wir 1/2011 - St. Gallus
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wir 1/2011 - St. Gallus
wir 1 2011 wichtig. informativ. regional. aus der St. Gallus-Hilfe > Schwerpunkt: Leben mit Epilepsie inhalt editorial 3 Leitartikel Allgemeines 4 Spatenstich Rosenharz 6 Fürs Herz: Gesucht und gefunden 7 Besinnungstage im Kloster Moos Jörg Munk Geschäftsführer 7 Der Heilige Otmar 8 Erstkommunion in Hegenberg Liebe Leserin, lieber Leser, 8 Jahrzehnte tätig für Menschen mit Behinderung Schwerpunkt: Epilepsie 9 Epilepsie aus medizinischer Sicht 10 Epilepsietaugliche Arbeitsplätze 12 Leben mit Epilepsie 14 Teilhabe von Kindern mit Epilepsie Kinder, Jugendliche und Familien 15 Schule für Kranke am Klinikum Friedrichshafen 16 Wohnprojekt „Beziehungsweise“ 18 Kooperation seit 25 Jahren 19 Geschwister stehen im Mittelpunkt Arbeit und Bildung 20 Kinderstuben für Wildbienen 20 Termine 21 Neue Werkstatt in Markdorf 22 Projekt „Arbeit Inklusive!“ 23 40.000 Euro für soziale Projekte Ambulante und offene Hilfen 24 Betreutes Wohnen in Familien 25 Ambulante Dienste in Mengen 26 Ambulante Dienste in Ulm Wohnen für Erwachsene 27 Sozialraumprojekt Leutkirch 28 Einweihung Wohnanlage Dußlingen 30 Nordic Walking in Hegenberg 30 Qualifikationsturnier Special Olympics der Schwerpunkt der aktuellen „wir“ ist der Epilepsie gewidmet. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die nicht speziell mit Behinderung zusammenhängt. Tut sie dies jedoch, sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Begleitung der Menschen mit Behinderung oftmals vor besondere Herausforderungen gestellt. Erklärtes Ziel ist ein möglichst anfallsfreies Leben. Bei der Komplexität dieser Krankheit ist dies nicht immer zu realisieren, daher ist es wichtig die Anfallshäufigkeit zu reduzieren und den Betroffenen die Angst vor dieser Erkrankung zu nehmen. Neben der entsprechenden Ausstattung des Lebensumfeldes zur Vermeidung von Verletzungen bilden hier vor allem die Berufserfahrung und das Wissen der Mitarbeiter im positiven Umgang mit der Erkrankung zentrale Elemente bei der verlässlichen Begleitung. Für die Wissensvermittlung gibt es bei der St. GallusHilfe verschiedene Ansatzpunkte. Zum einen bietet die Abteilung fortbilden & entwickeln der Stiftung Liebenau entsprechende Weiterbildungen an. Diese vermitteln Grundlagen über die Ursachen und Arten von Epilepsien und Anfallsformen. In enger Zusammenarbeit mit der St. Lukas-Klinik – dem Fachkrankenhaus für Menschen mit geistiger Behinderung der Stiftung Liebenau – werden Kenntnisse über den Einsatz und die Wirkungsweise von Arzneimitteln, die bei Epilepsie der Vorbeugung oder Behandlung von Krampfanfällen dienen, vermittelt. Und die Mitarbeiter werden für den Alltag gestärkt, indem sie lernen, wie sie sich am besten bei einem akuten epileptischen Anfall verhalten. Einen gelungenen Ansatz verfolgte die St. Gallus-Hilfe im Haus St. Josef bei der fachpraktischen Schulung von Mitarbeitern im Austausch mit dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Weißenau. Bei ihren Hospitationen in der epileptologischen Abteilung ergaben sich zusätzliche Einblicke im praxisnahen Umgang mit der Erkrankung. So lernten die Mitarbeiter etwa frühzeitig Zeichen zu erkennen, die einen nahenden Anfall ankündigen. Ein weiterer Inhalt war die genaue Beobachtung und die exakte Dokumentation des Anfallsverlaufs, um die behandelnden Ärzte der St. Lukas-Klinik bei der optimalen medikamentösen Einstellung der Patienten unterstützen zu können. Die erfahrenen Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe werden so systematisch über verschiedene Qualifizierungsschienen befähigt, Menschen mit Behinderungen, auch in besonderen Lebenslagen, ein sicheres und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. 31 Nachrufe 32 St. Gallus-Hilfe im Überblick 32 Impressum Jörg Munk Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe 3 Leitartikel Auf einem guten Weg Inklusion ist nicht nur in Deutschland das zentrale Leitwort in der Arbeit mit Menschen mit einer Behinderung. Seit der UN-Konvention mit dem inhaltsschweren Titel „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ richtet sich die Sozialpolitik in vielen Staaten stark an deren Vorgaben aus. Dass die UN-Initiative notwendig war zeigt die Tatsache, dass derzeit weltweit geschätzt etwa 650 Mio. Menschen mit einer Behinderung leben und nur 45 Staaten deren Rechte wirklich schützen. Aber was ist eigentlich mit „Inklusion“ wirklich gemeint? Die Website des Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, gibt Auskunft. „Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention bedeutet, dass allen Menschen von Anfang an in allen gesellschaftlichen Bereichen eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe möglich ist. Inklusion verwirklicht sich im Zusammenleben in der Gemeinde – beim Einkaufen, bei der Arbeit, in der Freizeit, in der Familie, in Vereinen oder in der Nachbarschaft. Dementsprechend leben, arbeiten und lernen Menschen mit Behinderungen nicht in Sondereinrichtungen. Es gibt vielmehr einen ungehinderten, barrierefreien Zugang und eine umfassende Beteiligung von Menschen mit Behinderungen am bürgerlichen, politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben (oder: in allen Bereichen des Lebens). Um ein solches selbstverständliches Miteinander zu gewährleisten, schafft die Gesellschaft die notwendigen Voraussetzungen – mit Hilfe von Aufzügen und Rampen, Dolmetschung für gehörlose Menschen, Verwendung von leichter Sprache, Blindenleitsystemen und anderen Unterstützungsformen in unterschiedlichen Lebensbereichen. Nicht der Mensch mit Behinderung passt sich an, sondern die Gemeinschaft sorgt dafür, dass ihre Angebote für alle zugänglich sind. Inklusion bedeutet jedoch mehr als die Gewährleistung von umfassender Barrierefreiheit. Sie bezieht sich auf die vollständige Einbeziehung behinderter Menschen ins gesellschaftliche Leben, ihre gleichberechtigte Anerkennung und Würdigung: kurzum die Verwirklichung umfassender, gleichberechtigter und selbstbestimmter Teilhabe.“ Dass die Messlatte bei offiziellen Texten sehr hoch hängt, liegt in der Natur der Sache. Es müssen möglichst alle Umsetzungsfelder berücksichtigt werden, finanzielle und fachliche Ressourcen sowohl der Staaten wie der jeweiligen Sozialsysteme dürfen keine Rolle spielen. Es geht um die Idee als Ganzes. Deutlich wird das Ziel, ungeachtet der widrigen Realitäten vor Ort. Alle Staaten sollen sich daran orientieren und nicht in selbstgefälliger Zufriedenheit und Nichtstun verharren. Den meisten Beteiligten ist sicher klar, dass zwischen Soll und Ist noch eine Differenz besteht, die eine Jahrzehnte währende Aufgabe für die Zukunft beinhaltet. Aber ungeachtet der Erkenntnis, dass alles immer noch ein bisschen besser geht, befindet sich die St. Gallus-Hilfe mit ihrem hochdifferenzierten Angebotsspektrum auf einem sehr guten Weg und erschließt seit Jahren und Jahrzehnten Tausenden von Menschen mit Behinderung „inklusive“ Lebensbedingungen auf hohem Niveau mit einer hohen gesellschaftlichen Vernetzung. Die aktuelle Ausgabe der „wir“ führt dazu wieder eine Reihe konkreter Beispiele auf. Letzter Maßstab für die Qualität sozialer Arbeit ist und bleibt aber das einmalige Leben, das Lebensglück des Einzelnen. Ganz unabhängig von trendigen sozialpolitischen Forderungen. Und wer den Brief der Angehörigen zum Tode von Hans Schinzler auf Seite 31 liest, erfährt, dass da bereits in der Vergangenheit einiges gelungen zu sein scheint. Das ist ein großer Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der St. Gallus-Hilfe und bestätigt deren gute und menschenfreundliche Arbeit. Wolf-Peter Bischoff Chefredakteur Allgemeines Spatenstich für das Wohnpflegeheim in Rosenharz (von links): Heimbeirat Uwe Möhrle, Siegfried Ungewitter (Landratsamt Ravensburg), Bodneggs Bürgermeister Christof Frick, Prälat Michael H. F. Brock (Vorstand Stiftung Liebenau), Jörg Munk (Geschäftsführer St. GallusHilfe), Heimbeirat Sven Bahsitta, Christoph Ehlert (Heimleitung St. Gertrudis), Christine Beck (Bereichsleiterin Bereich Wohnen im Landkreis Ravensburg), Marco Nauerz (Leiter der Bauabteilung Stiftung Liebenau) und Architekt Martin Zyschka. Fotos: Scheidel Auftakt zur Ortsentwicklung Rosenharz Spatenstich mit weitreichender Veränderung Inklusion ist heute in aller Munde: Für Menschen mit Behinderung bedeutet sie, mittendrin in der Gesellschaft zu leben und zu arbeiten und somit ein wichtiges Stück Lebensqualität. Rosenharz wird durch die Regionalisierung der Wohn- und Betreuungsangebote in den kommenden zehn Jahren ein neues, attraktives Gesicht bekommen. Die Stiftung Liebenau mit ihrer Tochtergesellschaft St. Gallus-Hilfe kann dabei auf Partner wie das Landratsamt Ravensburg und die Gemeinde Bodnegg bauen. Der Spatenstich für ein Wohnpflegeheim machte am 6. Juni den sichtbaren Auftakt für die zukunftsweisende Entwicklung. In Rosenharz – einem Teilort von Bodnegg – leben bisher 270 Menschen mit Behinderung. Charakteristisch für den Standort ist die so genannte umfassende Versorgung von Menschen mit Behinderung in den Bereichen Arbeit, Wohnen, Pflege, Bildung, Therapie und Freizeit. Verschiedene Faktoren machen nun eine Ummünzung in einen offenen, modernen und aufgelockerten Ort nicht nur erforderlich, sondern gesellschaftlich wünschenswert. Zum einen fordert die aktuelle Fachdiskussion in der Behindertenhilfe, wie auch die UN-Behindertenrechtskonvention, die Inklusion von Menschen mit Behinderung: Sie sollen mitten in der Gesellschaft, unter uns und mit uns leben. Für die Stiftung Liebenau ist der Umbau von Rosenharz auch ein Bekenntnis zum Standort. „Mit der Neukonzeption, in deren Zentrum das Miteinander verschiedener Lebensstile an einem Ort steht, möchten wir ein deutliches Zeichen gegen Absonderung setzen“, eröffnete Prälat Michael H.F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau, die Feierlichkeiten zum Spatenstich. Regionale Angebote ergänzen Spezialangebote „Die Teilhabeplanung des Landkreises Ravensburg setzt heute auf gemeindeintegrierte Angebote und die Ambulantisierung stationärer Plätze, die eine Umwandlung von Komplexeinrichtungen der Eingliederungshilfe erforderlich macht“, erklärte Siegfried Ungewitter, Leiter des Eingliederungs- und Versorgungsamtes. Hierfür braucht es Partner. „Die richtungsweisende Zielvereinbarung zwischen der Stiftung Liebenau, der St. Gallus-Hilfe und dem Landratsamt Ravensburg beinhaltet nicht nur die Ortsentwicklung von Rosenharz, sondern auch die daraus folgende Regionalisierung von wohn- und tagesstrukturierenden Betreuungsangeboten“, erläuterte Jörg Munk, Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe. Wichtiger Partner bei der Ortsentwicklung 5 ist auch die Gemeinde Bodnegg. „Rosenharz soll ein Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung werden“, betonte Bodneggs Bürgermeister Christof Frick. Langfristig sollen in Rosenharz etwa 150 von ehemals 270 Menschen mit Behinderung leben. Parallel zu den Bautätigkeiten in Rosenharz, zu denen auch Sanierungen verschiedener Wohngebäude, ein neuer Förder- und Betreuungsbereich und eine offene Wohnbebauung gehören, planen die Verantwortlichen gemeindeintegrierte Wohnhäuser für Menschen mit Behinderung in Kommunen der Region wie Bad Waldsee, Grünkraut und Ravensburg. Eine Veränderung der Komplexeinrichtung in Rosenharz wird aus weiteren Gründen notwendig. „Zum einen nimmt die Zahl der Menschen mit Behinderung zu, die aufgrund ihres Alters oder der Schwere der Behinderung pflegerische Unterstützungsleistungen benötigen. Zum anderen ist die bestehende Bausubstanz sanierungsbedürftig und hält den Anforderungen der Pflege nicht stand“, erklärte Christine Beck, Bereichsleiterin für den Bereich Wohnen im Landkreis Ravensburg. Die Neubauten und die sanierten Gebäude bringen Menschen mit Behinderung nicht nur mehr Lebensqualität, sondern den Mitarbeitern auch verbesserte Arbeitsbedingungen. Spatenstich mit zukunftsweisender Bedeutung Der Spatenstich für das Wohnpflegeheim in Rosenharz mit 46 Wohnplätzen war am 6. Juni der sichtbare Auftakt für die zukünftige Entwicklung von Rosenharz. Die 46 Einzelzimmer sind auf zwei Stockwerke und insgesamt vier Wohngemeinschaften verteilt. Jede Wohngemeinschaft hat eine Küche und einen Wohn-Essbereich, im Erdgeschoss mit Zugang auf die Terrasse, im Obergeschoss mit Balkon. Alle Einzelzimmer verfügen entweder über eine eigene Nasszelle, oder es teilen sich zwei Zimmer eine Nasszelle. Zudem hat jede Wohngemeinschaft ein gut ausgestattetes Pflegebad. Büros und Räume für Mitarbeiter wie etwa Umkleideräume sind im Dachgeschoss untergebracht. Bei dem binnendifferenzierten Angebot für Menschen mit Behinderung und einem hohen Unterstützungs- und Pflegebedarf greift sowohl die Eingliederungshilfe als auch die Pflegeversicherung. Das Haus kostet rund 5,1 Millionen Euro und wird voraussichtlich im August 2012 bezugsfertig. Bezuschusst wird es vom Land Baden-Württemberg mit knapp 1,2 Millionen Euro. Der KVJS gibt aus Haushaltsmitteln weitere 598 000 Euro dazu. Lioba Scheidel, Anne Oschwald Mehr Lebensqualität für Menschen mit Behinderung in Rosenharz: Der Standort wird durch eine moderne Ortsentwicklung und durch die Regionalisierung der Wohn- und Betreuungsangebote ein neues, attraktives Gesicht bekommen. Seit zwei Jahren ein Herz und eine Seele: Charlotte Grieb und Karl-Heinz Mutter haben sich über die Internetplattform „www.herzenssache.net“ kennen gelernt. Bild: Hofmann www.Herzenssache.net: Partnervermittlung für Menschen mit Handicap Gesucht und gefunden Ohne die Partnervermittlung Herzenssache hätten sie sich wohl nie kennen gelernt. Zwei Jahre später feierten Charlotte Grieb und Karl-Heinz Mutter zusammen mit Freunden und Angehörigen ihren Freundschaftstag. Charlotte Grieb und Karl-Heinz Mutter gaben im Oktober 2010 ein Fest. Sie feierten ihre Partnerschaft, die im Sommer 2008 begann und ihnen viel bedeutet. Um ihre Freude zu teilen, luden sie Freunde, Verwandte und Bekannte ins Gasthaus ein. Es war ein Fest mit allem, was dazu gehört: Kuchenbuffet und Abendessen, Festreden und musikalische Programmeinlagen. „Alle sollten sehen, dass wir ein Paar sind“, sagten Charlotte Grieb und Karl-Heinz Mutter. Gefunden haben sich die beiden über die Internetplattform „www.Herzenssache.net“. Hier können sich Menschen mit Behinderung, die sich einen Partner wünschen, registrieren lassen. Ein Foto, die Postleitzahl des Wohnortes, die Angabe, ob Raucher oder Nichtraucher – viel mehr muss niemand am Anfang von sich preisgeben. Ohne „Herzenssache“ wären sich Charlotte Grieb und Karl-Heinz Mutter wohl kaum begegnet, denn ihre Wohnorte liegen weit auseinander. Sie lebt im Wohnheim der Oberschwäbischen Werkstätten für Behinderte (OWB) in Ravensburg, KarlHeinz Mutter lebt im Rahmen des Betreuten Wohnens in Familien in der Nähe von Isny. Trotzdem trifft sich das Paar mindestens einmal pro Woche. Regelmäßig nimmt Karl-Heinz Mutter den Bus, um seine Freundin Lotte zu besuchen. „Und das nie ohne ein Geschenk“, erzählt seine Bezugsbetreuerin Bianca Heinzle. Die erste Begegnung fand in einem Café in Ravensburg statt. Bei Kaffee und Kuchen hat sich das Paar näher kennen gelernt. „Er ist ein Freund für mich“, dachte Charlotte Grieb, als sie Karl-Heinz zum ersten Mal traf. Zu diesem Zeitpunkt schon fast 70 Jahre alt, hatte sie den Mut, sich erstmals auf eine feste Beziehung einzulassen. Auch KarlHeinz Mutter lebte lange allein, nachdem seine frühere Partnerin vor Jahren verstorben ist. Der Wunsch nach einem Menschen an ihrer Seite hatte beide auf die Idee gebracht, es bei „Herzenssache“ zu versuchen – mit Erfolg. Gefragt nach ihren Wünschen für die Zukunft, bleibt Charlotte Grieb bescheiden: „Eine gemeinsame Schifffahrt auf dem Bodensee, das würde mir gefallen.“ Er hat weiter reichende Pläne. Während eines Ausflugs hat er seiner Lotte bereits einen Heiratsantrag gemacht. Auf ihr Ja muss er allerdings noch warten. „Man sollte doch erst noch ein bisschen länger beieinander sein“, entgegnete sie. Ruth Hofmann 7 Besinnungstage im St. Theresienheim des Klosters Moos Von Palmsonntag bis Ostern mit Jesus gehen Die Besinnungstage als Angebot der St. Gallus-Hilfe für Menschen mit Behinderung haben Tradition. In diesem Jahr standen im St. Theresienheim des Klosters Moos in Eriskirch die Ereignisse der Karwoche im Mittelpunkt. Die Fastenzeit dient der Vorbereitung auf Ostern. 16 Teilnehmer konnten während der Besinnungstage im St. Theresienheim des Klosters Moos in Eriskirch die Ereignisse in der Karwoche neu erfahren. Außerdem boten die Besinnungstage eine kleine Auszeit vom Alltag. Begleitet wurden sie von Gabi Ilg, zuständig für die musikalischen Anteile, und Wolfgang Ilg vom Pastoralen Dienst. Bestens versorgt wurde die Gruppe von den Ordensschwestern des Besinnungstage im Kloster Moos: Die Teilnehmer beschäftigen sich mit den Ereignissen in der Karwoche. Foto: Ilg Namensgeber: der Heilige Otmar von St. Gallen Ein Namensgeber unserer Häuser ist der Heilige Otmar von St. Gallen. Er wurde um das Jahr 690 geboren, war Alemanne und übernahm 719 die Führung der Mönche im Kloster St. Gallen. Weil Otmar die Rechte des Klosters gegen die mächtigen weltlichen Herren verteidigte, wurde er gefangen genommen, falscher Tatsa- chen beschuldigt und auf die Rheininsel Werd bei Stein am Rhein verbannt. Hier starb er 759. Noch heute leben drei Mönche in einem kleinen Kloster mit Otmarkapelle auf der Insel. Verehrt wird der Heilige Otmar als Helfer bei Kinderkrankheiten. Ihm werden Wasser, Öl und Kinderkleid- St. Theresienheims. Der Einzug Jesu in Jerusalem war erster Themenschwerpunkt. Mit Methoden des Bibliodramas erfuhren die Teilnehmer, wie es sich anfühlt, unter Jubelgesängen in eine Stadt einzuziehen. Spät am Abend feierten sie eine Agape, also ein Essen der freundschaftlichen Zuwendung. Nachspüren, wie es den Jüngern im Abendmahlssaal ergangen sein mag, war das Ziel. Der zweite Tag stand ganz unter dem Zeichen des Kreuzwegs mit all seiner Trauer. Für einige war es nicht einfach, diesen Weg zu gehen – wurde er doch unterbrochen von Überlegungen, wo es im eigenen Leben Erfahrungen mit Verspottung oder dem Gefühl des Gefesseltseins gibt. Im Zeichen der Auferstehung stand der letzte Tag. Wie ist es, wenn eine große Kraft erfahren wird? Wie fühlt es sich an, wenn jemand sich empor hebt und mir neues Leben schenkt? Im Sommerschein eines herrlichen Tages wanderten die Teilnehmer nach Langenargen und erlebten ihren ganz persönlichen Osterspaziergang. Wolfgang Ilg chen geweiht. Die so genannten „Otmar-Kittelchen“ wurden kranken Kindern früher neun Tage lang angezogen. Otmar ist meist als Abt mit seinem Stab abgebildet. Bei sich hat er Weintrauben und ein Weinfässchen. Diese symboliseren das Weinwunder, nach welchem das Fässchen nie leer wurde, obwohl er Pilgern und Wallfahrern daraus laufend zu trinken gab. Sein Namenstag ist der 16. November. Ulrich Gebert Zum ersten Mal am Tisch des Herrn Erstkommunion in Hegenberg Der erste Gottesdienst des neuen Vorstands der Stiftung Liebenau, Prälat Michael H. F. Brock, in Hegenberg war gleich ein ganz besonderer: Sieben Kinder feierten im Kreis ihrer Familien Anfang Mai ihre Erste Heilige Kommunion. „Wer hilft mir mal, den Tisch zu decken?“, fragte Prälat Michael H. F. Brock. Schnell waren die Kinder dabei, ihre Tische in der Kapelle mit Blumen zu schmücken. „Ihr seid heute zum ersten Mal am Tisch des Herrn“, sagte Prälat Brock und brach für jedes Kind ein Stückchen Brot ab. Er entzündete die Kommunionkerzen am Licht der Osterkerze und die Kinder brachten sie stolz und konzentriert an ihren Platz. Ein Dreivierteljahr lang wurden die sieben Kommunionkinder durch Wolfgang Ilg, Pastoraler Dienst der Stiftung Liebenau, in der Don-Bosco-Schule auf ihre Erstkommunion vorbereitet. Drei Kindern spendete Prälat Brock außerdem das Sakrament der Taufe. Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe gaben dem Gottesdienst mit Querflöte, Geige und Gitarren die festliche Note. Foto: Claudia Wörner St. Gallus-Hilfe ehrte langjährige Mitarbeiter Jahrzehnte tätig für Menschen mit Behinderung 20 Jahre: Christine Barth, Reinhold Bauer, Isabella Beig, Margarethe Biechl, Pia Birker, Thomas Damte, Petra Friedrich, Christoff Gerath, Jannette Gwinn, Ruth Hofmann, Holger Immisch, Michael Kindler, Petra Klose, Hermann Kocheise, Manuela Lämmle, Michael Metzger, Jörg Munk, Doris Natterer, Ursula Nold, Doris Nuber, Walburga Oberhuber, Edwin Rief, Anita Ruesch, Jeannette Schild-Rauch, Thomas Schneider, Dieter Schulz, Irmgard Stegmann-Keßler, Carmen Tran, Ingrid Truckenmüller und Mona Wegst. 25 Jahre: Ghebrehiwet Bereketab, Rita Blaich, Rita BuckKözle, Gabriele Großpietsch, Karl-Heinz Hagmann, Ursula Hilpert, Evelyn Hipp, Martha Holleczek, Wolfgang Ilg, Christa Knoll-Seidel, Claudia König, Susanne Lachenmayer, Karin Märten, Ilona Mohr, Dietmar Oberhuber, Waltraud Reiner, Christine Richter, Artur Röhl, Kornelia Spitaler, Doris Stelzel, Alfred Stickel, Bernd Wiggenhauser und Ursula Wirtz. 30 Jahre: Ludwig Altherr, Roswitha Boneberg-Behling, Harald Botzenhardt, Anna-Maria Brüll, Brigitte Buchwald, Hedwig Burkart, Barbara Feuerstein, Isolde Frank, AnnaElisabeth Geser, Hildegard Götz, Edeltrud Hagg, Renate Hermenau, Heike Hirschmann-Tänzer, Luzia Jenke-Roth, Ute Schirmer, Ingeborg Schwarzbach, Katrin Seger und KarlHeinz Steiner. 35 Jahre: Daniela Aggeler, Franz Brugger, Hubert Dreher, Walter Hertenstein, Helmut Knaier und Christoph Ploch. 77 langjährige Mitarbeiter wurden von der Geschäftsleitung der St. Gallus-Hilfe für ihre langjährige Mitarbeit geehrt. Foto: Wörner Schwerpunkt: Epilepsie 9 Epilepsie aus medizinischer Sicht Gehirn im Ausnahmezustand Was Epilepsie ist, beschäftigte die Menschen bereits in vorchristlicher Zeit. Erklärungsversuche führten zu Überlegungen, dass es sich um eine „heilige Krankheit“ handelt, oder es wurden andere mystische Phänomene vermutet. Hippokrates bemühte sich, Epilepsie als vollkommen normale Krankheit darzustellen und die mit ihr verbundenen Ängste bei Betroffenen und ihrer Umgebung abzubauen. Ganz ist ihm das wohl nicht geglückt. Epilepsie ist eine Erkrankung, die sich in einem kurzen Ausnahmezustand unserer zentralnervösen Funktionen äußert. Zentralnervöse Funktionen? Letztlich sind das alle willkürlichen Bewegungen, Wahrnehmungen des Geruchs, des Gehörs, des Sehens, des Geschmacks, des Fühlens, Erinnerungen, Bewusstsein, Denken, Sprachverständnis, Sprechvermögen und nicht zuletzt die Gefühle. Epilepsie ist also eine Krankheit, die sehr nahe an das herankommt, was uns als Person ausmacht, und die Selbstbestimmtheit für kurze Zeit außer Kraft setzt. Und das ist für alle Beteiligten sehr beängstigend. Unser Gehirn funktioniert elektrisch. Die Vermittlung zwischen einzelnen Nervenzellen übernehmen Botenstoffe. Dieses System ist störanfällig. Genau wie elektrische Geräte im Haushalt kann auch das menschliche Gehirn kurzfristig in Unordnung geraten, was sich in einem epileptischen Anfall äußert. Genau genommen kann dies bei jedem Gehirn vorkommen. Das sind dann so genannte Gelegenheitsanfälle, die bei dem einen Anfall bleiben und vier bis zehn Prozent der Bevölkerung Heue stehen für die Behandlung der Epilepsie eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung. Wichtig ist aber auch eine geregelte Lebensführung. Foto: Kästle einmal im Leben treffen. Auch Fieberkrämpfe beim unreifen kindlichen Gehirn im Alter von ein bis fünf Jahren sind nicht als Epilepsie zu bezeichnen. Ist das zentrale Nervensystem durch eine frühkindliche Hirnschädigung, eine Entzündung oder ein Schädel-HirnTrauma vorgeschädigt, so ist die Gefahr, eine Epilepsie zu entwickeln, erhöht. Epilepsie ist letztlich das wiederholte, unprovozierte Auftreten epileptischer Anfälle. Sie ist unbedingt behandlungsbedürftig. Viele epileptische Anfälle schädigen das Gehirn. Erst 1857 wurde mit den Bromiden eine erste medikamentöse Therapie möglich. Heue steht eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung. Bis zu 70 Prozent der Epilepsiekranken werden, nachdem das richtige Antiepileptikum gefunden wurde, anfallsfrei. Bei den anderen Patienten geht es darum, die Anfallshäufigkeit so niedrig wie möglich zu halten. Neben den Medikamenten sind hier auch die Vagusnervstimulation und in manchen Fällen auch epilepsiechirurgische Maßnahmen in Betracht zu ziehen. Wichtig ist für den Epilepsiekranken eine geregelte Lebensführung mit regelmäßigen Zubettgehund Aufstehzeiten, sehr gemäßigtem oder gar keinem Alkoholgenuss, frühzeitiger Fiebersenkung und Vorsicht bei flackerndem Licht. Die Medikamenteneinnahme muss unbedingt zuverlässig erfolgen. Bei einem epileptischen Anfall heißt es für die Angehörigen: Ruhe bewahren, auf die Uhr sehen, Verletzungen möglichst ausschließen und die Kleidung am Hals lockern. Soweit möglich sollten sie bei großen epileptischen Anfällen für eine leichte Halbseitenlagerung sorgen. Bei Bewusstseinsverlust ist sie nötig, um Verschlucken zu vermeiden. Bei einer Anfallsdauer von drei Minuten oder mehr muss das Notfallmedikament verabreicht beziehungsweise der Notarzt verständigt werden. Meistens enden epileptische Anfälle jedoch nach Sekunden oder nach ein bis zwei Minuten von selbst. Kurz zusammengefasst: Bei der Epilepsie handelt es sich um ein Krankheitsbild, das oft zu Ängsten beim Patienten wie auch bei den Angehörigen führt. Ziel ist neben der Anfallsfreiheit, diese Ängste zu bekämpfen und durch möglichst viel Kenntnis über die Krankheit Sicherheit zu gewinnen, um den Alltag genießen und gestalten zu können. Dr. Ulrike Unseld-Studemund Ärztin für Neurologie und Sozialmedizin, St. Lukas-Klinik „Alles gut?“, fragt Gruppenleiter und Fachkraft Frank Mahle. Der letzte Anfall ist überstanden. Maxim Pravdikov ist an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Epilepsietaugliche Arbeitsplätze in Wangen-Schauwies Ein Restrisiko bleibt Menschen mit der Diagnose Epilepsie finden selten einen Platz auf dem Arbeitsmarkt. Mit dem Arbeitsintegrationsprojekt (AIP) im Gewerbegebiet Wangen-Schauwies hat die St. Gallus-Hilfe 2007 eine Werkstatt eingerichtet, die auch epilepsietaugliche Arbeitsplätze anbietet. Epilepsie wird im Volksmund gerne auch Fallsucht genannt. Kommt es zu einem Anfall, sind meist sämtliche Körperfunktionen außer Kraft gesetzt, so dass der Betroffene ungesichert zu Boden stürzt. Um schlimmsten Verletzungen vorzubeugen, trägt Maxim Pravdikov einen Kopfschutz ähnlich einem Fahrradhelm, und er sitzt im Rollstuhl. Der junge Mann ist dafür bekannt, dass er täglich wiederholt Anfälle hat. „Auch, wenn es zum Alltag gehört, die Angst, dass er sich verletzten könnte, ist immer da“, berichtet Fachkraft Frank Mahle. Denn trotz Antiepileptika ist Maxim Pravdikov vor Anfällen nicht gefeit. Manchmal sind sie leichter und kürzer, manchmal schwerer und länger. Anschließend helfen nur Ruhe und, auf seinen Wunsch hin, eine Zigarette. Dann kehrt er schmunzelnd an seinen Arbeitsplatz zurück: „War was?“ Die Werkstatt des AIP wurde nicht ausschließlich für Epileptiker konzipiert, sehr wohl wurde dieses Thema in der Bauplanung aber mitbedacht. Viel Tageslicht und große Arbeitseinheiten bieten den Beschäftigten Raum und Bewegungsfreiheit. Medikamentengabe und die Versorgung bei Anfällen ist durch das Qualitätsmanagementsystem geregelt und zertifiziert. Arbeitsaufträge werden so vergeben, dass sie die Anforderungen von Epileptikern erfüllen. So werden beispielsweise Materialien oder Werkzeuge mit einer hohen Verletzungsgefahr im Falle eines Sturzes von anderen Beschäftigten bearbeitet. Außerdem wird vermieden, 11 Epileptiker mit Arbeiten, bei denen Teile rotieren oder Licht pulsiert, zu beauftragen. Bei Bedarf werden den Epileptikern besondere Stühle zugewiesen, die sie vor Stürzen bewahren sollen. Uwe Möhrle verzichtet gerne auf solche Hilfsmittel. Er fühlt sich im AIP wohl und kann sich auf seine Kollegen verlassen. „Bei einem Anfall holen sie Kissen und Decken, damit Uwe sich nicht verletzt“, berichtet Fachkraft Peter Stöhr. Vier Beschäftigte in seiner Arbeitsgruppe sind Epileptiker. Dank medizinischer Antiepileptika reduziert sich nicht nur die Zahl der Anfälle, sondern sie ermöglichen zudem, einen schweren Anfall schnell und unkompliziert zu unterbrechen. Die notwendigen Kenntnisse erhalten die Fachkräfte durch regelmäßige Fortbildungen und durch Abstimmungen mit der St. Lukas-Klinik in Liebenau. Dort erhalten die betroffenen Menschen Unterstützung durch die richtigen Medikamente. Außerdem ist die Versorgung im Notfall durch die neurologische Ambulanz sichergestellt. Mit der Werkstatt in Wangen Schauwies hat die St. Gallus-Hilfe ein Arbeitsintegrationsprojekt für Menschen mit unterschiedlichem Hilfebedarf geschaffen. Die Aufgabe des Teams ist es, Epileptiker wie Maxim Pravdikov und Uwe Möhrle in den Arbeitsprozess zu integrieren. Niemand weiß, wie der nächste Anfall verläuft. Jeder ist froh, wenn es gut ausgeht. Ein Restrisiko bleibt immer. „Wir können die Beschäftigten nur unterstützen, aber nicht in Watte packen. Es kann immer etwas passieren“, so Werkstattleiter Erwin Krayer. Prellungen und Schürfungen können passieren. „Das Leben mit der Krankheit ist für uns ein Stück Normalität“, sagt Stöhr. Lioba Scheidel, Stefan Fricker Uwe Möhrle fertigt Signalleuchten in allen Größen und Farben. „Feinmotorisch eine sehr anspruchsvolle Arbeit“, lobt Fachkraft Peter Stöhr. Fotos: Scheidel Leben mit Epilepsie – ein Erfahrungsbericht Tim hat seinen Platz gefunden In einem Fotobuch hat Erika Luipold die Geschichte ihres an Epilepsie erkrankten Sohnes Tim festgehalten. Sie schreibt von Grenzerfahrungen, Ängsten und belastenden Situationen, aber auch von schönen Momenten und beglückenden Erlebnissen im Kreis der Familie. Tim ist heute 38 Jahre alt und lebt seit Juni 2005 in der Wohngruppe Teresa 01 in Liebenau. Im Mai 1973 wurde Tim Luipold als jüngstes von drei Kindern geboren. Mit neun Monaten hatte er seinen ersten epileptischen Anfall. Es folgten viele Untersuchungen und Krankenhausaufenthalte. Um den Hirndruck zu senken wurde ein so genannter Shunt bei dem Jungen gelegt. Tims erste stationäre Aufnahme im Epilepsiezentrum Kehl-Kork erfolgte im Mai 1975. Der Stationsarzt machte uns keine Hoffnungen. Tim werde immer auf fremde Hilfe angewiesen sein, sein Gehirn sei in einem unheilbaren Zustand. Auch erwähnte er, dass Tim aggressiv werde und ich davon das meiste abbekäme. Das kleine, hilflo- se Bündel auf meinem Arm aggressiv? Er sollte Recht behalten. Jetzt wussten wir es definitiv: Wir haben ein geistig und auch körperlich schwer behindertes Kind. In den ersten Jahren mit Tim begleitete uns immer die Angst, dass bei den vielen Anfällen zu viel in seinem Kopf zerstört wird oder dass er während des Anfalls ersticken könnte. * Ärzte, medikamentöse Einstellungen und Krankenhausaufenthalte gehörten zum Leben der Familie. Phasenweise war Tim sehr aggressiv, sowohl verbal als auch körperlich. Durch Aufenthalte in der St. Lukas-Klinik in Liebenau und im Fachkrankenhaus Mariaberg bekam die Familie wertvolle Tipps, die den Alltag mit Tim erleichterten. Am 31. Januar 2002 unterzog er sich einer vierstündigen neurochirurgischen Operation, und sein gesundheitlicher Zustand verbesserte sich maßgeblich. Einer solchen Operation zuzustimmen war für uns, die wir schon bisher vieles zu entscheiden hatten, die schwierigste und weitreichendste Entscheidung. Doch Tims Zustand hatte sich aufgrund der vielen, zum Teil sehr schweren Anfälle speziell im Bewegungsbereich zusehends verschlechtert. Hätte es schon in Tims Kindesalter diese Möglichkeit der Operation gegeben, so hätte die gesunde Gehirnhälfte die ausfallenden Funktionen der stillgelegten anderen Hälfte möglicherweise weitgehend übernommen, und es wäre zu keiner schweren Behinderung gekommen! Bereits vor der Operation hatte sich die Familie Luipold Gedanken über eine Heimunterbringung Tims gemacht, aber das Loslassen fiel vor allem der Mutter sehr schwer. 1994 zog Tim in ein Heim in Reutlingen. 13 Die räumliche Nähe zum Heimatort machte den Ablösungsprozess noch schwieriger. Nach der Operation zog Tim nach Liebenau. Die Eltern besuchen ihn alle vier Wochen, dreimal im Jahr verbringt er eine Woche „Urlaub“ im Elternhaus. Einmal im Jahr trifft sich die ganze Familie mit Geschwistern, Nichten und Neffen mit Tim in Liebenau. Die Atmosphäre in Liebenau ist entspannt und ruhig, was Tim sehr entgegenkommt. Sicherheit vermitteln und freigeben: Das sind die beiden Pole, zwischen denen sich unsere gemeinsamen Aktivitäten mit Tim auch heute noch abspielen. Nähe und Fürsorge auf der einen Seite, Respektierung seines ganz eigenen Lebensraumes, den er mit anderen Menschen teilt, auf der anderen Seite. Tim hat fast keine Anfälle mehr, ist ausgeglichen und fühlt sich spürbar wohl – ein neues Leben für uns alle hat begonnen. Ein ganz besonderer Glücksfall ist die personelle Stabilität im Bereich der Betreuung. Das Team strahlt große Souveränität und Ruhe aus und hat unser uneingeschränktes Vertrauen. Jetzt, wo wir sehen, wie glücklich Tim in seinem dortigen Lebensumfeld ist und wie selbstständig er geworden ist, können wir beruhigt in die Zukunft sehen. * Auszüge aus dem Fotobuch von Erika Luipold Claudia Wörner Nachgefragt: Bereichsleiter Markus Wursthorn Epilepsie stellt besondere Anforderungen Im Haus St. Josef in Liebenau wurden Wohnplätze für Menschen mit einer schwer behandelbaren Epilepsie eingerichtet. Markus Wursthorn, Bereichsleiter Erwachsene Bodenseekreis/ Landkreis Sigmaringen, erläutert die Besonderheiten. Herr Wursthorn, wodurch zeichnen sich die Wohnplätze für Menschen mit schwer behandelbarer Epilepsie im Haus St. Josef aus? Markus Wursthorn: Die Einzelzimmer sind entsprechend sturzprophylaktisch ausgestattet, unter anderem mit einem weichen Bodenbelag und Kanten- schutz. Ganz wichtig ist bei Epilepsie die Dokumentation der Anfälle. Aktuell arbeiten wir an einer verbesserten technischen Überwachung, sowohl tagsüber als auch in der Nacht. Sinn der Technik ist, das Bemühen um ein ausgewogenes Verhältnis von Autonomie und Aufsicht zu unterstützen, was sich wiederum positiv auf die Lebensqualität der betroffenen Menschen auswirkt. Wie werden die Mitarbeiter auf die besonderen Herausforderungen vorbereitet? Markus Wursthorn: Sie sind besonders geschult, unter anderem im Wahrnehmen und Beobachten von epileptischen Anfällen, für die sichere Einleitung von Sofortmaßnahmen und für die sach- und fachgerechte Dokumentation. Hinzu kommen Schulungen und Hospitationen im ZfP Weissenau und im Epilepsiezentrum Kehl-Kork. Begleitend erhält das Team jeden Monat neurologische Konsultationen durch einen Arzt der St. LukasKlinik, außerdem eine enge Begleitung durch den pflegerischen Fachdienst der St. Gallus-Hilfe. Fragen: Claudia Wörner Teilhabe von Kindern mit Epilepsie in Kindergarten und Schule „Fabi ist schon wieder umgefallen“ Der fünfjährige Fabian* leidet seit seinem ersten Lebensjahr an Anfällen, bei denen er das Bewusstsein verliert, meist stürzt, oft stark schwitzt und teilweise auch einnässt. Er sieht die Anfälle nicht kommen, kann nichts dagegen tun. Hinterher ist er meist sehr müde und weiß nicht mehr wirklich, was geschehen ist. Erst seit ein paar Wochen steht die Diagnose: Epilepsie. Fabian besucht seit zwei Jahren einen Regelkindergarten. Die Erzieherinnen nahmen ihn in die Gruppe auf, obwohl sie von seiner Erkrankung verunsichert waren. Bedingung war jedoch, dass Fabian bei einem Anfall von seinen Eltern abgeholt wird. Die Kooperation zwischen Erzieherinnen und Eltern war eng, aber alle waren am Rande des Leistbaren. Für die Mutter war es oft schwierig, immer auf Abruf bereit zu stehen, um Fabian jederzeit abholen zu können. Für die Erzieherinnen stellte sich immer wieder die Frage, ob Fabian in der Gruppe nicht überfordert ist und ob die vielen Reize im Kindergarten vielleicht sogar dazu beitragen, dass es viel häufiger zu Anfällen kommt als zuhause. Die anderen Kinder waren anfangs oft irritiert. Sie erlebten immer wieder, dass Situationen in der Gruppe durch die Anfälle von Fabian unterbrochen wurden und dass die Erzieherinnen sich um ihn kümmern mussten. Inzwischen gehen sie recht unaufgeregt damit um. „Fabi ist schon wieder umgefallen“, melden sie der Erzieherin, wenn Hilfe notwendig ist. Fabian selbst litt wohl am meisten unter der Situation. Er erlebte durch die Anfälle, dass sich das Geschehen immer Der Integrationsfachdienst der St. Gallus-Hilfe unterstützt Kinder in der Schule und im Kindergarten. Foto: Unseld wieder völlig seiner Kontrolle entzog – er erfuhr sich selbst als handlungsunfähig, als ausgeliefert. Darüber hinaus nahm er die auf ihn gerichtete, angespannte Aufmerksamkeit der Erwachsenen wahr. Er reagierte darauf, indem er diese Aufmerksamkeit immer mehr einforderte und ein sehr unruhiges, extrem forderndes Verhalten entwickelte. Wenn es gelang, Fabian in Kontakt mit anderen Kindern zu bringen, dann versuchte er das Spiel sehr stark zu dominieren – gleichsam die Kontrolle über das Geschehen zu behalten. Aus seiner Sicht nur zu verständlich, aber für die anderen Kinder natürlich schwierig. Seit einigen Monaten begleitet eine Heilpädagogin des Integrationsfachdienstes der St. Gallus-Hilfe Fabian zweimal die Woche für einige Stunden in seinem Kindergartenalltag. Ihre Hilfe bedeutet Entlastung für die Erwachsenen. Sie unterstützt ihn außerdem dabei, ins Spiel mit anderen Kindern zu finden und gleichberechtigte Kontakte aufzubauen. Fabian wird bald sechs Jahre alt und die Frage der Einschulung steht an. Die gleichaltrigen Kinder seines Kindergartens besuchen zur Vorbereitung bereits einmal die Woche die nahegelegene Grundschule. Bislang konnte sich der Kooperationslehrer nicht vorstellen, Fabian auch in die Schule mitzunehmen. Zu groß erschien ihm das Risiko, dass es dort zu einem Anfall kommen und er dieser Situation nicht gewachsen sein könnte. Für Fabian war es nicht nachvollziehbar, warum alle „Großen“ einmal in der Woche in die Schule dürfen und er davon ausgenommen sein soll. Nur mit großem Engagement aller Beteiligten gelang es, eine Lösung zu finden. Inzwischen begleitet die Heilpädagogin des Integrationsfachdienstes Fabian in die Schule, und er gehört zu den Vorschulkindern wie alle anderen. Noch ist die Frage der Einschulung ungeklärt. Der Schulleiter befürchtet, dass das Anfallsgeschehen den Schulalltag sehr beeinträchtigen könnte. Er schlägt deshalb eine Sonderschule vor, in denen der Umgang mit epilepsiekranken Kindern zum Alltag gehört. Fabians Eltern wünschen sich jedoch, dass ihr Kind am Wohnort zur Schule gehen kann. Grundsätzlich ist eine Integrationsbegleitung auch in der Schule möglich, aber Grundvoraussetzung ist die Motivation aller Beteiligten. Fabian freut sich auf jeden Fall schon auf die Schule und hat sich bereits eine schicke rote Schultasche ausgesucht. Sylvia Unseld * Name von der Redaktion geändert Kinder, Jugendliche und Familien 15 Schule für Kranke am Klinikum Friedrichshafen Lernort für junge Patienten Als Abteilung der Don-Bosco-Schule der St. Gallus-Hilfe in Hegenberg wurde im November 2010 die Schule für Kranke am Klinikum Friedrichshafen eröffnet. In enger Zusammenarbeit mit der Station für Pädiatrische Psychosomatik im Mutter-Kind-Zentrum unterrichtet Sonderpädagogin Iris Maucher hier zwischen sechs und zehn Schüler. Schule gehört zum Alltag, ist ein Stück Normalität. Die jungen Patienten der Pädiatrischen Psychosomatik des Klinikums Friedrichshafen – sie sind zwischen sieben und 13 Jahre alt – gehen täglich für zwei Stunden in die Schule für Kranke, eine Abteilung der Don-Bosco-Schule der St. Gallus-Hilfe. Zum einen sollen sie während ihres sechs- bis achtwöchigen Klinikaufenthalts nicht zu viel Schulstoff verpassen. „Der Unterricht ergänzt außerdem das Behandlungskonzept der Station für psychosomatisch erkrankte Kinder“, erläutert Sonderpädagogin Iris Maucher. Von den Lehrern der Heimatschule erfährt sie, welche Fächer besonders in den Blick genommen werden sollten. „In der Regel sind es die Kernfächer wie Mathematik, Deutsch oder Fremdsprachen“, so Iris Maucher. Nicht selten zeige sich das Problem des jungen Patienten aber auch gerade im Zusammenhang mit Schule. Da gibt es Kinder, die nur mit Bauchweh zur Schule gehen, in der Schule unerklärliche Kopfschmerzen bekommen oder im Extremfall die Schule völlig verweigern. „In solchen Fällen sind natürlich andere Themen wichtiger als das fehlerfreie Diktat“, weiß die Lehrerin. So bietet die Schule für Kranke auch die Chance, nach dem Krankenhausauf- Schule für Kranke am Klinikum Friedrichshafen: Sonderschullehrerin Iris Maucher (rechts) und Tanja Degenhardt, Leiterin der Station für Pädiatrische Psychosomatik, arbeiten eng zusammen. Foto: Wörner enthalt wieder einen besseren Einstieg in den Schulalltag zu finden. Bei jedem Kind schaut Iris Maucher zunächst, was es gut kann. „Ganz wichtig ist, einen Zugang zum Kind zu finden, und das passiert am besten über das Lob.“ Stößt sie auf Ablehnung, nähert sie sich spielerisch mit Hilfe von Materialien, die nicht an Schule erinnern. „Das können zum Beispiel Kniffel- und Geschicklichkeitsspiele sein, oder ich lasse das Kind malen“, erzählt sie. Von Vorteil sind die kleinen Gruppen mit drei bis vier Kindern aller Schularten. „So kann jedes Kind ganz individuell betreut werden.“ Während Iris Maucher einem Schüler neuen Stoff in Mathematik erklärt, lernt ein anderer englische Grammatik. Auch Hausaufgaben gehören dazu. Allerdings werden sie noch am selben Tag von der Lehrerin kontrolliert, und das Ergebnis dient als Unterrichtsbasis für den nächsten Tag. „Der Unterricht ist Teil eines dichten Therapieplans“, erklärt Stationsleiterin Tanja Degenhardt. So steht Iris Maucher in engem Austausch mit allen Therapeuten, ist bei Visite, Supervision und Teambesprechungen dabei. Für die psychisch oder seelisch kranken Kinder biete diese besondere Art der Schule eine Chance, sich selbst anders zu erleben oder von einer bestimmten Rolle zu verabschieden. „Dabei steht der Aufbau eines positiven Selbstbildes im Vordergrund“, unterstreichen Iris Maucher und Tanja Degenhardt. Claudia Wörner Wohnprojekt „Beziehungsweise“ der St. Gallus-Hilfe in Ravensburg (von links): Student Florian Stier und Betreuerin Martina Sorg (rechts) unterstützen Johannes Meyjohann und Lance Glazier im Alltag. Foto: Wörner Wohnprojekt „Beziehungsweise“ der St. Gallus-Hilfe in Ravensburg Studentenbude mit menschlicher Note In der Ravensburger Rudolfstraße leben junge Menschen mit Behinderung und Studenten der Dualen Hochschule unter einem Dach. Mit dem Wohnprojekt „Beziehungsweise“ knüpft die St. Gallus-Hilfe an ihren gemeinsamen Bedürfnisse an. Lance Glazier und Johannes Meyjohann gehören zu den neun jungen Menschen mit Behinderung, die in der Ravensburger Rudolfstraße 11 in Wohngemeinschaften leben. Beide wollten für sich ein Leben in der Stadt mit ihrer Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten und Treffpunkten, was ihrem Bedürfnis nach Kontakt, Beziehung und Lebenslust entspricht. Neben Wohnraum für Menschen mit Behinderung im Alter zwischen 19 und 25 Jahren sind in der Rudolfstraße zwei Einzimmerappartements für Studenten entstanden. Im gleichen Haus befinden sich außerdem Räu- me der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). Einer der Studenten ist Florian Stier. Er studiert im Bereich Tourismus Destinations- und Kurortemanagement. Wenn es sein straffer Stundenplan mit 36 Wochenstunden zulässt, ist er am Spätnachmittag mit am Kaffeetisch, an dem sich die WG-Mitglieder nach der Arbeit treffen. „Im Gespräch ergibt sich, ob wir zum Beispiel zusammen einkaufen gehen oder etwas anderes unternehmen“, erzählt Florian Stier. Mit Johannes verbindet den 19-Jährigen die Liebe zur Musik. Er spielt Trompete und Johannes Saxophon. „Es hört sich noch ziemlich schräg an, aber es macht Spaß“, sind sich die beiden einig. Ziel ist ein normales Miteinander Johannes absolviert derzeit eine Ausbildung zum Hauswirtschaftlichen Helfer in der Altenpflege und besucht die Be- 17 rufsschule in Friedrichshafen. „Ich bin ganz froh, dass mir Florian bei Mathe hilft. Außerdem kann ich bei ihm ab und zu meine E-Mails checken“, erzählt er aus seinem Alltag. Auch Lance – er besucht den Berufsbildungsbereich in Liebenau – geht gerne mit dem Student in die Stadt. „Manchmal spielen wir auch zusammen an der Playstation.“ Wenn Florian mal keine Zeit hat, ist das für die jungen Männer kein Problem. „Sie haben selbst einen straffen Tagesablauf mit Arbeit und Pflichten im Haushalt. Außerdem sind sie in Vereinen aktiv“, berichtet Betreuerin Martina Sorg von der St. Gallus-Hilfe. Ziel sei vielmehr ein normales Miteinander, wie es unter Nachbarn üblich sei. Florian Stier hat den Vorteil einer mit 250 Euro recht günstigen Miete. Hinzu kommt eine Aufwandsentschädi- gung. „Außerdem bin ich dank der zentralen Lage in einer Minute in der Vorlesung“, nennt er einen weiteren Vorteil. Seine Mitstudenten äußern sich grundsätzlich positiv zu seiner Wohnform, auch wenn sie es sich für sich selbst im Moment nicht vorstellen können. „Ich wusste vor meinem Einzug ja auch nicht, was auf mich zukommt. Aber jetzt finde ich es gut, dass zu Hause immer etwas los ist und ich nicht allein im stillen Kämmerchen sitze“, so Florians Erfahrung. Claudia Wörner Nachgefragt: Franz Brugger zum Wohnprojekt „Beziehungsweise“ Bürger-Profi-Mix in der Rudolfstraße Franz Brugger, Leiter des Heimbereichs St. Martin der St. Gallus-Hilfe in Hegenberg und Ravensburg, war maßgeblich an der Entwicklung des Wohnprojekts „Beziehungsweise“ beteiligt. Die Idee dahinter ist der Anstoß einer gesellschaftlichen Entwicklung, hin zu mehr Inklusion. Im Februar 2010 zogen die ersten Menschen in den Neubau in der Ravensburger Rudolfstraße ein. Was ist das Besondere am Wohnprojekt „Beziehungsweise“? Franz Brugger: „Beziehungsweise“ knüpft an die gemeinsamen Bedürfnisse junger Menschen an und verbindet Kontakt, Beziehung und Freizeitgestaltung auf der einen mit bezahlbarem Wohnraum und bürgerschaftlichem Engagement auf der anderen Seite. Ein Ziel der Entwicklungen im Bereich Wohnen ist, Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, sich als Mitbürger im Gemeinwesen zu erleben. Für welche Menschen ist „Beziehungsweise“ als Wohnform geeignet? Franz Brugger: Grundsätzlich hat es nichts mit dem Grad der Behinderung zu tun. Voraussetzung ist, dass die Menschen einen zweiten Lebensbereich in Form einer Arbeit oder einer anderen Tagesstruktur haben. „Beziehungsweise“ ist für junge Menschen gedacht, die sich in der Lebensphase des Nachreifens und Sichausprobierens befinden. Sie müssen dazu in der Lage sein, auf andere Menschen zuzugehen. Das ist wichtig, um vom städ- tischen Umfeld profitieren zu können. Außerdem muss die Bereitschaft da sein, sich an der täglichen Hausarbeit zu beteiligen. Bewusst haben wir uns für Studenten entschieden, die ausdrücklich keinen sozialen Studiengang gewählt haben. Grund dafür ist, dass wir auf diese Weise eine gesellschaftliche Entwicklung anstoßen wollen und auf einen Multiplikatoreffekt setzen. Fragen: Claudia Wörner Franz Brugger, Leiter des Heimbereichs St. Martin in Hegenberg und Ravensburg. Foto: Wörner Festlicher Gottesdienst zum 25-jährigen Jubiläum der Freizeitgruppe Oberzell Kinder profitieren durch gelebte Inklusion 25 Jahre Zusammenarbeit zwischen dem Kindergarten St. Nikolaus und der Grundschule Oberzell mit der Sonderschule Don Bosco in Hegenberg wurden im Mai mit einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Antonius in Oberzell gefeiert. Rund 150 Kinder mit und ohne Behinderung lernten in dieser Zeit voneinander. Große, bunte Buchstaben bildeten zusammengesetzt das Wort Danke. Aufgeregt und auch ein wenig stolz brachten die Kinder aus Hegenberg und Oberzell die Buchstaben zum Altar und sangen ein Lied. „An einem Tag wie heute werden wir uns bewusst, dass wir alle Kinder Gottes sind“, sagte Weihbischof Franz-Josef Kuhnle beim Festgottesdienst zum 25-jährigen Jubiläum der Kooperation zwischen Einrichtungen in Oberzell und der Sonderschule Don Bosco in Hegenberg. 25 Jahre Kooperation der Sonderschule Don Bosco in Hegenberg mit Kindergarten und Grundschule in Oberzell: Gefeiert wurde mit einem festlichen Gottesdienst. Foto: Wörner „Freundschaft ist ein Geschenk und ein Grund, zu danken“, betonte Wolfgang Ilg, Pastoraler Dienst der St. Gallus-Hilfe. Durch die Kooperation seien Ängste und Vorurteile abgebaut worden und Freundschaften hätten sich entwickelt. Der Zufall und die Begegnung von Menschen, die von einer Idee begeistert waren, hätten diese 25 Jahre der Zusammenarbeit möglich ge- macht, sagte Franz Gitschier, Schulleiter der Don Bosco Schule. Auch Josef Hartmann, Schulleiter der Grundschule Oberzell, dankte allen engagierten Lehrern: „Die Kompetenzen, die durch dieses Projekt vermittelt werden, sind für unsere Kinder unersetzlich.“ Claudia Wörner Schulen in Oberzell und Hegenberg kooperieren seit 25 Jahren Im Spiel finden Kinder zusammen Vor 25 Jahren – Inklusion war noch ein Fremdwort – gab Lehrerin Margret Polivka den Anstoß für die Zusammenarbeit zwischen dem Kindergarten und der Grundschule in Oberzell und der privaten Sonderschule Don Bosco in Hegenberg. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Hilde Götz und Grundschullehrerin Inka Gerhart begleitet sie die regelmäßigen Begegnungen der Kinder aus Oberzell und Hegenberg. Frau Polivka, wie ist die Kooperation mit den Oberzeller Einrichtungen entstanden? Margret Polivka: Im Grunde war es ein Zufall. Mein Sohn ging in den Kindergarten Oberzell, in dem das Kinderbuch „Die Raupe Nimmersatt“ bearbeitet wurde. Genau zu diesem Buch übten wir mir unseren Schülern in Hegenberg ein Theaterstück ein und ich regte an, dass die Kindergartenkinder zu unserer Aufführung kommen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Kinder neugierig ihre Nasen am Fenster platt drückten, als wir sie zum ersten Mal in Oberzell besuchten. Zunächst gab es große Berührungsängste, die sich aber im Spiel lösten. Eigentlich war nur diese Begegnung vorgesehen, aber die Eltern regten an, sich weiter zu treffen. Innerhalb der Elternschaft gab es aber auch Gegenstimmen. So meinte ein Vater, warum ich unbedingt das Leid in den Kindergarten tragen müsse. Es folgte ein Elternabend mit geheimer Abstimmung, die positiv für die 19 Zusammenarbeit ausfiel. Seitdem treffen wir uns regelmäßig. 1988 wurde zusätzlich zum Kindergartentreff die Freizeitgruppe für Grundschüler aus Oberzell gegründet. Die Freizeitgruppe aus Oberzell trifft sich jede Woche in Hegenberg mit einer Gruppe von Kindern mit Behinderung. Frau Götz, wie läuft so ein Nachmittag ab? Hilde Götz: Wir machen das, was allen Kindern gut gefällt, das heißt, wir spielen, basteln, tanzen und lachen. Dabei merken die Kinder aus Oberzell, dass auch Kinder mit Behinderung Spaß und Lebensfreude haben. Wir feiern gemeinsam, und besonders viel Spaß macht das Übernachtungsfest, zu dem die Eltern morgens das Frühstück bringen. Die Oberzeller Kinder interessiert sehr, wie die Hegenberger Kinder in ihren Wohngruppen leben. Sich selbst mal in einen Rollstuhl zu setzen oder mit Hilfe von einer Augenbinde herauszufinden, wie es ist, blind zu sein, sind für die Kinder wichtige Erfahrungen. Im Gegenzug waren wir Hegenberger zu Besuch in der Grundschule und sie lernten den „normalen“ Unterricht kennen. Was hat sich in den 25 Jahren verändert? Margret Polivka: Bei den ersten Begegnungen sind die Kinder zwar nach wie vor zurückhaltend, aber sie sind doch wesentlich bereiter, sich auf die Kinder mit Behinderung einzulassen. Verändert hat sich unser Stellenwert. Musste ich mich früher manchmal für die Kooperation rechtfertigen, ist die Freizeitgruppe heute ein selbstverständlicher Bestandteil des Schulalltags. Schön ist, dass manche unserer Oberzeller Grundschulkinder inzwischen bei uns zum Sozialpraktikum, Zivildienst oder Freiwilligen sozialen Jahr waren. Wir stellen fest, dass sie einen ganz anderen Zugang zu den Kindern mit Behinderung haben. Fragen: Claudia Wörner Geschwisterzeit für Brüder und Schwestern von Kindern mit Behinderung Heute stehe ich mal im Mittelpunkt In einer Familie mit mehreren Kindern treffen unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse aufeinander. Gibt es eine Schwester oder einen Bruder mit Behinderung oder chronischer Erkrankung, bedeutet dies eine weitere Herausforderung. Für sie gibt es die „Geschwisterzeit“, ein gemeinsames Angebot der St. Gallus-Hilfe, der St. Jakobus Behindertenhilfe in Zußdorf und Haslach sowie der Schule für Blinde und Sehbehinderte in Baindt. Geschwister von behinderten Kindern entwickeln häufig schon früh ein hohes Maß an Rücksichtsnahme, Verantwortungsgefühl und Fürsorge. Nicht selten fühlen sie sich jedoch auch überfordert und innerlich zerrissen zwischen dem Helfen-Wollen und dem Erfüllen der eigenen Bedürfnisse. Das Angebot „Geschwisterzeit“ stellt die Geschwisterkinder mit ihren eigenen Wünschen, Empfindungen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt. Bei kreativen und erlebnispädagogischen Treffen, Ausflügen und Hüttenaufenthalten können sie sich mit anderen betroffenen Kindern austauschen und Handlungsstrategien für ihren besonderen Alltag entwickeln. Sie entdecken ihre eigenen Stärken und bauen Selbstbewusstsein auf, zum Beispiel bei einer spannenden Übernachtung im Tipi oder während einer Kanufahrt auf dem Illmensee. Der Aufbau der „Geschwisterzeit“ wurde durch die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg ermöglicht. Unterstützt wird das Projekt von Round Table 37 Ravensburg. Foto: Claudia Wörner Arbeit und Bildung Werkstattbeschäftigte in Rosenharz fertigten Nisthilfen für Insekten Kinderstuben für Wildbienen Die Marktgemeinschaft Bodenseeobst will heimischen Wildbienen wieder ein Zuhause bieten. Eigens dafür fertigte die Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) der St. Gallus-Hilfe Rosenharz 75 sorgfältig ausgetüftelte Nisthilfen. Wildbienen fliegen schon im März. Anders als Honigbienen scheuen sie keine Kälte und tragen auch bei niedrigen Temperaturen Pollen von Blüte zu Blüte. Neue Felderstrukturen aber begrenzen den Lebensraum der Wildbienen. „Das muss sich ändern“, beschlossen die Obstbauern der Marktgemeinschaft Bodenseeobst. Im Rahmen eines Pilotprojektes der REWE Group, Obst vom Bodensee Vertriebsgesellschaft und BodenseeStiftung Radolfzell, sollen die Wildbienen wieder in der Landschaft angesiedelt werden. Der Auftrag lautete, mit einem Wildbienenexperten den idealen Nistkasten zu entwickeln. Die dafür geeignete Werkstatt fand Obstbau-Beraterin Katja Röser in der St. Gallus-Hilfe. In der Schreinerei in Rosenharz wurden bereits Serien von Seifenkisten bis Vogelhäusern gefertigt. Für WfbMBeschäftigte wie Klaus Hahn oder Tuillo Michienzi sind die Holzarbeiten eine willkommene Abwechslung zur Industriearbeit. Mit faszinierender Geduld meisterten sie die Arbeit an den Maschinen. So entstanden unter Anleitung von Fachkraft und Schreiner Richard Weiland 75 wetterbeständige und wildbienenfreundliche Nistkästen. Katja Röser ist von der perfekten Ausführung pünktlich zur Brutsaison begeistert. Für die Obstbau-Beraterin ist das Pilotprojekt der Beginn einer verlässlichen Zusammenarbeit mit der WfbM: „Wenn das Projekt erfolgreich verläuft, sind wir an weiteren Nisthilfen interessiert.“ Für die WfbMBeschäftigten und die Fachkräfte sind solche Kooperationen „eine Chance, zu beweisen, dass wir gute Arbeit leisten“, so der Einrichtungsleiter AlbertJan Brunzema. „Die Auftraggeber profitieren von unserer Bereitschaft, uns für neue Projekte zu begeistern und sie zuverlässig in guter Qualität auszuführen.“ Lioba Scheidel Pünktlich zur Brutsaison nahm Obstbau-Beraterin Katja Röser (rechts) die ersten Nisthilfen für Wildbienen in Empfang. Unter Anleitung von Richard Weiland haben die WfbM-Beschäftigten Tuillo Michienzi und Klaus Hahn maßgeblich am Projekt mitgewirkt (von links). Foto: Scheidel termine 10. September 14./15. Oktober 9. November Flohmarkt, Rosenharz Theateraufführung in St. Hedwig, 17.30 Uhr, Martinsfeier, Bad Wurzach Liebenau 10.30 Uhr, Erntedankfest mit Gottes- 1. November 10. November dienst, Frühschoppen und Mittagessen, 10.30 Uhr, Gottesdienst mit Gräber- 17.00 Uhr, Martinsfeier, Liebenau besuch, Liebenau Hegenberg 25. September 21 In Markdorf startete ein Gemeinschaftsprojekt für Menschen mit Handicap Leben und Arbeiten an einem Ort Eine neue Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist im Markdorfer Schießstattweg entstanden. 16 Menschen mit geistigem beziehungsweise psychischem Handicap haben hier schon mit der Arbeit begonnen. Im ehemaligen Ausbildungszentrum der Firma Rohwedder in Markdorf wird seit März wieder gearbeitet. Die St. Gallus-Hilfe richtete hier in Kooperation mit den Sprungbrett-Werkstätten Bermatingen regionale Werkstattplätze für Menschen mit Behinderung beziehungsweise psychischer Erkrankung ein. Je acht Beschäftigte von jeder Einrichtung haben bereits ihre Tätigkeit in Markdorf aufgenommen. „Es gibt in der neuen Betriebsstätte noch freie Kapazitäten und natürlich auch die Möglichkeit, im Rahmen eines Praktikums herauszufinden, ob das neue Angebot das Geeignete ist“, sagt Wolfgang Reck, Leiter des Arbeitsbereiches Liebenau, an den die neue Betriebsstätte angebunden ist. Erfreulich sei auch, dass im Markdorfer Mehrgenerationenhaus ein Einzelarbeitsplatz eingerichtet worden sei. Die meisten der Werkstattbeschäftigten leben in Markdorf und Umgebung. „Die Menschen können durch die neue Betriebsstätte an dem Ort arbeiten, an dem sie leben. Sie sparen dadurch die tägliche Fahrzeit und das damit verbundene frühe Aufstehen“, nennt Wolfgang Reck einige Vorteile. Marliese Merkle freut sich für ihren Sohn Richard, der im neuen Betrieb arbeitet: „Wir haben schon lange auf eine Arbeitsmöglichkeit in Markdorf gewartet.“ Positiv sieht sie die Nähe zur Innenstadt mit der Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen. Auch Andreas Grimm hat seinen Arbeitsplatz von Liebenau nach Markdorf verlegt. „Ich lebe hier, und in die Werkstatt kann ich von zuhause mit dem Fahrrad fahren“, sagt er. Arbeit mit örtlichen Betrieben Für den Standort der Betriebsstätte mitten im Markdorfer Gewerbegebiet Schießstattäcker spreche vor allem die Nähe zu den örtlichen Industrie- und Handwerksbetrieben, erläutert Wolfgang Reck. Aufträge liegen aktuell von einem benachbarten Unternehmen vor, das für die Luft- und Raumfahrt tätig ist. „Dabei handelt es sich um eine anspruchsvolle Tätigkeit, aber um nichts, was unsere Beschäftigten nicht leisten können“, erklärt er. Durchaus denkbar sei eine langfristige Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Tätigkeiten aus ihren Fertigungs- oder Verpackungsabläufen ausgliedern möchten, um sie von Menschen mit Behinderung verrichten zu lassen. Zwei Bereiche wurden in der rund 400 Quadratmeter großen Werkstatt auf einer Ebene eingerichtet. Dabei wurde ganz bewusst auf feste Trennwände verzichtet, um Durchlässigkeit zwischen den Bereichen zu ermöglichen. Neben einem Büro für die beiden Gruppenleiter – für die Gallus-Werkstatt ist Sepp Hündorf vor Ort – gibt es einen Ruheraum, einen Pausenraum für Mahlzeiten sowie einen Bereich für Fortbildungen und arbeitsbegleitende Maßnahmen. Der Sanitärbereich wurde renoviert und ergänzt. Die Hospitalstiftung liefert täglich ein frisch zubereitetes, warmes Mittagessen. Claudia Wörner Gemeinschaftsprojekt der St. Gallus-Hilfe und der Sprungbrett-Werkstätten Bermatingen: Michael Petroschka hat hier einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Foto: Wörner Kontakt Wolfgang Reck St. Gallus-Hilfe Telefon 07542 10-2330 E-Mail: wolfgang.reck@ st.gallus-hilfe.de Martin Hahn Sprungbrett-Werkstätten Telefon 07544 952712 E-Mail: [email protected] Arbeits- und Bildungsprojekt „Arbeit Inklusive!“ Eine Bereicherung für das Team „Raus aus der Behindertenwerkstatt, rein in die Unternehmen“: Das neue Arbeits- und Bildungsprojekt mit dem Namen „Arbeit Inklusive!“ der St. Gallus-Hilfe will Menschen mit Behinderung im Schwarzwald-Baar-Kreis den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt eröffnen. „Ich bin froh, dass ich hier arbeiten kann. Die Arbeit mit den anderen macht Spaß, ich werde unterstützt, und alle sind sehr hilfsbereit“, meint Julia Basgall. Dass sich die 28-Jährige mit einer Körper- und Sprachbehinderung im Lager der Tafel Villingen-Schwenningen wohl fühlt, ist ihr auf den ersten Blick anzusehen. Vom ersten Tag ihres vierwöchigen Praktikums an fühlte sie sich im Team gut aufgenommen. Inzwischen ist sie an ihrem Außenarbeitsplatz festangestellte Mitarbeiterin der St. Gallus-Hilfe. Sie arbeitet täglich von 9 bis 13 Uhr und ist für die Verpackung von Trockenlebensmitteln zuständig, die von der Tafel kostengünstig an bedürftige Menschen weitergegeben werden. Nicht nur die neue, motivierende Arbeit erledigt Julia Basgall selbstständig, auch den Arbeitsweg legt sie Tag für Tag eigenständig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. „Ich kann direkt vor meiner Haustür in den Bus einsteigen, und der fährt fast bis hierher“, berichtet die junge Frau aus Schwenningen. Helgina Zimmermann, Vereinsvorsitzende des „Mach-mit Fördervereins“ lobt die neue Mitarbeiterin: „Julia arbeitet sehr zuverlässig und ist verantwortungsbewusst. Sie ist eine Bereicherung für das gesamte Team.“ Ermöglicht hat die Außenarbeitsplatz für Julia Basgall (rechts) in der Tafel in Villingen-Schwenningen (von links): Unterstützt wird sie von der Leiterin der Tafel, Helgina Zimmermann, Kollegin Barbara Morawin und Achim Leibach, Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe. Foto: Meyer Zusammenarbeit die St. Gallus-Hilfe mit dem neuen Projekt „Arbeit Inklusive!“. Ziel ist es, Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze zu vermitteln, die genau zu ihnen passen und an denen sie unmittelbar mit Menschen ohne Behinderung zusammenarbeiten. Die St. Gallus-Hilfe kam mit dem Angebot in enger Abstimmung mit dem Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises der Nachfrage nach alternativen Möglichkeiten zur Teilhabe am Arbeitsleben nach. Die ambulanten Assistenzleistungen durch die Fachkräfte der St. Gallus-Hilfe stehen im Zentrum des Konzeptes. Die Mitarbeiter der St. Gallus-Hilfe orientieren sich an den Stärken, den Wünschen und den Qualifikationen ihrer Bewerber, auf deren Basis sie gezielt für jeden den passenden Berufszweig und den geeigneten Betrieb suchen. „Die Firmen sind sehr offen, und die Reaktionen sind positiv“, so Achim Leibach, Fachkraft der St. Gallus-Hilfe. Er stellt die Kontakte her und betreut die Menschen mit Behinderung durch regelmäßige Besuche direkt am Arbeitsplatz. Um die notwendige Verlässlichkeit gegenüber den Menschen mit Behinderung gewährleisten zu können, hat die St. Gallus-Hilfe außerdem teilstationäre Plätze zur Bildung, Förderung und Unterstützung in der Pontarlierstraße in Villingen-Schwenningen eingerichtet. Hier finden neben der betrieblichen Arbeit Schulungen und arbeitsbegleitende Aktivitäten statt. Jennifer Meyer Kapitel 23 Nachgefragt: Jan Hauser, Leiter des Sozialamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis Jeder Mensch hat Stärken und Talente Das Landratsamt SchwarzwaldBaar-Kreis arbeitet im Rahmen des Projekts „Arbeit Inklusive!“ eng mit der St. Gallus-Hilfe zusammen. Jan Hauser, Leiter des Sozialamtes im Landratsamt über die Bedeutung von Arbeit und Inklusion für Menschen mit Behinderung und unsere Gesellschaft: Herr Hauser, welche Notwendigkeit sehen Sie in Angeboten wie „Arbeit Inklusive!“ von der St. Gallus-Hilfe? Jan Hauser: Arbeit fördert das Selbstbewusstsein von Menschen, gerade auch von Menschen mit Behinderung. Bislang gab es neben dem System Werkstatt für sie im Schwarzwald-Baar-Kreis leider nicht allzu viele Angebote. Das Landratsamt versucht daher, Anbieter vor Ort zu unterstützen, um mit neuen Konzepten Arbeitsplätze zu schaffen. Dies sollte idealerweise auf dem ersten Arbeitsmarkt geschehen, aber auch ausgelagerte Werkstattplätze sind eine Möglichkeit. Ziel des Angebotes ist es, Menschen mit Behinderung – unabhängig von Art und Schwere – durch eine größtmögliche Integration ins Arbeitsleben Normalität zu ermöglichen. Welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden? Jan Hauser: Die Gesellschaft muss die Einbeziehung von Menschen mit Behinderung ins Arbeitsleben als selbstverständlich ansehen. Auch sie haben Stärken und Talente. Diese Vielfalt kann unserer Gesellschaft weiterhelfen. Im Sinne der Inklusion muss sie ihre Strukturen so anpassen, dass jeder seinen Fähigkeiten entsprechend arbeiten kann. Die St. Gallus-Hilfe stellt 24 Werkstattarbeitsplätze zur Verfügung, die sich in Behörden und Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes befinden, und bietet vielfältige Assistenzleistungen an. Fragen: Anne Oschwald Spenden sichern Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien 40 000 Euro für soziale Projekte Integrative Freizeitgruppen, Ferienprogramme, Hilfen für Familien: Vielfältig sind die Projekte, die mit Hilfe privater Spender realisiert und gesichert werden können. Insgesamt 40 000 Euro aus der Weihnachtspendenaktion der Stiftung Liebenau wurden vom Stiftungsvorstand an Projekte in der St. Gallus-Hilfe und im Netzwerk Familie weitergegeben. Viele integrative Freizeit- und Feriengruppen, die in Regie der St. GallusHilfe in den Landkreisen Ravensburg, Schwarzwald-Baar und im Bodenseekreis angeboten werden, freuen sich über Zuschüsse aus Spendenmitteln. Bereits seit einigen Jahren gibt es diese Angebote für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die in ihrer Freizeit gemeinsam mit Gleichaltrigen neue Erfahrungen machen, sich sportlich oder künstlerisch betätigen oder einfach Freunde treffen wollen. Von der regelmäßigen Mädchengruppe in Bad Wurzach bis zu erlebnispädagogischen „Märchentagen“ reicht das Programm, das mit Hilfe der Spendenmittel für das ganze Jahr abgesichert ist. Eine Finanzspritze zur Einrichtung eines Computer-Arbeitsplatzes gibt es für das neue Arbeits- und Bildungsprojekt „Arbeit Inklusive“ in Villingen- Schwenningen. Aus Spenden gefördert wird auch „wellcome“, ein Unterstützungsangebot für junge Familien, für das es keine öffentlichen Zuschüsse gibt. Auch die sozialmedizinische Nachsorge, die die Stiftung Liebenau zusammen mit der Oberschwaben Klinik aufgebaut hat, wäre ohne zusätzliche Unterstützung nicht existenzfähig. Der Dienst bietet Hilfen für Familien mit chronisch-, krebs- und schwerstkranken Kindern sowie Früh- und Risikogeborenen. Helga Raible Ambulante und offene Hilfen Betreutes Wohnen in Familien (BWF) der St. Gallus-Hilfe Mit ihm kam wieder Lachen ins Haus Im Dorf Hohenbodman oberhalb von Owingen hat der 21-jährige Nathanael E. bei Familie Haug ein neues Zuhause gefunden. Sylvia Fiedler vom Betreuten Wohnen in Familien (BWF) der St. Gallus-Hilfe in Singen ist Ansprechpartnerin bei allen Fragen und Problemen, die im Alltag auftreten können. Marion Haug erinnert sich noch gut an das erste Kennenlerngespräch mit Nathanael. „Das passt“, hat er damals gesagt. Das Probewohnen über ein verlängertes Wochenende bestätigte, dass die Chemie zwischen ihr, dem jungen Mann mit Behinderung und Ehemann Josef Haug tatsächlich stimmt. „Und als er unseren Schwiegersohn Sascha traf und seine Landwirtschaft entdeckte, hat es noch mehr gepasst.“ Hier kann Nathanael zum Beispiel beim Holzmachen, beim Ausmisten des Stalles und beim Füttern der Tiere helfen. „Das macht mir richtig Spaß“, erzählt der 22-Jährige begeistert von seinem neuen Leben in der Dorfgemeinschaft. An den Wochentagen arbeitet er in einer Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Lautenbach, wo er im Rahmen der Berufsbildung verschiedene Arbeitsbereiche kennen lernt. Bis zu seinem 14. Lebensjahr wohnte Nathanael E. bei seinen Eltern und drei Geschwistern in der Nähe von Stuttgart. Dann zog er in die Camphill Schulgemeinschaft Föhrenbühl in der Nähe von Heiligenberg. Die neue Wohnform für Nathanael bei einer Gastfamilie des BWF geht auf die Initiative seiner Eltern zurück. Marion Haug, von Beruf Hauswirtschafterin, ist wegen Problemen mit der Hüfte nicht voll arbeitsfähig, und so stellte Über das Betreute Wohnen in Familien (BWF) der St. Gallus-Hilfe fand Nathanael E. (Mitte) zum Ehepaar Marion und Josef Haug. Sylvia Fiedler (hinten) vom BWF unterstützt bei Fragen im Alltag. Foto: Wörner die Aufnahme eines jungen Menschen eine gute Alternative für sie dar. „Mit Nathanael kam das Lachen wieder in unser Haus“, sagt sie. Und sie wisse, nachdem die eigenen Kinder aus dem Haus sind, wieder, wohin mit ihrer Liebe. Außerdem sei es einfach schön, gebraucht zu werden. Gutes Lern- und Übungsfeld in der Dorfgemeinschaft Inzwischen ist es keine Frage mehr, dass Nathanael mit dabei ist, wenn seine Gasteltern von Freunden oder Verwandten eingeladen werden. „Er gehört zu uns“, betont Josef Haug. Schön sei auch der gute Kontakt zu Nathanaels Eltern. Die Eltern wissen, dass ihr Sohn in Hohenbodman ein gutes Lern- und Übungsfeld gefunden habe, stellt Sylvia Fiedler vom BWF der St. Gallus-Hilfe in Singen fest. Sie hält regelmäßig alle drei bis vier Wochen Kontakt zu Nathanael und seiner Gastfamilie. Sollte es Konflikte geben, steht sie als Ansprechpartnerin bereit. Mit dem Blick von außen und Fachkompetenz unterstützt sie Nathanael auch an der Schwelle zum Berufsleben, prüft Angebote und Möglichkeiten und hilft nicht zuletzt bei behördlichen Dingen. Claudia Wörner Kontakt Betreutes Wohnen in Familien Schwarzwaldstraße 44 78224 Singen Telefon 07731 59 69 62 E-Mail bwf-singen@ st.gallus-hilfe.de 25 Ambulante Dienste im Landkreis Sigmaringen in Mengen eröffnet Ein weiterer Baustein für Menschen mit Hilfebedarf Die Ambulanten Dienste der St. Gallus-Hilfe sind seit Februar auch im Landkreis Sigmaringen tätig. Das Büro befindet sich in den Lebensräumen für Jung und Alt in Mengen und trägt dazu bei, Integration und Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu fördern. Mit der Eröffnung der Ambulanten Dienste steuerte die St. Gallus-Hilfe in Mengen einen weiteren Baustein zum Wohle von Menschen mit Hilfebedarf bei. Unter dem Dach der Lebensräume für Jung und Alt und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Altenpflegeheim St. Ulrika, zur Sozialstation St. Anna sowie zum Benedikt-Reiser-Haus, in dem zehn Menschen mit Behinderung leben, richtete Sozialpädagogin Stefanie Dreher am 1. Februar ihr Büro ein. Zuständig für den ganzen Landkreis Sigmaringen, setzt sie sich für die Integration und Teilhabe von Menschen mit Behinderung ein. „Immer öfter stellt sich gerade im ländlichen Raum die Frage, wie die Weiterversorgung von Menschen mit Behinderung gestaltet werden kann, wenn die Eltern alt werden“, schildert Angelika Grimm, Leiterin der Sozialstation Hohentengen-Mengen-Scheer. Vor Ort betraut mit der Pflege, kennt sie die Problematik und kann den Kontakt mit den Ambulanten Diensten herstellen. Sie bieten individuelle Begleitung und Assistenz sowie Gruppen- und Einzelangebote. „Der Mensch mit Behinderung könnte mit einer Betreuungsperson zum Einkaufen oder ins Kino gehen. Vielleicht bietet sich auch ein Verein oder ein Volkshochschulkurs an“, nennt Stefanie Dreher Beispiele. Wichtig sei, immer nach den individuellen Interessen des Menschen zu schauen. Enge Verzahnung der einzelnen Dienste Zur Auswahl steht Stefanie Dreher das ganze Spektrum der Ambulanten Dienste. Dazu gehören die Familienunterstützenden Dienste (FUD), die bedarfsgerechte, stundenweise Unterstützung zur Entlastung von Angehörigen organisieren. Für manche Menschen mit Behinderung kann das Konzept des Betreuten Wohnens in Familien (BWF) in einer ausgewählten Gastfamilie genau die richtige Wohnform sein, für andere ist das Ambulant betreute Wohnen, bei dem eine weitgehend eigenständige Lebensführung in der eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft ermöglicht wird, geeignet. Nicht zuletzt beraten und unterstützen die Ambulanten Dienste auch im Zusammenhang mit dem Persönlichen Budget, bei dem Menschen ihre Hilfen selbst passgenau zusammenstellen. „Unser großer Vorteil ist die enge Verzahnung der einzelnen Dienste“, sagt Stefanie Dreher. Claudia Wörner Die Ambulanten Dienste des Landkreises Sigmaringen sind in Mengen in guter Nachbarschaft (von links): Gemeinwesenarbeiterin Angelika Dietmann, Petra Trunk, Leiterin des Altenpflegeheims St. Ulrika, Jilmara Allgaier, Leiterin des Fachdienstes Individuelle Assistenz der Ambulanten Dienste, Stefanie Dreher, Leiterin der Ambulanten Dienste im Landkreis Sigmaringen, und Angelika Grimm, Leiterin der Sozialstation St. Anna HohentengenMengen-Scheer. Foto: Wörner Ambulante Dienste in Ulm, Neu-Ulm und im Alb-Donau-Kreis Leben und lernen nah der Heimat Das gelbe Gebäude in der Schillerstraße 15 am Ehinger Tor in Ulm beherbergt mehrere Einrichtungen von Tochtergesellschaften der Stiftung Liebenau: das Regionale Ausbildungszentrum (RAZ) und die Berufsschule Max-Gutknecht des Berufsbildungswerks Adolf Aich, und nun auch die Ambulanten Dienste der St. Gallus-Hilfe. Der Fachdienst will Menschen mit Behinderung in Ulm, Neu-Ulm und im Alb-Donau-Kreis ambulante Unterstützung und alternative Wohnformen nah der Heimat anbieten. Für die ambulante Pflege und Betreuung zu Hause sei bereits ein funktionierendes Netzwerk vorhanden. „Aber was tun, wenn die Eltern das erwachsene Kind mit Behinderung nicht mehr versorgen können?“, wird Walter Lang, Behindertenbeauftragter der Stadt Ulm, oft gefragt. Er weiß: „Häufig wird eine Alternative zum stationären Wohnen in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gesucht.“ Große Hoffnung setzt Lang auf den Fachdienst der St. Gallus-Hilfe. Das Ulmer Team arbeitet eng mit den bestehenden sozialen Einrichtungen und Organisationen zusammen. Ziel ist es, Menschen mit Behinderung Betreutes Wohnen in Familien (BWF) und zuverlässige ambulante Unterstützung zu ermöglichen. Teilhabeplan plädiert für neue Lebensformen Der Teilhabeplan 2008 für Menschen mit Behinderung in der Stadt Ulm und im AlbDonau-Kreis zeigt auf, dass Bedarf besteht. In einer Handlungsempfehlung heißt es: „Betreutes Wohnen in Familien ist eine sinnvolle Alternative für Menschen mit Behinderung zur Vermeidung eines stationären Aufenthaltes. Ein weiterer Ausbau dieses Angebotes erscheint angebracht.“ Seit einem halben Jahr arbeiten Fachdienstleiterin Angelika Bayer und Sozialarbeiterin Gunda Willfort für die Ambulanten Dienste Ulm: „Wir suchen Gastfamilien, die bereit sind, erwachsene Menschen mit einer Behinderung aufzunehmen.“ 18 Familien haben sich schon gemeldet. Im gegenseitigen Interesse wird nun geprüft, ob die Erwartungen harmonieren. Wenn eine Betreuung zustande kommt, ist es Aufgabe des Fachdienstes, sowohl die Familie als auch den Menschen mit Behinderung in allen Fragen zu begleiten und zu unterstützen. Von der Aktion Mensch gab es Starthilfe für das Betreute Wohnen in Familien. „Sie unterstützt den Aufbau von Ambulanten Diensten mit dem Ziel, die Lebensqualität und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu verbessern“, erklärt Franz Walter, Leiter der Ambulanten Dienste der St. Gallus-Hilfe. Anschließend muss sich der Fachdienst über die Betreuungsverhältnisse selbst finanzieren. Ähnlich wie Walter sieht auch die Ulmer Bürgermeisterin Sabine Mayer-Dölle ein großes Potential darin, dass die Menschen die Wahl haben, selbst über Wohnen, Leben und Hilfen zu entscheiden. Für Walter Lang ist das Betreute Wohnen in Familien ein wichtiger Baustein auf dem Weg, Menschen mit Behinderung eine gleichwertige Teilhabe in der Gesellschaft zu ermöglichen. Schon im Herbst will der neue Ulmer Fachdienst Familienunterstützende Dienste in sein Angebot mit aufnehmen. Lioba Scheidel Eröffnung der Ambulanten Dienste in Ulm: Die Schülerband RazFaz der Gustav-Werner-Schule forderte in ihren Rap-Songs mehr Mut zur Inklusion. Foto: Scheidel Wohnen für Erwachsene 27 Wohnen und Arbeiten an einem Ort: In der Leutkircher Nadlerstraße wurde eine neue Werkstatt für Menschen mit Behinderung eröffnet. Foto: Wörner Sozialraumprojekt in Leutkirch Das Leben hat viele Facetten Der Sozialraum ist der vom Mensch selbst wahrgenommene und definierte Raum, in dem sich sein ganz persönliches Leben abspielt. In Leutkirch wurde am 1. Januar ein auf drei Jahre angelegtes Sozialraumprojekt angestoßen, mit dem Ziel, alle Facetten des Sozialraums für Menschen mit Behinderung zu erschließen. Dabei sind Wohnen, Arbeit und Freizeit wichtige Eckpfeiler. Begriffe wie Wohnen, Arbeit, Familie und Freunde, Freizeit, Hobby und Vereine kommen in den Sinn, wenn man sich mit der Frage des Sozialraums beschäftigt. Dabei können die Übergänge durchaus fließend sein. So trifft man den Arbeitskollegen beim Einkauf in der Stadt oder teilt ein Hobby mit dem Nachbarn. All dies gilt auch für den Sozialraum von Menschen mit Behinderung. „Das auf drei Jahre angelegte Sozialraumprojekt in Leutkirch hat zum Ziel, die unterschiedlichen Dienste der St. Gallus-Hilfe stärker miteinander zu verknüpfen, damit sich die Menschen ihren persönlichen Sozialraum mit all seinen Facetten erschließen können“, erklärt Projektleiter Bernhard Hösch. Im Bereich Wohnen bietet die St. Gallus-Hilfe in Leutkirch abgestimmt auf den jeweiligen Hilfebedarf unterschiedliche Möglichkeiten von der ambulanten Wohnform über Betreutes Wohnen in Familien bis zum Wohnen im Haus St. Katharina für Menschen mit höherem Hilfebedarf. Seit 1. März bieten sich durch eine neu eingerichtete Werkstatt in einer ehemaligen Zimmerei in der Nadlerstraße auch Arbeitsmöglichkeiten für 26 Beschäftigte. Angeschlossen ist eine Wohngemeinschaft für vier Menschen mit leichter geistiger Behinderung, von denen drei in der Werkstatt arbeiten. Nach wie vor befindet sich im Haus St. Katharina ein Förder- und Betreuungsbereich. Außerdem hat die Grünlandgruppe ihren Standort von Bad Wurzach nach Leutkirch verlegt. „Damit begegnen wir sowohl dem Platzmangel als auch den saisonalen Schwankungen“, sagt Bernhard Hösch. So bietet sich in Leutkirch mit der Brennholzproduktion ein weiteres Arbeitsfeld. Über mobile Dienstleistungen in Unternehmen vor Ort bringen sich Werkstattbeschäftigte zum Beispiel bei der Brauerei Härle und bei der Firma Fackler mit ihrer Arbeitskraft ein. „Auch das ist eine gute Möglichkeit, sich seinen Sozialraum weiter zu erschließen“, weiß der Projektleiter. Auch im Freizeitbereich geht es im Sozialraumprojekt darum, Kontakte aktiv zu nutzen. Dabei begleiten nicht nur Fachleute die Menschen. „Sie haben eher die Rolle eines Koordinators, der Kontakte unterstützt und Netzwerke knüpft“, erläutert Bernhard Hösch. Ziel des Leutkircher Sozialraumprojekts sei es, Hürden zwischen den einzelnen Bereichen abzubauen und Kooperationen mit anderen Einrichtungen, Unternehmen und Trägern anzustreben. „Dadurch können weitere Möglichkeiten für die Menschen entstehen.“ Nicht zuletzt könne das Sozialraumprojekt auch dazu beitragen, mehr Sensibilität in der Gesellschaft für die Belange von Menschen mit Behinderung zu schaffen. Claudia Wörner Einweihung der Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung in Dußlingen Eine neue Heimat mitten im Ort Fast alle 13 Wohnungen in der Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung in Dußlingen sind bereits vermietet. Einige Mieter sind bereits eingezogen. Am 23. Mai wurde die Wohnanlage im Ortszentrum mit einem Fest eingeweiht, zu dem zahlreiche Vertreter von Politik und Kirche kamen. Mit einem „herzlichen Vergelt’s Gott“ dankte Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, der Gemeinde Dußlingen und dem Gemeinderat für den Bau der Wohnanlage an prominenter Stelle mitten im Ort. „Auch die Unterstützung des Landkreises signalisiert den Stellenwert, der auf die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gelegt wird“, sagte Dr. Broll. Nicht zuletzt habe sich Dieter Hillebrand (MdL), ehemaliger Behindertenbeauftragter der Landesregierung, sehr für die Belange von Menschen mit Behinderung eingesetzt. Gebaut wurde die Wohnanlage mit 13 barrierefreien Wohnungen für Menschen mit erheblichem Hilfebedarf und für Menschen ohne Behinderung. Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,8 Millionen Euro, 200 000 Euro steuerte die Aktion Mensch bei. „Großartiger Pflege-Mix gelungen“ Als gelungenen Baustein, der die Gemeinde Dußlingen voran bringe, bezeichnete Dieter Hillebrand die Wohnanlage. „Die Stiftung Liebenau hat Hervorragendes geleistet, indem sie Menschen eine neue Heimat und Perspektiven bietet.“ Inklusion bedeute nämlich nichts anderes, als Menschen mit Behinderung mitten hinein ins Leben zu nehmen. Joachim Walter, Landrat des Landkreises Tübingen, sah es nicht als Zufall, dass die Einweihung ausgerechnet am 23. Mai, dem Tag des Grundgesetzes, stattfand. „Jeder Mensch hat das Recht auf ein Leben in Würde innerhalb der Gemeinschaft.“ Ambulant vor stationär, wo immer möglich, sei der Leitsatz des Landkreises. Dies beinhalte, Menschen im positiven Sinne an ihre Grenzen zu führen. Sie feierten die Einweihung der Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung in Dußlingen (von rechts): Jörg Munk, Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe, Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, Bürgermeister Thomas Hölsch, Landrat Joachim Walter und Dieter Hillebrand (MdL), ehemaliger Behindertenbeauftragter der Landesregierung. Fotos: Wörner 29 Die Wohnanlage für Menschen mit und ohne Behinderung in Dußlingen bietet 13 Wohnungen – alle barrierefrei und mit Balkon oder Terrasse (von links): Matthias Adt von der evangelischen Kirche, Matthias Wölfle von der evangelisch-methodistischen Kirche, Ulrich Letzgus von der katholischen Seelsorgeeinhait Steinlach-Wiesaz und Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau, segneten gemeinsam die neue Wohnanlage in Dußlingen. „Hier in Dußlingen ist ein großartiger Pflege-Mix gelungen“, lobte Landrat Walter. Zentrale Lage ist eine wichtige Voraussetzung Bürgermeister Thomas Hölsch unterstrich, dass sich die Gemeinde ganz bewusst für ein Grundstück mitten in der Gemeinde entschieden habe. „Die zentrale Lage ist wichtige Voraussetzung für ein möglichst eigenständiges Leben.“ Er versprach, Barrieren weiter ab- und Brücken aufzubauen. Ziel und Aufgabe der Gemeinde sei es, das Projekt weiter zu begleiten. „Die neuen Bewohner sollen sich möglichst bald als Dußlinger fühlen und hier eine neue Heimat finden“, wünschte Hölsch. Jörg Munk, Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe, erinnerte daran, dass erste Planungen für das Projekt bereits 2004 begannen. Ein ambulantes Konzept für Menschen mit höherem Hilfebedarf zu realisieren, sei durchaus ein Spagat. „Für Wohnanlagen dieser Art gibt es keine öffentlichen Fördergelder. Andererseits kosten sie mehr als ein normales Wohnhaus“, erläuterte Munk. So sei der Zuschuss von der Aktion Mensch Retter in der Not gewesen. „Zielführend wäre eine Fördersystematik nicht nur für Heime, sondern auch für gemeindeintegrierte Wohnanlagen“, so der Geschäftsführer. Um gesellschaftspolitische Entwicklungen auf den Weg zu bringen, sei Querdenken erforderlich. „Im Miteinander könnten wir noch wesentlich mehr für Menschen mit Behinderung erreichen.“ Tatkräftige Menschen waren von der Planung bis zur Realisierung der Dußlinger Wohnanlage beteiligt. So dankte Jörg Munk an erster Stelle Bürgermeister Thomas Hölsch und Ulrike Dimmler-Trumpp, Sozialdezernentin des Landkreises Tübingen. Sachverstand und viel Herzblut hätten sowohl die Bauabteilung der Stiftung Liebenau, die Planungswerkstatt Dietz-Kirelli und nicht zuletzt Projektleiterin Christine Beck in das Projekt investiert. Christine Beck gab das Lob weiter an Wohnbereichsleiterin Carla Gitschier und an Teresa Roth, die die Ambulanten Dienste im Landkreis Tübingen leitet. Prälat Michael H. F. Brock, Vorstand der Stiftung Liebenau, segnete gemeinsam mit kirchlichen Vertretern aus Dußlingen die Wohnanlage. „Die Symbolik des Segnens ist zwar für das Haus gedacht, sie soll aber etwas in uns bewirken“, erklärte Brock. Lea Mrusek und Isabelle Bölzle setzten mit Sysophon und Flöte musikalische Akzente. Außerdem zeigte die HipHop-Gruppe des TSG Reutlingen, dass auch Menschen mit Behinderung eine fetzige Vorführung bieten können. Claudia Wörner Nordic-Walking in Hegenberg Sport und Spaß mit Stöcken Sportlich aktiv mit Nordic Walking: Bereits im zweiten Jahr sind Menschen mit Behinderung aus Hegenberg zusammen mit Trainerin Silke Mill (3. v. r.) vom TSV Meckenbeuren mit Stöcken in der Natur unterwegs. Ein Aufwärmtraining auf dem Parkplatz in Hegenberg gehört dazu, bevor die Gruppe der Nordic Walker aufbricht, um sich einige Kilometer lang mit den Stöcken sportlich zu betätigen. Selbstverständlich kontrolliert Trainerin Silke Mill vorher, ob die Stöcke die richtige Länge haben und ob die Haltung durch die Schlaufe in Ordnung ist. „Bewegung und Spaß in der Gruppe stehen im Vordergrund, und die Technik muss nicht ganz perfekt sein“, sagt sie. Marco Laab ist regelmäßig mit von der Partie. „Walking ist gut, um fit zu werden, außerdem macht es Spaß“, sagt der junge Mann. „Ich mache hauptsächlich mit, um abzunehmen“, fügt Claudia Jakob hinzu. Wenn jemand ohne Stöcke walken möchte, sei das kein Problem. Offen ist die Gruppe auch für Menschen ohne Behinderung. Foto: Claudia Wörner Qualifikationsturnier der Special Olympics Baden-Württemberg-Süd in Bodnegg Gelebte Integration auf dem Fußballplatz 24 Fußballmannschaften, davon elf aus der Stiftung Liebenau, traten Anfang Mai beim Qualifikationsturnier der Special Olympics Baden-Württemberg Süd in vier Gruppen gegeneinander an. Freuen können sich die Kicker des FC Rosenharz, der Lokomotive Hegenberg und von Dynamo Lukas: Je eine Mannschaft von ihnen fährt zum Baden-Württembergischen Landesfinale nach Mosbach. „Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, lasst mich mutig mein Bestes geben“, las Michael Koch den olympischen Eid der Special Olympics vor dem ersten Anpfiff auf dem Fußballplatz in Bodnegg. Diethelm Hermann entzündete das olympische Feuer und trug die Fackel beim feierlichen Einzug der 24 Fußballmannschaften. Insgesamt 192 Kicker lieferten sich ein spannendes Turnier. „Ich freue mich sehr, dass wir zum Finale nach Mosbach fahren“, sagte Christian Duelli vom FC Rosenharz voller Stolz. Von einer „Motivation bis in die Haarspitzen“ sprach Holger Zielonka, der den FC Rosenharz zusammen mit Frederick Weiss trainiert. Durch die Kooperation mit dem TSV Bodnegg wurde die Ausrichtung des Qualifikationsturniers erst möglich. „Heute konnte man hier gelebte Integration erfahren“, sagte Holger Zielonka begeistert. Zur Siegerehrung kamen Bodneggs Bürgermeister Christof Frick und Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau, auf den Fußballplatz. Unabhängig von der Platzierung erhielt jede Mannschaft einen Pokal. „Das Besondere an diesem Turnier seid ihr alle“, sagte Christof Frick. Claudia Wörner Dabei sein ist alles: Beim Qualifikationsturnier der Special Olympics in Bodnegg erhielt jede der 24 Fußballmannschaften einen Pokal. Foto: Wörner Nachrufe 31 Nachruf Hans Schinzler Nachruf Angelika Häußler Nachruf Wilhelm Hahn Am 7. März 2011 ist Angelika Häußler wur- Zwei fleißige Hände Hans Schinzler, der de am 5. Juni 1955 ruhn, ein Menschen- die letzten Jahre in der in Würzburg geboren herz steht still. Wohngruppe Teresa und verstarb nach Zwei liebe Augen 12 in Liebenau lebte, schwerer Erkrankung schlafen nun, wie es verstorben. Obwohl er am 4. April 2011 im der Herrgott will. ein Liebenauer Urge- Fachkrankenhaus in stein war, war seine Heimat bei „seine Leut“ in Liebenau. 1965 wurde Angelika Häußler in der Wilhelm Hahn ist am 28. März 1927 in Crails- Reutlingen. Wir hörten oft von ihm: „Wohnen Stiftung Liebenau aufgenommen. 1980 zog sie heim geboren. Einen Großteil seines Lebens, tu ich in Liebenau, aber daheim bin ich in vom Josefshaus nach Hegenberg in die Wohn- insgesamt 75 Jahre, wohnte er in der Stiftung Reutlingen“. Seinem großen Wunsch gemäß gruppe Irmgard 04, wo sie bis zum Ende ihres Liebenau. Wilhelm Hahn war sehr kontaktfreu- wurde er am 30. März in Reutlingen im kleinen Lebens wohnte. dig und ging ungezwungen auf andere Men- Familienkreis bestattet. Uns wird er fehlen, aber Über viele Jahre war Angelika Häußler der Mit- schen zu. Durch seine fröhliche und hilfsbereite nicht nur uns Liebenauern, sondern auch seinen telpunkt der Wohngruppe. Mit ihrer grenzen- Art war er bei vielen sehr beliebt. Er liebte die Angehörigen. losen Energie, ihrem starken und unbändigen Natur und die Tiere, weshalb ihm seine Arbeit Willen, aber auch durch ihre ansteckende Le- in der Landwirtschaft viel Freude bereitete. bensfreude stellte sie uns oft vor die Frage, was Später begann er mit Begeisterung zu malen. Liebe Frau Christian, sie wollte oder brauchte. Nicht immer konnten Wilhelm Hahn liebte Spaziergänge, Ausflüge liebe Betreuer der Wohngruppe Teresa 12, wir ihr gerecht werden, oftmals verstanden wir und das Singen. Er war Gründungsmitglied des Irmgard Sailer von ganzem Herzen möchten wir Ihnen danken sie nicht. Ihr Verhalten brachte uns regelmäßig Rosenharzer Singkreises vor 15 Jahren. Er war für Ihre Anteilnahme zum Verlust unseres lieben an unsere Grenzen. In den 1980er und 90er ein sehr lebensfroher Mensch, und kleinere Hansels, Johannes Schinzler. Sein ganzes Leben Jahren musste Angelika Häußler unzählige Kran- hauswirtschaftliche Arbeiten erledigte er zuver- hat Hans in Liebenau verbracht. Er kam mit kenhausaufenthalte über sich ergehen lassen. lässig und eigenständig. Als Ministrant war auf allem und auch mit allen immer gut zurecht. Sie Trotzdem hat sie ihren Witz und ihre ausgepräg- ihn bei Gottesdiensten immer Verlass. alle waren seine Wegbegleiter und Ihnen ver- te Ausstrahlung nie verloren. Eben dieser starke Zu seiner Cousine und ihrer Familie hatte dankt er sein schönes Leben. Uns hat es immer Wille, dieser Charme, hat sie zu einer ganz Wilhelm Hahn einen sehr guten Kontakt. Die sehr bewegt, zu sehen, mit welcher unend- besonderen Frau gemacht. letzten drei Jahre baute Wilhelm Hahn immer lichen Liebe, Hingabe und Fürsorge, besonders In den letzten drei bis vier Jahren ließ ihre Kraft mehr ab und war zunehmend auf den Rollstuhl in den letzten Jahren, Sie um unseren Hans, allmählich nach, geblieben sind immer noch angewiesen. Seine sonntäglichen Kirchgänge aber auch um seine Mitmenschen besorgt viele Momente der Zufriedenheit. Dies zeigte und Kantinenbesuche waren ihm wichtig. In waren. Hans konnte nirgends besser leben als sie uns oft durch ihr herzliches Lachen. Bis zu- den letzten Monaten verschlechterte sich sein bei Ihnen. Wir hatten nie Sorge um sein Wohl- letzt hat sie mit ihrem Charme und Witz, aber Gesundheitszustand, und das Essen und Trin- ergehen und sind dafür sehr dankbar. Sie alle auch mit ihrer Schwäche und Traurigkeit die ken bereitete ihm immer mehr Probleme. Am werden auch uns in der Zukunft fehlen, waren Beziehungen zu den Mitarbeitern gestaltet. Die 7. April nahm er an der Krankensalbung teil. Ab Sie und Liebenau doch auch ein Stück unseres Antworten auf die Fragen, was sie braucht und Karfreitag, 22. April, hatte Wilhelm Hahn einen Lebens. möchte, haben sich in dieser Zeit verändert. Wir Infekt, von dem er sich nicht mehr erholte. Er Es wird Ruhe einkehren. Ganz sicher führt uns glauben, dass wir sie mehr und mehr verstan- verstarb am Ostersonntag, 24. April 2011 im unser Weg dann wieder nach Liebenau. Wir den haben. So konnte sie ihre Ruhe finden. Alter von 84 Jahren wohl vorbereitet im Beisein freuen uns auf ein herzliches Wiedersehen mit Angelika Häußler wurde im engsten Familien- von Mitarbeitern. Ihnen, sagen nochmals ganz herzlich Danke kreis beigesetzt. Angelika, wir werden Dich als und verbleiben mit herzlichen Grüßen an Sie außergewöhnliche, willensstarke, liebenswerte alle. Frau, die uns viel vom Leben erzählt hat, in Ihre Elsbeth und Rainer Brulow Erinnerung behalten. Bewohner und Mitarbeiter von Irmgard 03/04, Hegenberg Bewohner und Mitarbeiter von Ulrika Nisch 01, Rosenharz Die St. Gallus-Hilfe im Überblick Angebote der St. Gallus-Hilfe | Solzialdienst (Informationen, Anfragen und persönliche Beratung) Christine Mönch Antje Tillinger Thomas Bürkle | Kinder, Jugendliche und Familie Hegenberg 88074 Meckenbeuren Leitung Christoph Gräf E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07542 10-2401 Petra Sterk Telefax: 07542 10-2407 E-Mail: [email protected] | Stationäres Wohnen für Erwachsene Bodenseekreis/Sigmaringen Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Leitung Markus Wursthorn E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07542 10-2101 Susanne Aggeler Telefax: 07542 10-2119 E-Mail: [email protected] | Stationäres Wohnen für Erwachsene im Landkreis Ravensburg Rosenharz 1 88285 Bodnegg Leitung Christine Beck E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07520 929-2602 Heide Grothe Telefax: 07520 929-2604 E-Mail: [email protected] | Arbeit und Bildung Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren | Ambulante und offene Hilfen Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Telefon: 07542 10-2023 Telefon: 07542 10-2024 Telefon: 07542 10-2311 Leitung Stefan Fricker E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07542 10-2117 Leonie KesenheimerTelefax: 07542 10-2305 E-Mail: [email protected] Leitung Franz Walter E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07542 10-2022 Ingrid Neuwirth Telefax: 07542 10-2020 E-Mail: [email protected] Redaktion: Wolf-Peter Bischoff (verantwortlich), Claudia Wörner, Anne Oschwald Teamwork Kommunikation Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren Telefon: 07542 10-1181 Telefax: 07542 10-151117 E-Mail: [email protected] Erwachsene Freizeit- und Bildungsangebote Berufliche (Aus-)Bildungsangebote Differenzierte Arbeit und Beschäftigung Ambulante Arbeitsassistenzangebote Wohnhäuser, Wohngemeinschaften, Appartements Kurzzeitwohnen Ambulant Betreutes Wohnen Betreutes Wohnen in Familien Trainingswohnen Wohnhäuser Persönliches Budget Angehörige Familienentlastende Angebote Familienfreizeiten Kindergärten und Schulen Heilpädagogische Integrationsfachberatung für Erzieher/-innen Geschäftsführung Jörg Munk E-Mail: [email protected] Wolfgang Oppolzer E-Mail: [email protected] Sekretariat Telefon: 07542 10-2000 Elisabeth Herz Telefax: 07542 10-2020 E-Mail: [email protected] Impressum Kinder und Jugendliche Frühförderung Schule Berufs(aus)bildung Kurzzeitwohnen Ambulant Betreutes Jugendwohnen Betreutes Wohnen in Familien Wohnhäuser, Wohngemeinschaften, Appartements Mobile Kinderkrankenpflege Sozialmedizinische Nachsorge Kinder- und Jugendhospizdienst Auflage: 3000 Ausgabe: 1/2011 Erscheinungsweise: 2 Ausgaben pro Jahr Layout: Teamwork Kommunikation Druck: Druck.Design Gebhart-Renz OHG, Schlier Herausgeber: St. Gallus-Hilfe gGmbH St. Gallus-Hilfe gGmbH Siggenweilerstraße 11 88074 Meckenbeuren [email protected] www.st.gallus-hilfe.de