Vorkommen von Laminosioptes cysticola in den Bauchorganen

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Vorkommen von Laminosioptes cysticola in den Bauchorganen
Path. vet. 7: 321-328 (1970)
Aus dem Veterinary Research Laboratory Kabete, I<enya
Vorkommen von Laminosioptes cysticola in den
Bauchorganen einer Pute
Von den endoparasitierenden Milben des Hausgeflugels sind zwei von Bedeutung : die Luftsackmilbe Cytodites nudus, die granulomatose Pneumonien verursachen kann5. 9, 12, und die Unterhaut- oder Knotchenmilbe Laminosioptes cysticola, die den Fleischwert der Wirtstiere herabzusetzen vermag13. Der Fundort fur
die Luftsackmilbe sind vorwiegend die Luftsacke, die Lungen und Bronchien.
Der Parasit kann aber auch in den Nasenhohlen, der Brust- und Bauchhohle, auf
der Oberflache von Leber und Niere angetroffen werden9. Als Sitz der Unterhautmilbe gilt das subkutane'" und intermuskulare Bindegewebel3. CASSIDY
und KETT E R ~fanden bei uber 1000 mit L. cysticola befallenen Hiihnern den Parasiten ausschliesslich im subkutanen Bindegewcbe. Berichte uber den Befall anderer Gewebe bzw. Organe sind sparlich. So fand V I ~ I O Lbei
I ~Huhnern
~
lebende und abgekapselte Milben in der Adventitia bzw. auf der Serosa des Oesophagus, der
Trachea, des ihfuskelmagens, des Dunndarmes und der Leber. DIET RICH^ erwahnt,
dass er bei einer Henne in der Submukosa der Speiserohre drei ovale Knotchen
im verkalkten Zustand gefunden hat, von denen er annimmt, dass es sich um abberichtet iiber eine todlich verlaufende
gestorbene L. cysticola handelte. KASPAREK~
Invasion mit I<notchenmilben in den Lungen von Haustauben. Den von LEISERING' erwahnten Milbenfund VOIGTLANDER'S
interpretkt N E U M A Nals
N ~einen
~
Befall mit L. cysticola. LINDQUIST
und B E L D I N G
und
~ CASSIDY
und KETTER~
iibernehmen diese Deutung. Aus LEISERING'S
Bericht geht nur hervor, dass VOIGTLANDER auf den serosen Hauten der Bauchhohle eines Huhnes Milben fand, die
GURLT
als Dermanyssus avium bestimmt haben soll. Dermanyssus avium ist ein Synonym fur Dermanjmus gallinae, einer ektoparasitierenden Geflugelmilbe, die geIegentlich in natiirliche Korperoffnungen einzudringen vermag3. Von der Lokalisation her konnte es sich bei VOIGTLANDER
auch um Luftsackmilben, Cytodites
nudus, gehandelt haben.
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KALINER
Eigene Beobachtungen
Im Folgenden wird iiber das Vorkommen von L.ysticolu in der Leber,
Niere, den Gefassen dieser Organe und der Subserosa des Diinndarmes einer sechs
Monate alten Pute berichtet. Das befallene Tier starnrnte aus einem kleinbauerlichen Betrieb, der irn serniariden Gebiet von Kenya unweit von Nairobi gelegen
ist. In der Herde waren dreissig Puten, von denen fiinfzehn Tiere im Laufe mehrerer Wochen starben. Zur Sektion gelangte eine verendete Pute. Der Autopsiebefund lautete : Petechien in geringer Anzahl im Drusenmagen, mittelgradige
Hyperamie des Diinndarmes, der Leber und Nieren. Ausstriche des Knochenmarkes auf Blutagarplatten und das Verbringen von Darminhalt in Selenitbruhe
ergaben kein Wachstum von Bakterien. Der Virus-Isolationsversuch fur NewCastle disease verlief negativ. Darm- und Blutparasiten konnten nicht nachgewiesen
werden.
Zur histologischen Untersuchung gelangten Teile des Dunndarmes, der
Leber, der Niere und die Milz. Die Schnitte zeigten eine Invasion mit einem Parasiten, dessen Morphologie eine Milbe vermuten liess.
Leber
Die Parasiten lagen in der bindegewebig deutlich verbreiterten und zellular infiltrierten Leberkapsel und zwischen den Parenchymzellbalken. Stellenweise
befand sich auf der Organkapsel mehr oder minder stark eine sparlich von Zellen
durchsetzte homogene Masse, in der Milben eingeschlossen waren. Urn den einzelnen, in der Leber gelegenen Parasiten wurden unterschiedlich stark ausgepragte Reaktionen gefunden. Wahrend um einige Milben eine geringe Rundzelleninfiltration anzutreffen war, befanden sich urn andere Parasiten zirkular verlaufende Retikulozyten mit peripher sich anschliessenden Monozyten. In anderen
Leberlappchen waren Milbenfragmente von mehr oder weniger weit in das Parenchym ausstrahlenden Retikulozyten, Rundzellen und Riesenzellen umgeben.
Bindegewebig abgekapselte Parasiten oder abgekapselte Nekroseherde sowie Verkalkungen konnten nicht gefunden werden. Die Leber zeigte eine ausgepragte
Hamosiderose der Kupfferschen Sternzellen. Die Parenchymzellen waren in weniger starkem Masse mit Hamosiderin beladen. In der Umgebung der im Lebergewebe befindlichen Milben traten Hamosideringranula verstarkt auf. Die in der
Nachbarschaft eines Parasiten befindlichen Leberzellen zeigten nekrobiotische
Veranderungen. (Abb. 1 u. 5).
Ahb. 1. Milben in der mit Exsudat bedeckten, bindegewebig verbreiterten Leberkapsel. H.E., Lupenaufnahme.
A h b . 2. Von epithelahnlichen Zellen umgebene Milbe in einem breiten Nierenseptum. H.E., Obj. 25.
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Vorkommen von Laminosioptcs cysfizola in den Bauchorganen eincr Pute 325
Niere
In der Niere lagen die Parasiten in der Kapsel, den Septen und zwischen den
Tubuli. Die um die Milbe befindliche zellulare Reaktion war in ihrem Aufbau
dem fur die Leber beschriebenen ahnlich. An einigen Stellen in den Praparaten
waren urn dem in den Septen befindlichen Parasiten eine feine Verquellung und
Vcrfliissigung des Bindegewebes zu beobachten. An andcren Stellen waren die
Milben im Bindegewebe von einer einschichtigen Lagc epithellhnlicher Zellen
umgeben. Die Bowman’sche Kapsel, die Gefassschlingen mehrerer Glomeruli
und die Basalmembran einiger Tubuli waren mehr oder weniger stark verquollen.
Die veranderten Bezirke zeigten gleiches farberisches Verhalten wie die zu beschreibenden Gefasswandlasionen. Die Nierenkapsel war ebenfalls bindegewebig
deutlich verbreitert, zellular infiltriert und besass stellenweise eine gleichartige
Auflagerung mie die Leber. (Abb. 2 u.3).
Blutgeefiie
In 6 p starken Serienschnitten lagen Milben oder Teile von Milben in der
Adventitia und in der Media grosserer Blutgefasse der Leber und Niere. In zahlrcichen klcineren Gefissen waren die I<erne der Mediazellen degenerativ verandert
(ICernwandhyperchromasie oder Pyknose). In wenigen kleinkalibrigen Gefassen
befanden sich in der Wand unterschiedlich grosse homogene Schollen, die in anderen Gefassen zu einer homogenen Masse konfluierten und eine Eincngung des
Lumens bewirkten. Die Substanz war eosinophil und PAS-positiv. In Gefrierschnitten farbte sic sich mit Oil red 0 rot an. Farbungen mit I<ongorot zeigten eine
negative Reaktion. Eine Metachromasie mit Methylviolctt und Toluidinblau liess
sich nicht nachweisen. In nach van Gieson gefarbten Schnitten war die Substanz
gelb. (Abb. 4).
Im Darm lagen die Milben in der Subserosa. Zwischen der zirkularen und
longitudinalen Lage der Tunica muscularis des Diinndarmes befand sich ein bindcgewebig abgekapselter Nekroseherd, von dem angenommen wird, dass es sich um
ein Residuum einer abgestorbenen Milbe handelte.
Abb. 3. Eine in einem zarten Scptum der Niere befindliche Milbe. H.E., Obj. 25.
Abb. 4. In der Nahe einer Gefasswand gelegene, vornehmlich von zirkular angeordncten Retikulozytcn umgebene Milbe. H.E., Obj. 25.
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A b b . 5. Milbenfragmente im zellular infiltrierten Lebergewebe. H.E., Obj. 25.
In der Milz befanden sich zahlreiche Hamosideringranula, die sowohl an
Zellen gebunden als auch frei vorkamen.
Milbe
Aus einem Stuck Formalin-fixierter Leber wurde der Parasit herausprapariert. Unter Beriicksichtigung der morphologischen Kriterien von V I Z I O L I ~ ~ ,
MBGNIN~"
und HIRST~
wurde die Milbe als Laminosioptes cyst'icola bestimmt.
Besprechung der Befunde
Gilt das subkutane Bindegewebe als gewohnlicher Fundort fur L.yticolu,
so ist doch ein Vorkommen dieser Milbe im Bindegewebe um Trachea und Oeso-
phagus erklarlich, da ventral dieser Organe nur eine unvollstandige muskulare
Scheidewand zum subkutanen Bindegewebe hin vorhanden ist und sich somit
diese Region als locus minoris resistentiae anbietet. Uber die Adventitia von
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'Trachea und Oesophagus kann der Parasit in Brust- und Bauchhohle gelangen.
Als Invasionsweg fur Organe wie Leber und Niere muss das zum Teil reichlich
vorhandene interstitielle Bindegewebe angesehen werden. Geht man davon aus,
dass keine Milbe imstande ist, feste Nahrung aufzunehmen14, so muss gefolgert
werden, dass L.cysticola ihre Nahrung aus dem Gewebssaft oder durch Auflosen
von Bindegewebsfasern (praorale Verdauung) gewinnt. 1st Letzteres der Fall, so
diirfte ein Aufenthalt im ausserst bindegewebsarmen Bereich zwischen den Leberzellbalken oder in manchen Nierenbezirken zum Hungertode des Parasiten fuhren,
fur~ ~Acarus (Jarcoptes) folgerte. Die Perihepatitis, Periahnlich wie es V I T Z H U M
nephritis und die beschriebenen Lasionen in Leber und Niere durften durch L.
cysticola bedingt sein. Inwieweit die Veranderungen der Blutgefasse, die als Hyalinose gedeutet werden, durch den Parasiten bedingt sind, ist fraglich, da die grosseren Gefasswande, in denen Milben gefunden wurden, keine Hyalinablagerungen
zeigten.
Auf Grund der Ergebnisse der Untersuchungen muss angenommen werden,
dass L.cysticola in der Lage ist, den Organismus des Wirtstieres erheblich ZLI
schadigen.
Zusammenfas.cung
Bei einer sechs Monate alten Pute wurde in der Leber, Niere, den Gefasswanden dieser Organe und in der Subserosa des Dunndarmes Laminosioptes cysticolu gefunden. Die histologische Untersuchung ergab eine Perihepatitis, Perinephritis, eine lokalisierte Entzundung von Leber und Niere und eine Hamosiderose in Leber, Niere und Milz. Eine Anzahl von kleineren Gefassen zeigten
Hyalinablagerungen. Auf Grund der Befunde wird angenommen, dass L. cysticola
den Wirtsorganismus erheblich storen kann.
Mites (Luminosioptes ysticola) were found in the liver, kidney, hepatic and
renal vascular walls, and in the subserosa of the small intestine of a 6-month-old
turkey-hen. The histologic examination of the affected organs revealed a perihepatitis, perinephritis, focal inflammation of liver and kidney, and hemosiderosis of liver, kidney, and spleen. Several small vessels contained hyalin deposits. Based o n these findings it is assumed that L.cysticola is capable of causing
considerable damage to the tissues of the host.
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Adressc dcs Rutors: Dr. GLORG
KALINER,Veterinary Research Laboratory Kabctc, P.O. Kabefe, Kcnya (Africa)