Was ist Pilates?
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Was ist Pilates?
Gymnastik und Tanz Pilates BASPO 2532 Magglingen Bundesamt für Sport BASPO Inhaltsverzeichnis Person und Geschichte von Joseph Pilates 2 Was ist Pilates? 3 Pilates-Sprache Neutrale Beckenposition Zentrum 4 4 5 Pilates-Prinzipien Atmung Axiale Verlängerung Schultergürtelorganisation Segmentale Wirbelsäulenbewegung Gewichtsübernahme 6 6 7 8 9 11 Ausgangspositionen 12 Pilates-Training Lektionsaufbau Trainingsempfehlungen Umsetzung im Unterricht Verwendete und weiterführende Literatur 14 14 14 15 16 Person und Geschichte von Joseph Pilates Joseph Hubertus Pilates wurde 1880 in der Nähe von Düsseldorf geboren. Als Kind litt er an Rachitis, Asthma und rheumatischem Fieber und begann deshalb früh ein Leben, das dem körperlichen Training gewidmet war. Neben Gymnastik, Bodybuilding, Tauchen und Skifahren studierte er auch östliche Methoden wie Yoga und Zen-Meditation. 1912 verdiente er sein Geld in England als professioneller Boxer, Zirkusartist und Trainer für Selbstverteidigungstechniken. Während des 1. Weltkrieges kam er in ein Internierungslager und trainierte sich und seine Mitgefangenen. In dieser Phase begann er intensiv, sein Konzept eines ganzheitlichen Körpertrainings zu entwickeln, das er selbst «Contrology» nannte. Mit einfachen Hilfsmitteln wie Bettfedern baute er seine ersten Trainingsgeräte, die er nach und nach weiterentwickelte. Sein Trainingskonzept basierte auf der Verbindung von Körperwahrnehmung und Körperübungen und er kam zur Erkenntnis, dass eine Trennung von Körper und Geist unweigerlich zu Disharmonien führen würde. 1926 immigrierte Joseph Pilates nach New York und eröffnete mit seiner Frau Clara sein erstes Studio. Seine Gabe, Tänzerinnen und Tänzer mit Rücken- und Beinverletzungen zu rehabilitieren, verlieh ihm einen fabelhaften Ruf als Trainer, welcher Startänzerinnen und -tänzer wie Martha Graham und George Ballanchine anzog. Joseph Pilates nannte seine Trainingslehre «Pilates-Method» und er arbeitete vor allem mit Gerätschaften, die er selber entwickelte und benannte (z. B. Reformer, Cadillac, Barrel). Er entwickelte aber auch eine Serie von Bodenübungen, die wir heute als «Pilates Matten-Training» kennen und die Inhalt dieser Broschüre sind. 2 Gymnastik und Tanz – Pilates Joseph Pilates war bis zu seinem Tod 1967 sehr erfolgreich mit seiner Trainingsmethode und hatte eine grosse Anhängerschaft aus der Welt des Tanzes und des Sports. Seine Frau Clara führte das Studio in New York nach seinem Tod weiter und übergab die Leitung schliesslich an eine direkte Schülerin von Joseph Pilates. Im Jahr 1970 eröffnete eine andere Schülerin ein Studio in Los Angeles und die PilatesMethode fand durch die Nähe Hollywoods schnell grossen Anklang. 40 Jahre nach seinem Tod ist die Methode von Joseph Pilates so populär wie nie zuvor. Nicht alle Original-Übungen halten den Erkenntnissen der modernen Bewegungswissenschaft stand. Das Pilates-Trainingskonzept wurde von verschiedenen Personen und Institutionen weiterentwickelt und wird noch heute ständig den neusten Erkenntnissen der Medizin angepasst. Heute gibt es verschiedene Gruppierungen wie «Stott-Pilates», «PolestarPilates» oder «Body Control Pilates». Die Übungstechnik und Grundprinzipien können sich daher je nach Schule oder Lehrbuch im Detail unterscheiden. Die Inhalte und Beschriebe in dieser Broschüre sind allgemein gehalten und werden nicht einer bestimmten Gruppierung oder Ausbildungsstätte zugeordnet. Was ist Pilates? Pilates ist ein sanftes und effizientes Training, das den Körper kräftigt, formt und dehnt. Pilates optimiert die Körperhaltung und das Körperbewusstsein und kann auch als Kunstform angesehen werden, die regelmässiges und präzises Üben erfordert, um Vollendung zu erreichen. «Nach 10 Stunden fühlst du dich besser. Nach 20 Stunden siehst du besser aus. Nach 30 Stunden hast du einen neuen Körper.» (Joseph Pilates) Die 9 goldenen Regeln: Konzentration Lege deine Aufmerksamkeit zu 100% auf die Übung, die du ausführst. Atmung Sauerstoff ist Lebensenergie und verleiht den Übungen Sinn, Tiefe und Effizienz. Zentrierung Das Zentrum ist deine Kraftquelle. Kontrolle Arbeite mit einem minimalen Aufwand für den maximalen Erfolg. Genauigkeit Sei präzise und achte auf eine korrekte Technik. Fluss Vermeide harte, schnelle und ruckartige Bewegungen; verbinde die Übungen. Isolation Aktiviere deine Tiefenmuskulatur isometrisch vor der Integration der Bewegung. Kontinuität Sei geduldig mit dir und trainiere regelmässig. Integration Integriere dein Wissen und deine Kenntnisse in das tägliche Leben. Gymnastik und Tanz – Pilates 3 Pilates-Sprache Neutrale Beckenposition In der neutralen Beckenposition liegen das Schambein und die Beckenkammknochen auf einer Ebene. Als Merkpunkt kann man sich vorstellen, dass eine Schale Wasser auf den Bauch gelegt werden könnte, ohne dass das Wasser verschüttet. Die neutrale Position des Beckens. In allen Ausgangspositionen (siehe Seiten 14 und 15) und während vielen Übungen bleibt das Becken stets in einer neutralen Position. Beispiele: Spine Twist Side Leg Lift Arm und Leg Lift Bei einer überstreckten oder abgeflachten Wirbelsäule liegen Schambein und Beckenkammknochen nicht auf einer Ebene – die vorgestellte Wasserschale würde herunterfallen, bzw. das Wasser verschüttet. Diese zwei Positionen versuchen wir zu vermeiden. Eine Ausnahme bildet die Vorübung für das «Einstellen» der neutralen Beckenposition. Dabei kippen wir das Becken nach vorne in eine überstreckte Wirbelsäule und nach hinten in eine abgeflachte Wirbelsäule. Überstreckte Wirbelsäule, das Becken kippt nach vorne. Abgeflachte Wirbelsäule, das Becken kippt nach hinten. Merke: In der neutralen Beckenposition liegen das Schambein und die Beckenknochen auf einer Ebene. Die Wirbelsäule weist ihre natürliche Doppel-S-Form auf und das Gewicht ist verteilt auf Hinterkopf, Brustwirbelsäule und Kreuzbein. 4 Gymnastik und Tanz – Pilates Zentrum Das Zentrum umfasst in der modernen Pilates-Methode •die tiefe Bauchmuskulatur •die tiefe Rückenmuskulatur •den Beckenboden •das Zwerchfell. Joseph Pilates nannte das Zentrum auch «Power House». Jede Pilates-Übung wird im Zentrum, bzw. im «Power House» ausgelöst. Hier sammelt sich die Kraft und Energie, die weiter in die Arme, Beine und Wirbelsäule fliessen. Beispiel: (Leg Arcs) In der Ausgangsposition wird kurz vor der Ausatmen das Zentrum aktiviert, bevor das Bein abgesenkt wird. Mit anderen Worten ziehst du deinen Bauchnabel sanft zur Wirbelsäule, aktivierst den Beckenboden und löst danach die Bewegung aus. Ausgangsposition: Zentrum aktivieren. Bemerkung: Da bei dieser Übung beide Beine vom Boden abgehoben sind, braucht es eine zusätzliche Aktivierung der oberflächlichen, schrägen Bauchmuskulatur, um das Becken in der neutralen Position zu halten. Merke: Ein kraftvolles Zentrum ist die Basis für alle PilatesÜbungen. Mit der Ausatmung das Bein senken. Gymnastik und Tanz – Pilates 5 Pilates-Prinzipien Atmung Als Grundregel gilt: Einatmen durch die Nase, Ausatmen durch den Mund. Atme in die seitlichen und hinteren Bereiche der Lungen ein, sodass sich die unteren Rippenbögen zur Seite und nach hinten ausdehnen. Schliesse die Rippen beim Ausatmen wieder nach innen unten und ziehe gleichzeitig den Bauchnabel sanft zur Wirbelsäule. Das Atemmuster richtet sich nach dem Zweck der Übung. Grundsätzlich gilt: Das Einatmen unterstützt die axiale Länge und bereitet eine Übung vor; das Ausatmen unterstützt die Stabilität und die Aktivierung des Zentrums. Beispiele: Assisted Roll Up Einatmen zum Vorbereiten und um die axiale Länge zu betonen. Mit dem Ausatmen abrollen, bzw. das Zentrum aktivieren. Leg Pull Front Einatmen zum Vorbereiten und um die axiale Länge zu betonen. Mit dem Ausatmen das Bein abheben, bzw. das Zentrum aktivieren und stabil halten. Bemerkung: Vermeide beim Einatmen das Anheben der Schulterblätter und die Öffnung der vorderen Rippenbögen. Merke: Diese Atmung nennt man Flankenatmung. 6 Gymnastik und Tanz – Pilates Axiale Verlängerung Die Wirbelsäule axial zu verlängern, heisst, sie zu strecken. Kopf und Becken streben weit auseinander, ohne dass sich die natürliche Doppel-S-Form der Wirbelsäule verändert. Axial verlängerte Wirbelsäule. Durch die axiale Verlängerung wird die Wirbelsäule entlastet, der Druck auf den Bandscheiben verringert sich und die Wirbelgelenke können sich frei bewegen. Beispiele: Roll-Down Die Wirbelsäule ist in der Beugung maximal lang. Press Up Die Wirbelsäule ist in der Streckung maximal lang. Spine Twist Die Wirbelsäule ist in der Drehung maximal lang. Tic Toc Die Wirbelsäule ist in der seitlichen Neigung maximal lang. Merke: Die Wirbelsäule wird bei allen Übungen so gut als möglich verlängert, egal in welcher Position sie sich befindet. Gymnastik und Tanz – Pilates 7 Schultergürtelorganisation Der Schultergürtel umfasst die Schulterblätter und die Schlüsselbeine. Die Schulterblätter sollten einerseits (z. B. bei gewissen Armbewegungen) frei über den Brustkorb gleiten und andererseits (z. B. bei Stützpositionen) zentriert und flächig auf dem Brustkorb in einer Stellung gehalten werden können. Die Schlüsselbeine sind gegen aussen hin mit dem Schulterblatt und gegen die Mitte des Körpers hin mit dem Brustbein verbunden. Sobald sich das Schulterblatt bewegt, wird auch die Position der Schlüsselbeine verändert. Anhaltspunkte für eine optimale Schultergürtelorganisation: •Der innere Rand des Schulterblatts verläuft fast parallel zur Wirbelsäule. •Das Schulterblatt liegt flach auf den Rippen. •Das Schlüsselbein ist gestreckt geschwungen und verläuft etwa horizontal. •Die Nackenmuskulatur ist entspannt. •Es besteht ein grosser Abstand zwischen Ohren und Schultern. Anleitungen für einen optimalen Bewegungsablauf: •Beim Einatmen spüren, wie sich der Brustkorb weitet und die Schulterblätter minimal nach aussen wandern. •Beim Ausatmen die Schulterblätter in der Vorstellung den Rippenbogen hinunter gleiten lassen. Vermeide: Ein Hochziehen der Schulterblätter beim Einatmen. Ein Zusammenziehen der Schulterblätter in allen Positionen. Ein kraftvolles «Nach-Unten-Ziehen» der Schulterblätter. 8 Gymnastik und Tanz – Pilates Segmentale Wirbelsäulenbewegung Die Muskeln, die die Wirbelsäule bewegen, können ihre Wirkung und Kraft erst dann optimal entfalten, wenn eine segmentale Bewegung der Wirbelsäule möglich ist, d.h. wenn sich jeder Abschnitt der Wirbelsäule und jeder einzelne Wirbelkörper nach seinen Möglichkeiten bewegen kann. } } } 7 Halswirbel 12 Brustwirbel 5 Lendenwirbel Die Halswirbelsäule ist am beweglichsten. Beugung 65 º Streckung 40 º Neigung seitwärts 35 º Drehung 50 º Die Brustwirbelsäule lässt sich gut rotieren. Beugung 35 º Streckung 25 º Neigung seitwärts 20 º Drehung 35 º Die Lendenwirbelsäule trägt die grösste Last. Beugung 50 º Streckung 35 º Neigung seitwärts 20 º Drehung 5 º Die Wirbelsäule Gymnastik und Tanz – Pilates 9 Die segmentale Bewegung bezieht sich vor allem auf die Beugung und die Streckung der Wirbelsäule. Das heisst: Bei allen Übungen, die eine Beugung und Streckung der Wirbelsäule beinhalten, konzentrieren wir uns darauf, dass jeder Wirbel einzeln bewegt wird. Dies ermöglicht eine geschmeidige und flüssige Bewegung und ein harmonisches Zusammenspiel der Bauch- und Rückenmuskeln. Beispiele: Bridging Merke: Die Vorstellung von Bildern kann die segmentale Bewegung erleichtern: •Stell dir vor, jeder Wirbel ist schwer wie Blei. •Stell dir vor, deine Wirbel sind aufgereiht wie Perlen an einer Kette und frei beweglich. •Stell dir deine Bandscheiben als Luftkissen vor; deine Wirbelsäule ist leicht und lang. Assisted Roll Up Press Up 10 Gymnastik und Tanz – Pilates Gewichtsübernahme Die korrekte Ausrichtung der Beine und Arme entspricht der natürlichen Bewegungskoordination und der optimalen Haltung. Die positiven Auswirkungen sind vielfältig: • Die einwirkende Kraft ist gleichmässig auf die Gelenke verteilt. • Die Kräftigung und Dehnung der Muskulatur gelingt ideal. • Das Gleichgewicht wird durch die verbesserte Wahrnehmung unterstützt. • Die Energie im Körper kann ungehindert fliessen. Anhaltspunkte bei abgestützten Armen: •Die Gelenke sind übereinander: Schultergelenk – Ellbogengelenk – Handgelenk. •Die Streckung ist «weich» (das Ellbogengelenk ist nicht überstreckt). •Der Oberarm weist eine spiralige Verschraubung nach aussen auf, der Unterarm nach innen. •Das Gewicht ruht eher auf der Aussenkante der Hände. •Das Schulterblatt liegt flächig und zentriert auf dem Brustkorb. Anhaltspunkte bei abgestützten Beinen: •Die Gelenke sind übereinander: Hüftgelenk – Kniegelenk – Fussgelenk. •Die Streckung ist «weich» (das Kniegelenk wird nicht überstreckt). •Der Oberschenkel weist eine spiralige Verschraubung nach aussen auf, der Unterschenkel nach innen. •Fersenbein und Längsgewölbe des Fusses sind aufgerichtet (keine Senkfüsse). •Das Gewicht ruht auf der Ferse und den Zehengrundgelenken der kleinsten und grössten Zehe. •Die Beckenkammknochen liegen auf einer Ebene, d. h. sie haben beide gleich viel Distanz zum Boden. Beispiele: Beispiele: Sidekick Aeroplane Press Up/Swan Dive I Arm & Leg Lift Gymnastik und Tanz – Pilates 11 Ausgangspositionen Rückenlage: •Die Füsse sind hüftbreit auseinander und parallel. •Die Knie zeigen nach oben und sind auf einer Linie mit den Hüftgelenken. •Das Becken ist neutral, die Wirbelsäule weist ihre natürliche Doppel-S-Form auf. •Schwer auf dem Boden liegen Kreuzbein, der 7. Brustwirbel und der Kopf. •Der Rippenbogen vorne ist geschlossen. •Brust und Schultern sind offen und entspannt. •Der Blick richtet sich leicht nach vorne (ev. ein Frottéetuch unter den Kopf legen). •Die Arme liegen entspannt neben dem Körper. Seitenlage: •Die beiden Fussknöchel, Knie, Hüftknochen und Schultern sind direkt übereinander. •Die Fussspitzen sind sichtbar, wenn man dem Körper entlang nach unten schaut. •Das Becken ist neutral, Hüftknochen und Schambein liegen auf einer Ebene. •Beide Seiten der Taille sind gleich lang («Mauseloch» unter Taille). •Der Kopf ist auf dem unteren ausgestreckten oder angewinkelten Arm abgelegt. Bauchlage: •Die Beine sind hüftbreit auseinander. •Das Becken ist neutral, Schambein und Hüftknochen sowie die untersten Rippen liegen auf dem Boden auf. •Die Stirn ist auf dem Boden oder auf ein gefaltetes Frottéetuch abgelegt. •Die Schultern sind gesenkt und die Arme entlang Körper des ausgestreckt. 12 Gymnastik und Tanz – Pilates Sitzend: •Langsitz, Schneidersitz oder Diamantsitz. •Das Gewicht ist gleichmässig auf beiden Sitzbeinhöckern verteilt. •Die Beine sind entspannt. •Das Becken ist neutral. •Die Wirbelsäule ist in der axialen Verlängerung. 4-Füssler: •Die Handgelenke sind unter den Schultergelenken, die Knie unter den Hüftgelenken. •Das Gewicht ist gleichmässig auf Händen und Knien verteilt. •Der Nacken ist lang gezogen, der Blick ist leicht vor die Hände gerichtet. •Das Gewicht ruht eher auf der Aussenkante der Hände. •Die Ellbogenkehlen schauen zueinander. •Die Schlüsselbeine sind weit und offen. •Die Schulterblätter liegen flach an den Rippen. •Das Becken ist in einer neutralen Position. Stehend: •Das Gewicht ist gleichmässig auf beiden Füssen verteilt. •Die Füsse sind gerade nach vorne ausgerichtet (3-Punkte-Belastung). •Die Knie sind «weich», die Kniescheiben zeigen nach vorne. •Beinachse von vorne: Hüftgelenk – Kniescheibe – 2. Zehe. •Beinachse von der Seite: Grosser Rollhügel – Kniegelenk – Sprunggelenke. •Das Becken ist neutral, die Wirbelsäule axial verlängert. •Die Schultern sind gesenkt und die Schlüsselbeine weit. •Der Kopf balanciert auf der Wirbelsäule, der Blick ist geradeaus. Gymnastik und Tanz – Pilates 13 Pilates-Training Lektionsaufbau Trainingsempfehlungen Vollständige Pilates-Lektionen dauern in der Regel 60 Minuten. Dabei wird folgender Aufbau eingehalten, bzw. die aufgeführten Merkpunkte beachtet: Pilates richtet sich an gesunde Personen. Bei Rückenbeschwerden oder anderen Problemen des Bewegungsapparates wird die Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin empfohlen. Aufwärmen: •Bewusste Atmung, Pilates-Flankenatmung. •Das Zentrum/die Tiefenmuskulatur aktivieren. •Die natürliche Position der Wirbelsäule spüren. •Sich an die neutrale Position des Beckens herantasten. •Einfache Übungen ausführen, um die Gelenke zu mobilisieren, Muskeln aufzuwärmen, sich zu konzentrieren und auf komplexere Übungen vorzubereiten. Hauptteil: •Vom Einfachen zum Schwierigen. •Muskelgruppen abwechseln. •Fliessende Übergänge wählen. •Nur Übungen ausführen, die nicht schmerzen. •Modifikationen, Erschwerungen und Vereinfachungen anbieten. •Anweisungen mit Bildern anreichern. •Korrekturen anbringen. Ausklang: •Dehnen und Entspannen im Liegen/Sitzen oder die Lektion mit einer Haltungs-, bzw. Wahrnehmungsübung im Stehen beenden. Die Übungen werden in der Regel 6 –10 × ausgeführt. Es können auch mehrere Serien gemacht werden. Dabei ist auf eine Abwechslung der Muskelgruppen zu achten. Beispiel: 1. Serie Single Single Leg Circle 1. Serie Bridging 2. Serie Single Leg Circle 2. Serie Bridging Kinder: Bei jüngeren Kindern sind der stärkere Drang nach natürlichen Bewegungsabläufen und die kürzeren Konzentrationsspannen zu berücksichtigen. 1–3 Übungen pro Unterrichtseinheit sind empfehlenswert; dabei ist auf eine angepasste Wortwahl zu achten. Das heisst, die Übungen werden weniger technisch und dafür mit mehr Vorstellungskraft angeleitet. Beispiel für Press Up: Strecke deinen Hals wie eine neugierige Schildkröte, die aus ihrem Panzer hervorguckt. Jugendliche: Bei Jugendlichen kann zum Beispiel das Krafttraining optimal mit Pilates-Übungen ergänzt oder teilweise ersetzt werden. Empfehlung: 1–2 × pro Woche, 15 bis 30 Minuten. Erwachsene: Empfehlung: 1–3 × pro Woche, 30 bis 60 Minuten. 14 Gymnastik und Tanz – Pilates Umsetzung im Unterricht Pilates-Übungen eignen sich ausgezeichnet, um sie in Gymnastik- & Tanz-Lektionen zu integrieren. Eine Auswahl an Übungen, die in ein Aufwärmen eingebaut werden können: •Roll-Down •Tic-Toc •Aeroplane Bodenübungen, die sich für den Kräftigungsteil eignen: •The Hundred •Roll-Up •Swimming Übungsbeispiele für die Mobilisation und Beweglichkeit im Ausklang: •Bridging •Spine Twist •Mermaid Gymnastik und Tanz – Pilates 15 Verwendete und weiterführende Literatur Alycea, U. (2002). Pilates – sanfte Trainingsmethode. Vevey: Mondo-Verlag. Brechtefeld, B.; Weiler, U. (2005). Bodymotion – Pilates in Perfektion. Stuttgart: Haug Verlag. Siler, B. (2003). Schlank und schön mit Pilates. München: Mosaik-Verlag. Kuhnert, C. (2004). Superbody mit Pilates. München: GU-Verlag. Pilates, J. (1998). Pilates‘ Return to Life Through Contrology. Robbins, J. (Hrsg.), Incline Village: Presentation Dynamics Inc. Calais-Germain, B. (2005). Anatomie der Bewegung. Wiesbaden: Marix Verlag. 16 Gymnastik und Tanz – Pilates Herausgeber: Bundesamt für Sport BASPO Ein Produkt der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM Autorin: Andrea Frick Mitarbeiterinnen: Séverine Hessloehl, Nicoletta Truninger Lektorat: Ueli Känzig Fotos: Daniel Käsermann, Andrea Frick Layout: BASPO; Sportmedien EHSM Ausgabe: 2009 Internet: www.baspo.ch, www.jugendundsport.ch Bezugsquelle: Bundesamt für Sport BASPO J+S-Dokumentation 2532 Magglingen E-Mail: [email protected] Best.-Nr. 30.291.700 d