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Harninkontinenz, unfreiwilliger Urinverlust Autor Dr. Roth, Urologe, Wuppertal •Harninkontinenz, was ist das? •Beschreibung der häufigsten Inkontinenz-Arten •Notwendige Untersuchungen •Behandlungen •Fazit •Anhang (Fragebogen, Blasenprotokoll) •Harninkontinenz, Definition Harninkontinenz ist eine Krankheit mit unfreiwilligem Urinabgang, der ein soziales oder ein hygienisches Problem darstellt. Er muss objektiv nachweisbar sein! Grundfunktionen der Blase Um zu zeigen, wie Fehlfunktionen der Harnblase entstehen können, sollen hier die Grundfunktionen der Blase dargestellt werden: Die Blasenwand besteht aus Muskulatur, die in der Lage ist, zum Entleeren den erforderlichen Druck zu erzeugen. Der Schließmuskel, der um den Blasenausgang liegt, verhindert den Urinabgang und kann das Wasserlassen unterbrechen. Weitere Muskeln und Bänder sind beim Blasenverschluss wirksam und bilden ein komplexes System, über das die Forschung in letzter Zeit zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen hat. Es ist aber auch bekannt, dass dieses Verschlusssystem sehr störanfällig sein kann. Grundsätzlich kann die Blase zwei Zustände einnehmen, (Schema, s. Abb. 1). 1. Speichern von Urin: Der Blasenwand Muskel ist schlaff. Der Schließmuskel ist angespannt. Der Urin steht nicht unter Druck, die Blase signalisiert keinen Harndrang. Der Urin wird gehalten. 2. Entleeren des Urins: Der Blasenwand Muskel spannt sich an. Der Schließmuskel ist gelockert. Der Urin steht unter Druck, die Blase signalisiert Harndrang. Der Urin wird ausgeschieden. Abb. 1 2 Phasen der Blasenfunktion 1. geschlossen Blase entspannt, dehnt sich aus (gelbe Pfeile) Schließmuskel presst den Ausgang zusammen (rote Pfeile) Urin wird gehalten 2. geöffnet Blase erzeugt Druck (rote Pfeile) Schließmuskel entspannt Ausgang geöffnet (gelbe Pfeile) Urinabgang • Beschreibung der häufigsten Inkontinenz-Arten • • • • Belastungs-Inkontinenz (auch Stress-Inkontinenz) Drang-Inkontinenz (auch Urge-Inkontinenz) Mischformen Weitere Inkontinenz-Formen • Belastungs-Inkontinenz (auch Stress-Inkontinenz) Definition Eine Belastungs-Inkontinenz liegt vor bei unwillkürlichen Urinabgang bei Druckerhöhung im Bauchraum (Niesen, Pressen) ohne Harndrang. Der Blasenmuskel bleibt inaktiv, er erzeugt keinen Druck durch eigenes Zusammenziehen. Der Druckanstieg im Bauchraum reicht aus, um Urin durch den geschwächten Schließmuskel zu pressen. Der Urin entleert sich in Form von mehr oder weniger kleinen Spritzern, die oft völlig unbemerkt abgehen. Die Belastungs-Inkontinenz tritt fast ausschließlich bei Frauen auf. Schweregrade • • • Urinabgang bei: Grad 1 Husten, Niesen, Lachen, Nase putzen, Pressen Grad 2 Gehen, leichter körperlicher Arbeit Grad 3 ständig, auch im Liegen Mechanismus • Druckübertragung (Einhörning): Beim Pressen wirkt der Innendruck des Bauchraumes auf die Blase. Aber ebenso auch auf den Teil der Harnröhre, der noch im Bauchraum verläuft. Die Harnröhre unterliegt so dem gleichen Druck (Bauchraumdruck) wie die Blase und wird zusammengepresst. Der Urin wird gehalten. (s. Abb. 2 Schema rechts) Bei Blasensenkung liegt die Harnröhre nicht mehr im Bereich des Bauchraumes und wird somit beim Pressen Husten usw. nicht mit zusammengepresst. Die Folge ist Urinverlust. Dieser hält nur so lange an, wie der Druck im Bauchraum wirkt, also beim Husten nur kurz, ein Urinspritzer geht unwillkürlich ab. Hanrdrang wird nicht verspürt. (s. Abb. 2 Schema links) Abb. 2 Schema Belastungs-Inkontinenz Druckübertragung auf die Harnröhre verhindert Urinabgang Wegen Blasensenkung keine Druckübertragung, Urinabgang • Integraltheorie (Petros, Ulmsten, Thunn und andere): Absenkungen der Scheide und damit verbunden der Blase und Harnröhre sowie Schädigungen der Befestigung von Scheide, Gebärmutter, Mastdarm und Störungen von Nervenbahnen der Harnblase verursachen komplexe Fehlfunktionen der Blase, unter anderem Inkontinenz. Wodurch einsteht eine Belastungs-Inkontinenz? • Schädigung des Verschlussapparates (Operationen, Geburten, Nervenschädigungen) • Senkung, Verziehung, Verdrängung der Blase • Hormon- (Östrogen) Mangel verursacht Schleimhautschwund der Harnröhre und Schwächung des Verschlussapparates (Durchblutungsmangel). • Übergewicht • Angeborene Bindegewebeschwäche (verursacht auch Krampfadern, Leistenbrüche) • Chronischer Husten • Schwere körperliche Arbeit • Drang-Inkontinenz (auch Urge-Inkontinenz) Definition Eine Drang-Inkontinenz liegt vor, wenn der unwillkürliche Urinabgang verbunden ist mit einem nicht unterdrückbaren Hanrdrang. Dabei treten unkontrollierte Kontraktionen (Zusammenziehen) des Blasenmuskels auf. Der Schließmuskel ist intakt (s. Schema Abb. 3) Mechanismus Die Kontraktionen des Blasenmuskels sind von der Natur her langsam und wellenförmig. Hat der Druck in der Harnblase die Kraft des Schließmuskels überstiegen, geht Urin ab. Die Menge des abgehenden Urins kann erheblich, bis zu einer vollständigen Entleerung sein. Schon vor dem Urinabgang und auch danach wird ein starker, nicht unterdrückbarer Hanrdrang verspürt. Die Drang-Inkontinenz tritt bei Frauen und Männern auf. Abb. 3 Schema Drang-Inkontinenz Der Blasenmuskel ist aktiv. Er presst mit hohem Druck den Urin durch den intakten Schließmuskel Wodurch einsteht eine Drang-Inkontinenz? • Reizerscheinungen: Blasenentzüdungen, Fremdkörper: Blasensteine, Tumore, Katheter. • Krankheiten des Blasenausganges: Verengungen, Hormonmangel, Prostatavergrößerung. • Krankheiten der Nervenbahnen • Im Alter: Kontrolle des Gehirns wird schwächer, der Hanrdrang kann nicht gebremst werden. • Medikamente Achtung! Drang-Inkontinenz ist oft verbunden mit häufigem, auch nächtlichem Wasserlassen. Es gibt aber auch Gründe für das nächtliche Wasserlassen, die nicht auf Blasenerkankungen beruhen. Gründe für nächtliches Wasserlassen • Reizblase, Drang-Inkontinenz • Geringes Fassungsvermögen der Harnblase • Es wird eine große nächtliche Urinmenge produziert • Herz bedingt (abendliches Anschwellen der Beine) • Venös bedingt (abendliches Anschwellen der Beine) • Große abendliche Trinkmenge • Hormostörungen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) • Schlafstörungen, Gewohnheiten • Medikamente • Mischformen von Belastungs und Drang-Inkontinenz Häufig treten die Belastungs- und Drang-Inkontinenz zusammen auf. Zugrunde liegen in diesen Fällen in der Regel komplexe Schädigungen der Blase und des Verschlussapparates. Um Ihnen eine einfache Hilfe an die Hand zu geben, empfehlen wir Ihnen den u.a. Fragebogen. Beantworten Sie die Fragen und machen sie ein Häkchen, wenn Sie mit ja antworten würden. Findet Ihr Häkchen in auf einem B, so weist es auf eine Belastungs-Inkontinenz hin. Ein Häkchen auf einem D steht für eine Drang-Inkontinenz. (Fragebogen: s. Abb. 4) Abb. 4 Belastung oder Drang : Ja Haben Sie unfreiwilligen Urinabgang bei körperlicher Belastung, Husten, Niesen? B B D D D B Können Sie den Harnstahl willkürlich unterbrechen? Verlieren Sie größere Mengen beim unfreiwilligen Urinabgang? Haben Sie Harndrang vor und (oder) beim unfreiwilligen Urinabgang? Verlieren Sie Urin, bevor Sie die Toilette erreichen? Haben Sie das Gefühl, dass die Blase nach dem Wasserlassen vollkommen leer ist Auswertung: Die roten Buchstaben (B oder D) stehen für Belastungs- oder Drang-Inkontinenz. Haben Sie eine Frage mit ja beantwortet, steht der vorgegebene Buchstabe für die Form der Inkontinenz. Sie können hiermit Hinweise auf eine Belastungs-, eine Drang- oder eine Mischform aus beiden erhalten. Eine genaue Diagnose ist jedoch nur durch weiterführende ärztliche Untersuchungen möglich. • Weitere Inkontinenz-Formen Die weiteren Inkontinenz-Formen sind seltener und können durch Selbsteinschätzung nicht erkannt werden. Sie sollen hier aber kurz erwähnt werden. Alters-Inkontinenz (Sonderform, nicht genau definiert aber häufig und sehr bedeutsam) Hierbei handelt es sich um eine Mischform aus Bleastungs- und Drang-Inkontinenz. Dazu kommen noch Faktoren, die durch die Besonderheiten des höheren Alters gegeben sind: - Alterserscheinungen Nachlassende Hirnleistung Körperliche Behinderungen Hormonmangel Prostatavergrößerung Aufmerksamkeitsmangel Resignation Starrsinn - Krankheiten Vielzahl von Medikamenten Hirnschlag, Demenz, Alzheimer Vielzahl von Erkrankungen • Weitere Unterteilung der Drang-Inkontinenz Nur durch Messungen des Blasendruckes kann zwischen sensorischer und motorischer DrangInkontinenz unterschieden werden. Nur bei motorischer Drang-Inkontinenz sind unwillkürliche Kontraktionen des Blasenmuskels durch Druckerhöhung in der Blase messbar. Für die Behandlung ist diese Unterscheidung wichtig. • Reflex-Inkontinenz Rückenmarksreflexe führen zur Kontraktion des Blasenmuskels und damit zur Einleitung des Wasserlassens. Genaue Untersuchungen und gezielt Behandlungen sind erforderlich, um Blase (und Nieren) vor ständig erhöhtem Druck zu schützen. Der Diagnose folgt meist eine Blasenrehabliltation, die verschiedene Übungen und Behandlungsmaßnahmen umfasst. • Überlauf-Inkontinenz Wenn sich der Blasenausgang z.B. durch eine vergrößerte Prostata zum Wasserlassen nicht mehr öffnet, wird die Blase übervoll. Wenn die Dehnungsfähigkeit der Blase erschöpft ist, reichen minimale Erschütterungen des Körpers (z.B. Körperbewegungen, wie Gehen oder Drehen im Bett) aus, um den Verschluss des Blasen Schließmuskels zu überwinden. Eine kleine Urinportion wird abgesondert, dann sinkt der Druck wieder so weit, dass der Blasenverschluss wieder dicht hält. Genau genommen handelt es sich um eine besondere Form der Belastungs-Inkontinenz. • Extraurethrale Inkontinenz Hierfür gibt es keinen deutschen Namen. Bei dieser Inkontinenz-Form liegt eine angeborene Missbildung vor, bei der ein Harnleiter außerhalb des Schließmuskels einmündet. Es wird ständig sickernd Urin abgesondert. Diese Inkontinen Form besteht von Geburt an und kann nur durch eine Operation geheilt werden. • • Notwendige Untersuchungen • Basisuntersuchung Anamnese (Erhebung der Krankheitsgeschichte) Körperliche Untersuchung Urinalanlyse Ultraschalluntersuchung • Wann zum Facharzt? • Weiterführende Untersuchungen • Basisuntersuchung (Hausarzt) Einfache und nicht belastende Untersuchungen sollen einen Überblick über die Inkontinenz schaffen und dienen, wenn sich schon eine Aussage über die Inkontinenz-Form zulassen, als Grundlage für eine differenzierte Behandlung. Erst wenn diese nicht hilft, wird weiter untersucht. Anamnese Die genaue, persönliche Erhebung der Krankheitsgeschichte und der genaueren Umstände, wann und wie Urin verloren wird, geschieht in der Regel durch den Arzt in einem persönlichen Gespräch. Zu Unterstützung werden auch der Inkontinenz Fragebogen und das Blasenprotokoll eingesetzt. Diese Formulare finden Sie im Anhang. Körperliche Untersuchung Die körperliche Untersuchung umfasst z.B. folgende Schritte: Inspektion: Besonderheiten, Blasensenkung, Hauterkrankungen, Hormonmangel Untersuchung: des Bauches: Blase druckschmerzhaft? Blähungen? Nierenschmerzen? Abtasten: Scheide, After: liegt eine Muskelschwäche, ein Tumor oder eine andere Schädigung vor? Nerven: Reflexprüfung, Sensibilitätsprüfung der Haut. Tests: Hustentest, Windeltest: Nachweis, ob wie und wie viel Urin verloren wird. Urinalayse Der Urin wird untersucht auf Entzündungszeichen und Blutbeimengungen. Ultraschall Untersuchungen (Sonografie) Mit Ultraschall werden Organe dargestellt, die für die Inkontinenz und deren Folgen wichtig sind. Blase: Form der Blase, Divertikel (Ausstülpungen), Blasenwand Dicke, Prostata, Fremdkörper, nach der Entleerung wird die verbliebene Restmenge gemessen (Restharn) Nieren: Bei Veränderungen der Blase erforderlich. Harnstauungen, Steine, Tumore, Missbildungen. Damm: (Introitus Sonografie) Darstellung der Harnröhre, ihr Verhalten bei Pressen und Schließmuskel-Kneifen. Senkung der Blase, Gebärmutter, Beurteilung der Komponenten des Verschlussapparates, Muskeldefekte, Wandverdickungen, Operations- und Geburtsdefekte, TVT Band • Wann zum Facharzt? Ergeben die Basisuntersuchungen kein eindeutiges Ergebnis oder schlägt die erste differenzierte Behandlung fehl, ist ein Facharzt erforderlich. Der Facharzt kann aber auch primär, zur Basisdiagnostik aufsucht werden. Ihr Hausarzt kann Sie dazu beraten. Eine Übersicht gibt folgende Aufzählung (s. auch Abb. 5 auf Seite 7) • • • • • • Differenzierung mit Basisdiagnostik nicht möglich Behandlung nach Basisdiagnostik erfolglos Verdacht auf anatomische Ursachen Neurologische Auffälligkeiten Jüngere und mobile Patientinnen Männer • Weiterführende Untersuchungen Die folgende Auflistung gibt nur einen kurzen Überblick. Eine vollständige Darstellung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen (Schema s. Abb. 5) Fachärzte Bildgebende Verfahren • Endoskopie • Blasendruck Messung – Urologen, Gynäkologen, Neurologen – Röntgen: während des Wasserlassens – Ultraschall: Endosonden – Scheiden-, Blasen-, Darmspiegelung – während des Auffüllens der Blase – Verschlussdruck der Harnröhre – Druckübertragung beim Husten – Druckerhöhung beim Wasserlassen • Neurologisch – Nerven-Schäden, Bandscheiben Schäden, Parkinson, Multiple Sklerose • • Therapie nach Basisuntersuchung Abb. 5 Anamnese Untersuchung Differenzierung Inkontinenzform Differenzierte Therapie Erweiterte Diagnostik Keine Besserung Besserung Roth • Behandlungen Bei der Auswahl der Behandlungsformen wird immer die am wenigsten eingreifende und möglichst nebenwirkungsärmste Behandlung gewählt. Dabei ist natürlich die Art und Schwere der Inkontinenz ebenso zu berücksichtigen wie die Belastungsfähigkeit und die zu erwartende Zusammenarbeit zwischen Patient(in) und Arzt. Im Einzelnen kommen folgende Behandlungsarten infrage: • • • • • • • Krankengymnastik Biostrom (Elektrostimulation) Änderung des Verhaltens Medikamente Psychotherapie Operationen Hilfsmittel • Krankengymnastik Als Krankengymnastik ist bei Inkontinenz Beckenbodengymnastik wirksam. Diese ist recht schwierig zu erlernen. Es gibt dazu Hilfen, z.B. das sog. Biofeedback, wobei eine Anzeige während der Gymnastik die Stärke und Richtigkeit der Übung anzeigt. Ziel der Beckenbodengymnastik ist die Kräftigung der Verschlussmuskulatur und eine Verbesserung der Durchblutung. • Biostrom (Elektrostimulation) Anwendung von Strom (aus Batterien) direkt am Beckenboden. Ziel der Biostromanwendung ist die direkte Anregung der Schließmuskulatur. Die Muskeln werden künstlich betätig und durch wiederholtes Anwenden gekräftigt. Eine andere Art des Biostromes setzt die Reizbarkeit der Nerven herab und vermindert bei wiederholten Anwendungen den Harndrang, z.B. bei Reizblase und Dranginkontinenz. • Änderung des Verhaltens In vielen Fällen sind auch durch Änderungen des Verhaltens schon Verbesserungen zu erzielen. Eine kurze Übersicht gibt die folgende Aufstellung. Blasentraining Blase systematisch an eine größere Füllung gewöhnen Toilettentraining Blase nach Zeitplan leeren, praktisch der Dranginkontinenz zuvor kommen; Toilettengang erleichtern, einüben, verkürzen (Altersinkontinenz) Zuwendung, Motivation (Kinder, Altersinkontinenz, psychische Ursachen) • Medikamente Alle wirksamen Medikamente sind verschreibungspflichtig. Medikamente sollten immer erst nach einer ärztlichen Diagnostik eingesetzt werden. Sie sollten auch immer nach oder gleichzeitig mit den oben angegebenen Behandlungsmethoden kombiniert werden. Am Anfang der medikamentösen Behandlung steht die Analyse und wenn möglich eine Anpassung der ev. schon einzunehmenden Dauermedikamente. Es gibt Medikamente, die den Blasenmuskel dämpfen und somit bei der Drang-Inkontinenz eingesetzt werden. Blasenmuskel stärkende Medikamente werden bei zu schwachem Blasenmuskel oder Lähmungen eingesetzt. Schließmuskel schwächende Medikamente werden vorwiegend bei Männern mit Prostatabeschwerden angewendet. Die ersten Schließmuskel stärkende Medikamente sind in Deutschland etwa ab Mitte des Jahres 2004 zu erwarten • Psychotherapie Das Wasserlassen ist in hohem Maße psychischen Einflüssen unterworfen. Der Psychotherapeut versucht die in der Psyche begründeten Ursachen der Störung des Wasserlassens zu ergründen, psychisch aufzuarbeiten und auszuschalten. Zuwendung und Motivation zu Übungen durch Familienangehörige oder Betreuer können oft sehr helfen. • Operationen Schwerere Defekte des Verschlussmechanismus, z.B. starke Senkungen, Abrisse oder Überdehnungen des Halteapparates aber auch Verwachsungen und Vernarbungen bei Frauen und Prostatavergrößerungen bei Männern können Operationen notwendig machen. Als Operatiosverfahren stehen u.a. folgende Möglichkeiten zur Verfügung: • • • • • • • • • • TVT – Tension free Vaginal Tape Lösen von Verwachsungen der Scheide Defekte des Bandapparates sanieren Zystozelen, Rektozelen sanieren Schlingen-, Band- oder Nadelsuspensionen Blasenhebungen Prostata Operationen (Männer) Implantation künstlicher Schließmuskel Blasen Denervierung, Blasenschrittmacher Unterspritzungen Vor einer Operation ist eine ausführliche Aufklärung durch den behandelnden Arzt erforderlich. Diese Aufzählung kann nur einen Überblick geben und ersetzt keinesfalls eine Aufklärung. • Hilfsmittel Es gibt eine Unzahl von Hilfsmitteln. Sie sollten nur vorübergehend vor und während einer Behandlung eingesetzt werden, oder wenn keine anderen Therapien infrage kommen. Folgende Gruppen können unterschieden werden: • • Abdichtende Hilfsmittel Pessare (Scheidenringe), Tampons Harnröhren Stöpsel • Ableitende Hilfsmittel Urinale Katheter • Aufsaugende Hilfsmittel körpernah: Vorlagen, Windeln körperfern: Betteinlagen Fazit • Inkontinenz ist eine komplexe Erkrankung • Inkontinenz ist in jedem Alter behandelbar • Suchen Sie sich einen Arzt, der sich mit diesem Thema beschäftigt • Beginnen Sie die Behandlung • Freuen Sie sich über den Erfolg. • Anhang 1 Inkontinenz Fragebogen Belastung oder Drang : Ja Haben Sie unfreiwilligen Urinabgang bei körperlicher Belastung, Husten, Niesen? B B D D D B Können Sie den Harnstahl willkürlich unterbrechen? Verlieren Sie größere Mengen beim unfreiwilligen Urinabgang? Haben Sie Harndrang vor und (oder) beim unfreiwilligen Urinabgang? Verlieren Sie Urin, bevor Sie die Toilette erreichen? Haben Sie das Gefühl, dass die Blase nach dem Wasserlassen vollkommen leer ist Auswertung: Die roten Buchstaben (B oder D) stehen für Belastungs- oder Drang-Inkontinenz. Haben Sie eine Frage mit ja beantwortet, steht der vorgegebene Buchstabe für die Form der Inkontinenz. Sie können hiermit Hinweise auf eine Belastungs-, eine Drang- oder eine Mischform aus beiden erhalten. Eine genaue Diagnose ist jedoch nur durch weiterführende ärztliche Untersuchungen möglich. • Anhang 2 Blasenprotokoll Morianstraße 10 42103 Wuppertal Tel. 0202/450394 Fax 0202/448105 Dr. med. Martin Roth Dr. med. Lothar Wins Urologen Mail [email protected] Name _____________________ Datum: ______________ Protokoll des Wasserlassens Anleitung: Tragen Sie bitte in der Zeile „Datum“ unter den Untersuchungstagen das Datum ein. Entleeren Sie Ihren Urin zwei Tage lang in einen Messbecher (z. B. Küchenmessbecher) und lesen Sie jedes Mal die Menge ab (in cm³ oder ml). Danach tragen Sie die gemessene Menge in das Feld unter dem Tagesdatum in der Zeile ein, in der ganz links die Uhrzeit steht. Tragen Sie bei starkem, zwingendem Drang hinter der Menge ein !, bei unfreiwilligem Urinverlust ein # ein. Trinken Sie und entleeren Sie Ihre Blase an den Untersuchungstagen normal, wie sonst auch. Jede Urinmenge in die Zeile zur Uhrzeit eintragen in [ml, cm³ oder g] Medikament nein Beispiel Datum Uhrzeit 00 - 01 Uhr 100! 01 - 02 Uhr 02 - 03 Uhr 03 - 04 Uhr 04 - 05 Uhr 300 05 - 06 Uhr 06 - 07 Uhr 07 - 08 Uhr 08 - 09 Uhr 20#; 350 09 - 10 Uhr 10 - 11 Uhr 11 - 12 Uhr 35 12 - 13 Uhr 13 - 14 Uhr 14 - 15 Uhr 700 15 - 16 Uhr 16 - 17 Uhr 17 - 18 Uhr 18 - 19 Uhr 19 - 20 Uhr 50 20 - 21 Uhr 21 - 22 Uhr 22 - 23 Uhr 23 - 24 Uhr 20 Gesamtsumme 1575 1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag