regionaler handlungsplan der region mittlerer niederrhein
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regionaler handlungsplan der region mittlerer niederrhein
REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ INHALTSVERZEICHNIS 1 VORWORT .................................................................................................................. 1 2 EINLEITUNG................................................................................................................ 2 3 REGIONALE AUSGANGSLAGE .................................................................................. 5 3.1 Räumlicher Bezugsrahmen und Bevölkerung ............................................................... 5 3.2 Wirtschaftliche und strukturpolitische Entwicklung der Region Mittlerer Niederrhein..... 8 3.3 Beschäftigungs- und Branchenstruktur ........................................................................11 4 REGIONALER ARBEITSMARKT UND STRUKTUR DER ARBEITSLOSIGKEIT ........25 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 Entwicklung der Arbeitslosigkeit ..................................................................................25 Weitere Indikatoren zur Trendabschätzung auf dem Arbeitsmarkt...............................28 Situation auf dem Ausbildungsmarkt ...........................................................................31 Situation der Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt ................................................32 Pendlerbewegungen ...................................................................................................33 5 FACHKRÄFTEMANGEL IN DER REGION – WICHTIGSTE ERGEBNISSE EINER AKTUELLEN UNTERNEHMENSBEFRAGUNGEN VON ANFANG 2011 ....................37 6 FACHKRÄFTESICHERUNG AUS SICHT DER EINZELNEN ARBEITSMARKTPOLITISCHEN AKTEURE DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN. DARSTELLUNG BEREITS DURCHGEFÜHRTER UND/ODER GEPLANTER AKTIVITÄTEN ZUM THEMA FACHKRÄFTESICHERUNG. SCHWERPUNKTSETZUNGEN UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN / PROJEKTIDEEN ...................42 6.1 Fachkräftesicherung aus Sicht der Kreishandwerkerschaften der Region Mittlerer Niederrhein ....................................................................................................42 6.2 Fachkräftesicherung aus Sicht der WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH ............................................................................................45 6.3 Fachkräftesicherung aus Sicht der Gebietskörperschaften der Region........................54 6.3.1 Stadt Krefeld ...................................................................................................54 6.3.2. Kreis Viersen ...................................................................................................58 6.3.3. Rhein-Kreis Neuss ..........................................................................................65 6.3.4. Stadt Mönchengladbach..................................................................................77 6.5 Fachkräftesicherung aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein ....................................................................................................80 6.6 Fachkräftesicherung aus Sicht der Arbeitnehmervertretungen in der Region Mittlerer Niederrhein ........................................................................................82 6.7 Fachkräftesicherung aus Sicht der Agenturen für Arbeit in der Region ........................88 6.8 Fachkräftesicherung aus Sicht der Gleichstellungsstellen in der Region .....................94 7 ZUSAMMENFASSUNG DER HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN UND PROJEKTIDEEN. DARSTELLUNG DER REGIONALEN SCHWERPUNKTSETZUNGEN IM RAHMEN DER INITIATIVE FACHKRÄFTESICHERUNG NRW ..................................................99 8 VEREINBARUNGEN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN ZUR ZIELERREICHUNG HINSICHTLICH DER BENANNTEN SCHWERPUNKTSETZUNGEN UND DER DARAUS ZU ENTWICKELNDEN MAßNAHMEN UND PROJEKTE ...............................................................................................................113 8.1 Ermittlung des Fachkräftebedarfs in der Region. Regionales Fachkräftemonitoring ..113 8.2 Kompetenzfeststellung und interregionaler Kooperationsbedarf ................................115 8.3 Koordination und Verantwortung zur Umsetzung der einzelnen Handlungsfelder......120 II REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Vergleich (in Tsd. Euro), 2008 ............... 9 Abbildung 2: Entwicklung der Wirtschaftskraft im nationalen Vergleich ................................10 Abbildung 3: Verfügbares Einkommen privater Haushalte im Vergleich (in Tsd. Euro), 2008 .......................................................................................11 Abbildung 4: Bedeutung und Entwicklung der Wirtschaftsabteilungen in der Region Mittlerer Niederrhein ..........................................................................12 Abbildung 5: Entwicklung der Beschäftigungsstruktur der Region Mittlerer Niederrhein (in % der Erwerbstätigen), 1995-2008 ........................................13 Abbildung 6: Entwicklung der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2000 bis 2008 in der Region Mittlerer Niederrhein (2000=100) ...............15 Abbildung 7: Ranking der Branchen der Region Mittlerer Niederrhein, 2010 .......................17 Abbildung 8: Wirtschaftliche Strukturen im IHK-Bezirk und in NRW......................................18 Abbildung 9: Alleinerziehende nach NRW-Regionen 2008 ...................................................32 Abbildung 10: Alleinerziehende Arbeitslose nach NRW-Regionen .......................................33 Abbildung 11: Anteil der Unternehmen in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein mit Fachkräftemangel von 2005 - 2011 ..........................................................37 Abbildung 12: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein zum Jahresbeginn 2011 (nach Branchen in %) .....................................................38 Abbildung 13: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein – Anteil der Unternehmen in % - Branchen des produzierenden Gewerbes ......39 Abbildung 14: Anteil der Unternehmen in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein, die auf der Suche nach Fachkräften sind – nach Größenklassen in % ...........40 Abbildung 15: Reaktion der Unternehmen auf den drohenden Fachkräftemangel Anteil in % - Mehrfachnennungen möglich .....................................................41 III REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Bevölkerung .......................................................................................................... 6 Tabelle 2: Bevölkerungsprognose 2015-2020 ....................................................................... 6 Tabelle 3: Prognose der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis 65 Jahre) 2015-2020 ............. 7 Tabelle 4: Strukturdaten zum Wirtschaftsstandort Mittlerer Niederrhein ................................ 9 Tabelle 5: Erwerbstätigen- und Beschäftigungsquote ...........................................................14 Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbranchen am Arbeitsort in der Region Mittlerer Niederrhein (Stand: 30.09.2010) ................16 Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region Mittlerer Niederrhein nach Branchenschwerpunkten.............................................................................18 Tabelle 8: Beschäftigungsentwicklung und -anteile ..............................................................19 Tabelle 9: Beschäftigungsprognosen ausgewählter Wirtschaftsbranchen ............................20 Tabelle 10: Arbeitszeitwünsche von Frauen und Männern 2009 nach Erwerbsform .............22 Tabelle 11: Arbeitslose unter 25 Jahre .................................................................................26 Tabelle 12: Veränderung der Jugendarbeitslosigkeit ............................................................27 Tabelle 13: Arbeitslose nach Rechtskreisen (Stand: Juli 2011) ............................................29 Tabelle 14: Entlassungsrisiko ...............................................................................................30 Tabelle 15: Ausbildungsmarkt ..............................................................................................31 Tabelle 16: Pendlersaldo (Stand: 31.12.2009)......................................................................33 IV REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 1 VORWORT Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat mit dem Kabinettsbeschluss vom 21. Juni 2011 das „Sonderprogramm Qualifizierung und Innovation zur Fachkräftesicherung“ beschlossen. Vor dem Hintergrund eines in Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2020 drohenden Fachkräftemangels von prognostizierten 630.000 Menschen, wurde die Landesinitiative zur Fachkräftesicherung in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit Arbeitgebern, Kammern und der Arbeitsverwaltung ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Wirtschaft zu verbessern, um so die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen zu unterstützen. Das sich die bisherigen und auch zukünftigen Auswirkungen des Fachkräftemangels in den nordrhein-westfälischen Regionen unterschiedlich darstellen, liegt in erster Linie an der jeweils in den Regionen vorzufindenden differenten Wirtschaftsstruktur. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass bei der Entwicklung einer Strategie für den Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen vor allem die spezifisch regionalen Problemlagen ausreichend Berücksichtigung finden. Genau hier liegt seit vielen Jahren der Ansatzpunkt der regionalisierten nordrhein-westfälischen Arbeitspolitik. Auch bei der Umsetzung der Initiative Fachkräftesicherung wird dieser regionale Ansatz weiterverfolgt. Die Mitglieder des Fachbeirats Arbeitsmarktpolitik der Region Mittlerer Niederrhein, die die Umsetzung der Initiative als Fachgremium in der Region eng begleiten, begrüßen den regionalen Ansatz der Initiative. Der Fachkräftemangel wird als ein komplexes Phänomen betrachtet, das eine regionale / lokale Kraftanstrengung aller Akteure erfordert, um z.B. brachliegende und vorhandene Potenziale in der Region bestmöglich zu nutzen. Dementsprechend steht der vorliegende gemeinsam erarbeitete Handlungsplan für ein regional abgestimmtes Vorgehen zur Fachkräftesicherung in der Region Mittlerer Niederrhein. 1 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 2 EINLEITUNG Überschriften wie „NRW droht massiver Pflege-Notstand“ sind in der lokalen Presse immer häufiger zu lesen.1 Der bislang oftmals als Schreckgespenst prognostizierte Fachkräftemangel ist demzufolge in vielen Branchen Nordrhein-Westfalens angekommen oder bereits konkret absehbar. Das belegen auch die Zahlen, die hinter solchen Überschriften stehen. So hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) in einer aktuellen Studie ermittelt, dass im Jahr 2030 rund 87 200 Fachkräfte allein im Gesundheitswesen und in der Altenpflege fehlen.2 Damit wurde in NRW die höchste Fachkräftelücke im Bereich Gesundheitswesen und Altenpflege aller 16 Bundesländer identifiziert. Die Autoren der Studie kommen zu dem Schluss, dass Nordrhein-Westfalen dem drohenden Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen und in der Pflegewirtschaft bereits heute entgegensteuern muss. Diese Empfehlung gilt umso mehr, da die Entwicklung und die Zahlen zum zukünftigen Fachkräftebedarf auch in anderen Branchen vergleichbar sind. Die durch das Prognos-Institut errechnete Fachkräftelücke in NRW von insgesamt 630 000 Menschen bis zum Jahr 2020 belegt das deutlich. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Zahlen eine breit angelegte Initiative zur Fachkräftesicherung in NRW ins Leben gerufen. Zusammen mit den relevanten arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Akteuren und Institutionen in den Regionen soll eine regionale Strategie erarbeitet werden, die die regionalspezifischen Ausgangslagen berücksichtigt und den Unternehmen vor Ort bestmögliche Unterstützung bei der Deckung ihrer Fachkräftebedarfe bietet. Im Rahmen dieser Strategie sollen in den Regionen keine Doppelstrukturen geschaffen werden. Vielmehr soll auf bestehende Ansätze aufgebaut und neue Lösungsansätze entwickelt werden. Um dies zu gewährleisten sind die Regionen aufgerufen, regionale Handlungspläne zu erstellen, die die spezifischen Bedarfe der Region umfassend darstellen und Schritte zur Veränderung möglichst konkret aufzeigen. Der vorliegende Handlungsplan der Region Mittlerer Niederrhein entspricht dieser Zielsetzung. Ein optimaler Abgleich von Arbeitskräftepotenzialen in der Region mit der (zukünftigen) Nachfrage der Unternehmen nach Fachkräften ist nur dann möglich, wenn die regionale Ausgangslage möglichst umfassend mit in die Betrachtung einbezogen wird. In Kapitel 3 dieses Handlungsplans erfolgt daher zunächst eine detaillierte Analyse der regionalen Ausgangslage. Im Mittelpunkt hierbei stehen die relevanten Faktoren der wirtschaftlichen und strukturpolitischen Entwicklung der Region Mittlerer Niederrhein, die im Rahmen der Aktivitäten zur Fachkräftesicherung in der Region eine besondere Rolle und einen spezifischen Handlungsbedarf begründen und daher in die konzeptionellen Schwerpunktsetzungen der Region einfließen. In Kapitel 4 werden Indikatoren des regionalen Arbeitsmarktes sowie die Struktur der Arbeitslosigkeit in der Region aufgezeigt. Die aufgeführten Indikatoren geben u.a. einen ersten Einblick von den aktuell zusätzlich verfügbaren Fachkräftepotenzialen in der Region 1 2 Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 26. September 2011 Vgl. ebenda 2 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Mittlerer Niederrhein. Auch hier werden in erster Linie die Faktoren des regionalen Arbeitsmarktes herausgearbeitet, die im Besonderen einen spezifischen Handlungsbedarf erkennbar machen lassen. Die so gewonnenen Erkenntnisse über vorhandene Arbeitskräfteund Entwicklungspotenziale zur Fachkräftesicherung der Unternehmen finden sich in den Schwerpunktsetzungen der Region wieder. Aus ihnen werden Handlungsempfehlungen sowie konkrete Projekte zur Fachkräftesicherung abgeleitet. Um den Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein effektive Unterstützungsleistungen bei der Deckung ihres (zukünftigen) Fachkräftebedarfs anbieten zu können, ist es unabdingbar, die von den Unternehmen selbst bereits eingeschlagenen oder geplanten Wege zu kennen, mit denen sie den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften begegnen möchten. Hierzu finden sich in Kapitel 5 aktuelle Zahlen zum Fachkräftemangel aus Sicht der betroffenen Unternehmen in der Region, die im Rahmen einer Unternehmensumfrage der IHK Mittlerer Niederrhein zum Jahresbeginn 2011 erhoben wurden. Die Ergebnisse der Umfrage der regionalen Unternehmen bieten für die arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Akteure der Region wichtige Ansatzpunkte für die Formulierung von Handlungsempfehlungen. Die wichtigsten Ergebnisse zur aktuellen Bedarfslage der Unternehmen werden daher zusammengefasst dargestellt. Wie bereits ausgeführt, stellen sich die bisherigen und auch zukünftigen Auswirkungen des Fachkräftemangels in den nordrhein-westfälischen Regionen aufgrund der jeweils in den Regionen vorzufindenden differenten Wirtschaftsstruktur unterschiedlich dar. In großen Flächenregionen wie der Region Mittlerer Niederrhein gilt diese Erkenntnis aber z.T. auch für die ihr angehörigen einzelnen Gebietskörperschaften. So sind sie beispielsweise aufgrund ihrer Branchenstruktur von den Auswirkungen des Strukturwandels unterschiedlich stark betroffen. Hinzu kommt, dass die Branchen mit einem prognostizierten Beschäftigungswachstum teilregional verortete Schwerpunkte haben. Um u.a. auch diese Ausgangslage hinreichend bei der Entwicklung einer Strategie für den regionalen Arbeitsmarkt zu berücksichtigen, hat der Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik, der in der Region Mittlerer Niederrhein die Umsetzung der Initiative Fachkräftesicherung NRW als Fachgremium maßgeblich begleitet, beschlossen, die Erstellung dieses Handlungsplans in einer konzertierten Aktion zu verwirklichen. Die Mitgliedsinstitutionen des Fachbeirats (Arbeitsagenturen, IHK, Kreishandwerkerschaften, Wirtschaftsförderung, Gleichstellungsbeauftragte, Gebietskörperschaften der Region, DGB, Jobcenter, Unternehmerschaft) beschreiben in Kapitel 6 basierend auf ihrer spezifischen Kompetenz und ihren bisherigen sowie geplanten Aktivitäten die aus ihrer Sicht vordringlichen Handlungsfelder zur Fachkräftesicherung. Aus diesem gesamtregionalen Bild werden Handlungsempfehlungen und Schwerpunktsetzungen abgeleitet. Nur diese umfassende gesamtregionale Bestandsaufnahme ermöglicht es, das bei der Konzeptionierung von konkreten Maßnahmen und Projekten zur Fachkräftesicherung in der Region „auf Bestehendes zurückgegriffen und mit Entstehenden verzahnt werden kann“. Vor dem Hintergrund der in den Kapiteln 3, 4 und 5 dargestellten spezifischen regionalen Ausgangs- und Bedarfslagen der Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein und der in Kapitel 6 von den arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Institutionen der Region 3 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ ausführlich formulierten Schwerpunktsetzungen, Handlungsbedarfen und -empfehlungen zur Deckung der gegenwärtigen und zukünftigen Fachkräftebedarfe der Unternehmen, erfolgt in Kapitel 7 eine synoptische Zusammenfassung der Schwerpunktsetzungen, Handlungsfelder und Ziele der Region. Soweit derzeit schon vorhanden, werden Projektskizzen, die zur Zielerreichung in den Handlungsfeldern im Rahmen der Initiative Fachkräftesicherung beantragt werden sollen, benannt. In Kapitel 8 finden sich Vereinbarungen der Region zur (zukünftigen) Ermittlung des Fachkräftebedarfs in der Region anhand eines regionalen Fachkräftemonitorings. Hier werden im Rahmen einer Anpassung und Fortschreibung des regionalen Handlungsplans Vereinbarungen zu weiteren Schritten verortet. Der vorliegende regionale Handlungsplan der Region Mittlerer Niederrhein will entsprechend der Ziele des Ziel 2-Programms dazu beitragen, dass die Wettbewerbs- und die Innovationsfähigkeit der regionalen Wirtschaft verbessert und damit die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen unterstützt wird. Das operative Ziel des regionalen Handlungsplans ist es, konkrete Projekte und Maßnahmen zu benennen und zu entwickeln, deren Umsetzung zu einer nachhaltigen Stärkung und zum Erhalt der regionalen Wirtschaft führt. Damit bettet sich der regionale Handlungsplan in das regionale Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein ein. Die dort entwickelten strategischen Ansätze und Projekte in den Bereichen „Fachkräfte in die Region holen und binden“ sowie „Die Auswirkungen des demografischen Wandels abfedern“ fließen ein in die regionale Strategie zur Fachkräftesicherung. Die im Rahmen der Initiative Fachkräftesicherung NRW weiterentwickelten und neu konzipierten Ansätze zur Deckung der Fachkräftebedarfe der Unternehmen flankieren im Gegenzug die strategischen Entwicklungsziele, die im regionalen Entwicklungskonzept festgelegt sind. In der Region Mittlerer Niederrhein wird der Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik die Umsetzung der Initiative Fachkräftesicherung in der Region federführend begleiten. Auf Grundlage eines kontinuierlichen Monitorings während und nach der Laufzeit der Initiative wird der Fachbeirat die Notwendigkeit der Anpassung des Handlungsplans an die arbeitsmarktspezifischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten prüfen. Die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein fungiert als koordinierende Stelle bei der Erstellung, Anpassung und Fortschreibung des regionalen Handlungsplans. 4 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 3 REGIONALE AUSGANGSLAGE Ziel der Initiative Fachkräftesicherung der Landesregierung NRW ist es, die regional vorhandenen Potenziale des Arbeitsmarktes zu nutzen und weiterzuentwickeln, um eine Fachkräftelücke bei den Unternehmen möglichst nicht entstehen zu lassen bzw. aktuelle Fachkräftebedarfe möglichst schnell auszugleichen. Hauptaugenmerk liegt also zunächst in der Frage, welche Arbeitskräftepotenziale in der Region vorhanden sind, um diese mit der Nachfrage der Unternehmen nach Fachkräften abzugleichen. Es folgt daher zunächst eine quantitative Darstellung und Analyse der regionalen Ausgangslage. Bei der Darstellung der wirtschaftlichen und strukturpolitischen Entwicklung der Region Mittlerer Niederrhein bilden die möglichen oder bereits erfolgten Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Fachkräftesituation in der Region den Focus. Als Datenquellen dieser Beschreibung können in erster Linie folgende regionalspezifische Untersuchungen bzw. Datengrundlagen genannt werden: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein. Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen; 02.05.2011 Daten des Arbeitsmarktmonitors der Bundesagentur für Arbeit für die Agenturbezirke Krefeld und Mönchengladbach Aktuelle Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmarktberichte sowie Erhebungen zu Strukturdaten der Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach Konjunkturberichte und Daten zu Strukturindikatoren der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein Untersuchungen und Umfragen der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein zum regionalen Fachkräftebedarf Daten von IT.NRW Datenauswertungen der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung (G.I.B.) Um die regionalen Stärken und Schwächen sowie die daraus u.U. abzuleitenden unternehmensspezifischen Handlungsbedarfe möglichst umfassend darzustellen, werden folgende Betrachtungsschwerpunkte herausgestellt: 3.1 Bevölkerungsentwicklung und Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials (3.1) Strukturdaten zum Wirtschaftsstandort Mittlerer Niederrhein (3.2) Beschäftigungs- und Branchenstruktur (3.3) Räumlicher Bezugsrahmen und Bevölkerung Die Region Mittlerer Niederrhein umfasst die Städte Krefeld und Mönchengladbach sowie den Kreis Viersen (neun kreisangehörige Städte und Gemeinden) und den Rhein-Kreis Neuss (acht kreisangehörige Städte und Gemeinden). Insgesamt leben in der Region Mittlerer Niederrhein 1.238.574 Menschen. Die Bevölkerungsreichste Teilregion ist der Rhein-Kreis Neuss mit 443.112 Einwohnern (s. Tabelle 1). 5 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Tabelle 1: Bevölkerung3 Bevölkerung 31.12.2009 Nordrhein-Westfalen Bevölkerung 2000 Entwicklung 2000-2009 Fläche in qkm Bevölkerung je qkm 2009 17.872.763 18.009.865 - 0,8% 34.088,01 524,3 1.238.574 1.247.637 - 0,7% 1.447,97 855,4 Krefeld 235.414 239.916 - 1,9% 137,75 1.709,0 Mönchengladbach 258.251 263.014 - 1,8% 170,45 1.515,1 Rhein-Kreis Neuss 443.112 443.865 - 0,2% 576,52 768,6 Kreis Viersen 301.797 300.842 + 0,3% 563,25 536,7 Mittlerer Niederrhein Die Bevölkerungsentwicklung ist in der Region in der jüngeren Vergangenheit betrachtet insgesamt leicht rückläufig. Wobei sich diese Entwicklung teilregional jedoch unterschiedlich ausgeprägt darstellt. Der Kreis Viersen verzeichnet bis 2009 sogar einen leichten Einwohnergewinn. Dieser wird jedoch gesamtregional durch das Schrumpfen der Einwohnerzahlen der beiden Städte Krefeld und Mönchengladbach aufgezehrt, so dass insgesamt ein leicht unter dem Landesdurchschnitt liegender negativer Saldo von -0,7% seit dem Jahr 2000 zu verzeichnen ist (s. Tabelle 1).4 Der bis zum Jahr 2015 prognostizierte Einwohnerrückgang in der Region Mittlerer Niederrhein liegt mit einem negativem Saldo von -1,0% doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt (s. Tabelle 2). Laut Bevölkerungsprognose 2015 bis zum Jahr 2020 verlangsamt sich diese Entwicklung in der Region geringfügig. Das prognostizierte Schrumpfen der Einwohnerzahlen liegt mit -0,8% jedoch noch deutlich über dem Landesdurchschnitt von -0,6%. Tabelle 2: Bevölkerungsprognose 2015-20205 Bevölkerungsp Bevölkerungsp Bevölkerun Bevölkerungspr Bevölkerungsprog rognose rognose g ognose 2015 nose 2020 2009-2015 2015-2020 31.12.2009 NordrheinWestfalen -0,5% -0,6% 17.872.763 17.775.338 17.668.201 Mittlerer Niederrhein -1,0% -0,8% 1.238.574 1.225.614 1.215.491 Krefeld -1,8% -1,2% 235.414 231.164 228.381 Mönchenglad bach -0,9% -0,9% 258.251 255.810 253.453 Rhein-Kreis Neuss -0,7% -0,4% 443.112 439.952 438.194 Kreis Viersen -1,0% -1,1% 301.797 298.688 295.463 3 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 ebenda 5 ebenda 4 6 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Vor dem Hintergrund des dargestellten Einwohnerrückgangs in der Region ist die Entwicklung der erwerbsfähigen Bevölkerung im Hinblick auf eine sich damit u.U. verschärfende Fachkräfteproblematik von besonderer Bedeutung. Ende 2009 gab es in der Region 808.489 Personen im erwerbsfähigen Alter (15 bis u. 65 Jahre). Die prognostizierte Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials in der Region Mittlerer Niederrhein zeigt jedoch eine erhebliche Reduzierung der erwerbsfähigen Bevölkerung bis zum Jahr 2020 auf 781.626 Personen, das bedeutet ein Minus von 3,3% (s. Tabelle 3). Damit liegt die prognostizierte Reduzierung der erwerbsfähigen Bevölkerung bis zum Jahr 2020 in der Region deutlich über der im Landesdurchschnitt prognostizierten Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von -2%. Den höchsten prognostizierten Verlust von Personen im erwerbsfähigen Alter hat die Stadt Krefeld mit -4,2% bis zum Jahr 2020 zu verkraften. Tabelle 3: Prognose der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis 65 Jahre) 2015-20206 Erwerbsfähige Prognose der Prognose der Prognose der Prognose der Bevölkerung erwerbsfähige erwerbsfähige erwerbsfähige erwerbsfähige (15-65 Jahre) n Bevölkerung n Bevölkerung n Bevölkerung n Bevölkerung 31.12.2009 2015 2020 2009 - 2015 2009 - 2020 (absolut) (absolut) NordrheinWestfalen 11.726.127 11.750.138 11.492.012 +0,2% -2,0% Mittlerer Niederrhein 808.489 802.400 781.626 -0,8% -3,3% Krefeld 153.564 151.236 147.145 -1,5% -4,2% Mönchenglad bach 169.545 168.141 163.606 -0,8% -3,5% Rhein-Kreis Neuss 287.976 286.553 280.887 -0,5% -2,5% Kreis Viersen 197.404 196.470 189.988 -0,5% -3,8% Der Anteil der Frauen an der Bevölkerung in der Region Mittlerer Niederrhein lag Ende 2009 bei rd. 51,4% (636.281), Männer hatten entsprechend einen Anteil von 48,6% (602.293) an der Gesamtbevölkerung.7 Der Anteil der Personen mit Zuwanderungsgeschichte an der Gesamtbevölkerung in der Region liegt mit 21,5% (absolut: 268.000 Personen) unter dem Landesdurchschnitt in NRW (24,1%).8 Ausländer haben einen Anteil von 10% (absolut: 123.784 Personen) an der Bevölkerung am Mittleren Niederrhein. Dies entspricht in etwa dem NRW-Durchschnitt von 10,5%. Im Vergleich zu Ende 2000 hat der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung in der Region um 6 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 Quelle: Eigene Berechnung nach Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Zahlen, Daten, Fakten: Strukturdaten undindikatoren; Agentur für Arbeit Mönchengladbach/ Krefeld, Nürnberg, Mai 2011 8 Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 7 7 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 8% (absolut -10.769 Personen) abgenommen. Die Abnahme der Zahl der Ausländer am Anteil der Bevölkerung am Mittleren Niederrhein liegt über dem Landestrend, hier ist ein Rückgang gegenüber 2000 um -6,5% zu verzeichnen (absolut: –129.384 Personen).9 Der Anteil der jüngeren Bevölkerung in der Region Mittlerer Niederrhein nimmt wie auch in anderen Regionen in NRW kontinuierlich ab. Die Zahl der Personen, die jünger als 25 Jahre sind liegt bei rund 25,3% (absolut: 313.804) und damit in etwa im Landesdurchschnitt von 25,7%. Der höchste teilregionale Bevölkerungsanteil an Menschen unter 25 Jahren ist im Rhein-Kreis Neuss zu finden (111.198) 10. Der Anteil der älteren Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung dagegen wird auch in der Region Mittlerer Niederrhein immer größer. Der Anteil der Personen, die 50 Jahre oder älter sind liegt in der Region Mittlerer Niederrhein bei ca. 40,4% (absolut: 500.450). Auch hier stellt der Rhein-Kreis Neuss mit 179.733 Menschen, die 50 Jahre oder älter sind den größten Bevölkerungsanteil in der Region.11 Landesweit liegt der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe bei 39,4%. 3.2 Wirtschaftliche und strukturpolitische Entwicklung der Region Mittlerer Niederrhein Die Region stellt mit ca. sieben Prozent der Bevölkerung und rd. sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes NRW eine bedeutende Wirtschaftsregion in NordrheinWestfalen dar. Die Kennzahlen zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Region Mittlerer Niederrhein zeigen, dass die Region gut positioniert ist, aber auch deutlicher Handlungsbedarf besteht, um das wirtschaftliche Niveau zukünftig zu halten und weiter zu steigern. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das als Maßstab für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Region herangezogen werden kann, hat sich in den letzten Jahren in der Region kontinuierlich erhöht. Für die gesamte Region Mittlerer Niederrhein betrachtet lag das BIP im Jahr 2000 noch bei 30.703 Mio. Euro. Im Jahr 2009 erreichte es einen Wert von 35.303 Mio. Euro.12 Das Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen (BIP) je Einwohner lag 2008 in der Region Mittlerer Niederrhein bei 30.100 EUR je Einwohner. Damit lag die Wirtschaftskraft leicht unter der des Landes mit 30.500 EUR und unter der von Deutschland mit 30.400 EUR je Einwohner (s. Abbildung 1).13 9 Quelle: Eigene Berechnung nach Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Zahlen, Daten, Fakten: Strukturdaten undindikatoren; Agentur für Arbeit Mönchengladbach / Krefeld, Nürnberg, Mai 2011 und Sonderbericht: Arbeitsmarktreport NRW 2008, Migran- tinnen und Migranten auf dem Arbeitsmarkt, Dezember 2008, Herausgeber MAGS NRW 10 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 11 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 12 www.mittlerer-niederrhein.ihk.de, 29.7.2011 13 Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, RheinKreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 8 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Vergleich (in Tsd. Euro), 200814 Rang* 0 1 20 40 60 80 Rang 80 84 1 2 3 : : : : 80 84 199 255 : : : : : : 412 413 Mittlerer Niederrhein: 30,1 199 255 Deutschland: 30,4 NordrheinWestfalen: 30,5 413 Gebietskörperschaft BIP/Einw. in Tsd. EUR München, Landkreis 85,4 Frankfurt/M, Stadt 80,6 Wolfsburg, Stadt 77,1 : : : : : : : : Rhein-Kreis Neuss 34,6 Krefeld, Stadt 33,8 Mönchengladbach, Stadt 26,8 Viersen, Kreis 23,6 : : : : : : : : : : : : Rhein-Pfalz-Kreis 13,8 Südwestpfalz 13,6 * Unter den 413 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland Quelle: VGR d L Die Bruttowertschöpfung (BWS) als Messgröße für die volkswirtschaftliche Leistung, die innerhalb eines Gebietes entstanden ist, lag in der Region im Jahr 2000 bei 27.632 Mio. EUR. Im Jahr 2009 erreichte sie einen Wert von 31.525 Mio. Euro (s. Tabelle 4). Tabelle 4: Strukturdaten zum Wirtschaftsstandort Mittlerer Niederrhein15 Mittlerer Niederrhein Krefeld Kreis Viersen Mönchengladbach Rhein-Kreis Neuss Bruttoinlandsprodukt 2009 in Mio. Euro 35.303 7.020 6.850 6.775 14.658 Bruttowertschöpfung zu Herstellungskosten 2009 in Mio. Euro 31.525 6.284 6.117 6.050 13.090 Kaufkraftkennziffer je Einwohner 2011 104,9 99,3 104,6 98,5 117,2 Realsteueraufbringu ngskraft 2009 in Euro/Einwohner 604 545 529 506 747 Handelsregisterfirmen 08/2010 22.736 4.125 5.659 4.797 8.155 Kleingewerbetreibende 08/2010 56.054 9.707 14.699 11.868 19.780 14 Entnommen aus: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 15 Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein, www.mittlerer-niederrhein.ihk.de, 29.07.2011; Daten basieren auf IT.NRW, Daten veröffentlicht Juni 2011 9 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die Entwicklung der Wirtschaftskraft hat sich in der Region Mittlerer Niederrhein seit 1998 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 2,4% p.a. positiv entwickelt. Damit lag diese Kennzahl über den Werten des Landes (2,2%) und im Bundesdurchschnitt sowie über der kritischen Grenze von 2% p.a. ab der in Deutschland Arbeitsplätze entstehen. Seit 2006 hat sich das Wachstum auf 4,0% p.a. gesteigert. Die Region konnte damit stärker als die Bundesebene (3,6%) aber weniger stark als das Land NRW (4,4%) von dem ab 2005 einsetzenden Aufschwung profitieren (s. Abbildung 2).16 Abbildung 2: Entwicklung der Wirtschaftskraft im nationalen Vergleich17 An die Entwicklung der Wirtschaftskraft ist in gewissem Maße auch die Entwicklung der Steuer- und der Kaufkraft gekoppelt. Die Realsteueraufbringungskraft18 lag in der Region Mittlerer Niederrhein im Jahre 2009 bei 604 Euro je Einwohner. Damit lag die Region über dem Landesdurchschnitt von 596 Euro.19 Ein Indikator zur Kaufkraftabschätzung einer Region ist das verfügbare Einkommen privater Haushalte je Einwohner.20 Das verfügbare Einkommen in der Region betrug im Jahr 2008 ca. 20.900 EUR je Einwohner. Damit liegt dieser Wert über dem Bundesdurchschnitt von 19.000 EUR je Einwohner und dem vergleichbaren Landeswert von 19.800 EUR je Einwohner. Das verfügbare Einkommen stieg in der Region zwischen 2006 und 2008 um ca. 4,3% und liegt damit über dem Landeswert von 3,8% und erreicht damit einen vergleichbaren Wert auf Bundesebene von ebenfalls 4,3% (s. Abbildung 3). 16 Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, RheinKreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 17 Entnommen aus: ebenda 18 Die Realsteueraufbringungskraft setzt sich zusammen aus den Gewerbe- und Grundsteuereinnahmen einer Gemeinde 19 www.mittlerer-niederrhein.ihk.de, 29.7.2011 20 Unter diesem Begriff ist der Betrag zu verstehen, der von den Haushalten für Konsumzwecke oder zur Ersparnisbildung verwendet werden kann. Dabei ermittelt sich der Betrag als Saldo aus Primäreinkommen zuzüglich Transfer- und Sozialleistungen und den zu entrichtenden Steuern und Sozialabgaben privater Haushalte. 10 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 3: Verfügbares Einkommen privater Haushalte im Vergleich (in Tsd. Euro), 200821 Rang* 0 1 5 10 15 20 25 30 22 Rang 93 103 155 Deutschland: 19,0 NordrheinWestfalen: 19,8 Mittlerer Niederrhein: 20,9 413 1 2 3 : : : : 22 93 103 155 : : : : : : 438 439 Gebietskörperschaft Einkommen je EW in Tsd. EUR Starnberg, Kreis Olpe, Kreis Hochtaunuskreis : : : : Rhein-Kreis Neuss Viersen, Kreis Mönchengladbach, Stadt Krefeld, Stadt : : : : : Weimar, Stadt Uecker-Randow, Kreis 29,9 26,9 26,7 : : : : 22,6 20,4 20,2 19,2 : : : : : : 13,8 13,7 * Unter den 413 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland Quelle: destatis Die Exportquote der Region Mittlerer Niederrhein beträgt über 50% und liegt damit deutlich über dem NRW-Durchschnitt von 43,4% und weit über dem Bundesdurchschnitt von 40%. Diese hohe Exportorientierung der regionalen Wirtschaft geht einher mit der Internationalität des Standortes. Laut einer aktuellen Studie sind 9,1% der Unternehmen am Mittleren Niederrhein in ausländischem Besitz.22 Ein Wert, der nur in wenigen Regionen in NordrheinWestfalen erreicht wird. In absoluten Zahlen heißt das, dass von ca. 78.790 Mitgliedsunternehmen der IHK Mittlerer Niederrhein 7.162 ausländisch geprägt sind. Das bedeutet, dass sich jedes elfte Unternehmen der Region in ausländischem Kapitalbesitz befindet. 3.3 Beschäftigungs- und Branchenstruktur Die Region Mittlerer Niederrhein ist stark mittelständisch geprägt. Von den rd. 78.000 Unternehmen in der Region beschäftigen nur knapp über 400 mehr als 100 Mitarbeiter. Die Schwerpunkte der Wirtschaft am Mittleren Niederrhein bilden dabei der Groß- und Einzelhandel, unternehmensnahe Dienstleister, Chemie, Maschinenbau, Metallerzeugung und -bearbeitung, Energieerzeugung, Logistik, Ernährungsgewerbe und die moderne Textilindustrie. Legt man die Wertschöpfung zugrunde, war die Wirtschaft der Region Mittlerer Niederrhein im Vergleich zum Landes- und Bundesdurchschnitt lange Zeit noch überproportional stark 21 Entnommen aus: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 22 Pressemitteilung IHK Mittlerer Niederrhein vom 5.5.2011 „Ausländische Unternehmen: Mittlerer Niederrhein belegt Spitzenplatz“ 11 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ industriell geprägt.23 Inzwischen hat sich die Wirtschaftsstruktur dem Verhältnis auf Landesebene nahezu angepasst. Der Trend, dass der industrielle Anteil an der Leistungserbringung einer modernen Volkswirtschaft zu Gunsten des Dienstleistungssektors an Bedeutung verliert, wird damit auch in der Region Mittlerer Niederrhein deutlich. Der Umbau zur Dienstleistungsregion und der strukturelle Aufholprozess konnte in den letzten Jahren forciert und erfolgreich gestaltet werden. So erwirtschaftet der Dienstleistungssektor in der Region fast 70 Prozent der Wertschöpfung. Im Vergleich zum Landes- und Bundesdurchschnitt leicht überrepräsentiert sind das Verarbeitende Gewerbe (24,2%), Handel, Gastgewerbe und Verkehr (18,4%) sowie die Finanz- und Unternehmensdienstleister (31%). Weniger stark tragen vor allem die Öffentlichen und Persönlichen Dienstleistungen mit 18,4% zur Wertschöpfung bei. Abbildung 4: Bedeutung und Entwicklung der Wirtschaftsabteilungen in der Region Mittlerer Niederrhein24 Diese Branchenstruktur entspricht im Wesentlichen der Struktur, wie sie sich auch im landes- und bundesdeutschen Durchschnitt wiederfindet. Hieraus lässt sich ableiten, dass in der Region erhebliche strukturelle Verschiebungen innerhalb der Wirtschaftszweige vorerst nicht mehr zu erwarten sind. Andererseits muss jedoch auch zukünftig damit gerechnet werden, dass der sekundäre Sektor (z.B. durch Produktivitätssteigerungen) ähnlich wie in anderen Regionen weiterhin einen zurückgehenden Beschäftigtenanteil zu verzeichnen hat. Dies würde den Wegfall weiterer Arbeitsplätze in diesem Sektor bedeuten, der ähnlich wie in der Vergangenheit durch ein Anwachsen der Beschäftigung im Dienstleistungsbereich kompensiert werden müsste. In der Region Mittlerer Niederrhein waren im Jahr 2008 554.500 Erwerbstätige (Arbeitsort) 23 Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen: Nordrhein-Westfalen: Raum für Wirtschaft. Fachbeitrag der Wirtschaft zum Landesentwicklungsplan NRW (LEP), Vereinigung der Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen, August 2009 24 Entnommen aus: ebenda 12 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ beschäftigt.25 Damit ist die Erwerbstätigenzahl der Region seit 1996 um 48.500 gestiegen, was einem Wachstum von 8,7% entspricht.26 Im gleichen Zeitraum ist das Erwerbstätigenwachstum auf Landesebene mit 10,2% und auf Bundesebene mit 7,4% ausgefallen. Abbildung 5: Entwicklung der Beschäftigungsstruktur der Region Mittlerer Niederrhein (in % der Erwerbstätigen), 1995-200827 100% = Tsd. Veränderung Nordrhein1995-2008 Westfalen in Tsd. 8.690 Deutschland 40.279 506,0 545,5 545,4 554,5 1,4 1,4 1,6 1,7 +2,2 1,5 2,1 36,0 30,3 25,8 24,8 -44,8 24,2 25,4 74,3 72,5 2008 2008 Landwirtschaft Produzierendes Gewerbe* +48,5 Dienstleistungen 62,6 68,3 1996 2000 72,6 73,6 2005 2008 +91,1 * Inklusive Baugewerbe Quelle: destatis Legt man die Zahl der Erwerbstätigen zugrunde, wird deutlich, dass der Strukturwandel in der Region zu deutlichen Verschiebungen geführt hat (s. Abbildung 5). Erhebliche Verluste der Erwerbstätigen im produzierenden Bereich zwischen 1996 und 2008 (-44.800 Beschäftigte) gehen einher mit einem deutlichen Aufbau im Dienstleistungssektor (+91.100 Beschäftigte) bei leichtem Wachstum der Erwerbstätigenzahl in der Landwirtschaft (+2.200). Die Erwerbstätigenstruktur im Jahr 2008 teilt sich demzufolge wie folgt auf die drei Wirtschaftssektoren auf: 73,6 % sind im Dienstleistungssektor tätig, 24,8 % im produzierenden Gewerbe, der Rest von 1,7 % in Land- und Forstwirtschaft. Damit unterscheidet sich die Beschäftigungsstruktur der Region zu der von Nordrhein-Westfalen und der von Deutschland nur unwesentlich. Die Erwerbstätigenquote insgesamt in der Region Mittlerer Niederrhein (Stand 2009) liegt mit 68,4% nur leicht unter dem Landesdurchschnitt der Erwerbstätigenquote in NRW von 69,0% (s. Tabelle 5). Hierbei sind jedoch große teilregionale Unterschiede festzustellen. So variiert die Erwerbstätigenquote innerhalb der Region vom niedrigsten Wert 64,7% in Mönchengladbach bis hin zum höchsten mit 71,5% im Kreis Viersen. Analog hierzu sind die Werte der Frauenerwerbstätigenquote in der Region ausgeprägt. Im Kreis Viersen ist die höchste Frauenerwerbstätigenquote mit 65,8% zu verzeichnen. In der Stadt 25 Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW Stand 31.12.2009 Vgl. zu den folgenden Ausführungen: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 27 Entnommen aus: ebenda 26 13 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Mönchengladbach hingegen findet sich mit 58,4% die niedrigste Frauenerwerbstätigenquote in der Region. Gesamtregional liegt die Frauenerwerbstätigenquote mit 61,6% nahezu im Landesdurchschnitt (61,7%). Tabelle 5: Erwerbstätigen- und Beschäftigungsquote28 NRW Regionen 8 Mittlerer Niederrhein Erwerbstätigenquote insgesamt (Stand: 2009) Frauenerwerbstätigenquote (Stand: 2009) Erwerbstätigenquote Migranten (Stand: 2009) Beschäftigungsquote insgesamt (Stand: 30.06.2010) 1 2 3 4 68,4 61,6 57,5 48,9 BeschäfBeschäftigungsTeilzeitquote Teilzeitquote tigungsquote quote insgesamt Frauen Frauen Ältere (Stand: (Stand: (Stand: (Stand: 30.06.2010) 30.06.2010) 30.06.2010) 30.06.2010) 5 6 43,7 43,5 7 18,2 8 34,2 UnterbeArbeitslosenschäftiquote gungsquote (Stand: (Stand: 31.03.2011) 31.03.2011) 9 10,6 8,5 4 Krefeld, Stadt 67,4 60,0 45,5 40,9 40,1 18,1 33,6 13,7 10,6 5 Mönchengladbach, Stadt 64,7 58,4 46,8 43,3 42,0 18,6 34,2 14,7 11,5 69,0 61,4 51,7 45,4 45,7 17,6 33,3 7,9 6,5 18,8 36,0 8,8 7,3 34,9 10,6 13 Rhein-Kreis Neuss 14 Kreis Viersen Nordrhein-Westfalen 71,5 65,8 49,2 43,9 44,1 69,0 61,7 48,9 43,8 43,6 18,7 Die Beschäftigungsquote, die im Gegensatz zur Erwerbstätigenquote nur den Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen (ohne Erwerbslose, Selbstständige oder Minijobber) einer bestimmten Altersgruppe an der Wohnbevölkerung desselben Alters abbildet, beschreibt die aktive Beteiligung der Bevölkerung am Erwerbsleben. In der Region Mittlerer Niederrhein liegt die Beschäftigungsquote bei insgesamt 48,9% (Stand 30.06.2010) und damit genau im Landesdurchschnitt. Auch bei der Beschäftigungsquote zeichnet sich jedoch bezogen auf die Gebietskörperschaften ein sehr heterogenes Bild ab. So liegt die höchste Beschäftigungsquote im Rhein-Kreis Neuss mit 51,7% weit über den Landesdurchschnitt (48,9%). Die Stadt Krefeld weist mit 45,5% die niedrigste Quote aus und hat damit im Bereich des Anteils der Erwerbstätigen an der Bevölkerung einen großen Nachholbedarf. Analog hierzu lassen sich bei den Beschäftigungsquoten der Älteren und der Frauen in der Region ähnliche Werte konstatieren. Die gesamtregionale Beschäftigungsquote der Älteren liegt mit 43,7% in etwa im Landesdurchschnitt (43,8%). Ähnlich verhält es sich mit der gesamtregionalen Beschäftigungsquote der Frauen, die mit 43,5% nur minimal unter dem Landesdurchschnitt von 43,6% liegt. Dieses Bild wird durch eine teilregionale Betrachtung jedoch stark getrübt. So liegt die Stadt Krefeld bei beiden Quoten weit unter dem Landesdurchschnitt (Ältere: 40,9%, Frauen: 40,1%). Lediglich der Rhein-Kreis Neuss kann jeweils eine hohe Beschäftigungsquote bei den Älteren mit 45,4% und bei den Frauen mit 45,7% aufweisen, die damit beide weit über dem Landesdurchschnitt liegen (43,8% bzw. 43,6%). In der Region Mittlerer Niederrhein arbeiten 376.287 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Stichtag 30.09.2010). Mit 259.154 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten macht der Dienstleistungsbereich den größten Anteil (ca. 68.9%) der 28 10 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf Statistik der BA, Mikrozensus und IT.NRW 14 8,5 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region aus. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken, hat jedoch in der jüngeren Vergangenheit wieder eine positive Entwicklung genommen (s. Tabelle 6). So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2006 (357.944) bis zum Stichtag 30.09.2010 um 5,1% gestiegen. Abbildung 6: Entwicklung der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2000 bis 2008 in der Region Mittlerer Niederrhein (2000=100)29 Im regionalen Entwicklungskonzept der Region Mittlerer Niederrhein wurden für die Jahre 2006 bis Anfang 2010 die Branchen mit den größten Verlusten und Gewinnen an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ermittelt.30 Demnach waren die Gebäudereinigung und Sicherheitsdienste (-5.500), Fahrzeugbau (-4.200) und die Elektrotechnik (-2.900) die größten Beschäftigungsverlierer. Die größten Beschäftigungszugewinne konnten das Sozialwesen (+4.500), die sonstigen Dienstleistungen/Handwerk (3.700) sowie das Recycling (+2.300) verzeichnen. Ein Branchenranking bezogen auf die Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter für das Jahr 2010 zeigt, dass unter den acht größten Branchen, die für ca. 50% der Beschäftigung stehen, mit der Metallerzeugung und bearbeitung sowie dem Baugewerbe nur zwei Branchen dem produzierenden Gewerbe zuzurechnen sind (s. Abbildung 7). Die fünf wichtigsten Branchen Anfang 2010 in der Region Mittlerer Niederrhein bezogen auf die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sind der Großhandel, der Einzelhandel, das Gesundheitswesen, Logistik bzw. Transport und Verkehr und das Sozialwesen. Dieses Ranking ähnelt dem anderer Regionen. Besonderheit ist die Stärke der Branche Logistik, die in dieser Form kaum eine andere Region aufzuweisen hat. Auf Platz sechs, sieben und acht sind die Branchen Öffentliche Verwaltung, Baugewerbe und Metallerzeugung und bearbeitung zu finden. Die Top acht Branchen stellen zusammen ca. 53% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (s. Abbildung 7). 29 Entnommen aus: Wachstumsbremse Fachkräftemangel – eine Analyse des Arbeitsmarktes Mittlerer Niederrhein, IHK Schriftenreihe - Ausgabe Nr. 127/2010, Juni 2010 30 Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 15 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftsbranchen am Arbeitsort in der Region Mittlerer Niederrhein (Stand: 30.09.2010)31 Mittlerer Niederrhein Krefeld Kreis Viersen Mönchengladbach Rhein-Kreis Neuss Land-, Forstwirtschaft, Fischerei 2.921 358 1.574 161 828 Produzierendes Gewerbe 114.159 27.706 25.828 22.472 38.153 Bergbau, Gewinn. v. Steinen u. Erden 1.895 ** 72 20 1.803 Verarbeitendes Gewerbe 84.622 23.075 19.119 16.727 25.701 Energie- u. Wasserversorgung 7.706 ** 1.428 1.344 4.934 Baugewerbe 18.680 3.375 5.209 4.381 5.715 Handel, Gastgewerbe u. Verkehr 104.836 20.008 22.019 20.930 41.879 Handel 76.389 15.154 16.853 15.201 29.181 Gastgewerbe 7.960 1.517 1.610 2.004 2.829 Verkehr- u. Nachrichtenübermittlung 20.487 3.337 3.556 3.725 9.869 Sonstige Dienstleistungen 154.318 34.199 30.561 41.283 48.275 Information und Kommunikation 7.626 1.985 1.477 1.215 2.949 Kreditinstitute u. Versicherungen 11.323 2.149 1.554 3.628 3.992 Grundstücks-/ Wohnungswesen 2.156 441 578 384 753 Freiberufl., wissenschaftliche und techn. Dienstleistungen; sonstige wirtschaftl. Dienstl. 42.895 10.123 6.888 12.761 13.123 öffentliche Verwaltung u.ä. 18.922 3.955 4.495 5.770 4.702 Öffentliche und private Dienstleistungen (ohne öffentl. Verwaltung) 71.366 15.546 15.569 17.495 22.756 Insgesamt 376.287 82.278 80.009 84.853 129.147 31 Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein, www.mittlerer-niederrhein.ihk.de, 27.07.2011 16 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 7: Ranking der Branchen der Region Mittlerer Niederrhein, 201032 Derzeit stellt sich die Erwerbstätigenstruktur in der Region wie folgt auf die drei Wirtschaftssektoren dar: Mit 69% arbeitet der Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region im Dienstleistungssektor, 30% im produzierenden Gewerbe und weniger als 1% in der Land- und Forstwirtschaft. Deutlich wird ein im Vergleich zum Land NRW immer noch überdurchschnittlicher Anteil des Produzierenden Gewerbes (s. Abbildung 8). Eine genauere Betrachtung der einzelnen Wirtschaftssektoren zeigt, dass die Mehrzahl aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region Mittlerer Niederrhein im Verarbeitenden Gewerbe (22,5%), im Handel (20,3%) und in den öffentlichen und privaten Dienstleistungen (ohne öffentlicher Dienst) (18,9%) tätig sind (s. Tabelle 7). Bezogen auf die einzelnen Gebietskörperschaften bestätigen sich die Schwerpunkte, auch wenn die jeweiligen Anteile etwas unterschiedlich ausfallen. In Krefeld beispielsweise finden sich 28% aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe wieder, im Kreis Viersen liegt der Anteil dieser Branche mit 23,9% ebenfalls über dem regionalen Durchschnitt. Demgegenüber weist im Rhein-Kreis Neuss der Handel die Mehrzahl der Beschäftigten auf, in Mönchengladbach der Dienstleistungsbereich. Auffällig ist, dass der Anteil des produzierenden Gewerbes in Mönchengladbach deutlich unter dem regionalen Durchschnitt liegt und ein entsprechend höherer Anteil an 32 Entnommen aus: Regionales Entwicklungskonzept (REK) für die Region Mittlerer Niederrhein – Stadt Krefeld, Stadt Mönchengladbach, Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen, 02.05.2011 17 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Beschäftigten im tertiären Sektor zu finden ist, während es sich in den nördlichen Gebietskörperschaften (Krefeld und Kreis Viersen) genau umgekehrt verhält. Weiterhin ist zu beobachten, dass der Kreis Viersen mehr als die Hälfte aller in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten aufweist. Abbildung 8: Wirtschaftliche Strukturen im IHK-Bezirk und in NRW33 Tabelle 7: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Region Mittlerer Niederrhein nach Branchenschwerpunkten34 … verarbeitendes Gewerbe Handel öffentliche und private Dienstleistungen … Gesamt Mittlerer Niederrhein Absolut in % in % Mönchengladbach absolut in % Rhein-Kreis Neuss absolut in % absolut in % absolut 84.622 22,5 23.075 28,0 19.119 23,9 16.727 19,7 25.701 19,9 76.389 20,3 15.154 18,4 16.853 21,1 15.201 17,9 29.181 22,6 71.366 18,9 15.546 18,9 15.569 19,5 17.495 20,6 22.756 17,6 376.287 100 82.278 100 80.009 100 84.853 100 129.147 100 Krefeld Kreis Viersen Obwohl der Handel und die privaten und öffentlichen Dienstleistungen (ohne öffentlicher Dienst) nach dem verarbeitenden Gewerbe die größten Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region Mittlerer Niederrhein aufweisen, 33 34 Entnommen: www.mittlerer-niederrhein.ihk.de Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein, www.mittlerer-niederrhein.ihk.de, 27.07.2011 18 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ liegen die vier Gebietskörperschaften im landesweiten Vergleich mit 68,6% Beschäftigungsanteilen im Dienstleistungssektor um 1,2 Prozentpunkte unter dem NRWDurchschnitt (s. Tabelle 8). Tabelle 8: Beschäftigungsentwicklung und -anteile35 NRW Regionen BeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäfBeschäftigungstigungs- tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil tigungsanteil entwicklung entwicklung unter 25 50 bis unter 55 Jahre und Dienstleiswissensohne HochaGeB 2000 - 2010 2009 - 2010 Jahre 55 Jahre älter tungssektor intensive Ausbildung qualifizierte Branchen Stand: Stand: 30.06.2010 jeweils 30.06 jeweils 30.06 1 2 3 30.06.2010 30.06.2010 30.06.2010 30.06.2010 30.06.2010 30.06.2010 30.06.2010 4 5 6 7 8 9 10 8 Mittlerer Niederrhein -4,3 0,6 10,4 13,3 14,6 68,6 35,2 15,1 8,4 14,4 4 Krefeld, Stadt -8,8 0,3 10,0 13,7 15,2 65,6 40,7 15,0 9,6 12,7 5 Mönchengladbach, Stadt -3,2 1,2 11,5 13,3 15,0 72,7 34,6 16,3 8,2 15,2 13 Rhein-Kreis Neuss -0,4 1,1 9,7 13,3 14,1 69,5 33,8 14,6 9,1 13,5 14 Kreis Viersen -6,7 -0,3 10,7 13,2 14,3 65,7 32,5 14,9 6,2 16,6 -1,5 0,9 10,7 12,7 14,0 69,8 38,1 15,6 10,1 14,4 Nordrhein-Westfalen Ähnlich verhält es sich im Bereich der wissensintensiven Branchen. Mit Ausnahme der Stadt Krefeld liegen die übrigen Gebietskörperschaften hier deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Daraus erklärt sich u.U., dass die Beschäftigungsanteile der Hochqualifizierten in der Region Mittlerer Niederrhein mit 8,4% im Landesvergleich (10,1%) ebenfalls entsprechend gering sind und dass, obwohl die Hochschule Niederrhein mit verschiedenen Studienrichtungen in Krefeld und Mönchengladbach angesiedelt ist. Hinsichtlich des Anteils der ausschließlich geringfügig Beschäftigten entspricht die Region mit 14,4% genau dem Landesdurchschnitt. Beim Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung liegt sie gesamtregional 0,5 Prozentpunkte unter dem NRW-weiten Durchschnitt. Auffällig ist jedoch auch hier, dass es bei dem Beschäftigungsanteil ohne Ausbildung große teilregionale Unterschiede gibt. So ist der Anteil in der Stadt Mönchengladbach mit 16,3% (absolut: 13.515 Personen) deutlich am höchsten, und im Rhein-Kreis Neuss mit 14,6% (absolut: 18.500 Personen) am niedrigsten (s. Tabelle 8). Während die Region Mittlerer Niederrhein bezüglich der Beschäftigungsanteile der unter 25-Jährigen (10,4%) in etwa dem Landesdurchschnitt (10,7%) entspricht, liegt sie sowohl bei den 50 bis unter 55-Jährigen (13,3%) als auch bei den 55-Jährigen und älter (14,6%) etwas darüber (NRW 12,7% bzw. 14,0%). Insbesondere die Stadt Krefeld weist einen hohen Anteil an Beschäftigten mit 55 Jahren und älter auf (15,2%). 35 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf IT.NRW 19 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Bezogen auf alle Personen 55 Jahre und älter haben folgende fünf Branchen in der Region den größten Beschäftigtenanteil: 1) 9,4% Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 2) 7,0% Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) 3) 6,7% Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung 4) 5,9% Gesundheitswesen inkl. Veterinärwesen 5) 5,6% Maschinenbau Diese Branchen nehmen in den einzelnen Gebietskörperschaften nicht immer die ersten fünf Ränge ein. In Krefeld beispielsweise besetzen die Metallerzeugung und –verarbeitung sowie die Herstellung von chemischen Erzeugnissen die Plätze vier und fünf. Im Rhein-Kreis Neuss ist die Branche „Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen, Lagerei und sonstige Dienstleistungen für den Verkehr“ mit einem Anteil von 7 Prozent ein wichtiger Arbeitgeber für Beschäftigte 55 Jahre und älter, im Kreis Viersen finden 4,9% dieser Altersgruppe eine Beschäftigung in Heimen (ohne Erholungs- und Ferienheime). Da davon auszugehen ist, dass die Beschäftigtengruppe „55 Jahre und älter“ in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus dem Arbeitsleben ausscheiden werden, lohnt ein Blick auf die Beschäftigungsprognosen vor allem derjenigen Branchen, die einen hohen Anteil an älteren Beschäftigten aufweisen, um die Höhe eines zusätzlichen Ersatzbedarfes genauer prognostizieren zu können. Basierend auf den Jahresdurchschnittswerten 2008 der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde die Beschäftigungsentwicklung bis Ende 2011 durch die Agentur für Arbeit abgeschätzt. Zweimal im Jahr wird eine Überprüfung der Brancheneinschätzung vorgenommen, die vorliegenden Werte beruhen auf der Brancheneinschätzung von Dezember 2010. Tabelle 9: Beschäftigungsprognosen ausgewählter Wirtschaftsbranchen36 Beschäftigungsprognose in % Mittlerer Niederrhein Großhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen) Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung Gesundheitswesen inkl. Veterinärwesen Maschinenbau Metallerzeugung und –verarbeitung Herstellung von chemischen Erzeugnissen Landverkehr, Transport in Rohrfernleitungen, Lagerei u. sonst. Dienstleist. f. d. Verkehr Heime (ohne Erholungs- und Ferienheime) 36 Agenturbezirk Mönchengladbach Agenturbezirk Krefeld -1,3 0,0 -3,0 2,5 2,5 2,5 1,1 0,0 2,5 10,0 -6,0 -9,0 10,0 -6,0 -12,0 10,0 -6,0 -6,0 -1,0 -3,0 0,0 0,0 0,0 0,0 10,0 10,0 10,0 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf Arbeitsmarktmonitor der BA – Branchenbewertung 20 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Es wird deutlich, dass nicht zuletzt aufgrund der Überalterung der Bevölkerung, insbesondere im Bereich des Gesundheitswesens und der Heime in der Region Mittlerer Niederrhein von einem starken Wachstum der Beschäftigung (Prognose jeweils +10,0%) auszugehen ist (s. Tabelle 9). Da wie oben dargestellt in diesen beiden Branchen ein hoher Anteil an älteren Beschäftigten in der Region zu finden ist, wird das zukünftige Ausscheiden dieser Mitarbeiter und das gleichzeitig prognostizierte Beschäftigungswachstum zu einem erhöhten Personalersatzbedarf in diesen Branchen führen. Gleiches gilt für die Einzelhandelsbranche, in der 7% aller Beschäftigten 55 Jahre und älter sind, und der öffentlichen Verwaltung mit 6,7% der Beschäftigten der genannten Altersgruppe. Auch hier zeigen die Prognosen ebenfalls eine positive Beschäftigungsentwicklung, so dass es vor dem Hintergrund eines hohen Anteils älterer Beschäftigter zu einer verschärften Situation bei der Personalgewinnung kommen wird. Demgegenüber müssen der Maschinenbau (-6,0%) sowie die Metallerzeugung und – verarbeitung (-9,0%) die größten prognostizierten Beschäftigungsverluste hinnehmen. In der Großhandelsbranche als größter Arbeitgeber für Personen 55 Jahre und älter in der Region Mittlerer Niederrhein wird ebenfalls ein Beschäftigungsrückgang von -1,3% prognostiziert. Um die Erwerbsbeteiligung in der Region Mittlerer Niederrhein in weiteren Facetten zu beschreiben, sollen abschließend die unterschiedlichen Arbeitszeiten von Frauen und Männern mit in die Betrachtung einbezogen werden, um so ein differenzierteres Bild zu erhalten. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat der Anteil der Frauen an den Beschäftigten seit 1991 um 5,7 Prozentpunkte zugenommen.37 Deutschlandweit waren damit im Jahr 2010 die Hälfte aller Beschäftigten weiblich. Demgegenüber stieg ihr Anteil am Arbeitsvolumen im gleichen Zeitraum um 4,5 Prozentpunkte und lag 2010 bei nur 43%. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die Zunahme der Frauenerwerbstätigkeit auf die Teilzeitarbeit einschließlich der geringfügigen Beschäftigung beschränkte. D.h. ein etwas höheres Arbeitsvolumen wird derzeit von deutlich mehr Arbeitnehmerinnen als früher erbracht. Vor dem Hintergrund einer sich zukünftig verschärfenden Fachkräftesituation ist eine Untersuchung der Arbeitszeitwünsche von Beschäftigten sehr wichtig, die zeigt, dass vor allem bei teilzeitbeschäftigten Frauen noch ein beachtliches Arbeitszeitpotenzial besteht. Demnach würden fast die Hälfte der regulär teilzeitbeschäftigten Frauen und zwei Drittel der Mini-Jobberinnen die vereinbarte Arbeitszeit gerne deutlich ausweiten. Würden diese Ausweitungen realisiert, läge rein rechnerisch die Wochenarbeitszeit der Frauen mit durchschnittlich 32 Stunden um 2,5 Stunden höher als bisher (s. Tabelle 10).38 Diese Ergebnisse zeigen, dass die Aufstockung von Teilzeitkontingenten vor dem Hintergrund der demografisch bedingten Verringerung der Zahl der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren und der damit einhergehenden Abnahme des Arbeitskräfteangebots auch in der Region Mittlerer Niederrhein zu einer gewissen Kompensation beitragen könnte, um drohenden Engpässen bei Fachkräften zu begegnen. 37 38 Vgl. zu den folgenden Ausführungen IAB-Kurzbericht 9/2011 Vgl. ebenda 21 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die Teilzeitquote in der Region Mittlerer Niederrhein liegt bei insgesamt 18,2% und damit nur geringfügig unter dem Landesdurchschnitt von 18,7% (Stand 30.6.2010).39 Die Teilzeitquote bei Frauen liegt mit 34,2% ebenfalls etwas unter dem NRW-Durchschnitt (34,9%). Am stärksten ausgeprägt ist die Teilzeitquote der Frauen im Kreis Viersen mit 36,0%. Den geringsten Anteil an teilzeitbeschäftigten Frauen findet sich im Rhein-Kreis Neuss mit 33,3%. Tabelle 10: Arbeitszeitwünsche von Frauen und Männern 2009 nach Erwerbsform40 In absoluten Zahlen betrachtet, hat sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in der Region Mittlerer Niederrhein von Dezember 2009 mit 64.553 bis Dezember 2010 auf 66.821 (+2268) erhöht.41 Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten in der Region von 79.960 auf 79.666 (-294) verringert. 39 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf Statistik der BA, Mikrozensus und IT.NRW entnommen ebenda 41 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt in Zahlen, Sozialversicherungspflichtig (SvB) und geringfügig entlohnte Beschäftigte (geB), Nürnberg Stichtag 31.12.2010 40 22 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Zusammenfassung relevanter Faktoren der regionalen Ausgangslage, die im Rahmen der Aktivitäten zur Fachkräftesicherung in der Region eine besondere Rolle und einen spezifischen Handlungsbedarf begründen und in die konzeptionellen Schwerpunktsetzungen einfließen: Der bis zum Jahr 2015 prognostizierte Einwohnerrückgang in der Region Mittlerer Niederrhein liegt mit einem negativem Saldo von -1,0% doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt Die prognostizierte Entwicklung des Erwerbspersonenpotentials in der Region Mittlerer Niederrhein zeigt eine erhebliche Reduzierung der erwerbsfähigen Bevölkerung bis zum Jahr 2020 auf 781.626 Personen, das bedeutet ein Minus von 3,3%. Den höchsten prognostizierten Verlust von Personen im erwerbsfähigen Alter hat die Stadt Krefeld mit -4,2% bis zum Jahr 2020 zu verkraften Die Exportquote der Region Mittlerer Niederrhein beträgt über 50 % und liegt damit deutlich über dem NRW-Durchschnitt von 43,4% → hohe Exportabhängigkeit 9,1% der Unternehmen am Mittleren Niederrhein in ausländischem Besitz Die Region Mittlerer Niederrhein ist stark mittelständisch geprägt. Von den rd. 78.000 Unternehmen in der Region beschäftigen nur knapp über 400 mehr als 100 Mitarbeiter Die Erwerbstätigenquote insgesamt weist in der Region Mittlerer Niederrhein große teilregionale Unterschiede auf. So variiert die Erwerbstätigenquote innerhalb der Region vom niedrigsten Wert 64,7% in Mönchengladbach bis hin zum höchsten mit 71,5% im Kreis Viersen (NRW 69%) Im Kreis Viersen ist die höchste Frauenerwerbstätigenquote mit 65,8% zu verzeichnen. In der Stadt Mönchengladbach hingegen findet sich mit 58,4% die niedrigste Frauenerwerbstätigenquote in der Region. Gesamtregional liegt die Frauenerwerbstätigenquote mit 61,6 % nahezu im Landesdurchschnitt (NRW 61,7%) Die Beschäftigungsquote in der Region liegt bei insgesamt 48,9% und damit genau im Landesdurchschnitt. Die höchste Beschäftigungsquote liegt im Rhein-Kreis Neuss mit 51,7% weit über den Landesdurchschnitt (48,9%). Die Stadt Krefeld weist mit 45,5% die niedrigste Quote aus und hat damit im Bereich des Anteils der Erwerbstätigen an der Bevölkerung einen großen Nachholbedarf Die gesamtregionale Beschäftigungsquote der Älteren liegt mit 43,7% in etwa im Landesdurchschnitt (43,8%). Ähnlich verhält es sich mit der gesamtregionalen Beschäftigungsquote der Frauen, die mit 43,5% nur minimal unter dem Landesdurchschnitt von 43,6% liegt. Die Stadt Krefeld liegt bei beiden Quoten weit unter dem Landesdurchschnitt (Ältere: 40,9%, Frauen: 40,1%). Lediglich der Rhein-Kreis Neuss kann jeweils eine hohe Beschäftigungsquote bei den Älteren mit 45,4% und bei den Frauen mit 45,7% aufweisen, die damit beide weit über dem Landesdurchschnitt liegen (43,8 bzw. 43,6%) Die Region liegt im landesweiten Vergleich mit 68,6% Beschäftigungsanteilen im Dienstleistungssektor um 1,2 Prozentpunkte unter dem NRW-Durchschnitt Mit Ausnahme der Stadt Krefeld liegen die übrigen drei Gebietskörperschaften bei den Beschäftigungsanteilen im Bereich der wissensintensiven Branchen deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Daraus erklärt sich u.U., dass die Beschäftigungsanteile der Hochqualifizierten in der Region Mittlerer Niederrhein mit 8,4% im Landesvergleich (10,1%) ebenfalls entsprechend gering sind. 23 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Beim Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung liegt die Region gesamtregional 0,5 Prozentpunkte unter dem NRW-weiten Durchschnitt (NRW 15,6%). Auch hier gibt es große teilregionale Unterschiedet. So ist der Anteil in der Stadt Mönchengladbach mit 16,3% (absolut: 13.515 Personen) deutlich am höchsten, und im Rhein-Kreis Neuss mit 14,6% (absolut: 18.500 Personen) am niedrigsten Im Bereich des Gesundheitswesens und der Heime ist in der Region Mittlerer Niederrhein von einem starken Wachstum der Beschäftigung (Prognose jeweils +10,0%) auszugehen. In beiden Branchen ist ein hoher Anteil an älteren Beschäftigten in der Region zu finden. Das zukünftige Ausscheiden dieser Mitarbeiter und das gleichzeitig prognostizierte Beschäftigungswachstum wird zu einem erhöhten Personalersatzbedarf in diesen Branchen führen. Gleiches gilt für die Einzelhandelsbranche, in der 7% aller Beschäftigten 55 Jahre und älter sind, und der öffentlichen Verwaltung mit 6,7% der Beschäftigten der genannten Altersgruppe. Auch hier zeigen die Prognosen ebenfalls eine positive Beschäftigungsentwicklung, so dass es vor dem Hintergrund eines hohen Anteils älterer Beschäftigter zu einer verschärften Situation bei der Personalgewinnung kommen wird Die Aufstockung von Teilzeitkontingenten kann vor dem Hintergrund der demografisch bedingten Verringerung der Zahl der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren und der damit einhergehenden Abnahme des Arbeitskräfteangebots in der Region Mittlerer Niederrhein zu einer gewissen Kompensation beitragen, um drohenden Engpässen bei Fachkräften zu begegnen 24 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 4 REGIONALER ARBEITSMARKT UND STRUKTUR DER ARBEITSLOSIGKEIT Nach der Darstellung der wirtschaftlichen und strukturpolitischen Entwicklung und deren Auswirkungen auf die derzeitige und zukünftige Fachkräftesituation, werden nachfolgend Indikatoren des regionalen Arbeitsmarktes sowie die Struktur der Arbeitslosigkeit in der Region aufgezeigt. Die aufgeführten Indikatoren geben u.a. einen ersten Einblick von den aktuell zusätzlich verfügbaren Fachkräftepotenzialen in der Region Mittlerer Niederrhein. 4.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit Im Juli 2011 waren im Agenturbezirk Mönchengladbach (Stadt Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss) 29.183 Personen arbeitslos gemeldet. Die Zahl der Arbeitslosen sank gegenüber dem Vorjahresmonat um 1.109 Personen bzw. um 3,7%. Im Agenturbezirk Krefeld (Stadt Krefeld und Kreis Viersen) lebten im gleichen Berichtsmonat 22.943 arbeitslos gemeldete Personen. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Zahl der Arbeitslosen um 312 Personen (+1,4%), gegenüber Juli 2010 sank sie jedoch um 1.298 Personen oder 5,4%.42 Die Arbeitslosenquote im Agenturbezirk Mönchengladbach lag im Juli 2011 bei 8,2%, gegenüber dem Vorjahr ist sie um 0,3% gesunken. Im Agenturbezirk Krefeld ist die Arbeitslosenquote von Juli 2010 (9,1%) bis Juli 2011 (8,6%) um 0,5% gesunken. In Nordrhein-Westfalen lag die Arbeitslosenquote im Juli 2011 bei 8,1%.43 Auf die vier Gebietskörperschaften der Region heruntergebrochen, stellt sich die Höhe und Entwicklung der Arbeitslosenquote jedoch sehr unterschiedlich dar. Während die Städte Krefeld und Mönchengladbach schon seit geraumer Zeit zwischen 2,6 und 3,3 Prozentpunkte über der Quote des Landes liegen, bewegen sich die Quoten der Kreise deutlich unter dem Landesdurchschnitt (Stadt Mönchengladbach 11,3%, Stadt Krefeld 10,6%, Kreis Viersen 6,9%, Rhein-Kreis Neuss 6,2%, NRW 8,0%; Stand 30.06.2011). Auch bei der Veränderung der Arbeitslosenquoten gibt es teilregional unterschiedlich große Erfolge. So konnte die Stadt Krefeld mit -0,9% die größte Reduzierung der Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Region erreichen (Rhein-Kreis Neuss -0,4%, Stadt Mönchengladbach -0,4%, Kreis Viersen -0,3%, NRW -0,6%; Stand 30.06.2011). Die Abnahme der Arbeitslosenquote lag damit im Zeitraum von 30.6.2010 bis zum 30.6.2011 in drei von vier Gebietskörperschaften der Region unter dem Landesdurchschnitt. Eine genauere Betrachtung der besonderen Zielgruppen des Arbeitsmarktes zeigt, dass sich die Situation der älteren Arbeitslosen (50 Jahre und älter) im Zuge der konjunkturellen Erholung nicht entscheidend verbessert hat. In der Region Mittlerer Niederrhein liegt der Anteil älterer Arbeitsloser an allen Arbeitslosen bei 29,7% und damit über dem Landesdurchschnitt von 28,9%.44 Im Vergleich zum Vorjahresmonat nahm die Zahl der arbeitslosen Personen über 50 Jahre in der Region jedoch um 2,5% ab. Mitte 2010 waren 15.558 Personen älter als 50 Jahre arbeitslos gemeldet, in der Jahresmitte 2011 waren es 42 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld ebenda 44 Arbeitsmarktreport NRW, 2. Quartalsbericht Juni 2011, Herausgeber MAIS NRW 43 25 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ noch 15.173 Personen (-2,5%). Der höchste teilregionale Anteil von älteren Arbeitslosen an allen Arbeitslosen ist mit 31,5% im Kreis Viersen zu finden. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte Ende Juni 2011 im Kreis Viersen mit -4,5% die größte Reduzierung der arbeitslosen Personen über 50 Jahre registriert werden. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen hat sich in den beiden Arbeitsagenturbezirken im Vergleich zum Vorjahr verringert. Sowohl im Bezirk der Arbeitsagentur Mönchengladbach (6,0%) als auch im Agenturbezirk Krefeld (-6,4%) ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen von Juli 2010 bis Juli 2011 gesunken.45 Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in der Region Mittlerer Niederrhein liegt Mitte 2011 bei 4.619 und entspricht einer Quote von 9,0% von allen arbeitslos gemeldeten Personen. Damit liegt die Region exakt im landesweiten Durchschnitt. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist die Jugendarbeitslosigkeit am Mittleren Niederrhein um 4,7% gesunken, NRW-weit jedoch sogar um 11,9%.46 Tabelle 11: Arbeitslose unter 25 Jahre47 Region Arbeitslose insgesamt 30.06.2011 Arbeitslose unter 25 Jahre 30.06.2011 Arbeitslose unter 25 Jahre in % von allen Arbeitslosen Hellweg-Hochsauerland 17.034 1.455 8,5 Mittleres Ruhrgebiet 34.619 2.896 8,4 Westfälisches Ruhrgebiet 64.001 5.265 8,2 Märkische Region 29.909 2.236 7,5 Siegen-Wittgenstein/ Olpe 11.091 1.094 9,9 Ostwestfalen-Lippe 67.194 6.344 9,4 Bergisches Städtedreieck 30.079 2.900 9,6 Mittlerer Niederrhein 51.142 4.619 9,0 Düsseldorf/ Kreis Mettmann 43.855 2.637 6,0 MEO 52.982 4.476 8,4 Niederrhein 56.922 5.481 9,6 Region Aachen 51.055 5.387 10,6 Bonn/ Rhein-Sieg 25.799 2.585 10,0 Region Köln 91.215 8.028 8,8 Emscher-Lippe-Region 55.909 5.706 10,2 Münsterland 37.922 3.676 9,7 720.719 64.785 9,0 NRW 45 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld ebenda 47 ebenda 46 26 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die Jugendarbeitslosigkeit ist zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in der Region unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit 10,5% der Arbeitslosen unter 25 Jahren hat die Stadt Mönchengladbach den höchsten Anteil in der Region (absolut: 1.535; Stand: 30.6.2011). Auch im Kreis Viersen liegen die Werte der Jugendarbeitslosigkeit mit 9,7% über dem Landesdurchschnitt von 9,0% (absolut: 1.029). In der Stadt Krefeld und im Rhein-Kreis Neuss bewegen sich die Werte mit 7,7% (920) und 8,2% (1.135) zum Teil deutlich unter den landesweiten Zahlen. Tabelle 12: Veränderung der Jugendarbeitslosigkeit48 Region Arbeitslose unter 25 Jahre 30.06. 2011 Arbeitslose unter 25 Jahre 31.03. 2011 absolut in % Arbeitslose unter 25 Jahre 30.06. 2010 Veränderung gegenüber Vorquartalsende (31.03.2011) Veränderung gegenüber Vorjahresmonat (30.06.2010) absolut In % Hellweg-Hochsauerland 1.455 1.764 -309 -17,5 1.886 -431 -22,9 Mittleres Ruhrgebiet 2.896 2.908 -12 -0,4 3.156 -260 -8,2 Westfälisches Ruhrgebiet 5.265 6.034 -769 -12,7 6.142 -877 -14,3 Märkische Region 2.236 2.573 -337 -13,1 3.106 -870 -28,0 Siegen-Wittgenstein/ Olpe 1.094 1.460 -366 -25,1 1.656 -562 -33,9 Ostwestfalen-Lippe 6.344 7.437 -1.093 -14,7 8.182 -1.838 -22,5 Bergisches Städtedreieck 2.900 3.184 -284 -8,9 3.414 -514 -15,1 Mittlerer Niederrhein 4.619 5.035 -416 -8,3 4.849 -230 -4,7 Düsseldorf/ Kreis Mettmann 2.637 2.989 -352 -11,8 3.092 -455 -14,7 MEO 4.476 4.574 -98 -2,1 4.541 -65 -1,4 Niederrhein 5.481 5.925 -444 -7,5 5.663 -182 -3,2 Region Aachen 5.387 5.898 -511 -8,7 5.622 -235 -4,2 Bonn/ Rhein-Sieg 2.585 2.940 -355 -12,1 2.795 -210 -7,5 Region Köln 8.028 8.762 -734 -8,4 9.229 -1.201 -13,0 Emscher-Lippe-Region 5.706 6.175 -469 -7,6 5.895 -189 -3,2 Münsterland 3.676 4.216 -540 -12,8 4.307 -631 14,7 64.785 71.874 -7.089 -9,9 73.534 -8.749 -11,9 NRW Bei den Frauen hat die Arbeitslosigkeit von Juli 2010 bis Juli 2011 ebenfalls abgenommen. In absoluten Zahlen betrachtet waren in der Region Mittlerer Niederrhein Mitte 2011 24.591 (47,2% der Arbeitslosen) Frauen arbeitslos gemeldet.49 Teilregional ist in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten bei der Reduzierung der Frauenarbeitslosigkeit folgende Entwicklung gegenüber dem Vorjahr festzustellen: -2,9% in Krefeld, -2,0% in Mönchengladbach, -2,9% im Rhein-Kreis Neuss und -1,2% im Kreis Viersen. In NordrheinWestfalen ist die Frauenarbeitslosigkeit im Vergleichszeitraum um 4,1% gesunken, so dass die Region im landesweiten Vergleich einen großen Aufholbedarf aufweist.50 Mit 47,0% bzw. 48 ebenda ebenda 50 Arbeitsmarktreport NRW, 2. Quartalsbericht Juni 2011, Herausgeber MAIS NRW 49 27 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 47,7% an den Arbeitslosen weisen der Rhein-Kreis Neuss und der Kreis Viersen den höchsten Anteil arbeitsloser Frauen in der Region aus und liegen damit über den Werten, die mit 46,8% durchschnittlich in Nordrhein-Westfalen zu finden sind (Stand 30.6.2011). Eine weitere zu betrachtende Gruppe auf dem Arbeitsmarkt sind die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. In der Region Mittlerer Niederrhein waren im Juli 2011 9.652 Ausländer arbeitslos gemeldet. Rund 60% dieser Personen leben im Agenturbezirk Mönchengladbach. Ein Blick auf die einzelnen Rechtskreise zeigt, dass der Großteil der arbeitslosen Ausländer dem Rechtskreis SGB II zuzuordnen ist (Agenturbezirk Krefeld: 80,8%, Agenturbezirk Mönchengladbach: 84,7%). Der Anteil der arbeitslos gemeldeten Ausländer an allen Arbeitslosen ist in beiden Agenturbezirken in etwa gleich (Agenturbezirk Krefeld: 17,0%, Agenturbezirk Mönchengladbach: 19,7%).51 Rund 6,5% aller Arbeitslosen in der Region waren im Juli 2011 schwerbehindert (absolut: 3.413). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl im Agenturbezirk Krefeld um 104 Personen (+7,3%) und im Agenturbezirk Mönchengladbach um 178 Personen (+10,4%) gestiegen.52 Die in der jüngeren Vergangenheit erfolgte wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung lässt sich anhand der Zugänge an Arbeitslosen aus Erwerbstätigkeit ablesen. Eine genauere Betrachtung der Arbeitslosen-Zugänge aus Erwerbstätigkeit zeigt mit Ausnahme für die Stadt Krefeld eine positive Entwicklung. Im Rhein-Kreis Neuss ist ein Rückgang von -13,7% gegenüber dem Vorjahresmonat zu verbuchen (Stand: 30.06.2011), im Kreis Viersen ein Rückgang von -8,1% und in Mönchengladbach sind die Arbeitslosen-Zugänge um -4,1% gesunken. Lediglich in der Stadt Krefeld hat im Vergleich zum Vorjahr keine positive Veränderung stattgefunden (+0,1%).53 Gesamtregional sind die Arbeitslosen-Zugänge aus Erwerbstätigkeit vor dem Hintergrund dieser Werte um -7,3% im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen (NRW -5,7%). 4.2 Weitere Indikatoren zur Trendabschätzung auf dem Arbeitsmarkt Das sich die bisherigen und auch zukünftigen Auswirkungen des Fachkräftemangels in den nordrhein-westfälischen Regionen unterschiedlich darstellen, liegt in erster Linie an der jeweils in den Regionen vorzufindenden differenten Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass bei der Entwicklung einer Strategie für den Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen vor allem die spezifisch regionalen Problemlagen ausreichend Berücksichtigung finden. Genau hier liegt seit vielen Jahren der Ansatzpunkt der regionalisierten nordrhein-westfälischen Arbeitspolitik. Zur Beschreibung der regionalen Situation auf dem Arbeitsmarkt werden nachfolgend noch einige zentrale Kennziffern skizziert, die z.T. als Indikatoren für eine aktuelle Lage bzw. für einen Trend auf dem regionalen Arbeitsmarkt interpretiert werden können. 51 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld ebenda 53 Arbeitsmarktreport NRW, 2. Quartalsbericht Juni 2011, Herausgeber MAIS NRW 52 28 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Wie bereits oben dargestellt, hat sich die Arbeitslosigkeit in der Region Mittlerer Niederrhein im Vorjahresvergleich ähnlich dem Landesdurchschnitt entwickelt und lag Ende Juni 2011 bei 8,2 % (NRW 8,0%). Allerdings zeigt sich, dass diese Entwicklung bezogen auf die Teilregionen sehr heterogen verlaufen ist. So lag die Arbeitslosigkeit in der Stadt Krefeld mit 10,6 % und in der Stadt Mönchengladbach mit 11,3% deutlich über dem Landesdurchschnitt. In den beiden Kreisen (Kreis Viersen: 6,9%, Rhein-Kreis Neuss: 6,2%) lag sie deutlich unter dem NRW-weiten Durchschnitt. Ein ähnlich heterogenes Bild der Region zeichnet sich bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II ab. Während der Agenturbezirk Krefeld im Vergleich zum Vorjahrjahresmonat hier eine Abnahme der Arbeitslosen von -3,3% verzeichnen kann, muss der Agenturbezirk Mönchengladbach einen Anstieg von 0,3% verbuchen. Auf die gesamte Region Mittlerer Niederrhein bezogen liegt die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat im Rechtskreis des SGB II mit einem Rückgang -1,2% erheblich unter dem Landesdurchschnitt von -3,3%. Tabelle 13: Arbeitslose nach Rechtskreisen (Stand: Juli 2011)54 SGB III Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in % SGB II Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in % Gesamt Agenturbezirk Mönchengladbach 7.361 -13,8 21.822 +0,3 29.183 Agenturbezirk Krefeld 6.966 -9,8 15.977 -3,3 22.943 Mittlerer Niederrhein 14.327 -11,9 37.799 -1,2 52.126 NRW 185.052 -17,2 543.960 -3,3 729.012 Eine wichtige Kennziffer zur detaillierteren Beurteilung der Situation auf dem Arbeitsmarkt ist die Darstellung der Unterbeschäftigung.55 Insgesamt ist die Unterbeschäftigung in der Region Mittlerer Niederrhein im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Mit -9,2% im Agenturbezirk Krefeld und -10,4% im Agenturbezirk Mönchengladbach konnte die Unterbeschäftigung (ohne Kurzarbeit) prozentual stärker reduziert werden als die registrierte Arbeitslosigkeit.56 Dies kann als Beleg dafür angesehen werden, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht auf eine Ausweitung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zurück zu führen ist. Die Unterbeschäftigungsquote lag mit Stand 31.3.2011 in der Region Mittlerer Niederrhein bei 10,6% und damit exakt im Landesdurchschnitt.57 Allerdings lassen sich auch hier für die einzelnen Gebietskörperschaften in der Region zum Teil erheblich 54 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld Unterbeschäftigung: Zahl der Arbeitslosen im weiteren Sinne plus Zahl der Personen, die an bestimmten entlastend wirkenden arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen oder zeitweise arbeitsunfähig sind und deshalb die Kriterien des §16 Abs. 1 SGBIII (Beschäftigungslosigkeit, Verfügbarkeit und Arbeitssuche) nicht erfüllen. Hinzu kommt Zahl der Personen in weiteren arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die fern vom Arbeitslosenstatus sind und ihr Beschäftigungsproblem individuell schon weitgehend gelöst haben (z.B. Personen in geförderter Selbstständigkeit und Altersteilzeit); sie stehen für Personen, die ohne diese arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen arbeitslos wären. 56 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld 57 Quelle: Regionales Datenset der G.I.B. Mai 2011 basierend auf Statistik der BA, Mikrozensus und IT.NRW 55 29 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ unterschiedliche Ausprägungen der Unterbeschäftigung feststellen. In der Stadt Mönchengladbach lag die Unterbeschäftigungsquote Ende März 2011 bei 14,7% und damit erheblich über dem Landesdurchschnitt. Auch in der Stadt Krefeld mit 13,7% war die Unterbeschäftigungsquote ähnlich stark ausgeprägt. Wohingegen in den beiden Kreisen der Region die Nutzung von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zur Reduzierung der Arbeitslosigkeit mit 7,9% (Rhein-Kreis Neuss) bzw. 8,8% (Kreis Viersen) Unterbeschäftigungsquote weitaus weniger hoch war. Eine weitere Bezugsgröße zur Charakterisierung der aktuellen Arbeitsmarktsituation ist das Entlassungsrisiko. Es wird gemessen aus den Zugängen in Arbeitslosigkeit aus Erwerbstätigkeit in Prozent am Stand der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. In allen Gebietskörperschaften am Mittleren Niederrhein liegt das Entlassungsrisiko über dem Landesdurchschnitt von 0,81% (Stand: 30.06.2011).58 In der Region verzeichnet die Stadt Mönchengladbach das höchste Entlassungsrisiko. Ein deutlich geringeres Entlassungsrisiko gibt es dagegen im Rhein-Kreis Neuss mit 0,84% und in der Stadt Krefeld mit 0,86%. Tabelle 14: Entlassungsrisiko59 Entlassun gs-risiko 30.06.11 AloZugänge aus Erwerbstä tigkeit SVEntlassun Beschäf- gs-risiko tigte 30.06.2010 30.06.10 30.06.11 AloZugänge aus Erwerbstä tigkeit SVVeränderu Beschäfngen tigte gegenüber 30.06.2010 Vorjahres monat 30.06.10 Krefeld 0,86 693 80.786 0,86 691 80.786 0,00 Mönchengladbach 1,16 958 82.909 1,20 999 82.909 -0,05 Rhein-Kreis Neuss 0,84 1.065 126.465 0,98 1.234 126.465 -0,13 Kreis Viersen 0,96 751 78.342 1,04 817 78.342 -0,08 NRW 0,81 47.197 5.820.035 0,86 50.031 5.820.035 -0,05 Der Zugang an gemeldeten ungeförderten Stellen spiegelt die aktuelle Arbeitskraftnachfrage der Privatwirtschaft wider. Die Relation von Arbeitslosen zu gemeldeten Stellen kann demzufolge erste Hinweise darauf geben, wie das Bewerberangebot für eine offene Stelle derzeit aussieht und inwiefern Arbeitskräfteengpässe zu erwarten sind.60 Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die Zahl der gemeldeten Stellen als Indikator für die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen aus zwei Gründen nur eingeschränkt verwendbar ist. Zum einen werden seit 2005 auch die so genannten Stellen für Arbeitsgelegenheiten (z.B. ABM-Maßnahmen, Ein-Euro-Jobs und ähnliche) zu den gemeldeten Stellen hinzugerechnet. Zum anderen werden nur ca. 40 Prozent der offenen Stellen auch tatsächlich von den Unternehmen an die Arbeitsagenturen gemeldet, wobei die Meldebereitschaft mit zunehmenden Qualifikationsanforderungen sinkt. Im Juli 2011 standen den insgesamt 52.126 arbeitslos gemeldeten Personen in der Region Mittlerer Niederrhein 5.767 gemeldete Arbeitsstellen gegenüber. Damit kamen auf eine 58 Arbeitsmarktreport NRW, 2. Quartalsbericht Juni 2011, Herausgeber MAIS NRW ebenda 60 vgl. ebenda 59 30 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ gemeldete Stelle rd. 9 arbeitslos gemeldete Personen.61 Im NRW-Durchschnitt kamen demgegenüber 7 arbeitslos gemeldete Personen auf eine ungeförderte Stelle (Ende Juni 2011). Bezogen auf die ganze Region nahm die Zahl gemeldeter ungeförderter Stellen im Juni 2011 gegenüber dem Vorjahresmonat um 59,7% (absolut: 2.061) zu.62 Die Zunahme lag damit über der Zunahme im Land mit 57,1%. Die stärkste relative Zunahme der Stellennachfrage verzeichnete die Stadt Mönchengladbach mit 78,1% (absolut: 530). Es folgen der Rhein-Kreis Neuss mit 74,4% (absolut: 703) und der Kreis Viersen mit einer Steigerung von 69,9% (absolut: 457). Eine erheblich geringere Zunahme der gemeldeten ungeförderten Stellen im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte in der Stadt Krefeld mit 31,5% (absolut: 371) verzeichnet werden. 4.3 Situation auf dem Ausbildungsmarkt Tabelle 15: Ausbildungsmarkt63 Agenturbezirk Mönchengladbach gemeldete Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres64 2009/2010 2010/2011 2009/2010 2010/2011 2009/2010 3.167 3.298 2.632 2.535 94.738 88.550 -4,0 4.200 Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in % unversorgte Bewerber 3,8 4.255 3.516 -1,3 1.388 Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in % Berufsausbildungsstellen je Bewerber NRW 2010/2011 Veränderung gegenüber Vorjahresmonat in % gemeldete Ausbildungsplatzbewerbe r seit Beginn des Berichtsjahres Agenturbezirk Krefeld 3.631 121.374 -3,2 1.221 1.000 13,7 0,75 7,0 -5,0 808 35.519 23,8 0,78 0,75 127.816 37.023 -4,1 0,70 0,78 0,69 Auf dem Ausbildungsmarkt ist ebenfalls eine heterogene Entwicklung festzustellen. Während im Agenturbezirk Mönchengladbach die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen im Juli 2011 gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent zurückgegangen ist, konnte der Agenturbezirk Krefeld ein Anstieg von 3,8% verbuchen (s. Tabelle 15). Hinsichtlich der Ausbildungsplatzbewerber/-innen ist in beiden Agenturbezirken ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu konstatieren. Setzt man die beiden Kriterien in Relation zueinander, so entfallen 0,75 Ausbildungsstellen auf einen Ausbildungsplatzbewerber/-innen. 61 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld vgl. Arbeitsmarktreport NRW, 2. Quartalsbericht Juni 2011, Herausgeber MAIS NRW 63 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld 64 Ein Berichtsjahr umfasst jeweils den Zeitraum vom 1. Oktober bis zum 30. September des Folgejahres 62 31 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Eine wichtige Kennziffer für die Situation auf dem Ausbildungsmarkt ist die Zahl der unversorgten Bewerber/-innen. Während landesweit die Zahl der unversorgten Bewerber/innen im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 % zurückging, hat es in der Region Mittlerer Niederrhein in beiden Agenturbezirken eine Zunahme von 13,7% (Mönchengladbach) bzw. 23,8% (Krefeld) gegeben (Stand Juli 2011). 4.4 Situation der Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt Unter „Alleinerziehenden“ werden Personen verstanden, die ohne Partner/-in mit einem oder mehreren Kindern jeglichen Alters in einem Haushalt zusammenleben. 65 Diese Lebensform ist nicht nur in nordrhein-westfälischen Haushalten immer häufiger als Familienform anzutreffen, mit zum Teil erheblichen Auswirkungen auf die Sozialstrukturen. So sind Kinder mit alleinerziehendem Elternteil doppelt so häufig (42,6%) von Armut betroffen wie Kinder, deren Eltern in Paargemeinschaften leben (21,0%).66 Abbildung 9: Alleinerziehende nach NRW-Regionen 200867 Der überwiegende Anteil der arbeitslosen Alleinerziehenden befindet sich im SGB II-Bezug (rd. 90%). Die Integration in den Arbeitsmarkt ist u.a. aufgrund der persönlichen Situation vieler Alleinerziehender besonders schwierig. Vor dem Hintergrund steigender Zahlen von Alleinerziehenden-Familien und zur zukünftigen Erhöhung des Erwerbspersonenpotentials bedarf es daher von allen arbeitsmarktpolitischen Akteuren besonderer Anstrengungen Unterstützungsstrukturen zu schaffen, die eine Teilhabe am Erwerbsleben für Alleinerziehende ermöglichen. Dies gilt umso mehr für die Region 65 vgl. zu den folgenden Ausführungen: Arbeitsmarktreport NRW 2009. Sonderbericht: Situation der Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt, Herausgeber MAGS NRW vgl. ebenda., S. 3 67 Arbeitsmarktreport NRW 2009. Sonderbericht: Situation der Alleinerziehenden auf dem Arbeitsmarkt, Herausgeber MAGS NRW 66 32 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Mittlerer Niederrhein, da in einem Sonderbericht der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung aus dem Jahr 2009 deutlich wurde, dass in der Region mit 3,3% Alleinerziehenden an der Gesamtbevölkerung einer der höchsten Anteile in NRW zu finden ist (s. Abbildung 9). Betrachtet man den Anteil der arbeitslosen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen, so bewegen sich die Zahlen in den nordrhein-westfälischen Regionen bis auf leichte Unterschiede alle nah am Landesdurchschnitt von 9,6%.68 Bemerkenswert ist jedoch, dass die Region Mittlerer Niederrhein Ende Juli 2009 den höchsten Anteil mit 10,8% verzeichnet (absolut 6.135 Personen; s. Abbildung 10). Hier lassen sich Potenziale zur Sicherung des Fachkräftebedarfs entwickeln. Abbildung 10: Alleinerziehende Arbeitslose nach NRW-Regionen69 4.5 Pendlerbewegungen Die Region Mittlerer Niederrhein weist in Summe ein negatives Pendlersaldo auf: mit Stand 31.12.2009 verlassen 26.695 Arbeitskräfte mehr die Region, um einen Arbeitsplatz außerhalb aufzusuchen, als in die Region einpendeln. Eine genauere Betrachtung der einzelnen Gebietskörperschaften zeigt, dass insbesondere in den beiden Kreisen die Zahl der Auspendler gegenüber den Einpendlern überwiegt.70 Tabelle 16: Pendlersaldo (Stand: 31.12.2009)71 Agentur für Arbeit Mönchengladbach Mönchengladbach, Stadt -18.803 3.578 68 vgl. ebenda., S. 22 ebenda 70 Strukturdaten und –indikatoren der BA Mai 2011 – Mönchengladbach und Krefeld 71 Strukturdaten und –indikatoren der BA Mai 2011 – Mönchengladbach und Krefeld 69 33 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Rhein-Kreis Neuss -22.381 Agentur für Arbeit Krefeld -7.892 Krefeld, Stadt 10.886 Kreis Viersen -18.778 Mittlerer Niederrhein -26.695 Fazit: Angesichts der dargestellten Indikatoren und Zahlen des regionalen Arbeitsmarktes wird deutlich, dass in der Region Mittlerer Niederrhein zukünftig die Anstrengungen erhöht werden müssen, das Erwerbspersonenpotenzial nicht nur verstärkt an die Region zu binden, sondern auch das verbleibende Potenzial (z.B. Langzeitarbeitslose, Frauen, ältere Arbeitslose, Alleinerziehende) umfassender in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zusammenfassung relevanter Faktoren des regionalen Arbeitsmarktes, die im Rahmen der Aktivitäten zur Fachkräftesicherung in der Region eine besondere Rolle und einen spezifischen Handlungsbedarf begründen und in die konzeptionellen Schwerpunktsetzungen einfließen: Bei der Veränderung der Arbeitslosenquoten gibt es teilregional unterschiedlich große Erfolge. Die Stadt Krefeld konnte mit -0,9% die größte Reduzierung der Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Region erreichen (RheinKreis Neuss -0,4%, Stadt Mönchengladbach -0,4%, Kreis Viersen -0,3%, NRW -0,6%). Die Abnahme der Arbeitslosenquote lag damit im Zeitraum von Juni 2010 bis zum Juni 2011 in drei von vier Gebietskörperschaften der Region unter dem Landesdurchschnitt Die Arbeitslosigkeit liegt in der Stadt Krefeld mit 10,6% und in der Stadt Mönchengladbach mit 11,3% deutlich über dem Landesdurchschnitt In der Region Mittlerer Niederrhein liegt der Anteil älterer Arbeitsloser an allen Arbeitslosen bei 29,7% und damit über dem Landesdurchschnitt von 28,9%. Der höchste teilregionale Anteil von älteren Arbeitslosen an allen Arbeitslosen ist mit 31,5% im Kreis Viersen zu finden Die Frauenarbeitslosigkeit konnte von Juli 2010 bis Juli 2011 reduziert werden. In absoluten Zahlen betrachtet waren in der Region Mittlerer Niederrhein Mitte 2011 24.591 (47,2% der Arbeitslosen) Frauen arbeitslos gemeldet. Teilregional ist bei der Reduzierung der Frauenarbeitslosigkeit in den zwei Kreisen und kreisfreien Städten der Region folgende Entwicklung gegenüber dem Vorjahr festzustellen: -2,9% in Krefeld, 2,0% in Mönchengladbach, -2,9% im Rhein-Kreis Neuss und -1,2% im Kreis Viersen. In Nordrhein-Westfalen ist die Frauenarbeitslosigkeit im Vergleichszeitraum um 4,1% gesunken, so dass die Region im landesweiten Vergleich einen großen Aufholbedarf aufweist Mit 47,0% bzw. 47,7% an den Arbeitslosen weisen der Rhein-Kreis Neuss und der Kreis Viersen den höchsten Anteil arbeitsloser Frauen in der Region aus und liegen damit über den Werten, die mit 46,8% durchschnittlich in Nordrhein-Westfalen zu finden sind 34 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist die Jugendarbeitslosigkeit am Mittleren Niederrhein um 4,7% gesunken, NRW-weit jedoch sogar um 11,9%. Mit 10,5% der Arbeitslosen unter 25 Jahren hat die Stadt Mönchengladbach den höchsten Anteil in der Region (absolut: 1.535). Auch im Kreis Viersen liegen die Werte der Jugendarbeitslosigkeit mit 9,7% über dem Landesdurchschnitt von 9,0% (absolut: 1.029) In der Region Mittlerer Niederrhein waren im Juli 2011 9.652 Ausländer arbeitslos gemeldet Rund 6,5% aller Arbeitslosen in der Region waren im Juli 2011 schwerbehindert (absolut: 3.413). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl im Agenturbezirk Krefeld um 104 Personen (+7,3%) und im Agenturbezirk Mönchengladbach um 178 Personen (+10,4%) gestiegen Die Arbeitslosen-Zugänge aus Erwerbstätigkeit zeigt mit Ausnahme für die Stadt Krefeld eine positive Entwicklung. Im Rhein-Kreis Neuss ist ein Rückgang von -13,7% gegenüber dem Vorjahresmonat zu verbuchen, im Kreis Viersen ein Rückgang von 8,1% und in Mönchengladbach sind die Arbeitslosen-Zugänge um -4,1% gesunken. Nur in der Stadt Krefeld hat im Vergleich zum Vorjahr keine positive Veränderung stattgefunden (+0,1%) Ein heterogenes Bild der Region zeichnet sich bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Rechtskreis SGB II ab. Während der Agenturbezirk Krefeld im Vergleich zum Vorjahrjahresmonat hier eine Abnahme der Arbeitslosen von -3,3% verzeichnen kann, muss der Agenturbezirk Mönchengladbach einen Anstieg von 0,3% verbuchen. Auf die gesamte Region Mittlerer Niederrhein bezogen liegt die Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat im Rechtskreis des SGB II mit einem Rückgang -1,2 % erheblich unter dem Landesdurchschnitt von -3,3 % In der Stadt Mönchengladbach lag die Unterbeschäftigungsquote Ende März 2011 bei 14,7% und damit erheblich über dem Landesdurchschnitt (NRW 10,6%). Auch in der Stadt Krefeld mit 13,7% war die Unterbeschäftigungsquote ähnlich stark ausgeprägt In allen Gebietskörperschaften am Mittleren Niederrhein liegt das Entlassungsrisiko über dem Landesdurchschnitt von 0,81%. In der Region verzeichnet die Stadt Mönchengladbach das höchste Entlassungsrisiko In der Region nahm die Zahl gemeldeter ungeförderter Stellen im Juni 2011 gegenüber dem Vorjahresmonat um 59,7% (absolut: 2.061) zu. Die Zunahme lag damit über der Zunahme im Land mit 57,1%. Eine erheblich geringere Zunahme der gemeldeten ungeförderten Stellen im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte in der Stadt Krefeld mit 31,5% (absolut: 371) verzeichnet werden Während landesweit die Zahl der unversorgten Ausbildungsplatzbewerber/-innen im Vergleich zum Vorjahr um rund 4% zurückging, hat es in der Region Mittlerer Niederrhein in beiden Agenturbezirken eine Zunahme von 13,7% (Mönchengladbach) bzw. 23,8% (Krefeld) gegeben (Stand Juli 2011). In einem Sonderbericht der Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung aus dem Jahr 2009 wird deutlich, dass in der Region mit 3,3% Alleinerziehenden an der Gesamtbevölkerung einer der höchsten Anteile in NRW zu finden ist Die Region Mittlerer Niederrhein verzeichnet Ende Juli 2009 mit 10,8% arbeitslosen Alleinerziehenden an allen Arbeitslosen den höchsten Anteil in NRW (absolut 6.135 Personen) 35 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die Region Mittlerer Niederrhein weist in Summe ein negatives Pendlersaldo auf: mit Stand 31.12.2009 verlassen 26.695 Arbeitskräfte mehr die Region, um einen Arbeitsplatz außerhalb aufzusuchen, als in die Region einpendeln. 36 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 5 FACHKRÄFTEMANGEL IN DER REGION – WICHTIGSTE ERGEBNISSE EINER AKTUELLEN UNTERNEHMENSBEFRAGUNGEN VON ANFANG 2011 Aktuelle Zahlen zum Fachkräftemangel in der Region aus Sicht der betroffenen Unternehmen liefert eine Unternehmensumfrage der IHK Mittlerer Niederrhein zum Jahresbeginn 2011. Gemeinsam mit der IHK Düsseldorf befragt die IHK Mittlerer Niederrhein zweimal pro Jahr ihre Unternehmen (rund 1000 antwortende Unternehmen) vor Ort zur aktuellen Geschäftslage und zukünftigen Erwartungen und fasst die Ergebnisse im IHKKonjunkturbericht zusammen. In einer Sonderauswertung „Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf / Mittlerer Niederrhein zu Jahresbeginn 2011“ wurden die Unternehmen zur Entwicklung des Fachkräftemangels befragt. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse zur aktuellen Bedarfslage der Unternehmen zusammengefasst dargestellt. Die Umfrageergebnisse zeigen, dass in der Region Anfang 2011 fast jedes dritte Unternehmen Fachkräfte sucht (s. Abbildung 11). Abbildung 11: Anteil der Unternehmen in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein mit Fachkräftemangel von 2005 - 2011 Eine Differenzierung des Fachkräftebedarfs nach Branchen zeigt, dass zum Zeitpunkt der Umfrage insbesondere im Baugewerbe (44%) und bei den Industrieunternehmen (35%) Fachkräfte gesucht werden. Auch jedes dritte Dienstleistungsunternehmen ist demnach bereits auf der Suche nach geeigneten qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (s. Abbildung 12). In der Sonderauswertung „Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf / Mittlerer Niederrhein zu Jahresbeginn 2011“ wird das Produzierende Gewerbe (Industrie und Bauwirtschaft) darüber hinaus gesondert untersucht. Kann hier ein wachsender Fachkräfteengpass diagnostiziert werden, der dazu führt, dass Aufträge in diesen Branchen nicht ausgeführt werden können, hat dies unmittelbare 37 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Auswirkungen auf weitere „nachfolgende“ Branchen und damit u.U. auf die gesamte Konjunktur. Um dieser Entwicklung entgegenstehen zu können, wird im Folgenden dargestellt, in welchen Wirtschaftszweigen des Produzierenden Gewerbes der Fachkräftebedarf in der Region besonders hoch ist. Abbildung 12: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein zum Jahresbeginn 2011 (nach Branchen in %) Die Umfrageergebnisse der Unternehmen im Produzierenden Gewerbe zeigen, dass 62 Prozent der Unternehmen, die vorbereitende Baustellenarbeiten bzw. Bauinstallationen durchführen, bereits Anfang 2011 ihren Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht decken können (s. Abbildung 13). Auch in weiteren Wirtschaftszweigen des Produzierenden Gewerbes sucht bereits mehr als jedes zweite Unternehmen in der Region höher qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um Stellen besetzen zu können. So können vor allem im Ernährungsgewerbe (55%), bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten (54,5%), in der elektrischen Industrie (53,8%) und der Glas-, Keramik- und Steinverarbeitung (50%) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht oder nur schwer gefunden werden. Wie die Darstellung der wirtschaftlichen und strukturpolitischen Entwicklung der Region Mittlerer Niederrhein zeigt (Kapitel 3), ist die Unternehmensstruktur in der Region im Vergleich zu Deutschland und Nordrhein-Westfalen stärker von Kleinst- und Kleinunternehmen dominiert. Es gilt daher die Bedürfnisse und Problemfelder dieser Unternehmensgruppe vor dem Hintergrund der Fachkräfteproblematik besondere Beachtung zu schenken. Eine Betrachtung des Fachkräfteengpasses in der Region ist daher nicht nur nach Branchen, sondern auch bezogen auf die Größenklassen der Betriebe wichtig. 38 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 13: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein – Anteil der Unternehmen in % - Branchen des produzierenden Gewerbes Die Umfrageergebnisse der Unternehmen in der Region machen deutlich, dass nicht nur hinsichtlich der unterschiedlichen Branchen, sondern auch bezogen auf die Größenklassen der Betriebe z.T. erhebliche Differenzen in der Dimension des Fachkräftemangels existieren. Vor dem Hintergrund der vorhandenen regionalen Unternehmensstruktur ist es zunächst positiv, dass nur weniger als jedes vierte Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeiter bislang einen Mangel an Fachkräften zu verzeichnen hat (s. Abbildung 14). Bei mittleren (49-500) und bei großen Unternehmen (mehr als 500 Beschäftigte) geben jeweils rd. 44% der Unternehmen an, dass sie auf der Suche nach Fachkräften sind. Besonders betroffen vom Wirtschaftsrisiko Fachkräftemangel sind den Angaben der Unternehmen zufolge Industrieunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Hier ist bereits jedes zweite große Industrieunternehmen auf der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Um den Unternehmen in der Region effektive Unterstützungsleistungen bei der Suche nach geeigneten Fachkräften anbieten zu können, ist es zunächst wichtig, die von den Unternehmen selbst eingeschlagenen Wege zu kennen, mit denen sie den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften im Jahr 2011 begegnen möchten. Auch hierzu finden sich in den Ergebnissen der Umfrage der regionalen Unternehmen Antworten, die für die arbeitsmarktpolitischen Akteure der Region wichtige Ansatzpunkte für die Formulierung von Handlungsempfehlungen liefern können. 39 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 14: Anteil der Unternehmen in der Region Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein, die auf der Suche nach Fachkräften sind – nach Größenklassen in % Dass das Thema „Fachkräftemangel“ ein Wirtschaftsrisiko für alle Unternehmen darstellt und damit von allen Unternehmen im zunehmenden Maße ernst genommen wird, zeigt, dass nur 37% der befragten Unternehmen der Ansicht sind, dass keine betrieblichen Maßnahmen als Reaktion auf den vorhandenen oder drohenden Fachkräftemangel notwendig sind (s. Abbildung 15). Nahezu an erster Stelle eines ganzen Maßnahmenpaketes der Unternehmen zur Bekämpfung oder Vermeidung eines Fachkräfteengpasses steht die Ausweitung der eigenen Ausbildungsaktivitäten. So wollen im Jahr 2011 rd. 36% der befragten Betriebe die Zahl ihrer Ausbildungsverhältnisse erhöhen. Diese Unternehmen müssen darin unterstützt werden, dass sie geeignete und ausbildungsfähige Jugendliche in der Region finden. Noch etwas wichtiger als die Erhöhung der betrieblichen Ausbildung erscheint den Unternehmen eine verstärkte Weiterbildung der eigenen Beschäftigten. 37% der befragten Unternehmen möchten mit einer Forcierung der Weiterbildungsaktivitäten der Belegschaft einem drohenden oder bereits vorhandenen Fachkräftemangel begegnen. Hier gilt es den Unternehmen passgenaue und anwendungsorientierte Weiterbildungsmodule vorzuhalten. Als weitere effektive Maßnahme sehen 23% der Betriebe Kooperationen mit Schulen und Hochschulen. Durch Berufspraktika beispielsweise sehen die Unternehmen die Möglichkeit, Nachwuchskräfte bereits frühzeitig an das Unternehmen zu binden. Die Initiierung und Pflege eines Netzes an Kooperationen von Unternehmen mit weiterführenden Schulen und der Hochschule muss daher in der Region weiterhin von allen arbeitsmarktpolitischen Akteuren betrieben werden. 40 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Abbildung 15: Reaktion der Unternehmen auf den drohenden Fachkräftemangel - Anteil in % - Mehrfachnennungen möglich Mehr ältere Mitarbeiter zu beschäftigen (16%) und die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (12%) spielen im Jahr 2011 bei den Unternehmen als erfolgreiches Mittel zur Bekämpfung eines Fachkräftedefizites bislang nur eine eher untergeordnete Rolle. In diesem Zusammenhang wird es in der Region verstärkt notwendig sein, die Unternehmen von der Kompetenz älterer Beschäftigter als Know-how-Träger durch praxisorientierte Maßnahmen o.ä. zu überzeugen. Darüber hinaus müssen mehr Unternehmen für den Erfolgsfaktor Familienfreundlichkeit sensibilisiert werden, um das verfügbare Arbeitskräftepotenzial durch die Beschäftigung von Eltern oder auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stärker als bisher integrieren zu können. 41 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6 6.1 FACHKRÄFTESICHERUNG AUS SICHT DER EINZELNEN ARBEITSMARKTPOLITISCHEN AKTEURE DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN. DARSTELLUNG BEREITS DURCHGEFÜHRTER UND/ODER GEPLANTER AKTIVITÄTEN ZUM THEMA FACHKRÄFTESICHERUNG. SCHWERPUNKTSETZUNGEN UND HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN / PROJEKTIDEEN Fachkräftesicherung aus Sicht der Kreishandwerkerschaften der Region Mittlerer Niederrhein 6.1.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung im Handwerk Zunächst muss festgehalten werden, dass die Kreishandwerkerschaften die nachfolgenden Angaben nur unter dem Vorbehalt ermittelter Angaben der betroffenen Innungen machen kann; eine wissenschaftlich untermauerte Evaluierung steht nicht zur Verfügung. Folgende Innungen haben uns mitgeteilt, dass sie große Schwierigkeiten haben, freie Arbeitsplätze (sowohl unbefristete, wie auch befristete) zeitnah zu besetzen: Für die Stadt Mönchengladbach: - Innung für das Elektrohandwerk Mönchengladbach - Innung Sanitär-Heizung Klima Mönchengladbach sowie - Dachdecker-Innung Mönchengladbach Aber auch die beiden Nahrungsmittelhandwerke Bäcker/Konditoren haben im Verkäuferinnen-Bereich Besetzungsprobleme, wenn auch nicht so signifikant wie in den drei vorgenannten Innungen. Für die Stadt Krefeld, den Rhein-Kreis Neuss und dem Kreis Viersen: - Bereich Elektrotechnik Im Bereich Sanitär-Heizung-Klima wird in naher Zukunft ein Fachkräftemangel erwartet. Für den KFZ-Bereich stehen derzeit noch ausreichend Interessenten für eine Ausbildung zur Verfügung, doch hier können die meisten Jugendlichen nicht die notwendige Qualifikation vorweisen. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der Alterssituation in den anderen Innungen in naher Zukunft ähnliche Besetzungsprobleme auftauchen werden. Grundsätzlich erwartet das Handwerk daher einen zukünftigen Fachkräftemangel in den anspruchsvollen dreieinhalb jährigen Ausbildungsgängen. 6.1.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten Die Image-Kampagne des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks hat als einen wesentlichen Schwerpunkt Maßnahmen und Aktivitäten zur Behebung des aufkommenden bzw. vorhandenen Fachkräftebedarfs zum Inhalt. 42 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Daneben hat die Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach beschlossen, schwerpunktmäßig zur Behebung des Fachkräftebedarfs/Fachkräftemangels mit Hilfe von verstärkten Anstrengungen im Bereich der Lehrlingswerbung zu agieren. Folgende Aktionen sind bei den Kreishandwerkerschaften durchgeführt worden bzw. in der Planung: - Besuch von Handwerksmeistern in Schulen, besonders in den Klassen 9/10 der Sekundarstufe I, wie auch in den Oberstufen der Sekundarstufen II unter dem Titel: „Bosse in Schule“ - In Zusammenarbeit mit der IHK Mittlerer Niederrhein erstmals in diesem Jahr der Vermittlungstag „Speed-Dating“ mit der Verabredung, auch im Jahre 2012 an zwei Terminen dieses Jahres die erfolgreiche Veranstaltung zu wiederholen - Großer Vermittlungs-Nachmittag in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Mönchengladbach für unversorgte Lehrstellen-Bewerberinnen/Bewerber - Unterstützung von Rekrutierungstagen an unterschiedlichen Schulen der Sekundarstufe I - Für 2012 verstärkte Teilnahme an der Berufsbildungs-Messe „Beruf konkret“ - In Zusammenarbeit mit dem Jugendförderungswerk Mönchengladbach in dessen Lehrgangsbereichen zielführende Vermittlungsaktivitäten zur möglichen Behebung der Mangelsituation - BO – Programm (seit 2011), STARTKLAR! (seit 2009) Koop.- Partner: Schulen - Durchführung verschiedener Maßnahmen der Agentur für Arbeit/Jobcenter, wie z.B.: abH (seit 1984) ggf. bis Ausbildungsende, BaE (seit 2004) – 1 Jahr bis ggf. Ausbildungsende, Berufseinstiegsbegleitung (seit 2009) bis zu 48 Monaten, , Aktiv Center (seit 2010) – 6monatige Maßnahme, AGH-/Entgelt-Maßnahmen – ca. 6-monatige Maßnahmen - TEP (seit 2010) – 12-monatige Maßnahme; Koop.-Partner: diverse Netzwerkpartner, Betriebe - Werkstattjahr (seit 2007) – ca. 10-monatige Maßnahme; Koop.-Partner: Betriebe, Netzwerkpartner, Schulen, BKs, - Kompetenzfeststellungsverfahren (seit 2005) – 3 – 5 Tage, BO-Camps, 3 – 5 Tage, Berufsinformationstage – Tagesveranstaltungen , mehrfach im Jahr (seit 2005); KoopPartner: vorrangig HS und GS, teils FS und RS, - Qualifizierungsmaßnahmen für Langzeitarbeitssuchende – 3-5-Tage (seit 2005); Koop.Partner: Stadt Krefeld 43 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ - Durchführung von Angeboten im Rahmen vom „Girl´sDay und Boys`Day“ Tagesveranstaltung (seit 2009); Koop.-Partner: Agentur für Arbeit, alle Schulformen ab Klasse 8, Netzwerke - Praktikumsplätze für Studierende (Päd. Bereich) – FH Niederrhein, Dauer ist individuell ausgerichtet, - Praktikumsplätze für Weiterbildende aus dem Bereich Sozialpäd. / Therap. Bereich; Koop.-Partner: Weiterbildungsinstitute, FH Niederrhein - Betriebsinterne Maßnahmen (Fachkräftebindung im BZ): Teilnahme am Pilotprojekt „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“(2009-2011), Mitglied beim „Erfolgsfaktor Familie (seit 2008), Aufbau eines Gesundheitsmanagements (2011), Vorträge im Rahmen des Netzwerkes „Zukunftsorientierte Unternehmen Niederrhein“(2011), Familienfreundliche Personalführung (z.B. Teilzeitausbildung, Job-Sharing, TZ in Führungspositionen, ElternKind-Büros, Familienbetriebsfeiern…) - Teilnahme an Bildungs- und Veranstaltungsmessen für Frauen und Familienthemen – Tagesveranstaltungen (seit 2008), Koop.-Partner: Gleichstellungsbeauftragte - Ausbildungsberatung, Lehrlingswarte - Teilnahme an Frauenmessen – Tagesveranstaltungen (seit 2009) - Qualifizierungsmaßnahmen für Alleinerziehende – einwöchig (seit 2011) - Messe „Smart Energy“ seit 5 Jahren 44 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.2 Fachkräftesicherung aus Sicht der WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH 6.2.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung Die WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH ist Ansprechpartner für grundsätzliche alle in Mönchengladbach ansässigen Unternehmen / Firmen / Gewerbetreibende. Als klassische kommunale Wirtschaftsförderung verfolgt sie das Ziel, städtische Gewerbegrundstücke zu veräußern, Unternehmen anzusiedeln, Existenzgründer zu unterstützen sowie die lokal ansässigen Unternehmen zu begleiten und in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Als oberste Priorität gilt dabei stets, durch geeignete Maßnahmen und Aktivitäten letztlich einen positiven Effekt auf dem lokalen Arbeitsmarkt zu erzielen. Sie verfolgt seit Jahren dabei die Strategie, besonders Unternehmen aus den so genannten fünf Leitbranchen (Mode/Textil, Maschinenbau/Elektrotechnik, Logistik, IT/Medien/Kreativwirtschaft, Gesundheit) zu fördern, um diesen Firmen weiteres Wachstum und somit Arbeitsplatzbereitstellung zu erleichtern. Das Leitbranchenprofil war im Jahre 2000 durch die Hochschule Niederrhein erarbeitet worden. Den Unternehmen der jeweiligen Branchen kommen dabei konkrete Hilfestellungen und Unterstützungen vor allem im Bereich von Netzwerkarbeit (Clustermanagement) zugute, wodurch sie untereinander besser in Kontakt treten und lokal Synergien ausschöpfen können. Die Stadt Mönchengladbach schärft hierdurch ihr wirtschaftliches Profil, wodurch sich positive Synergie-Effekte in der Stadt selbst (Netzwerke) als auch in der Region und darüber hinaus erzielen lassen, die dazu beitragen, die Leitbranchen zu stärken und somit auch weitere Unternehmen anzusiedeln. Gerade vor dem Hintergrund des weitestgehend abgeschlossenen wirtschaftlichen Strukturwandels (Stichwort: Niedergang der vormals beherrschenden textilproduzierenden Wirtschaft) der Stadt Mönchengladbach war und ist es wichtig, einen gesunden Branchenmix in und für die Stadt weiter zu etablieren. Dieser Branchenmix aus unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen gilt es weiter zu stärken und auszubauen. Prognosen des drohenden Fachkräftemangels bedrohen jedoch diese zukünftige Entwicklung. Gerade in den Bereichen der o.a. Leitbranchen (aber nicht nur) ist es daher nötig, besondere Maßnahmen und 45 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Instrumente zu entwickeln, die dazu beitragen, den Unternehmen der Stadt ein weiteres Wachstum und damit Arbeitsplatzschaffung zu vereinfachen und zu ermöglichen. Das Leitbranchenkonzept der WFMG wird aktuell durch das NIERS-Institut (Institut der Hochschule Niederrhein) evaluiert und fortgeschrieben. Als erstes Zwischenfazit kann heute bereits festgehalten werden, dass Mönchengladbach bei seinem Strukturwandel von einem monostrukturierten Textilstandort hin zu einem wissens- und dienstleistungsorientierten Wirtschaftsstandort mit nach wie vor starker Industrie weitere Wachstumsimpulse braucht. Branche Mode / Textil Die Textil- und Bekleidungsindustrie spürt auch vor Ort in Mönchengladbach bereits erste Auswirkungen des Fachkräftemangels. In einer aktuellen Umfrage des Verbandes der Nordwestdeutschen Textilund Bekleidungsindustrie (Münster) unter seinen Mitgliedsunternehmen hat die Hälfte der Unternehmen angegeben, länger als früher nach qualifizierten Fachkräften suchen zu müssen. Der Verband vertritt 260 Unternehmen der Branche in Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg. Die Mitgliedsunternehmen beklagen dabei insgesamt vor allem die mangelnde Qualität der Bewerber. Die Branche benötige sowohl bei der Herstellung von Textilien als auch in der Mode gut qualifizierte Fachkräfte. Durch einen Branchenwandel weg von Massenprodukten und hin zu höherwertiger Qualität sind auch die Anforderungen an Fachkräfte und den Nachwuchs gestiegen. Vor allem im Zukunftsmarkt der technischen Textilien seien Techniker und Ingenieure gefragt, die auf dem neuesten Stand der Technik sein müssen, um die erforderliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Obwohl die Zukunftsaus- und Verdienstaussichten gerade für Fachkräfte und Akademiker in der Mode-/Textilbranche außerordentlich gut seien, finden dennoch wenig junge Menschen den Weg in die Betriebe – Tendenz weiter abnehmend. Das durch die WFMG mit betreute Textilnetzwerk „teXellence“ trägt zwar in der Region bereits dazu bei, auch Jugendliche für entsprechende (Ausbildungs-)Berufe zu interessieren, dennoch ist gerade in Mönchengladbach eine verstärkte Förderung in diesem Branchenbereich nötig, um den vor Ort ansässigen Unternehmen Perspektiven zu geben und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten. Viele Unternehmen haben daher angekündigt, ihre Bemühungen um Fachkräfte zu verstärken. Angesichts der demografischen Entwicklung intensivierten viele aber auch die Fortbildung ihrer Mitarbeiter. Diese Bemühungen belegen den bereits akut vorherrschenden Bedarf sowie eine nötige Unterstützung durch geeignete Förderungen. Teil der teXellence-Initiative ist auch die Nachwuchsmesse „MG zieht an – Go Textile!“ Aus kleinen Anfängen heraus entstanden, findet die größte Nachwuchs- und Recruitingmesse der Textil- und Bekleidungswirtschaft alle zwei Jahre an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach statt. Knapp 100 Aussteller präsentieren sich auf dieser Messe, 2011 haben über 7.000 (!) Menschen diese textile Großveranstaltung besucht. Eine Neuauflage ist im 2-Jahres-Rhythmus im Frühjahr 2013 geplant. Branche Logistik Auch in der Logistikbranche in Mönchengladbach droht den Unternehmen ein Fachkräftemangel. In Zeiten einer hohen Wettbewerbssituation und steigender Anforderungen sehen sich die Beschäftigten häufig immer höheren Belastungen ausgesetzt; 46 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ auf der anderen Seite haben die lokal ansässigen Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Dies liegt zum einen daran, dass unter den vielschichtigen logistischen Berufen auch solche mit vergleichsweise hohem Anforderungsprofil (Ingenieure in der Planung, Elektroniker/Mechatroniker in der Kontraktlogistik etc.) sind; aber auch im gewerblichen Bereich sind Arbeitsplätze zunehmend technisch unterstützt und gehen über das klischeehafte manuelle „Paletten schubsen“ weit hinaus. Für den Bereich des Berufskraftfahrers kommt zudem die oft fehlende Bereitschaft hinzu, über mehrere Tage vom Wohnort entfernt zu sein – ein Kriterium, welches speziell diese Berufsgruppe nach Aussage einiger Mönchengladbacher Logistikunternehmen vor zukünftige Probleme stellen wird. Verbunden damit haften der Logistik grundsätzlich die alten Klischees von schmutziger und schlecht bezahlter Arbeit immer noch an, sodass diese Branche oftmals als vergleichsweise unattraktiv gilt und daher per se mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat. Die Nachwuchsförderung ist daher auch konkretes Anliegen und Auftrag der Logistikinitiative LOG4MG, in der sich 20 Mönchengladbacher Logistiker zusammengeschlossen haben. Im Rahmen des bundesweit angelegten „Tag der Logistik“ findet jährlich eine Großveranstaltung für Mönchengladbacher Schüler statt, um über Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten in der Logistikbranche zu informieren. Branche Maschinenbau / Elektrotechnik Vor allem in der lokal ausgeprägten Mönchengladbacher Maschinenbau- / Elektrotechnik Branche droht ein signifikanter Fachkräftebedarf. Verstärkt durch den demographischen Wandel entwickeln sich Fachkräftesicherung und Nachwuchsrekrutierung zu den zentralen Themen der lokalen Unternehmen des Maschinenbaus und der direkt angrenzenden Branchen. Das durch die WFMG initiierte und begleitete Netzwerk „maex-online“ setzt hier einen Schwerpunkt und fördert die Kooperation zwischen den Branchenmitgliedern und den weiterführenden Schulen sowie Hochschulen. Mit diversen Veranstaltungen gewähren die lokal ansässigen Unternehmen bspw. Einblicke in die Welt der Technik. Für die Bewerbung des Unternehmensnachwuchses führt die WFMG mit der MGconnectStiftung eine ganze Reihe von Aktivitäten durch. So wird seit Jahren eine Schülerreise Mönchengladbacher Schulen zur Hannover-Messe (HMI) organisiert, auf der die WFMG einen Gemeinschaftsstand für Mönchengladbacher Unternehmen koordiniert. Weiterhin wurde 2010 erstmals dezentral ein High-Tech-Tag in Mönchengladbacher Unternehmen organisiert. Über 400 Schüler besuchten am 29.10.2010 rund 10 Unternehmen aus der Gruppe der örtlich ansässigen Elektrotechnik- und Maschinenbaubranche. Weiterhin koordiniert die WFMG das ZDI-Zentrum M-Interaktiv, in dem rund 10 Unternehmen und 12 Schulen sowie die Hochschule Niederrhein miteinander kooperieren. Gerade für einen technikstarken Standort wie Mönchengladbach ist die Förderung des naturwissenschaftlichtechnischen Nachwuchses nahezu (überlebens-)wichtig. Ein Ausbau des ZDI-Zentrums wird als sehr sinnvoll angesehen. Branche Gesundheit In kaum einem anderen Bereich wächst der Bedarf an qualifiziertem Personal so stark wie in der Gesundheitsbranche. Nach einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft 47 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ (IW) fehlen bereits heute (2011) 30.000 Fachkräfte in der Altenpflege. Bis 2020 würden 220.000 zusätzliche Fachkräfte benötigt. Im Bereich Pflege und Gesundheit zeichnet sich in der Stadt Mönchengladbach ein Fachkräftemangel ab, der langfristig die Dienstleistungsqualität gefährdet. Vor allem in der Pflegebranche. Ausgehend von den Zahlen der städtischen Altenheime Mönchengladbachs muss damit gerechnet werden, dass in den nächsten Jahren im gesamten Stadtgebiet 750 Fachkräfte in vollstationären Einrichtungen aus Altersgründen ausscheiden. Gleichzeitig verlangt das Wohn- und Teilhabegesetz des Landes des Landes NRW (WTG) immer mehr Fachlichkeit und schreibt den Einrichtungen einen Fachkräfteschlüssel von mindestens 50 Prozent vor. Auch die Zahl der alten Menschen in Mönchengladbach steigt. Im April 2011 kalkulierte das Mindener Institut „Demographie Lokal“ mit einem Wachstum der Bevölkerungsgruppe über 65 Jahre um 15.600 Menschen bis 2025. Damit wächst auch die Nachfrage von Dienstleistungen im Bereich Pflege und Gesundheit. In NRW wird für 2030 mit 710.600 Pflegebedürftigen gerechnet. Der Bedarf an pflegenahen, betreuenden hauswirtschaftlichen Dienstleistungen im Alltag steigt ebenfalls. Diese Situation führt dazu, dass die Anbieter im Bereich Pflege und Gesundheit Gefahr laufen, nicht mehr genug Fachkräfte zur Verfügung zu haben, um die vorgeschriebene Betreuungsquote zu erfüllen. Erschwert wird die Rekrutierung von Fachkräften im Pflegebereich durch den komplizierten Zugang zu qualifizierenden Maßnahmen. In Nordrhein-Westfalen erkennt das WTG nur wenige Berufe als Grundlage für eine Weiterqualifizierung zur Fachkraft für allgemeine Betreuung in der Altenpflege an. Dadurch kann das vorhandene Potenzial nicht ausgeschöpft werden. Im Bereich der pflegenahen, betreuenden hauswirtschaftlichen Dienstleistungen kommt die unübersichtliche Situation am Weiterbildungsmarkt hinzu. Es gibt über 300 verschiedene Qualifizierungsansätze in Deutschland. Einheitliche Standards und eine einheitliche Berufsbezeichnung fehlen jedoch. Die fehlende staatliche Anerkennung macht das Berufsbild zudem unattraktiv und die unterschiedlichen Standards schränken die Beschäftigungsfähigkeit ein. Darüber hinaus ist der Bereich, der nicht pflegefachlichen Mitarbeiter besonders stark alterszentriert. Hier müssen allein in den städtischen Altenheimen bis 2019 aus Altersgründen 33% der Beschäftigten ersetzt werden. Es besteht daher akuter Handlungsbedarf, um mehr Fachkräfte für den Bereich Pflege und Gesundheit zu gewinnen, um damit die Dienstleistungsqualität in der Region zu sichern und so dem demographischen Wandel zu begegnen. Übergang Schule Beruf / Bildung Die berufliche Vorbereitung, Qualifizierung und frühestmögliche wie dauerhafte Integration junger Menschen in Arbeit und Beschäftigung ist dabei ein ganz wesentlicher Baustein für die positive lokale gesellschaftliche wie wirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen beklagen jedoch bereits seit Jahren aber, dass potentielle Nachwuchskräfte aus den Schulen ihren in den letzten Jahren stetig wachsenden Anforderungen und Ansprüchen immer weniger gerecht werden (können). Darüber hinaus scheint es so zu sein, dass viele junge Menschen durch wenig wirtschaftsnah ausgerichtete schulische (Aus)Bildung in Verbindung mit immer häufiger auftretenden schwierigen familiären und sozialen Hintergründen auf den Einstieg ins Berufsleben und den damit verbundenen Herausforderungen nicht hinreichend vorbereitet sind. Dies geht auch in Mönchengladbach einher mit einem hohen Anteil Jugendlicher, die nach ihrem Schulabschluss keine direkte Ausbildungsstelle finden bzw. über einen längeren 48 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Zeitraum „unversorgt“ sind und bleiben bzw. gewisse „Schleifen“ im angeschlossenen Bildungssystem drehen. Diesem Umstand begegnet die WFMG mit der primär zur Unterstützung der lokalen Berufsorientierung gegründeten gemeinnützigen MGconnect-Stiftung. Die Stiftung wurde gemeinsam mit der Wirtschaft der Stadt ins Leben gerufen und versteht sich als Sprachrohr und Mediator der lokalen Unternehmen im Sinne einer wirtschaftsnahen Berufsorientierung an weiterführenden Schulen. Die MGconnect-Stiftung bzw. vormals das MGconnect-Projekt verfolgt seit Jahren somit das Ziel, bereits frühzeitig in den Schulen der Stadt berufsorientierende Maßnahmen, Veranstaltungen und Aktionen zu initiieren und zu begleiten. Um dieses Ziel weiterhin nachhaltig zu verfolgen, ist die Stiftung jedoch dringend auf weitere Spenden und Zustiftungen angewiesen. Öffentliche Förderungen in diesem Bereich stellen somit einen akuten Bedarf zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Mönchenglabdach dar. Einen besonderen Schwerpunkt setzt MGconnect bei den Hauptschulen. Das blaue Brett (analog zum schwarzen Brett), der mit vielen lokalen Informationen versehenen Zukunftsordner für Hauptschüler, ein „StuBO-Netzwerk“ und viele weiteren Aktionen setzen Impulse, um die Übergangsquote gerade von Hauptschulen in direkte Ausbildung zu erhöhen. Bereits seit 1994 organisiert die Stadt Mönchengladbach (in den letzten Jahren gemeinsam mit MGconnect) die Berufsinformationsbörse „Beruf konkret“. Mit knapp 100 Ausstellern und über 7.000 Besuchern (!) gehört sie zu den größten Berufsinformationsbörsen in NordrheinWestfalen. Im Gegensatz zu den großen Messestandorten wird Beruf konkret nicht in einer Messehalle, sondern praxisnah in einem Berufskolleg (für Technik und Medien) ausgerichtet. Die IHK Mittlerer Niederrhein bekräftigt letztlich den Wunsch der ansässigen Unternehmen zur Deckung des Fachkräftebedarfs nach einer Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Schulen und Hochschulen (23% der befragten Unternehmen72). Nachwuchskräfte sollten direkt nach Schulabschluss bzw. Studienabschluss den reibungslosen Weg in die Unternehmen finden können. Diese Möglichkeit favorisieren insbesondere Unternehmen aus der Industrie (31%) sowie Dienstleister (24%). Auch ist dies bei den Großbetrieben ausgeprägter als bei den kleinen und mittleren.73 6.2.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten Mit mehr Bildung gegen Fachkräftemangel Bereits sehr frühzeitig hat die WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH gemeinsam mit ansässigen Unternehmen der Stadt dazu beigetragen, dass sich der Übergangsbereich Schule-Beruf bzw. Ausbildung verbessern konnte. Das Projekt MGconnect bietet Schulen wie Unternehmen konkrete Hilfestellungen sowie Veranstaltungen für die Berufsorientierung an, um eine Verbesserung des Übergangs Jugendlicher in die 72 Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zu Jahresbeginn 2011. Krefeld, Düsseldorf 2011 73 Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein: Fachkräftemangel in der Region Düsseldorf/Mittlerer Niederrhein zu Jahresbeginn 2011. 2011 49 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Ausbildung zu erreichen. Zwar hat sich im bisherigen Projektzeitraum die Zahl der Hauptschüler, die nach Schulabschluss direkt in eine ungeförderte Ausbildung wechseln, signifikant erhöht, dennoch sind dringend weitere Maßnahmen, Initiativen und Förderungen nötig, um das Übergangsmanagement weiterhin kontinuierlich verbessern zu können. Die weiteren Maßnahmen der WFMG hinsichtlich Fachkräftesicherung beziehen sich auf konkrete Netzwerkarbeit in den vorherrschenden Leitbranchen, wobei jedoch die Fachkräftesicherung momentan noch nicht im zentralen Fokus steht. Geplant sind jedoch in allen Netzwerken Maßnahmen zur Abfederung des drohenden Fachkräftemangels. Hitech-Strategie Vor dem Hintergrund einer neuen und aktuellen Leitbranchenanalyse plant zudem die WFMG derzeit eine neue „Hitech-Strategie“, da gerade in diesem Bereich hochspezialisierte Arbeitskräfte fehlen. Förderungen zur Umsetzung einer solchen Strategie wären sinnvoll, um den ansässigen Unternehmen eine konkret bessere Perspektive hinsichtlich des Arbeitskräftepotentials bieten zu können. 6.2.3 Benennung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Als für die Wirtschaft in Mönchengladbach übergreifende Handlungsempfehlungen, um einem drohenden Fachkräftemangel gewappnet zu begegnen, können folgende Bereiche angesehen werden: Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen erhöhen Unternehmen in Mönchengladbach sollten branchenunabhängig dazu animiert und aufgefordert werden, vermehrt auszubilden. Der eigene Auszubildende kann als mehr oder weniger feste Garantie dafür angesehen werden, dass zukünftige Aufträge angenommen und anstehende Aufgaben gelöst werden können. Das selbst ausbildende Unternehmen kann sich so vom drohenden Fachkräftemangel unabhängiger machen. Dazu würde beitragen, nicht nur für eine Bereitstellung eines Ausbildungsplatzes an sich zu werben, sondern das Unternehmen auch dazu zu bringen, ggf. hohe Ansprüche an einen Jugendlichen zu reduzieren. Dies würde dazu führen, dass insgesamt mehr Jugendlichen die Chance eröffnet wird, eine betriebliche Ausbildung zu absolvieren. Ausbildungsreife erhöhen Schulen in Mönchengladbach sollten weiterhin stärker auf eine Erhöhung der „Ausbildungsreife“ der Jugendlichen achten und ihre Unterrichtsinhalte stärker auf die lokalen Anforderungen der betrieblichen, dualen Ausbildung hin ausrichten. Dass Mönchengladbacher Unternehmen trotz zahlreicher Bewerber einen (oder mehrere) freie Ausbildungsplätze nicht besetzen, muss Anlass sein, nach den Ursachen zu suchen und diese abzustellen. Teilweise wird in Schulen an den Anforderungen der Unternehmen „vorbeigelehrt“. Belegt wird dies durch einen Einstellungstest der Unternehmerschaft Metall / Elektro (UME) zu Mönchengladbach, der als zentrale Zugangsvoraussetzung zur Ausbildung in einem Mönchengladbacher Industriebetrieb dient. Im Grundsatz ist dieser Test seit Jahrzehnten gleichgeartet – dennoch nehmen die Ergebnisse des Tests von Jahr zu Jahr ab. 50 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Nachfragen bei den Schulen ergaben, dass in diesem Test Aufgaben gestellt werden, welche die Schüler im Unterricht nicht (mehr) vermittelt bekommen. Dass auf dieser Basis Unternehmen eine gewisse Ausbildungsreife vermissen, ist verständlich. Neben den fachlichen Vorkenntnissen bemängeln die Unternehmen aber auch ein zunehmendes Qualitätsdefizit der „Soft-Skills“. Sie wären noch bereit, Jugendliche auszubilden, welche die fachlichen Vorkenntnisse zwar vermissen lassen, aber zumindest im „zwischenmenschlichen“ und gesellschaftlichen Bereich ein gewisses Niveau mitbringen (Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Durchhaltevermögen, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit etc.). Doch auch und gerade hier haben Jugendliche viele Defizite, die dringend angegangen und reduziert werden müssten. Ursachen liegen laut Aussage aus den Schulen in zunehmend wegbrechenden familiären Verhältnissen, zunehmend medialer Überflutung der Jugendlichen sowie in den Lehrinhalten der Schulen. Lösungen in diesem Umfeld würden jedoch intensiv dazu beizutragen, einem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren Gemeinsam mit den Netzwerken der Leitbranchen, den weiteren relevanten Akteuren wie IHK, Kreishandwerkerschaft oder der Unternehmerschaft Metall / Elektro sollte eruiert werden, inwiefern man gemeinsam dazu beitragen kann, einerseits die „Treffsicherheit“ einer Ausbildungsplatzwahl bei Jugendlichen zu erhöhen und andererseits das Abbrechen einer begonnen Ausbildung zu reduzieren. Zudem sollte gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein darüber nachgedacht werden, wie man eine passgenaue Studienwahl bei Abiturienten erreichen kann und wie man darüber hinaus den Verlauf des Studiums begleiten kann, um sicherzustellen, dass ein begonnenes Studium auch erfolgreich beendet wird. Die Hochschule vor Ort sollte zudem gemeinsam mit der lokalen Wirtschaft ausloten, inwiefern man noch passgenauer für die vor Ort tätigen Unternehmen ausbilden kann. Die WFMG sowie die Stadt MG würden als Mediatoren dieses Prozesses grundsätzlich zur Verfügung stehen. Ausbildungsbereitschaft der Schüler erhöhen Viele Schülerinnen und Schüler wählen nach Erreichung eines mittleren Schulabschlusses den Weg in eine weiterbildende Schule, um einen grundsätzlich höheren Schulabschluss zu erlangen. Gegen eine solche Wahl ist grundsätzlich nichts einzuwenden, dennoch liegt ein Missstand vor, wenn in Mönchengladbach teilweise ganze Klassenverbände zu 100% nach Abschluss der Realschule das benachbarte Berufskolleg besuchen, um hier das (Fach)Abitur anzustreben. Insgesamt verlassen die Schülerinnen und Schüler in Mönchengladbach, welche die 4 Realschulen erfolgreich beenden, zu ca. 80% die Schule in Richtung einer weiterbildenden Schule (Quelle: WFMG 2011). Dass diese Jugendlichen den lokalen Unternehmen als Potential zur dualen betrieblichen Ausbildung fehlen, liegt auf der Hand. Viele Schülerinnen und Schüler scheinen trotz vorliegender „Schulmüdigkeit“ doch lieber einen höheren Schulabschluss anzustreben, als eine Ausbildung. Durch noch mehr Information der lokalen Ausbildungs-Angebote könnte möglicherweise die Ausbildungsbereitschaft der Jugendlichen erhöht werden. 51 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Erwerbsbeteiligung insgesamt erhöhen In Mönchengladbach sollte die Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung insgesamt durch geeignete Maßnahmen und Instrumente wieder erhöht werden. Die für eine Großstadt typische hohe Arbeitslosenquote im Vergleich zum Umland sowie das bis heute negative Nachwirken des textilen Strukturwandels (Stichwort: vererbte Arbeitslosigkeit) sind Argumente für eine nach wie vor dringend notwendige Unterstützung bzw. Förderung im Arbeitsmarktbereich. Gelingt es, Langzeitarbeitslose, gut ausgebildete Mütter sowie ältere Arbeitslose/-suchende in den lokalen Arbeitsmarkt zu (re-)integrieren, können gesellschaftliche wie wirtschaftliche Probleme gelöst sowie gleichzeitig dem drohenden Fachkräftemangel begegnet werden. 6.2.4 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen wie erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Um branchen- und wirtschaftsscharf erfolgreich gegen den Fachkräftemangel durch geeignete Förderungen vorgehen zu können, empfiehlt es sich aus Sicht der WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH, gemeinsam mit den betroffenen Unternehmen sowie den weiteren lokalen Akteuren (wie z.B. Agentur f. Arbeit, Hochschule, IHK, Kreishandwerkerschaft, weiterführende Schulen, Berufsschulen, Verbände, Stadt MG etc.) konkrete und maßgeschneiderte Konzepte zu entwickeln und zeitnah umzusetzen. Vor allem im so genannten MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) weist die Stadt Mönchengladbach gewisse Defizite sowohl bei den Jugendlichen (Angebot) als auch bei den Unternehmen (Nachfrage) auf, welche durch geeignete Maßnahmen reduziert werden sollten. Hilfreich hierbei kann der Ausbau der Kooperation zwischen den Unternehmen der Stadt, den weiterführenden Schulen sowie der Hochschule Niederrhein sein. Mit den o.a. beschriebenen, vielfältigen Aktivitäten werden in Mönchengladbach gezielte Impulse gesetzt, um vor allem präventiv Schule und Wirtschaft näher zu bringen und der Wirtschaft langfristig die richtigen Fachkräfte zu sichern. Seitens der WFMG werden die Aktivitäten unter der Dachmarke der MGconnect-Stiftung gebündelt. Durch die erfolgte Gründung der gemeinnützigen Stiftung (Stiftungszweck: lokale Förderung der „Beruflichen Bildung“ durch eigene Initiative sowie Unterstützung von Unternehmen und Schulen bei ihren entsprechenden Maßnahmen) sollen diese Aktivitäten weiter gestärkt werden. Im Rahmen eines breit angelegten Fundraising-Konzepts beteiligt sich die lokale Wirtschaft bereits heute an der Umsetzung der Ziele der Stiftung. Die beschriebenen vielfältigen Aktivitäten stehen an einem mittelständisch strukturierten Standort wie Mönchengladbach dennoch unter ständigem Finanzierungsvorbehalt. Insofern ist eine Förderung zur Weiterentwicklung der o.a. Projekte und Maßnahmen und die Neuinitiierung weiterer Aktivitäten hilfreich und sinnvoll. 6.2.5 Handlungsempfehlungen und konkrete Projekte zur Zielerreichung aus Sicht der WFMG Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH Vor dem Hintergrund der gemachten Aussagen erscheinen die nachfolgenden Punkte (insbesondere 1, 3, 4 und 5) geeignet, dem drohenden Fachkräftemangel in MG zu begegnen. 52 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ansprache, Information und Gewinnung von potenziellen und zusätzlichen Fachkräften vor allem für kleine und mittlere Unternehmen Schaffung von Angeboten zur Kompetenzfeststellung für Menschen in beruflichen Veränderungsprozessen Analyse vorhandener und notwendiger Bildungskapazitäten und Sicherstellung entsprechender Angebote Analyse interregionaler Erfordernisse zur Fachkräftegewinnung und des daraus entstehenden Kooperationsbedarfs Organisation angepasster und flexibler Formen von Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie zur Ausweitung von Ausbildungskapazitäten Verbesserung von Flexibilität und Mobilität der Beschäftigten Beschäftigtenpotenziale und der erforderlichen Rahmenbedingungen 53 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3 Fachkräftesicherung aus Sicht der Gebietskörperschaften der Region 6.3.1 Stadt Krefeld 6.3.1.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung Vorausschauende Politik ist eine von mehreren, notwendigen Aspekten, um für den zukünftig zu erwartenden Fachkräftemangel gewappnet zu sein. Konkret setzt die Stadt Krefeld dieses Thema sowohl in strategischen als auch operativen Handlungsschritten in den unterschiedlichsten Bereichen um. In der Ausrichtung des Handlungsplanes „Fachkräftesicherung“ verfolgt die Stadt Krefeld eine mittelfristige Planung, mit den Schwerpunkten Alleinerziehende und Frauen sowie Jugendliche und junge Erwachsene. Diese Schwerpunktsetzungen ergeben sich aus der bisherigen Entwicklung des Krefelder Arbeitsmarktes sowie den aktuellen Daten. Im Landesvergleich NRW ist in Krefeld der Anteil der Frauen an den Beschäftigten lediglich mit unterdurchschnittlichen 40,1% vertreten (Stand 30.06.2010). Der Anteil der Alleinerziehenden an den Krefelder Arbeitslosen beträgt insgesamt 11,1%. Deutliche Unterschiede sind in den Rechtskreisen zu verzeichnen. Im SGB II-Bereich beträgt der Anteil der Alleinerziehenden an den Arbeitslosen 13,6%, im SGB III-Bereich sind es lediglich 3,8% (Stand August 2010). In den kommenden Jahren werden die geburtenschwachen Jahrgänge die Schule beenden, die Prognosen für Krefeld sind nicht unerheblich. Für den Zeitraum 2009-2015 wird bei den Schulabgänger/innen ein Minus von 16,4% und für 2015-2020 ein weiteres Minus von 10,8% prognostiziert. Beachtenswert sind auch noch weitere statistische Daten. Der Anteil der Krefelder Schulabgänger/innen ohne Abschluss betrug in den Jahren 2008/2009 7,6% und die Quote der Ausbildungsabbrecher/innen (Lösungsquote) in Krefeld ist zum 31.12.2009 mit insgesamt 25,2% ausgewiesen. 6.3.1.2 Bereits durchgeführte und geplante Aktivitäten Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung Die kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung (Kom.ZFB) der Stadt Krefeld verfolgt neben der sozialen Integration auch den Erhalt bzw. die (Wieder-) Herstellung der Beschäftigungsfähigkeit von jungen und erwachsenen Arbeitslosen und zielt – soweit möglich – auf deren Integration in den ersten Arbeitsmarkt ab. Insofern wird bei den geplanten und durchgeführten Aktivitäten immer auch das Ziel der Fachkräftesicherung verfolgt. Schwerpunkt Alleinerziehende und Frauen Verschiedene Akteure haben sich die Beratung und Begleitung der Alleinerziehenden für die nächsten Jahre als Schwerpunktthema gesetzt. Bereits seit Beginn des Jahres wird die Beratung der Alleinerziehenden im Rahmen der landes- und EU-finanzierten Erwerbslosenberatungsstelle schwerpunktmäßig angeboten. 54 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ In dem von der Kom.ZFB initiierten „Netzwerk für Alleinerziehende“ werden die ermittelten Bedarfe der erwerbslosen Alleinerziehenden zusammengefasst, Informationen gebündelt, Ergebnisse kontinuierlich dargestellt und weitere perspektivische Möglichkeiten entwickelt. Beteiligte im Netzwerk sind: die Stadt Krefeld mit der Gleichstellungsstelle sowie dem FB Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung – Abtlgn. Kom.ZFB, Kinder und Familie sowie die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und die Beratungsstelle für Alleinerziehende. In diesem Zusammenhang entwickelte sich das seit Juni 2011 gestartete Projekt „Zusatzjobs für Alleinerziehende“ bei der Kom.ZFB. Alleinerziehende bedürfen einer gezielten Förderung und individuellen Unterstützung, die die gesamte Lebenssituation berücksichtigt. Ressourcenorientierte Beratung, aufbauende Qualifizierung und zeitlich gestaffelte Beschäftigungszeiten ermöglichen eine stufenweise Heranführung an den Arbeitsmarkt und verbessern somit die Chance zur Integration in den Arbeitsmarkt. Mit dem Wiedereinstieg in den Beruf soll den Alleinerziehenden eine unabhängige und selbständige Lebensführung ermöglicht werden. Schwerpunkt Jugendliche und junge Erwachsene Zurzeit sind in der Jugendsozialarbeit folgende Aktivitäten und Schwerpunkte zu benennen: Jugendberufshilfe im Bereich Übergang Schule und Beruf; Beratung, Begleitung und Förderung von benachteiligten Jugendlichen in Bezug auf soziale und gesellschaftliche sowie schulische und berufliche Integration (im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen, beschäftigungsfördernden Angeboten, ESF-Projekten: Kompetenzagentur und 2. Chance). In Ergänzung zu den bereits bestehenden Angeboten der Jugendberufshilfe werden ab dem 1.9.2011 weitere fünf Stellen im Bereich der „Schulsozialarbeit“ über das Bildungs- und Teilhabepaket angeboten. Dadurch können verstärkt sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler ab dem 12. Lebensjahr angesprochen werden, deren Schulabschluss oder deren Übergang von der Schule in den Beruf aufgrund der individuellen Benachteiligungen stark gefährdet sind. Gemeinsames Ziel aller Angebote ist die Unterstützung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Integration in Ausbildung und Beschäftigung. KreMINTec e.V. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels haben sich der Oberbürgermeister sowie Vertreter/innen der Krefelder Wirtschaft und Industrie verpflichtet, den technischen und naturwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Im Rahmen der Initiative des Landes „zdiZukunft durch Innovation“ ist der gemeinnützige Trägerverein KReMINTec e.V. seit September 2010 verantwortlich für die Umsetzung. Anerkannt ist mittlerweile, dass eine frühzeitige Berührung der Jugendlichen mit den MINTBereichen eine entsprechend positive Wirkung auf das spätere Berufswahlverhalten ausübt. Der Focus von KRe-MINT liegt derzeitig auf den Bereichen Sec. I und Sec. II, Kursangebote in den sogenannten MINT-Fächern können von den Schulen klassenweise gebucht werden. Vorgesehen ist der Ausbau des Angebotes, um den Anteil von Frauen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den MINT-Bereichen zu erhöhen. 55 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung Der Fachbereich Marketing und Stadtentwicklung tritt dem Fachkräftemangel mit einer Beteiligung an den Kampagnen „Komm doch mal rüber“ und „Zukunft durch Industrie“ entgegen. Das strategische Schwerpunktthema in der Zukunft wird „Arbeit und Wirtschaft“ sein, die Fachkräftesicherung ist hier eines von mehreren zentralen Themen. 6.3.1.3 Relevante, vordringliche Handlungsfelder in der Stadt Krefeld Schulabgang ohne Abschluss reduzieren Ausbildungsreife sicher stellen Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Beschäftigungsfähigkeit verbessern Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen 6.3.1.4 Welche Ziele sollen erreicht werden? Um die Anzahl der schul- und lernverweigernden jungen Menschen an den Hauptschulen deutlich zu senken und damit einhergehend die Anzahl der Jugendlichen, die einen Hauptschulabschluss mit anschließender beruflicher Perspektive erhalten, deutlich zu erhöhen, werden u.a. folgende Ziele verfolgt: Reintegration von schul- und lernverweigernden Schülerinnen und Schüler in das Regelsystem. Heranführung von Schülerinnen und Schüler, die von sozialer und beruflicher Ausgrenzung bedroht sind, an den Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie an berufsvorbereitende Maßnahmen. Heranführung von Schülerinnen und Schülern an MINT-Berufe. „Ausbildungs-Coaching“ zur Unterstützung von Jugendlichen in ihrem Ausbildungsverlauf und zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen. Optimierung der Prozesse zur sozialen, schulischen und beruflichen Integration durch die Organisation einer „maßgeschneiderten Abfolge“ von differenzierten Hilfen aus unterschiedlichen Bereichen des Bildungssystems, der Familien- und Jugendhilfe, der Beschäftigungsförderung sowie der Sozialen Arbeit vor Ort. Systematisierung des Integrationsprozesses durch Hilfeplangespräche und integrierter Förder- und Qualifizierungsplanung. Akquise von zusätzlichen Ausbildungsstellen für benachteiligte Jugendliche. Förderung und Verbesserung der Kooperation und Koordination aller am lokalen wie regionalen Übergangsmanagement beteiligten Institutionen. Im Rahmen der Fachkräftesicherung sollten die erwerbslosen Frauen wesentlich stärker als bisher in den Fokus genommen werden. Das bislang nicht genutzte Erwerbspotential gilt es zu aktivieren und erschließen: Steigerung des Anteils der Frauen an den Beschäftigten 56 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Brachliegende Potenziale der „Stillen Reserve“ heben Längeren Ausstiegszeiten entgegen wirken, um Qualifikationsverluste zu vermeiden Ganzheitliche Berufs – und Lebensplanung berücksichtigen Verbesserung der beruflichen Potenziale durch passgenaue, kombinierte Qualifizierungs, Beschäftigungs- und Vermittlungsangebote Offensive Akquise familienfreundlicher Betriebe mit flexibler Arbeitszeitgestaltung Öffentlichkeitswirksame Vermittlungsaktion für Frauen starten 6.3.1.5 Im Rahmen der oben genannten Ziele des Handlungsplans sind folgende Projekte zur Unterstützung der Fachkräftesicherung geplant: Die grundsätzlichen Ziele des Ziel 2-Programms (EFRE) sowie deren Querschnittsziele werden dabei berücksichtigt. Folgende Ziele werden verfolgt: 1) Frauen - in den Job Verbesserung des beruflichen Potenzials Brachliegende Potenziale der „Stillen Reserve“ heben Kombiniertes Qualifizierungs-, Beschäftigungs- und Vermittlungsangebot Passgenaue Betriebsakquise 2) Ausbildungs-Service und Coaching Vorbereitung auf Ausbildung und Ausbildungsabbrüche vermeiden Berufswahlorientierung Bewerbungsunterstützung Betriebliches Praktikum und schulische Vorbereitung Ausbildungs-Coaching für die Jugendlichen Ausbildungs-Service für die Betriebe 3) KReMINTec MINT praktisch und vor Ort - Handlungsorientierte Kursangebote für Schulen der Region zum Heranführen an MINTBerufen - Ferienakademien: Projektwochen zur Berufsorientierung in Zusammenarbeit mit den Partnerfirmen Zusätzliche Kurse und Projektwochen ausschließlich für Mädchen/Frauen, um „ungestört“ Erfahrungen mit MINT zu machen Zusammenarbeit mit Ausländerbeiräten und Interessensverbänden zur Bewerbung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (integrativer Ansatz) 57 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.2. Kreis Viersen 6.3.2.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung des Fachkräftebedarfs aus Sicht der Unternehmen Es ist hinreichend bekannt, dass die demographische Entwicklung bereits heute Aktivitäten zur zukünftigen Fachkräftesicherung erfordert, da sich der Fachkräftemangel durch das Missverhältnis „älterer Arbeitnehmer“ zu künftigen Schulabgängern verstärken wird. Hiervon ist auch der Kreis Viersen nicht ausgenommen (Bevölkerungsanteil am 31.12.2009 von über 50-jährigen = 40% und von unter 25-jährigen = 25,9%). Der Kreis Viersen ist ein Pendlerkreis, deshalb wird die Stadt Düsseldorf bei der Betrachtung als Beschäftigungsort einbezogen. In der zukünftigen Planung sollte ebenfalls die räumliche Nähe zu der niederländischen Grenzregion Berücksichtigung finden. Ist-Zustand und erwartete Entwicklung bei erwerbsfähigen Personen im Kreis Viersen in den als relevant identifizierten Handlungsfeldern: Für die langfristige Fachkräftesicherung sind aus Sicht des Kreises Viersen in Bezug auf Zielgruppen zwei Schwerpunktthemen – Jugendliche/junge Erwachsene und Frauen – in den Fokus zu nehmen. Für die Jahre bis 2015 bzw. 2020 wird für den Kreis Viersen ein Rückgang der Schulabgänger von 12,6% bzw. 16% erwartet, so dass im Vergleich zu 2008/2009 der Rückgang auf insgesamt 26,5% prognostiziert wird. Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss betrug in den Jahren 2008/2009 5,4% = 200 Schüler. Der Anteil der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz liegt im Kreis Viersen laut Schulentwicklungsplan 2011 – 2020 mit 16,6% deutlich über dem Landesdurchschnitt von 9%. Mit 32,2% lag die Ausbildungsabbrecherquote 2009 ebenfalls deutlich über dem Landesdurchschnitt von 24,7%. Allerdings sind kreisweit differenzierte Betrachtungen notwendig. So wird beispielsweise in der Stadt Viersen der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund stark zunehmen, und der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss lag 2009 deutlich über dem Kreisniveau, während in der Stadt Kempen lediglich 9 von 455 Schülern die Schule ohne Abschluss verließen. Die Beschäftigtenquote für Frauen betrug im Kreis Viersen zum Stand 30.06.2010 44,1%, davon jedoch mit 33,6% im Vergleich zur Gesamt-Teilzeitquote von 18,8%, überdurchschnittlich viele Teilzeitbeschäftigte. Insgesamt betrug die Unterbeschäftigungsquote im Kreis Viersen am 31.03.2011 8,8%, so dass von einer „stillen Reserve“ auch bei erwerbsfähigen Frauen ausgegangen werden kann. Das Ergebnis einer Umfrage in den Städten und Gemeinden des Kreises Viersen untermauert die Identifikation dieser beiden Schwerpunktthemen mit einer deutlichen Gewichtung der Zielgruppe Schüler und Schulabgänger. 58 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.2.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten Demographiebericht Demographieberatung für Unternehmen Bildungspakt / Bildungsbüro / Bildungsberatung Schulabschlusslehrgänge durch die Kreisvolkshochschule (HSA Kl.9 – Abitur) Prämierung „Familienfreundliches Unternehmen“ Berufsbezogene Fort- und Weiterbildungen in allen Bereichen durch Kreisvolkshochschule Qualifizierungsberatung für Unternehmen durch die Kreisvolkshochschule Modellprojekt „Ein-Topf“ die Jugendliche/junge Erwachsene: Kreisweit durchgeführte Aktivitäten im Rahmen des Modellprojektes „Ein-Topf“ Unterstützung der kooperierenden allgemeinbildenden Schulen bei der Erstellung/Verbesserung sowie Umsetzung des Berufsorientierungskonzeptes Erstellung und Verbreitung/Sicherstellung eines Begleitinstruments zum lückenlosen Informationsfluss über die Berufsorientierungsaktivitäten des einzelnen Schülers (z.B. Begleitordner, Berufswahlpass) Feldversuch: Erfassung des individuellen Förderbedarfs zur Erreichung der Ausbildungsreife an ausgewählten kooperierenden Schulen und Organisation entsprechender Förderangebote bzw. schulabschlussstabilisierender Maßnahmen Koordination des Projektes STARTKLAR! (stellt wesentliche Maßnahmen zur Berufsorientierung für Schulen langfristig sicher) Individuelle Beratung und Begleitung der Schüler des Berufsorientierungsbereichs des BK Viersen in eine realistische berufliche Perspektive Optimierung der Durchführung „Werkstattjahr“ im Kreis Viersen Vernetzung und Austausch mit den relevanten regionalen Akteuren am Übergang Schule-Beruf Einzelberatung/Koordination der Beratung von Schülern in Abgangsklassen ohne berufliche Perspektive Multiplikatorenschulungen für StuBos, Lehrer, Berufseinstiegsbegleiter etc. Kreisweit geplante Aktivitäten im Rahmen des Modellprojektes „Ein-Topf“ : Arbeit an BO-Strukturen und -maßnahmen in den kooperierenden Schulen (Verantwortlichkeit!) Bedarfsermittlung und Durchführung von Multiplikatorenschulungen für Akteure am Übergang Schule-Beruf Patenprojekt zur Erhöhung der Personalkapazitäten zur individuellen Begleitung 59 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Schulverweigererprojekte zur möglichen Wiedereingliederung bzw. separaten Betreuung schulaversiver Jugendlicher Optimierung Projekt STARTKLAR! Optimierung Durchführung Werkstattjahr 2011/2012 Ausbildungsreife: an den kooperierenden Schulen langfristige Förderung sichern Lokal durchgeführte Projekte der Städte Nettetal und Viersen: Stadt Nettetal Frühzeitiges Heranführen von Schülern und Schülerinnen an die berufliche Tätigkeit - Schwerpunkte: MINT – Fächer/Berufe ZDI (Zukunft durch Innovation) Nettetaler Bündnis für Bildung (Verbesserung der Bildungschancen) Schülerakademie (Berufsorientierung, Studiengänge, Anwendungsgebiete) Tag der offenen Tür Nettetaler Unternehmen Stadt Viersen Bestandsaufnahme 2010 zur lokalen Bildungslandschaft Stadt Viersen Einrichtung Bildungsbüro Kinderbetreuungsangebote Schülerorientierte Jugendsozialarbeit Streetwork/Fachstelle für junge Mütter Integrationsmonitoring - Integrationsmonitoring 2009, 2010 mit Handlungsempfehlungen u.a. Bildung, Beruf Förderung von Hausaufgabenbetreuung Förderung von Sprachkursen Angebote für Frauen und Eltern Behindertenbeauftragter – Inklusion Koordinierungsstelle Übergang Schule-Beruf - Frühzeitige Berufsorientierung in Haupt- und Förderschulen - Veranstaltungen zur Berufsorientierung und Lebensplanung - Kooperation Schule-Wirtschaft (Berufsorientierungscamp, Hauptschülertag) - Schulverweigererprojekt (geplant) - Modellregion für NRW-Landesprogramm „Komm auf TourBetriebsmodul“ (geplant) Frauen (durchgeführte Aktivitäten) Beratung zu Fördermöglichkeiten für Wiedereinsteigerinnen durch den Bildungsscheck und/oder die Bildungsprämie Berufsbezogene Sprachförderung für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte (Kreisvolkshochschule) Vor-Ort-Beratungen für Frauen und Berufsrückkehrende durch die GFB Kreis Viersen 60 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.2.3 Benennung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Jugendliche/ junge Erwachsene: 1. Schulabgang ohne Abschluss reduzieren, Ausbildungsreife sicherstellen Bereits in Grundschulen Unterstützung/Handwerkszeug zur Erkennung und Behebung von Teilleistungsschwächen sowie von Förderbedarf bei Schlüsselqualifikationen sicherstellen Sicherstellung verlässlicher Angebote zur Durchführung von BO-Standards für „Schule“ ab der 8. Klasse, die ineinander greifen und aufeinander aufbauend einen individuellen „roten Faden“ bilden (7. Klasse: Hinführung mit „POESIE“, „Komm auf Tour“ etc.) Frühzeitige Erfassung und Deckung Förderbedarf Ausbildungsreife sowie Schulabschluss (Sicherstellung entsprechender Förderangebote an „Schule“) Verantwortungsfestlegung für realistische berufliche Perspektive ein Jahr vor Schulabgang von der allgemeinbildenden Schule (festgelegte Zuständigkeiten und „Fahrplan“, wenn Perspektive noch nicht vorhanden) Personelle Ressourcen zur individuellen Begleitung für Schüler zur Verfolgung eines realistischen Handlungsplanes „berufliche Perspektive“ Klare Strukturen und Zuordnung von Verantwortlichkeiten sowie Informations-und Verantwortungsübergabe von einem Akteur zum nächsten für eine lückenlose und zielgerichtete Begleitung jedes Schülers Verbesserung der Angebotsstruktur für nicht ausbildungsreife Jugendliche am Ende der allgemeinen Schulpflicht (transparent und individuell zielführend) („Plan B“, Einzelcoaching etc.) Berufsorientierung als Schulfach/Pflicht-AG 2. Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Schaffung von Ausbildungsplätzen für Helferausbildungen mit entsprechender separater Beschulung an den BKs Bewerbung der (dualen) Berufsausbildung als sehr gute Alternative mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten Ausdehnung und Optimierung des Projektes STARTKLAR! zur besseren Vorbereitung von Schülern auf eine (duale) Berufsausbildung auch unter Einbeziehung der Wirtschaft Frauen: Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen Frühzeitige und ganzheitliche Beratung und Förderung von Berufsrückkehrenden Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Stärkere Einbeziehung von Schülerinnen und Frauen mit Migrationshintergrund 61 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.2.4 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen wie erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Jugendliche/ junge Erwachsene: Befähigung/Unterstützung der Grundschulen zur Feststellung und Behebung von Teilleistungsschwächen sowie Förderbedarf im Bereich Schlüsselqualifikationen Langfristige Sicherstellung der BO-Standards-Durchführung für allgemeinbildende Schulen ab der 7. Klasse Langfristige Sicherstellung von zusätzlichen Förderangeboten zur Erreichung des Schulabschlusses und zur Erreichung der Ausbildungsreife ab der 8. Klasse der allgemeinbildenden Schule Absprache der Akteure am Übergang Schule-Beruf im Rahmen von Förderkonferenzen o.ä. Personelle Kapazitäten zur Beratung und Begleitung von Jugendlichen Datenbank zur langfristigen Erfassung relevanter Daten/Aktivitäten (Historie) Auf den individuellen Bedarf abgestimmte, zielführende Angebote für nicht ausbildungsreife Jugendliche Ausbildungsplätze und separate Beschulung in 2-jährigen Ausbildungsberufen Berufsorientierungsangebote/BvB in Pflegeberufen Einige der Lücken könnten durch entsprechende personelle Ressourcen im regionalen Bildungsbüro gefüllt werden, da dort dann alle Daten zusammenlaufen könnten und eine entsprechende koordinierende sowie nachhaltende Funktion wahrgenommen werden könnte. Die Probleme der Erkennung von Teilleistungsschwächen und Förderbedarf der Schlüsselqualifikationen an den Grundschulen könnten durch entsprechende Schulungen der Lehrkräfte (die dann auch an der jeweiligen Schule hierfür verantwortlich wären) und eine intensivere Betreuung (Präsenzzeiten) des schulpsychologischen Dienstes gelöst werden. Außerdem müsste eine entsprechende Förderung der betroffenen Schüler sichergestellt werden. Das Ziel der Ausbildungsreife müsste stärker in den Fokus der Schulen rücken. Auch ein verlässlich verfügbarer kreisweiter Pool an Förderangeboten zur Ausbildungsreife und zur Berufsorientierung würde die Situation für die allgemeinbildenden Schulen langfristig verbessern, weil dadurch die Berufsorientierung und Ausbildungsreife am Ende der allgemeinen Schulpflicht sichergestellt werden könnte. Unter Anderem sollte hierfür das Projekt STARTKLAR! auf alle allgemeinbildenden Schulen des Kreises (Sekundarstufe I) ausgedehnt werden. Für die Sekundarstufe II müsste eine intensive Studienberatung adäquat zur Berufsorientierung der Sekundarstufe I geschaffen werden inklusive Wahrnehmung von Eignungstests und Probestudienangeboten/Tagen der offenen Tür der (Fach-)Hochschulen. Auch hier müsste eine Verantwortlichkeit für die berufliche Perspektive der Schüler festgelegt sein mit entsprechendem „Fahrplan“/System bei fehlender Perspektive. 62 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Der Ausbau vorhandener Unterstützungsangebote (Jugendberufshilfe, Schulsozialarbeit mit Fokus Berufsorientierung und Ausbildungsreife) sowie die Initiierung eines kreisweiten Patenprojektes mit entsprechenden Ressourcen für Akquise, Festlegung Handlungsrahmen und Regelwerk, Matching, Beratung, Schulung und Unterstützung der Paten sowie Netzwerkarbeit würde die dringend benötigten personellen Ressourcen für die persönliche Begleitung der Jugendlichen erheblich verbessern. Außerdem könnte eine Nachhaltigkeit der Betreuung sichergestellt werden für eventuelle Probleme bei der Verfolgung des beruflichen Ziels. (Vermeidung von Ausbildungs- und Maßnahmeabbrüchen bzw. Auffangen im System und erneute Perspektivenfindung) Fördermittel für Schulverweigererprojekte würden Projekte zur Reintegration sowie zur alternativen Beschulung möglich machen, die eine zeitnahe intensive Betreuung der schulaversiven Jugendlichen sicherstellen und deren endgültiges Abgleiten verhindern könnten. Die Angebote für nicht ausbildungsreife Jugendliche am Ende der allgemeinen Schulpflicht müssten stärker auf deren individuellen Bedarf abgestimmt und zielführend gestaltet werden. Die Bildungsträger müssten stärker in die Pflicht genommen werden, für die Anschlussperspektive der Jugendlichen zu sorgen (Kapazitäten/Vergütung dem entsprechend in der Ausschreibung mit einplanen, AA selbst entsprechende Verbleibstatistik nachhalten!) und sich frühzeitig mit den anderen Akteuren im Rahmen von Fallkonferenzen abzustimmen. Die Beratung der Jugendlichen am Ende der allgemeinbildenden Schule sowie die Aufnahme in weitere schulische Bildungsgänge müsste abgestimmt und zielführend verlaufen. Derzeit entscheiden sich sehr viele Schüler, die den angestrebten Schulabschluss nicht geschafft haben, für entsprechende Angebote (mit dem Schulabschluss) an den Berufskollegs und erreichen ihr Ziel auch dort nicht. Frauen: Angebote für Frauen, insbesondere auch für Frauen, die in keinem Leistungsbezug stehen Ganzheitliche Angebote, die alle betreffenden Lebensbereiche gleichermaßen ansprechen (Kinderbetreuung, Qualifizierung etc.) Flexible Kinder-/Angehörigenbetreuung auch bei Schicht-/Nachtarbeit 63 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.2.5 Handlungsempfehlungen und konkrete Projekte zur Zielerreichung aus Sicht des Kreises Viersen Jugendliche/ junge Erwachsene: Einrichtung von BO-Teams an den allgemeinbildenden Schulen, die sich verantwortlich zeichnen für die verlässliche Durchführung der standardisierten Berufsorientierung sowie Förderung der Ausbildungsreife bis hin zur beruflichen Perspektive für jeden Schüler mit „Handlungsfahrplan“ und Durchführung von Förderkonferenzen StuBo-Schulungen und Erfahrungsaustausch Multiplikatorenschulungen zur Befähigung der BO-Teams und Akteure Sicherstellung kreisweiter verlässlicher Angebote zur Berufsorientierung sowie zur Förderung Schulabschluss/Ausbildungsreife Einbeziehung der Jugendfreizeiteinrichtungen auch an „Schule“ mit Angeboten zur Berufsorientierung Angebote zur Berufsorientierung in den Jugendfreizeiteinrichtungen ausbauen Regelmäßiger Runder Tisch der regionalen Akteure am Übergang Schule-Beruf Regelmäßiger Runder Tisch der allgemeinbildenden Schulen, Berufskollegs und ggfs. Wirtschaftsvertreter zum frühzeitigen Austausch über die jeweiligen Bedarfe, Ziele und Probleme im Zusammenspiel, Initiierung eventueller Projekte zur Optimierung der Abstimmung und Zusammenarbeit Schulverweigerungsprojekt zur Reintegration und zur alternativen Beschulung Patenprojekt zur Erhöhung der personellen Ressourcen für die individuelle Begleitung der Schüler/Maßnahmeteilnehmer/Auszubildenden etc. Schaffung ausreichender Kapazitäten und Verantwortlichkeit zur Koordinierung/Steuerung/Unterstützung des gesamten Übergangsmanagements beim Kreis Kooperation mit Kammern zum Thema Praktikum/Ausbildungsplätze intensivieren Pool/Datenbank mit regionalen Praktikums- und Ausbildungsplätze für Förderschüler Patenschaften Wirtschaft-Schule bzw. Telgter Modell (Pool Wirtschaftsangebote für „Schule“, regional koordiniert) Angebote für nicht mehr schulpflichtige Jugendliche (Maßnahmeabbrecher, Abschluss ohne Anschlussperspektive), z.B. Coaching Frauen – Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern: Schwerpunkt-Zentren für Erst- und Wiedereinsteiger als beratendes und begleitendes individualisiertes, ganzheitliches Serviceangebot insbesondere für Berufsrückkehrende und Alleinerziehende schaffen. Vernetzung der Systeme mit dem Baustein „Selbstorganisation“ in allen Lebensbereichen. Sensibilisierung und Motivierung erwerbsloser Frauen bezgl. Berufstätigkeit Organisation der Kinder-/Angehörigenbetreuung, Förderung der Mobilität, Förderung der beruflichen Flexibilität, Anpassungs-/Qualifizierungen 64 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.3. Rhein-Kreis Neuss 6.3.3.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung Der Rhein-Kreis Neuss ist eine wirtschaftlich prosperierende Region. Die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,3% (August 2011). Mit seiner Wirtschaftskraft liegt der Rhein-Kreis Neuss in Nordrhein-Westfalen mit an der Spitze. Nach den jüngsten Zahlen liegt er mit einem BIP von 78.067 Euro je Erwerbstätigen landesweit auf Platz 3 hinter Düsseldorf und Essen und damit an der Spitze aller 31 Kreise in Nordrhein-Westfalen. Wirtschaftliche Schwerpunktbranchen im Rhein-Kreis Neuss liegen in der Logistik, Chemie, Energiewirtschaft, Ernährungsbranche, Metallverarbeitung und ITK. Die wirtschaftliche und demographische Entwicklung im Kreis lässt in Verbindung mit den derzeit schon geringen Arbeitslosenzahlen perspektivisch einen deutlichen Arbeits- und Fachkräftemangel absehbar werden. Um hier negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises zu verhindern, ist es für den Rhein-Kreis Neuss äußerst wichtig, dass das vorhandene Fachkräftepotenzial bestmöglich genutzt, an den künftigen Erfordernissen der Unternehmen ausgerichtet und ausgeweitet werden kann. Aufgrund der günstigen Arbeitsmarktsituation ist Langzeitarbeitslosigkeit im Rhein-Kreis Neuss kein Vermittlungsproblem; die Problematik liegt vielmehr in den integrationsfernen Profillagen der Langzeitarbeitslosen. Bereits jetzt gibt es in verschiedenen Bereichen einen Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Dies betrifft neben den Ingenieurberufen vor allem die Bereiche Gesundheitswesen, Logistik sowie Hotellerie und Gastronomie. Der Arbeitsmarkt im Rhein-Kreis Neuss weist einige Besonderheiten auf, denen zufolge sich Fachkräftepotenzial erschließen lassen kann: Mit 21% liegt der Rhein-Kreis Neuss beim Anteil der alleinerziehenden SGB II-Empfänger deutlich über dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen. Hier kann sich durch eine Ausweitung bzw. Erhöhung der Teilzeitquote zusätzliches Fachkräftepotenzial ergeben. Etwa jeder fünfte Einwohner im Rhein-Kreis Neuss hat eine Zuwanderungsgeschichte und rund 11 Prozent der Bevölkerung sind ausländische Staatsangehörige. Durch eine weitergehende Integration der ausländischen Bevölkerung bzw. der Menschen mit Migrationshintergrund (z.B. sprachliche Qualifikation) lässt sich ein zusätzliches Fachkräftepotenzial erschließen. Potenziale dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken bestehen zudem im Bereich der älteren Langzeitarbeitslosen, da viele der Ü50-Kunden trotz ihrer Langzeitarbeitslosigkeit grundsätzlich qualifiziert sind. Mehr als 30% der Arbeitslosen im Rhein-Kreis Neuss zählen zur Altersgruppe der 50 – 65-jährigen. Eine Vermittlung der älteren Arbeitslosen kann daher ein wichtiger Baustein bei der Vorbeugung eines Fachkräftemangels sein. 65 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.3.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten, die sich im Rahmen eines künftigen Projektes „Fachkräftesicherung im Mittelstand“ zur Umsetzung oder Weiterentwicklung eignen. Der Rhein-Kreis Neuss engagiert sich mit seinen Städten und Gemeinden, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Technologiezentrum Glehn GmbH (TZG) mit ihrer Tochter Beschäftigungsförderungsgesellschaft Rhein-Kreis Neuss mbH sowie in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Job-Center seit vielen Jahren in arbeitsmarktpolitischen Themen. Dabei steht auch stets die optimale Ausnutzung und Vergrößerung des Fachkräftepotenzials im Mittelpunkt. Beispiele hierfür sind: ESF-gefördertes Projekt IdA-ITz (Integration durch Arbeitsaufnahme in Teilzeit) Das Projekt IdA-ITz richtet sich an motivierte alleinerziehende Eltern, die Unterstützung bei der Suche eines passgenauen Arbeitsangebots in Teilzeit benötigen. Im Rahmen des Projekts bekommen die Teilnehmer einen auf bis zu zehn Monate befristeten Arbeitsvertrag und werden über einen praxisorientierten Qualifizierungs- und Beschäftigungsanteil fit für den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt gemacht. Unternehmen werden für Beschäftigung in Teilzeit geworben und erfahren somit die Möglichkeit, über ein Betriebspraktikum neue Mitarbeiter kennen zu lernen und auf die zukünftigen Aufgaben im Betrieb vorzubereiten. Neben dem Angebot einer flexiblen Arbeitszeit und passgenauen Beschäftigungseinsätzen bietet das Projekt Hilfestellung bei der Herstellung der Kinderbetreuung und den Umgang mit dem Konflikt, eine gute Mutter (ein guter Vater) und berufstätig zu sein. Das Projekt hat sich als sehr erfolgreich erwiesen (59% Integrationsquote in 2010). Eine Weiterentwicklung und Ausweitung des Projektes würde zur Erhöhung der Beschäftigungsquote von alleinerziehenden Arbeitnehmern beitragen. Projekte im Rahmen des Förderprogramms von BMFSFJ und ESF „Stärken vor Ort - SvO“ Ziel des Programms „Stärken vor Ort“ ist die Förderung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von benachteiligten jungen Menschen sowie die Unterstützung von Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. Mit Hilfe von niedrigschwelligen und wohnortnahen Mikroprojekten werden in der Stadt Dormagen junge Menschen aufgesucht, sozial stabilisiert und motiviert. Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das Erwerbsleben werden sozial und beruflich besser integriert. Zivilgesellschaftliche Beteiligung sowie Einbindung und Vernetzung der lokalen Akteure spielen dabei eine zentrale Rolle. Das Projekt hat sich in Dormagen als sehr erfolgreich erwiesen und zur Stärkung und Diversifizierung der lokalen Netzwerke geführt. Eine Weiterentwicklung sowie Ausweitung des Projektes auf das gesamte Kreisgebiet würde zur Erhöhung des Fachkräftepotenzials sowie der Erwerbsquote alleinerziehender Frauen beitragen. Vision 50plus Zum 01.07.2009 ist die ARGE Rhein-Kreis Neuss im Verbund mit dem Beschäftigungspakt NiederRhein-Ruhr-Westfalen-Pakt 50plus (NRRW-Pakt 50plus) mit dem eigenen Projekt „Visionen 50plus“ gestartet. Planung und Umsetzung erfolgt mit den Projektpartnern Beschäftigungsförderungsgesellschaft mbH des Rhein-Kreises Neuss, Berufshilfe e.V. und 66 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Internationaler Bund e.V. im Rhein-Kreis Neuss. Seit Anfang 2010 werden in Neuss spezielle Beratungsangebote für ältere Langzeitarbeitslose geboten. Aktive Integrationsarbeit erfolgt durch passgenaue bewerberorientierte Stellenakquise von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen, Beratung von Arbeitgebern und Vorbereitung, Unterstützung und Begleitung bei Bewerbungen. Orientierung und praktische Erfahrung sowie Stärkung vorhandener Ressourcen bietet die Praxiserprobung im kaufmännischen, kreativen und hauswirtschaftlichen Bereich. Ein besonderes Augenmerk wird auf das Thema Gesundheitsvor- und -fürsorge gelegt. Dieser Bereich wird durch einen qualifizierten Trainer begleitet, dem ein entsprechender Fitnessraum mit den dafür abgestimmten Materialien zur Verfügung steht. In dem Projekt wird für die Anstellung von älteren Langzeitarbeitslosen mit spektakulären Aktionen, wie „Speed-Dating“ und Radiowerbung geworben. Das Projekt trägt zur Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials bei älteren Beschäftigten bei. Eine Vertiefung würde diesen Effekt verstärken. Integrationsworkshop „KOMM-INtegration im Rhein-Kreis Neuss“ Das Thema Integration von Zuwanderern ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit der Kommunen in Deutschland und birgt ein großes Fachkräftepotenzial. Mit der Durchführung des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten KOMM-IN-Projektes hat der Rhein-Kreis Neuss einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Im Rahmen des Projektes wurde 2010 ein Integrationsworkshop durchgeführt, an dem rund 40 Vertreter aus Integrationsräten, Integrationsbüros, den Freien Wohlfahrtsverbänden sowie aus Politik und Verwaltung des Kreises und seiner Kommunen teilnahmen. Ziel des Workshops war es, die aktuelle Situation von Menschen mit Migrationshintergrund im Kreis zu analysieren und darauf aufbauend eine strategische Planung für die Integrationspolitik als kommunale Querschnittsaufgabe zu entwickeln. Allianz Wiedereinstieg im Rahmen der Landesinitiative Netzwerk Wiedereinstieg Dieses Projekt leistet im Rhein-Kreis Neuss Hilfestellung beim beruflichen Wiedereinstieg. Akteure der Allianz sind u.a. das Jobcenter, das TZG, das Familienbüro des Rhein-Kreises Neuss, die Wirtschaftsförderung und die Gleichstellungsbeauftragte. Wiedereinstieg ist ein wichtiges Thema für den Rhein-Kreis Neuss. Mit Blick auf den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften benötigt die Arbeitswelt Frauen und Männer, die nach einer Auszeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Bereits 2009 konnte die Allianz Wiedereinstieg vielen Frauen mit einem Infotag und der Herausgabe des "Kompass Wiedereinstieg" Hilfestellung bei der Rückkehr in den Beruf geben. 2010 wurde zum Thema eine Fachtagung organisiert sowie das Handbuch "Lotsenwerk Wiedereinstieg" veröffentlicht, das alle Angebotsträger für Berufsrückkehrende bei ihrer Arbeit unterstützen soll. Die Allianz Wiedereinstieg im RheinKreis Neuss ist Teil der Landesinitiative Netzwerk Wiedereinstieg. Zu ihr gehören auch die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Rhein-Kreis Neuss, die Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Mönchengladbach, der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft Rhein-Kreis Neuss, die Volkshochschule Neuss, der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft Neuss und weitere Bildungs- und Beschäftigungsträger. Der Arbeitskreis Allianz Wiedereinstieg Rhein-Kreis Neuss wird auch über den Förderzeitraum hinaus bestehen, die entstandenen Produkte weiterhin pflegen und weitere 67 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Möglichkeiten suchen, die Rückkehr in den Beruf zu unterstützen. Die Allianz Wiedereinstieg wird sich mit dem in Planung stehenden Kompetenzzentrum Frau und Beruf vernetzen und die Ergebnisse der Arbeit für die Tätigkeiten des Kompetenzzentrum nutzbar machen wie auch vom Kompetenzzentrum erwartet wird, Know-How der Allianz zur Verfügung zu stellen. Hieraus entstehende neue Projekte können die Beschäftigungsquote von alleinerziehenden Eltern und das verfügbare Fachkräftepotenzial erhöhen. Kompetenzzentren Frau und Beruf Die von der Landesregierung geförderten Regionale Kompetenzzentren sollen vor allem die arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Akteurinnen und Akteure beraten, ihr Wissen zur Verfügung stellen und Impulse für gendersensible und frauenfördernde Maßnahmen geben. Während bisher in der Regel die Berufsrückkehrerinnen bzw. Wiedereinsteigerinnen im Fokus standen, zielen die bisherigen Gespräche zur Einrichtung eines Kompetenzzentrums in der Region Mittlerer Niederrhein darauf hin, die Unternehmer anzusprechen und für den vorgenannten Personenkreis zu sensibilisieren, indem personalpolitische Aspekte wie Familienfreundlichkeit, flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitausbildung thematisiert werden. Damit sollen verstärkt Erwerbspotentiale von Frauen erschlossen und die Steigerung der Frauenerwerbsquote als Wachstumspotential genutzt werden. Im Rahmen des Projektes „Fachkräftesicherung im Mittelstand“ sollen Synergien geschaffen werden aus einer engen Vernetzung und Zusammenarbeit mit den sich möglicherweise im Rhein-Kreis Neuss und in der Region konstituierenden Kompetenzzentren Frau und Beruf. Projekt „Wirtschaft pro Schule“ Im Rahmen des durch den Rhein-Kreis Neuss in Zusammenarbeit mit der heimischen Wirtschaft initiierten Projektes „Wirtschaft pro Schule“ konnten zahlreiche Unternehmen und Bildungsträger dafür gewonnen werden, in allen Schulformen die von ihnen angebotenen Ausbildungsberufe und Studiengänge vorzustellen und den Schülern in Tagespraktika einen interessanten Einblick in die Berufe zu verschaffen. Ergänzend werden für die Schüler auch Bewerbertrainings angeboten. Hierdurch wird der Kontakt zwischen den Schülern und den Unternehmen hergestellt und durch das „hereinschnuppern“ in den Beruf einer Fehlentscheidung der Schüler bei der Wahl des Ausbildungs- bzw. Studienganges vorgebeugt. Zudem trägt der direkte Kontakt zwischen den Schulen und den Unternehmen dazu bei, den Übergang Schule / Beruf für Schüler einfacher zu gestalten. Eine Weiterentwicklung des Projektes kann diesen Effekt verstärken. Denkbar wäre in diesem Bereich ein Wettbewerb unter dem Titel „Wirtschaftsfreundliche Schule“, der anknüpfen könnte an die bestehenden Kontakte aus dem Projekt „Wirtschaft pro Schule“ und in dem ein Betrieb ausgesucht werden könnte, der sich am nachhaltigsten und besonders engagiert am Projekt beteiligt. Außerdem wäre ein Projekt in Verbindung von Wirtschaft und Schule denkbar im Hinblick auf eine frühzeitige Talentauswahl. Projekt „Berufswahlorientierte Schule“ Auf die Erleichterung des Übergangs von der Schule in den Beruf zielt auch das Gütesiegel „Berufswahlorientierte Schule“, an dem sich der Rhein-Kreis Neuss beteiligt. Im Rahmen dieses Projektes der Bertelsmann-Stiftung werden Schulen auf ihre berufsorientierte Unterrichtsgestaltung hin überprüft und bei Erfolg mit einem Gütesiegel ausgezeichnet, das 68 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ aktiv im Marketing der Schule eingesetzt werden kann. Die Einbindung von Unternehmensvertretern aus dem Rhein-Kreis Neuss in die Jurys fördert hier wieder den Kontakt und den ständigen Austausch zwischen der Wirtschaft und den Schulen. Die Maßnahmen an den Schulen fördern den Übergang von der Schule in den Beruf. Projekt „Wirtschaftspartner“ Mit dem Ziel, Unternehmen, die sich im Rhein-Kreis Neuss ansiedeln wollen oder dies bereits getan haben, zu unterstützen, hat die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Neuss das Projekt „Wirtschaftspartner“ initiiert. Unternehmen, die auf der Suche nach einer Gewerbefläche oder –immobilie im Rhein-Kreis Neuss sind erhalten neben dem Flächen- bzw. Immobilienangebot auch ein Angebot der Agentur für Arbeit Neuss mit einem individuellen Dienstleistungspaket, angefangen von der Rekrutierung des Personals bis zur passgenauen Qualifizierung einzelner Mitarbeiter. Hiermit konnte der Ansiedlungsservice um die Komponente des Mitarbeitervorschlages erweitert werden. Bei Bedarf werden Arbeitskräfte auch speziell für die Unternehmensbedürfnisse durch die Technologiezentrum Glehn GmbH in Schulungen auf die neue Stelle vorbereitet. Bei der Ansiedlung von Metro in Neuss konnten hiermit beispielsweise mehr als 70 Arbeitslose an das Unternehmen vermittelt werden. Das Projekt kann auch zukünftig zu einer Ausweitung des Fachkräftepotenzials und deren Vermittlung beitragen. Wettbewerb „Familienfreundliches Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss“ Um Unternehmen dazu anzuregen, familienfreundliche Maßnahmen bei der Arbeitsplatzgestaltung zu initiieren und diesbezügliches vorbildliches Engagement mittelständischer Unternehmen öffentlichkeitswirksam darzustellen, hat der Rhein-Kreis Neuss im Jahr 2009 erstmals den Wettbewerb „Familienfreundliches Unternehmen im RheinKreis Neuss“ ausgerufen. In dem Wettbewerb werden mittelständische Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss ausgezeichnet, die sich durch besondere familienfreundliche Maßnahmen hervorheben, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Der Wettbewerb soll auch zukünftig im 2-Jahres-Rhythmus ausgeschrieben werden und beitragen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit die Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials zu verbessern. Zum Projekt „Fachkräftesicherung im Mittelstand“ sollten hier in einer Weiterentwicklung der Maßnahme Synergien geschaffen werden. „Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss“ Die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss hat 2011 gemeinsam mit der Technologiezentrum Glehn GmbH, der Stadt Neuss, der Agentur für Arbeit Neuss und einem privaten Partner aus der Wirtschaft die „Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss“ als Kommunikationskanal zur Sicherung des Fachkräftepotenzials in der Region realisiert und in einem Messeformat durchgeführt. Im Rahmen einer zweitägigen Messeveranstaltung wird Unternehmen auf der Suche nach Arbeitskräften und gut ausgebildeten arbeitslosen und arbeitsuchenden Arbeitskräften die Möglichkeit zur persönlichen Kontaktaufnahme gegeben. Hiermit soll einerseits ein Beitrag zur Bindung der Fachkräfte in der Region geleistet werden, andererseits wird Arbeitnehmern und Arbeitgebern ermöglicht, im persönlichen Kontakt ein mögliches Arbeitsverhältnis zu besprechen und den persönlichen Kontakt über ein Kurz- 69 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Praktikum zu vertiefen. Die Job-Initiative erleichtert Unternehmen die Stellenbesetzung und bietet Arbeitskräften eine zusätzliche Möglichkeit zur unmittelbaren Kontaktaufnahme mit potenziellen Arbeitgebern. Die Job-Initiative eignet sich ebenfalls im Rahmen eines möglichen Projektes „Fachkräftesicherung im Mittestand“ für eine Weiterentwicklung. Projekt „Fachkräfteausbildung Pflege“ Ausgehend vom aktuellen Fachkräftemangel in der Pflege plant das TZG ein Projekt zur Heranführung und Ausbildung von jugendlichen Arbeitslosen (U25) als Pflegefachkräfte. Das Projekt soll in Zusammenarbeit mit den Trägern lokaler Pflegeheime konzipiert werden. Dabei werden auch die Möglichkeiten von Teilzeitausbildung und Vorbereitungsmaßnahmen überprüft. Über die engen Verbindungen des Kreises zu den Alten- und Pflegeeinrichtungen (u.a. Arbeitskreise Heimleitung, Heimaufsicht etc.) bestehen sehr gute Aussichten bedarfsgerecht zu qualifizieren und auch anschließende Arbeitsvermittlungen zu realisieren. Gerade im Hinblick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel im Gesundheits- und Fürsorgebereich könnte über eine solche Maßnahme ein weiter wichtiger Baustein zur Fachkräftesicherung Realität werden. ZdI (Zukunft durch Innovation) Das ZdI-Zentrum des Rhein-Kreises Neuss gehört zu einer Initiative des NRW-Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Ziel ist es Jugendliche, die sich für Technik, Chemie und Naturwissenschaften begeistern, besonders zu fördern. Aus diesem Grund werden Kontakte zwischen Schulen, Hochschulen und Unternehmen hergestellt um im Rahmen eines lokalen Bündnisses mehr Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Angeboten werden z. B. Physik- und Chemie-Workshops, Workshops im Bereich Technik, Lehrerfortbildung, naturwissenschaftliches Kolloquium am Gymnasium Norf und ähnliches. Durch einen weiteren Ausbau des Netzwerkes könnte insbesondere das Ziel Innovation gestärkt werden. Das Projekt trägt zur Gewinnung von Fachkräften in technischen Betrieben bei. Eine Weiterentwicklung kann dies verstärken. Hochschultag Einmal jährlich führt der Rhein-Kreis Neuss seinen „Hochschultag“ durch. Hier erhalten Hochschulen aus der Region die Gelegenheit sich einem interessierten Publikum sowie studierwilligen Jugendlichen vorzustellen. Erstmals im Jahre 2010 haben sich auch niederländische Hochschulen am Hochschultag beteiligt. Auf dem Fundament des bestehenden Netzwerkes könnten weitere Maßnahmen entwickelt werden etwa in der Vernetzung der Hochschulen mit der Wirtschaft in Zielrichtung gemeinsamer Ausbildung und Qualifizierung von Studenten am künftigen Bedarf der Unternehmen oder auch im Ausbau von grenzüberschreitenden deutsch-niederländischen Aktivitäten beim Thema Fachkräftesicherung. Benachteiligtenbörse Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen benachteiligt sind, haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wer diese Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet, benötigt vor allem Informationen darüber, welche Möglichkeiten es gibt. Mit der Benachteiligtenbörse, die zum ersten Mal 2009 im Berufsbildungszentrum Neuss- 70 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Hammfeld durchgeführt wurde, wurde ein erster Schritt zur Vernetzung der Angebote für besonders benachteiligte Jugendliche aus Förder- und Hauptschulen getan. Die Berufsinformationsbörse richtete sich an Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte von Schulen, aber auch an interessierte Schülerinnen, Schüler und Eltern, sowie an Bildungseinrichtungen und Firmen, die Ausbildungsangebote für benachteiligte Jugendliche bereitstellen. 6.3.3.3 Benennung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Von den genannten Handlungsfeldern sind für den Rhein-Kreis Neuss insbesondere folgende relevant: Schulabgang ohne Abschluss reduzieren Hier liegt ein hohes Potenzial an zukünftigen Fachkräften. Zudem wird die Zahl der Transferempfänger potenziell abgesenkt. Maßnahmen können hier eine verstärkte Förderung der Schüler und das Aufzeigen von Perspektiven im Berufsleben sein. Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren Durch eine verstärkte Berufswahl- und Studienberatung und –orientierung kann die Abbrecherquote gesenkt werden. Die Fachkräfte stehen dem Arbeitsmarkt entsprechend früher zur Verfügung. Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Durch eine verstärkte berufsbegleitende Fortbildung und duale Studiengänge können Unternehmen ihren Fach- und Führungskräftenachwuchs im eigenen Unternehmen heranziehen. Dies stärkt die Wirtschaft durch eine Bindung der Arbeitskräfte und schafft für externe Fachkräfteanwerbung zusätzliche Anreize. Teilqualifizierungen anerkennen Durch die Anerkennung von Teilqualifizierungen kann dem vergleichsweise hohen Anteil an geringqualifizierten Arbeitslosen im Rhein-Kreis Neuss eine Perspektive für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt eröffnet werden. Kompetenzfeststellung auch für Erwachsene ermöglichen Eine Kompetenzfeststellung dient der Feststellung und Bewusstmachung berufsbezogenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Interessen. Hierdurch kann zielgerichtete Nachqualifizierung ermöglicht werden. von eine Erwerbsbeteiligung von Personen über 55 erhöhen Fast 20% aller Arbeitslosen im Rhein-Kreis Neuss sind 55 Jahre und älter. Diese Zielgruppe bietet oftmals ein hohes Maß an Berufserfahrung und Qualifikation, welches bei stärkerer Nutzung zu positiven Effekten für die Wirtschaft führen kann. 71 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen Mit 21% liegt der Rhein-Kreis Neuss beim Anteil der alleinerziehenden SGB II-Empfänger deutlich über dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen. Hier ergibt sich durch eine Ausweitung bzw. Erhöhung der Teilzeitquote zusätzliches Fachkräftepotenzial. Aktivitäten zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland Der zukünftig auftretende Fachkräftemangel wird nur zum Teil mit inländischen Arbeitnehmern gedeckt werden können. Um die entstehende Lücke nicht aufkommen zu lassen, sind in Kooperation mit Unternehmen der betroffenen Branchen Aktivitäten zur Akquise von ausländischen Arbeitskräften sinnvoll. 6.3.3.4 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen wie erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Im Rahmen einer an den Bedürfnissen der heimischen Wirtschaft und der unter Punkt 6 .3.3.1 genannten Schwerpunktbranchen im Rhein-Kreis Neuss ausgerichteten Hochschulausbildung vor Ort können junge Nachwuchsfachkräfte in der Heimat ausgebildet und gehalten werden. Gemeinsam mit der Wirtschaft sind zusätzliche branchenorientierte (Fach-) Hochschulen notwendig, die ein duales Studium neben einer Berufsausbildung oder einer beruflichen Tätigkeit ermöglichen. Mit der Hochschule Neuss, der Europäischen Fachhochschule, der FOM und der Hessischen BA gibt es hier in Neuss bereits verschiedene Angebote. In Kooperation von Wirtschaft, Land und örtlichen Einrichtungen können solche Bildungseinrichtungen unterstützt, weiterentwickelt und geschaffen werden. 6.3.3.5 Handlungsempfehlungen und konkrete Projekte zur Zielerreichung In den oben genannten Handlungsfeldern können verschiedene Projekte zur Zielerreichung umgesetzt werden: Schulabgang ohne Abschluss reduzieren Durch Angebote der Berufswahlorientierung (z.B. Wirtschaft pro Schule, Berufswahlorientierte Schule, ZDI, Benachteiligtenbörse) wird Schülerinnen und Schülern eine Perspektive aufgezeigt, die die schulische Motivation steigern und damit den notwendigen Schub zum Erlangen eines Schulabschlusses geben kann. Durch eine Ausweitung der Angebote kann dies verstärkt werden. Von den Schulen der Sekundarstufe I wird häufig beklagt, dass bei einzelnen Schülerinnen und Schülern die Schwierigkeiten beim Übergang zum Beruf bereits in der 7. und 8. Klasse absehbar sind, ohne dass hierauf reagiert werden kann. Um diesem Problem zu begegnen, ist es notwendig von den Schulen aller Schulformen eine Situationsbeschreibung der Jugendlichen an allen Schulformen im 7., 8. und 9. Schuljahr zu erstellen. Diese Situationsbeschreibung würde es ermöglichen z. B. runde Tische von Schülern, Eltern, Lehrern, Schulpsychologischen Dienst und Jugendamt zu initiieren. In einem nächsten 72 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Schritt könnte eine Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit der Schule, dem Schulpsychologischen Dienst und den Jugendämtern eine Begleitung anbieten. Möglich wären auch ehrenamtliche Lotsen als Ergänzung zu den genannten Akteuren. Bestehende Angebote könnten dann wie folgt ergänzt werden: gezielte Orientierung in berufsqualifizierenden Angeboten und in geeigneten Ausbildungsberufen Lernhilfe Kooperationen von Schülerinnen und Schülern Intensivierung der Elternarbeit zur Berufsorientierung Kompetenztests für Schülerinnen und Schüler Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer Es können Patenschaften für jugendliche Auszubildende - mit Unterstützung moderner EDV – eingerichtet werden. Diese Paten bieten begleitende Unterstützung, aber auch kurzfristige und wirksame Kontrolle und Sanktionsmechanismen für Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis bedroht sein könnte. Als Paten kommen unter anderem in Frage: Lieblingslehrer, Vereinstrainer, Leiter und Mitarbeiter von Jugendfreizeiteinrichtungen, Pfarrer und andere kirchliche Mitarbeiter, Großeltern usw. Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren Mit einer Ausweitung der bisherigen Angebote im Bereich der Berufswahlorientierung (z.B. Wirtschafts pro Schule, Berufswahlorientierte Schule, Hochschultag, Benachteiligtenbörse) kann die Berufswahlorientierung weiter vertieft und die Anzahl der Ausbildungs- und Studienabbrüche gesenkt werden. Mögliche Projekte wären hier beispielsweise ein Tag der offenen Tür bei Unternehmen oder ein Berufs-/Studienkompass. In professionellen Berufsfindungsseminaren können Schüler intensiv zu ihrer Berufswahl und ihren Kompetenzen beraten werden. Ein Wettbewerb um Exzellenz-Praktika könnte für herausragende Schüler ein Anreiz sein und eine Möglichkeit sein, diese frühzeitig in Kontakt mit der örtlichen Wirtschaft zu bringen und dort zu binden. Das Kompetenzteam, welches Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer anbietet, könnte weiter ausgebaut und unterstützt werden. Das Kompetenzteam hilft Schulen bei der Entwicklung ihres aktuellen Fortbildungskonzeptes und unterstützt bei der Realisierung der Planung. Außerdem werden der Prozess für Unterrichtsentwicklung begleitet und Lehrkräfte beraten. Schulungen für Ausbildungsbetriebe und ihre Anleiter unter dem Gesichtspunkt: „Was bewegt unsere heutigen jugendlichen Auszubildenden und wie gehen wir damit um“? – Zum Hintergrund: Wenn rund 30% der Ausbildungsverhältnisse vorzeitig abgebrochen werden, kann das nicht ausschließlich an den Auszubildenden liegen. Wo gibt es Gründe auf Seiten der Betriebe/Ausbilder, wie können wir damit umgehen, um auch von dieser Seite aus die Zahl der Abbrüche zu reduzieren? 73 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Um die Ausbildung und Weiterqualifikation von Fachkräften voranzutreiben, sind zum einen spezifische Bildungsangebote verschiedener Träger notwendig, die ständig weiterentwickelt und ausgebaut werden müssen. Zum anderen müssen Bildungsangebote – im Besonderen beim dualen Studium – als Möglichkeit zur Weiterbildung und Bindung von Fachkräften an die Unternehmen kommuniziert werden. Eine Ausweitung des Projektes ZDI und der Benachteiligtenbörse kann hier zielführend sein. Teilqualifizierungen anerkennen Kompetenzfeststellung auch für Erwachsene ermöglichen Erwerbsbeteiligung von Personen über 55 erhöhen Ältere Fachkräfte sind zwar häufig nicht mehr in dem Maße belastbar, wie dies junge Arbeitnehmer sind, allerdings verfügen sie über einen großen Erfahrungsschatz und ein breites Wissen, welches die geringere Belastbarkeit oftmals mehr als ausgleicht. Zudem kann in einer Zeit, in der die Zugehörigkeit von Arbeitnehmern zu einem Betrieb immer stärker abnimmt auch die kürzere verbleibende Arbeitszeit kein Argument mehr gegen eine Beschäftigung älterer Arbeitnehmer sein. Die Vorteile von Fachkräften im Alter über 55 Jahren gilt es an die Unternehmen zu kommunizieren. Zudem sind Fortbildungsmöglichkeiten für ältere Personen im hohen Maße entscheidend, damit diese weiter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Im Besonderen gilt dies für Berufsfelder, die mit einer hohen körperlichen Belastung verbunden sind, die Arbeitskräfte nicht bis in das sich nach hinten verschiebende Rentenalter leisten können. Gerade diese Arbeitskräfte haben im Laufe ihres Berufslebens aber einen großen Erfahrungsschatz gesammelt, den sie dann an anderer Stelle im Unternehmen einbringen können. Hierfür sind die notwendige Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen und auszubauen. Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen Um die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen und vor allem den beruflichen Wiedereinstieg nach der Erziehungszeit zu erleichtern sind verschiedene Maßnahmen von der Weiterbildung während der Elternzeit über die Verbesserung der (betrieblichen) Kinderbetreuung bis hin zur Imagebildung für Familienfreundlichkeit bei Unternehmen denkbar. Im Rahmen der Familienfreundlichkeit bei Unternehmen versprechen vor allem flexible Arbeitszeitregelungen, Regelungen für ein Home-Office und Kinderbetreuungsmaßnahmen eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Hierbei sind insbesondere auch die Maßnahmen des Netzwerkes Wiedereinstieg und eines möglichen Kompetenzzentrums Frau und Beruf zu unterstützen. Das Potential der gut ausgebildeten und motivierten BerufsrückkehrerInnen bzw. von „Nicht-AussteigerInnen“ aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis muss durch innovative Arbeits(-zeit)modelle und Betreuungszeiten gesteigert werden. Wie können sich zwei Fachkräfte einen Arbeitsplatz sinnvoll teilen, wie können zweifellos vorhandene Vorbehalte auf Seiten der Arbeitgeber gegen WiedereinsteigerInnen bzw. Teilzeitkräfte abgebaut werden? Unter dem Einsatz modernster EDV und Kommunikationstechnologie im Bereich der Hard- und Software werden Beispiele von „Best Practices“ geliefert. 74 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Aktivitäten zur Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland Der zukünftig notwendige Fachkräftebedarf wird nicht ausschließlich durch inländisches Fachkräftepotenzial gedeckt werden können. Ein weiteres notwendiges Handlungsfeld ist daher die Akquise von Fachkräften im Ausland. Hier sind im Besonderen Zusammenschlüsse von und mit Unternehmen und Branchennetzwerken zielführend, die beispielsweise mit ausländischen Hochschulen kooperieren und dort um Fachkräfte werben können. Die Anwerbung von ausländischen Fachkräften muss einhergehen mit Maßnahmen, die zu einer schnellen gesellschaftlichen Integration der Fachkräfte in Deutschland führen. Hierbei steht vor allem das Erlernen der deutschen Sprache als Kernkompetenz und Voraussetzung für eine gelungene Integration im Mittelpunkt. Es besteht erkennbarer Bedarf an der Einrichtung sogenannter „work and travel“ Programme, wie sie z. B. in Australien schon länger durchgeführt werden: Gut ausgebildeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus dem Ausland, die ein Jahr in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa verbringen wollen, kann hier die Möglichkeit einer Kombination aus der Gewinnung neuer Arbeitserfahrungen und sinnvoller Freizeitgestaltung geboten werden. Fachkräftemonitoring: Das obligatorische Fachkräftemonitoring sollte einen Baustein „Übergangsmonitoring“ enthalten. Zur Sicherung und Entwicklung von Angeboten und Qualität im Bildungswesen ist es notwendig, dass eine kontinuierliche, systematische und umfassende Erfassung von Bildungsdaten und damit eine verlässliche Beurteilung der Situation und der Perspektiven im Bildungswesen erstellt werden. Derzeit ist es sehr schwierig, alle Schülerinnen und Schüler in ihrem Übergang von Schule zum Beruf im Rhein-Kreis Neuss vollständig zu erfassen und zu begleiten. Dies liegt daran, dass es verschiedene Datensysteme zur Ausbildungssituation gibt, die von unterschiedlichen Trägern erstellt werden. So gibt es zum einen die Statistik der Agentur für Arbeit zum Ausbildungsstellenmarkt, zum anderen Statistiken der Kammern zu freien Ausbildungsstellen und des Weiteren die Schulstatistik des Landes NordrheinWestfalen bezüglich der Neuzugänge und Abgänge an den allgemeinbildenden Schulen und den Berufskollegs. Alle Daten sind für sich alleine nicht aussagekräftig. Damit besteht z. B. beim Übergangsmanagement von Schule zu Beruf ein unübersichtliches Bild von verschiedensten Angeboten unterschiedlicher Träger, ohne das tatsächlich bekannt ist, wie viele Schüler nach dem 10. Schuljahr unversorgt geblieben sind. Mit einem Übergangsmonitoring könnten deshalb für einen Zeitraum von zwei Jahren alle Schulabgänger der Schulen im Rhein-Kreis Neuss erfasst und ihre Bildungslaufbahn verfolgt werden. Die Erfassung der Daten ist durch die gesetzlichen Regelungen zur Schulpflichtüberwachung geregelt. Mit einem Erfassungssystem zur Schulpflichtüberwachung für einen Zeitraum von zwei Jahren könnte dort wo Schwierigkeiten auftreten, in Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeitern, dem Schulpsychologischen Dienst und den Schulen eine Begleitung bei Schwierigkeiten angeboten werden. Für diese Schülerinnen und Schüler sollte gemeinsam mit den Eltern ein Ansprechpartner (Sozialarbeiter/Lehrer) zur intensiven und individuellen Vorbereitung und Begleitung bei der Berufswahl gesucht werden. Dabei sollten vorhandene Elemente der Berufsorientierung wie 75 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Kompetenzfeststellung, Erstellen eines Fähigkeitsprofils, Betriebspraktika und Besichtigung genutzt werden. Die Initiierung und Koordination dieser Maßnahmen würde verlässliche Daten über die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in ihrem Übergang von Schule in Beruf ermöglichen. Schwierigkeiten im Prozess könnten erkannt und zielführende Maßnahmen entwickelt werden. Außerdem könnte die Ausbildungssituation im Rhein-Kreis Neuss verlässlicher analysiert werden. Weitere Handlungsfelder Kleine und mittelständische Unternehmen können bei der Entwicklung von Führungskräftenachwuchs durch ein von Mentoren begleitetes betriebsübergreifendes Traineeprogramm unterstützt werden. In diesem Bereich haben KMU gegenüber großen Konzernen häufig den Nachteil, dass diese Ihre Nachwuchskräfte intern schulen können, was KMU nicht möglich ist. Dieser Nachteil kann durch ein solches Programm ausgeglichen werden, was eine Stärkung der mittelständischen Wirtschaft im Wettbewerb um Fachkräfte zur Folge hätte. Mit einer Weiterentwicklung des Veranstaltungsformates „Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss“ kann der Ansatz verstärkt werden, Fachkräfte aus der Region für Unternehmen in der Region zu suchen. Zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Akquise von Fachkräften kann die Entwicklung einer Auszeichnung als Arbeitnehmerfreundliches Unternehmen hilfreich sein. Dies würde zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer führen, zur Attraktivität der Unternehmen beitragen und diese nach außen kommunizieren. Unterstützt werden können diese Maßnahmen durch eine auf Ebene des Rhein-Kreises Neuss anzusiedelnden Fachberatungsstelle, die kleine und mittelständische Unternehmen in Fragen der Arbeitnehmerfreundlichkeit sowie Fachkräftebindung, -entwicklung und – gewinnung berät. Eine Information kann dabei ebenfalls über Veranstaltungsformate erfolgen. Über eine bisher noch nicht vorhandene Koordinierungsstelle könnten vorteilhafterweise alle Maßnahmen und Projekte zur Fachkräftesicherung im Rhein-Kreis Neuss (und in der regionalen Vernetzung) kanalisiert werden. Eventuell könnten über diese Stelle auch branchenbezogene Monitoringmaßnahmen angestoßen werden. 76 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.3.4. Stadt Mönchengladbach Mönchengladbach befindet sich in der Haushaltssicherung und ist daher aus eigener Kraft nicht in der Lage, Impulse bzw. Investitionen zur weiteren Belebung und Verbesserung des seit Jahren angeschlagenen Arbeitsmarktes in der größten Stadt am Niederrhein finanziell zu leisten. Diese Aufgabe wird von der WFMG wahrgenommen. 6.3.4.1 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten Die Stadt Mönchengladbach betreibt im Übergangsbereich Schule-Beruf unter dem Dach des Regionalen Bildungsnetzwerkes im Fachbereich Schule und Sport ein so genanntes Regionales Übergangsmanagement (RÜM). Das RÜM sieht sich jedoch nicht als operative Einheit, sondern fokussiert sich auf Transparenzschaffung sowie organisatorische Fragestellungen im Übergangssystem. Das Regionale Übergangsmanagement in Mönchengladbach wird zudem zum Schuljahr 2011/2012 auf regionaler Ebene die Projektorganisation des Vorhabens STARTKLAR! übernehmen. Darüber hinaus betreibt die städtische Volkshochschule VHS den „Arbeitskreis Netzwerk W“ Das Netzwerk ist durch die Landesinitiative Netzwerk W 2008 im Januar 2009 entstanden. Das W steht für Wiedereinstieg. Die Landesinitiative Netzwerk W zielt auf eine Bündelung und passgenaue Ausgestaltung der regionalen Angebote zur Unterstützung des Wiedereinstiegs. Damit setzt sie an der Schnittstelle zwischen dem individuellen Berufsrückkehrvorhaben der einzelnen Frau und der sie unterstützenden Infrastruktur an. Zu diesem Zweck haben sich auch in Mönchengladbach gleichstellungs-, arbeitsmarkt- und bildungspolitische Akteure und Akteurinnen zum Arbeitskreis Netzwerk W MG zusammengeschlossen. Mit dem „Bündnis für Alleinerziehende“ unterstützt die VHS den beruflichen Wiedereinstieg Alleinerziehender. Der Fachbereich Gesundheit fördert in einer Kooperation mit der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf die Bewerbung für Auszubildende für die Berufe Gesundheitsaufseher, Sozialmedizinische Assistenten und Ärzte für das öffentliche Gesundheitswesen. Daneben muss sich die Stadt Mönchengladbach jedoch – wie aus dem Demographiebericht der Personalverwaltung aus dem Jahr 2010 hervorgeht – mit dem Thema Fachkräftesicherung für die Verwaltung eingehend beschäftigen. Der Fachbereich Personal legte 2010 hierzu erstmalig einen Demographiebericht über die Personalentwicklung in der Stadtverwaltung vor. Darüber hinaus stellt das JOBCENTER MG natürlich das „Schwergewicht“ im Bereich der Fachkräftesicherung. 6.3.4.2 Benennung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Aufgrund der nach wie vor eher negativen Situation auf dem lokalen Mönchengladbacher Arbeitsmarkt insgesamt, muss gesamtstädtisch festgehalten werden, dass grundsätzlich alle 77 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Maßnahmen sinnvoll und hilfreich sind, die dazu beitragen können, die Erwerbsquote zu erhöhen und somit die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Besonders wünschenswert sind dabei natürlich solche Maßnahmen, welche zusätzlich dazu geeignet sind, dem drohenden Fachkräftemangel begegnen zu können. Letztlich sind die in der Stadt ansässigen Unternehmen als Arbeitgeber diejenigen Akteure, von denen Wertschöpfung, Wohlstand und somit die Weiterentwicklung der gesamten Stadt abhängen. Und obwohl im Bereich Übergang Schule - Beruf bereits einiges getan wird (WFMG / MGconnect-Stiftung, RÜM etc., siehe Beitrag WFMG), ist nach wie vor dringender Handlungsbedarf in diesem Bereich erkennbar. Aber nicht nur die Jugendlichen sollten eine noch bessere berufliche Orientierung erhalten können, auch ältere Menschen sowie Frauen, die wieder eine berufliche Tätigkeit aufnehmen möchten, sollten durch geeignete Maßnahmen gefördert und unterstützt werden. Darüber hinaus wird sich die Stadt Mönchengladbach selber ganz konkret mit dem Thema Fachkräftemangel in der Verwaltung auseinander setzen müssen. 6.3.4.3 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen wie erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Die Stadt kann in einem Prozess zur Optimierung des wirtschaftlichen Fachkräftebedarfs „nur“ Mittler und Mediator sein. Die tatsächlich zielgerichtete Begleitung und Optimierung des Prozesses zur Begegnung des Fachkräftemangels übernimmt die WFMG. Bei der Stadtverwaltung ist zwischen der Begegnung des internen Fachkräftemangels – analog zu jedem anderen Unternehmen – und Maßnahmen zur Bekämpfung des externen Fachkräftemangels zu unterscheiden. Die oben beschriebenen Maßnahmen der Fachbereiche mit Außenwirkung (z.B. Übergang Schule – Beruf, Hilfen für Alleinerziehende, etc. müssen in enger Verzahnung mit den weiteren Akteuren in diesem Bereich erfolgen um Synergien zu erzielen. Wünschenswert ist eine Transparenz der Angebote und Maßnahmen in der gesamten Stadt und eine koordinierte Zusammenarbeit aller Akteure auf diesem Gebiet mit ihren jeweiligen Schwerpunkthandlungsfeldern. 6.3.4.4 Handlungsempfehlungen und konkrete Projekte zur Zielerreichung aus Sicht der Stadt Mönchengladbach Grundsätzlich sind alle übergreifenden Maßnahmen für die Stadt Mönchengladbach hilfreich und sinnvoll, die dazu beitragen können, den drohenden Fachkräftemangel zu reduzieren: 1. 2. 3. Ansprache, Information und Gewinnung von potenziellen und zusätzlichen Fachkräften vor allem für kleine und mittlere Unternehmen Schaffung von Angeboten zur Kompetenzfeststellung für Menschen in beruflichen Veränderungsprozessen Analyse vorhandener und notwendiger Bildungskapazitäten und Sicherstellung entsprechender Angebote 78 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 4. 5. 6. Analyse interregionaler Erfordernisse zur Fachkräftegewinnung und des daraus entstehenden Kooperationsbedarfs Organisation angepasster und flexibler Formen von Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie zur Ausweitung von Ausbildungskapazitäten Verbesserung von Flexibilität und Mobilität der Beschäftigten Beschäftigtenpotenziale und der erforderlichen Rahmenbedingungen 79 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.5 Fachkräftesicherung aus Sicht der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein 6.5.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung Die aktuelle Situation rund um das Thema Fachkräftesicherung wird ausführlich in den Studien „Wachstumsbremse Fachkräftemangel“ der IHK Mittlerer Niederrhein aus dem Jahre 2010 sowie dem „DIHK-Mittelstandsreport 2011“ analysiert und ist dort detailliert nachzuvollziehen. 74 Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Fachkräftemangel in einem nach Branchen und Unternehmensgrößen unterschiedlichen Maße auftreten wird. In Bezug auf die Unternehmensgrößen werden vermutlich insbesondere mittelständische Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 20 und 199 Beschäftigten betroffen sein (siehe DIHKMittelstandsreport 2011, Seite 22). Dabei werden speziell die technisch ausgerichteten Branchen einen Mangel an Fachkräften verspüren, genannt seien hier vor allem der Maschinenbau, der Logistiksektor und die Informationstechnologie. Weiterhin werden auch Gesundheits- und Pflegeberufe sowie der Hotel- und Gaststättenbereich betroffen sein, wobei hier auch andere Einflussfaktoren für den Mangel an qualifizierten Mitarbeitern eine Rolle spielen. 6.5.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und/oder geplanter Aktivitäten Die Arbeitsmarkt orientierten Aktivitäten der IHK Mittlerer Niederrhein lassen sich an dieser Stelle aufgrund des Umfangs und der Vielzahl nur beispielhaft beschreiben. Aufgeführt werden daher nur jene Aktivitäten, die aufgrund der aktuellen Erfordernisse auch in Zukunft fortgesetzt werden sollen: Jährliche regionale Ausbildungs- und Konjunkturumfragen Ausbildungsberatung Schülermesse Berufe live Rheinland Check In Berufswelt Azubi-Speeddating Dual studieren im Rheinland Lehrstellenvermittlung Bosse in Schulen Schülerakademien in Sekundarstufe II IHK-Weiterbildungsberatung und –angebote Beratungsstelle Bildungsscheck NRW Beratungsstelle Bildungsprämie Umsetzung des Anerkennungsgesetzes zur Gleichwertigkeit ausländischer Berufsabschlüsse (ab 2012) IHK-Forschungs- und Innovationspreis Auszeichnungen für familienfreundliche Arbeitgeber 74 Zu finden unter: http://krefeld.ihk.de/media/upload/files/IHK_Arbeitsmarktanalyse_100608.pdf 80 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.5.3 Benennung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Von den benannten Handlungsfeldern ist die IHK Mittlerer Niederrhein bereits langjährig in den folgenden Bereichen aktiv: Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Teilqualifizierungen anerkennen Beschäftigungsfähigkeit verbessern Erwerbsbeteiligung von Menschen über 55 erhöhen Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöhen Attraktivität der dualen Ausbildung und der Arbeitsplätze erhöhen Arbeitsmarkttransparenz erhöhen 6.5.4 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen wie erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Nach Ansicht der in der IHK Studie „Wachstumsbremse Fachkräftemangel“ befragten Unternehmen werden die Unternehmen dem Fachkräftemangel insbesondere durch interne Qualifizierungsund Weiterbildungsmaßnahmen (siehe „Wachstumsbremse Fachkräftemangel“, Seite 18) begegnen. Bei der Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen wird die IHK ihre Mitgliedsunternehmen auch in Zukunft unterstützen. Als primäre politische Maßnahme gegen den Fachkräftemangel sehen die Unternehmer hingegen mit weitem Abstand zu allen anderen Maßnahmen die Verbesserung der schulischen Grundausbildung an („Wachstumsbremse Fachkräftemangel“, Seite 19). 81 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.6 Fachkräftesicherung aus Sicht der Arbeitnehmervertretungen in der Region Mittlerer Niederrhein 6.6.1 Ziel- und Handlungsbedarf – Anregungen des DGB Zum Thema Fachkräftemangel, Fachkräftebedarf, Fachkräftedeckung in der Region Mittlerer Niederrhein sind aus Sicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Region DüsseldorfBergisches Land verschiedene Handlungsfelder angezeigt, die aus Maßnahmenbündel von konkreten Projekten, sowie mittel- und langfristigen Strategien bestehen müssen. Momentan werden in der politischen Diskussion und in Fachkreisen Diskurse über mehrere Säulen der Beschäftigungsfähigkeit und der Deckung des Fachkräftebedarfes geführt. Die Instrumentenpalette wird über die Intensivierung dualer betrieblicher Ausbildung, Verbesserung des Übergangsmanagements Schule-Beruf auch und insbesondere auf der Aktivierung des regional vorhandenen Arbeitskräftepotentials liegen. Neben der Erweiterung des Zuzuges ausländischer Arbeitskräfte sind wir davon überzeugt, dass das vorhandene Arbeitskräftepotential in der Region zuerst genutzt werden sollte und kann. Diese Potentiale sind unserer Auffassung nach auch in der Region Mittlerer Niederrhein vorhanden und sollten mit einer entsprechenden, vernetzten Arbeit unter dem Gesichtspunkt unterschiedlicher Handlungsansätze geweckt, gefördert und für die Teildeckung des Fachkräftebedarfs genutzt werden. Detaillierte, wissenschaftlich fundierte Expertisen über die Branchensegmente des Facharbeiterbedarfes liegen auch für den Mittleren Niederrhein (noch) nicht vor, dennoch wurde in unterschiedlichen Expertenbefragungen und uns vorliegenden Erkenntnissen, dass neben den auch bundes- und landesweit indizierten Branchen wie Pflege und Gesundheit, Informationstechnologie und im Segment der Hochqualifizierten (Ingenieure) auch der Sektor der Metallver- und -bearbeitung, Maschinenbau, Logistik als Teil des industriellen Sektors, unternehmensnahe Dienstleistung sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe als potentielle Aufnahmebranchen identifiziert werden können. Aktuell verfügt die Region über knapp 370000 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, demgegenüber stehen laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit ca. 53000 registrierte Arbeitslose, davon im Bereich der SGB II-Empfänger ca. 37000. Im Bereich der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten gibt es in der gesamten Region im Zeitraum von 2000 – 2009 eine Minderungsquote, die von -6,8 in Mönchengladbach, über -5,8% bis -0,3% im Kreis Viersen und -1,7% im Rhein-Kreis Neuss liegt. Die Beschäftigungsquote insgesamt reicht von 44,9% im Bereich Krefeld bis zu 50,9% im Rhein-Kreis Neuss. Der demografische Wandel und die damit verbundenen weit reichenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen erzeugen in den kommenden Jahren einen erheblichen Handlungsbedarf. Nicht nur die Faktoren des demografischen Wandels, aber auch die negative Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 stellen Aufgaben für die Förderung des lokalen und regionalen Arbeitsmarktes dar. 82 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Angesichts der demografischen Entwicklung muss die Region zukünftig ihr Erwerbspersonenpotential nicht nur verstärkt an die Region binden, sondern auch das verbleibende Erwerbspersonenpotential umfassender ausschöpfen. Es gilt außerdem, die benachteiligten Zielgruppen am Arbeitsmarkt stärker zu aktivieren. So stellt der Arbeitsmarktreport 2009 fest, dass vor allem die Beschäftigung von Frauen insbesondere in der Teilregion Krefeld schwach entwickelt ist mit einer Quote von 39% im Vergleich zum NRW-Schnitt, der bei 42,7% liegt. Die durchschnittliche Quote Ältere Beschäftigter liegt in der gesamten Region bei ca. 26% und weist hier schon ein weiteres Handlungsfeld auf. Handlungsschwerpunkte für die Gesamtregion bilden verstärkte Strategien zur Erhöhung der Berufsausbildungsquote. Die Entwicklungen der Schulabgängerzahlen in den nächsten Jahren lassen eine Entspannung auf der Bewerberseite prognostizieren, gleichzeitig verläuft das Anwachsen von Jugendlichen, die nicht in betriebliche Ausbildung münden schon jetzt diametral entgegen. Der DGB fordert deshalb, den Übergang von der Schule in den Beruf klarer zu strukturieren und den Maßnahmendschungel zu lichten. Vorbild für eine solche Reform könnte das „Hamburger Modell“ mit seiner Ausbildungsgarantie sein. Dass Ziel: Jugendliche bekommen nach erfolglosen Bewerbungen um einen betrieblichen Ausbildungsplatz die Chance, in einer Berufsfachschule ein erstes Ausbildungsjahr zu absolvieren. Nach diesem Jahr wechseln die Jugendlichen in eine duale Ausbildung, wobei die Anrechnung durch die Betriebe zu sichern ist – oder sie setzen ihre Ausbildung bei einem Träger fort. In allen Maßnahmen muss ein hoher Anteil der betrieblichen Praxis garantiert sein. Im Bereich der Hochschule und der Studienfinanzierung müssen Aufstockungen wegen des Aussetzens von Wehr- und Zivildienst seitens des Gesetzgebers zur Verfügung gestellt werden. Nötig sind mindestens 500.000 zusätzliche Studienplätze bundesweit. Zudem muss die Fördersumme pro Studienplatz erhöht werden. Hochschulen müssen sich zudem für beruflich Qualifizierte öffnen: Noch immer haben nur ein Prozent der Studierenden kein Abitur. Die Hochschulen müssen verstärkt für beruflich Qualifizierte geöffnet werden. Angezeigt sind zudem mehr Berufsbegleitende Studiengänge, eine vereinfachte Anerkennung beruflicher Qualifikationen, veränderte Curricula sowie eine gesicherte Finanzierung des Studiums. Damit sich Hochschulen auch tatsächlich für Menschen ohne Abitur öffnen, sollte eine Tranche des Hochschulpakts (mindestens 5 Prozent der neuen Studienplätze mit der Auflage verknüpft werden, Studienplätze für Menschen ohne Abitur zu schaffen. Der DGB unterstützt daher nachdrücklich das Versprechen des Dresdner Bildungsgipfels von Bund und Ländern im Herbst 2008, die Investitionen in Bildung und Forschung bis zum Jahr 2015 auf 10 Prozent des BIP anzuheben. Gemessen am internationalen Standard müssen Bund, Länder und Kommunen insgesamt 40 Milliarden Euro mehr als bisher in das Bildungswesen investieren. Bund und Länder konnten sich seit dem Herbst 2008 in mehreren Gipfel-Gesprächen nicht auf einen konkreten Plan einigen, welche Anteile Bund, 83 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Länder und Kommunen in welche Bereiche des Bildungswesens investieren. Soll die Umsetzung der Qualifizierungsinitiative nicht zu einem bildungspolitischen Fiasko werden, müssen sich Bund und Länder schnell auf einen gemeinsamen Plan für eine bessere Bildungsfinanzierung einigen. Denn die neuesten OECD-Zahlen haben eindrucksvoll bestätigt, dass Deutschland bei der Höhe seiner Bildungsausgaben im internationalen Vergleich sehr schlecht dasteht: im Jahr 2007 wurden lediglich 4,7% des hiesigen BIP für Bildung aufgewendet. Unter den OECD-Ländern rangiert Deutschland damit nur noch vor der Slowakei, Tschechien und Italien. 6.6.2 Weiterbildung für Zukunftsberufe Wer die Weiterbildung in Deutschland voranbringen will, muss wie im Berufsbildungsgesetz für die Ausbildung eindeutige Kompetenzstrukturen in dieser „vierten Säule“ des Bildungswesens schaffen. Sie müssen geeignet sein, mehr Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und Planungssicherheit für alle Beteiligten herzustellen. Die Empfehlungen des Innovationskreises Weiterbildung müssen durch finanzielle und gesetzliche Instrumente ergänzt werden. Wir brauchen einen konkreten Aktionsplan, der zeigt, wie die tiefe Krise der Weiterbildung überwunden werden kann und wie nachhaltige Strukturen geschaffen werden können. Bundesregelungen für die Weiterbildung sind unverwechselbarer Bestandteil einer neuen Weiterbildungsstruktur. Länder wie Frankreich, Dänemark und Schweden zeigen, dass mehr öffentliche Verantwortung wichtige Impulse geben kann. In einem Bundesgesetz muss der Staat Rahmenbedingungen setzen für ein Recht auf Weiterbildung, für rechtlich garantierte Lernzeiten, für unterstützende Finanzierung, für mehr Beratung und Transparenz, für bessere Qualitätssicherung und Zertifizierung. Wir wollen die Finanzierung der betrieblichen Weiterbildung erweitern – unter anderem durch die Förderung von Branchenfonds der Tarifvertragsparteien. Für Erwerbslose müssen Rechtsansprüche auf berufliche Weiterbildung im Arbeitsförderungsrecht eingeführt werden. Die Finanzierung der individuellen Weiterbildung soll mit einem Erwachsenen-Bafög für das Nachholen eines Hochschulstudiums und beruflicher Abschlüsse gewährleistet werden. Die Teilnahme an der Aufstiegsfortbildung soll wie bisher durch das Meister-Bafög finanziert werden, alle anderen individuellen Weiterbildungsmaßnahmen mit einem einkommensunabhängigen, sozialverträglich ausgestalteten Darlehen. Zur Behebung des Fachkräftemangels ist es notwendig und richtig, das einheimische Arbeitskräftepotential besser zu nutzen und allen Menschen sowohl Ausbildungs- als auch Weiterbildungsmöglichkeiten bereitzustellen. Allerdings ist die Bereitstellung von Bildung und Weiterbildung nicht in erster Linie Aufgabe der Bundesagentur für Arbeit, sondern Aufgabe der Unternehmen bzw. eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Bundesagentur für Arbeit muss sich konzentrieren auf die Erhaltung des Kenntnisstandes und Weiterbildung von Erwerbslosen, kann aber nicht die Defizite der beruflichen oder betrieblichen Weiterbildung ausgleichen. 84 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Dies gilt z. B. auch für den Pflegeberuf. Trotz erkennbar steigendem Bedarf an Fachkräften ist die Ausbildung in der Altenpflege in den letzten Jahren gesunken. Seit 2003/04 ist die schulische Ausbildung in der Altenpflege bundesweit zurückgegangen auf etwa 41.500 schulische Ausbildungsplätze. In den letzten Jahren war es so, dass es für die dreijährige Ausbildung an Schulen mehr Bewerberinnen gab als praktische Ausbildungsplätze zur Verfügung standen. Die ambulanten Pflegedienste bilden bisher kaum aus. Dies ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sie im Gegensatz zur stationären Pflege die praktischen Ausbildungskosten in den Leistungsentgelten kaum refinanzieren können. Sie bieten verstärkt Praktikumsplätze an und beschäftigten auch Zivildienstleistende. Arbeitsmarktpolitik muss immer wieder kompensatorisch einspringen, weil das Ausbildungsniveau unzureichend ist. Allein im vergangenen Jahr haben rd. 6.900 Menschen eine arbeitsmarktpolitisch geförderte Altenpflegeumschulung begonnen. Arbeitsmarktpolitik leistete auch in den Jahren davor einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Altenpflege. Die arbeitsmarktpolitischen Ausgaben für Weiterbildung im Bereich Altenpflege summierten sich allein 2009 auf rd. 144 Mio. €. Die Altenpflegeausbildung und deren Finanzierung ist primäre Aufgabe der Pflegekassen und der Länder. Die arbeitsmarktpolitische Förderung soll und kann diese Verantwortung nicht ersetzen. Sie muss allerdings ergänzend für besondere Zielgruppen des Arbeitsmarktes Umschulungen für Arbeitslose eröffnen. Der Gesetzgeber hatte denn auch entschieden, dass das dritte Jahr in den nicht verkürzten Ausbildungsberufen nicht mehr arbeitsmarktpolitisch gefördert werden kann. Solidarische Finanzierungsregelungen sind notwendig, damit ausbildungsbedingte Wettbewerbsverzerrungen in der Branche verhindert und zukünftig dauerhaft genügend praktische Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen. Dies sollte mit einer Vereinheitlichung und Entbürokratisierung der Fördermodalitäten einhergehen. Zugleich sollte bundesweit dringend sichergestellt werden, dass Auszubildende in der Altenpflege nicht noch Schulgeld bezahlen müssen und tatsächlich auch alle Auszubildenden eine tarifliche Ausbildungsvergütung erhalten. Da größtenteils Frauen im Pflegebereich arbeiten, sind hier auch insbesondere familienfreundliche Arbeitszeitmodelle gefragt. Die nicht verausgabten Mittel im SGB II-Eingliederungsbudget 2010 sollten für eine Qualifizierungsinitiative für Hartz IV-Empfänger/innen in der Gesundheits- und Altenpflege genutzt werden. Die Einführung einer Quote für Weiterbildungsmaßnahmen führt nur dann zu einem Ziel, wenn auch ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden. Doch insbesondere im SGB II werden bis zum Jahr 2013 die Mittel deutlich gekürzt, so dass weder für Ausbildung noch für 85 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Weiterbildung das Geld reichen dürfte. Dennoch ist es zu begrüßen, insbesondere im SGB II, verstärkt abschlussbezogene Maßnahmen durchzuführen. Der DGB unterstützt die unbefristete Übernahme des Wegebau-Programms in das SGB III und regt an, ein ähnliches Programm auch im SGB II zu verankern. Im SGB II kann sich das Wegebau-Programm insbesondere an die Gruppe der Aufstocker richten, denen durch Qualifizierung ein beruflicher Aufstieg und damit finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht werden könnte. 6.6.3 Erhöhung der Erwerbsbeteiligung Die Aussteuerung von Älteren aus dem Erwerbsleben findet faktisch in vielen Betrieben noch statt, jenseits aller Arbeitgebererklärungen zur Notwendigkeit längeren Arbeitens. Deshalb ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen alternsgerecht zu gestalten, den Zugang zu Qualifikationsangeboten für alle Altersgruppen zu erweitern und den betrieblichen Arbeitsund Gesundheitsschutz zu verbessern. Vielfach werden Ältere deswegen entlassen, weil sie gesundheitlich eingeschränkt und deswegen nicht mehr voll leistungsfähig sind oder zumindest so gelten. Hier kann die Zuweisung anderer Aufgaben im Unternehmen helfen. Dafür sind u.a. Anpassungsqualifizierungen notwendig. Das Hauptproblem ist allerdings die Wiedereingliederung von erwerbslos gewordenen Älteren. Viele bleiben auch nach langjähriger Beschäftigung im höheren Alter arbeitslos, weil bei den Arbeitgebern Vorurteile bestehen bzw. Arbeitgeber nicht in die Einarbeitung und Ausbildung investieren wollen. Deswegen sollte dieser Zielgruppe besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden. Eventuell kann auch über ein spezielles Qualifikationsangebot nachgedacht werden. Für die Region Mittlerer Niederrhein werden unterschiedliche Handlungsansätze in einer vernetzten Gesamtstrategie als notwendig erachtet: Erhöhung der betrieblichen Berufsausbildungsstellen, hier arbeiten die Gewerkschaften mit den Unternehmensverbänden im Rahmen des regionalen Konsens zusammen. Erhöhung der Erwerbsquote insbesondere von Frauen im Teilbereich Krefeld und von Älteren in der Gesamtregion – hier sind modellhafte Projekte zur Integration besonderer Zielgruppen am Arbeitsmarkt mit den Interessen und Bedarfen der Betriebe abzustimmen Initiativen zur Attraktivierung von Berufsfeldern für Bewerber (In der Region beteiligen sich die Gewerkschaften (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) in Kooperation mit der Unternehmerschaft Niederrhein z.B. in den Berufsfeldern der Lebensmitteltechnik an einem Modellprojekt zur Steigerung der Ausbildungsquote. Eine Neuordnung des Übergangsmanagements Schule-Beruf ist auch in der Region indiziert, die Vielzahl von unterschiedlichen Ansätzen und Finanzierungen sorgen für eine völlige Unübersichtlichkeit des Systems, der DGB begrüßt die Initiative der Landesregierung NRW zu einer umfassenden Reform des Übergangsmanagements. 86 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Ausbau betrieblicher Weiterbildung und intensive Nutzung der Arbeitsmarktprogramme im SGB III, WEGEBAU und IFLAS Passgenaue Aufbauqualifizierung auch durch die Leistungsträger im Bereich SGB II zur Integration Langzeitarbeitsloser in den Arbeitsmarkt Bedarfsermittlung, Betriebsbefragungen, Monitoring für die Entwicklung des Fachkräftebedarfes in der Region aus Sicht der Unternehmen 87 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.7 Fachkräftesicherung aus Sicht der Agenturen für Arbeit in der Region 6.7.1 Vorbemerkung Der Beitrag ist in seiner Ausrichtung zwischen den Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach abgestimmt und gilt für beide Bezirke. Vor dem Hintergrund einer in den Grundsätzen sehr ähnlichen Entwicklung des Fachkräftebedarfs sind die Handlungsansätze aus Sicht der beiden Agenturen gleich und ergeben sich aus dem gesetzlichen Aufgabenrahmen der Bundesagentur für Arbeit nach dem Dritten Sozialgesetzbuch. Dazu gehören in diesem Kontext insbesondere regionales Arbeitsmarktmonitoring, Herstellung von Markttransparenz, Berufsorientierung und Berufsberatung als professionelle Begleitung des erfolgreichen Übergangs von der Schule in den Beruf, Beratung von Arbeitgebern bei der Besetzung freier Stellen einschließlich der Qualifizierungsberatung und deren Förderung für gesetzlich fixierte Zielgruppen ebenso wie die Vermittlung, berufliche Beratung und Förderung Erwachsener – wie auch behinderter Menschen - zur Erlangung einer zügigen Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Damit deckt sich das Aufgabenspektrum der BA weitgehend mit Handlungsansätzen der Landesinitiative, soweit die im Gesetz angesprochenen Kundengruppen der Agentur für Arbeit betroffen sind. Wir agieren hier seit Jahren, teilweise Jahrzehnten, vernetzt mit Schulen, Wirtschaftsorganisationen, insbesondere Unternehmensverbänden, Kammern, Kreishandwerkerschaften, ebenso mit Gewerkschaften sowie den Kommunen als Träger der Wirtschaftsförderung, der Schulen und in anderen wesentlichen Aufgaben. Bildungsträger sind unsere Auftragnehmer und damit auch Partner. In diesen Aufgaben sind die Agenturen für Arbeit breit und professionell aufgestellt. Ein regionaler Handlungsplan zur Fachkräftesicherung muss aus unserer Sicht die weiteren Handlungsbedarfe aufgreifen, deren fachkundige Planung jedoch andere Akteure in der Region verantworten und damit definieren müssen. Wir können aus unserer Sicht Hinweise geben, wo sich aus dem regionalen Arbeitsmarktmonitor wie aus unserer Erfahrung in der gemeinsamen Arbeit mit unseren Partnern und mit Betrieben Bedarfe schon heute sichtbar sind. 6.7.2 Handlungsplan für die Region. Fachkräftesituation – Handlungsansätze Der Handlungsplan für die Region muss sich an den Eckpunkten orientieren, die bereits der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit in seiner Schrift Perspektive 2025 beschreibt. Zu finden sind sie in der Broschüre Fachkräfte für Deutschland – Neue Wege zur Personalgewinnung (Seite 7 zeigt die Akteure für die einzelnen Handlungsfelder auf).75 75 Link:http://www.arbeitsagentur.de/zentraler-ontent/Veroeffentlichungen/Sonstiges/Perspektive-2025-Wege-zur-Personalgewinnung.pdf 88 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die regionalen Handlungsansätze lassen sich u.a. aus den Strukturindikatoren des regionalen Arbeitsmarktmonitors deutlich erkennen. Potentiale, die es noch zu erschließen gilt, liegen wie überall ebenso bei Frauen, bei älteren Arbeitnehmern, bei Menschen mit Migrationshintergrund und in vielfacher Hinsicht auch bei jungen Menschen, die die Schule heute teilweise ohne Schulabschluss oder mit unzureichenden Basisqualifikationen verlassen. Gleiches gilt auch – ohne dass hierzu hinreichend differenziertes Datenmaterial zur Verfügung steht – für Ausbildungsabbrecher. Die Betreuungssituation für Kinder stellt sich regional unterschiedlich dar, bietet jedoch noch einiges an Verbesserungspotential – quantitativ wie auch hinsichtlich der angebotenen Zeiten. Die Betreuungssituation für pflegebedürftige und ältere Personen wird sich in den nächsten 20 Jahren noch deutlich verschärfen. Nach einer regionalen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung "Der zukünftige Bedarf an Pflegekräften in NordrheinWestfalen“ (Carsten Pohl, Februar 2011) werden in der Region bis 2030 mehrere tausend zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Die berechneten Szenarien liegen zwischen einem zusätzlichen Bedarf von 2800 Kräften in der Stadt Krefeld und 4600 im Rhein-Kreis Neuss.76 Wird diesem Bedarf nicht Rechnung getragen, hat dies immense Folgen für das Fachkräftepotential in anderen Wirtschaftsbereichen: jede fehlende Pflegekraft - ebenso wie jede fehlende Fachkraft in der Kinderbetreuung – behindert ein Vielfaches an anderen Personen an einer Erwerbstätigkeit in dem von ihr gewünschten Umfang. Deshalb ist hier auch regional ein Haupthandlungsfeld zu sehen: schon heute gelingt es nicht, frei werdende Stellen in diesen Berufen zeitnah zu besetzen. Hier geht es um Ausbildung, aber auch um Attraktivität des Berufs zur deutlichen Erhöhung des Verbleibs im Beruf, vor allem in der Altenpflege. Der Zugang für ausländische Pflegekräfte in diese Berufe ist wegen der Unterschiede in der Ausbildung und der festgelegten Anerkennungswege kaum gegeben. Zuwanderung ist hier aktuell kein geeigneter Lösungsansatz. In Zukunft werden am ehesten die Unternehmen ihren Fachkräftebedarf sichern können, die ihre vorhandenen Potentiale durch eine aktive familienfreundliche und Gesundheitsorientierte Unternehmenspolitik an sich binden können und für neue Fachkräfte damit ebenso attraktiv sind. Aktiver Beitrag der Agenturen für Arbeit ist es hier, Unternehmen zu beraten, Impulse zu geben und mit der Förderung der Qualifizierung nicht nur Anstöße zum Ausbau der betrieblichen Weiterbildung zu geben, sondern insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auch finanziell dazu in die Lage zu versetzen. 76 Daten und methodische Hinweise zu finden unter: http://doku.iab.de/regional/NRW/2011/regional_nrw_ 0211.pdf 89 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.7.3 Fachkräftesicherung aus Sicht der Agenturen für Arbeit Die erwartete Entwicklung ist oben skizziert, zu den Aktivitäten wird auf die Vorbemerkung Bezug genommen. Ergänzend dazu kann auf die Bildungsprogramme der Agenturen für Arbeit hingewiesen werden, die in der jeweiligen regionalen Homepage veröffentlicht sind. Der Handlungsansatz hier ist der individuelle Qualifizierungsbedarf, so dass neben dem am Bedarf der Unternehmen ausgerichteten Programm auch individuelle Qualifizierungen realisiert werden. Die aktuelle Arbeitsmarktlage erfordert in vielen Fällen keine Förderung mehr, in denen noch vor 1 – 2 Jahren für einen Wiedereinstieg Qualifizierung geboten war. Die Qualifizierung eigenen Personals in den Betrieben erreicht wegen der guten Auftragsauslastung der regionalen Wirtschaft ebenso nicht mehr das Niveau von 2008. Für die Qualifizierungsbedarfe, die unter dieser Prämisse bestehen, ist die Region stark aufgestellt: Sie verfügt über eine vielfältige und qualitativ hochwertige Bildungsträgerlandschaft sowie über viele schulische Ausbildungsstätten insbesondere in der Alten- und Krankenpflege. Daneben bieten die Hochschule Niederrhein sowie auch die privaten Hochschulen der Region neben den Vollzeitstudiengängen immer mehr duale Studiengänge in Kooperation mit Unternehmen an. Engpässe bei der Suche nach Fachkräften zeigen sich in folgenden Berufsfeldern: Fachkräfte: Krankenschwester/-pfleger examinierte Altenpflegekräfte Erzieher/-innen Dreher/Fräser Rohrinstallateure Schlosser/-innen Elektriker/-innen Akademiker: Ärzte Ingenieure, insbesondere 1. Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure 2. Elektroingenieure Näher zu betrachten ist aus Sicht der Agentur für Arbeit der Ausbildungsumfang in den Berufen, in denen heute bereits Engpässe bestehen. Nicht zu verkennen ist dabei das Auseinanderfallen betrieblicher Ansprüche zu vorhandenem Bewerberpotential. 6.7.4 Aktivitäten der Agentur für Arbeit auf dem Gebiet der Fachkräftesicherung 90 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Die Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach bringen ihre Aktivitäten in den genannten Feldern zielgerichtet und in enger Abstimmung mit ihren Partnern ein. Beispielhaft seien genannt: Übergang Schule – Beruf Im Übergang Schule – Beruf bestehen mit allen allgemeinbildenden Schulen langjährige Kooperationen mit einem umfassenden Beratungsund Orientierungsangebot. Dazu gehört auch die Beratung der Schulen bei der Gestaltung aller Angebote der Berufsorientierung (Koordination). Begleiteter Berufswahlplan für jeden Schüler. Regelmäßige Kooperationen mit den Berufskollegs zur Berufsorientierung, Beratung und Vermittlung in Ausbildung konnten in den letzten Jahren ebenfalls breitflächig etabliert werden und befinden sich noch im Ausbau. Wegen der engen Verknüpfung mit den Unternehmen (zwischen 85 und 92% aller Ausbildungsstellen waren in den letzten Jahren bei den Agenturen für Arbeit zur Besetzung gemeldet) verfügen unsere Berufsberater über umfassende Kenntnisse des Ausbildungsmarktes und seiner Anforderungen. Die Mehrzahl der Unternehmen legt Wert auf die Vorauswahl der Bewerber durch uns, so dass die Berufsberatung die Gewähr für eine gute Wahl und das Finden der passgenauen Ausbildung bietet. Daneben bieten die Agenturen für Arbeit regelmäßige Ausbildungsplatzbörsen an, dies gemeinsam mit ihren Partner-Betrieben und Organisationen der Wirtschaft. Die erweiterte vertiefte Berufsorientierung wird zu 50% durch die Bundesagentur für Arbeit finanziert, die Kofinanzierung bringt in NRW stellvertretend für die Kommunen in den auf Landesebene zu beantragenden Angeboten das Land auf. Dazu gehören - Beratung der Schulen durch ihre Berufsberater; anschließend MitEntscheiden mit ihrer Stellungnahme über die Vergabe der Förderung - Förderung der erweiterten vertieften BO („Blaue Bretter“; Sekundarstufe II - in Vorbereitung -) mit regionalen Mitteln; durchgeführt durch die MGconnect-Stiftung sowie die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss. - Aktive Beteiligung der Agentur für Arbeit am Projekt ZdI Beteiligung im Lenkungsgremium der kommunalen Stelle „Regionales Übergangsmanagement“ (RÜM) der Stadt Mönchengladbach. Gemeinsame Aktivitäten der Berufsorientierung mit der MGconnect-Stiftung, u.a. - Gemeinsame Organisation von StuBO-Treffen mit „RÜM“ und MGConnect in Fortführung eigener regelmäßiger StuBo-Treffen. - Bei dem vor vielen Jahren von der Agentur für Arbeit Mönchengladbach initiierten Bankenbewerbertraining kooperiert die Berufsberatung ebenfalls MGconnect-Stiftung. Im Rhein-Kreis-Neuss sind erste Schritte zu einer noch engeren Kooperation mit den kommunalen Partnern bei der gemeinsamen Koordinationsaufgabe auf dem Sektor der Berufsorientierung getan, die über die gemeinsamen Aufgaben in „Wirtschaft pro Schule“ hinausgehen soll. 91 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Gemeinsame Ausrichtung der Berufsorientierungsmessen „Beruf konkret“ in Mönchengladbach mit der Stadt sowie mit dem Rhein-Kreis-Neuss (Beteiligung und Sachkosten-Finanzierung) Hochschultage in Neuss und im BIZ Mönchengladbach mit den Hochschulen der Region, u.a. zum dualen Studium sowie Studieren in den Niederlanden Transparenz am Arbeitsmarkt Die Agenturen für Arbeit sorgen für Transparenz über Entwicklungen und Chancen im Bereich der Fachkräftesicherung, insbesondere mit folgenden Aktivitäten: Expertenkreis Arbeitsmarktmonitor (AA Mönchengladbach 2x jährlich; AA Krefeld: Neustart im Oktober 2011) Regelmäßige Information der örtlichen Verwaltungsausschüsse zu Entwicklungen Beteiligung in externen Expertenkreisen – Netzwerkarbeit Vielfältige Aktivitäten der hauptamtlichen Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (abgestimmt mit denen der Job-Center) zur Information von Alleinerziehenden, von Berufsrückkehrer/innen sowie rund um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie; Information und Beratung von Betrieben dazu. Unter anderem: - Netzwerk zukunftsfähiger Unternehmen, initiiert und durchgeführt von den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agenturen für Arbeit Krefeld und Mönchengladbach; Themen rund um Familien-freundliche Personalpolitik als Hebel zur Fachkräftesicherung - Mitarbeit in den Allianzen Wiedereinstieg und Alleinerziehende - Mädchentag /Jungentag – Veranstaltungen im Bereich der Berufsorientierung zur Erweiterung des Berufswahlspektrums/ Aufbrechen geschlechtsspezifischer Berufswahlmechanismen Regelmäßige Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit Beispielen von Betrieben (z.B. Personalentwicklung in einem namhaften Mönchengladbacher Unternehmen als ein Beispiel der Bindung qualifizierter Arbeitnehmer an den Betrieb). Breitangelegtes Informationsangebot in den Berufsinformationszentren (BIZ) Europa-weit vernetzter EURES – Berater/in mit speziellen Informationsangeboten und Europa-weitem Vermittlungsangebot (u.a. Arbeitskräfte aus den Niederlanden, Arbeiten/ Studieren in den Niederlanden) Informationsveranstaltungen für Arbeitnehmer/innen im BIZ Unternehmerfrühstück der Agentur für Arbeit Mönchengladbach 3 – 4 mal jährlich Arbeitsmarktberatung und -ausgleich Beratung und Vermittlung durch den Arbeitgeberservice bei der Qualifizierung eigenen Personals; z.B. Qualifizierungen im Bereich der Altenpflege-Assistenz gemeinsam mit der Sozialholding der Stadt Mönchengladbach (als Beitrag zur Entlastung des Fachpersonals aufgrund spezieller Vorkenntnisse - Zahnpflege durch Zahnarzthelferinnen usw.) 92 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Erschließung und Förderung der verfügbaren Qualifizierungspotentiale, zum Beispiel für gewerblich-technische Qualifizierungsangebote, Lagerund Logistik, Berufskraftfahrer (hier auch Modellerprobung innovativer Qualifizierungsansätze unterhalb des Berufsabschlusses) sowie für die Altenpflege gemeinsam mit unseren Job-Centern. Das Qualifizierungsprogramm der Agenturen für Arbeit basiert auf regelmäßig aktualisierter Analyse der Entwicklungen am Arbeitsmarkt, also der absehbaren Personalbedarfs der Unternehmen und der verfügbaren Bewerberpotentiale. Es wird in enger Abstimmung mit den Job-Centern aufgestellt und umgesetzt. Beteiligung an Veranstaltungen anderer wichtiger Akteure in der Region, wie z.B. der Wirtschaftsförderungen (Log4MG,T-Excellence,TecLive, Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss, Gründer-Messen etc.) Wirtschaftspartnerschaft mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss als wichtiges Element bei der Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen Regelmäßige Arbeitsmarktbörsen, u.a. mit Betrieben und Wirtschaftsorganisationen (z.B. regelmäßig IT-Branche, Pflegbranche) Ausbau der Demografie-sensiblen Beratung der Unternehmen in 2012 Bei größerem, nicht aus dem Kreis der Arbeitsuchenden direkt zu deckenden Bedarf: - interregionale Vermittlungsaktivitäten - bei hochqualifiziertem Bedarf unter Einbeziehung der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt / Auslandsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit - sowie - Qualifizierung für den betrieblichen Bedarf (z.B. Einrichtungsberatung; Fachverkauf im Baumarkt; Lager- und Logistik – Qualifikationen; Demenz-Assistenz); Beratung und Unterstützung von Personen mit Migrationshintergrund bei der Einleitung beruflicher Anerkennungsverfahren (Projekt 2011: Angebot an alle dazu gehörenden Arbeitsuchenden) Zur Ermittlung der Kompetenzen und Unterstützung des Profilings wird in den Agenturen für Arbeit und Job-Centern ab 2012 neben den bisherigen Psychologischen und Ärztlichen Eignungsuntersuchungen ein neues DiagnostikInstrument zur Verfügung stehen, das den stärkenorientierten Beratungsansatz unterstützt. Weitere konkrete Handlungsfelder für die Region ergeben sich aus den Ausführungen zu 6.7.2. 93 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 6.8 Fachkräftesicherung aus Sicht der Gleichstellungsstellen in der Region 6.8.1 Darstellung des Ist-Zustandes und der erwarteten Entwicklung77 Die Region Mittlerer Niederrhein mit ihren kreisfreien Städten Krefeld und Mönchengladbach und den beiden Kreisen Viersen und Rhein-Kreis Neuss unterscheidet sich, was die Bevölkerungsstatistik, die Beschäftigungsstatistik, die Arbeitslosenquote und die Grundsicherungsstatistik angeht, zunächst nur wenig von den Mittelwerten in NRW. Bei näherer Betrachtung ist jedoch festzustellen, dass zwischen den beiden kreisfreien Städten und den beiden Kreisen erhebliche Unterschiede existieren. Der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen liegt in der Region insgesamt mit 42,9% nur wenig unter dem NRW-Durchschnitt von 44%, es sind allerdings deutliche Unterschiede in den Teilregionen festzustellen (46% in Mönchengladbach, 45,1% im Kreis Viersen, 41,1% im Rhein-Kreis Neuss und deutlich unterdurchschnittliche 40,3% in Krefeld). Auffallend ist der relativ geringe Arbeitsplatzversorgungsgrad in der Region insgesamt (93,3% im Verhältnis zu 101,6% in NRW). Dabei liegen die beiden kreisfreien Städte mit 116% (KR) und 104,2% (MG) erheblich über dem Landesdurchschnitt, während der RKN mit 84,8% und der Kreis Viersen mit 81,2% zu den mit Arbeitsplätzen unterversorgten Regionen in NRW zählen. Dies ist durch eine hohe Auspendlerquote insbesondere nach Düsseldorf und Köln zu erklären. Die Arbeitslosenquote ist im Mai 2011 im Vergleich zum Mai 2010 überall gesunken, allerdings liegt sie in den beiden kreisfreien Städten mit 10,8% (Krefeld, Vorjahr: 11,8%) und 11,2% (Mönchengladbach, Vorjahr: 11,9%) deutlich höher als im Kreis Viersen mit 6,9% (7,3% im Mai 2010) und dem Rhein-Kreis Neuss mit 6,3% (Vorjahr: 6,7%). Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen ist in allen Teilregionen etwa so hoch wie der Anteil der Männer. Die „Problemgruppen“ des Arbeitsmarktes (Alleinerziehende / Beschäftigte ohne Berufsausbildung / Ältere Arbeitnehmer/innen, SGB-II-Empfänger/innen) sind vermehrt in Krefeld und Mönchengladbach zu finden. Darüber hinaus stellt sich die Finanzkraft in den Teilregionen sehr unterschiedlich dar: Während die Städte Krefeld und Mönchengladbach ein Haushaltssicherungskonzept haben und gemäß den Auflagen der Bezirksregierung kaum Mittel zur Finanzierung eines 77 Quellen: Arbeitsmarktreport NRW 2010; Arbeitsmarktreport NRW Juli 2011; Statistisches Jahrbuch der Stadt Krefeld 2009; Statistisches Jahrbuch des Rhein-Kreis Neuss 2010; ESF-Kofinanzierte Arbeitspolitik im Jahr 2009 / Bilanz 2009 und Wirtschaftsstruktur der Region Mittlerer Niederrhein; ESF-kofinanzierte Arbeitspolitik der Landes NRW / Regionalbericht Mittlerer Niederrhein 2010; Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Mönchengladbach; Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Krefeld Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Krefeld, Arbeitsmarktstatistik Kreis Viersen; IHK: Wirtschaftliche Strukturen und Entwicklungen im Kreis Viersen, Strukturanalyse Kreis Viersen; Aktivierung von Fachkräftepotenzialen: Frauen und Mütter. Kurzexpertise im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. IZA Research Report Nr. 19; Viele Frauen würden gerne länger arbeiten. IAB-Kurzbericht 9 / 2011; Neue Wege – gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Gutachten der Sachverständigenkommission an das BMFSFJ, 2011 94 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Eigenanteils bei Projekten zur Verfügung haben, verfügen die Kreise Viersen und RheinKreis-Neuss über ausgeglichene Haushalte. 6.8.2 Kurze Darstellung bereits durchgeführter und / oder geplanter Aktivitäten Die Gleichstellungsstellen in der Region sind selbst nicht Trägerinnen von Maßnahmen und Projekten, sondern geben Impulse und wirken in zahlreichen Netzwerken mit. Beispielhaft seien hier aufgeführt: Netzwerk W (RKN, VIE, MG), Netzwerk Alleinerziehende (KR), Runder Tisch Frau und Beruf (KR), Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik (KR), ExistenzgründerinnenStammtisch (VIE), Unternehmerinnen-Netzwerk (RKN), Wettbewerb „Familienfreundliches Unternehmen“ (RKN, VIE), Beiräte der Jobcenter (KR, MG, RKN), Zusammenarbeit mit den BCAs der Arbeitsagenturen und Jobcenter (alle), Zusammenarbeit mit den kommunalen Beschäftigungs- und Bildungsträgern (alle). Darüber hinaus führen sie Aktionen durch zum Equal Pay Day, Girls Day und initiieren Mentoring-Programme. Die Gleichstellungsbeauftragten haben gemeinsam ein Konzept für ein Kompetenzzentrum Frau und Beruf entwickelt, das vom Technologiezentrum Glehn als Träger beantragt wurde. In Krefeld befinden sich eine Reihe Maßnahmenträger für Wiedereinstieg, Qualifizierung und Beschäftigung (Kommunale Zentralstelle für Beschäftigungsförderung, DAA, IHK, VHS, Berufsschulen, Tertia GmbH, Bildungszentrum des Bauhandwerks, Dekra, Imbse), die in der Vergangenheit - auch in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle - etliche Maßnahmen insbesondere für Wiedereinsteigerinnen und benachteiligte Frauen erfolgreich durchgeführt haben. Insofern waren und sind - auch bedingt durch die Kooperation mit der Gleichstellungsstelle - die Bereiche Beratung und Qualifizierung für Wiedereinsteigerinnen in Krefeld relativ gut abgedeckt. Auch im Rhein-Kreis Neuss sind entsprechende Maßnahmeträger etabliert, die u.a. im Rahmen von Netzwerk W „Allianz Wiedereinstieg Rhein-Kreis Neuss“ gemeinsam mit den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten Projekte und Initiativen entwickeln und durchführen. 6.8.3 Kurze Darstellung der relevanten Handlungsfelder und Aufzeigen der spezifischen Bedarfe Immer im Blick auf einen künftigen Fachkräftemangel bezogen sehen die GSB der Region den allergrößten Handlungsbedarf beim Aktivieren und Erschließen des Erwerbspotenzials von Frauen. Hier sind mehrere Zugangswege vorrangig zu bearbeiten: Aufstocken der wöchentlichen Arbeitszeit von Teilzeitarbeiterinnen / Müttern bis hin zu Vollzeit oder vollzeitnaher Arbeit. Die Studie „Aktivierung von Fachkräftepotenzialen: 95 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Frauen und Mütter“ des IZA im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sieht hier bundesweit ein Gesamtvolumen von über 1,5 Millionen Vollzeitäquivalenten zusätzlicher Erwerbstätigkeit von Müttern. Teilzeitarbeitende Mütter sind darüber hinaus vielfach unterhalb ihres Ausbildungsniveaus beschäftigt und haben kaum berufliche Perspektiven mehr („Teilzeitfalle“). Nichtausstieg statt Wiedereinstieg: Die bestausgebildete Generation von jungen und hochqualifizierten Frauen darf (und will) nicht jahrelange Familienphasen hinnehmen, da eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie derzeit häufig an den fehlenden Rahmenbedingungen scheitert. Der sonst absehbare Qualifikationsverlust ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht akzeptabel und kann auch nicht im betrieblichen Interesse sein. Zentraler Ansatzpunkt muss von daher sein, die Betriebe und Unternehmen für eine lebensphasenorientierte Personalpolitik zu sensibilisieren, wo die Potenziale von Müttern und Vätern (!) durch die Schaffung z.B. von familienfreundlichen flexiblen Arbeitszeiten erhalten bleiben. Damit können sowohl Phasen, in denen Kinder zu versorgen sind, aber auch Zeiten, wo pflegebedürftige Angehörige zu betreuen sind, ohne Fluktuation und Qualifikationsverluste (und anschließende Wiedereinstiegsprogramme) abgefedert werden. Langfristig gesehen bedarf es (immer noch! immer wieder!) eines Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf bzw. Studium, das geeignet ist, die Rollenklischees bei der Berufswahl zu überwinden, eine ganzheitliche Berufs- und Lebensplanung zu gewährleisten und z.B. mehr Frauen für die sog. MINT-Berufe zu interessieren. 6.8.4 Wo werden Lücken gesehen? Welche Ziele sollen erreicht werden und welcher Beitrag kann hierfür geleistet werden? Lücken werden in vor allem in den o.a. Handlungsfeldern gesehen. Ziel muss neben dem arbeitsmarktgerechten Erwerb, Erhalt und Ausbau von Qualifikationen bei Frauen auch die Möglichkeit einer eigenständigen Existenzsicherung für Frauen gegeben sein. Schritte hierzu, die auch von den Unternehmen in der Region leistbar sind, sind die Abschaffung von geringfügiger Beschäftigung zugunsten existenzsichernder Arbeitsplätze und die Anwendung eines Mindestlohnes, der zu 80 % Frauen zu Gute käme. Die eklatant hohen Zahlen von alleinerziehenden Frauen im SGB II z.B. sind nicht hinnehmbar. Hier sind erhebliche Anstrengungen erforderlich, um sie nicht dauerhaft von Transferleistungen abhängig zu machen (s.u.). Die Gleichstellungsbeauftragten sind seit Jahrzehnten in allen möglichen arbeitsmarktrelevanten Netzwerken vertreten und haben (häufig vergeblich) den Ansatz des Gender Mainstreaming in Maßnahmen und Projekte zu implementieren versucht. 6.8.5 Handlungsempfehlungen und konkrete Projekte zur Zielerreichung aus Sicht der Gleichstellungsstellen 96 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Hier sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die Gleichstellungsbeauftragten über keine finanziellen und personellen Ressourcen verfügen, um eigene Projekte und Maßnahmen durchzuführen. Im Rahmen ihrer Netzwerktätigkeiten geben sie jedoch gerne Impulse und fachliche Begleitung. Hier einige Anregungen: Um qualifizierte Frauen auch während der Familienphase in Beschäftigung zu halten, müssen Beurlaubungs- und Rückkehrgespräche geführt, Kontakthalteangebote während der Elternzeit entwickelt und Teilzeit- und Teleheimarbeit bereits während der Elternzeit angeboten werden. Teilzeitarbeitende Frauen sollten gemäß ihrer ursprünglichen Qualifikationen in vollzeitnahe Beschäftigung überführt werden. Hierzu sind Angebote des Profiling und ggfls. Anpassungsqualifizierungen zu entwickeln. Erschließung von Potenzialen derzeit nichterwerbstätiger Frauen („Stille Reserve“), Entwicklung geeigneter Qualifizierungsmaßnahmen für diesen Personenkreis. Die Schaffung von familiengerechten Rahmenbedingungen (Ganztagsbetreuung für Kinder aller Altersstufen) bedeutet auch die Schaffung von zusätzlichen Frauenarbeitsplätzen. (Alternierende) Teleheimarbeit dort, wo dies von den Arbeitsabläufen her möglich ist. Evtl. Schaffung eines Serviceangebotes, die Einrichtung von Teleheimarbeitsplätzen als Dienstleistungsangebot für KMU zu übernehmen. Regelmäßige Auszeichnung familienfreundlicher Unternehmen als Standortfaktor, auch um den hohen Auspendlerzahlen aus der Region entgegenzuwirken und kurze Wegezeiten für Frauen zu ermöglichen. Branchenübergreifende Mentoring-Projekte für weiblichen Führungskräftenachwuchs, um endlich die Zahl weiblicher Führungskräfte zu erhöhen. Für Alleinerziehende im SGB II (schwerpunktmäßig mit Kindern unter drei Jahren): Nutzung der Zeiten, in denen die Frauen dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen müssen, zur Berufswahlorientierung, zum Nachholen von Bildungsabschlüssen und zur Vorbereitung auf Ausbildung, auch in Teilzeit. Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Viersen: Auf Grund der Beratungstätigkeit haben die GSB des Kreises Viersen immer wieder Kontakt zu Frauen, die nach längerer Familienphase, einen neuen Einstieg in den Beruf wünschen. Zwei Anmerkungen: Aus unserer Sicht benötigen diese Frauen eine individuelle Beratung, in der alle Kriterien abgefragt und erläutert werden, um eine passgenaue Vermittlung in den Arbeitsmarkt durchführen zu können. Diese individuelle Beratung ist im Kreis Viersen nicht genügend abgedeckt, da zur Zeit nur die GFB individuelle Beratung anbietet. Diese finden nach Absprache mit den Gleichstellungsbeauftragten in allen Gemeinden/Städten des Kreises statt. Die Kapazität ist dort jedoch auch begrenzt. Das Netzwerk W im Kreis Viersen hat sich zur Aufgabe gemacht, Betriebe auf die Potenziale der Berufsrückkehrerinnen aufmerksam zu machen. Daraus ergibt sich die 97 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Notwendigkeit auch einen Pool mit Berufsrückkehrerinnen zu bilden, um eine zielgruppengenaue Vermittlung durchführen zu können. Generell gilt: Berufswahlorientierung muss weitaus früher ansetzen als derzeit und muss um eine ganzheitliche Berufs- und Lebensplanung erweitert werden, und zwar für junge Frauen wie junge Männer. Das Prinzip des Gender Mainstreaming hat bei allen Projekten und Maßnahmen in der Region handlungsleitend zu sein, und zwar von Beginn der Planungen aller Maßnahmeträger an und nicht als „Reparaturinstrument“ der Gleichstellungsbeauftragten im Nachhinein. Weitere Handlungsempfehlungen siehe auch im 1. Bundesgleichstellungsbericht: „Neue Wege – neue Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf“. 98 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 7 ZUSAMMENFASSUNG DER HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN UND PROJEKTIDEEN. DARSTELLUNG DER REGIONALEN SCHWERPUNKTSETZUNGEN IM RAHMEN DER INITIATIVE FACHKRÄFTESICHERUNG NRW Vor dem Hintergrund der in den Kapiteln 3, 4 und 5 dargestellten spezifischen regionalen Ausgangs- und Bedarfslagen der Unternehmen in der Region Mittlerer Niederrhein und der in Kapitel 6 von den arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Institutionen der Region ausführlich formulierten Schwerpunktsetzungen, Handlungsbedarfen und empfehlungen zur Deckung der gegenwärtigen und zukünftigen Fachkräftebedarfe der Unternehmen, erfolgt nun abschließend eine synoptische Zusammenfassung der Schwerpunktsetzungen, Handlungsfelder und Ziele der Region. Soweit derzeit schon vorhanden, werden Projektskizzen, die zur Zielerreichung in den Handlungsfeldern im Rahmen der Initiative Fachkräftesicherung beantragt werden sollen, benannt. Regionaler Schwerpunkt 1: Aktivitäten zur Erhöhung des Erwerbspersonenpotenzials in der Region Mittlerer Niederrhein Aufgrund der demographischen Entwicklung und der prognostizierten Entwicklung des Erwerbspersonenpotenzials in der Region Mittlerer Niederrhein ist schon heute ein Arbeitsund Fachkräftemangel spürbar, der sich perspektivisch noch deutlich erhöhen wird. Es gilt daher, das vorhandene Fachkräftepotenzial an den derzeitigen und künftigen Erfordernissen der Unternehmen auszurichten und bestmöglich zu nutzen. Zur Aktivierung zusätzlicher Fachkräfte werden dazu in der Region geeignete Strukturen und Angebote weiterentwickelt oder geschaffen. In diesem Handlungsfeld werden in der Region Mittlerer Niederrhein folgende grundsätzliche Handlungsschwerpunkte verfolgt: Erhöhung der Erwerbspartizipation von: Älteren (ältere Arbeitslose, Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit von älteren Beschäftigten) Frauen (arbeitslose / alleinerziehende Frauen, Berufsrückkehrerinnen / Wiedereinsteigerinnen, Aktivierung der „Stillen Reserve“) Menschen mit Migrationshintergrund, ausländische Bevölkerung Handlungsrahmen in diesem Schwerpunktbereich: In der Region findet sich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an älteren Arbeitslosen. Eine erfolgreiche Vermittlung der älteren Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt kann daher ein wichtiger Baustein bei der Vorbeugung und Bekämpfung des Fachkräftemangels sein Der Anteil der Alleinerziehenden an der Gesamtbevölkerung in der Region ist einer der höchsten in Nordrhein-Westfalen. Ebenso belegt der Anteil der arbeitslosen Alleinerziehenden an den Arbeitslosen in der Region landesweit einen unrühmlichen Spitzenplatz. Durch besondere Anstrengungen Unterstützungsstrukturen zu schaffen, die eine Teilhabe am Erwerbsleben für Alleinerziehende ermöglichen (z.B. durch 99 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Angebotsstrukturen, die eine Erhöhung der Teilzeitquote ermöglichen), soll ein weiteres Fachkräftepotenzial erschlossen werden. In der Region liegt der Anteil der Einwohner, die eine Zuwanderungsgeschichte haben mit rd. 22% 2 Prozentpunkte unter den NRW-Werten und der Anteil der ausländischen Bevölkerung (rd. 10%) in etwa im Landesdurchschnitt. Durch eine weitergehende Integration der ausländischen Bevölkerung bzw. der Menschen mit Migrationshintergrund lässt sich in der Region ein zusätzliches Potenzial zur Deckung der Fachkräftelücke erschließen Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen in der Region liegt mit 47,2% über den Werten, die mit durchschnittlich 46,8% in Nordrhein-Westfalen zu finden sind. Auch bei der Reduzierung der Frauenarbeitslosigkeit in der jüngeren Vergangenheit weist die Region im landesweiten Vergleich einen großen Aufholbedarf auf. Teilregional liegen die Beschäftigungsquoten der Frauen z.T. erheblich unter dem Landesdurchschnitt. Hier gilt es weitere Beschäftigungspotenziale zu nutzen. Beispielhaft dargestellte Ansätze, Maßnahmen und Projekte in der Region zur Zielerreichung (Auszug): ESF-gefördertes Projekt IdA-ITz (Integration durch Arbeitsaufnahme in Teilzeit). Das Projekt IdA-ITz richtet sich an motivierte alleinerziehende Eltern, die Unterstützung bei der Suche eines passgenauen Arbeitsangebots in Teilzeit benötigen. Eine Weiterentwicklung und Ausweitung des Projektes würde zur Erhöhung der Beschäftigungsquote von alleinerziehenden Arbeitnehmern beitragen. Beratung von Alleinerziehenden im Rahmen der landes- und ESF-finanzierten Erwerbslosenberatungsstellen in der Region. Dieses Angebot muss weiterhin flächendeckend zur Verfügung stehen. Projekte im Rahmen des Förderprogramms von BMFSFJ und ESF „Stärken vor Ort SvO“. Ziel des Programms „Stärken vor Ort“ ist die Förderung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von benachteiligten jungen Menschen sowie die Unterstützung von Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das Erwerbsleben. Eine Weiterentwicklung sowie Ausweitung des Projektes auf die gesamte Region würde zur Erhöhung des Fachkräftepotenzials sowie der Erwerbsquote alleinerziehender Frauen beitragen. Im „Netzwerk für Alleinerziehende“ (Stadt Krefeld) werden die ermittelten Bedarfe der erwerbslosen Alleinerziehenden zusammengefasst, Informationen gebündelt, Ergebnisse kontinuierlich dargestellt und weitere perspektivische Möglichkeiten entwickelt. Derartige Netzwerkstrukturen gilt es auszubauen und gesamtregional zu vernetzen. Vision 50plus. Zum 01.07.2009 ist die ARGE Rhein-Kreis Neuss im Verbund mit dem Beschäftigungspakt NiederRhein-Ruhr-Westfalen-Pakt 50plus (NRRW-Pakt 50plus) mit dem eigenen Projekt „Visionen 50plus“ gestartet. Seit Anfang 2010 werden hier spezielle Beratungsangebote für ältere Langzeitarbeitslose geboten. Diese Ansätze gibt es auch in anderen Gebietskörperschaften der Region. Das Projekt trägt zur Ausschöpfung des Fachkräftepotenzials bei älteren Arbeitslosen bei. Eine Vertiefung würde diesen Effekt verstärken. Integrationsworkshop „KOMM-INtegration im Rhein-Kreis Neuss“. Das Thema Integration von Zuwanderern ist eine zentrale Herausforderung für die Zukunftsfähigkeit 100 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ der Kommunen in Deutschland und birgt ein großes Fachkräftepotenzial. Mit der Durchführung des vom Land Nordrhein-Westfalen geförderten KOMM-IN-Projektes hat der Rhein-Kreis Neuss einen weiteren wichtigen Schritt in diese Richtung getan. Im Rahmen des Projektes wurde 2010 ein Integrationsworkshop durchgeführt, an dem rund 40 Vertreter aus Integrationsräten, Integrationsbüros, den Freien Wohlfahrtsverbänden sowie aus Politik und Verwaltung des Kreises und seiner Kommunen teilnahmen. Ziel des Workshops war es, die aktuelle Situation von Menschen mit Migrationshintergrund im Kreis zu analysieren und darauf aufbauend eine strategische Planung für die Integrationspolitik als kommunale Querschnittsaufgabe zu entwickeln. Ähnliche Veranstaltungen wurden oder werden in allen vier Gebietskörperschaften der Region durchgeführt. Die Ergebnisse gilt es für Maßnahmen und Projekte zur Integration zu nutzen. Landesinitiative Netzwerk Wiedereinstieg. Mit Blick auf den Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften benötigen die Unternehmen Frauen und Männer, die nach einer Auszeit wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Die Projekte im Rahmen der Landesinitiative bieten in der Region Hilfestellung beim beruflichen Wiedereinstieg. Es gilt daher die Aktivitäten im Rahmen der Landesinitiative zum Wiedereinstieg in der Region mit dem in Planung stehenden Kompetenzzentrum Frau und Beruf zu vernetzen und die Ergebnisse der Arbeit für die Tätigkeiten des Kompetenzzentrums nutzbar zu machen. Hieraus entstehende neue Projekte können die Beschäftigungsquote von alleinerziehenden Eltern und damit das verfügbare Fachkräftepotenzial erhöhen. Kompetenzzentren Frau und Beruf. Die von der Landesregierung geförderten Regionalen Kompetenzzentren sollen die arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Akteurinnen und Akteure beraten, ihr Wissen zur Verfügung stellen und Impulse für gendersensible und frauenfördernde Maßnahmen geben. Damit sollen verstärkt Erwerbspotenziale von Frauen erschlossen und die Steigerung der Frauenerwerbsquote als Wachstumspotenzial genutzt werden. Im Rahmen der Initiative „Fachkräftesicherung in Nordrhein-Westfalen“ sollen durch die enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit dem in der Region zu konstituierenden Kompetenzzentrum Frau und Beruf Synergien geschaffen werden. Das seit Juni 2011 gestartete Projekt „Zusatzjobs für Alleinerziehende“ bei der Stadt Krefeld ermöglicht durch Ressourcenorientierte Beratung, aufbauende Qualifizierung und zeitlich gestaffelte Beschäftigungszeiten eine stufenweise Heranführung an den Arbeitsmarkt und verbessert somit die Chance zur Integration in den Arbeitsmarkt. Derartige Projekte, die die gesamte Lebenssituation von Alleinerziehenden berücksichtigen und eine gezielte Förderung und individuelle Unterstützung bieten, müssen gezielt weiterentwickelt werden. „Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss“. Die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss hat 2011 gemeinsam mit der Technologiezentrum Glehn GmbH, der Stadt Neuss, der Agentur für Arbeit Neuss und einem privaten Partner aus der Wirtschaft die „Job-Initiative Rhein-Kreis Neuss“ als Kommunikationskanal zur Sicherung des Fachkräftepotenzials in der Region realisiert und in einem Messeformat durchgeführt. Im Rahmen einer zweitägigen Messeveranstaltung wird Unternehmen auf der Suche nach Arbeitskräften und gut ausgebildeten arbeitslosen und arbeitsuchenden Arbeitskräften die Möglichkeit zur persönlichen Kontaktaufnahme gegeben. Die Job-Initiative und ähnliche Ansätze in 101 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ der Region eignen sich innerhalb der „Fachkräftesicherung in NRW“ für eine Weiterentwicklung. Projekt „Fachkräfteausbildung Pflege“. Ausgehend vom aktuellen Fachkräftemangel in der Pflege plant die Technologiezentrum Glehn GmbH ein Projekt zur Heranführung und Ausbildung von jugendlichen Arbeitslosen (U25) als Pflegefachkräfte. Gerade im Hinblick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel im Gesundheits- und Fürsorgebereich stellen solche und ähnlich gelagerte Maßnahmen weitere wichtige Bausteine zur Fachkräftesicherung dar. Die Gruppe der (arbeitslosen) Älteren bietet oftmals ein hohes Maß an Berufserfahrung und Qualifikation. Diese Vorteile von Fachkräften im Alter über 55 Jahren gilt es an die Unternehmen zu kommunizieren. Zudem sind Fortbildungsmöglichkeiten für ältere Personen im hohen Maße entscheidend, damit diese weiter dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Hierfür werden in der Region die notwendigen Weiterbildungsmöglichkeiten zu schaffen bzw. auszubauen sein. Um die Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen und vor allem den beruflichen Wiedereinstieg nach der Erziehungszeit zu erleichtern sind verschiedene Maßnahmen von der Weiterbildung während der Elternzeit über die Verbesserung der (betrieblichen) Kinderbetreuung bis hin zur Imagebildung für Familienfreundlichkeit bei Unternehmen denkbar. Im Rahmen der Familienfreundlichkeit bei Unternehmen versprechen vor allem flexible Arbeitszeitregelungen, Regelungen für ein Home-Office und Kinderbetreuungsmaßnahmen eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen. Hierbei sind insbesondere auch die Maßnahmen und Projekte des Netzwerkes Wiedereinstieg und des Kompetenzzentrums Frau und Beruf zu nutzen und / oder zu unterstützen. Schwerpunkt-Zentren für Erst- und Wiedereinsteiger als beratendes und begleitendes individualisiertes, ganzheitliches Serviceangebot insbesondere für Berufsrückkehrende und Alleinerziehende könnten dazu beitragen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Aufgaben dieser Zentren wären: Vernetzung der Systeme mit dem Baustein „Selbstorganisation“ in allen Lebensbereichen, Sensibilisierung und Motivierung erwerbsloser Frauen bezgl. Berufstätigkeit, Organisation der Kinder/Angehörigenbetreuung, Förderung der Mobilität, Förderung der beruflichen Flexibilität, Anpassungs-/Qualifizierungen. Dieser Projektansatz könnte große Fachkräftepotenziale bei den Berufsrückkehrenden und den Alleinerziehenden eröffnen. Das Potenzial der gut ausgebildeten und motivierten BerufsrückkehrerInnen bzw. von „Nicht-AussteigerInnen“ aus einem bestehenden Arbeitsverhältnis muss durch innovative Arbeits(-zeit)modelle und Betreuungszeiten gesteigert werden. Wie können sich zwei Fachkräfte einen Arbeitsplatz sinnvoll teilen, wie können vorhandene Vorbehalte auf Seiten der Arbeitgeber gegen WiedereinsteigerInnen bzw. Teilzeitkräfte abgebaut werden? Unter dem Einsatz modernster EDV und Kommunikationstechnologie im Bereich der Hard- und Software könnten Beispiele von „Best Practice“ geliefert werden. Regionaler Schwerpunkt 2: Aktivitäten zur Gewinnung von Nachwuchsfachkräften Vor dem Hintergrund der Zahlen der Schulabgänger ohne Abschluss wird deutlich, dass es intensive Anstrengungen bedarf, die individuelle Lernförderung in der gesamten 102 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Bildungskette zu optimieren. In der Region gibt es hierzu bereits vielfältige Ansätze und im vorliegenden Handlungsplan werden durch die Akteure der Region (Kapitel 6) die relevanten Handlungsfelder umfassend benannt sowie die spezifischen Bedarfe aufgezeigt. Die identifizierten Lücken im System gilt es nun zusammen mit allen beteiligten Akteuren anhand der von ihnen skizzierten Handlungsempfehlungen zu schließen. Nicht nur der prognostizierte Rückgang der Schulabgängerzahlen für die nächsten Jahre machen diese Anstrengungen in der Region notwendig. Auch die hohen Ausbildungsabbrecherquoten belegen, dass erhebliche Anstrengungen zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses notwendig sind. Vor allem die Berufsorientierung junger Menschen muss nachhaltig gefördert werden mit dem Ziel, Umwege und Warteschleifen so weit wie möglich zu vermeiden. Ziel ist es, dass die Schulabgänger möglichst direkt in Ausbildung beziehungsweise ins (duale) Studium gelangen. Hinzu tritt die Notwendigkeit, zielgruppenadäquate Instrumente zu entwickeln, um die Ausbildungsreife, hier auch insbesondere die sozialen Kompetenzen junger Menschen, zu fördern. Insgesamt unterstützen die Aktivitäten das Ziel einer Stärkung des regionalen Übergangsmanagements. In diesem Handlungsfeld werden in der Region Mittlerer Niederrhein folgende grundsätzliche Handlungsschwerpunkte verfolgt: 1. Schulabgang ohne Abschluss reduzieren 2. Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren 3. Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Handlungsrahmen in diesem Schwerpunktbereich: Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss betrug in der Region im Schuljahr 2008 / 2009 6,1% (absolut: 940) und lag damit im Durschnitt des Landes NRW Laut Prognose für die Jahre 2009 bis 2015 wird es in der Region 13,6% weniger Schulabgänger geben. Der prognostizierte Rückgang liegt damit 1,5% über der Rückgangsquote des Landes. Die Prognose für den Rückgang der Schulabgängerzahlen für die Jahre 2015 bis 2020 liegt bei -12,4% (NRW -12,5%) Die Ausbildungsabbrecherquote (Lösungsquote) liegt in der Region bei 28,5% und damit erheblich über den Landesdurchschnittswerten von 24,7% (Stand 31.12.2009) Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen in der Region Mittlerer Niederrhein entspricht einer Quote von 9,0% von allen arbeitslos gemeldeten Personen (absolut: 4.619). Damit liegt die Region im landesweiten Durchschnitt. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist die Jugendarbeitslosigkeit am Mittleren Niederrhein um 4,7% gesunken, NRW-weit jedoch sogar um 11,9%. Hier wird ein großer Aufholbedarf sichtbar Die Jugendarbeitslosigkeit ist zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten in der Region unterschiedlich stark ausgeprägt. Mit 10,5% der Arbeitslosen unter 25 Jahren hat die Stadt Mönchengladbach den höchsten Anteil in der Region (absolut: 1.535; Stand: 30.6.2011). Auch im Kreis Viersen liegen die Werte der Jugendarbeitslosigkeit mit 9,7% über dem Landesdurchschnitt von 9,0% (absolut: 1.029). In der Stadt Krefeld und im Rhein-Kreis Neuss bewegen sich die Werte mit 7,7% (920) und 8,2% (1.135) zum Teil deutlich unter den landesweiten Zahlen 103 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Während landesweit die Zahl der unversorgten Ausbildungsplatzbewerber/-innen im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 % zurückging, hat es in der Region Mittlerer Niederrhein in beiden Agenturbezirken eine Zunahme von 13,7% (Mönchengladbach) bzw. 23,8% (Krefeld) gegeben (Stand Juli 2011) Beim Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung liegt die Region gesamtregional 0,5 Prozentpunkte unter dem NRW-weiten Durchschnitt (NRW 15,6%). Auch hier gibt es große teilregionale Unterschiedet. So ist der Anteil in der Stadt Mönchengladbach mit 16,3% (absolut: 13.515 Personen) deutlich am höchsten, und im Rhein-Kreis Neuss mit 14,6% (absolut: 18.500 Personen) am niedrigsten Engpässe bei der Suche nach Fachkräften zeigen sich aktuell in folgenden Berufsfeldern: Fachkräfte: Krankenschwester/-pfleger, examinierte Altenpflegekräfte, Erzieher/-innen, Dreher/Fräser, Rohrinstallateure, Schlosser/-innen, Elektriker/-innen; Akademiker: Ärzte, Ingenieure (insbesondere Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure, Elektroingenieure). Näher zu betrachten ist aus Sicht der Agenturen für Arbeit der Ausbildungsumfang in diesen Berufen, in denen heute bereits Engpässe bestehen Die Betreuungssituation für pflegebedürftige und ältere Personen wird sich in den nächsten 20 Jahren noch deutlich verschärfen. Nach einer regionalen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung "Der zukünftige Bedarf an Pflegekräften in Nordrhein-Westfalen“ (Carsten Pohl, Februar 2011) werden in der Region bis 2030 mehrere tausend zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden. Die berechneten Szenarien liegen zwischen einem zusätzlichen Bedarf von 2800 Kräften in der Stadt Krefeld und 4600 im Rhein-Kreis Neuss Folgende Innungen des Handwerks haben in der Region bereits große Schwierigkeiten, freie Arbeitsplätze (sowohl unbefristete, wie auch befristete) zeitnah zu besetzen: Innung für das Elektrohandwerk, Innung Sanitär-Heizung Klima sowie Dachdecker-Innung. Aber auch die beiden Nahrungsmittelhandwerke Bäcker/Konditoren haben im VerkäuferinnenBereich bereits Besetzungsprobleme. Im Bereich Sanitär-Heizung-Klima wird in naher Zukunft ein Fachkräftemangel erwartet. Für den KFZ-Bereich stehen derzeit noch ausreichend Interessenten für eine Ausbildung zur Verfügung, doch hier können die meisten Jugendlichen nicht die notwendige Qualifikation vorweisen. Beispielhaft dargestellte Ansätze, Maßnahmen und Projekte in der Region zur Zielerreichung (Auszug): Um den Schulabgang ohne Abschluss zu reduzieren, muss die individuelle Lernförderung in der gesamten Bildungskette optimiert werden. Da die Schwierigkeiten beim Übergang zum Beruf oftmals bereits in der 7. und 8. Klasse absehbar sind, ohne dass hierauf reagiert werden kann, wäre es sinnvoll von den Schulen aller Schulformen eine Situationsbeschreibung der Jugendlichen an allen Schulformen im 7., 8. und 9. Schuljahr zu erstellen. Diese Situationsbeschreibung würde es ermöglichen z. B. runde Tische von Schülern, Eltern, Lehrern, Schulpsychologischen Dienst und Jugendamt zu initiieren. In einem nächsten Schritt könnte eine Anlaufstelle in Zusammenarbeit mit der Schule, dem Schulpsychologischen Dienst und den Jugendämtern eine Begleitung anbieten. Möglich wären auch ehrenamtliche Lotsen als Ergänzung zu den genannten Akteuren. Bestehende Angebote könnten dann wie folgt 104 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ ergänzt werden: gezielte Orientierung in berufsqualifizierenden Angeboten und in geeigneten Ausbildungsberufen, Lernhilfe Kooperationen von Schülerinnen und Schülern, Intensivierung der Elternarbeit zur Berufsorientierung, Kompetenztests für Schülerinnen und Schüler, Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer. Hier liegt ein enormes Potenzial an zukünftigen Fachkräften. Projekt „Berufswahlorientierte Schule“. Auf die Erleichterung des Übergangs von der Schule in den Beruf zielt auch das Gütesiegel „Berufswahlorientierte Schule“, an dem sich z.B. der Rhein-Kreis Neuss beteiligt. Im Rahmen dieses Projektes der BertelsmannStiftung werden Schulen auf ihre berufsorientierte Unterrichtsgestaltung hin überprüft und bei Erfolg mit einem Gütesiegel ausgezeichnet, das aktiv im Marketing der Schule eingesetzt werden kann. Die Einbindung von Unternehmensvertretern aus dem RheinKreis Neuss in die Jurys fördert hier wieder den Kontakt und den ständigen Austausch zwischen der Wirtschaft und den Schulen. Die Maßnahmen an den Schulen fördern den Übergang von der Schule in den Beruf. Durch Angebote der Berufswahlorientierung (z.B. Berufswahlorientierte Schule, zdiZentren etc.) wird Schülerinnen und Schülern eine Perspektive aufgezeigt, die die schulische Motivation steigern und damit den notwendigen Schub zum Erlangen eines Schulabschlusses geben kann. Durch eine Ausweitung der Angebote kann dies verstärkt werden. Viele Schülerinnen und Schüler wählen nach Erreichung eines mittleren Schulabschlusses den Weg in eine weiterbildende Schule, um einen grundsätzlich höheren Schulabschluss zu erlangen. Diese Jugendlichen fehlen jedoch den lokalen Unternehmen als Potenzial zur dualen betrieblichen Ausbildung. Durch noch mehr Information der lokalen Ausbildungs-Angebote soll die Ausbildungsbereitschaft der Jugendlichen erhöht werden. Viele junge Menschen sind durch wenig wirtschaftsnah ausgerichtete schulische (Aus)Bildung in Verbindung mit immer häufiger auftretenden schwierigen familiären und sozialen Hintergründen auf den Einstieg ins Berufsleben und den damit verbundenen Herausforderungen nicht hinreichend vorbereitet. Diesem Umstand begegnet die WFMG mit der primär zur Unterstützung der lokalen Berufsorientierung gegründeten gemeinnützigen MGconnect-Stiftung. Die Stiftung wurde gemeinsam mit der Wirtschaft der Stadt ins Leben gerufen und versteht sich als Sprachrohr und Mediator der lokalen Unternehmen im Sinne einer wirtschaftsnahen Berufsorientierung an weiterführenden Schulen. Die MGconnect-Stiftung bzw. vormals das MGconnect-Projekt verfolgt seit Jahren somit das Ziel, bereits frühzeitig in den Schulen der Stadt berufsorientierende Maßnahmen, Veranstaltungen und Aktionen zu initiieren und zu begleiten. Um dieses Ziel weiterhin nachhaltig zu verfolgen, ist die Stiftung jedoch dringend auf weitere Spenden und Zustiftungen angewiesen. Öffentliche Förderungen in diesem Bereich stellen somit einen akuten Bedarf zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in Mönchenglabdach dar. Im Bereich Pflege und Gesundheit zeichnet sich in der Region ein Fachkräftemangel ab, der langfristig die Dienstleistungsqualität gefährdet. Vor allem in der Pflegebranche. Es besteht daher akuter Handlungsbedarf, um mehr Fachkräfte für den Bereich Pflege und Gesundheit zu gewinnen, um damit die Dienstleistungsqualität in der Region zu sichern und so dem demographischen Wandel zu begegnen. Hierzu wird es in der Region vielfältige Ansätze und Aktivitäten geben. 105 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Ausbildungs- und Studienabbruch reduzieren. Mögliche Projekte sind hier beispielsweise ein Tag der offenen Tür bei Unternehmen oder ein (branchenspezifischer) Berufs-/Studienkompass. In professionellen Berufsfindungsseminaren können Schüler intensiv zu ihrer Berufswahl und ihren Kompetenzen beraten werden. Die in der Region hierzu vorhandenen Ansätze müssen weiterentwickelt werden. Ein Wettbewerb um Exzellenz-Praktika könnte für talentierte Schüler ein besonderer Anreiz sein. Gleichzeitig wäre dies eine Möglichkeit, diese Schüler frühzeitig in Kontakt mit der örtlichen Wirtschaft zu bringen und dort zu binden. Das Kompetenzteam, welches Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer anbietet, könnte weiter ausgebaut und unterstützt werden. Das Kompetenzteam hilft Schulen bei der Entwicklung ihres aktuellen Fortbildungskonzeptes und unterstützt bei der Realisierung der Planung. Außerdem werden der Prozess für Unterrichtsentwicklung begleitet und Lehrkräfte beraten. Schulungen für Ausbildungsbetriebe und ihre Anleiter unter dem Gesichtspunkt: „Was bewegt unsere heutigen jugendlichen Auszubildenden und wie gehen wir damit um“? können Ausbildungsabbrüche verhindern helfen. Denn die Vermutung liegt nahe, dass, wenn rund 30% der Ausbildungsverhältnisse vorzeitig abgebrochen werden, die Ursachen nicht ausschließlich bei den Auszubildenden liegen können. Folgende Fragen sind in diesem Zusammenhang wichtig: Wo gibt es Gründe auf Seiten der Betriebe/Ausbilder? Wie können diese im Vorfeld des Abbruchs ausgeräumt werden? Um die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen zu erhöhen sollte branchenunabhängig bei den Unternehmen dafür geworben werden vermehrt auszubilden. Das selbst ausbildende Unternehmen kann sich so vom drohenden Fachkräftemangel unabhängiger machen. Dazu würde beitragen, nicht nur für eine Bereitstellung eines Ausbildungsplatzes an sich zu werben, sondern das Unternehmen auch dazu zu bringen, ggf. (zu) hohe Ansprüche an einen Jugendlichen zu reduzieren. Dies würde dazu führen, dass insgesamt mehr Jugendlichen die Chance eröffnet wird, eine betriebliche Ausbildung zu absolvieren. Zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen können Patenschaften für jugendliche Auszubildende - mit Unterstützung moderner EDV – eingerichtet werden. Diese Paten bieten begleitende Unterstützung, aber auch kurzfristige und wirksame Kontrolle und Sanktionsmechanismen für Auszubildende, deren Ausbildungsverhältnis bedroht sein könnte. Als Paten kommen unter anderem in Frage: Lieblingslehrer, Vereinstrainer, Leiter und Mitarbeiter von Jugendfreizeiteinrichtungen, Pfarrer und andere kirchliche Mitarbeiter, Großeltern usw. Zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen plant die Stadt Krefeld ein gezieltes „Ausbildungs-Coaching“ zur Unterstützung von Jugendlichen in ihrem Ausbildungsverlauf (siehe Projektansätze). Projekt „Wirtschaft pro Schule“. In diesem Projekt wird in allen Schulformen die von der regionalen Wirtschaft angebotenen Ausbildungsberufe und Studiengänge vorgestellt und den Schülern in Tagespraktika einen Einblick in die Berufe ermöglicht. Ergänzend werden für die Schülerinnen und Schüler auch Bewerbertrainings angeboten. Hierdurch wird der Kontakt zwischen den Schülern und den Unternehmen hergestellt und durch das „hereinschnuppern“ in den Beruf einer Fehlentscheidung der Schüler bei der Wahl des Ausbildungs- bzw. Studienganges vorgebeugt. Zudem trägt der direkte Kontakt zwischen den Schulen und den Unternehmen dazu bei, den Übergang Schule / Beruf für Schüler 106 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ einfacher zu gestalten. Eine Weiterentwicklung des Projektes kann diesen Effekt verstärken. Es wäre darüber hinaus ein Projekt in Verbindung von Wirtschaft und Schule denkbar im Hinblick auf eine frühzeitige Talentauswahl. Notwendig ist eine Förderung und Verbesserung der Kooperation und Koordinierung aller am lokalen wie regionalen Übergangsmanagement beteiligten Institutionen. Dieses Ziel wird in der Region verfolgt und unterstützt. Die Initiative des Landes NRW zu einer umfassenden Reform des Übergangssystems wird daher sehr begrüßt. Projekt Benachteiligtenbörse. Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen benachteiligt sind, haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Wer diese Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet, benötigt vor allem Informationen darüber, welche Möglichkeiten es gibt. Mit einer Benachteiligtenbörse in Neuss wurde ein erster Schritt zur Vernetzung der Angebote für besonders benachteiligte Jugendliche aus Förder- und Hauptschulen getan. Die Berufsinformationsbörse richtete sich an Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte von Schulen, aber auch an interessierte Schülerinnen, Schüler und Eltern, sowie an Bildungseinrichtungen und Firmen, die Ausbildungsangebote für benachteiligte Jugendliche bereitstellen. Diesen Ansatz gilt es auszubauen. Zdi-Zentren (Zukunft durch Innovation). Die zdI-Zentren gehören zu einer Initiative des NRW-Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung. Ziel ist es Jugendliche, die sich für Technik, Chemie und Naturwissenschaften begeistern, besonders zu fördern. Aus diesem Grund werden Kontakte zwischen Schulen, Hochschulen und Unternehmen hergestellt um im Rahmen eines lokalen Bündnisses mehr Jugendliche für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Angeboten werden z. B. Physik- und Chemie-Workshops, Workshops im Bereich Technik, Lehrerfortbildung, naturwissenschaftliches Kolloquien und ähnliches. Durch einen weiteren Ausbau des Netzwerkes könnte insbesondere das Ziel Innovation gestärkt werden. Das Projekt trägt zur Gewinnung von Fachkräften in technischen Betrieben bei. Eine Fortführung und Weiterentwicklung soll dies verstärken. Projektansätze im Rahmen der Umsetzung der Initiative zur Fachkräftesicherung: Reduzierung des Fachkräftemangels in MINT-Berufen - Fortführung der zdi-Zentren in der Region - Ausbau des Angebotes der zdi-Zentren, um den Anteil von Frauen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den MINT-Bereichen zu - Zentrale Studienberatung der Hochschule Niederrhein – Die Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Niederrhein und dem zdi in Krefeld soll ausgebaut werden Ausbildungs-Service und Coaching - Vorbereitung auf Ausbildung und Ausbildungsabbrüche vermeiden - Berufswahlorientierung - Bewerbungsunterstützung - Betriebliches Praktikum und schulische Vorbereitung - Ausbildungs-Coaching für die Jugendlichen - Ausbildungs-Service für die Betriebe 107 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Regionaler Schwerpunkt 3: Aktivitäten zur Sicherung, Weiterentwicklung und Gewinnung von Fachkräften Aktuelle Umfrageergebnisse bei Unternehmen aus der Region haben gezeigt, dass der Fachkräftemangel in der Region angekommen ist (Kapitel 5). Fast jedes dritte Unternehmen sucht demzufolge aktuell nach Fachkräften. An erster Stelle der Maßnahmen der Unternehmen dem Fachkräftemangel zu begegnen steht mit 37% der befragten Unternehmen eine verstärkte Weiterbildung der eigenen Beschäftigten. Im Rahmen des regionalen Schwerpunktes wird es Ziel in der Region sein, diese konkreten Weiterbildungsbedarfe der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter zu identifizieren, um unter Berücksichtigung der von Kleinst- und Kleinunternehmen dominierten Unternehmensstruktur in der Region Mittlerer Niederrhein, passgenaue, an den betrieblichen Anforderungen orientierte Angebote, zu schaffen. Anhand der Umfrageergebnisse wird deutlich, dass die Beschäftigung älterer Mitarbeiter und die betriebliche Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als erfolgreiches Mittel zur Bekämpfung eines Fachkräftedefizites bislang nur eine untergeordnete Rolle spielt. In diesem Zusammenhang wird es in der Region verstärkt notwendig sein, die Unternehmen von der Kompetenz älterer Beschäftigter als Know-how-Träger durch praxisorientierte Maßnahmen o.ä. zu überzeugen. Darüber hinaus müssen mehr Unternehmen für den Faktor Familienfreundlichkeit sensibilisiert werden, um das verfügbare Arbeitskräftepotenzial durch die Beschäftigung von Eltern oder auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stärker und länger als bisher integrieren zu können. Nicht zuletzt zeigt auch das negative Pendlersaldo in der Region, dass verstärkt Maßnahmen und Projekte generiert werden müssen, die dazu führen, dass qualifizierte (Fach-)Arbeiter in der Region gehalten werden können. Hierzu gehört u.a. die Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität, die u.a. mit Angeboten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Beteiligung der Arbeitgeber an Kinderbetreuungskosten, flexible Arbeitszeitmodelle, alternierende Telearbeit, Mutter-Kind-Büros etc.) erreicht werden kann. In diesem Handlungsfeld werden in der Region Mittlerer Niederrhein folgende grundsätzliche Handlungsschwerpunkte verfolgt: 1. Erhöhung der Weiterbildungsbeteiligung – Sensibilisierung für das Lebensbegleitende Lernen – Qualifizierung stärken – mehr Chancen für Weiterbildung schaffen 2. Regionale Arbeitskraftpotenziale für kleine und mittlere Unternehmen besser nutzbar machen. Fachkräfte an die Region binden 3. Betriebliche Voraussetzungen schaffen, um vorhandene Potenziale besser nutzen zu können Handlungsrahmen in diesem Schwerpunktbereich: Die Region Mittlerer Niederrhein ist stark mittelständisch geprägt. Von den rd. 78.000 Unternehmen in der Region beschäftigen nur knapp über 400 mehr als 100 Mitarbeiter. Es müssen daher vor allem die Bedürfnisse und Problemfelder dieser Unternehmensgruppe vor dem Hintergrund der Fachkräfteproblematik im Vordergrund der Betrachtung stehen 108 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Mit Ausnahme der Stadt Krefeld liegen die übrigen drei Gebietskörperschaften bei den Beschäftigungsanteilen im Bereich der wissensintensiven Branchen deutlich unter dem Landesdurchschnitt Die Beschäftigungsanteile der Hochqualifizierten in der Region Mittlerer Niederrhein sind mit 8,4% im Landesvergleich (10,1%) sehr gering Beim Anteil der Beschäftigten ohne Ausbildung liegt die Region gesamtregional 0,5 Prozentpunkte unter dem NRW-weiten Durchschnitt (NRW 15,6%). Es gibt hierbei große teilregionale Unterschiedet. So ist der Anteil in der Stadt Mönchengladbach mit 16,3% (absolut: 13.515 Personen) deutlich am höchsten, und im Rhein-Kreis Neuss mit 14,6% (absolut: 18.500 Personen) am niedrigsten Im Bereich des Gesundheitswesens und der Heime ist in der Region Mittlerer Niederrhein von einem starken Wachstum der Beschäftigung (Prognose jeweils +10,0%) auszugehen. In beiden Branchen ist ein hoher Anteil an älteren Beschäftigten in der Region zu finden. Das zukünftige Ausscheiden dieser Mitarbeiter und das gleichzeitig prognostizierte Beschäftigungswachstum wird zu einem erhöhten Personalersatzbedarf in diesen Branchen führen. Gleiches gilt für die Einzelhandelsbranche, in der 7% aller Beschäftigten 55 Jahre und älter sind, und der öffentlichen Verwaltung mit 6,7% der Beschäftigten der genannten Altersgruppe. Auch hier zeigen die Prognosen ebenfalls eine positive Beschäftigungsentwicklung, so dass es vor dem Hintergrund eines hohen Anteils älterer Beschäftigter zu einer verschärften Situation bei der Personalgewinnung kommen wird. Durch eine frühzeitige Fort- und Weiterbildung der eigenen Belegschaft müssen die Unternehmen dieser Branchen frühzeitig auf diese Situation reagieren In der Region nahm die Zahl gemeldeter ungeförderter Stellen im Juni 2011 gegenüber dem Vorjahresmonat um 59,7% (absolut: 2.061) zu. Die Zunahme lag damit über der Zunahme im Land mit 57,1% Die Region Mittlerer Niederrhein weist in Summe ein negatives Pendlersaldo auf: mit Stand 31.12.2009 verlassen 26.695 Arbeitskräfte mehr die Region, um einen Arbeitsplatz außerhalb aufzusuchen, als in die Region einpendeln Hinsichtlich des Anteils der ausschließlich geringfügig Beschäftigten entspricht die Region mit 14,4% genau dem Landesdurchschnitt In absoluten Zahlen betrachtet, hat sich die Zahl der Teilzeitbeschäftigten in der Region Mittlerer Niederrhein von Dezember 2009 mit 64.553 bis Dezember 2010 auf 66.821 (+2268) erhöht. Im gleichen Zeitraum hat sich die Anzahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten in der Region von 79.960 auf 79.666 (-294) verringert Beispielhaft dargestellte Ansätze, Maßnahmen und Projekte in der Region zur Zielerreichung (Auszug): Um die Ausbildung und Weiterqualifikation von Fachkräften voranzutreiben, sind zum einen spezifische Bildungsangebote verschiedener Träger notwendig, die ständig weiterentwickelt und ausgebaut werden müssen. Zum anderen müssen Bildungsangebote – im Besonderen beim dualen Studium – als Möglichkeit zur Weiterbildung und Bindung von Fachkräften stärker an die Unternehmen kommuniziert werden. 109 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Kleine und mittelständische Unternehmen können bei der Entwicklung von Fach- und Führungskräftenachwuchs durch ein von Mentoren begleitetes betriebsübergreifendes Traineeprogramm unterstützt werden. In diesem Bereich haben KMU gegenüber großen Konzernen häufig den Nachteil, dass diese Ihre Nachwuchskräfte intern schulen können, was KMU oftmals nicht möglich ist. Dieser Nachteil kann durch ein solches Programm ausgeglichen werden, was eine Stärkung der mittelständischen Wirtschaft im Wettbewerb um Fachkräfte zur Folge hätte. Durch eine umfassende Demographieberatung für Unternehmen, wie sie im Kreis Viersen praktiziert wird, erhalten Unternehmen gezielt Auskunft über die Altersstruktur ihrer Beschäftigten und ihre derzeitigen und zukünftigen Weiterbildungsbedarfe. Diese Möglichkeiten gilt es gesamtregional umfassender zu nutzen. Zur Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Akquise von Fachkräften kann die Entwicklung einer Auszeichnung als Arbeitnehmerfreundliches Unternehmen hilfreich sein. Dies würde zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer führen, zur Attraktivität der Unternehmen beitragen und diese nach außen kommunizieren. Die Angebote in der Region müssen ausgebaut und weiterentwickelt werden. Wettbewerbe „Familienfreundliche Unternehmen“. Um Unternehmen dazu anzuregen, familienfreundliche Maßnahmen bei der Arbeitsplatzgestaltung zu initiieren und diesbezügliches vorbildliches Engagement mittelständischer Unternehmen öffentlichkeitswirksam darzustellen, wurden in einzelnen Gebietskörperschaften der Region (Rhein-Kreis Neuss, Kreis Viersen) Wettbewerbe „Familienfreundliche Unternehmen“ initiiert. In den Wettbewerben werden mittelständische Unternehmen ausgezeichnet, die sich durch besondere familienfreundliche Maßnahmen hervorheben, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern. Die Wettbewerbe tragen dazu bei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit die Ausschöpfung des Arbeitskräftepotenzials zu verbessern. Im Rahmen der Initiative „Fachkräftesicherung in NRW“ sollten hier in einer Weiterentwicklung der Maßnahmen Synergien geschaffen werden. Teilqualifizierungen anerkennen. Durch die Anerkennung von Teilqualifizierungen kann dem vergleichsweise hohen Anteil an geringqualifizierten Arbeitslosen in der Region eine Perspektive für den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt eröffnet werden. Kompetenzfeststellung auch für Erwachsene ermöglichen. Eine Kompetenzfeststellung dient der Feststellung und Bewusstmachung von berufsbezogenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Interessen. Hierdurch kann eine zielgerichtete Nachqualifizierung der Beschäftigten in den Unternehmen ermöglicht werden Projekt „Wirtschaftspartner“. Mit dem Ziel, Unternehmen, die sich im Rhein-Kreis Neuss ansiedeln wollen oder dies bereits getan haben, zu unterstützen, hat die Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Neuss das Projekt „Wirtschaftspartner“ initiiert. Unternehmen, die auf der Suche nach einer Gewerbefläche oder –immobilie im Rhein-Kreis Neuss sind erhalten neben dem Flächen- bzw. Immobilienangebot auch ein Angebot der Agentur für Arbeit Neuss mit einem individuellen Dienstleistungspaket, angefangen von der Rekrutierung des Personals bis zur passgenauen Qualifizierung einzelner Mitarbeiter. Hiermit konnte der Ansiedlungsservice um die Komponente des Mitarbeitervorschlages erweitert werden. 110 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Bei Bedarf werden Arbeitskräfte auch speziell für die Unternehmensbedürfnisse durch die Technologiezentrum Glehn GmbH in Schulungen auf die neue Stelle vorbereitet. Bei der Ansiedlung von Metro in Neuss konnten hiermit beispielsweise mehr als 70 Arbeitslose an das Unternehmen vermittelt werden. Das Projekt kann auch zukünftig zu einer Ausweitung des Fachkräftepotenzials und deren Vermittlung beitragen. Die Struktur der Weiterbildungsberatung muss in der Region stärker vernetzt werden. Die vorhandenen Ansätze (Weiterbildungsberatung der Agenturen für Arbeit, der IHK, Beratung zum Bildungsscheck und zur Bildungsprämie, Qualifizierungsberatung für KMU) werden so insgesamt transparenter und können für die Unternehmen effektiv zur Fachkräftesicherung genutzt werden. Mit einer branchenorientierten (Fach-)Hochschulausbildung vor Ort können junge Nachwuchsfachkräfte in der Region ausgebildet und gehalten werden. Gemeinsam mit der Wirtschaft sind hier zusätzliche branchenorientierte (Fach-)Hochschulen notwendig, die ein duales Studium neben einer Berufsausbildung oder einer beruflichen Tätigkeit ermöglichen. In der Region gibt es bereits verschiedene Angebote. In Kooperation von Wirtschaft, Land und örtlichen Einrichtungen können solche Bildungseinrichtungen unterstützt, weiterentwickelt und geschaffen werden. Auf der Grundlage bestehender Netzwerke zwischen (Fach-)Hochschulen und Wirtschaft können weitere Maßnahmen entwickelt werden. Etwa in der Vernetzung der Hochschulen mit der Wirtschaft in Zielrichtung gemeinsamer Ausbildung und Qualifizierung von Studenten am künftigen Bedarf der Unternehmen oder auch im Ausbau von grenzüberschreitenden deutsch-niederländischen Aktivitäten beim Thema Fachkräftesicherung. Unternehmen, die die betrieblichen Voraussetzungen schaffen wollen, um vorhandene Potenziale besser zu nutzen und Fachkräfte an das Unternehmen zu binden, könnten in einer zentralen Anlaufstelle beraten werden. Im Rhein-Kreis Neuss wird in diesem Zusammenhang an eine Fachberatungsstelle gedacht, die kleine und mittelständische Unternehmen in Fragen der Arbeitnehmerfreundlichkeit sowie Fachkräftebindung, entwicklung und –gewinnung berät. Eine Information kann dabei ebenfalls über Veranstaltungsformate erfolgen. Über eine bisher noch nicht vorhandene Koordinierungsstelle könnten vorteilhafterweise alle Maßnahmen und Projekte zur Fachkräftesicherung im Rhein-Kreis Neuss (und in der regionalen Vernetzung) kanalisiert werden. Eventuell könnten über diese Stelle auch branchenbezogene Monitoringmaßnahmen angestoßen werden. Zentraler Ansatzpunkt wird es in der Region sein, die Betriebe und Unternehmen für eine lebensphasenorientierte Personalpolitik zu sensibilisieren, wo die Potenziale von Müttern und Vätern durch die Schaffung z.B. von familienfreundlichen flexiblen Arbeitszeiten erhalten bleiben. Damit können sowohl Phasen, in denen Kinder zu versorgen sind, aber auch Zeiten, wo pflegebedürftige Angehörige zu betreuen sind, ohne Fluktuation und Qualifikationsverluste (und anschließende Wiedereinstiegsprogramme) abgefedert werden. Die Aufstockung von Teilzeitkontingenten (möglichst bis auf Vollzeitstellen) kann vor dem Hintergrund der demografisch bedingten Verringerung der Zahl der Erwerbspersonen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren und der damit einhergehenden Abnahme des Arbeitskräfteangebots in der Region Mittlerer Niederrhein zu einer gewissen Kompensation beitragen, um den bei den Unternehmen drohenden Engpässen 111 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ bei Fachkräften zu begegnen. Die Unternehmen müssen hierfür die Bereitschaft entwickeln und die notwendigen Strukturen schaffen. Hierbei sollen sie verstärkt unterstützt werden. Die Aussteuerung von Älteren aus dem Erwerbsleben findet faktisch in vielen Betrieben noch statt, jenseits aller Arbeitgebererklärungen zur Notwendigkeit längeren Arbeitens. Deshalb ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen alternsgerecht zu gestalten, den Zugang zu Qualifikationsangeboten für alle Altersgruppen zu erweitern und den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz zu verbessern. Vielfach werden Ältere deswegen entlassen, weil sie gesundheitlich eingeschränkt und deswegen nicht mehr voll leistungsfähig sind oder zumindest so gelten. Hier kann die Zuweisung anderer Aufgaben im Unternehmen helfen. Dafür sind u.a. Anpassungsqualifizierungen notwendig. Initiativen zur Steigerung der Attraktivität von Berufsfeldern für Bewerber werden in der Region z.B. durch die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Kooperation mit der Unternehmerschaft Niederrhein in den Berufsfeldern der Lebensmitteltechnik (Modellprojekt zur Steigerung der Ausbildungsquote) durchgeführt. Die Erfahrungen dieser Aktivitäten müssen genutzt und auf andere Branchen (Pflege) ausgedehnt werden. Vor dem Hintergrund einer neuen und aktuellen Leitbranchenanalyse plant die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mönchengladbach derzeit eine neue „HitechStrategie“, da gerade in diesem Bereich hochspezialisierte Arbeitskräfte fehlen. Förderungen zur Umsetzung einer solchen Strategie wären sinnvoll, um den ansässigen Unternehmen eine konkret bessere Perspektive hinsichtlich des Arbeitskräftepotenzials bieten zu können. 112 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ 8 8.1 VEREINBARUNGEN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN ZUR ZIELERREICHUNG HINSICHTLICH DER BENANNTEN SCHWERPUNKTSETZUNGEN UND DER DARAUS ZU ENTWICKELNDEN MAßNAHMEN UND PROJEKTE Ermittlung des Fachkräftebedarfs in der Region. Regionales Fachkräftemonitoring In der Region Mittlerer Niederrhein ist der Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik das regionale Gremium, das die Umsetzung der Initiative Fachkräftesicherung auf regionaler Ebene begleitet. Der Fachbeirat, in dem die relevanten arbeitsmarktpolitischen sowie wirtschaftsnahen Institutionen der Region vertreten sind, wird auf Grundlage eines kontinuierlichen Fachkräftemonitorings die Notwendigkeit der Anpassung des regionalen Handlungsplans an die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt und den wirtschaftlichen Entwicklungen prüfen. Um eine größtmögliche Arbeitsmarkttransparenz zu erreichen, die einen zeitnahen und permanenten Abgleich von betrieblichen Anforderungen und vorhandenen Fachkräftepotenzialen in der Region ermöglicht, werden alle zur Verfügung stehenden Datenquellen genutzt. Wie in der Vergangenheit und auch bei der Erstellung dieses Handlungsplans bereits praktiziert, werden dabei die Daten des Arbeitsmarktmonitors und die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit im Vordergrund stehen. Darüber hinaus werden alle relevanten Arbeitsmarktstatistiken und –untersuchungen ausgewertet, die sowohl die Angebotsseite als auch die Nachfrageseite in der Region möglichst umfassend beschreiben. Die Mitglieder des Fachbeirats Arbeitsmarktpolitik der Region Mittlerer Niederrhein sind der Ansicht, dass die so in der Region zur Verfügung stehende Datenbasis grundsätzlich ausreicht, um die Dynamik und Entwicklungen des regionalen Arbeitsmarktes transparent zu machen. Beschäftigungschancen und –risiken nach Branchen und die strukturelle Verfasstheit der Region Mittlerer Niederrhein können somit zeitnah und umfassend eingeschätzt werden, um die Erkenntnisse für die regionale Abstimmung hinsichtlich der konzeptionellen Schwerpunktsetzungen im Handlungsplan und daraus zu entwickelnder Maßnahmen und Projekte zu nutzen. Neben den genannten Datenstrukturen wird der Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik als „Expertengremium“ weitere Elemente in die Datenbasis des Fachkräftemonitorings einbringen. So werden vor allem direkte Unternehmenskontakte der Agenturen für Arbeit, der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, der Wirtschaftsförderungen der Region, der Kreishandwerkerschaften sowie der Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretungen dazu genutzt, um die spezifischen Bedarfe der Unternehmen zu eruieren. Diese werden je nach Dringlichkeit in eine kurz-, mittel- oder langfristige Planung zur Fachkräftesicherung einfließen. Darüber hinaus werden im Rahmen des Fachkräftemonitorings regionale sowie überregionale Untersuchungen und Umfrageergebnisse ausgewertet. Zu nennen sind hier beispielsweise die regionalen Ausbildungs- und Konjunkturumfragen der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, die regelmäßigen Befragungen von Innungen der Kreishandwerkerschaften sowie die Ergebnisse der Demographieberatung des Kreises Viersen. Hinzu kommen überregionale wissenschaftliche Untersuchungen zum (regionalen) 113 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Fachkräftemangel z.B. durch das Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg Essen, die eine abgesicherte Datenbasis zu Ausmaß, Ursachen und Gegenstrategien der Fachkräfteproblematik liefern. Diese können mit den regionalen Gegebenheiten und Entwicklungen abgeglichen werden, um zukünftige Entwicklungen frühzeitig begegnen zu können. Die Auswertung der Erfahrungen, Ergebnisse und Zahlen der vorhandenen Programme, Initiativen und Instrumente der Landesarbeitspolitik in der Region Mittlerer Niederrhein komplettieren die Datenbasis des regionalen Fachkräftemonitorings. Zu nennen sind hier z.B. die Bildungsscheckberatungsstellen, Qualifizierungsberatungsstellen für KMU, Beratungsstellen für Potenzialberatung etc. Folgende regionale, überregionale und bundesweite Datenquellen bzw. Ergebnisse von Untersuchungen etc. werden für das regionale Fachkräftemonitoring genutzt: Agenturen für Arbeit: Permanente Arbeitsmarktbeobachtung, Bereitstellung und Auswertung umfassender Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsstatistiken, regionale Risikobewertung im bundesweiten Arbeitsmarktmonitor halbjährlich (Aktuelle Daten mit Prognosen – Abstimmung im Beratungsgremium mit Vertretern der Wirtschaft und Verwaltung) Arbeitsmarktberichterstattung, Bereitstellung von Forschungsergebnissen des IAB, Beschäftigungs- und Strukturanalysen, Analysen aus eigenen Auswertungen und statistischen Grundlagen der BA – jährlich als Grundlage der Strategieplanung, regelmäßiger Kontakt mit allen Premium – Kunden sowie allen Personaldienstleistern (auch Basis der jährlichen Strategieplanung), Ausbildungskonsens IHK: Jährliche regionale Ausbildungs- und Konjunkturumfragen, Ausbildungsberatung, Unternehmensbesuche Kreishandwerkerschaften: Befragung von Innungen über die jeweiligen Vorstände in einem Zeitraum von drei Monaten; Voruntersuchungen des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Betriebsbesuche Rhein-Kreis Neuss: Mittelstandsbarometer für den Rhein-Kreis Neuss Kreis Viersen: Demographieberatung, u. a Altersstrukturanalyse (ASA) Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Region: Firmenbesuche/persönliche Gespräche (branchenübergreifend, KMU und Großunternehmen) Gesellschaft für innovative Beschäftigungsförderung: Datenauswertungen zur Initiative Fachkräftesicherung, Regionalberichte, Monats- und Jahresberichte zu Instrumenten der Landesarbeitspolitik Regionalagentur Mittlerer Niederrhein: Bildungsscheckberatungsstellen, Beratungsstellen Potenzialberatung, Qualifizierungsberatungsstellen für KMU, Rückmeldungen der Kammerkoordinatoren der Initiative Jugend in Arbeit plus, 114 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Rückmeldungen des Ausbildungskonsenses z.B. zur Umsetzung der Verbundausbildung, Rückmeldungen der TEP-Träger zur Umsetzung der Teilzeitausbildung, Rückmeldungen der Arbeitslosenberatungsstellen über Integrationshemmnisse bestimmter Zielgruppen IT-NRW Institut Arbeit und Technik: z.B. Gutachten zur regionalspezifischen Fachkräftesituation in NRW: Bestandaufnahme und Handlungsempfehlungen / ReFaNRW Bundesebene: z.B. Ergebnisse des „Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung“ des Bundeswirtschaftsministeriums, Ergebnisse des Qualifizierungsmonitors des Bundeswirtschaftsministeriums etc. Perspektivisch gibt es in der Region Überlegungen, im Rahmen der Fachkräfteinitiative ein gesondertes „Übergangsmonitoring“ zu installieren. Ziel ist es, über einen längeren Zeitraum eine kontinuierliche, systematische und umfassende Erfassung von Bildungsdaten zu erstellen und damit eine verlässliche Beurteilung der Situation und der Perspektiven im Bildungswesen zu erhalten. Die Initiierung und Koordination dieser Maßnahmen würde verlässliche Daten über die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler in ihrem Übergang von Schule in Beruf ermöglichen. Schwierigkeiten im Prozess könnten erkannt und zielführende Maßnahmen entwickelt werden. Außerdem könnte die Ausbildungssituation in der Region verlässlicher analysiert werden. 8.2 Kompetenzfeststellung und interregionaler Kooperationsbedarf a) Kompetenzfeststellung In der Region liegt der Anteil der Einwohner, die eine Zuwanderungsgeschichte haben, bei rd. 22% Prozentpunkte und der Anteil der ausländischen Bevölkerung in etwa bei rd. 10%. Durch eine weitergehende Integration der ausländischen Bevölkerung bzw. der Menschen mit Migrationshintergrund (in den regionalen Arbeitsmarkt) lässt sich in der Region ein zusätzliches Potenzial zur Deckung der Fachkräftelücke erschließen. Hierfür möchte die Region im Rahmen einer Strategieentwicklung zur Kompetenzfeststellung für Migrantinnen und Migranten die ersten Schritte einleiten. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung aus diesem Jahr zählt Deutschland mit etwa 700.000 Zuzügen jährlich und einer zugewanderten Wohnbevölkerung von etwa 10,5 Millionen bis heute zu den einwanderungsstärksten Ländern der Europäischen Union.78 Der Studie zufolge ist es Deutschland aber bislang nur unzureichend gelungen, Zuwanderinnen und Zuwanderer in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren.79 Demzufolge werden insbesondere die Beschäftigungspotenziale von Migrantinnen und Migranten, die ihren beruflichen oder akademischen Abschluss im Ausland erworben haben, in Deutschland 78 Siehe: Kucher, Christian; Wacker, Nadine: Kompetenzfeststellung für Migrantinnen und Migranten. In: Granato, Mona; Münk, Dieter; Weiß, Reinhold (Hrsg.): Migration als Chance. Bonn 2011, S. 161-174 79 Vgl. zu den folgenden Ausführungen ebenda 115 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ zu wenig erschlossen. Dabei leben nach Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg etwa 2,8 Millionen Zuwanderinnen und Zuwanderer mit einem ausländischen Abschluss, darunter 800.000 Akademikerinnen und Akademiker, in Deutschland. Die Folge ist, dass Zuwanderinnen und Zuwanderer oftmals auf Arbeitsplätzen weit unter ihrem Qualifikationsniveau beschäftigt sind. Darüber hinaus sind Migrantinnen und Migranten überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. In der Region Mittlerer Niederrhein waren im Juli 2011 insgesamt 9.652 Ausländer arbeitslos gemeldet. Rund 60% dieser Personen leben im Agenturbezirk Mönchengladbach. Ein Blick auf die einzelnen Rechtskreise zeigt, dass der Großteil der arbeitslosen Ausländer dem Rechtskreis SGB II zuzuordnen ist (Agenturbezirk Krefeld: 80,8%, Agenturbezirk Mönchengladbach: 84,7%). Der Anteil der arbeitslos gemeldeten Ausländer an allen Arbeitslosen ist in beiden Agenturbezirken in etwa gleich (Agenturbezirk Krefeld: 17,0%, Agenturbezirk Mönchengladbach: 19,7%).80 Die Ausschöpfung der Beschäftigungspotenziale von Zuwanderinnen und Zuwanderern scheitert nach einhelliger Meinung vielfach nicht zuletzt an der mangelnden Anerkennung im Ausland erworbener (Berufs-) Qualifikationen. Viele von ihnen müssen Arbeiten weit unter ihrer Qualifikation verrichten, weil ihr Berufsabschluss in Deutschland nicht anerkannt wird. Das im März 2011 von der Bundesregierung beschlossene „Gesetz zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen“ (sog. „Anerkennungsgesetz“) will dieser Problematik Rechnung tragen. Das Gesetz, das voraussichtlich im Frühjahr 2012 in Kraft treten wird, beinhaltet, dass künftig für Anerkennungssuchende, Arbeitgeber und Betriebe nachvollziehbare und bundesweit möglichst einheitliche Bewertungen zu beruflichen Auslandqualifikationen zur Verfügung stehen. So soll für Deutsche und nach Deutschland Zugewanderte, die in anderen Ländern gute berufliche Qualifikationen und Abschlüsse erworben haben, eine Erleichterung bei der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen ermöglicht werden. Nach dem Gesetzentwurf sollen Zuwanderinnen und Zuwanderer ab dem 1. März 2012 einen Rechtsanspruch darauf bekommen, dass Berufsabschlüsse, die sie in ihrer Heimat erworben haben, innerhalb von drei Monaten überprüft werden. Stimmt die Qualifikation mit den deutschen Anforderungen nicht überein, müssen zumindest die im Ausland erworbenen Kenntnisse bescheinigt werden. Nach Ansicht der Bundesregierung führt die mit dem Anerkennungsgesetz ermöglichte verbesserte Bewertung ausländischer Berufsabschlüsse zu einer besseren Transparenz ausländischer Qualifikationen, so dass Unterschiede der Berufsausbildung im In- und Ausland deutlich werden und so ggf. gezielt nachqualifiziert werden kann. Demzufolge führt dies zu einer schnelleren Einbindung von Fachkräften mit Auslandsqualifikationen in das Wirtschaftsleben und deren Integration in die Gesellschaft.81 In der oben bereits genannten Publikation des Bundesinstituts für Berufsbildung wird jedoch darauf hingewiesen, dass aufgrund der unterschiedlichen Bildungs- und Berufssysteme der einzelnen Länder eine direkte Vergleichbarkeit von beruflichen und akademischen 80 81 Arbeitsmarktreport der BA Juli 2011 - Mönchengladbach und Krefeld Vgl. BMWI-Pressemitteilung: Deutschland für ausländische Fachkräfte bald attraktiver. Mittwoch, 23.März 2011 116 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Ausbildungswegen und Abschlüssen oftmals nicht gegeben ist, sodass eine Vielzahl ausländischer Berufsqualifikationen schon deshalb nicht anerkannt werden können.82 Hinzu kommt, dass bei einem solchen Vergleich der (Berufs-) Qualifikationen die jeweiligen Kompetenzen, die über die vorgegebenen beruflichen Anforderungen hinausgehen, unberücksichtigt bleiben. Diese Lücken lassen sich durch spezifische Kompetenzfeststellungsverfahren schließen, die neben der Erfassung von Qualifikationen zudem auch die tatsächlichen Beschäftigungspotenziale wie z.B. praktische berufliche Erfahrungen und Handlungskompetenz erfassen und sichtbar machen. Diese Ergebnisse ließen sich unter Berücksichtigung aktueller Arbeitsmarktbedarfe in der Region Mittlerer Niederrhein für eine passgenaue Vermittlung von Qualifizierungsmaßnahmen für Zuwanderinnen und Zuwanderern nutzen. Letztendlich kann eine solche Ermittlung individueller beruflicher Vorerfahrung und die Berücksichtigung des gesamten Kompetenzspektrums zu einer ausbildungsadäquaten Beschäftigung von Zuwanderinnen und Zuwanderern führen. Vor dem Hintergrund des (prognostizierten) Fachkräftemangels in der Region könnten so wertvolle Beschäftigungspotenziale von zum Teil sehr gut qualifizierten Arbeitskräften gewonnen werden. Aus diesem Grund möchte die Region einen Prozess einleiten, der eine Strategieentwicklung zur Kompetenzfeststellung für Migrantinnen und Migranten zum Ziel hat. Folgende Fragen, Zielsetzungen und Vorgehensweisen können in diesem Zusammenhang benannt werden: • • • • • • Kompetenzen lassen sich nicht wie Qualifikationen standardisiert abfragen. Welche spezifischen Kompetenzfeststellungsverfahren und –instrumente können eingesetzt werden? Klärung der Nutzungsmöglichkeiten und des Geltungsbereiches der Ergebnisse einer strategischen Kompetenzfeststellung in der Region. Frage der Anerkennung klären. Welche Optionen für die Aus- und Weiterbildung einschließlich erforderlicher Anpassungs- bzw. Nachqualifizierungen können aufbauend auf den Ergebnissen der Kompetenzfeststellung erarbeitet werden? Kompetenzfeststellung ist kein „Spezialinstrument“ für Migrantinnen und Migranten, sondern in den Grundbestandteilen zielgruppenneutral und kann auch generell für Menschen ohne Migrationshintergrund angewendet werden. Ein Ergebnistransfer erscheint daher wichtig. Ergebnistransfer des Einsatzes von Kompetenzbilanzierungsverfahren für Migrantinnen und Migranten im Rahmen von arbeitsmarktorientierter Beratung bei Bildungsträgern, Arbeitsagenturen und Jobcentern. Orientierung der Kompetenzfeststellung an konkrete Kompetenzanforderungen von Arbeitsplätzen und –prozessen, um eine größere Akzeptanz bei Arbeitgebern zu erreichen. Ausrichtung auf den betrieblichen Bedarf in der Region. 82 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Kucher, Christian; Wacker, Nadine: Kompetenzfeststellung für Migrantinnen und Migranten. In: Granato, Mona; Münk, Dieter; Weiß, Reinhold (Hrsg.): Migration als Chance. Bonn 2011, S. 161-174 117 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ • • Einbindung der Beraterinnen und Berater der durch das MAIS NRW geförderten „Beratung zur beruflichen Entwicklung“ in den Prozess. Erhöhung des Bekanntheitsgrades von Kompetenzfeststellungsverfahren bei Migrantinnen und Migranten und bei Arbeitgebern in der Region. b) Interregionaler Kooperationsbedarf zur Fachkräftegewinnung Aufgrund der unmittelbaren Grenzlage zu den Niederlanden spielt der Ausbau von grenzüberschreitenden deutsch-niederländischen Aktivitäten in der Region Mittlerer Niederrhein schon immer eine wichtige Rolle. Wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit den Niederlanden (insbesondere Provinz Limburg) aber auch zu den benachbarten Regionalagenturen Niederrhein (Duisburg, Kleve, Wesel) und Düsseldorf Kreis Mettmann wird die Zusammenarbeit mit diesen Wirtschaftsräumen auch beim Thema Fachkräftesicherung weiterhin genutzt, um regionale Kooperationen fallbezogen zu initiieren und zu fördern. Die wirtschafts-, struktur-, beschäftigungs- und hochschulpolitischen Ansätze und Kooperationsbeziehungen der Region Mittlerer Niederrhein vor allem auch zu den Niederlanden sind z.T. so vielfältig, dass im Rahmen der Umsetzung der Initiative zur Fachkräftesicherung derzeit keine weitere überregional ausgerichtete Strategieentwicklung notwendig erscheint. Im Folgenden werden exemplarisch einige Angebote und Ansätze aufgeführt. Forciert wird die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Niederlanden auch im Rahmen der Euregio rhein-maas-nord. Die euregio rhein-maas-nord stimuliert intensive wirtschaftliche Kooperationen und Kontakte zwischen Deutschland und den Niederlanden in ihrem Gebiet. Einen Schwerpunkt bilden dabei kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Damit innovative, marktfähige Produkte entstehen, arbeiten KMU und Hochschulen bei vielen euregio-Projekten Hand in Hand. Als ein Beispiel kann in diesem Zusammenhang das Projekt Region ohne Grenzen genannt werden, das die Präsentation des Wirtschaftsraums im Rahmen der Floriade 2012 und die Steigerung von innovativen b2bBeziehungen zwischen deutschen und niederländischen Unternehmen zum Ziel hat. Neben der Euregio rhein-maas-nord unterstützen das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr NRW und die Provinz Limburg das Projekt. Mit dem Ländernetzwerk Niederlande bietet die IHK Mittlerer Niederrhein darüber hinaus eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Fachleuten aus der Praxis, Informationsbeschaffung und Fortbildung. Ziel des Netzwerks ist es, dass sich die Unternehmen bei ihrem Engagement im Geschäft zwischen Deutschland und den Niederlanden gegenseitig unterstützen. Hierzu finden regelmäßige Treffen interessierter Unternehmensvertreter aus der Region mit Erfahrungsaustausch und informellen Gesprächen statt. Beratertage und Veranstaltungen (jüngstes Beispiel war das DeutschNiederländische Wirtschaftsforum am 24.11.2011) runden das Angebot ab. Das Ländernetzwerk Niederlande der IHK wird unterstützt durch die Kamer van Koophandel Limburg (KvK). Um den Fachkräftebedarf der Region Mittlerer Niederrhein ggf. mit der Rekrutierung von niederländischem Personal zu decken, stellen sich für die regionalen Unternehmen in erster Linie folgende Fragen: Wie finde ich geeignetes Personal? Wie bewerte ich 118 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ niederländische Bewerbungsunterlagen? Was sind die zu beachtenden arbeitsrechtlichen Fragestellungen? Was ist aus steuer- und sozialrechtlicher Sicht zu bedenken? Diese und weitere Fragen können im Rahmen der Netzwerkveranstaltungen mit Hilfe der Erfahrung der Deutsch-Niederländischen Handelskammer geklärt werden. Das Ländernetzwerk Niederlande initiiert von der IHK Mittlerer Niederrhein bietet somit auch ein gesamtregionales Angebot zur Fachkräftegewinnung. Der Deutsch-Niederländische Beratertag ist ebenfalls eine Gemeinschaftsveranstaltung der IHK Mittlerer Niederrhein und der Kamer van Koophandel Limburg. In Einzelgesprächen werden mit den teilnehmenden Unternehmen aus der Region sowie aus ganz Deutschland und den Niederlanden individuelle Fragen zu den Chancen und Risiken eines Engagements im jeweiligen Nachbarmarkt erörtert und konkrete Hilfestellungen gegeben. Die Themenbereiche Forschung und Entwicklung der Hochschule Niederrhein sind durch eine Reihe interdisziplinärer und teilweise internationaler Kooperationen profiliert. So gibt es eine Kompetenzplattform „Textilien und Bekleidung der Zukunft“. Im Rahmen der Interreg-Programme der EU konnte mehrfach Unterstützung für folgende Kompetenzzentren erlangt werden: - ECCS European Center for Coatings and Surface Technology mit dem Projekt Euregional Coating Net. Hierbei handelt es sich um eine deutsch-niederländische Plattform an der die Hochschule Niederrhein führend beteiligt ist über die Stichting niederländischen Rechts. Als weitere Partner sind die FH Münster, die FH Osnabrück, die Saxion Hogeschool Enschede sowie Fachverbände der Wirtschaft aus Deutschland und den Niederlanden am ECCS beteiligt. - EKL Euregional Knowledge Center Logistics mit dem Projekt SCM4you Supply Chain Management for You. Hierbei handelt es sich um eine deutsch-niederländische Kompetenzplattform auf dem Gebiet der Logistik (Lieferketten), die ebenfalls von der EU im Rahmen des Interreg-Programms gefördert wird. - Begünstigt durch die Grenzlage zu den Niederlanden entstanden darüber hinaus in Zusammenarbeit mit der Fontys Hogeschool Venlo zwei Europäische Studiengänge für Logistik-Management und für Mechatronik sowie in Verbindung mit der Hogeschool van Arnhem en Nijmegen ein Europäischer Studiengang Oecotrophologie mit dem Schwerpunkt Ernährung und Diätetik sowie ein Bachelor- und Masterstudiengang Kulturpädagogik. Zusammen mit der Hogeschool Enschede wird eine Spezialisierung in "Lackingenieurwesen/Materiaalbescherming" angeboten. Im Angebot sind ferner berufsbegleitende und duale Studiengänge. Grenzüberschreitend ging es bei der Juli-Ausgabe des Unternehmertreffs von Agrobusiness Niederrhein zu. Im Moerser Gartencenter Schlößer gab es Informationen zu „jump-across-borders“: Dieses Projekt des IMBSE (Institut für Maßnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Eingliederung) ermöglicht deutschen und niederländischen Jugendlichen, einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz in den grünen Berufen im jeweiligen Nachbarland zu finden. Für Dr. Anke Schirocki, stellvertretende Geschäftsführerin von 119 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Agrobusiness Niederrhein, ist „jump-across-borders“ eine lohnende Einrichtung – nicht nur für die Auszubildenden und Praktikanten: „Dieses Projekt trägt dazu bei, sich über das jeweilige Nachbarland zu informieren und sich besser kennenzulernen. Und gerade in der grünen Branche ist dies besonders wichtig, da wohl alle Beteiligten davon profitieren, wenn beide Seiten weiter zusammenwachsen und sich vernetzen.“ Übergreifende Kooperationsbeziehungen zwischen den Regionalagenturen Mittlerer Niederrhein und NiederRhein bestehen darüber hinaus durch die Trägerschaft der Regionalagentur Mittlerer Niederrhein im organisatorischen Umfeld der Standort Niederrhein GmbH. Neben den Gebietskörperschaften am Mittleren Niederrhein sind insbesondere die Kreise Wesel und Kleve (zugehörig zur Regionalagentur NiederRhein) als Gesellschafter an der Standort Niederrhein GmbH beteiligt. So sind inhaltliche Abstimmungen zu einzelnen Detailthemen im Gesellschafterumfeld der Standort Niederrhein GmbH bezirksübergreifend möglich und werden durch die handelnden Personen in Personalunion auch in die Fach- und Entscheidungsgremien der beiden Regionalagenturen weitergetragen. Des Weiteren existiert ein gemeinsamer Arbeitskreis der öffentlichen Spitzenvertreter, der das gesamte Gebiet beider Regionalagenturen abdeckt. Bei der sogenannten Linde-Runde kommen die Oberbürgermeister der Städte Krefeld, Mönchengladbach und Duisburg, die Landräte der Kreise Kleve, Wesel, Viersen und des Rhein-Kreis Neuss sowie die beiden IHK-Hauptgeschäftsführer zu regelmäßigen Arbeitstreffen zusammen. Seitens der beiden Regionalagenturen sind die Leiter in dieser Arbeitsgruppe vertreten und bringen u.a. spezifische Themen aus dem Tätigkeitsumfeld der ESF-finanzierten Arbeitsmarktpolitik zur übergreifenden Koordination und Abstimmung mit ein. 8.3 Koordination und Verantwortung zur Umsetzung der einzelnen Handlungsfelder Wie bereits im Handlungsplan der Region Mittlerer Niederrhein ausgeführt, wird der Fachbeirat Arbeitsmarktpolitik die Umsetzung der Initiative Fachkräftesicherung in der Region federführend und damit hauptverantwortlich begleiten. Auf Grundlage eines kontinuierlichen Monitorings während und nach der Laufzeit der Initiative wird der Fachbeirat die Notwendigkeit der Anpassung des Handlungsplans an die arbeitsmarktspezifischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten prüfen. Die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein fungiert im gesamten Prozess als koordinierende Stelle u.a. bei der Erstellung, Anpassung und Fortschreibung des regionalen Handlungsplans. Die verantwortliche Gesamtkoordination und federführende Netzwerkarbeit im Rahmen der Umsetzung der Initiative wird somit durch die Regionalagentur Mittlerer Niederrhein übernommen. Entsprechend der im Handlungsplan der Region Mittlerer Niederrhein dargestellten regionalen Schwerpunktsetzungen wird der Fachbeirat im Rahmen einer gemeinschaftlichen Aktion verschiedener Akteure die Verantwortung zur Umsetzung festlegen. D.h. in einem kontinuierlichen Prozess wird die Verantwortlichkeit je nach Handlungsfeld, Umsetzungsstand und Zielerreichungsgrad projektbezogen weiter herausgearbeitet und spezifiziert. Im Sinne eines handlungsfeldübergreifenden Fachkräftebündnisses wird die 120 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN __________________________________________________________________________________________ Initiative zur Fachkräftesicherung so von allen relevanten Partnern in der Region getragen und umgesetzt. Grundsätzlich orientiert sich die Region Mittlerer Niederrhein bei der Umsetzung der einzelnen Handlungsfelder und der damit verbundenen Verantwortlichkeiten sowie der Beiträge der arbeitsmarktpolitischen Akteure zur Zielerreichung zunächst an die oftmals bereits durch die geschäftspolitischen Ziele der mitwirkenden Institutionen festgelegte oder durch den gesetzlichen Aufgabenrahmen vorgegebene „Rolle“ der einzelnen Akteure. So lassen sich für die Region Mittlerer Niederrhein im Rahmen der Fachkräfteinitiative folgende Arbeitsschwerpunkte bzw. handlungsfeldbezogene Arbeitszusammenhänge darstellen (siehe Tabelle 1). 121 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Tabelle 1) ----- wird Schwerpunktmäßig bearbeitet Handlungsfeld gemäß Handlungsplan Regionaler Schwerpunkt 1: Aktivitäten zur Erhöhung des Erwerbspersonenpotenzials in der Region Mittlerer Niederrhein Erhöhung der Erwerbspartizipation von: • Älteren • Frauen • Menschen mit Migrationshintergrund Regionaler Schwerpunkt 2: Aktivitäten zur Gewinnung von Nachwuchsfachkräften • Schulabgang ohne Abschluss reduzieren • Ausbildungs- und (Studienabbruch) reduzieren • Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben Arbeitsagentur MG / Krefeld Jobcenter der Region ----- spielt eine wichtige Rolle ----- wird unterstützend bearbeitet DGB Gleichstellungsstellen der Region Kreiha der Region IHK Mittlerer Niederrhein Wirtschaftsförderungen der Region Unternehmerschaft Niederrhein Kommunen der Region (Kreise) Unternehmen müssen aktiv einbezogen werden --------- ----- --------- ----- --------- ----- --------- ----- --------- --------- --------- --------- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- --------- ----- --------- ----- --------- ----- --------- ----- --------- --------- --------- --------- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- 122 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN ________________________________________________________________________________________________________________________________________ Handlungsfeld gemäß Handlungsplan Regionaler Schwerpunkt 3: Aktivitäten zur Sicherung, Weiterentwicklung und Gewinnung von Fachkräften • Erhöhung der Weiterbildungsbeteilig ung–Sensibilisierung für das Lebensbegleitende Lernen – Qualifizierung stärken – mehr Chancen für Weiterbildung schaffen • Regionale Arbeitskraftpotenziale für kleine und mittlere Unternehmen besser nutzbar machen. Fachkräfte an die Region binden • Betriebliche Voraussetzungen schaffen, um vorhandene Potenziale besser nutzen zu können IHK Mittlerer Niederrhein ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- ----- wird Schwerpunktmäßig bearbeitet Kreiha der Region Unternehmen müssen aktiv einbezogen werden Jobcenter der Region DGB Gleichstellungsstellen der Region Kommunen der Region (Kreise) Arbeitsagentur MG / Krefeld Wirtschaftsförderungen der Region Unternehmerschaft Niederrhein ----- spielt eine wichtige Rolle ----- wird unterstützend bearbeitet 123 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN _______________________________________________________________________________________ Entsprechend der dargestellten Arbeitsschwerpunkte bzw. handlungsfeldbezogenen Verantwortlichkeiten für die Umsetzung der Aktivitäten in der Region zugeordnet (Tabelle 2). Tabelle 2) Handlungsfeld gemäß Handlungsplan Regionaler Schwerpunkt 1: Aktivitäten zur Erhöhung des Erwerbspersonenpotenzials in der Region Mittlerer Niederrhein Erhöhung der Erwerbspartizipation von: • Älteren • Frauen • Menschen mit Migrationshintergrund Ziele bzw. Ausgangslage (Auszug Handlungsplan) • • • • Verstärkte Vermittlung von älteren Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt →überdurchschnittlich hoher Anteil an älteren Arbeitslosen Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit von älteren Beschäftigten Erhöhung der Erwerbspartizipation von Frauen (arbeitslose/alleinerziehende Frauen, Berufsrückkehrerinnen / Wiedereinsteigerinnen, Aktivierung der „Stillen Reserve“) → sehr hoher Anteil von Alleinerziehenden an der Gesamtbevölkerung und der arbeitslosen Alleinerziehenden an den Arbeitslosen in der Region Erhöhung der Erwerbspartizipation von Migrantinnen und Migranten und Integration der ausländischen Bevölkerung in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft Arbeitszusammenhänge Handlungsfeldbezogenes Schwerpunktteam werden auch die Mögliche Kooperationspartner innerhalb und außerhalb der Region • • • • Agenturen für Arbeit Jobcenter DGB Gebietskörperschaften der Region • • • • Kompetenzzentrum Frau und Beruf Unternehmen IHK Mittlerer Niederrhein Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein • • • • • Gleichstellungsstellen Agenturen für Arbeit (BCA) Jobcenter DGB Gebietskörperschaften der Region • • • • • • • Agenturen für Arbeit Jobcenter DGB Gebietskörperschaften der Region • • • • • • • Kompetenzzentrum Frau und Beruf Unternehmen Netzwerke wirksamer Hilfen für Alleinerziehende (MG) Institut SO.CON Netzwerk für Alleinerziehende (KR) IHK Mittlerer Niederrhein Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein Integrationsbeauftragte Kompetenzzentrum Frau und Beruf IQ Netzwerk NRW KOMM-IN Projekte Unternehmen Bildungsträger Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) IHK Mittlerer Niederrhein Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein • • • • • • 124 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN _______________________________________________________________________________________ Handlungsfeld gemäß Handlungsplan Ziele bzw. Ausgangslage (Auszug Handlungsplan) • Schulabgang ohne Abschluss reduzieren →940 Jugendliche verließen im Schuljahr 2008/09 die Schule ohne Abschluss • Reduzierung der Lösungsquote →die Lösungsquote liegt mit 28,5 % erheblich über dem Landesdurchschnitt Regionaler Schwerpunkt 2: Aktivitäten zur Gewinnung von Nachwuchsfachkräften: • Schulabgang ohne Abschluss reduzieren • Ausbildungs- und (Studienabbruch) reduzieren • Ausbildung und Qualifizierung vorantreiben • Ausbildung und Qualifizierung fördern →hoher Anteil an Beschäftigten ohne Ausbildung, →Fachkräftebedarf bei Pflegekräften, bei den Innungen für das Elektrohandwerk, Sanitär-HeizungKlima, Dachdecker-Innung sowie im Nahrungsmittelhandwerk Handlungsfeldbezogenes Schwerpunktteam • Gebietskörperschaften der Region Mögliche Kooperationspartner innerhalb und außerhalb der Region • • Schulträger Regionale Bildungsbüros Jugendamt Schulpsychologischer Dienst Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) Unternehmen Zdi-Zentren • • • • • • • • • Agenturen für Arbeit Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein IHK Mittlerer Niederrhein Unternehmerschaft Niederrhein • • • • • Hochschulen der Region Unternehmen MGconnect-Stiftung Paten Mentoren • • • Agenturen für Arbeit Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein IHK Mittlerer Niederrhein • • • • • Unternehmen Ausbildungskonsens Zdi-Zentren Bildungsträger Wirtschaftsförderungen der Region 125 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN _______________________________________________________________________________________ Handlungsfeld gemäß Handlungsplan Ziele bzw. Ausgangslage (Auszug Handlungsplan) • Regionaler Schwerpunkt 3: Aktivitäten zur Sicherung, Weiterentwicklung und Gewinnung von Fachkräften • • • Erhöhung der Weiterbildungsbeteilig ung–Sensibilisierung für das Lebensbegleitende Lernen – Qualifizierung stärken – mehr Chancen für Weiterbildung schaffen Regionale Arbeitskraftpotenziale für kleine und mittlere Unternehmen besser nutzbar machen. Fachkräfte an die Region binden Betriebliche Voraussetzungen schaffen, um vorhandene Potenziale besser nutzen zu können • • • • • • • • • • Weiterbildungsbedarfe der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter identifizieren und passgenaue betrieblich orientierte Weiterbildungsangebote schaffen Unternehmen von der Kompetenz älterer Beschäftigter als Know-howTräger überzeugen Unternehmen für den Faktor Familienfreundlichkeit sensibilisieren Auspendler zurück gewinnen Beschäftigungsanteile im Bereich der wissensintensiven Branchen erhöhen Beschäftigungsanteile der Hochqualifizierten in der Region erhöhen Bildungswanderer zurück gewinnen Erhöhung der räumlichen, beruflichen und zeitlichen Flexibilität sowie Mobilität der Beschäftigten →Rahmenbedingungen in den Betrieben hierfür schaffen Erhöhung der Arbeitgeber- und Standortattraktivität Initiierung bzw. Fortsetzung von Wettbewerben „Familienfreundliche Unternehmen“ etc. Betrieblich orientierte Kompetenzfeststellungsverfahren für Migranten / Beschäftigte ermöglichen Handlungsfeldbezogenes Schwerpunktteam • • • Agenturen für Arbeit Jobcenter IHK Mittlerer Niederrhein Mögliche Kooperationspartner innerhalb und außerhalb der Region • • • • • • Unternehmen Bildungsträger Bildungsberatungsstellen (Bildungsscheck, Bildungsprämie) Hochschulen der Region Stellen für Begabtenförderprogramme Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein • • Wirtschaftsförderungen der Region Gebietskörperschaften der Region • • • • • Unternehmen Hochschulen der Region Bildungsträger IHK Mittlerer Niederrhein Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein • • DGB IHK Mittlerer Niederrhein • • • Unternehmen Landesinstitut für Arbeitsgestaltung Staatliches Amt für Arbeitsschutz Mönchengladbach Personal- Betriebsräte Kreishandwerkerschaft MG, Niederrhein • • 126 REGIONALER HANDLUNGSPLAN DER REGION MITTLERER NIEDERRHEIN _______________________________________________________________________________________ Bei der weiteren Ausgestaltung und Umsetzung der Initiative in der Region sollen handlungsfeldbezogene Schwerpunktteams gebildet werden, die sich (zunächst) aus den Akteuren zusammensetzen, die das jeweilige Thema in der Region schwerpunktmäßig bearbeiten bzw. bei denen das Thema im Rahmen ihrer geschäftspolitischen Prozesse eine wichtige Rolle spielt. Eine Federführung im Rahmen der Projektteams ist noch festzulegen. Die Akteure der Projektteams verpflichten sich, die Initiierung und Umsetzung von Aktivitäten und Maßnahmen aktiv zu unterstützen. Eine finanzielle Verpflichtung entsteht hieraus nicht. Der Fachbeirat ist der Überzeugung, dass eine weiterführende Konkretisierung und Benennung von Verantwortlichkeiten der regionalen Akteure sowie der beteiligten Unternehmen erst im Rahmen von vorliegenden Projektskizzen möglich ist. 127