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aid-Hörfunkbeitrag, September 2014
Thema:
Von Heuschreckenspieß bis Schokoladenhüpfer:
Insekten auf der Speisekarte
Anmod.:
Andere Länder, andere Sitten. Das gilt auch und nicht zuletzt bei der
Ernährung. Mal ist Schweinefleisch tabu, mal Rind. Mal gibt es den
Fisch roh, mal eher gekocht. Und in vielen Regionen der Erde gehören
Insekten zur täglichen Nahrung. Dies ist bislang vor allem in Afrika,
Asien und Lateinamerika der Fall. Geht es jedoch nach der FAO, der
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen,
sollte hier auch die westliche Welt verstärkt zugreifen. Von
Heuschreckenspieß bis Schokoladenhüpfer – Insekten auf der
Speisekarte. Susanne Kuhr hat sich informiert.
Umfrage:
In Thailand, da gab’s auf dem Markt frittierte Heuschrecken und
Maden und ich muss sagen insbesondere die frittierten
Bambusmaden haben mir sehr gut geschmeckt.//Ich habe neulich
beim Mongolen gesessen und da gab es ein Probierangebot an
Insekten, Heuschrecken und Mehlwürmern und als das Essen
serviert wurde hatte man schon noch immer das Gefühl, dass die
Mehlwürmer auch noch leben könnten.
Text:
Was man auf Urlaubsreisen sieht und vielleicht sogar ausprobiert, ist
Zuhause nicht selbstverständlich. Dabei ist es optisch gar kein so
großer Unterschied, ob der Spieß auf dem Grill nun aus Garnelen
oder aus Heuschrecken besteht. Harald Seitz vom aid infodienst Bonn:
O-Ton:
Regenwürmer, Fliegen oder Spinnen zu schlucken, das erinnert
uns eher an Mutproben aus der Kindheit oder ans
Dschungelcamp. Wir verbinden hierzulande mit Insekten keine
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Stand: 08.09.2014
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Nahrung, sondern das Gegenteil: Diese Vorstellung ruft eher Ekel
hervor. Für rund zwei Milliarden Menschen zählen Insekten aber zu
den Grundnahrungsmitteln. Und das übrigens nicht mangels
Alternativen. Sehr oft werden sie als Delikatesse gehandelt.
Text:
Doch auch hier gibt es regionale Unterschiede:
O-Ton:
Weltweit werden etwa 2.000 Insektenarten gegessen, darunter
überwiegend Käfer und Raupen, aber auch Heuschrecken,
Termiten und Libellen. Das Spektrum variiert aber je nachdem, wo
man sich gerade befindet. Während in Afrika beispielsweise
Raupen bevorzugt werden, sind es in Südostasien der Sagowurm
und die Eier der Weberameise. „Insektengerichte“ sind auch in
Europa mittlerweile kein völliges Tabu mehr: In Großstädten wie
Berlin, Paris oder Amsterdam gibt es einschlägige
Szenerestaurants. Und entsprechende Kochbücher sind auch
schon auf dem Markt. Die Rezepte reichen dabei von deftig bis
süß.
Text:
Für die FAO sind Insekten ein ganz wesentlicher Bestandteil, um
zukünftig den weltweiten Nahrungsbedarf decken zu können. Harald
Seitz:
O-Ton:
Ganz neutral betrachtet, sind Insekten aus
ernährungswissenschaftlicher Sicht nicht zu verachten, ganz im
Gegenteil: sie sind eine hochwertige Proteinquelle;
durchschnittlich weisen Insekten zwischen 35 und 61 Prozent
Proteingehalt auf; Grashüpfer, Heuschrecken und Grillen sogar bis
zu 77 Prozent. Damit wären Insekten eine Alternative zum
herkömmlichen Fleischkonsum von Rind, Schwein oder Huhn.
Selbst mit Fisch können viele Arten konkurrieren, denn sie
besitzen einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren.
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Text:
Aber auch aus ökologischer Sicht wäre es nicht verkehrt, Insekten auch
bei uns sozusagen salonfähig zu machen und nicht mehr allein als
Ungeziefer oder Schädling zu betrachten. Noch einmal Harald Seitz
vom aid infodienst Bonn:
O-Ton:
Im Vergleich zu den klassischen Nutztieren wie Rinder, Schweine
oder Geflügel ist die Zucht von Insekten umweltschonender. Zum
Beispiel, weil sie das Futter viel effizienter verwerten und nur
einen Bruchteil klimaschädlicher Gase produzieren. Allerdings
bedarf es noch einer ganzen Reihe grundlegender Überlegungen,
bis die Insektenzucht im industriellen Maßstab technisch
umsetzbar ist. Angefangen von den hygienischen Bedingungen,
der Haltung über die Ernte bis hin zur Lagerung. Da sind also noch
ganz ganz viele Fragen offen. Der zweite Knackpunkt wird die
gesellschaftliche Akzeptanz sein, wobei sich unsere Großeltern
auch noch nicht vorstellen konnten, rohen Fisch zu essen und
heutzutage sind Sushi und Co. schon Alltag. Weitaus mehr
Potenzial aber dürfte der Einsatz von Insektenmehlen für die
Fütterung von Nutztieren haben. Denn als Futtermittel könnten sie
mindestens teilweise Mais oder Soja ersetzen.
Abmod.:
Von Heuschreckenspieß bis Schokoladenhüpfer – Insekten auf der
Speisekarte. Weitere Informationen unter:
www.aid.de/verbraucher/trends.
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