Rückläufiger Dollarkurs erzeugt finanzielle Turbulenzen
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Rückläufiger Dollarkurs erzeugt finanzielle Turbulenzen
Sydbank Markets informiert Mai 2006 Anlageinfo Der Iran – ein weltwirtschaftlicher Joker Atomkraft und Ölproduktion im Fokus Gedämpfte Zinssteigerungen wegen Euro-Stärke Der Aufwärtstrend der Zinsen hält aber an Rückläufiger Dollarkurs erzeugt finanzielle Turbulenzen Nachlassende Risikobereitschaft der Anleger Inhalt 3 Investitionszusammensetzung 4 Der Iran – ein weltwirtschaftlicher Joker 6 Monatsrückblick 8 Die Weltwirtschaft 12 Der Aktienmarkt 16 Emerging Markets 19 Ansprechpartner bei der Sydbank Michael Andersen verantwortlicher Redakteur Bei vielen dänischen Anlegern wird Freitag der 12. Mai 2006 nicht nur als ein guter Feiertag in Punkto Wetter in Erinnerung bleiben. Die meisten Aktienanleger mussten am darauf folgenden Montag Vormittag Kursrückgänge in einer Größenordnung von 4 % bei sowohl dänischen als auch globalen Aktien verzeichnen. Am schwersten betroffen sind die Emerging Markets-Aktien, die im Verlauf der vergangenen Woche Kursrückgänge von etwa 10 % verzeichnet haben. Aber auch die Emerging Markets-Anleihen wurden durch Kursrückgänge von einigen wenigen Prozent in Mitleidenschaft gezogen. Nach den fast einseitigen Aktienkurssteigerungen der vorausgegangenen vielen Monate zeigt sich somit erneut die Bedeutung des Wortes „Anlagerisiko“. Obwohl solche Erlebnisse unangenehm sind, darf nicht in Vergessenheit geraten, dass eben deshalb bei der Anlage in risikobehafteten Anlagewerten über einen längeren Anlagehorizont Risikoprämien zu erzielen sind. Trotz starken Weltwirtschaftswachstums lauern weiterhin einige Faktoren im Hintergrund: eine aufkeimende Nervosität der Anleger infolge zunehmender Inflationsangst, steigender Zinsen und erhöhter Rohstoffpreise sowie ein rückläufiger US-Dollar. Die Bedeutung davon wird in dieser Ausgabe eingehend erörtert werden. Zudem werden wir im Sonderartikel auf Seite 4-5 auf den zugespitzten Konflikt infolge des iranischen Atomprogramms und seine Bedeutung für die Finanzmärkte fokussieren. Ich wünsche Ihnen beim Lesen unserer Artikel viel Vergnügen! Sydbank Markets – Analyseabteilung Postfach 169 · DK-6200 Aabenraa · Tel. +45 74 36 36 36 · Fax +45 74 36 35 39 [email protected] · sydbank.dk Redaktion: Abteilungsdirektor Michael Andersen · Tel. +45 74 36 44 90 (verantw.) Aktienanalysechef Bjørn Schwarz · Tel. +45 74 36 44 56 Chefökonom Jacob Graven · Tel. +45 74 36 44 51 Redaktionsschluss: 19 Mai 2006. Die nächste Ausgabe von „Anlageinfo“ erscheint am 23 juni 2006. Die Artikel in „Anlageinfo“ sind von Ökonomen und Analytikern der Sydbank verfasst, es sei denn dem einzelnen Artikel ist etwas Anderes zu entnehmen 2 Anlageinfo – Mai 2006 Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen beruhen auf Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die Bank übernimmt keinerlei Haftung für die Vollständigkeit oder Genauigkeit des Inhaltes. Die Bank behält sich außerdem Druckfehler, Berechnungsfehler und etwaige sonstige Fehler vor. Die Sydbank haftet nicht für Schäden oder Verluste, die sich – direkt oder indirekt – aus der Nutzung dieser Publikation oder deren Inhalt ergeben. Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. (Die Sydbank oder Angestellte der Sydbank können Positionen in Wertpapieren, die in dieser Publikation erwähnt sind, halten.) Die Angaben dieser Publikation sind vertraulich und nur für Kunden der Sydbank bestimmt und dürfen weder veröffentlicht noch in sonstiger Weise weitergegeben werden. Investitionszusammensetzung Plötzliches Erwachen der Aktien und Anleihen mit Kreditrisiko Tabelle 1 Empfohlene Verteilung für den aktiven Anleger mit mittelfristigem Zeithorizont und niedrigem Risiko. Anteil Gewichtung Bar Anleihen Aktien 0% 90 % 10 % N N N Tabelle 2 Empfohlene Verteilung für den aktiven Anleger mit mittelfristigem Zeithorizont und mittlerem Risiko. Anteil Gewichtung Bar Anleihen Aktien 0% 70 % 30 % N U Ü Tabelle 3 Empfohlene Verteilung für den aktiven Anleger mit mittelfristigem Zeithorizont und hohem Risiko. Anteil Gewichtung Bar Anleihen Aktien 0% 40 % 60 % N U Ü Die Tabellen zeigen 3 Modellportfolios der Sydbank. Darüber hinaus haben wir Vorschläge für Investoren mit kurzem und langem Zeithorizont. Weitere Auskünfte erteilen Ihnen die Anlageberater der Sydbank gerne. Ü = Übergewichtung / U = Untergewichtung / N = Neutral Nach mehrmonatigen Gewinnen der Aktien und Anleihen mit Kreditrisiko brachte der 12. Mai ein plötzliches Erwachen. von Michael Andersen Eine aufkeimende Inflationsangst und vorrangig ein rückläufiger US-Dollar lösten spürbare Kursrückgänge vor allem am Aktienmarkt, aber auch am Markt für Anleihen mit Kreditrisiko, d. h. Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Anleihen, aus. Beide Anlageklassen haben 2006 jedoch dennoch grundsätzlich besser abgeschnitten als dänische Anleihen. Die Ertragsmeldungen der Unterneh- men sind somit nach wie vor gut und das Weltwirtschaftswachstum ist weiterhin hoch. Wir empfehlen deshalb weiterhin eine moderate Aktienübergewichtung in den Modellportfolios – mit einer Übergewichtung vor allem europäischer (vorrangig deutscher) und japanischer Aktien auf Kosten von u. a. US-Aktien. Das Risikoszenario für Aktien verzeichnete jedoch im vergangenen Monat eindeutig einen weiteren geringfügigen Verschlechterungstrend. Für den Fall weiterer geringfügiger Zinssteigerungen empfehlen wir somit eine Änderung des Aktienanteils auf neutral. Zudem sind wir nach wie vor besorgt über die Aussichten für das Weltwirtschaftswachstum auf Sicht von 6-12 Monaten. Ursächlich dafür sind die geldpolitischen Straffungen sowohl in den USA und Europa als auch in Japan, die steigenden Langfristzinsen und die Ölpreise auf Rekordhoch. Anlageinfo – Mai 2006 3 Der Iran im Fokus Der Iran – ein weltwirtschaftlicher Joker Die Finanzmärkte lassen den weltweit viert größten Ölproduzenten nicht aus den Augen. Von Makroanalyst Jan Hovmand-Olsen Wegen seines Atomprogramms spielt der Iran gegenwärtig eine zentrale Rolle in den Medien. Es zweifelt kaum jemand daran, dass der Iran die Absicht hat innerhalb weniger Jahre eine Atombombe herstellen zu können. Eine furchterregende Extra-Dimension im explosiven Nahost, nicht zuletzt angesichts der konfrontativen Äußerungen des iranischen Präsidenten. Beispielsweise die Äußerung „Israel soll von der Landkarte gelöscht werden“. Die Welt ist vom Öl aus dem Iran abhängig Die angespannte Lage im Iran ist in erster Linie ein politisches/sicherheitsmäßiges Problem. Die Entwicklung steht jedoch auch im Mittelpunkt der Finanzmärkte. Die Ursache ist das Öl. Der Iran ist der weltweit viert größte Ölproduzent und die Produktion des Landes macht fast 5 % der Weltproduktion aus, siehe Tabelle auf der Folgeseite. In der gegenwärtigen Lage, in der das Angebot gerade noch die weltweite Nachfrage nach Öl deckt, ist die Ölproduktion des Iran unmittelbar unentbehrlich. Gleichzeitig ist Öl auf kurze Sicht nicht direkt durch andere Energiequellen zu ersetzen. Sollte die Ölversorgung aus dem Iran unterbrochen werden – entweder infolge Handelssanktionen, militärischer Intervention oder weil der Iran selber den Ölexport stoppt, um den Westen zu bestrafen – dürften die Ölpreise schlagartig in die Höhe schnellen. Allein die Möglichkeit, dass der Konflikt zu einem Militärangriff auf den Iran führen könnte, ist eine der Hauptursachen für das Rekordhoch des Ölpreises in den vergangenen Wochen. Das liegt selbstverständlich daran, dass bei der Preisbildung die Gefahr einer Unterbrechung des iranischen Ölexportes und ein sich daraus ergebender Ölmangel berücksichtigt werden. Niedrigeres Wachstum, jedoch erhöhte Inflation In einem Szenario mit kräftigem Wirtschaftswachstum und hoher Nachfrage nach Öl, kann selbst ein geringfügig nachgebendes Ölangebot von großer realwirtschaftlicher Bedeutung werden. Das zeigt uns die Historie. Die Ölkrise im Jahr 1974 und etwa 1980 führte eine kräftige Inflation mit sich. Zudem waren das die einzigen Jahre in jüngster Zeit, in denen ein negatives Weltwirtschaftswachstum verzeichnet werden musste, siehe Abbildung. So schlimm wird es diesmal kaum werden, aber die Rekordhausse der Ölpreise belastet die Weltkonjunktur und übt einen Aufwärtsdruck auf die Inflationsrate aus. Das merken dänische Verbraucher u. a. an den erhöhten Brennstoff- und Energiepreisen. Die Unternehmen sind von diesen Ölpreissteigerungen sogar doppelt betroffen. Außer erhöhten Produktionskosten dürften zahlreiche Branchen einen nachlassenden Absatz verzeichnen, zumal steigende Energiekosten für Privatverbraucher bedeuten, dass weniger Geld für sonstigen Verbrauch übrig bleibt. Der Einfluss des Öls auf das Zinsniveau ist nicht eindeutig feststellbar Die Iran-Affäre beeinflusst die Ölpreise und deshalb gewissermaßen auch bedeutende Wirtschaftsdaten wie Wachstum und Inflation. Damit ist die Verbindung zu den Finanzmärkten hergestellt. Am interessantesten ist der Effekt auf die Zinsbildung. Das liegt daran, dass der wachstumsdämpfende Effekt der Ölpreise für ein nachgebendes Zinsniveau spricht, während sich die Inflation umgekehrt entwickelt. Der ”Nettoeffekt” der Ölpreise auf das Zinsniveau ist deshalb nicht eindeutig feststellbar. Bei Anzeichen, dass sich die Ölpreishausse 4 Anlageinfo – Mai 2006 Der Iran im Fokus auf andere Warengruppen ausbreitet und erhöhte Lohnforderungen bewirkt, gilt als Faustregel, dass die Notenbanken den Inflationsdruck durch Erhöhung der Kurzfristzinsen bekämpfen werden. Falls Ölpreissteigerungen dagegen den privaten Sektor treffen, indem sie den Verbrauch und die Investitionen zum Stillstand bringen, dürfte dieser Umstand eine Zinsbaisse bewirken, vor allem was die Langfristzinsen betrifft. Schlechte Nachrichten am Aktienmarkt Dagegen bedeuten steigende Ölpreise schlechte Nachrichten für einen Großteil der Aktien. Das liegt u. a. an den steigenden Kosten und verschlechterten Wachstumsaussichten der Unternehmen. Dadurch ergibt sich die Frage, wie der maßgebliche Aktienindex in sowohl den USA als auch in Dänemark und die Ölpreise gleichzeitig neue Rekorde aufstellen können? Das liegt daran, dass die Finanzmärkte nicht nur von den Ölpreisen, sondern von vielen anderen Faktoren beeinflusst werden. In diesem Frühjahr haben die nach wie vor guten Renditechancen die Aktienmärkte gestützt. Achten Sie auf den Iran! Die Entwicklung im Iran wird auch in den nächsten Monaten für die Finanzmärkte von Bedeutung sein. Sollte der Konflikt in eine Unterbrechung der iranischen Ölversorgung münden, dürften die Ölpreise schlagartig in die Höhe schnellen. Gegebenenfalls wäre ein Ölpreis von etwa 100 Dollar pro Barrel nicht undenkbar. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich der Konflikt zwischen dem Iran und dem Westen entwickeln wird. Dagegen steht fest, dass eine jede Entwicklung auf die Finanzmärkte abfärben wird. Die Anleger sollten deshalb nach wie vor den Iran im Auge behalten. Jährliches BIP-Wachstum und Inflationsrate in %, OECD-Mitgliedstaaten 15 10 14 9 Inflation (linke Achse) 13 8 12 7 11 6 10 5 BIP 9 4 8 3 7 2 6 1 5 0 4 -1 3 -2 2 70 -3 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 Die weltweit größten Ölproduzenten Staat Mio. Barrel pro Tag März 2006 Prozentualer Anteil an der Gesamtproduktion 1 Russland 9,6 11,4 2 Saudi-Arabien 9,2 10,9 3 USA 7,3 8,6 4 Iran 3,8 4,5 5 Mexico 3,8 4,5 6 China 3,6 4,3 7 Kanada 3,1 3,7 8 Norwegen 2,9 3,4 9 Venezuela 2,6 3,1 10 Vereinte Arabische Emirate 2,6 3,1 11 Kuwait 2,2 2,6 12 Nigeria 2,1 2,5 13 Brasilien 2,1 2,5 14 Irak 1,8 2,1 15 Großbritannien 1,8 2,1 16 Libyen 1,7 2,0 Sonstige 24,3 28,7 – darunter Dänemark 0,36 0,4 Insgesamt 84,5 100 Quelle: Die Internationale Energieagentur Anlageinfo – Mai 2006 5 Monatsrückblick Rückläufiger Dollarkurs erzeugt Einhergehend mit dem rückläufigen Dollarkurs hat die Risikobereitschaft der Anleger abgenommen. Davon waren u. a. die Aktienmärkte und Emerging Markets betroffen. von Jacob Graven Im vergangenen Monat gab der USD um ca. 5 % gegenüber dem EUR nach. Seit seinem Höchststand im November beträgt der Rückgang des Dollarkurses damit ca. 9 %. Erstmals seit 12 Monaten beträgt der EUR/USD jetzt mehr als 1,26 EUR, vgl. Abb. 1. Ursächlich für diese Abschwächung ist vorrangig der Umstand, dass sich die US-Zinserhöhungen anscheinend ihrem Ende zuneigen, wohingegen weitere Zinserhöhungen in Euroland und damit auch in Dänemark anstehen. Deshalb richtet sich der Fokus zunehmend auf die großen US-Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizite. Niedrigere Risikobereitschaft Die kräftige USD-Abschwächung hat sich auf die Finanzmärkte ausgewirkt. Die Risikobereitschaft der Anleger verringerte sich und u. a. die Emerging Markets wurden beeinträchtigt. Sowohl Aktien, Anleihen als auch die Währungen einiger Emerging Markets-Länder gaben markant nach. Die dänischen Anleiherenditen stiegen im vergangenen Monat weiter an. Die Stärkung des EUR gegenüber dem USD hat jedoch die Zinssteigerung gedämpft, die weniger kräftig als in den vorangegangenen Monaten ausgefallen ist, vgl. Abb. 3. Fed kündigt Zinspause an Ursächlich für die USD-Schwächung ist wie erwähnt vorrangig die Aussicht auf einen kleineren US-Zinsvorteil. Am 10. Mai nahm die amerikanische Notenbank (Fed) völlig wie erwartet zum 16. Mal eine Leitzinsanhebung vor, diesmal um 25 Basispunkte auf 5,0 %. In der begleitenden Pressemitteilung wurde jedoch die vielleicht vorerst letzte Anhebung angekündigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) verschärfte hingegen den Ton. Auf der Zinssitzung am 4. Mai wurden die Leitzinsen wie erwartet unverändert bei 2,50 % belassen. Die EZB machte jedoch keinen Hehl daraus, dass auf der Juni-Sitzung eine Zinserhöhung zu erwarten ist. Daher gaben die scharfen Töne Anlass zu Spekulationen, ob die Zinsen statt um weitere 25 Basispunkte eher um 50 Basispunkte angehoben werden könnten. Starke Wirtschaftsdaten aus Euroland Der Zufluss von Wirtschaftsdaten aus Euroland gibt Anlass zu derartigen Spekulationen. Die Inflation zog im April auf 2,4 % an und liegt damit deutlich über der mittelfristigen Zielvorgabe der EZB von knapp 2 %. Gleichzeitig nahm die Geldmenge infolge vermehrter Kredite an die Haushalte und Unternehmen weiter zu. Die EZB hat mehrfach Abbildung 1 EUR/USD Abbildung 2 · Aktienindizes: Nikkei (Japan), S&P 500. (USA), DAX (Deutschland) und C20 (Dänemark) – 1. Januar 2006 = 100 Abbildung 3 10-jährige Rendite in Dänemark und den USA 1.38 114 5,50 1.36 112 1.34 110 1.32 5,00 DAX USA 108 1.30 4,50 106 1.28 4,00 104 1.26 S&P 500 102 1.24 6 Auch am dänischen Markt war diese niedrigere Risikobereitschaft spürbar. Die Entwicklung fiel jedoch weniger dramatisch aus. Die Aktien des C-20 Index haben die letzten Tage um ca. 8 % nachgegeben, nachdem sie zuvor erstaunlich gut abgeschnitten hatten und am 10. Mai einen neuen Kursrekord von 415 aufstellten. Die meisten westlichen Länder haben entsprechende Bewegungen erlebt, vgl. Abb. 2. Trotz der Rückgänge der letzten Tage verzeichnen die meisten Indizes etwa die gleichen Werte wie zu Jahresbeginn. 1.22 100 1.20 98 1.18 96 1.16 94 J F M A M J J A S O N D J F M AM Anlageinfo – Mai 2006 3,50 C20 3,00 Nikkei Jan Feb Mär Apr Mai 2,50 Dänemark J F M A M J J A S O N D J F M AM Monatsrückblick finanzielle Turbulenzen betont, dass ein kräftiges Kreditwachstum ein Anzeichen zu niedrigerer Zinsen sei. Gleichzeitig sind die Wirtschaftsdaten zum Wachstum grundsätzlich positiv ausgefallen. Das BIP-Wachstum in Euroland legte im 1. Quartal um 0,6 % zu. Dies ist kein beeindruckend hohes Niveau, jedoch immerhin das Zweifache des 4. Quartals, vgl. Abb. 4. Zusätzlich zu den starken europäischen Wirtschaftsdaten wurde der Anstieg der europäischen Langfristzinsen durch eine entsprechende US-Entwicklung gestützt. In den USA hat die Inflationsfurcht u. a. infolge von Anzeichen höherer Lohnund Gehaltssteigerungen neue Nahrung bekommen. Die Stundenlöhne wiesen somit im März die höchste jährliche Steigerungsrate seit 5 Jahren auf, vgl. Abb. 5. Die Inflationszahlen für April fielen gleichzeitig geringfügig höher als erwartet aus. Beeinträchtigung der Emerging Markets Die niedrigere Risikobereitschaft beeinträchtigte wie erwähnt die Emerging Markets. Vor allem die Türkei war stark betroffen. Die türkische Lira gab um ca. 15,5 % gegenüber dem Monatsbeginn nach – erholte sich danach aber geringfügig. Seit Anfang Mai beträgt der Rückgang somit ca. 13 %. Nicht alleine die Währung jedoch machte einige schlechte Tage durch. Die türkischen Aktien verzeichneten Rückgänge von 7,4 % im Verlauf von Freitag, dem 12. Mai und dem nachfolgenden Montag. Seit Ende Februar hat der türkische Aktienindex somit insgesamt um 18 % nachgegeben, vgl. Abb. 6. Erwähnenswert ist jedoch, dass der Index seit dem Jahreswechsel insgesamt im Großen und Ganzen unverändert ist. Nicht nur die Türkei hat eine schwierige Phase durchgemacht. Solche Schwierigkeiten treffen auf die meisten Emerging Markets-Länder zu. Die Anleiherenditen des EMBI Global Diversified fielen somit im vergangenen Monat negativ aus, bleiben für das ganze Jahr 2006 jedoch weiterhin positiv. Abbildung 4 BIP-Wachstum, Euroland, QoQ, in % Abbildung 5 Stundenlohnsteigerungen, USA, YoY, in % Abbildung 6 ISE National 30, Aktienindex, Türkei 1,20 4,50 65 1,00 4,00 0,80 3,50 0,60 3,00 0,40 2,50 0,20 2,00 0 1,50 -0,20 1,00 60 55 50 45 40 35 30 2000 2001 2002 2003 2004 2005 25 20 15 2000 2001 2002 2003 2004 2005 10 2003 2004 2005 2006 Anlageinfo – Mai 2006 7 Die Weltwirtschaft Gedämpfte Der Aufwärtstrend der Zinsen hält an. Ein weiterer Euro-Aufschwung gegenüber dem US-Dollar wird aber die Entwicklung der dänischen Zinsen dämpfen. von Jacob Graven Eine niedrigere Risikobereitschaft hat sich an den Finanzmärkten eingestellt, was erhebliche Unsicherheit über die Entwicklung der kommenden Monate bewirkt. Frühere Phasen mit abnehmender Risikobereitschaft haben gezeigt, dass die Schwankungen an den Finanzmärkten kurzfristig groß sein können, dass sich aber die Märkte dann wieder einpendeln. In solchen Phasen können vor allem eher psychologische Faktoren als wirtschaftliche Realitäten die Märkte vorantreiben. Hohes Weltwirtschaftswachstum Das Wirtschaftsbild hat sich während der letzten Wochen nicht markant geändert. Die Wachstumsraten der Weltwirtschaft sind nach wie vor hoch und es zeichnet sich weltweit für 2006 ein gesamtes BIPWachstum in Höhe von ca. 5 % ab. Die US-Wirtschaft läuft weiter auf Hochtouren, während bei den beiden übrigen herkömmlichen Wachstumszentren, Euroland und Japan, nach einigen schwachen Jahren eine Konjunkturbeschleunigung zu erkennen ist. Dieses Bild lässt sich durch die jüngsten Wirtschaftsdaten bestätigen. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal fiel in allen drei Regionen recht gut aus und die meisten Frühindikatoren deuten darauf hin, dass auch im zweiten Quartal von relativ hohem Wachstum die Rede sein wird, vgl. Abb. 1-3. Einige wenige Abbildung 1 BIP-Wachstum (in %) und ISM-Einkaufsmanagerindex, USA Abbildung 2 BIP-Wachstum (in %), Euroland und Ifo-Geschäftsklimaindex, Deutschland 8 65 6 60 5 110 BIP 6 BIP Ifo (rechts) 4 55 4 2 50 3 0 45 2 40 1 35 0 105 100 95 ISM (rechte Achse) -2 -4 8 99 00 01 02 Anlageinfo – Mai 2006 03 04 05 90 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 85 Die Weltwirtschaft Zinssteigerungen wegen Euro-Stärke Kennzahlen signalisieren jedoch auch Schwächezeichen. Das von der University of Michigan ermittelte US-Verbrauchervertrauen und der deutsche ZEW-Index der Konjunkturerwartungen verzeichneten somit im Mai einen verhältnismäßig kräftigen Rückgang. Dabei spielen die hohen Energiepreise und die Zinssteigerungen sicherlich eine Hauptrolle. Bislang scheinen die meisten Wirtschaftsdaten zum Wachstum gegen anziehende Zinsen und Energiepreise erstaunlich immun zu sein. Der Verbrauchervertrauens-Index des Conference Board in den USA u. a. legte im April überraschenderweise zu, vgl. Abb. 4. Inflationsdruck weiterhin mäßig Bislang ist der Inflationsdruck mäßig geblieben. Das Risiko hat sich während der letzten Monate jedoch erhöht – vor allem in den USA. Wie im Artikel ”Monatsrückblick” erläutert, zieht die Lohnsteigerungsrate an, welches auf den engeren Arbeitsmarkt zurückzuführen ist. Die Arbeitslosigkeit befindet sich somit auf dem niedrigsten Stand seit dem Sommer 2001. Neben den höheren Lohn- und Gehaltssteigerungen kann die höhere Kapazitätsauslastung – und die daraus resultierende erhöhte „pricing power“ – in den Unternehmen zum Aufwärtsdruck auf die Inflation führen. Dadurch lassen sich Preiserhöhungen einfacher und ohne Verlust von Marktanteilen durchsetzen. Die Kapazi- tätsauslastung stieg im April auf den höchsten Stand seit sechs Jahren, liegt aber noch unter dem Niveau, das während des Aufschwungs der Neunziger Jahre zu verzeichnen war. Obwohl das Risiko eines Inflationsdrucks gestiegen ist, droht unseres Erachtens jedoch noch keine dringende Gefahr. Auch in der Eurozone hat sich das Risiko eines Inflationsdrucks erhöht. Wir schätzen aber dieses Risiko bedeutend niedriger ein als für die USA. Der Aufschwung in Euroland ist nicht so kräftig und hat auch nicht so lange angehalten. Ferner trägt die EUR-Aufwertung gegenüber dem USD zur Dämpfung der Inflation bei. Bemerkenswert ist, dass sich die Entwicklung der Energiepreise im letzten Jahr entscheidend auf die diesjährige Inflation (annualisiert) auswirken wird. Im Mai 2005 gaben die Energiepreise nach und stiegen danach bis zum Herbst kräftig an. Bei unveränderten Energiepreisen auf dem derzeitigen Niveau wird im Mai ein Inflationsanstieg und danach im Laufe des Sommers ein Inflationsrückgang zu verzeichnen sein. Konkret erwarten wir im Mai einen Inflationsanstieg auf etwa 2,6 % von 2,4 % im April. Im Spätsommer könnte sich die Inflation dann wieder auf unter 2 % zurückbilden, vgl. Abb. 6. Kaum weitere US-Zinserhöhungen Isoliert betrachtet deuten das erhöhte Abbildung 3 BIP-Wachstum (in %) und Tankan-Geschäftsklimaindex, Japan In Dänemark stehen weitere Zinsanhebungen an Für Euroland sind voraussichtlich weitere Zinserhöhungen zu erwarten, die die Nationalbank Dänemarks kopieren wird. Es ist nur eine Frage der Anzahl und Geschwindigkeit. Grundsätzlich erwarten wir eine Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte am 8. Juni und zwei weitere der gleichen Größenordnung im restlichen Jahresverlauf. Dies entspricht im Großen und Ganzen den Markterwartungen und wir rechnen daher nur mit einem bescheidenen Anstieg der Abbildung 4 Verbrauchervertrauensindex, USA 4 BIP 3 Inflationsrisiko und die anhaltend positiven kurzfristigen Wachstumsaussichten in den USA auf weitere Zinserhöhungen hin. Trotzdem erwarten wir grundsätzlich, dass die im Mai erfolgte Zinserhöhung vorerst die letzte war. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Zinserhöhungen erst im Nachhinein ihre Wirkung zeigen und sich somit erst nach 1-2 Jahren mit vollem Effekt in der Wirtschaft niederschlagen. Die US-Notenbank, Fed, wird sich voraussichtlich abwartend verhalten, um die Auswirkungen der bereits durchgeführten Zinserhöhungen zu bewerten. Außerdem ist nach wie vor am USImmobilienmarkt eine Abschwächung zu verzeichnen. Die Fed wird vorsichtig verfahren, um nicht durch weitere Zinserhöhungen die Abschwächung zu beschleunigen. 30 115 20 110 150 140 Michigan 10 105 0 100 1 -10 95 110 0 -20 90 100 -30 85 90 -40 80 80 -50 75 Conference Board (rechts) 70 00 01 02 03 70 2 -1 Tankan (rechts) -2 -3 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 -60 130 120 04 05 60 Anlageinfo – Mai 2006 9 Die Weltwirtschaft Japanische Zinserhöhung nur von geringer Bedeutung Auch in Japan tendieren die Zinsen aufwärts. Nach vielen Jahren der NullzinsPolitik könnten im Laufe des Sommers Leitzinsanhebungen in Frage kommen. Grundsätzlich erwarten wir nur wenige und geringfügige Zinserhöhungen in diesem Jahr. Bestätigt sich diese Erwartung, dürften sich die Zinserhöhungen in Japan kaum entscheidend auf die Finanzmärkte auswirken. Zinserhöhungen in Japan, die schneller durchgeführt werden bzw. kräftiger ausfallen sollten, könnten zur kräftigen Stärkung des JPY führen, welches sich wiederum negativ auf risikoreiche Anlagewerte, vor allem die der Emerging Markets, auswirken könnte. Bislang haben wir dieses Risiko für begrenzt gehalten und die jüngste Entwicklung hat diese Erwartung bestätigt. Der Großteil des Zinsanstiegs liegt hinter uns Die Langfristzinsen werden voraussichtlich weiter anziehen. Wir rechnen aber damit, dass der größte Anstieg bereits erfolgt ist. Das zunehmende Inflationsrisiko könnte die Langfristzinsen in die Höhe treiben, und zwar auch auf ein höheres Niveau als von uns erwartet. Vorläufig betrachten wir diese Gefahr allerdings nicht als dringend. Die EURAufwertung gegenüber dem USD wirkt sich somit dämpfend auf die Zinssteigerungen in Dänemark aus. Bemerkenswert Abbildung 5 Kapazitätsauslastung, USA, in % Abbildung 6 Inflation, Euroland, in % Abbildung 7 Globale Leitzinsen 86 3,20 7 kurzfristigen Anleiherenditen vom derzeitigen Niveau aus. Die Wahrscheinlichkeit kräftigerer Zinssteigerungen ist aber größer als die Wahrscheinlichkeit von Zinsrückgängen. 3,00 84 6 2,80 82 Großbritannien 80 2,40 4 78 2,20 3 2,00 76 72 USA Euroland 2 1,80 74 10 5 2,60 1 1,60 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Anlageinfo – Mai 2006 1,40 00 01 02 03 04 05 06 0 Japan 01 02 03 04 05 06 Die Weltwirtschaft ist jedoch, dass bislang eher von einem USD-Rückgang als von einer EUR-Aufwertung die Rede ist. Gegenüber mehreren anderen Währungen hat sich der EUR während der letzten Monate nicht gestärkt. Handelsgewichtet hat sich der EUR nur um ca. 2 % aufgewertet, während der Aufschwung gegenüber dem USD etwa 6 % betragen hat. Der zinsdämpfende Effekt aus den Devisenkursschwankungen ist deshalb geringer, als die Entwicklung des EUR/USD-Kurses andeutet. Zinseffekt aus USD-Abwertung nicht eindeutig Generell dürfte eine Abschwächung des USD in Richtung gedämpfter europäischer Zinssteigerungen deuten. Dieser Zusammenhang ist jedoch nicht eindeutig. Eine kräftige und schnell erfolgende USD-Abschwächung könnte zu erneuten finanziellen Turbulenzen führen, bei denen sich der Appetit der Anleger auf US-Anlagewerte in die Luft auflösen dürfte. Gegebenenfalls könnten die USLangfristzinsen kräftig anziehen. Die Reaktion der europäischen Zinsen auf ein solches Szenario ist jedoch unklar. Zum einen dürften höhere USZinsen auch die Zinsen in Europa in die Höhe trieben. Zum anderen wird ein EUR-Kursaufschwung gegenüber dem USD den Inflationsdruck reduzieren und die Wachstumsaussichten für Euroland verringern. Wie erwähnt dürften hierdurch die Zinssteigerungen in Europa gedämpft werden. Ebenfalls werden finanzielle Turbulenzen und eine etwaige Abneigung gegen US-Anlagewerte voraussichtlich zur Flucht in europä- ische Anleihen und zu einem Abwärtsdruck auf die europäischen Zinsen führen. Der Nettoeffekt auf die Langfristzinsen in Europa bei einem Szenario mit kräftigem USD-Rückgang und finanziellen Turbulenzen ist daher unsicher. Unter allen Umständen wäre eine solche Lage aber überaus ungünstig für die Weltwirtschaft. Kräftige US-Zinssteigerungen und finanzielle Turbulenzen könnten somit den weltweiten Aufschwung aus dem Gleis bringen. Eine gleitende USD-Abschwächung dagegen wäre eine heilsame Entwicklung für die Weltwirtschaft. Weitere Abschwächung des USD Seit langem argumentieren wir für eine bedeutende Abschwächung des USD auf längere Sicht. Wir bleiben bei dieser Einschätzung. Die Abschwächung des letzten Monats ist jedoch kräftiger als erwartet ausgefallen, das Tempo dürfte sich aber in den kommenden Monaten verringern. Vor dem Hintergrund der jüngsten Abwertung haben wir unsere 12-Monats-Prognose für EUR/USD von der bislang prognostizierten Marke von 1,35 auf 1,40 heraufkorrigiert. Obwohl sich eine USD-Abwertung auf die Konkurrenz in anderen Ländern, darunter Dänemark, negativ auswirkt, ist ein abgeschwächter USD generell eine heilsame Entwicklung für die Weltwirtschaft. Ursächlich hierfür sind die riesigen Ungleichgewichte mit großen negativen Sparquoten in den USA und hohen Überschüssen in einer Reihe fernöstlicher Länder und bei den Ölexporteuren. Eine Abwertung des USD Abbildung 8 10-jährige Rendite in Dänemark und den USA Abbildung 9 EUR/USD 7,00 1.40 6,50 könnte zur Verminderung dieser Ungleichgewichte führen. Eine USDAbwertung reicht jedoch nicht aus! Ein gesunder Zustand der Weltwirtschaft würde Folgendes voraussetzen: • Eine bedeutende Abwertung des USD gegenüber Ländern mit hohen positiven Ersparnissen. • Eine sukzessive Abschwächung, um finanziellen Turbulenzen entgegenzuwirken. • Einige Jahre, in denen die Binnennachfrage in den USA weniger zunimmt als im Rest der Welt – darunter vor allem Euroland und Japan – sowie eine höhere Ersparnisbildung seitens sowohl des Staatshaushalts wie auch der privaten Haushalte in den USA. Mehrere Faktoren stehen einer solchen heilsamen Entwicklung im Wege. Die Devisenkurse mehrerer Länder in Fernost sind u. a. nicht flexibel genug. Hierbei spielt China eine Hauptrolle. Nach vielen Jahren einer Festkurspolitik gegenüber dem USD hat sich der chinesische Yuan (RMB) seit dem Sommer 2005 insgesamt um 3,5 % gegenüber dem USD aufgewertet. Eine weitere Stärkung ist aber erforderlich und muss von mehreren anderen Ländern nachvollzogen werden, um ausreichenden Effekt zu erlangen. Wir erwarten nur eine langsame Aufweichung der chinesischen Festkurspolitik. Dies bedeutet, dass ein hoher Teil der zu erwartenden USD-Abwertung nach wie vor durch den EUR getragen wird. Dies erscheint von einem europäischen Gesichtspunkt aus unfair, hat jedoch als positiven Nebeneffekt eine Dämpfung der Zinssteigerungen zur Folge. 1.30 6,00 1.20 5,50 USA 5,00 1.10 4,50 1.00 4,00 3,50 0.90 3,00 2,50 Dänemark 00 01 02 03 04 05 06 0.80 00 01 02 03 04 05 06 Anlageinfo – Mai 2006 11 Der Aktienmarkt Den Aktien steht ein heißer Sommer bevor Die Anleger mussten in der vergangenen Woche feststellen, dass – Aktieninvestitionen nicht risikofrei sind. Eine niedrigere Wertfestlegung eröffnet jedoch neue Investmentmöglichkeiten. Abbildung 1 Entwicklung – S&P 500, Nasdaq und Nikkei seit dem 1. Januar 2000 Abbildung 2 Entwicklung C20, S30 und DAX seit dem 1. Januar 2000 Abbildung 3 Entwicklung deutscher Aktien seit 1. Januar 2000 130 180 200 160 180 120 110 90 S&P 500 80 Nikkei 60 50 12 C20 80 40 Nasdaq 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Anlageinfo – Mai 2006 20 120 100 80 60 40 20 140 120 100 70 30 160 140 100 DAX S30 2000 2001 2002 2003 2004 2005 MDAX SDAX 60 40 20 DAX 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Der Aktienmarkt Von Bjørn Schwarz Die Furcht vor einer steigenden Inflationsrate und dem damit verbundenen Risiko erhöhter Zinssteigerungen als bislang erwartet, löste generell Aktienkurseinbußen aus, siehe Abb. 1-3. Die Anleger sollten jedoch nicht vergessen, dass sich mehrere Aktienmärkte wie z. B. der deutsche nach wie vor auf einem höheren Niveau befinden als am Jahresanfang. Mehrere der übrigen Märkte mussten lediglich geringfügige Rückgänge verzeichnen. Die Entwicklung des dänischen C20-Indexes zeigt deutlich, wie schnell eine Trendwende eintreten kann: von einem neuen Rekord vor 9 Tagen zum niedrigsten Niveau im bisherigen Jahresverlauf. Die Anleger befürchten, dass über den Erwartungen liegende Zinssteigerungen ein nachgebendes Wirtschaftswachstum bewirken werden, was die Gewinnzuwächse der Unternehmen schneller als bislang erwartet beeinträchtigen wird. Dadurch wird der entscheidende Faktor abgeschwächt, der die Aktienkurssteigerungen der letzten Jahre gestützt hat. Deshalb stehen die Aktien als weniger attraktive Investmentmöglichkeit da. sichtlich der kommenden Monate an den Finanzmärkten hat zugenommen und mehrere Anleger fragen sich deshalb, ob nach mehreren Jahren mit bedeutenden Kurssteigerungen eine kräftige Korrektur an den Aktienmärkten bevorsteht. Bedeutende Schwankungen, jedoch keine kräftige Korrektur Unseres Erachtens dürfte die Korrektur an den Aktienmärkten in der vergangenen Woche nicht der Anfang einer umfassenden Korrektur im Verlauf der kommenden Wochen sein, es sei denn, dass sich die Konjunkturaussichten markant verschlechtern. Das dürfte unserer Meinung nach jedoch nicht eintreten. Wir erwarten ein globales Wirtschaftswachstum von etwa 5 % in diesem Jahr, siehe Abschnitt über die Weltwirtschaft. Das US-Wirtschaftswachstum setzt sich in einem relativ hohen Gang fort, während sich das Wachstumstempo in Euroland und Japan nach einigen schwachen Jahren allmählich wieder beschleunigt. nehmen dazu an, die hohen Gewinnzuwächse fortzusetzen. Bislang konnten die Aktienkurse steigenden Rohstoffpreisen und einem abgeschwächten USD widerstehen, siehe Abb. 4 und 5. Ein Teil der Erklärung für die robusten Aktienkurse sind die Gewinne, die zahlreiche Unternehmen durch Globalisierung und Effizienzverbesserungen erzielt haben. Unseres Erachtens dürften in den kommenden Monaten jedoch verstärkte Schwankungen an den Aktienmärkten auftreten. Zunehmende Unsicherheit und nachlassende Risikofreude unter den Anlegern dürften bewirken, dass die Furcht vor kräftigeren Zinssteigerungen, einer schneller als erwartet eintretenden Abschwächung des USD oder bedeutenden Schwankungen der Rohstoffpreise vorübergehend erhöhte Schwankungen an den Aktienmärkten bewirken könnte. Insgesamt sind das Faktoren, welche die Anleger dazu bewegen, die Konsequenzen für die Unternehmensgewinne und somit das Potenzial der Aktienkurse für 2006 und 2007 zu überdenken. Die Entwicklung der vergangenen Woche verdeutlicht, dass sich die Anleger wieder der Risikoelemente bewusst sind. Ein Trend, der sich für die weitere Entwicklung der Aktienmärkte als gesund erweisen könnte, zumal dieser Umstand zu einer differenzierteren Auffassung der Risiken und Ertragsmöglichkeiten der jeweiligen Aktienmärkte beitragen dürfte. Die Unsicherheit hin- Das Konjunkturbild hat sich während der letzten Monate somit nicht markant geändert. Die jüngsten Bilanznachrichten der Unternehmen deuten zudem darauf hin, dass es nach wie vor Anzeichen des Optimismus gibt sowie dass die Gewinnzuwächse nach wie vor hoch sind. Dieser Umstand kommt auch durch Aufwärtskorrekturen sowohl dänischer als auch ausländischer Unternehmen zum Ausdruck. Der abgeschwächte USD, die hohen Rohstoffpreise und steigenden Zinsen regen jedoch zweifelsohne die Unter- Abbildung 4 · Entwicklung der Rohstoffpreise (CRB-Index) und des Welt-Aktienindex (MSCI Welt) der letzten 20 Jahre Abbildung 5 Entwicklung dänischer Aktien (OMXCB) gegenüber USD/DKK-Entwicklung der letzten 5 Jahre Abbildung 6 Preisfestsetzung gemessen am KGV der letzten 5 Jahre 450 1400 45 1300 40 400 Welt 1200 350 300 1000 250 900 200 800 Rohstoffindex 100 87 89 91 93 95 97 99 01 03 05 Aus historischer Perspektive scheint die Preisfestsetzung der Aktien angemessen, 35 30 20 USA 15 600 10 500 5 400 Japan 25 USD/DKK 700 150 50 OMXCB/dänische Aktien 1100 Kursrückgänge bewirken attraktivere Preise Die Preisfestsetzung der Aktien ist infolge der jüngsten Aktienkurseinbußen günstiger geworden, siehe Abb. 6 und 7. Die Frage lautet deshalb, ob die Aktien vorerst nicht weiter nachgeben und deshalb jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, um den Nachholbedarf zu stillen. 2001 2002 2003 2004 2005 0 Europa Welt 2000 2001 2002 2003 2004 2005 06 Anlageinfo – Mai 2006 13 Der Aktienmarkt Tabelle 1 Preisfestsetzung dänischer Aktien im internationalen Vergleich KGV 2005P 2006P 2007P 2005P 2006P 2007P 13,5 12,6 11,6 8% 9% 6% MSCI USA 17,1 15,2 13,6 13 % 11 % 8% MSCI Japan 19,0 17,3 15,6 36 % 9% 10 % MSCI Welt 15,9 14,3 13,1 11 % 10 % 7% MSCI EM 13,0 11,3 10,3 17 % 12 % 3% MSCI Dänemark 15,3 13,7 12,4 11 % 12 % 10 % MSCI Schweden 14,3 12,9 12,4 7% 8% 7% MSCI Norwegen 14,6 13,5 13,6 17 % 3% -2 % S&P 500 16,4 14,6 13,4 12 % 10 % 7% Eurostoxx 600 13,8 12,7 11,9 9% 9% 6% DAX 13,9 12,3 11,2 10 % 12 % 7% OMX S30 12,3 13,3 12,2 8% 8% 8% OMX C20 12,9 12,4 11,7 3% 10 % 9% MSCI Europa vorausgesetzt, dass in den kommenden Jahren kein pessimistischeres Konjunkturbild als Grundlage für die Weltwirtschaft dient. Die Furcht vor rückläufigen Unternehmensgewinnen könnte gegebenenfalls weitere Aktienkursrückgänge auslösen. halb vermehrt auf die Wirtschaftsdaten fokussieren, die die Furcht vor steigender Inflation und steigenden Zinsen weiter verstärken könnten. tet abschwächenden USD, die Furcht vor über den Erwartungen liegenden Zinssteigerungen sowie einem anhaltenden Hoch der Rohstoffpreise zu berücksichtigen, haben wir jedoch unsere langfristigen Erwartungen geringfügig nach unten korrigiert. Eine erneute Talfahrt des USD, über den Erwartungen liegende Zinssteigerungen, weitere Rohstoffpreissteigerungen oder ein nachlassendes Wirtschaftswachstum werden jedoch das Potenzial im Hinblick auf unsere Erwartungen beeinträchtigen. Folgende Faktoren stellen die größte Gefahr für die allgemeine Aktienkursentwicklung der kommenden Monate dar: • nachlassendes Wirtschaftswachstum • stark steigende Rohstoffpreise • erhöhte Zinsen • rückläufige Immobilienpreise. Wir können keine weiteren Aktienkursverluste ausschließen. Angesichts der von uns erwarteten Konjunkturentwicklung, siehe Abschnitt über die Weltwirtschaft, und der voraussichtlichen Gewinnzuwächse der Unternehmen, siehe Tabelle 1, empfehlen wir unseren Anlegern ihren Nachholbedarf bei diesen niedrigen Kursniveaus zu stillen, wenn sich die Finanzmärkte wieder beruhigt haben. Der Nachrichtenstrom der Unternehmen wird in den nächsten Wochen nachlassen und die Anleger dürften des- Deshalb sind unsere Erwartungen an die Aktienmärkte insgesamt unverändert. Um einen sich schneller als erwar- Das Potenzial vor allem japanischer und europäischer Aktien bewirkt jedoch nach wie vor einen gewissen Optimismus. Im Hinblick auf Europa dürften unseres Erachtens schwedische und deutsche Aktien in den kommenden Abbildung 7 Preisfestsetzung gemessen am KGV der letzten 10 Jahre Abbildung 8 Versorgungsbetriebe, IT und Basisindustrie vs. Weltindex (MSCI-Index) Abbildung 9 Nicht-Basiskonsumgüter, Basiskonsumgüter und Finanzwesen vs. Weltindex (MSCI-Index) 40 1800 1500 35 Schweden 1400 Dänemark 25 20 15 Welt Deutschland 1400 1300 1000 1000 900 800 5 400 0 200 Basiskonsumgüter 1200 1100 600 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 Versorgungsbetriebe 1200 10 Anlageinfo – Mai 2006 Basisindustrie 1600 30 14 Gewinnzuwachs je Aktie Welt 800 Finanzwesen Welt 700 IT 2000 2001 2002 2003 2004 2005 600 500 Nicht-Basiskonsumgüter 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Der Aktienmarkt Monaten einen Teil der Einbußen wieder wettmachen. Vor dem Hintergrund der jüngsten Rückgänge empfehlen wir grundsätzlich unseren Anlegern in Unternehmen zu investieren, die sich durch eine starke Marktposition, hohe Wettbewerbsfähigkeit und günstige Preisfestsetzung auszeichnen. Zeichen des Optimismus in Deutschland Mehrere Faktoren deuten darauf hin, dass die Konjunktur in Deutschland allmählich an Dynamik gewinnt. Die Fußballweltmeisterschaft steht vor der Tür und in Deutschland macht sich ein sprudelnder Optimismus breit. Kräftige Gewinnzuwächse sowie die jüngsten Aktienkursrückgänge bewirkten, dass die deutschen Aktien jetzt günstiger sind als bisher. Wir bleiben deshalb bei unseren sehr optimistischen Erwartungen an das Potenzial des deutschen Marktes, und sind nach wie vor der Meinung, dass Unternehmen der Bereiche Nicht-Basiskonsumgüter, Finanzwesen und Industrie am meisten von dieser Entwicklung profitieren dürften. Japan im leichten Gegenwind, jedoch mit Potenzial Nach einem hervorragenden Herbst erlebten japanische Aktien in diesem Jahr eine schwierige Zeit. Die Wirtschaftsdaten sind nach wie vor auf dem richtigen Weg und werden voraussichtlich die Aktienkurse in den kommenden Monaten stützen. Das Hoch der RohAbbildung 10 Industrie, Telekommunikation, Gesundheitswesen und Energie vs. Weltindex (MSCI-Index) 2200 Energie 1800 1400 Industrie 800 200 Welt Telekommunikation 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Die Preisfestsetzung schwedischer Aktien ist angemessen und wir bleiben deshalb bei unseren relativ optimistischen Erwartungen an schwedische Aktien. Unseres Erachtens bieten Unternehmen im Bereich Industrie, IT, Finanzwesen und Telekommunikation nach wie vor gute Möglichkeiten. Seien Sie selektiv bei dänischen Aktien Dänische Aktien waren von den Kursrückgängen der letzten Tage sehr betroffen. Das kommt vielleicht nicht sehr überraschend angesichts der kräftigen Kurssteigerungen, die dänische Aktien in den letzten Jahren verzeichnen konnten. Die Gewinnzuwächse sind nach wie vor beträchtlich und mehrere Unternehmen haben zudem ihre Erwartungen nach oben korrigiert oder werden dies voraussichtlich in den kommenden Monaten tun. Die Kurseinbußen bewirken eine attraktivere Bewertung der großen Aktien und mehrerer kleiner und mittelgroßer Aktien. Wir empfehlen jedoch weiterhin unseren Anlegern sich selektiv zu verhalten. Der Zeitpunkt für eine erhöhte Ausrichtung auf den dänischen Markt scheint jedoch so gut, wie schon lange nicht mehr. Energie, Industrie, Gesundheit und Telekommunikation übergewichten Die Höhenflieger des letzten Monats waren Energie, Basisindustrie und Industrie. Unsere Branchengewichtung bleibt unverändert, siehe Tabelle 2. Tabelle 2 Branchengewichtung Branche Weltindex Gewichtung 7,2 % Übergewichtung Basisindustrie 4,7 % Untergewichtung Industrie 9,9 % Übergewichtung 11,2 % Untergewichtung 9,3 % Untergewichtung Gesundheitswesen 11,8 % Übergewichtung Finanzwesen 23,9 % Neutral Informationstechnologie Basiskonsumgüter 1000 400 Schwedische Aktien holen wieder auf Die schwedischenWirtschaftsdaten bestätigen unsere positiven Erwartungen an die schwedische Konjunktur 2006 und 2007. Die Exportunternehmen waren von dem hohen Weltwirtschaftswachstum und den steigenden Rohstoffpreisen begünstigt. Die Furcht vor nachlassendem Wachstum und rückläufigen Rohstoffpreisen bewirkte, dass sich die Anleger in den letzten Tagen von solchen Aktien getrennt haben. Zyklische Konsumgüter Gesundheitswesen 1200 600 USA bislang kein interessantes Ziel Ein hohes Zinsniveau und eine nachlassende Konjunkturdynamik in den USA dürften die US-Aktien belasten, die im bisherigen Jahresverlauf keine nennenswerten Erträge verzeichnen konnten. Obwohl ein abgeschwächter USD die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen verbessert, sind wir der Meinung, dass die wachstumsdämpfenden Faktoren, wie beispielsweise die hohen Rohstoffpreise am schwersten ins Gewicht fallen und sich deshalb negativ auf die Gewinnzuwächse mehrerer Unternehmen auswirken dürften. Energie 2000 1600 stoffpreise bewirkt jedoch eine geringfügige Beeinträchtigung des Potenzials. Die Aussicht auf baldige Zinssteigerungen, siehe Abschnitt über die Weltwirtschaft, bestätigt die verbesserten Aussichten. Auch in Japan dürften Unternehmen im Bereich Nicht-Basiskonsumgüter, Finanzwesen und Industrie voraussichtlich am meisten von dieser Entwicklung profitieren. 13,2 % Neutral Telekommunikation 5,1 % Übergewichtung Energieversorgung 3,7 % Untergewichtung Anlageinfo – Mai 2006 15 Emerging Markets Emerging Markets erfahren kräftigen Gegenwind Erhöhte Risikoaversion und steigende weltweite Zinsen bewirkten rückläufige Währungskurse und Rohstoffpreise. Davon war vorrrangig die türkische Währung betroffen. von Hans Christian Bachmann Die Fremdwährungsanleihen der Emerging Markets (auf USD oder EUR lautende Anleihen) waren betroffen, obwohl die Erweiterung der Zinsspanne zwischen EMBI Global Diversified und der 10-jährigen US-Rendite relativ begrenzt ausfiel, vgl. Abb. 1. Vor allem die erhöhte Inflationsangst bewirkte steigende weltweite Zinsen, siehe den Artikel „Monatsrückblick“. Die Erträge sind seit der letzten Ausgabe von „Anlageinfo“ negativ ausgefallen. Vorrangig Lateinamerika und Europa machten eine negative Phase durch, wohingegen Asien und vor allem Afrika die turbulente Phase relativ unbeschadet überstanden haben, vgl. Abb. 2. Der Monatsertrag beträgt – 1,29 %, während sich die Erträge des laufenden Jahres mit einer Performance von 0,12 % gerade noch behaupten konnten. sified erzielten in EUR berechnet im Berichtszeitraum einen negativen Ertrag von -4,74 % und von -4,22 % für das laufende Jahr. Die USD-Abschwächung bewirkte jedoch den Großteil der Rückgänge, da der Index in USD berechnet für 2006 ein Plus verzeichnet. Beim Vergleich der Lokalwährungs- und Fremdwährungsanleihen 2006 haben die Binnenmärkte am besten abgeschnitten. Trotz einer etwas negativen Phase bleiben die Emerging Markets-Anleihen weiterhin interessant und erzielten 2006 einen höheren Ertrag als normale dänische Anleihen. Die Zinsspanne beträgt momentan ca. 4 Prozentpunkte, vgl. Abb. 3. Aufgrund unserer Erwartungen an die weltweiten Zinsen, siehe den Artikel über die Weltwirtschaft, dürfte das Schlimmste unseres Erachtens hinter uns liegen und die Emerging Markets-Anleihen im weiteren Jahresverlauf angemessene Erträge erzielen. Türkische Lira unter Druck Mehrere weltweite und inländische Die inländischen Erträge gemessen am Benchmarkindex GBI EM Broad DiverAbbildung 1 Zinsspread zwischen EMBI Global Diversified und US-Staatsanleihen 450 Gold- und Platinpreise ziehen an Die Rohstoffpreise – besonders die Metallpreise – verzeichnen enorme Steigerungsraten im bisherigen Jahresverlauf. Deshalb war die Preiskorrektur des vergangegenen Monats nur kosmetischer Art, und sowohl die Gold-, Silber- und Platin- als auch die Kupferpreise sind faktisch höher als vor einem Monat. Die Schlussfolgerung wäre naheliegend, dass diejenigen, die vorerst den Zug verpasst hatten, die Korrektur nutzten, um den Zug doch zu erreichen. Von der Korrektur der Edelmetallpreise war nach der türkischen Lira (TRY) vor allem der südafrikanische Rand (ZAR) am härtesten betroffen. Die Marktreaktion gegenüber dem ZAR ist etwas übertrieben, da die Gold- und Platinpreise 2006 markant gestiegen sind – was sich sogar im Mai trotz der Korrekturen fortgesetzt hat. Wir erwarten deshalb eine erneute Stärkung des ZAR. Abbildung 2 Performance EMBI Global Diversified und ausgewählte Länder des Index Ertrag seit dem 19.04.2006 20 % Ertrag des laufenden Jahres 2006 16 % 400 12 % 8% 350 4% 300 0% -4 % 250 -8 % Libanon Nahost Thailand Pakistan Malaysia Indonesien Philippinen China Asien Tunesien Südafrika Nigeria Marokko Elfenbeinküste Ägypten Afrika Anlageinfo – Mai 2006 Ungarn Ukraine Türkei Serbien Rumänien Russland Polen Bulgarien Europa 16 J F M A M J J A S ON D J F M AM Venezuela Uruguay Peru Panama Mexiko El Salvador Ecuador Dom. Republik Kolumbien Chile Brasilien Argentinien Lateinamerika 150 EMBI Global Div. 200 Emerging Markets Umstände haben zur markanten Schwächung der TRY beigetragen, vgl. Abb. 7. Dabei fing der Monat mit der Verabschiedung der lang erwarteten Sozialund Rentenreform relativ gut an. Die vom IWF verlangte Reform soll die populistischen Maßnahmen der vorherigen Regierungen wieder rückgängig machen, die ein Rentenalter von 38 Jahren für Frauen und von 43 Jahren für Männer bewirkt haben. Diese Regelung bedeutet, dass es momentan ca. 1,7 Erwerbstätige je Rentner gibt, wohingegen die Zahl in Europa mit einer viel älteren Bevölkerung bei 5 Erwerbstätigen je Rentner liegt. Die verabschiedete Reform bewirkt eine stufenweise Anhebung des Rentenalters auf 65 Jahre bis 2048 und sollte damit die Probleme der Rentenfinanzierung lösen und das Arbeitskraftangebot erweitern. Die Rentenreform und die Unruhe im Zusammenhang mit der ungeschickten Ernennung des neuen türkischen Notenbankchefs, siehe frühere Ausgaben von „Anlageinfo“, haben u. a. zur TRYSchwächung beigetragen. Der Präsident legte sein Veto ein und schickte die Rentenreform zurück ins Parlament, das nachfolgend die Reform wieder verabschiedete. Der Präsident kann kein erneutes Veto einlegen, kann dafür aber eine Verfassungsbeschwerde gegen die Reform vor dem Verfassungsgericht einreichen, was ein sehr schlechtes Signal sein würde – sowohl an die Märkte als auch an den IWF. Abbildung 3 Die Rendite des EMBI Global Diversified und die 10-jährige dänische Rendite Abbildung 4 CRB Rohstoffindex Abbildung 5 VIX-Index und Zinsspread zwischen EMBI Global Diversified und der 10-jährigen US-Rendite 13 400 900 45 800 40 700 35 600 30 500 25 400 20 12 11 350 10 EMBI 9 300 8 7 250 6 5 3 2 03 04 15 10 200 10-jährige dänische Rendite 02 VIX-index 300 200 4 05 06 150 01 02 03 04 05 100 00 01 02 03 04 05 5 Anlageinfo – Mai 2006 17 Emerging Markets Der Machtkampf zwischen dem sekularen Präsidenten und der moderaten moslemischen Regierung ist nicht neu. Deshalb dürfte der Streit unseres Erachtens nicht eskalieren, obwohl Konfrontationen im Zusammenhang mit jeder Verabschiedung von Reformen angekündigt sind. Dabei herrscht im Land ein dringender Bedarf an weiteren Reformen, so EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn, der eindringlich die Türkei aufgefordert hat, zum Reformmomentum zurückzufinden, falls die EUAufnahmeverhandlungen nicht gebremst werden sollen. Sollten die EUBeitrittsverhandlungen im Herbst in eine Sackgasse geraten, wäre dies sehr schlecht für die TRY. Erhöhter Fokus auf die Leistungsbilanz Es steht jedoch nicht nur die Politik hinter der TRY-Abschwächung. Die Märkte haben den Fokus auf Leistungsbilanzdefizite erhöht, nachdem die isländische Krone und der neuseeländische Dollar eine markante Schwächung erfuhren. Beide Länder haben mit großen Leistungsbilanzdefiziten schwer zu kämpfen. Das türkische Defizit ist jedoch etwas geringer als das isländische und neuseeländische und im hohen Maße vom Ölpreis abhängig, vgl. abb. 6. Ein Großteil des türkischen Defizits dürfte durch Auslandsanlagen gedeckt werden, weshalb das Leistungsbilanzdefizit unseres Erachtens kein akutes Problem darstellen dürfte. Die türkische Notenbank hat mitgeteilt, dass sie den Kauf von Fremdwährungen einstellt, was ein geringeres TRY-Angebot bewirkt. Die türkischen Währungs- reserven sind die letzten Jahre markant gestiegen, vgl. Abb. 8, weshalb eine Aufstockung der Währungsreserven in der momentanen Lage nicht erforderlich ist. Angemessene Erträge trotz Unsicherheit Die Türkei wird nur mit großer Mühe die Inflationsvorgabe von 5 % zum Jahresende einhalten können, nachdem im April eine Inflationsrate von 8,83 % YoY ermittelt wurde. Vorrangig wirkt sich der hohe Ölpreis aus, aber auch die Preise des Dienstleistungssektors ziehen mehr als erwünscht an. Nach der TRYSchwächung ist die Zielvorgabe der Notenbank für 2006 in noch größere Schwierigkeiten geraten. In einem Bericht aus 2004 prognostiziert die Notenbank somit, dass eine Währungsabschwächung von 10 % einen Anstieg der Inflationsrate von 2,4 Prozentpunkten in den nächsten 12 Monaten bewirken wird. Wenige Tage vor der Veröffentlichung der Inflationszahlen für April setzte die Notenbank ihre Leitzinssenkungen fort, was etwas überhastet erscheint. Auf der nächsten Zinssitzung wird die Notenbank nur mit Mühe eine Zinsanhebung vermeiden können, teils auf Grund der Inflationszahlen, teils infolge der TRY-Abschwächung. Die TRY wird von einer Zinserhöhung profitieren, die zeigen wird, dass die Notenbank bereit ist, unangenehme Entscheidungen zu treffen und alles in ihren Kräften Stehende zu unternehmen, um das Inflationsziel einzuhalten. Insgesamt bleibt die Situation der TRY weiterhin unsicher und kurzfristig Abbildung 6 Leistungsbilanz (Mrd. USD) und Ölpreise (USD je Tonne), Türkei Sehr starker brasilianischer Real Trotz einer geringfügigen Abschwächung in letzter Zeit befindet sich der brasilianische Real (BRL) auf einem sehr hohen Level gegenüber dem USD. In der Tat waren ähnliche Levels zuletzt Anfang 2001 zu verzeichnen. Bislang deutet sehr wenig darauf hin, dass der starke Real eine wesentliche Abschwächung des Exports bewirken dürfte, obwohl sich einige Gruppierungen aus dem produzierenden Gewerbe besorgt äußerten. Zudem benötigt ein Land mit dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand Brasiliens nicht unbedingt ein Leistungsbilanzdefizit – dagegen kann ein geringfügiges Defizit nützlich sein, falls es auf die Einfuhr von Waren zurückzuführen ist, die für Investitionen zur Produktivitätsverbesserung eingesetzt werden. Die Notenbank spielt weiterhin eine aktive Rolle am Devisenmarkt und hat in den ersten 4 Jahresmonaten schätzungsweise ca. 10 Mrd. USD akkumuliert und ihre Käufe im Mai fortgesetzt. Wäre die Notenbank nicht aktiv gewesen, hätte sich der USD/BRL weiter erholt. Zudem scheint die Bank mit zukünftigen Zinssenkungen zurückhaltender umgehen zu wollen – nachdem Abbildung 7 EUR/TRY 10 5 1,90 20 0 1,85 30 -5 1,80 -10 1,75 -15 1,70 60 -20 1,65 70 -25 1,60 -30 1,55 40 Ölpreis (linke Achse, invers) 50 80 18 besteht das Risiko einer weiteren Abschwächung. Längerfristig gehen wir dagegen davon aus, dass sich die TRY von ihrem momentanen Level erholen dürfte. Zudem erzielen Anlagen in TRYAnleihen weiterhin eine hohe Rendite, weshalb sogar bei unverändertem TRYKurs ein angemessener Ertrag zu erwirtschaften ist. 00 01 Anlageinfo – Mai 2006 02 03 04 05 04 05 06 Emerging Markets die Bank zuletzt Zinssenkungen von je 0,75 Prozentpunkten durchgeführt hatte. Es wäre vernünftig, eine Pause einzulegen oder das Tempo zu drosseln und die Wirkung der bisherigen Zinssenkungen von insgesamt 4 Prozentpunkten in den letzten 8 Monaten abzuwarten. Zinsänderungen schlagen grundsätzlich erst nach 1-2 Jahren voll durch. Der BRL besitzt weiterhin das Potenzial für eine Erholung gegenüber dem USD. Da wir aber von einer Abschwächung des USD gegenüber dem EUR ausgehen, muss dies nicht zwangsläufig eine Erholung des BRL gegenüber dem EUR bedeuten. Da die brasilianischen Zinsen nach wie vor hoch sind, sind Anlagen in brasilanischen Anleihen weiterhin attraktiv. Abbildung 8 Währungsreserven, Mrd. USD, Türkei Abbildung 9 USD/BRL und USD/MXN 80 2,80 75 Calderon hat Führung übernommen In Mexiko liegt der Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei PAN, Calderon, in den Meinungsumfragen vorne. Durch die Betonung der engen Beziehung seines Gegenkandidaten, Andres Obrador, zum venezuelanischen Präsidenten Chavez hat Calderon seine Führung ausgebaut. In der April-Ausgabe von ”Anlageinfo” prognostizierten 65 2,60 60 2,50 55 11,40 USD/BRL 2,30 45 40 11,20 11,00 2,40 50 10,80 2,20 35 2,10 30 25 11,60 2,70 70 wir eine Erholung des mexikanischen Peso (MXN), vorausgesetzt Calderon würde weitere Zugewinne verzeichnen. Aus Anlegersicht ist seine Führung deshalb positiv. Für den Fall, dass Calderon im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im Juli an seiner Führung festhalten oder sie sogar ausbauen kann, besitzt der MXN weiteres Potenzial gegenüber dem USD – vorausgesetzt, der Ölpreis bleibt auf seinem momentanen Level. Wie beim BRL dürften USDSchwankungen jedoch den in EUR gemessenen Gewinn begrenzen. 00 01 02 03 04 05 2,00 USD/MXN J F MAM J J A S ON D J F MAM 10,60 10,40 Anlageinfo – Mai 2006 19 Ansprechpartner bei der Sydbank Editor: Sydbank Markets, Economic Research & Analyses Michael Andersen, Abteilungsdirektor Publikationsadresse: Sydbank Markets · Peberlyk · Postfach 169 · DK-6200 Aabenraa · Dänemark Kontakt: Sydbank Norderstraße 9 D-24939 Flensburg Deutschland Ruf-Nr.: +49 461 86 020 E-Mail: [email protected] Sydbank Deichstraße 34 D-20459 Hamburg Deutschland Ruf-Nr.: +49 40 37 69 000 E-Mail: [email protected] Sydbank (Schweiz) AG Poststrasse 17 CH-9000 St. Gallen Schweiz Ruf-Nr.: +41 71 227 81 00 E-Mail: [email protected] Sydbank PBI Torvet 2 DK-6300 Gråsten Dänemark Ruf-Nr.: +45 73 35 73 37 E-Mail: [email protected]