Gewinne mit dem Tierschutz
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Gewinne mit dem Tierschutz
Wirtschaft Gewinne mit dem Tierschutz - 25.9.2008 (th) Da stehen sie wieder, im Eingang vom Kaufland: junge Leute vom Bund deutscher Tierfreunde, die Passanten mit der Frage „Sind sie auch ein Tierfreund?“ in ein Gespräch ziehen. Klar bin ich Tierfreund (und ein Herz für Kinder hab’ ich auch), aber wer sind die, was machen die? Offenbar tun sie in erster Linie zahlende Mitglieder werben, verwalten ihren Verein, unterstützen andere Vereine, die sich dem Tierschutz verschrieben haben, veröffentlichen eine Mitgliederzeitschrift und geben Pressemitteilungen heraus. Sie sind nicht Mitglied im Deutschen Tierschutzbund, der Mitgliederwerbung per Telefon oder durch Drückerunternehmen (für die arbeiten die jungen Leute vor der Volksbank) strikt ablehnt, und sie sind nicht als gemeinnützig anerkannt, weshalb Spenden nicht steuerlich abgesetzt werden können und die Verwendung der Finanzmittel weniger reglementiert ist. Der Bund deutscher Tierfreunde wurde von Harry Lermer, dem Chef einer Werbefirma (Drückerunternehmen), ins Leben gerufen, nachdem ein bisheriger Kunde, das Deutsche Tierhilfswerk, ins Gerede gekommen war, weil sein Vorsitzender mindestens 28 Millionen Euro über Scheinfirmen und dubiose Vereine in die eigene Tasche gesteckt hat. Über das Deutsche Tierhilfswerk wurde im November 2003 im ZDF-Magazin Monitor berichtet. Die Vereinsmittel kamen immer noch nur in geringem Maße unmittelbar dem Tierschutz zu Gute. Bei geschätzten 12 Millionen Euro Mitgliedsbeiträgen im Jahr flossen 6,5 Millionen an Werbefirmen und 2 bis 3 Millionen in die Verwaltung des Vereins. In den Verwaltungskosten enthalten waren auch die 1500 bis 5000 Euro Aufwandsentschädigung pro Monat, die vier Vorstände für ihre ehrenamtliche Tätigkeit erhielten. Nur gut ein Viertel der Mitgliedsbeiträge höchstens kamen also dem Tierschutz zu Gute, indem sie an kleine Tierschutzvereine weitergereicht wurden. Wenn die einen ähnlich hohen Verwaltungsaufwand hatten blieb davon nicht mehr viel übrig. Dafür machten sie wieder eifrig Werbung und nahmen das DTHW gegen Vorwürfe aus den Medien in Schutz. Im Jahr 2006 hat sich der Verein in "Aktion Tier - Menschen für Tiere e.V." umbenannt, damit sei aber nur das äußere Auftreten verändert worden, sagt Evelyn Ofensberger vom Deutschen Tierschutzbund (Schwäbische Zeitung online, 30.06.2006). Über den Bund deutscher Tierfreunde sind weniger Details bekannt. Die Umstände seiner Entstehung, personelle Verflechtungen (so saß z. B. Sigurd Tenbieg, 2. Vorsitzender des BdT, auch im Beirat des DTHW), die Methode der Werbung zahlender Mitglieder, die Verwendung identischer Informationen, Kampagnen und Aktionen auf der Internetseite und die Zuwendung von Spenden an die gleichen Vereine legen aber die Vermutung nahe, daß Mitgliedsbeiträge und Spenden hier auch nicht besser angelegt sind, zumindest aus Sicht des Tierschutzes. Sigurd Tenbieg ist übrigens zugleich im Vorstand mehrerer Vereine, die durch den Bund deutscher Tierfreunde unterstützt werden. Allen, die dem Tierschutz etwas zu Gute kommen lassen wollen, sei empfohlen, sich zur Unterstützung direkt an die örtlichen Tierschutzvereine zu wenden, z. B. den Tierschutzverein Nürtingen-Frickenhausen und Umgebung.