01/2015
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01/2015
kompakt 01/15 Bundesanstalt für Straßenwesen Für Nutzer von Rollatoren und Rollstühlen stellt ein möglichst ebenerdiger Übergang zwischen Gehweg und Fahrbahn eine deutliche Erleichterung dar. Doch blinde und sehbehinderte Menschen benötigen beim Überqueren einer Straße eindeutige Hinweise zur Fahrbahnbegrenzung. Für Überquerungsstellen an Hauptverkehrsstraßen wurden deshalb standardisierte Einsatzempfehlungen und Ausführungshinweise für Bordsteine und Bodenindikatoren entwickelt. Forschung Bordsteinkanten mit einheitlicher Bordhöhe und Bodenindikatoren an Überquerungsstellen 2015 zuletzt erschienen: 01/15 Bordsteinkanten mit einheitlicher Bordhöhe und Bodenindikatoren an Überquerungsstellen Überquerungsstelle mit einheitlicher Bordhöhe (Bild: Dirk Boenke, STUVA e. V., Köln) Aufgabenstellung Bordsteine stellen sowohl für blinde und sehbehinderte Menschen, als auch für Nutzer von Rollstühlen und Rollatoren ein mitunter schwieriges Hindernis dar. Es besteht ein Konflikt zwischen der taktilen Erkennbarkeit einerseits und der Überrollbarkeit andererseits. Auf einer empirisch fundierten Grundlage sollten deshalb standardisierte Einsatzempfehlungen und Ausführungshinweise für Bordsteine und Bodenindikatoren bei Überquerungsstellen an Hauptverkehrsstraßen entwickelt werden. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) ließ Voraussetzungen und Eignung verschiedener Elemente untersuchen und Lösungsvorschläge ableiten. Untersuchungsmethode Die allgemeinen Gestaltungsgrundsätze zur Ausgestaltung Überquerungsstellen wurden zunächst mithilfe einer Literaturanalyse zusammengetragen. Um empirisch belastbare Aussagen zur individuellen Mobilität der entsprechenden Gruppen zu erhalten, fand daraufhin eine Nutzerbefragung von 1.384 blinden und sehbehinderten Menschen zu ihren Erfahrungen statt. Nachfolgend wurden objektive Messungen sowie subjektive Erhebungen durchgeführt, um die unterschiedlichen Elemente hinsichtlich ihrer Funktionalität für die jeweiligen Nutzergruppen bewerten zu können. Verkehrstechnik 01/15 Ergänzend fand eine Abfrage der subjektiven Eindrücke von Probanden hinsichtlich der Überrollbarkeit oder Ertastbarkeit der Elemente statt. Diese Tests wurden von Menschen mit Behinderung unter Verwendung ihres persönlichen Hilfsmittels durchgeführt. Der Objektivierung der Ergebnisse diente eine Vergleichsgruppe von Menschen ohne Behinderung, die ebenfalls eines der drei Hilfsmittel Langstock, Rollator oder Rollstuhl nutzte. Ergebnisse Für Bordsteinkanten an Überquerungsstellen mit einheitlicher Bordhöhe erwies sich eine Einbauhöhe von drei Zentimetern als geeigneter Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der verschiedenen Nutzergruppen. Bei dieser Einbauhöhe stellt ein Rundbord mit einem Radius von zwei Zentimetern die beste Lösung dar, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden. Differenzierter müssen die Bodenindikatoren betrachtet werden: Für den Einsatz an Überquerungsstellen können bei Noppenstrukturen breite Kegelstümpfe nach DIN 32984 als guter Kompromiss zwischen Taktilität und Überrollbarkeit angesehen werden. Eine deutliche Warnfunktion kann diagonal angeordneten Kegelstumpfnoppen zugesprochen werden. Folgerungen Bibliographische Angaben Bericht: Bordsteinkanten mit einheitlicher Bordhöhe und Bodenindikatoren an Überquerungsstellen, Bergisch Gladbach, Bundesanstalt für Straßenwesen, 2014 (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Unterreihe „Verkehrstechnik“, Heft V 242) Autoren des Berichts: Dirk Boenke Helmut Grossmann Antonio Piazzolla STUVA e. V., Köln Markus Rebstock Fachhochschule Erfurt Institut Verkehr und Raum Gisela Herrnsdorf Matthias Pfeil ISUP - Ingenieurbüro für Systemberatung und Planung GmbH Dresden Preis: 20,00 Euro Zu beziehen über: Carl Schünemann Verlag GmbH Zweite Schlachtpforte 7 28195 Bremen Fachbetreuer in der Bundesanstalt für Straßenwesen: Benjamin Schreck Impressum: Bundesanstalt für Straßenwesen Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit Postfach 10 01 50 51401 Bergisch Gladbach Telefon 02204 43-0 oder 43-182 Telefax 02204 43-674 E-Mail [email protected] Internet www.bast.de Nachdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten. Verkehrstechnik Für den Einsatz an Überquerungsstellen an Hauptverkehrsstraßen ergeben sich aus den Untersuchungsergebnissen Empfehlungen für Anwendung und Ausbildung der Bordsteine und Bodenindikatoren. Bei der Fortschreibung technischer Regelwerke finden diese Erkenntnisse Berücksichtigung. Weiterhin sollten unter anderem die Vermeidung von Entwässerungsschächten, Rinnen, Unebenheiten und stark strukturierter Beläge im Überquerungsstellenbereich bei der Gesamtplanung und Bauausführung besondere Beachtung finden. Bei Ausbildung einer Überquerungsstelle mit einer Einbauhöhe von drei Zentimetern ist die Ausführung von Entwässerungsrinnen möglichst ohne Kante zur Fahrbahndecke im Oberbau sowie eine möglichst exakte Einbauhöhe des Bordsteins und eine hohe Lagestabilität zu gewährleisten. Für die sichere Mobilität der betroffenen Gruppen im Verkehrsraum wird zudem ein regelmäßiges Mobilitätstraining empfohlen, welches Strategien zur Überwindung von Bordsteinen oder die richtige Interpretation von Bodenindikatoren umfasst. Abstract Crossings with uniform kerb heights and tactile ground surface indicators Kerbs sometimes pose a difficult barrier for blind and visually impaired persons as well as for users of wheelchairs and walking frames. A conflict exists between the tactile perceptibility on the one hand and the rollover capability on the other hand. Standardised recommendations and implementation instructions for kerbs and ground surface indicators at crossings on major roads will be developed on an empirically founded basis. The Federal Highway Research Institute (BASt) examined the conditions and suitability of various elements and derived suggested solutions. For use at crossing points on major roads, recommendations for the implementation and construction of kerbs and ground surface indicators resulted from the research findings. These findings are taken into account for updating technical regulations. Furthermore, in the overall planning and construction, special attention should be paid to avoid drainage shafts, gutters, bumps and heavily textured surfaces in the area of the crossing point. When constructing a crossing point with a height of three centimetres, the implementation of drainage channels without an edge to the road pavement in the superstructure must be guaranteed as well as an exact installation height of the kerb and high position stability. Regular mobility training, which includes strategies to overcome kerbs or the correct interpretation of ground surface indicators, is also recommended for the safe mobility of the affected groups in the transport area.