Abschlussbericht

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Abschlussbericht
Abschlussbericht
Hallo!
Vor zwei Wochen habe ich den zweiten,
zweimonatigen Teil des Pflichtpraktikums
für mein Studium der Veterinärmedizin in
der „Clinica Veterinaria Zoo Center“ in
Torrevieja, Spanien, beendet.
Als ich vor fast einem Jahr mich daran
setzte einen passenden Praktikumsplatz zu
finden hatte ich zunächst einmal nur ein
Ziel: ins Ausland!
Außerdem wollte ich endlich mal Spanisch
lernen und vielleicht gleichzeitig noch bei
einem guten Tierarzt möglichst viel für die
kommenden Prüfungen lernen. Und wie
immer, wenn ich nicht weiter weiß, hab ich
mich an das Internet gewendet und wurde
schließlich auf der Seite http://www.bernermania.de/tierarzt-spanien.html
fündig. Auf dieser Webseite sind alle möglichen deutsprachigen Tierärzte
in Spanien aufgelistet, zum Teil mit e-mail Adressen oder
Telefonnummern. Auf meine Mail-Anfrage antworteten mir über 10
Tierärzte sofort und ich brauchte mir nur noch die sympathischste Klinik
raussuchen. Meine Wahl fiel auf das Zoo Center.
Da ich mich in der Kleintiermedizin vor allem
die Chirurgie interessiert und das Zoo Center
auf seiner Webseite mit Traumatologie wirbt,
hoffte ich natürlich gerade in diesem Bereich
viel erleben und lernen zu können. Und nicht
nur „erleben“! Nach fast fünf Jahren Theorie
im Studium will man endlich mal selbst etwas
machen, die Praxis erfahren und aus seinen
Fehlern und Erfolgen lernen. Natürlich ist so
etwas gerade im Bereich der Medizin
schwierig, wo oft schnelles Handeln und
genaues Arbeiten über Leben und Tod
entscheidet. Trotzdem hat man mir fast von
Anfang an sehr vieles zugetraut, mich selbst
untersuchen oder Spritzen geben lassen. Ich
durfte während der Sprechstunden immer mitarbeiten und ab und zu
auch alleine die ein oder andere diagnostische Untersuchung machen.
Leider wurde ich, was die chirurgischen Tätigkeiten angeht, etwas
enttäuscht. Gerade in der Zeit, wo ich in der Clinica Veterinaria war, gab
es nur wenige Operationen. Dazu kam noch, dass der verantwortliche
Tierarzt es einfach gewohnt war, alles alleine zu machen und auch
alleine ohne Assistent zu operieren, so dass ich meistens einfach
daneben stehen und zuschauen musste. Aber zum Ende der Zeit durfte
ich dann doch auch ein paar Kastrationen und andere kleinere
Operationen durchführen.
Was die sprachlichen Barrieren
angeht hab ich das Ganze wohl
vorher etwas unterschätzt: zwar
belegte ich ein Semester vorher
einen Spanischkurs an der LMU
und lernte auch in den Monaten
vor dem Praktikum immer wieder
spanische
Vokabeln
und
Grammatik, aber erst einmal in
Spanien angekommen, merkte ich
recht schnell, dass das bei weitem
nicht reichte. Zum Glück unterstützten mich alle Klinikangestellten,
übersetzten das Wichtigste für mich und trainierten mein Spanisch jeden
Tag, so dass ich mich nach einer Weile auch in einfachen Sätzen ganz
gut mit ihnen unterhalten konnte.
Meine Arbeitszeiten in Spanien waren für mich als Deutschen zunächst
eher gewöhnungsbedürftig, da die Klinik zwar morgens erst um 9:30 Uhr
öffnet, aber dafür vormittags bis 14:00 Uhr und nachmittags (von 17:00
Uhr) bis 20:00 Uhr offen ist. Ich hatte also genug zu tun! Leider hat man
auch in dieser Klinik ein wenig die aktuellen spanischen Probleme
spüren können und teilweise waren relativ wenig Patienten da. Das hatte
nicht nur Nachteile, denn so konnten wir uns wesentlich besser um die
einzelnen Hunde kümmern und man hatte zwischendurch auch mehr
Zeit mir etwas zu erklären und zu zeigen. Auf diese Weise konnte ich
viele, für mich neue Dinge ausprobieren und anderes, was ich während
meines Studiums schon in der Theorie gelernt hatte endlich in die Praxis
umsetzen.
In der Praxis arbeiten außerdem noch die zweite Tierärztin, ein
Tierarzthelfer, eine „Empfangsdame“, eine weitere Dame, die sich um
einen Großteil der Büroarbeit kümmert und ein Hundefriseur. Ich bin
eigentlich mit allen sehr gut ausgekommen und habe mich vor allem mit
Will und Paco angefreundet. Die beiden haben mich oft eingeladen oder
abends mitgenommen, so dass ich mich in kürzester Zeit in Torrevieja
heimisch fühlen konnte. Ich hoffe natürlich, dass wir den Kontakt noch
weiterhin aufrecht erhalten können und freue mich schon auf den Herbst,
wenn die beiden mich in München besuchen kommen. Nur außerhalb
der Arbeit konnte ich leider keine Kontakte knüpfen, was aber bestimmt
auch zu einem großen Teil daran lag, dass mein Spanisch nicht das
Beste ist. Gelegenheiten dazu hat es genügend gegeben: Schon allein
an dem Pool in dem Mehrfamilienhaus, in dem ich wohnte, hat sich
jeden Tag ein bunter Mix an Leuten getroffen. Die Möglichkeit, sich in
der größten Mittagshitze mal kurz im hauseigenen Pool abzukühlen, war
auch einfach zu verlockend! Diese Wohnung, die mir zum Glück schon
ein paar Wochen zuvor vermittelt hatte, war einfach perfekt: Sie war groß
(zwei Schlafzimmer mit 5 Betten, zwei Balkone, große Küche und ein
sehr großes Wohnzimmer), so dass ich ohne Probleme Will und Paco
oder auch mal Besuch aus Deutschland einladen konnte, und war
trotzdem recht preisgünstig (275€/Monat). Zudem lag der Wohnblock
einfach perfekt und ich musste zur Klinik nur 6min zu Fuß laufen (…und
zum Meer nur 2min!). Mit einem kurzen Spaziergang war ich im
Stadtzentrum oder im Parque de los Naciones und abends sangen die
spanischen Zigeuner in dem Park direkt unter meinem Balkon und
begleiteten ihren Flamenco mit Gitarrenmusik.
Die Wochenenden konnte ich dann
auch mal dazu nutzen etwas mehr
von Spanien kennen zu lernen.
Denn leider ist Torrevieja schlicht
und einfach eine Hochburg des
Strandtourismus. In erster Linie
kommen dort spanische Urlauber
aus Madrid an und in den
zahllosen Urbanizaciones um die
Stadt herum leben tausende
Deutsche,
Engländer
und
Franzosen, so dass Torrevieja
selbst relativ hässlich wirkt. Die
ganze Stadt ist nur auf die
kilometerlangen Sandstrände, den großen Jachthafen und auf die drei
Sommermonate ausgelegt, in denen sich die Einwohnerzahl der Stadt
verfünffacht. Darunter hat leider das alte Stadtbild, das man nur noch an
ein paar wenigen Plätzen erkennen kann, stark gelitten. Aber mit einem
Leihauto kann man von Torrevieja aus sehr
leicht wunderschöne Städte wie Murcia
oder
Cartagena
und
viel
weniger
überlaufene Naturschutzgebiete wie die
Sierra Espuña erreichen. Eine etwas
weitere, aber durchaus lohnende Fahrt war
der Ausflug nach Andalusien zur Alhambra
bei Granada und der Sierra Nevada.
Das ganze Praktikum habe ich auf jeden
Fall als Bereicherung und einmalige
Erfahrung erlebt. Ich habe zwar in der Praxis auch ein paar Dinge
erfahren, die ich später in meinem eigenen Berufsleben definitiv nicht so
umsetzen möchte, aber dafür auch vieles Neues kennen gelernt und aus
allem – aus gutem oder schlechten – für mein Leben und meinen
künftigen Beruf etwas gelernt!
Ich bin mir sicher, dass das Zoo Center auch in Zukunft bereit wäre
ausländische Praktikanten aufzunehmen und ich kann diese kleine Klinik
an der Costa Blanca auf jeden Fall weiterempfehlen! Jeder, der einen
Teil seines Praktikums in Spanien machen möchte, dabei trotzdem gute
Tiermedizin lernen möchte und sich mit seinem Spanisch noch nicht so
sicher ist, als dass er zu einem ausschließlich spanisch sprechenden
Tierarzt gehen will, der ist in der Clinica Veterinaria Zoo Center sehr gut
aufgehoben. Man kann hier vieles lernen und wird von dem Team und
der Familie des verantwortlichen Tierarztes aufgenommen.
Zum Schluss noch ein paar Tipps für künftige deutsche Praktikanten in
Torrevieja:
Die Wohnungssuche überlasst ihr am besten euren Praktikumsstellen,
denn obwohl es durch die aktuelle spanische Krise genügend (und sehr
billige) Wohnungen gibt, ist es vor Ort nicht ganz leicht etwas Passendes
zu finden und auch die Preisverhandlungen können Einheimische viel
besser führen (oftmals sind im nachhinein noch Strom und Wasser zu
bezahlen).
Der erste Spaziergang in Torrevieja sollte dann zur Touristeninfo am
Paseo de la Libertad führen, wo es sehr gute Stadtpläne und Buspläne
gibt. Außerdem helfen einem die Menschen dort gerne und zeichnen
auch so nützliche Dinge wie Internetcafes, Supermärkte, Buchläden, etc.
auf der Karte ein.
Und wer dann noch nichts zu essen eingekauft hat, der schaut am
besten in der Calle de la Paz vorbei, wo es ganz am westlichen Ende der
Straße einen Paella-Koch gibt, der hervorragende Paella zum
mitnehmen verkauft – ein echter Geheimtipp von Einheimischen!
Flughäfen gibt es gleich zwei in der näheren Umgebung: Alicante, wo
sehr viele Flieger jeden Tag abheben/landen und wohin ein sehr guter
Flughafenshuttle fährt (allerdings morgens erst ab ca. 8:00 Uhr; Dauer:
etwa 45-50 min). Murcia, wo allerdings wesentlich weniger Airlines
landen.
Mit dem Bus kommt man von Torrevieja aus sehr gut nach Murcia und
nach Alicante, von wo aus Busse in alle größeren Städte Südspaniens
fahren. Leider sind diese Busverbindungen meist sehr zeitaufwändig, so
dass man für Wochenendausflüge oftmals lieber auf ein Leihauto
zurückgreift. Die billigsten Autos bekommt man für 50-60 Euro von
Freitag bis Montag morgen (mit Klimaanlage!).
Achja, noch ein letzter Tipp: im Lonely Planet wird als eine der wenigen
Sehenswürdigkeiten in Torrevieja die „Via Verde“ angegeben. Der
Großteil dieser alten Bahnstrecke führt allerdings mitten durch die Stadt
und ist zu Fuß schlicht und einfach langweilig und hässlich! Mit dem
Fahrrad kann man die dagegen durchaus sehenswerte rosa Lagune (an
der Via Verde) viel schneller und bequemer erreichen und dann vielleicht
noch zur blauen Lagune radeln, an der sich ein Spaziergang durch das
Naturschutzgebiet viel eher lohnt!
Ich hoffe allen künftigen Praktikumssuchenden etwas geholfen zu haben
und wünsche allen, die sich nach Torrevieja aufmachen viel Spaß und
eine schöne Zeit in Spanien!