-Gruppe, Edeka
Zentrale AG/Co. KG
11.700 Märkte
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
2.187 Betriebsstätten: Real, Media-Markt, Saturn, Kaufhof
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000
(12.000 in (D))
3,8 Mrd. € (D)
U.a. 3.232 Lidl-Filialen mit durchschnittlich 807qm pro
Filiale = größte Verkaufsflächen der 6 deutschen TOPLebensmittel-Discounter
Unternehmens
gruppe Tengelmann
17.882
Kaisers’ Tengelmann: 2,15 Mrd. €
U.a. 2.603 KiK-Märkte, 343 OBI-Baumärkte
15.700 Märkte
OBI Baumärkte: 3,6
Mrd. €
KiK Textilien und
Non-Food GmbH:
1,4 Mrd. €
Hotel/Gastronomie 70
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
330 Hotels/ D
Best Western Hotels
158 Hotels/ D
BurgerKing
InterContinental Hotels
Group
345.000 (inkl.
Franchise; 7.956
(IHG) (Welt)
833 Mio. €
(D, 2012)
700 Restaurants/ D
20,2 Mrd. USDollar (Welt)
71 Hotels/ D
68
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 5 im Anlagenband.
69
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 7 im Anlagenband.
70
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 8 im Anlagenband.
93
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Innenraumbeleuchtung
Sektor/
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D,
2012)
1.440 Restaurants/ D;
Gesamtstromverbrauch 577 Mio. kWh/ p.a.
Allianz Deutschland
AG
142.027
103,56 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
AOK Bundesverband
54.489
68,3 Mrd. € Ausg.
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. €
Deutsche Bank AG
97.158
46.646 (D)
61,22 Mrd. € (2010)
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
IBM
21.100 (D)
106,92 Mrd. US-$
40 Standorte
Büro 71
Münchener Re Gruppe
SAP
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
60.972
14,23 Mrd. €
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
t-systems
25.500 (D)
9,2 Mrd. €
37.198
2,67 Mrd. €
23.000 Betten; pro Jahr 770.000 stationäre Patienten
39.325
2,63 Mrd. €
15.937 Betten
ABG Frankfurt Hold. 74
872
406,9 Mio. €
~50.000 Mietwohnungen
Deutsche Annington
Immobilien Gruppe
(DAIG)
1.279
1,03 Mrd. € (2009)
186.530 Wohnungen
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. €
(Ergebnis aus
Vermiet./Verpacht.)
~54.000 Mieteinheiten
Gesundheitswesen
72
Helios Klinikum
Gruppe
Rhön Klinikum AG
Immobilienwirtschaft
73
Logistikdienstleister
Deutsche Bahn AG
5.685 Personenbahnhöfe, Züge; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG)
100 U-Bahnhöfe, 176 Aufzüge
Verkehrsverbund
Rhein-Ruhr (VRR)
12.700 Bahnhöfe und Haltestelle
71
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 6 im Anlagenband.
72
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 9 im Anlagenband.
73
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 10 im Anlagenband.
74
ABG Frankfurt Holding (2012).
94
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.6.3 Textilien
Zur Produktgruppe der Textilien werden hier Handtücher, Bettwaren, Arbeits- und
Arbeitsschutzbekleidung sowie Reinigungstücher zur industriellen Anwendung gezählt. Die
durchschnittliche Lebens- bzw. Nutzungsdauer variiert je nach Verwendungszweck und ggf.
modischen Erfordernissen (wie es für die Branchen „Hotel/ Gastronomie“ und „Unterhaltung
und Erholung“ denkbar ist). Negative Umweltauswirkungen werden in zwei Phasen des
Produktlebenszyklus verursacht: Anbau/Produktion und Verarbeitung. Der erste Punkt bezieht
sich auf den Anbau der Faserstoffe bei allen Textilien in denen nachwachsende Faserstoffe
eingesetzt werden bzw. den Produktionsprozess künstlicher Faserstoffe. Ursache der Umweltbelastungen beim Baumwollanbau sind der hohe Düngemittel- und Pestizideinsatz und der
hohe Wasser- und Landverbrauch. Die Polyester-Produktion geht mit vergleichsweise hohem
Energieverbrauch und Treibhausgasausstoß einher. Innerhalb des Produktlebenszyklus
entstehen auch bei der Verarbeitung der Fasern negative Umwelteffekte, die im
Zusammenhang mit dem Einsatz problematischer Chemikalien bei der Textilveredlung stehen.
Die Umweltentlastungspotenziale sind vielfältig und reichen von der Verwendung von
Biobaumwolle und Recycling-Fasern über den Einsatz alternativer Techniken und Substanzen,
um die Umweltbilanz der Verarbeitung/ Veredlung zu verbessern, bis zur Wiederverwertung
von Textilien. Diverse Nachhaltigkeitsinnovationen sind im Textilbereich bereits am Markt
verfügbar, insbesondere umweltschonendere Fasern. Aber auch das Recycling von Fasern ist
bekannt, fristet jedoch noch ein Nischendasein. Umweltschonendere Verarbeitungsprozesse
sind zumindest in Europa durch die IED-Richtlinie und BVT-Merkblätter umgesetzt.
Textilien werden zu 46 % in Kleidung und zu 32 % in Produkten für Innenausstattung/
Haushalt verarbeitet. Industrielle/ technische Textilien haben einen Anteil von 22%. Der
anteilige Absatz von Biobaumwolle in Deutschland betrug 0,5% des gesamten
Baumwollabsatzes in 2009. Tabelle 13 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser als
prioritär umweltrelevant bewerteten Produktgruppe auf.
5.6.4 Reinigungsmittel und -dienstleistungen
Zu den Reinigungsprodukten und -dienstleistungen werden Reinigungschemikalien für Böden,
Glas und Oberflächen gezählt. Zur durchschnittlichen Lebensdauer von Reinigungsmitteln
werden keine Angaben gemacht, da es sich hier um Verbrauchsgüter handelt. Die
Beschaffungsintervalle variieren in Abhängigkeit vom jeweiligen Einsatzbereich, der
Nutzungshäufigkeit und Dosierung stark. Die größten Umweltbelastungen entstehen sowohl
während der Herstellung als auch während der Nutzung und Entsorgung. Sie werden während
Herstellung und Nutzung durch die Freisetzung gesundheits- und umweltschädlicher, insbesondere biologisch nicht abbaubarer Inhaltsstoffe verursacht. Der Reinigungsprozess
(Nutzungsphase) geht mit hohem Energieverbrauch (bei Reinigung mit warmem Wasser, da
hierfür Wasser erwärmt werden muss) und hohem Wasserverbrauch (Ersatz des verschmutzten
durch sauberes Wasser) einher. Umweltentlastungspotenziale ergeben sich für den Prozess der
Reinigung durch Reinigungsmittel, die auch bei geringeren Wassertemperaturen zuverlässig
Waschen, durch Reinigungsmittel ohne toxische Inhaltsstoffe, die biologisch abbaubar sind
sowie durch Produkte, die den mit der Reinigung verbundenen Warmwasserverbrauch
minimieren.
95
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 13:
Konkrete Großverbraucher von Textilien
Textilien
Sektor (> spezielle Waren)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Dussmann Service Deutschland GmbH
374 Mio. €
Piepenbrock Unternehmensgruppe GmbH
314 Mio. €
AVECO Holding AG
200 Mio. €
Lattemann/Geiger Dienstleistungsgruppe
GmbH
191 Mio. €
Klüh Cleaning GmbH
180 Mio. €
Hotel (> Handtücher, Bettwaren)
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Hotel (> Handtücher, Bettwaren)
Best Western Hotels
Gastronomie (>Arbeitsbekleidung)
McDonalds
64.265 (D)
3,25 Mrd. €
(D, 2012)
Gesundheitswesen (>Bettwaren)
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Gesundheitswesen (>Bettwaren)
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
Logistikdienstleister (>Arbeitsbekleidung
Deutsche Bahn AG
Deutsche Berufskleider-Leasing GmbH
2.693 (im Verbund)
55.000 Kunden
(im Verbund)
ALSCO Berufskleidungs-Service GmbH
1.135
bardusch GmbH & Co. KG
4.000 (Europa)
Logistikdienstleister (>Textilservice)
CWS-boco International GmbH
3.500 (Welt)
Logistikdienstleister (>Textilservice)
Berendsen Textilservice GmbH
2.300 (D), 15.000
(Europa)
Logistikdienstleister (>Textilservice)
MEWA Textil-Service AG & Co.
Management OHG
4.700 (Europa)
Logistikdienstleister
DB Mobility Logistics AG
3.700
Deutsche Lufthansa AG
40.622
Europcar
7.700
SECURITAS
19.000
85 Standorte
Deutsches Rotes Kreuz
Weltweit: 130.000
Haupt- und 400.000
Ehrenamtliche
(3,5 Mio. Mitglieder)
Vermögen:
165,7 Mio. €,
davon 67,9 Mio. €
Spenden
165.781
52,83 Mrd. €
Gebäudereinigungs-dienstleister
(> Reinigungstücher, Handtücher)
Personal Personenbeförderung/ Service)
Logistikdienstleister
(>Arbeitsbekleidung Personal
Personenbeförderung/ Service)
Logistikdienstleister
(>Bekleidungsdienstleister, Hotel- und
Gastronomietextilien)
Logistikdienstleister
(>Bekleidungsdienstleister, Hotel- und
Gastronomietextilien)
749 Mio. € (2013)
(>Arbeitsschutzbekleidung für technisches
Personal)
Logistikdienstleister (>Arbeitsbekleidung
Personal Personenbeförderung/ Service)
Logistikdienstleister (>Arbeitsbekleidung
für Servicepersonal)
Privater Wachdienst/
Personenschutz
(>Arbeitsschutzbekleidung)
Kirchen- und Sozialverbände
(>Arbeitsschutzbekleidung)
Postdienstleister (>Arbeitsbekleidung)
Deutsche Post DHL
96
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Sechs Gebäudereinigungsdienstleister gehörten 2011 zu den 25 größten deutschen
Handwerksbetrieben und erzielten zusammen einen Umsatz von 1,4 Mrd. €. Der Umsatz der
gesamten Gebäudereinigungsbranche insgesamt generiert sich zu 57 % durch Aufträge aus
dem Bürobereich (hier sicherlich inklusive der öffentlichen Verwaltung), zu 11 % aus Aufträgen
aus der Industrie und zu 7 % aus Reinigungsdienstleistungen für Krankenhäuser, Alten- und
Pflegeheime.
Tabelle 14 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser als prioritär umweltrelevant
bewerteten Produktgruppe auf. Angegeben wird neben dem Firmennamen, die für die
jeweilige Produktgruppe relevante Bezugsgröße, die aufgrund der schlechten
Datenverfügbarkeit tatsächlicher Verbrauchswerte (wie bspw. der Menge eingesetzter
Reinigungsmittel) über den Umsatz durch Reinigungsdienstleistungen, Anzahl der Mitarbeiter,
Anzahl und Größe der Betriebsstätten auf hohe Inanspruchnahme von Reinigungsmitteln und
-dienstleistungen schließen lässt.
Tabelle 14:
Konkrete Großverbraucher von Reinigungsmitteln und Reinigungsdienstleistungen
Reinigungsmittel und Reinigungsdienstleistungen
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
3,09 Mrd. €
504 Filialen
Handel 75
C&A Mode GmbH/Co.
KG
Edeka-Gruppe, Edeka
Zentrale AG/Co. KG
11.700 Märkte
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
2.187 Betriebsstätten: darunter Real, Media-Markt, Saturn,
Kaufhof
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000
(12.000 (D))
3,8 Mrd. € (D)
Unternehmensgruppe
Tengelmann
17.882
Kaisers’ Tengelmann: 2,15 Mrd. €
15.700 Märkte
U.a. 3.232 Lidl-Filialen mit durchschnittlich 807qm pro Filiale =
größte Verkaufsflächen der 6 dt. TOP-Lebensmittel-Discounter
OBI Baumärkte: 3,6 Mrd. €
KiK Textilien und Non-Food GmbH:
1,4 Mrd. €
Hotel/Gastronomie 76
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Best Western Hotels
InterContinental Hotels
Group
345.000 (inkl.
Franchise;
7.956 (IHG)
(weltweit)
20,2 Mrd. USDollar (Welt)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D,
2012)
1.440 Restaurants/ D; ø > 2,7 Mio. Gäste/ Tag
75
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 7 im Anlagenband.
76
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 8 im Anlagenband.
97
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Reinigungsmittel und Reinigungsdienstleistungen
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Allianz Deutschland
AG
142.027
103,56 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
AOK Bundesverband
54.489
68,3 Mrd. €
Ausgaben
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. €
Deutsche Bank AG
46.646 (D)
97.158
Mitarbeiter
weltweit
61,22 Mrd. €
(2010)
Büro 77
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel
5.5.1)
Münchener Re Gruppe
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel
5.5.1)
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel
5.5.1)
Gesundheitswesen 78
Helios Klinikum
Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
Logistikdienstleister
Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG)
1.338 Omnibusse; 1.242 U-Bahnen; 397 Trams
Deutsche Bahn AG
Reinigung der Personenbahnhöfe und Züge; unter den 31 größten
deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Deutsche Lufthansa AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Münchener
Verkehrsgesellschaft
(MVG)
100 U-Bahnhöfe; 576 U-Bahn-Wagen; 95 Trams
Gebäudereinigungsdienstleister
Dussmann Service
Deutschland GmbH
374 Mio. €
Piepenbrock
Unternehmensgruppe
GmbH
314 Mio. €
AVECO Holding AG
200 Mio. €
Lattemann/Geiger
Dienstleistungsgruppe
GmbH
191 Mio. €
Klüh Cleaning GmbH
180 Mio. €
77
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 6 im Anlagenband.
78
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 9 im Anlagenband.
98
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
5.6.5 Hartbodenbeläge
Die Produktgruppe „Hartbodenbeläge“ beinhaltet Naturstein, Kunststein, keramische Fliesen
und Platten. Diese Produkte haben eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 50-70 Jahren.
Negative Umwelteffekte entstehen vorrangig in der Produktion. Sie sind abhängig vom
verwendeten Material. Generell geht jedoch der Rohstoffabbau mit großen, vielfach
irreversiblen Umweltbelastungen wie Zerstörung natürlicher Lebensräume von Pflanzen und
Tieren und des Landschaftsbildes, Chemikalieneintrag in den Boden einher. In der
Natursteinproduktion und Bearbeitung ist unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten auch die
Vermeidung ausbeuterischer Kinderarbeit ein zunehmend kritisch diskutiertes Handlungsfeld.
Bei verarbeiteten Hartbodenbelägen wie Fliesen sind vor allem die mit der Verarbeitung
verbundenen Energie- und Wasserverbräuche, Emissionen und hohe Abfallaufkommen
ökologisch relevant. Glasuren enthalten teilweise Gefahrstoffe. Umweltentlastungspotenziale
können mit der Wahl von Rohstoffen und der Optimierung von Verarbeitungsprozessen
realisiert werden, die mit geringen Umweltauswirkungen (v.a. Ökosystembelastung, Energie-/
Wasserverbrauch, Abfall) einher gehen. Weitere Entlastungseffekte können durch Recycling,
Abfallmanagement und die Vermeidung von Gefahrstoffen erzielt werden. Aus ökologischer
Sicht interessante und am Markt bereits vorhandene Produktinnovationen bedienen sich
alternativer Rohstoffe bzw. Rohstoffgewinnung oder beinhalten einen hohen Anteil an
Recyclingmaterial. Auch existieren bereits Glasuren ohne Gefahrstoffe. Zur Marktrelevanz von
Hartbodenbelägen in Deutschland liegen keine Daten vor.
Tabelle 15 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser als prioritär umweltrelevant
bewerteten Produktgruppe auf. Angegeben wird neben dem Firmennamen, die für die
jeweilige Produktgruppe relevante Bezugsgröße, die aufgrund der schlechten
Datenverfügbarkeit tatsächlicher Verbrauchswerte (wie bspw. der Größenordnung eingesetzter
Hartbodenbeläge wie Fliesen- oder Steinböden) über die Anzahl der Mitarbeiter, Anzahl und
Größe der Betriebsstätten auf einen hohen Ausstattungsgrad mit Hartbodenbelägen schließen
lässt.
5.6.6 Arbeitsplatz-Computer/LCD-Monitore/Flachbildschirme
Als prioritär umweltrelevant wurden im Anwendungsbereich der IT/ IKT-Geräte ArbeitsplatzComputer (Desktop-PCs) und Bildschirme bewertet.
Desktop-PCs haben eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 6 Jahren. Die größten
Umweltbelastungen werden während Nutzung verursacht. Hier ist der Energieverbrauch
sechsmal höher als in den restlichen Phasen des Produktlebenszyklus. Entsprechend liegen die
Umweltentlastungspotenziale in der Energiereduktion während der Nutzungsphase, darüber
hinaus in der optimierten Materialeffizienz im Produktdesign (z.B. Motherboard inkl. Prozessor,
optimierte Stromversorgung und Ersatz des Stahlgehäuses). Ökologisch sinnvolle und bereits
am Markt verfügbare Innovationen im Bereich der Arbeitsplatz-Computer sind „Thin Clients“
und „Zero Clients“ sowie „Cloud Computing“. Der deutschlandweite Absatz an ArbeitsplatzComputern in 2011 betrug 4,2 Mio. Stück, wovon ca. 40 % an Unternehmen und Behörden
verkauft wurden, das entspricht 1,68 Mio. Stück.
99
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 15:
Konkrete Großverbraucher von Hartbodenbelägen
Hartbodenbeläge
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge
etc.)
3,09 Mrd. €
504 Filialen
Handel 79
C&A Mode GmbH/Co. KG
Edeka-Gruppe, Edeka Zentrale
AG/Co. KG
11.700 Märkte
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000
(12.000 in D)
3,8 Mrd. € (D)
Unternehmensgruppe
Tengelmann
17.882
Kaisers’ Tengelmann:
2,15 Mrd. €
2.187 Betriebsstätten
15.700 Märkte
Größte Verkaufsflächen der 6 deutschen
TOP-Lebensmittel-Discounter
OBI Baumärkte: 3,6 Mrd.
€
KiK Textilien und NonFood GmbH: 1,4 Mrd. €
Hotel/Gastronomie 80
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Best Western Hotels
InterContinental Hotels Group
345.000 (inkl.
Franchise; 7.956
(IHG) (Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar
(weltweit)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
ABG Frankfurt Holding 83
872
406,9 Mio. €
DAIG
1.279
1,03 Mrd. € 2009)
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. € (Vermietung
und Verpachtung)
TAG Immobilien Hamburg
560 (2012)
178,3 Mio. €
Gesundheitswesen
81
Immobilienwirtschaft
82
79
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 7 im Anlagenband.
80
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 8 im Anlagenband.
81
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 9 im Anlagenband.
82
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 10 im Anlagenband.
83
ABG Frankfurt Holding (2012).
100
1.440 Restaurants/D; 2,7 Mio. Gäste/ Tag
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
LCD-Monitore/ Flachbildschirme werden im Durchschnitt 6 Jahre genutzt. Die größten
negativen Umwelteffekte entstehen in der Nutzungsphase der Geräte, primär aufgrund des
Energieverbrauchs. Umweltentlastungspotenziale ergeben sich entsprechend durch Reduktion
des Energieverbrauchs in der Nutzungsphase aber auch durch optimierte Materialeffizienz im
Produktdesign durch beispielsweise integrierte Schaltkreise, verbesserte Plastik und verzinkten
Stahl. Ökologische Produktinnovationen sind energieeffizient arbeitende Monitore und
Flachbildschirme. Der Absatz von Bildschirmen betrug in 2012 deutschlandweit ca. 6,1 Mio.
Stück.
Tabelle 16:
Konkrete Großverbraucher von Arbeitsplatz-Computern, LCD-Monitoren und Flachbildschirmen
Arbeitsplatz-Computer/ LCD-Monitore/ Flachbildschirme
Firma
Mitarbeiter
Umsatz 2011
(€)
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Allianz Deutschland AG
142.027
103,56 Mrd. €
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. €
Aufwendungen EDV: 926 Mio. € in 2010
Deutsche Bank AG
46.646 (D)
97.158 Mitarbeiter
weltweit
61,22 Mrd. €
(2010)
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
IBM
21.100 (D)
106,92 Mrd.
US-Dollar (Welt)
40 Standorte
Büro 84
Münchener Re Gruppe
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
SAP
60.972
14,23 Mrd. €
154 Rechenzentren; unter den 31 größten deutschen
Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
t-systems
25.500 (D)
9,2 Mrd. €
89 Rechenzentren
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
Logistikdienstleister
Berliner
Verkehrsgesellschaft
(BVG)
1.338 Omnibusse; 1.242 U-Bahnen; 397 Trams
Deutsche Bahn AG
5.685 Personenbahnhöfe und Haltepunkte; unter den 31
größten deutschen Unternehmen (entspr. Kapitel 5.5.1)
Deutsche Lufthansa AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Kapitel 5.5.1)
MVG
100 U-Bahnhöfe; 576 U-Bahn-Wagen; 95 Trams
VRR
12.700 Bahnhöfe und Haltstelle
84
Zu den Quellen vgl. Wirtschaftssteckbrief in Tabelle 6 im Anlagenband.
101
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 16 führt namentlich potenzielle Großverbraucher dieser beiden als prioritär umweltrelevant bewerteten Produktgruppen auf. Angegeben wird neben dem Firmennamen, die für
die jeweilige Produktgruppe relevante Bezugsgröße, die aufgrund der schlechten Datenverfügbarkeit tatsächlicher Verbrauchswerte (wie der Anzahl der Arbeitsplatz-PCs oder Flachbildschirmen im Unternehmen xy) über die Anzahl der Mitarbeiter, Anzahl der Betriebsstätten,
Bahnhöfe oder Verkehrsmittel auf einen hohen Ausstattungsgrad schließen lässt.
6 Ermittlung und Priorisierung von Umweltinnovationen für Großverbraucher
Die Arbeiten zur Identifikation entsprechender Umweltinnovationen gliedern sich in drei
Teilarbeitsschritte:
1. Identifikation von 86 Umweltinnovationen, die in einer „Longlist“ (vgl. Kapitel 6.1)
zusammengefasst wurden,
2. Beruhend auf der „Longlist“ Auswahl von 30 Umweltinnovationen („Shortlist“) zur
detaillierteren Betrachtung (vgl. Kapitel 6.2), und
3. Beurteilung der ausgewählten 30 Umweltinnovationen bezüglich Umweltnutzen,
bestehenden Markteintrittsbarrieren, Großverbraucherpotential und Nutzeneinbußen
für den Endanwender (vgl. Kap. 6.3).
6.1
Erstellung einer „Longlist“ von potentiellen Umweltinnovationen
Bei der Identifikation der Umweltinnovationen für nicht-öffentliche Großverbraucher wurden
zunächst etwa 200 produktbezogene Umweltinnovationen aus verschiedenen technischen
Bereichen bzw. Forschungsfeldern identifiziert. Die Identifikation der Umweltinnovationen
erfolgte auf Basis der Vorarbeiten der Autoren und mittels Literaturauswertungen. Die
Literaturquellen, die zur Identifikation der Umweltinnovationen der „Longlist“ herangezogen
wurden, sind in Tabelle 17 aufgeführt.
Beim Screening der entsprechenden Literaturangaben wurden eine Reihe verschiedener Klimaund Umweltschutzziele (z. B. Klimaschutz, Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Erhaltung der
Artenvielfalt bzw. von Lebensräumen, Verminderung der Umweltbelastungen, Vermeidung
giftiger Abfälle, Materialeffizienz) und mögliche Bedürfnisfelder von Großverbrauchern
(Bauen/Wohnen, Mobilität etc.) berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund und mit Blick auf
andere Arbeiten des Bundesumweltministeriums, in denen verschiedene Umweltbereiche
definiert sind (z. B. BMU 2012; BMU/UBA 2011; Walz et al. 2008), wurde die Wirkung der
möglichen Umweltinnovationen in fünf Bereichen überprüft und dazu verwendet, die
identifizierten Umweltinnovationen systematisch zu charakterisieren bzw. zu bewerten:
1. Energieeffizienz in verschiedenen Anwendungsbereichen, CO2-Einsparung, Erneuerbare
Energien (inkl. Energiespeicherung);
2. Materialeffizienz bzw. Einsatz nachwachsender Rohstoffe (NaWaRo), (z.B. Recycling,
Sekundärrohstoffe, recyclinggerecht gestaltete Produkte);
3. Wassereinsparung und Gewässerschutz (z. B. Regenwassernutzung, dezentrale
Abwasserbehandlung, Wärmerückgewinnung aus Abwässern);
4. Vermeidung giftiger oder gefährlicher Stoffe;
5. Sonstiges (zum Beispiel Reduktion anderer Treibhausgase als CO2).
102
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 17:
Ausgewertete Quellen zur Identifikation der Umweltinnovationen der „Longlist“
Quellen
Zeitrahmen
Preisträger und Preisträgerkandidaten des „ Deutschen
Innovationspreis für Klima und Umwelt“ (IKU)
Preisträger „European Business Awards for the Environment“
Preisträger des Bundesumweltpreises der Deutschen
Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Bundespreis Ecodesign des Umweltbundesamtes und des BUMB
Umweltinnovationsprogramm des Umweltbundesamts
4. Deutscher Kältepreis - Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik
2012
Jahresbericht der Bundesstiftung Umwelt (DBU) 2011
OECD report on Business Models for Green Growth
(Beltramello et al. 2013)
GreenTech-Atlas 3.0
– Umwelttechnologie – Atlas für Deutschland des BMUB
Deutschlands innovative Seiten 2012 - 365 Ideen, herausgegeben
von der Standortinitiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der
Deutschen Bank
Netzwerk Ressourceneffizienz (Netzwerktagung)
Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland
Aktionsplan für Öko-Innovationen der Europäischen Kommission
Andere Quellen (u.a. Technologiehersteller-Informationen, ISIStudien, andere Preisverleihungen und Information auf EU Ebene)
Gesamt
Anzahl relevanter
Innovationen für
das Vorhaben
Preisträger 2009-2011
22
2006-2012
2
2006-2012
0
Nominierungen 2012
2012
5
2
2012
8
2011
6
2011-2012
0
2012
0
2012
13
2011
2012
2012
0
1
1
2009-2013
26
2006-2013
86
Im Anschluss an die Identifikation wurden die Innovationen auf ihre Eignung zur Aufnahme in
die „Shortlist“ geprüft. Dazu wurden Kriterien entwickelt, um zu beurteilen, ob eine Innovation
die notwendigen Voraussetzungen für eine Nachfragebündelung zum Zweck der Förderung
von Innovationen im nachhaltigen Konsum erfüllt. Eine identifizierte Innovation wurde in die
„Longlist“ der potentiell für das Projekt geeigneten Umweltinnovationen aufgenommen, wenn
die entsprechende Innovation alle nachfolgenden Kriterien erfüllte „Erste Checklist“ (vgl.
Tabelle 18).
Die Auswahl der Umweltinnovationen mündete in eine entsprechende „Longlist“ mit insgesamt
86 verschiedenen Innovationen85.
85
Die Liste der 86 Innovationen findet sich im Anlagenband in Kapitel 3.
103
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 18:
Erste Checkliste der Umweltinnovationen
Checklist
Kriterium
Es gibt ein konkretes Produkt, d.h., etwas, das von
einem Unternehmen an ein anderes verkauft werden
kann.
Umweltinnovation kann klar definiert werden.
Produkt/Umweltinnovation ist am Markt und befindet
Dieses Produkt ist marktreif, d.h. es gibt Anbieter, die
sich nicht im F&E Stadium oder der Pilot-Phase.
es verkaufen.
Anbieter sind auf dem Markt zu finden.
Das Produkt ist technologisch ausgereift, d.h. es sind
keine technologischen Probleme bisher öffentlich
Umweltinnovation ist eine funktionierende Technologie
bekannt.
Bei dem Produkt handelt es sich um Massenware und
Umweltinnovation ist für Großverbraucher und
um keine Einzelanwendung, die auf jeden Kunden
Beschaffungsprozesse relevant.
angepasst/spezialisiert werden muss.
Es gibt gewerbliche Großverbraucher, die dieses
Umweltinnovation ist für Großverbraucher relevant.
Produkt kaufen könnten.
Bezüglich des Umweltnutzens wurden jeweils mehrere
Kategorien betrachtet:
1) Energie- und CO2-Einsparung,
Der Umweltnutzen des Produktes ist klar erkennbar
2) Materialeffizienz/Nachwachsende Rohstoffe,
und wird nicht angezweifelt.
3) Wassereinsparung/Gewässerschutz,
4) Vermeidung giftiger bzw. gefährlicher Stoffe, und
5) Sonstiges (siehe oben).
6.2 Identifikation einer „Shortlist“ mit Umweltinnovationen
Aus der „Longlist“ mit 86 Umweltinnovationen wurden 30 Innovationen als Shortlistkandidaten
ausgewählt. Dazu diente eine zweite Checkliste (vgl. Tabelle 19); zusätzlich zu den Kriterien der
Longlist – Marktreife, Umweltnutzen und Großverbraucherrelevanz – kamen vor allem Fragen
der Eignung und Legitimation für einen Beschaffungsprozess unter nicht-öffentlichen
Großverbrauchern hinzu. Eine Innovation wurde für die „Shortlist“ nur dann ausgewählt, wenn
die Fragen überwiegend mit „Ja“ beantwortet werden konnten (vgl. Tabelle 19).
Einen besonders essentiellen Gesichtspunkt stellte dabei die Überprüfung der
Umweltinnovationen auf vorhandene Markteintrittsbarrieren in Deutschland dar, da die
Beseitigung bzw. Verringerung entsprechender Markteintrittsbarrieren für einzelne
Umweltinnovationen ein wichtiges Ziel dieses Vorhabens darstellte.
104
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 19:
Zweite Checkliste mit Kriterien für die Erstellung der Liste der für das
Vorhaben ausgewählten Umweltinnovationen („Shortlist“)
Kriterium
Fragestellung
Überprüfung des
Großverbraucherpotentials der
identifizierten
Umweltinnovationen
• Ist die Innovation großverbraucherrelevant?
• Ist sie in den Produktgruppen aus Kapitel 5.6 enthalten?
• Ist die Innovation für ein Fachgespräch geeignet?
Überprüfung der
Markteintrittsbarrieren der
identifizierten
Umweltinnovationen
• Hat die Innovation Markteintrittsbarrieren, die durch einen
Beschaffungsprozess überwunden werden können?
• Gibt es höhere Kosten, die sich durch Skaleneffekte
überwinden lassen?
• Ist es eher unwahrscheinlich, dass sich die Innovation ohne
Unterstützung schnell am Markt durchsetzt?
Überprüfung der
Nutzeneinbußen der
identifizierten
Umweltinnovationen
• Können Nutzeneinbußen (z.B. größerer Aufwand für
Verbraucher, erhöhte Kosten, geringere Leistung)
ausgeschlossen werden?
Überprüfung des
Umweltnutzens der
identifizierten
Umweltinnovationen
• Ist der Umweltnutzen signifikant?
• Gibt es Hochrechnungen über Einsparungspotentiale etc.?
• Können Konflikte mit anderen Umweltnutzenkategorien
ausgeschlossen werden?
• Trägt diese Innovation dazu bei, dass mit der „Shortlist“ alle
Umweltnutzenkategorien abgedeckt werden?
Die 30 ausgewählten Innovationen der „Shortlist“ sind in Tabelle 21 aufgeführt. Sie stellen ein
vielseitiges Portfolio an Umweltinnovationen erstellt, in dem derzeit öffentlich diskutierte
Umweltinnovationen sehr gut repräsentiert sind und alle oben genannten Umweltbereiche
abgedeckt werden (vgl. Tabelle 20). Zu beachten ist dabei, dass viele der Umweltinnovationen
nicht nur zu einer, sondern zu mehreren Umweltschutzkategorien beitragen. Die ausgewählten
Innovationen reichen z.B. von Belüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, über Zugdrachen
für Frachtschiffe und CO2 als natürliches Kältemittel in Pkws bis hin zu Textilien aus Holz bzw.
Cellulose. Durch das gewählte zweistufige Vorgehen mit Erarbeitung einer „Longlist“ sowie
einer plausibilisierten „Shortlist“ wurde sichergestellt, dass zentrale Kriterien hinsichtlich der
Eignung für einen Beschaffungsprozess erfüllt wurden.
Tabelle 20:
Umweltbereiche sowie Anzahl der darin identifizierten Innovationen
Umweltschutzkategorien
Energie-/CO 2Einsparung /
Erneuerbare
Energien
Materialeffizienz/
NaWaRo
Wassereinsparung /
Gewässersch
utz
Vermeidung
giftiger /
gefährlicher
Stoffe
Sonstiges
(z. B. andere
THG)
Anzahl der
ausgewählten
Innovationen
22
15
8
12
5
105
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Die Umweltinnovationen auf der „Shortlist“ wurden einer detaillierten Betrachtung
unterzogen, die folgende Bereiche abdeckte:
a) Allgemeine Informationen und Funktionsbeschreibung (inkl. Nennung konkreter
innovativer Produkte);
b) Umweltrelevanz;
c) Markteintrittsbarrieren;
d) Nutzeneinbußen und -gewinne;
e) Anwendungsmöglichkeiten bzw. potenzielle Großverbraucher;
f)
Quellenangaben.
Die detaillierten Beurteilungsergebnisse für die Umweltinnovationen der „Shortlist“ finden sich
im Anlagenband in Kapitel 3.2..
106
Umweltinnovationen
Dezentrale
Energiespeicherung
Belüftungsanlagen
mit Wärmerückgewinnung (WRG)
Langzeitenergiespeicher für solare Ganzjahresnutzung,
z.B. eTank, SaisonWärmeSpeicher SE 30
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung, z.B. VENTRA®,
AEROMAT (SIEGENIA AG), emcovent Typ FLH (EMCO)
●
1
2
86
Sonstiges (z. B. andere THG)
Produktgruppe
Vermeidung giftiger /
gefährlicher Stoffe
Umweltinnovation Nr.
Wassereinsparung /
Gewässerschutz
„Shortlist“ der 30 identifizierten Umweltinnovationen
Energie-/CO2-Einsparung /
Erneuerbare
Tabelle 21:
Materialeffizienz/NaWaRo
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Quelle 86
Deutschlands innovative Seiten
●
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
3
Wärmepumpen
Entwicklungen zur Effizienzsteigerung von
Wärmepumpen
●
●
European Business awards for the
environment, Deutscher Innovationspreis
für Klima und Umwelt IKU
4
Leuchten
LED-Lampen, z.B. OSRAM Parathom Pro Serie
●
●
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
5
Fahrzeuge
●
●
6
Tempomaten
Elektrofahrzeuge (BEV, HEV, PHEV) als Pkw oder
Transporter, z.B. Vito E-Cell, Honda Civic Hybrid, Toyota
Prius, Opel Ampera
Streckenvorrausschauende Tempomaten, z.B. IPPC
●
7
Kältetechnik
Energiesparventilatoren aus Biowerkstoffen
●
●
8
Abluftfilter
●
●
9
Abwärme-RecyclingAnlagen
Energieeffiziente Abluftfilter, z.B. KMA Ultravent,
Aairmaxx esp
Abwärme-Recycling-Anlagen mit ORC-Anlage
Die Quellen finden sich im Einzelnen im Anlagenband in Kapitel 3.
107
●
●
●
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
Deutschlands innovative Seiten,
Internetquellen
●
Umweltinnovationsprogramm UIP
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
Umweltfreundlichere Industrieöle wie recyclierte
Basisöle (z.B. HAKOFORM RR) und Bioöle der 2.
Generation (z.B. ProEco HE 801 Bio-Öle)
Geothermale Kälteerzeugung für IT-/Serverschränke
10
Industrieöle
11
IT /Rechenzentrum
12
Kälteerzeugung
13
Regelung
14
Reinigungsmittel
15
Sanitäreinrichtung
Kombination aus Druckluftkompressor und
Absorptionskältemaschine, z.B. AirSorption
Intelligente Steuerung von Ventilatoren, z.B. Energy
Balance Function
Biologische Teilereiniger zur lösemittelfreien Entfettung
von Metallteilen, z.B. Bio-Circle
Duschen mit Wärmerückgewinnung
16
Antriebstechnologie
Zugdrachen, z.B. SkySails
17
Geschirrspülmaschinen
18
Reinigung
19
Wäschetrockner
20
Textilien
21
Büroausstattung
●
108
Sonstiges (z. B. andere THG)
Quelle 86
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
●
●
Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik
2012, 4. Deutscher Kältepreis
Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik
2012, 4. Deutscher Kältepreis
●
Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik
2012, 4. Deutscher Kältepreis
●
●
●
●
●
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
●
●
Bandspülmaschinen für kommerziellen Gebrauch mit
intelligenter Sensorik, z.B. Sensotronic II/Premax FTP
Energieeffiziente Trockensauger, z.B. T 12/1
eco!efficiency
Energieeffiziente Wäschetrockner mit Wärmepumpe, z.B.
Blomberg TKF 7451 W50, Siemens WT 46 W 562, Beko
DPU 7340
Teilweise recycliertes Baumwollgarn
Ökologische Teppichböden mit Luftreinigungsfunktion,
z.B. Desso AirMaster mit EcoBase
Vermeidung giftiger /
gefährlicher Stoffe
Umweltinnovationen
Wassereinsparung /
Gewässerschutz
Produktgruppe
Energie-/CO2-Einsparung /
Erneuerbare
Umweltinnovation Nr.
Materialeffizienz/NaWaRo
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
●
●
●
●
●
●
●
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
bundespreis-ecodesign
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
●
●
●
DBU-Jahresbericht 2011
●
●
●
bundespreis-ecodesign
Neuartige
Textilstoffe
Kleidung aus Holz
23
Neue Materialien
Graphitbaustoff, z.B. ECOPHIT
24
Thermoplastische
Werkstoffe
Alternative Kunftstoffprodukte, z.B. Arboform
25
Gebäude
Biozidfreier Oberputz/Fassadenanstrich
Dezentrale
Stromspeichertechnologien
Blockheizkraftwerke
(BHKW)
Wärme- und
Kältethermostate
Stromspeicher (Batteriespeicher, z.B. Lithium-Titanat)
26
27
28
29
IT/Rechenzentren
30
Kältemittel und
Klimaanlagen
●
●
●
Mini-Blockheizkraftwerke, z.B. ZuHauseKraftwerk
Kältethermostate mit natürlichen Kältemitteln (z.B.
LAUDA ECO Silver und Gold Kältethermostate)
Klimakompaktgerät mit integrierter Kältetechnik und
doppelter freier Kühlung
CO2 als natürliches Kältemittel bei Pkw
109
●
●
●
●
Deutschlands innovative Seiten; wurde mit
diversen Preisen ausgezeichnet
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
Deutscher Innovationspreis für Klima und
Umwelt IKU
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
●
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
●
●
●
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik
2012, 4. Deutscher Kältepreis
●
●
Quelle 86
Deutschlands innovative Seiten
●
●
●
●
Sonstiges (z. B. andere THG)
22
Vermeidung giftiger /
gefährlicher Stoffe
Umweltinnovationen
Wassereinsparung /
Gewässerschutz
Produktgruppe
Energie-/CO2-Einsparung /
Erneuerbare
Umweltinnovation Nr.
Materialeffizienz/NaWaRo
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
●
Diverse Quellen aus dem Internet und der
Literatur
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
6.3 Beurteilung der „Shortlist“ der 30 Umweltinnovationen durch Experten
Die erarbeitete Liste von 30 ausgewählten Umweltinnovationen wurde anschließend einer
Expertenbefragung unterzogen, um sowohl die Auswahl als auch die Bewertung der 30
Umweltinnovationen zu validieren. Dazu wurden Experten aus den Bereichen Wissenschaft
und Forschung, Verbände und Industrie sowie Zivilgesellschaft ausgewählt, die sich in der
Vergangenheit im Themenbereich Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsbewertung und/oder in
einem Spezialgebiet zur Umweltentlastung, der in der „Shortlist“ definierten Produkt- und
Dienstleistungsinnovationen, ausgewiesen haben. Ein weiteres Kriterium der Auswahl war, dass
die Experten zu möglichst vielen der 30 Umweltinnovationen Stellung nehmen können.
Dadurch wurde sichergestellt, dass nicht durch eine einseitige Spezialisierung bestimmte
Themenbereiche favorisiert und andere vernachlässigt werden. Die Experten wurden
telefonisch akquiriert, wobei ihnen der Fragebogen per Online-Befragung aufgrund der
umfangreichen Liste von Umweltinnovationen vorgelegt wurde. Zu jeder Innovation wurden
Fragen hinsichtlich des Umweltnutzens, des Nutzens für Anwender, nachteiliger Aspekte,
bezüglich Hemmnissen bzw. Potenzialen zur Erhöhung der Umweltrelevanz oder hinsichtlich
in Frage kommender Großverbraucher gestellt. Von ca. 70 Kontakten wurden 48 Experten bzw.
Institutionen erreicht und 37 Experten hatten ihre Teilnahmebereitschaft signalisiert.
Letztendlich nahmen 20 Experten an der Online-Befragung teil. Pro Innovation wurden
durchschnittlich 2,8 Expertenurteile abgegeben.
Tabelle 22 zeigt die Übersicht der 30 ausgewählten Umweltinnovationen und deren Einstufung
durch die befragten Experten hinsichtlich der oben genannten Kriterien Marktreife,
Umweltwirkung, Großverbrauchereignung oder Empfehlung für eine Förderung. Spalte 3
(N=Fallzahl 87) gibt an, wie viele Experten die entsprechende Innovation bewertet haben. Die
Einschätzungen der Experten wurden als sehr gut (++), gut (+), weder/noch (+/-), schlecht (-) oder
sehr schlecht (- -) interpretiert.
Insgesamt zeigt sich eine weitgehende Übereinstimmung der Bewertung und Darstellung der
Innovationen mit den Einschätzungen der Expertenbefragung. Zu einigen Innovationen
wurden ergänzend zusätzliche Aspekte durch die Experten aufgezeigt.
87
In der folgenden Darstellung gibt „N“ die Größe der Grundgesamtheit pro Umweltinnovation an. Zusätzlich wird
zu einzelnen Aussagen die Anzahl der Merkmalsausprägungen mit n angegeben, wenn dies eine Aussage
sinnvoll ergänzt.
110
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 22:
Beurteilung der 30 Umweltinnovationen durch 20 Experten hinsichtlich ihrer Umweltwirkung bzw. einer
Behandlung im Vorhaben
Nr.
Umweltinnovation
N* Marktreife
Umweltwirkung
Großverbraucher
Behandlung
im Vorhaben
1
Langzeitwärmespeicher
6
k. A.
+
+
-
2
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung (WRG)
4
-
++
+
-
3
3
+/-
+/-
+/-
+/-
4
Entwicklungen zur Effizienzsteigerung von
Wärmepumpen
LED-Lampen
3
-
+
+
+/-
5
Elektro- und Hybridfahrzeuge
4
-
+/-
+/-
+/-
6
Streckenvorausschauende Tempomaten für LKW
3
-
+
+/-
+/-
7
Energiesparventilatoren aus Biowerkstoffen
2
k. A.
+/-
+
-
8
Energieeffiziente Abluftfilter
2
k. A.
+
+
+/-
9
Industrielles Abwärme-Recycling mit ORC-Anlagen
5
++
+
+/-
-
10
Umweltschonende Industrieöle
2
k. A.
++
-
-
11
Geothermale Kälteerzeugung für IT-/Serverschränke
3
-
+/-
+/-
-
12
4
k. A.
++
-
-
13
Kombination aus Druckluftkompressor und
Absorptionskältemaschine
Intelligente Steuerung von Ventilatoren
5
-
+
+
+/-
14
Biologische Metallteilreinigungssysteme
2
+
++
+/-
+/-
15
Wärmerückgewinnung aus dem Duschabwasser
3
++
++
+/-
+/-
16
Drachen als Hilfsantrieb für die Schifffahrt
1
++
+/-
+/-
+
17
1
k. A.
++
+/-
-
18
Effiziente Band- und Korbspülmaschinen für den
kommerziellen Gebrauch
Energieeffiziente Trockensauger
3
++
+
-
-
19
Energieeffiziente Wäschetrockner mit Wärmepumpe
2
k. A.
++
++
+
20
Rezyklierte Baumwolle
1
k. A.
++
++
+
21
Ökologische Teppichböden mit Luftreinigungsfunktion
1
k. A.
++
++
+
22
Kleidung aus Holz (Tencel/Lyocell)
2
k. A.
++
++
+
23
1
-
++
-
+/-
24
Baustoff aus expandiertem Graphit für thermische
Anwendungen
Alternative Kunststoffprodukte
4
-
-
+/-
+/-
25
Biozidfreier Oberputz /Fassadenanstrich
2
+
+
+/-
-
26
Stromspeicher (Batteriespeicher)
6
+/-
+/-
++
+/-
27
Mini-Blockheizkraftwerke
7
-
+/-
+
+/-
28
Kältethermostate mit natürlichen Kältemitteln
1
-
-
+
+/-
29
Klimakompaktgerät mit integrierter Kältetechnik und
doppelter freier Kühlung
CO2 als natürliches Kältemittel bei Pkw
3
k. A.
+
-
+/-
2
-
+
+
-
30
*: N gibt an, wie viele Experten die entsprechende Innovation bewertet haben
111
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
6.4 Auswahl von drei Umweltinnovationen
Beruhend auf den beiden voranstehend beschriebenen Zugängen waren zwei Innovationen aus
der Shortlist als Kandidaten für die Behandlung in einem Fachgesprch auszuwählen. Der
Gegenstand für ein drittes Fachgespräch lag bereits fest (CO2 als natürliches Kältemittel beim
Pkw). Für die Auswahl wurde in Absprache mit dem Umweltbundesamt folgendes
„Ausscheidungs-“ oder Hürdenverfahren verwendet:
•
Zweifel am Umweltnutzen? Falls „ja“ scheidet die Innovation als Kandidat aus, falls
„ambivalent“ erreicht diese unter Vorbehalt die nächste Hürde.
•
Marktreife der Innovation? Falls „nein“ scheidet diese als Kandidat aus, falls
„ambivalent“ erreicht diese unter Vorbehalt die nächste Hürde.
•
Besondere Marktbarrieren, die durch Marktbündelung adressierbar sind? Wenn „nein“,
dann scheidet die Innovation als Kandidat aus, falls „ambivalent“ erreicht diese unter
Vorbehalt die nächste Hürde.
•
Nutzeneinbußen (etwa der Produktqualität)? Wenn „ja“, dann Ausscheiden; falls
„ambivalent“ erreicht diese unter Vorbehalt die nächste Hürde.
•
Eignung für den Großverbraucherzugang im Rahmen des Vorhabens? Falls „nein“
scheidet die Innovation als Kandidat aus, falls „ambivalent“ erreicht diese unter
Vorbehalt die nächste Hürde.
Die folgende Tabelle 23 wendet dieses Hürdenprinzip an.
Tabelle 23:
Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
Übersicht über Priorisierungsschritte zur Auswahl von Umweltinnovationen
Innovation
Zweifel am
Umweltnutzen
Marktreife
Langzeitwärmespeicher
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung (WRG)
Entwicklungen zur Effizienzsteigerung von Wärmepumpen
LED-Lampen
Elektro- und Hybridfahrzeuge
Streckenvorausschauende
Tempomaten für LKW
Energiesparventilatoren aus
Biowerkstoffen
Energieeffiziente Abluftfilter
Industrielles Abwärme-Recycling
mit ORC-Anlagen
Umweltschonende Industrieöle
Geothermale Kälteerzeugung für
IT-/Serverschränke
Kombination aus
Druckluftkompressor und
Absorptionskältemaschine
112
Besondere
Marktbarrieren
Nutzenein-bußen
Eignung
Priorität
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Nr.
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
Innovation
Zweifel am
Umweltnutzen
Marktreife
Intelligente Steuerung von
Ventilatoren
Biologische
Metallteilreinigungssysteme
Wärmerückgewinnung aus dem
Duschabwasser
Drachen als Hilfsantrieb für die
Schifffahrt
Effiziente Band- und
Korbspülmaschinen für den
kommerziellen Gebrauch
Energieeffiziente
Trockensauger
Energieeffiziente Wäschetrockner mit Wärmepumpe
Rezyklierte Baumwolle
Ökologische Teppichböden mit
Luftreinigungsfunktion
Kleidung aus Holz
(Tencel/Lyocell)
Baustoff aus expandiertem
Graphit für thermische
Anwendungen
Alternative Kunststoffprodukte
Biozidfreier Oberputz /
Fassadenanstrich
Stromspeicher
(Batteriespeicher)
Mini-Blockheizkraftwerke
Kältethermostate mit
natürlichen Kältemitteln
Klimakompaktgerät mit
integrierter Kältetechnik und
doppelter freier Kühlung
CO2 als natürliches Kältemittel
bei Pkw
Erklärung:
Hürde bestanden
Ambivalenz
Hürde gerissen  Ausscheiden
113
Besondere
Marktbarrieren
Nutzenein-bußen
Eignung
Priorität
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Die Anwendung des Hürdenprinzips erbrachte eine Reduktion der „Shortlist“ auf sieben
Umweltinnovationen, die als potentiell geeignet für eine Behandlung im Rahmen von
Fachgesprächen mit Großverbrauchern eingeschätzt wurden. In Absprache mit dem
Umweltbundesamt wurden drei Umweltinnovationen ausgewählt, die strategisch für eine
Betrachtung der Rolle von Großverbrauchern von Interesse sind, nämlich:
•
Energieeffiziente Wäschetrockner (Innovation 19),
•
Recyclierte Baumwollfasern (Innovation 20) gekoppelt mit Baumwolle aus biologischem
Anbau,
•
CO2 als natürliches Kältemittel bei Pkw (Innovation 30).
Die Möglichkeiten der Förderung dieser drei Umweltinnovationen durch die Aktivierung von
Großverbrauchern werden in Kapitel 9.3 behandelt.
7
7.1
Umweltpolitische Möglichkeiten der Aktivierung von Großverbrauchern
Einleitung
Großverbraucher agieren auf der Nachfrageseite. Sie können durch ihre Beschaffungen auf die
Anbieterseite einwirken und Umweltinnovationen gezielt nachfragen und damit zu deren
Diffusion beitragen, so die Grundidee. Dabei kann auf gewisse in- und ausländische
Erfahrungen und Beispiele zurückgeblickt werden, von denen einige im Folgenden vorgestellt
und analysiert werden (vgl. Kapitel 7.2.1). Nicht nur diese Beispiele, sondern auch Erfahrungen
aus einem innovationsorientierten öffentlichen Beschaffungswesen sowie aus der Diskussion
um Umwelt- und Nachhaltigkeitsinnovationen werden im Fortgang des Berichts herangezogen;
hierzu wurde einerseits die relevante Literatur ausgewertet sowie andererseits mit 19
Experten 88 vertiefende leitfadengestützte Expertengespräche geführt. Die Ergebnisse dieser
Recherchen werden gemeinsam mit der Auswertung der Beispiele dargestellt: Dabei erfolgt
zunächst eine zusammenfassende Untersuchung zentraler fördernder und hemmender
Faktoren (Kapitel 7.2.2), daran schließt sich eine Analyse der Rolle verschiedener Akteure und
v.a. der der Politik an (Kapitel 7.2.3), bevor wichtige „Lessons learnt“ in Kapitel 7.3
zusammengefasst werden.
Seitens der Politik können Umweltinnovationen vielfältig gestützt werden, umfangreiche
Sammlungen konkreter Ansatzpunkte finden sich etwa bei Edler (2013), Horbach (2003),
Horbach/Rennings (2006), Lehr/Löbbe (1999) oder Rennings et al. (2008). Im Rahnen dieses
Vorhabens wird auf Großverbraucher fokussiert und damit auf die nachfrageseitige Aktivierung
von deren Potentialen. Eine Zusammenstellung verschiedener Ansatzpunkte findet sich in
Kapitel 7.3; deren Sichtung und Reflektion münden in Handlungsempfehlungen, die in Kapitel
9 zusammengestellt sind.
88
Die befragten wissenschaftlichen Experten sind im Anlagenband in Kapitel 4.3 zusammengestellt.
114
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
7.2 Erfahrungen und Erkenntnisse
7.2.1
Darstellung ausgewählter Beispiele
Nachfrageseitige ökologische Impulse durch Großverbraucher zur Beeinflussung des Angebots
von Produkten und Dienstleistungen sind in der Fachliteratur bisher nur spärlich beschrieben
worden, wenn es um Bereiche außerhalb des öffentlichen Beschaffungswesens geht.
Im Folgenden werden sechs ausgewählte Beispiele anhand eines einheitlichen Schemas
dargestellt, das jeweils wesentliche Merkmale, eine Kurzbeschreibung des Diffusionsprozesses,
Charakteristika auf der Angebots- und Nachfrageseite sowie die wesentlichen fördernden und
hemmenden Faktoren beschreibt.
7.2.1.1
Greenfreeze
Wesentliche Merkmale:
•
Innovationsgegenstand: Produkt
•
Art des Guts: Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Inventionsphase, Innovationsphase, Markteinführung
•
Beteiligte Akteure: Greenpeace, DKK Scharfenstein/ Foron, Treuhand, Dortmunder
Hygiene Institut, westdeutsche Kühlschrankhersteller, Neckermann, Konsumenten.
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Die „Greenfreeze“-Kampagne wurde von Greenpeace 1992 initiiert und stand im Kontext des
Montreal-Protokolls 89 sowie einer mehrjährigen Kampagne von Greenpeace gegen FCKW. Bei
der Suche nach FCKW-Ersatzstoffen fiel die Wahl der Industrie schließlich auf teilhalogenierte
Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), die zwar nicht ozonabbauend wirken, jedoch ein hohes
Treibhauspotenzial aufweisen. Diese Lösung wollte Greenpeace nicht akzeptieren und
beschloss, die FCKW/FKW-Problematik anhand eines weit verbreiteten Produktes, zu
popularisieren – nämlich dem Kühlschrank (Härlin 1994; S. 224).
Bei der Suche nach einer ökologisch unbedenklichen Alternativtechnologie für Kühlschränke
kontaktierte Greenpeace das Dortmunder Hygieneinstitut, das für den eigenen Laborbedarf
einen Kühlschrank mit natürlichen Kohlenwasserstoffen (Propan/Butan) entwickelt hatte und
betrieb, so ein befragter Experte. Als Hersteller eines Kühlschranks auf Basis natürlicher
Kohlenwasserstoffe wurde – nach Ablehnung durch Bosch und Liebherr – der ostdeutsche
Kühlschrankbauer DKK Scharfenstein gewonnen, der zu diesem Zeitpunkt unter Verwaltung
der Treuhand stand und von Insolvenz bedroht war. Greenpeace beauftragte das Unternehmen
im Juli 1992 mit der Entwicklung einer Serie von Prototypen eines mit natürlichen Kühl- und
Isoliermitteln betriebenen und damit erstmals vollkommen FCKW- und FKW-freien
Kühlschranks (Härlin 1994; S. 227).
Um neben der technischen Realisierbarkeit auch die Marktfähigkeit eines entsprechenden
Kühlschranks zu demonstrieren, startete Greenpeace im August 1992 eine Werbekampagne, in
der es zu Vorbestellungen des Greenfreeze-Kühlschranks aufrief (Neuner 2000; S. 159; Härlin
89
Mit dem Montreal Protokoll war 1987 ein schrittweiser Ausstieg aus den als ozonzerstörend identifizierten
Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) beschlossen worden.
115
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
1994; S. 227). Innerhalb kurzer Zeit kamen 70.000 Bestellungen zusammen, mit denen sich
Kunden rechtsverbindlich zum Kauf eines Greenfreeze-Kühlschranks unter der Bedingung
verpflichteten, dass dieser einen bestimmten Preis nicht übersteigen und innerhalb eines Jahres
lieferbar sein würde, so ein Experte. 20.000 Vorbestellungen stammten von privaten
Endverbrauchern. Der Versandhändler Neckermann verpflichtete sich zur Abnahme von 50.000
Greenfreeze-Kühlschränken, so ein Experte.
Die großen westdeutschen Kühlschrankhersteller wehrten sich zunächst massiv gegen die
Greenfreeze-Technologie, präsentierten aber im Februar 1993 auf der weltgrößten
Haushaltsmesse Domotechnika in Köln fast ausnahmslos selbst Kühlschränke mit natürlichen
Kohlenwasserstoffen (Härlin 1994; S. 229). Im März 1993 rollten in Scharfenstein die ersten
Greenfreeze-Kühlschränke vom Band, die Technologie verbreitete sich – nun auch unterstützt
durch die westdeutsche Kühlschrankindustrie – rasch nicht nur im deutschen Markt, sondern
auch international (Härlin 1994; S. 230f; Conrad 1995; S. 372).
Charakteristika:
•
Anbieterseite: Gründe für die Wahl von DKK Scharfenstein/ Foron als
Kooperationspartner und Produzent von Greenfreeze waren die ökonomisch kritische
Lage des Unternehmens, aufgrund derer es sich kooperationsbereit zeigte.
Unterstützend hinzu kam die Erfahrung des Unternehmens mit FCKW-freier Isolierung
und dem Eigenbau der Kühlschrankkompressoren, sodass es bei der Umsetzung von
Greenfreeze nicht auf die Kooperation mit Lieferanten angewiesen war.
•
Nachfrageseite: Bei den Individualbestellern von Greenfreeze handelte es sich um
„ganz normale Leute, die einen Kühlschrank wollten und für die FCKW/FKW-Thematik
sensibilisiert waren – das waren allerdings damals wirklich alle“, so ein befragter
Experte. Die Bestellungen wurden im Greenpeace Büro, sowie an Ständen der
Greenpeace Lokalgruppen entgegengenommen. Der Versandhändler Neckermann kam
auf Greenpeace zu und bekundete Interesse an Greenfreeze. Gespräche wurden mit dem
damaligen Marketing- und Versandchef von Neckermann geführt, der sich empfänglich
für die Thematik zeigte.
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
Überlegenheit der Technik
−
+
Rechtsverbindlichkeit der Kaufabsichtserklärungen für konkretes Produkt
Pfadabhängigkeiten: Festlegung der
Industrie auf eine Alternativtechnologie
−
(Anfänglich) hoher Stromverbrauch und
Risiko der Brennbarkeit der natürlichen
Kohlenwasserstoffe
−
DKK Scharfenstein als vergleichsweise
schwacher Partner
−
Notwendigkeit der Veränderung
etablierter Zulieferstrukturen
+
Starkes öffentliches Interesse und
Problembewusstsein (u.a. gestärkt durch
Kampagnenarbeit von Greenpeace und
dem Blauen Engel)
+
Wenig komplexes, quasi eigenschaftsloses
(Bilharz 2009; S. 21) Produkt
+
Umstieg auf Greenfreeze-Technik ohne
große Änderung der Produktion möglich
+
Politischer Druck durch Montrealer
Protokoll und nationale FCKW-HalonVerbotsverordnung auf Kühlschrankmarkt
116
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Insgesamt:
Das Projekt war erfolgreich, da die Realisierbarkeit und Marktfähigkeit eines FCKW/FKW-freien
Kühlschrank demonstriert und ein neuer ökologischer Standard im Kühlschrankmarkt etabliert
wurde (Neuner 2000; S. 161).
7.2.1.2
Twingo SmILE 90 - Versuch der Einführung eines 3-Liter-Autos
Wesentliche Merkmale:
•
Innovationsgegenstand: Produkt
•
Art des Guts: Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Inventionsphase
•
Beteiligte Akteure: Greenpeace, Firma Wenko, Automobilindustrie, Konsumenten,
Deutsche Telekom.
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Mit der SmILE Kampagne wollte Greenpeace die Realisierbarkeit sowie Marktfähigkeit eines 3Liter-Autos demonstrieren und die Autoindustrie zum Bau sparsamerer Autos bewegen. Zu
diesem Zweck beauftragte Greenpeace 1994 die Schweizer Firma Wenko mit dem Bau eines
entsprechenden Prototyps. 1996 wurde der Twingo SmILE präsentiert, ein umgebauter Renault
Twingo, der mit 3,2 l/100 km nur knapp halb so viel wie das Original verbrauchte (Neuner
1998; S. 160).
Um die Kaufbereitschaft für ein solches Auto zu demonstrieren wurde zum einen eine
Repräsentativumfrage unter Endverbrauchern durchgeführt, zum anderen wurden
Konsumenten zur Abgabe von Kaufabsichtserklärungen aufgerufen. Innerhalb weniger
Wochen nach der Präsentation des Prototyps erhielt Greenpeace über 40.000 Vorbestellungen
für den SmILE, die allerdings rechtlich nicht bindend, sondern nur symbolisch waren (Neuner
1998; S. 161f). Außerdem äußerte die Deutsche Telekom Interesse daran, den SmILE in einer
Testflotte von Briefträgerautos einzusetzen. Einen Kooperationspartner in der Autoindustrie,
der den SmILE produziert hätte, fand Greenpeace jedoch nicht, die Automobilbranche
reagierte auf die Kampagne abweisend. Entsprechend konnte die Nachfrage der privaten
Endverbraucher nach dem SmILE nicht befriedigt werden und auch das Projekt mit der
Telekom scheiterte, da Renault nicht zur Lieferung motorloser Twingos bereit war und
Greenpeace zudem den massenhaften Einsatz eines technisch noch nicht ausgereiften Produkts
ohne Beteiligung eines Automobilunternehmens, das die Gewährleistung übernommen hätte,
scheute. Die SmILE Kampagne konnte entsprechend keinen realen Nachfragedruck erzeugen,
sie veränderte jedoch die Wahrnehmung der Öffentlichkeit darüber, was in Bezug auf
sparsame Autos technisch möglich ist (Bilharz 2009; S. 20 und 22). Zudem wurde die beim
SmILE verwendete Technik des „Downsizing und Supercharching“ von der Autoindustrie
größtenteils übernommen – allerdings nicht als „Technik von Greenpeace“ (so ein Experte)
propagiert.
90
Der Name SmILE steht als Akronym für Small, Intelligent, Light, Efficient (Neuner 1998; S. 160).
117
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Charakteristika:
•
Anbieterseite: Auf Anbieterseite fand Greenpeace keinen Kooperationspartner, der den
SmILE produziert hätte. Die Automobilindustrie lehnte den SmILE ab, übernahm jedoch
die Technik des „Downsizing und Supercharging“ und kündigte den Bau eigener 3-LiterAutos an (Neuner 1998; S. 162).
•
Nachfrageseite: Die privaten Endverbraucher bekundeten im Rahmen der Umfrage
und über die Kaufabsichtserklärungen Interesse an einem verbrauchsärmeren Auto.
Generiert wurde auch eine direkte Nachfrage nach dem Twingo SmILE (sowohl private
Endverbraucher als auch die Telekom als gewerblicher Nachfrager äußerten
Kaufinteresse). Die Telekom trat an Greenpeace heran, da sie das Projekt „wirklich echt
spannend“ fand und sich als „Pionier“ positionieren wollte.
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
Einfache und effektive Technik
−
Komplexes, emotional besetztes Produkt
+
Öffentliches Interesse am Thema 3-LiterAuto
−
Unverbindlichkeit der
Kaufabsichtserklärungen
−
Produkt nur als Prototyp vorhanden
−
Kein Kooperationspartner auf
Angebotsseite
−
Mangelnde Glaubwürdigkeit von
Greenpeace bzgl. Automobilexpertise
−
Unausgereiftheit der Technologie
−
Geringe Benzinpreise zum Zeitpunkt der
Kampagne
Insgesamt
Die Markteinführung des SmILE bzw. eines 3-Liter-Autos gelang im Rahmen der Kampagne
nicht, die Nachfrage nach verbrauchsarmen Autos wurde aber mittelbar beeinflusst, indem
gezeigt wurde, was technisch möglich ist. Zudem wurde die Technologie des „Downsizing und
Supercharging“ „massiv“ in den Markt gedrückt.“
7.2.1.3
Fairphone
Wesentliche Merkmale:
•
Innovationsgegenstand: Produkt
•
Art des Guts: Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch, sozial
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Innovationsphase, Markteinführung
•
Beteiligte Akteure: Fairphone (Amsterdam/Niederlande), Guohong (Shenzhen/China),
Softwarepartner Kwamecorp, Konsumenten (vorrangig Privatpersonen),
niederländischer Mobilfunkbetreiber (KPN).
118
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Das 2010 gegründete niederländische Start-up-Unternehmen Fairphone vertreibt ein unter
fairen Bedingungen hergestelltes Mobiltelefon (das sog. „Fairphone“). Oberstes Ziel des
Anbieters ist die grundlegende Änderung der globalen „elektronischen“ Zulieferkette durch die
Produktion eines elektronischen Gerätes, das vollständig recycelbar ist, keine schädlichen
Werkstoffe beinhaltet sowie langlebig und wiederverwendbar ist (Pett 2014). Neben diesen
ökologischen Ansprüchen steht das Fairphone für sozial verträglichere Arbeitsbedingungen
während Rohstoffabbau und Produktion sowie für eine optimierte Nutzerfreundlichkeit.
Wesentlich für Fairphone ist, dass die erstmalige Nachfrage für das Produkt über
Crowdsourcing 91 generiert wurde. Das Crowdsourcing gestaltete sich im Fall von Fairphone so,
dass Stakeholder über Facebook, Twitter sowie einem dafür eigens eingerichteten Blog ihre
Ideen, Wünsche und Anmerkungen in den Produktentwicklungsprozess des Fairphones
einbrachten. Ziel war es, die besten Strategien im Vorfeld zu kombinieren und in das
Produktionssystem einzubauen.
Interessenten unterstützten und ermöglichten das Vorhaben finanziell, indem sie das
Mobiltelefon verbindlich vorbestellten, so ein befragter Experte. Die erste Version des
Fairphones wurde produziert, nachdem 5.000 Vorbestellungen eingegangen waren. 92 Ziel ist
es, jede weitere Version des Fairphones „fairer“ als die vorherige Produktversion herzustellen.
Bislang wurden insgesamt 50.000 Fairphones verkauft.
Noch vor Auslieferungsbeginn Ende Dezember 2013 nahmen Vertreter von Fairphone im
September 2013 an der London-Design-Week teil und gestalteten in Kooperation mit ihrem
Softwarepartner Kwamecorp einen „Fairphone-Mikrokosmos“, um einen Einblick in das
Gesamtprojekt Fairphone zu geben. Dabei wurde anhand von Live-Vorführungen sowie
Präsentationen, „Urban-Mining“, „Design-Workshops“ und einem „Hackathon“
(Programmiermarathon) dargestellt, mit welcher Intention das Fairphone ins Leben gerufen
wurde, wie und aus welchen Bestandteilen es hergestellt wird, und wie es jedermann
problemlos reparieren kann (Fairphone 2013). Fairphone führt auch Workshops durch –
beispielsweise im niederländischen Wirtschaftsministerium – in denen sie darstellen, dass
„Social enterprises“ auch wirtschaftlich erfolgreich sein können. In Deutschland trat der
niederländische Mobiltelefonhersteller erstmals 2013 im Rahmen der Messe FA!R-Fair
Trade/Friends in Dortmund aktiv in Erscheinung und stellte dort das Fairphone vor (Sokoll
2013).
Das nachhaltig hergestellte Mobiltelefon zeichnet sich durch nutzer- und bedienerfreundliches
Design („smart design“) aus, welches dem Konsumenten erleichtert, „vollständige Kontrolle
über den Gebrauch und die Konfigurierung des Mobiltelefons zu haben“ (Fairphone o.J.).
91
„Crowdsourcing ist eine interaktive Form der Leistungserbringung, die kollaborativ organisiert ist und eine große
Anzahl (…) Akteure unterschiedlichen Wissensstands unter Verwendung moderner IuK-Systeme auf Basis des
Web 2.0 einbezieht. Leistungsobjekt sind Produkte oder Dienstleistungen unterschiedlichen Innovationsgrades,
welche durch das Netzwerk der Partizipierenden reaktiv aufgrund externer Anstöße oder proaktiv durch
selbsttätiges Identifizieren von Bedarfslücken bzw. Opportunitäten entwickelt werden“ (Martin/Lessmann/Voß
2008; S. 1256).
92
Diese Bestellungen wurden überwiegend von einzelnen Privatpersonen aufgegeben. Erste Unternehmen, wie der
niederländische Mobilfunkbetreiber KPN, haben angekündigt, Fairphone über 1.000 Geräte abzunehmen
(Brodersen 2013).
119
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Neben den funktionalen Eigenschaften, wie zwei Sim-Slots (dual SIM capability), einem
Android-Betriebssystem und einer benutzerfreundlichen Schnittstelle mit
Energieverbrauchsanzeige (Masoner 2014) machen weitere Aspekte das Fairphone für
potentielle Kunden mit Bezug zum Thema Nachhaltigkeit/ nachhaltiger Konsum attraktiv: der
„faire“ Preis (325€) soll die tatsächlichen Kosten – einschließlich Material und Arbeit –
wiederspiegeln. Beim Elektroschrott-Recycling arbeitet Fairphone mit der Foundation „Closing
the Loop“ zusammen, deren Ziel es ist, die Wiederverwendung und das Recycling von
Mobiltelefonen weltweit vor Ort maximal auszubauen (Fairphone o.J.).
Charakteristika:
•
Anbieterseite: Fairphone selbst hat seinen Sitz in Amsterdam. Das Fairphone wird sozial
verträglich in China produziert; nicht „um Kosten zu sparen, sondern um in einer Fabrik
vor Ort faire und gerechte Arbeitsstandards durchzusetzen“ (Masoner 2014).
Auftragsfertiger ist die Firma Guohong in Shenzhen. Die niederländische Regierung ist
maßgeblich an der Initiative „konfliktfreie Rohstoffe“ 93 beteiligt. Sie unterstützt die
Initiative finanziell und gibt durch ihre Beteiligung anderen Firmen einen Anreiz, sich
zu beteiligen – trotz des potentiellen Risikos der Innovation, am Markt zu scheitern.
•
Nachfrageseite: Fairphone wurde auf Basis von Crowdsourcing ins Leben gerufen, d.h.
potentielle Interessenten brachten sich über die Nutzung von social media mit ihren
Ideen, Wünschen und Anregungen in das geplante Vorhaben ein. Bislang wurden
50.000 Fairphones verkauft, die zweite Charge ist gerade im Verkauf. Als Käufer werden
anspruchsvolle Kunden mit Affinität zum nachhaltigen Konsumieren gesehen. Einige
niederländische Minister und Regierungsmitglieder haben sich bewusst für ein
Fairphone entschieden und kommunizieren dies nach außen.
Insgesamt:
Die Strategie des schrittweisen Vorgehens (Bewusstseinsbildungskampagne, Nutzerbeteiligung
bei der Produktentwicklung, verbindliche Vorbestellungen) ist aufgegangen. Das Produkt
konnte erfolgreich realisiert werden und hat – obwohl in „der ersten Version (…) nicht sehr viel
fairer als andere Smartphones“ (Masoner 2014) – innerhalb kürzester Zeit eine große Käuferund Interessentenschaft erreicht.
93
Die „Conflict Free Tin Initiative (CFTI)“ zielt darauf ab, zu zeigen, dass Unternehmen „konfliktfreie Rohstoffe“ aus
dem Kongo im Rahmen internationaler Richtlinien beschaffen (wie bspw. OECD Due Diligence Guidance for
Responsible Supply Chain of Minerals from Conflict-Affected and High-Risk Areas, US Dodd Frank Act, Section
1502). Konfliktfrei heißt, dass keine militärische Partei daran Geld verdient hat. Weiterführende Informationen
finden sich unter www.solutions-network.org/site-cfti/.
120
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
−
Schwierige Herstellung einer vollständigen
Transparenz in Bezug auf den
Herstellungsprozess (Önsöz 2014)
−
Eingesetzte „Metalle der ersten Version (…)
nicht konfliktfreier als die eines Galaxy S4
von Samsung“ (Költzsch 2014)
−
„An der Herstellung beteiligten Arbeiter
werden nicht besser bezahlt“ (Költzsch
2014)
−
Es ist nicht möglich, 100%-ige faire
Herstellung zu garantieren
+
Öffentliches Interesse am Thema
Transparenz und grundlegende Änderung
der globalen „elektronischen“
Zulieferkette
Einbindung potentieller Kunden in die
Produktentwicklung (Crowdsourcing) und
-finanzierung (Crowdfunding)
+
Nutzerfreundliches Produktdesign
+
Relativ leichte Austauschbarkeit von
Einzelteilen
+
Rechtsverbindliche
Kaufabsichtserklärungen für konkretes
Produkt
+
Umstieg auf neue Features und faire
Komponenten ohne Änderung der
Produktionslinie möglich
7.2.1.4
Verbrauchsarme Fahrzeuge für die Kirchen
Wesentliche Merkmale:
•
Innovationsgegenstand: Produkt
•
Art des Guts: Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Inventionsphase, Innovationsphase, Markteinführung,
Wachstumsphase
•
Beteiligte Akteure: Ev. Akademie Bad Boll, VW, Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in
Deutschland (WGKD) 94, DRK, AWO, „Zukunft Einkaufen“, Deutscher Evangelischer
Kirchentag.
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Kirchen beschaffen 100.000-120.000 Fahrzeuge (Kraus 2008; S. 1; Gojowczyk 2011; S. 30). Diese
Beschaffungsmenge könnte gezielt eingesetzt werden und die Kirchen quasi als
„Vorabförderer“ auftreten und die Autoindustrie auffordern, ihnen ein „halbwegs
umweltfreundliches Fahrzeug“ anzubieten, so ein befragter Experte . Um die relevanten
Akteure zusammenzubringen und „bundesweit einen Anstoß zu geben, Strategien zu
entwickeln, die Einführung verbrauchsärmerer Fahrzeuge samt der entsprechenden Nachfrage
auf dem Markt zu beschleunigen“ (Kraus 2008: 1) organisierte die Evangelische Akademie Bad
94
Die WGKD stellt eine ökumenische Einkaufsplattform dar, die Einrichtungen der Kirche, Caritas und Diakonie die
Möglichkeit bietet von ihr ausgehandelte Rahmenverträge mit Anbietern von Produkten und Dienstleistungen
und die damit verbundenen Rabatte zu nutzen (WGKD 2014).
121
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Boll u.a. mit der Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland (WGKD), Greenpeace und
dem Umweltbundesamt im Oktober 2007 eine Tagung „Gelingt mit Marktmacht der Anschub
für ein sparsames Auto?“ (Kraus 2008; S. 1). Diese brachte im „kleinen Kreis“ die
Automobilindustrie mit Großkunden (wie Großflottenbetreiber, Carsharing-Gesellschaften und
Leasingfirmen, Einkaufsplattformen und Firmen mit mittelgroßen Fuhrparks) zusammen, um –
unterstützt durch Umweltverbände und Forschung – „eine wechselseitige Annäherung im
Interesse des Klimaschutzes im Bereich motorisierter Mobilität zu erreichen“ (Kraus 2008; S. 1;
Bilharz 2009; S. 30). Diskutiert wurden die technischen Optimierungspotenziale von Pkws in
Bezug auf sparsameren Treibstoffverbrauch und welche davon „auf der Nachfrageseite auf
Zustimmung treffen würde[n]“ (vgl. Bilharz 2009; S. 30).
Ausgehend von dieser Tagung entstand die Idee eines Stakeholderdialogs zwischen den
Kirchen in Deutschland und dem Volkswagenkonzern; dieser fand im April 2010 statt. Daran
nahmen Vertreterinnen und Vertreter von WGKD und VW sowie der Wohlfahrtsverbände
Deutsches Rotes Kreuz und Arbeiterwohlfahrt, des Deutschen Ev. Kirchentags und des Projekts
„Zukunft Einkaufen“ 95 teil (Kraus 2010b: 1). Thematisiert wurden der kirchliche Mobilitätsalltag
und die kirchlichen Ansprüche bzw. der erhoffte Anschub für sparsamere Autos auf der einen
und die Potenziale für ein Downsizing bei schon auf dem Markt befindlichen sowie künftigen
Fahrzeugmodellen bei VW auf der anderen Seite und es wurden Kooperationsmöglichkeiten
ausgelotet (Kraus 2010b; S. 1). Es gelang jedoch nicht, die bestehende Nachfragemacht in eine
reale Nachfrage umzusetzen, unter anderem da die tatsächlichen Entscheider nicht am Prozess
beteiligt waren und die WGKD als Marktplattform letztendlich nur die Funktion eines Maklers
zwischen VW und den Einzelkunden im kirchlichen Bereich hat. Aufgrund dezentraler
(Entscheidungs-)Strukturen, der regionalen bzw. lokalen Verankerung und mangelnder
Durchgriffsmacht von oben stellen die Kirchen trotz ihrer theoretischen Marktmacht ein
schwieriges Feld für den Aufbau tatsächlicher Nachfragemacht dar.
Charakteristika:
95
•
Anbieterseite: VW wurde aus mehreren Gründen als Partner für den Stakeholder-Dialog
ausgewählt: Das Unternehmen war bereits bei der Tagung 2007 beteiligt, bietet
Mittelklasse- und Kleinwagen an und Hauptsitz der Firma in Wolfsburg liegt in
räumlicher Nähe zur WGKD (Hannover). Im kirchlichen Bereich werden zudem bereits
viele VW-Fahrzeuge gefahren, so ein Experte. In Bezug auf sparsame Fahrzeuge bietet
VW die sogenannte BlueMotion Technologie an, bei gleichem Modell kann durch den
Wechsel auf die BlueMotion-Variante ca. 15 % Kraftstoff eingespart werden (Kraus
2010b; S. 3).
•
Nachfrageseite: Die WGKD als Einkaufsplattform kann versuchen über
Rabattvereinbarungen das Kaufverhalten der Einzelkunden zu beeinflussen – z.B. wurde
der Golf Blue Motion zeitweise günstiger angeboten – sie hat jedoch keine
Durchgriffsmacht und es wird auch nur ein geringer Teil der kirchlichen Fahrzeuge
über die WGKD beschafft (Kraus 2008; S. 1). Die Entscheidung, welche Fahrzeuge
beschafft werden, liegt vielmehr dezentral bei den einzelnen kirchlichen Einrichtungen
mit Flottengrößen zwischen 2-3 und über 50 Fahrzeugen (z.B. im Bereich der Diakonie
und Caritas), die sich mitunter lokalen/regionalen Händlern verpflichtet fühlen. Die
tatsächlichen Entscheider waren damit am Stakeholder-Dialog nicht beteiligt. Insgesamt
ist in den Kirchen zu beobachten, dass die inhaltliche Arbeit und insbesondere das
„Zukunft Einkaufen“ ist eine bundesweite ökumenische Initiative, die kirchliche Einrichtungen in Bezug auf
ökofaire Beschaffung berät und unterstützt (http://www.zukunft-einkaufen.de/).
122
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Bekenntnis zur „Schöpfungsbewahrung“ noch sehr stark abgekoppelt ist von der
Herangehensweise an administrative Fragen; die tatsächliche Einkaufspraxis unterliegt
einer konventionell-betriebswirtschaftlichen Sichtweise, die sich primär an
Anschaffungskosten und Fahrtkomfort orientiert (Kraus 2008; S. 1). Eine stärkere
Beschäftigung mit ökologischen Kriterien der Fahrzeugwahl findet sich teilweise bei
denjenigen Einrichtungen, die generell ein Nachhaltigkeitsmanagement („grüner
Hahn“/ „grüner Gockel“) betreiben. Da dienstlich genutzte Privat-Pkw den anzahlmäßig
größten Teil der Fahrzeuge im kirchlichen Bereich ausmachen, stellt das Kilometergeld
eine wichtige Stellschraube dar, um die Nachfrage nach sparsamen Fahrzeugen
anzuregen (Kraus 2010a; S. 2).
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
Grundsätzlicher inhaltlicher Bezug/
Verpflichtung der Kirchen gegenüber der
„Bewahrung der Schöpfung“
−
(Gefühlte) Verbundenheit der
Beschaffungsverantwortlichen gegenüber
lokalen/ regionalen Kfz-Händlern
+
WGKD als Makler
−
+
Bestehendes Nachhaltigkeitsmanagement
(„Grüner Hahn“) in einigen Einrichtungen
Fehlende Durchgriffsmacht der WGKD auf
die stark dezentralen Beschaffungsstrukturen innerhalb der Kirchen
−
Institutionelle Rahmenbedingungen (Bsp.
Kilometergeldpauschale)
−
Politische Rahmenbedingungen (Bsp.
Dienstwagenbesteuerung)
−
Trennung zwischen inhaltlicher Arbeit der
Kirchen und eigener Einkaufspraxis
(konventionell-betriebswirtschaftliche
Herangehensweise: kurzfristige
Perspektive, fehlende Betrachtung der
Lebenzykluskosten, Orientierung an
niedrigen Anschaffungskosten)
−
Mangelnde Beteiligung der tatsächlichen
Entscheidungsträger
−
Veränderungsresistenz der involvierten
Entscheider
Insgesamt:
Das Projekt konnte auf die Marktmacht der Kirchen als Großverbraucher im Fahrzeugbereich
hinweisen. Diese potenziell vorhandene Marktmacht konnte jedoch nicht in eine reale
Nachfrage umgesetzt werden.
123
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
7.2.1.5
Energy+ Projekt
Wesentliche Merkmale 96:
•
Innovationsgegenstand: Produkt
•
Art des Guts: Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Markteinführung
•
Beteiligte Akteure: Wuppertal-Institut 97; Hersteller, Käufergruppe und Unterstützer s.
unten; finanzielle Unterstützung durch die EU mit nationaler Ko-Finanzierung (Land
NRW).
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Im Fokus stand eine internationale kooperative Beschaffung von energieeffizienten Kühl- und
Gefriergeräten in 10 europäischen Ländern im Rahmen eines EU-SAVE-Projekts. In der ersten
Phase war dies zunächst auf zwei besonders weit verbreitete Geräte-Arten beschränkt (KühlGefrierkombinationen und 4-Sterne-Kühlschränke mit einem Nutzinhalt zwischen 200 und 300
Litern), bevor das Vorhaben in der zweiten Phase auf insgesamt acht Gerätearten ausgeweitet
wurde (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie 2014).
Für die Käufergruppe wurden institutionelle Käufer (z.B. kommunale Wohnungsbaugesellschaften) und Handelshäuser (z. B. Migros, Otto) gewonnen, wobei auf Grund der Marktstruktur
in Deutschland nur letztere passende Kandidaten waren. Im Projektteam (nicht durch eine
Käufergruppe) wurden Anforderungskriterien an die Geräte entwickelt, die neben Merkmalen
wie Volumen und Größe auch Vorgaben zur Energieeffizienz der Geräte enthielten. Geräte, die
diesen entsprachen, konnten von den Herstellern beim europäischen Koordinator gemeldet
werden. Listen mit qualifizierten Geräten und teilnehmenden Händlern wurden regelmäßig im
Internet veröffentlicht. Sie sollten es Nachfragern ermöglichen, gezielt Geräte mit dem
„energy+“ Zeichen auszuwählen.
Darüber hinaus wurden verschiedene weitere Maßnahmen entwickelt, um die Vermarktung
hocheffizienter Kühl-Gefrierkombinationen zu unterstützen (Messestände – z.B. auf der
HomeTech Köln, Auszeichnungen für Hersteller mit den besten Geräten, Internetseiten mit
Listen qualifizierter Geräte, Energy-plus-Logo u.v.m.). Dies hat dazu beigetragen, den Markt auf
die Einführung der neuen Unterklassen A+ und A++ des Energielabels für Kühl- und
Gefriergeräte vorzubereiten. Die Hersteller reagierten mit einer deutlich messbaren
Ausweitung ihrer Produktpalette in Richtung hocheffizienter Geräte.
Charakteristika:
•
Anbieterseite: 21 Hersteller auf dem europäischen Markt, u.a. Electrolux, Blomberg,
Arçelik, BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, Whirlpool.
•
Nachfrageseite: Händler von Kühl- und Gefriergeräten (in DE u.a. Otto, Neckermann,
Quelle), „unterstützenden Organisationen“ als Multiplikatoren für Werbezwecke (Bund
der Energieverbraucher [BdE], Stadtwerke Aachen, WWF Deutschland, Energiestiftung
Schleswig-Holstein, Klimabündnis der Städte.)
96
Vgl. dazu auch Ostertag (2003) sowie Ostertag et al. (2002).
97
Koordinator im Rahmen eines EU-SAVE-Projekts.
124
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
−
Passive Haltung des Handels
−
Skepsis der Händler bzgl. Ausweisung von
Geräten als baugleich (Grund:
Markennamen wichtig für Absatz)
Erleichterung der Kontaktaufnahme
zwischen Handel und Herstellern durch
Internettool
+
Verschärfung des EU Energielabels
+
EU Umweltzeichen
+
Prämienprogramm für hocheffiziente
Geräte
Insgesamt:
Das Beispiel ist als Erfolg einzustufen, z.B. im Hinblick auf die starke Steigerung des
Energieeffizienzindexes (EEI) der Geräte (über Zielwert hinaus) und auf die Anzahl der
verfügbaren Modelle mit hohem EEI. Geschätzte Energieeinsparung EU-weit 100 GWh/a
(SenterNovem 2005).
7.2.1.6
Britische Public–Private Partnership-Vereinbarungen „Down to Zero“
Wesentliche Merkmale:
•
Innovationsgegenstand: Produkte, Produkt-Dienstleistungsangebote
•
Art des Guts: Verbrauchsgut, langfristiges Gebrauchsgut
•
Art der Neuerung: Technologisch
•
Zeitpunkt der Betrachtung: Innovationsphase, Markteinführung
•
Beteiligte Akteure:
Initiatoren: The Prince of Wales’s UK Corporate Leaders Group on Climate Change (UK
CLG) unter Leitung des The University of Cambridge Programme for Sustainability
Leadership (CPSL), das UK Department for Business, Innovation and Skills (BIS) sowie die
britische Innovationsagentur Technology Strategy Board;
Vertragsunterzeichner/ Nachfrageseite: Mitgliedsunternehmen der UK CLG wie bspw.
Johnson Matthey, Lloyds Banking Group, British Telecom, Anglian Water, Philips,
Thames Water sowie regierungsseitig bspw. Government Procurement Service, DEFRA,
Ministry of Justice;
Anbieter: Innovative Unternehmen in den Bereichen emissionsarme Fahrzeuge und
nachhaltige Lebensmittel oder CO2-arme Catering-Dienstleistungen sowie
Energieversorger und/oder Gasnetzbetreiber mit innovativen Lösungen zur Wärme- und
Stromversorgung biomethanbasiert in den betreffenden Liegenschaften.
Kurzbeschreibung des Prozesses:
Die UK CLG hatte bereits in Veröffentlichungen in 2010 und 2011 auf die Notwendigkeit
aufmerksam gemacht, dass die britische Wirtschaft ihren CO2-Fußabdruck deutlich reduzieren
muss und mögliche Wege zur Zielerreichung skizziert. 98 In der Konsequenz haben führende
britische Konzerne und Ministerien unter Koordination der UK CLG und des BIS im Mai 2012
98
CPSL/UK CLG (2010); CPSL/UK CLG (2011).
125
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
die kooperative Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen im Wert von mehr als 1 Mrd.
Pfund vereinbart.
Diese Beschaffungsvereinbarungen (procurement compacts) werden unter dem Titel „Down to
Zero“ geführt 99 und beziehen sich auf die drei Bereiche Transport/Fahrzeugwesen, Catering
von Lebensmitteln sowie Strom und Wärme aus Biomethan. Es handelt sich um verbindliche
Public Private Partnership-Vereinbarungen. Sie sind explizit als Startsignal und erster Schritt in
einem langfristigen Prozess angedacht, in dem die Beteiligten weitere Produktgruppen
gebündelt beschaffen wollen. Oberziele von „Down to Zero“ sind ein Beitrag zur
Transformation des Wirtschaftssystems hin zu einer nachhaltigen Green Economy bei gleichzeitiger Förderung von Innovationen und Investitionen in den genannten Bereichen.
Mit Unterzeichnung der Beschaffungserklärung haben sich die beteiligten öffentlichen und
privaten Einrichtungen dazu verpflichtet, in einer der drei Gütergruppen intensive
Marktsondierungsgespräche bzw. Marktkonsultationen mit potenziellen Bieterunternehmen
und interessierten Stakeholdern durchzuführen und anschließend auf Basis einer gemeinsamen
Leistungsbeschreibung CO2-arme oder CO2-neutrale, innovative Produktvarianten gebündelt zu
beschaffen. 100 Dieses Vorgehen entspricht dem auch in Deutschland bekannten
wettbewerblichen Dialog, 101 einer Herangehensweise, die im Zuge von „Public private
partnership“ (PPP) Anwendung findet.
Im Rahmen der öffentlichkeitswirksamen Auftaktveranstaltung von „Down to Zero“ im Mai
2012 wurden potenzielle Bieter und andere Stakeholder eingeladen, mittels einer Registrierung
bei der Initiative ihr konkretes Interesse am gemeinsamen konstruktiven Dialog zu
signalisieren und sich an den vorgesehenen Marktkonsultationen zu beteiligen. In diesen
Gesprächen werden die exakten Produktspezifikationen basierend auf den tatsächlichen
Bedarfen diskutiert aber auch ausgelotet, unter welchen Voraussetzungen stufenweise CO2ärmere Lösungen angeboten werden können. Für jede der drei Produktgruppen wurde eine
Steuerungsgruppe – jeweils zur Hälfte aus öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren
besetzt – benannt, die Planung und Koordination dieser Marktkonsultationen verantwortet.
Vorgesehen ist, dass Angebots- und Nachfrageseite jährlich zusammentreffen, um sich über
ihre Fortschritte auszutauschen und neue Ideen und Beschaffungslösungen vorzustellen.
Charakteristika:
•
99
Anbieterseite: Diverse innovative Unternehmen in den Bereichen emissionsarme
Fahrzeuge, nachhaltige Lebensmittel oder CO2-neutrale Catering-Dienstleistungen sowie
Energieversorger und/oder Gasnetzbetreiber mit innovativen Lösungen zur
biomethanbasierten Wärme- und Stromversorgung in den betreffenden Liegenschaften.
Unternehmen auf der Anbieterseite haben zwei Möglichkeiten der Mitwirkung, zu
denen „Down to Zero” explizit einlädt und auffordert: sie können am Dialog teilnehmen
Diese Bezeichnung soll verdeutlichen, dass die teilnehmenden Unternehmen mithilfe dieser
Beschaffungsvereinbarungen versuchen in ihren jeweiligen Lieferketten den ökologischen Fußabdruck
(insbesondere den CO2-Fußabdruck; engl. Carbon footprint) deutlich zu reduzieren - idealerweise bis auf Null.
100
Die konkreten Verpflichtungen variieren, d.h. die einzelnen Beschaffungsvereinbarungen sind unterschiedlich
ausgestaltet.
101
Das europäische Vergaberecht regelt wettbewerblichen Dialog nach Art. 30 RL 2014/24/EU; in Deutschland in §
101 Abs. 4 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) geregelt.
126
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
oder/ und Interessensbekundungen zur Bereitstellung oder Lieferung konkreter CO2armer oder -neutraler Produkte und Serviceleistungen abgeben.
•
102
Nachfrageseite: Die Down-to-Zero-Verträge bündeln durch verbindliche Public Private
Partnership-Vereinbarungen die Nachfragemacht namhafter und umsatzstarker
Großkunden aus der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand. 102 Sie sind an
preiswerten, innovativen Produkt-/ Produkt-Dienstleistungslösungen interessiert und
erhoffen sich von der Unterzeichnung der Beschaffungsvereinbarungen eine frühe und
zielgerichtete Markterschließung sowie eine deutliche Reduktion des betrieblichen
Carbon Footprint.
Fördernde Faktoren
Hemmende Faktoren
+
+
Notwendigkeit der Veränderung
etablierter Zulieferstrukturen
+
Unverbindliche
Kaufabsichtserklärungen
Starkes Problembewusstsein und Interesse
der Initiatoren/ teilnehmenden
Unternehmen, den carbon footprint (auf
Unternehmens- und nationaler Ebene) zu
reduzieren
+
Intensive Kooperation der Initiatoren und
wechselseitige Anerkennung als
Beschaffungsexperten und kompetente
Moderatoren
+
Involvierung namhafter Persönlichkeiten aus
Wirtschaft und Politik
+
Beschränkung auf überschaubare Menge
von drei Gütergruppen ermöglicht schnelle
Umsetzung und für Nachfrager schnell sichtund spürbare Erfolge
+
Einladung potenzieller Lieferanten und
interessierter Stakeholder, sich an der
Produktentwicklung zu beteiligen/
Erarbeitung der Spezifikationen durch
wettbewerblichen Dialog als Instrument der
Innovationsförderung
+
Große (potenzielle) Abnahmemengen
Siehe dazu Punkt „Beteiligte Akteure“. Allein der Government Procurement Service setzt als größte öffentliche
Beschaffungseinrichtung Großbritanniens ein jährliches Auftragsvolumen von ca. 8 Mrd. Pfund um (CLG/ BIS
2012; S.12) und hat sich der nachhaltigen Beschaffung verpflichtet.
127
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Insgesamt:
Die Veröffentlichung eines ausführlichen Berichts zum aktuellen Stand und den bisherigen
Ergebnissen der Down-to-Zero Initiative ist für Ende 2014 vorgesehen. 103 Erste Ergebnisse sind,
dass speziell im Bereich der Catering-Dienstleistungen verändertes Einkäuferverhalten
beobachtet wird. Bisher gibt es allerdings noch keine Anzeichen dafür, dass bzw. wie der Markt
darauf reagiert. In den Beschaffungsvereinbarungen zu Biomethan wurde ein politisches
Hindernis identifiziert, das die Initiative beabsichtigt, den zuständigen Regierungsstellen
schriftlich vorzutragen. Auch hier lässt sich noch nicht einschätzen, ob und welche Veränderungen im Markt bewirkt werden.
7.2.2 Fördernde und hemmende Faktoren
Die Darstellung und Analyse der Beispiele zeigt eine Reihe von Faktoren, die fördernd bzw.
hemmend auf den Erfolg der Marktdiffusion der dargestellten Umweltinnovationen bei
Großverbrauchern eingewirkt haben. Diese Zusammenstellung wurde mittels einer intensiven
Literaturanalyse und der Befragung einer Reihe von wissenschaftlichen Fachexperten 104
vertieft:
•
In der Literaturanalyse wurde die Expertenbefragung durch Sichtung der einschlägigen
Veröffentlichungen der zu befragenden Experten vorbereitet. Es wurden Berichte zu Beispielen nicht-öffentlicher und öffentlicher Beschaffung von Umweltinnovationen
zusammengetragen und nach Maßgabe der Einflussfaktoren gesichtet. Schließlich
wurden gefundene Veröffentlichungen aus der Literatursuche nach den Suchwörtern
der Tabelle 1 ausgewertet.
•
In 19 Expertengesprächen wurden diejenigen, die konkrete und beispielhafte
Erfahrungen hatten, nach fördernden und hemmenden Faktoren befragt, diese wurden
im vorangegangenen Kapitel 7.2.1 bereits anhand von sechs Beispielen dargestellt. Die
Aussagen weiterer Experten, die über beispielhafte Erfahrungen verfügen, werden im
Folgenden ebenso ausgewertet, wie die Aussagen der weiteren, im Bereich der
Politikforschung tätigen Experten.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden zunächst textlich erfasst, analysiert und sechs von
uns gebildeten Clustern zugeordnet. 105 Folgende Faktoren haben fördernd bzw. hemmend auf
den Erfolg der Marktdiffusion der dargestellten Umweltinnovationen eingewirkt:
•
Innovationsbezogene Einflussfaktoren (vgl. Rogers 2003):

Qualität und Zuverlässigkeit: Anwender von Umweltinnovationen müssen der
Qualität neuer Produkte vertrauen können, um diese in der Breite einzusetzen (vgl.
Mukoyama 2003). Der breite Einsatz eines innovativen Produkts in einem technisch
noch nicht vollkommen ausgereiften Zustand birgt die Gefahr negativer
103
Diese Informationen erhielt das IÖW auf Nachfrage von Fiona Riggall, die am „Institute for sustainability
leadership“ der University of Cambridge für die Projektleitung der UK Corporate Leaders Group verantwortlich
ist (Riggall 2014).
104
Die befragten Experten sind in Kapitel 4.3 im Anlagenband genannt.
105
Diese Gliederung orientiert sich an Fichter/Clausen (2013; S. 96ff.), die ein Modell zur Untersuchung der
Diffusionspfade von Nachhaltigkeitsinnovationen gebildet und dabei ebenfalls sechs Bündel an Einflussfaktoren
unterschieden haben.
128
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Erfahrungen, die die Diffusion optimierter Folgeprodukte behindern kann (Winkler
2007; S. 216; vgl. SmILE). Unsicherheiten, die verbraucherseitig bestehen, können
durch eine gute Reputation des Anbieters (s.u.) bzw. vertrauensstiftende
Maßnahmen, wie bspw. die Übernahme der Gewährleistung auf Produkte oder
Einzelkomponenten, vermindert werden.

Sichtbarkeit und Erprobbarkeit/Erfahrbarkeit: Die technologische Verfügbarkeit und
Sichtbarkeit von Umweltinnovationen sowie auch deren praktische Erprobbarkeit ist
notwendig (vgl. Clausen/Fichter 2013; S. 99), um Erfahrungswissen zu erzeugen (vgl.
Twingo SmILE, fairphone).

Komplexität und Kompatibilität der Innovation (Rogers 2003): Umweltinnovationen
können bei sehr unterschiedlich komplexen Produkten eingesetzt bzw. realisiert
werden. Weniger komplexe und quasi eigenschaftslose Produkte (wie Greenfreeze)
stehen komplexen Produkten, die emotional stärker besetzt sind, gegenüber: „Ein
Auto ist kein Kühlschrank“ (Bilharz 2009; S. 21). Dies weist darauf hin, dass die
erfolgreiche Marktdiffusion von Innovationen in hohem Maße von der
Kompatibilität mit kulturellen, technischen oder ökonomischen Randbedingungen
abhängt (vgl. Fichter/Clausen 2013; S. 99). Ebenfalls einen Einfluss hat der Grad der
Komplexität einer Innovation. Sehr komplexe Innovationen können die
Diffusionsgeschwindigkeit vermindern. Professionelle Beschaffungsverantwortliche
können damit eher als private Endverbraucher umgehen (Greenfreeze vs. SmILE;
Green et al. 2002; S. 135).
•
Anbieterbezogene Einflussfaktoren:

Verfügbarkeit des Angebots: Die pure Existenz der Hersteller von
Umweltinnovationen ist eine scheinbar triviale Notwendigkeit, um diese auf den
Markt bringen zu können, ebenso wie das ökonomische Interesse, eine
Umweltinnovation voranzubringen (vgl. Twingo SmILE). Der Fall Greenfreeze zeigt
jedoch auch, dass Anbieter, die ökonomisch unter Druck stehen und/oder, die ihre
Marktstrategie erweitern oder verändern wollen, eher bereit sind Risiken
einzugehen. Sie sehen in der Entwicklung und/oder Vermarktung von
Umweltinnovationen neue Potentiale.

Anpassungskosten: Eine Neuorientierung auf die (serienmäßige) Produktion von
Umweltinnovationen kann zu Anpassungs- und Umstellungskosten in den
bestehenden Produktionslinien und auch entlang der Supply Chain führen (vgl.
Edler 2006; S. 7f., Fairphone). Innovationen ohne bedeutsame Anpassungskosten
vermindern das Risiko für die Hersteller (vgl. Greenfreeze). Bei bedeutenden/
höheren Anpassungskosten ist das Erreichen von Skaleneffekten wichtig, um die
Absatzkosten im Vergleich zu konkurrierenden konventionellen
Technologien/Produkten zu begrenzen.

Reputation des Anbieters: Die Reputation des Anbieters und dessen Marktstellung
beeinflusst ebenfalls den Erfolg (vgl. Greenfreeze; Hintemann 2002). Ein reputierter
Anbieter wird als glaubwürdig eingeschätzt und stellt auch für die frühe und spätere
Mehrheit der Adopter einen akzeptablen Lieferanten dar (Fichter/Clausen 2013;
S.106) und wird eher bereit sein, die Gewährleistung zu übernehmen, was dazu
beiträgt, das Anwenderrisiko zu reduzieren.
129
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Branchenbezogene Einflussfaktoren:

Systemmanager: Eine Nachfragebündelung im Sinne einer katalytischen Beschaffung
verschiedener gewerblicher Beschaffer oder Kooperation von gewerblichen und
öffentlichen Beschaffern geht zunächst mit einem erhöhten Zeit- und
Personalaufwand einher, um die verschiedenen Akteure und Bedarfe
zusammenzubringen. Das Vorhandensein eines Dienstleisters, der als
Systemmanager mit einem etablierten und erfolgreichen Prozessmanagement eine
Nachfragebündelung organisiert, könnte die Transaktionskosten der Nachfrager
senken und den Anbietern von Innovationen den Markteintritt erleichtern (vgl. Edler
2006; S. 11f.).

Branchenkonfiguration: Fichter/Clausen (2013; S. 108) weisen auf die Relevanz der
Marktführer bei der Diffusion von Umweltinnovationen hin. Deren Rolle kann von
Verzögerung bis hin zur Förderung reichen (vgl. Greenfreeze, Twingo SmILE).

Verbände: Branchenverbände bestehen auf Seite der Anbieter von
Umweltinnovationen und auch auf Seite der Business-Nachfrager. Sie können als
Unterstützer oder „Verzögerer“ der Diffusion von Umweltinnovationen auftreten:
Verbände, in denen Anbieter zusammengeschlossen sind, orientieren sich oft an der
Innovationsgeschwindigkeit der Mehrzahl ihrer Mitglieder und wirken hier eher
zögerlich; Branchenverbände können aber auch ihre Mitglieder auf relevante/
einschlägige Innovationen aufmerksam machen, damit deren Aufmerksamkeit
erzeugen und auf diese Weise Geschäftsführungen und Einkaufsabteilungen
unterstützen. Neuheiten werden dadurch schneller bemerkt und lassen sich früher
in unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigen.
Neben diesen wirtschaftlichen Lobbyverbänden beeinflusst eine Vielzahl weiterer
Netzwerke und Gruppen die Nachfrage nach und Akzeptanz von
Umweltinnovationen, so zivilgesellschaftliche, konfessionelle und (umwelt-)politische
Verbünde.

Pfadabhängigkeiten: Umweltinnovationen konkurrieren mit bestehenden Techniken
und Produkten und deren Zulieferketten, die innerhalb einer Branche „Bindungsund Verriegelungskräfte“ (Fichter/Clausen 2013; S. 111) darstellen können. Dies zeigt
sich deutlich am Beispiel Greenfreeze, wo sehr feste Bindungen zwischen
Kühlschrankherstellern und Kältemittellieferanten, sowie von letzteren bereits
getätigte Investitionen in die von ihnen präferierten FCKW-Ersatzstoffe, den Umstieg
auf alternative (ökonomisch deutlich weniger attraktive) Kältemittel zunächst
verhinderten. Die Beobachtung zeigt, dass sobald ein ernst zu nehmender
Konkurrent aus dem „Verhinderungskartell“ aussteigt, sich die anderen
Unternehmen gezwungen sehen, nachzuziehen.
•
Nachfragebezogene Einflussfaktoren:

Verbindlichkeit der Kaufabsichten: Die Signale, die Nachfrager durch ihre einzelne
oder gebündelte Kaufkraft an Hersteller senden, können intentional signalisierender
oder verbindlicher Art sein (Signalreliabilität). Je verbindlicher die Kaufabsichten,
desto mehr verringert sich das anfängliche Absatzrisiko der Hersteller von
Umweltinnovationen (vgl. Greenfreeze, Twingo SmILE und Fairphone). Einfluss auf
die Signalreliabilität hat der Signaltheorie zufolge auch die Reputation bzw. das
Image der signalgebenden Institution (Neuner 1998; S.167).
130
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum

Beschaffungswege und -routinen: (Einkäufer in) Großunternehmen müssen bei der
Beschaffung von Umweltinnovationen ihre bisherigen Routinen modifizieren und
eingeschlagene Pfade verändern (vgl. Edler 2006; S. 14f.), was zu erhöhtem Aufwand
und Transaktionskosten führen kann. Grund dafür sind möglicherweise fehlendes
Know-how und Kompetenzen der Beschaffer (vgl. Falck/Wiederhold 2013; S. 15
sowie Edler 2006; S. 7 und 9), die sich in die technischen Profile der
Umweltinnovationen erst einmal einarbeiten müss(t)en. In der Regel sind etablierte
Beschaffungsstrukturen anzupassen (Dalhammar/Mundaca 2012; S. 740). Das ist
insbesondere beim PCP (pre-commercial procurement) der Fall, wo in
umfangreichen Vorgesprächen mit potenziellen Bietern die technischen Bedarfe und
Machbarkeiten sondiert werden. Beeinträchtigend für diesen notwendigen
organisatorischen Wandel ist das zu beobachtende, tendenziell risikoaverse
Verhalten großer Institutionen (siehe dazu auch den nächsten Punkt).

Unsicherheiten über Qualitäten: Anwender und Nutzer von Umweltinnovationen
sind in der Regel risikoavers. Menschen stehen Veränderung und Wandel
grundsätzlich eher skeptisch gegenüber. Das Vorhandene ist bekannt, insbesondere
sind Produkte und Dienstleistungen hinsichtlich ihrer Qualität und Handhabung
vertraut und haben ihren Nutzen bewiesen. Die Erprobung von Innovationen birgt
demgegenüber Risiken.

Position des Einkaufs: Einkäufer bzw. Einkaufsabteilungen sind vielfach nicht in
Projekt- oder Entwicklungsteams organisiert. Sie sind eher der Finanzabteilung
zugeordnet und damit ausschließlich operativ und kaum strategisch betrachtet und
geführt. Dies wäre jedoch notwendig, um die o.g. branchen- und
nachfragebezogenen Hindernisse bei der Beschaffung von Umweltinnovationen in
Unternehmen und über Organisationsgrenzen hinweg zu überwinden.

„Change agents“: Mit dem vorherigen Punkt verbunden ist die Frage, ob
Unternehmen und insbesondere die Person des Einkäufers persönlich bereit sind,
umzudenken und bisherige Denk- und Beschaffungsmuster sowie
Organisationsstrukturen zu verändern (vgl. Greenfreeze). Innovationsaffine Personen
in für den Einkaufsprozess zentralen Positionen haben – wie die Literaturrecherche
und die Beispiele zeigen – als „Change agents“ einen wichtigen Einfluss darauf, ob
und welche Umweltinnovationen von Unternehmen adaptiert und vorangetrieben
werden.

Rationalitäten: Die Beschaffung von Umweltinnovationen betrifft in den seltensten
Fällen die Einkaufsabteilung selbst. Entscheider und Beschaffungsverantwortliche
selbst sind eher nicht Nutznießer der Innovation. Hier können unterschiedliche
Rationalitäten bestehen, die nicht notwendigerweise übereinstimmen. Insbesondere
bei der produktbezogenen Beschaffung ist der Handlungsspielraum des Beschaffers
durch Vorgaben ihrer „internen Kunden“ in der Regel stark begrenzt (Mosgaard et
al. 2013; S. 138). Unabhängig von ihrer fachlichen Kompetenz können Einkäufer
mögliche ökonomische Vorteile, die z.B. mit der Nutzung von System- oder Energieeffizienzinnovationen verbunden sind, nicht realisieren je starrer die internen
Vorgaben sind, denen sie unterliegen. Außerdem lassen sich höhere
Anschaffungskosten für innovative umweltfreundliche Produktalternativen oft dort
nicht einmal mithilfe des Lebenszykluskostenansatzes rechtfertigen, wenn mögliche
mittel- oder langfristigen ökonomischen Vorteile nicht der Person, Abteilung oder
auch Organisation zu Gute kommt, die diese höheren Anschaffungskosten trägt. Dies
verweist darauf, dass Beschaffung von Umweltinnovationen generell nicht
131
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
unbedingt nur die Beschaffungsfunktion betrifft, sondern auch die „internen Nutzer“
und die Unternehmensführung.

Unternehmenskultur und -ziele: Ziele, die Unternehmen sich im Umwelt- und
Nachhaltigkeitsbereich setzen, informieren die Öffentlichkeit und die Politik als
externe Anspruchsgruppen über avisierte Zielkorridore. Hoejmose/Adrian-Kirby
(2012; S. 236) zufolge sind externe Faktoren, d.h. Druck durch Supply Chain -interne
und -externe Stakeholder, insofern essentiell, als dass sie den Anstoß für ein
entsprechendes Engagement von Unternehmen geben. Damit Aktivitäten im Bereich
der umweltverträglichen Beschaffung jedoch von Unternehmen nicht nur reaktiv,
sondern auch proaktiv betrieben werden, ist die gleichzeitige Präsenz interner
Ressourcen, Fähigkeiten und Unterstützung unerlässlich (ebd.) 106. Dies verweist auf
die unternehmensinterne Wirkung von Zielen: Damit verbunden wären dann
Zielvorgaben für die verschiedenen Unternehmensbereiche und
Organisationseinheiten und der Wille, diese auf den Weg der Veränderung zu
bringen. Zielvorgaben benötigen jedoch auch Entscheidungskompetenz bzw. die
aktive Unterstützung der Entscheider, um mit deren Votum (und damit mit deren
politischer Rückendeckung) Innovationen einzuführen (vgl. Bad Boll).

Zersplitterung der Nachfrage: Die Aktivierung der Nachfrager nach
Umweltinnovationen findet ein Hemmnis in der dezentralen Organisation der
Beschaffungsprozesse, wenn diese auf viele Einheiten aufgeteilt sind, die
eigenständig bzw. für sich genommen keine kritische Nachfragemenge bilden,
sondern jeweils separat beschaffen und es keine Durchgriffsmacht von „Oben“ gibt
(vgl. Kirchen). Dies zeigt sich insbesondere bei der Bündelung der Nachfrager verschiedener rechtlich unabhängiger Unternehmen oder in Franchiseketten.

Nutzen für Nachfrager: Beschaffung und Nutzung von Umweltinnovationen müssen
sich „rechnen“. Zentrales Argument und wichtigster Einflussfaktor ist daher
einerseits die Wirtschaftlichkeit der Umweltinnovation, die sich mit Blick auf
betriebliche Profitabilität und Shareholder-Value einem Rechtfertigungsdruck
ausgesetzt sieht (vgl. Dalhammar /Mundaca 2012; S. 742). Das können andererseits
immaterielle Imagevorteile sein, etwa zu den „Pionieren“ zu gehören und damit in
der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen zu werden (vgl. Twingo SmiLE).

Kenntnis des Innovationsgeschehens: Der Einkauf von Umweltinnovationen setzt
deren Kenntnis voraus, hier ist die Technik- und Marktnähe der Einkäufer ein
wesentlicher Einflussfaktor. Allerdings ist dabei davon auszugehen, dass
Großunternehmen im Vergleich zu mittelständischen Unternehmen eine sehr gute
Marktkenntnis besitzen bzw. bessere Ressourcen und Kontakte haben, sich diese
auch kurzfristig zu verschaffen.
•
Kontextbezogene Einflussfaktoren, wie:

Normen: Vereinbarte Normen stellen eine gewisse Sicherheit dar und tragen dazu
bei, Hersteller- und Nutzerrisiken zu begrenzen. Dies betrifft sowohl
Standardisierungen im Produktdesign als auch einheitliche Informations-, Haftungsund Gewährleistungspflichten. Umweltinnovationen können im Widerspruch zu
derartigen Normen stehen und damit Marktbarrieren schaffen.
106
Dies gilt insbesondere im Bereich der nicht-produktbezogenen Beschaffung, wo ein Druck von außen generell
nicht besteht (Mosgaard et al. 2013; S. 138).
132
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum

Mindestaufmerksamkeit/Problembewusstsein: Die Beschaffung von
Umweltinnovationen muss sich im Falle höherer Kosten und evtl. technischer
Unsicherheiten in Unternehmen „rechtfertigen“. Eine gewisse Mindestschwelle an
Aufmerksamkeit im Sinne einer „Vorgeschichte“ für ein Umweltproblem, das mit
einer Umweltinnovation vermindert werden kann, kann hier unterstützend wirken.
Für Großverbraucher zählt vor allem der Grad des Problembewusstseins beim
Kunden (Honorierung entsprechenden Verhaltens durch den Kunden).

Öffentliches Interesse: Mit dem voranstehenden Punkt verbunden ist die
Aufmerksamkeit der Medien und Öffentlichkeit. Diese kann den Erwartungsdruck
auf Unternehmen verstärken, sich umweltaktiv zu verhalten. Die Popularisierung
eines Umweltproblems, wie etwa das des Ozonlochs (vgl. Greenfreeze), des
Klimawandels (vgl. Twingo SmILE) oder der „elektronischen“ Zulieferkette (vgl.
Fairphone), sowie die entsprechende Sensibilisierung der Öffentlichkeit werden in
Unternehmen wahrgenommen und mit den potenziell damit einhergehenden oder
folgenden Risiken und eigenen Überlegungen abgeglichen. Öffentliches Interesse
könnte somit einen „Erfolgsdruck“ in Unternehmen erzeugen, wobei insbesondere
„fokale“ Unternehmen im Fokus des öffentlichen Interesses stehen (vgl.
Seuring/Müller 2008; S.1699).

Promotoren: „Ein unabhängiger Träger der guten Absicht“, so ein Interviewpartner,
könnte als Glaubwürdigkeitsverstärker für Umweltinnovationen auftreten, sofern
dieser glaubwürdig und neutral ist und gleichzeitig auch als kompetent gilt (positiv
Greenpeace im Falle von Greenfreeze, negativ Greenpeace im Falle Twingo SmILE).
Das positive Image einer anerkannten Organisation kann die Markteinführung von
Umweltinnovationen auf der Nachfrageseite unterstützen.

Akteurssetting: Neben den bereits angeführten Akteuren aus Verbänden, Medien
etc. ist der Einbezug weiterer wichtiger Akteure zu beachten, die in einem
bestimmten Marktsegment eine wichtige Scharnierrolle einnehmen (könnten).
Indem deren Reputation und Marktkenntnisse genutzt und in den Prozess aktiv
eingesetzt werden, kann ein guter Zugang zu den relevanten Akteuren auf der
Anbieter- und Nachfrageseite erfolgen.
•
Politikbezogene Einflussfaktoren:

Politischer Rahmen: Die Diffusion von Umweltinnovationen wird durch den
politischen und gesetzlichen Rahmen beeinflusst (vgl. Horbach et al. 2003;
Lehr/Löbbe 1999; Rennings et al. 2008). Dies zeigt etwa das Beispiel Greenfreeze
(FCKW-Halon Verbots VO). Demand-Push- und Pull-Maßnahmen können die
Markteinführung und -verbreitung wesentlich tangieren (vgl. Schwarz/Ernst 2009).
Aber auch Absichtserklärungen und politische Zieldiskussionen im Sinne von
avisierten und indizierten politischen Aktivitäten können einen Einfluss ausüben. Ein
Experte nannte die Regierungsorganisation nach der „New Public Management
School“, welche eine kurzfristige Perspektive einnimmt (schnelle Durchführung und
Erfolge sowie Bewertung) als wichtiges Hindernis.

Leitmarkt: Mithilfe der Definition von Leitmärkten oder „Lead markets“
kennzeichnet die Politik präferierte Handlungsfelder, in denen Märkte eröffnet oder
erschlossen werden sollen (vgl. Falck/Wiederhold 2013; S. 9 und 15; Beise/Rennings
2001). Sie unternimmt dann konkrete Aktivitäten und Einzelmaßnahmen (auch
unter Berücksichtigung der Möglichkeiten des öffentlichen Beschaffungswesens), um
133
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
hier gezielt Marktgeschehen zu forcieren. Leitmärkte können daher zur Diffusion
von Umweltinnovationen genutzt werden.

Kartellrecht: Kartellrechtliche Fragen können die Bündelung von gewerblichen
Nachfragern erschweren, sie stellen nicht unerhebliche institutionelle Hemmnisse
(Fichter/Clausen 2013; S. 109f.) dar.
Diese Zusammenstellung weist auf eine beträchtliche Anzahl von Faktoren hin, die auf die
Markteinführung und -dissemination von Umweltinnovationen einwirken und aus diesem
Grund deren Markterfolg be-einflussen. Diese Faktoren werden mit Blick auf Möglichkeiten der
politischen Beeinflussung unten wieder aufgegriffen.
7.2.3 Akteurskonstellationen und Rolle der Politik
In dem voranstehenden Kapitel wurden anhand von Beispielen, Expertengesprächen und einer
Literaturanalyse verschiedene Zugänge von Großverbrauchern zu Innovationen dargestellt
sowie zentrale Faktoren zusammengetragen. Es soll nun im Weiteren die Akteurskonstellation
analysiert und vor allem die Rolle politischer Akteure betrachtet werden.
In Abbildung 3 wird die Akteurskonstellation in Bezug auf die Beschaffung umweltinnovativer
Produkte und Dienstleistungen dargestellt. Im Zentrum der Abbildung stehen die Akteure der
Supply Chain. Der linke Kasten stellt eine Nahaufnahme des Akteurs Großverbraucher dar und
zeigt entsprechend Großverbraucher- interne Akteure. Der rechte Kasten umfasst Supply Chainexterne Akteure. Die Grafik erhebt dabei nicht den Anspruch einer vollständigen Abbildung
der Strukturen des betrieblichen Beschaffungs- oder Lieferkettenkontextes. Sie beschränkt sich
vielmehr auf diejenigen Akteure und Akteursbeziehungen, die auf Basis der Literatur und der
betrachteten Empirie als besonders relevant für die Beschaffung umweltinnovativer Produkte
und Dienstleistungen durch nicht-öffentliche Großverbraucher identifiziert wurden.
7.2.3.1
Akteure der Supply Chain
Nicht-öffentliche Großverbraucher beziehen vielfältige Produkte und Dienstleistungen von
unterschiedlichen Zulieferern. Davon ge- bzw. verbrauchen sie Teile selbst (nichtproduktbezogene Beschaffung), wie z.B. Drucker, Kopierpapier und Kaffee. Andere Teile gehen
als Input in die Produktion ein oder werden unverändert weiterverkauft (produktbezogene
Beschaffung) (Seuring/Müller 2008; Mosgaard et al. 2013).
Bei der Beschaffung von Umweltinnovationen können sie entweder auf bestehende Lieferanten
zurückgreifen, indem sie von den Lieferanten angebotene innovative Produkte beziehen oder
entsprechende Präferenzen bzw. Bedarfe kommunizieren bzw. gemeinsam mit diesen
Innovationen generieren (Technology Procurement) (Edquist/Hommen 2000); oder sie können
neue Lieferantenbeziehungen aufbauen, d.h. Innovationen, die bereits am Markt angeboten
werden, von den entsprechenden Anbietern beziehen. Die Beschaffung kann grundsätzlich
einzeln oder kooperativ gestaltet sein, wobei bei letzterer dann eine Institution in Form einer
Beschaffungsgruppe oder -agentur, Einkaufsplattform o.ä. initiiert oder involviert wird und
dann zwischen Anbieter und Nachfrager geschaltet ist. In Bereichen, bei denen die öffentliche
Hand dieselben Produkte oder Dienstleistungen nachfragen wie nicht-öffentliche
Großverbraucher, besteht grundsätzlich auch die Option einer kooperativen Beschaffung dieser
beiden Akteursgruppen.
134
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung 3: Akteurskonstellation bei der Beschaffung umweltinnovativer Produkte und Dienstleistungen durch nichtöffentliche Großverbraucher
Nicht-öffentliche Großverbraucher sind, sofern es sich um gewerbliche Unternehmen handelt,
in der Regel zusätzlich in einen Branchenkontext eingebunden, in dem Akteure wie
Branchenverbände oder Marktführer agieren und Beschaffungsziele und -bedarfe beeinflussen
(können) (Fichter/Clausen 2013).
In der Regel treten nicht-öffentliche Großverbraucher selbst auch als Anbieter von Gütern- und
Dienstleistungen auf. Ihre Kunden können dabei private Endverbraucher, öffentliche
Verbraucher oder gewerbliche Kunden sein. Entsprechend sehen sich nicht-öffentliche
Großverbraucher hier ihrerseits mit Ansprüchen von Nachfragern konfrontiert. Neben den
direkten Zulieferern und Kunden eines nicht-öffentlichen Großverbrauchers spielen auch die
Akteure der erweiterten Supply Chain (Mentzer 2001; S. 5) eine Rolle (Seuring 2011; S. 480). So
üben unter Umständen die Kunden der Kunden Druck auf diese aus, den diese wiederum in
Anforderungen an ihren Zulieferer, in diesem Fall den nicht-öffentlichen Großverbrauchern,
umsetzen, der daraufhin seine Beschaffungsentscheidungen anpasst. Nach demselben Schema
können auch Anforderungen nicht-öffentlicher Großverbraucher an ihre Zulieferer
Anpassungsreaktionen auf früheren Stufen der Supply Chain erforderlich machen.
7.2.3.2 Akteure außerhalb der Supply Chain
Neben den Akteuren, die direkt Teil der Supply Chain sind, gibt es noch andere Akteure, die
einen Einfluss darauf haben bzw. haben können, dass nicht-öffentliche Großverbraucher als
135
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Nachfrager von Umweltinnovationen auftreten. Staatliche Akteure können Einfluss auf die
Interaktion von Anbietern und Nachfragern auf Märkten nehmen, indem sie z.B. über
Abgaben/Subventionen Preise beeinflusst oder mithilfe von Informationskampagnen versuchen
die Marktnachfrage nach bestimmten Produkten/Dienstleistungen zu stärken. Gleiches gilt für
NGOs die z.B. auch über Kampagnen versuchen Unternehmen zu einer Veränderung ihres
Nachfrageverhaltens auf Märkten zu bewegen. Staatliche Akteure, NGOs oder auch Akteure aus
der Wissenschaft können darüber hinaus, wie die Praxisbeispiele gezeigt haben, als
zwischengeschaltete Instanz die Interaktion zwischen Anbietern und Nachfragern
koordinieren, d.h. sie treten als „Makler“ auf. Eventuell können auch Netzwerke, Verbände etc.
diese Rolle einnehmen. Eine Zwischenstufe zwischen der rein marktbasierten und der
koordinierten Interaktion zwischen Nachfragern und Anbietern stellen Einkaufsplattformen/
Beschaffungsagenturen dar. Diese können eine reine Marktplattform bilden, können aber auch,
wie sich im Praxisbeispiel Bad Boll gezeigt hat, eine gewisse Makler-Funktion in der Interaktion
zwischen Anbietern und Nachfragern einnehmen. Lobbygruppen spielen insofern eine Rolle,
als dass sie die Interessen der nicht-öffentlichen Großverbraucher vertreten und potenziell
Einfluss auf andere externe Akteure, vor allem staatliche, nehmen.
7.2.3.3 Großverbraucher-interne Akteure
Beruhend auf der Literaturanalyse lassen sich innerhalb eines Unternehmens die folgenden
Akteure als besonders relevant in Bezug auf eine nachhaltige Beschaffung identifizieren:
Zunächst der Beschaffer selbst bzw. die Beschaffungsabteilung, welche im Unternehmen eine
„Gate-keeping“ Funktion innehat und potenziell Einfluss darauf nehmen kann, welche
Produkte und Dienstleistungen ins Unternehmen gelangen (Preuss 2001; S. 346). Der
Handlungsspielraum der Beschaffungsfunktion ist jedoch insbesondere bei der produktbezogenen Beschaffung begrenzt durch Vorgaben der Unternehmensführung sowie durch die
Anforderungen anderer Abteilungen, die die „internen Kunden“ der Beschaffung darstellen
(Preuss 2001; S. 355; Schneider/Walleburg 2012; S. 248).
Anforderungen von „externen Kunden“ gelangen über die betrieblichen Funktionen Marketing
und Vertrieb ins Unternehmen und werden von diesen entweder direkt an die
Beschaffungsfunktion weitergegeben oder indirekt bearbeitet, indem andere Abteilungen ihre
Anforderungen entsprechend anpassen. Die Entscheidungen aller unternehmensinternen
Akteure sind grundsätzlich durch Vorgaben der Unternehmensführung sowie die allgemeine
Unternehmensstrategie und -kultur geprägt. Einen weiteren wichtigen Akteur stellen die
unternehmerischen Anteilseigner dar, die Ansprüche an die Unternehmensführung richten, die
wiederum Einfluss auf die Entscheidungen in den einzelnen betrieblichen Funktionsbereichen
haben.
7.2.4 Zusammenfassende zentrale Erkenntnisse
Beruhend auf der durchgeführten Empirie – Fallstudien und Expertenbefragung – werden
einige zentrale Erkenntnisse zusammengetragen:
•
Rollen im Innovationsprozess: Großverbraucher können in unterschiedlichen Rollen
als Treiber von Innovationen auftreten, nämlich als Anstoß- und Impulsgeber, als KoProduzent oder als Erstanwender. Im ersten Falle signalisieren Nachfrager überhaupt
erst einen Bedarf, der Umweltinnovationen bei Anbietern auf den Weg bringen soll. Im
zweiten Fall könnten Großverbraucher Innovationen gemeinsam mit Anbietern
entwickeln und auch als Testanwender bereitstehen. Dagegen ist im dritten Fall die
Rolle der Großverbraucher eher responsiv und auf die frühzeitige Übernahme von
136
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Umweltinnovationen ausgerichtet, als Early adopter könnten dabei Wettbewerbsvorteile
entstehen.
•
Öffentliche Aufmerksamkeit und Problembewusstsein: Die Schaffung von
Aufmerksamkeit für Umweltprobleme, etwa durch Umweltorganisationen, sensibilisiert
die Öffentlichkeit, dies können Haushalte als Nachfrager ebenso wie gewerbliche und
öffentliche Beschaffer sein. Der Grad des Problembewusstseins beim Kunden kann –
möglicherweise – ein ökonomisches „Risiko“ für Anbieter darstellen, deren Produkte
mit Umweltproblemen in Verbindung gebracht werden, und somit Anreize für die
Bereitschaft, Umweltinnovationen einzusetzen, erhöhen. Gerade „fokale Unternehmen“
stehen besonders im Fokus der Öffentlichkeit und von Umweltorganisationen (vgl.
Seuring/Müller 2004; S. 144 sowie Seuring/Müller 2008; S. 1699).
•
Politische Unterstützung: Das politische System kann in einem Mehrebenensystem auf
internationaler (z.B. Montrealer Protokoll) und nationaler Ebene (z.B. Energiewende)
agieren bzw. reagieren und politische Signale für die Bedeutung einzelner
Themenlinien setzen. Damit erhalten Unternehmen und Verbände Hinweise für ihr
jeweiliges Handeln und können ihr eigenes Risikomanagement aktiv gestalten.
•
Umsetzung theoretischer Marktmacht in reale Nachfrage: Die Umsetzung einer
ermittelten potentiellen Nachfragemacht in eine reale Nachfrage unterliegt diversen
Herausforderungen. Der Fall des SmILE zeigt, dass Kaufabsichtserklärungen
unverbindlich sein und nicht notwendigerweise in Nachfragemacht umgesetzt werden
können – es gilt also, eine möglichst verbindliche Nachfrage zu generieren. Daneben
sind Beschaffungsstrukturen in gewerblichen Unternehmen – wie auch bei der
öffentlichen Hand – oft dezentralisiert; damit einhergehende Probleme sind die
begrenzte „Durchgriffsmacht“ der Leitungsebene und die noch seltene Einbettung der
Position des Einkaufs in die strategische Unternehmensebene.
•
Mittler und Broker: Die untersuchten Beispiele hatten verschiedene Institutionen –
Wissenschaft (Down to Zero) oder Umweltorganisationen (Greenfreeze) – als Mittler. Das
Organisieren verschiedener Nachfrager in eine Nachfragemacht erfordert
professionelles Handeln und Vermitteln zwischen sehr heterogenen Akteuren
(Hersteller, gewerbliche Nachfrager, öffentliche Nachfrager, Verbände, Lobbygruppen
u.a.). Hier lassen sich verschiedene Konstellationen denken. Die Rolle von Umwelt- und
Verbraucherorganisationen liegt dabei weniger in der eines Mittlers, sondern mehr in
der eines Initiators und Erzeugers von öffentlicher Aufmerksamkeit, sie können aber
auch im Sinne eines Glaubwürdigkeitsverstärkers einbezogen werden.
•
Vorstudie zur Marktsondierung: Die dokumentierten Beispiele haben im eigentlichen
Sinne keine Vorstudie zur Marktsondierung durchgeführt, oft gründeten die
beschriebenen Aktivitäten in dem Erfahrungsschatz der Initiatoren und deren
„Bauchgefühl“. Die Mobilisierung von Nachfragemacht würde von einer stärkeren
Sondierung des Marktkontexts profitieren, wie etwa
•
Marktakteure, Stellung in der Wertschöpfungskette;
•
Experten, Schlüsselpersonen und Netzwerke,
•
Zeitfenster für Innovationen und Pfadabhängigkeiten,
•
politischer Kontext,
•
Marktdifferenzierung und -segmente (wie etwa Relevanz für B2B und B2CMärkte), sowie
137
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
technische Entwicklungen.
•
Bündelung mehrerer Nachfrager: Die zielorientierte gemeinsame Beschaffung durch
mehrere Großverbraucher hat verschiedene Hürden zu bewältigen. Arbeiten mehrere
gewerbliche Unternehmen zusammen, so ist einerseits die Konkurrenzsituation zu
beachten: Diese ist schwieriger bei einer horizontalen Kooperation als bei einer
diagonalen (vgl. Hieronimus/Ahlf 2004; S. 6), im non-profit-Bereich dürfte diese ebenfalls
geringer ausgeprägt sein. Kooperieren gewerbliche und öffentliche Unternehmen, so ist
die Beachtung des öffentlichen Vergaberechts zwingend erforderlich. Eine mögliche
Hürde für kooperative Beschaffungen nicht-öffentlicher Großverbraucher könnten auch
kartellrechtliche Vorgaben sein.
•
Betrieblicher Anwendungskontext: Die Kontaktierung der Beschaffer durch Mittler
bzw. die Schaffung von öffentlicher Aufmerksamkeit muss diese jeweils „abholen“. Dies
fällt leichter, wenn die Beschaffer eine Aktionsbereitschaft besitzen („Change agents“),
bereit und in der Position sind, gewisse Risiken eingehen zu können bzw. zu wollen.
Beschaffer in gewerblichen Unternehmen sind, wie bereits erwähnt, oft nicht in die
strategische Unternehmensebene eingebunden, sie nehmen auch nicht
notwendigerweise an Entwicklungsteams teil. Dies verweist auf die Notwendigkeit,
Umweltinnovationen glaubwürdig zu promoten, längerfristiges und umfassendes
Kostendenken („Life Cycle Costing“) zu entwickeln und konsequent zu schulen sowie
differenzierte Risikosharingmodelle zwischen Innovationsanbietern und Großkunden zu
entwickeln. Umgekehrt gilt auch, dass die Diffusion von Umweltinnovationen erleichtert
wird, wenn Produktionslinien und organisatorische Abläufe im Prinzip beibehalten
werden können (vgl. Greenfreeze, Fairphone). Unternehmen, die intrinsisch motiviert
sind oder die über Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsmanagementsysteme verfügen, sind in
der Tendenz zugänglicher als andere Unternehmen.
•
Monitoring: Das kontinuierliche Beobachten der innovationsbezogenen (Beschaffungs-)
Aktivitäten kann Erfolge und Mißerfolge nachvollziehbar machen. Monitoring
unterstützt Unternehmen dabei, ihre Praxiserfahrungen zu dokumentieren. Im Idealfall
ist es der Ausgangspunkt für die kritische Auseinandersetzung mit den Erfolgsfaktoren,
den Gründen für eventuelles Scheitern und den Optimierungspotenzialen. MonitoringErgebnisse können sinnvoll in der eigenen Berichterstattung eingesetzt werden, aber
auch der Kommunikation und Bewusstseinsbildung in Netzwerken sowie dem
Ausbildungs- und Beratungskontext zukommen. Eine valide Ergebnisdokumentation
und
-kommunikation kann Selbstverstärkungseffekte in den jeweiligen Märkten
unterstützen.
138
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
7.3 Übersicht über umweltpolitische Ansatzpunkte
In einer Dokumenten- und Internetrecherche sowie durch Experteninterviews wurden
existierende Maßnahmen zusammengetragen, die eine effektivere Marktdiffusion von
Umweltinnovationen forcieren sollen. Tabelle 24 führt diese zusammenfassend auf. Die
Maßnahmen umfassen eine große Spannbreite von unterschiedlichen Einfallswinkeln und
Herangehensweisen; sie reichen von regulativem Vorgehen (bspw. Vorgaben und
Haftungsregelungen), über ökonomische Anreizsetzungen (in Form von Steuererleichterungen,
Innovationsfonds u.ä.), informatorische und kommunikative Instrumente (wie der
Ausschreibung von Innovationspreisen) bis hin zu reflexiven und diskursiven Instrumenten und
kooperativen Maßnahmen (bspw. in Gestalt von Aktionsplänen zur Marktentwicklung).
Vor diesem Hintergrund wurden die identifizierten Instrumente und Maßnahmen
systematisiert und untersucht, auf welche Zielgruppe jede einzelne Maßnahme abzielt.
Unterschieden wird hier zwischen privaten Nachfragern, gewerblichen Großverbrauchern und
dem öffentlichen Beschaffungswesen (GPP). In dem in Kapitel 9.3 entwickelten
Maßnahmenbündel zur Aktivierung von nicht-öffentlichen Großverbrauchern als Treiber für
Umweltinnovationen sollen auf Großverbraucher ausgerichtete Instrumente fokussiert
zusammengestellt werden.
•
Regulative Maßnahmen: Produktstandards und Umweltauflagen „sind das
traditionsreichste und am häufigsten benutzte umweltpolitische Instrument in den
westlichen Industrieländern“ (Rennings et al. 2008; S. 78). Derartige Maßnahmen wirken
auf das Marktgeschehen ein, indem sie bestimmte Vorgaben zur Herstellung, zur
Zusammensetzung und zur Leistung (Qualität, Umwelt, Sicherheit/Gesundheit) von
Produkten bzw. Technologien vornehmen.
Mit dem Setzen von strikten Vorgaben können Umweltinnovationen induziert und
diesen eine Marktdiffusion ermöglicht werden. Es können aber mit derartigen
Vorschriften auch neue Märkte geschaffen werden, die es vorher noch gar nicht
gegeben hatte, wie beispielsweise durch den Emissionshandel oder durch das EEG.
Zu den regulativen Instrumenten zählen auch Haftungsregelungen und verpflichtende
Produktinformationen. Zielgruppen dieser regulativen Instrumente sind sowohl private
Nachfrager und gewerbliche Großverbraucher als auch das öffentliche
Beschaffungswesen (vgl. Tabelle 24).
•
Ökonomische Instrumente: Diese betreffen keine bestimmte Phase im
Innovationszyklus, sondern zielen darauf ab, die Marktnachfrage nach
Umweltinnovationen über wirtschaftliche Anreize direkt zu beeinflussen. Ökonomische
Anreize zielen darauf ab, die relativen Preise zu verändern und umweltvorteilhaftere
Innovationen zu begünstigen. Sie können teilweise die private Nachfrage beeinflussen,
aber auch die gewerbliche bzw. öffentliche Nachfrage. Subventionen und Steueranreize
lassen sich als Finanzierungsinstrumente nutzen, um einen positiven Anreiz für
Kauf/Nutzung von Umweltinnovationen zu setzen; Beispiele sind bessere Abschreibungsbedingungen für umweltinnovative Technologien und Produkte, Zuschüsse zum Erwerb
umweltinnovativer Produkte (wie etwa Abwrackprämien für den Austausch von
energieineffizienten Kühlschränken) oder Umweltinnovationsprogramme (wie das
deutsche Umweltinnovationsprogramm UIP). Auch Innovationsfonds zählen zu diesen
Maßnahmen. Subventionszahlungen können auch an die Durchführung von Beratungen
gekoppelt und erst nach deren Durchführung geleistet werden. Auch kostenlose
Beratungsgutscheine sind denkbar. Weitere ökonomische Instrumente, um
Umweltinnovationen im Einflussbereich dieser Zielgruppen zu fördern, sind etwa
139
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abnahmegarantien, die z.B. im EEG zur Förderung von erneuerbaren Energieträgern
zum Einsatz kommen. Der Ansatz über eine gesicherte Nachfrage Umweltinnovationen
zu fördern, wird auch bei einer kooperativen Beschaffung angewandt, wobei innovative
Produkte in Verbundgruppen verschiedener Nachfrager beschafft werden können, so
z.B. durch Großverbraucher oder gemeinsam von gewerblichen und öffentlichen
Beschaffern. Aber auch die öffentliche Nachfrage (GPP) kann dazu gerechnet werden.
Zudem können Unternehmen und das öffentliche Beschaffungswesen bei der Einführung von Umweltinnovationen unterstützt werden, indem Testverfahren und durchführung gefördert werden und so die Marktdiffusion beschleunigt wird, wie z.B.
durch den Innovationsscheck, der von der Forschungsförderungsgesellschaft in
Österreich durchgeführt wird (vgl. Belitz et al. 2012; S. 212). Zusätzlich könnten auch
Versicherungssysteme den Beschaffenden die nötige finanzielle Sicherheit
gewährleisten, um neue Wege zu wagen und innovativ zu beschaffen
(Versicherungssystem für innovative Beschaffungen) (vgl. Uyarra 2012). Die Zielgruppen
für diese ökonomischen Instrumente sind gewerbliche Großverbraucher sowie
öffentliche Beschaffer, die in größerem Rahmen das Angebot durch ihre Nachfrage
beeinflussen können.
Die private Nachfrage gehört nicht zur primären Zielgruppe dieser ökonomischen
Instrumente der Umweltpolitik. Mittlerweile gibt es jedoch von privaten Aktivisten
Bottom-up-Initiativen, wie z.B. die Initiative „Buy-Cott“ 107, die innovative,
umweltfreundliche Produkte gezielt nachfragt und auf diese Weise den Markt für
Umweltinnovationen beeinflusst.
•
Informatorische und kommunikative Instrumente: Diese haben in den vergangenen
30 Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Mit ihrer Hilfe wird Wissen über
Umweltprobleme und Umwelterfolge transparent und wirksam verfüg- und vermittelbar
gemacht. Die Zielgruppen von kommunikativen Umweltpolitikmaßnahmen sind breit
und reichen je nach konkreter Maßnahme vom privaten Endverbraucher bis zum
öffentlichen Beschaffungswesen; gewerbliche Großverbraucher sind in der Regel immer
angesprochen.
Informative Instrumente liefern Informationen über besonders umweltverträgliche
Produkte oder Produkt-Dienstleistungssysteme, etwa Produktzertifizierungen mittels
Umweltzeichen bzw. -siegeln (beispielsweise der Blaue Engel oder das Europäische
Umweltzeichen); diese können auch prospektiv Umweltinnovationen induzieren, wenn
strikte Vergabeanforderungen hohe Umweltleistungen signalisieren und stimulieren
sollen. Andere Maßnahmen sind Auszeichnungen innovativer Nachfrager durch
Innovationspreise (etwa beispielhafte Leistungen bei der Beschaffung von Umweltinnovationen) oder Umweltmanagementsysteme (Rennings et al. 2008; S. 89), wie EMAS,
die es privaten Gewerben und auch öffentlichen Institutionen leichter machen, ihre
Umweltleistung zu dokumentieren und kontinuierlich zu verbessern. In diesem
Zusammenhang sind auch die verstärkten Bemühungen von Organisationen zu CSR
(Corporate Social Responsibility) zu nennen, das in der öffentlichen Wahrnehmung in
den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen hat (Loew et al. 2004; S. 38)
und nicht zuletzt durch Kampagnen von Nichtregierungsorganisationen und anderen
Aktivisten vorangetrieben wird, indem Verstöße gegen CSR-Grundsätze und sogenannte
Codes of Conduct immer wieder öffentlich gemacht werden. So wird eine umwelt- und
107
Vgl. dazu http://www.buycott.com/. Aufgerufen am 03.10.2014.
140
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
sozialverträgliche Ausrichtung auch mit Blick auf das Portfolio an Umweltinnovationen
von diversen privaten und öffentlichen Gewerben für ihre Reputation immer wichtiger
(Seminar TdMNU 2013; S. 11).
Ein weiteres informatorisches und kommunikatives Instrument ist das Angebot von
Ausbildung, Training und Schulung in Bezug auf Umweltinnovationen, hier kann als
Beispiel die CETE (Clean Energy Technology Exports)-Initiative aus den USA genannt
werden, die unter anderem mit Seminaren und Schulungen die Exporte von
Umwelttechnologien fördert (vgl. Rennings et al 2008; S. 194). Dieses Instrument zielt
sowohl auf Privatpersonen, wie auch auf das private Gewerbe und öffentliche
Institutionen ab. Effektiv für die schnellere Marktdiffusion sind außerdem Pilot- und
Demonstrationsvorhaben, Innovationsdatenbanken und die Dokumentation guter
Beispiele (wie z.B. die Plattform des Umweltbundesamtes für gute Praxisbeispiele der
umweltfreundlichen öffentlichen Beschaffung 108 oder die Projektdatenbank des
Kompetenzzentrums Innovative Beschaffung (KOINNO) 109, um auf Umweltinnovationen
aufmerksam zu machen und als Hilfestellung für andere Marktteilnehmende, die auch
an einer Implementierung von Innovationen interessiert sind. Letzteres ist vor allem für
gewerbliche Großverbraucher sowie im öffentlichen Beschaffungswesen relevant. Die
Bereitstellung von Beschaffungskompetenz – entweder betriebsintern durch einen
Kompetenzaufbau in den Einkaufsabteilungen oder betriebsextern durch
Kompetenzzentren, die Nachfragern Hilfestellungen im Beschaffungsprozess geben - ist
ein weiterer Ansatzpunkt zur Nutzung von Umweltinnovationen.
Neben diesen genannten Maßnahmen können aber auch Kampagnen genannt werden,
in denen zielgerichtet und zeitlich gebündelt Umweltinnovationen hervorgehoben
werden, wie etwa die Greenfreeze-Kampagne (vgl. Kapitel 7.2.1.1).
•
Reflexive und diskursive Instrumente: Dieser Kategorie werden Evaluationen von
Umweltinnovationen und die Einrichtung von Begleitgremien zugeordnet. Sie dienen
ebenso wie ein Erfahrungsaustausch (face-to-face oder online in Foren und Plattformen)
der Reflexion, dem wechselseitigen Lernen und der Optimierung von konkreten
Maßnahmen und Förderimpulsen. Diese Instrumente richten sich meist an gewerbliche
Großverbraucher und das öffentliche Beschaffungswesen, die solche Instrumente zur
stetigen Weiterentwicklung nutzen können.
•
Kooperative Maßnahmen finden auf freiwilliger Basis als Angebot für private Gewerbe
und öffentliche Institutionen statt. Hierbei wird in verschiedenen Rahmenprogrammen
(Workshops, Fachtagungen) der Dialog zwischen den Akteuren (Hersteller, Nutzer,
NGO), die an einer Umweltinnovation beteiligt bzw. davon betroffen sind, initiiert.
(Potenzielle) Nutzer auf der Nachfrageseite können auch in den Innovationsprozess
integriert werden, sodass Innovationen an deren Bedürfnissen ausgerichtet und mit
größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreicher in den Markt eingeführt werden können
(Koproduktion von Innovationen, Prosumenten). Außerdem beinhalten kooperative
Maßnahmen die Unterstützung von gewerblichen Großverbrauchern und öffentlichen
Beschaffern bei der Netzwerkbildung, um Innovationsprozesse zu vereinfachen und
Neuerungen in einem Verbund auszutauschen.
108
Vgl. http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundliche-beschaffung/gutepraxisbeispiele Aufgerufen am 03.10.2014.
109
Vgl. http://www.koinno-bmwi.de/de/projekte/projektdatenbank Aufgerufen am 03.10.2014.
141
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
In diesen Prozessen agieren teilweise eigens eingerichtete Innovationsagenturen wie
bspw. das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte „Kompetenzzentrum
innovative Beschaffung“ (KOINNO) als Systemmanager und Koordinator aber auch
Moderator.
•
Integrierte Ansätze: Leitmarktinitiativen für Umweltinnovationen bzw. -technologien
sind insbesondere in Industrieländern mit hohen Umweltschutzstandards angesiedelt
(Rennings et al. 2008; S. 6). Mit ihnen streben diese Länder an, eine Vorreiterrolle in
einer bestimmten Umwelttechnologie einzunehmen, um diese dann auf einem
möglichst internationalen Massenmarkt zu verbreiten. Das Bundesumweltministerium
nennt seine Leitmarktinitiative „New Deal“ bzw. „ökologische Industriepolitik“, die
durch ein „Zusammenspiel all jener Institutionen, die Wissen produzieren, Wissen
akkumulieren und vermitteln, die Arbeitskräfte ausbilden, die Technologien entwickeln,
die innovative Produkte und Verfahren hervorbringen und verbreiten, einschließlich des
einschlägigen regulativen Regimes und der staatlichen Investitionen in entsprechende
Infrastrukturen“ eine internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes in Zukunft
sichern soll (BMU 2006; S. 12). Von den Maßnahmen der Leitmarktinitiativen primär
angesprochen sind alle Marktteilnehmer, außer Privatpersonen. Damit verbunden sind
andere kooperative Maßnahmen, wie Roadmaps und Aktionsplänen, die darauf
abzielen, Marktentwicklung und -diffusion von Umweltinnovationen gemeinsam zu entwickeln und Arbeitsteilungen zu verabreden, sodass sich auch die Zielgruppen aus
gewerblichen Großverbrauchern und dem öffentlichen Beschaffungswesen auf
Innovationsprozesse vorbereiten und diese möglichst problemlos etabliert werden
können.
•
Instrumente zur Erfolgskontrolle: Die Beobachtung und Beurteilung der Maßnahmen
stellt eine eigenständige Aktivität dar. Diese kann in Form eines kontinuierlichen
Monitoring der Datengenerierung dienen. Eine systematischere Ebene stellen
Evaluationen
dar,
die
maßnahmenbegleitend
deren
Einflüsse
auf
das
Innovationsgeschehen und deren Diffusion analysieren.
•
Freiwille Maßnahmen (Selbstverpflichtungen) können bei einer weicheren Politik
auch zur Förderung von spezifischen Umweltinnovationen dienen, allerdings sind diese
nur erfolgsversprechend, wenn die Kosten zur Erreichung der ökologischen Zielsetzung
niedrig sind (Rennings et al. 2008; S. 207) und die Umsetzung für private
Großverbraucher und öffentliche Beschaffer nicht zu umständlich ist.
Diese verschiedenen Instrumente können zu Förderung der Diffusion von
Umweltinnovationen eingesetzt werden, in Kapitel 9.3 werden Vorschläger zur Aktivierung
von Großverbrauchern vorgelegt.
142
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 24:
Übersicht über bestehende Instrumente einer Unterstützung der Beschaffung
von Umweltinnovationen
Kategorie / Instrument
Zielgruppe
private
Nachfrage
Zielgruppe
gewerbliche
Großverbraucher
Zielgruppe
öffentliches
Beschaffungswesen






















̶



̶


̶

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


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
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
̶












̶


̶








Regulative Instrumente:
• Produktstandards und Verbote (bezogen auf
Inhaltsstoffe etc.)
• Haftungsregelungen
• Verpflichtende Produktinformationen
Ökonomische Instrumente:
• Subventionen bzw. Subventionsabbau
• Steueranreize
• Innovationsfonds
• Beratungsgutscheine
• Unterstützung bei Testverfahren
und -durchführung
• Kopplung Subvention/Beratung
• Umweltinnovationsprogramm (UIP)
• Versicherungssystem für innovative
Beschaffungen
• Abnahmegarantien („Buy-cott“)/
kooperative Beschaffung
Informatorische und kommunikative Instrumente:
• Auszeichnung innovativer Nachfrager
(Innovationspreise)
• Umweltzeichen und -siegel
• Umweltmanagementsysteme
(EMAS u.a.) / CSR
• Kampagnen
• Ausbildung, Training und Schulung
• Pilot- und Demonstrationsvorhaben
• Beratung
• Innovationsdatenbanken
• Dokumentation guter Beispiele
Reflexive und diskursive Instrumente:
• Evaluation von Umweltinnovationen
̶
̶
̶
̶
̶
̶

̶
• Erfahrungsaustausch und -foren / Plattform
• Begleitgremien
Kooperative Maßnahmen:
• Nutzerintegration in den Innovationsprozess
• Institutionelles Design
̶

̶
143
̶

Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Kategorie / Instrument
Zielgruppe
private
Nachfrage
Zielgruppe
gewerbliche
Großverbraucher
Zielgruppe
öffentliches
Beschaffungswesen











̶




̶


• Dialogverfahren (Hersteller-Nutzer, NGO)
• Netzwerkbildung und -unterstützung
• Systemmanager/Koordinator/Moderator
Instrumente zur Erfolgskontrolle:
• Monitoring
• Evaluation
Integrierte Ansätze:
• Leitmarktinitiativen
̶
̶
̶
̶
̶
•
Roadmaps/Aktionspläne zur
Marktentwicklung
Weitere Maßnahmen:
• Selbstverpflichtungen
 Trifft zu
̶ Trifft nicht zu
 Trifft teilweise zu
8 Großverbraucher und Umweltinnovationen
8.1
Einleitung
Im Rahmen des diesem Bericht zugrundeliegenden F&E-Vorhabens wurden gemeinsam mit
dem Umweltbundesamt drei Umweltinnovationen ausgewählt, die eine Großverbrauchrelevanz
besitzen und sich nach Maßgabe der in Kapitel 6.4 zusammengestellten Erkenntnisse als
vielversprechend herausgestellt haben.
Dazu wurde in Absprache mit dem Umweltbundesamt ein erstes Konzept für ein eintägiges
Fachgespräch erstellt. Mit diesem Konzept wurden dann Großverbraucher, die teilweise in
Kapitel 5.6 sowie im Anlagenband in Kapitel 2 zusammengetragen worden sind, kontaktiert.
Dabei wurde angestrebt, die für den Einkauf zuständige Abteilungsleitung anzusprechen oder
– wenn diese nicht ermittelbar war – die Geschäftsführung. Zusätzlich wurden die jeweils
einschlägigen Branchenverbände ermittelt und angesprochen. Die Ansprache erfolgte jeweils
mittels Email und telefonisch, um eine größtmögliche Kontakt- und Ansprachebasis zu
gewährleisten. Daneben wurden für die drei Fachgespräche jeweils ein Referent aus dem
Umweltbundesamt als Fachbehörde sowie mindestens ein anerkannter Experte gewonnen, der
den jeweiligen Gütermarkt kennt und in diesem Markt über eine Reputation verfügt. Die
eintägigen Fachgespräche fanden in Berlin statt.
In den folgenden drei Kapitel wird jeweils zunächst der jeweilige Gütermarkt charakterisiert,
die Umweltinnovationen vorgestellt, das Fachgespräch in einer Kurzfassung beschrieben 110
sowie die jeweiligen potentiellen Umwelteffekte abgeschätzt. Jedes Kapitel schließt mit einem
Fazit bezogen auf den betrachteten Anwendungsbereich. In Kapitel 8.5 werden
110
Ausführlichere Informationen zu den drei Fachgesprächen finden sich in Kapitel 5 des Anlagenbandes.
144
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
zusammenfassende Erkenntnisse aus den drei Beispielen bzw. Fachgesprächen
zusammengestellt.
8.2 Pkw-Klimaanlagen
In Kapitel 6.4 wurde als eine Umweltinnovation „Pkw-Klimaanlagen mit dem Kältemittel CO2“
aufgelistet. Ausgewählte Großverbraucher sollten zur Unterstützung der Einführung dieser
Technik aktiviert werden.
8.2.1 Kurzcharakterisierung des Klimaanlagen-Markts
Nach Schätzungen des UN-Weltklimarates gab es im Jahr 2005 etwa 400 Millionen
Kraftfahrzeuge weltweit mit einer Klimaanlage. Bis zum Jahr 2015 sollen es eine Milliarde
Anlagen sein (IPCC 2005). Mit einem weiteren Anstieg ist zu rechnen, denn die Anzahl der
Kraftfahrzeuge soll sich weltweit bis zum Jahr 2030 auf 2 Milliarden verdoppeln (Dargay 2007).
In Deutschland sind mittlerweile fast alle neuen Pkw (98 %) mit einer Klimaanlage ausgerüstet
(UBA 2014), im Pkw-Bestand sind es etwa 85 % (Statista 2014a).
Bisher wird in Pkw-Klimaanlagen üblicherweise das Kältemittel R134a (Tetrafluorethan)
eingesetzt, das einTreibhauspotential (GWP) von 1.430 hat (Forster 2007/ IPCC, S. 212). Dies
bedeutet, dass Tetrafluorethan im Vergleich zur gleichen Menge Kohlendioxid (CO2) 1.430-mal
stärker zur globalen Erwärmung beiträgt. Pkw-Kältemittel gelangen bei der Erstbefüllung im
Werk, durch Leckagen, bei Wartung und Reparatur, bei Unfällen und bei der Entsorgung in
die Atmosphäre. In Deutschland sind im Jahr 2012 Kältemittel aus den Klimaanlagen
freigesetzt worden, die 3,1 Mio. Tonnen Kohlendioxid (CO2) entsprechen (UBA 2014).
Schätzungen für das Jahr 2030 gehen von weltweiten Kältemitteleinträgen aus PkwKlimaanlagen in die Atmosphäre in Höhe von 240 Millionen Tonnen CO2 aus (UNEP 2009).
Um diese Treibhausgasemissionen zu mindern, erließ die Europäische Union im Jahr 2006 die
Richtlinie 2006/40/EG über die Emissionen aus Klimaanlagen in Kraftfahrzeugen 111. Zunächst
muss seit 2011 das bisherige Kältemittel R134a bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen in neuen
Fahrzeugtypen durch ein Kältemittel mit einem Treibhauspotential (GWP 112) unter 150 ersetzt
werden. Neue Pkw, die auf Typgenehmigungen vor 2011 basieren, dürfen noch bis Ende 2016
mit R134a befüllt werden. Ab 1. Januar 2017 sind dann alle neuen Fahrzeuge, die in Europa
zugelassen werden, mit Klimaanlagen mit Kältemitteln mit einem GWP unter 150 auszurüsten.
8.2.2 Neue Kältemittel für Pkw-Klimaanlagen
Als Ersatz für R134a wird derzeit der teilfluorierte Kohlenwasserstoff R1234yf
(Tetrafluorpropen) eingeführt. Einige Hersteller arbeiten an der Einführung von innovativen
Anlagen mit dem natürlichen Kältemittel CO2 (Kohlendioxid, Standard-Kältemittelbezeichnung
R744). Untersucht werden auch Mischungen von teilfluorierten Kohlenwasserstoffen, z.B.auf
der Basis von R1234ze(E). Alle neuen Kältemittel für Pkw haben einen GWP unter dem von der
EU geforderten Wert von 150.
111
EU-Richtlinie 2006/40/EG über Emissionen fluorierter Treibhausgase aus Automobilklimaanlagen http://eurlex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ%3AL%3A2006%3A161%3A0012%3A0018%3ADE%3APDF
112
Global Warming Potential (Treibhauspotential).
145
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Von den Zulieferern und Herstellern der europäischen Autoindustrie war seit spätestens 2003
CO2 als das Kältemittel der Zukunft vorgesehen. Erste Versuchsfahrzeuge mit CO2-Klimaanlagen
gab es schon vor der Jahrtausendwende. Bis 2007/2008 wurden in der Branche aktiv
Klimaanlagen für das Kältemittel CO2 entwickelt und die Einführung vorbereitet (UBA 2010,
S. 114ff). Parallel bot die Chemieindustrie seit dem Erlass der Richtlinie 2006/40/EG im Jahr
2006 neue halogenierte Kältemittel zur Erprobung an, wobei R1234yf schliesslich ausgewählt
wurde (UBA 2010, S. 114ff).
Der technische und finanzielle Aufwand für die Umstellung der Klimaanlagen auf das
Ersatzkältemittel R1234yf ist relativ klein, da die Anlagen aufgrund der dem Kältemittel R134a
ähnlichen thermodynamischen Eigenschaften nur wenig angepasst werden müssen. Dies und
der Wille, zukünftig möglichst ein weltweit einheitliches Kältemittel anzustreben, waren die
maßgeblichen Gründe, weshalb sich auch die deutsche Pkw-Industrie, trotz des sehr hohen
Preises für das Kältemittel (SAE 2012), etwa ab dem Jahr 2009 für R1234yf als Nachfolger
entschied und die Einführung vorbereitete.
In Europa wurde R1234yf seit dem Jahr 2012 für einige neue Pkw verwendet. Bis Ende
Dezember 2014 waren laut Erhebung des Kraftfahrt-Bundesamtes in Deutschland ca. 300.000
Pkw mit Klimaanlagen mit dem Kältemittel R1234yf ausgestattet, das entspricht etwa 0,7% der
deutschen Pkw-Flotte.
Schon sehr früh wurde davor gewarnt, dass R1234yf brennbar ist und heiße Oberflächen (z.B.
am Pkw-Motor) ausreichen, um es zu entzünden. Beim Brand bildet sich stark ätzende
Flusssäure (Fluorwasserstoff, HF). Auch bereits ohne Entzündung kann sich bei Hitze, z.B. an
heißen Oberflächen, Flusssäure bilden (z.B. UBA 2010a und DUH 2008).
Im Jahr 2012 zeigten auch eigene Ausströmtests von Autoherstellern, dass sich R1234yf beim
Austritt in den heißen Motorraum entzünden kann und dabei giftige Flusssäure freigesetzt
wird. Deswegen gaben namhafte Hersteller, wie etwa die Daimler AG, trotz der EU-Vorschrift
den Verzicht auf dieses Kältemittel bekannt (Daimler AG 2012, VW AG 2013). Auch das
Kraftfahrt-Bundesamt bestätigte die Möglichkeit der Entzündung des Kältemittels und forderte
dringend weitere Untersuchungen (KBA 2013).
Die Möglichkeit der Einführung von Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel rückt seitdem wieder
näher. Das Kältemittel CO2 hat einen GWP von 1, ist nicht brennbar, nicht toxisch und
chemisch stabil. CO2 hat eine vergleichbare Energieeffizienz wie R134a, ist zudem preisgünstig
und weltweit verfügbar. CO2 erfordert jedoch eine neue Klimaanlagentechnik (UBA 2009, UBA
2010b). Erste Pkw-Modelle mit CO2-Anlagen sind für das Jahr 2016 angekündigt. Mit einer
flächendeckenden Verbreitung von CO2-Klimaanlagen kann jedoch nicht vor 2019/2020
gerechnet werden, da noch weitere Entwicklung und der Aufbau ausreichender
Produktionskapazitäten für die Komponenten nötig sind (Reichelt 2013, S. 7).
8.2.3 Fachgespräch Fuhrparkmanagement und Klimaanlagen
Am 24.10.2013 wurde im Umweltbundesamt ein Fachgespräch mit dem Titel
„Fuhrparkmanagement: Aktuelle Handlungsmöglichkeiten bei Klimaanlagen“ abgehalten.
Hierbei waren Vertreter von Unternehmen, Verbänden und Dienstleistern aus der
Automobilbranche eingeladen, von denen schließlich 14 Personen teilnahmen. Die Motivation
der Teilnehmenden ergab sich teilweise aus der intensiven Presseberichterstattung, aus dem
Bestreben betriebliche Abläufe zu optimieren und aus einem Verantwortungsgefühl für den
Klimaschutz. Ziel des Fachgesprächs war es, Möglichkeiten zu erkunden, wie eine Einführung
von CO2 als Kältemittel in Klimaanlagen durch Großverbraucher unterstützt werden könnte.
146
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
In dem Fachgespräch wurde deutlich, dass aus Sicht von Großverbrauchern die oberste Priorität
beim Einkauf darin liegt, den Fahrbedarf im Unternehmen bzw. der Kunden zu decken. Die
(Fahrzeug)-Sicherheit stellt dabei ebenfalls einen zentralen Beschaffungsaspekt dar.
Wirtschaftlichkeit ist ein weiterer elementarer Punkt im Bereich Beschaffung und auch
ökologische Vorgaben müssen sich für Fuhrparkbetreiber rechnen. Eine Ökologisierung des
Fuhrparks wird über eine Senkung des CO2-Ausstoßes beim Fahrzeugbetrieb erreicht. Während
die Klimaanlagentechnologie bisher unter der Vorgabe der Kundenorientierung und deren
Verfügbarkeit stand, konnte das Thema nun durch die jüngste Berichterstattung an
Aufmerksamkeit gewinnen.
Es wurde darauf verwiesen, dass bereits Mitte der 1990er Jahre erste CO2-Klimaanlagen für
Pkws entwickelt wurden (Reichelt 2013; S. 2). Nach Angaben von Reichelt (2013) hatten bis zum
Jahr 2008/9 europäische Hersteller und Zulieferer in beträchtlichem Ausmaß in die
Entwicklung der CO2-Technologie investiert. Mit der Entwicklung von R1234yf zum Einsatz in
Pkw-Klimaanlagen und der Planung der Einführung auch auf dem amerikanischen Markt
wurde diese Entwicklung jedoch gestoppt. Innerhalb des Fachgespräches wurden diesbezüglich
folgende Hemmnisse aufgeführt:
•
Hohe Investitionen für den Aufbau neuer Fertigungslinien von CO2-Klimaanlagen;
•
Erschwerung der Investitionen durch die Finanzkrise im Jahr 2008;
•
Rentabilität der Investitionen nur bei einem hohen Mindestabsatz von Anlagen und
Komponenten;
•
Intensive Werbung und Lobbying seitens der Chemieindustrie für sogenannte Low-GWPKältemittel wie R1234yf;
•
Zurückhaltung seitens einiger Klimaanlagenhersteller, da diese noch keine ausgereiften
CO2-Klimaanlagen oder -bauteile anbieten konnten;
•
Wunsch der Automobilbranche nach weltweit einheitlichen Klimaanlagen;
•
Klimaanlage als Nebenaggregat war bisher nicht im Fokus der PkwEntwicklungsabteilungen.
Ein Termin einer Markteinführung von Fahrzeugen mit CO2-Klimaanlagen war zum Zeitpunkt
des Fachgespräches nur von einem Hersteller genannt worden. Die Daimler AG plant, im Jahr
2016 einige Pkw-Typen serienmäßig mit CO2-Klimanlagen auszurüsten und auf den Markt zu
bringen 113. Möglicherweise könnten vorher (im Jahr 2014) erste Testfahrzeuge verfügbar sein.
Die am Fachgespräch Teilnehmenden nannten eine Reihe von möglichen Folgeaktivitäten und
Ansatzpunkten, um die Implementierung von Pkw-Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel zu
unterstützen:
113
•
UBA stellt aktuelle Informationen zu Pkw-Klimaanlagen zur Nutzung für Einkäufer
durch das Umweltbundesamt zur Verfügung;
•
Durchführung eines Gesprächs zwischen Herstellern und Flottenbetreibern mit der
Unterstützung des Umweltbundesamtes.
•
Platzierung eines Fachartikels zum Thema Klimaanlagen in Fachzeitschriften, die vor
allem von Fuhrparkbeschaffern gelesen werden.
Laut autobild.de soll 2016 das erste Auto (Mercedes E-Klasse) auf dem Markt erscheinen, das mit CO2 kühlt
(Autobild.de 2013).
147
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Finanzielle Unterstützung einer stark anwendungsbezogenen Forschung zur raschen
Fortentwicklung und Markteinführung der CO2-Klimaanlagentechnik.
•
Feldtests für den Einsatz von CO2-Klimaanlagen in der Anwendung.
•
Kommunikation der Großverbraucher mit Ansprechpartnern der Autohersteller und
Betonung der Bedeutung des Einsatzes der CO2-Technik in Klimaanlagen als
Beschaffungskriterium.
•
Aufnahme des Einsatzes von CO2 als Kältemittel als Kann-Kriterium in die
Vergabegrundlagen des Blauen Engels zum Carsharing.
•
Kalkulationen bei Flottenbetreibern nach dem „Total cost-of ownership“-Ansatz.
•
Einbezug des öffentlichen Beschaffungswesens und möglicherweise Bündelung mit der
Beschaffung gewerblicher Großverbraucher.
8.2.4 Abschätzung von Umwelteffekten
Neben den Tests zu den Risiken von R1234yf bei Austritt bei Unfällen stellt sich die Frage nach
den Umwelteffekten im „Normalbetrieb“. Es liegen weder aktuelle Vergleichsmessungen zum
Verbrauch noch aktuelle Ökobilanzen von Klimaanlagen für CO2 und R1234yf vor. Bei den
früheren Messungen an CO2 –Klimaanlagen im Vergleich mit R134a (UBA 2009,
Wieschollek/Heckt 2007) konnte kein höherer Kraftstoffmehrverbrauch als bei einer Anlage mit
dem Kältemittel R134a festgestellt werden. Für die in Mitteleuropa zu erwartenden
Außentemperaturen würden CO2-Anlagen zu einem Minderverbrauch führen.
In Fachkreisen geht man heute davon aus, dass der durchschnittliche Energieverbrauch im
Klimaanlagenbetrieb für CO2 ähnlich sein wird wie bei R134a Anlagen, da diese mittlerweile
auch weiter optimiert wurden. Die Kälteleistung von R1234yf ist um einige Prozent schlechter
als R134a (Wieschollek 2009; Petitjean 2010; Eusitice 2010). Man versucht, diesen Nachteil mit
höherem konstruktivem Aufwand auszugleichen.
Es liegt ein von der Automobilindustrie entwickeltes Berechnungsprogamm vor (sog. Green
Mac LCCP), mit dem die Klimagasausstöße von Klimaanlagen berechnet werden können. Die
Ergebnisse der Bilanzen sind in vielen Fällen nicht nachvollziehbar, weil die Ausgangsdaten
nicht erhältlich sind. Für den Energieverbrauch der Pkw-Klimaanlage in der Praxis gibt es
zudem viele weitere wichtige Parameter wie die angestrebte Innenraumtemperatur oder
Regelungskonzepte, die den Verbrauch beeinflussen.
Ein sehr wichtiger Umwelteinfluss, der beim Einsatz des Kältemittels CO2 vollständig vermieden
werden würde, ist der Eintrag von atmosphärischen Abbauprodukten von fluorierten
Kältemitteln. Hauptabbauprodukt des Kältemittels R1234yf ist die Trifluoressigsäure (TFA). Die
persistente, d.h. kaum abbaubare Säure TFA bildet auch bei Verdünnung mit Wasser noch
stark ätzende Gemische. TFA trägt zur Versauerung von Gewässern bei und wirkt toxisch,
insbesondere auf Algen (Harnisch 2003). Bei vollständiger Ausrüstung der Pkw-Flotte Europas
mit R1234yf werden jährlich etwa 18.600 Tonnen TFA in die Umwelt gelangen (Henne 2012).
Eine Anreicherung in abflusslosen Gewässern wurde bereits heute nachgewiesen (Kajihara
2010; Zhai 2013; Wang 2014). Auch die Deutsche Bundesregierung spricht sich dafür aus, die
TFA Konzentrationen in der Umwelt kritisch zu beobachten (Bundestag 2013-1; Bundestag
2013-2).
Die Toxizität von R1234yf ist noch nicht abschließend untersucht. Es bestehen offene
Nachforderungen der Chemikalienbehörden für bestimmte Tests.
148
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
8.2.5 Fazit
Die Optimierung der Klimaanlagen im Pkw und die bevorstehende Substitution des bisherigen
Kältemittels durch Ersatzstoffe wurden als Fachthema ausgewählt, weil vermutet wurde, dass
Großverbraucher ein beträchtliches Nachfragepotenzial besitzen. Die Mobilisierung der
Nachfrager als Teilnehmer am Fachgespräch erfolgte aus verschiedenen Branchen: Große
Unternehmen mit einem großen Dienst- und Firmenwagenfuhrpark, Fuhrpark- und
Flottenbetreiber, Autovermietungen und Taxigewerbe. Insgesamt war die Mobilisierung von
Interessenten als Teilnehmer für das Fachgespräch sehr aufwendig, da Klimaanlagen bzw.
Kältemittelfragen nicht zum Kerngeschäft des Einkaufs gehören.
Das durchgeführte Fachgespräch offenbarte jedoch ein beträchtliches Interesse innerhalb der
Branchen, da aufgrund der Presseberichterstattung in den Jahren 2013 und 2014 eine erhöhte
Aufmerksamkeit erzielt wurde. Es zeigte sich, dass es hier ein „Zeitfenster“ für ökologisch
relevante Weichenstellungen gibt, das gemeinsam von Umweltbehörden, Politik und
Wirtschaftsakteuren genutzt werden könnte.
Die Umweltentlastungspotentiale bestehen beim Kältemittel R744 (CO2) insbesondere in der
Vermeidung der Produktion eines fluorierten Stoffes und des Eintrages großer Mengen (18.600
Tonnen/Jahr allein in Europa) des atmosphärischen Abbauproduktes von R1234yf, der
perfluorierten Trifluoressigsäure, die äußerst persistent ist.
Bei dem Fachgespräch wurden Ansatzpunkte benannt, mit denen die Verwendung des
Kältemittels CO2 angestoßen werden könnte. Diese lassen sich auf drei Punkte
zusammenfassen:
•
Weitere Information der Marktteilnehmer und Beschaffer zur Machbarkeit und zu
Vorteilen des Kältemittels CO2;
•
Förderung von Forschung und Entwicklung zur weiteren Verbesserung der
Praxistauglichkeit von CO2-Klimaanlagen und Durchführung von Feldtests;
•
Gespräche zwischen Automobilherstellern und Großverbrauchern, sowohl in Einkaufsgesprächen als auch in Form einer gemeinsamen Arbeitssitzung.
8.3 Wäschetrockner in der professionellen Textilpflege
In Kapitel 6.4 wurden energieeffiziente Wäschetrockner mit Wärmepumpe als eine
Umweltinnovation aufgezählt, die dann als Ansatzpunkt für eine Aktivierung von
Großverbrauchern – zur Unterstützung von Umweltinnovationen – ausgewählt wurden.
8.3.1 Kurzcharakterisierung des Wäschetrockner-Markts
Wäschetrockner für den Einsatz im gewerblichen und industriellen Bereich lassen sich nach
ihrer Kapazität in sieben Klassen unterscheiden (vgl. Tabelle 25). Diese reichen von 6 kg pro
Zyklus bis zu 400 kg/Stunde und Zyklus. Aufgrund der unterschiedlichen Kapazitäten ergeben
sich sehr unterschiedliche Einsatzbereiche: Trockner mit geringer Kapazität werden als Münzoder Kartentrockner (z.B. in Waschsalons) eingesetzt, wohingegen Trockner mit einer Kapazität
von 70 kg/Zyklus der kommerziellen Industriewäsche dienen. Ebenfalls für die Industriewäsche
verwendet werden Durchlauf-(Transfer-)Wäschetrockner, welche eine Kapazität von 400 kg pro
Stunde aufweisen (Graulich et al. 2011a; S. 12-13).
149
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 25:
Charakteristika professioneller Wäschetrockner (Graulich et al. 2011a; S. 12-13)
Name
Semi-professioneller
Trockner; Kondensation
Semi-professioneller
Trockner; Ablufttrockner
Professioneller
Trockenschrank
Professioneller
Wäschetrockner < 15 kg
Professioneller
Wäschetrockner 15-40 kg
Professioneller
Wäschetrockner > 40 kg
Durchlauf- (Transfer-)
Wäschetrockner
Typische
Kapazität pro
Zyklus [kg]
Nennkapazität [kg]
(Jährliche nominelle
Kapazität)
Vorherrschendes
Kundensegment
6
6.500
6
6.500
8
6.300
10
14.400
23
40.500
70
168.000
Münz- u. Kartenwäscherei /
Haushaltswäsche
Münz- u. Kartenwäscherei /
Haushaltswäsche
Münz- u. Kartenwäscherei /
Haushaltswäsche
Münz- u. Kartenwäscherei /
Haushaltswäsche
Wäscherei im Hotel- und
Gastgewerbe
Kommerzielle Industriewäsche
400 (kg/Stunde)
1.020.000
Kommerzielle Industriewäsche
Nach Schätzungen von Graulich et al. (2011b; S. 23) wurden 2009 insgesamt rund 39.000 114
professionelle Wäschetrockner in den (damaligen) 27 Mitgliedsstaaten der EU verkauft. Die
PRODCOM 115 Statistik weist 2.860 verkaufte Wäschetrockner für gewerbliche Zwecke in
Deutschland für das Jahr 2012 aus. Während der gewerbliche Markt recht kleine Stückzahlen
aufweist, liegen die Produktions- und Absatzzahlen von Wäschetrocknern im Haushaltsbereich
in Millionenhöhe: PWC (2009) gibt für das Jahr 2005 für die (damaligen) EU-25 eine
Produktionszahl von ca. 4,8 Mio. Haushaltstrocknern (Fassungsvermögen ≤ 10 kg) an. Im selben
Jahr wurden 500.000 Trockner aus den EU-25 exportiert und 100.000 importiert, was einen
letztendlichen Absatz in den EU-25 von 4,4 Mio. Haushaltstrocknern im Jahr 2005 bedeutete. In
Deutschland waren im Januar 2013 39,1 % der Haushalte mit einem Wäschetrockner (inklusive
Kombinationsgerät aus Waschen und Trocknen) ausgestattet, was etwa 15,8 Mio. Geräten
entspricht (Statistisches Bundesamt 2014).
Zwei weitere große Kategorien der Haushaltstrockner sind automatische und nichtautomatische Waschmaschinen (Fassungsvermögen ≤ 10 kg) inklusive Waschtrockner 116. Der
Absatz der automatischen Waschmaschinen und Waschtrockner lag in der damaligen EU-25
2005 bei ca. 13 Mio. konsumierten Produkten. Von den nicht-automatischen Waschmaschinen
und Waschtrocknern wurden ca. 4,8 Mio. Stück verkauft. Insgesamt wurden in der EU-25 im
Jahr 2005 17,8 Mio. Haushaltstrockner abgesetzt (PWC 2009; S. 85).
114
Laut PriceWaterhouseCoopers wurden in 2005 (EU-25) 37.000 professionelle Trockner (Fassungsvermögen > 10
kg) produziert (PWC 2009; S. 87).
115
PRODuction COMmunautaire (PRODCOM) ist die statistische Datenbank für Industriegüter des Statistischen Amts
der Europäischen Union (Eurostat).
116
Als Waschtrockner werden Maschinen, die sowohl trocknen als auch waschen, bezeichnet.
150
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
8.3.2 Innovationen
Wäschetrockner mit Wärmepumpen für den Gebrauch im Privathaushalt wurden 2008
erstmals auf den Markt eingeführt. Der Marktanteil der Wärmepumpentrockner ist von 14 %
im Jahr 2010 auf 22 % im Jahr 2011 gestiegen (Stiftung Warentest 2013; S. 68-71).
Das Ziel der Innovation der Trockner mit Wärmepumpen besteht darin, dass diese im
Vergleich zu konventionellen Geräten bis zu 50 % Energie sparen, indem die Wärmepumpen
die beim Trockenvorgang erzeugte heiße Abluft erneut für den Trockenprozess verwenden
(Stiftung Warentest 2012; S. 65-69). Ein Nachteil ist der höhere Anschaffungspreis von
Wäschetrocknern mit Wärmepumpe im Vergleich zu konventionellen Wäschetrocknern.
Jedoch amortisiert sich dieser höhere Preis nach einer Nutzungsdauer von 10 Jahren, was
Wäschetrockner mit Wärmepumpen zu einer langfristig ökonomisch vorteilhaften Lösung
macht. Den in den Wärmepumpen verwendeten Kältemitteln R134a und R407C wird nur eine
kleine Klimalast zugeschrieben, da sie in geringen Mengen verwendet werden und der
Energieverbrauch der Wäschetrockner die mit Abstand größten Umweltauswirkungen
verursacht (vgl. Anlagenband Kapitel 5.2). Der Einsatz von Wärmepumpen bezieht sich v.a. auf
die in privaten Haushalten benutzten Wäschetrockner sowie auf semiprofessionelle Trockner
mit einer Kapazität von etwa 10 kg und weniger.
Graulich et al. (2011c; S.3-4) beschreiben sieben verschiedene Verbesserungsoptionen für
gewerblich genutzte Wäschetrockner. Hier wurden unter anderem 117 ein
Wärmerückgewinnungssystem und ebenfalls der Einbau einer Wärmepumpe untersucht.
Durch eine Wärmerückgewinnungsanlage kann Energie eingespart werden, da der Trockner
die kalte Zuluft, vor allem wenn diese eine Temperatur unter 24°C besitzt, mittels
Wärmetauschprinzip durch die vorher produzierte warme Abluft erwärmen kann. Auch der
Einbau einer Wärmepumpe bringt eine Energieeinsparung mit sich. Graulich et al. (2011c; S.34) nennen hier eine mögliche Reduktion von 40-60 % der benötigten Energie gegenüber einem
konventionellen Kondensationstrockner.
8.3.3 Fachgespräch energieeffiziente Textiltrocknung
Am 4. Juni 2014 wurde ein Fachgespräch im Umweltbundesamt unter dem Titel „Steigerung
der Energieeffizienz in der professionellen Textiltrocknung. Kosten- und Umweltaspekte im
Blick“ durchgeführt. 118 Hierzu wurden im Vorlauf Verbände, Unternehmen und Dienstleister
im Bereich Textilreinigung und -trocknung sowie Hersteller von Wäschetrocknern per E-Mail
und teilweise persönlich kontaktiert und eingeladen.
Am Fachgespräch selbst nahmen 15 Personen aus dieser Zielgruppe teil. 119 Die
Zusammensetzung der Teilnehmerschaft reichte von kleineren Unternehmen bis zu sehr
großen Dienstleistern. Damit verbunden sind beträchtliche Unterschiede des täglichen
117
Zu den sieben Verbesserungsoptionen gehören außerdem eine Lastkontrolle und dadurch angepasste
Trocknungsprogramme, verbesserte Wärmedämmung zur Verringerung von Wärmeverlusten, erhöhte
Motoreffizienz, Restfeuchtekontrolle zur Erreichung einer optimalen Trocknungszeit, verbessertes LuftstromSystem (Graulich et al. 2011c; S. 3f.).
118
Programm vgl. Kapitel 5.1.1 des Anlagenbands.
119
Teilnehmer vgl. Kapitel 5.1.3 des Anlagenbands; das ausführliche Protokoll findet sich in Kapitel 5.1.2 des
Anlagenbands.
151
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Wäschedurchsatzes und davon abgeleitet sehr unterschiedliche Technologien zur
Wärmerückgewinnung.
Als Innovationen, die im Spektrum der professionellen Textiltrocknung eingesetzt werden
könnten, kamen dabei folgende Techniken zur Sprache (vgl. Kühne 2014; Folien 10-24):
•
Einsatz von Wärmepumpen: Wärmepumpen verwenden die beim Trockenvorgang
erzeugte heiße Abluft erneut für den Trockenprozess. Auf diese Weise verringert sich
der Bedarf an Primärenergie, wodurch Energieeinsparungen von bis zu 30 % möglich
werden. Die heiße und feuchte Abluft des Trockners gelangt in die Wärmepumpe und
wird dort durch ein Kältemittel abgekühlt, was zur Kondensation führt. Das Kältemittel
speichert die entzogene Energie, die nun dazu benutzt wird, die kühle Luft zu
erwärmen, sodass diese wieder für den Trockenprozess verwendet werden kann. Der
Einsatz von elektrischen Wärmepumpen ist nur bei elektrisch betriebenen Trocknern
sinnvoll; bei gasbetriebenen Trocknern steht noch eine entsprechende
Technologieentwicklung von gasbetriebenen Wärmepumpen aus.
•
Nutzung der Abwärme aus Abgas und Abluft: Die Nutzung der Abwärme kann durch
Abluft-Wärmetauscher (für Mangeln) oder Abgas-Wärmetauscher (für Kesselanlagen)
erfolgen. Bei Abluft-Wärmetauschern wird die feuchte und heiße Abluft des Trockners
durch einen Wärmetauscher geschleust, durch den die Frischluft aufgewärmt wird. Ein
Beispiel für einen Abgas-Wärmetauscher ist der Kondensations-Wärmetauscher EMS. 120
Das Ziel ist es, die zurückgewonnene Abwärme technisch sinnvoll und kostengünstig
wieder in den Prozessablauf einer Wäscherei einzubringen.
•
Heat Pipes / Wärmerohre: Das technische Ziel von „Heat Pipes“ ist die Wärmerückgewinnung aus der Abluft von Gastrocknern. Genau wie bei den voranstehend
genannten Varianten werden die Wärmerohre als Wärmeübertrager zwischen zwei
verschiedenen Medien genutzt. Eine Erprobung dieser Technik begann im Sommer
2014.
•
Adsorptionskühlung: Bei der Adsorptionskühlung wird die Abwärme zur Kühlung
genutzt wodurch das Trocknen der Umluft möglich ist.
•
Adsorptionschemikalien (Ablufttrocknung mittels Sorptionsentfeuchtung): In der
Klimatechnik werden Zeolith-Kristalle schon zur Entfeuchtung eingesetzt. Diese Kristalle
könnten auch in textilen Trocknungsprozessen Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen
und danach durch die Abwärme wieder getrocknet werden.
•
Kraft-Wärme-Kopplung (Blockheizkraftwerk): Mit Hilfe von Kraft-Wärme-KopplungsAnlagen können Strom und Nutzwärme in einem Prozess gekoppelt erzeugt werden.
Das ermöglicht eine effizientere Nutzung des eingesetzten Brennstoffes als bei der
Produktion in getrennten Anlagen. Dies führt zu einem geringeren Brennstoffverbrauch
und somit auch geringeren CO2-Emissionen (BAFA 2014).
•
Industrielle Symbiosen: Industrielle Symbiose bedeutet, dass die Nebenprodukte (z.B.
Energie, Wasser, Material) eines Unternehmens oder einer Branche von einem anderen
Unternehmen oder einer anderen Branche genutzt werden.
Die technische Reichweite dieser Techniken ist ausgesprochen groß, einige der genannten
Techniken befindet sich derzeit noch in der Erprobungsphase. Neben diesen technischen
120
Energy-Managment-System.
152
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Lösungen lassen sich durch Nutzung von Solarzellen weitere Vorteile erzielen, die aber
außerhalb der Bandbreite der Betrachtung liegen. Daneben können auch Optimierungen
erzielt werden, etwa durch Robotereinsatz oder eine Optimierung der Betriebsabläufe unter
Einbeziehung der (potenziellen) gewerblichen Nutzer.
Obwohl viele technische Voraussetzungen für eine energieeffizientere Trocknung gegeben
sind, sahen die Teilnehmenden einige Barrieren bei der Implementierung dieser Technologien
in ihren Betrieben. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass eine angemessene Beratung für
Wäschereibetriebe fehle, da Energieberater meist Querschnittsberater sind, die wenig Einblick
in die Branche haben. Außerdem fehle bei vielen Betrieben ein umfassendes
Energiecontrolling, um Höhe und Quellen der aktuellen Energieverbräuche überhaupt nachzuvollziehen. Es wurde mehrfach betont, dass vor allem kleinere Betriebe schwer zu erreichen
seien und über wenig finanzielle Möglichkeiten für Investitionen in energieeffiziente Lösungen
verfügen – obwohl KMU von den meisten Teilnehmenden als die Unternehmen mit viel
Potenzial zur Energieeinsparung gesehen werden. Mehrfach wurde die Kosten-Nutzen-Relation
bei Investitionen in energiesparende Maßnahmen in Frage gestellt; mit der Begründung, dass
es momentan rentabler für die Firma sei, Lohnkosten statt Wasser und Energie zu sparen. Des
Weiteren wurde die häufig zu lange Amortisationszeit neuer Geräte als unattraktiv bewertet.
Im zweiten Teil des Fachgesprächs wurden mögliche Handlungsfelder und Maßnahmen
diskutiert, die Energieeffizienz in der professionellen Textilpflege zu steigern:
•
Integration der gewerblichen Kunden/Nutzer in die Entwicklung der Wäschetrockner,
um eine effiziente Benutzung entlang der Produktionskette zu unterstützen und ein
Feedback der Nutzungserfahrungen zu erhalten.
•
Einrichtung eines runden Tischs zwischen Herstellern und Anwendern/ Kunden, um die
Machbarkeit einer verketteten Produktion zu besprechen, die auch über das einzelne
Unternehmen hinausreicht.
•
Best-Practice Plattform des DTV: Der DTV hat eine Plattform zum Energieverbrauch in
Wäschereien erstellt, in der Betriebe anonym ihre Daten eintragen und mit der Branche
vergleichen können. Diese Plattform könnte zu einer Techniksammlung
weiterentwickelt werden.
•
Energiebilanzierung: Viele Wäschereien haben noch keinen Überblick über ihren
Verbrauch, hierfür könnten Bewertungsmöglichkeit ähnlich zum Energieausweis oder
ein Gütesiegel/ Index etabliert werden. Eine weitere Möglichkeit könnte auch die
Erweiterung der Vergabeanforderungen des Blauen Engels um einen Indexwert (bspw.
aus Wasser- und Energieverbrauch pro kg Wäsche) sein, der sich auf die gesamte
Produktionskette bezieht und mindestens erreicht werden muss.
•
Schulung und Energieberatung: Fort- und Ausbildung der Textilreinigungsbetriebe und
der Wäschereien, v.a. der KMU, mit Unterstützung der verschiedenen Textilverbände,
Durchführung einer Energieberatung „on tour“, die etwa durch Contracting-Modelle
finanziert werden könnte.
•
Verbesserte Transmission von Innovationen in die Branche: Die Diffusion von
energieeffizienten Trocknertechnologien in der Branche könnte durch
Technologiescouts, die Innovationen aus anderen Branchen in die Textilpflege
hineintragen, oder durch Informationen auf Netzwerktreffen intensiviert werden. In
diesem Zusammenhang kommen auch neuen Finanzierungs- bzw. Leasingmöglichkeiten für kleinere Wäschereien eine Bedeutung zu, um damit Kapital für den
Erwerb neuer Trocknungstechnologien bereitzustellen.
153
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
8.3.4 Abschätzung von Umwelteffekten
Eine Abschätzung von möglichen umweltentlastenden Effekten kann nicht auf alle der in
Kapitel 8.3.3 dargestellten Techniken eingehen; es wird im Fortgang auf den Einsatz von
Wärmepumpen fokussiert, dabei wird eine Trennung zwischen Wäschetrocknern im
Haushaltsbereich und im gewerblichen, industriellen Bereich vorgenommen. Eine
Literaturanalyse erbrachte nur vergleichsweise wenige umfassende Studien, die mittels
Ökobilanzierungen Abschätzungen von Umwelteffekten vorgenommen haben. Darauf soll im
Weiteren eingegangen werden.
8.3.4.1
Bereich private Haushalte
Im Zusammenhang mit der Vorbereitung von Durchführungsmaßnahmen der Richtlinie für
Ökodesign-Anforderungen von energiebetriebenen Produkten (Energy-using-Products: EuP)
wurde durch PWC (2009) ein Vergleich zwischen mehreren spezifischen Produktgruppen
durchgeführt; dabei wurden Abluft- und Kondensationstrockner untersucht. Im Ergebnis stellte
sich heraus, dass sowohl bei Abluft- als auch bei Kondensationstrocknern durch die Installation
einer Wärmepumpe erhebliche Einsparungen in unterschiedlichsten Bereichen, vor allem aber
bei Energie bzw. Strom gemacht werden können (vgl. Abbildung 5).
Insgesamt gibt es bei Abluft-Wärmepumpentrocknern in 15 von 16 Kategorien und bei
Kondensations-Wärmepumpentrockner in 9 von 15 Kategorien Verbesserungen im Vergleich
zum Basis-Szenario. Es ist beispielsweise eine Treibhausgas-Reduktion von 36 % bei
Kondensationstrocknern mit Wärmepumpe bzw. 23 % bei Ablufttrocknern mit Wärmepumpe
im Vergleich zum Basis-Szenario möglich. Außerdem führt die Benutzung eines
Wärmepumpentrockners zur Energieeinsparung: Kondensations-Wärmepumpentrockner
benötigen 39 % und Abluft-Wärmepumpentrockner 24 % weniger Energie (PWC 2009; S. 376
und S. 379).
Abbildung 5 zeigt die prozentualen Veränderungen im Vergleich zum Basis-Szenario durch die
Installation einer Wärmepumpe in den zwei untersuchten Trocknerarten. Das Basis-Szenario –
ein Trockner ohne Wärmepumpe – ist durch die schwarze Line bei 100 % gekennzeichnet; in
der Mitte des Netzes befindet sich die 0 %-Marke. Ablufttrockner mit Wärmepumpe sind mit
einer roten und Kondensationstrockner mit Wärmepumpe mit einer blauen Linie dargestellt.
Eine Linie unterhalb der 100 %-Linie des Basis-Szenarios, also im Inneren der Netzgrafik, zeugt
von einer Verringerung des Einflusses des jeweiligen Faktors. Verläuft eine Linie weiter außen
am Netz als das Basis-Szenario, bedeutet dies eine Erhöhung des Einflusses des Faktors durch
die Installation der Wärmepumpe. Beim Einsatz von Wärmepumpentrocknern (sowohl bei
Abluft- als auch bei Kondensationstrocknern) verringern sich also sowohl Gesamtenergie,
Wasserverbrauch (Prozess) und Treibhausgase als auch die Versauerung (Eintrag in die Luft);
die Eutrophierung nimmt hingegen zu (PWC 2009; S. 354).
Nach Graulich et al. (2011c; S. 18) können die hohen Werte in der Kategorie Eutrophierung auf
den Materialmehrverbrauch und das in den Wärmepumpen benötigte Kältemittel
zurückzuführen sein. Der Materialmehrverbrauch wurde ausschließlich bei
Kondensationstrocknern untersucht. Hier zeigt sich auch eine Erhöhung durch die Installation
einer Wärmepumpe. Für Ablufttrockner liegen keine entsprechenden Zahlen vor.
154
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung 4: Veränderungen verschiedener Umwelteffekte durch Installation einer Wärmepumpe bei
Haushaltstrockner (Eigene Zusammenstellung aus PWC 2009; S. 354)
Eutrophierung
Gesamtenergie
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
Materialmehrverbrauch
Wasserverbrauch
(Prozess)
Treibhausgase
Versauerung (Eintrag in
die Luft)
Ablufttrockner mit Wärmepumpe
Kondensationstrockner mit Wärmepumpe
Basis-Szenario = 100% (Trockner ohne
Wärmepumpe)
Die Aussagen zur Energieeinsparung und damit zur Verringerung des Treibhauspotenzials von
PWC (2009) werden in den Untersuchungen von Rüdenauer et al. (2008) und Meyers et al.
(2010) tendenziell bestätigt: Rüdenauer et al. (2008; S. 40) ermitteln eine Einsparung von bis zu
50 % der gesamten verwendeten Energie (Produktion, Benutzung, Entsorgung) bei einem
Trockner mit Wärmepumpe im Vergleich zu einem konventionellen Abluft- oder
Kondensationstrockner. Außerdem verursachen Wärmepumpentrockner (Abluft- bzw.
Kondensationstrockner) gegenüber konventionellen Ablufttrocknern ca. 50-60 % und
gegenüber konventionellen Kondensationstrocknern 30 bis 47 % geringere
Umweltauswirkungen (u.a. Treibhaus-, Versauerungs- und Eutrophierungspotenzial). Laut
Meyers et al. (2010; S. 1) besteht die Möglichkeit einer 50 %-igen Verringerung des
Energieverbrauchs bei Benutzung eines Wärmepumpentrockners anstelle eines
konventionellen Trockners.
Die Stiftung Warentest hat sowohl 2012 als auch 2013 Wäschetrockner mit Wärmepumpen in
Warentests als energieeffizient bewertet. Das Fazit beider Tests ist eine Einsparung von
ebenfalls ca. 50 % Strom im Vergleich zu einem klassischen Kondensationstrockner (Stiftung
Warentest 2012; S. 65-69; Stiftung Warentest 2013; S. 68-71) und zeigt somit die gleiche
Tendenz wie die zuvor erwähnten Studien.
155
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
8.3.4.2 Bereich gewerbliche und industrielle Anwendung
Graulich et al. (2011c) untersuchten sieben verschiedene Verbesserungsoptionen für gewerblich
genutzte Wäschetrockner, hierunter auch den Einbau einer Wärmepumpe. Diese Innovation
wurde an sechs unterschiedlichen Wäschetrocknerarten (Basis-Szenarios) untersucht: Semiprofessionelle Kondensations- und Ablufttrockner, professioneller Trockenschrank und
professionelle Wäschetrockner mit einem Trockenvolumen von weniger als 15 kg, 15-40 kg
und über 40 kg (Graulich et al. 2011c; S. 3-4).
Bei allen untersuchten Varianten führt die Verbesserungsoption einer integrierten Wärmepumpe zu einer Reduktion des Energieverbrauchs von 40-60 % gegenüber einem konventionellen Kondensationstrockner (vgl. Abbildung 6). Insgesamt gibt es bei allen Trocknerarten
in 11 von 16 untersuchten Kategorien eine ökologische Verbesserung durch den Einbau der
Wärmepumpe: Unter anderem sinken der Wasserverbrauch, die Treibhausgasemissionen, der
gefährliche Abfall und die Versauerung der Luft (vgl. Abbildung 6). Die erhöhten Werte bei der
Eutrophierung sind möglicherweise auf den Materialmehrverbrauch und das in den Wärmepumpen benötigte Kältemittel zurückzuführen (Graulich et al. 2011c; S. 48).
Abbildung 6 zeigt die relativen Veränderungen (in Prozent) im Vergleich zum Basis-Szenario
durch die Installation einer Wärmepumpe in den untersuchten Trocknerarten. Beim Einsatz
von Wärmepumpentrocknern verringern sich also sowohl Gesamtenergie, Wasserverbrauch
und Treibhausgase als auch die Versauerung (Eintrag in die Luft); die Eutrophierung nimmt
hingegen zu.
Die Brancheninitiative „Trommeln für die Energiewende“, die Ende 2012 gegründet wurde 121,
hat in Wäschereien ein Energien- und Ressourcen-Einsparpotential von 30 % durch den Einsatz
neuster Techniken ermittelt (Kühne 2014, Folie 5), Potenziale von bis zu 50% sind bei Einsatz
von neuen Kühlungskonzepten möglich, die derzeit nur in F&E Vorhaben erprobt werden.
8.3.5 Fazit
Die Verbesserung der Energieeffizienz in der gewerblichen Wäschepflege wurde als eine
Innovation ausgewählt, die ein Großverbraucherpotential hat. Im Zuge der weiteren
Recherchen zeigte sich eine stärkere Differenzierung der Wäschepflege, die sich – neben der
Wäschetrocknung in privaten Haushalten – zwischen semiprofessionellen und professionellen
Einsatzbereichen stark unterscheidet. Semiprofessionelle Trockner setzen einfachere,
haushaltsnähere Technologien ein, deren technische Nennkapazität sehr begrenzt (auf etwa 6
kg Trockenwäsche) ist. Die professionellen Wäschetrockner haben sehr unterschiedliche
Trommelgrößen bis hin zu Durchlauftrocknern und verfügen damit über sehr unterschiedliche
Technologien. Mit der technologischen Komplexität einher geht eine wachsende
Trocknungsmenge pro Trockenzyklus bzw. pro Zeiteinheit. Damit verbunden ist selbstredend
eine sinkende Anzahl von inländischen gewerblichen Nutzern von Wäschepflege.
Im Vorhaben erfolgte eine Fokussierung auf die professionellen Trockner, die sich allerdings
beträchtlich von Geräten der privaten häuslichen Wäschepflege unterscheiden. Mit der
Teilnahme der relevanten Verbände und einschlägiger Dienstleister konnte ein guter Mix an
Unternehmen/Großverbrauchern im Bereich der Wäschepflege erreicht werden.
121
Vgl. http://www.rw-textilservice.de/data/beitrag/Artikel-Trommeln-fuer-die-Energiewende-_8379314.html bzw.
http://brancheninitiative-energie.de/. Aufgerufen am 11.07.2014.
156
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung 5: Veränderungen durch die Installation einer Wärmepumpe (gewerbliche Wäschetrockner) (Eigene
Zusammenstellung aus Graulich et al. 2011c; S.16)
Gesamtenergie
400
350
300
250
200
150
100
50
0
Eutrophierung
Wasserverbrauch
(Prozess)
Treibhausgase in
GWP100
gefährlicher Abfall
Versauerung (Eintrag in
die Luft)
Semi-professioneller Kondensationstrockner
Semi-professioneller Ablufttrockne
Professioneller Trocknenschrank
Professioneller Wäschetrockner < 15 kg
Professioneller Wäschetrockner 15-40 kg
Professioneller Wäschetrockner > 40 kg
Basis-Szenario = 100%
(jeweiliger Trockner ohne Wärmepumpe)
Insgesamt zeigt sich aus der literaturgestützten Abschätzung von Umwelteffekten, dass
beträchtliche energetische Einsparpotentiale bestehen, die sowohl seitens der
Brancheninitiative „Trommeln für die Energiewende“ als auch im Fachgespräch bestätigt
wurden – die Rede ist hier von einem energetischen Einsparpotenzial von bis zu 30 %. Zu
deren Realisierung kann ein Portfolio an sehr unterschiedlichen Technologien eingesetzt
werden, deren Marktdurchdringung entweder noch gering ist oder sich noch in der
Erprobungsphase befindet.
Während des Fachgesprächs wurden eine Reihe von Maßnahmen und Ansatzpunkte benannt,
um – auch mit Hilfe des Umweltbundesamts – die Diffusion weiter zu unterstützen. Diese
Maßnahmen adressieren zwei Ebenen 122:
122
In Kap. 9.2 gehen wir auf die Eignung des Ansatzes, Großverbraucher zu mobilisieren, ein.
157
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Zum einen eine Verbesserung der Energieeffizienz in Unternehmen der Wäschepflege;
hierzu zählen Maßnahmen wie das Monitoring bzw. die Bilanzierung des
Energieverbrauchs, die Personalschulung, technische Feedbacksysteme bei der
Maschinenüberwachung, Transponder für die Optimierung der Pflegezyklen, eine
Energieberatung durch Branchenspezialisten und neue finanzielle Contractingmodelle
bzw. Leasingmöglichkeiten.
•
Zum anderen – und dies steht im Mittelpunkt dieses Berichts – die „Organisierung“ von
Großverbrauchern als Treiber einer Marktdiffusion von Umweltinnovationen. Hierzu
können insbesondere Maßnahmen wie die Einrichtung runder Tische, die horizontale
wie auch vertikale Vernetzung, die Integration gewerblicher Nutzer in den
Wäschetrocknerentwicklungsprozess sowie die Erarbeitung und Anwendung von
Einkaufskriterien (etwa im Rahmen einer CSR-Strategie) gezählt werden. Wichtig ist
auch die Rolle von Schlüsselakteuren bzw. -verbänden, die in der Branche eine hohe
Reputation besitzen und glaubwürdig agieren können, etwa in Form einer
energiebezogenen Technologieberatung („Technologiescouts“).
Letztere weisen darauf hin, dass seitens der Branchenverbände wie auch seitens der
Wäschedienstleister ein Potenzial besteht, ihre Rolle als Großverbraucher zu aktivieren.
8.4 Baumwolle aus kontrolliert biologischem Anbau und rezyklierte Baumwollfasern
zur Verwendung in textilen Produkten
In Kapitel 6.4 wurde als eine Umweltinnovation die Verwendung von recyclierten
Baumwollfasern (RC-Baumwollfasern) aufgezählt. Diese Innovation wurde als Ansatzpunkt für
eine Aktivierung von Großverbrauchern zur Unterstützung von Umweltinnovationen
ausgewählt. Aufgrund der bisher nur marginalen Bedeutung von Baumwollfasern aus
biologischem Anbau wurde der Fokus im Bereich der Baumwolle um diesen Aspekt ergänzt. Es
wurden also Baumwolle aus biologischen Anbau und Baumwolle mit Nutzung von
Recyclingfasern betrachtet.
8.4.1 Kurzcharakterisierung des Baumwollmarkts
Textilien sind ein Alltagsprodukt, mit dem alle täglich in Berührung kommen: Als (Berufs-)
Bekleidung, Bettwäsche, Hand-, Putz- und Reinigungstücher, Teppiche, Polstermöbel, Vorhänge
und vieles mehr. Diese Textilien können aus Naturfasern (wie Baumwollfasern, Wolle oder
Hanf), oder auch aus Kunstfasern (wie Viskose, Polyacryl oder Polyester) gefertigt sein (Rigos
2004). Circa 38 % der weltweit produzierten Textilien bestehen aus konventionell angebauter
Baumwolle (Greenpeace 2013). Der Anteil der Biobaumwolle liegt weltweit dagegen bei unter
1,0 %123. Insgesamt wurden 2011/12 weltweit 27,6 Mio. Tonnen Baumwolle geerntet (Textile
Exchange 2013; S. 54).
Am Textilabsatz der EU 27 Staaten hatte vor mehr als 10 Jahren Bekleidung einen Anteil von
rund 45 %, Haushaltstextilien 20%, technische Textilien (18 %), die Innenausstattung (10 %) und
Sonstige (7 %). Bezogen auf die beiden Gruppen Bekleidung und Haushaltstextilien war der
Absatz in den EU-27-Staaten 9,6 Mio. t, von den 6,8 Mio. t auf Bekleidung und 2,8 Mio. t auf
123
Hier gibt es unterschiedliche Angaben: Die Organic Trade Association (2010; S. 1) gibt 0,8% an, während Textile
Exchange die globale Biobaumwollernte auf 138.000 t schätzt, was einem Anteil von 0,5% entspricht, von denen
74% aus Indien stammen (Textile Exchange 2013; S. 15).
158
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Haushaltstextilien entfallen, das entsprach einem Textilabsatz für die EU 27 von 19,1 kg pro
Bürger und Jahr. Im Bereich Bekleidung werden die drei Hauptkategorien Oberteile (36,7 %),
Nacht- und Unterwäsche (24,2 %) und Unterteile (20,4 %) unterschieden; im Bereich
Haushaltstextilien waren dies Fußbodenbeläge (38%), Bettwäsche (27,9%) (alle Zahlen nach
Beton et al. 2014; S. 23ff.).
In Deutschland lag im Jahr 2012 der Anteil der privaten Ausgaben für Bekleidung und Schuhe
an den Gesamtausgaben pro Monat laut Statistischem Bundesamt (2014a; S. 1) bei 4,6 %, dies
entspricht einem Betrag von 106 €/Monat.
Die im Jahr 2010 nach Deutschland importierte Rohbaumwolle, sowie Textilien und die
Kleidung aus Baumwolle stammten hauptsächlich aus China (23 %), Bangladesch (16 %) und
der Türkei (12 %). Der Importwert stieg von ca. 10 Mrd. € im Jahr 2000 auf ca. 14 Mrd. € im
Jahr 2010 stark an. Ebenso ist ein erhöhter Export an Textilien zu verzeichnen, welcher im Jahr
2000 noch ca. 3,8 Mrd. € betrug und im Jahr 2010 bereits auf 6,6 Mrd. € angewachsen war
(Mayer 2013; S. 1).
8.4.2 Innovationen
Im Hinblick auf die Umweltbelastungen konventionell erzeugter Baumwolle wurden zwei
Innovationen betrachtet:
•
Verwendung von in ökologischer Landwirtschaft produzierter Biobaumwolle: In der
ökologischen Landwirtschaft stehen eine nachhaltige Nutzung der natürlichen
Ressourcen und der Erhalt der Gesundheit der Böden, Ökosysteme und des Menschen im
Vordergrund. Es wird ohne die Verwendung von chemischen Düngemitteln und
Herbiziden gearbeitet und ökologische Prozesse sowie die Biodiversität werden
unterstützt und gefördert (Murugesh/Selvadass 2013; S. 39).
•
Verwendung von recyclierter Baumwolle, d.h. von Baumwollgarnen, welche vollständig
oder zu Teilen aus recycelten Fasern bestehen: Diese Innovation wurde in Kapitel 6.4 als
eine Umweltinnovation erwähnt und von Brown/Wilmanns Environmental (2013; S. 6)
in Klasse-A 124 eingestuft, wohingegen konventionelle Baumwolle der Klasse E
zugeordnet wurde.
Mit beiden Innovationen lassen sich qualitativ hochwertige Baumwollfasern und Textilien
herstellen und es kommt dabei zu keinerlei Einbußen bei Nutzen (Große Ophoff 2012; S. 25)
und Design 125. Allerdings ist der Preis noch etwas erhöht, dieser könnte aber bei einer
breiteren Marktdiffusion durch Skaleneffekte abnehmen.
Bisher sind Textilien aus biologischer oder recyclierter Baumwolle jedoch nur Nischenprodukte.
Nach Bilharz et al. (2013; S. 30) liegt der Marktanteil von Bekleidung und Textilien, die mit
dem Europäischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind, bei 0,01 % 126.
124
Nachhaltiger im Hinblick auf Treibhausgase, Humantoxizität, Ökotoxizität, Energieinput, Wasserinput und
Landnutzung.
125
Z.B. http://www.greenality.de/de/monkee-jeans-classic-skinny-organic-oyster-grey.html. Aufgerufen am 24.3.2014.
126
Allerdings ist diese Zahl zurückhaltend zu interpretieren, da es eine Vielzahl verschiedenartiger Umweltzeichen
mit sehr unterschiedlichen stofflichen Anforderungen an die Produkte gibt, zu welchen keine differenzierten
Statistiken vorliegen. Zudem haben große Handelsketten oft eigene Label (vgl. Bilharz et al. 2013; S. 30).
159
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
8.4.3 Fachgespräch nachhaltige Textilien und Recycling-Baumwolle
Am 7. Juli 2014 wurde ein Fachgespräch im Umweltbundesamt unter dem Titel „Textilien als
Visitenkarte: sozial‐ und umweltverträgliche Baumwolltextilien als CSR‐Beitrag in der
Beschaffung“ durchgeführt 127. Hierzu wurden im Vorfeld Verbände im Bereich
Textilvermietung, Handel, Großverbraucher im Bereich Transport sowie
Gesundheitswesen/Pflege sowohl per Email als auch teilweise persönlich kontaktiert. Am
Fachgespräch selbst nahmen 21 Personen aus dieser Zielgruppe teil 128. Ziel des Fachgesprächs
war es, Möglichkeiten zu erkunden, wie eine nachhaltige Produktion von Baumwolltextilien
durch Großverbraucher unterstützt werden könnte.
Dabei wurden in Fachvorträgen zunächst die Produktionskette von Textilien vorgestellt, der
Ressourcenverbrauch bewertet und verschiedene Möglichkeiten zur Senkung dieses Verbrauchs
reflektiert. Anschließend diskutierten die Teilnehmenden, wie Großverbraucher die Nachfrage
nach umwelt- und sozialverträglich hergestellten Textilien steigern könnten. Als Chance zur
Steigerung der Nachhaltigkeit wurde neben der erhöhten Nachfrage nach Produkten aus
Biobaumwolle, vor allem ein Fokus auf Langlebigkeit und Pflege der Textilien gelegt, um durch
längere Nutzungszeiten der einzelnen Textilien insgesamt weniger Ressourcen zu verbrauchen.
Dazu wäre erforderlich, den Lieferanten hohe (schwer einhaltbare) Haltbarkeitsanforderungen
zu stellen. Angesprochen wurde die Relevanz der Transparenz von Produktzertifizierungen
(Baumwollherkunft, faire Produktionsbedingungen etc.).
In dem Fachgespräch wurde deutlich, dass derzeit verschiedene Faktoren die Beschaffung
nachhaltig produzierter Textilien einschränken:
•
Verfügbarkeit von Biobaumwolle, aktuelle verhältnismäßig kleine Produktionsflächen in
der (Bio-) Baumwollerzeugung, Übergangszeiten von 3 Jahren,
•
Preisdifferenz zu konventionell angebauter Baumwolle, insbesondere aufgrund der
Zertifizierungskosten,
•
Anforderungen an die Reinheit des Pre-consumer Abfalls,
•
Unsicherheiten/ Wissensdefizite:
•
o
Beschaffenheit der Faserqualitäten: Faserlänge, Farbbeständigkeit, Pflegbarkeit
o
Ausgestaltung der Zusammenarbeit mit Biobaumwolle- und RC-BaumwollfaserAnbietern und das Lieferketten-Management insgesamt,
o
Vermutlich hohe Anforderungen an das Beschaffungsmanagement,
fehlende gemeinsame Betrachtung der Nachhaltigkeitsdimension in Beschaffung und
Absatz.
Im zweiten Teil des Fachgesprächs diskutierten die Teilnehmenden nachhaltige
Unternehmensstrategien anhand verschiedener Leitfragen u.a. zu Kundenintegration in die
Produktentwicklung sowie Wissenstransfer und Relevanz von Ökologie und Gesundheit entlang
der Lieferkette. Besprochen wurden in diesem Zusammenhang auch folgende Maßnahmen, die
Unternehmen bei der Beachtung ökologischer und sozialer Aspekte unterstützen könnten:
127
Programm vgl. Kapitel 5.3.1 im Anlagenband.
128
Teilnehmer vgl. Kapitel 5.3.3 im Anlagenband.
160
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Zielvereinbarung zur nachhaltigen Textilbeschaffung: Nachhaltigkeitsziele könnten auf
eine CSR – Strategie heruntergebrochen werden, um daraus letztendlich
produktspezifische Handlungsstrategien abzuleiten.
•
Gütesiegel (wie der Blaue Engel), die Informationen etwa über Herkunft und
Inhaltsstoffe liefern, sind ein zentraler Orientierungspunkt für Einkäufer. Sie werden als
Chance gesehen, die Kooperation und Kommunikation über Anbau- und
Herstellungsbedingungen in der Lieferkette zu unterstützen. Die Einführung einer
Differenzierung nach Zielgruppen wird als hilfreich erachtet. Auch das Sichtbarmachen
von besonders ambitionierten Produktkennzeichnungen („Labelführer“) würde bei der
Orientierung im sog. „Labeldschungel“ helfen und bestimmte Label ggf. für bestimmte
Anwendungsbereiche und einzelne Kundenkreise einfacher selektier-/ identifizierbar
machen.
•
Ein „Life Cycle Costing“-tool, in dem investive und laufende Kosten in einer
betriebswirtschaftlichen Kostenkalkulation zusammengeführt sind.
•
Der Aufbau fachlicher Kompetenzen kann durch verschiedene Strategien erfolgen:
Inhouse, in Kooperation mit Verbänden und Unternehmen oder durch „Outsourcing“
(z.B. an Berater).
•
Investitionsunsicherheiten bestehen bei der Umstellung von konventioneller zu
nachhaltiger Herstellung. Als Optionen, die Unternehmen Erleichterung/ Orientierung
versprechen, werden Kooperationen in der vertikalen (Lieferantenmanagement) sowie
horizontalen (zwischen Unternehmen; business to business Kette) und die Einbeziehung
der Endkunden erachtet.
Abschließend wurden drei konkrete Wünsche an das Umweltbundesamt herangetragen: Es
wurde darum gebeten, dass sich das Umweltbundesamt für die Verbesserung der
Produktkennzeichnungen für nachhaltige Textilien einsetzt (Qualität und Transparenz der
Vergabekriterien, sinnvolle und transparente Zertifizierungs- und Kontrollmechanismen).
Außerdem solle es mit darauf hinarbeiten, die „Label-Landschaft“ übersichtlicher zu machen
und durch mediale Unterstützung sowie Folgeveranstaltungen die Aufmerksamkeit auf das
Thema nachhaltige Textilien erhöhen.
8.4.4 Abschätzung von Umwelteffekten
Die Abschätzung von Umwelteffekten trennt zwischen den beiden voranstehend eingeführten
unterschiedlichen Umweltinnovationen: Fasern aus Biobaumwolle und Baumwollfasern mit
Recyclinganteilen.
8.4.4.1
Biobaumwolle
Die Nutzung von Biobaumwolle ist eine Innovation zur Verringerung der
Umweltauswirkungen des konventionellen Baumwollanbaus. Dazu liegt eine Reihe von
vergleichenden 129 Ökobilanzen-Studien vor, die insbesondere die Belastungen am Anfang des
stofflichen Lebenswegs untersuchen.
129
Daneben gibt es auch noch Studien, die Optimierungspotentiale entlang des Lebenswegs ermitteln, etwa mit
Blick auf Treibhausgasemissionen (vgl. z.B. ICCo India and Accenture 2012).
161
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Brown/Wilmanns Environmental (2013; S. 6) haben ein System von fünf Klassen entwickelt, in
welche sowohl natürliche 130 als auch Kunstfasern 131 eingestuft wurden. Die Klassifikation von
Klasse A (nachhaltiger) bis Klasse E (weniger nachhaltig) beruht auf der Bewertung der
verschiedenen Einflussfaktoren beim Produktionsprozess, d.h. vom Rohmaterial bis zur
spinnbereiten Faser. Als Parameter wurden Treibhausgase, Human- und Ökotoxizität, Energieund Wasserinput sowie Landnutzung berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden zu einem
Gesamturteil – der Klasse – verdichtet, indem Treibhausgase und Human- und Ökotoxizität mit
jeweils 20 % und die restlichen Faktoren mit jeweils 13,33 % gewichtet wurden. Im
Gesamturteil wurde Biobaumwolle in Klasse B eingestuft und ist somit um drei Klassen
ökologisch vorteilhafter als konventionelle Baumwolle, welche der Klasse E zugeordnet wurde.
Auch nach Cherret et al. (2005; S. 13-15) ist die zur Produktion benötigte Gesamtenergie, der
CO2-Ausstoß und auch der ökologische Fußabdruck bei Biobaumwolle geringer als bei
konventionell hergestellter Baumwolle. In der Studie wurde unter anderem 132 Biobaumwolle
mit konventioneller Baumwolle von der Anpflanzung bis zum Produktionsschritt Spinnen
verglichen; dabei wurde die Erzeugung zum einen in Punjab/Indien und zum anderen in den
USA untersucht. Im Ergebnis ist klar zu erkennen, dass Biobaumwolle eine bessere Ökobilanz
hat und zudem Biobaumwolle aus den USA in zwei Kategorien133 nachhaltiger abschneidet als
Biobaumwolle aus Punjab (Cherret et al. 2005; S. 17; vgl. Tabelle 2). Die Hauptursache für den
größeren ökologischen Fußabdruck von konventionell angebauter Baumwolle ist der Gebrauch
von Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel. Bei beiden Anbauformen tragen zusätzlich die
Landfläche, die Bewässerung, der Transport und das Spinnen des Garns zum ökologischen
Fußabdruck bei, jedoch weisen diese Parameter bei konventioneller Baumwolle höhere Werte
auf als bei ökologischer Baumwolle (Cherret et al. 2005; S. 16).
Tabelle 26:
Vergleich von Biobaumwolle und konventioneller Baumwolle (Cherret et al. 2005; S. 14-16)
Faserart
Energiebedarf
[MJ/Tonne Spinnfaser]
CO 2-Emissionen
[kg CO 2/Tonne
Spinnfaser]
Ökologischer Fußabdruck
[gha/Tonne Spinnfaser]
11.711
3,6
(geschätzt)
2,35
3,3
(geschätzt)
2,17
4,9
(geschätzt)
5,89
3,57
Biobaumwolle – Punjab
Biobaumwolle – USA
Baumwolle – Punjab
Baumwolle – USA
13.000
(geschätzt)
17.000
(geschätzt)
25.591
3,1
(geschätzt)
Murugesh/Selvadass (2013) haben die Umweltauswirkungen des Anbaus von konventioneller
Baumwolle mit dem Anbau von Biobaumwolle verglichen. Dies wurde mit Hilfe einer
Ökobilanzierung vom Anbau bis zur Ernte, inklusive Produktion und Transport von
Düngemitteln und Pestiziden, Bewässerungsausmaß und dem Stromverbrauch für die
130
Z.B. Baumwolle, Bio-Baumwolle, Hanf.
131
Z.B. PLA, Polyester, Nylon.
132
Polyester, Hanf und Bio-Hanf.
133
CO2-Emissionen und ökologischer Fußabdruck.
162
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Bewässerung, durchgeführt. Es wurden zwei unterschiedliche Datensätze für den
Biobaumwollanbau 134 und ein Datensatz für den konventionellen Baumwollanbau 135 bezüglich
der Wirkungskategorien Abiotischer Abbau, Versauerung, Eutrophierung, Globale Erwärmung,
Abbau der Ozonschicht, Aquatische Süßwasser und Humantoxizität, Toxizität, Terrestrische und
Süßwasser Ökotoxizität, Land-Wettbewerb und Photochemische Oxidation untersucht. In
Abbildung 7 sind diese Wirkungskategorien in Bezug auf die unterschiedlichen
Anbauvarianten im Vergleich aufgezeigt. Als Basis-Szenario dient der konventionelle
Baumwollanbau: Er ist durch die durchgezogene Linie bei 100 % gekennzeichnet, in der Mitte
des Netzes befindet sich die 0 %-Marke. Mit einer gestrichelten Linie ist der Biobaumwollanbau
dargestellt und eine gepunktete Linie stellt den zweiten Datensatz bezüglich des
Biobaumwollanbaus (Studie) 136 dar. Eine Linie unterhalb der 100 %-Linie des Basis-Szenarios,
also im Inneren der Netzgrafik, zeugt von einer ökologischen Verbesserung des jeweiligen
Faktors. Verläuft eine Linie weiter außen am Netz als das Basis-Szenario, bedeutet dies eine
Verschlechterung des Faktors. Die Abbildung lässt deutlich erkennen, dass alle Einflussfaktoren
in beiden Datensätzen des Biobaumwollanbaus geringere Auswirkungen haben als im
konventionellen Anbau von Baumwolle.
Die teilweise deutlich höheren Umweltbelastungen des konventionellen Biobaumwollanbaus
sind zurückzuführen auf den Gebrauch von Pflanzenschutzchemikalien wie synthetische
Pestizide und Herbizide, die Verwendung von Kunstdünger und die starke Bewässerung. Beim
Anbau von Biobaumwolle wird eine natürliche Schädlingsbekämpfung betrieben und der
Einsatz von Chemikalien so vermieden. Zudem wird kein Kunstdünger verwendet, sondern die
Düngung erfolgt durch natürliche Methoden wie zum Beispiel den Anbau von Biobaumwolle
in Mischkulturen. Dies trägt zu den teilweise bis zu 50 % geringeren Umweltbelastungen des
Biobaumwollanbaus bei (Murugesh/Selvadass 2013; S. 39-40).
8.4.4.2 Verwendung recyclierter Baumwolle
Die Innovation, frisch erzeugte Baumwolle durch recycelte Baumwolle zumindest teilweise zu
ersetzen, zielt insbesondere auf die landwirtschaftliche Erzeugung ab. Die Nutzung von
recyclierter Baumwolle wurde in mehreren Studien mit dem Einsatz von Primärfasern aus
Baumwolle verglichen.
Recyclierte Baumwolle wurde, genau wie Biobaumwolle, von Brown/Wilmanns Environmental
(2013; S. 6) nach Bewertung der Einflussfaktoren Treibhausgase, Human- und Ökotoxizität,
Energie- und Wasserinput und Landnutzung eingestuft und erreichte die bestmögliche Klasse
A. Damit wurde recyclierte Baumwolle eine Klasse höher als Biobaumwolle eingestuft und vier
Klassen nachhaltiger als konventionelle Baumwolle.
Da die Baumwollpflanze eine so wasserintensive Pflanze ist, spart die Verwendung von
Recycling-Baumwolle 20.000 Liter Wasser pro Kilogramm Baumwolle (Claudio 2007; S. 6)
beziehungsweise 10.000 Liter Wasser pro Kilogramm Garn, wenn dieses aus 50 % recyclierter
Baumwolle besteht (Große Ophoff 2012; S. 25). Außerdem könnten bis zu 95 % der Textilien,
die jedes Jahr auf der Mülldeponie landen, recycelt werden (Textile Exchange 2012; S. 2), was
das große Potential von recyclierten Baumwollfasern verdeutlicht.
134
Felder im Nimar Tal in Madhya Pradesh, Daten aus 2003 & 2004 (n=120) und Felder in Kutch, Gujarat, Indien
(n=1).
135
Felder im Nimar Tal in Madhya Pradesh, Daten aus 2003 & 2004 (n=220).
136
Felder in Kutch, Gujarat, Indien.
163
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Abbildung 6: Vergleich der Umweltauswirkungen des Anbaus von Biobaumwolle und konventioneller Baumwolle
(Murugesh/Selvadass 2013; S. 41)
Abiotischer Abbau
120
Photochemische Oxidation
Versauerung
100
80
60
Land-Wettbewerb
Eutrophierung
40
20
0
Süßwassersediment
Ökotoxizität
Globale Erwärmung
Terrestrische Ökotoxizität
Abbau der Ozonschicht
Aquatische
Süßwassertoxizität
Humantoxizität
Konventioneller Baumwollanbau = Basis-Szenario (100%)
Bio-Baumwollanbau
Bio-Baumwollanbau (Studie)
Auf diesen Ergebnissen und anderen Hinweisen (vgl. z.B. Broich 2014) aufbauend zeichnet es
sich ab, dass durch die Substitution von Frisch- durch Recyclingfasern folgende
Umweltentlastungen realisiert werden könnten:
•
Deutliche Reduktion des Wasserverbrauchs in den Anbauregionen, bei denen der
Wasserverbrauch der konventionellen Baumwollerzeugung mit Versalzung und
Austrocknung verbunden ist (Problem: Recycling findet nicht in den BaumwollAnbauregionen statt).
•
Einsparung von Pflanzenschutz- und Düngemittel, da die konventionelle Baumwollzucht
zumeist in Monokulturen erfolgt und in erheblichem Maße Pflanzenschutz- und
Düngermittel einsetzt.
•
Einsparung von bis zu 20 % Energie bei 50 % recyclierter Baumwolle, hauptsächlich
durch die Einsparungen bei der Fasererzeugung (vgl. Bessas 2010; S. 109).
164
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Deutliche Einsparung von Treibhausgasemissionen durch den nicht mehr nötigen
Transport und die geringere Nutzung von Maschinen (nur noch knapp 2 % Emissionen
im Vergleich zu konventioneller Baumwolle (vgl. Broich 2014; S. 4).
Schwierigkeiten beim Recyclingprozess von Baumwolltextilien sind zum einen, dass die
meisten Textilien aus Mischfasern bestehen, welche manuell stofflich sortiert werden müssen,
sowie zum anderen die Verkürzung der Faserlängen. Da längere Fasern zu einem qualitativ
hochwertigeren und stärkerem Garn führen, müssen bei Verwendung von Recyclingfasern stets
frische Baumwollfasern hinzugefügt werden, um keine minderwertigen Fasern zu erhalten
(Broich 2014; S. 5). Ein weiteres Hemmnis sind die Umbauarbeiten, die an den ursprünglichen
Maschinen vorgenommen werden müssen, damit diese die kurzen Fasern aus den
Baumwollfadenresten überhaupt verwerten können (vgl. Bessas 2010; S. 84). Dies ist auch der
Grund dafür, dass Produkte aus 100 % recyclierter Baumwolle nur sehr selten zu finden sind. 137
8.4.5 Fazit
Textilien aus Baumwollfasern, die aus Bio-Anbau stammen, sowie Textilien mit einem
Recyclingfaseranteil wurden aus unterschiedlichen Motiven ausgewählt. Letztere sind ein
ausgewähltes Beispiel einer Umweltinnovation (vgl. Kapitel 6.4), während erstere ein Beispiel
für ein mittlerweile auf dem Markt gängiges Massenprodukt sind, dessen Marktdurchdringung
derzeit trotzdem noch stark auf kleine Nischen begrenzt ist.
Textilien aus Baumwollfasern kommen in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, sie werden als
(relativ) homogene Faser sowohl im privaten Konsum als auch im gewerblichen Bereich
verwendet. Im Rahmen dieses Beispiels und des Fachgesprächs stand der Einsatz in den
Bereichen Dienstbekleidung und Gesundheitswesen/Pflege (z.B. Bettwäsche) im Vordergrund.
Beruhend auf den Kontakten im Bereich Wäschepflege konnten interessierte Teilnehmende für
ein Fachgespräch gewonnen werden, die intensiv die verschiedenen operativen und
strategischen Gesichtspunkte diskutierten. Dabei zeigten sich durchaus heterogene Motive sich
als Unternehmen im Bereich Umwelt zu positionieren, wie etwa Markenstärkung und
Imagegewinn, Erzeugung eines Mehrwerts gegenüber dem derzeitigen Stand oder eine
verbesserte Orientierung auf Qualitäten, darunter auch Umweltqualitäten. Es wurde auch auf
das langfristige Denken in Familienunternehmen hingewiesen, das im Bereich der Unternehmen, die am Fachgespräch teilnahmen, weit verbreitet ist.
Insgesamt sind die Umwelteffekte der Verwendung von Biobaumwolle bzw. von Baumwolle
mit einem Recyclingfaseranteil positiv einzuschätzen. Die Verwendung derartiger Fasern führt
insbesondere in der Erzeugung der Baumwolle zu beträchtlichen Verbesserungen hinsichtlich
des Wasserverbrauchs und zur Reduktion des Einsatzes von Chemikalien. Allerdings ist die
Datenlage unterschiedlich: Während im Bereich der Biobaumwolle eine Reihe von
Bilanzierungsdaten vorliegen, ist diese im Bereich der Baumwolle mit Recyclingfasern
vergleichsweise bescheiden.
137
Die Firma „Siebenblau“ ist einer der wenigen Anbieter, bei welchen Stoff aus 100% rezyklierter Baumwolle zu
kaufen ist, ansonsten sind fast immer noch Anteile anderer Fasern enthalten, um die Qualität der Stoffe zu
verbessern (vgl.
http://www.siebenblau.de/epages/61896147.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61896147/Categories/Recycling_Stoffe).
165
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Beruhend auf dem Fachgespräch lassen sich eine Reihe von Maßnahmen und Ansatzpunkte
nennen, um – auch mit Hilfe des Umweltbundesamts – die Diffusion von Biobaumwollfasern
und Recyclingfasern weiter zu unterstützen. Diese Maßnahmen adressieren zwei Ebenen138:
•
Zum einen eine Verbesserung der Betriebsabläufe bei Dienstleistern; hierzu zählen
Maßnahmen wie informatorische Tools (Life Cycle Costing für die Kostenkalkulation im
Einkauf, eine deutliche Verbesserung der Kennzeichnungslandschaft mit „Leitzeichen“,
an denen sich der Einkauf verlässlich orientieren kann), der Aufbau fachlicher
Kompetenzen bei den Dienstleistern (intern oder durch externe Unternehmen) sowie die
Entwicklung von Zielpyramiden in Unternehmen (etwa im Rahmen der CSR).
•
Zum anderen die „Organisierung“ von Großverbrauchern als Treiber einer
Marktdiffusion von Umweltinnovationen. Hierzu können insbesondere Maßnahmen wie
die Einrichtung runder Tische, die horizontale wie auch vertikale Vernetzung als auch
die Einbeziehung der Endkunden in Betracht gezogen werden.
Letztere Maßnahmen weisen darauf hin, dass seitens der Branchenverbände wie auch seitens
der Textildienstleister ein Potenzial besteht, ihre Rolle als Großverbraucher zu aktivieren.
8.5 Zusammenfassende Erkenntnisse
Die in diesem Kapitel durchgeführten drei exemplarischen Anwendungen des
Großverbraucheransatzes können nach Maßgabe der Erreichbarkeit von Großverbrauchern mit
Blick auf bestehende Hemmnisse der Nutzung von Umweltinnovationen und mit Blick auf
Möglichkeiten der Umweltpolitik betrachtet werden:
•
Erreichbarkeit von Großverbrauchern: Die Identifizierung von Großverbrauchern in
einem bestimmten Produktsegment setzt eine gute Kenntnis der Marktlage und -akteure
voraus. Unternehmen betrachten sich nicht unbedingt selbst als Großverbraucher,
sondern als Marktakteure. Die Organisierung ihrer Interessen erfolgt oft über
Wirtschaftsverbände, wobei hier teilweise eine beträchtliche Zersplitterung bzw.
Aufgabenteilung vorliegt. „Den“ Verband, der Interessen von großen Abnehmern
bündelt, gibt es so kaum. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Anwendungskontext der Umweltinnovationen oft sehr heterogen ist. Beispielsweise im Bereich der
Pkw-Flotte: Das Taxigewerbe, Autovermietungen, Carsharing-Betreiber,
Großunternehmen mit Dienstwagen für ihre Beschäftigten sowie Großunternehmen mit
Firmenwagen für den laufenden Geschäftsbetrieb haben jeweils unterschiedliche
Handlungslogiken, Einkaufsroutinen und Verbände. Diese Heterogenität erschwert den
Zugang zu großen Abnehmern.
Die Erreichbarkeit der für den Einkauf zuständigen Personen ist in der Praxis ein
schwieriger Prozess, der fallweise – möglicherweise über eine im Marktsegment
identifizierte Schlüsselperson – erleichtert werden kann. In aller Regel ist das Thema
einer Umweltinnovation nicht naturwüchsig auf der Agenda der entsprechenden
Einkaufsabteilungen.
•
Hemmnisse der Nutzung von Umweltinnovationen: Mit Blick auf die drei in diesem
Kapitel untersuchten Umweltinnovationen bestätigen sich ein Teil der zuvor in Kapitel
7.2.2 zusammengestellten Hemmnisse, diese Innovationen breiter in Großunternehmen
einzusetzen:
138
In Kapitel 9.2 gehen wir auf die Eignung des Ansatzes, Großverbraucher zu mobilisieren, ein.
166
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
o
Innovationsbezogene Hemmnisse zeigten sich bei den beiden Baumwollfasern.
Gerade die technischen Anforderungen an den Reinheitsgrad der recyclierten Fasern
stellen noch ein Problem dar.
o
Anbieterbezogene Hemmnisse lagen sowohl bei den CO2-Klimaanlagen wie auch bei
den Baumwollfasern in der Verfügbarkeit des Angebots, das es entweder derzeit
nicht oder nicht in ausreichender Menge gibt. Die Investitionen in die Umrüstung
der Fertigungstechnologien und der Klimaanlagen in Pkw sind weitere Hemmnisse,
die Automobilhersteller tangieren. Auch die Rentabilität für Hersteller stellt ein
Hemmnis dar, wenn Unsicherheiten über das Eintreten von
Kostendegressionseffekten bestehen.
o
Branchenbezogene Hemmnisse wurden in den drei Fachgesprächen nicht
thematisiert, es zeigt sich jedoch allgemein, dass weder einzelne Akteure noch die
Verbände die entscheidende Schlüsselrolle derzeit einnehmen können.
o
Nachfragebezogene Hemmnisse bilden in allen drei Beispielen eine wichtige
Motivgruppe. Oft fehlt eine Betrachtung der Umweltinnovationen bzw. des dahinter
stehenden Umweltproblems in den Einkaufsabteilungen der Hersteller, da derartige
Herausforderungen nicht zum Kerngeschäft gehören, sondern eher Randaspekte
sind, sofern sie nicht allgemein in der Öffentlichkeit als Problem thematisiert werden
und eine entsprechende Sensibilisierung eingetreten ist.
Andere Hemmnisse sind das unzureichende energetische Monitoring bzw. die
fehlenden Kompetenzen, Energieströme und -kosten betrieblich zu überwachen, die
teilweise auf finanzielle Engpässe, teilweise auf qualifikatorische Kompetenzen
zurückgehen.
•
o
Kontextbezogene Hemmnisse wurden wenig thematisiert, allerdings ist unter den
Teilnehmenden der Fachgespräche eine Sensibilität für die öffentlichen Diskurse
deutlich spürbar geworden.
o
Politikbezogene Hemmnisse wurden insbesondere bei den CO2-Klimaanlagen
thematisiert. Hier stellt sich die Frage nach dem Einfluss von Großverbrauchern, die
in Deutschland ansässig sind, auf global agierende Automobilhersteller: Kann hier
eine nationale Nachfrage sich bemerkbar machen und Umweltinnovationen
vorantreiben?
Umweltpolitische Ansatzpunkte: Im Gesamtblick auf die drei Beispiele zeigten sich
Unsicherheiten über den Fortgang der Umweltinnovationen, aber auch die Motivation,
sich umweltinnovativ zu verhalten. Ein zentraler Punkt, der immer wieder thematisiert
wurde, war die Bereitschaft, gemeinsam mit anderen Unternehmen Folgegespräche und
runde Tische durchzuführen, um sich miteinander auszutauschen, zu vernetzen und
auch Umweltinnovationen voranzubringen. Hier wurde dem Umweltbundesamt – im
Sinne von kooperativen Maßnahmen – eine moderierende, aber auch aktivierende Rolle
zugewiesen. Dazu kann auch die Nutzerintegration in den Innovationsprozess gezählt
werden, die etwa im Bereich der Wäschetrocknung genannt wurde.
Auffallend war, dass die Teilnehmenden der Fachgespräche – Vertreter von
Unternehmen und Verbänden – regulativen Maßnahmen keine Aufmerksamkeit
widmeten. Vielmehr lag die Aufmerksamkeit insbesondere in der Verbesserung der
Informationslage in Unternehmen und der Nutzung entsprechender Tools, um
zielführend informiert zu werden bzw. seine Kunden entsprechend zu informieren. Dies
betrifft erstens Fachinformationen, wie knappe Hintergrundinformationen zur
167
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Umweltinnovation sowie zu den Umweltherausforderungen, um damit Wissensproblemen innerhalb der Branchen zu begegnen. Zweitens wurde immer wieder auf die
Bedeutung von Umweltkennzeichnungen hingewiesen, derer es zu viele gäbe: Hier
wurde eine Orientierung im Labeldschungel gewünscht. Zum Dritten sollten
Unternehmen stärker mit einer Lebenszykluskostenbetrachtung kalkulieren, um damit
vordergründigen investiven Nachteilen mit Blick auf die Gesamtkosten zu begegnen.
Daneben könnten auch gute Beispiele und Praktiken die Machbarkeit demonstrieren.
Als eine weitere Maßnahme wurde auch die Verbesserung der Beratung innerhalb der
Branche genannt, etwa durch Verbände und deren Beratungskompetenzen sowie durch
„Technologiescouts“.
Ökonomische Maßnahmen wurden mit Blick auf die Förderung von F&E hervorgehoben,
standen ansonsten jedoch eher nicht im Mittelpunkt.
9 Schlussfolgerungen und Empfehlungen
In diesem Kapitel soll auf den Ergebnissen und Erkenntnissen der voranstehenden Kapitel
aufbauend eine zusammenfassende strategische Orientierung erarbeitet werden. Hierzu wird
zunächst auf die Berechtigung des Ansatzes einer nachfrageseitigen Innovationspolitik
eingegangen (Kapitel 9.1). Die Bedeutung der Großverbraucher als wichtige Nachfragegruppe
wird zunächst aus Sicht der drei voranstehenden Beispiele (vgl. Kapitel 8) in Kapitel 9.2
analysiert und zusammenfassend interpretiert. In Kapitel 9.3 entwickeln wir Ansätze, wie
Umweltpolitik Großverbraucher aktivieren könnte, um deren Rolle bei der Nachfrage nach
Umweltinnovationen zu stützen. Im abschließenden Kapitel 9.4 wird ein Gesamtfazit gezogen.
9.1
Nachfrageseitige Innovationspolitik – ein berechtigter Politikansatz?
In Kapitel 4 wurde auf den Hintergrund und die Verortung des Ansatzes, Umweltinnovationen
nachfrageseitig zu fördern, eingegangen. Eine nachfrageorientierte (Umwelt-)
Innovationspolitik, die sich neben dem öffentlichen Beschaffungswesen auch auf gewerbliche
Beschaffung, speziell die Beschaffung durch Großverbraucher, richtet, kann sich auf die oben
erwähnten Begründungen stützen.
Eine nationale Erprobung neuer Technologien, wie Umweltinnovationen, im Sinne eines
Vorreitermarkts kann globale Wettbewerbsvorteile für inländische Anbieter eröffnen. Ein
nationaler Leitmarkt testet Umweltinnovationen aus und eröffnet den beteiligten Akteuren
Lern- und Anpassungsmöglichkeiten; Hersteller erreichen damit einen Wettbewerbsvorsprung
aufgrund der Realisierung von Lernkurven und sinkender „Economies of scale“. Im Falle einer
gerechten Teilung von mit der Anwendung von Innovationen verbundenen Risiken könnten
auch die Anwender auf der Nachfrageseite durch ein verbessertes Leistungsprofil der
Umweltinnovationen profitieren, etwa durch eine Verringerung des Energie- und
Materialeinsatzes. Skalen- und Lerneffekte können zu einem globalen Wettbewerbsvorsprung
der Anbieter von Umweltinnovationen führen.
Neben diesem Argument kann durch die nachfrageseitige Förderung von Umweltinnovationen
ein gesellschaftlicher Mehrwert erzielt werden, der aufgrund struktureller Markthemmnisse
sonst nicht erreichbar wäre. Gesellschaftliche Ziele sind dabei etwa der Erhalt der Umwelt oder
die Verringerung der Stoffströme (und damit der Bestandserhaltung für nachfolgende
Generationen). Zwar ist diese Orientierung normativ, aber sie ist aus einer Ethik hergeleitet,
168
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
wie sie etwa im Rahmen der Verständigung über Nachhaltigkeit aus dem Brundtland-Bericht
von 1987 (WCED 1987) hergestellt worden ist.
Schließlich bestehen Unzulänglichkeiten des marktwirtschaftlichen Systems, wie beispielsweise
die fehlende Internalisierung externer Kosten, Informationsasymmetrien oder
Pfadabhängigkeiten. Durch eine aktive nachfrageorientierte Innovationspolitik können
Umweltinnovationen, die aufgrund dieser Systemmängel keinen (oder einen späteren)
Marktdurchbruch hätten, auf einem Markt diffundieren. Interventionen seitens der Politik
könnten hier korrigierend eingreifen. Durch verschiedene Maßnahmen, auf die in Kapitel 9.3
eingegangen wird, könnten zwar staatlicherseits Kosten anfallen, die jedoch durch eine
Verringerung von Umweltkosten und nationale Wettbewerbsvorteile (etwa durch
Preissenkungen der Umweltinnovationen) zumindest teilweise wieder kompensiert werden
könnten.
Beruhend auf diesen Argumenten erscheint der Ansatz, eine nachfrageseitige
Innovationspolitik zu verfolgen, als berechtigt. Die Förderung von Umweltinnovationen stellt
dabei einen Ausschnitt aus dem gesamten Innovationsgeschehen dar. Eine Fokussierung auf
gewerbliche Einkäufer, speziell Großverbraucher, könnte vielversprechende Potenziale
offerieren, sofern die Großverbraucher eine Bedeutung als Nachfragegruppe besitzen, woraus
im nachfolgenden Kapitel 9.2 eingegangen wird. Durch eine Unterstützung von
Großverbrauchern entstehen zwar einerseits staatlicherseits Kosten. Dem stehen, wie bereits
erwähnt, andererseits auch „Gewinne“ gegenüber, etwa in Form verminderter Umweltkosten
oder durch zusätzliche Steuereinnahmen im Falle einer erfolgreichen internationalen
Marktdiffusion.
9.2 Einschätzung der Bedeutung der Großverbraucher als Nachfragegruppe
9.2.1 Analyse der Beispiele
9.2.1.1
Beispiel Klimaanlagen
Dieses Beispiel fokussiert auf einen Inhaltsstoff einer Pkw-Klimaanlage, nämlich das derzeit
eingesetzte R134a, und dessen Substitution durch CO2 als Kältemittel mit einem
Treibhauspotenzial von 1. Es soll damit das bisherige, ab 2017 in Neuwagen nicht mehr
zugelassene, Kältemittel ersetzen und auch gegenüber dem gegenwärtig präferierten
Ersatzstoff eingesetzt werden.
Laut Kraftfahr-Bundesamt (2014a) waren in Deutschland insgesamt 43,9 Mio. Pkw in
Deutschland zugelassen, neu zugelassen wurden 2013 2,95 Mio. Pkw (Kraftfahrbundesamt
2014b). Fast der gesamt Pkw-Bestand ist mit dem bisherigen Kältemittel ausgestattet, sofern die
Pkw über eine Klimaanlage verfügen 139. Bis Ende Mai 2013 wurden in Deutschland erst 34.000
Pkw mit einer Klimaanlage mit dem Kältemittel R1234yf zugelassen (Hoffmann 2013, Folie 5).
In Deutschland wurden im Jahr 2013 62,1% der Pkw als Firmen- bzw. Dienstwagen neu
zugelassen (Kraftfahrbundesamt 2014b), das entspricht 1,83 Mio. Pkw. Eine weitere
Aufschlüsselung zu den Wirtschaftsbetrieben liegt nicht vor. Großverbraucher von
Verkehrsleistungen werden in Tabelle 20 im Anlagenband aufgelistet. Es zeigt sich, dass
139
Bei Neuzulassungen liegt der Anteil von PKW mit einer Klimaanlage bei 93%, im Bestand bei 85% (statista
2014a).
169
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
einerseits eine Reihe von inländischen Automobilherstellern ein gezieltes Flottenmanagement
als Vermietungsstrategie anbieten, wie etwa Daimler und Volkswagen. Eine zweite große
Kundengruppe sind professionelle Autovermietungen und Leasinggesellschaften, deren
Fuhrpark von 15.000 bis 135.000 Fahrzeugen im Bestand liegen. Eine dritte Kundengruppe
sind einzelne Wirtschaftsunternehmen, wie die Deutsche Post, die Deutsche Bahn, SAP oder
Telekom, die über jeweils einen fünfstelligen Fahrzeugbestand verfügen.
Angaben zur Austauschrate liegen nur vereinzelt vor. Wenn man mit einem 4-jährigen
Austauschzyklus rechnet und die Flottenbetreiber der Pkw-Hersteller ausklammert, so
beschaffen die in Tabelle 20 des Anlagenbands genannten Unternehmen jährlich etwa 250.000
Fahrzeuge 140. Dies sind etwa 14% der im Jahre 2013 abgesetzten Neufahrzeuge. Mit diesem
Anteil üben diese Großverbraucher auf den ersten Blick nur eine relativ geringe Nachfrage aus.
Diese Großverbraucher werden durch verschiedene Verbände vertreten, wie etwa durch den
Verband Deutsches Reisemanagement e.V., die Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in
Deutschland mbH (WGKD), den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
(BME), den Bundesverband CarSharing e.V., den Deutschen Taxi- und Mietwagenverband e.V.,
den Verband markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften e.V. (VMF), den
Bundesverband der Autovermieter Deutschlands e.V. oder den Bundesverband
Fuhrparkmanagement. Eine Zusammenarbeit der Verbände – stimuliert etwa durch die
genannten großen Beschaffer – könnte die Nachfragemenge erhöhen und damit den Impuls
nach Umweltinnovationen – also einer Klimaanlage mit R744 als Kältemittel – beträchtlich verstärken. Hierdurch könnte ein Anreiz entstehen, diese Klimaanlagen früher bzw. breiter auf
den Markt zu bringen.
9.2.1.2
Beispiel Wäschetrockner
Das in diesem Bericht dokumentierte Fallbeispiel Wäschetrockner bezieht sich auf den Bereich
der gewerblichen Wäschetrocknung. Es stellt sich die strategische Frage, wie eine energetische
Optimierung – darauf bezieht sich insbesondere der in Kapitel 8.3 dokumentierte Ansatz – der
Wäschetrocknung bei Großverbrauchern im Vergleich zum Ansatz bei privaten Haushalten
einzuschätzen ist.
Laut Statistischem Bundesamt (2014c) verfügten im Jahre 2013 15,8 Mio. private Haushalte in
Deutschland über einen Wäschetrockner. Im Jahr 2013 gab es 1.644.538
Wärmepumpenwäschetrockner im deutschen Bestand (Datenbank ZSE des
Umweltbundesamtes). Detailliertere Analysen der betrachteten Umweltinnovation liegen nicht
vor. Verschiedene Studien, u.a. auch solche, die im Rahmen der EuP-„Preparatory studies“
erstellt wurden, haben Angaben zum Stromverbrauch pro kg Wäsche vorgenommen. Die
Angaben schwanken dabei in Abhängigkeit von der Beladung und der Wäscheart. Rüdenauer
et al. (2008; S. 16) geben 0,7 kWh/kg Wäsche an. Diese Angaben sind mittlerweile einige Jahre
alt; im Folgenden wird von einem Durchschnittswert von 0,6 kWh/kg ausgegangen141.
Angaben zum jährlichen Wäscheaufkommen privater Haushalte haben Rüdenauer (2008) und
PwC (2008) vorgenommen, dabei gehen wir von einem Mittelwert von 700 kg/a aus. Leider gibt
140
Die Angaben in Tabelle 20 des Anlagenbands könnten eventuell auch Fahrzeuge im Ausland sowie LKW
umfassen, dies war nicht weiter ermittelbar.
141
Dabei wurde davon abgesehen, den zusätzlichen Raumwärmebedarf (bei Ablufttrocknern) bzw. die Abwärme (bei
Kondensationstrocknern) zu berücksichtigen. Es ist auch zu beachten, dass die Trocknungszeit in privaten
Haushalten keine Rolle spielt, während sie in gewerblichen Unternehmen eine entscheidende Größe für den
täglichen Wäschedurchfluss ist. Der Energieverbrauch umfasst ausschließlich elektrische Energie.
170
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
es nur wenige Angaben, welcher Anteil davon in die maschinelle Wäschetrocknung im
Jahresgesamtwert geht, Rüdenauer et al. (2008; S. 14) rechnen hier mit 58%, sofern nur
während der Heizperiode maschinell getrocknet wird. Braun/Stamminger (2011; S. 214) haben
auch jahreszeitlich differenzierte Werte aus einer Verbraucherumfrage erhalten: Wir rechnen
im Folgenden mit 420 kg/a maschinell getrockneter Wäsche. Daraus ergibt sich eine
Wäschemenge, die in Wäschetrockner getrocknet wird, von maximal 6,64 Mio. t/Jahr. Auf den
voranstehenden Überlegungen aufbauend könnten private Wäschetrockner rund 4.000 TWh
Strom pro Jahr verbrauchen.
Im Bereich der gewerblichen Wäschetrocknung bestehen ebenfalls erhebliche
Unsicherheiten. Laut Kühne (2014) sind im DTV rund 2.000 Wäschereien organisiert, insgesamt
schätzt er die Zahl an Wäschedienstleistern auf 2.200. Allerdings sind in dieser Zahl nur
rechtlich selbständige Wäschereien enthalten, Wäschereien in Unternehmen mit anderer
Zielrichtung (wie etwa Krankenhäuser, Kindergärten, Seniorenheime etc.) sind darin nicht
statistisch erfasst. Weitere Angaben zur Altersstruktur und zum gesamten Trocknerbestand
liegen nicht vor. Angaben zum Energieverbrauch in der gewerblichen Wäschepflege lassen
sich ebenfalls nur schwer erschließen. Rüdenauer et al. (2011; S. 36-37) geben in Abhängigkeit
vom Trocknertyp einen Stromverbrauch von 0,56 kWh/kg Wäsche bis zu 0,8 kWh/kg an.
Seitens des DTV wird von einem Mittelwert von 0,5-0,6 kWh/kg 142 ausgegangen, im Folgenden
rechnen wir mit 0,55 kWh/kg. Das Textilaufkommen wird bei den 2.200
Dienstleistungsunternehmen der Textilwäsche auf 7.200 t pro Tag geschätzt (Kühne 2014, Folie
7), davon geht jedoch nur rund ein Drittel in die Volltrocknung. Dies ergibt eine jährliche
Wäschemenge von 0,65 Mio. Tonnen, daraus ergibt sich ein geschätzter Energieverbrauch von
maximal 360 TWh Strom pro Jahr.
Die Interpretation dieser Ergebnisse hängt von der Blickrichtung und dem gewählten Indikator
ab (vgl. Tabelle 27):
142
•
Indikator „Absoluter Gesamtenergieverbrauch pro Jahr“: Dieser Indikator bezieht
sich auf die makroökonomische gesamtdeutsche Perspektive. Orientiert man sich daran,
so scheint der Energieverbrauch in privaten Haushalten bei der Wäschetrocknung eine
erhebliche größere Bedeutung zu besitzen. Unter Zugrundelegung verschiedener
Optimierungsmöglichkeiten könnte die Wäschetrocknung in privaten Haushalten als
bedeutsamer erscheinen im Vergleich zu der in der gewerblichen Wäschetrocknung.
•
Indikator „Energieverbrauch pro kg Wäschetrocknung“: Dieser Indikator blickt auf
den Energieverbrauch pro kg Trockenwäsche. Danach liegt dieser in privaten
Haushalten und in der gewerblichen Trocknung in etwa in gleicher Höhe.
•
Indikator „Energieverbrauch pro Kontaktpunkt“: Wenn man den Blick wendet und
nach der Größe der jeweiligen Zielgruppe fragt, so stellt sich ein anderes Bild dar. Den
15,8 Mio. privaten Haushalten, die 2013 über Wäschetrockner verfügten, stehen 2.200
gewerbliche Wäschereien gegenüber. Der Energieverbrauch pro Kontaktpunkt ergibt
sich aus der Division des Gesamtenergieverbrauchs durch die Anzahl der Kontakte.
Danach ist der energetische Ertrag, private Haushalte zu erreichen, pro Kontaktpunkt
erheblich niedriger im Vergleich zu gewerblichen Wäschereien. Angesichts begrenzter
Mittel, langer Vermittlungs- und Kontaktwege und den unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten erscheint es energetisch ertragreicher, gewerbliche Wäschereien zu
kontaktieren.
Dies umfasst thermische und elektrische Energie.
171
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Tabelle 27:
Indikatoren Wäschetrockner
Indikator
Energieverbrauch pro Jahr (in Mio. TWh):
Private Wäschetrocknung
Gewerbliche Wäschetrocknung 143
Energieverbrauch pro kg Wäsche (in kWh):
Private Wäschetrocknung
Gewerbliche Wäschetrocknung 144
Energieverbrauch pro Kontaktpunkt (in kWh):
Private Wäschetrocknung
Gewerbliche Wäschetrocknung 145
Derzeitiger
Status
Energetisches Innovationspotenzial
Möglicher
künftiger Status
4.000
360
50%
30-50%
2.000
180-250
0,6
0,55
50%
30-50%
0,3
0,28-0,38
212
162.000
50%
30-50%
106
81.000-113.000
Die hier vorgenommenen Berechnungen sind aufgrund der begrenzten Datenlage mit
erheblichen Unsicherheiten verbunden und stellen orientierende Daten dar, deren Fehlerbreite
beträchtlich sein kann. Allerdings deutet es sich an, dass die Ergebnisse je nach gewähltem
Indikator sehr unterschiedlich interpretiert werden können. Eine eindeutige Tendenzaussage
ist so nur bedingt möglich.
Bisher wurde bei den gewerblichen Wäschereien keine Differenzierung zwischen klein- und
mittelständischen Betrieben und Großwäschereien vorgenommen. Wie in Tabelle 25
dargestellt, unterscheidet sich die jährliche Nennkapazität der eingesetzten Wäschetrockner
um einen Faktor von rund 160. Dies bedeutet, dass die Betriebe, die große (> 40 kg Kapazität)
professionelle Wäschetrockner und Durchlauftrockner besitzen, als Großverbraucher zu
betrachten sind. Unternehmen (wie z.B. Servitex, Lavantex oder Larose) disponieren über
tägliche Wäschemengen von mehreren Hundert Tonnen. Allerdings lassen sich hier nur
fallweise und eher anekdotisch genauere Angaben ermitteln.
9.2.1.3
Beispiel Textilien
Das dritte in Kapitel 8 vorgestellte Beispiel bezieht sich auf Textilien aus Baumwolle, die
entweder aus dem Bioanbau entstammen oder bei denen Recyclingfasern eingesetzt haben.
Die Zielgruppe im Bereich der Großverbraucher sind dabei Unternehmen aus der
Textilvermietung, dem Handel, dem Gesundheitswesen/Pflege sowie der Hotellerie.
Im Kapitel 5.6.3 (Tabelle 13) und im Anlagenband (Tabellen 8 und 9) wird eine Reihe von
Großverbrauchern aufgelistet:
•
Gebäudereinigungsdienstleister (z.B. Dussmann, Piepenbrock, Aveco, Lattemann/Geiger,
Klüh);
•
Hotellerie mit Unternehmen wie Intercontinental (71 Hotels in Deutschland), Accor (330
Hotels in Deutschland), Best Western Hotels (158 Hotels in Deutschland);
143
Dies umfasst thermische und elektrische Energie.
144
Dies umfasst thermische und elektrische Energie.
145
Dies umfasst thermische und elektrische Energie.
172
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
•
Handel mit Unternehmen wie IKEA (46 Möbelhäuser in Deutschland), ZARA, H&M, C&A;
•
Kliniken wie etwa die Fresenius Helios Gruppe;
•
Pflegeeinrichtungen der konfessionellen Träger (etwa Caritasverband, Diakonie);
•
Großunternehmen mit Dienstkleidung in der Produktion (etwa Automobilhersteller),
Dienstleister (z.B. Deutsche Bahn146, Deutsche Lufthansa 147, Deutsches Rotes Kreuz,
Deutsche Post DHL 148, Securita, Europcar).
Baumwolltextilien werden dabei in einer Vielzahl von Bereichen eingesetzt, wie Bettwäsche,
Berufs- und Dienstbekleidung oder Handtücher. Detailliertere quantitative Übersichten zu den
umgesetzten Mengen und den Anteilen der genannten Bereiche liegen nur ansatzweise vor. In
einzelnen Segmenten, etwa im Bereich der Dienst- und Berufsbekleidung und auch der
Bettwäsche, dürften nicht-öffentliche Großverbraucher einen beträchtlichen Bedarf besitzen
und dabei einen erheblichen Marktanteil innehaben.
9.2.2 Einschätzung der strategischen Bedeutung von Großverbrauchern
für die Umweltpolitik
Die voranstehenden Analysen zeigen, dass die Bedeutung großer Abnehmer bzw.
Großverbraucher jeweils im Kontext eines speziellen Gütermarkts zu betrachten ist.
Großverbraucher sind keine feste Bezugsgröße, sondern sind jeweils Teil einer dynamischen
Marktbetrachtung.
Die untersuchten Gütermärkte sind teilweise sehr heterogener Natur, wie etwa im Bereich der
Wäschetrocknung: Je nach Beladungsvolumen ergeben sich große technologische
Unterschiede, dieser Bereich ist extrem segmentiert und in sehr unterschiedliche Teilmärkte
bei der gewerblichen und privaten Nutzung von Wäschetrocknern aufgeteilt. Dies gilt nicht in
demselben Ausmaße für die beiden anderen Beispiele der Baumwolltextilien und PkwKlimaanlagen: Hier handelt es sich um relativ homogene Gütermärkte, deren Produkte
grundsätzlich ohne wesentliche Veränderungen bei privaten und gewerblichen Nutzern
eingesetzt werden können.
Daraus lässt sich schließen, dass bei – bezogen auf private und gewerbliche Nutzung – relativ
homogenen Gütermärkten die Bedeutung der Großabnehmer mit Blick auf die
Nachfragevolumina abgeleitet werden kann. Hier gilt es jedoch sich nicht nur auf die relative
Nachfragemenge eines oder mehrerer Großverbraucher zu fokussieren, die etwa im Bereich der
Pkw-Klimaanlagen bei rund 14% lag, sondern es gilt auch das „Sanktionspotenzial“ zu
bedenken, also die mobilisierbare Marktmacht von Verbänden, in denen Großabnehmer oft
146
Diese beschaffte neue Dienstkleidung für 45.000 Beschäftigte, vgl. http://www.beschaffung-aktuell.de/home//article/16537505/26997887/Dohmen-kleidet-Bahn-neu-ein/art_co_INSTANCE_0000/maximized/. Aufgerufen am
27.10.2014.
147
Diese beschaffte im Jahre 2002 beispielsweise 490.000 neue Kleidungsstücke für 25.000 Mitarbeiter, vgl.
http://presseservice.pressrelations.de/standard/result_main.cfm?aktion=jour_pm&r=85377&quelle=0&pfach=1&n_fi
rmanr_=103169&sektor=pm&detail=1. Aufgerufen am 27.10.2014.
148
Diese beschaffte im Jahre 2005 200.000 neue Kleidungsstücke für 9.000 Mitarbeiter in Deutschland und weltweit
1,4 Mio. neue Kleidungsstücke für 110.000 Mitarbeiter, vgl.
http://www.dpdhl.com/de/presse/pressemitteilungen/2005/kleidung_fuer_dhl-zusteller_weltweit.html. Aufgerufen
am 27.10.2014
173
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
eine starke Position besitzen. Durch eine Zusammenarbeit in einem Verband und eine Vernetzung mehrerer Verbände ist das Potenzial beträchtlich höher und kann damit im Sinne einer
horizontalen Nachfragebündelung auftreten und Umweltinnovationen befördern. Dies gilt
umso mehr, wenn man gerade die Unsicherheiten und Risiken im Frühstadium einer
Marktdiffusion betrachtet, die bei den Innovationen anbietenden Herstellern liegen: Eine
Nachfragebündelung der „Early adopters“ kann Erstellung, Entstehung und frühe Diffusion von
Umweltinnovationen anstoßen. Dadurch könnte dann der gesamte Gütermarkt beeinflusst und
nachhaltiger ausgerichtet werden, wodurch auch Spillovereffekte möglich wären.
Im Falle heterogener Gütermärkte bestehen jeweils besondere Marktbeziehungen. Hier gilt,
dass auf den speziellen Teilmärkten Großverbraucher eine starke Rolle spielen, allerdings ist
eine Marktdiffusion auf den anderen Teilmärkten aufgrund der technologischen
Marktsegmentierung nicht notwendigerweise zu erwarten. Insofern müssen die verschiedenen
Teilmärkte jeweils durch wichtige Akteure, wie Großverbraucher und Verbände, angegangen
werden.
9.3 Ansätze zur Aktivierung von Großverbrauchern
In Kapitel 7.3 wurden eine Reihe von Möglichkeiten vorgestellt, wie durch politische
Maßnahmen Großverbraucher adressiert werden können; diese werden in Abbildung 8
zusammenfassend nochmals dargestellt und geclustert. Es stehen damit sehr unterschiedliche
Ansatzpunkte zur Verfügung.
Abbildung 7: Übersicht über mögliche umweltpolitische Maßnahmen zur Aktivierung von Großverbrauchern
174
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Im Fortgang sollen (umwelt)politische Aktivitäten und Maßnahmen in Anlehnung an den
„Policy-cycle“ 149 strukturiert werden; zusammenfassend sind diese in Abbildung 9 dargestellt.
Abbildung 8: Vorschläge für umweltpolitische Aktivitäten und Maßnahmen zur Aktivierung von Großverbrauchern
entlang eines „Policy cycle“
9.3.1
Agenda Setting und Problemwahrnehmung
Politische Signale und Abstimmung mit Aktivitäten anderer Ressorts
Die Befassung mit größeren Unternehmen bzw. Großverbrauchern und deren Einkauf bzw.
Beschaffung ist bisher noch wenig im Blickpunkt der Umweltpolitik. Eine Fokussierung auf die
verschiedenen Beschaffungsaktivitäten 150 von Unternehmen stellt eine neue Herausforderung
für umweltpolitisches Handeln dar. Die Beschaffung in Unternehmen ist dabei diejenige
betriebliche Funktion, die die Schnittstelle zu den Lieferanten darstellt (Seuring/Müller 2004; S.
120) und sie hat entsprechend die Aufgabe, die „Geschäftsbedürfnisse des eigenen
Unternehmens mit den Fähigkeiten der Lieferanten zu verbinden“ (Büsch 2013; S. 3).
149
Vgl. dazu beispielsweise Jann/Wegrich (2003).
150
Seuring (2011) untergliedert die Beschaffungsaktivitäten im Rahmen des „Supply chain management“ in
verschiedene Bereiche, die in Unternehmen unterschiedliche Prioritäten besitzen, dies sollte im Rahmen der
Politikvorbereitung beachtet werden.
175
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Für die Umweltpolitik bedeutet dies, politische Signale zu senden, dass die Beschaffung von
Unternehmen politische Aufmerksamkeit erhält. Dabei steht eine mehrfache Priorisierung an:
•
Zum Ersten die Fokussierung auf größere Einkäufer – Großverbraucher.
•
Zum Zweiten die Gestaltung des Einkaufs im Sinne einer prospektiven längerfristigen
Markttransformation. Die in diesem Bericht verfolgte Orientierung auf
Umweltinnovationen verfolgt genau dieses Ziel, Gütermärkte durch den Impuls des
Einkaufs von Großverbrauchern nachhaltig zu beeinflussen und den jeweiligen
Gütermarkt ökologischer auszurichten.
•
Zum Dritten eine Priorisierung der Bereiche. In diesem Bericht wurde in Kapitel 5.6 eine
Priorisierung von Produktgruppen vorgenommen und anhand dieser potentielle
Großverbraucher zusammengestellt. Diese Prioritäten können, müssen aber nicht,
Orientierungen bieten. Aufgrund limitierter Ressourcen ist eine Verständigung über
prioritäre Bereiche jedoch anzuraten.
Die politischen Signale hinsichtlich des gewerblichen Einkaufs sind durch eine gleiche
Behandlung der öffentlichen Beschaffung zu ergänzen, wie dies etwa Knopf et al. (2011)
vorschlagen, indem sie anregen „eine Kultur der ‚guten Beschaffung‘ zu fördern“ (vgl. ebd.; S.
37).
Neben dem Signalling an Akteure des gewerblichen, nicht-öffentlichen und des öffentlichen
Einkaufs ist auch eine Abstimmung zwischen den Bundesressorts, etwa dem BMUB, dem BMBF
und dem BMWi notwendig, um eine Kohärenz auf Bundesebene sicherzustellen. Die jüngst
beschlossene neue Hightech-Strategie (BMBF 2014) sowie die Elektromobilitätsstrategie bieten
hier eine Reihe von Ansatzpunkten151.
9.3.2 Politikformulierung
Systemmanager als Eintrittspunkt
Die durchgeführten Fallbeispiele (vgl. Kapitel 8), die Expertenbefragung und die
Literaturanalyse haben gezeigt, dass ein adäquater Zugang zu potentiellen Großverbrauchern
und gemeinsame Reflektionen notwendig sind, um das Marktgeschehen zu verstehen.
Zur Vorbereitung ist das Erstellen einer Vorstudie anzuraten, in der das Marktgeschehen und
die Marktdynamik, wichtige Akteure und Verbände sowie potentielle Schlüsselpersonen
zusammengestellt werden.
Die Förderung von Umweltinnovationen bedarf einer differenzierten Kenntnis der
Gütermärkte. Deswegen ist es ratsam, anerkannte und akzeptierte Fachleute zu gewinnen, die
als „ehrliche Makler“ – Systemmanager – auftreten können. Dies haben auch die drei
Fallbeispiele deutlich gezeigt, bei denen durch Schlüsselpersonen die Kommunikation mit dem
Einkauf von Großverbrauchern erheblich erleichtert wurde. Die Einbeziehung eines derartigen
Systemmanagers sollte durch eine Organisation unterstützt werden, die die Prozessgestaltung
übernehmen kann, um die gestaltende Rolle des Maklers nicht zu stark mit organisatorischen
Aufgaben zu überlasten.
151
Vgl. die Vorschläge zur Nutzung der öffentlichen Beschaffung im Rahmen der Elektromobilitätsstrategie bei
Knopf et al. (2011; S. 32 ff.).
176
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Seitens der umweltpolitischen Instanzen ist eine Klärung der Interessen und Ansprechpartner
von zu beteiligenden Ressorts notwendig, zudem ist eine eindeutige personelle
Verantwortlichkeit und „Kümmerschaft“ notwendig, die diesen Ansatz verfolgt, vorantreibt und
als behördeninterner Ansprechpartner sowie Vermittler zu den Schlüsselpersonen agiert. Des
Weiteren sind entsprechende Finanzmittel bereitzustellen, etwa für den Ankauf einschlägiger
Marktstudien von Marktforschungseinrichtungen.
Roadmap als dialogischer Prozess
Die Arbeiten des beauftragten Schlüsselakteurs sollten aufbauend auf der Vorstudie eine
Strategie entwickeln, wie in einem gewählten Gütermarkt eine Markttransformation stimuliert
werden kann. Hierzu ist ein mehrfacher Dialog mit wichtigen Unternehmen notwendig, die
Interesse an einer Kooperation besitzen. Diese Dialoge könnten sich an wichtige
Großverbraucher und deren verschiedene Interessensverbände wenden und diese gezielt
mittels Diskussionsveranstaltungen vernetzen. In derartige Prozesse könnten zudem
Umweltorganisationen als „Glaubwürdigkeitsverstärker“ einbezogen werden, um den
Interessen mehr Nachdruck und auch umweltpolitische Akzeptanz zu verleihen. Gleichzeitig
wird zu prüfen sein, in welcher Form Hersteller, die Umweltinnovationen anbieten, einbezogen
werden.
Im Ergebnis sollte ein Aktionsplan zur Marktentwicklung („Roadmap“) entstehen, der zeitlich
gestaffelte Aktivitäten der beteiligten Partner zusammenstellt und auf die Gestaltung der
Marktdynamik abzielt.
Integrierter Ansatz – Maßnahmenbündelung
Die Maßnahmen, die in einem bestimmten Gütermarkt ergriffen werden, sind aufeinander
abzustimmen und zu einem kohärenten Ansatz zu bündeln, wie dies etwa beim japanischen
Toprunner-Programm erfolgt. Dies bedeutet einerseits eine horizontale Ressortabstimmung auf
Bundesebene sowie andererseits eine Abstimmung des Vorgehens mit den Bundesländern, um
ein kohärentes Vorgehen zu gewährleisten.
Nutzung von Zeitfenstern
Die Formulierung und das Vorantreiben politischer Maßnahmen sollte auch Zeitfenster
beachten, die sich ergeben. Ein Beispiel ist die jüngste Diskussion um das Kältemittel in PkwKlimaanlagen, die nicht unter Umwelt-, sondern unter Gesundheitsaspekten geführt wurde
bzw. wird. Dieses Thema ist aktuell und brisant, neue Koalitionen haben sich gebildet, es ist
viel „Musik“ in der Diskussion. Derartige Zeitfenster wirken begünstigend auf die Aktivierung
der Akteure bei Großverbrauchern. Dabei ist das Umfeld genauer zu betrachten und wichtig,
sich in entsprechenden Diskussionsgruppen einzuschalten, wie etwa die KOINNO-Arbeitsgruppe
Fuhrpark oder Diskussionen beim Beschaffungsamt des Bundes zu Elektromobilität (jeweils
bezogen auf die Wahl des Kältemittels bei Klimaanlagen).
9.3.3 Politikimplementation
Bündelung als Kooperation von öffentlichen und nicht-öffentlichen Verbrauchern
Die Nachfragemacht von Großverbrauchern hängt vom jeweiligen Kontext ab. Neben der
Nachfrage nicht-öffentlicher Großverbraucher hat das öffentliche Beschaffungswesen eine
beträchtliche Gestaltungsmacht, die öffentliche Nachfrage liegt nach Angaben des
177
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Umweltbundesamts bei etwa 260 Mrd. € pro Jahr 152. Die Beschaffungslogiken beider Segmente
sind extrem unterschiedlich: Der öffentliche Bereich muss sich an die einschlägigen
verbindlichen Vorgaben zur öffentlichen Auftragsvergabe halten, während nicht-öffentliche
Großverbraucher hier keiner vergleichbaren rechtlichen Vorgabe unterliegen. Gleichwohl
könnte durch eine Bündelung beider Nachfragegruppen die Schubkraft noch ausgebaut
werden.
Die Form der Bündelung wird hier sicherlich im Kontext des jeweiligen Gütermarkts zu
reflektieren sein. Sie kann von einem Erfahrungsaustausch bei der Beschaffung und Nutzung
von Umweltinnovationen, über gemeinsame Informationsplattformen bis hin zu gemeinsamen
Ausschreibungen und Beschaffungen reichen.
Informationsbereitstellung in verschiedenen Formaten
Die Befassung mit einer speziellen Gütergruppe durch die Umweltpolitik ist den Einkaufs- und
Beschaffungsabteilungen bei Großunternehmen deutlich zu signalisieren, denn deren Tätigkeit
ist oft durch die Erfüllung des Kerngeschäftes und die Abarbeitung der Kernfeatures fokussiert,
Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte stehen dabei nicht notwendigerweise im Blickpunkt.
Deswegen sollten seitens der Umweltpolitik, insbesondere durch das Umweltbundesamt,
knappe Hintergrundinformationen („Fact Sheets“) zur betrachteten Umweltinnovation und
dem avisierten Umweltproblem erstellt und spätestens in die Implementationsphase
eingebracht werden.
Eine weitere Maßnahme ist eine klarere Orientierung im Labeldschungel für die Beschaffer,
etwa durch Hinweise auf bestehende Datenbanken, wie http://label-online.de/ oder die Portale
des Umweltbundesamtes (vgl. www.uba.de/verbraucherratgeber, www.beschaffung-info.de). Die
Einkaufshilfen, die in einigen Bereichen für die öffentliche Beschaffung erstellt werden (vgl.
z.B. Manhart et al. 2012), könnten für einzelne Gütermärkte auch nicht-öffentlichen
Beschaffern bereitgestellt werden.
Life Cycle Costing – Erfahrungen und gute Praktiken
Die Betrachtung der Gesamtkosten einer Investition entlang des Lebenswegs in Form eines Life
Cycle Costings wurde in den Fachgesprächen als eine weiterhin bestehende Herausforderung
in den beteiligten Branchen genannt. Dies dürfte sicherlich auf andere Wirtschaftsbereiche wie
auch auf das öffentliche Beschaffungswesen übertragbar sein. Seitens des Umweltbundesamts
gibt es für das (v.a. öffentliche) Beschaffungswesen eine Reihe von Hilfestellungen 153, die
praxisnah angewendet werden können, seitens des ZVEI besteht ebenfalls eine Arbeitshilfe 154.
Es ist anzuraten, diese Arbeitshilfen systematisch auszubauen und auf die Anwendungskontexte
von einzelnen Branchen und den Beschaffern von Großverbrauchern auszurichten.
152
Vgl. http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundliche-beschaffung. Aufgerufen
am 27.10.2014.
153
Vgl. dazu http://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundlichebeschaffung/berechnung-der-lebenszykluskosten. Aufgerufen am 21.10.2014.
154
Vgl. dazu
http://www.zvei.org/Themen/Energieeffizienz/Documents/Lifecycle%20Cost%20Evaluation%20(LCE)/ZVEIBerechnungstool-LCE.xls. Aufgerufen am 21.10.2014.
178
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Ergänzend könnte eine Zusammenstellung von guten Praktiken im Einkauf, in der Kalkulation
von Gesamtkosten oder von Erfahrungen mit Umweltinnovationen eine Unterstützung für
Beschaffer darstellen, um deren Informationsgrundlage auszubauen und entsprechende
Entscheidungen zu unterstützen.
Auszeichnung innovativer Nachfrager und Dokumentation guter Beispiele
Die Beschaffung von innovativen Produkten wird bereits heute in verschiedenen Weisen
belobigt. Das BMWi vergibt zusammen mit dem BME 155 den Preis „Innovation schafft
Vorsprung“, der innovative Beschaffungsprozesse oder die Beschaffung von Innovationen
auszeichnet, 2015 stehen dabei besonders Nachhaltigkeitsaspekte im Vordergrund; dieser Preis
ist ideell und mit keinem geldwerten Vorteil verbunden. Andere vergleichbare Preise sind das
Small Business Innovation Research (SBIR)-Programm 156 in den USA oder der Preis „Public
Procurement of Innovation Award“ der EU 157. Mit derartigen Preisen könnten Nachfrager aus
nicht-öffentlichen (wie auch öffentlichen) Unternehmen hervorgehoben werden. Es wäre zu
prüfen, ob die Förderung von Umweltinnovationen an dem Preis des BMWi/BME andocken
oder ob seitens des BMUB/UBA eine eigenständige Positionierung erfolgen könnte 158. Ein
derartiger Preis könnte sich auf die Förderung von Umweltinnovationen fokussieren oder
gemeinsam mit anderen Ressorts einen breiteren Zielkanon verfolgen.
Neben der Hervorhebung guter Beschaffungspraktiken könnte die Machbarkeit durch Pilotund Demonstrationsvorhaben erfahrbar gemacht werden, indem die technische Realisierung
und die entstehenden Mehrwerte angemessen dokumentiert werden. Technologiescouts (siehe
dazu den nächsten Punkt), Kompetenzzentren oder Innovationsdatenbanken sowie Kampagnen
können dabei darauf verweisen und interessierten Großverbrauchern damit einen Weg zu den
Umweltinnovationen eröffnen.
Schulung, Beratung und Technologiescouts
Der Ausbau der Schulung und Beratung der nicht-öffentlichen (und öffentlichen) Beschaffer
wurde in den Fachgesprächen immer wieder genannt: Die Beschaffung von
Umweltinnovationen greift einerseits in bisherige Routinen ein und möchte diese auf
ergänzende Leistungsziele ausrichten; andererseits sind damit bisherige Beschaffungswege
anzupassen. Um nicht-öffentliche Großverbraucher dabei zu unterstützen, sind qualifizierte und
fokussierte Schulungs- und Beratungsformate notwendig, die etwa durch Contracting-Modelle
finanziert werden könnten.
Die Diffusion von Umweltinnovationen in einer Branche könnte auch durch Technologiescouts
oder durch Informationen auf Netzwerktreffen intensiviert werden, wie dies für den Bereich
der gewerblichen Wäschetrocknung angeregt wurde (vgl. Kapitel 8.3.3). In diesem
Zusammenhang wäre auch die Entwicklung neuer Finanzierungs- bzw. Leasingmöglichkeiten
(etwa durch Crowdfunding) zu prüfen, um damit Kapital für den Erwerb von
Umweltinnovationen durch kleinere Unternehmen bereitzustellen.
155
Vgl. dazu http://www.bmwi.de/DE/Service/wettbewerbe,did=190648.html. Aufgerufen am 22.10.2014.
156
Vgl. dazu http://www.sbir.gov/about/about-sbir. Aufgerufen am 22.10.2014.
157
Vgl. dazu http://www.innovation-procurement.org/award/. Aufgerufen am 22.10.2014.
158
Vgl. auch die Hinweise bei Lange et al. (2009; S. 200) zu einem Benchmarkwettbewerb.
179
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Reduktion ökonomischer Risiken
Wie oben in Kapitel 7.2.2 beschrieben, sind ökonomische Risiken ein wichtiges Hemmnis bei
der Einführung von Umweltinnovationen durch gewerbliche Kunden. Eine Möglichkeit, die
Risiken bei dem Erwerb umweltinnovativer Produkte zu vermindern, könnte in der Schaffung
eines Versicherungssystems liegen, wie dies etwa in Südkorea vor einigen Jahren im Bereich
der öffentlichen Beschaffung eingeführt wurde 159. Es wäre zu prüfen, ob ein
Versicherungssystem nach Deutschland übertragbar wäre und wie dieses aussehen könnte.
Ein anderer Ansatz könnte in der Aufstellung bzw. Verbesserung von Haftungsregeln liegen,
die klare Rahmenbedingungen für den Absatz von Umweltinnovationen setzen und die
Planungssicherheit der Hersteller beim Verkauf verbessern sowie die mit der Diffusion
einhergehenden Risiken vermindern.
Daneben könnten auch Förderprogramme Einführung und Diffusion von Umweltinnovationen
unterstützen, etwa durch eine gezielte Einbeziehung der KfW, beispielsweise durch die Auflage
von Förderprogrammen für Umweltinnovationen, durch einen „GreenTech-Fonds“ (vgl. BMU
2008; S. 18) oder durch Anknüpfung an ausländischen Erfahrungen160.
9.3.4 Monitoring
Monitoring als lernender Prozess
Ein Monitoring ist erforderlich, um periodisch über den Fortgang von Maßnahmen informiert
zu werden; insofern dient ein Monitoring einerseits der Kontrolle. Andererseits stellt ein
Monitoring ein systematisches Hilfsmittel dar, um beteiligten Akteuren, politischen Entscheidungsträgern und ggfs. der Öffentlichkeit Informationen zur Maßnahmenentwicklung zu
geben, mit deren Hilfe Zielabweichungen und -konflikte zu erkennen sind.
9.4 Fazit
Die in diesem Bericht vorgelegten Überlegungen zu Großverbrauchern stellen eine Teilmenge
aus den langjährigen Diskussionen zur Förderung von Umweltinnovationen dar. Eine
nachfrageseitige politische Förderung von Umweltinnovationen gewerblicher Endverbraucher
könnte die bisher auf die Förderung des Einkaufs öffentlicher Einrichtungen sowie privater
Endverbraucher gerichteten Ansätze ergänzen.
Inwieweit eine Orientierung auf Großverbrauchern der Umweltpolitik neue strategische
Perspektiven eröffnet, kann noch nicht abschließend empirisch belastbar untermauert werden.
Es gibt eine Reihe von Hinweisen, dass das (nationale) Nachfragepotenzial in bestimmten
Gütermärkten beträchtlich sein kann und das dessen Bündelung und Orientierung auf
Umweltinnovationen zu einer Verminderung von Umweltlasten führen kann.
Die im voranstehenden Kapitel 9.3 zusammengestellten Maßnahmen zielen direkt auf die
Fragestellung dieses Berichts ab: Wie lassen sich Großverbraucher mobilisieren? Dabei wurde
noch nicht auf Möglichkeiten eingegangen, durch regulative Maßnahmen eine breite
159
Vgl. dazu Uyarra (2013; S. 20ff).
160
Interessante Beispiele sind im Baskenland die Liste sauberer Technologien (vgl. Renault/Zdravkova 2014; S. 22
bzw. http://www.ihobe.net/Default.aspx?IdMenu=A2238BD0-3048-4D9D-AB8C-C91C6FDFD475) oder in den
Niederlanden das sog, „Green funds scheme“ (vgl. Sonigo et al. 2012; S. 176ff.) zu finden.
180
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
Nachfrage nach Umweltinnovationen zu entfesseln, wie dies etwa Blind (2012) oder Edler
(2013) beschreiben. Derartige regulative Maßnahmen, die in Deutschland etwa im Bereich des
EEG eingesetzt wurden, wirken staatlicherseits auf die Rahmenbedingungen ein, um die
Nachfrage nach Umweltinnovationen zu unterstützen und damit neue Märkte zu schaffen.
Knopf et al. (2011; S. 21) fassen die zentralen Ergebnisse der Innovationspolitik zusammen:
Danach sind Umweltinnovationen im Regelfall das Ergebnis von Regulationen.
Mit den in diesem Bericht erarbeiteten Vorschlägen zur Aktivierung von Großverbrauchern
wird auf deren Mobilisierung abgezielt, dabei stehen die Ergebnisse der Analyse ausgewählter
Beispiele sowie dreier durchgeführter Fachgespräche erkenntnisleitend im Hintergrund.
181
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum
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197
TEXTE
51/2015
Marktmacht bündeln:
Großverbraucher als
Treiber für Innovationen
beim nachhaltigen
Konsum
Anlage I: Großverbraucher
TEXTE 51/2015
Umweltforschungsplan des
Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Forschungskennzahl 3712 93 302
UBA-FB 002137/ANL,1
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als
Treiber für Innovationen beim nachhaltigen
Konsum
Anlage I: Großverbraucher
von
Dr. Frieder Rubik, Ria Müller, Corinna Hinke
unter Mitarbeit von
Sebastian Brandsch, Vanessa Geller, Doreen Havenstein, Hannah Jaberg,
Theresa Kim, Katharina Loersch, Katharina Maaß, Jakob Rünz, Nils Thonemann
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Berlin
Dr. Felix Reitze, Dr. Anette Roser, Dr. Felipe Toro, Edith Holländer
Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien GmbH (IREES),
Karlsruhe
Dr. Sabine Langkau, Dr. Katrin Ostertag
Fraunhofer- Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe
Im Auftrag des Umweltbundesamtes
Impressum
Herausgeber:
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
Fax: +49 340-2103-2285
[email protected]
Internet: www.umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
Durchführung der Studie:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH,
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Abschlussdatum:
Oktober 2014
Redaktion:
Fachgebiet III 1.1 Übergreifende Aspekte des Produktbezogenen
Umweltschutzes, Nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm
Dr. Michael Bilharz
Publikationen als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/marktmacht-buendelngrossverbraucher-als-treiber
ISSN 1862-4804
Dessau-Roßlau, Juni 2015
Das diesem Bericht zu Grunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter
der Forschungskennzahl 3712 93 302 gefördert. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis................................................................................................................................. 6
1
Einleitung......................................................................................................................................... 7
2
Anlagen zu Kapitel 5 Hauptband ................................................................................................. 7
3
2.1
Übersicht EuP „Preparatory studies“ ..................................................................................... 7
2.2
Übersicht „Technical background reports“ ........................................................................10
2.3
Beschreibung des Umweltbe- und Umweltentlastungspotenzials
umweltrelevanter Güter .......................................................................................................11
2.4
Stromverbräuche nach Anwendung und Branche ............................................................17
2.5
Wirtschaftssteckbriefe ...........................................................................................................20
2.6
Global 2000 Methodologie ...................................................................................................29
2.7
Global 500 Methodologie .....................................................................................................30
2.8
Financial Times Global 500 Methodologie .........................................................................30
2.9
Nicht-öffentliche Großverbraucher von Gütergruppen mit hoher
Umweltrelevanz .....................................................................................................................31
Literatur des Anlagenbands ........................................................................................................40
5
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Übersicht bisheriger EuP „Preparatory studies“; Quelle: www.eupnetwork.de/product-groups/overview-ecodesign. ................................................ 7
Tabelle 2:
Übersicht „Technical background reports“ (tbr) (Stand:
22.08.2013) .............................................................................................................. 10
Tabelle 3:
Beschreibung des Umweltbelastungs- und
Umweltentlastungspotenzials umweltrelevanter Güter Quelle:
Angaben basieren auf EuP „Preparatory studies“ (Stand: 22.
August 2013) und „Technical background reports“ (Stand: 09.
August 2013) ........................................................................................................... 11
Tabelle 4:
Stromverbräuche nach Anwendung und Branche (Quelle: Eigene
Darstellung basierend auf Fraunhofer ISI/IREES 2008a und b) ........................ 17
Tabelle 5:
Wirtschaftssteckbrief Industrie: WZ-Schlüssel C (Stand 2011) .......................... 20
Tabelle 6:
Wirtschaftssteckbrief Büro: WZ-Schlüssel D, J, K, N (Stand: 2011) ................... 21
Tabelle 7:
Wirtschaftssteckbrief Handel: WZ-Schlüssel G (Stand 2011)............................. 23
Tabelle 8:
Wirtschaftssteckbrief Hotel/Gastronomie: WZ-Schlüssel I (Stand
2011) ........................................................................................................................ 25
Tabelle 9:
Wirtschaftssteckbrief Gesundheits- und Sozialwesen: WZ-Schlüssel
Q (Stand 2011) ........................................................................................................ 26
Tabelle 10:
Wirtschaftssteckbrief Immobilienwirtschaft: WZ-Schlüssel L (Stand
2011) ........................................................................................................................ 27
Tabelle 11:
Wirtschaftssteckbrief Sonstige (Verkehr und Lagerei): WZ
Schlüssel 2008 H (Stand 2011) .............................................................................. 28
Tabelle 12:
Konkrete Großverbraucher von Außenbeleuchtung ......................................... 31
Tabelle 13:
Konkrete Großverbraucher von Raumklimageräten ......................................... 33
Tabelle 14:
Konkrete Großverbraucher von Kühltruhen und Kühlregalen ........................ 34
Tabelle 15:
Konkrete Großverbraucher von Verkaufs- & Kühlautomaten für
Kaltgetränke............................................................................................................ 34
Tabelle 16:
Konkrete Großverbraucher von Bildverarbeitungsgeräten .............................. 35
Tabelle 17:
Konkrete Großverbraucher von Projektoren ...................................................... 35
Tabelle 18:
Konkrete Großverbraucher von Sanitärausstattung .......................................... 37
Tabelle 19:
Konkrete Großverbraucher von Heizkesseln zur
Warmwasseraufbereitung ..................................................................................... 38
Tabelle 20:
Konkrete Großverbraucher von Verkehrsleistungen/Fuhrpark........................ 39
6
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
1
Einleitung
Dieser Anlagenband ergänzt den Hauptband durch ergänzende und vertiefende Informationen
zu einzelnen Teilen des Hauptbandes.
2 Anlagen zu Kapitel 5 Hauptband
2.1
Übersicht EuP „Preparatory studies“
Tabelle 1 listet die existierenden EuP „Preparatory studies“ inklusive einem Vermerk (Spalte
„Status“), in welcher Phase der Umsetzung sich die Ergebnisse dieser Studien mit Stand 22. August 2013 befinden 1.
Tabelle 1:
Nr.
Übersicht bisheriger EuP „Preparatory studies“;
Quelle: www.eup-network.de/product-groups/overview-ecodesign.
Produktgruppe
Link zum Bericht und Literaturverweis
Status (Stand 22.
August 2013)
Gebäudetechnik
1
Haushaltslampen (Glühlampen,
Energiesparlampen)
www.eup4light.net/ [AEA 2010; Tichelen et al. 2007b]
Verordnung (EG) 244/2009/EG
2
Entladungslampen
(Straßen- und Bürobeleuchtung)
www.eup4light.net/ [AEA 2010; Tichelen et al. 2007b]
Verordnung (EG) 245/2009/EG
3
Bereitschafts- und Aus-Zustand
[Nissen et al. 2011a-i]
Verordnung (EG) 1275/2008/EG
4
Raumheizungen
5
Zentralheizungen (Heißluft)
www.ecoheater.org/ [Bio Intelligence Service 2012cd]
Arbeitsdokument
6
Raumklimageräte (Klimaanlagen) und Komfort-Ventilatoren
www.ecohvac.eu [Armines/BRE/ VHK 2012a und
2012b]
Verordnung (EG) 206/2012/EG
Verordnungsentwurf
(Regelungsausschuss)
Elektrische Geräte
1
7
Einfache Set-top-Boxen
(Fernsehempfänger)
[Bio Intelligence Service 2008]
Verordnung (EG) 107/2009/EG
8
Akuladegeräte und Externe
Netzteile
www.ecocharger.org/ [Bio Intelligence Service
2007b]
Verordnung (EG) 278/2009/EG
9
Fernsehgeräte
www.ecotelevision.org/ [Öko-Institut/Fraunhofer IZM
2007]
Verordnung (EG) 642/2009/EG
10
Zirkulatoren
http://www.ebpg.bam.de/de/ebpg_medien/tren11/011_
vo622-2012_en.pdf
Verordnung (EG) 622/2012/EG
11
Komplexe Set-top-Boxen
www.ecocomplexstb.org/
Selbstregulierungsinitiative der Indust-
Zum aktuellen Überblick vgl. http://www.eceee.org/ecodesign/products. Aufgerufen am 27.10.2014.
7
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Nr.
Produktgruppe
Link zum Bericht und Literaturverweis
(Fernsehempfänger)
12
Ton- und Bildgeräte
13
Transformatoren
14
Unterbrechungsfreie Stromversorger
Status (Stand 22.
August 2013)
rie (2011)
www.ecomultimedia.org/
Arbeitsdokument
Arbeitsdokument
www.ecoups.org/
Preparatory study in Bearbeitung
Haushaltsgeräte
15
Kühl- und Gefriergeräte
www.ecocold-domestic.org/ [Stamminger 2007a]
Verordnung (EG) 643/2009/EG
16
Haushaltswaschmaschinen
www.ecowet-domestic.org/ [Stamminger 2007b; ISIS
2007a-c]
Verordnung (EG) 1015/2010/EG
17
Haushaltsgeschirrspülmaschinen
www.ecowet-domestic.org/ [Stamminger 2007b]
Verordnung (EG) 1016/2010/EG
18
Haushaltstrockner
www.ecodryers.org/index.php [PriceWaterhouseCoopers 2009]
Verordnung (EG) 932/2012/EG
19
Boiler und Kombiboiler
www.ecoboiler.org/ [Kemna et al. 2007a-e; VHK
2007a]
Verordnungsentwurf
(EU Parlament Kontrolle)
20
Warmwasserbereiter
www.ecohotwater.org/ [Kemna et al. 2007 f-k; VHK
2007b]
Verordnungsentwurf
(Regelungsausschuss)
21
Nicht-tertiäre Kaffeemaschinen
www.ecocoffeemachine.org [Bio Intelligence Service
2011a-f]
Preparatory study abgeschlossen
Informationstechnologie/ Informations- und Kommunikationstechnologien (IT/IKT)
22
PC (Desktop PCs und Laptops)
und Bildschirme
www.ecocomputer.org/ [IVF 2007; Fraunhofer IZM/PE
Europe 2007a-b]
Verordnung (EG) 617/2013/EG
(verbindlich ab 01.07.2014)
23
Bildverarbeitungsgeräte (Kopierer, Scanner, Fax, Drucker...)
www.ecoimaging.org/ [Fraunhofer IZM/PE Europe
2007c-d]
Selbstregulierungsinitiative der Industrie (2011)
Maschinenbetrieb und Pumpen (B2B/Energiespeicher)
24
Maschinenwerkzeug
www.ecomachinetools.eu
Entwurf einer Selbstregulierungsinitiative
25
Wasserpumpen
http://www.eup-network.de/fileadmin/user_
upload/Produktgruppen/Lots/Working_
Documents/Waterpumps_regulation_120626_01.pdf
Verordnung (EG) 547/2012/EG
26
Abwasserpumpen
http://lot28.ecopumps.eu [Bio Intelligence Service
2012a-b, e]
Preparatory study in Bearbeitung
27
Großpumpen
http://lot29.ecopumps.eu/ [Bio Intelligence Service
2013a-c]
Preparatory study in Bearbeitung
Fahrzeugwesen/alternative Antriebe
8
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Link zum Bericht und Literaturverweis
Status (Stand 22.
August 2013)
Nr.
Produktgruppe
28
Elektromotoren
29
Motoren und Getriebe
www.eco-motors-drives.eu/Eco/Home.html [Almeida
et al. 2013 a-b; o.J.]
Preparatory study in Bearbeitung
30
Produkte in Motorsystemen in
speziellen Kompressoren
www.eco-compressors.eu/index.html [VHK 2012]
Preparatory study in Bearbeitung
Verordnung (EG) 640/2009/EG
Industriegüter
31
Industrielle Kühl- und Gefriergeräte
http://www.ecofreezercom.org/ [Bio Intelligence
Service 2007a]
Arbeitsdokument
32
Festbrennstoffanlagen
www.ecosolidfuel.org [Bio Intelligence Service 2009ag; 2010]
Verordnungsentwurf
(Regelungsausschuss)
33
Industrielle Wasch- und Spülmaschinen, Trockner
http://www.ecowet-commercial.org/documents.php
Preparatory study abgeschlossen
34
Haus- und Industrieöfen
www.ecocooking.org/lot22/
Verordnungsentwurf
(Regelungsausschuss)
35
Industrie- und Verbrennungsöfen
www.eco-furnace.org
Preparatory study abgeschlossen
9
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.2 Übersicht „Technical background reports“
Tabelle 2:
Übersicht „Technical background reports“ (tbr) (Stand: 22.08.2013)
Nr.
Produktgruppe
Link zum Bericht und Literaturverweis
1
Kopierpapier und grafisches Papier
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/paper_GPP_background_report.pdf [Europäische Kommission 2011]
2
Reinigungsprodukte und dienstleistungen
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/cleaning_tbr.pdf [Europäische Kommission
2011d]
3
IT-Geräte
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/office_it_equipment_tbr.pdf [Europäische
Kommission 2011c]
4
Hochbau
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/construction_GPP_background_report.pdf
5
Verkehrsleistungen (Pkw, Öffentliche
Verkehrsfahrzeuge und –dienstleistungen, Abfallsammelfahrzeuge
und –dienstleistungen)
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/transport_tbr.pdf [Europäische Kommission
2011h]
6
Möbel
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/furniture_GPP_background_report.pdf
7
Strom
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/electricity_tbr.pdf
8
Lebensmittel und Verpflegungsdienstleistungen
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/food_GPP_background_report.pdf
9
Textilien
10
Gartenprodukte, Gartenbauleistungen
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/garderning_tbr.pdf
11
Fenster, verglaste Türen, Oberlichter
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/garderning_tbr.pdf
12
Wärmedämmung
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/thermal_insulation_GPP_%20background_report.p
df [Europäische Kommission 2010c]
13
Hartbodenbeläge
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/hard_floor_tbr.pdf [Europäische Kommission
2011a]
14
Wandplatten
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/wall_panels_GPP_background_report.pdf
15
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/chp_GPP_background_report.pdf [Europäische
Kommission 2010a]
16
Straßenbau und Verkehrsampeln
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/street_lighting_tbr.pdf
17
Straßenbeleuchtung
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/indoor_lighting_tbr.pdf [Europäische Kommission 2011f]
18
Mobiltelefone
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/mobile_phone_GPP_background_report.pdf [Europäische Kommission 2010b]
19
Innenbeleuchtungen
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/indoor_lighting_tbr.pdf [Europäische Kommission 2011b]
20
Abwasserinfrastruktur
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/waste_water_tech.pdf
21
Sanitärarmaturen
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/criteria/technical_background_sanitary_en.pdf
[Europäische Kommission 2011e]
http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/tbr/textiles_tbr.pdf [Europäische Kommission
2011g]
10
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.3 Beschreibung des Umweltbe- und Umweltentlastungspotenzials umweltrelevanter Güter
Tabelle 3:
Beschreibung des Umweltbelastungs- und Umweltentlastungspotenzials umweltrelevanter Güter
Quelle: Angaben basieren auf EuP „Preparatory studies“ (Stand: 22. August 2013) und „Technical background reports“ (Stand: 09. August 2013)
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Daten zur Marktrelevanz
Entlastungspotenzial
Produkt-/ DLinnovationen
abhängig von verwendetem Material: generell
Umweltbelastung durch Rohstoffabbau; bei
verarbeiteten Hartbodenbelägen (z.B. Fliesen) sind vor allem die mit der Verarbeitung
verbundenen Energie- und Wasserverbräuche,
Emissionen und Abfallaufkommen relevant.
Glasuren enthalten teilweise Gefahrstoffe
Wahl von Rohstoffen und Optimierung von Verarbeitungsprozessen
mit dem Ziel möglichst geringer
Umweltauswirkungen (Ökosystembelastung, Energie-/ Wasserverbrauch, Abfall…); Recycling; Abfallmanagement; Gefahrstoffe vermeiden
Alternative Rohstoffe bzw.
Rohstoffgewinnung; hoher
Recyclinganteil; Glasuren
ohne Gefahrstoffe
Hoher Energieverbrauch (ca. 6900 MJ/
Lebenszyklus), zunehmende Umweltauswirkungen des Materials mit abnehmender WattKonfiguration
Energieverbrauch in der Nutzungsphase, Materialverbrauch in der
Herstellung, Abfallmenge und
Verschmutzung durch Gefahrenstoffe im End-of-life sowie "Lichtverschmutzung" in der Nutzungsphase
LED-Außenbeleuchtung;
Beleuchtungs-Contracting
Umsatz in D 2012: 3 Mrd. € €
Hoher Stromverbrauch; Inhaltsstoff Quecksilber
Energieeffizienz und Materialeffizienz (Gewichtsreduktion, Ersatz
umweltgefährdender Materialien)
LED/ OLED; BeleuchtungsContracting; Intelligente
Gebäudetechnik (Beleuchtungselektronik)
Umsatz der Beleuchtungs-industrie in D
2010: 2,2 Mrd. €
Relevante
LZ-Phase
Ursachen
Produktion
Baustoffe/ Bauteile Hochbau
Hartbodenbeläge
(EK 2011a; IEMB
2008)
Naturstein,
Kunststein,
keramische
Fliesen
und Platten
50-70
k.A.m.
Gebäudetechnik
Außenbeleuchtung
(van Tichelen et al.
2007a)
bspw. Halogenmetalldampflampen
2,5-3
Lampen und Leuchten für die Innenbzw. Bürobeleuchtung (van
Tichelen et al.
2007b)
bspw.
Leuchtstoffröhren (Kompaktleuchtstoffröhren
ohne integriertes Vorschaltgerät)
20
Produktion
Entsorgung
Produktion
Nutzung
Entsorgung
11
Weltmarktanteil: ca. 25%
Weltmarktanteil: 12 %
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Raumklimageräte
(Klimaanlagen) und
KomfortVentilatoren
(Armines/ BRE/
VHK 2012a; EK
2008)
insbes. reversible Luftwärmepumpe
(split system
zum Kühlen
und Heizen)
Elektrische Warmwasseraufbereitung (IEMB 2008;
Kemna 2007c)
Heizkessel
(versch.
Größen)
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
15
17-20
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Daten zur Marktrelevanz
Entlastungspotenzial
Produkt-/ DLinnovationen
Nutzung
Hoher Energieverbrauch (> 1 000 PJ/ a); lange
Betriebszeiten in den Kühl-/ Heizperioden;
Trend zu mehr Raumkühlung; großer Wachstumsmarkt; weitere Umweltaspekte: Leistungselektronik, Display, Kühlmittel
Kombination aus gleichzeitiger
Senkung des Energieverbrauchs in
der Nutzungsphase (um 40-50%)
und Reduktion der Emissionen aus
den Kühlmitteln in die Luft um bis zu
15%.
k.A.
k.A.m.
Nutzung
Hoher Energieverbrauch (> 1 000 PJ/ Jahr);
lange Betriebszeiten (Heizperiode); andere
Umweltaspekte: Elektronik, gebrauchtes
Material, Abgase
Hohes Energiesparpotenzial (geschätzt >20 %); Emissionsreduktion; erleichtertes Recycling
k.A.
Absatz Heizkessel in D 2011: 639.500
Stück; davon: 75 % Gas-Kessel, 17,1 %
Gas-Kessel mit Niedertemperatur-technik,
9 % Wärmepumpen, 8,8 % Öl-Kessel,
3,1 % Biomassekessel
Energieverbrauch während der Nutzung 6 mal
höher als in restlichen Phasen
Reduktion des Energieverbrauchs in
der Nutzungsphase; optimierte
Materialeffizienz im Produktdesign
durch integrierte Schaltkreise,
verbesserte Plastik und verzinkten
Stahl
Energieeffiziente Monitore
und Flachbildschirme
Absatz in D 2012: ca. 6,1 Mio. Stück.
Energieverbrauch während der Nutzung 6 mal
höher als in restlichen Phasen
Energiereduktion während der
Nutzungsphase; optimierte Materialeffizienz im Produktdesign
(Motherboard inkl. Prozessor,
Stromversorgung, Stahlgehäuse)
Thin/ Zero Clients; Cloud
Computing
Absatz in D 2011: 4,2 Mio. Stück (davon ca.
40 % an Unternehmen und Behörden =
1,68 Mio. Stück)
Laser; energieeffiziente
(ee) Drucker/ Kopierer/
MFG; Geräte-Leasing;
Papierloses Arbeiten
Absatz in D 2012: 1,05 Mio. Stück (Laser
und Tintenstrahl zusammen)
Relevante
LZ-Phase
Ursachen
IT/IKT
Bildschirme (IVF
2007)
LCD-Monitore/
Flachbildschirme
Desktop PCs
(IVF 2007)
Bildverarbeitungsgeräte (Kopierer,
Drucker, MFG)
(Fraunhofer IZM
2007)
6
6
SW-Drucker
(laser)
SW-Kopierer/
MFG
6
Nutzung
Nutzung
Nutzung
Produktion
Energieverbrauch (17.839 MJ/ Nutzungsphase); hoher Materialverbrauch bei Produktion
Energieverbrauch (16.348 MJ/ Nutzungsphase); hoher Materialverbrauch bei Produktion
12
Nachhaltiges Papiermanagement;
Verkürzung des Bereitschaftsmodus
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Projektoren
(EK 2008;
IVF 2007)
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
6
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Relevante
LZ-Phase
Ursachen
Entlastungspotenzial
Produkt-/ DLinnovationen
k.A.
Nutzung
hoher Energieverbrauch (> 1 000 PJ/ Jahr);
mit Wachstumsmarkt; andere umweltrelevante Aspekte: Elektronik und Displays
Hohes Energiesparpotenzial (>
20%);
optimierte Materialeffizienz im
Produktdesign: Lampen/ Lichtmodule, Linsensystem, Lichtstrahlbrechungsoptik
Nutzung
Hoher Energieverbrauch (436 PJ/ Jahr), 24Stunden Betrieb, energieintensive Produktion
von Gehäuse und Verdampfer
Energieeinsparung durch mechanische Anbauten (Anbau einer Glastür,
Nachtvorhang (Abdeckung der Kühlfläche)), doppelter Luftvorhang,
anti-sweat Erhitzer
Daten zur Marktrelevanz
Absatz EU-27 2012: 1,7 Mio. Stück
Bestand EU-27 2012: 8 Mio. Stück
Industriegüter/ Antriebe
Industrielle Kühlund Gefriergeräte
und kommerzielle
Kühlgeräte für
Präsentation/
Verkauf von Lebensmitteln
(Bio Intelligence
Service 2007a)
Elektromotoren/
Antriebe/ Generatoren/ Transformatoren (Almeida et
al. 2008, 2013b;
Vito et al. 2011)
Kühltruhen und
-regale
(insbes. offene
Standregale)
Verkaufs- &
Kühlautomaten
für Kaltgetränke
LOT 11 Electric
motors, LOT
30 motors and
drives
9
Bestand in D 2003: 2,2 Mio. Kältesysteme
in Gewerbe, Dienstleistung und Handel
16,5% d Primärenergiebedarfs in D für
gewerbl. Nahrungsmittelverkauf und
-lagerung (=29.700GWh/a)
Energieverbrauch 195 PJ/ a;
8
Nutzung
energieintensive Produktion von Gehäuse,
Wärmetauscher und Kompressoren;
Kompressormodulation (variable
Betriebsgeschwindigkeit), antisweat Erhitzer
Bestand in D 2003: 2,2 Mio. Kältesysteme
in Gewerbe, Dienstleistung und Handel
viele Geräte, großer Wachstumsmarkt
Globaler Bestand an Elektromotoren: 2,23
Milliarden Stück; davon:
Verringerung der Verluste bei der
Umwandlung von elektrischer in
mechanische Energie;
10-25
Nutzung
Hoher Stromverbrauch (elektrische Motorensysteme machen 70% des gesamten Stromverbrauchs der Industrie in der EU aus)
13
Steigerung der Energieeffizienz
industrieller Motorensysteme um
20-30% (durch: Verwendung
effizienterer Motoren, Antriebe mit
Drehzahl-Regelung, Optimierung des
Gesamtsystems)
kleine Motoren (<750 W; Gegenstand von
Lot 30) 90 %, aber nur 9 % Anteil am
Gesamtstromverbrauch;
Hocheffiziente Motoren;
Drehzahlregulierung
mittlere Motoren (0,75 kW bis 375 kW;
Gegenstand von Lot 11) 9 % mit Anteil von
68 % am Gesamtstromverbrauch;
große Motoren (>375 kW; Gegenstand von
Lot 30) nur 0,6 Millionen Motoren weltweit, aber Anteil von 23 % am Gesamtstromverbrauch.
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Relevante
LZ-Phase
Entlastungspotenzial
Ursachen
Produkt-/ DLinnovationen
Daten zur Marktrelevanz
Sonstige
Handtücher;
Bettwaren;
Textilien (EK 2011g)
Arbeits- und
Arbeitsschutzbekleidung;
Anbau;
k.A.
Reinigungstücher zur
Produktion;
Veredelung
industriellen
Anwendung
Baumwolle: hoher Düngemittel- und
Pestizideinsatz (2,5% Erntefläche und 16%
Insektizidverbrauch), hoher Wasser- und
Landverbrauch;
Polyester: Einsatz von problematischen
Chemikalien bei der Herstellung, vergleichsweise hoher Energieverbrauch und Treibhausgasausstoß; Einsatz problematischer
Chemikalien bei der Verarbeitung/ Veredlung
Verwendung von Biobaumwolle;
Verwendung von Recycling-Fasern;
Substitution durch Fasern mit
geringerer Umweltbelastung;
Einsatz alternativer Techniken und
Substanzen um Umweltbilanz der
Verarbeitung/ Veredlung zu verbessern; Wiederverwertung von Textilien
Endverbrauch von Textilien:
Umweltschonendere
Fasern; Recycling von
Fasern/ Textilien; Umweltschonendere Verarbeitungsprozesse
46% Kleidung,
32% Innenausstattung/ Haushalt,
22% industrielle/ technische Textilien
Anteiliger Absatz von Bio-Baumwolle in D
betrug 0,5% des gesamten Baumwollabsatzes in 2009.
Umsatz der Gebäudereinigungsbranche
insgesamt generiert sich wie folgt:
57% Büro,
11% Industrie,
7% Krankenhäuser/ Alten-/Pflegeheime)
Reinigungsprodukte und
Reinigungsdienstleistungen
(EK 2011d)
Reinigungschemikalien
für Böden,
Glas und
Oberflächen
k.A.
Herstellung;
Nutzung;
Entsorgung
Freisetzung gesundheits- und umweltschädlicher, biologisch nicht abbaubarer Inhaltsstoffe während Herstellung und Nutzung; hoher
Energie- und Wasserverbrauch während der
Reinigung
Reinigungsmittel, die auch bei
geringeren Wassertemperaturen
zuverlässig Waschen; biologisch
abbaubare, nicht-toxische Inhaltsstoffe
Reinigungsmittel ohne
toxische Inhaltsstoffe, die
biologisch abbaubar sind;
Produkte, die den mit der
Reinigung verbundenen
Warmwasserverbrauch
minimieren
Die folgenden sechs Gebäudereinigungsdienstleister gehören zu den 25 größten
Handwerksbetrieben in D 2011:
Dussmann Service Deutschland GmbH
(374 Mio. Euro Umsatz),
Piepenbrock Unternehmensgruppe GmbH
(314 Mio. Euro Umsatz),
AVECO Holding AG (200 Mio. Euro Umsatz),
Lattemann & Geiger Dienstleistungsgruppe
GmbH (191 Mio. Euro Umsatz),
Klüh Cleaning GmbH (180 Mio. Euro Umsatz),
Schubert Holding AG & Co. KG Düsseldorf
(140 Mio. Euro Umsatz)
14
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Relevante
LZ-Phase
Entlastungspotenzial
Ursachen
Daten zur Marktrelevanz
Produkt-/ DLinnovationen
Sonstige (Fortsetzung)
Sanitärausstattung
(WCs, Auslaufarmaturen) (AEA/ JRC/
ipts 2011; EK 2011e;
IEMB 2008)
(Auslauf-)
Armaturen
12
Nutzung
95-99% der gesamten Umweltauswirkungen
sind auf die Nutzungsphase zurückzuführen
durch hohen Wasserverbrauch und Energie
für die Warmwasseraufbereitung
Verringerung der WasserDurchlaufmenge und -temperatur
(z.B. durch Voreinstellung (zweistufige Hebel-Position))
(>12%) Energie- und
(>10%) wassersparende
Armaturen:
Luftsprudler, Perlstrahler,
Wasserspareinsätze;
Hebel mit Widerstand ab
bestimmter Durchlaufwassermenge;
Konsum (Prod. + Imp.-Exp.) von Wasserhähnen in D (2008): 17.943.000 Stück/
Jahr
Bestand an Wasserhähnen im nichthäuslichen Bereich (2007): 7.582.000
Stück
Sensor Armaturen
WCs
hoher Wasserverbrauch (durchschn. 8 l pro
Spülgang); Putzmittel für Reinigung
15
Verringerung der Wasserdurchlaufmenge und reinigungsvereinfachende Oberflächenveredelung für
reduzierten Putzmitteleinsatz
< 2 Liter WCs
(Vakuumtoiletten, etc.)
k.A.m.
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Negative Umweltauswirkungen
Gütergruppe
(Quelle)
Produkt/ DL
Ø Lebens-/
Nutzungsdauer
(Jahre)
Umweltentlastungspotenzial
Umweltbelastung durch …
Relevante
LZ-Phase
Entlastungspotenzial
Ursachen
Daten zur Marktrelevanz
Produkt-/ DLinnovationen
Sonstige (Fortsetzung)
Verkehrsleistungen/ Fuhrpark (EK 2011h;
EU o.J.)
Pkw, Lkw,
Busse
k.A.
Nutzung
Abgase (Treibhausgase, Stickoxide und
Feinstaub)  Straßenverkehr verursacht EUweit 26% des Energieverbrauchs und 24%
aller CO2 Emissionen (1/2 davon Pkw), Emissionen steigen um 2%/ a;
Klimaanlagen erhöhen die CO2-Emissionen um
bis zu 7g CO2/ km, Gefahr der Freisetzung von
in Klimaanlagen genutzten Kühlmitteln
(Entzündbarkeit und Gewässertoxizität)
Alternative Antriebstechniken;
Reifen als eine Stellschraube für
Minderung des THG-Ausstoßes;
Verwendung alternativer und
sicherer Kühlmittel in Klimaanlagen;
effizientes Fahrverhalten
E-Mobile und andere
alternativen Antriebe; Low
rolling resistance tyres
(LRRT); tyre pressure
monitoring systems
(TPMS); CO2Autoklimaanlagen, Gear
Shift Indicator (GSI)
Pkw
Firma
876.000
Verträge
263.000 280.000
Verträge
135.000
85.000
Volkswagen Leasing Fleet
80.000
80.000
67.000
59.000
52.000
Verträge
50.000
40.000
36.000
35.233
31.000
25.000
20.000
Verträge
18.500 (inkl
Fahrzeuge
>3,5t)
15.000
15.000
7.500
7.000
5.000
5.000
16
Daimler Fleet Management
Deutsche Leasing Fleet GmbH
Fleetcar + Service Community
GmbH & Co. KG
Deutsche Bahn Fuhrparkgruppe
LeasePlan Deutschland GmbH
Deutsche Post Fleet GmbH
Car Professional Management
GE Capital – ASL Fleet Services
TaxiDeutschland, LV Berlin e.V.
Europcar
Fleetlevel+ Services GmbH
Telekom MobilitySolutions
Arval Deutschland GmbH (BNP
PARIBAS GROUP)
Avis Budget Autovermietung
GmbH & Co. KG
Athlon Car Lease Germany GmbH
& Co. KG
BwFuhrparkService GmbH
Hannover Leasing Automotive
GmbH
SAP
Deutsche Bank
ADAC
Raiffeisen.-Impulse
Fuhrparkmanagement GmbH
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.4 Stromverbräuche nach Anwendung und Branche
Tabelle 4:
Rang
2
Stromverbräuche nach Anwendung und Branche
(Quelle: Eigene Darstellung basierend auf Fraunhofer ISI/IREES 2008a und b)
Prio
Stromverbrauch
kWh/a
Anwendung
Branche
1
A
18.250.000.000
Elektrische Antriebe/
2
Motoren
Grundstoffchemie
2
A
15.666.666.667
Elektrische Antriebe/
Motoren
Papiergewerbe
3
A
15.028.000.000
Beleuchtung
Handel
4
A
10.694.444.444
Elektrische Antriebe/
Motoren
Metallerzeugung
5
A
9.648.000.000
Beleuchtung
Büro
6
A
9.472.222.222
Elektrische Antriebe/
Motoren
Fahrzeugbau
7
B
8.277.777.778
Elektrische Antriebe/
Motoren
Gummi- u. Kunststoffwaren
8
B
7.888.888.889
Elektrische Antriebe/
Motoren
Metallbearbeitung
9
B
7.666.666.667
Elektrische Antriebe/
Motoren
Ernährung und Tabak
10
B
6.601.100.000
Warmwasseraufbereitung
Hotel
11
B
5.982.300.000
Kühlung, Tiefkühlung
Handel
12
B
5.882.000.000
Elektrische Antriebe/
Motoren
Handel
13
B
5.784.000.000
Elektrische Antriebe/
Motoren
Büro
14
B
5.424.000.000
IKT
Büro
15
B
5.273.400.000
Beleuchtung
Hotel/ Gastronomie
16
B
5 .111 .11 1. 111
Elektrische Antriebe/
Motoren
NE-Metall, -gießereien
17
B
4.726.000.000
IKT
Handel
18
B
3.888.888.889
Elektrische Antriebe/ Motoren
Sonstige Chemische Industrie
19
B
3.722.222.222
Elektrische Antriebe/ Motoren
Maschinenbau
20
C
3.253.800.000
Elektrische Antriebe/ Motoren
Hotel/ Gastronomie
21
C
2.082.245.000
Kühlung, Tiefkühlung
Hotel/ Gastronomie
Alle in dieser Tabelle aufgeführten Stromverbrauchsdaten zu elektrischen Antrieben/Motoren beziehen Antriebe
für Druckluft und Pumpen nicht mit ein.
17
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Rang
Prio
Stromverbrauch
kWh/ a
Anwendung
Branche
22
C
1.833.333.333
IKT
Maschinenbau
23
C
1.777.777.778
Beleuchtung
Maschinenbau
24
C
1.555.555.556
Beleuchtung
Fahrzeugbau
25
C
1.424.100.000
Beleuchtung
Krankenhäuser
26
C
1.377.100.000
Warmwasseraufbereitung
Krankenhäuser
27
C
1.222.222.222
Beleuchtung
Metallbearbeitung
28
C
1.200.000.000
Klimakälte
Büro
29
C
1.189.100.000
Elektrische Antriebe/
Motoren
Krankenhäuser
30
D
1.138.888.889
Beleuchtung
Ernährung und Tabak
31
D
1.138.888.889
IKT
Fahrzeugbau
32
D
1.128.000.000
Warmwasseraufbereitung
Büro
33
D
1.055.700.000
Klimakälte
Handel
34
D
916.666.667
IKT
Ernährung und Tabak
35
D
8 61. 111 .11 1
Klimakälte
Ernährung und Tabak
36
D
816.000.000
Raumwärme
Büro
37
D
729.300.000
IKT
Hotel
38
D
722.222.222
IKT
Metallbearbeitung
39
D
714.000.000
Warmwasseraufbereitung
Handel
40
D
694.444.444
Beleuchtung
Gummi- und
Kunststoffwaren
41
D
612.000.000
Raumwärme
Handel
E
472.222.222
Klimakälte
Sonstige Chemische
Industrie
E
472.222.222
Klimakälte
Metallbearbeitung
E
472.222.222
Klimakälte
Maschinenbau
E
470.000.000
Klimakälte
Krankenhäuser
E
444.444.444
Klimakälte
Gummi-/ Kunststoffwaren
E
444.444.444
Klimakälte
Fahrzeugbau
E
444.444.444
IKT
Gummi-/ Kunststoffwaren
E
392.700.000
Raumwärme
Hotel
E
367.455.000
Klimakälte
Hotel
E
3 61. 111 .11 1
IKT
Sonstige Chemische
Industrie
E
333.333.333
Klimakälte
Papiergewerbe
E
333.333.333
IKT
Grundstoffchemie
E
277.777.778
Beleuchtung
Papiergewerbe
18
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Rang
Prio
Stromverbrauch
kWh/ a
Anwendung
Branche
E
250.000.000
Klimakälte
Grundstoffchemie
E
250.000.000
Beleuchtung
Grundstoffchemie
E
235.000.000
IKT
Krankenhäuser
E
222.222.222
Beleuchtung
Sonstige Chemische
Industrie
E
222.222.222
Beleuchtung
NE-Metall, -gießereien
E
166.666.667
IKT
Papiergewerbe
E
138.888.889
Raumwärme
Maschinenbau
E
138.888.889
Raumwärme
Fahrzeugbau
E
138.888.889
Warmwasser
Maschinenbau
E
138.888.889
Beleuchtung
Metallerzeugung
E
111. 111 .11 1
Raumwärme
Metallbearbeitung
E
111. 111 .11 1
Warmwasser
Fahrzeugbau
E
111. 111 .11 1
IKT
NE-Metall, -gießereien
E
83.333.333
Raumwärme
Ernährung und Tabak
E
83.333.333
Klimakälte
NE-Metall, -gießereien
E
83.333.333
Warmwasser
Metallbearbeitung
E
83.333.333
Warmwasser
Ernährung und Tabak
E
83.333.333
IKT
Metallerzeugung
55.555.556
Raumwärme
Gummi- und
Kunststoffwaren
55.555.556
Klimakälte
Metallerzeugung
55.555.556
Warmwasser
Gummi- und
Kunststoffwaren
E
27.777.778
Raumwärme
Grundstoffchemie
E
27.777.778
Warmwasser
Grundstoffchemie
E
27.777.778
Raumwärme
NE-Metall, -gießereien
E
27.777.778
Warmwasser
NE-Metall, -gießereien
E
27.777.778
Raumwärme
Papiergewerbe
E
27.777.778
Warmwasser
Papiergewerbe
27.777.778
Raumwärme
Sonstige Chemische
Industrie
27.777.778
Warmwasser
Sonstige Chemische
Industrie
E
E
E
E
E
19
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.5 Wirtschaftssteckbriefe
Tabelle 5:
Wirtschaftssteckbrief Industrie: WZ-Schlüssel C (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(Tonnen)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere
Hilfsgrößen
Quellen
Automobilhersteller
Volkswagen AG
97.691 (D, nur
VW)
24,5 Mrd. € (D)
ca. 2.333
(Strom/
Wärme)
Frischwasserbezug
gesamt 6,1 Mio. (ca. 5
m³/ Stück)
gesamt 1,2 Mio.
(ca. 1t/ Stück)
Daimler AG
164.000 (D)
106,54 Mrd. €
4.664
15,04 Mrd.
3,55 Mio.
BMW Group
100.306
68,82 Mrd. €
3,6 Mio.
2,61 Mio.
BASF Group
111.141
73 Mrd. €
2,13 Mrd. (weltweit)
25,8 Mio.
Bayer AG
111.800 (35.800
(D))
36,53 Mrd. €
ca. 3,3
437 Mio.
4,23 Mio. direkt/
3,92 Mio. indirekt
VOC: 2690 t
Bayer AG 2012a;
2012b
Siemens AG
128.000
(D, 2010)
78,3 Mrd. €
(2012)
4067,1
15,18 Mio.
3,58 Mio.
VOC: 1.200 t
Siemens AG 2012;
2013a; 2013b
Robert Bosch GmbH
118.776 (D)
51,49 Mrd. €
4266,1
15,39 Mio.
2,42 Mio.
Robert Bosch GmbH
o.J. a; o.J. b
ThyssenKrupp AG
69.122 (D)
49,09 Mrd. €
(gesamt)
94.800
(ges. Energieverbrauch)
459,8 Mio.
34,4 Mio.
ThyssenKrupp AG
2012a; 2012b
876.000
Verträge
1,7 Mio.
Fahrzeuge
Volkswagen AG
2012
VOC: 6.310 t
Daimler 2012a;
2012b
VOC: 2869 t
BMW Group 2011;
2012
Chemie/ Pharma
BASF 2011
Diverse
20
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 6:
Wirtschaftssteckbrief Büro: WZ-Schlüssel D, J, K, N (Stand: 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz 2011
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(t)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Information/ Kommunikation
t-systems
25.500 (D)
9,2 Mrd. €
89 Rechenzentren
139.748 TB Speicher (weltweit);
20.000 Cloud-Systems
t-systems 2012
3.200
Server
(in 2
Rechenzentren)
330.000 IP-Anschlüsse;
92.000 VolP-Anschlüsse
DB Systel 2012
DB Systel
3.000
677 Mio. €
SAP
60.972
14,23 Mrd. €
IBM
21.100 (D)
106,92 Mrd. USDollar
Deutsche Telekom AG
240.000
58,7 Mrd. €
116.000
3,86 Mio.
2,1 Mio.
45.735
Fahrzeuge
Deutsche Telekom
2012, o. J.
8.000
(Pkw+
Lkw)
Deutsche Bank
2012a
154
(Rechenzentren)
490000
SAP 2013; o. J.
2,9 Mio.
40
IBM 2008, o. J.
Banken- und Versicherungswesen
Deutsche Bank
46.646 (D)
61,22 Mrd. €
(2010)
540 GWh
1,52 Mio.
428.200
Commerzbank
58.160
4,61 Mrd. €
312 (2010)
599.148 (2010)
127.224 (2010)
SEG SparkassenEinkaufsgesellschaft
(DSV-Gruppe)/ Dt.
Sparkassen Verlag
1.748
880 Mio. €
Allianz Deutschland
AG
142.027
103,56 Mrd. €
926 Mio. EDV Aufwendungen; 105 t
Toner (2010)
Commerzbank
2012a; 2012b
Übernimmt die gesamte Abwicklung der
Beschaffungsprozesse für die Unternehmen und Verbände der SparkassenFinanzgruppe (Rahmenverträge/ Einkaufsplattform usw.)
1.897.466
354.912
21
Allianz Gruppe
2012a; 2012b
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Fortsetzung
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz 2011
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2Emissionen
(t)
Fuhrpark
Betriebss
tätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Private Energieversorger
E.ON AG
78.889 (Welt)
112,95 Mrd. €
(Welt)
54.489 (Vollzeit)
68,3 Mrd. €
Ausgaben
1,02 Mrd.
E.ON AG 2012; o. J.
Krankenkassen
24,24 Mio. Versicherte (34,8 % Marktanteil); Ausgaben für Arznei-, Verbandund Hilfsmittel: 11,38 Mrd. €
AOK 2012
Barmer GEK
6,7 Mio. Versicherte
www.statista.de
Techniker Krankenkasse
6,1 Mio. Versicherte
www.statista.de
AOK Bundesverband
Reiseanbieter/ Reservierungsdienstleister
TUI Travel PLC
5.000 (in D)
17,5 Mrd. €
6,14 Mio. (2009/
2010)
22
TUI Deutschland
o. J; TUI Travel PLC
2011
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 7:
Wirtschaftssteckbrief Handel: WZ-Schlüssel G (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(Tonnen)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Großhandel
Phoenix Pharmahandel GmbH & Co. KG,
Mannheim
6,303 Mrd. €
20 Niederlassungen
Marktanteil: 27%
Einzelhandel
Metro-Gruppe
(Metro AG, Real,
Media-Markt, Saturn,
Galeria Kaufhof)
280.856
Schwarz-Gruppe/
Unternehmens Treuhand KG (Lidl, Kaufland)
50.000
(12.000 (D))
Rewe Group
220.000
Unternehmensgruppe
Tengelmann/ Warenhandelsgesellschaft
KG
Kaiser´s Tengelmann: 17.882
30 Mrd. € (D)
4,25 Mio.
3,8 Mrd. € (D)
Lidl: 3.232
Kaiser´s Tengelmann: 2,15 Mrd. €
Kaiser´s Tengelmann:
513
OBI Baumärkte:
3,6 Mrd. €
OBI Baumärkte: 343
KiK Textilien und
Non-Food GmbH:
1,4 Mrd. €
KiK Textilien und NonFood GmbH: 2.603 (D)
23
Metro Group 2012;
o. J.
2.187
Mit durchschnittlich
807m2 größte
Verkaufsflächen der
6 deutschen TOPDiscounter
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(Tonnen)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Einzelhandel (Fortsetzung)
IKEA
3,65 Mrd. € in D
(= 15% des
Gesamtumsatzes
d. Unternehmens)
46 Möbelhäuser (D)
Primark Deutschland
GmbH
10
I. d. Regel mehrere
Tausend qm Verkaufsfläche, größte
deutsche Filiale:
8.700 m² in Hannover
ZARA Deutschland
GmbH
~65 Filialen (D)
Umsatzstärkstes
Unternehmen
Hennes &
Mauritz (H&M)
303 Filialen (D)
C&A Mode GmbH &
Co.KG
3,09 Mrd. €
504 Filialen (2013)
24
Marktanteil 9,5 %;
Verkauf von 32 Mio.
Artikeln aus BioBaumwolle (2011)
Quellen
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 8:
Wirtschaftssteckbrief Hotel/Gastronomie: WZ-Schlüssel I (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(Tonnen)
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Hotel/Gastronomie
InterContinental
Hotels Group (IHG)
345.000 (inkl.
Franchise); 7.956
(IHG) (Welt)
Accor S.A.
20,2 Mrd. USDollar (Welt)
6,1 Mrd € (Welt)
ca. 9 Mio. (Welt)
18.200 (Welt)
544 Mio. (Welt)
3,66 Mio. (Welt)
330 Hotels (D)
Best Western Hotels
158 Hotels (D)
Maritim Hotelgesellschaft
48 Hotels (D)
McDonald’s Deutschland Inc.
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. €
(D, 2012)
577
1.440 Restaurants (inkl. Franchise) (D)
477.000
BurgerKing
833 Mio. €
(D, 2012)
700 Restaurants (D)
Lufthansa Service
Holding AG (LSG)
730 Mio. €
(2012)
19 "Restaurants" (D)
Autobahn Tank&Rast
599 Mio. €
(2012)
392 Restaurants (D)
Nordsee Holding
GmbH
291 Mio. €
(2012)
336 Restaurants (D)
25
InterContinental
Hotels Group 2012;
o. J.
71 Hotels (D)
530.000 Zimmer
(Welt); 11.600
Konferenzräume
(Welt)
Accor 2011a; 2011b
Ø > 2,7 Mio. Gäste/
Tag
McDonald’s
Deutschland Inc.
o.J.
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 9:
Wirtschaftssteckbrief Gesundheits- und Sozialwesen: WZ-Schlüssel Q (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2-Emissionen
(Tonnen)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Kliniken
Helios Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
2,14 Mio.
Rhön-Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
1,85 Mio.
Immanuel Diakonie
Group
2.500
1.200 Pkw
201.459
159.73 Betten
Helios Kliniken 2012
Rhön-Klinikum AG
2012
Immanuel Diakonie
2006
Kirchen- und Sozialverbände
Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in
Deutschland (WGKD)
HKD mbH
Katholische und evangelische Kirche in D zusammen: mehr als 60 Mrd. €
Beschaffungsvolumen; 16.000 Kirchengemeinden nur EKD (Evangelische
Kirche Deutschland);
Ca. 80 Rahmenverträge mit Herstellern und Dienstleistern
200
Jahresumsatz
11 Mio. €
Begeca
Deutscher Caritasverband
507.000 Angestellte
Diakonisches Werk
der EKD/ Diakonie
453.000 Angestellte + 700.000
Freiwillige
Deutsches Rotes
Kreuz e.V.
Weltweit: 130.000
Haupt-und
400.000 Ehrenamtliche (3,5 Mio.
Mitglieder)
WGKD o. J.
HKD 2011
Begeca o. J.
Caritas o. J.
Die Diakonie ist dezentral organisiert. Es gibt Rahmenverträge mit verschiedenen Herstellern, von deren Konditionen Einrichtungen beim Einkauf profitieren können. Diese werden von der WGKD verwaltet und betreut. Was aber
eingekauft und beschafft wird, entscheidet jede Einrichtung selbständig.
Vermögen:
165,7 Mio. €,
davon 67,9 Mio.
€ Spenden
Diakonisches Werk
2011
Deutsches Rotes
Kreuz 2012
26
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 10:
Wirtschaftssteckbrief Immobilienwirtschaft: WZ-Schlüssel L (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2Emissionen
(Tonnen)
Betriebsstätten
Weitere Hilfsgrößen
Quellen
Immobilienwirtschaft
GESOBAU AG Berlin
278
217,7 Mio. €
36.920 Mietwohnungen
GESOBAU 2012a
ABG Frankfurt
Holding 2012
ABG Frankfurt Holding
872
406,9 Mio. €
Bewirtschafteter und betreuter eigener
Bestand: 21.090 Wohnungen (Gesamtwohnfläche 1.319.780 m²), 689 gewerbliche und sonstige Objekte; 4.332 Garagen und Kfz-Stellplätze.
wbg Nürnberg GMBH
Immobilienunternehmen Nürnberg
231
118 Mio. €
17.922 Mietwohnungen
WBG 2012
Deutsche Annington
Immobilien Gruppe
(DAIG)
1.279
1,03 Mrd. €
(2009)
186.530 Wohnungen
Deutsche Annington
Immobilien Gruppe
2012
611
141,1 Mio. €
(Ergebnis aus
Vermietung
und Verpachtung)
53.704 Mieteinheiten; im November 2011:
Übernahme der GAGFAH Pegasus GmbH
mit 4.857 Wohneinheiten
GSW 2012
30.697 Mieteinheiten; im November 2012:
69.000 Wohnungseinheiten von TLG
Wohnen (Wohnbau Gesellschaft des
Bundes) übernommen
TAG 2012a; 2012b;
o. J.
GSW Immobilien AG
TAG Immobilien
Hamburg (inkl. TLG
Wohnen)
560 (2012)
Wohnflächen: 1.898.890
qm
Gewerbeflächen:
348.403 qm
178,3 Mio. €
27
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 11:
Wirtschaftssteckbrief Sonstige (Verkehr und Lagerei): WZ Schlüssel 2008 H (Stand 2011)
Name des
Unternehmens
Anzahl
Mitarbeiter
Umsatz 2011
(Euro)
Stromverbrauch
(GWh)
Wasserverbrauch
(m 3)
CO 2Emissionen
(Tonnen)
Fuhrpark
Betriebsstätten
Weitere
Hilfsgrößen
Quellen
Postdienstleister
Deutsche Post AG/
Deutsche Post DHL
165.781 (D)
52,83 Mrd. €
Weltweit
67.000 - 80.000 Fahrzeuge über Deutsche Post
Fleet GmbH - ohne Klimaanlagen 155 Flugzeuge
Hermes
10.500
986 Mio. € (D)
450 Pkw für Mitarbeiter;
650 Transporter < 3,5 t
28
14.000 Paketshops
Kraftstoffe Straße:
476,4 Mio. Liter
(flüssig); 1,4 Mio.
kg (gasförmig)
DPDHL 2012a; 2012b
6.944 Wechselbrücken
Hermes 2012
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.6 Global 2000 Methodologie
“Global 2000 Methodology: How we Crunch the Numbers”
“We compile our Global 2000 list by screening Interactive Data, Thomson Reuters Fundamentals and Worldscope databases via FactSet Research Systems FDS +2.34% for publicly traded
companies. Using these databases as our primary sources of data, we screen for the biggest
companies in four metrics; sales, profits, assets and market value. Our market value calculation
is as of March 15 closing prices, including all common shares outstanding.
All figures are consolidated and in U.S. dollars. For companies in the U.S., Canada and off-shore
(such as Bermuda) we use the latest-12-months’ financial data (sales, profits and assets). For international companies we use the latest-fiscal-year financial data. We rely heavily on the databases for all data, as well as the latest financial period available for our rankings (the final database screen was run in mid-March). Many factors play into which financial period of data is
available for the companies and used in our rankings: the timeliness of our data collection/
screening and company reporting policies, country-specific reporting policies and the lag time
between when a company releases its financial data and when the databases capture it for
screening/ ranking. We quality-check the downloaded financial data to the best of our ability
using other data sources, including Bloomberg and available company financial statements.
We first create four separate lists of the 2000 biggest companies in each of the metrics: sales
2000, profits 2000, assets 2000 and market value 2000. Each of the 2000 lists has a minimum
cutoff value in order for a company to qualify: sales of $3.89 billion, profits of $232.2 million,
assets of $ 7.85 billion and market value of $4.25 billion. A company needs to qualify for at
least one of the lists in order to be eligible for the final Global 2000 ranking. This year 3,400
companies were needed to fill out the four lists of 2000, each company qualifying for at least
one of the lists. Each company receives a separate score for each metric based on where it
ranks on the metric’s 2000 list. If a company ranks below any metric’s 2000 list cut-off (see
above minimum cut-off values), it receives a zero score for that metric. We add up the scores
for all four metrics (equally weighted) and compile a composite score for each company based
on their rankings for sales, profits, assets and market value. We sort the companies in descending order by the highest composite score and then apply our Forbes Global 2000 rank. The
highest composite score gets the highest rank.
Publicly traded subsidiaries for which the parent company consolidates figures are excluded
from our list. For most countries, the accounting rule for the consolidation of a subsidiary is
when the parent’s ownership (control) of the subsidiary’s stock is more than 50%. Some countries accounting rules allow for the consolidation of a subsidiary at less than 50% ownership.”
(DeCarlo 2013)
Footnotes
Combined market value for BHP Billiton Ltd and BHP Billiton Plc (a dual-listed company with headquarters in Australia and the U.K.). Combined market value for Carnival and Carnival Plc (a dual-listed company with headquarters in Panama and the U.K.). Combined market value for Investec Plc and Investec
Ltd (a dual-listed company with headquarters in South Africa and the U.K.). Combined market value for
Mondi Ltd and Mondi Plc (a dual listed company with head-quarters in South Africa and the U.K.). Combined market value for Reed Elsevier Plc and Reed Elsevier NV (a dual-listed company with headquarters
in the Netherlands and the U.K.). Combined market value for Rio Tinto Plc and Rio Tinto Ltd (a duallisted company with headquarters in Australia and the U.K.). Combined market value for Unilever NV
and Unilever Plc (a dual-listed company with headquarters in the Netherlands and the U.K.). E: Estimate.
NA: Not available
29
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
2.7 Global 500 Methodologie
“How we pick the 500”
“Companies are ranked by total revenues for their respective fiscal years ended on or before
March 31st, 2013. All companies on the list must publish financial data and report part or all of
their figures to a government agency. Figures are as reported, and comparisons are with the
prior year’s figures as originally reported for that year. Fortune does not restate the prior year’s
figures for changes in accounting.
Revenues:
Revenue figures include consolidated subsidiaries and reported revenues from discontinued
operations, but exclude excise taxes. For banks, revenue is the sum of gross interest income and
gross noninterest income. For insurance companies, revenue includes premium and annuity
income, investment income, realized capital gains or losses, and other income, but excludes
deposits.
Employees:
The figure shown is either a fiscal year-end or yearly average number, as published by the
company. Where the breakdown between full- and part-time employees is supplied, a part-time
employee is counted as one half of a full-time employee” (CNN 2013).
2.8 Financial Times Global 500 Methodologie
“FT500 2013”
“(…) The main Global 500 table and others available on FT.com show how corporate fortunes
have changed in the past year, highlighting relative performance of countries and sectors.
The companies are ranked by market capitalisation – the greater the stock market value of a
company, the higher its ranking. Market capitalisation is the share price on 28th March 2013
multiplied by the number of shares issued. The figures were converted into a common currency
to allow comparison so all the figures in the main FT 500 ranking are presented in terms of the
dollar at that date.
We have included all companies where the free float – the proportion of shares in market circulation – is at least 15 per cent. Companies are then valued on the lines of shares that are
quoted on the stock market. The full value of a listed stock is included even if part of it is
tightly held. Unlisted lines of stock are excluded. Investment companies are not included. View
a listing of how companies would have been ranked if unlisted lines of stock were included.
A company’s country allocation in the FT500 is based on incorporation and stock market listing, along with market perception, largely following the FTSE guidelines. This can lead to what
may seem like anomalies. For example, EADS and STMicroelectronics, both incorporated in the
Netherlands, are classified as French as the main quotes are on the Euronext Paris exchange.
Schlumberger and Seagate Technology are classified as US, although they are incorporated in
the Netherlands Antilles and Ireland respectively. The Jardine companies appear under Hong
Kong despite their Singapore listings and incorporations in Bermuda.
In addition to the Global 500, FT500 includes rankings for Europe, US, UK, Japan and emerging
markets. The FT500 table shows for each company: the rank in 2013 and 2012, the country,
market capitalisation, sector, turnover, net income, total assets and employees, price, price/
earnings ratio, dividend yield and the company’s year end.
30
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Companies can be ranked by any of their key statistics such as turnover (as used by Fortune
magazine in its Global 500), employment or profits. While each can be interesting, we feel
there are more weaknesses with these methods. Turnover, for example, does not adequately
allow for banks and some financial services companies, while profits will be distorted by writeoffs. A common problem affecting most methods other than market capitalisation is timing. As
profit and turnover figures come from annual reports, any ranking based on them must be out
of date. As annual reports are staggered through the year some of the numbers used for the
rankings would be relating to a period two years before publication of the ranking.
In contrast it can also be argued that a ranking based on market capitalisations contains a forward-looking element in the sense that share prices include a view on investors’ expectations
(…)” (FT/ Dullforce 2013).
2.9 Nicht-öffentliche Großverbraucher von Gütergruppen mit hoher Umweltrelevanz
In den folgenden Tabellen sind konkrete, potenzielle Großverbraucher aller übrigen untersuchten Gütergruppen mit hoher, aber nicht prioritärer Umweltrelevanz aufgelistet. In dieser Übersicht werden relevante Vergleichsgrößen, um Wiederholungen zu vermeiden, immer nur dann
benannt, wenn sie sich von den bereits in Tabellen 5 bis 11 dieses Anlagenbandes genannten
Kennzahlen unterscheiden.
Tabelle 12:
Konkrete Großverbraucher von Außenbeleuchtung
Außenbeleuchtung
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Handel
Edeka-Gruppe, Edeka Zentrale AG & Co.
KG
REWE Group AG
220.000
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
Schwarz-Gruppe
50.000 (12.000 (D))
3,8 Mrd. € (D)
Logistik Dienstleister
Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG)
Deutsche Bahn AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10
Hauptband)
Deutsche Lufthansa AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10
Hauptband)
Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG)
VRR
Industrie
Daimler AG
164.000 (D)
106,54 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband)
31
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Außenbeleuchtung
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
97.691 (D, nur VW)
24,5 Mrd. € (D); unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband)
Handel
Volkswagen AG
Hotel / Gastronomie
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Best Western Hotels
Burger King
833 Mio. € (D, 2012)
InterContinental Hotels Group
345.000 (inkl. Franchise; 7.956 (IHG)
(Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar (Welt)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
ABG Frankfurt
872
406,9 Mio. €
Deutsche Annington Immobilien Gruppe
(DAIG)
1.279
1,03 Mrd. € (2009)
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. € (Ergebnis aus Vermietung und Verpachtung)
TAG Immobilien Hamburg
560 (2012)
178,3 Mio. €
Unternehmensgruppe
Tengelmann
17.882
Kaisers’s Tengelmann: 2,15 Mrd. €
Gesundheitswesen
Immobilienwirtschaft
OBI Baumärkte: 3,6 Mrd. €
KiK Textilien und Non-Food GmbH: 1,4 Mrd. €
32
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 13:
Konkrete Großverbraucher von Raumklimageräten
Raumklimageräte (Klimaanlagen)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Allianz Deutschland AG
142.027
103,56 Mrd. € , unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10 Hauptband)
AOK Bundesverband
54.489
68,3 Mrd. € Ausgaben
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Deutsche Bank AG
46.646 (D)
97.158 Mitarbeiter/innen Weltweit
61,22 Mrd. € (2010); unter den 31 größten deutschen
Unternehmen (entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Büro
Münchener Re Gruppe
SAP
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband))
60.972
14,23 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Hotel / Gastronomie
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Best Western Hotels
InterContinental Hotels Group
345.000 (inkl. Franchise;
7.956 (IHG) (Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar (Welt)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000 (12.000 in (D))
3,8 Mrd. € (D)
Unternehmensgruppe Tengelmann
17.882
Kaisers’s Tengelmann: 2,15 Mrd. €
Handel
Edeka-Gruppe, Edeka Zentrale AG &
Co. KG
OBI Baumärkte: 3,6 Mrd. €
KiK Textilien und Non-Food GmbH: 1,4 Mrd. €
33
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 14:
Konkrete Großverbraucher von Kühltruhen und Kühlregalen
Kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln;
Kühltruhen & -regale (insb. offene Standregale)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Metro-Gruppe
280.856
30 Mrd. € (D)
REWE Group AG
220.000
Schwarz-Gruppe
50.000 (12.000 in (D))
Handel
Edeka-Gruppe, Edeka Zentral e AG &
Co. KG
Tabelle 15:
3,8 Mrd. € (D)
Konkrete Großverbraucher von Verkaufs- & Kühlautomaten für Kaltgetränke
Kommerzielle Kühlgeräte für Präsentation/Verkauf von Lebensmitteln;
Verkaufs- & Kühlautomaten für Kaltgetränke
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Logistik
Berliner Verkehrs-gesellschaft
(BVG)
Deutsche Bahn AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband)
Deutsche Lufthansa AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband)
Münchener Verkehrsgesellschaft
(MVG)
VRR
Hotel / Gastronomie
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Best Western Hotels
BurgerKing
833 Mio. € (D, 2012)
InterContinental Hotels Group
345.000 (inkl. Franchise; 7.956 (IHG) (Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar (Welt)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
Gesundheitswesen
34
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 16:
Konkrete Großverbraucher von Bildverarbeitungsgeräten
Bildverarbeitungsgeräte (SW-Laser-Drucker, SW-MFG)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Allianz Deutschland AG
142.027
103,56 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband)
AOK Bundesverband
54.489
68,3 Mrd. € Ausgaben
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband)
Deutsche Bank AG
97.158
46.646 (D)
61,22 Mrd. € (2010); unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband)
Büro
Münchener Re Gruppe
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10
Hauptband)
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10
Hauptband)
Bildverarbeitungsgeräte (SW-Laser-Drucker, SW-MFG)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
ABG Frankfurt
872
406,9 Mio. €
Deutsche Annington Immobilien Gruppe
(DAIG)
1.279
1,03 Mrd. € (2009)
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. € (Ergebnis aus Vermietung und Verpachtung)
TAG Immobilien Hamburg
560 (2012)
178,3 Mio. €
Immobilienwirtschaft
Tabelle 17:
Konkrete Großverbraucher von Projektoren
Projektoren
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Allianz Deutschland AG
142.027
103,56 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen ((entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. € ; unter den 31 größten deutschen Unternehmen
(entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Deutsche Bank AG
97.158 (46.646 in D)
61,22 Mrd. € (2010); unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr. Tabelle 10 Hauptband))
Handel
Münchener Re Gruppe
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
35
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 10 Hauptband))
Talanx
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband)
Logistikdienstleister
Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG)
Deutsche Bahn AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband))
Deutsche Lufthansa AG
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband))
VRR
Münchener Verkehrsgesellschaft (MVG)
36
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 18:
Konkrete Großverbraucher von Sanitärausstattung
Sanitärausstattung (WCs, Auslaufarmaturen)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Relevante Vergleichsgrößen
(Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Hotel / Gastronomie
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Frischwasserverbrauch 2011
544 Mio. m3/ Jahr (Welt);
330 Hotels (D); 530.000 Zimmer (Welt)
Best Western Hotels
158 Hotels (D)
Burger King
833 Mio. € (D, 2012)
700 Restaurants (D)
InterContinental Hotels
Group
345.000 (inkl. Franchise;
7.956 (IHG) (Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar (Welt)
71 Hotels (D)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Frischwasserverbrauch 2011:
477.000 m3/Jahr (D)
ABG Frankfurt Holding
872
406,9 Mio. €
Bewirtschafteter und betreuter eigener
Bestand: 21.090 Wohnungen, 689 gewerbliche und sonstige Objekte
Deutsche Annington
Immobilien Gruppe (DAIG)
1.279
1,03 Mrd. € (2009)
186.530 Wohnungen
GESOBAU AG Berlin
278
217,7 Mio. €
36.920 Mietwohnungen
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. € (Ergebnis aus
Vermietung und Verpachtung)
53.704 Mieteinheiten
37.198
2,67 Mrd. €
Frischwasserverbrauch 2011: 2,14 Mio.
m3/Jahr
39.325
2,63 Mrd. €
Frischwasserverbrauch 2011: 1,85 Mio.
m3/Jahr
Immobilienwirtschaft
Gesundheitswesen
Helios Klinikum Gruppe
Rhön Klinikum AG
Büro
Deutsche Telekom AG
58,7 Mrd. €
Deutsche Bank AG
61,22 Mrd. € (2010)
Commerzbank AG
4,61 Mrd. €
Frischwasserverbrauch 2011: 3,86 Mio.
m3/Jahr
Unter den 31 größten deutschen Unternehmen (entspr.
Tabelle 10 Hauptband)
Frischwasserverbrauch 2011: 1,52
Mio.m3/Jahr
Frischwasserverbrauch 2010: 599.148
m3/Jahr
37
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 19:
Konkrete Großverbraucher von Heizkesseln zur Warmwasseraufbereitung
Elektrische Warmwasseraufbereitung: Heizkessel zur Warmwasseraufbereitung (versch. Größenklassen)
Firma
Mitarbeiter
Umsatz (€) 2011
Relevante Vergleichsgrößen (Stromverbrauch, Nachfragemenge etc.)
Hotel / Gastronomie
Accor S.A.
6,1 Mrd. €
Wasserverbrauch 2011: 544 Mio. m3/ Jahr (Welt);
330 Hotels (D); 530.000 Zimmer (Welt)
Best Western Hotels
158 Hotels (D)
Burger King
833 Mio. € (D, 2012)
700 Restaurants (D)
InterContinental Hotels
Group
345.000 (inkl. Franchise;
7.956 (IHG) (Welt)
20,2 Mrd. US-Dollar (Welt)
71 Hotels (D)
McDonalds
64.265 (ø D)
3,25 Mrd. € (D, 2012)
Frischwasserverbrauch 477.000 m3/Jahr (D)
ABG Frankfurt Holding
872
406,9 Mio. €
Bewirtschafteter und betreuter eigener Bestand:
21.090 Wohnungen, 689 gewerbliche und sonstige
Objekte
Deutsche Annington
Immobilien Gruppe (DAIG)
1.279
1,03 Mrd. € (2009)
186.530 Wohnungen
GESOBAU AG Berlin
278
217,7 Mio. €
36.920 Mietwohnungen
GSW Immobilien AG
611
141,1 Mio. € (Ergebnis aus
Vermietung und Verpachtung)
53.704 Mieteinheiten
Helios Klinikum Gruppe
37.198
2,67 Mrd. €
Wasserverbrauch 2011: 2,14 Mio. m3/Jahr
Rhön Klinikum AG
39.325
2,63 Mrd. €
Wasserverbrauch 2011: 1,85 Mio. m3/Jahr
Allianz Deutschland AG
142.027
103,56 Mrd. €
Wasserverbrauch 2011: 1,9 Mio. m3/Jahr
Commerzbank AG
58.160
4,61 Mrd. €
Wasserverbrauch 2010: 599.148 m3/Jahr
Deutsche Bank AG
46.646 (D)
61,22 Mrd. € (2010)
Wasserverbrauch 2011: 1,52 Mio.m3/Jahr
Deutsche Telekom AG
240.000
58,7 Mrd. €
Wasserverbrauch 2011: 3,86 Mio. m3/Jahr
78.889 (Welt)
112,95 Mrd. € (Welt)
Wasserverbrauch 2011: 1,02 Mrd. m3/Jahr (Welt)
Immobilienwirtschaft
Gesundheitswesen
Büro
Privatenergieversorger
E.ON AG
38
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
Tabelle 20:
Konkrete Großverbraucher von Verkehrsleistungen/Fuhrpark
Verkehrsleistungen/ Fuhrpark (Pkw)
Firma
Umsatz (€)
2011
Mitarbeiter
Relevante Vergleichsgrößen
(Verträge, Fahrzeuge, Pkw.)
Fuhrparkbetreiber/-vermietung
Arval Deutschland GmbH
31.000 Verträge
Athlon Car Lease Germany GmbH & Co. KG
20.000 Verträge
Avis Budget Autovermietung GmbH & Co. KG
25.000 Verträge
BwFuhrparkService GmbH
18.500 Fahrzeuge
Car Professional Management
59.000 Fahrzeuge
Daimler Fleet Management
263.000-280.000 Verträge
Deutsche Bahn Fuhrparkgruppe
80.000 Pkw
Deutsche Leasing Fleet GmbH
135.000 Fahrzeuge
Deutsche Post Fleet GmbH
67.000 Fahrzeuge
Europcar
40.000 Fahrzeuge
Fleetcar + Service Community GmbH & Co. KG
85.000 Fahrzeuge
Fleetlevel+ Services GmbH
36.000 Fahrzeuge
GE Capital - ASL Fleet Services
52.000 Verträge
Hannover Leasing Automotive GmbH
15.000 Fahrzeuge
Hertz
21.000 Wagen
LeasePlan Deutschland GmbH
80.000 Fahrzeuge
SAP
15.000 Pkw
SIXT
130.200 Wagen
Telekom MobilitySolutions
35.233 Fahrzeuge
Volkswagen Leasing Fleet
876.000 Verträge
39
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum – Anlagenband
3 Literatur des Anlagenbands
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TEXTE
51/2015
Marktmacht bündeln:
Großverbraucher als
Treiber für Innovationen
beim nachhaltigen
Konsum
Anlage II: Liste mit Umweltinnovationen
TEXTE 51/2015
Umweltforschungsplan des
Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Forschungskennzahl 3712 93 302
UBA-FB 002137/ANL 2
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als
Treiber für Innovationen beim nachhaltigen
Konsum
Anlage II: Liste mit Umweltinnovationen
von
Dr. Frieder Rubik, Ria Müller, Corinna Hinke
unter Mitarbeit von
Sebastian Brandsch, Vanessa Geller, Doreen Havenstein, Hannah Jaberg,
Theresa Kim, Katharina Loersch, Katharina Maaß, Jakob Rünz, Nils Thonemann
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Berlin
Dr. Felix Reitze, Dr. Anette Roser, Dr. Felipe Toro, Edith Holländer
Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien GmbH (IREES),
Karlsruhe
Dr. Sabine Langkau, Dr. Katrin Ostertag
Fraunhofer- Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe
Im Auftrag des Umweltbundesamtes
Impressum
Herausgeber:
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
Fax: +49 340-2103-2285
[email protected]
Internet: www.umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
Durchführung der Studie:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH,
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Abschlussdatum:
Oktober 2014
Redaktion:
Fachgebiet III 1.1 Übergreifende Aspekte des Produktbezogenen
Umweltschutzes, Nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm
Dr. Michael Bilharz
Publikationen als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/marktmacht-buendelngrossverbraucher-als-treiber
ISSN 1862-4804
Dessau-Roßlau, Juni 2015
Das diesem Bericht zu Grunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter
der Forschungskennzahl 3712 93 302 gefördert. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Inhaltsverzeichnis
1
2
Anlagen zu Kapitel 6 im Hauptband ........................................................................................... 6
1.1
Weitere Umweltinnovationen der Longlist, die nicht in die Shortlist
übernommen wurden ............................................................................................................. 6
1.2
Kurzbeschreibung der Umweltinnovationen der Shortlist...............................................14
1.3
Online-Befragung zur Bewertung von marktreifen Umweltinnovationen ....................78
Anlagen zu Kapitel 7 Hauptband ...............................................................................................90
2.1
Gesprächsleitfaden für Experteninterviews zu Praxisbeispielen .....................................90
2.2
Gesprächsleitfaden für Experteninterviews zu den Politikinstrumenten .......................91
2.3
Liste der befragten Experten ................................................................................................92
5
1
Anlagen zu Kapitel 6 im Hauptband
1.1
Weitere Umweltinnovationen der Longlist, die nicht in die Shortlist übernommen wurden
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
1
Geschirr und Tabletts
aus alternativen Materialien, z.B. Earth tray
Tabletts (z.B. Earth Tray) bestehen zu 70 % aus Hartpappe aus zertifizierter nachhaltiger Forstwirtschaft (FSC-zertifizierte Wäldern) und zu 30 % aus Bioharz. Sie werden somit ausschließlich aus regenerativen Rohstoffen hergestellt. Trotzdem sind die Tabletts äußerst belastbar und stabil.
Ausstattung / Gebrauchsgüter
Geschirr
2
Energieeffiziente Aufzugssysteme, z.B.
Net0Lift
Diese Aufzugsysteme beinhalten ein verbessertes Kondensatorsystem, das Energie speichert. Das System nutzt eine intelligente Energiemanagement-Software sowie Leichtbaumaterialien.
Gebäudebau
Aufzug
3
Materialeffizientes
Feinsteinzeug, z.B. Ecofeatured tiles
Neue Entwicklungen im Bereich Glasiertes Feinsteinzeug, also Fliesen etc., können im Vergleich zu herkömmlichen Produkten die halbe Wandstärke aufweisen.
Gebäudebau
Materialeffiziente
Baustoffe
Gebäudeheizung
Blockheizkraftwerke
(BHKW)
Blockheizkaftwerke (BHKW) dienen der Gewinnung von Strom und Wärme. Mini-BHKW können zu einem
"Schwarmkraftwerk" zusammengeschlossen und aufgrund der schnellen Verfügbarkeit als Spitzenlastkraftwerk Wind- und Solaranlagen ergänzen. ZuHauseKraftwerke werden im wirtschaftlich attraktiven
Contracting angeboten.
4
MiniBlockheizkraftwerke,
z.B. ZuHauseKraftwerk
5
Kältethermostate mit
natürlichen Kältemitteln (z.B. LAUDA ECO
Silver und Gold Kältethermostate)
Die Kältethermostate unterscheiden sich äußerlich nicht von den Geräten mit herkömmlichen Kältemitteln, wobei auch die Leistungsdaten beibehalten werden. Als Kältemittel wird z.B. Propan (R290) verwendet. Der Kältekreislauf ist hermetisch geschlossen und dauerhaft dicht. Dadurch wird das Risiko
einer Leckage auf ein Minimum reduziert. Zum Teil sind luft- und wassergekühlte Varianten erhältlich.
Kältetechnik
Wärme- und Kältethermostate
6
Reinigung von N2O- und
NOx-haltigen Industrieabgasen, z.B. EnviNOx
In großindustriellen Anlagen, z.B. zur Produktion von Salpetersäure und Düngemitteln, entsteht stickoxidhaltige Abluft, die gefiltert/gereinigt werden muss.
Prozesstechnik
Abgasreinigung
7
Klimakompaktgerät mit
Dieses Klimatisierungssystem nutzt zunächst kalte Außenluft, um die Serverräume zu kühlen. Sind die
Prozesstechnik
IT/Rechenzentrum
6
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
integrierter Kältetechnik und doppelter freier
Kühlung
Außentemperaturen zu hoch, wird Kaltwasser oder ein Wasser-Glykol-Gemisch als Kältemittel zwischen
Verbraucher und Kältemaschine eingesetzt.
Produktkategorie
Produktgruppe
Prozesstechnik
Technische Bürsten
8
Hochwertig rezyklierte
technische Bürsten
Das verarbeitende Gewerbe setzt technische Bürsten in einer Vielzahl von Anwendungen, z.B. für die
Oberflächenbehandlung (Entrosten, Entlacken, Polieren, Veränderung der Oberflächenstruktur), für die
Werkstückreinigung oder zum Entgraten (Entfernen von scharfen Kanten) von Werkstücken aus Kunststoff, Holz oder Metall ein. Diese Bürsten enthalten Schleiffilamente aus einem Polyamid-Trägermaterial,
das mit einem abrasiven Schleifkorn aus Siliziumcarbid, Diamant oder Keramik besetzt ist. Ein neues
Verfahren ermöglicht das werkstoffliche Recycling der Schleiffilamente und somit ihren erneuten Einsatz in technischen Bürsten.
9
Leantec Elektromotor
Signifikante Gewichtsreduktion, Wirkungsgrad von 95% und Verzicht auf seltene Erden.
Elektromotoren/
Antriebe/ Generatoren/ Transformatoren
Elektromotoren
10
Mikrowindturbine, z.B.
BreezeBreaker 800
Satellitenschüsselgroße Windkraftwerke als Ergänzung zu Solaranlagen für Privathaushalte.
Energiegewinnung
Windenergie
11
Unterirdische Bewässerungsmatten
Bewässerung von öffentlichen Grünanlagen etc. --> Wassereinsparung bis zu 70% gegenüber oberirdischen Beregnungssystemen; Relevanz: in trockenen Gegenden werden bis zu 80% des verfügbaren
Wassers zum Gießen eingesetzt.
Garten- und Landschaftsbau
Bewässerung
12
Eco-featured tiles
Glasiertes Feinsteinzeug, das im Vergleich zu herkömmlichen Produkten die halbe Wandstärke aufweist
und nur halb so viel wiegt. Einsparung im Rohstoff und Transport.
Gebäudebau
Gebäudebau und Sanierung
13
Reuse system house
Langlebige und hochbeständige Einzelelemente, die untereinander kompatibel sind, können wiedergenutzt werden, um im Renovierungsfall ein neues Haus damit zu bauen. Das heißt, bis zu 70% des alten
Hauses kann wiederverwendet werden.
Gebäudebau
Gebäudesanierung/
Recycling
14
MiniBlockheizkraftwerke,
z.B. ZuHauseKraftwerk
Der Gesamtwirkungsgrad von BHKW liegt mit 90% weit über dem von getrennter Strom- und Wärmeerzeugung. Mini-BHKW können zu einem "Schwarmkraftwerk" zusammengeschlossen und aufgrund der
schnellen Verfügbarkeit als Spitzenlastkraftwerk Wind- und Solaranlagen ergänzen. ZuHauseKraftwerke
werden im wirtschaftlich attraktiven Contracting angeboten.
Gebäudeheizung
BHKW
15
Kaminöfen mit Zweikammertechnologie, z.B.
Zweikammertechnologie --> Wirkungsgrad > 90% (bisheriger Kamine max. 80%), Feinstaub- und CO2-
Gebäudeheizung
Kamine
7
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
xeoos-Kaminofen mit
TwinFire-Technologie
Emissionen < Hälfte der gesetzlichen Grenzwerte
16
Multifunktionale Lärmschutzwand mit integriertem Luftfilter für
Stickoxide und Feinstaub, z.B. Nox-BOX,
HOUSE-BOX
Neben Lärmschutz gewährleisten solche Wände eine Luftreinigung. So können bis zu 60% des Feinstaubs und 40% der Stickoxide aus der Luft, die mit der Wand in Kontakt kommt, gefiltert werden.
Fischmaulartige Konstruktion erhöht Luftkontakt. Durch regelmäßiges Abspritzen mit Wasser bleibt die
Filterwirkung während der gesamten Lebenszeit konstant. Materialien: unbehandeltes Lärchenkernholz,
mit Titanoxid beschichtete Lavasteine; für Straßenrand oder auch Häuser (mit zusätzlicher Dämmfunktion).
Lärmschutz
Lärmschutzwände
17
Smart Wireless Network
Communication
Kabellose Echtzeit-Sensortechnik, die in unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt werden kann. Es
gibt eine ganze Reihe verschiedener Sensortypen, die z.B. die Einhaltung bestimmter Temperaturbereiche bzw. der relativen Luftfeuchtigkeit bei der Lagerung und dem Transport sensibler Produkte überwachen können. Das System ermöglicht eine längere Lebensdauer der Produkte.
Messtechnik
Überwachung von
Energiebedarf/ Sensortechnik
18
Steuerung von Verbrennungsprozessen,
z.B. PiT Navigator
Eine Software überwacht den Verbrennungsprozess; lernt adaptiv, welcher Betriebszustand dem Optimum entspricht --> Kalibrierung des Verbrennungsprozesses --> Verringerung des Brennstoffeinsatzes
um 0,3-1,2% --> bei Einsatz in allen Kohlekraftwerken Deutschlands könnten 2,5 Mio. t CO2 eingespart
werden.
Software
Prozesssteuerungssoftware
19
Smart Energy Box and
the Smart Grids
Dienstleistung zur Energiebedarfsüberwachung, die den Energiebedarf senkt. Abruf des Strombedarfs
von Elektrogeräten mittels Computer, Tablet oder Smartphone.
Software
Monitoring
20
Hochdruckreiniger
eco!ogic Range K3 - K7
Die Hochdruckreiniger erzielen bis zu 20% Energieersparnis durch einen bedarfsangepassten Wasserund Stromverbrauch im Eco-Modus. Verwendete Materialien sind frei von PVC und Phthalaten.
Technische Geräte
Reinigung
21
Minikläranlage, z.B.
BioBooster von
Grundfos
Dezentrale Abwasserreinigungsanlage. Technologie, die mit einer Vielzahl an feinen Membranen funktioniert, die so klein sind, dass Bakterien sie nicht durchdringen können. Die Qualität des geklärten Wassers
ist weit über den Standards der europäischen Badegewässerrichtlinie (2006/7/EC) und kann somit direkt
in Flüsse eingeleitet werden oder zur Bewässerung von Feldern genutzt werden. Das geklärte Wasser
könnte lokal wieder benutzt werden, statt es in ein großes, energieintensives Verteilungsnetz zu pumpen.
Wassermanagement
Dezentrale Abwasserreinigung
22
Ultrahochfester Beton
Z.B. Schleuderbetonstützen; Einsparung von energieintensivem Stahl gegenüber konv. Stahlbeton.
Werkstoffe
Beton
23
Mauerkasten COMPAIR® flow Star GTS
Das Produkt steigert die Gesamteffizienz jedes Küchenablaufsystems. Energieverluste beim Ausleiten
Ausstattung / Ge-
Küchenausstattung
8
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
150
der Abluft von Dunstabzugshauben werden so vermindert und Heizenergie gespart.
brauchsgüter
24
ECOsystem – Forschungsprojekt
100% recycelbare, schadstofffreie Platte. Für den Möbelbau entwickelt, kombinierbar mit Edelstahlelementen. Die Konstruktion aus Naturstoffen schafft Stabilität bei wenig Gewicht.
Ausstattung / Gebrauchsgüter
Möbelbau
25
Bio-carbon
Biobrennstoff mit höherem Energiegehalt/Brennwert, der jedoch gleichzeitig emissionsärmer ist.
Energiegewinnung
Erneuerbare Energie
26
Zeitgesteuerter Heizkörperthermostat
Gebäudeheizung
Heizungsysteme
27
weber.therm A 200 mit
weber.pas AquaBalance
Oberputzen
Klima- und Gewässerschutz durch Kombination von mineralischen Dämmplatten und Mörtel mit einem
pastösen Strukturputz. Bisher enthalten solche Strukturputze oft Biozide, die vom Regen ins Grundwasser ausgewaschen werden. Das System weber.therm A 200 ist frei von Bioziden.
Gebäudeheizung
Verdämpfung
28
Regenwasserverdunstung zur Gebäudekühlung
Regenwasserverdunstung durch Fassadenbegrünung und Regenwassernutzung bei der adiabaten
Abluftkühlung in Klimaanlagen.
Gebäudekühlung
(Regen)Wasserbewirtschaf
tungskonzepte
29
Hybridstapler RX 70
Der Hybridstapler arbeitet mit Energierückgewinnung und elektrischer Kraftübertragung.
Mobilität
Hybridfahrzeuge /
-stapler
30
energieeffiziente und
kostengünstige Abschleppfahrzeuge, z.B.
"Einstein" von AGEFA
Der Dreiachser ist 6 t leichter und dabei leistungsfähiger als die üblichen Vierachser --> 30% Einsparung
bei Treibstoffverbrauch und Emissionen.
Mobilität
Abschleppfahrzeuge
31
nachrüstbarer Elektroantrieb für leichte
Nutzfahrzeuge, z.B.
EDpowerdrive von EDAG
EDpowerdrive-Elektroantrieb kann zusätzlich zum bereits vorhandenen Antriebsaggregat eingebaut
werden, so dass der Fahrer zwischen zwei Antriebsformen wählen kann, z.B. kann in Stadtgebieten bei
65 km/h bis zu 100 km mit E-Antrieb gefahren werden.
Mobilität
Antrieb
32
Elektrofahrzeuge:
Leichtelektromobile/
Stadtfahrzeuge
Leichtelektromobile: Fahrzeuge, die durch leichte Bauweise und Elektroantrieb energiesparsam sind,
v.a. für den Stadtverkehr geeignet; Autobahntaugliche Elektromobile: Elektroautos, die eine Höchstgeschwindigkeit von >80km/h erreichen; Elektrotransporter: Vito E-CELL = erster in Serie gefertigter
elektrisch angetriebener Transporter; senkt direkte Emissionen in der Stadt; Sportliche Elektroautos:
Hohe Fahrleistungen.
Mobilität
Fahrzeuge
9
Produktgruppe
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
Mobilität
Fahrzeuge
Mobilität
Fahrzeuge
Mobilität
Fahrzeuge
Z.B. Kewet Buddy, Twike, Estrima Biró, Global Electric Motorcars, Twike, Sam, Aixam Mega e-City Elektro, mia, REVA; Auto-bahntaugliche Elektro-autos, z.B. Hotzenblitz; Elektrotransporter, z.B. Vito E-CELL;
Sportliche Elektroautos, z.B. Tesla Roadster
33
Hybridfahrzeuge: Fahrzeuge mit parallelem
Hybridantrieb,
Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor; parallel: Verbrennungs- und Elektroantrieb wirken
beide auf Antriebsachse und können somit gleichzeitig verfügbar sein. --> können kleiner ausgelegt
werden --> Material-, Treibstoffeinsparung; Phasenweise rein elektrischer Antrieb möglich, dann muss
der Elektromotor aber wiederum entsprechend ausgelegt sein; Bsp. Honda Civic Hybrid: "CO2-Ausstoß
103 g/km reduziert"; seriell: Der Verbrennungsmotor hat keine Verbindung zur Antriebsachse, sondern
treibt einen elektrischen Generator an. Der elektrische Generator muss die Gesamtleistung bringen. (-->
vermutlich groß --> ineffizienter als andere Hybridantriebe, Bsp. Fisker Karma ist zudem ein Sportwagen); Misch: Kombination von seriellem und parallelem Hybridantrieb je nach Fahrzustand. Phasenweise
rein elektrischer Antrieb möglich; verzweigt: Die durch den Verbrennungsmotor erzeugte Energie wird
teilweise direkt auf die Antriebsachse, teilweise auf den Generator übertragen. Phasenweise rein elektrischer Antrieb möglich.
Z.B. Honda Civic Hybrid; Fahrzeuge mit seriellem Hybridantrieb, z.B. Fisker Karma; Fahrzeuge mit MischHybridantrieb, z.B. Chevrolet Volt, Opel Ampera; s. Plug-In-Hybrid; Fahrzeuge mit verzweigtem Hybridantrieb, z.B. Toyota Prius, Toyota Yaris Hybrid
34
Plug-In-Hybridfahrzeug,
z.B. Toyota Prius PHV,
Opel Ampera, Chevrolet
Volt, Renault Cleanova
II
35
Niedrigenergiefahrzeuge,
36
Flexible GleichstromLadegeräte, z.B. Terra
Smart Connect
Zum schnellen Aufladen von Elektrofahrzeugen im Handel-/Bürobereich: 30-120 Min.; geringer Platzbedarf, Stahlgehäuse, einfache Anschlüsse für Boden- oder Wandmontage --> flexibel aufstellbar (auch
draußen); 32A-Eingang --> kein Aufrüsten der Netzanbindung erforderlich.
Mobilität
Ladegeräte für EFahrzeuge
37
geschaltete Kühlwas-
Geschaltete Kühlwasserpumpen passen sich der Fahrsituation an und sparen dadurch 0,5-1,5% Kraft-
Mobilität
Wasserpumpen für
Mischung zw. Elektroauto und Hybridauto: hat einen Verbrennungsmotor und einen Elektromotor. Die
Batterie kann zusätzlich durch ein externes Stromnetz geladen werden. Vorteile: höhere Flexibilität als
bei reinen Hybridautos durch zusätzliche Stromquelle, höhere Reichweite als bei reinen Elektroautos, da
Verbrennungsmotor als Reichweitenverlängerer zugeschaltet werden kann; Nachteile: im vgl. zu reinen
Elektroautos zusätzliches Gewicht des Verbrennungsmotors.
Fahrzeuge mit einem Kraftstoff-/Energieverbrauch, der deutlich unter dem Durchschnitt bzw. den politischen Vorgaben ist. Teilweise Überschneidung zu Elektrofahrzeugen.
Z.B. CityEL Fact Four, Secma Fun ELE, JetCar Elektro, Tazzari Zero, VW Polo V 1,2 TDI BlueMotion 87g,
Ford Fiesta Econetic, Seat Ibiza (4., VW up 1.0 44kW/60 PS Bluemotion
10
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
serpumpen
stoff. Weltweites Einsparpotential: 13 Mio. t CO2.
38
Pharmatransporte
Speziell ausgelegte Kombi-Verdampfer, die besonders schnell und effektiv auf Temperaturschwankungen
reagieren.
Mobilität
Klimatisierung
39
Enzyme & Biokatalysatoren
Stellt neue, natürliche sowie optimierte Enzyme und Biokatalysatoren zur Verfügung.
Prozesstechnik
Chemikalien
40
Produkt-ServiceSystem bei Reinigungsdienstleistungen (B2B)
Reinigung unterschiedlichster Teile aus vielfältigen Metallen und Kunststoffen in der Uhren-, Schmuckund optischen Industrie, Elektroindustrie, im Motoren- und Maschinenbau sowie in der Automobil- und
Luftfahrtindustrie. Chemical Leasing zur Optimierung des Gesamtprozesses: Reinigungsmaschine, Chemikalien und Betrieb; Kundenspezifische Anpassung der Tiefe des B2B-Dienstleistungsangebots.
Prozesstechnik
Chemikalien-Leasing
41
Blechringe für dynamische Dichtungen produziert durch die Schmalband-UmformLaserschweißTechnologie
Bei der Schmalband-Umform-Laserschweiß-Technologie werden gegenüber dem konventionellen Stanzen 73% Material eingespart, welches sonst als Stanzabfall verloren geht.
Prozesstechnik
Dichtungsringe
42
Neue Generation von
Absorptionskälteanlagen für höchste
Energieeffizienz bei der
Kälteerzeugung
Gleichzeitige Nutzung der Rauchgas- und Kühlwasserabwärme von Blockheizkraftwerken ermöglicht
eine deutliche Erhöhung der Energieeffizienz. 97 % der gesamten Treibhausgasemissionen herkömmlicher Kälteanlagen können dadurch vermieden werden.
Prozesstechnik
Kälteerzeugung
43
Dyn. Regelung des
Elektroenergieverbr.
einer Kälteanlage
Durch intelligente Regelstrategien und die Ausnutzung von Kältespeichereffekten in Kühlräumen werden
die elektrische Leistungsaufnahme und der Energieverbrauch minimiert.
Prozesstechnik
Kälteerzeugung
44
FLOX
Flammenlose Oxidation, also die Verbrennung ohne Flamme. Ermöglicht Hochtemperaturen, bei denen
trotz hoher Luftvorwärmung von über 700°C der NOx-Anteil im Abgas um mehr als eine Zehnerpotenz
niedriger ist als bei einer traditionellen Flammenverbrennung.
Prozesstechnik
Verbrennungsprozess
45
Stanzmaschinen mit
restgitterfreier Stanz-
Die restgitterfreie Stanztechnik spart durchschnittlich 10% Blechtafelmaterial, insgesamt (unter Berücksichtigung Blechproduktion) Energieersparnis von 800-1000 MWh pro Jahr und Maschine
Prozesstechnik
Werkzeugmaschinen
Motorenkühlung
11
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
technologie
Z.B. TruPunch 5000, TruPunch 3000
46
Software zur energetischen Überwachung
von Papiermaschinen,
z.B. Voith
EnergyProfiler
Möglichkeit zur Analyse von energetischen Schwachstellen etc. bei der Papierproduktion --> Optimierung
--> Einsparungen im einstelligen %-Bereich möglich ;
1% Stromverbrauch bei Papierherstellung in Deutschland erzeugt ca. 100.000 t CO2-Emissionen pro Jahr
( ≈ 50.000 Haushalten)
Software
Monitoring
47
Software zur optimalen
Ausnutzung von Material und Raum, z.B.
AutoPacker-Suite
Die Software ermittelt den idealen Materialzuschnitt im 2D (--> Einsparung von Stoffen, Leder, etc.) und
ideale Raumaufteilung im 3D (--> Optimierung der Packung --> Energieeinsparung beim Transport) für
beliebig geformte Objekte.
Software
Planungssoftware
48
Geschirrspülmaschinen
mit ZeolithTrocknungssystem
Durch das Zeolith-Trockensystem konnte der bisherige Energieverbrauch von Geschirrspülern Klasse A
von 1,05 kWh/Spülgang auf 0,83 kWh/Spülgang gesenkt werden. Würden alle Geschirrspüler in Deutschland mit einem Verbrauch > 1,3 kWh/Spülgang durch diese Geräte ersetzt, würden 1,2 Mio t CO2 (=0,14%
der Gesamtemissionen) vermieden werden. Außerdem ist die Trockenleistung verbessert, auch Kunststoffgeschirr wird trocken.
Technische Geräte
Geschirrspülmaschinen
49
Clean Laser
Der fokussierte Laserstrahl entfernt die Schmutz- oder Deckschicht durch Verdampfen. Keine Strahlund Reinigungsmittel notwendig. Deswegen sind sie kostengünstig und umweltfreundlich.
Technische Geräte
Reinigung
50
Ökologisch abbaubare
Kleidung
Material, Färbechemikalien, Ausrüstung aus unschädlichen Substanzen --> Produkte vollständig ökologisch abbaubar, können immer wieder recycelt werden.
Textilien
Kleidung
51
Bioleder gegerbt mit
Olivenreststoffen, z.B.
Wet-green
Zur Gerbung des Leders werden Reste, die bei der Olivenernte anfallen, verwendet, somit wird der Einsatz konventioneller, chemischer Gerbstoffe verringert.
Textilien
Leder
52
Leinfein – Taschentuch
aus Stoff
Leinfein ist die umweltschonende Alternative zu Papier- und Stofftaschentüchern. Es wird in Alltagsgeschäften verkauft, dort nach Gebrauch zurückgenommen, professionell gereinigt und in den Produktkreislauf rückgeführt.
Textilien
Materialeffizizenz/
Recycling
53
Flaschen aus nachwachsenden Rohstoffen, z.B. PlantBottle
Besteht zu 30% aus Zuckerrohr-Ethanol --> Einsparung von Erdöl; zu 50% recycelbar.
Verpackung
PET-Flaschen
12
Nr.
Innovation
Allgemeine Erklärung
Produktkategorie
Produktgruppe
54
Regenwasserauffangtanks hergestellt im
Spritzgussverfahren,
z.B. CARAT Tank
Durch das Spritzgussverfahren werden bei der Produktion der Regenwasserauffangtanks 30-40 % Material (=Kunststoff), 30% Energie (Wärmerückgewinnung, Reduktion der Zyklen) gespart und der Wasserverbrauch pro Tank von 140 l auf 10 l reduziert. Jährliche Einsparung von 340 MWh in der Produktion.
25 % aller Polypropylenabfälle aus dem gelben Sack werden im firmeneigenen Compoundierwerk aufgearbeitet.
Wassermanagement
Regenwasserauffangtanks
55
Dämmplatten, z.B.
"va-Q-plus"
Hohe Dämmleistung bei geringem Platzbedarf für thermische Transportboxen etc., recycelbarer Kern.
Werkstoffe
Dämmplatten
13
1.2
Kurzbeschreibung der Umweltinnovationen der Shortlist
Hinweis: Das Marktpotential der verschiedenen Umweltinnovationen kann leider aufgrund der
Datenlage und der unterschiedlichen Bewertungskriterien nicht quantifiziert werden. Aus diesem Grund sind Aussagen zum gesamten Marktpotential nicht möglich.
Langzeitwärmespeicher
Produktkategorie Energiespeicherung
Identifiziert in: Deutschlands innovative Seiten 2012
Allgemein / Funktionsbeschreibung







Langzeitwärmespeicher/Saisonale Wärmespeicher speichern über Solarthermie gewonnene Wärme im
Sommer, so dass diese im Winter genutzt werden kann. Bei gut isolierten Gebäuden ist es möglich, den
Wärmebedarf damit vollständig durch regenerative Energien zu decken [1, 2].
Wegen des großen Platzbedarfs der Speicher und den Anforderungen an die thermische Isolierung des
Gebäudes lohnen sie sich besonders für Neubauten. Mittlerweile gibt es aber auch verschiedene Konzepte, die sich für Sanierungen eignen [1-3]. Unterirdische Speicher werden bei Sanierungen neben den
Gebäuden angelegt.
Verschiedene Arten der Speichertechnologie [4]:
o Sensible Wärmespeicher („Pufferspeicher“): Speichermedien ändern Temperatur.
o Latentwärmespeicher: Speichermedien ändern ihren Aggregatszustand.
o Thermochemische Speicher: exo- und endotherme Reaktionen finden statt.
Sensible Wärmespeicher sind bisher am weitesten verbreitet. Latentwärmespeicherlösungen gibt es
ebenfalls auf dem Markt. Vorteil ist ihr geringerer Platzbedarf (ca. ein Drittel der sensiblen Speicher),
Nachteil ihr momentan noch viel höherer Preis (ca. 3 – 4 x so teuer). Thermochemische Speicher befinden sich noch auf Pilotprojekt-Niveau [5].
Verschiedene Arten der Speicherumsetzung:
o Behälter (im Haus oder Erdreich)
o Erdreich/Grundwasser unter dem Haus (Sensibler Wärmespeicher)
Innovative Beispiele:
e-Tank von deematrix [1]:
o
o

Dem Erdreich wird durch Polyethylenleitungen, die mit Soleflüssigkeit gefüllt sind, überschüssige Wärme zugeführt (Tiefe = 1,5 m).
Nach oben und zu den Seiten ist der e-Tank gedämmt, nach unten kann die Wärme entweichen,
um eine Überhitzung zu verhindern, bei Abkühlung des e-Tanks steigt sie wieder auf und wird
genutzt.
Saisonwärmespeicher SE 30/2Max-Wärmespeicher von Ebitsch Energietechnik [2]:
o

Innovation 1
Innovativ durch neuartige Materialien, Rohrverlegung, etc.
Latentspeicherkomplettlösungen von Die Latentspeicher Company [3, 6]:
o
Durch modularen Aufbau jederzeit erweiterbar.
14
Umweltrelevanz




Mit Langzeitwärmespeichern ist eine vollständige Deckung der Gebäudetemperierung auf Basis lokal
erzeugter, erneuerbarer Energien realisierbar [1,2]. Dadurch können große Mengen fossile Brennstoffe
und CO2-Emissionen gespart werden. Durch privaten Konsum verursachte CO2-Emissionen sind zu 38%
dem Bereich Wohnen zuzuschreiben, wovon wiederum 60% für Gebäudeheizung und 12 % für Warmwasserbereitung verwendet werden (Bezugsjahr 2010) [7].
2011 betrug der Energieverbrauch in deutschen Haushalten für Raumwärme 1.584 PJ und Warmwasser
270 PJ [8]. Nimmt man für den deutschen Strommix CO2-Emissionen von 137,2 g/MJ an, ergeben sich
217 Mio. t + 37 Mio. t CO2-Emissionen für Heizen und Warmwasser in privaten Haushalten in Deutschland. Bei flächendeckendem Einsatz von Langzeitwärmespeichern in Verbindung mit Solarthermie könnten diese Emissionen zu großen Teilen eingespart werden. Da die tatsächliche Energieeinsparung von
Fall zu Fall verschieden ist, lässt sich ein Gesamtpotential allerdings schwer abschätzen.
Ein großes Einsparpotential liegt in der Sanierung, für welche u.a. die drei oben genannten Beispiele
geeignet sind [1-3].
e-Tank [1]:
o
o
o
o

Saisonwärmespeicher SE 30 [2]:
o
o
o

Im Gegensatz zu Erdwärmeanlagen tritt beim e-Tank keine Beeinflussung der Temperatur des
Erdreichs oder Grundwassers auf. Der Betrieb in Wasserschutzgebieten ist möglich.
Auch Solarenergie im Niedrigtemperaturbereich unter 35°C kann genutzt werden.
Die Wärmepumpe ist effizienter als bei konventionellen Erdwärmesystemen, weil der e-Tank
im Durchschnitt 10°C wärmer als das Tiefenerdreich ist. Somit erreicht der e-Tank Systemjahresarbeitszahlen von 6-8, während 3-4 für Standarderdwärmepumpen üblich sind.
Die Anlagenaufwandszahl des Gesamtsystems ist mit ep < 0,3 extrem niedrig.
Durch neuartige Rohrverlegung werden Wärmeverluste auf < 0,3 °C pro Tag reduziert. Außerdem sind weniger Rohre und Pumpenleistung erforderlich. Somit ist der SE 30 material- und
energieeffizienter als vergleichbare Wärmespeicher.
Der Wasserbehälter besteht aus GFK (glasverstärktem Kunststoff) statt dem herkömmlichen
Stahl. Dieses Material hat 80% weniger Wärmeleitfähigkeit und nur 12% des Gewichtes von
Stahl. Daraus folgen geringere Wärmeverluste, geringeres Transportgewicht und überwundene
Rostgefahr.
Der Speicher ist quader- statt zylinderförmig und hat somit mehr Volumen und folglich Leistung bei gleichem Platzbedarf. Hinzu kommt eine bessere Platzausnutzung bei Einbau und
Transport.
Latentspeicherkomplettlösungen von Die Latentspeicher Company [3]:
o
o
Sind komplett recyclingfähig.
Als Speichermedium wird Paraffin, ein ökologisch unbedenkliches Abfallprodukt der Erdölindustrie verwendet.
15
Markteintrittsbarrieren



Der wirtschaftliche Nutzen ist bei Sanierungen von Fall zu Fall unterschiedlich. Durch den geringen Bekanntheitsgrad und fehlende Erfahrungswerte anderer Nutzer kann die Meinung „Das lohnt sich sicher
sowieso nicht“ entstehen. Großverbraucherbeschaffung kann Erfahrungswerte erzeugen und die Informationslage verbessern.
Hohe Investitionskosten (gerade bei Latentwärmespeicherlösungen) und lange Amortisationszeiten
sind Markteintrittsbarrieren, die durch Skaleneffekte abgemildert werden könnten.
Eine weitere Markteintrittsbarriere ist ein einmalig hoher Zusatzaufwand durch die Installation.
Nutzeneinbußen und -gewinne


Saisonwärmespeicher rentieren sich langfristig. Der e-Tank hat durch Einsparung laufender Kosten
auch ohne Fördergelder eine Amortisationszeit von 4,5 Jahren gegenüber Tiefenbohrungserdwärme
und 7,5 Jahren gegenüber einer Kombination aus Gas- und Solarheizung (Einfamilienhaus) [1].
 Insgesamt wirtschaftlich, keine Nutzeneinbußen
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher





Anwendungsbereiche: Neubau und Sanierung von Gewerbebauten und Eigenheimen
Großverbraucher: Immobilienindustrie
Endverbraucher: Immobilienbesitzer
Marktlage:
Der Markt für energetische Sanierungen wächst nur langsam, so stagnierte bspw. der Endkundenumsatz mit Sonnenkollektoranlagen 2011 bei 1 Mrd. € [7].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.etank.de/ (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.ebitsch-energietechnik.de/2max-ueberblick (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.latentspeicher.com/de/innovative-waerme-und-kaeltesysteme-mitdem-originalen-latentspeichersystem (Zugriff: 19.09.13)
Wietschel, A.; Arens, M.; Dötsch, C.; Herkel, S.; Krewitt, W.; Markewitz, P.; Möst, D.; Scheufen, M. (2010): Energietechnologien
2050 – Schwerpunkte für Forschung und Entwicklung, ab S. 87, Fraunhofer ISI, Karlsruhe
IKZ-Fachplaner, Heft 1/2007: Langfristige Wärmespeicherung - Funktion, Markt und Wirtschaftlichkeit von thermochemischenund Latent-Wärmespeicher-Technologien. Online verfügbar unter: http://www.ecotecenergiespartechnik.de/fileadmin/images_technik/ikz-praxis-Speichertechnik-Waermespeicherung-thermoschemisch.pdf (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.latentspeicher.com/sites/default/files/downloads/2013-ies-techndaten-2.pdf (Zugriff: 19.09.13)
Bilharz, M.; Steinemann, M.; Schwegler, R.; Spescha, G. (2013): Grüne Produkte in Deutschland: Status Quo und Trends, UBA,
Dessau-Roßlau
Informationen des Statistischen Bundesamtes. Online verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltoekonomischeGesamtrechnungen/Energi
eRohstoffeEmissionen/Tabellen/EnergieverbrauchHaushalte.html (Zugriff: 19.09.13)
16
Produktkategorie
Gebäudeheizung
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung (WRG)
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung





Innovation 2
Fensterlüfter mit integrierter Wärmerückgewinnung dienen der bedarfsorientierten Komfortlüftung in
Gebäuden. Die dezentralen Fensterlüfter mit integrierter Wärmerückgewinnung sind vollständig in der
Fensterlaibung integriert. Der Luftaustausch erfolgt mittels zweier Ventilatoren, sodass eine Belüftung
ohne das Öffnen von Fenstern möglich ist. Mit Hilfe eines Wärmetauschers wird die einströmende Zuluft
erwärmt und die "verbrauchte" Raumluft abgeführt („regenerativer Wärmetausch“). Der ausströmenden Abluft wird gleichzeitig Abwärme entzogen („Gegenstromprinzip“). Aufgrund des hohen Wärmerückgewinnungsgrades aus der Abluft erfolgt die Lüftung besonders energieeffizient. Die Lüfter sind in
der Regel von kompakter Bauweise und beeinträchtigen die Architektur nicht [1].
Die Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung (WRG) stellen eine energieeffiziente Alternative zum Stoßlüften mit konventionellen Fenstern oder zentralen Lüftungsanlagen dar [4]. Dadurch wird garantiert,
dass die geforderte Raumluftqualität stets erreicht wird.
Durch integrierte Filter (Kohleaktivfilter, Pollenschutzfilter, etc.) wird die Schadstoffbelastung der Zuluft reduziert [2].
Positiver Nebeneffekt ist die Verhinderung der Feuchtebildung bzw. Schimmelpilzentwicklung in den
geschlossenen Räumen [3].
Innovative Bsp.:
o
o
Fenster mit Wärmerückgewinnung sind von verschiedenen Herstellern verfügbar: z.B. Hautau
(VENTRA®), Sigenia AG (AEROMAT), emco (emcovent Typ FLH), etc.
Der Fensterlüfter VENTRA® erhält eine Auszeichnung für Produktinnovation 2013 vom Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V. [1]. Die Markteinführung des Fensterlüfters VENTRA®
erfolgte im Jahr 2013. Auch andere Lüfter (Weru-AeroTherm Lüfter, etc.) wurden im Jahr 2013
ausgezeichnet [2].
Umweltrelevanz
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Energieeffizienz durch Wärmerückgewinnung aus der Abluft. Der energetische Vorteil liegt darin, dass
einerseits kaum ungenutzte Wärme entweicht (wie beim konventionellen Lüften mit offenem Fenster);
durch die Nutzung der Wärme der Abluft können die energieaufwändigen Heizvorgänge zum Teil entfallen, da die Zuluft vorgewärmt wird.
Bis zu 90 % der Abwärme wird durch die Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung genutzt [2].
17
Markteintrittsbarrieren
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
Informationsdefizite: Das Produkt ist seit etwa 2007 auf dem deutschen Markt, trotzdem ist es vielen
Planern und Architekten nicht ausreichend bekannt.
Hohe Investitionskosten und lange Amortisationszeiten (> 3 Jahre) sind Markteintrittsbarrieren, die
durch Skaleneffekte abgemildert werden könnten.
Eine weitere Markteintrittsbarriere ist ein einmalig hoher Zusatzaufwand durch die Installation. U.a.
durch Sicherheitsauflagen und Bauvorschriften steigt der bürokratische Aufwand, da die Innovation
mittels Strom betrieben wird.
Sonstiges: Zusätzlicher Aufwand bei der Montage. Die Installation muss häufig bereits bei der Planung
mit berücksichtigt werden.
Nutzeneinbußen und -gewinne
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
Die Nutzer benötigen zusätzliche Informationen und evtl. eine Bedienungsanleitung bzw. Einführung.
Fensterintegrierte Lüftungssysteme stellen in Altbauten eine interessante Alternative zum Einbau
zentraler oder dezentraler Lüftungsgeräte dar [4].
Schimmelbildung wird vermieden, da die Luftfeuchte nach außen entweichen kann.
Durch optionale Verwendung von Pollenschutzfiltern ist das Produkt auch für Allergiker geeignet.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Anwendungsbereiche: Neubau und Sanierung von Gewerbebauten und Eigenheimen, auch denkmalgeschützte Gebäude

Mögliche Großverbraucher: Hotel- und Gaststättengewerbe, Immobilienwirtschaft, Gesundheitswesen
(Krankenhäuser, Pflegekliniken und Heime), Bürogebäude/Banken/ Versicherungen und private Schulen- und Universitäten
Quellen
Online verfügbar unter: http://www.hautau.de/index.php?id=48&tx_ttnews[tt_news]=
22&cHash=40ac475721147f0326396bf4e63e453e
[2] Online verfügbar unter: http://www.weru.de/de/privatkunden/produkte/fenster/fenster-lueftung/lueftung-mitwaermerueckgewinnung.html
[3] Online verfügbar unter: http://www.baulinks.de/webplugin/2013/0385.php4
[4] Online verfügbar unter: http://www.enbausa.de/lueftung-klima/aktuelles/artikel/fensterintegrierte-lueftung-wird-zuralternative-1951.html
[5] Online verfügbar unter: http://www.hilfreich.de/fensterlueftung-mit-waermerueckgewinnung-im-kosten-nutzenvergleich_10887
[1]
18
Produktkategorie
Entwicklungen
zur Effizienzsteigerung von Wärmepumpen
Gebäudeheizung
Identifiziert in: European Business awards for the environment, Deutscher Innovationspreis für Klima
und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung
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Innovation 3
Effizienzsteigerungen werden bei Wärmepumpen durch Optimierung konventioneller Pumpensysteme
(A), durch Zeolith-Adsorptionswärmepumpen (B) [3, 4], z.B. Vaillant Zeo-Therm, Viessmann Vitosorp
200-F und durch dezentrale Wärmepumpensysteme (C), z.B. Wilo-Geniax, erreicht.
(A) Beispiel Ochsner Golf Midi Plus: Hocheffiziente Wärmepumpe, die Vorlauftemperaturen bis zu
65°C erreicht, sogar bei Außenlufttemperaturen von minus 16°C [1]. Beispiel Magna 3: Eine hohe Energieeffizienz wird bei diesem Produkt durch eine neuentwickelte Hydraulik und Motorkonstruktion erreicht. Durch eine neue Technolgie, die den geförderten Luftstrom regelt, werden zusätzliche Steuerungsventile überflüssig, was Energie bei der Verwendung einspart. Außerdem ist dieses System mit
einer Wärmemengenerfassung ausgestattet, die bei Anwendung die Identifikation und Verminderung
von Wärmeverlusten ermöglichen soll [2].
(B) Adsorptionswärmepumpen verwenden einen Feststoff, z.B. Zeolith, an dem sich Wasserdampf bindet ("adsorbiert") und kondensiert, wobei Wärme frei wird. Die Markteinführung z.B. der AdsorptionsWärmepumpe VITOSORP 200F hat Viessmann für 2013 angekündigt.
(C) Dezentrales Pumpensystem, Beispiel Wilo Geniax: An jedem Heizkörper wird eine kleine Pumpe
montiert, statt einer großen Pumpe im Keller an der Heizungsanlage. Diese Pumpen dienen der Zirkulation des Heizungswassers. Ein elektronisches Steuerungssystem kontrolliert den aktuellen raumspezifischen Wärmebedarf und regelt die jeweilig benötigte Wärmezufuhr.
Umweltrelevanz
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Die Wärmepumpen nutzen die Energie aus der Luft, dem Erdreich oder dem Grundwasser [6].
(A) Ein intelligentes Steuerungssystem erfasst den tatsächlichen Wärmebedarf. Überflüssige Wärmeverluste werden vermieden, sodass für die Wärmeerzeugung benötigter Energiebedarf eingespart werden kann. Eine neuartige Luftstromsteuerung erlaubt außerdem den Verzicht auf energieverbrauchende Steuerungsventile.
(B) Zeolith-Adsorptionswärmepumpen sind laut Herstellerangaben gegenüber konventionellen Brennwertgeräten um 30% energieeffizienter [3, 4, 6]. Bei flächendeckender Nutzung könnten in Deutschland ca. 54 Mio t an CO2-Emissionen eingespart werden.
(C) Dezentrale Pumpensysteme in Gebäuden bewirken nach einer Zertifizierung des TÜV Rheinland etwa 20 % Heizenergieeinsparung sowie 50 % Stromeinsparung Zertifizierung. Heizenergie stellt den
größten Energieverbrauchsanteil in privaten Haushalten. Durch Einsatz dezentraler Pumpen und einer
intelligenten Erfassung des Wärmebedarfes können erhebliche Effizienzpotenziale genutzt werden.
Durch die halboffen gestaltete Pumpenverkleidung und die patentierte Kabelaufwicklung kann außerdem eine beachtliche Materialmenge eingespart werden. Bei einem jährlichen Gesamtverbrauch von
3.200 Liter Heizöl können pro Haushalt 2,2 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden, wenn z.B. mit
Wilo-Geniax bedarfsgerecht geheizt wird.
19

Ihre große Stärke zeigt die Adsorptionswärmepumpe in den Übergangszeiten, in denen sie deutlich effizienter als ein Brennwertgerät mit Solar arbeitet, da die Umweltwärme mit viel niedrigerem Temperaturniveau genutzt werden kann [11].
Markteintrittsbarrieren
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Die Kosten der Anschaffung sind noch relativ hoch (~ 15.000-20.000 €).
Für die Installation der Wärmepumpen sind z.T. aufwendige Erdbewegungen oder Erdbohrungen notwendig. Darüber hinaus ergibt sich ein erhöhter bürokratischer Aufwand z.B. für die Antragstellung und
Genehmigung der Erdbohrungen [7].
Dem Betreiber entstehen zusätzliche Kosten durch diverse Auflagen (Überwachung, Abnahme der Anlage, etc.) [7].
Bislang existiert noch keine bundeseinheitliche Regelung. Je nach Bundesland sind die Anforderungen
sehr unterschiedlich [7].
Es existieren Beschränkungen bei der Minimaltemperatur, der Bohrtiefe oder dem Mindestdurchmesser, etc. [7].
Sonstiges: Die Stromkosten für den Betrieb der Wärmepumpen sind zum Teil relativ hoch.
Nutzeneinbußen und -gewinne
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(A) Beispiel Ochsner Golf Midi Plus: laufruhig und verbesserter Schallschutz, Trennung von Verdampfer (außen) und Wärmepumpe (innen) reduziert Verbindungsabbrüche und verhindert das Zufrieren bei
einem Stromausfall [1].
(B) Beispiel Magna 3: Durch die neue Konstruktion ist die Regelungseinheit der MAGNA 3 von den medienberührten Teilen thermisch entkoppelt. Die Elektronik wird wirksam gegen Kondensation geschützt
[2].
Das Zeolith-Modul ist aufgrund des Aufbaus als Vakuum-Modul ohne bewegte Teile während seiner gesamten Lebensdauer wartungsfrei [11].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Immobilienindustrie, Bürogebäude/Banken/Versicherungen, Hotel- und
Gaststättengewerbe, etc.
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
Online verfügbar unter: http://www.eurotechgroup.ie/pdf/Ochsner%20Air%20Source%20brochure%20`09.pdf
Online verfügbar unter: http://de.grundfos.com/products/find-product/magna3.html
Online verfügbar unter: http://www.vaillant.de/Warum-Vaillant/Forschung-Entwicklung/Zeolith-Heizgeraet/
Online verfügbar unter: http://www.baulinks.de/erneuerbare-energien/gaswaermepumpen-gasbetriebene-waermepumen.php
Online verfügbar unter: http://www.bundespreis-ecodesign.de/de/wettbewerb/2012/preistraeger.html
Online verfügbar unter: https://www.gasag.de/unternehmen/fuer-berlin/innovation/innovation-des- Online verfügbar unter:
monats/hocheffiziente- klimaschuetzer/seiten/default.aspx
Online verfügbar unter: http://www.sanner-geo.de/media/c3a70127ad12afb4ffff8085fffffff1.pdf
Online verfügbar unter: http://www.pressebox.de/pressemitteilung/heliotherm-waermepumpentechnik-gesmbh/HeliothermWaermepumpen-mit-Abstand-am-effizientesten/boxid/547404
Online verfügbar unter: http://www.ehpa.org/technology/
Online verfügbar unter: http://www.ochsner.de/die-waermepumpe/
Online verfügbar unter: http://www.heizungsfinder.de/waermepumpe/gaswaermepumpe/zeolith
20
Produktkategorie
Beleuchtung
LED-Lampen
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung
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Innovation 4
LED-Lampen zeichnen sich durch eine lange Lebensdauer und einen geringen Energieverbrauch aus. Im
Vergleich zu konventionellen (Glüh-) Lampen sind LED-Lampen besonders energieeffizient und besitzen
laut Hersteller eine Lebensdauer von bis zu 45.000 Stunden (Vergleich: die durchschnittliche Lebensdauer einer gewöhnlichen Glühlampe liegt zwischen 1.000 und 2.000 Stunden). Außerdem sollen diese
eine angenehme Farbwiedergabe, Möglichkeiten zur Dimmung sowie eine breite Produktvielfalt aufweisen. Für den industriellen Einsatz stellt z.B. OSRAM die „Parathom Pro-Reihe“ her [4].
Umweltrelevanz
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Aufgrund der vielfach höheren Lebensdauer von LED-Lampen im Vergleich zu konventionellen Glühlampen wird die Neuanschaffungsfrequenz von Lampen erheblich reduziert, was unter Materialeinsatzaspekten Vorteile generiert. Darüber hinaus stellt der energieärmere Gebrauch eine äußerst energiesparsame Alternative zu vergleichbaren Produkten dar.
Ein weiterer Vorteil von LED-Lampen gegenüber konventionellen Kompaktleuchtstofflampen ist, dass
kein Quecksilber in den Produkten enthalten ist (Entsorgung Elektroschrott anstatt Sondermüll).
Reduktion der Klimatisierungskosten möglich, da eine geringere Abwärmemenge entsteht.
Es fallen keine Reinigungskosten an.
Die Transport- und Entsorgungskostens sind geringer.
LED-Licht stört die Insektenorientierung nicht.
Geringeres Bauvolumen der Produkte, d.h. eine Materialeinsparung ist möglich.
Mit den künftigen LED-Lichtquellen in Kombination mit intelligenten Lichtmanagementsystemen könnten bis zu zwei Drittel der zur Beleuchtung eingesetzten Energie eingespart und CO2-Emissionen reduziert werden [2].
Markteintrittsbarrieren
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Informationsdefizite: Bewusstsein für die neue Technologie fehlt noch in breiten Teilen der Bevölkerung. Die Kunden misstrauen dem modernen Halbleiterlicht zu großen Teilen.
Kosten (indirekt Lernkosten bzw. Skaleneffekte): deutlich höhere Kosten für die Erstinstallation verglichen mit herkömmlichen Lampen. Dies hat zur Folge, dass die Amortisationszeiten meist auch relativ
hoch sind (>12 Jahre).
Heutige Beleuchtungssysteme lassen sich nicht so einfach durch eine LED-Beleuchtung ersetzen [1].
Zusätzlicher Verwaltungsaufwand: Die technische Planung, Verarbeitung, Installation, Wartung und
Nutzung verlangt ein grundsätzlich verändertes Herangehen an die Beleuchtungssysteme [1].
Sonstiges: Fehlende Regeln bzw. Richtlinien für die physiologischen Aspekte der Beleuchtungssysteme.
Lichtleistung, Bauform und Optik muss allen Ansprüchen gerecht werden. LED-Normung und Beurteilung der Lichtqualität noch nicht ausgereift. So existiert bisher beispielsweise noch kein Gütesiegel für
LED-Lampen und die wissenschaftlichen Messverfahren zur LED-Normung befinden sich noch in der Erforschung [1].
21
Nutzeneinbußen und -gewinne
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Farbwiedergabe weißer LEDs ist nicht in allen Fällen ausreichend.
Große Zahl von LED nötig, um die Leuchtstärke konventioneller Leuchtmittel zu erzielen.
Die geometrischen Bauformen sind variabel und die Lichtfarbe ist beim Einsatz farbiger LEDs regelbar
[3, 7].
LEDs besitzen eine hohe Ausfallsicherheit und arbeiten unter Schutzkleinspannung [3].
Das Potential der LEDs in der Allgemeinbeleuchtung ist sehr hoch. So ist z.B. ein Anpassen der Beleuchtungssituation an die Raumnutzung oder die Visualisierung von Daten unproblematisch möglich [3].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Immobilienindustrie, Bürogebäude/Banken/Versicherungen, Hotel- und
Gaststättengewerbe, Industriehallen, Logistikdienstleister (Bahn, Verkehrsverbünde, etc.), Groß- und
Einzelhandel, Ausstellungen, Kaufhäuser, Museen und der Lebensmittelhandel (gleichmäßige Beleuchtung von Lebensmitteln)
Quellen
Online verfügbar unter: http://www.bmbf.de/de/16265.php
Online verfügbar unter: http://www.bmbf.de/de/16261.php
Online verfügbar unter:http://www.led-info.de/grundlagen/leuchtdioden.html
Online verfügbar unter:http://www.osram.de/osram_de/produkte/lampen/led-lampen/professional-ledreflektorlampen/parathom-pro-ledspot-111/index.jsp
[5] Online verfügbar unter:http://www.oeko.de/oekodoc/1775/2013-464-de.pdf
[6] Online verfügbar unter:http://www.mckinsey.com/~/media/McKinsey/dotcom/client_service/Automotive and Assembly/Lighting_the_way_Perspectives_on_global_lighting_market_2012.ashx
[7] Online verfügbar unter: http://www.photonik-campus.de/assets/LED-Lehrfolien-fuer-VDI-finall.pdf
[1]
[2]
[3]
[4]
22
Produktkategorie
Elektro- und Hybridfahrzeuge
Mobilität
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung
Innovation 5

In Elektrofahrzeugen wird ein Elektromotor als Antriebsmotor verwendet. Batterieelektrofahrzeuge
(BEV) verwenden ausschließlich Elektromotoren. Hybridelektrofahrzeuge (HEV, Plug-InHybridelektrofahrzeuge PHEV) nutzen sowohl einen Elektromotor als auch einen konventionellen Verbrennungsmotor.

Beispiele: Lieferwagen, Kleintransporter
o
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Die Kleintransporter Vito E-CELL und Vito E-Cell Kombi von Mercedes-Benz sind reine Elektroautos mit einer Reichweite von 130 km [1, 2].
Beispiele: Privat-/Firmen-Pkw
o
o
o
o
Der BMW i3 ist ab 11/2013 als reines Elektroauto oder Elektroauto mit Range-Extender (serieller Hybrid) in Serie auf dem Markt. Im reinen Elektrobetrieb hat er eine Reichweite von 130 –
200 km, mit Range Extender 340 km. Der 4-Sitzer mit CFK-Karosserie ist ab 34.950 Euro erhältlich [3, 4].
Der Opel Ampera ist ein Elektrofahrzeug mit einem Verbrennungsmotor als
Reichweitenverlängerer und 4 Sitzen. Die rein elektrische Reichweite liegt bei 40 – 80 km, der
Preis bei 43.000 Euro [5].
Der Nissan Leaf ist ein voll elektrisches Fahrzeug, erhältlich ab 23.790 Euro. Er erreicht
Höchstgeschwindigkeiten von 145 km/h und hat eine Reichweite von 160 km [6].
Der Toyota Prius ist ein Vollhybridfahrzeug mit einem Elektro- und Benzinmotor und ab
26.800 Euro erhältlich [7].
Umweltrelevanz


Im Straßenverkehr wurden 2009 ca. 178 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Dies entspricht einem Anteil von 83 % der Emissionen im Verkehrssektor [8]. 2009 wurden damit 26% der CO2-Emissionen im
privaten Sektor durch Mobilität verursacht [9].
Der Beitrag der Elektromobilität zur Einsparung von fossilen Brennstoffen und CO2-Emissionen hängt
wesentlich davon ab, wie der Antriebsstrom erzeugt wurde, d.h. direkte wie indirekte Emissionen sollten in einem Well-to-Wheel-Ansatz berücksichtigt werden [8]. Eine Vorstellung des Einsparpotentials
vermittelt die OPTUM-Studie des Öko-Instituts [8], die Prognosen für 2030 aufstellt. Demnach könnten
im direkten Fahrzeugvergleich bei ausreichendem Ausbau der erneuerbaren Energien 97% der Emissionen durch rein elektrische Fahrzeuge bzw. 65% durch Plug-In-Hybride eingespart werden. Nimmt man
die durchschnittliche CO2-Intensität der Gesamtstromerzeugung Deutschlands an, ergeben sich Einsparungen von 24 % bzw. 13% bei Ersatz eines konventionellen Fahrzeugs durch ein BEV bzw. PHEV. Gemäß der in der Studie [8] entwickelten Marktszenarien könnten durch Elektroautos bei gleichzeitigem
ausreichenden Ausbau der erneuerbaren Energien die Emissionen des gesamten deutschen PkwBestandes um 0,6 Mio. t (2020) bzw. 5,2 Mio. t (2030) gesenkt werden. Dies entspricht gegenüber dem
Referenzfall ohne Elektrofahrzeuge einer Reduzierung um 0,6 % (2020) bzw. 6,0 % (2030) der Gesamtemissionen des deutschen Pkw-Bestandes [8].
23




Elektroautos können geladen werden, wenn bei regenerativen Energien Spitzenlasten auftreten, die
anderweitig nicht direkt genutzt werden können [8].
Außerdem vermeiden Elektroautos direkte Emissionen (Abgase, Feinstaub), was vor allem beim Einsatz
in Städten und Ballungsräumen mit hoher Belastung lohnend ist [1].
Elektroautos verursachen weniger Lärm [1, 8]. Die Lärmbelastung durch konventionelle Fahrzeuge verursacht gerade in Ballungsräumen Gesundheitsprobleme [1].
Beim innerstädtischen Lieferverkehr kommen durch häufiges Anfahren und Fahren in Teillast Vorteile
der Elektroautos besonders zum Tragen [1].
Markteintrittsbarrieren
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Laut [8] ist die Skepsis gegenüber Elektroautos in Teilen der Bevölkerung durch Wissens- und Informationsdefizite bedingt, die zu der Einschätzung führen, die Technik sei „neu, komplex und anfällig“, was
nicht stimmt. Bisher fehlende Erfahrungswerte können z.B. durch Kennenlernen der Elektromobilität
über Dienstwagen oder Autovermietung/Car-Sharing hergestellt werden.
Der höhere Anschaffungspreis im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen [10] ist eine wesentliche
Markteintrittsbarriere.
o Selbst bei hoher Produktvielfalt sind Skaleneffekte, z.B. in der Zuliefererbranche, zu erwarten,
die durch eine im Rahmen dieses Projektes angeregte Großverbraucherbeschaffung verstärkt
werden könnten.
Die nicht ausreichend ausgebaute Infrastruktur, insbesondere fehlende Ladestationen, stellt ein weiteres Hindernis dar.
Nutzeneinbußen und -gewinne
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Im Stadtverkehr, z.B. im innerstädtischen Liefer- und Pendelverkehr, stellen die geringeren Reichweiten von reinen Elektrofahrzeugen keine Nutzeneinbußen dar [1]. Übliche zurückgelegte Tagesentfernungen im urbanen Lieferverkehr sind 50 – 80 km [1]. Außerhalb der Arbeitszeiten (v.a. nachts) können
Lieferwagen auf ihren üblichen Stellplätzen aufgeladen werden, so dass es keine Probleme mit der Infrastruktur gibt [1]. Für andere Anwendungen dienen Hybridfahrzeuge als Alternative.
Geplante Bevorteilungen wie Steuerbefreiungen, reservierte Parkplätze in Innenstädten, Befreiung von
der Maut in Maut-pflichtigen Städten etc. können weitere Nutzengewinne darstellen.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher
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Großverbraucher: Autovermietungen; Car-Sharing-Anbieter; Lieferfirmen (innerstädtischer Lieferverkehr: Paketdienste, Telekommunikations-, Energiedienstleister); Großunternehmen mit Fahrzeugflotte/Dienstwagenflotte; Wohlfahrtsverbände mit Fahrzeugflotte
Endverbraucher: Autokäufer
Marktlage: Laut Kraftfahrt-Bundesamt sind 64.995 Hybridautos in Deutschland zugelassen (01/2013).
Der Bestand an reinen Elektroautos beträgt 7.114 Fahrzeuge (01/2013) und macht weniger als
1 Promille am Gesamtfahrzeugbestand aus [12].
Rein gewerbliche Flotten machen ca. 30% des Neuwagenmarktes aus und sind besonders geeignet für
die Beschaffung von Elektrofahrzeugen, v.a. wegen der häufig planbaren Routen, dem Wegfall der
Mehrwertsteuer und der hohen Relevanz der Wirtschaftlichkeit [11].
24

Progniose der „Nationalen Plattform Elektromobilität“, dass das Ziel der Bundesregierung von 1 Mio.
Elektroautos bis 2020 [8] ohne weitere Anreizmaßnahmen verfehlt wird und bis 2020 nur 450.000 EAutos auf dt. Straßen fahren werden [10]. Als Maßnahmen benennt sie u.a. eine stärkere Förderung des
Kaufs von elektrisch betriebenen Dienstfahrzeugen [10].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
[12]
BMU (2011): Erneuerbar mobil: Marktfähige Lösungen für eine klimafreundliche Elektromobilität, Berlin. Online verfügbar unter: http://www.pt-elektromobilitaet.de/mediathek/dateien/broschuere-erneuerbar-mobil-1.pdf (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.mercedesbenz.de/content/germany/mpc/mpc_germany_website/de/home_mpc/van/home/vans_world/blueefficiency/technologies/ecell.0002.html (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter:
www.bmw.de/dam/bmw/marketDE/bmw_next/newvehicles/allfacts/pricelist/BMW_i3_Preisliste.pdf.download.1377784161367.p
df (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter:
www.bmw.de/dam/bmw/marketDE/bmw_next/newvehicles/allfacts/pricelist/BMW_i3_Preisliste.pdf.download.1377784161367.p
df (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.opel.de/fahrzeuge/modelle/personenwagen/ampera/index.html (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.nissan.de/DE/de/vehicle/electric-vehicles/leaf.html (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.toyota.de/cars/new_cars/prius/index.tmex (Zugriff: 19.09.13)
Zimmer, W.; Buchert, M.; Dittrich, S.; Hacker, F.; Harthan, R.; Hermann, H.; Jenseit, W.; Kasten, P.; Loreck, C.; Götz, K.;
Sunderer, G.; Birzle-Harder, B.; Deffner, J. (2011): OPTUM-Optimierung der Umweltentlastungspotenziale von Elektrofahrzeugen - Integrierte Betrachtung von Fahrzeugnutzung und Energiewirtschaft, Berlin.
Bilharz, M.; Steinemann, M.; Schwegler, R.; Spescha, G. (2013): Grüne Produkte in Deutschland: Status Quo und Trends, UBA,
Dessau-Roßlau
Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) (2011): Zweiter Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität, Gemeinsame
Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO), Berlin. Online verfügbar unter:
http://www.bmu.de/fileadmin/bmu-import/files/pdfs/allgemein/application/pdf/bericht_emob_2.pdf (Zugriff: 19.09.13)
Wietschel, M; Plötz, P.; Kühn, A.; Gnann, T. (2013): Markthochlaufszenarien für Elektrofahrzeuge, Fraunhofer ISI, Karlsruhe.
Online verfügbar unter: http://www.isi.fraunhofer.de/isi-media/docs/e/de/publikationen/Fraunhofer-ISIMarkthochlaufszenarien-Elektrofahrzeuge-Zusammenfassung.pdf?WSESSIONID=dd2bb8a08dadc4c2deb586237c6e354d (Zugriff: 19.09.13)
Angaben des Kraftfahrtbundesamts. Online verfügbar unter:
http://www.kba.de/nn_269000/DE/Statistik/Fahrzeuge/Bestand/Umwelt/2013__b__umwelt__dusl__absolut.html (Zugriff
19.09.13)
25
Produktkategorie
Mobilität
Streckenvorausschauende Tempomaten für Lkw
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung

Innovation 6
Streckenvorausschauende Tempomaten berechnen eine kraftstoffsparende Fahrstrategie basierend
auf Fahrzeugdaten und dem Steigungsprofil der Strecke, welches über digitale Karten und GPS ermittelt wird. Der Fahrer gibt ein Tempo vor, welches während der Fahrt vom Tempomaten um geringe Werte (<10 km/h) variiert werden kann, wenn sich dies aufgrund des Höhenprofils der Strecke positiv auf
den Kraftstoffverbrauch auswirkt. Solche Kraftstoffeinsparmaßnahmen sind bspw. die Geschwindigkeitsbeschleunigung vor einem Anstieg oder die Wegnahme der Antriebsleistung bereits vor der Kuppe.
Die Tempomaten regulieren die Geschwindigkeit also wie ein geschulter, erfahrener Lkw-Fahrer, der
die Strecke bis ins Detail kennt und jederzeit voll konzentriert auf Kraftstoffeinsparungen ist, was unter Realbedingungen aber selten vorkommt [1-3].
Innovative Beispiele:
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
CCAP (Cruise Control with Active Prediction) von Scania für Lkws steuert Geschwindigkeits- und Bremsregelung [1, 2].
IPPC (Integrated Predictive Powertrain Control) von Daimler für Lkws steuert Geschwindigkeits-,
Brems- und Getrieberegelung [3].
I-See von Volvo für Lkws steuert Geschwindigkeits- und Bremsregelung, greift im Unterschied zu anderen Systemen aber nicht auf vorhandenes Kartenmaterial zurück, sondern speichert Daten über bereits
gefahrene Strecken für alle Nutzer zugänglich ab (Vorteil: genaueres Kartenmaterial, Nachteil: bekannt
sind nur Strecken, die bereits ein Teilnehmer des Systems abgefahren hat) [4].
ACC InnoDrive von Porsche für Pkw steuert Geschwindigkeits- und Bremsregelung. Das radargestützte
Abstandsregelsystem ACC wird kombiniert mit der Streckvorausschau InnoDrive. Das System befindet
sich noch in der Entwicklung und soll zukünftig 10% Kraftstoff einsparen [5].
Umweltrelevanz
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Eine Kraftstoffeinsparung von ca. 3% wird erreicht. Dies hängt allerdings stark vom Streckenprofil ab.
Auf gerader Strecke ergibt sich nur eine geringe Einsparung, auf bergiger Strecke über 4 % [1-3].
Bei einem 40 t Lkw mit 180.000 km jährlicher Laufleistung entsprechen 3% ca. 1.700 l Kraftstoffersparnis, d.h. ca. 0,9 l Kraftstoffersparnis pro 100 km [2].
Daraus folgt eine Einsparung von ca. 25 g CO2 pro gefahrenem Kilometer eines Lkw [6].
In Deutschland zugelassen sind ca. 2.600.000 Lastkraftwagen und ca. 200.000 Sattelzugmaschinen
[7], so dass sich jährliche Einsparpotentiale von 4760 Mio. l Kraftstoff (und dementsprechend fossile
Brennstoffe) und 12,6 Mio. t CO2 ergeben.
Markteintrittsbarrieren

Fehlende Erfahrungswerte können zu Zweifeln am Nutzen der neuen Technologie führen. Erfahrungswerte können durch eine Großverbraucherbeschaffung im Rahmen dieses Projekts geschaffen werden.
Nutzeneinbußen und -gewinne
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
Durch Kraftstoffeinsparung ergeben sich finanzielle Vorteile: Bei 1,40 Euro/l Diesel können ca. 2400
Euro pro Jahr und Lkw gespart werden.
Die Amortisationszeit beträgt ca. 6 Monate, hängt allerdings von den gefahrenen Kilometern, vom
Streckenprofil etc. ab.
Die Bedienung ist einfach bzw. entspricht konventionellen Tempomaten, die in Lkws bereits zum Standard gehören.
Für den Lkw-Fahrer stellt der Tempomat eine Entlastung dar. Die Systeme können mit adaptiven Geschwindigkeitsregelungen, die stets einen ausreichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten, kombiniert werden [1].
Die Fahrtzeitverlängerungen durch die Tempomatfunktion sind minimal: an einem vollen Arbeitstag (6 h
Fahrt) ist man ca. 2 min langsamer als mit herkömmlichen Tempomaten [1, 2].
 kein Nutzeneinbußen, sondern insgesamt vorteilhaft
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher
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Anwendungsbereich: Lkw  Logistik-/Transport-/Speditionsindustrie, Lieferverkehr
Großverbraucher: Großunternehmen mit Lkw-Flotte
Endverbraucher: Lkw-Besitzer (kleinere Unternehmen etc.)
Marktlage:
CCAP, IPPC sind seit 2012 am Markt, I-See seit 2013.
Allein in Deutschland sind 2.600.000 Lastkraftwagen und 200.000 Sattelzugmaschinen [7] zugelassen,
welche mit den streckenvorrausschauenden Tempomaten ausgestattet werden können.
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.scania.de/trucks/safety-driver-support/driver-supportsystems/active-prediction/index.aspx (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter:
http://www.scania.de/Images/P11Z01DE%20Vorausschauende%20Geschwindigkeitsregelanlage_tcm61-285939.pdf (Zugriff:
19.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.daimler.com/dccom/0-5-1210218-49-1491206-1-0-0-1210228-0-1-87165-0-0-0-0-0-0-0.html (Zugriff: 19.09.13)
Informationen der dekra. Online verfügbar unter:
https://www.dekra.net/de/fahrzeugtechnik;jsessionid=0E583FA6156430FF259AC3A0EBCD42B3?p_p_id=display_WAR_displayp
ortlet&p_p_lifecycle=0&p_p_state=normal&p_p_mode=view&p_p_col_id=column2&p_p_col_count=1&_display_WAR_displayportlet_urlTitle=volvo-uberarbeitet-i-see-tempomat (Zugriff: 19.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter:
http://www.porsche.com/germany/aboutporsche/responsibility/environment/technology/porscheinnodrive/ (Zugriff:
19.09.13)
CO2-Rechner der dekra. Online verfügbar unter: http://www.dekra-online.de/co2/co2_rechner.html (Zugriff: 19.09.13)
Informationen des Statistischen Bundesamtes. Online verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/UnternehmenInfrastrukturFahrzeugbestand
/Tabellen/Fahrzeugbestand.html (Zugriff: 19.09.13)
27
Produktkategorie
Prozesstechnik
Energiesparventilatoren aus Biowerkstoffen
Identifiziert in: Deutschlands innovative Seiten 2012
Allgemein / Funktionsbeschreibung





Innovation 7
In Belüftungs-, Klima- und Kältetechnik werden Ventilatoren verwendet, z.B. für Kühl- und Tiefkühlgeräte im kommerziellen wie privaten Bereich, oder für Prozesstechnik, z.B. Kompressoren, Unterflurkonvektoren zum Heizen und Kühlen von Räumen, Lüfter für Heißluftbacköfen, usw.
Ventilatoren sind standardisierte Bauteile. Das gleiche Ventilatormodell kann daher für viele verschiedene Anwendungen eingesetzt werden [1].
Neue Ventilatormodelle werden bezüglich Material- und Energieeffizienz optimiert [2, 3]:
o Motoren: EC(Electronically Communicated)- statt AC-Technologie
o Strömungstechnisch optimierte Laufradgeometrien/ hocheffiziente Rotorenblätter
o Neue Hybridmaterialien und Verbundstoffe
Neben der Verwendung in neuen Kühl- und Tiefkühlgeräten ist auch die Nachrüstung bestehender Geräte möglich, da Abmessungen, Zubehör etc. nicht verändert werden [4].
Beispiele: Ventilatoren von ebm pabst mit iQ-Motortechnologie und epylen-Material [3], Ventilatoren
von Delphi [2]
Umweltrelevanz
In der Herstellung:



Werden 75% Energieeinsparung erreicht [3].
Hybridmaterialien, z. B. ein Aluminiuminlet kombiniert mit Hochleistungskunststoff, tragen zur Ressourcenschonung bei [3].
Der Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoff „epylen“ besteht zu 50% aus Holzfasern (aus heimischen,
nachhaltig geforsteten Wäldern) und führt laut Ökobilanz zu 36% weniger Umweltauswirkungen in der
Herstellung [3, 5].
In der Nutzung:
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



Effiziente Motorkonzepte basierend auf EC- statt AC-Technologie ermöglichen hohe Wirkungsgrade von
65 – 70 %, während herkömmliche Spaltmotoren lediglich eine Effizienz von 15 – 35 % haben [2, 6].
Optimierte Rotorenblätter erlauben eine Effizienzsteigerung um 30 – 35 % [2].
Die dadurch ermöglichten Gesamteinsparungen von 80 % Energie in der Nutzungsphase lohnen sich
besonders bei Geräten mit hoher Einschaltdauer, z.B. klima- und kältetechnischen Anlagen, Kühl- und
Tiefkühlgeräten [3].
Die europaweit vollständige Umstellung von AC- auf EC-Technik beim Lüften, Kühlen und Klimatisieren
würde zu 30 % Energieeinsparung und somit zur Einsparung von 16 Mio. t CO2 führen [7].
Laut EuP Preparatory Study [2] können z.B. folgende Einsparungen des Gesamtenergiebedarfs von
kommerziellen Gefrierschränken im 24h-Betrieb durch Einsatz von BAT (ECM Ventilator + Hocheffizienzflügel) bei Ventilatoren erreicht werden:
o Offener gekühlter vertikaler Mehretagenschrank (Open Chilled Vertical Multi-deck RCV2): 8 %
Einsparung  0,2 Mio. MJ pro Gerät (gesamte Lebenszeit), 135 Euro Kosten, Amortisationszeit: 0,6 Jahre
28
o
o
o
o



Offene Gefrierinsel (Open Frozen Island RHF4): 3,5 % Einsparung  0,1 Mio. MJ pro Gerät
(gesamte Lebenszeit), 225 Euro Kosten, Amortisationszeit 2,23 Jahre; drittbeste Option zur
Verbesserung des Energiebedarfs und anderer Umweltaspekte
Getränkekühlautomat (Beverage Cooler): Ventilatoren in Kompressor und Verdampfer: 13,5 %
Einsparung  0,03 Mio. MJ pro Gerät (gesamte Lebenszeit), 50 Euro Kosten, Amortisationszeit 1,4 Jahre; europaweit 6,32 Mio. Geräte im Getränke-/Essenssektor (2006)  Gesamteinsparpotential ca. 189,6 PJ
Eisfrierschrank (Ice Cream Freezer): 5% Einsparung  6900 MJ pro Gerät (gesamte Lebenszeit), 25 Euro Kosten, Amortisationszeit 2,9 Jahre; zweitbeste Option zur Verbesserung des
Energiebedarfs und aller weiteren untersuchten Umweltaspekte; europaweit 2,71 Mio. Geräte
im Getränke-/Essenssektor (2006)  Gesamteinsparpotential ca. 18,7 PJ
i.A. gibt es noch bessere Optionen, den Energiebedarf der Geräte zu reduzieren, die verschiedenen Optionen schließen sich jedoch gegenseitig nicht aus und der größte Erfolg kann mit einer Kombination dieser erzielt werden [2].
Der höhere Materialbedarf für EC-Motoren gegenüber AC-Motoren in der Herstellung ist in der Gesamtökobilanz vernachlässigbar [2].
EC-Motoren haben eine längere Lebensdauer (ca. doppelte Betriebsstundenzahl) als Spaltmotoren [2].
Auch in Kühlschränken für Privathaushalte werden Ventilatoren für die Antifrost-Funktion eingesetzt.
Der Einsatz von energiesparenderen Ventilatoren kann hier laut EuP Preparatory Study [8] zu signifikanten Energieeinsparungen (3 – 4 %) führen.
Markteintrittsbarrieren


Höhere Einkaufskosten, die trotz kurzer Amortisationszeiten oft die Kaufentscheidung bestimmen, sind
laut [2] das größte Hindernis bei der Marktdurchdringung der EC-Motoren-Technologie. Dieses Projekt
könnte hier zu einem größeren Bekanntheitsgrad des Gesamtnutzens und Skaleneffekten bei der Herstellung beitragen.
Der Skepsis gegenüber neuen Materialien und Technologien bei gleichzeitiger hoher Zufriedenheit mit
bisherigen Produkten könnte ebenfalls durch einen höheren Bekanntheitsgrad und Erfahrungswerte
von Großverbrauchern entgegengewirkt werden.
Nutzeneinbußen und -gewinne



Kurze Amortisationszeiten (ca. 0,6 – 1,4 Jahre) dank signifikanter Energieeinsparung [2] und die erhöhte Lebensdauer (ca. doppelte Betriebsstundenzahl) der neuen Ventilatorengeneration sind klare Nutzenvorteile [2].
Der Holzkunststoff „epylen“ zeigt gegenüber Standardkunststoff bessere Materialeigenschaften wie
eine geringere Schwindung, geringeren Verzug und eine höhere Steifigkeit [3].
 Insgesamt keine Nutzeneinbußen, sondern Vorteile.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Anwendungsbereiche: Kälte-, Klima-, Lüftungstechnik, Textilindustrie, Automobilindustrie, Windkraftanlagen, Maschinenbau/Ausrüstungsindustrie [4]

Großverbraucher:
o
Hersteller von Kühl- und Tiefkühlgeräten, anderer Kälte-, Klima-, Lüftungstechnik
29
o

Handel (Supermarktketten etc.), Gastronomie- und Hotelgewerbe (großes Einsparpotential im
Bereich Kühl- und Tiefkühlgeräte laut AP1): Erwerb von Kühl- und Tiefkühlgeräten mit Energiesparventilatoren oder direkt von Energiesparventilatoren zum Nachrüsten
Endverbraucher: Käufer von Kühl- und Tiefkühlgeräten
Marktlage:



Moderne Supermärkte haben in ihren Kühlmöbeln ca. 100 Ventilatoren.
EC-Motoren sind seit ca. 2008 am Markt.
Bis zum Jahr 2015 will ebm-pabst 15% der heute eingesetzten Kunststoffe durch nachhaltige Biowerkstoffe ersetzen [3].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: www.ebmpapst.com/de/products/compact-fans/compact_fans.html (Zugriff:
20.09.13)
Monier, V.; Mudgal, S.; Lyama, S.; Tinetti, B. (2007): Preparatory Studies for Eco-design Requirements of EuPs: Lot 12 Commercial refrigerators and freezers, Final Report, S. VI-10, VI-23, VII-1ff
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.ebmpapst.com/de/products/productnews/biomaterial_epylen/biomaterial_epylen.html (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.ebmpapst.com/de/products/axial-fans/axial_fans.php (Zugriff:
20.09.13)
Informationen des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Online verfügbar unter: http://www.umweltschutzbw.de/?lvl=7491 (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.ebmpapst.com/media/content/infocenter/downloads_10/catalogs/axial_fans_1/Axialventilator_ESM-iQ_DE.pdf (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter:
http://www.ebmpapst.com/de/company/airtechnology_driveengineering/ecological_responsibility/ecological_responsibility_1.
html (Zugriff: 20.09.13)
Presutto, M.; Stemming, R.; Scialdoni, R.; Mebane, W.; Esposito, R.; Faberi, S. (2007): Preparatory Studies for Eco-design Requirements of EuPs: Lot 13 Domestic refrigerators and freezers, Final Report
30
Produktkategorie
Prozesstechnik
Energieeffiziente Abluftfilter
Identifiziert in: Umweltinnovationsprogramm UIP
Allgemein / Funktionsbeschreibung




Innovation 8
Viele Industrieanlagen, z.B. in der Lebensmittelindustrie (fleischverarbeitende Betriebe), Metallverarbeitung (Gießereien, Schmieden, Pressen, Werkzeugmaschinen), Textilindustrie (Spannrahmen) produzieren Abluft, die ölige oder fetthaltige Rauche und Nebel, feine Stäube, Trennmittelnebel, Ölrauch,
Weichmacherdämpfe, etc. enthält und daher gereinigt werden muss [1, 2].
Innovative Lösungen zur Abluftreinigung zeichnen sich durch Energieeffizienz, Materialeffizienz und
einen hohen Wirkungsgrad der Reinigung aus.
Die Sanierung von Altanlagen ist möglich, ohne dass Produktionsanlagen umgebaut werden müssen [1,
3].
Beispiele: Abluftreiniger von KMA-Umwelttechnik GmbH (Ultravent Hybridfilter, Aairmaxx
Modularfiltersystem, etc.)
Umweltrelevanz
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

Innovative Abluftreinigungssysteme sind u.a. dank Wärmerückgewinnung energieeffizienter und dank
verschleißarmer Filter und langlebiger Bauteile materialeffizienter [2, 3].
Die bisher übliche Methode in der Lebensmittelindustrie sind thermische Nachverbrennungsanlagen,
welche mit hohen Energieverbräuchen sowie hohen CO2- und CO-Emissionen verbunden sind [1].
o Über 80% Energieeinsparung gegenüber thermischen Nachverbrennungsanlagen sind durch
innovative Filtersysteme möglich [1, 3].
o Beim ersten großtechnischen Einsatz eines innovativen, energieeffizienten
Abluftreinigungssystems (Hybrid-Abluftfilterverfahren von KMA-Umwelttechnik GmbH) in der
Frikadellenproduktion (Hardy Remagen) 2012 wurden Einsparungen von 5.015.977 kWh Primärenergie bzw. 957,3 t CO2 -Äquivalenten pro Jahr erzielt [1]. Nachteilig für die Umwelt ist
dabei evtl., dass monatlich 300 l Wasser zum Reinigen der Filter benötigt werden, die anschließend kontaminiert mit Ölen, Fetten und Reinigern der Abwasserentsorgung zugeführt
werden [1].
o Bei ca. 600 Betrieben deutschlandweit, auf die sich dieses Anlagenkonzept mehrheitlich übertragen lässt [1], ergibt sich ein Gesamteinsparpotential von jährlich ca. 11 PJ Energie und 0,6
Mio. t CO2 allein in der Lebensmittelindustrie, wobei sich dies aufgrund der unterschiedlichen
Parameter der einzelnen Anlagen schwer abschätzen lässt.
In Druckgießereien können ebenfalls über 80% Energieeinsparung gegenüber klassischen Entlüftungssystemen durch Filtersysteme mit Wärmerückgewinnung (z.B. KMA Ultravent) erreicht werden [4].
Materialeffiziente Systeme haben lange Lebensdauern, die durch robuste Bauweise und qualitativ
hochwertige Filtereinbauten realisiert werden [5, 6].
Innovative Abluftfilter haben einen hohen Wirkungsgrad der Reinigungsleistung (90%), woraus sich
eine hohe Qualität der gefilterten Luft ergibt [1].
Die Abluftfilter ermöglichen teilweise die Rückgewinnung der Abluftbestandteile, z.B. der Öle [2, 6].
31
Markteintrittsbarrieren

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
Geringe Erfahrungswerte führen evtl. zu Skepsis gegenüber alternativen Verfahren zum etablierten
System wie den thermischen Nachverbrennungsanlagen in der Lebensmittelindustrie. Großverbraucherbeschaffung innerhalb dieses Projekts kann die nötigen Erfahrungswerte schaffen.
Die Umstellung auf ein neues System ist zunächst mit Aufwand verbunden.
Die zunächst hohen Investitionskosten (ca. 400.000 Euro [1]) stellen eine Markteintrittsbarriere dar.
Individuelle Anpassungen an Anlagen sind z.T. nötig, die Abluftreinigungskonzepte beruhen aber auf
Standardlösungen und Baukastenkomponenten aus Serienfertigung, die bei erfolgreicher Großverbraucherbeschaffung durch Skaleneffekte günstiger werden können.
Nutzeneinbußen und –gewinne

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


Die innovativen Abluftfilter sind langfristig wirtschaftlich, die Amortisationszeit beträgt ca. 1,6 Jahre
[1].
Die Abluftfilter haben einen hohen Wirkungsgrad von 90 % [1].
Die Qualität der in den industriellen Anlagen hergestellten Produkte wird nicht beeinträchtigt [3].
Die Anlagen sind wartungsarm durch automatische Reinigung. Es ist kein Filterwechsel erforderlich [6].
 Keine Nutzeneinbußen, sondern insgesamt vorteilhafte Lösung.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Anwendungsgebiete: Großtechnische Anlagen der Lebensmittelindustrie (Frittieranlagen, Bratstraßen,
Räuchereien, Backanlagen, Röstereien, Großküchen, Konservenfabriken, Tierzucht- und Mastbetriebe),
Metallverarbeitung (Gießereien, Schmieden, Pressen, Werkzeugmaschinen, Schweißereien, Schweißroboteranlagen, Laserschneideanlagen, Brennschneideanlagen, Reflowprozesse, Löten,
Extruderanlagen), Textilindustrie (Spannrahmen) [7]
Großverbraucher: Unternehmen, die mehrere Anlagen in den genannten Branchen betreiben
Marktlage:



Energieeffiziente Filteranlagen wurden schon in mehr als 3 großtechnischen Anlagen der Lebensmittelindustrie eingebaut [1].
Das Konzept ist auf die Mehrzahl aller fleischverarbeitenden Betriebe Weltweit übertragbar, allein in
Deutschland auf 600 Betriebe [1]. Basierend auf einer Marktrecherche sieht die KMA – Umwelttechnik
GmbH das Potenzial von mindestens 150 Anlagen in Deutschland allein in der Lebensmittelindustrie [1].
Die KMA – Umwelttechnik GmbH konnte ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2012 um 30% steigern, da
laut eigenen Angaben energieeffiziente Abluftfilter immer gefragter werden [5].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Lodde, M. (2012): Abschlussbericht zum Vorhaben „Erster großtechnischer Einsatz eines energieeffizienten
Abluftreinigungssystems“ des UIP, Duisburg
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kma-filter.de/produits/ultravent.html?L=2%2523c134 (Zugriff:
20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kma-filter.de/anwendungsgebiete/lebensmittelproduktion.html
(Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kma-filter.de/range-of-application/metal-working-processes/diecasting-foundries.html (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kma-filter.de/news/newseinzelansicht.html?tx_ttnews[tt_news]=50&cHash=b15d9f741b4ffb9b725a686419814549 (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kma-filter.de/produkte/aairmaxx-esp.html (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformation. Online verfügbar unter: http://www.kmafilter.de/anwendungsgebiete.html?no_cache=1&L=qnjurvibrvxjnz (Zugriff: 20.09.2013)
32
Produktkategorie
Prozesstechnik
Industrielles Abwärme-Recycling mit ORC-Anlagen
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 9
Die Niedertemperatur-Abwärme industrieller Prozesse kann mittels ORC-Anlagen (Organic-RankineCycle) in elektrische Energie umgewandelt werden ("Verstromung"). Die Anlagen funktionieren analog
zu Wasserdampfturbinen, können aber aufgrund der organischen, niedrigsiedenden Arbeitsmitteln bei
geringeren Temperaturen eingesetzt werden (Arbeitsbereich 91 – 400 °C) [1].
Bisher wurde die Verstromung industrieller Abwärme v.a. im Hochtemperaturbereich bzw. Leistungsbereich von 500 – 2.000 kWel durchgeführt (bereits ca. 150 ORC-Anlagen) [2].
Das größte Gesamtpotential zur Nutzung industrieller Abwärme liegt jedoch im Niedertemperaturbereich ab 90 °C bzw. im Leistungsbereich von 25 bis 65 kWel. ORC-Anlagen in diesem Bereich sind seit 3
Jahren im Probebetrieb in Verzinkereien, Glaswerken und der Landwirtschaft. Serienreife Ausführungen sind am Markt verfügbar oder werden derzeit eingeführt [2].
Beispiele:


ORC-Anlagen von Bosch KWK (Arbeitsmittel R245fa), wobei R245fa ein fluoriertes Treibhausgas ist,
deren Einsatz mittelfristig sinken soll [3] [13]
ORC-Anlagen von DeVeTec (höherer Wirkungsgrad durch innovativen Einsatz eines Dampfexpansionsmotors anstatt der üblichen Turbine, Arbeitsmittel Ethanol) [4-6]
Umweltrelevanz

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

Das Abwärmepotenzial industrieller Anlagen in Deutschland liegt im Temperaturbereich T > 140°C bei
316 PJ pro Jahr (12 % des industriellen Endenergieeinsatzes), im Temperaturbereich 60°C < T < 140°C
bei 160 PJ pro Jahr vorrangig in großen Unternehmen. Weitere Einsparpotentiale existieren in kleinen
und mittleren Unternehmen [7].
Die ORC-Technologie im Niedertemperaturbereich kann in 600 Anlagen innerhalb Deutschlands eingesetzt werden. Nimmt man pro Anlage und Jahr 800 kWh erzeugten Strom an, hat die Technologie ein
deutschlandweites Einsparpotential von 480 MWh (1,7 TJ) Energie bzw. 280.000 t CO2.
Die dezentrale Erzeugung von Strom zur Eigenversorgung führt außerdem zu einer Entlastung der
Stromnetze.
Problematisch können die verwendeten ORC-Arbeitsmittel sein [8-11].
o Die Auswahl der Arbeitsmittel für die Anlage orientiert sich i.A. an der Wirtschaftlichkeit. Aus
Umweltsicht zu berücksichtigen sind aber auch das Treibhauspotential (GWP), die Toxizität
und die Entflammbarkeit; zudem dürfen die Arbeitsmittel kein Ozonabbaupotential (ODP) haben.
o Oft verwendete Arbeitsmittel sind R134a (GWP 1.430), R245fa (GWP 1030), R601 (GWP 5) [13],
Solkatherm (Mischung von R365mfc und perfluoriertem Polyether (Firmenname Galden HT55),
GWP 3710) [14] und Toluol (GWP ~3).[15]
o Aus thermodynamischen Gründen sind R152a (GWP 124), R245ca (GWP 693), R245fa (GWP
1030), HFE7100 (GWP 297), n-Butan (GWP 4), Isobutan (GWP 3), Propan (GWP 3) [13] oder Toluol (GWP ~3) [15] zu bevorzugen.
o Aufgrund ihrer geringen Umweltwirkung sind Kohlenwasserstoffe empfehlenswert. Sie sind allerdings leicht entflammbar. Ihre Verwendung ist bei geeigneten Sicherheitsmaßnahmen jedoch möglich..
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Markteintrittsbarrieren
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Fehlende Informationen und Erfahrungswerte anderer Nutzer führen u.a. zu Sicherheitsbedenken [7].
Durch Verbesserung der Informationslage bzw. Steigerung des Bekanntheitsgrades und Schaffung von
Erfahrungswerten durch Großverbraucherbeschaffung kann dieses Projekt zur weiteren Verbreitung
der Technologie beitragen.
Die ORC-Anlagen sind Standardlösungen aus Komponenten aus der Serienfertigung [3], die durch Skaleneffekte günstiger werden können. So kann der Markteintrittsbarriere der zunächst hohen Investitionskosten bei langen Amortisationszeiten durch Großverbraucherbeschaffung entgegengewirkt werden.
Nutzeneinbußen und –gewinne
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Die Anlagen erweisen sich langfristig als wirtschaftlich mit einer Amortisationszeit von 3 – 5 Jahren
[12].
Die Nachrüstung bestehender industrieller Anlagen ist einfach umzusetzen, die ORC-Anlagen werden
als verschiedene Komplettlösungen („Plug & Play“) ausgeliefert und können schnell angeschlossen
werden [3].
Durch innovative Contracting-Modelle besteht kein finanzielles Risiko für den Kunden [3].
Die EEG Novelle 2012 fördert ORC-Abwärmerückgewinnung.
 Keine Nutzeneinbußen, sondern insgesamt vorteilhaft.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher
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Anwendungsbereiche: Industrielle Anlagen in denen überschüssige Prozesswärme anfällt, z.B. in der

Chemie-, Glas-, Zement-, Keramik-, Gummi-, Plastik-, Metallproduktions-, Metallbearbeitungs-, Papierindustrie, Landwirtschaft, Energiewirtschaft, auch in Biomasse- und Geothermieanlagen
Großverbraucher: Unternehmen, die mehrere Anlagen in den entsprechenden Industrien betreiben.
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
Informationen des ORC-Fachverbandes e.V., Essen, 2013. Online verfügbar unter: http://www.orcfachverband.de/was_ist_die_orc_technologie_.html (Zugriff: 20.09.13)
Informationen des ORC-Fachverbandes e.V., Essen, 2013. Online verfügbar unter: http://www.orcfachverband.de/verbreitung.html (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.bosch-kwk.de/files/201305161412260.ORC_Broschuere_EN.pdf
(Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.devetec.de/index.php/energiegewinnung-abwaerme/unsermotor (Zugriff: 25.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.devetec.de/index.php/energiegewinnung-abwaerme/aktuelleprojekte/kraftwerk-fenne (Zugriff: 25.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.devetec.de/index.php/energiegewinnung-abwaerme/aktuelleprojekte/worms (Zugriff: 25.09.13)
Pehnt, M.; Bödeker, J.; Arens, M.; Jochem, E.; Idrissova, F. (2010): Die Nutzung industrieller Abwärme – technischwirtschaftliche Potenziale und energiepolitische Umsetzung, Bericht im Rahmen des Vorhabens „Wissenschaftliche Begleitforschung zu übergreifenden technischen, ökologischen, ökonomischen und strategischen Aspekten des nationalen Teils der
Klimaschutzinitiative“, IFEU, Fraunhofer ISI, IREES, Heidelberg, Karlsruhe
E. H. Wang, H.G. Zhang, B. Y. Fan, M. G. Ouyang, Y. Zhao, Q. H. Mu: Study of working fluid selection of organic Rankine cycle
(ORC) for engine waste heat recovery, Energy 36 (5), 2011, 3406-3418.
Bertrand F. Tchanche, George P. Lambrinos, Antonios Frangoudakis: Fluid selection for a low-temperature solar organic Rankine cycle, Applied Thermal Engineering 29, 2009, 2468-2476.
Mohammad Bahrami, Ali A. Hamidi, Soheil Porkhial: Investigation of the effect of organic working fluids on thermodynamic
performance of combined cycle Stirling-ORC, International Journal of Energy and Environmental Engineering 4 (12), 2013.
34
[11] Athanasios I. Papadopoulos, Mirko Stijepovic, Patrick Linke: On the systematic design and selection of optimal working fluids
for Organic Rankine Cycles, Applied Thermal Engineering 30 (6-7), 2010, 760-769.
[12] Stephan Waerdt: Abwärme effizient nutzen: ORC-System neuester Stand, Vortrag, Jahrestagung Fachverband Biogas, Bremen,
10.01.2012, Online verfügbar unter:
http://www.pro2.de/d/22_190/icms_htlib/1/download/Sonstiges/extern_Pro2_Vortrag_Jahrestagung_FvB2012___ORC_Abwrme
nutzung.pdf (Zugriff 20.09.2013).
[13] Verordnung (EU) Nr. 517/2014 des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 16. April 2014 über fluorierte Treibhausgase
und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 842/2006
[14] Material Safety Data Sheet, Solkatherm (R) SES 36, North American Version 19. Juni 2014
[15] IPCC Fourth Assessment Report: Climate Change 2007, Working Group I: The Physical Science Basis, Table 2.15
http://www.ipcc.ch/publications_and_data/ar4/wg1/en/ch2s2-10-3-2.html
35
Produktkategorie
Prozesstechnik
Umweltschonende Industrieöle
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 10
Industrieöle finden vielfachen Einsatz als Schmierstoffe, Hydraulikflüssigkeiten, Fabrikationsöle, Lösemittel oder zur Wärme-/Kälteübertragung.
Ein umweltverträglicherer Umgang kann durch das Recycling von Basisölen erreicht werden. Die technischen Eigenschaften solcher rezyklierten Basisöle sind mittlerweile gleichwertig und zum Teil sogar
besser als bei Primärölen und eignen sich auch für die Metallbearbeitung [1, 2].
Daneben können Mineralöle durch Bioöle der neuesten Generation ersetzt werden. Diese haben sehr
gute Anwendungseigenschaften für den Einsatz als Hydrauliköle, v.a. eine stabile Zähigkeit. Der Einsatz
unter hohen Drücken und Temperaturen sowie unter Wasserpräsenz ist im Vollbetrieb möglich [3].
Beispiele:




Rezyklierte Basisöle: Hakuform Metallbearbeitungsöle von Chemische Werke Kluthe, welche auch ein
Rücknahmesystem anbieten [2]
Rezyklierte Basisöle von Ahlers [4]
Altölaufbereitung während des Betriebs durch mobile Aufbereitungsanlagen zur Verlängerung der Einsatzzeit auf das 10-20fache: miniclean von ORS Oil Recycling Services GmbH [5]
Bio-Hydrauliköle: Cognis ProEco HE 801 [3, 6]
Umweltrelevanz

Recycling [1, 2, 9]
o Laut Ökobilanz [1, 9] reduziert die Substitution von Primärölen durch rezyklierte Basisöle 97%
Ressourcenbedarf, 60% CO2-Äquivalentemissionen, 83% Versauerungspotential, 67% Eutrophierungspotential, 93% Krebsrisikopotential und 80% Feinstaubbelastung.
o Die stoffliche Wiederverwendung von Altölen könnte in Deutschland 120.000 t Rohöl pro Jahr
einsparen. Pro Tonne rezykliertem Basisöl werden 60% (1050 kg) CO2-Emissionen gegenüber
Rohöl eingespart, woraus sich ein jährliches Gesamteinsparpotential von 126.000 t CO2Emissionen ergibt.
o Rezyklierte Basisöle haben außerdem ein geringeres gesundheitsschädigendes Potential und
sehr gute Hautverträglichkeit aufgrund des geringeren Aromatenanteils.
o Das Recycling ist beliebig oft möglich [1]. Die Hersteller bieten Rücknahmesysteme an [2].

Bioöle neuester Generation [3]
o Die Hälfte der 1,1 Mio. t jährlich in Deutschland produzierten Schmieröle gelangt (u.a. durch
Leckage) unkontrolliert in die Umwelt [7]. Holzvollernter verlieren beispielsweise mehrere
100 l Hydrauliköl pro Jahr [7, 8].
o Bioöle neuester Generation haben eine vergleichsweise sehr geringe Toxizität und sind schnell
biologisch abbaubar. Sie können daher in sensiblen Ökosystemen eingesetzt werden, z.B. in
Baumaschinen in Wasserschutzgebieten oder Forstmaschinen im Wald, in Schiffen, Kränen,
Windkraftanlagen, Schleusen. Leckagevermeidung sollte trotzdem weiterhin im Vordergrund
stehen.
o Diese biogenen Öle bestehen zu 90 – 99% aus nachwachsenden Rohstoffen. Die restlichen
Bestandteile sind handelsübliche, umweltverträgliche Öladditive. Sie tragen also genauso wie
rezyklierte Öle zur Einsparung fossiler Brennstoffe bei.
36
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o
o
Bioöle der neuesten Generation haben 5-12-fach längere Einsatzzeiten als Bioöle der 1. Generation und sind somit wesentlich materialeffizienter.Außerdem haben sie breitere Anwendungsbereiche und somit ein größeres Einsatzpotential als Bioöle 1. Generation.
Diese neuen Bioöle reagieren nicht mehr mit Dichtungen und Elastomeren, was Wartungsarbeiten reduziert und somit die Materialeffizienz steigert.
Ihre hohe, stabile Viskosität (Viskositätsindex VI, auch bei längerer Kälte stabil) erhöht den
Wirkungsgrad der Maschinen und folglich die Energieeffizienz.
Neuartige Bioöle sind besonders gut zum Recycling geeignet, da sie im Gegensatz zu Mineralölen nicht aus einem Gemisch sondern nur aus einem einzigen Öl bestehen.
Diese Bioöle tragen das EU-Ecolabel.
Markteintrittsbarrieren





Vorbehalte sowohl gegenüber rezyklierten Basisölen als auch Bioölen behindern deren Marktdurchdringung. Beide Alternativen wiesen am Anfang minderwertige Eigenschaften auf, inzwischen gibt es
aber hochwertige Produktlinien. Die Schaffung von Erfahrungswerten durch Großverbraucherbeschaffung innerhalb dieses Projekts kann diesen Vorbehalten entgegenwirken.
Die thermische Verwertung von Altöl wird durch die Befreiung von der Energiesteuer gefördert, was
das dazu in Konkurrenz stehende Recycling erschwert [1].
Bioöle sind zum Teil umstritten, weil viele Anbieter „Greenwashing“ betreiben, d.h., ihre sogenannten
Bioöle bestehen nur zu einem geringen Anteil aus nachwachsenden, biologisch abbaubaren Rohstoffen.
Dem kann entgegengewirkt werden, in dem man die Verbreitung tatsächlich umweltverträglicher Lösungen durch Großverbraucherbeschaffung unterstützt.
Bioöle neuester Generation sind in der Anschaffung teurer als andere Bioöle, durch längere Standzeiten ergeben sich aber insgesamt Einsparungen von ca. 70 %.
Bioöle sind 3 – 5 mal teurer als Mineralöle, durch verschiedene Unterschiede sind die Betriebskosten
aber insgesamt nur geringfügig (40% bzw. 14 ct/h) erhöht (Stand 2005) [7].
Nutzeneinbußen und –gewinne




Rezyklierte Basisöle haben gegenüber aus Erdöl gewonnenen Industrieölen einen Kostenvorteil von 25
– 30 %.
Langfristig haben Bioöle neuester Generation gegenüber der ersten Generation einen Kostenvorteil
von 70%.
Durch ihre Unabhängigkeit vom Erdöl bieten beide Alternativen eine erhöhte Preisstabilität.
Rezyklierte Basisöle weisen gegenüber Primärölen eine vergleichbare oder bessere Qualität auf [1, 2]
o Unempfindlich gegen Licht und Oxidation an Luft
o Höherer Flammpunkt  Vermeidung von Werkzeugbeschädigung, Verbesserung des Arbeitsschutzes
o Geringe Flammnebelbildung, Verdampfungs- und Vernebelungsneigung
o Geringe Schaumneigung

Auch Bioöle der neusten Generation sind in ihren Eigenschaften gleich- oder höherwertig zu anderen
Hydraulikölen [3]:
o Auch unter schwierigen Temperaturbedingungen (bis –20 °C) einsetzbar
o Probleme mit Quellung/ Reaktionen mit Dichtung treten nicht mehr auf
o Gute oxidative und hydrolytische Stabilität
o Erfüllen ISO-Norm 15380
o Sind kompatibel zu anderen Ölen  keine Reaktionen beim Ölwechsel

 Keine Nutzeneinbußen, insgesamt vorteilhaft.
37
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Anwendungsbereiche: Maschinenbau (Hydrauliköle, Schmieröle), Metallbearbeitung (v.a. rezyklierte

Öle)
Großverbraucher: Metallverarbeitende Großbetriebe, Maschinen- und Anlagenbauer
Marktlage:




Marktlage rezyklierte Öle:
Der Anteil synthetischer Basisöle am Schmierstoffsortiment betrug im Jahr 2000 ca. 9 % [1].
Die Markteinführung hochwertiger rezyklierter Öle, die sich auch für die Metallbearbeitung eignen, erfolgte 2006.
2011 hatten durch Recycling hergestellte Basisöle einen Anteil von 25% am Basisölmarkt, welcher auf
30% gesteigert werden könnte [1].
Marktlage Bioöle:





Die Markteinführung von Bioölen neuester Generation wurde 2008 vollzogen.
Seit dem Jahr 2000 gab es das Markteinführungsprogramm „Biogene Treib- und Schmierstoffe“ des
BMLEV (Jahresbudget ca. 10 Mio. €). Auf einer „Positivliste“ der geförderten Bioöle waren ca. 400 Produkte von 40 Anbietern vermerkt (Kriterien u.a. 50% NaWaRo). Bis 2005 erfolgten im Rahmen dieses
Programms 10.000 Umrüstungen [7].
2003 hatten biogene Öle einen Marktanteil von 6,5 % der Hydrauliköle erreicht [7].
2005 waren 95% der verkauften Bioschmierstoffe Hydrauliköle [7].
Jährlich werden in Dt. ca. 1,1 Mio. t Schmieröle aus der petrochemischen Produktion gewonnen. Davon
sind 150.000 t Hydrauliköle, wovon wiederum 60.000 t in mobilen Maschinen eingesetzt werden [7].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
Positionspapier des Bundesverband Altöl e.V., 2011. Online verfügbar unter: http://www.bva-altoelrecycling.de/406_DEAktuell-Positionspapier.htm (Zugriff: 20.09.13)
Metallbearbeitungsöle auf Hydrieröl-Basis in MM MaschinenMarkt, 2008. Online verfügbar unter:
http://www.maschinenmarkt.vogel.de/themenkanaele/produktion/zerspanungstechnik/articles/135565/ (Zugriff: 20.09.13)
Synthetische Schmierstoffe aus erneuerbaren Rohstoffen in: Process: Chemie, Pharma, Verfahrenstechnik, 2008. Online verfügbar unter: http://www.process.vogel.de/management_und_it/einkauf_handel/chemiehandel/articles/116707/ (Zugriff:
20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ahlersrecycling.de/index.php?id=75&tx_ttnews[tt_news]=4&tx_ttnews[backPid]=67&cHash=7bbd1942ce (Zugriff: 20.09.13)
Informationen des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Online verfügbar unter:
http://www.bmu.de/detailansicht/artikel/foerdernehmer-ors-oil-recycling-services-gmbh/ (Zugriff: 29.08.13)
Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://fromtheearth-bioproducts.com/find_product.asp?product=101 (Zugriff:
20.09.13)
Theissen, H. (2005): Einsatz von Bioöl in der Hydraulik – Erfahrungen aus dem Markteinführungsprogramm für Bioöle, OuP.
Online verfügbar unter: ftp://ftp.ifas.rwthaachen.de/Veroeffentlichungen/OuP_2005_01_Th_Einsatz_von_biooel_in_der_Hydraulik.pdf
Theissen, H. (2009): Umweltrelevanz der schnellen biologischen Abbaubarkeit von Druckflüssigkeiten, Vortrag auf dem Workshop Bio-Hydraulikflüssigkeiten in der Forsttechnik, Groß-Umstadt. Online verfügbar unter: http://downl.kwfonline.org/WShydraulik/5_Umweltrelevanz_Abbaubarkeit.pdf (Zugriff: 20.09.13)
Ökologische und energetische Bewertung der Aufarbeitung von Altöl zu Grundölen - Substitution von primären Grundölen inklusive halbsynthetischer und synthetischer Verbindungen, Ifeu- Institut Heidelberg, 2005
Geothermale Kälteerzeugung für IT /Serverschränke
Produktkategorie
Prozesstechnik
Identifiziert in: Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik 2012, 4. Deutscher Kältepreis
Allgemein / Funktionsbeschreibung
Innovation 11
38
Statt einer klassischen maschinellen Klimaanlage kann ein geothermales Wasserrohrleitungssystem für
die Kühlung der Rechenzentren eingesetzt werden. Es kommt dabei eine natürliche Wärmesenke zum
Einsatz [1]. Über dieses geschlossene Rohrleitungssystem kann die von den Servern/Rechnern abgegebene Wärme komplett aufgenommen und in tiefere Erdbereiche befördert werden, wo das Medium
(Wasser/Glykol) auf ca. 9 bis 14 Grad Celsius abgekühlt wird. Kühles Wasser (relativ konstantes Niveau
über das gesamte Jahr) aus dem Erdboden dient wiederum zur Kühlung der Serveranlagen [2].
 Markteinführung: ~ 2010; zu diesem Zeitpunkt stellen geothermal klimatisierte Rechenzentren in
Deutschland noch die absolute Ausnahme dar [4, 7].
Umweltrelevanz

Die Minderung der gesamten Treibhausgasemissionen in 15 Jahren liegt bei ca. 92 Prozent, da die Abwärme komplett aufgenommen wird und jegliche Abkühlung durch Geothermie erfolgt (ohne maschinellen Einsatz) [1]. Da die Abwärme vollständig aufgenommen und abgeführt wird, kann zusätzliche Erwärmung vermieden werden. Dadurch ist wiederum ein geringerer Aufwand notwendig, um die Räumlichkeiten zu kühlen.
 Eine signifikante Reduktion des Bedarfs an fossilen Energieträgern ist möglich (~ 80 % der Stromkosten für die Klimatisierung) [2, 4].
Markteintrittsbarrieren

Es bedarf eines erhöhten bürokratischen Aufwandes z.B. für die Antragstellung und Genehmigung der
Erdbohrungen.
 Dem Betreiber entstehen zusätzliche Kosten durch diverse Auflagen (Überwachung, Abnahme der Anlage, etc.).
 Bislang existiert noch keine bundeseinheitliche Regelung. Je nach Bundesland sind die Anforderungen
sehr unterschiedlich.
 Es existieren Beschränkungen bei der Minimaltemperatur, der Bohrtiefe oder dem Mindestdurchmesser, etc.
 Bedingt durch die notwendigen Bohrungen sind die Investitionen für ein solches Kühlsystem höher als
bei konventionellen Lösungen [5, 6].
 Die Umsetzbarkeit eines solchen Vorhabens hängt von der Bodenbeschaffenheit ab [5].
 Grundwasser muss am entsprechenden Standort in ausreichender Menge vorkommen [6].
 Die Kühle aus der Erde lässt sich ohnehin nur sinnvoll einsetzen, wenn ein zentrales Überwachungssystem mit Energie-Controlling vorhanden ist, das die Kühlleistung je nach Bedarf steuert [6].
Nutzeneinbußen und -gewinne



Hohe Ausfallsicherheit durch unterbrechungsfreie Stromversorgung (abwechselnder Einsatz von Pumpen) [2].
Deutliche Reduktion der Energiekosten eines Rechenzentrums. 35-55 % der Energiekosten eines Rechenzentrums entfallen auf die Klimatisierung [1, 2, 6].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher
39

Mögliche Großverbraucher: Bürogebäude/Banken/Versicherungen, IT-Unternehmen, Rechenzentren,
Einzel- und Großhandel, private Schulen und Universitäten, Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pflegekliniken und Heime), Logistikunternehmen sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe.
 Im gesamten Bundesgebiet gibt es nach Recherche des BMU insgesamt 50.000 Serverräume und Rechenzentren. Hiervon wurden etwa 80% in den 90´er Jahren erstellt. Hier liegt ein sehr hohes Energieeinsparpotential vor.[2]
 Nach einer Berechnung des Borderstep Instituts lag der Stromverbrauch von Servern und Rechenzentren in Deutschland im Jahr 2011 bei 9,7 Terawattstunden (TWh) [3].
Quellen
Online verfügbar unter: http://www.energie-experten.org/uploads/media/4._Deutscher_Kältepreis.pdf
Online verfügbar unter: http://www.sk-kaeltetechnik.de/geothermale-kaelteerzeugung-it-klima.php
Online verfügbar unter: http://www.bitkom.org/de/themen/54794_55236.aspx
Online verfügbar unter: http://www.datacenter-insider.de/themenbereiche/physikalisches- umfeld/klimatisierung/articles/293298/
[5] Online verfügbar unter: http://www.innovit.ag/loesungen/serverraum/geothermiekuehlung/
[6] Online verfügbar unter: http://www.datacenter-insider.de/themenbereiche/physikalischesumfeld/klimatisierung/articles/362340/
[7] Online verfügbar unter: http://www.geothermie-nachrichten.de/auszeichnung-fuer-geothermische-edv-server-kuehlung
[1]
[2]
[3]
[4]
40
Kombination aus Druckluftkompressor und Absorptionskältemaschine,
z.B. SFA AirSorption
Produktkategorie
Prozesstechnik
Identifiziert in: Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik 2012, 4. Deutscher Kältepreis
Allgemein / Funktionsbeschreibung


Innovation 12
Die Erzeugung von Druckluft hat in der Regel einen sehr niedrigen Wirkungsgrad. Über 90 Prozent der
aufgewendeten Antriebsenergie werden meist ungenutzt in Form von Wärme an die Umgebung abgegeben. [1]
Mit Hilfe von Kompressoren wird Luft komprimiert, sodass Druckluft bzw. Pressluft zur Verfügung
steht. Bei der Erzeugung wird vom Kompressor Abwärme produziert, die in diesem innovativen Fall von
einer Absorptionskältemaschine für die Erzeugung von kaltem Wasser genutzt wird [1]. Diese sonst verloren gegangene Abwärme kann dadurch für die Kühlung von Räumen oder Prozessanwendungen verwendet werden, wodurch wiederum Einsparungen gegenüber herkömmlichen Kälteanlagen erzielbar
sind.
Umweltrelevanz



Einsparung von Endenergie zur Erzeugung von Prozesskälte oder Raumklimatisierung.
Nutzung anfallender Abwärme durch die Drucklufterzeugung sowie Vermeidung eines elektrischen
Energiebedarfes zum Antrieb einer herkömmlichen Kälteanlage [1].
Eine deutliche Verbesserung der CO2-Bilanz wird ermöglicht [2].
Markteintrittsbarrieren

Informationsdefizite: Das Produkt ist vielen Planern nicht ausreichend bekannt.
Nutzeneinbußen und -gewinne


Die Absorptionskältemaschine arbeitet nahezu verschleißfrei.
Unternehmen können ihre Energiekosten zur Klimatisierung deutlich reduzieren [2].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Mögliche Großverbraucher: Unternehmen mit einem permanentem Kälte- und Druckluftbedarf.
Unternehmen aus: dem Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pflegekliniken und Heime), der Kunststoffindustrie, der Lebensmittelindustrie (fleischverarbeitende Betriebe), der Metallverarbeitung (Gießereien, Schmieden, Pressen, Werkzeugmaschine), etc.
Quellen
[1]
[2]
Online verfügbar unter: http://www.energie-experten.org/uploads/media/4._Deutscher_Kältepreis.pdf
Online verfügbar unter: http://www.sfa-drucklufttechnik.de/leistung/airsorption.html
41
Intelligente Steuerung von Ventilatoren,
z.B. Energy Balance Function
Produktkategorie
Prozesstechnik
Identifiziert in: Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik 2012, 4. Deutscher Kältepreis
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 13
Temperaturabhängige, drehzahlgeregelte Ventilatoren: Die Drehzahl der Ventilatoren in Lüftern an
Wärmeaustsauschern/Verflüssigern von Kompressionskälteanlagen wird anhand der Umgebungstemperatur und dem Lastzustand der Anlage gesteuert. Dadurch wird die Summe der Leistungsaufnahmen des Verdichters und des Ventilators am Wärmeaustauscher/Verflüssiger minimiert [1].
Eine stufenlose Leistungsanpassung von Verdichter und Ventilator wird ermöglicht [1, 3]. Dabei kann
sich eine Regelung in Abhängigkeit von der Kühlraumtemperatur als sinnvoll erweisen [1, 3].
Durch das Zusammenspiel von Software und real-time Motordaten sorgt dabei für einen effizienten
Energiebedarf insbesondere bei Minimumventilation [2].
Umweltrelevanz




Pumpen und Ventilatoren gehören neben den Verdichtern zu den größten Verbrauchern elektrischer
Energie bei den Kälteanlagen [4]. Ihr Energieverbrauch geht idealerweise in der dritten Potenz mit der
Drehzahl zurück [4].
Die Ventilatoren haben laut einer Studie aus dem Jahr 2006 am industriellen Gesamtstrombedarf von
elektromotorisch angetriebenen Systemen einen Anteil von etwa 14 Prozent (86 Millionen Megawattstunden) [6].
Eine Stromeinsparung bzw. Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 22 Prozent sind möglich [1].
Der Schalldruckpegel kann durch Regelung der Ventilatorendrehzahl herabgesetzt werden (Lärmminderung) [3].
Markteintrittsbarrieren

Informationsdefizite der verschiedenen Zielgruppen stellen eine essentielle Marktbarriere dar.
Nutzeneinbußen und -gewinne




Eine intelligente Steuerung ermöglicht die energieeffiziente Drehzahlregelung der Ventilatoren [2]. In
Abhängigkeit von der Lastanforderung des Verbrauchers und der Umgebungstemperatur finden die
Ventilatoren selbstständig die optimale Drehzahl [1, 3].
Die Ventilatoren sind häufig wartungsfrei und besitzen eine hohe Lebenserwartung [2].
Je nach Situation kann der Schalldruckpegel durch Drehzahländerung der Ventilatoren gesteuert werden [3].
Die Verwendung von Standardkomponenten gewährleistet die schnelle Austauschbarkeit im Servicefall
[3]. Zudem werden durch eine einfache Montage vor Ort die Installations- und Servicekosten gesenkt
[3].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Hotel- und Gaststättengewerbe, Groß- und Einzelhandel, Lebensmittelindustrie, Bäckereien, Obst- und Gemüsekühllager, Kioske, Tankstellenshops, etc.
42
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Online verfügbar unter: http://www.energie-experten.org/uploads/media/4._Deutscher_Kältepreis.pdf
Online verfügbar unter: http://www.vostermans.com/de/neuigkeiten/intelligent-fan-drive-eine-neue-generation-intelligenteventilatorregler
Online verfügbar unter: http:// www.bitzer.de/download/download.php?P=/doc/&N=kv-0801-d.pdf
Online verfügbar unter: http://www.lr-kaelte.de/cms/upload/lr-news/.../LR_News_sep_09.pdf
Online verfügbar unter: http://www.eckelmann.de/produkte-loesungen/kaeltetechnik/produkte/kuehlstellenregler
Online verfügbar unter: http://www.energy20.net/pi/index.php?StoryID=317&articleID=122627
43
Produktkategorie
Biologische Metallteilreinigungssysteme
Prozesstechnik
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung

Innovation 14
Die Entfettung von Metallteilen ist für die Metalltechnik und Metallverarbeitung (z.B. in der Automobilindustrie oder Teileproduktion) notwendig, um eine fettfreie Oberfläche zur Weiterverarbeitung, z.B.
zum Zusammenbringen mit anderen Bauteilen, zu ermöglichen. Im Gegensatz zu herkömmlichen lösemittelhaltigen Reinigern zehren bei biologischen Teilereinigern Mikroorganismen in einer wässrigen,
ca. 40 °C warmen Lösung die Fette und Öle auf [1-3].
Innovative Beispiele:



Bio-Circle von CB Chemie und Biotechnologie GmbH/ bio-chem Surface Technology [1]
bio.x von denios [2]
smartwasher [3]
Umweltrelevanz


Biologische Reiniger bauen Öle und Fette zu H2O und CO2 ab [1, 2].
Die biologische Reinigungslösung kann bei gleich bleibender hoher Reinigungsleistung über den gesamten Zeitraum 4-mal so lang verwendet werden, wie herkömmliche lösemittelhaltige Reinigungslösungen
[2, 4].
o Fetthaltiger Sondermüll wird dementsprechend reduziert.
o Das Verfahren ist ressourceneffizienter.
o Außerdem ist es energiesparend, da Anlieferung und Aufbereitung der Lösemittel energieaufwendig sind.

Die biologischen Reinigungslösungen basieren auf wässriger Lösung. Sie können lösemittelhaltige Kaltreiniger, welche die Emission von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) verursachen und so zur
bodennahen Ozonbildung beitragen, ersetzen [1].
o Bei einer Einsparung pro Jahr und ersetzter Anlage von ca. 250 l VOC und einem Gesamtpotential von 180.000 Anlagen in Deutschland können 45 Mio l VOC eingespart werden.
o Innerhalb der letzten 6 Jahre konnte Bio-Circle 10.000 Lösemittelwannen ersetzen und somit
907 – 1.814 t VOCs sowie 1 – 2 Mio. l Lösemittel vermeiden [5].

Außerdem verbessert der Ersatz basischer Reinigungsmittel den Arbeitsschutz [6].
o Konventionelle Reiniger können brand- und explosionsgefährlich sein und beim Verdampfen
giftige Gase bilden. Sie wirken häufig karzinogen und allergen [6].
o Biologische Reiniger sind ungiftig, nicht hautreizend, dermatologisch getestet und pH-neutral
[2, 4].

Konventionelle Reiniger gehören meist in die Wassergefährdungsklasse 2 und müssen speziell entsorgt
werden. Die biologischen Reinigungsmittel sind nicht wassergefährdend sondern biologisch abbaubar
und können unbenutzt im Abfluss entsorgt werden [6].
Die Reiniger enthalten u.U. bis zu 3% nicht-ionische Tenside.

44
Markteintrittsbarrieren


Die Umstellung auf ein neues Reinigungssystem (andere Waschtische usw.) ist zunächst mit Aufwand
und Kosten verbunden.
Vorbehalte gegen biologische Reiniger im Allgemeinen können die Marktdiffusion dieser Technologie
behindern. Durch Information und Schaffung von Erfahrungswerten durch Großverbraucherbeschaffung
kann dem entgegengewirkt werden.
Nutzeneinbußen und –gewinne





Dank 10 % geringeren Betriebskosten und 35 % geringeren Kosten für Reinigungsmittel sind die biologischen Teilereiniger eine wirtschaftlich lohnende Alternative [2].
Außerdem erleichtern sie den Arbeitsschutz, es sind keine Anlagen zum Absaugen gesundheitsschädlicher Lösemitteldämpfe erforderlich und es entsteht weniger Sondermüll, der kostenpflichtig entsorgt
werden muss.
Wahrscheinlich reduziert der Einsatz biologischer Teilereiniger den krankheitsbedingten Ausfall von
Mitarbeitern [2].
Die längeren Standzeiten führen zu weniger Behinderungen im Betriebsablauf.
 Kein Nutzeneinbußen, sondern insgesamt vorteilhaft.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Anwendungsgebiet: Metallverarbeitende Betriebe, Werkstätten, Automobilindustrie
Großverbraucher: Unternehmen, die in diesen Bereichen mehrere Anlagen betreiben
Marktlage:


Einsatzpotential: 180.000 Anlagen innerhalb Deutschlands
Bio-circle wurde 2004 am Markt eingeführt.
Quellen
[1] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://bio-circle.com/de-de/sustainable-solution/ (Zugriff: 20.09.13)
[2] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.denios.de/fileadmin/documents/Kataloge_Broschueren/bioXBroschuere.pdf (Zugriff: 20.09.13)
[3] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.smartwasher.de/ (Zugriff: 20.09.13)
[4] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://bio-circle.com/de-de/catalog/reinigen/bio-circle-liquid-turbo/ (Zugriff: 20.09.13)
[5] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://bio-circle.com/de-de/making-green-work/ (Zugriff: 20.09.13)
[6] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://bio-circle.com/de-de/security/ (Zugriff: 20.09.13)
45
Produktkategorie
Sanitäranlagen
Wärmerückgewinnung aus dem Duschabwasser
Identifiziert in: Expertenbefragung
Allgemein / Funktionsbeschreibung






Innovation 15
Während des Duschens wird das bereits verbrauchte, aber noch warme Abwasser unmittelbar genutzt,
um frisches Duschwasser vorzuwärmen. Der Effekt kann schon nach wenigen Sekunden ausgenutzt
werden [1].
Verschiedene Systeme von unterschiedlichen Herstellern existieren v.a. in den Niederlanden und Nordamerika schon länger (Preheat ThermoDrain, Hei-Tech Recoh-tray, Hei-Tech Recoh-vert, BRIES doucheWTW, Technea Duurzaam) oder sind gerade auf dem Markt erschienen (Joulia: Markteinführung 09/12 in
der Schweiz).
In Deutschland sind sie bisher nur wenig verbreitet [2].
Ein nachträglicher Einbau ist mit vglw. geringem Aufwand in das bestehende System möglich, auch in
Altbauten, bei denen die Energiesparmöglichkeiten oft begrenzt sind [3, 4].
Je nach Anwendung (Neubau oder Sanierung, äußere Bedingungen) stehen verschiedene Systeme zur
Wahl:
o Wärmetauscher an senkrechten Abflussrohren sind am effizientesten, da hier das Wasser an
den Rohrinnenwänden entlang rinnt. Hierfür müssen die baulichen Gegebenheiten passen, d.h.
ein vertikales Abflussrohr muss vorhanden sein. Einige Systeme erfordern ein separates
Duschabflussrohr [3], andere nicht (z.B. ThermoDrain benötigt kein separates Duschabwasserrohr).
o Wärmetauscher in der Duschwanne sind sehr flexibel einzusetzen und stellen keine Anforderungen an die gegebenen Leitungsbedingungen, was sie insbesondere für Sanierungen/Renovierungen im Altbau empfiehlt [4-6].
Grundsätzlich ist der Anschluss an verschiedene Wasserleitungssysteme möglich und das vorgewärmte
Frischwasser kann sowohl nur dem Kaltwasseranschluss der Dusche oder nur einem Boiler/Warmwasserspeicher/Heizkessel zugeführt werden. Am effizientesten arbeiten die Systeme aber,
wenn sie an beides angeschlossen oder einem Durchlauferhitzer vorgeschaltet werden [6].
Umweltrelevanz

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

Laut niederländischen Herstellern (Hei-Tech, Bries) können bis zu 65% (55%) der Warmwasserenergie
für das Duschen mit Abflussrohrwärmetauschern (Duschwannenwärmetauschern) gespart werden [3, 5,
7].
Laut Fraunhofer UMSICHT [8] und kanadischen Herstellern (Preheat) sind Energieeinsparungen von bis
zu 40% möglich.
Bei Sammelduschen im Dauerbetrieb (z.B. Sportverein, Fitness-Center, Schwimmbad) sind noch größere Effekte möglich.
38% der CO2-Belastung durch privaten Konsum werden im Bereich Wohnen verursacht. 12% davon sind
der Warmwassererzeugung zuzurechnen (2010) [9].
46



2011 betrug der Energieverbrauch privater Haushalte in Deutschland für Warmwasser 270 PJ [10]. Bei
den CO2-Emissionen für Deutschlands Strommix (494 g/kWh bzw. 137,2 g/MJ) entspricht dies 37 Mio. t
CO2-Emissionen für Warmwasser. Nimmt man an, dass die Hälfte des privat verbrauchten Warmwassers
zum Duschen verwendet wird und geht von einer vollständigen Marktdurchdringung und einem Einsparpotential von 40% aus, könnten 7,4 Mio. t CO2 eingespart werden.
Besonders aus der Gebäudesanierung ergibt sich hier ein großes Einsparpotential. Hier sind Wärmetauscher in Duschbecken oder Fallleitungen besonders geeignet, weil der Aufwand im Vergleich zu anderen Energiesparanwendungen gering ist.
Die Einsparungen sind im Winter, wenn das Kaltwasser am kältesten ist, besonders hoch, was die geringere Ausbeute der Solarthermie zu dieser Jahreszeit teilweise ausgleichen kann.
Markteintrittsbarrieren


Produkte, die noch im Stadium der Markteinführung sind (z.B. Joulia) können von Skaleneffekten durch
Großverbraucherbeschaffung begünstigt werden. Da die Produkte in Deutschland allgemein noch sehr
wenig verbreitet sind, können auch im Bereich Liefer-, Lager- und Installationsinfrastruktur Skaleneffekte die Marktdurchdringung fördern. Zunächst fallen hohe Anschaffungskosten an (ca. 400 – 1.100
Euro je nach System). Diese amortisieren sich innerhalb einiger (4 – 10) Jahre [3, 7].
Aufgrund des Informationsdefizits existieren Vorbehalte [2], z.B. Ängste vor Legionellen oder hygienische Bedenken, die allerdings unbegründet sind (s.u.). Durch Großverbraucherbeschaffung können
Endnutzer die Technologie (z.B. in Hotels, Fitness-Studios oder Krankenhäusern) kennenlernen, so dass
diese Vorbehalte entkräftet werden.
Nutzeneinbußen und –gewinne

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



Langfristig rentieren sich die Anlagen wirtschaftlich. Beispielsweise hat ThermoDrain eine Amortisationszeit von 4 – 10 Jahren (je nach Heizsystem) bei einer Lebensdauer von 35 Jahren.
Sicherheitsvorkehrungen (z.B. doppelwandiger Aufbau, Druckunterschiede) schließen die Vermischung
von Brauch- und Frischwasser aus und garantieren hygienische Sicherheit [2].
Legionellengefahr besteht nicht, da das Wasser unmittelbar erwärmt wird, fließt und sich nach dem
Duschen in den nicht oder wenig gedämmten Vorrichtungen schnell wieder abkühlt. Außerdem werden
Temperaturen von 25 °C nicht überschritten. Die Normen DIN 1988-200 und DVGW W 551 zum Schutz
vor Legionellen werden erfüllt [11].
Die Verstopfungsgefahr ist nicht größer als ohne Wärmetauscher [11].
Die Duschwannen können bodeneben eingebaut werden, so dass sie besonders für Senioren, und Behinderte geeignet sind. Außerdem ist eine Antirutschbeschichtung möglich [4].
Eine individuelle Gestaltung des Duschwannenbodens bei Großaufträgen ist möglich [4], was sich z.B.
für Werbung/Firmendesigns eignet.
Erhöhte Anforderungen an Schallschutz werden erfüllt [13].
Die Duschbecken sind einfach zu reinigen [11].
Thermisch geregelte Mischbatterien sorgen automatisch für den Ausgleich von vorgewärmtem Kaltund Heißwasser [13].
 Keine Nutzeneinbußen, sondern insgesamt vorteilhafte Lösung.
47
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Anwendungsbereiche:


Für gewerbliche Bauten, Hotels, Ein- und Mehrfamilienhäuser, Wohnheime, Krankenhäuser,
Sporthallen, Fitness-Studios, Wäschereien, Gewerbeküchen, Friseursalons, … geeignet
o Sanierungen gut realisierbar
o In Anlagen mit Sammelduschen in kontinuierlicher Nutzung (Sporthallen, Schwimmhallen, Fitness-Center, …) sind besonders große Effekte möglich.
Großverbraucher: Immobilienindustrie, Hotelketten, Krankenhausbetreiber, Fitness-Center-Ketten
Endverbraucher: Hausbesitzer und –bauer, Sanitärbetriebe
o
Quellen
[1] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/funktion/ (Zugriff: 20.09.13)
[2] Anwenderforum. Online verfügbar unter: http://www.haustechnikdialog.de/forum/t/122080/DuschwasserWaermerueckgewinnung-Potenzial-Technik-Marktuebersicht-Preise (Zugriff: 20.09.13)
[3] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.hei-tech.nl/de/pdf-de/prospektrecoh-vert.pdf (Zugriff: 20.09.13)
[4] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/funktion/design / (Zugriff: 20.09.13)
[5] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.hei-tech.nl/de/pdf-de/prospektrecoh-tray.pdf (Zugriff: 20.09.13)
[6] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/installation/planung/ (Zugriff: 20.09.13)
[7] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter:
http://www.brieswaterenenergie.nl/productinformatie/DDWTW/DDWTW_0310.pdf (Zugriff: 20.09.13)
[8] Messeinformationen der Metropolitan Solution. Online verfügbar unter: http://www.metropolitansolutions.de/de/ueber-diemesse/themen-und-trends/leuchtturmprojekte/duschen-mit-waermerueckgewinnung (Zugriff: 20.09.13)
[9] Bilharz, M.; Steinemann, M.; Schwegler, R.; Spescha, G. (2013): Grüne Produkte in Deutschland: Status Quo und Trends, UBA,
Dessau-Roßlau
[10] Informationen des Statistischen Bundesamtes. Online verfügbar unter:
https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltoekonomischeGesamtrechnungen/Energi
eRohstoffeEmissionen/Tabellen/EnergieverbrauchHaushalte.html (Zugriff: 19.09.13)
[11] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/funktion/gut-zu-wissen/ (Zugriff: 20.09.13)
[12] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/funktion/zertifzierung-schallschutz/ (Zugriff: 20.09.13)
[13] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://joulia.com/installation/mischbatterie/ (Zugriff: 20.09.13)
48
Produktkategorie
Schifffahrt
Drachen als Hilfsantrieb für die Schifffahrt
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung
Innovation 16


Mit Hilfe eines Zugdrachens kann der Antrieb von Schiffen durch Windenergie unterstützt werden.
Der Drachen erzeugt die 5 bis 25-fache Vortriebskraft eines normalen Segels [1], denn
o Der Drachen befindet sich im Betrieb in einer Höhe von 100 – 300 m. Dort herrschen stärkere,
stetigere Winde als in niedrigen Höhen.
o Der Drachen befindet sich im „Dynamischen Flug“, welcher durch eine Steuergondel automatisch geregelt und durch Sicherheitssysteme abgesichert wird.


Die Antriebskraft beträgt bis zu 2.000 KW [2].
Das System besteht aus einem Zugdrachen mit Seil, Start- und Landesystem und einer Steuereinheit
für den automatischen Betrieb [1].

Beispiel: SkySails
Umweltrelevanz







Die Schifffahrt verursacht 3,3 % (1046 Mio. t) der globalen CO2 Emissionen. 2,7 % bzw. 870 Mio. t CO2
davon stammen aus der internationalen Schifffahrt [3]. 280 Mio. t Treibstoff werden jährlich verbraucht.
90% der Schiffe werden mit billigem, stark schadstoffhaltigem Schweröl betrieben [4] und emittieren
daher neben CO2 auch Stickoxide (NOx) und Schwefeldioxid (SO2).
o Der globale Schiffsverkehr verursacht 11 – 12 % der Weltweiten Stickoxidemissionen [4], also
20 Mio. t NOx. Stickoxide verursachen Atembeschwerden und tragen zu Saurem Regen, Smogbildung und bodennaher Ozonbildung bei.
o Der Weltweite Schiffsverkehr verursacht 7 % der globalen SO2-Emissionen (12 Mio. t). Schwefeldioxid führt zu Saurem Regen und Atemwegserkrankungen [4].
o Auch Rußpartikel, Schwermetalle, Asche und Sedimente werden emittiert.
 All diese Umweltprobleme können durch Einsatz des Zugdrachens und die damit verbundene Treibstoffreduktion verringert werden [2].
Der Treibstoffverbrauch kann je nach Windverhältnissen im Jahresdurchschnitt um 10 bis 35% gesenkt
werden. Bei optimalen Windbedingungen beträgt die Einsparung zeitweise 50%.
Jede eingesparte t Treibstoff bedeutet 3 eingesparte t CO2.
Laut International Maritime Organization IMO [3] beträgt das jährliche Weltweite Einsparpotential 100
Mio. t CO2 bei Einsatz für Tanker, Massengut- und Schwergutfrachter [2]. Dies entspricht 11 % der CO2Emissionen von Deutschland [2]. Bei Einsatz auf anderen Schiffen kann das Einsparpotential noch vergrößert werden.
Deutsche Firmen kontrollieren 85 Mio. Bruttoregistertonnen der Weltweiten Schifffahrt, womit
Deutschland auf Platz 3 der größten international agierenden Schifffahrtsindustrien steht und erheblichen Einfluss hat.
Markteintrittsbarrieren


Die Installation des Gesamtsystems ist mit Aufwand verbunden.
Durch Aufklärung über die langfristigen Vorteile des Zugdrachensystems auf einem Workshop kann die
Motivation erhöht werden, diese anfänglichen Hürden zu überwinden.
49




Es ist zwar kein zusätzliches Personal erforderlich, die bestehende Bord-Crew sollte allerdings beim
Hersteller geschult werden, z.B. um die Bedienung der halbautomatisierten Start- und Landevorgänge
sowie die Überwachung des vollautomatisierten Flugs des Drachens zu erlernen [5].
Der Zugdrachen ist zunächst mit Anschaffungskosten verbunden, was durch Großverbraucherbeschaffung und daraus resultierende Skaleneffekte abgemildert werden könnte.
Fehlende Erfahrungswerte anderer Nutzer können zu Skepsis führen, z.B. gegenüber Zuverlässigkeit,
Sicherheit und Nutzen des Systems. Hier kann mit Großverbraucherbeschaffung entgegengewirkt werden.
Laut IMO [3] können technische und operative Maßnahmen die durch Schifffahrt verursachten Emissionen um 25% bis 75% reduzieren. Obwohl die meisten dieser Maßnahmen kosteneffizient sind, kann ihre Einführung durch nicht-finanzielle Barrieren behindert werden [3].
Nutzeneinbußen und –gewinne
Der Zugdrachen rentiert sich aus wirtschaftlicher Sicht langfristig.
o Die Produktion von 1 kWh Energie durch das Zugdrachensystem kostet 6 ct (US). Die Kosten liegen
also bei ca. 50% der durch die Hauptmaschine erzeugten Energie [2].
o Die Amortisationszeit beträgt momentan 3 – 5 Jahre.
o Strengere Regeln zur Schadstoffemission werden in der Schifffahrt derzeit eingeführt oder sind geplant. Dadurch werden die konventionellen Antriebskosten steigen, da auf teurere Treibstoffe umgestellt und/oder Filtersysteme betrieben werden müssen [4]. Auch ein weiterer Anstieg des Ölpreises ist zu erwarten. Dies macht den Einsatz des alternativen Windantriebs langfristig noch wirtschaftlicher, so dass sich die Amortisationszeit auf 1 – 2 Jahre verringern wird.
 Über Servicepartner können Ersatzteile und Servicetechniker Weltweit schnell zur Verfügung gestellt
werden [6].
  Keine Nutzeneinbußen, sondern Vorteile.

Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Anwendungsbereiche: Bestehende Frachtschiffe, Fischtrawler, Schiffsneubauten, andere Schiffe ab 30


Großverbraucher: Schiffsredereien, die eine große Flotte verwalten
Endverbraucher: Yachtbesitzer
m Länge [1]
Marktlage:


90% des Welthandels wird durch Schifffahrt gewährleistet [4].
Bisher wurden weniger als 10 Schiffe mit Zugdrachen ausgestattet [7].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/skysails-marine/skysails-antrieb-fuerfrachtschiffe/ (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/skysails-marine/skysails-antrieb-fuerfrachtschiffe/vorteile/ (Zugriff: 20.09.13)
Informationen der IMO (International Maritime Organization). Online verfügbar unter:
http://www.imo.org/ourwork/environment/pollutionprevention/airpollution/pages/greenhouse-gas-study-2009.aspx (Zugriff:
20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/infothek/hintergrundinformationen/frachtschifffahrt-umwelt/ (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/skysails-marine/skysails-antrieb-fuerfrachtschiffe/bedienung/ (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/skysails-marine/skysails-antrieb-fuerfrachtschiffe/service / (Zugriff: 20.09.13)
[7] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.skysails.info/deutsch/infothek/hintergrundinformationen/skysails-im-luftraum/ (Zugriff: 20.09.13)
Effiziente Band- und Korbspülmaschinen für den kommerziellen
Gebrauch
50
Produktkategorie
Technische Geräte
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 17
Band- und Korbspülmaschinen sind kommerziell eingesetzte Geschirrspülmaschinen mit einem kontinuierlich durch das Spülgerät laufenden Band (bzw. Körben auf dem Band). Ihr Einsatz lohnt sich bei großen, regelmäßig anfallenden Geschirrmengen, z.B. in Kantinen und Mensen.
Innovative Band- und Korbspülmaschinen sparen Energie, Wasser und eingesetzte Reinigungsmittel. So
erkennt z.B. eine intelligente Sensorik die Auslastung, die Art des Spülguts und das Ausmaß der Verschmutzung und passt die Transportbandgeschwindigkeit und die Verbräuche an.
Beispiele: Premax/Sensotronic-Serie von Hobart
Umweltrelevanz

Die "Premax"-Technologie spart gegenüber herkömmlichen Geräten 50% Wasser, 40% Energie und
80% Reiniger.
o Diese Technologie reduziert die Verbräuche einer konventionellen Mehrtankspülmaschine pro
Stunde von 360 l Wasser auf < 150 l Wasser, 50,7 kWh auf 21,5 kWh Energie und 1,29 kg auf
0,26 kg Reiniger.

Europaweit sind ca. 86.000 Mehrtankspülmaschinen im Einsatz, so dass mittels dieser Reduktionen
jährlich CO2-Emissionen von 9,2 Mio. t eingespart werden könnten. Außerdem könnte der jährliche
Energieverbrauch einer Großstadt mit 2,7 Mio Einwohnern gespart und der Frischwasserverbrauch von
860.000 Menschen bewahrt werden.
Die „Sensotronic“-Technologie senkt die Verbräuche um weitere 10%.
Mit Premax und Sensotronic können pro Spülmaschine über eine Betriebslaufzeit von 10 Jahren ca.
4.600.000 Liter Wasser, ca. 640.000 kWh Energie und ca. 22.300 kg Reiniger gespart werden.


Markteintrittsbarrieren


Aufgrund der erhöhten Anschaffungskosten werden diese Spülmaschinen bisher nur im Hochqualitätssegment eingesetzt. Beim Einkauf werden oft nur die Anschaffungskosten, nicht die Kosten über den
gesamten Betriebszeitraum berücksichtigt, so dass sich für zunächst preiswertere Maschinen entschieden wird.
Großverbraucherbeschaffung kann durch die Schaffung von Erfahrungswerten und Vorbildern ein Umdenken in der gesamten Branche fördern.
Nutzeneinbußen und –gewinne



Langfristig rentieren sich die Anlagen aus wirtschaftlicher Sicht durch Einsparungen bei Betriebskosten. Die Amortisationszeit hängt stark von den tatsächlichen Einsatzbedingungen ab.
Durch automatische Anpassung vereinfacht sich die Bedienung. Außerdem wird die hygienische Sicherheit des Spülens automatisch sichergestellt. Weiterhin reduzieren sich dadurch Personalkosten.
 Keine Nutzeneinbußen, insgesamt vorteilhaft.
51
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher



Anwendungsbereiche: Großküchen, Gastronomie, Hotellerie, Mensen, Betriebskantinen, auch Airlineund Kreuzfahrtschiffcatering
Großverbraucher: Großküchenbetreiber/-ausstatter; Firmen, Hotel-/Restaurantketten, die ihre Großküchen über zentrale Beschaffung ausstatten
Marktlage: Die Premax-Technologie ist bereits seit 2007 am Markt.
Quellen
[1] Herstellerinformationen
52
Energieeffiziente Trockensauger,
z.B. T 12/1 eco!efficiency
Produktkategorie
Technische Geräte
Identifiziert in: Bundespreis-ecodesign
Allgemein / Funktionsbeschreibung


Innovation 18
Trockensauger: Staubsauger, der dazu ausgelegt ist, Schmutz aufzunehmen, der grundsätzlich trocken
ist (Staub, Fasern, Fäden), einschließlich Staubsaugertypen, die mit einem akkubetriebenen Bürstenvorsatzgerät ausgestattet sind [4].
Dieser Trockensauger [2] erreicht mit einem wesentlich geringerem Elektrizitätsbedarf von 750 Watt
nahezu die identische Leistung eines konventionellen 1.300 Watt Saugers [1, 3].
Umweltrelevanz



Laut Hersteller sind bei gleicher Reinigungsleistung Elektrizitätseinsparungen von 40 % im Vergleich
zu konventionellen Geräten möglich [1, 3].
Außerdem besteht dieser Staubsauger aus Materialien, die zu 95 % recyclebar sind. Zudem wird eine
lange Lebens- und Einsatzdauer der Geräte und eine langjährigen Ersatzteilversorgung garantiert [1,
3].
Die Verpackung besteht ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen sowie aus Recyclingmaterial
und kann laut Herstellerangaben zu annähernd 100 Prozent wiederverwertet werden. Für Bedienungsanleitungen und Marketingmaterialen wird Recyclingpapier und FSC-Mix-Papier aus nachhaltigen Quellen verwendet [1].
Markteintrittsbarrieren

Die Vorteile eines derartigen Trockensaugers sind vielen Zielgruppen nicht bekannt, sodass ein Informationsdefizit vorhanden ist.
Nutzeneinbußen und -gewinne


Senkung des Geräuschpegels um ca. 70% auf etwa 56 dB(A) [1, 3].
Der Reiniger eignet sich für geräuschsensible Bereiche und das Reinigen während Geschäftszeiten [1].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Professionelle Gebäudereinigungsdienstleister, Hotel- und Gaststättengewerbe, Bürogebäude/Banken/Versicherungen, Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Heime, Pflegekliniken), Industrie und GHD, etc.
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
Online verfügbar unter: http://www.bundespreis-ecodesign.de/de/wettbewerb/2012/preistraeger.html
Online verfügbar unter: http://www.kaercher.de/de/Produkte/Professional/Sauger/Trockensauger/13551130.htm
Online verfügbar unter: http://www.kaercher.de/de/unternehmen/news/Bundespreis_Ecodesign.htm
Online verfügbar unter: http://www.parlament.gv.at/PAKT/EU/XXIV/EU/11/42/EU_114252/imfname_10402677.pdf
53
Produktkategorie
Energieeffiziente Wäschetrockner mit Wärmepumpe
Technische Geräte
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung
Innovation 19

Energieeffiziente Wäschetrockner sind mit einer Wärmepumpe ausgestattet, welche einen Teil der zur
Trocknung benötigten Wärme der Umwelt entnimmt. Zusätzlich kann heiße Abluft für den nächsten Trockengang genutzt werden.

Beispiele: Energieeffizienteste Wäschetrockner laut Datenbank der dena (Initiative Energieeffizienz):
Miele T 8881 S, AEG WT48Y7W1, AEG LAVATHERM T97685IH1, AEG T97685IH, AEG WTW86260 [1]
Umweltrelevanz



Wäschetrockner mit Wärmepumpe sparen gegenüber konventionellen Geräten ca. 50% Energie [2, 3].
Im Januar 2011 hatten 39,7 % der deutschen Haushalte mindestens einen Wäschetrockner [4]. Bei 40,4
Mio. Haushalten entspricht dies ca. 16 Mio. Geräten. Mit einem jährlichen Stromverbrauch konventioneller Wäschetrockner von 784 kWh können 6,2 TWh (22,3 PJ) Strom durch vollständige Umstellung gespart werden, also 4,5 % des von Privathaushalten 2011 verbrauchten Stroms von 136,6 TWh [5].
In den Wärmepumpen der Wäschetrockner werden zwischen 220 und 485 g der fluorhaltigen Kältemittel R134a und R407C verwendet. Der jährliche Kältemittelverlust im Betrieb dieser hermetisch geschlossenen Geräte liegt bei ca. 0,3 %. Bei der Entsorgung ist mit zusätzlichen Emissionen in Höhe von
bis zu 43 % zu rechnen. Die klimawirksamen Kältemittelemissionen dieser Geräte liegen in Abhängigkeit vom eingesetzten Kältemittel zwischen 4 und 12 %. In Relation zu den erreichbaren Energieeinsparungen im Vergleich zu konventionellen Trocknern ist dieser Anteil der Klimalast jedoch als klein
einzustufen. Dementsprechend enthält die Durchführungsmaßnahme der Ökodesignrichtlinie für Haushaltswäschetrockner (Verordnung (EU) Nr. 932/2012) keine Anforderungen an das Kältemittel, sondern
stellt lediglich generelle Energieeffizienzansprüche [6].
Markteintrittsbarrieren

Wäschetrockner mit Wärmepumpe haben gegenüber konventionellen Wäschetrocknern einen höheren
Anschaffungspreis [2, 3].
Nutzeneinbußen und –gewinne


Wäschetrockner mit Wärmepumpen sind langfristig die wirtschaftlichere Lösung. Bei 10-jähriger Nutzung betragen die Gesamtkosten für Wärmepumpentrockner ca. 255 bis 455 Euro, für herkömmliche
Trockner dagegen ca. 1030 bis 1430 Euro [3].
 Keine Nutzeneinbußen, insgesamt vorteilhaft
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Großverbraucher: Waschsalon-Ketten
Endverbraucher: Privathaushalte
Marktlage:


Die Markteinführung der ersten Trockner mit Wärmepumpe fand 2008 statt.
Der Marktanteil von Wäschetrocknern mit Wärmepumpen lag 2010 bei 14%, 2011 bei 22 % [3].
Quellen
54
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
Informationen der Initiative Energieeffizienz der Deutschen Energie-Agentur (dena). Online verfügbar unter:
http://www.stromeffizienz.de/private-verbraucher/topgeraete-datenbank/haushalt.html?tx_denaoafeb_pi1 (Zugriff: 20.09.13)
Informationen von Stiftung Warentest 12/2011. Online verfügbar unter: http://www.test.de/Waeschetrockner-Die-Sparerkommen-4316626-0/ (Zugriff: 20.09.13)
Informationen von Stiftung Warentest 08/2013. Online verfügbar unter: http://www.test.de/Waeschetrockner-Viele-gute-undsparsame-Geraete-im-Test-4579862-0/ (Zugriff: 20.09.13)
Statistisches Jahrbuch 2012, S. 174 des Statistischen Bundesamtes
Informationen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (BDEW). Online verfügbar unter:
http://www.bdew.de/internet.nsf/id/DE_Energiedaten# (Zugriff: 20.09.13)
VERORDNUNG (EU) Nr. 932/2012 DER KOMMISSION vom 3. Oktober 2012 zur Durchführung der Richtlinie 2009/125/EG des Europäischen Parlaments und des Rates im Hinblick auf die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung
von Haushaltswäschetrocknern
55
Produktkategorie
Textilien
Rezyklierte Baumwolle
Identifiziert in: DBU-Jahresbericht 2011
Allgemein / Funktionsbeschreibung

Innovation 20
Baumwolle kann hochwertig rezykliert werden, wie im Folgenden an Beispielen belegt wird.
Beispiele:

Garne:
Lang yarns stellt Garne („Denim Cotton“) aus 100% rezyklierter Baumwolle, größtenteils aus
gebrauchten Jeans, her. Die gebrauchte Kleidung wird in Faserkomponenten aufgelöst, gereinigt und wieder zu Garn versponnen [1].
o Die Gebrüder Otto Baumwollfeinzwirnerei stellt mit „recot2“ hochwertige Qualitätsgarne aus
50% rezyklierter, 50% frischer Baumwolle her [2, 3].
o Katia bietet mit der „Revive“-Serie Garne aus einem Gemisch rezyklierter Baumwolle (65%)
und rezykliertem Polyester (35%) an [4].
o

Kleidung
Kuyichi verkauft Jeans aus einem Mix rezyklierter Baumwolle und primärer Bio-Baumwolle
und bietet seinen Kunden ein geschlossenes Kreislaufsystem an: Gebrauchte Jeans können
gegen 10 Euro Preiserlass auf Neuprodukte zurückgegeben werden und werden vom Hersteller
dem Recycling zugeführt [5]. In Deutschland werden diese Hosen z.B. über Greenality vertrieben [6].
o NakedShirt bietet T-Shirts aus Gemischen von rezyklierter Baumwolle (60%) und Polyester
(40%) an [7].
o

Möbel:
o
Mit der „Benu Yarn“ Kollektion fertigt Schäfer Raumgestaltung hochwertige Stoffe aus 100%
rezyklierter Baumwolle für Raumtextilien, z.B. Sofabezüge [8].
Umweltrelevanz



Laut einer Studie des Nachhaltigkeitslabels Made-By [9] wird rezyklierte Baumwolle als Faser der ökologischen Klasse A eingestuft, während konventionelle Baumwolle und Wolle in Klasse E zu finden sind
und Bio-Baumwolle in Klasse B eingeordnet wurde. Berücksichtigt wurden hierbei Treibhausgasemissionen, Humantoxizität, Umwelttoxizität (jeweils zu 20 %) sowie Energie-, Wasser- und Flächenverbrauch (jeweils zu 13,3 %) bei der Faserherstellung [9].
Die Produktion von 1 kg konventioneller Baumwolle benötigt 20.000 l Wasser [2, 3]. Das entspricht ca.
2000 l pro T-Shirt [10].
o So werden schon bei einem Anteil von 50% Recyclingmaterial gegenüber herkömmlichen
Baumwollmaterialien ca. 10.000 l Wasser pro 1 kg Faser gespart [2, 3].
o Die künstliche Bewässerung der Baumwollfelder ist in den Anbauregionen oft ein entscheidendes Umweltproblem. Beispielsweise ist die Versalzung und Austrocknung des Aralsees v.a. auf
Bewässerung im Baumwollanbau zurückzuführen [10, 11].
Die großflächige Baumwollzucht erfolgt meist in Monokulturen unter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und z.T. Entlaubungsmitteln.
56
o
o
o

So entfielen 11% der Weltweit gehandelten Pestizide 1999/2000 auf die Baumwollproduktion
[12]. Laut Umweltinstitut München e.V. [10] werden insgesamt 150 g Chemikalien auf dem Feld
verteilt, um die Baumwolle für ein T-Shirt anzubauen.
Von den 10 dabei am häufigsten eingesetzten Pestiziden stuft die WHO 3 als hoch bis extrem
gefährlich und 7 als mäßig gefährlich ein [10].
Nach Schätzungen der WHO sterben in den Anbaunationen jährlich 20.000 Menschen durch
Vergiftungen an Spritzmitteln [10].
Jährlich werden ca. 25 Mio. t Baumwolle geerntet [10], wofür dementsprechend ca. 37,5 Mio. t Pestizide und 5x1014 l Wasser benötigt werden. Geht man davon aus, dass 60% davon durch künstliche Bewässerung gewährleistet wird, ergeben sich immer noch 3x1014 l. Schon der Ersatz von 10% herkömmlicher Baumwolle durch Recyclingmaterial würde demnach global 3,8 Mio. t Pestizide und 3x1013 l Wasser einsparen.
Markteintrittsbarrieren



Bisher sind Garne und Kleidung aus rezyklierter Baumwolle wenig verbreitet. Durch Großverbraucherbeschaffung können in der Produktion und im Vertrieb Skaleneffekte bewirkt werden, die diese Produkte kostengünstiger machen.
Durch die geringe Verbreitung ergibt sich auch das Problem der begrenzten Zugänglichkeit für Endkunden, die diese Produkte meist nur im Internet oder in Spezialläden kaufen können. Eine Großverbraucherbeschaffung der Fasermaterialien könnte die entsprechenden Endprodukte auch in leichter zugängliche Geschäfte bringen.
Durch fehlende Erfahrungswerte anderer Nutzer existieren Vorbehalte, z.B. wird gebrauchter Stoff als
„unhygienisch“ oder Zeichen für Armut wahrgenommen. Dem kann durch Großverbraucherbeschaffung
und eine daraus folgende Schaffung von Erfahrungswerten und Vorbildern entgegengewirkt werden.
Nutzeneinbußen und –gewinne




Die Anschaffungspreise sind teilweise vergleichbar mit konventionellen Produkten (vgl. z.B. herkömmliches [13] und Recyclinggarn [14] von Lang Yarns), liegen gerade bei Kleidung aber oft auch im gehobenen Qualitätssegment (z.B. [6]), wobei die Gründe hier v.a. in fehlenden Skaleneffekten (s.o.) zu suchen sind.
Hygienestandards werden eingehalten, Hygienebedenken sind also unbegründet.
Die Garne und Textilien sind qualitativ hochwertig [2, 3, 6, 7], die Designs orientieren sich an der aktuellen Mode [6, 7].
 Abgesehen vom evtl. höheren Preis, der durch weitere Verbreitung abnehmen wird, gibt es keine
Nutzeneinbußen.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Anwendungsfelder: Strickware, Kleidung, Möbel
Großverbraucher: Textilindustrie (große Markenfirmen oder Einzelhandelsketten); Träger von Kranken-

häusern (z.B. Arbeitskleidung); Sportvereine als Vertreiber von Franchiseartikeln; Großbetriebe (z.B.
Logistikdienstleister), die Arbeitskleidung beschaffen; Textildienstleister, die Unternehmen mit Berufsbekleidung, Wäsche, Putzlappen usw. beliefern
Endkonsumenten: Käufer von Kleidung, Möbeln, Strickware
57
Marktlage:


Jährlich werden ca. 25 Mio. t Baumwolle geerntet [10]. Konventionell angebaute Baumwolle macht 38
% der Weltweiten Textilproduktion aus, Biobaumwolle 0,1 % [15].
Der Marktanteil ökologischer Kleidung liegt laut UBA-Berechnungen bei 0,01% [16].
Quellen
[1] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.langyarns.com/index.php?nav=7,34,115 (Zugriff: 20.09.13)
[2] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter:http://www.otto-garne.com/18.html (Zugriff: 20.09.13)
[3] Deutsche Bundesstiftung Umwelt (2012): Jahresbericht 2011, Osnabrück. Online verfügbar unter:
http://www.dbu.de/phpTemplates/publikationen/pdf/120712115103mh94.pdf (Zugriff: 20.09.13)
[4] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://garnundwolle.de/shop/category_460/KATIA-Revive.html?pse=apq (Zugriff: 20.09.13)
[5] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.kuyichi.com/deposit-denim/ (Zugriff: 20.09.13)
[6] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.greenality.de/de/hose-kuyichi-lisa-klamotten-frauen.html (Zugriff:
20.09.13)
[7] Händlerinformationen. Online verfügbar unter:
http://www.grundstoff.net/advanced_search_result.php?keywords=bill+or+jane&search_in_description=1&x=0&y=0&gclid=CJ
Hzo-ezyLkCFY1Z3godDT0AjA (Zugriff: 20.09.13)
[8] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.schaefer-raumgestaltung.de/aktuell/aktuell-aktionen.php (Zugriff: 20.09.13)
[9] Made-By (2011): Environmental Benchmark for Fibres (Condensed Version), Research performed by Brown & Wilmanns Environmental, LLC, California, USA.
[10] Informationen des Umweltinstituts München e.V. Online verfügbar unter: http://umweltinstitut.org/fragen-antworten/bekleidung/konventionelle_bekleidung-678.html (Zugriff: 20.09.13)
[11] Firgo,H.; Eibl, M.; Eichinger, D. (1996): Lyocell – eine ökologische Alternative, Lenzing AG, Lenzinger Berichte 75/96, S.47 – 50
[12] Information des Pestizid Aktions-Netzwerks e.V. Online verfügbar unter: http://www.pangermany.org/download/br_konv.pdf(Zugriff: 20.09.13)
[13] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.amazon.de/Lang-Yarns-Wolle-SigmaBeere/dp/B00DGWZ4N2/ref=sr_1_3?s=kitchen&ie=UTF8&qid=1379084790&sr=1-3&keywords=Lang+Yarns (Zugriff: 20.09.13)
[14] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.amazon.de/50g-Denim-Cotton-dunkelblaugraurezyklierter/dp/B007G6CJ2S (Zugriff: 20.09.13)
[15] Informationen von Greenpeace. Online verfügbar unter: http://marktcheck.greenpeace.at/baumwolle.html (Zugriff: 20.09.13)
[16] Bilharz, M.; Steinemann, M.; Schwegler, R.; Spescha, G. (2013): Grüne Produkte in Deutschland: Status Quo und Trends, UBA,
Dessau-Roßlau
58
Ökologische Teppichböden mit Luftreinigungsfunktion,
z.B. Desso AirMaster mit EcoBase
Produktkategorie
Textilien
Identifiziert in: bundespreis-ecodesign
Allgemein / Funktionsbeschreibung


Innovation 21
Es handelt sich um Teppichböden, die durch ihre Beschaffenheit u.a. Feinstaub aus der Raumluft automatisch binden und somit positive Effekte auf die Gesundheit der Büroangestellten haben. Der positive
Effekt ist eine antiallergne Wirkung. Darüber hinaus besteht dieser Teppichboden aus vollkommen wiederverwertetem Garn [1].
Der Hochflor besteht aus ultrafeinen Garnfilamenten, die selbst kleinste Partikel (< 10 µm) aufnehmen
und festhalten sollen. Die offene Struktur des Produkts sorgt laut Herstellerangaben dafür, dass der
Staub beim Saugen wieder freigegeben wird, so dass eine maximale Regeneration der Filterfunktion
des Teppichs gewährleistet ist. [1].
Umweltrelevanz




Reduktion von Feinstaub (ohne chemische Zusatzstoffe) in der Raumluft. Gesundheitsgefährdende Partikel werden von dem Teppichboden aufgenommen. [1, 2]
Vermeidung von allergischen Reaktionen bei den Büroangestellten [1, 2].
Beim Desso AirMaster mit EcoBase handelt es sich Weltweit um das erste Produkt, das mit einem GUI
Gold Logo ausgezeichnet wurde [2].
Materialeinsparung durch Verwendung von vollkommen wiederverwertetem Garn [1, 2].
Markteintrittsbarrieren


Den meisten Zielgruppen ist der Desso AirMaster mit seiner Luftreinigungsfunktion (Feinstaub, gesundheitsgefährdende Stoffe, etc.) unbekannt. Daher stellt dieses Informationsdefizit eine essentielle
Marktbarriere dar.
Höhere Investitionen stellen eine Markteintrittsbarriere dar, die durch Skaleneffekte abgemildert werden könnte.
Nutzeneinbußen und -gewinne


Durch diesen Teppichboden wird laut Herstellerangaben eine reinere Büroluft geschaffen [1, 2].
Deutliche Reduktion der Feinstaubbelastung der Innenraumluft im Vergleich zu harten Böden (8x niedrigere Konzentrationen) oder zu konventionellen Teppichböden (4x niedrigere Konzentrationen) [1, 2].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Bürogebäude/Banken/Versicherungen, Gesundheitswesen (Krankenhäuser,
Pflegekliniken und Heime), Hotel- und Gaststättengewerbe, Groß- und Einzelhandel, Flughäfen, Bildungsanstalten, etc.
Quellen
[1] Online verfügbar unter: http://www.desso-airmaster.com/de/home/geschaeftlich/home/
[2] Online verfügbar unter: http://www.desso-airmaster.com/de/home/geschaeftlich/desso-airmasterr/nachgewiesene- funktionalitaet/
59
Produktkategorie
Kleidung aus Holz (Tencel/Lyocell)
Textilien
Identifiziert in: Deutschlands innovative Seiten 2012
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 22
Mit Viskose wird bereits seit 1900 eine Textilfaser aus Holz bzw. Zellstoff hergestellt, die allerdings
wegen chemischer Zusätze in der Produktion, z.B. Natronlauge, Ethanol [1] nur bedingt als Naturfaser
akzeptiert wird.
Neuere Holzfasern (Lyocell/Tencel) werden durch innovative Prozesse umweltfreundlich hergestellt [13].
Grundsätzlich werden zur Herstellung dieser Cellulose-Materialien Holzhackschnitzel aufgekocht und
mit Hochdruck durch Spinndrüsen gepumpt, so dass Fasern entstehen [4].
Beispiele:





Lenzing produziert Tencelfasern [1].
„Traumwerkstatt-Lebensqualität“ stellt Kleidung, Handtücher und Bettwäsche aus Tencel her [2].
Vaude verwendet Tencel in seiner Funktionskleidung. Das VAUDE Green Shape Label kennzeichnet Kleidung, die zu mindestens 35% aus Tencel und zu 90% aus „Eco Claim“ Fasern besteht [3, 5].
Salewa fertigt Schlafsäcke aus Mischungen von Tencel (69 %) und recyceltem Polyester (31%) [6].
Tencel wird auch als Füllung für Bettdecken verwendet, z.B. als Alternative zu Polyester [7].
Umweltrelevanz




Laut einer Studie des Nachhaltigkeitslabels Made-By [8] wird Tencel genau wie Bio-Baumwolle als Faser der ökologischen Klasse B eingestuft, während konventionelle Baumwolle und Wolle in Klasse E zu
finden sind und Klasse A hauptsächlich Recyclingprodukten sowie Hanf und Leinen vorbehalten bleibt.
Berücksichtigt wurden hierbei Treibhausgasemissionen, Humantoxizität, Umwelttoxizität (jeweils zu 20
%) sowie Energie-, Wasser- und Flächenverbrauch (jeweils zu 13,3 %) bei der Faserherstellung [8].
Tencel im Vgl. zu Viskose
o Das ungiftige Lösemittel N-Methylmorpholin-N-oxid (NMO) ersetzt bei Viskose eingesetzte Lösemittel, z.B. Ethanol, welche eine wesentlich höhere Toxizität aufweisen [1].
o Die Kreislaufführung gewährleistet hohe Rückgewinnungsraten von 99,7% für Prozesswasser
und eingesetztes Lösungsmittel [1, 2]. Auch die Rückgewinnung verwendeter Chemikalien ist
dadurch hoch [1].
o Geringe Emissionen von Lösungsmitteln werden bei der Tencel-Produktion in adaptierten biologischen Kläranalgen abgebaut [1].
Kunstfasern wie Polyester verbrauchen fossile Brennstoffe (Erdöl) und haben eine wesentlich höhere
Energiebilanz (72,8 MJ/kg) [1].
Tencel-Fasern sind biologisch abbaubar [1].
60

Tencel im Vgl. zu Baumwolle:
o Tencel wird aus Buchen- oder Eukalyptusholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft hergestellt. Für
den Anbau dieser Hölzer sind weder Pestizide noch künstliche Bewässerung nötig. Daraus resultieren wesentlich geringere Wasser-, und Pestizidverbräuche [2, 3].
o Bei den weiteren Verarbeitungsstufen von Tencel werden gegenüber Baumwolle 80% Wasser und
60% anderer Hilfsmittel eingespart [2].
o Durch einen geschlossenen Stoffkreislauf bleiben 99,7% des Prozesswassers im Produktionsreislauf [1-3].
o Somit ist der Wasserverbrauch für die Gesamtproduktion bei Tencel mit ca. 100 l/kg bis zu 20-fach
geringer als bei Baumwolle [1].
o Weiterhin erreicht man auf gleicher Anbaufläche im gleichen Zeitraum bis zu 4-mal bessere Faserausbeute [1]. Bäume stellen im Vergleich zu Baumwolle auch geringere Ansprüche an die Bodenqualität [1].
o Für die Produktion von 1 kg Tencelfaser wird ca. die gleiche Menge an Chemikalien verwendet wie
für 1 kg Baumwolle, es handelt sich aber um unproblematischere Stoffe [1]. Bei Baumwolle werden
Pestizide, Düngemittel und evtl. Entlaubungsmittel direkt auf die Felder aufgebracht und emittieren damit unkontrolliert in die Umwelt. Bei der Tencelproduktion werden Chemikalien wie Natronlauge, Schwefelsäure, Magnesiumoxid, NMO, Wasserstoffperoxid, Ozon und Avivagen im Herstellungsprozess eingesetzt. Durch den Kreislaufprozess werden Emissionen reduziert. So werden pro
kg Tencel ca. 4 g SO2 und 2 g NOx in die Luft emittiert sowie nach der biologischen Abwasserreinigung ca. 230 g Natrium- und Magnesiumsulfat und 11 g CSB (Chemischer Sauerstoffbedarf) dem
Abwasser zugeführt [1]. Laut Angaben der „Traumwerkstatt-Lebensqualität“ werden die Chemikalien in der Produktion vollständig durch Enzyme und Bakterien ersetzt [9].
o Durch Energieoptimierung kann der Energieverbrauch zur Produktion von Lyocell/Tencel auf 21
MJ/kg reduziert werden. Für die Produktion von Baumwollfaser sind je nach Produktionsstandort
12,6 – 20,9 MJ/kg (Entwicklungsländer) bis 42,9 MJ/kg (Industrieländer) erforderlich [1].
o Jährlich werden ca. 25 Mio. t Baumwolle geerntet [10], wofür ca. 37,5 Mio. t Pestizide und 5x1014 l
Wasser benötigt werden. Schon der Ersatz von 10% herkömmlicher Baumwolle durch Tencel würde global 3,8 Mio. t Pestizide und 2,5x1012 l Wasser einsparen.
o Für Details zur Umweltproblematik bei der Produktion von Baumwolle s. Innovation # 24
„Rezyklierte Baumwolle“.
Markteintrittsbarrieren

Obwohl sie aus Holz bzw. Zellulose hergestellt wird, wird Viskose weitgehend als „Synthetikfaser“
wahrgenommen. Damit verbundene (unbegründete) Vorbehalte (z.B. nicht atmungsaktiv, unangenehm
zu tragen) könnten auf Tencel übertragen werden. Dazu kommt die Skepsis gegenüber den Eigenschaften eines unbekannten Materials und die hohe Zufriedenheit mit den Eigenschaften der gängigen
Baumwolle. Hier kann durch Großverbraucherbeschaffung zur Aufklärung bzw. zur Schaffung von Erfahrungswerten beigetragen werden.
Nutzeneinbußen und –gewinne

Kleidung aus Lyocell/Tencel hat Vorteile für den Endverbraucher. Sie für Allergiker besonders geeignet
[2]. Tencel zeigt bis zu 50% bessere Feuchtigkeitsabsorption als Baumwolle und ist damit weniger
empfindlich gegenüber Mikroorganismen [2, 3]. Die Faser ist weich und fühlt sich glatt und kühl an [2,
3]. Sie kann bei 40°C gewaschen und chemisch gereinigt werden und ist robust/strapazierfähig/beständig [1-3].
61


Gegenüber Viskose weist Tencel eine höhere Nassfestigkeit auf [1]. Daher kann Tencel auch für Stoffe
verwendet werden, für die sich bisher nur Baumwolle eignete, z.B. Jeansstoffe [1]. Höhere Faserfestigkeit, bessere Anfärbbarkeit und geringere Schrumpfung in Nassbehandlungsschritten sind weitere Vorteile gegenüber Viskose für Produzenten [1].
 Keine Nutzeneinbußen, sondern Vorteile.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher






Anwendungsfelder: Vielfältige Einsatzmöglichkeiten im Textilbereich, als reines Material oder gemischt
mit anderen, z.B. in Jeans-Stoffen, Blusenstoffen, Funktionstextilien im Sportbereich, Arbeitsbekleidung, Unterwäsche, Bettartikel, Industrietextilien, als Vliesstoff für Hygiene- und Kosmetikartikel,
Wundauflagen [2, 11].
Großverbraucher: Textilindustrie (große Markenfirmen oder Einzelhandelsketten); soziale Verbände als
Träger von Krankenhäusern etc. (Arbeitskleidung, Handtücher, Bettwäsche); Hotelketten (Handtücher,
Bettwäsche); Sportvereine als Vertreiber von Franchiseartikeln; Großbetriebe (z.B. Logistikdienstleister), die Arbeitskleidung beschaffen; Textildienstleister, die Unternehmen mit Berufsbekleidung, Wäsche, Putzlappen usw. beliefern
Endkonsumenten: Käufer von Kleidung, Handtüchern, Bettwäsche etc.
Marktlage: Lenzing ist laut eigenen Angaben der einzige großindustrielle Hersteller von Tencel. 2012
betrug die Jahresproduktion 140.000 t. Sie soll weiter ausgebaut werden [11].
„Green Shape Tencel-Produkte“, die zu mindestens 35% aus Tencel bestehen, haben an der VAUDE
Shirts-Kollektion aktuell einen Anteil von 45% [3].
Der Marktanteil ökologischer Kleidung liegt laut UBA-Berechnungen bei 0,01 % [12].
Quellen
[1] Firgo, H.; Eibl, M.; Eichinger, D. (1996): Lyocell – eine ökologische Alternative, Lenzing AG, Lenzinger Berichte 75/96, S.47 – 50
[2] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.sign-of-nature.de/philosophie.html (Zugriff: 20.09.13)
[3] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.vaude.com/de-DE/Verantwortung/Umweltschutz/MaterialienTechnologien/Tencel/ (Zugriff: 20.09.13)
[4] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter:
http://web.archive.org/web/20100525162709/http://www.lenzing.com/nonwovens/de/media/prod_proc_tenc_de.pdf (Zugriff:
20.09.13)
[5] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.amazon.de/VAUDE-Damen-Bluse-raspberry037402220440/dp/B0069OZUJM/ref=sr_1_7?s=sports&ie=UTF8&qid=1377097956&sr=1-7&keywords=Tencel (Zugriff:
20.09.13)
[6] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.amazon.de/SALEWA-H%C3%BCttenschlafsack-Silverized-lullaby00-0000003844/dp/B00BOYF26I/ref=sr_1_4?s=sports&ie=UTF8&qid=1377097956&sr=1-4&keywords=Tencel (Zugriff:
20.09.13)
[7] Händlerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.alb-betten.de/shop/article_1147.001/fan-Cotton-Afrika-TencelBaumwoll-Steppbett.html (Zugriff: 20.09.13)
[8] Made-By (2011): Environmental Benchmark for Fibres (Condensed Version), Research performed by Brown & Wilmanns Environmental, LLC, California, USA.
[9] Online verfügbar unter: http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/gabriele_diller_entwirft_kleidung_aus_holz_59593
(Zugriff: 20.09.13)
[10] Informationen des Umweltinstituts München e.V. Online verfügbar unter: http://umweltinstitut.org/fragen-antworten/bekleidung/konventionelle_bekleidung-678.html (Zugriff: 20.09.13)
[11] Herstellerinformationen. Online verfügbar unter:
http://www.lenzing.com/konzern/press/info/2012/detail/datum/2012/07/02/lenzing-standort-baubeginn-fuer-die-neuetencelR-produktionsanlage-kopie-1.html (Zugriff: 20.09.13)
[12] Bilharz, M.; Steinemann, M.; Schwegler, R.; Spescha, G. (2013): Grüne Produkte in Deutschland: Status Quo und Trends, UBA,
Dessau-Roßlau
62
Baustoff aus expandiertem Graphit für thermische Anwendungen
Produktkategorie
Werkstoffe
Identifiziert in: Deutschlands innovative Seiten 2012
Allgemein / Funktionsbeschreibung




Innovation 23
Naturgraphit wird mit einer neuen Plasmatechnologie expandiert zu einem leichten, aus Graphitflocken
bestehenden Baustoff mit großer Oberfläche und ggf. anwendungsspezifischer Funktionalisierung oder
Beschichtung der Oberfläche [1, 2].
Dieser Baustoff ist leicht (0,05 und 0,25 g/cm³) und hat eine sehr gute thermische Leitfähigkeit, kann
Wärme also gut ab- oder antransportieren. Daher kann er die Leistung von Flächenheiz- und Flächenkühlsystemen verbessern. Dichte und Wärmeleitfähigkeit lassen sich dafür im Expansionsverfahren gezielt einstellen [1].
Anwendungen [3, 4]:
o In Flächentemperiersystemen werden Leichtbauplatten aus expandiertem Graphitbaustoff mit
integrierten Rohren eingesetzt (z.B. Klimadecken (Heiz-/Kühldecken), Wandheizungen, Passivkühlungen unter Nutzung der Außen-/Nachtkälte).
o In thermischen Energiespeichersystemen kann die Kombination von Graphitbaustoff mit latenten Wärmespeichermaterialien zur Verbesserung der thermischen Leitfähigkeit beitragen.
o Als Pulver kann expandierter Graphit anderen Materialien, z.B. Gipskartonplatten, zugesetzt
werden.
o Expandierter Graphit eignet sich auch für Ofenbausteine.
Beispiele: Ecophit von SGL Group [5] in
o Decken-, Heiz- und Kühlsystemen der zehnder carboline von Zehnder,
o Comfort Panel von Uponor zum Heizen/Kühlen von Gebäuden,
o Rondo (Gipskartonplatte) und Easy Board (Metallkassette) von Incotec,
o Climafit Prothermo Gipskartonplatten der Firma Saint-Gobain Rigips GmbH,
o LOMBARDIA Wärmeleitputz von Casa Natura.
Umweltrelevanz

Laut einer Benchmark-Analyse von greenbuilding.com [6] trägt Ecophit dazu bei
o Gebäudebeständigkeit zu verbessern,
o Den Bedarf an Rohstoffen zu reduzieren,
o Energie zu sparen,
o Die Raumatmosphäre in Gebäuden zu verbessern und
o Treibhausgasemissionen zu verringern.

Die Steigerung der Energieeffizienz bei der Raumtemperierung ist durch die bessere thermische Leitfähigkeit des expandierten Graphitbaustoffs gegeben [7].
o Beispielweise ist eine Effizienzsteigerung des Kühldeckensystems von bis zu 30% bei Verwendung von Climafit Prothermo Gipskartonplatten anstatt herkömmlichen Gipskartonplatten
möglich [5].

Durch geringe Vorlauftemperaturen ist der expandierte Graphitbaustoff geeignet für eine Kombination
mit regenerativen Energiequellen (Geothermie, Solarthermie) [7].
63






Er gewährleistet eine schnelle, flexible Aufheizung/Abkühlung [7]. Der Graphitbaustoff sorgt bei gleichem Energieeinsatz für eine gleichmäßigere Temperaturverteilung gegenüber Gipskartonplatten o.ä.
[7].
Die Nutzung von Flächentemperiersystemen anstatt von herkömmlichen Klimaanlagen senkt den Energiebedarf je nach geographischer Lage um 15 – 45% [6]. Flächentemperiersysteme sind im Gegensatz
zu herkömmlichen Klimaanlagen geräuschlos und erzeugen eine angenehmere Raumatmosphäre [8].
Expandierter Graphit steigert die Materialeffizienz bei der Raumtemperierung, da weniger Grundinstallation und Anlagentechnik (z.B. Rohrleitungen) nötig sind [7].
Graphit lässt sich gut recyceln. Materialien aus expandiertem Graphit enthalten keine Bindemittel oder
VOCs und sind gesundheitlich unbedenklich [1, 6].
Flächentemperiersysteme halten über 30 Jahre [6].
Das Gesamteinsparpotential durch expandierte Graphitmaterialien ist schwer abschätzbar, da die konkrete Einsparung in jedem Anwendungsfall unterschiedlich ist.
Markteintrittsbarrieren

Großverbraucherbeschaffung kann den Bekanntheitsgrad dieses Materials erhöhen, Erfahrungswerte
schaffen und so die Marktdurchdringung erleichtern.
Nutzeneinbußen und –gewinne

Vorteile von expandiertem Naturgraphit:
o Chemisch inert, alterungsbeständig [1]
o Außergewöhnlich leicht [1]
o Weich und kompressibel [1]
o Thermisch beständig und nicht brennbar [1]
o Angenehme und gleichmäßige Strahlungswärme [7]
o Architektonische Gestaltungsfreiheit, flexible Raumgestaltung auch bei schwierigen
Raumgeometrien möglich [7]
o Problemlose Integrierbarkeit in bestehende Raster- und Bandrasterdecken, Möglichkeit eines
nachträglichen Einbaus bei Gebäudesanierungen [7]

 Keine Nutzeneinbußen, sondern Vorteile.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher




Anwendungsmöglichkeiten: Büros, Krankenhäuser, Besprechungsräume, Praxen, Wohnhäuser, etc. Für
Neubau und Sanierung/nachträglichen Einbau geeignet [8]
Großverbraucher: Immobilienindustrie, Bürogebäudeausstatter
Endkonsumenten: Immobilienbesitzer
Beispiele:
o
o
Die „Green Towers“ der Deutschen Bank wurden bei ihrer Renovierung mit dem EcophitKühlsystem ausgestattet [6].
Für die Kühldecke der Konzerthalle Bamberg und das BMW-Museum in München wurden
Ecophit-Gipskartonplatten verwendet [9]. Bei der Meyer-Werft in Papenburg kam eine
Ecophit-Klimadecke zum Einsatz [9].
64
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/de/klimadecken-mitnaturgraphit/verfahren/#&panel1-2 (Zugriff: 20.09.13)
Europäische Patentanmeldung EP 2 058 278 A2, Patentblatt 2009/20
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/tour/# (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter:
http://www.sglgroup.com/cms/international/innovation/ecotest_kg.html?__locale=de (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/de/klimadecken-mitnaturgraphit/produkte/#&panel1-1 (Zugriff: 20.09.13)
Benchmark-Analyse von Greenbuildings.com (2011). Online verfügbar unter: http://www.green-buildings.com/content/782048ecophit-l-lightweight-construction-panels (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/de/klimadecken-mitnaturgraphit/vorteile/#&panel1-1(Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/de/klimadecken-mitnaturgraphit/flaechentemperierung/#&panel1-2 (Zugriff: 20.09.13)
Herstellerinformationen. Online verfügbar unter: http://www.ecophit.com/de/referenzen/#&panel1-1 (Zugriff: 20.09.13)
65
Produktkategorie
Werkstoffe
Alternative Kunststoffprodukte, z.B. Arboform
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung
Innovation 24

Zur Begriffsdefinition von Biokunststoffen kann man sich an der Gliederung des UBA [12] orientieren.
Als Biokunststoffe werden folgende Materialien bezeichnet:
o Materialien, die ganz oder teilweise aus Biomasse hergestellt, d.h. biobasiert sind. Eine Bioabbaubarkeit muss nicht gegeben sein.
o Materialien, die nach den Vorgaben anerkannter Normen (z.B. EN 13432) bioabbaubar sind.
o Materialien, die beide Eigenschaften – biobasiert und bioabbaubar – gleichzeitig besitzen.

Bioabbaubar ist ein Material, wenn es für die Zersetzung durch Lebewesen bzw. deren Enzyme bis in
kleinste Bestandteile wie Kohlendioxid, Sauerstoff und Ammoniak geeignet ist. Basiert ein Material auf
nachwachsenden Rohstoffen, dann ist Biobasiertheit gegeben. Auf europäischer Ebene bestimmt die
Norm EN 13432 [16] die Richtlinien für biologisch abbaubare Werkstoffe.
Derartige Materialien sollen insbesondere einen Teil der bisher etablierten Kunststoffe Polyethylen
(PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS) und Polyethylenterephthalat (PET) ersetzen.
Ausgangspunkt für einen neuen thermoplastischen Werkstoff aus ausschließlich nachwachsenden Rohstoffen ist das Naturpolymer Lignin, welches zu etwa 30 % in jedem Baum und jeder verholzenden
Pflanze durch die Photosynthese gebildet wird.
Lignin ist nach der Cellulose das am häufigsten vorkommende Naturpolymer und bildet z. B. im Baumstamm eine dreidimensional vernetzte Gerüststruktur um die Cellulosefasern. Durch Lignin erhält das
natürlich gewachsene Holz seine benötigte Druckfestigkeit, da dieser von den Cellulosefasern nicht
aufgenommen werden kann [1,4,11,13].
Insbesondere stellt "Arboform" eine Alternative zu Kunststoffprodukten her, die vor allem in der Automobil-, Bau-, Elektonik-, Möbel-, Musik- und Spielwarenindustrie eingesetzt werden. Dieses Material
kann durch Spritzgussmaschinen in jede beliebige Form gespritzt werden. Hinter "Arboform" verbirgt
sich der Stoff "Lignin", der zu etwa einem Drittel in jedem Baum vorkommt. Somit besteht dieser Stoff
vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen.
Markteinführung: 1998 gründeten Pfitzer und Nägele das Unternehmen Tecnaro (Spinn-off des Fraunhofer Institut für chemische Technologie), um Arboform zu vermarkten.
Im Bereich der Verpackungsindustrie lassen sich folgende Biokunststoff-Typen einteilen:
o Biokunststoffe aus thermoplastischer Stärke (TPS)
o Biokunststoffe aus Polyactid (PLA)
o Stärkebasierte Blends (Stärke-Blends)
o Polyactid-basierte Blends (PLA-Blends)
o Zellulosebasierte Kunststoffe (Zellstoff)
o Biobasierte Biokunststoffe (Bio-PE, Bio-PET)
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Unter Blends versteht man üblicherweise Verbindungen aus einem biobasierten und einem bioabbaubaren, fossilen Anteil. Für Letzteren wird insbesondere Polybutyladipinterephthalat (PBAT), Polyvinylalkohol (PVOH) oder Polycaprolacton (PCL) verwendet.
66
Umweltrelevanz

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Ersatz konventioneller Kunststoffe auf Erdölbasis durch Arboform aus nachwachsenden Rohstoffen
(Lignin). Lignin wird als Abfallstoff von der Papierindustrie rückgewonnen.
Einen besonderen Umwelteffekt weisen biologisch abbaubare Biokunststoffe auf. Wird der Biokunststoff zusätzlich aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, kann von einem geschlossenen Kohlenstoffkreislauf gesprochen werden. Die zur Produktion der Kunststoffe benötigte Biomasse steht durch
die Kompostierung für das Wachstum neuer Pflanzen zur Wiedergewinnung der Biomasse zur Verfügung
und trägt somit zur Bindung von CO2 im Boden bei.
Allerdings stellen aktuelle Studien die Ökobilanz der Biokunststoffe im Vergleich zu konventionellen
Plastikprodukten als schwer zu bewerten dar. Zusätzlich kompostierbare Kunstoffe sollten wieder verwendet werden (Recycling).
Für formstabile Verpackungen – sprich Becher und Schalen – aus PLA (Biokunststoff) ist insgesamt weder ein grundsätzlicher Vorteil noch ein Nachteil ableitbar. Je nach zugrunde gelegter Umweltkategorie (Klimawandel, fossiler Ressourcenverbrauch, Versauerung, Zerstörung der Ozonschicht etc.) ergibt
sich ein positiveres oder negativeres Bild.
Für Tüten und Taschen aus Biokunstoffe gilt, dass die höhere Dicke der Biokunststoff-Folien einen höheren Materialbedarf zur Folge hat. Ferner weisen die Bioplastikbeutel Anteile von 40%-70% an fossilen Rohstoffen auf, was bei Herstellung wie Entsorgung die Umwelt ähnlich belastet wie im konventionellen Fall. Biokunststofftüten verursachen deshalb zurzeit höhere Umweltlasten als die herkömmlichen Alternativen.
Weiterhin wenn Biokunststoffe in einer Müllverbrennungsanlage zur Energiegewinnung genutzt werden,
wird bei der Verbrennung nur so viel CO2 freigesetzt, wie beim Wachstum der Pflanzen zuvor aufgenommen wurde.
Bisher ist die Kompostierung von Biokunststoffen jedoch häufig noch nicht problemlos möglich. So ist
dafür oft eine Umgebung notwendig, wie sie nur in industriellen Kompostieranlagen vorliegen. Viele
dieser Anlagen lehnen die Annahme von Biokunststoffen jedoch nach einem Hintergrundpapier der
deutschen Umwelthilfe mit Hinweis auf die längere Verrottungszeit derzeit ab.
Lösungsmöglichkeiten hierfür wären der Aufbau eines getrennten Verwertungssystems oder Weiterentwicklungen der Biokunststoffe, um die Verrottungszeit zu verkürzen. Viele Hersteller unterschreiten hier die Vorgaben der Zertifizierungsstandards schon erheblich, so dass deren Produkte schon heute eine bessere Kompostierbarkeit aufweisen.
Biologisch abbaubare Kunststoffe helfen zudem das Problem der Abfallbeseitigung zu vermeiden. Noch
immer wird nur ein verschwindend geringer Anteil der Weltweiten Kunststoffproduktion recycelt. Der
Großteil der Kunststoffabfälle tragen entweder durch die Müllverbrennung zur CO2 Anreicherung in der
Atmosphäre oder zur Verschmutzung und Vergiftung der Ozeane und der Landschaft bei. Schon heute
bilden mehr als 3 Millionen Tonnen Kunststoff im Pazifik eine Insel von der Größe Mitteleuropas. Der
Abbau von konventionell hergestellten Kunststoffen je nach Umweltbedingungen dauert meist mehrere
100 Jahre. Zudem werden dabei häufig toxische Stoffe freigesetzt.
Markteintrittsbarrieren


Die Endverbraucher sind in der Regel nicht sehr gut über die Unterschiede zwischen konventionellen
Kunststoff-Produkten und Biokunststoff Produkte informiert.
Endverbraucher sind der Meinung dass Biokunstoffe teurere bzw. von minderer Qualität im Vergleich zu
herkömmliche Kunststoffprodukte
67


Weiterhin weisen Studien und Befragungen aus, dass letztlich die Kaufentscheidung für Biokunstoffe
mehr durch Preis, Wiedererkennungswert und Bekanntheitsgrad des Logos als Anliegen der Umweltauswirkungen des Produkts beeinflusst.
Wenn der wachsende Trend zu Biokunstoffe und Biokunstoffe Blends weiter sich entwickelt werden
durch Branding v.a. bei Große Hersteller von Endverbraucher Produkte den größere Hebel durchsetzten.
Nutzeneinbußen und -gewinne
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Bis jetzt nicht bekannt außer beim Recycling.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher
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Mögliche Großverbraucher: Gummi- und Kunststoffindustrie, Automobilindustrie (Verkleidung von Fahrzeuginnenräumen), Warenherstellung (Musikinstrumente, Spielzeug, Lautsprecher, Haushaltsgeräten),
Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie, Verpackungsindustrie. Weitere Bereiche könnten die Bauwirtschaft oder Textilindustrie sein
Im Bereich Verpackungsindustrie werden ca. 14 Millionen Tonnen Verpackungen in Deutschland jährlich
verbraucht. Fast 40 Prozent davon bestehen aus Kunststoff. Darin sind etwa 1,8 Millionen Tonnen Material enthalten, das für relativ kurzlebige Kunststoffverpackungen wie Folien, Beutel, Tragetaschen oder
Einweggeschirr Verwendung findet. Gerade in diesem Anwendungsbereich liegt das Potenzial von Biokunststoffen.
Die Produktionskapazitäten für Bioplastik sind annähernd gleichmäßig auf Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien/Ozeanien verteilt. In Deutschland sind die Kapazitäten vergleichsweise gering.
Das Umweltbundesamt (UBA) geht von einer Steigerung des Anteils an Biokunststoffen am gesamten
Kunststoffverpackungsmarkt hierzulande von unter 0,5% im Jahr 2009 auf 1 – 2% im Jahr 2015 aus.
Auf EU Ebene wird das Potential bis 2016 auf 6 Millionen Tonnen Biokunstoffe Einsatz geschätzt.
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
[12]
[13]
[14]
[15]
[16]
Online verfügbar unter: http://www.tecnaro.de/deutsch/avsk.htm
Online verfügbar unter: http://ec.europa.eu/environment/ecoap/about-eco-innovation/good-practices/germany/517_de.htm
Online verfügbar unter: http://en.european-bioplastics.org/market/market-development/market-data-methodology/
Online verfügbar unter: http://www.tecnaro.de/deutsch/grundsaetze.htm?section=arboform
Online verfügbar unter: http://www.git-labor.de/news/marktstudien/marktuebersicht-biokunststoffe-grosses-potential-imverpackungsbereich
Online verfügbar unter: http://en.european-bioplastics.org/market/market-development/potential/
Online verfügbar unter: http://www.nanowerk.com/news2/green/newsid=32376.php
Online verfügbar unter: http://www.ecotpu.eu/default.aspx
Online verfügbar unter: http://www.frost.com/c/10138/srch/search.do?queryText=bioplastics&x=0&y=0&searchType=sub
Online verfügbar unter: http://en.european-bioplastics.org/wpcontent/uploads/2013/publications/EuBP_market%20data_method_web_2012_BM.pdf
Online verfügbar unter: http://reset.org/knowledge/biokunststoffe-eine-gruene-alternative-zu-konventionellem-plastik
Detzel, A., Kauertz, B. & Derreza-Greeven, C. (Oktober 2012). Untersuchung der Umweltwirkungen von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Texte Nr. 52/2012, UBA-FBNr: 001643. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
Online verfügbar unter: http://www.bio-plastics.org/de/informationen-fachwissen-a-markt-know-how/grundlagen/was-sindbiokunststoffe
Online verfügbar unter: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1915360/
Online verfügbar unter: http://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2012/bioplastik-102.html
Online verfügbar unter: http://www.bioplastics.ch/EN-13432.pdf
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Produktkategorie
Biozidfreier Oberputz/Fassadenanstrich
Gebäudebau
Identifiziert in: Deutscher Innovationspreis für Klima und Umwelt IKU
Allgemein / Funktionsbeschreibung

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Innovation 25
Neuartige Oberputze schützen die verputzte Fassade vor Pilz- und Algenbefall, so dass im Gegensatz
zu herkömmlichen Putzen auf Biozidzusätze verzichtet werden kann [1-3].
Fassadenoberputze sind im Allgemeinen hydrophob (wasserabweisend), um die darunter befindlichen
Dämmschichten oder Unterputze vor Feuchtigkeit zu schützen. Eine hydrophobe Oberfläche lässt Wasser abperlen. Dies hat allerdings die Bildung von Wassertropfen zur Folge, welche sich an Fassadenunebenheiten sammeln und aufgrund ihrer kompakten Form nur langsam trocknen, was das Wachstum
von Pilzen und Algen fördert. Um dem entgegenzuwirken, werden in herkömmlichen Putzen Biozide zugesetzt, welche aber mit der Zeit ausgewaschen werden und in Grund- und Oberflächengewässer gelangen [1-3].
Neuartige Oberputze sind in tieferen Schichten ebenfalls hydrophob, um darunterliegende Dämmschichten vor Feuchtigkeit zu schützen. Ihre Oberfläche ist dagegen hydrophil (wasserfreundlich). Regentropfen dehnen sich darauf aus und verdunsten besonders schnell. Überschüssige Feuchtigkeit wird
z.T. aufgenommen und bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder abgegeben. Der Wasserhaushalt der Fassade befindet sich so in einem natürlichen Gleichgewicht, Pilz- und Algenbefall werden dauerhaft ohne
Biozide vermieden [1-3].
Beispiele:
o Aquabalance Oberputze von Saint Gobain Weber [1]: Hier ist der Oberputz selbst in oberflächennahen Schichten hydrophil und kann durch Kapillare Wasser für kurze Zeit aufnehmen, um
ein natürliches Wassergleichgewicht der Fassade herzustellen.
o Bei PURAVision-Putzen von Schwenk [2] und AquaRoyal-Putzen von Keim [3] werden auf den
hydrophoben Oberputz hydrophile Farben aufgetragen.
Umweltrelevanz





Herkömmlich eingesetzte Biozide sind z.B. Terbutryn und Diuron, welche sehr giftig für Wasserorganismen sind und in Gewässern langfristig schädliche Wirkungen haben. Außerdem sind sie gesundheitsschädlich und stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen und das Erbgut zu schädigen [5-7].
Bei herkömmlichen Putzen werden diese Biozide nach und nach ausgewaschen und gelangen so (direkt
oder auf Umwegen durch Kläranlagen, in denen sie nur schwer aus dem Wasser zu filtern sind) ins
Grund- und Oberflächenwasser.
Der resultierende jährliche Schadstoffeintrag wird von Experten auf 5.000 t geschätzt [8]. Vorsichtige
Schätzungen belegen, dass durch eine flächendeckende Nutzung von Putzen mit Wassergleichgewichtsfunktion die Biozidbelastung der Gewässer in Deutschland um mindestens 350 t jährlich reduziert werden könnte.
Auch der Arbeitsschutz bei Produktion und Verarbeitung wird durch den Verzicht auf Biozide verbessert.
Organische Putze benötigen weiterhin geringere Mengen weniger schädlicher Biozide zur Konservierung während der Lagerung. Mineralische Putze kommen dank der neuen Technologie völlig ohne
Biozide aus [1].
69

Pilz- und Algenbefall von Fassaden bzw. Biozideinsatz zu dessen Vermeidung ist ein weitverbreitetes
Problem. Insbesondere beim Einsatz moderner Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) tritt es durch
vermehrte Taubildung an der Außenfassade verstärkt auf. Hieraus ergibt sich ein Zielkonflikt in den
Umweltschutzdimensionen Energieeinsparung/Vermeidung giftiger Stoffe bzw. ein Nutzeneinbußen der
Wärmedämmverbundsysteme [4]. Diese Probleme können durch den Einsatz von Putzen/Anstrichen mit
biozidfreier Pilz-/Algenprävention behoben werden.
Markteintrittsbarrieren

Die neuartigen Fassadenprodukte sind momentan teurer als herkömmliche Produkte. Großverbraucherbeschaffung könnte durch Skaleneffekte zu Preissenkungen führen und den Markteintritt der Produkte erleichtern.
Nutzeneinbußen und –gewinne

Die Oberputze/Anstriche rentieren sich langfristig durch längere Haltbarkeit und somit geringere Reinigungs- und Sanierungsarbeiten.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher






Anwendungsmöglichkeiten: Fassadensanierung, Hausneubau
Großverbraucher: Immobilienindustrie, Handwerksbetriebe
Endverbraucher: Hausbesitzer
Marktlage:
Organische Putze mit Wassergleichgewichts-Funktion sind seit 2006 am Markt. Mineralische Putze beruhen auf dem gleichen Prinzip, aber einer anderen Technologie und wurden 2013 in den Markt eingeführt.
In einer vom UBA beauftragten Studie überprüft das Fraunhofer IBP derzeit die Einsatzmöglichkeiten
biozidfreier Komponenten für Wärmedämmverbundsysteme [4].
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.sg-weber.de/fassade-wand/innovationen/aquabalancefassadenschutz-ohne-auswaschbare-biozide.html (Zugriff: 25.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter: http://www.aquapuravision.de/de/produkte/puravision-produkte.php (Zugriff:
25.09.13)
Herstellerangaben. Online verfügbar unter:
http://www.keimfarben.de/fileadmin/pdf/produktprospekte_de/produktprospekt_aquaroyal.pdf (Zugriff: 25.09.13)
Projektbeschreibung „Verbesserung der Umwelteigenschaften von Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) – Evaluierung der
Einsatzmöglichkeiten biozidfreier Komponenten und Beschichtungen“ UFOPLAN Förderkennzeichen 371195306. Online verfügbar unter: http://www.fassadenforschung.de/Projektbeschreibung.pdf (Zugriff: 25.09.13)
http://toxcenter.org/stoff-infos/t/terbutryn.pdf
http://www.chemicalbook.com/ChemicalProductProperty_DE_CB9412718.htm
http://extoxnet.orst.edu/pips/diuron.htm
Experte Dr. Uwe Erfurth, IfB Institut für Bautenschutz gegenüber baulinks.de. Online verfügbar unter:
http://www.baulinks.de/webplugin/2012/1561.php4 (Zugriff: 25.09.13)
70
Stromspeicher (Batteriespeicher, z.B. Lithium-Titanat)
Produktkategorie
Gebäudebau
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung


Innovation 26
Blei Akkus werden seit vielen Jahren in der Industrie und im Fahrzeugbau (Autobatterie) eingesetzt.
Die Technologie ist dementsprechend erprobt und es gibt langjährige Erfahrungswerte mit Bleibatterien. Handelsüblich sind Blei-Säure Batterien. In jüngster Zeit sind auch Blei Gel Batterien auf den
Markt gekommen, die etwas teurer sind als Blei-Säure Batterien, dafür jedoch wartungsfreundlicher
[7].
Weltweit wird an leistungsfähigeren elektrischen Batterien geforscht. Eine viel versprechende Option
ist der so genannte Lithium-Luft-Akku, der theoretisch eine Energiedichte von bis zu 11 Kilowattstunden
pro Kilogramm erreicht – das 50-Fache heutiger Lithiumionenbatterien [1].
Umweltrelevanz



Zum Teil werden die Systeme mittels wasserbasierter Produktionsverfahren erzeugt [5].
Die Batteriespeicher können zur Speicherung von regenerativ erzeugtem Strom eingesetzt werden.
Lithium Ionen Batterien erzielen einen Wirkungsgrad von bis zu 95 % [7].
Markteintrittsbarrieren




Die Lebensdauer der Systeme bzw. die Anzahl der Ladezyklen ist meistens noch relativ beschränkt.
Die konventionellen Systeme ermöglichen nur relativ geringe Lade- und Entladetiefen.
Die Investitionen für moderne Systeme (z.B. Lithium-Titanat) sind noch sehr hoch.
Es gibt noch keine langjährigen Erfahrungen mit derartigen Systemen, sodass noch großes Mißtrauen
bezüglich der Langzeittauglichkeit der Systeme besteht.Diese werden bislang in beschleunigten Alterungstests simuliert [7].
Nutzeneinbußen und -gewinne





Mit Hilfe des Lithium-Titanat-Systems lässt sich aufgrund der thermischen Systemstabilität eine sehr
hohe Anzahl an Ladezyklen (~ 1000) erzielen [2]
Die Batterien lassen sich ohne Schaden zum Teil sehr tief entladen (Lithium-Titanat nahezu 100 %) [5].
Zudem besitzen sie eine hohe elektrische Energiedichte [6].
Die Speichersysteme lassen sich in sehr kurzer Zeit aufladen [3].
Lithium-Titanat-System besitzt überdurchschnittlich hohe Sicherheit und Lebensdauer [5]
Maßgeschneiderte Systeme bis zum Großspeicher sind möglich [5].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Industrie und GHD. Insbesondere die Automobilindustrie, die Medizin- und

Elektrotechnik, der Maschinenbau sowie Bürogebäude und Fabrikhallen.
Die extrem schnellen Speicherelektroden zeigen großes Potenzial für die Entwicklung neuer effizienter
Batterien [4].
71
Quellen
Online verfügbar unter: http://www.spektrum.de/alias/energiespeicher/lithium-luft-akku-besteht-praxistest/1159675
Online verfügbar unter: http://www.energie-und-technik.de/energiequellen/news/article/90858/
Online verfügbar unter: http://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2012/f-m-24-12.html
Angewandte Chemie International Edition Volume 51, Issue 30, pages 7459–7463, July 23, 2012
Online verfügbar unter: http://www.windkraft-journal.de/2012/06/06/leclanche-prasentiert-umfassendes-lithium-ionenspeicherprogramm/
[6] Elektrochemische Energiespeicher – Ein Überblick über heutige Systeme, online verfügbar unter: http://www.wosnitza.fhaachen.de/wp-blog/wp-content/uploads/2012/03/Lithium-Ionen-Speicher_150411.pdf+
[7] Online verfügbar unter: http://www.solaranlagen-portal.com/photovoltaik/stromspeicher/photovoltaik-speicher
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
72
Mini-Blockheizkraftwerke,
z.B. ZuHauseKraftwerk
Produktkategorie
Gebäudeheizung
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung




Innovation 27
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) erzeugt unter Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowohl elektrische Energie (Strom) als auch thermische Energie (Wärme) dezentral nah am Verbraucher. Daraus resultiert ein sehr hoher Primärenergienutzungsgrad von bis zu 95% [1,11].
Blockheizkraftwerke sind in unterschiedlichen Varianten auf dem Markt verfügbar. BHKW sind nach
Leistung, nach verwendetem Brennstoff und nach der Technik der Energieumwandlung differenziert
[1,11].
Bei der Einteilung nach der elektrischen Leistung werden Nano-, Mikro- und Mini-BHKW sowie GroßBHKW mit einer elektrischen Leistung größer 50 kW unterschieden. Hinsichtlich des Brennstoffes sind
Erdgas, Flüssiggas, Biogas, Heizöl, Biodiesel, Holzpellets, Hackschnitzel und Wasserstoff vertreten. Bei
der angewandten Technik werden Verbrennungsmotoren, Stirlingmotoren, Dampfmaschinen, Brennstoffzellen und Turbinenmodule unterschieden [1,11].
Mini-BHKW können zu einem "Schwarmkraftwerk" zusammengeschlossen und aufgrund der schnellen
Verfügbarkeit als Spitzenlastkraftwerk Wind- und Solaranlagen ergänzen. Z.B. Produkte und Lösungen
wie ZuHauseKraftwerke werden im wirtschaftlich attraktiven Contracting angeboten [8,9].
Umweltrelevanz



Blockheizkraftwerke tragen selbst bei Verwertung fossiler Brennstoffe aktiv zur Ressourcenschonung
und zum Umweltschutz bei (Effizienz über 90%). Im Vergleich erreichen konventionelle Großkraftwerke zur Stromerzeugung nur einen Primärenergie-nutzungsgrad von 30 bis 50% [1,4,6,7,9].
Durch die dezentrale Erzeugung direkt bei den Verbrauchern werden außerdem die Stromnetze entlastet, was den Ausbaubedarf von Hochspannungstrassen verringert. Sie können außerdem den Ausbau
von Solar- und Windenergie unterstützen, da sie wetterunabhängig und schnell verfügbar Strom liefern
und so Spitzenlasten abdecken können.
Die Nutzung eines BHKW als “stromerzeugende Heizung” kann zudem die Kosten für Wärme und Strom
einer Immobilie erheblich senken, die energetische Bewertung der Immobilie für die Einstufung als
Kfw-Effizienzhaus sowie den Energiepass verbessern und damit den Wert des Objektes steigern [1,11].
Markteintrittsbarrieren

Generell können drei Hemmnisse identifiziert werden, die einen Einfluss auf die Realisierung von energietechnischen Maßnahmen ausüben [2]:
o
o
o

Finanzierungshemmnisse
Organisatorische Hemmnisse
Wirtschaftlichkeitshemmnisse
Als ein essentielles Hemmnis für das Contracting wird von zahlreichen Industrieunternehmen das sich
ergebende Abhängigkeitsverhältnis angesehen. Dieses führe zu einer geringen Flexibilität, langen Zugriffszeiten, einer geringeren Eigenkontrolle sowie dem Umstand, dass man die Anlagen bei Bedarf
nicht mehr eigenständig modifizieren kann [3].
73

Aktuelle Untersuchungen gehen von einer ganzen Reihe weiterer Hemmnisse aus. So werden z.B. Vorurteile und Unwissenheit zum Thema Contracting, fehlender Einfluss auf die Auswahl von Subunternehmen oder nicht ausreichendes Angebotspalette, etc. als Hemmnis benant [10].
Nutzeneinbußen und -gewinne




Im industriellen und gewerblichen Bereich sind die Rendite-Erwartungen sehr abhängig vom Wärmeund Strombedarf des jeweiligen Industrie- bzw. Gewerbebetriebes. Sofern ein ganzjähriger Warmwasser- oder Dampfbedarf anfällt, können hohe Renditen erwirtschaftet werden. Wird die BHKW-Anlage lediglich zur Raumwärme benötigt, so fällt die Renditemöglichkeit auf ein Niveau wie im
Wohnungsbereichsektor [1,11].
Bürogebäude eignen sich nur sehr bedingt für einen wirtschaftlichen BHKW-Einsatz, da eine Wärmegrundlast aufgrund eines Brauchwasserbedarfes fehlt. Allerdings viele Bürogebäude werden mit einer
Vollklima-Anlage ausgestattet werden, kann insbesondere bei größeren Versorgungsobjekten die Kälteversorgung mittels Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung realisiert werden. Durch die unterschiedliche Nutzungsstruktur wird hierbei eine ausgeglichenere Verbraucherstruktur geschaffen [1,11].
Bei Hotels muss zwischen Gebäudegröße und Nutzung (Konferenz-, Übernachtung-, oder Wellnesshotel)
unterschieden werden. V.a. bei Hotels mit einer sehr guten Auslastung und einem großen WellnessBereich können Renditen in Höhe von bis zu 25 % erreicht werden. Hotels, die nur zur Übernachtung
dienen, wie zum Beispiel 3-Sterne-Hotels in Städten, erreichen meist geringere Renditen [1,11].
Im Gegensatz zu den erneuerbaren Energien wird der Einsatz von BHKW nicht massiv gefördert. Eine
günstige Bilanz ist nur möglich, da die KWK in BHKW ohnehin eine sehr effiziente und kostengünstige
Möglichkeit der Stromerzeugung darstellt.
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher




Mini-Blockheizkraftwerke mit höherer Leistung (20 kW) eignen sich für Wohnanlagen, Hotels, Schulen,
Sportstätten, Schwimmbäder und Gewerbebetriebe aller Art [4, 5, 7].
Die besten Einsatzmöglichkeiten von BHKW liegen dort, wo ein übers Jahr gleichmäßig hoher Bedarf
von Wärme und Strom vorhanden ist. Aufgrund des meist um die 100°C liegenden Temperaturniveaus
der Wärme aus motorisch getriebenen BHKW sind die Einsatzfelder in Bereichen großen Warmwasserund sonstigen nieder Temperatur Prozesswärmebedarfs in der Industrie: Papierfabrikation, Kunststoffverarbeitung, Betonfertigteilindustrie, Textilveredlung oder Nahrungsmittelindustrie sowie im Gewerbe
in Wäschereien, Gärtnereien und Metzgereien, Hotels und Verwaltungsgebäuden. Gasturbinen-BHKW
eignen sich zur Trocknung in der Holz- oder Ziegelindustrie, in der Chemischen und der Investitionsgüterindustrie [4,6].
Bei einem gleichmäßigen Kältebedarf, z. B. in der Nahrungsmittelindustrie oder den Webereien, aber
auch in Lebensmittelgroßmärkten und großen Kaufhäusern, kann die Motorabwärme über Absorptionskälteanlagen zur Kühlung oder zur Klimatisierung verwendet werden [4,6,7].
Mögliche Großverbraucher: Immobilienwirtschaft, Groß- und Einzelhandel, Bürogebäude/ Banken/Versicherungen, etc.
74
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
[8]
[9]
[10]
[11]
Online verfügbar unter: http://www.bhkw-infothek.de/bhkw-informationen/einleitung/
Online verfügbar unter: http://www.delta-q.de/export/sites/default/de/downloads/contracting-modelle.pdf
Online verfügbar unter: http://www.energy20.net/pi/index.php?StoryID=317&articleID=153516
Fraunhofer ISI: Blockheizkraftwerke (BHKW) – Eine Möglichkeit zur Minderung von Energiekosten.
Online verfügbar unter: http://www.vaillant.de/ecopower/
Online verfügbar unter: http://asue.de/themen/blockheizkraftwerke/index.html
Online verfügbar unter:
http://www.vdi.de/41834.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=53329&cHash=80e03fe82ab624f4a4d0be2a69b94ab5
Online verfügbar unter: http://www.lichtblick.de/privatkunden/bhkw/
Online verfügbar unter: http://www.volkswagen-antriebssysteme.com/de/produkte/blockheizkraftwerk.html
Online verfügbar unter: Contracting Hemmnisse AGFW:
http://www.agfw.de/index.php/agfw/content//wirtschaft_und_markt/energiedienstleistungen/Contracting_HemmnisseMiller.pdf
Online verfügbar unter: http://www.bhkw-infozentrum.de/anwendung/anwendungsfelder_bhkw-renditen.html
75
Kältethermostate mit natürlichen Kältemitteln
(z.B. LAUDA ECO Silver und Gold Kältethermostate)
Produktkategorie
Kältetechnik
Identifiziert in: Diverse Quellen aus dem Internet und der Literatur
Allgemein / Funktionsbeschreibung


Innovation 28
Die Kältethermostate unterscheiden sich äußerlich nicht von den Geräten mit herkömmlichen Kältemitteln, wobei auch die Leistungsdaten beibehalten werden [1, 2].
Als Kältemittel wird z.B. Propan (R290) verwendet. Der Kältekreislauf ist hermetisch geschlossen und
dauerhaft dicht. Dadurch wird das Risiko einer Leckage auf ein Minimum reduziert. Zum Teil sind luftund wassergekühlte Varianten erhältlich [1].
Umweltrelevanz

Ersatz von konventionellen Kältemitteln mit hohem TEWI durch natürliche Kältemittel mit einem deutlich geringeren TEWI (Total equivalent warming impact) [1].
Markteintrittsbarrieren


Die Investitionskosten für Kältethermostate mit natürlichem Kältemittel liegen über den Investitionen
für konventionelle Kältethermostate.
Nicht alle Kältethermostate sind serienmäßig mit natürlichen Kältemitteln lieferbar. Die Ausstattung
mit natürlichem Kältemittel entspricht dann einem Sonderwunsch.
Nutzeneinbußen und -gewinne

Die Thermostate sind für viele Anwendungen geeignet (Temperieren von Proben, Materialprüfung, externes Temperieren von Messgeräten und Versuchsständen, etc.) [4].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher

Mögliche Großverbraucher: Unternehmen aus der Industrie und dem Gewerbe-Handel-

Dienstleistungssektor (GHD)
Anwendungslösungen für Forschung, Wissenschaft, Labor, Technikum und Prozessindustrie [6]
Quellen
[1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]
[7]
Online verfügbar unter: http://www.lauda.de/hosting/lauda/website_de.nsf/urlnames/SPOR-8B9LT6?OpenDocument
Online verfügbar unter: http://www.julabo.de/de/produkte/kaeltethermostate/kaelte-umwaelzthermostate-mit-natuerlichemkaeltemittel
Online verfügbar unter: http://www.wagner-haltern.de/shop/kaeltethermostat_der_economy_reihe,_ehthermostat,_coolgreendetail-657-9992.html
Online verfügbar unter: http://www.faust.ch/tl_files/pdf/.../HUBER_Product-overview-2013.pdf
Online verfügbar unter: http://www.kompetenznetzmittelstand.de/sites/default/files/firmen/downloads/Huber_Produkt%C3%BCbersicht-2013_DE.pdf
Online verfügbar unter: http://www.laborundmore.de/dwldmag/3vb1aV6I/L&M-1-2011.pdf
Online verfügbar unter: http://www.huber-online.com/de/index.aspx
76
Klimakompaktgerät mit integrierter Kältetechnik und doppelter freier
Kühlung
Produktkategorie Prozesstechnik
Identifiziert in: 4. Deutscher Kältepreis
Allgemein / Funktionsbeschreibung



Innovation 29
Die freie Kühlung kommt direkt oder indirekt bei der Kühlung zum Einsatz.
Dieses Klimatisierungssystem nutzt kalte Außenluft, um die Serverräume zu kühlen. Sind die Außentemperaturen zu hoch, wird Kaltwasser oder ein Wasser-Glykol-Gemisch als Kältemittel zwischen Verbraucher und Kältemaschine (indirekte Kühlung) eingesetzt.
Bei sehr niedrigen Außentemperaturen und damit automatisch niedriger Luftfeuchtigkeit wird die indirekte Kühlung genutzt und bei steigender Außenlufttemperatur so lange wie möglich die direkte freie
Kühlung nutzt [3].
Umweltrelevanz


Laut Hersteller sind bei diesem System in Rechenzentren gegenüber herkömmlichen
Umluftkühlsystemen Energieeinsparungen von bis zu 95 % möglich [1, 4, 5].
Es wird Energie zum Be- und Entfeuchten der Luft eingespart [3].
Markteintrittsbarrieren


Es handelt sich um ein innovatives Klimatisierungssystem, über welches noch große Informationsdefizite bestehen. Aufgrund der geringen Erfahrungen bzw. Informationen sind manche Anwender gegenüber dem System misstrauisch („never change a running system“).
Das System muss auf die örtlichen Spezifika der Rechenzentren bzw. Anlagen exakt abgestimmt werden, um seinen optimalen Wirkungsgrad erreichen zu können.
Nutzeneinbußen und -gewinne


Herausforderung: Große Außenluftanteile gelangen in die Räume [5]
Hohe Energieeffizienz durch direkte Nutzung der freien Kühlung [5].
Anwendungsmöglichkeiten bzw. potentielle Großverbraucher


Mögliche Großverbraucher: Büro/IT-Dienstleister sowie Rechenzentren
Berechnungen des Borderstep Instituts zufolge hatte der Elektroenergieverbrauch von Servern und
Rechenzentren in Deutschland 2008 einen Anteil am Gesamtstrombedarf von rund 1,8 Prozent [3].
Quellen
Online verfügbar unter: http://www.presseportal.de/p m/58889/2220387/hocheffiziente-kaeltetechnik-gewinntbundesumweltministerium-verleiht-4-deutschen-kaeltepreis
[2] Online verfügbar unter: http://www.co2online.de/ueber-uns/kampagnen-projekte/deutscher-kaeltepreis/4-deutscherkaeltepreis/
[3] Online verfügbar unter: 4. Deutscher Kältepreis – Wettbewerb der Kälte- und Klimatechnik 2012 – Die Preisträger und ihre
Projekte
[4] Online verfügbar unter: http://www.kka-online.info/artikel/kka_Ausgezeichnete_klimafreundliche_Systeme_1432155.html
[5] Online verfügbar unter: http://www.stulz.de/de/produkte/praezisionsklima/cyberair-dfc2/
[1]
77
1.3
Online-Befragung zur Bewertung von marktreifen Umweltinnovationen
Umweltinnovationen wird eine wichtige Rolle zugesprochen, Produktion und Konsum von Produkten und Dienstleistungen nachhaltiger zu gestalten und somit Umweltbelastungen zu reduzieren. Gleichzeitig wird an dieser auch die Erwartung geknüpft, Synergien zwischen Umweltschutz und Wachstum hervorzubringen. Das Vorhaben fokussiert nicht auf die Rolle des öffentlichen Beschaffungswesens (GPP), sondern widmet sich der Rolle von nicht-öffentlichen Großverbrauchern, dies können Beschaffungsvorgänge großer Einkäufer oder auch kooperative Beschaffungsvorgänge mehrerer Unternehmen sein. Deren Ausrichtung auf die Beschaffung von
umweltinnovativen Gütern und Dienstleistungen kann dazu beitragen, deren Markteinführung
und Marktdurchdringung zu fördern und deren Verbreitung zu beschleunigen.
Die Studie hat durch intensive Recherchen, Gespräche und Diskussionen eine Liste von 30 Umweltinnovationen, die für nicht-öffentliche Großverbraucher von Relevanz sein könnten, zusammengestellt. Zu diesen 30 Innovationen befragen wir Sie. Ziel dieser Befragung ist es, ein
Ranking der 30 Umweltinnovationen zu erzielen und diejenigen zu ermitteln, die prioritär für
das Beschaffungswesen von Großverbrauchern sein könnten. Die so ermittelten Innovationen
sollen in Workshops mit ausgewählten Großverbrauchern weiter verfolgt werden. Dazu sollen
auch Markthemmnisse, Umweltrelevanz und interessante nicht-öffentliche Großverbraucher
durch Ihre Expertise identifiziert werden.
Zu jeder Innovation, die Sie sich in der Lage fühlen zu beurteilen, stellen wir Ihnen 8 Fragen.
Sie müssen dabei nur diejenigen Produkte bewerten, die Ihrer Expertise entsprechen. Die Befragung dauert (je nachdem wie viele Produkte Sie bewerten können) ca. 20 Minuten. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, die Befragung zu unterbrechen und zu einem anderen Zeitpunkt
an derselben Stelle wieder aufzunehmen.
Bitte nutzen Sie aus technischen Gründen nicht die Pfeile ihres Browsers zum Vor- und Zurückblättern, und auch nicht die Enter-Taste zur Eingabe sondern nur die angezeigten Buttons der
Umfrage!
Begriffserklärungen:
•
Umweltinnovation: Umweltinnovationen zeichnen sich gegenüber allgemeinen Innovationen durch ihr Umweltentlastungspotenzial aus. Nach OECD-Definition müssen
Umweltinnovationen die Umweltbelastung reduzieren, unabhängig davon, ob diese
Wirkung beabsichtigt ist oder nicht (OECD 2009). Für die vorliegende Studie werden nur
solche Umweltinnovationen betrachtet, die bereits auf dem Markt verfügbar sind, jedoch noch keine breite Diffusion gefunden haben.
•
Großverbraucher: Unter Großverbrauchern werden private (nicht-staatliche) Unternehmen verstanden, die ein ausreichendes Volumen des Beschaffungsbudgets haben, um
Produkte zentral zu beschaffen, oder die sich zu einer kooperativen Beschaffung zusammenschließen.
Ihre Auskünfte werden wir selbstverständlich vertraulich behandeln. Vielen Dank, dass Sie unser Forschungsprojekt unterstützen und somit einen Beitrag zur Durchsetzung relevanter Umweltinnovationen leisten! Sollten Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an IREES GmbH,
Edith Holländer.
78
Datenschutzrichtlinien IREES-Umfrage
Die Antworten, die wir von Ihnen erhalten, werden streng vertraulich unter strikter Einhaltung
des Datenschutzes erfasst. Nach Beendigung der Befragung ist es nicht möglich, die Antworten
mit Ihrer Email-Adresse oder Kontaktdaten in Verbindung zu bringen, wenn dies nicht ausdrücklich von Ihnen gewünscht wird. Die Antworten, die wir erhalten, werden ausschließlich in
anonymisierter Form und nur für Forschungszwecke in Form statistischer Analysen verwendet.
Eine Weitergabe irgendwelcher Informationen für kommerzielle Zwecke ist in keiner Weise
möglich.
Die Teilnahme an der Online-Befragung ist freiwillig, bei Nichtteilnahme an der Befragung
entstehen Ihnen keinerlei Nachteile. Sie haben jederzeit die Möglichkeit, das Interview abzubrechen.
Alle Verantwortlichen der Umfrage haben sich schriftlich verpflichtet, dass sämtliche Informationen der Befragten der Geheimhaltung unterliegen. Alle Mitarbeiter sind davon in Kenntnis
gesetzt worden, dass eine Verletzung des Datengeheimnisses nach §43f. Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) unter Strafe gestellt ist und haben eine entsprechende Datenschutzerklärung unterzeichnet.
Die Befragung wird durchgeführt von Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien
(IREES) GmbH, Schönfeldstr. 8, 76131 Karlsruhe (www.irees.de), Ansprechpartnerin: Edith Holländer, [email protected], 0721-9152636-25
Diese Datenschutz-Richtlinien entsprechen den Standesregeln der deutschen Markt- und Sozialforschung. Diese sind festgehalten im "ICC/ESOMAR Internationaler Kodex für die Markt- und
Sozialforschung"
Zunächst bitten wir Sie einige Angaben über ihre Person zu machen.
In welcher Branche/Organisation arbeiten sie?
Wissenschaft und Forschung
Verbände und Industrie
Zivilgesellschaftliche Organisationen
Sonstige: _____________________
Welchen thematischen Hintergrund haben Sie?
_________________________________________________________
_________________________________________________________
Geschlecht
Männlich
weiblich
In welchem Bundesland befindet sich ihr Arbeitsplatz?
__________________________________________
79
Sie haben von uns im Vorfeld eine Liste mit 31 Umweltinnovationen bekommen, die im Folgenden bewertet werden sollen. Wir empfehlen, diese Liste während der Beantwortung der
Fragen griffbereit zu haben, da wir nicht die Möglichkeit haben, die Umweltinnovationen an
dieser Stelle noch einmal zu beschreiben.
Aufgrund der Unterschiedlichkeit und Vielfältigkeit der Umweltinnovationen beurteilen Sie
bitte nur diejenigen Produkte, die Ihrer Expertise entsprechen.
Bitte geben Sie an, welche Umweltinnovationen Sie im Folgenden bewerten möchten. Um Ihnen die Eingabe zu erleichtern wurden alle Innovationen mit Nein angegeben. Bitte wählen sie
JA, wenn sie diese Innovation bewerten möchten.
80
Diese Umweltinnovation möchte ich
bewerten
ja
Dezentrale Wärmespeicherung
Dezentrale Stromspeicherung
Biozidfreier Fassadenanstrich
Fensterlüfter mit Wärmerückgewinnung
Wärmepumpen
BHKW
Duschen mit Wärmerückgewinnung
LED/OLED Lampen
Elektrofahrzeuge
Streckenvorausschauende Tempomate
CO2-Klimaanlage in Pkws
Thermostate mit natürlichen Kältemitteln
Bio-Ventilatoren
Kälteerzeugung durch Druckluftkompression
und Absorptionskälte
Serverkühlung durch Geothermie
Serverkühlung durch Außenluft
Energieeffiziente Abluftfilter
Abwärme-Recycling
Recycelte Industrieöle
Bio-Reinigungsmittel
Intelligent gesteuerte Ventilatoren
Zugdrachen
Bandspülmaschinen mit intelligenter
Sensorik
Energieeffiziente Trockensauger
Energieeffiziente Wäschetrockner
Baumwollgarn
Ökologische Teppichböden
Kleidung aus Holzfasern
Graphitbaustoffe
Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen
81
nein
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Informationen zur gewählten Umweltinnovation laut Liste, welche die Experten zuvor erhalten
haben
Worin liegt allgemein der Vorteil dieser Umweltinnovation?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
Worin liegt allgemein der Nachteil dieser Umweltinnovation?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
82
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Welche Klima- und Umweltschutzziele können durch die Umweltinnovation erreicht werden?
Wassereinsparung
Beitrag zum Gewässerschutz
Steigerung der Energieeffizienz
Erhaltung der Artenvielfalt/Lebensräume
Erhöhung der Materialeffizienz
Verwendung nachwachsender Rohstoffe
Vermeidung giftiger / gesundheitsschädlicher / gefährlicher Stoffe
Einsparung von Treibhausgasemissionen
Unterstützung von erneuerbaren Energien
Sonstige: _____________________
Keine
Kann ich nicht beurteilen
Sehen Sie Möglichkeiten, die Umweltrelevanz (weiter) zu erhöhen? Wenn Ja, welche?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
Nach aktuellem Kenntnisstand hat diese Umweltinnovation keine umweltschädliche Wirkung.
Kennen Sie dennoch eine umweltschädliche Wirkung? Wenn ja, welche genau?
83
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Welche (weiteren) Vorteile hat die Umweltinnovation für mögliche Großverbraucher?
Imagegewinn (Das Image des Unternehmens kann dadurch erhöht werden)
Kapitalproduktivität (Pro eingesetztem Euro können mehr Produkte hergestellt werden)
Verbesserte Produktqualität (Durch den Einsatz der Innovation verbessert sich die Qualität der
hergestellten Produkte)
Verbesserte Arbeitsbedingungen (Durch den Einsatz der Innovation verbessert sich die Qualität
der Arbeitsbedingungen)
Verbesserte Prozesseigenschaften (Durch den Einsatz der Innovation verbessert sich die Qualität
der Produktionsprozesse)
Sonstige: _____________________
Keine weiteren Vorteile
Kann ich nicht beurteilen
84
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Welche Markteintrittsbarrieren sehen Sie allgemein für diese Innovation?
Anwender sind nicht
ausreichend über die
Innovation informiert
Es fehlt an einheitlichen Regelungen/Richtlinien für die Eigenschaften der Innovation
Einsatzmöglichkeiten /
Handhabbarkeit eingeschränkt
Fehlender Marktüberblick der Anwender
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Produktqualität leidet
durch den Einsatz der Innovation
Falsche Annahmen der
Kunden über Nutzen der
Innovation
Hohe Wechselkosten (Lern- und
Anpassungskosten)
Prozesseigenschaften werden gestört durch den
Einsatz der Innovation
Unzureichende Ansprache der Anwender durch
die Hersteller
Organisatorisch-funktionale
Probleme (z.B. Hierarchiestruktur)
Fehlende Infrastruktur
Geringe Auswahl für
Anwender (Fehlender
Wettbewerb)
Zusätzlicher Verwaltungsaufwand (z.B. durch rechtliche
Vorgaben)
Sonstige:
_____________________
Keine AnwenderVorbilder am Markt
Technische Risiken
Keine Markteintrittsbarrieren
Fehlendes / Schlechtes
Produkt-Image (z.B.
durch Gegenkampagnen)
Das Produkt ist zu spezifisch
(Marktnische zu klein für aufwändige Vermarktung durch
Hersteller)
Kann ich nicht beurteilen
Umstrittener Umweltnutzen des Produkts
Falls Sie Markteintrittsbarrieren für diese Umweltinnovation sehen, wie können diese Barrieren
überwunden werden?
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
85
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Welche nicht-öffentlichen Großverbraucher kommen für diese Innovation in Frage?
(Bitte beachten Sie, dass sich die Kategorien überschneiden können. Kreuzen Sie bitte alle Kategorien an, die zutreffen.)
Gastgewerbe (Hotelketten,
Gaststätten)
Glasindustrie
Logistik-/Transport/Speditionsunternehmen
Großküchenbetreiber
Papierindustrie
Gewerbe- HandelDienstleistungssektor
(GHD)
Lebensmittelindustrie
Schiffsindustrie
Gesundheitswesen (Krankenhäuser, Pflegeheime
etc.)
Immobilienindustrie
Maschinen- und
Anlagenbauer
Bildungsanstalten (Schulen, Universitäten)
Industriebetriebe mit großen
Werkhallen
Handwerksbetriebe /
Industriebetriebe im Bereich
Klima- und Kältetechnik
Gummi- und Kunststoffindustrie
Waschsalon-Ketten
Wohlfahrtsverbände / Kirchenverbände
Automobilindustrie
IT / IKT Dienstleister, Rechenzentren
Metallverarbeitende Betriebe
Großunternehmen
mit Fahrzeugflotten
Eigentümer von Bürogebäuden (Banken, Versicherungen etc.)
Textilindustrie
Autovermietungen /
CarSharing
Sonstige: _____________
Werkstätten
Chemieindustrie
86
Einzelhandelsketten
Bitte bewerten Sie im Folgenden die Umweltinnovation XXX
Inwieweit treffen die folgenden Aussagen auf die vorliegende Umweltinnovation zu?
(Von "trifft voll zu" bis "trifft gar nicht zu". Dazwischen können Sie abstufen)
Weder
Trifft
voll zu
/
noch
Trifft
gar
nicht zu
Die Innovation eignet sich für
Großverbraucher / große Abnahmemengen.
Die Innovation muss noch viele
Markeintrittsbarrieren überwinden.
Die Innovation birgt sehr viele
Vorteile in Bezug auf die Umwelt.
Die Innovation birgt viele Nutzeneinbußen.
Die Innovation wird von Großverbrauchern bereits umfassend
genutzt.
Die Innovation sollte gefördert
werden (Großverbraucherhebel
hilft).
Was können Sie uns sonst noch zu dieser Umweltinnovation sagen?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
87
Kann ich
nicht
beurteilen
Wollen Sie uns noch etwas zu den Umweltinnovationen mitteilen?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
Wollen Sie uns noch etwas zum Fragebogen mitteilen?
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
Für die vorliegende Studie wäre es sehr wertvoll, wenn wir nach Auswertung der Ergebnisse
der Online-Umfrage besonders interessante Aspekte mit Ihnen eventuell telefonisch vertiefen
können.
Wenn Sie dem zustimmen, bitten wir Sie an dieser Stelle Ihre Kontaktdaten zu hinterlassen und
uns mitzuteilen, wann Sie am besten erreichbar sind:
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
____________________________________________________
Vielen Dank für die Teilnahme!
88
Übersicht:
Kategorien für Marktreife, Umweltwirkung, Großverbrauchereignung und
Förderungsempfehlung
Marktreife
Umweltwirkung
Großverbraucher
(GV)
Förderung
++
Das Produkt ist
schon lange
auf dem Markt
+
Das Produkt ist
noch nicht ausreichend erprobt
++
Nur positive
Nennungen
+
Bedingt positiv
++
Das Produkt ist
für GV geeignet und der
GV-Ansatz hilft
+
Das Produkt ist
für GV geeignet
+
Alle Experten
halten eine GVFörderung für
geeignet und
sinnvoll.
+/-
+/-
+/-
das Produkt
ist noch
nicht vollkommen
ausgereift
-
Technische Risiken werden
genannt
--
Das Produkt ist
noch nicht erhältlich
Der Umweltnutzen
ist umstritten
-
Mehr negative
als positive
Nennungen
--
Nur negative
Nennungen
-
Das Produkt
eignet sich
nicht für große
Abnahmemengen
--
Es handelt sich
um Einzelanfertigungen.
Die Einsatzmöglichkeiten
des Produktes sind
eingeschränkt
bzw. nur
wenige GV
kommen in
Frage
+/-
Die Experten sind
sich uneinig, ob das
Produkt mit
dem vorliegenden
Ansatz gefördert
werden
sollte
89
Alle Experten
halten eine GVFörderung nicht
für geeignet und
sinnvoll.
2 Anlagen zu Kapitel 7 Hauptband
2.1
Gesprächsleitfaden für Experteninterviews zu Praxisbeispielen
Auslöser: Aufgrund welcher Rahmenbedingungen wurde das Einkaufsprojekt initiiert?
Welche Akteure/Akteursgruppen waren beteiligt? Wer hat das Einkaufsprojekt initiiert?
Charakteristika der einzelnen Akteure:

Nachfrager: Wodurch zeichnete sich die Gruppe der Nachfrager nach dieser Innovation aus? Wer nahm daran teil? Wurde eine „kritische“ Nachfragemasse erreicht?

(Potentielle) Anbieter: Welche Charakteristika wies/ wiesen die (potentiellen) Anbieter der Innovation auf? Aufgrund welcher Eigenschaften wurden sie letztlich ausgewählt?

Gab es andere beteiligte Akteure? Was war ihre Rolle?
Charakteristika der Öko-Innovation:

Welcher Produktgruppe/ welchem Servicebereich oder Handlungsfeld ist die Innovation zuzuordnen? Welches sind die öko-innovativen Elemente (im Vergleich zur
konventionellen bzw. früheren Lösung)?

Wie wurde die Innovation durch die Nachfrager bewertet?
Charakteristika des Prozesses:

Was war die Zielsetzung?

Wurde diese Zielsetzung erreicht? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? (Persönliche Einschätzung der kritischen Faktoren und kritischen Punkte im Prozess)

Wie lief der Prozess ab? Wer hat Entwicklungen/ richtungsweisende Entscheidungen
maßgeblich vorangetrieben und beeinflusst?

(Wie) wurde der Prozess durch politische Rahmenbedingungen bzw. nicht direkt am
Beschaffungsprozess beteiligte politische Akteure unterstützt?

Inwieweit könnten Beschaffungsprozesse in Kooperation mit privaten Akteuren organisiert werden?

Inwieweit und in welcher Rolle können bzw. sollten staatliche Akteure (überhaupt)
in entsprechende Prozesse eingebunden sein?
Erfahrungen und Erkenntnisse:

War das Projekt erfolgreich?

Was waren zentrale positive bzw. negative Erfahrungen (Stärken/Schwächen)?

Hätten Sie sich eine andere bzw. intensivere politische Unterstützung erwünscht? In
welcher Weise hätte Politik das Vorhaben unterstützen können?

Ließen sich die Erfahrungen auf Einkäufe (anderer) nicht-öffentlicher Großverbraucher übertragen? Wenn prinzipiell ja: was wäre zu beachten?
90
2.2 Gesprächsleitfaden für Experteninterviews zu den Politikinstrumenten
Wie schätzen Sie den Stellenwert nachfrageseitiger Innovationspolitik ein:

Welche Bedeutung hat sie?

Welche Rolle spielen nicht-öffentliche Großverbraucher dabei? Sind sie bereits gegenwärtig eine explizite Zielgruppe dieser Politik(instrumente)? Welche Bedeutung
sollte ihr zukünftig zukommen?
Politische Hindernisse:

Welches sind politische Entscheidungen, die verhindern, dass nicht-öffentliche Großverbraucher nachhaltige Innovationen in großen bzw. größeren Stil nachfragen und
auf diese Weise den Markt verändern (Stichwort: nicht-öffentliche Großverbraucher
als Treiber nachhaltiger Innovationen)?
Politikinstrumente:
1

Welche politischen Instrumente könnten / sollten eingesetzt werden, um nichtöffentliche Großverbraucher zu aktivieren bzw. diese zu unterstützen, diese Rolle des
Treibers nachhaltiger Innovationen zu übernehmen?

Welche (politischen) Akteure müssten wie/ in welcher Rolle eingebunden sein, um
Effektivität und Erfolg der Instrumente zu unterstützen/ sichern?

Gibt es eine Verbindung zur „Leitmarktpolitik“ 1?

Könnten die folgenden Instrumente 2 nachfrageseitig Innovationen fördern bzw. unterstützen?

Regulative Elemente (z.B. Vorschriften zu Herstellung und Performance von Produkten/ Dienstleistungen wie z.B. Emissionsstandards; Vorschriften zur Nutzung von Innovationen; regulative Maßnahmen, die Märkte schaffen oder Marktbedingungen so
beeinflussen, dass die Nachfrage nach Innovationen steigt wie z.B. der Emissionshandel)

Finanzielle Förderung (z.B. in Form von finanziellen Zuschüssen für Nachfrager oder
Steuererleichterungen)

Bewusstseinsbildung/ Kompetenzaufbau/ Information (z.B. Informationskampagnen
zur Nutzung neuer Technologien, Beratung (von Unternehmen), Labels als vertrauensbildende Maßnahme, staatliche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen etc.; oder
auch

Pilot- und Demonstrationsvorhaben

Netzwerk-Aufbau/ Plattformen („user-producer interaction“)
Zur Erläuterung: Das Konzept des „Leitmarkt“ / „Vorreiter‐Markt“ bzw. „Lead‐market“ im Englischen geht davon
aus, dass neue Technologien/ Dienstleistungen zunächst in einem bestimmten heimischen Markt eingeführt
werden, um dann später in den Weltmarkt exportiert werden zu können. Die Schaffung von Leitmarkten kann
politisch gefördert werden und dient dem Aufbau einer nationalen Vorreiterrolle und damit der Realisierung internationaler Wettbewerbsvorteile (vgl. dazu Fichter/Clausen 2013; S. 58; Edler 2007; S. 49f.).
2
Vgl. dazu beispielsweise Edler (2006) oder (2013).
91

Integrierte Ansätze (Koordinierte Maßnahmen, die verschiedene nachfrageseitige oder auch eine Kombination von nachfrageseitigen und angebotsseitigen Innovationsinstrumenten umfassen)

Können Sie noch andere Maßnahmen bzw. Instrumente empfehlen, die eine nachfrageseitige Innovationspolitik unterstützen könnten?

Hängen die bevorzugt einzusetzenden Politikinstrumente von der jeweiligen spezifischen Innovation ab oder sind sie verallgemeinerbar?

Ist eine Kooperation von öffentlichen und nicht-öffentlichen Großverbrauchern bei
der Beschaffung im Hinblick auf nachhaltige Innovationen sinnvoll und realisierbar?
2.3 Liste der befragten Experten
Gesprächspartner
Institution
Gesprächsdatum
Bleekemolen, Bibi
Clausen, Jens Dr.
Dalhammar, Carl Dr.
Edler, Jakob Prof.
Fairphone
Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit
Lund University Sweden
Manchester Business School, Professor of Innovation Policy
and Strategy
TU Dresden, Lehrstuhl für betriebliche Umweltökonomie
Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Ehemals: Greenpeace Deutschland e.V.
Universität Berlin, Forschungszentrum für Umweltpolitik
Kompetenzzentrum innovative Beschaffung (KOINNO)
Lund University Sweden, International Institute of Industrial Environmental Economics (IIIEE))
Freiberuflicher Referent, Berater und Moderator
Ehemals: Evangelische Akademie Bad Boll
Ruhestand
Ehemals: Greenpeace
WSP Group
Ehemals: Swedish Energy Agency / NUTEK
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
KIT Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS)
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH Berlin
Universität Kassel, Lehrstuhl BWL
Greenpeace Deutschland e.V.
Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie
ifo Institut
21.01.2014
24.01.2014
22.01.2014
08.01.2014
Günther, Edeltraud Prof.
Härlin, Benedikt
Jakob, Klaus Dr.
Jungclaus, Martina
Kiss, Bernadett
Kraus, Jobst
Lohbeck, Wolfgang
Persson, Agneta
Rennings, Klaus Dr.
Schippl, Jens
Schumann, Katrin
Seuring, Stefan Prof.
Teske, Sven
Thomas, Stefan Dr.
Wiederhold, Simon Dr.
92
24.01.2014
30.01.2014
20.12.2013
29.01.2014
10.01.2014
18.12.2013
11.12.2013
09.01.2014
08.01.2014
14.01.2014
17.12.2013
18.12.2013
12.12.2013
17.12.2013
17.01.2014
TEXTE
51/2015
Marktmacht bündeln:
Großverbraucher als
Treiber für Innovationen
beim nachhaltigen
Konsum
Anlage III: Dokumentation dreier Workshops
TEXTE 51/2015
Umweltforschungsplan des
Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Forschungskennzahl 3712 93 302
UBA-FB 002137/ANL,3
Marktmacht bündeln: Großverbraucher als
Treiber für Innovationen beim nachhaltigen
Konsum
Anlage III: Dokumentation dreier Workshops
von
Dr. Frieder Rubik, Ria Müller, Corinna Hinke
unter Mitarbeit von
Sebastian Brandsch, Vanessa Geller, Doreen Havenstein, Hannah Jaberg,
Theresa Kim, Katharina Loersch, Katharina Maaß, Jakob Rünz, Nils Thonemann
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, Berlin
Dr. Felix Reitze, Dr. Anette Roser, Dr. Felipe Toro, Edith Holländer
Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien GmbH (IREES),
Karlsruhe
Dr. Sabine Langkau, Dr. Katrin Ostertag
Fraunhofer- Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), Karlsruhe
Im Auftrag des Umweltbundesamtes
Impressum
Herausgeber:
Umweltbundesamt
Wörlitzer Platz 1
06844 Dessau-Roßlau
Tel: +49 340-2103-0
Fax: +49 340-2103-2285
[email protected]
Internet: www.umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt.de
/umweltbundesamt
Durchführung der Studie:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH,
Potsdamer Str. 105
10785 Berlin
Abschlussdatum:
Oktober 2014
Redaktion:
Fachgebiet III 1.1 Übergreifende Aspekte des Produktbezogenen
Umweltschutzes, Nachhaltige Konsumstrukturen, Innovationsprogramm
Dr. Michael Bilharz
Publikationen als pdf:
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/marktmacht-buendelngrossverbraucher-als-treiber
ISSN 1862-4804
Dessau-Roßlau, Juni 2015
Das diesem Bericht zu Grunde liegende Vorhaben wurde mit Mitteln des
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unter
der Forschungskennzahl 3712 93 302 gefördert. Die Verantwortung für den
Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Inhaltsverzeichnis
1
Anlagen zu Kapitel 8 im Hauptband ........................................................................................... 6
1.1
Fachgespräch „Klimaanlagen“ ............................................................................................... 6
1.1.1 Organisationsrahmen ........................................................................................................ 6
1.1.2 Diskussionsstränge und Ergebnisse .................................................................................. 7
1.1.3 Teilnehmerliste .................................................................................................................13
1.2
Fachgespräch „Wäschetrocknung“ .....................................................................................14
1.2.1 Organisationsrahmen ......................................................................................................14
1.2.2 Diskussionsstränge und Ergebnisse ................................................................................15
1.2.3 Teilnehmerliste .................................................................................................................24
1.3
Fachgespräch „Textilien“ ......................................................................................................25
1.3.1 Organisationsrahmen ......................................................................................................25
1.3.2 Diskussionsstränge und Ergebnisse ................................................................................26
1.3.3 Teilnehmerliste .................................................................................................................34
5
1
Anlagen zu Kapitel 8 im Hauptband
1.1
Fachgespräch „Klimaanlagen“
1.1.1
Organisationsrahmen
Titel der Veranstaltung
„Fuhrparkmanagement: Aktuelle Handlungsmöglichkeiten bei Klimaanlagen“
Datum
24.10.2013 09:30-16:00 Uhr
Ort
Umweltbundesamt Berlin, Bismarckplatz, Raum 1134
Teilnehmende
Siehe Teilnehmerliste (Kap. 15.1.3)
Referent(inn)en
Gabriele Hoffmann (Umweltbundesamt)
Prof. Johannes Reichelt (TWK GmbH)
Moderation
Dr. Dr. Mario Tobias (IASS Potsdam)
Zeitplan
09:30
Ankunft/ Registrierung
10:00
Begrüßung I Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
10:05
Ziele des Fachgesprächs I Moderation: Dr. Tobias
10:10
Vorstellungsrunde
10:30
Fachvortrag: Autoklimaanlagen: Umwelteffekte, EU-Gesetzgebung und Perspektiven I
Gabriele Hoffmann, Umweltbundesamt
10:50
Fachvortrag: Funktionsweise von umweltfreundlichen Autoklimaanlagen I
Prof. Johannes Reichelt, TWK GmbH
11:30
Diskussion: Relevanz von Autoklimaanlagen im Fuhrparkmanagement
12:15
Mittagspause
13:15
Nachhaltige Unternehmensstrategie I Moderation: Dr. Tobias
13:20
Diskussion: Die Potenziale umweltfreundlicher Autoklimaanlagen für das Unternehmensportfolio
14:15
Kaffeepause
14:30
Fortsetzung der Diskussion
15:50
Zusammenfassung und Ausblick I Moderation: Dr. Tobias
16:00
Ende der Veranstaltung
6
1.1.2
Diskussionsstränge und Ergebnisse
Im Folgenden sind die wichtigsten Themenlinien und Ergebnisse der Diskussion festgehalten.
10.00 Begrüßung
Dr. Moser (Umweltbundesamt) eröffnete den Workshop. Sie erläuterte die Motivation
des UBA, sich in diesem Thema zu engagieren und ging dabei auf die umfangreichen
Arbeiten zu Autoklimaanlagen im UBA-Fachgebiet III 1.4 „Stoffbezogene Produktfragen“, das von Herrn Dr. Plehn geleitet wird, sowie das aktuelle Forschungsvorhaben
„Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen
Konsum“, das in ihrem Fachgebiet III 1.1 „Übergreifende Aspekte des produktbezogenen
Umweltschutzes“ durchgeführt wird, ein.
10.05 Ziele des Fachgesprächs
Der Moderator Dr. Tobias begrüßte die Anwesenden und verwies auf die vielfältigen
Einsatzgebiete von CO2 und ging auf die Frage ein, wovon eine erfolgreiche Diffusion
von Innovationen im Markt abhängt. Anschließend stellte er die Ziele und Agenda des
Workshops vor. Dabei betonte er, dass die heutige Veranstaltung ein offenes Gespräch
zum Austausch sei und es für das Umweltbundesamt auch wichtig sei, die Überlegungen
der Anwesenden kennenzulernen.
10.15 Vorstellungsrunde
Die Teilnehmenden stellten sich kurz vor (Name, Organisation, Motivation für Teilnahme). Die einzelnen
Motive wurden auf Karteikarten von Dr. Rubik gesammelt (vgl. Sammlung I).
Es zeigte sich, dass es verschiedene Motive gab, nämlich:
a.) eine bisherige Nichtbefassung mit dem Thema
„Klimaanlagen“ und dem Interesse, mehr zu erfahren,
b.) eine Optimierung der betrieblichen Beschaffung,
c.) ein Reduktion von Treibhausgasen sowie
d.) Erneuerung eines früher gescheiterten
Beschaffungsversuchs.
Sammlung I:
Motivation zur Teilnahme
10.40 Fachvortrag: Pkw-Klimaanlagen: Umwelteffekte, EU-Gesetzgebung und Kältemittel
Schwerpunkte des Vortrages von Frau Hoffmann (UBA) waren die Umwelteffekte von
Kältemitteln in Fahrzeugklimaanlagen, die EU-Gesetzgebung (MAC-Richtlinie
2006/40/EG) und der aktuelle Umsetzungsstand. Die Eigenschaften der Kältemittel
R1234yf und R744 wurden beschrieben(R744 ist der genormte Kältemittelname von
CO2). Die Treibhausgasemissionen durch den Einsatz des Kältemittels R134a steigen weiter an. Das Kältemittel R134a wurde in neuen Pkw bisher kaum durch R1234yf ersetzt.
Obwohl das Kältemittel R1234yf die Forderung der MAC-Richtlinie nach einem Treibhauspotential kleiner 150 erfüllt, ist sein Einsatz mit neuen Umweltbelastungen verbunden, wie höheren Emissionen bei der Herstellung gegenüber R134a und Bildung von
7
persistenter, algengiftiger Trifluoressigsäure (TFA) beim Abbau in der Atmosphäre. Wegen der Brennbarkeit des Kältemittels R1234yf ergeben sich gegenüber dem nicht entzündlichen R134a neue Fragen für die Sicherheit im Pkw, insbesondere durch die Entstehung von Fluorwasserstoff (HF) bei höheren Temperaturen und im Brandfall. Nach
neuen Erkenntnissen der Autohersteller zur möglichen Brandentstehung bei Pkw befasste sich das Kraftfahrtbundesamt und die Europäische Union mit den Risiken des Einsatzes von R1234yf.
Im Anschluss entspann sich eine intensive Diskussion, die folgende Diskussionspunkte
umfasste:
-
Die durch Neukonzipierung der und Umrüstung auf CO2-Klimaanlagen entstehenden Mehrkosten wären über einen „Total cost of ownership“-Ansatz aufgrund der Skaleneffekte und der geringeren Kosten des Kältemittels CO2 günstiger zu beurteilen und dürften kein wirkliches Gegenargument mehr darstellen.
-
Die Kältemittelemissionen aus Pkw ergeben sich nicht nur aus den konstruktiv
bedingten Emissionen aus den Dichtungen der Klimaanlagenkomponenten,
sondern auch bei der Wartung, bei Leckagen durch Alterung, Korrosion, Steinschlag und Unfällen sowie in hohem Maße bei der Entsorgung. Die Dichtheitsvorgaben für F-Gas-Klimaanlagen bei 40 bzw. 60 g/Jahr lt. VO (EG)
706/2007/KOM, die ab dem Jahr 2008 für den Typ der Klimaanlage gelten,
werden weder am einzelnen Pkw noch über die Lebenszeit bestimmt und haben auf die Kältemittelemission über den Gesamtlebenszyklus relativ wenig Einfluss.
-
Eine Einführung von CO2-Klimaanlagen in Pkw erfolgte bisher nicht, obwohl die
Technik bis zum Jahr 2008/2009 prinzipiell entwickelt war. Vier namhafte Hersteller von Kompressoren aus Europa und Asien hatten die Dauerlauftests nach
den strengen VDA-Vorgaben bestanden. Um 2008/2009 wäre es möglich gewesen, die CO2-Klimaanlagentechnik als „Standard“ verfügbar zu machen und in
die Serienproduktion einzuführen.
-
Einführungshindernisse für CO2-Klimaanlagen waren auf der einen Seite, dass
der Aufbau von neuen Fertigungslinien für CO2-Klimaanlagen hohe Investitionen der OEM erfordert hätte und für eine Rentabilität Mindeststückzahlen in
Millionenhöhe erforderten, und auf der anderen Seite die Chemieindustrie
massiv mit sog. Low-GWP Kältemitteln (fluorierten Kältemitteln mit kleinem
Treibhauspotential) warb, die in der Einführung für die OEM günstiger zu sein
versprachen. Dazu kam die sog. Finanzkrise, die Investitionen generell schwierig machte. Außerdem hatten einige Hersteller die CO2-Technologie noch nicht
in der erforderlichen Reife entwickelt und deshalb kein Interesse an der schnellen Einführung von CO2.
-
Dazu kam der Wunsch der gesamten Branche nach einem möglichst einheitlichen Kältemittel für den gesamten Weltmarkt.
-
In den USA gibt es zwar noch kein Verbot von R134a, aber einen anderen Anreiz, das Kältemittel R134a zu ersetzen. Es wird ein Bonus auf den Abgasausstoß
des Fahrzeuges gewährt für Kältemittel mit niedrigerem GWP, d.h. die Kältemittelersatzfrage stellt sich auch für Pkw, die in den USA zugelassen werden.
8
-
Ein Vorteil von CO2-Klimaanlagen ist, dass sie auch als Wärmepumpe betrieben
werden können und dabei sehr effizient sind und im Gegensatz zu R1234yf bis
zu sehr niedrigen Temperaturen heizen können. Aus technischer Sicht wäre der
elektrische Betrieb des Kompressors sowohl hinsichtlich der Laufzeiten als auch
der Leckagen als die für die Zukunft günstigere Variante für CO2-Klimaanlagen
anzusehen.
-
Welche (technischen) Hindernisse sind der Grund dafür, dass die CO2Klimaanlagentechnik noch nicht so umfassend auf dem Markt verfügbar ist?
Um 2008/2009 wäre es möglich gewesen, CO2-Klimaanlagen als „Standard“ einzuführen und die Produktion in Großserie zu realisieren. Die OEMS lösten aber
keine Bestellungen bei den Zulieferern aus.
11.00 Fachvortrag: Funktionsweise von umweltfreundlichen Autoklimaanlagen
Prof. Reichelt (TWK GmbH) stellte ausführlich die Historie der AutoklimaanlagenEntwicklung, Aufbau und Funktionsweise von Klimaanlagen vor. Er referierte über die
CO2-Technik und beleuchtete kritisch deren Vor- und Nachteile im Vergleich zu den Alternativen. Bereits 1996 gab es erste Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel, die Entwicklungsschritt in den Folgejahren voran, wurde jedoch Ende 2008 mit Auflösen der Fachabteilungen in den Automobilfirmen eingestellt. Aus seiner Sicht haben synthetische
Kältemittel wie R134a und R1234yf längerfristig keine Chance, sie werden durch natürliche Kältemittel ersetzt werden. Dies werde jedoch bis zu einem Großserieneinsatz noch
bis Ende des Jahrzehnts dauern.
In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Punkte angesprochen:
-
Das Gewicht der Klimaanlagen mit CO2 als
Kältemittel kann in Zukunft reduziert werden,
wenn die Technik entsprechend fortentwickelt
wird.
-
Gibt es technische Hindernisse für Klimaanlagen mit CO2 als Kältemittel? Aus Sicht von Hr.
Reichelt wäre ein Einstieg in den Jahren
2008/2009 möglich gewesen; Problem sah er
in der Lebensdauer der Anlagen, hier bestand
noch Entwicklungsbedarf.
-
Aus technischer Sicht wäre der elektrische Betrieb des Kompressors sowohl hinsichtlich der
Laufzeiten als auch der Leckagen als die für
die Zukunft günstigere Variante für CO2Klimaanlagen anzusehen.
-
Sammlung II:
Beschaffungskriterien allgemein
Ein bisheriges Hindernis für die weitere Optimierung der Klimaanlagen ist der
Ablauf der Produktplanung bei den Automobilherstellern. Die Klimaanlage war
als Nebenaggregat bisher nicht im Fokus der Pkw-Entwicklung. Ein neues Kühlkonzept müsste aber von Anfang an bei der Konzeption des Pkw einbezogen
werden. Die Fachleute für Klimaanlagen werden aber in der Regel erst so spät
9
einbezogen, dass keine grundsätzlich neue Lösung für die Klimaanlagentechnik
mehr möglich ist.
-
Wie verhält es sich mit Klimaanlagen in Elektrofahrzeugen? Trend zu Klimaanlagen mit CO2 ist erkennbar, da Vorteile für die kombinierte Heizung und Kühlung bestehen. Frau Hoffmann verweist darauf, dass in Deutschland schon Kühl/Heiz-Module für Elektrofahrzeuge entwickelt wurden und es auch in Japan
Entwicklungen mit kleinen elektrischen CO2-Kompressoren für Wärmepumpen
gibt.
11.30 Diskussion „Relevanz von Autoklimaanlagen im
Fuhrparkmanagement“
Die Teilnehmenden am Fachgespräch benannten die
in ihren Unternehmen relevanten Kriterien bei der
Pkw-Beschaffung, vgl. auch nebenstehende Karteikartensammlungen von Herrn Dr. Rubik (Sammlungen II
und III).
Oberste Priorität beim Einkauf ist es, den Fahrbedarf
zu decken, einzelne Komponenten, wie etwa Klimaanlagen, sind dabei nachrangig.
Bei allen teilnehmenden Institutionen stellt bei der
konkreten Beschaffung die „(Fahrzeug)Sicherheit“ den
zentralen Aspekt dar, gefolgt von Kriterien für „Ökologie“ und „Wirtschaftlichkeit“. Die Ökologisierung des
Fuhrparks wird über die Senkung des CO2-Ausstoßes
erreicht. Dafür werden mitunter Grenzwerte für den
CO2-Ausstoß an Leistungsgrenzen der Pkw gekoppelt.
Sammlung III:
Rolle Klimaanlagen bei Beschaffung
Einige Teilnehmer wiesen darauf hin, dass ihre Geschäftsführungen darauf drängen,
dass die Beschaffung immer günstiger werden muss. Auch betonte die Mehrzahl der
Teilnehmenden, dass ihre jeweiligen Institutionen die Abnahme konkreter Mengen
nicht garantieren können (keine Abnahmegarantie). In allen teilnehmenden Institutionen sind viele Personen in den Beschaffungsprozess involviert, die durchaus unterschiedliche Aufgaben haben und Interessen verfolgen – dies stelle eine zentrale Barriere
dar, ebenso wie begrenzte Zeitbudgets. Die Teilnehmenden betonten auch, dass Flotte
ein „emotionales Thema“ sei.
12.15 Mittagspause
13.15 Nachhaltige Unternehmensstrategie
Anknüpfend an die Diskurse des Vormittags leitete Dr. Tobias die zweite WorkshopHälfte ein.
13.20 Diskussion: Die Potenziale umweltfreundlicher Autoklimaanlagen für das Unternehmensportfolio
Die Diskussion am Nachmittag erfolgte en bloc. Einzelideen, Themen und Meinungen
wurden von Dr. Rubik auf Moderationskarten notiert und an der Metaplanwand visualisiert, vgl. nebenstehende Dokumentation.
10
Ein Teilnehmer wies auf die Aktivitäten im „Schaufenster Elektromobilität“ hin. In diesem Netzwerk arbeiten verschiedene Akteure zusammen, die auch
neue Bedarfe in ihre Diskussion aufnehmen können.
Die anwesenden Experten gaben ihre Schätzungen
darüber ab, wann CO2-Klimaanlagen in Großserie
produziert werden können. Aufgrund des Mangels an
fachkundigen Ingenieuren in den Entwicklungsabteilungen der Automobilhersteller und der Notwendigkeit, ganze Produktionslinien neu aufzubauen und zu
validieren, wird die vollständige Ausrüstung der Autoflotten von den Betreibern, die heute mit CO2 beginnen, im Jahr 2017 nicht abgeschlossen sein können. Bezüglich der Einhaltung der entsprechenden
EU-Richtlinie 2007/40/EG wären flexible Lösungen
wünschenswert. Herr Plehn verwies darauf, dass es
Sammlung IV:
einen VDA-Ausschuss gibt, der derzeit europaweit
Mögliche Lösungsstrategien
einheitliche konstruktive Vorgaben für CO2Klimaanlagen erarbeitet.
Daimler will 2016 erste Pkw-Typen in Serie mit CO2-Klimaanlagen ausrüsten und auf den
Markt bringen. Insgesamt unterstützten die Teilnehmenden am Fachgespräch CO2 als
Kältemittel in Klimaanlagen.
Einige Teilnehmer signalisierten, dass sie mit diesem Thema an die Automobilhersteller
herantreten würden, mit denen sie Rahmenverträge haben. Dabei unterstützend wäre
es, die Argumente und Gegenargumente für beide Kältemittel (R1234yf und CO2) zu
kennen und übersichtlich ausgearbeitet vorliegen zu haben. Die Teilnehmenden wünschen sich deshalb eine vergleichende Darstellung der aktuell bekannten Vor- und
Nachteile von Anlagen mit R123a, R1234yf und CO2 als Kältemittel (bezüglich Eigenschaften und Umweltwirkungen der Kältemittel, Herstellung, Nutzung und Entsorgung).
Sie stimmten dem Vorschlag von Frau Moser (UBA) zu, eine Veranstaltung mit Herstellern und Vertriebsleitern über CO2-Klimaanlagen durchzuführen. Das Umweltbundesamt
sehen sie dabei aufgrund der Kompetenzen in Umweltschutz und Arbeitssicherheit als
„neutralen Mittler“. Im Anschluss an die o.g. Veranstaltung soll ein Artikel in einer einschlägigen Fachzeitschrift platziert werden, die v.a. von Fuhrparkverantwortlichen gelesen werden. Herr Loose bot in diesem Zusammenhang an, dem Umweltbundesamt Vorschläge für geeignete Fachzeitschriften zu unterbreiten.
Es wurde zusätzlich diskutiert, welche konkreten Handlungsmöglichkeiten bei der aktuellen Fahrzeugbeschaffung bestehen. Folgende Option des strategischen Einkaufs in
Richtung umweltfreundliche Autoklimaanlage äußerten die Teilnehmenden:
-
Bei Marktbeobachtung/ pre-commercial procurement-Gesprächen mit Herstellern kann das Interesse an dieser Öko-Innovation geäußert und um Lösungsvorschläge gebeten werden.
-
In Abhängigkeit von der Nutzungsdauer der betreffenden Pkw könnte ein Vermerk in der Leistungsbeschreibung für die zu beschaffenden Pkw gegeben
werden, dass die Klimaanlage des Fahrzeugs ohne Kältemittel R1234yf befüllt
ist.
11
-
Rahmenabkommen mit denjenigen Herstellern kündigen, die nicht explizit und
definitiv R1234yf als Kältemittel in ihren Pkw ausschließen (Opel, Ford).
Prof. Reichelt machte darauf aufmerksam, dass man heute noch keine Fahrzeuge mit
CO2-Klimaanlagentechnik bestellen könne und einzelne Testfahrzeuge nicht vor Mitte/
Ende 2014 bereit stünden.
Eine zusätzliche Handlungsebene, die Forschung zu CO2-Klimaanlagentechnik in Richtung Anwenderbezug, Serienreife und spezielle Effizienzsteigerungsmaßnahmen zu unterstützen, wird über Förderprogramme des Bundes gesehen. Das Umweltbundesamt
will sich dafür engagieren, dass hier Fördermittel für Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, damit eine CO2-Klimaanlagentechnik bereits vor 2019 serienreif ist.
Eruiert wurde, welche „Testmärkte“ für CO2-Klimaanlagentechnik vorhanden bzw. zu
öffnen sind und welche Unterstützung es dafür ggf. bedarf. Herr Berndt bot an, 100 Taxen in Berlin für den Testbetrieb mit CO2-Klimaanlagentechnik zur Verfügung zu stellen.
Sie eignen sich aus mehreren Gründen: Außenwirksamkeit/ Öffentlichkeit/ Image,
Reichweite von ca. 80.000 km/ Jahr, Kommunikation zwischen Fahrern und Fahrgästen
über die Technologie. Herr Rüster bietet an, den Großteil der LkwAbfallsammelfahrzeuge zur Umrüstung auf CO2 zur Verfügung zu stellen.
Es wurden übliche durchschnittliche Nutzungszyklen für Pkw diskutiert. Die teilnehmenden Institutionen unterscheiden sich in ihrer Praxis hierzu:
-
Kaufhaus des Bundes (KdB): zwei Arten von Beschaffungen: (1) Fahrzeuge, die
bis zum Verschleiß genutzt werden, (2) Flotte, deren Fahrzeuge im Zeitraum
2014-2017 dreimal ausgetauscht wird
-
ARVAL: Neukauf i.d.R. alle 40 Monate
-
Bundesverband CarSharing: Neukauf im Durchschnitt alle 2,5-4 Jahre (Mehrzahl
der Pkw sind nutzungsbedingt Kleinwagen)
14.50 Zusammenfassung und Ausblick
Frau Moser fasste zentrale Wünsche für Folgeaktivitäten zusammen und bat die Teilnehmenden um ihre abschließende Einschätzung zum Verlauf der Veranstaltung.
-
Befürwortung eines Gespräches zwischen Herstellern und Flottenbetreibern unterstützt durch das Umweltbundesamt.
-
Angebot eines Feldtests mit Taxis und Abfallsammelfahrzeugen der BSR.
-
UBA stellt aktuelle Fachinformation zu Autoklimaanlagen zur Verfügung zur
Nutzung für Einkäufer.
-
Forderung nach (finanzieller) Unterstützung einer stark anwendungsbezogenen
Forschung zur raschen Fortentwicklung und Markteinführung der CO2Klimaanlagentechnik.
-
Platzierung eines Fachartikels zum Thema in einschlägigen Publikationen.
-
Kommunikation der teilnehmenden Institutionen mit ihren Ansprechpartnern
bei den Autoherstellern. Dafür kann das UBA Hintergrundpapier dienen, aus
dem wesentliche Fakten zu den Kältemitteln hervorgehen.
Herr Woik erhofft sich Vorschläge für die Kommunikation mit den Kunden: Wie können Leasing-Unternehmen das Thema CO2-Klimaanlagentechnik ihren Kunden gegenüber kommunizieren?
12
Herr Loose will sich im Rahmen der Fachdiskussion zum Blauen Engel CarSharing dafür
einsetzen, dass der Einsatz von CO2 als Kältemittel in der Klimaanlage als KannKriterium in die Vergabegrundlage aufgenommen wird.
Alle Teilnehmenden signalisieren Interesse an der weiteren, kontinuierlichen Vernetzung.
15.00 Ende der Veranstaltung
Hr. Tobias beendete die Veranstaltung. Frau Moser und Herr Plehn bedankten sich bei
allen Anwesenden für die Teilnahme und hohe Offenheit und Diskussionsbereitschaft.
1.1.3
Teilnehmerliste
Fachgespräch „Fuhrparkmanagement: Aktuelle Handlungsmöglichkeiten bei Klimaanlagen“
am 24. Oktober 2013 in Berlin
Name, Vorname
Institution
Berndt, Stephan
TaxiDeutschland, LV Berlin e.V.
Dziekan, Dr. Katrin
Umweltbundesamt
Gerdom, Dirk*
Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR)
Gritzka, Rainer*
Wirtschaftsgesellschaft der Kirchen in Deutschland mbH (WGKD)
Hahne, Martin
Thyssen Krupp AG
Hoffmann, Gabriele
Umweltbundesamt
Jahn, Helge
Umweltbundesamt
Knauer, Carsten
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)
Loose, Willi
Bundesverband CarSharing e.V.
Mönch, Lars
Umweltbundesamt
Moser, Dr. Heidrun
Umweltbundesamt
Müller, Ria
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Plehn, Dr. Wolfgang
Umweltbundesamt
Reichelt, Prof. Johannes
TWK GmbH
Richter, Marco
Bundesfinanzdirektion Südwest
Rubik, Dr. Frieder
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Rüster, Arvid
Berliner Stadtreinigung
Sandkötter, Wolfgang
GEA Refrigeration Germany GmbH
Tobias, Dr. Dr. Mario
IASS Potsdam
Weich, Georg
EON / Bayernwerk
Will, Mario
Bundesfinanzdirektion Südwest
Woik, Ralf
Arval Deutschland GmbH (PNB Paribas Group)
* kurzfristig an einer Teilnahme verhindert
13
1.2
Fachgespräch „Wäschetrocknung“
1.2.1
Organisationsrahmen
Titel der Veranstaltung
„Steigerung der Energieeffizienz in der professionellen Textiltrocknung:
Kosten- und Umweltaspekte im Blick“
Datum
04.06.2014 09:30-15:00 Uhr
Ort
Umweltbundesamt Berlin, Bismarckplatz, Raum 1042
Teilnehmende
Siehe Teilnehmerliste (Kap. 15.2.3)
Referent(inn)en
Andreas Halatsch (Umweltbundesamt)
Lothar Kühne (Laundry Innovation Network, Berlin)
Joachim Krause (Deutscher Textilreinigungsverband e.V.)
Moderation
Dr. Heidrun Moser (Umweltbundesamt)
Zeitplan
09:30
Ankunft/ Registrierung
10:00
Begrüßung I Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
10:05
Ziele des Fachgesprächs I Moderation: Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
10:10
Vorstellungsrunde
10:30
Fachvortrag: Möglichkeiten der Energie- und Kosteneinsparung in der Textilreinigung:
Wäschetrockner mit Wärmepumpen I Andreas Halatsch, Umweltbundesamt
10:50
Fachvortrag: Optimierung energetischer Kreisläufe in gewerblichen Wäschereien
speziell bei Trocknungsverfahren I Lothar Kühne, Vorsitzender des Beirats Laundry
Innovation Network, Berlin
11:30
Diskussion: Relevanz von Nachhaltigkeitsüberlegungen in der Textilbehandlung
12:15
Mittagspause
13:15
Diskussion: Nachhaltige Unternehmensstrategien - Die Potenziale von professionellen umweltfreundlichen Wäschetrocknern I Moderation: Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
14:15
Kaffeepause
14:30
Fortsetzung der Diskussion
15:50
Zusammenfassung und Ausblick I Moderation: Dr. Heidrun Moser, UBA
16:00
Ende der Veranstaltung
14
1.2.2 Diskussionsstränge und Ergebnisse
Im Folgenden sind die wichtigsten Themenlinien und Ergebnisse der Diskussion festgehalten.
10.00 Begrüßung und Ziele des Fachgesprächs
Frau Dr. Moser (Umweltbundesamt) eröffnete das Fachgespräch. Sie erläuterte die Motivation des UBA, sich in diesem Thema zu engagieren und ging dabei auf mögliche
Hemmnisse und Probleme von Großverbrauchern bei der Beschaffung von Wäschetrocknern ein, die innerhalb dieses Fachgesprächs erörtert werden sollten, um unter anderem auch Maßnahmen und Hilfestellungen abzuleiten, die das UBA leisten kann.
Nach der Vorstellung des aktuellen Forschungsvorhabens „Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum“, das in ihrem
Fachgebiet III 1.1 „Übergreifende Aspekte des produktbezogenen Umweltschutzes“
durchgeführt wird, stellte Frau Moser Ziele und Agenda des Workshops vor. Dabei betonte sie, dass die Veranstaltung ein offenes Gespräch zum Austausch sei und es für das
Umweltbundesamt auch wichtig sei, die Überlegungen der Anwesenden kennenzulernen.
10.15 Vorstellungsrunde
Die Teilnehmenden stellten sich kurz vor
(Name, Organisation, Motivation für Teilnahme). Die einzelnen Motive wurden durch
Dr. Rubik auf Karteikarten gesammelt (vgl.
Sammlung I).
Es zeigte sich, dass es verschiedene Motive
gab, nämlich:
a.) Energieeinsparung, auch unter dem Gesichtspunkt Kosten
b.) Interesse am Austausch zu neuen technischen Lösungen,
c.) Austausch zu Innovationen, um diese
dann wiederum in Verbände zu tragen
Sammlung I: Motivation zur Teilnahme
d.) Ressourcen- und Energieeffizienz als von Kund/innen nachgefragtes Thema.
10.25 Fachvortrag: Möglichkeiten der Energie- und Kosteneinsparung in der Textilreinigung:
Wäschetrockner mit Wärmepumpen
Schwerpunkt des Vortrages von Herrn Halatsch (UBA) war die Darstellung der Arbeiten
an der Europäischen Ökodesign-Richtlinie 2009/125/EG. Er beschrieb den Prozess seit
2010 inklusive der beteiligten Akteure und erläuterte relevante Zwischenergebnisse und
Ökodesign-Potenziale. Die erwähnte Vorstudie des Öko-Instituts und von Bio-Intelligence
(sog. „Los 24“) betrachtete Geschirrspüler, gewerbliche Waschmaschinen und Wäschetrockner. Die Studie ermittelte jährliche Einsparpotentiale bei gewerblichen Wäschetrocknern in Abhängigkeit von der Trommelgröße zwischen 25 % und 68 % bei Nutzung
bester verfügbarer Techniken; zur Hebung dieser Potenziale wurden Informationsmaßnahmen, festgelegte Toleranzen sowie Energieeffizienzanforderungen vorgeschlagen.
Herr Halatsch machte darauf aufmerksam, dass es aller Voraussicht nach noch ein weiteres Konsultationsforum mit Interessensverbänden und Vertretern der EU15
Mitgliedsstaaten geben wird. Außerdem findet derzeit der vierte Austausch zur Marktaufsicht bei der BAM als beauftragter Stelle statt.
Am Ende seines Vortrages ging Herr Halatsch noch auf den Blauen Engel für Waschsalons (RAL-UZ 173) ein und erläuterte dessen Vorteile für Umwelt und Gesundheit sowie
die Anforderungen des Zeichens.
Im Anschluss machte ein Teilnehmer darauf aufmerksam, dass im Zusammenhang mit
professioneller Wäschetrocknung der Blaue Engel für Nassreinigungsdienstleistungen
(RAL-UZ 104) relevant und geeignet sei, um Anforderungen erweitert zu werden, die zu
verbesserter Energieeffizienz in der professionellen Wäschetrocknung führen sollen.
Dabei wurde angeregt, das RAL-UZ 104 im Hinblick auf Geltungsbereich und Energieeffizienzanforderungen zu überarbeiten.
10.45 Fachvortrag: Optimierung energetischer Kreisläufe in gewerblichen Wäschereien speziell bei Trocknungsverfahren
Herr Kühne (Vorsitzender des Beirats Laundry Innovation Network) stellte ausführlich
verschiedenste Praxisansätze für energieeffiziente Wäschetrocknungssysteme vor. Ausgangspunkt seines Vortrags war die Branchenkampagne „Trommeln für die Energiewende“, die aufgrund der Entwicklung und Verbreitung neuer Techniken ein Energieeinsparpotential von bis zu 30 % in industriellen Wäschereien ermittelte. Im Anschluss
wurden einige Praxisbeispiele aufgeführt.
Im Hauptteil seines Vortrags plädierte Herr Kühne für eine ganzheitliche Betrachtung
der energetischen Prozesse und wies darauf hin, dass die rund 2.200 Dienstleister in Unternehmen 7,2 Mio. kg Wäsche pro Tag bearbeiten würden. Energiekosten haben mit
15 % einen höheren Kostenanteil als die Frisch- und Abwasserkosten (Kostenanteil ca.
5%). Dabei könnten sehr unterschiedliche Technologien herangezogen werden, deren
Marktreife sich jedoch in unterschiedlichen Stadien befinde, so Herr Kühne. Neben
Wärmepumpen, könnten Wärmepumpentrockner, die Nutzung der Abwärme aus Abgas und Abluft, die Adsorptionskühlung, der Einsatz von Hilfsmitteln zur Reduktion der
Restfeuchte in Textilien, Heat Pipes, die Ablufttrocknung mittels Sorptionsentfeuchtung
oder Solarzellen zur Heißwassererzeugung eingesetzt werden.
In der anschließenden Diskussion wurden verschiedene Punkte angesprochen:
-
Technische Nachrüstungen in bestehenden Betriebsstätten sind anders zu behandeln (ggf. mehr Kompromisse notwendig) als der Neubau eines einschlägigen Betriebes. Mit anderen Worten: Was ist in bestehenden Betriebsstätten mit
vertretbarem finanziellem Aufwand technisch nachrüstbar? Wie ambitioniert
dürfen die Energieeffizienz-Anforderungen sein, die an einen Neubau gestellt
werden? Dabei wurden in der Diskussion verschiedene Zahlen genannt, wonach
der Stand der Technik sich von früher 2,8 kWh/kg auf derzeit im Schnitt 1,3
kWh/kg verbessert habe, beste Techniken lägen bei 0,9 kWh/kg. Eine Umrüstung bestehender Anlagen erbrächte Einsparungen von etwa 40-45%, so ein
Teilnehmer.
-
Ein für Hochleistungswäschereien relevantes Interesse läge im Erreichen von
Energieeffizienz unter der Prämisse „vernünftiger“ Trocknungszeiten, hier wurden Zeiten von maximal 15 bis 20 Minuten genannt.
-
Eine Optimierung bzw. Minimierung der Trocknungstemperaturen stößt bei bestimmten Produktgruppen, wie Schutzkleidung, an Grenzen. Diese muss auf
120 Grad Celsius erhitzt werden, um die Imprägnierung zu aktivieren.
16
-
Die Verringerung des Energieverbrauchs sollte einzelne Maschinen beachten
und auch das Gesamtsystems optimieren. Dabei wurden von den Teilnehmern
teilweise unterschiedlich Prioritäten zwischen Einzelmaschinen und dem Gesamtsystem gesetzt.
-
Die Waschqualität ist bei Optimierungsbemühungen der Energieeffizienz zu
beachten. Dies würde, so Herr Krause, in laufenden F&E-Vorhaben beachtet: Betriebstypen und Warengruppen werden unterschieden, um darauf zu reagieren.
-
Verschiedene Parameter beeinflussen den Energieverbrauch in der Wäschetrocknung: Art bzw. Beschaffenheit der Textilien/Fasern, mit/ohne Speicher,
Entfeuchtungstemperatur. Dies bedeutet, dass eine Orientierung an Waren- und
Kundengruppen und Beachtung der Bandbreite der Prozesse erfolgen sollte.
-
Bislang fehlen Energiebilanzen in professionellen Wäschereien, die alle Energieströme über alle bearbeiteten Warengruppen im gesamten Unternehmen
bzw. pro Betriebsstätte abbilden/ erfassen. Diese sind aber notwendige Voraussetzung um konkrete und geeignete Optimierungsvorschläge zu erarbeiten.
Frau Dr. Moser verweist an diesem Punkt der Diskussion auf das Umweltinnovationsprogramm (UIP), in dem Unternehmen aller Branchen gefördert werden,
die Energieeffizienz vorantreiben wollen (verpflichtend ist dabei, die gesamte
Prozesskette zu betrachten). Mehrfach wurde auch in späteren Diskussionen
stark für Energiebilanzen – insbesondere tägliche Energiebilanzen plädiert, die
die Energieverbräuche in Echtzeit erfassen, monitoren und im besten Fall unmittelbar auch das Personal für sparsameren Verbrauch sensibilisieren.
Zusammenfassend lenkte Dr. Moser den Blick auf front-runner Unternehmen, die früher
bereit sind neue Technologien auszutesten und dadurch vom UBA besonders beobachtet
werden. Sie haben zwar ein technisch und wirtschaftlich höheres Risiko, aber auch ein
höheres Potenzial, Effizienzgewinne zu generieren. Ein breiterer Ansatz sei zwar nicht
verkehrt, trotzdem betont sie, dass der Fokus auf der Frage liegt, wie wir insgesamt
schneller vorankommen.
11.15 Vortrag Joachim Krause
Herr Krause (Deutscher Textilreinigungsverband e.V., Leiter des Ausschusses Technik +
Umweltschutz) stellte in seinem Fachvortrag die Arbeit und die verschiedenen Forschungsvorhaben des DTV bzw. des Ausschusses Technik + Umweltschutz des DTV vor.
Dabei ging Herr Krause zunächst auf die Brancheninitiative „Trommeln für Deutschlands Energiewende“ ein, die die Fortschritte innerhalb der Branche aufzeigen soll und
alle Textilpflegeunternehmen und Betriebe aus benachbarten Textil- und Zuliefererbranchen dazu aufruft an der bundesweiten Datenerhebung teilzunehmen.
Des Weiteren stellte Herr Krause sechs verschiedene Forschungsvorhaben vor:
-
Waschschleudermaschinen: Diese Technologie ist zwar veraltet, wird aber noch
in den meisten Wäschereien benutzt und hat Wassereinsparpotenziale von im
Schnitt 25 % bis zu maximal 48 %.
-
Ganzheitliche energetische Betrachtung von Unternehmen, um Einsparpotenziale aufzudecken. Hier bestehen Energieeinsparpotenziale zwischen 30-40 %.
17
-
Einsatz von Elektrofahrzeugen in der Branche: Diese Initiative war für kleinere
Unternehmen, die in eine optimierte Technik eingeführt werden sollten, weniger erfolgreich.
-
Erstellung eines Handbuchs zur Energieeinsparung: Die Fachkompetenz von
größeren Betrieben soll mit Hilfe eines Handbuchs auch KMUs zur Optimierung
zugänglich gemacht werden.
-
Steigerung der Effizienz in Trocknungsprozessen in Wäschereibetrieben zur Erhöhung der Gesamteffizienz.
-
KWK-Nutzung in Wäschereien: Untersuchungen zu real anfallenden und erforderlichen Energiemengen, optimalen Kreisläufen und wünschenswerten Pufferspeichern mit dem Ziel, Wärmeströme in Wäschereibetrieben so zu kanalisieren, dass Abwärme - u.a. aus dem Trocknungsprozess - unternehmensintern
(Heizung, Warmwasser) genutzt werden kann.
Abschließend stellt Herr Krause das Vorgehen der Branchenkampagne vor, um CO2Einsparungen kenntlich zu machen. Danach können Firmen anonym ihre Kennzahlen
auf einer Webseite einpflegen und sich mit dem Branchenschnitt vergleichen.
11.30 Diskussion „Relevanz von Nachhaltigkeitsüberlegungen in der Textilbehandlung“
Im Anschluss fragt Frau Dr. Moser bezüglich des Stellenwerts der Ressourceneffizienz in
der strategischen Entwicklung des Unternehmens, den Treibern und Hemmnissen
für/von energierelevanten Optimierungen und nach den Modernisierungszyklen in großen und kleinen Anlagen.
Wie auch Herr Krause sehen viele Teilnehmende Ressourceneffizienz als ein Thema mit
wachsender Bedeutung an, das von einzelnen Kunden schon nachgefragt wird. Einige
sind der Auffassung, dass jeder Betrieb sich umstellen müsse, der langfristig auf dem
Markt bleiben wolle, weil sich eine ausbleibende Umstellung auch auf die Kosten ausschlagen wird. Andere Teilnehmende stellen jedoch fest, dass nicht nur Nachhaltigkeit
beim Kunden zähle, sondern auch die Performance und Waschqualität und beides
ge(währ)leistet werden müsse.
Hinsichtlich der Modernisierungszyklen wurde von einem Teilnehmer die Einschätzung
gegeben, dass in seinem Betrieb alle zwei Jahre eine neue Betriebsstätte gebaut wird,
während in bestehenden Anlagen nur alle 8-10 Jahre neue Maschinen angeschafft würden. Im Rahmen dieser Frage, wurden von den Teilnehmenden vermehrt auch über Innovationen bzw. technische Lösungsansätze diskutiert, die teilweise schon in den Vorträgen von Herrn Kühne und Herrn Krause angesprochen wurden:
-
Automatisierte Steuerung der Logistik, um Roboter in Wäschereibetrieben einzusetzen sowie auch die energetischen Stoffflüsse mit den Logistikprozessen zu
verbinden. Durchlaufoptimierung.
-
Mittelfristige Absenkung der Trockungstemperaturen, sodass Textilqualität,
Weißegrad, Farberhalt und Lebensdauer steigen. Hier kommt die Trocknung
mit Restwärme in Betracht.
-
Die BHKW (Blockheizkraftwerk) Technik sollte auch in KMUs Anwendung finden, z.B. die Verbindung von Trocknern mit BHKWs. Dies wird bereits in Pilotprojekten getestet.
18
-
Gaswärmepumpentrocker sollten auch in kleinen Wäschereien installiert werden. Hierbei stellt sich die Frage der Unterstützung von kleineren Betrieben,
um solche Investitionen vornehmen zu können.
Hemmnisse und Treiber für eine Umstellung zu mehr Energieeffizienz wurden von vielen Teilnehmenden in der noch nicht zur Genüge entwickelten Technologie gesehen,
wobei auch noch weitere Punkte zur Sprache kamen:
-
Energiecontrolling als Unterstützung der Technologie; dabei wurde angemerkt,
dass einige Waschmittellieferanten Energiemanagement für kleinere Wäschereien anbieten.
-
Ein Teilnehmender weist auf die hohe Streubreite an Unternehmen innerhalb
der Textiltrocknungsbranche hin: Familienbetriebe bis hin zu Hochleistungswäschereien. Gerade bei den kleineren Wäschereien liege noch sehr viel Potenzial,
das jedoch oft wegen Finanzierungsschwierigkeiten nicht erschlossen wird und
kleinere Wäschereien mit Initiativen oft schwer zu erreichen sind.
-
Es fehlt an Spezialisten, die Wäschereien beraten können. Energieberater sind
oft Querschnittsberater, die wenig Einblick in die Branche haben.
-
Konsumenten werden zu wenig in Entwicklungsprozesse integriert, da Diskussionen oft nur innerhalb der Branche geführt werden.
-
Return on Investment muss gegeben sein. Im Moment ist es einfacher und effektiver an Personalkosten zu sparen, als Ressourcen einzusparen.
Die Debatten des Vormittags zu Barrieren und technischen Lösungsansätzen fasste
Dr. Rubik zusammen, vgl. untenstehende Karteikartensammlungen (Sammlungen II und
III).
Neben den technischen Lösungsansätzen, die von Herrn Krause und Herrn Kühne in ihren Vorträgen vorgestellt wurden, wie z.B. Wärmepumpen, Ablufttrocknung, Heat Pipe
und Adsorptionskühlung wurde in den Diskussionen ergänzend der Ansatz der industriellen Symbiosen thematisiert, der Ressourceneinsparung dadurch realisiert, dass sich
mehrere Betriebe zusammen schließen und überschüssige Ressourcen/ Abfallprodukte
der jeweils anderen Betriebe verwerten.
Hinsichtlich bestehender Barrieren wurden von Herrn Dr. Rubik folgende Punkte als Resümee des Vormittags zusammengefasst (vgl. Sammlung III):
-
Die fehlende Betrachtung des gesamten Prozesses und der gesamten Anlage
führt zu Ineffizienzen.
-
Kosten-Nutzen Relation von Investitionen in Energieeffizienz: Diskutiert wurde
unter anderem der ideale Zeitpunkt für neue Investitionen, ob kleinere Betriebe
überhaupt Investitionen in dem erforderlichen Umfang tätigen können und
wann sich diese amortisieren. Es gab einzelne Anmerkungen, dass Unternehmen derzeit eher Personalkosten sparen als auf Energieeffizienz umzustellen,
vor allem solche in denen kein Energiecontrolling existiert. Der jeweils konkrete Nutzen von Energieeffizienzmaßnahmen ist daher bislang weitgehend verborgen. Der Großteil der Teilnehmenden ist der Ansicht, dass Ressourceneffizienz sich langfristig in den Kosten niederschlagen wird.
-
Kleinere Wäschereien sind teilweise nur schwer über Verbände erreichbar und
nehmen wegen ihrer oft engen finanziellen und zeitlichen Möglichkeiten nicht
19
an Projekten und Initiativen teil. Auch der direkte Kontakt zu Kunden und
Energieerzeugern fehlt.
-
Die weitere Erhöhung der Energieeffizienz in der Trocknung steht ggf. im Widerspruch zu den hohen Qualitätsansprüchen an die gereinigten Textilien. Zusätzlich besteht das Problem, dass sich die Trocknungszeiten bei Temperaturabsenkung verlängern. Dies wird von Unternehmen und Kunden nicht gewünscht.
-
Der deutsche Markt wird von einem Teilnehmenden als konservativ in Bezug
auf die Nutzung von Mischfasern beschrieben. Generell stellt sich die Frage
welche Auswirkung die Verwendung von verschiedenen textilen Fasern auf die
Energieeffizienz in Wäsche und Trocknung hat.
Sammlung III:
Barrieren bei der Umstellung
Sammlung II:
Technische Lösungsansätze
20
12.15 Mittagspause
13.15 Nachhaltige Unternehmensstrategien
Anknüpfend an die Diskurse des Vormittags leitete Frau Dr. Moser die zweite Hälfte des
Fachgesprächs ein.
13.20 Diskussion: Potenziale von professionellen umweltfreundlichen Wäschetrocknern
Einzelideen, Themen und Meinungen zu Potenzialen und Maßnahmen wurden von Dr.
Rubik auf Moderationskarten notiert und am Ende des Nachmittags an der Metaplanwand visualisiert:
-
Nutzerintegrierte Produktentwicklung: erfahrene Nutzer bereits in den Prozess
der Technikentwicklung einbinden, in Schulungen Personal zur nachhaltigen
Nutzung von Maschinen und der richtigen Programmwahl bei verschiedenen
Textilien fortbilden sowie ggf. durch Feedbacksysteme Rückmeldung geben
(z.B. mit einem Ampelsystem bei der Bedienung der Maschinen).
-
Runder Tisch zwischen Herstellern und Anwendern/ Kunden, um die Machbarkeit einer verketteten Produktion zu besprechen, auch über das eigene Unternehmen hinaus.
-
Normung: Transponder, Benchmarking, Ranking, Energiepass
o
RFID (Radio Frequency Identification) für den Textilbereich, der Ansprüche der Branche erfüllt: lange Haltbarkeit und Mitwaschbarkeit des
Transponders bei den bis zu 400 Waschzyklen, Einheitlichkeit innerhalb
der Branche. Momentan bestehen dabei Probleme der Ausfallquote von
5-10 % nach ein paar Jahren, des Datenschutzes und der Vielzahl der
verschiedenen Chiphersteller. Forschungsprojekte dazu finden bereits
statt, überzeugende Lösungen dazu sind allerdings im Teilnehmerkreis
nicht bekannt.
o
Best-Practice Plattform des DTV: Wäschereien und Hersteller tragen
anonym Daten online ein und erhalten ein Label, wenn sie Innovationen
integrieren. Die Plattform könnte zu einer Techniksammlung weiterentwickelt werden, wobei gleichzeitig die Methode der Datenerhebung
genormt werden müsste.
o
Gesetzliche Verpflichtung eine Energiebilanz aufzustellen. Viele Wäschereien haben momentan noch keinen Überblick über ihren Verbrauch. Es könnte eine Bewertungsmöglichkeit ähnlich zum Energieausweis oder ein Gütesiegel/ Index etabliert werden. Außerdem sollten
Zähler in Maschinen verpflichtend integriert werden. Eine weitere Möglichkeit könnte auch die Erweiterung der Vergabeanforderungen des
Blauen Engels um einen Indexwert (bspw. aus Wasser- und Energieverbrauch pro kg Wäsche) sein, der sich auf die gesamte Produktionskette
bezieht und mindestens erreicht werden muss.
21
1
-
Schulung und Energieberatung: Fortund Ausbildung der Textilreinigungsbetriebe und der Wäschereien, v.a.
der KMU, ist eine eigene Herausforderung. Während große Betriebe weniger Unterstützung benötigen, ist
diese bei den kleineren dringend erforderlich, um Einsparmaßnahmen zu
realisieren. Ein Teilnehmer merkte
an, bei den KMU sei der Leidensdruck
noch nicht groß genug. Es wurde angeregt mit der Unterstützung aller
Textilverbände, Energieberatung „on
tour“ speziell für Wäschereien als Art
bzw. in Form von ContractingModellen zu finanzieren, da der DTV
das als Forschungsgemeinschaft nicht
alleine leisten kann. Dabei wurde
auch auf entsprechende Erfahrungen
in der Schweiz hingewiesen. 1
-
Techniken: Bei den am Vormittag erwähnten Wäschetrocknern mit Gaswärmepumpen besteht das Problem
der hohen Kosten – der Betrieb mit
Gas ist viermal teurer als der Betrieb
elektrischer Trockner.
Sammlung IV: Übersicht über angesprochene
mögliche Maßnahmen
-
Dem Thema Ressourceneffizienz kommt nach Auffassung der Teilnehmenden
eine steigende Bedeutung zu. Bisher fragen dies jedoch nur vereinzelt Kunden
nach. Ressourceneffizienz sei immer nur kombiniert mit der Performance zu
betrachten.
-
Insgesamt erachten die Teilnehmenden neue intelligente Finanzierungs/Leasingmöglichkeiten für kleinere Wäschereien für neue Technologien sowie
mehr F & E-Mittel als wünschenswert.
-
Transmission in die Branche: Technologiescout, der Innovationen aus anderen
Branchen in die Textilpflege hineinträgt. Diesen Weg geht das Laundry Innovation Network, so Herr Kühne, seit 2012, u.a. mit TU Berlin oder dem Fraunhofer
Institut Magdeburg. Erkenntnisse aus den verschiedensten Kooperationen und
Projekten werden im Rahmen von Seminaren und Konferenzen (darunter auch
eigene Tagungen des Laundry Innovation Network) in der Branche verbreitet.
Wichtiger Austausch findet auch über die Zusammenarbeit im Beirat des
Laundry Innovation Network statt, in dem u.a. der Fachverband für Wäscherei-,
Textil- und Versorgungsmanagement e.V. (FWL) und der Deutsche Textilreinigungsverband e.V. (DTV) vertreten sind.
Vgl. http://www.textilpflege.ch/verband/ressourceneffizienz.html.
22
Im Anschluss stellte Frau Dr. Moser das Umweltinnovationsprogramm des Umweltbundesamtes vor. Im Rahmen dieses Programms werden erstmalige, großtechnische Anwendungen von innovativer und umweltentlastender Technik und Verfahren in
Deutschland gefördert, wobei KMU bevorzugt werden.
15.50 Zusammenfassung und Ausblick
Frau Dr. Moser fasste zentrale Wünsche für Folgeaktivitäten zusammen und bat die
Teilnehmenden um ihre abschließende Einschätzung zum Verlauf der Veranstaltung.
-
Größtes Potenzial wird von einem Teilnehmenden in der Verbesserung der
Mindestanforderungen an kleinere Wäschereien und im Energiemanagement
bei größeren Anlagen gesehen, hier sei die Normung der nächste wichtige
Schritt.
-
Einige Teilnehmer betonten noch einmal die Notwendigkeit sich mit dem
Thema zu befassen und fanden die Veranstaltung sehr sinnvoll.
-
Die Schere innerhalb der Branche wurde deutlich, genauso wie das Potenzial
für weitere Innovationen zur Energieeffizienz, vor allem bei kleineren Betrieben. Es wurden nochmals beträchtliche Optimierungspotenziale erwähnt, genannt wurde auch ein Faktor 2.
-
Es wird gewünscht, dass das konkrete weitere Vorgehen, auch von staatlicher
Seite, noch einmal genauer besprochen werden sollte.
-
Der Aspekt Networking in der Branche sollte durch regelmäßige Treffen weiter
gefördert werden.
-
Gelobt wurde die Anwesenheit von Herstellern.
Alle Teilnehmenden signalisierten Interesse an der weiteren, kontinuierlichen Vernetzung, wobei vorgeschlagen wurde, den Teilnehmerkreis weiterer Treffen in betriebliche
und gewerbliche Wäschereien zu untergliedern und möglicherweise auch nach den verschiedenen Prozessabläufen zu differenzieren.
16.00 Ende der Veranstaltung
Dr. Moser beendete die Veranstaltung und bedankte sich bei allen Anwesenden für die
Teilnahme, hohe Offenheit und Diskussionsbereitschaft.
23
1.2.3 Teilnehmerliste
Fachgespräch „Steigerung der Energieeffizienz in der professionellen Textiltrocknung:
Kosten- und Umweltaspekte im Blick“ am 4. Juni 2014 in Berlin
Name, Vorname
Institution
Bilharz, Dr. Michael
Umweltbundesamt
Bringewatt, Wilhelm
Herbert Kannegiesser GmbH
Hageresch, Bastian
CWS-boco Deutschland GmbH
Halatsch, Andreas
Umweltbundesamt
Hirsch, Michael
Simeonsbetriebe GmbH
Jürgensen, Stefan
Kühne, Lothar
Wulff-Textilservice GmbH
CHMS Coburger Handtuch+Matten-Service Joachim Krause e.K. und
Vorstandmitglied Deutscher Textilreinigungsverband (DTV)
Laundry Innovation Network
Marek, Dr. Andreas
Wirtschaftsverband Textil Service - Wirtex e.V.
Morlampen, Ralph
Saana Textilpflege GmbH
Moser, Dr. Heidrun
Umweltbundesamt
Müller, Ria
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Müller-Arndt, Rolf
CWS-boco Deutschland GmbH
Reich, Matthias
Miele & Cie KG
Rubik, Dr. Frieder
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Schäfer, Jürgen
Miele & Cie KG
Steinkopf, Hans-Ulrich
Rotenburger Werke & Bundesvorsitzender FWL
Unger, Kerstin
ALSCO Berufskleidungs-Service GmbH
Witteveen, Martinus
Beirholms Vaeverier A/S
Wohlgemuth, Gert
Vorwerker Diakonie gemeinnützige GmbH
Zoch, Matthias
MEWA Textil-Service AG & Co. Management OHG
Krause, Joachim
24
1.3
Fachgespräch „Textilien“
1.3.1
Organisationsrahmen
Titel der Veranstaltung
„Textilien als Visitenkarte: sozial- und umweltverträgliche Baumwolltextilien als
CSR Beitrag in der Beschaffung“
Datum
7. Juli 2014 - 09:30 - 16:00 Uhr
Ort
Umweltbundesamt, Dienstsitz Berlin, Bismarckplatz
Teilnehmende
Siehe Teilnehmerliste (Kap. 15.3.3)
Referenten/in
Brigitte Zietlow (Umweltbundesamt)
Jens Soth (Helvetas Swiss Intercooperation)
Andreas Merkel (Gebrüder Otto)
Moderation
Dr. Heidrun Moser (Umweltbundesamt)
Zeitplan
09:30
Ankunft/ Registrierung
10:00
Begrüßung: Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
10:10
Vorstellungsrunde
10:30
Fachvortrag: Die textile Kette und Herausforderung Nachhaltigkeit
Brigitte Zietlow, Umweltbundesamt
10:45
Fachvortrag: Bio-Baumwolle I Jens Soth, HELVETAS
11:15
Fachvortrag: Garne und Textilien aus rezyklierten Baumwollfasern
Andreas Merkel, Gebrüder Otto GmbH & Co.KG
11:45
Diskussion: Relevanz von Nachhaltigkeitsüberlegungen in der textilen Beschaffung
12:30
Mittagspause
13:20
Nachhaltige Unternehmensstrategien I Moderation: Dr. Heidrun Moser, Umweltbundesamt
13:25
Diskussion: Die Potenziale von Baumwolle mit Biofasern bzw. Recyclingfasern
14:15
Kaffeepause
14:30
Fortsetzung der Diskussion
15:50
Zusammenfassung und Ausblick I Moderation: Dr. Heidrun Moser, UBA
16:00
Ende der Veranstaltung
25
1.3.2 Diskussionsstränge und Ergebnisse
Im Folgenden sind die wichtigsten Themenlinien und Ergebnisse der Diskussion festgehalten.
10.00 Begrüßung und Ziele des Fachgesprächs
Frau Dr. Moser (Umweltbundesamt)
eröffnete den Workshop. Sie erläuterte
die Motivation des UBA, sich in diesem
Thema zu engagieren, und ging dabei
auf die Arbeiten des Umweltbundesamts sowie das aktuelle Forschungsvorhaben „Marktmacht bündeln: Großverbraucher als Treiber für Innovationen beim nachhaltigen Konsum“, das
in ihrem Fachgebiet III 1.1 „Übergreifende Aspekte des produktbezogenen
Umweltschutzes“ durchgeführt wird,
ein.
Anschließend stellte sie die Ziele und Agenda des Workshops vor. Dabei betonte sie,
dass die heutige Veranstaltung ein offenes Gespräch zum Austausch sei und es für das
Umweltbundesamt auch wichtig sei, die Überlegungen der Anwesenden kennenzulernen.
10.10 Vorstellungsrunde
Die Teilnehmenden stellten sich kurz vor (Name, Organisation, Motivation für Teilnahme). Es zeigte sich, dass es verschiedene Motive gab, nämlich:
a.) das Einsparen von Wasser, Energie und Chemie in der Aufbereitung der Textilien
b.) die Stärkung der eigenen Marke durch die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien,
auch weil auf den Märkten, auf denen agiert wird, Nachhaltigkeit einen immer höheren Stellenwert bekommt
c.) neue nachhaltige Möglichkeiten kennenlernen/vorstellen und dadurch Bedarf wecken und in Verbände bzw. in den eigenen Einkauf hineintragen sowie
d.) die Optimierung von technischen Aspekten hinsichtlich der Pflege und Lebensdauer
von Textilfasern.
10.30 Fachvortrag: Die textile Kette und Herausforderungen der Nachhaltigkeit
Schwerpunkte des Vortrages von Frau Zietlow (UBA) war ein Überblick über die verschiedenen Stufen der textilen Kette und ihre Umweltauswirkungen. Dabei wurden als
Beispiele die Fasererzeugung (Wasserverbrauch, Insektizid- und Pestizideinsatz, Erdölverbrauch), Textilveredlung (Einsatz von Textilhilfsmittel, Abwasserbelastung) sowie der
Konfektionierung (Arbeitssicherheiten, Unfälle) dargestellt. Anschließend verwies Frau
Zietlow auf die Arbeiten des Umweltbundesamts im Bereich der Textilien (u.a Leitfaden
zu Umweltstandards in der Textil- und Schuhbranche) und zum Blauen Engel für Textilien.
Frau Zietlow schlussfolgerte, dass Produktauswahl und die Konsummuster der Verbraucher entscheidend die Umweltauswirkungen determinieren. Sie sah die Notwendigkeit,
26
Kenntnisse und Kooperationen entlang der gesamten Lieferkette zu entwickeln und
sieht ein hohes Einflusspotential bei Großverbrauchern, etwa wenn diese Anforderungen
der Umweltzeichen als Spezifikationen in die technischen Leistungsbeschreibungen aufnehmen.
Im Anschluss erfolgt eine kurze Fragerunde:
-
Inwieweit erfolgt eine Zusammenarbeit zu Standards auf internationaler Ebene? Eine Durchdringung bis in die asiatischen Länder hinein sei notwendig, um
soziale Aspekte in der Vorkette zu berücksichtigen.
-
Antwort: Das Hauptproblem liegt in den Zulieferländern. Seitens des UBA besteht z.B. eine Zusammenarbeit mit Indien, um dort Standards zu etablieren.
Außerdem wurde der runde Tisch mit Verantwortung beim BMZ ins Leben gerufen, um dort das Thema ergebnisoffen von allen Seiten anzugehen.
10.45 Fachvortrag: Bio-Baumwolle
Jens Soth (Helvetas Swiss Corporation) stellte in seinem Fachvortrag zunächst Nachhaltigkeitsaspekte von Textilien und von Baumwolle dar. Die Nachhaltigkeitsaspekte folgten dem Stoffflussgedanken, dabei wurden aktuelle Fragestellungen zur Nachhaltigkeit
von Textilien hervorgehoben, wie etwa die Landnutzung bei Naturfasern sowie die
Microfaserbelastung durch Synthesefasern. Bei Baumwolle stellte Herr Soth jeweils einen
„Worst Case“ und einen „Best Case“ einander mit quantitativen Zahlen und Abbildungen gegenüber, um auf die ökologischen Varianzen aufmerksam zu machen: Mit Blick
auf aggregierte CO2-Emissionen schwanken die Angaben aus Ökobilanzen zwischen
0,3kg und 5,3kg CO2e/kg. Herr Soth schloss daraus, dass angesichts dieser Bandbreite ein
genauer Blick auf die realen Verhältnisse der Baumwollproduktion notwendig sei.
Als Einflussmöglichkeiten der Beeinflussung dieser Umweltlasten benannte Herr Soth
folgende Ansatzpunkte: Klare Herkunftsnachweise und Gestaltung des Faserstoffstroms
sowie Projektpartnerschaften mit unternehmensspezifischen Prioritäten. Mit Blick auf
CSR-Aktivitäten wies Herr Soth auf die Freiheiten von gewerblichen Einkäufern im Vergleich zur öffentlichen Beschaffung hin, etwa direkte Nutzung bestehender Textilzeichen im Einkauf, Freivergabe ohne Zwang zur öffentlichen Ausschreibung oder die
Freiheit der Priorisierung von Umweltkriterien. Daneben können gewerbliche Einkäufer
aus seiner Sicht von Pionieren lernen, ihre Abhängigkeit von Modezyklen ist gering,
„Corporate fashion“ könnte als Signal an die jeweiligen Mitarbeiter dienen und auch die
gesamte betriebliche CSR-Kommunikation akzentuieren. Baumwolle aus biologischem
Anbau benötigt nach seiner Einschätzung neue Plattformen, um eine bessere Verfügbarkeit zu gewährleisten, die Zusammenarbeit von Textilunternehmen und BioBaumwollprojekten, eine gute Planung seitens der Einkäufer sowie eine Verzahnung mit
Initiativen wie „Cotton made in Africa“ bzw. BCI (The Better Cotton Initiative). Am Ende
seines Beitrags stellte Herr Soth einen Einkauf von Dienstuniformen der Stadt Zürich/CH
vor: Diese beschafft pro Jahr etwa 12 t Textilien, inkl. der Krankenhäuser 20-24 t. Die
Umstellung der Beschaffung der Dienstkleidung auf Bio-Baumwolle wurde innerhalb
von sechs Monaten umgesetzt und erhielt seitens der Nutzer eine überwiegend positive
Bewertung.
11.00 Fachvortrag: Garne und Textilien aus rezyklierten Baumwollfasern
Andreas Merkel (Gebrüder Otto) stellte in seinem Fachvortrag das Konzept recot2® vor.
Zunächst ging er auf das Unternehmen - Gebrüder Otto – ein, das sich auf drei Säulen
gründet: Premium Garne, Sustainable Concepts und Technische Textilien. Für dieses
27
ganzheitliche Konzept wurde das Unternehmen mehrfach ausgezeichnet. Die Ausgangsidee von recot²® war der Impuls vor allem die Ressource Wasser einzusparen, die beim
Baumwollanbau zu großen Mengen verbraucht wird. In dem recot2® Wertschöpfungsprozess werden Reste, die bei der Produktion konventionell hergestellter Textilien übrig
bleiben, gesammelt und wiederverwertet, das sogenannte Pre-Consumer-Recycling. Dabei werden die Baumwollreste in einer Reißerei in kurze Fasern zerstückelt, um dann in
der Spinnerei mit einem Anteil Rohbaumwolle zu Garn verarbeitet zu werden. Damit
ergibt sich – nach einer Öko-Bilanz-Studie - eine Einsparung von ungefähr 5.000 Liter
Wasser pro kg Garn.
Herr Merkel stellte auch Probleme in der Umsetzung dar, die er in Qualitätseinbußen
aufgrund der kürzeren Faserlänge, der Reinheit sowie der Wirtschaftlichkeit sieht. Der
Mehrwert dieses Wertschöpfungsprozesses ergibt sich nach seiner Ansicht allein durch
den Imagegewinn für Anbieter und die Sensibilisierung der Kunden für das Thema. Um
diesen Mehrwert zu unterstreichen, werden die Textilien, die mit recot2® hergestellt
wurden, besonders gekennzeichnet. Insgesamt sei auch, so Merkel, die Preisdifferenz zu
Hosen aus konventioneller Baumwolle gering bzw. nicht vorhanden. Trotzdem führt er
am Ende seines Vortrags aus, dass die wenigsten Konsumenten ein Bewusstsein für Konzepte wie die Einsparung von virtuellem Wasser haben und deshalb der Absatz der
recot²® Produkte schwierig ist. Er betont die Verantwortung von Politik und Unternehmen dieses Bewusstsein zu stärken. So wäre es beispielsweise hilfreich, wenn Unternehmen, die bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie fahren, diese stärker nach außen kommunizieren, um Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken.
In der anschließenden Diskussion beider Fachvorträge wurden verschiedene Punkte angesprochen:
-
Der Impuls der Entwicklung von recot2® kam aus dem Aufgreifen der Diskussion um „Virtuelles Wasser“ Mitte der 2000er Jahre. Daraufhin begann eine entsprechende Produktentwicklung, die in Gesprächen mit Kunden mündete.
Hauptsächlich sind KMU-Unternehmen die Kunden, wobei die Kommunikation
zumeist über deren jeweilige Geschäftsführer erfolgt. Die französische Post ist
insgesamt der größte Abnehmer von recot²®. Die Absatzentwicklung der letzten
Jahre folgte einem positiven Trend, derzeit liegt der Anteil bei 15% des Umsatzes.
Die Textilienreste sind nicht gefärbte Pre-Abfälle. Im Ergebnis ergibt sich dadurch eine
deutlich verbesserte Ökobilanz, beispielsweise sank der Wasserverbrauch auf 5.000 Liter
pro kg Baumwolle.
Die Unterschiede zwischen heimischen und ausländischen Lieferanten in den Lieferzeiten spielen kaum eine Rolle und werden von Herrn Merkel nicht als großer Vorteil gesehen. Die Lieferzeit von Garnen aus asiatischen Ländern kann um die 6-8 Wochen betragen, da es sich um Schiffsfracht handelt, die dann auch noch eine Qualitätskontrolle
durchlaufen muss. Diese Lieferzeit wird aber von Unternehmen automatisch durch das
SAP System mit einkalkuliert und stellt dadurch kein Problem dar. Was von Herrn Merkel als Vorteil gegenüber den größeren Lieferanten gesehen wird, ist, dass deutsche Textilhersteller oft kleinere Unternehmen sind, mit denen große Lieferanten oft gar nicht
zusammenarbeiten wollen.
Die ökobilanziellen Betrachtungen von Herrn Soth wurden mit Blick auf die erhöhten
Trocknungszeiten von Baumwolle im Vergleich zu Kunstfasern und auf die Lebensdauer/Nutzungszyklen hinterfragt. Herr Soth bemerkte, dass insgesamt aus seiner Sicht bei
28
gewerblichen Großabnehmern aufwändigere Herstellungsprozesse im Co-Design mit
den Nutzern möglich seien, um damit Innovationen auf den Weg zu bringen.
11.30 Leitfrage Rolle von Großverbrauchern
Im Anschluss an die Aussprache stellte Frau Dr. Moser als Leitfrage „Wie können Großverbraucher die Nachfrage nach umwelt- und sozialverträglichen Textilien, wie z.B. BioBaumwolle bzw. Recyclingbaumwolle steigern?“ zur Aussprache.
Herr Rolfes (C&A) verwies auf den Einstieg seiner Firma im Jahre 2007. Derzeit habe BioBaumwolle einen Anteil von 38%, Ziel ist es, im Jahre 2020 bei 100% zu liegen. Insgesamt beträgt der Anteil der Bio-Baumwolle absolut im Jahre 2011 rund 138.000t (=0,5%
der globalen Baumwollernte). Nach seinen Erfahrungen wird Bio-Baumwolle sehr kleinteilig erzeugt, nach seinen Angaben arbeiten etwa 214.000 Personen in diesem Bereich.
Die Umstellung von konventioneller auf Bio-Baumwolle dauert etwa 3 Jahre 2. Für die Erzeuger sei es in diesem Zeitraum notwendig, Abnahmegarantien zu erhalten, gleichzeitig sei Aus- und Fortbildung zu verbessern sowie gentechnikfreies Saatgut notwendig.
Andere Teilnehmer sahen in der Verbindung von Langlebigkeit, Pflege und BioBaumwolle einen guten Ansatzpunkt, etwa im Bereich der Dienstkleidung. Dabei sollte
nicht der stoffliche Absatz erhöht, sondern die Nutzungszyklen ausgebaut werden. Die
Haltbarkeitsanforderungen stellen jedoch „harte“ Vorgaben an die Lieferanten dar, die
nicht immer erfüllt werden können.
Einige Teilnehmer verweisen auch konkret auf die technische Umsetzung, die genauer
betrachtet werden müsse, da der Einsatz von Biobaumwolle nicht immer eine nachhaltige Nutzung voraussetzen kann, sofern diese technisch weniger aufbereitet wäre und
dadurch weniger langlebig. Darauf wird erwidert, dass die gleichen Präparationen, die
an konventionellen Textilien angewendet werden, auch an Textilien aus Biobaumwolle
vorgenommen werden könnten.
Neben dem ökologischen Aspekt, sollte auch der sozialverträgliche Aspekt beachtet
werden, merkten mehrere Teilnehmer/innen an. Die Lieferkette muss transparent sein,
um Probleme zu beheben. Das könne aber nicht mit Labels gelöst werden, sondern nur
mit Nachfragen an die jeweiligen Lieferanten.
12.15 Zusammenfassung des Vormittags
Aus der Vorstellungsrunde, den Vorträgen sowie der Diskussion des Vormittags fasste
Herr Dr. Rubik die Motivation der anwesenden Unternehmen zur Behandlung der angesprochenen Themen sowie Barrieren zusammen, vgl. nebenstehende Karteikartensammlungen von Herrn Dr. Rubik (Sammlungen I und II)
Als Motivation, gezielte Umweltaktivitäten durchzuführen, wurden folgende Punkte genannt:
2
-
Imagegewinn und Markenstärkung
-
Signal im Sinne einer „Corporate Fashion“ für die Mitarbeiter
Die Rekultivierung der Felder bei der Umstellung von konventioneller auf Bio-Baumwolle dauert drei Jahre.
29
-
Üblichkeit langfristigen Denkens in Familienunternehmen
-
Kosteneinsparung
-
Erzeugung von Mehrwerten
-
Erhöhung der Qualitäten, Tragedauer und Pflegeaufwand
-
Risikomanagement und Kapitalzugang.
Hinsichtlich der Barrieren wurden von
Herrn Dr. Rubik folgende Punkte als Resümee des Vormittags zusammengefasst
(vgl. Sammlung II):
-
Zusammenarbeit mit Anbietern
und das Lieferketten-Management
insgesamt,
-
Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle,
Kleinteiligkeit der (Bio-) Baumwollerzeugung und Übergangszeiten von 3 Jahren,
-
Preisdifferenz, insbesondere aufgrund der Zertifizierungskosten,
-
Faserlänge, Farbbeständigkeit, Pflegbarkeit und Qualitätsanforderungen,
-
Beschaffungsmanagement,
-
Anforderungen an die Reinheit des Pre-consumer Abfalls,
-
Fehlende gemeinsame Betrachtung zwischen Nachhaltigkeit in Beschaffung
und im Absatz.
Sammlung II: Barrieren und Hemmnisse
12.30 Mittagspause
13.15 Nachhaltige Unternehmensstrategien
Anknüpfend an die Diskurse des Vormittags leitete Dr. Moser die zweite WorkshopHälfte ein. Dabei stellte sie einleitend folgende Fragen an die Teilnehmer/innen:
-
Erfolgt eine Nutzer- bzw. Kundenintegration in die Produktentwicklung? Wie
erfolgt diese? Wird dabei das Thema Bio-Baumwolle angesprochen? Woher
kommt die Akzeptanz?
-
Wie kann ein Kompetenzaufbau für eine qualifizierte Nachfrage erfolgen?
Kann ein Mentoring helfen? Wie erfolgt ein Transfer von Wissen? Könnten sich
größere Unternehmen vorstellen, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit den
kleineren zu teilen? Wer kann helfen?
-
Bestehen bereits Kooperationsprojekte? Wie groß bzw. klein können diese sein?
-
Wie erfolgt eine Abwägung zwischen Gesundheit und Umwelt? Wie wichtig ist
das? Gibt es dabei ein Ranking?
-
Kann der technische Bereich in den Prozessen so verändert werden, dass Recycling mit in die Produktion einfließt und Recycling nicht nur als Verwertung von
Abfällen im Nachhinein gedacht wird?
30
Intensiv wurde das Thema Kennzeichnung/Label und Siegel besprochen: Label sollen
Vertrauen erzeugen, dies gilt sowohl für die Beschaffung wie auch für die Abnehmerkommunikation. Allerdings sei derzeit eine Vielzahl von Kennzeichen auf dem Markt,
wie etwa der Blaue Engel, Öko-Tex 100, IVN, GOTS, STEP. Diese Zeichen setzen an verschiedenen Stellen an und haben unterschiedliche Schwerpunktsetzungen. Eine Strategie, sich einen Überblick zur Kennzeichnungslandschaft zu verschaffen, ist die Nutzung
von einschlägigen Datenbanken, etwa der Verbraucherinitiative 3, der Kompass Nachhaltigkeit 4 sowie die ITC-Datenbank 5- dies setzt allerdings Know-How und Bereitschaft bei
Unternehmen voraus, sich damit zu befassen.
Gewerbliche Unternehmen können auch die Kriterien der Umweltzeichen, etwa die des
„Blauen Engels“ in ihren Ausschreibungen verwenden. Einige Teilnehmer wünschten
sich auch eine klarere Strukturierung der Kennzeichnungslandschaft, da ein Label gut
umsetzbar sei, aber nicht die Vielzahl der Zeichen. Andere Wünsche waren, in den umweltbezogenen Kennzeichen stärker soziale Aspekte aufzunehmen oder auch Qualitätsanforderungen, etwa hinsichtlich der Pflegbarkeit/Wiederverwendung. Allerdings unterscheiden sich, so ein anderer Teilnehmer, die Bedürfnisse von Endkunden von denen
gewerblicher Einkäufer, deswegen können Kennzeichen, die v.a. auf Endkunden abzielen, nur eine begrenzte Hilfestellung für Einkäufer bieten.
Im Zusammenhang mit der Kennzeichnung stand auch die Frage der Kontrolle und Verifizierung entlang der textilen Kette, insbesondere was auch die Einhaltung von Sozialstandards betrifft. Die Produktion und Verarbeitung in Entwicklungsländern ist ein wesentliches Merkmal in der Textilbranche. Dabei muss eine Zusammenarbeit in engem
Maße erfolgen, einige Teilnehmer berichteten, hier sehr eng zu kooperieren und teilweise monatlich vor Ort zu sein. Die Auswahl der Lieferanten stellt insofern eine wichtige Entscheidung dar, da diese dann ihre Vorkette überprüfen müssen. Ein Teilnehmer
berichtete, dass sein Lieferant alle Sublieferanten namentlich melden müsse und unangemeldete Kontrollen durch den eigenen Konzern, wie auch durch Externe stattfinden
müssten. Damit eng verbunden ist die Vertragsgestaltung und –spezifizierung, etwa zur
Vorlieferantenkontrolle oder auch Zusagen zu Trageeigenschaften/ Gesundheitsaspekten.
Die Rolle des Managements und dessen Verantwortung wurde mehrfach angesprochen.
Dies beginnt bei der Wahrnehmung der Verantwortung durch CEO’s. Daneben sollten
entsprechende Teams gebildet und innerbetriebliche Verantwortlichkeiten festgelegt
werden. Ein weiteres wichtiges Element sei die strategische Nachhaltigkeitsorientierung
und Zielfestlegung, so ein Teilnehmer.
Mehrfach wurden Einstiegsstrategien in Bio-Baumwolle bzw. Recyclingfasern angesprochen. Eine sprunghafte Ausweitung der Nachfrage nach Bio-Baumwolle gibt das Angebot derzeit nicht her. Allerdings sind die Nachfragevolumina der anwesenden Unternehmen nicht so, dass damit der Markt überfordert wäre, wenn etwa ein Unternehmen
seine Diensthemden umstelle, so wären dies etwa 30 t Nachfrage nach Bio-Baumwolle
pro Jahr, dies sei bewerkstelligbar. Wichtig ist die Kalkulierbarkeit und Verlässlichkeit
3
Vgl. http://label-online.de/
4
Vgl. http://oeffentlichebeschaffung.kompass-nachhaltigkeit.de/
5
Die Datenbank des International Trade Center findet sich unter http://www.intracen.org/itc/market-infotools/market-analysis-tools/.
31
der Nachfrage, damit sich Umstellungen für Erzeuger und Textiler lohnen. Umgekehrt
gilt aber auch, so ein Teilnehmer, dass gerade Großabnehmer identische
Nachkaufmöglicheiten und Ersatzbeschaffungen benötigen.
Verschiedentlich wurden auch die begrenzten Kapazitäten von Großabnehmern betont.
Dabei wurde auch darauf verwiesen, dass das Kerngeschäft die Erbringung bestimmter
Dienstleistungen sei. Die Artikelvielfalt in der Beschaffung, begrenzte personelle Kapazitäten, andere Nachhaltigkeitsthemen in der Umweltabteilung oder fehlende Qualifikationen stellen andere Engpässe dar. Die Sortimentsumstellung kann dabei nur schrittweise erfolgen, da, so eine Teilnehmerin, die Produktspezifikation sehr genau erfolgen
müsse. Nachhaltigkeit ist dabei nicht immer im Bekleidungsmanagement als Begriff
präsent, sondern wird eher mit Langlebigkeit übersetzt.
Ein weiteres Thema waren Kosten- und
Nutzenaspekte: Darf Nachhaltigkeit mehr
kosten? Bringt Nachhaltigkeit mehr Nutzen? Hierzu wurden unterschiedliche Ansichten vorgetragen. Während die Gestehungskosten für Bio-Baumwolle und
Baumwolle mit Recyclingfasern etwas ansteigen könnten, stellt sich die Frage, ob
ein mit der Verwendung derartiger Fasern
erhöhter Reputationsgewinn in der Öffentlichkeit und damit die Realisierung von
Pioniergewinnen auch betrachtet werden?
Wenn Zusatzkosten anfallen, sollte dies
auch mit Blick auf die betriebliche Zielrichtung und der Bereitschaft, dies zu akzeptieren, geprüft werden. Life-cylecosting-Konzepte könnten hier auch eine
umfassende cradle-to-cradle Kalkulation
erlauben. Dabei sollten auch Fragen der
Haltbarkeit berücksichtigt werden.
Sammlung III: Mögliche Maßnahmen
und Lösungsstrategien
Die Frage der Kundenresonanz und –nachfrage wurden mehrfach angesprochen: Gewerbliche Kunden gäben Qualitätsanforderungen vor, dabei spielen Nachhaltigkeitsaspekte keine Rolle, im Gegensatz etwa zu Belgien oder Frankreich.
Die Einzelideen, Themen und Meinungen des Tages zum Thema Maßnahmen wurden
von Dr. Rubik auf Moderationskarten notiert und an der Metaplanwand visualisiert und
abschließend zusammenfassend vorgestellt (vgl. Sammlung III):
-
Zielvereinbarung in größeren Unternehmen: Nachhaltigkeitsziele könnten auf
eine CSR – Strategie heruntergebrochen werden, um daraus letztendlich produktspezifische Handlungsstrategien abzuleiten.
-
Gütesiegel (wie z.B. der Blaue Engel), die Informationen etwa über Herkunft
und Inhaltsstoffe liefern, sind ein wesentliches Instrument. Dabei ist eine Differenzierung nach Zielgruppen hilfreich. Außerdem könnten „Labelführer“ bei
der Orientierung innerhalb der verschiedenen Siegel helfen und diese für verschiedene Anwendungsbereiche und Kundenkreise spezifizieren. Siegel könnten auch die Kooperation und Kommunikation in der Kette unterstützen.
32
Ein Tool für Unternehmen, das „Life cycle costing“ aufführt, wobei investive und laufende Kosten in einer betriebswirtschaftlichen Kalkulation zusammenzuführen wären.
-
Der Aufbau fachlicher Kompetenzen kann durch verschiedene Strategien erfolgen: Inhouse, in Kooperation mit Verbänden und Unternehmen oder durch
„Outsourcing“ (z.B. an Berater).
-
Die Kooperation in der vertikalen (Lieferantenmanagement) sowie horizontalen
(zwischen Unternehmen) Kette und die Einbeziehung der Endkunden stellen
einen weiteren Maßnahmenblock dar. Investitionsunsicherheiten bestehen bei
der Umstellung von konventioneller Herstellung zu nachhaltiger Herstellung,
hier könnten Kooperationen erleichternd wirken.
An verschiedenen Stellen wurden Wünsche an das UBA geäußert, die Herr Dr.
Rubik zusammenfassend darstellte (vgl.
Sammlung IV):
-
Verbesserung der Kennzeichnungslandschaft, Berücksichtigung technischer Ausstattungstextilien in den textilen Produktgruppen
-
Aufnahme des Thema „Pflegeaufwand“ in Vergabeanforderungen
Sammlung IV: Wünsche für mögliche
Maßnahmen des Umweltbundesamts
-
Mediale Unterstützung und „Begleitschutz“ für Aufmerksamkeitserhöhung des
Themas,
-
Durchführung von Folgeveranstaltungen (CSR, service textiles, best practises).
15.45 Abschlussrunde und Ausblick
In der Abschlussrunde bat Frau Dr. Moser die Teilnehmenden um ihre abschließende
Einschätzung zum Verlauf der Veranstaltung.
-
Alle Teilnehmenden äußerten sich sehr positiv über die Veranstaltung und die
Einblicke, die sie während des Workshops gewinnen konnten.
-
Viele fühlen sich in ihren bisherigen Aktivitäten bestätigt, vor allem weil sie
nicht alleine in ihren Bemühungen sind und sehen sich auf dem richtigen Weg,
-
Einige äußerten noch Aufklärungsbedarf bzw. Unsicherheiten in Bezug auf Gütesiegel, Zertifizierung und Transparenz, vor allem Unternehmen, die nicht in
erster Linie in der Textilbranche angesiedelt sind; sie würden sich hier über
mehr Unterstützung freuen.
-
Es wurden neue Einblicke und Perspektiven hinsichtlich des Themas Nachhaltigkeit und ein Überblick über die Breite der Branche gewonnen.
-
Insgesamt fand das Thema sehr viel Zuspruch und wird von einigen in Zukunft
stärker behandelt und z.B. stärker ins Management integriert werden. Außerdem sind auch die meisten an einer Kooperation innerhalb der Branche interessiert.
33
Die Teilnehmenden signalisierten Interesse an einer weiteren, kontinuierlichen Vernetzung.
16.00 Ende der Veranstaltung
Frau Dr. Moser beendete und bedankte sich bei allen Anwesenden für die Teilnahme
und hohe Offenheit und Diskussionsbereitschaft.
1.3.3 Teilnehmerliste
Fachgespräch „Textilien als Visitenkarte: sozial- und umweltverträgliche Baumwolltextilien als CSR Beitrag in der Beschaffung“ am 7. Juli 2014 in Berlin
Fachgespräch Titel, Datum, Ort
Name, Vorname
Institution
Betz, Andreas
Bilharz, Dr. Michael
Peter Breuer
Dieckhoff, Kilian
Durwen, Annelie
Flegler, Thorsten
Hofmann, Thomas
Kamm, Florian
Kersten, Claudia
Krause, Joachim
Matthießen, Harry
Melzer, Bettina
Merkel, Andreas
Moser, Dr. Heidrun
Müller, Ria
Müller-Arndt, Rolf
Otte, Dr. Maren
Otto, Katrin*
Qednau, Wolfgang
Rechel-Götz, Astrid
Rolfes, Thorsten
Rubik, Dr. Frieder
Scheuer, Heike
Soth, Jens
DB Regio AG
Umweltbundesamt
BMW Group
Karl Dieckhoff GmbH & Co. KG
Deutsche Lufthansa AG
Deutsche Bahn AG
WIBU Wirtschaftsbund Sozialer Einrichtungen eG
Wilhelm Weishäupl
Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS)
Coburger Handtuch+Matten-Service (CHMS)
Beirholms Væverier A/S
Deutsche Bahn AG
Gebrüder Otto GmbH & Co.KG
Umweltbundesamt
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
CWS-boco Deutschland GmbH
CWS-boco Deutschland GmbH
Deutsche Lufthansa AG
MEWA Textil-Service AG & Co.
Wirtschaftsverband Textil Service (WIRTEX e.V.)
C&A Europe
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft e. V. (IVN)
HELVETAS Swiss Intercooperation
ALSCO Berufskleidungs-Service GmbH/
Wirtschaftsverband Textil Service (WIRTEX e.V.)
Umweltbundesamt
DBL- Deutsche Berufskleidung Leasing GmbH
Swierzy, Martin
Zietlow, Brigitte
Zilles, Birgit
* kurzfristig an einer Teilnahme verhindert
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