Die Kuh melken!
Transcrição
Die Kuh melken!
Aktuelles Marketingwissen für Eventmanager EVENTS Die Kuh melken! Von Florian Grimm Für Eventmanager ist aktuelles Marketingwissen unerlässlich. Sie müssen verstehen, wie die Produkte ihrer Kunden auf dem Markt positioniert sind und welche Stellung Events im Marketing-Mix einnehmen. HansDieter Zollondz vermittelt in seinem englisch-deutschen Lehrbuch „Going Marketing“ einen knappen, aber präzisen Einblick in die kundenorientierte Denkweise des modernen (Dienstleistungs-)Marketings. Kundenzufriedenheit bringt Rentabilität Die Bedeutung des Marketings hat in den vergangenen Jahrzehnten ohne Zweifel stark zugenommen. In den Käufermärkten der Gegenwart sieht sich der Konsument mit einer Flut von Marken und Produkten konfrontiert, deren Eigenschaften zunehmend austauschbar erscheinen. Hans-Dieter Zollondz nennt aber noch andere Gründe für die Dominanz des Marketings: In bestimmten (kritischen) Unternehmenslagen könne zwar beispielsweise die Finanzoder Beschaffungsstrategie ausschlaggebend sein. Generell sei aber wegen ihrer Ausrichtung auf sich verändernde 30 mep Ausgabe 2/2012 Markt- und Wettbewerbsverhältnisse die Marketingstrategie die oberste Maxime der Unternehmensführung. Dabei ergänzen sich die Marketingund die Gesamtstrategie. Das Ziel des Marketings, den Kunden zufrieden zu stellen, dient gleichzeitig dem übergeordneten Unternehmensziel der Rentabilität. Ein „Bedürfnis“ ist noch keine „Nachfrage“! Der Markt ist der Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Er stellt ein „Transaktionsfeld“ dar, auf dem Güter, Geld und Informationen ausgetauscht werden. Grundsätzlich unterscheiden Experten zwischen den Begriffen „Bedürfnis“, „Bedarf“ und „Nachfrage“. „Bedürfnisse“ im traditionellen Sinn streben nach der Beseitigung eines Mangels. Ein „Bedarf“ stellt dagegen ein mit Kaufkraft ausgestattetes „Bedürfnis“ dar. Von „Nachfrage“ spricht man erst, wenn das Verlangen nach Gütern auch tatsächlich nachweisbar ist. Der Nachfrage auf Seiten des Kunden stellt der Lieferant das Angebotsprodukt gegenüber. „Produkte sind die Unternehmensleistungen, die auf dem Markt hinsichtlich ihrer Nutzenstiftung beurteilt werden...Das Der Begriff „Cash Cow“ (zu Deutsch: „Melkkuh“) steht für ein Produkt, das bei stagnierendem Marktwachstum über hohe Marktanteile verfügt und dementsprechende Umsätze generiert. Solche Produkte sind rentabel, ohne dass Unternehmen stark in sie investieren müssten. Foto: Ikiwaner Image von Produkten realisiert sich für den Nachfrager vor allem in (Produkt-)Marken“, definiert Zollondz. Marketing (und Gewinnmarge) gehören zum unternehmerischen Wertschöpfungsprozess und schließen diesen mit einem betriebswirtschaftlichen „Ergebnis“ ab. Der Wertschöpfungsprozess findet seine Entsprechung im „Kundenprozess“, der in die Kundenzufriedenheit münden sollte. Grundsätzlich geht Marketing alle Mitarbeiter an, nicht nur die im engeren Sinne zuständige Fachabteilung, und verlangt außerdem nach einem ausdrücklichen Engagement („Commitment“) der Unternehmensleitung. Während das klassische Marketing auf die Akquise von Neukunden ausgerichtet war, konzentrieren sich moderne Konzepte stärker auf die intensive Pflege von Bestandskunden. Dabei geht es im Sinne des „Customer Relationship Managements“ (oder „Customer Relationship Marketings“ – CRM) um die langfristige Entwicklung und Vertiefung der Kundenbeziehung vom ersten Kontakt bis zum Ende der Beziehung und im Rahmen von Kundenrückgewinnungsprogrammen auch darüber hinaus. Prof. Stefan Luppold und Carol Adam haben in ihrem Buch „Event-Marketing im Customer Relationship Management“ die Einsatzmöglichkeiten von Veranstaltungen im Dienste der Kundenbindung eingehend untersucht. Zusatznutzen statt Alleinstellungsmerkmal! Traditionelle Konzepte beschreiben das Marketing als einen Mix aus den Elementen „Product – Price – Place – Promotion“. „Product“ steht für ein Angebotsprodukt, das auf die Bedürfnisse des Kunden ausgerichtet ist und der Marktsituation Rechnung trägt. „Produktpolitik ist das ,Herz des Marketings‘, weil ihre Ausgestaltung die übrigen Mar- ketinginstrumente wesentlich bestimmt“, schreibt Zollondz. Hierzu zählen das Innovationsmanagement, das Management etablierter Produkte und das Markenmanagement. Idealerweise sollte das „Kernprodukt“ einen einzigartigen, nicht kopierbaren Kundennutzen bieten – das so genannte USP („Unique Selling Proposition“ – „einzigartiges Kaufversprechen/Alleinstellungsmerkmal“). Da in der Praxis häufig das USP fehlt, dient ein Zusatznutzen (wie die Markenbezeichnung und ähnliches) zur Abgrenzung von der Konkurrenz. Die Kuh melken! Nach wie vor aktuell sind Modelle, die den Lebenszyklus von Produkten beschreiben. Am anschaulichsten erscheint immer noch das Modell der Boston Consulting Group. Neu auf dem Markt eingeführte Produkte verfügen über einen geringen Marktanteil bei starkem Marktwachstum. Als „Questionmarks/Fragezeichen“ ist ihre Entwicklung zwar unsicher, sie werden aber gebraucht, um die Zukunft des Unternehmens zu sichern. Der Marktanteil von „Stars/Sternen“ ist bereits hoch und wächst immer noch stark. In sie sollte weiter investiert werden. „Cash Cows“ (frei übersetzt: „Melkkühe“) bilden das Rückgrat des Unternehmens. Sie verfügen über einen hohen, aber stagnierenden oder leicht rückläufigen Marktanteil. Sie bringen Umsatz und Gewinn, ohne dass in sie viel investiert werden müsste. Jedes Unternehmen sollte ein ausgewogenes Portfolio aus diesen drei Produktkategorien besitzen. „Poor Dogs/Arme Hunde“ verfügen weder über einen hohen Marktanteil, noch über starkes Wachstum. Unternehmen sollten nicht weiter in sie investieren und sie aus ihrem Portfolio nehmen. Als klassischen „Flopp“ könnte man ein neueingeführtes Produkt definieren, das sich direkt vom „Fragezeichen“ zum „Armen Hund“ entwickelt. Bei der strategischen Ausrichtung des Marketings unterscheiden Unternehmen zwischen bestehenden und neuen Märkten sowie zwischen vorhandenen und neuen Produkten. Ein Unternehmen, das versucht mit einem vorhandenen Produkt auf einem bestehenden Markt weitere Anteile zu gewinnen, verfolgt die Strategie der „Marktdurchdringung“. Ein Unternehmen, das mit vorhandenen Produkten in einem neuen Markt Fuß fassen möchte, setzt auf eine „Marktstrategie“. Wer mit einem neuen Produkt einen bestehenden Markt erobern will, implementiert eine „Produktstrategie“. Wer auf neuen Märkten neue Produkte anbietet, setz auf „Diversifikation“. durch s g n i t e e M Green ®? v i t k G+B i-ntera ® v i t k a r e t n i B + G ventguide Interaktiver E Machen Sie aus passiven Zuhörern aktive Teilnehmer! Mehr als 50.000 Teilnehmer weltweit haben das System bereits genutzt. Abstimmen Feedback geben Luxusparfum im Discountmarkt? Unternehmen müssen zudem im Rahmen der „Preispolitik“ Preise, Konditionen und Lieferbedingungen auf den Markt ausrichten. Ein „Skonto“ stellt beispielsweise einen Barzahlungsrabatt dar, „Boni“ sind Treuerabatte, die der Kundenbindung dienen. Unter „Place“ versteht man den Vertriebsweg, also die Frage, auf welchen Wegen, an welchen Informationen transportieren u.v.m. www.i-nteraktiv.de EVENTS Orten und bei wem die Produkte zum Kunden gelangen sollen. Dieser auch „Distributionspolitik“ genannte Bereich umfasst sowohl Akquise- und Verkaufsmaßnahmen als auch logistische Prozesse. Natürlich müssen alle Elemente des Marketing-Mix zueinander passen. Es würde sich dementsprechend verbieten, ein Luxusparfum in günstigen Discountmärkten anzubieten. Zur „Kommunikationspolitik“ („Promotion“) gehören neben Instrumenten wie klassischer Werbung, Verkaufsförderung sowie Onlinekommunikation auch Events und Messen. Zollondz greift in seinem Buch auf ein Kommunikationsmodell zurück, nach dem der Sender die Botschaft codiert und der Empfänger sie decodiert. Anschließen wandelt sich der Empfänger zum Sender und schickt eine codierte Botschaft zurück. Dementsprechend übersetzt („codiert“) die Werbe- oder Eventagentur die Positionierung der Marke in eine Botschaft. Die dingliche Seite der Dienstleistung Moderne Marketingkonzepte schenken den besonderen Arbeitsbedingungen des Dienstleistungssektors eingehende Beachtung. Dienstleistungen werden im Allgemeinen im Augenblick ihrer Erstellung in Anspruch genommen beziehungsweise konsumiert – etwa wenn ein Konzertbesucher einem Musiker lauscht. Deswegen ist die Qualität von 32 mep Ausgabe 2/2012 ter „Physical Facilities“ wird die durchaus relevante dingliche Seite der Dienstleistungserstellung zusammengefasst – wie Gebäude, Räume, Kontaktpersonal, Ambiente oder Symbole. Hans Dieter-Zollondz vermittelt in seinem Lehrbuch „Going Marketing“ aktuelles Marketingwissen, das auch für Eventmanager interessant ist. Dienstleistungsangeboten schwerer abzuschätzen oder vorherzusehen als die von Industrieprodukten. Daher fügt das Dienstleistungsmarketing den traditionellen vier Elementen des Marketing-Mixes noch drei weitere hinzu: „Personnel“, „Process“ und „Physical Facilities“. Die „Personalpolitik“ betrachtet nicht nur die Beziehung des Unternehmens zu den Kunden, sondern zu allen so genannten „Anspruchsgruppen“ („Stakeholdern“). Diese umfassen Mitarbeiter, Lieferanten, Gläubiger und die interessierte Öffentlichkeit. Die Prozesspolitik besteht im wesentlichen in einem Qualitätsmanagement, das zum Beispiel die Leistungserstellung, den zeitlichen Ablauf, die Kundenbeteiligung und die „Erlebnisqualität“ der Dienstleistung überprüft, reguliert und sicherstellt. Un- Nach Zollondz ist die Kontrolle der Marketingmaßnahmen „unverzichtbar“. Sie stellt sicher, dass die gestellten Aufgaben erfüllt wurden. Sie liefert zudem Informationen, auf deren Grundlage Veränderungen initiiert werden, und sie hilft, aus Erfahrungen zu lernen. Dabei überprüft die in die Vergangenheit gerichtete Marketingkontrolle die Effizienz und Effektivität von Aktivitäten. Das in die Zukunft gerichtete Marketingcontrolling unterstützt dagegen eher die Steuerung und Planung. Fazit: Marketingwissen für Eventmanager Für Eventmanager ist fundiertes Marketingwissen unerlässlich. Sie müssen die strategische Positionierung der Produkte ihrer Kunden verstehen, um sie in eine entsprechende Botschaft umwandeln zu können. Eventmanager müssen nachvollziehen können, welche Marktfeldstrategie ihre Kunden verfolgen: Soll etwa mit einem schon etablierten Produkt auf einem seit langem bearbeiteten Markt eine Marktdurchdringungsstrategie realisiert werden? Wie stark ist der Markt gesättigt und welchen Wettbewerbern könnten Marktanteile abgenommen werden? Wie groß muss der Werbeund Vertriebsdruck insgesamt sein, um das Ziel zu erreichen? Eventmanager sollten sich zudem die Frage stellen: In welcher Phase des Produktlebenszyklus befindet sich die Marke? Handelt es sich um ein Event für ein gerade erst eingeführtes „Questionmark“-Produkt oder um einen „Star“, der bereits über hohe Marktanteile verfügt, die weiter wachsen? Welche Art von Event ist beispielsweise sinnvoll für ein „Cash-Cow-Produkt“? Auch über die Rolle, die das Event im Marketing-Mix einnimmt, sollten sich Eventmanager klar sein. Dient es in erster Linie der Kommunikation – zum Beispiel dem Image – oder verfolgt es Vertriebsziele wie Absatz und Umsatz? Oder soll das Event Bestandskunden weiter an die Marke binden, ihre Preistoleranz testen oder Auskunft geben, wie verschiedene Zielgruppen auf ein neu eingeführtes Produkt reagieren? Beispielsweise bei Anlässen wie Jubiläumsfeiern stellt sich die Frage: Wer sind die „Stakeholder/die Anspruchsgruppen“ des Unternehmens? Nicht zuletzt sollten sich Eventagenturen die Frage stellen, welche Rolle für sie als Dienstleistungsunternehmen die Qualität von Prozessen, Personal und Ausstattung spielen. Zweifellos gilt außerdem der Hinweis von Hans-Peter Zollondz, dass Marketing durch Kontrolle und Controlling überprüft und gesteuert werden muss, auch für den Spezialfall Eventmarketing. Veranstaltungslogistik EVENTS Eine gute Idee ist nur so viel wert wie ihre Umsetzung Dr. Gerd Wirtz, Geschäftsführer face to face Holding Dr. Gerd Wirtz, Geschäftsführer face to face, über Veranstaltungslogistik Was nützt die beste Idee, wenn diese nicht perfekt umgesetzt wird? Gar nichts. Am Ende zählt das Erlebnis. Geht das Konzept auf? Stimmt die Inszenierung? Auf diese Fragen müssen Eventagenturen ein klares „Ja“ hören. Hierfür ist neben der kreativen Konzeption und dem Einsatz innovativer Methodiken eine professionelle Gesamtlogistik nötig. Die Umsetzung muss stimmen – von Anfang an. Das meint mehr, als ein paar Lampen und Mikros aufzustellen. Dazu gehören zielorientierte Location-Recherche, reibungsloses Projektmanagement, professionelles Guestmanagement, routiniertes Vertrags- und Travelmanagement für Teilnehmer und Akteure sowie ein schnelles Abrechnungswesen. Gut gemeint reicht eben nicht. Denn was bleibt beim Besucher vom Konzept hängen, wenn es an den elementaren Dingen hapert? Ist etwa die Anreise schlecht organisiert, ärgert sich der Teilnehmer schon vor EventBeginn und gerät in eine negative Grundstimmung. Serviceorientiertes Guestmanagement ist daher ein zentraler Erfolgsfaktor. Wenn von der Anmeldung über die Anreise bis hin zur Abreise alles wie am Schnürchen läuft, entsteht Raum für einen freundlichen und offenen Austausch. Gerade bei Fortbildungsveranstaltungen wird so effektives und nachhaltiges Lernen möglich. Dazu gehören auch eine ansprechende Raumgestaltung und ein angenehmer Tagesablauf mit ausreichend Abwechslung sowie Möglichkeiten des Austauschs, der Entspannung und Stärkung. Fühlen sich Teilnehmer, Referenten, Kunden und Dienstleister wohl, trägt das wesentlich zum Erfolg bei. Für den Kunden sind natürlich auch die Kosten entscheidend. Wer Mehrkosten durch falsche Reisebuchungen, unzureichendes Stornomanagement für Kontingente etc. vermeidet, der wirtschaftet im Sinne des Auftraggebers. Und wenn Konzept, Projektmanagement und Logistik aus einer Hand kommen, ist effizientes Arbeiten möglich. In einigen Branchen gibt es zudem spezifische Anforderungen wie Fortbildungspunkte, etwa CME-Punkte im Gesundheitswesen, die bei der zuständigen Ärzte- beziehungsweise Apothekenkammer beantragt werden müssen. Um diesen opti- malen Gesamtservice bieten zu können, sind auf Agenturseite viel Know-how und Manpower nötig. Aufgrund steigender Marktsegmentierung und zielgerichteter Budgetallokation nimmt neben großen Events auch die Zahl kleiner Veranstaltungen zu. Sie werden regional organisiert und durch Außendienst oder Unternehmensfilialen umgesetzt. Die dezentrale Organisation hat allerdings einige Nachteile: • Zusatzbelastung – die eigentliche Arbeit (häufig im Vertrieb) bleibt auf der Strecke • unnötige Mehrkosten durch fehlende Vereinheitlichung bei der Abwicklung • diskontinuierlicher Informationsfluss in die Zentrale • fehlende Transparenz über Effizienz der Veranstaltungen • fehlende Qualitätssicherung Dieser Problematik haben wir uns dieses Jahr gestellt und mit der face to face event GmbH eine separate Einheit gegründet, die sich ausschließlich mit Eventlogistik und Guestmanagement beschäftigt. Wir haben den Bedarf analysiert und unsere Strukturen und Prozesse entsprechend aufgebaut, gera- de für kleine und mittlere Veranstaltungsgrößen in großer Anzahl. Mit einer Software, die speziell für uns entwickelt wurde, wird das Veranstaltungsmanagement ideal gebündelt. Der Außendienstmitarbeiter oder Filialleiter meldet seine Veranstaltung bei uns an und nach Genehmigung des Projektes durch den Innendienst übernehmen wir alle erforderlichen Leistungen – von der Einladung, der Buchung von Locations und Referenten, dem Reisemanagement bis zur Abwicklung sämtlicher Zahlungsprozesse. Auf Wunsch betreuen wir die Veranstaltung auch vor Ort. Eine exklusive Hotline steht allen Beteiligten täglich zur Verfügung. Die Vorteile liegen auf der Hand: • professionelle Projektführung ohne Schnittstellenprobleme • optimaler Service für Teilnehmer durch permanente Hotline • Zeit- und Kostenersparnis durch effiziente Abwicklung • zentrale Qualitätssicherung • einheitliche Darstellung der Unternehmensidentität • Erreichung der zentral festgelegten Ziele • Kostenkontrolle durch übersichtliche Abrechnung mep Ausgabe 2/2012 33