Lernarchitekturen für das selbstorganisierte und - E
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Lernarchitekturen für das selbstorganisierte und - E
Walter Gürth Joachim Michel Lernarchitekturen für das selbstorganisierte und kompetenzförderliche Lernen mit neuen Medien Abstract: E-Learning ist keine eigenständige Lernstrategie, Lernform oder Lernmethode, sondern meint die Unterstützung von Lernprozessen mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnologien. Damit das Lernen ein Erfolg wird, kommt es bei der Gestaltung von Lernprozessen mit neuen Medien in erster Linie um den Lernenden und seine Förderung an. Die Umsetzung dieser Anforderungen wird an einem praktischen Beispiel zur beruflichen Weiterbildung mit integrierten ELearning Werkzeugen beschrieben. Das netzbasierte Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklung“ zeigt, wie es gelungen ist, die Technologieorientierte Kausalkette Lernmedium → Lernumgebung → Lerninhalt → Lernziele → Lerner zugunsten des Lerners in eine Lernerorientierte Kausalkette umzukehren. Einleitung Konzepte für das Lernen im Netz und mit Multimedia in erfolgreichen beruflichen Weiterbildungseinrichtungen basieren auf dem Grundgedanken der Lernerorientierung. Studien weisen darauf hin, dass dort, wo Technik zum Ausgangspunkt gewählt wurde, E-Learning Projekte weit hinter den Erwartungen zurückbleiben oder scheitern. [Gü02] Das Potenzial der neuen Medien liegt in der gezielten Unterstützung des selbst organisierten Lernens. [Gl02] E-Learning beschreibt keine neue eigenständige Lernform, sondern meint die Unterstützung von Lernprozessen durch Informations- und Kommunikationstechnologien. Die neuen Medien können zur Informationsgewinnung dienen, die Kommunikation unterstützen oder Träger didaktisch strukturierter Lernmodule sein. Zukunftsfähige Unternehmen orientieren sich in ihren Weiterbildungsprogrammen stets an den Bedürfnissen und Zielen des Lernenden1, berücksichtigen seine Lernbiografie und Berufserfahrungen. Sie ermöglichen Selbstorganisation, fördern Flexibilität und Variabilität, bieten Raum für Selbsteinschätzung und Reflexion und unterstützen den Lernenden bei der Diagnose des eigenen Kenntnis- und Wissensstands sowie bei der Ableitung seiner persönlichen Lernstrategie. [GG05] Diese Unternehmen kooperieren eng mit Wissenschaftseinrichtungen, nutzen konsequent pädagogische bzw. methodische Innovationen und erschließen sich auf diese Weise neue Zielgruppen und Inhalte. Ein Beispiel ist die F&C Forschungstechnik und Computersysteme GmbH mit ihrem Internetgestütztem Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklung“.2 Das 1 Wegen der besseren Lesbarkeit erfolgt in diesem Beitrag keine geschlechtsspezifische Zuordnung. Stattdessen wird willkürlich entweder das eine oder das andere Geschlecht gewählt, was dann selbstverständlich auch immer das andere Geschlecht mit einbezieht. 2 Die F&C Forschungstechnik und Computersysteme GmbH ist Praxispartner in Modellversuchen des Bundesinstituts für Berufsbildung und im Forschungsvorhaben „Gestaltung regionaler Lernkulturen – Kompetenzentwicklung Mecklenburg-Vorpommern“ am Innovationstransfer- und Forschungsinstitut für berufliche Aus- und Weiterbildung. Programm orientiert sich am Leitbild einer neuen Lernkultur und verbindet Theorie und Praxis. Die Lernenden können experimentieren, individuell Erprobtes erweitern, sich Feedback einholen und sich selbst in unterschiedlichen Situationen reflektieren. Das Team „Lernbegleitung“; Trainerinnen und Coach unterstützen sie dabei, sich auf die neuen Aufgaben als Organisationsentwickler vorzubereiten. Das Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklungsberater(in)“. Ausgangssituation und Hintergrund Der Umgang mit Veränderungen in Unternehmen, Markt und Gesellschaft ist mehr denn je ein kritischer Erfolgsfaktor. [Gü05] Studien weisen darauf hin, dass viele Veränderungsprojekte, Reorganisationen und Umstrukturierungen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben oder scheitern. Die Ursachen liegen immer wieder in einer zu mechanistischen Betrachtungsweise, einer falschen Einschätzung der Komplexität und fehlenden Beachtung der sozialen Dynamik in Veränderungsprozessen. Von daher sind Umsetzungshilfen in Form von Organisationsentwicklungsberatung notwendig für den strategischen Erfolg einer Innovation und für die Transformation der Organisation. Mit dem netzbasierten Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklung“ will die F&C Forschungstechnik und Computersysteme GmbH mit ihren Partnern3 diesem Problem Rechnung getragen werden. Zielgruppe und Ziele Ziel der netzbasierten beruflichen Weiterbildung „Organisationsentwickler(in)“ ist es, die Teilnehmerinnen – Führungskräfte, Personalentwickler, Projektmanager und Trainer - zu befähigen, in ihrem jeweiligen Arbeitsgebiet, konstruktiv und flexibel, nach zeitgemäßen und wirksamen Prinzipien der Organisationsentwicklung tätig zu werden. [Fa04] Sie können: Zentrale Instrumente der Organisationsdiagnose und –entwicklung benutzen; Visionen und Leitgedanken für ein Unternehmen entwickeln; Systemisch Prozesse analysieren und steuern; Konflikte transformativ für das Unternehmen nutzen; Teams moderieren und effektiver machen; Unternehmen als selbständige Organisationsentwicklungsberaterin mit eigener Praxis führen. Die Teilnehmerinnen haben Fähigkeiten zur Selbstentwicklung als Führungskraft mit persönlicher Identität als Organisationsentwicklungsberaterin. Sie können sich vernetzen und teilen ihr eigenes Wissen mit anderen Expertinnen. 3 Das Programm „Organisationsentwicklung“ wurde von der F&C Forschungstechnik und Computersysteme GmbH mit maßgeblicher Unterstützung durch das Innovationstransfer- und Forschungsinstitut für berufliche Aus- und Weiterbildung, das Institut für Produktivitäts Management der REFA Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH und die MA&T Organisationsentwicklung GmbH entwickelt. Konzeption: Teilnehmerorientierung und Lernförderung Die Konzeption für die netzbasierte Weiterbildung „Organisationsentwickler(in)“ basiert auf der grundsätzlichen Erkenntnis, dass das Lernen in einem gegebenen Lernangebot dann erfolgreich ist, wenn es vom Lernenden selbst ausgeht und wenn es lernförderlich gestaltet wird. [JM02] Beachtung der Individualität, Lernbiografie und Berufserfahrung Vor dem Projektstart wird der Coach mit jedem Teilnehmer ein persönliches Gespräch durchführen. Es soll zur Erkundung der individuellen Interessen, Lern- und Berufserfahrungen des Lernenden dienen. Hier werden die Gesprächspartner auch erste Ideen für das Fachprojekt des Teilnehmers entwickeln und diskutieren. Auf der Grundlage der persönlichen Lernziele werden die Gesprächspartner verschiedene Aufgaben für den Lernenden vereinbaren. Sie betreffen u.a. das Anlegen und Führen eines Arbeitsbuches (Evaluation) und Lerntagebuches (Reflexion), die Veröffentlichung der eigenen Projektskizze im Internet, die Eröffnung und Moderation eines Forums zum Projektthema und die Beteiligung jedes Teilnehmers mit eigenen, qualifizierten Beiträgen an der Diskussion in den anderen Foren. Die Ergebnisse der persönlichen Gespräche werden in einer Zielvereinbarung dokumentiert. Diagnose der individuellen Kompetenzen Das persönliche Gespräch ist eine Methode zur Ermittlung des Kenntnis- und Wissenstands und zur Ableitung der eigenen Lernstrategie durch den Lernenden. Damit werden in erster Linie formell erworbene Kompetenzen erfasst. Für eine vollständige Kompetenzbilanz ist es jedoch notwendig, die informell erworbenen Kompetenzen zu erfassen, zu beurteilen und zu bewerten. Im Programm „Organisationsentwicklung“ kommen deshalb KODE® und KODE®X als moderne Instrumente der Personal- und Organisationsentwicklung zum Einsatz.4 KODE® steht als Abkürzung für Kompetenzdiagnostik und –entwicklung. [Er03] Kompetenz wird dabei verstanden als persönliche Voraussetzung zur Selbstorganisation bei der Bewältigung von neuen, nicht routinemäßigen Aufgaben. Ergebnis der Diagnose mit KODE® ist ein Kompetenzprofil mit einem entsprechenden Interpretationsangebot und Vorschlägen für individuelle Entwicklungsmöglichkeiten einschließlich von Ableitungen für Selbsttraining, Coaching, Mentoring oder Qualifizierung. Sein persönliches Kompetenzprofil wird jeder Teilnehmer durch Selbsteinschätzung gewinnen. Mit dem Instrument KODE®X lassen sich, über die mit KODE® erfassten Grundkompetenzen hinaus, Teilkompetenzen ermitteln. Die Teilkompetenzen können sowohl zu Formulierung von Anforderungen als auch zur Beschreibung von Fähigkeiten herangezogen werden. 4 ® ® KODE und KODE X sind urheberrechtlich geschützt. Die Rechte liegen bei John Erpenbeck, Volker Heyse und Horst. G. Max am Informationszentrum für selbstorganisiertes Lernen und multimediale Kommunikation e.V. Berlin. Selbstorganisiertes Lernen Die Verantwortung des Lernenden ist ein wichtiger Teil des Lernprozesses. Auf der Grundlage seines persönlichen Kompetenzprofils wird jeder Teilnehmer die Lerninhalte für das Training seiner Selbstorganisationskompetenzen selbst definieren. Dieses Selbsttraining ist genau wie die fachliche Qualifizierung zur Organisationsentwicklerin Bestandteil des Weiterbildungsprogramms und wird wie der gesamte Lernprozess vom Coach begleitet. Bei der Entwicklung von Ideen für sein Fachprojekt helfen Coach und Trainer dem Lernenden. Welche Idee die Grundlage für das eigene Fachprojekt wird, diese Entscheidung trifft jeder Teilnehmer selbst. Raum für Reflexion und Selbsteinschätzung Die Verantwortung der Trainer liegt nicht nur darin, ihren Kompetenzvorsprung in Sachen Prozess- und Methodenwissen einzubringen. Sie sind in diesem Weiterbildungsprogramm genau wie alle Lernenden auch in der Rolle als Feedbackgeber. Über die gemeinsame Informations- und Kommunikationsbasis werden die Trainer deshalb ihr Wissen in die Entwicklungsprozesse der Fachprojekte der Teilnehmer sozusagen „einspeisen“. Methodisch soll das durch Reflektion in den Foren und im Chat sowie durch Beratung erfolgen. Lernförderliche Gestaltung Jeder Teilnehmer an diesem Programm wird veranlasst und unterstützt, sich mit der Lösung authentischer und persönlich bedeutsamer Probleme in einem Fachprojekt und in Gruppenprojekten zu befassen. Sein persönliches Wissen wird als Basis für neues Wissen aktiviert. Allen Lernenden wird durch die Trainer, Mentoren und den Coach demonstriert, was das zu erwerbende Wissen „Organisationsentwicklung“ ist, worin die zu entwickelnden Kompetenzen als Organisationsentwickler bestehen und wie beides erworben werden kann. In ihren Fachprojekten und in den Gruppenprojekten können die Lernenden das neu erworbene Wissen anwenden. Die Rolle der Medien Die Medien übernehmen in diesem netzgestützten Weiterbildungsprogramm sehr verschiedene Rollen. Sie unterstützen die Wissenspräsentation (Darstellung, Übermittlung), Wissensvermittlung (Gestaltung des Lernprozesses), die Wissensanwendung (Übung, Exploration, Forschen), Wissenskonstruktion (Erstellung, Darstellung) und Wissenskommunikation. (Kommunikation, Kooperation) Den Lernenden und Lernbegleitern (Trainer, Mentor und Coach) steht dafür die Lernplattform http://www.fundc.de und verschiedene E-Learning Werkzeugen (Foren, Chat, Videokonferenz, WiKi, Glossar, Bibliothek) zur Verfügung. Der Medieneinsatz soll alle im beruflichen Weiterbildungsprogramm Organisationsentwicklung konzipierten Lernformen unterstützen: Individuelles Lernen, Lernen im Seminar und Lernen im gemeinsamen Projekt. Hier ist der Lernende nicht in der Rolle des passiven Zuhörers, sondern des aktiven Mitgestalters. Aber auch die Ansprüche an die Trainer sind hoch. Sie müssen in Lernerorientierten E-Learning – Vorhaben neben ihrer Rolle als Gestalter von Lernprozessen auch die Rolle als Berater und Moderator übernehmen. Inhalte Das netzbasierte Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklung“ setzt sich aus einer Seminarreihe verbunden mit Praxistagen und dem Selbststudium zusammen. Tabelle 1 Inhaltliche Schwerpunkte der Weiterbildung „Organisationsentwicklungsberatung“ Modul Inhaltlicher Schwerpunkt Transfer Praxisaktivitäten 1 Einführung: Grundlagen der ⇔ Organisationsentwicklung, Potenziale und Profile 2 Persönliche Voraussetzungen ⇔ Selbstdiagnose der persönlichen Kompetenzen auf der Grundlage von KODE®“ 3 Ausgewählte Instrumente der Organisationsentwicklung ⇔ Arbeitsorganisationskonzepte – Exkursionen in Unternehmen und Arbeitstreffen der Projektgruppe „Lern- und Wissensgemeinschaft“ 4 Beratungsprozess – Formen ⇔ und systemisches Vorgehen Arbeitsorganisationskonzepte – Exkursionen in Unternehmen und Arbeitstreffen der Projektgruppe „Lern- und Wissensgemeinschaft“ 5 Arbeit mit Gruppen und Teams ⇔ Arbeitsorganisationskonzepte – Exkursionen in Unternehmen, Arbeitstreffen der Projektgruppe „Lern- und Wissensgemeinschaft“ und Betreuung der Fachprojekte 6 Veränderungsprozesse in ⇔ Organisationen – Lernende Organisation, Veränderungsmanagement, Unternehmenskultur und Wissensmanagement Arbeitsorganisationskonzepte – Exkursionen in Unternehmen und Arbeitstreffen der Projektgruppe „Lern- und Wissensgemeinschaft“ Gruppenarbeit zur Ermittlung organisations- und aufgabenspezifischer Kompetenzanforderungen und Analyse personenspezifischer Kompetenzpotenziale mit KODE®X für ein virtuelles (Beratungs- )Unternehmen und Betreuung der Fachprojekte 7 Evaluation und Transfer ⇔ Inhaltliche Nachträge, Evaluation und Transfer des Programms Organisationsentwicklung, Präsentation und Besprechung der Fachprojekte Die Seminarreihe setzt sich aus sieben aufeinander aufbauende Module a’ 3 Tage zusammen. Nach jedem Modul werden jeweils 2-3 Praxistage durchgeführt. Zeit für das Selbststudium ist zwischen den Seminaren und Praxistagen. Didaktisch-methodische Gestaltung Die Struktur der beruflichen Weiterbildung zur Organisationsentwicklerin besteht aus den Ebenen Lernen im Seminar, Lernen im Selbststudium, Lernen im Fachprojekt und Lernen im gemeinsamen Projekt. Abb. 1 Lernarchitektur Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklungsberatung“ Coaching und Mentoring Modul 1 Praxistag 1 Modul 2 Einführung: Selbstdiagnose Management Grundlagen der persönlichen von der Org.Kompetenzen Veränderungsentwicklung, (KODE®) prozessen und Potenziale und Org.Profile entwicklung Praxistag 2 Praxistag 6 Modul 7 Exkursion u. Projektgruppe „Lern- und Wissensgemeinschaft“ Gruppenarbeit Kompetenzanforderungen eines virtuellen Unternehmens (KODE®X) Perspektiven und Konzepte für die eigene Zukunft als Organisationsentwickler(in) Ergebnisse Fachprojekte TN Gespräche: Zielvereinbarung Gruppenprojekt “Lern- und Wissensgemeinschaft“ Selbststudium, Fachprojekt Informations- und Kommunikationsplattform http://www.fundc.de Lernen im Seminar In den Seminaren lernen die Teilnehmerinnen – individuell und in Gruppen - vor allem den sicheren Umgang mit den grundlegenden Methoden und Instrumenten der Organisationsentwicklung. Vorträge und Expertenwissen ergänzen das Lernen in den Seminaren. Dazu gehören auch spezifische Seminarthemen, die von den Teilnehmerinnen vorbereitet und selbst gestaltet werden. Das Thema Selbstpräsentation wird von einer Regisseurin und Theaterwissenschaftlerin angeleitet. Hier lernen die Teilnehmerinnen, durch Sprechgestaltung mehr Aufmerksamkeit und Verständnis bei ihren Zuhörern zu erreichen. In den Seminaren bearbeiten die Teilnehmerinnen vor allem persönliche Fälle aus ihren Projekteinsätzen. Die Fallgeberin nutzt dabei die Gruppe als Beratungsraum. Lernen im Selbststudium Für das individuelle Lernen im Selbststudium steht dem Teilnehmenden sowohl ein Mentor als auch ein Coach zur Seite. Die Mentoren sind i.d.R. Führungskräfte aus den Unternehmen der Teilnehmerinnen und geben Feedback von außerhalb. Die Rückmeldungen der Mentoren werden in den Seminaren aufgegriffen und umgesetzt. Der Coach dagegen übernimmt die persönlichen Rückmeldungen. Die Mentoren unterstützen und beraten „ihren“ Teilnehmenden bei der Auswahl der mit Blick auf seine persönliche Entwicklung geeigneten Projekte. Der Coach ist das Bindeglied zwischen allen Lernebenen Seminar, Selbststudium und Projekt. In jedem Modul der Seminarreihe gibt es für Coaching eine feste Zeiteinheit. Lernen im Fachprojekt Jede Teilnehmerin bearbeitet ein eigenes Fachprojekt. Über den gesamten Verlauf der beruflichen Weiterbildung wird dieses – überschaubare – Vorhaben initiiert, in persönlichen Gesprächen, Seminaren und im Internet mit den anderen Teilnehmern, den Trainern und dem Coach besprochen und durch den Erfahrungsaustausch weiterentwickelt. Das Fachprojekt wird das Erprobungsfeld sein, auf dem jeder Teilnehmer seine neu erworbenen Erkenntnisse und Kompetenzen praktisch umsetzen kann. Lernen im gemeinsamen Projekt Die Teilnehmerinnen werden zwei Projekte gemeinsam bearbeiten. In einem Projekt haben sie die Aufgabe, ein Konzept für eine internetgestützte Lern- und Wissensgemeinschaft „Organisationsentwicklung“ zu entwickeln. Die Idee, dass Community - Modell für ein Konzept zur Förderung von Wissen über die Gestaltung von Organisationsentwicklung auszuwählen, ist in Mecklenburg-Vorpommern neu. Für dieses Projekt tragen die Teilnehmerinnen von der Konzeption bis zur Durchführung die vollständige Verantwortung. In dem zweiten gemeinsamen Projekt werden die Teilnehmerinnen mit KODE®X die organisations- und aufgabenspezifischen Kompetenzanforderungen ermitteln und die personenspezifischen Kompetenzprofile für ein virtuelles (Beratungs-)Unternehmen analysieren. Dabei werden sie von zertifizierten KODE®- und KODE®X - Trainern unterstützt. Organisation Das netzbasierte Weiterbildungsprogramm „Organisationsentwicklung“ startet im November 2005 und endet im Oktober 2006. Es werden zwei Kurse mit max. 10 Teilnehmern durchgeführt. Die erfolgreiche Teilnahme an dieser beruflichen Weiterbildung wird durch das Zertifikat „Organisationsentwickler(in)“ vom Innovationstransfer- und Forschungsinstitut für berufliche Aus- und Weiterbildung bestätigt. Außerdem erhalten alle Absolventinnen vom REFA Verband für Arbeitsgestaltung, Betriebsorganisation und Unternehmensentwicklung Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. die Anerkennung als „REFA Arbeitsplatzgestalter(in)“. Ergebnisse und Wirkungen Um ihre Mitarbeiterinnen zu Innovationen anzuregen und herauszufordern, müssen Unternehmen die Arbeitsplätze und -aufgaben organisatorisch und technisch lernförderlich gestalten. Die lernförderliche Gestaltung von Arbeitsplätzen und – aufgaben hat über kompetente und motivierte Mitarbeiterinnen positiven Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. So ist das Wachstumstempo – gemessen an der Gesamtleistung - von Industrieunternehmen mit einem hohen Lernförderlichkeitspotenzial im Vergleich zu Betrieben mit einem geringen Lernförderlichkeitspotenzial deutlich höher. Unternehmen mit lernförderlichen Arbeitsplätzen und aufgaben arbeiten auch sehr wirtschaftlich. In diesen Unternehmen sind, im Unterschied zu Betrieben mit geringem Lernförderlichkeitspotenzial, die Abwesenheitszeiten und Personalzusatzkosten deutlich niedriger. Auch in Mecklenburg-Vorpommern werden immer mehr Unternehmen beginnen und ihre Investitionen in die innovative Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung erhöhen. Daher ist in der nächsten Zeit mit einer wachsenden Nachfrage nach professioneller Organisationsentwicklungsberatung zu rechnen. Die erfolgreichen Absolventen des netzbasierten Weiterbildungsprogramms Organisationsentwicklung werden die Unternehmen insbesondere die KMU dabei beraten und begleiten. Dazu werden sie die Potenziale ihres Netzwerks für innovative Arbeitsgestaltung und Kompetenzentwicklung nutzen. Im Ergebnis dieser Entwicklung wird sich nicht nur der Anteil lernförderlicher Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern erhöhen, sondern auch die Anpassungs- und Antizipationsfähigkeit der Unternehmen und ihrer Beschäftigten verbessern. Exkurs Lernen Wer glaubt, man brauche nur die richtige Technik und dann ginge alles Lernen wie von selbst, der irrt. [Sp03] Lernen ist ein individueller, psychologischer und sozial vermittelter Prozess. Deshalb ist E-Learning keine Lernstrategie, Lernform oder Lernmethode, sondern meint die Unterstützung von Lernprozessen mit neuen Medien. Die Kausalkette zur lernförderlichen Gestaltung von Lernprozessen im Netz und mit Multimedia beginnt stets beim Lernenden. Sie führt über seine Lernziele, die Lerninhalte, die Umgebung und erst dann zu den Medien nicht umgekehrt. Teilnehmerorientierung und Lernförderung sind grundlegende Gestaltungsprinzipien, damit das Lernen in beruflichen Weiterbildungsprogrammen ein Erfolg wird. Literaturverzeichnis [Er03] Erpenbeck, J. et. al.: KODE® - Kompetenz-Diagnostik und –Entwicklung. In (Erpenbeck, J.; Rosenstiehl, L. v. Hrsg.): Handbuch der Kompetenzmessung. SchäfferPoeschel Verlag, Stuttgart, 2003; S. 365-375 [Fa04] Fatzer, G.: Organisationsentwicklung der Zukunft. In (Fatzer, G. Hrsg.): Edition Humanistische Psychologie - EHP, Bergisch Gladbach, 3. Auflage 2004. [Gl02] Glatt, Th. Et. al.: E-Learning: Potenzial und Realität. In: (Autorengruppe EWriting.de Hrsg.): E-Learning und E-Kooperation in der Praxis. Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied, Kriftel, 2002; S. 14-33 [Gü02] Gürth, W. et. al.: Die CAD-Fachwerkstatt, ein Erfahrungsraum selbstgesteuerten Lernens. In: (Innovationstransfer- und Forschungsinstitut für berufliche Aus- und Weiterbildung. Hrsg.): Gestaltung regionaler Lernkulturen Kompetenzentwicklung Mecklenburg-Vorpommern. Nr. 6, Schwerin, 2002; S. 29-40 [Gü05] Gürth, W. et. al.: Chancen und Krisen: Veränderungsprozesse in Bildungsunternehmen. In: (Innovationstransfer- und Forschungsinstitut für berufliche Aus- und Weiterbildung. Hrsg.): Gestaltung regionaler Lernkulturen Kompetenzentwicklung Mecklenburg-Vorpommern. Nr. 20, Schwerin, 2005; S. 7-12 [Hv03] Heyse, V. et. al.: KODE©X-Kompetenz-Explorer. In (Erpenbeck, J.; Rosenstiehl, L. v. Hrsg.): Handbuch der Kompetenzmessung. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, 2003; S. 376-385 [JM02] Jank, W.; Meyer, H.: Didaktische Modelle. Cornelsen Verlag, Berlin, 5. Auflage, 2002. [Sp03] Spitzer, M.: Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, Korrigierter Nachdruck 2003. Autoren Dr. Walter Gürth Wissenschaftlicher Mitarbeiter Innovationstransfer- und Forschungsinstitut Für berufliche Aus- und Weiterbildung (itf) Grevesmühlener Straße 18 19057 Schwerin [email protected] http://www.itf-schwerin.de http://www.mv-kompetenz.de Dr. Joachim Michel Geschäftsführender Gesellschafter F&C Forschungstechnik und Computersysteme GmbH Boldebucker Weg 1 18276 Gülzow [email protected] http://www.fundc.de