diözesanmuseum freising
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diözesanmuseum freising
DIÖZ E SAN M U S E U M FREISING S O N D E RAUS G A B E Z U M 30JÄ H R I G E N B E STE H E N D E S DI ÖZ E S A N M U S E U M S F R E I S I N G U N D Z U R 25JÄ H R I G E N L E I T U N G D U R C H D R . P E T E R B. S T E I N E R 19 7 4 – 2 0 0 4 ERZ BISCHÖFLICHES K U N STR E F E RAT 3 DIÖZ E SAN M USE U M F R E I S I N G – SONDERAUSGABE LICHTHOF 30 JAH R E DIÖZ E SAN MUS E U M H O D E G E T R I A , U M 10 0 0 FRE ISING Am 16. November 1974 eröffnete Julius Kardinal Döpfner im Rahmen des Korbinianfestes das neue Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg, untergebracht im klassizistischen Gebäude des 1972 geschlossenen Knabenseminars. Die Einrichtung, inzwischen eines der weltweit größten kirchlichen Museen, kann also ihr 30jähriges Jubiläum feiern. Der erste Direktor des Museums, Prälat Dr. Sigmund Benker, konnte damals bereits auf einen beachtlichen Grundstock, vor allem an mittelalterlichen Werken, zurückgreifen, den die Freisinger Geistlichen Joachim Sighart 1857 und Heinrich Gotthard 1864 zusammengetragen und gestiftet hatten. Diese „altdeutschen“ Bilder waren bis dahin im Priesterseminar, die Skulpturen in der profanierten, 1960 abgerissenen Martinskapelle für die Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich verwahrt. Zudem standen auch Werke aus dem Knabenseminar, der Sammlung Aumiller und Münchner Depots zur Verfügung. Der anfangs gezeigten Mittelaltersammlung folgten im Laufe der Zeit Werke aus dem Freisinger Domschatz und der Münchner Frauenkirche, Liturgisches Gerät, Münzen und Medaillen, Krippen, Hinterglas- und Votivbilder, Rosenkränze, Klosterarbeiten sowie weitere Gegenstände der Volksfrömmigkeit. Schließlich konnte auch die für ein bayerisches Museum schwerwiegende Lücke im Bereich der Barockkunst durch glückliche Ankäufe und Leihgaben mit dem Aufbau einer Barockgalerie geschlossen werden. Seit ca. zehn Jahren werden gezielt auch Werke zeitgenössischer Kunst erworben, so daß heute ein beeindruckender Gang durch die Kunstgeschichte von 1000 bis heute möglich ist. Über das chronologische Grundgerüst hinaus bestimmen auch inhaltliche Schwerpunkte den Sammlungsaufbau: Neben Ikonen, Domschatz, Liturgischem Gerät, Paramenten, Krippen und Volkskunst finden sich immer wieder thematische Zusammenstellungen. Die Verkündigung des Glaubens, die Erklärung und Deutung der Inhalte ist von Gründung an ein Hauptanliegen des Museums und insbesondere seines Direktors Dr. Peter Steiner. 4 DIÖZ E SAN M USE U M 25 JAH R E F R E I S I N G – SONDERAUSGABE DIR E KTOR: D R. P E T E R B. S T E I N E R Von Beginn an als Kurator dabei, seit dem 1. Februar 1979 – also nunmehr seit 25 Jahren – als hauptamtlicher Direktor tätig, prägte Dr. Peter Steiner das Haus und seine Angebote und Veranstaltungen. Das Diözesanmuseum Freising in seiner jetzigen Gestalt ist sein Lebenswerk. In seiner 25jährigen Wirkungszeit wuchs die Sammlung von ursprünglich gut 1000 Objekten auf über 17 000 an. Peter Steiner lag und liegt besonders die zeitgenössische Kunst als notwendiger Ausdruck der bildlichen Verlebendigung des Glaubens am Herzen. Mit großem Engagement versuchte er immer wieder, die vielfach bestehende Kluft zwischen Kirche und moderner Kunst zu überbrücken. Bereits die allererste Ausstellung galt einem Künstler des 20. Jahrhunderts – Rudolf Büder – eine Tradition, die sich bis heute fest etabliert hat. Nach den drei großen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst „Geistes Gegenwart“, „Schöpfung“ und „Himmelfahrt“ zum Millennium werden heute mehrmals im Jahr Positionen der „Jungen Kunst“ gezeigt und zur Diskussion gestellt. Das Museum versteht sich als Ort lebendiger Auseinandersetzung und geistiger Anregung. K A Z U O K ATA S E, N A C H T A S Y L , 19 9 8 7 DIÖZ E SAN M USE U M F R E I S I N G – SONDERAUSGABE MÜNCHNER SAAL AUS S T E LLU N G E N Konzeption und Aufbau von Ausstellungen, einschließlich der Herstellung umfangreicher Kataloge, zählen neben der Betreuung und dem Ausbau der Schausammlung zu den Hauptaufgaben Steiners. Inzwischen liegt die Zahl der Ausstellungen bereits über einem halben Hundert! In Erinnerung blieben dabei besonders die große Freising-Ausstellung zum Jubiläumsjahr 1989, die Ausstellungen zu „Vera Icon“ und zum „Gottesbild“, zu Werken der Münchner Frauenkirche ( ausnahmsweise im Münchner Rathaus ) sowie in den letzten Jahren „St. Georg“, „Madonna“ und zum Rosenkranz. Seit kurzem wird eine Gegenüberstellung der Werke des Münchner Stadtmalers Jan Polack ( tätig 1480 -1519 ) mit den dazugehörigen Infrarotreflektographien in Originalgröße gezeigt, die einen faszinierenden Einblick in die arbeitsteilige Organisation einer spätmittelalterlichen Werkstatt geben. Die Vorbereitungen für die große Kreuz-Ausstellung 2005 laufen auf Hochtouren. Die Themen weisen eine erstaunliche Vielfalt auf und zeugen von Steiners weitgefächertem Interesse und umfangreichem Wissen. L U K A S B I L D D E S F R E I S I N G E R D O M S, B Y Z A N T I N I S C H E I K O N E V O R 12 3 5 , I N S I L B E R A L T Ä R C H E N V O N 16 2 9 8 DIÖZ E SAN M USE U M AUSSTE LLU NG E N F R E I S I N G – SONDERAUSGABE 19 7 4 – 2 0 0 4 1974 Rudolf Büder 1975 Hubert Elsässer 1976 500 Jahre Rosenkranz Bildwerke der Münchner Frauenkirche 1977 Altmünchner Gnadenstätten „Gestohlen aus Bayerns Kirchen“ 1978 Rom in frühen Photographien 1846 - 1878 1979 Gnadenstätten zwischen München und Landshut Künstler im Landkreis Freising 1980 Magnus Angermaier. Steine und Landschaften 1981 Der Maler Albert Burkart 1982 Geschenke, Leihgaben, Erwerbungen 1984 Die letzte Reise. Sterben, Tod und Trauersitten in Oberbayern ( im Stadtmuseum München ) 1985 Friedrich Koller. Bilder und Zeichen für den Gottesdienst Johannes Molzahn. Letzte Werke Schatzstücke der Münchner Peterskirche ( Ignaz-Günther-Haus München ) 1986 Gnadenstätten im Erdinger Land 1987 Vera Icon. 1200 Jahre Christusbild zwischen Alpen und Donau mit Künstlerwettbewerb: „Ein Christusbild für die Liturgie von heute" 1988 Kunst und Kultur der Fürstprobstei Berchtesgaden (in Berchtesgaden) 1989 Barock in der Slowakei 1250 Jahre Freising geistliche Stadt (auch in Dom und Dombibliothek) 1991 Friedrich Preß. Bildhauerei Klosterplan von St. Gallen 1992 José Rincòn Mora. Glasgemälde 1993 Äpfel & Birnen des Korbinian Aigner Kultur des Handwerks. Die Sammlung Joseph Blattner Die Münchner Frauenkirche. Restaurierung und Rückkehr ihrer Bildwerke ( in der Galerie im Münchner Rathaus ) 1994 Quis ut Deus. 300 Jahre Erzbruderschaft St. Michael Berg am Laim ( in Berg am Laim ) 1995 Von Cranach bis Jawlensky (77 Neuerwerbungen ) 9 DIÖZ E SAN M USE U M 1996 F R E I S I N G – SONDERAUSGABE Rupprecht Geiger. Farbe als Botschaft Baselitz und Muthesius in Freising 1997 Architekturwettbewerb Neubau Herz-Jesu-Kirche München 1998 Thomas Lehnerer. Licht der Welt Gottesbild. Bilder des Unsichtbaren 1999 Geistes Gegenwart ( auch in Landshut und München ) Liturgie Gefäße ( in Zusammenarbeit mit dem Liturgischen Institut Trier ) 2000 Münchner Gotik im Freisinger Diözesanmuseum 2001 Schöpfung ( auch in Landshut und München ) 2002 Himmelfahrt ( auch in München ) Sanct Georg. Der Ritter mit dem Drachen Der Mohr kann gehen Wally Schulz. Sakrale Gewänder Jannis Kounellis Junge Kunst im Diözesanmuseum: . Marco Neri . Mark Harrington . Lawrence Caroll 2003 . Gloria Friedmann. „WELT 3“ Hodegetria Junge Kunst im Diözesanmuseum: . Kai Althoff & Abel Auer. „Vom Monte Scherbelino Sehen“ . Simone Böhm & Michael Schrattenthaler. „Aus heiterem Himmel“ 2004 Madonna. Das Bild der Muttergottes Madonna. Ein Marienbild für heute Junge Kunst im Diözesanmuseum: . Lisa Ruyter. „Stations of the Cross“ . Schule der Malerei. Akademie der Bildenden Künste München – Hochschule für Bildende Künste Dresden Liturgiegewänder. Kirchen und Design Roland Fischer. Camino Zeitinseln und Ankerperlen. Geschichten um den Rosenkranz Jan Polack. Von der Zeichnung zum Bild. Malerei und Maltechnik in München um 1500 10 DIÖZ E SAN M USE U M F R E I S I N G – SONDERAUSGABE GAB R I E L MÄLE S KI RCH E R, A P O S T E L P R E D I G T , U M 14 7 0 VERM ITTLUNG SAR BE IT Das Diözesanmuseum Freising versteht sich nicht nur als Präsentations- und Aufbewahrungsort sakraler Kunstschätze, sondern sieht seinen zentralen Auftrag in der inhaltlichen Aufbereitung und didaktischen Vermittlung der bildhaft gewordenen Zeugnisse des Glaubens. Diesem pädagogischen Ansatz fühlt sich Peter Steiner in besonderer Weise verpflichtet. Zahlreiche Aufsätze, Führungen und Seminare ( gerade auch für Theologen ) bis hin zu Lehraufträgen an den Universitäten in München und Eichstätt zeugen hiervon. Wesentliche Unterstützung erfährt er hierbei von Dr. Sylvia Hahn, die seit 1989 am Diözesanmuseum tätig ist und großen Anteil am Profil des Hauses als Bildungsstätte für Kunst und Glauben trägt. Der reiche und vielfältige Bestand des Museums spiegelt sich in einem breit gefächerten Angebot an Führungen für alle Altersgruppen, von Vorschulkindern bis zur Seniorengruppe wider. Schulklassen können zu den Fächern Religion, Geschichte, Kunst, Deutsch oder Latein Führungen bestellen. Darüber hinaus finden Kindermalkurse, Aus- und Fortbildungen für Kirchenführer oder interdisziplinäre Bibelabende statt. P E T E R PA U L R U B E N S , W E R K S T A T T, M A D O N N A M I T K I N D , U M 16 2 0 12 DIÖZ E SAN M USE U M F R E I S I N G – SONDERAUSGABE DIÖZ E SAN M US E U M FR E I S I NG GEBÄUDE ehemaliges Knabenseminar, erbaut von Matthias Berger, 1870 AU SSTE LLU N G S F L ÄC H E 4 800 qm in vier Stockwerken, angeordnet um einen Lichthof UNTERGESCHOSS . Krippen und Christkinder . Installation „Seven Virtues“ von Mischa Kuball (1999 ) ERDGESCHOSS . Lichthof mit Skulpturen . Freisinger Domschatz mit dem Lukasbild des Freisinger Doms . Ikonen-Kabinett und „Hodegetria“ . Kunst des 20. Jahrhunderts, Räume für Wechselausstellungen 1. O B E R G E S C H O S S . Hochstiftgalerie Freising mit Ansichten von Valentin Gappnigg (1697-1702) . Mittelalterliche Kunst zwischen 1100 und 1520 mit Flügelaltären, Chorgestühlteilen, Holztafelbildern, Skulpturen aus Holz und Stein, Glasfenstern und Nuppengläsern, Liturgischem Gerät und Reliquiaren, vorwiegend aus Altbayern und Tirol . Renaissance und Frühbarock im Mittelpunkt eine Spezialsammlung von elf Gemälden des Freisinger Hofmalers und Rembrandt-Schülers Christopher Paudiß ( um 1630 -1666 ) . Hochbarock und Rokoko Gemälde und Skulpturen von u. a. Loth, Sandrart, Schönfeld, Rottmayr, Asam, Winck, I. Günther, J. B. Straub; darunter eine Sammlung von Bozzetti und kostbarer Kleinplastik EHEM. HAUSKAPELLE großformatige Altarblätter 13 DIÖZ E SAN M USE U M 2. OBERGESCHOSS F R E I S I N G – SONDERAUSGABE . Werke des 19. Jahrhunderts vom Klassizismus bis zum Expressionismus, Gemälde u. a. von Langer, Uhde, Feuerstein, Fugel bis hin zu Karl Caspar Neugotische Bildwerke aus der Münchner Frauenkirche Kirchenmodell Maria Hilf in der Münchner Au (1841-1843 ) . Volkskunst Werke der Volksfrömmigkeit mit Andachts- und Gnadenbildern, Wallfahrtsandenken, Klosterarbeiten, Rosenkränzen, Amuletten, Wachsstöcken, Kreuzanhängern, Grabkreuzen Auf den Gängen: Hinterglasbilder, Andachtsgraphik, Münzen, Medaillen, Orden M ITA R B E ITE R DIREKTOR Dr. Peter B. Steiner S T E L LV E R T R E T E R I N Dr. Sylvia Hahn ( Schwerpunkt Museumsdidaktik ) R E STA U R AT O R I N N E N Regina Bauer-Empl Sabine Kroiß S E K R E TA R I AT Sandra Angermaier Ferner sind eine Volontärin, ein Hausmeister, vier Aufseher, zwei Reinigungskräfte und eine Praktikantin zu nennen, ohne deren engagierte Arbeit der Museumsbetrieb nicht aufrecht zu erhalten wäre. 15 DIÖZ E SAN M USE U M F R E I S I N G – SONDERAUSGABE AU S B LI CK In den vergangenen 30 Jahren ist das Diözesanmuseum Freising zu einem unverzichtbaren Ort nicht nur der fachgerechten Bewahrung kostbarer Sachwerte und der notwendigen Erinnerung an Geschichte und Tradition geworden. Hier werden Glaubensinhalte verkündet, das Wort Gottes sinnlich und emotional wahrnehmbar gemacht. Vorurteile werden durch Erklärung abgebaut, Denkanstöße vermittelt, Diskussion und Auseinandersetzung angeregt. Geschichte und Gegenwart verknüpfen sich zu einem Bild lebendigen Glaubens, der sich seit dem 4. Jahrhundert bis heute der Vermittlung durch die Werke der Kunst in der jeweils zeitgemäßen Stilrichtung und Sprache bediente. Die Kraft der Bilder birgt gerade in einer Zeit zunehmender Säkularisierung und Glaubensverlustes eine unverzichtbare Chance, die auch in Zeiten beschränkter finanzieller Mittel nicht unterschätzt werden darf. Der Idee der „ecclesia semper reformanda“ folgend, fühlt sich das Diözesanmuseum Freising auch in Zukunft dem zentralen Auftrag des Bewahrens und Erneuerns christlicher Kunst verpflichtet. M I S C H A KU BA LL, S E V E N V I R T U E S , 2 0 01 K O N TA K TA D R E S S E Diözesanmuseum Freising, Domberg 21, 85354 Freising Telefon: 08161- 487 90, Fax: 08161- 487 925 e-mail: [email protected] E R Z B I S C H Ö F L I C H E S O R D I N A R I AT M Ü N C H E N U N D FREISING © URHEBERRECHT: ERZBISCHÖFLICHES K U N S T R E F E R AT MÜNCHEN UND FREISING 20 04 H E R A U S G E B E R : N O R B E R T J O C H E R , K U N S T R E F E R E N T . T E X T : S Y LV I A H A H N ALE X A N D E R H E I S IG . R E DAKTION : ALE X A N D E R H E I S IG . KON Z E PT UND G E S TA L T U N G : R O S W I T H A A L L M A N N , G E R A L D I N E R A I T H E L , M Ü N C H E N D R U C K U N D L ITH O : H O L Z E R D R U C K U N D M E D I E N , WE I L E R I M A LLG ÄU