GE Lessing: Nathan, der Weise - Ringparabel

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GE Lessing: Nathan, der Weise - Ringparabel
Lobo Lutz, Unterrichtsfach Deutsch
Thema: Aufklärung
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G.E. Lessing: Nathan, der Weise - Ringparabel
Aufklärung
Unter Aufklärung versteht man eine kulturgeschichtliche Epoche, die ihren Schwerpunkt im 18.
Jahrhundert hatte, aber darüber hinaus wirkte. Sie erfasste nahezu alle Bereiche des geistigen Lebens,
im Besonderen diese:
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Religion: Hier richtet sich die Aufklärung gegen die althergebrachte Ordnung der starren,
hierarchisch geordneten Kirchen. Religion wird als etwas Persönliches gesehen.
Rechtsprechung: Es wird eine für alle gleiche und nachvollziehbare Rechtsprechung gefordert.
Politik: Neue Staatstheorien abseits der Monarchie werden entwickelt.
Wissenschaft: Die Naturwissenschaften und der kritische Geist entwickeln sich.
Kunst: Die verschiedenen Kunstformen werden in den Dienst der Aufklärung gestellt. Kunst soll
die Menschen zum Denken anregen.
Pädagogik: Die Menschen sollen zum eigenständigen Denken angeleitet werden.
Gotthold Ephraim Lessing
Er lebte von 1729-1781 und war ein bedeutender Dichter der
deutschen Aufklärung. Neben seinen theoretischen Schriften sind
v.a. seine Dramen und seine Fabelsammlung bekannt. Er setzte sich
stark für das Bürgertum (gegen den Adel) und die Individuelle
Freiheit ein. Auch das Verhältnis der Aufklärung zu Religion war
eines seiner Themen.
Nathan der Weise
Diese Stück ist das Letzte, welches Lessing geschrieben hat. In ihm
legt er seine Einstellung zur Religion dar. Besonders beachtenswert
ist sein Verhältnis zum Judentum.
Wir werden nun aus diesem Stück die 'Ringparabel' lesen. Dabei
handelt es sich um eine Binnenerzählung, welche die Quintessenz der religiösen Ansichten enthält.
Welche Einstellung zur Religion propagiert Lessing in der Ringparabel?
Erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
Und setzte fest, daß dieser wiederum
Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
Kann selbst der Vater seinen Musterring
Der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
Er seine Söhne, jeden ins besondre;
Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. –
Gibt jedem ins besondre seinen Segen, –
[...]
Und seinen Ring, – und stirbt. –
So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
[...]
Nathan beantwortet diese Frage, indem er die
Ringparabel erzählt (Parabel = Gleichnis in Geschichtenform)
Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
Mit seinem Ring', und jeder will der Fürst
(Der Text stammt aus einem Theaterstück.
Passagen, die für das unmittelbare Verständnis
der Parabel nicht nötig sind, habe ich mit [...]
gekürzt.)
Die alle drei er folglich gleich zu lieben
Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
Erweislich; –
Quelle:: Lessing, Nathan der Weise, III,7
Der dritte, – so wie jeder sich mit ihm
[...]
Allein befand, und sein ergießend Herz
Wie gesagt: die Söhne
Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
Die andern zwei nicht teilten, – würdiger
Verklagten sich; und jeder schwur dem Richter,
Der einen Ring von unschätzbarem Wert'
Des Ringes; den er denn auch einem jeden
Unmittelbar aus seines Vaters Hand
Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
Den Ring zu haben. – Wie auch wahr! – Nachdem
Opal, der hundert schöne Farben spielte,
Das ging nun so, so lang es ging. – Allein
Er von ihm lange das Versprechen schon
Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
Es kam zum Sterben, und der gute Vater
Gehabt, des Ringes Vorrecht einmal zu
Und Menschen angenehm zu machen, wer
Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
Genießen. – Wie nicht minder wahr! – Der Vater,
In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort
Beteu'rte jeder, könne gegen ihn
Daß ihn der Mann in Osten darum nie
Verlassen, so zu kränken. – Was zu tun? –
Nicht falsch gewesen sein; und eh' er dieses
Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
Er sendet in geheim zu einem Künstler,
Von ihm, von einem solchen lieben Vater,
Auf ewig ihn bei seinem Hause zu
Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
Argwohnen laß': eh' müß' er seine Brüder,
Zwei andere bestellt, und weder Kosten
So gern er sonst von ihnen nur das Beste
Vorgeschichte
Ort der Handlung: Jerusalem
Zeit: 13.Jh., während der Kreuzzüge.
Nathan, der in der Stadt als weiser Mann
bekannt ist wird vom Sultan (=islamischer Herrscher) an seinen Hof gerufen, weil er sich von
Nathan Geld leihen will. Zuerst will er aber von
dem weisen Mann wissen, welches denn nun
die 'richtige' Religion sei, das Judentum, der Islam oder das Christentum.
Bereit zu glauben sei, des falschen Spiels
Geht nur! – Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
Bezeihen; und er wolle die Verräter
Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
Schon auszufinden wissen; sich schon rächen.
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
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[...]
So glaube jeder sicher seinen Ring
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Der Richter sprach: wenn ihr mir nun den Vater
Den echten. – Möglich; daß der Vater nun
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Nicht bald zur Stelle schafft, so weis' ich euch
Die Tyrannei des Einen Rings nicht länger
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Von meinem Stuhle. Denkt ihr, daß ich Rätsel
In seinem Hause dulden wollen! – Und gewiß;
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Zu lösen da bin? Oder harret ihr,
Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
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Bis daß der rechte Ring den Mund eröffne? –
Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
Doch halt! Ich höre ja, der rechte Ring
Um einen zu begünstigen. – Wohlan!
Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Doch das nicht können! – Nun; wen lieben zwei
Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
Von euch am meisten? – Macht, sagt an! Ihr
schweigt?
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
Die Ringe wirken nur zurück? und nicht
Nach außen? Jeder liebt sich selber nur
Am meisten? – O so seid ihr alle drei
Betrogene Betrieger! Eure Ringe
Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring
Vermutlich ging verloren. Den Verlust
Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
Die drei für einen machen.
[...]
Und also; fuhr der Richter fort, wenn ihr
Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott,
Zu Hülf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
So lad' ich über tausend tausend Jahre,
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen,
Als ich; und sprechen. Geht! – So sagte der
Bescheidne Richter.
[...]
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