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Brustkrebs > Ernährung Inhaltsverzeichnis 1. Das Wichtigste in Kürze 2. Vorbeugung 2.1. Bevölkerungsstudien 2.2. Sekundäre Pflanzenstoffe 3. Ernährung während Chemo- und Strahlentherapie 3.1. Empfehlungen zu einzelnen Nahrungsbestandteilen 3.1.1. Problematik antioxidative Vitamine 3.1.2. Aspekt "Übersäuerung" 3.2. Gewichtsverlust 3.3. Unterstützung für den Darm 3.4. Tipps bei Übelkeit 3.5. Entgiftung 3.6. Krebsdiäten 3.7. Praxistipps 4. Krankenkostzulage 5. Verwandte Links 1. Das Wichtigste in Kürze Gesunde Ernährung mindert das Risiko an Brustkrebs zu erkranken und stärkt den Körper der Patientin während einer Therapie. Darüber hinaus gibt es zwar viele Empfehlungen, Diäten und Tipps, doch Experten raten in der Behandlungsphase dringend von einseitigen oder gar extremen Ernährungsformen ab. Bei Übelkeit oder Gewichtsverlust während der Chemo- oder Strahlentherapie ist jede Ernährung richtig, die dem Körper Energie zuführt und den Genuss am Essen erhält oder wiederbringt. 2. Vorbeugung Fettreiche Ernährung ist einer der Risikofaktoren für Brustkrebserkrankungen. Es ist aber nicht gesichert, dass Übergewicht ebenfalls ein Risikofaktor für Brustkrebs ist. Starkes Übergewicht ist aber auf jeden Fall ein Problem für die Behandlung, z.B. bei einer Operation. Zudem sind die meisten Frauen mit starkem Übergewicht körperlich eher weniger leistungsfähig, weswegen sie sie sich von den Behandlungen (Operation, Bestrahlung, Chemotherapie) oft langsamer erholen. 2.1. Bevölkerungsstudien Erste Hinweise zur Bedeutung der Ernährung kamen aus Bevölkerungsstudien. Z.B. haben Japanerinnen in Japan ein 5fach geringeres Risiko für Brustkrebs als Amerikanerinnen, aber in der 3. Generation nach Einwanderung in die USA ist das Risiko gleich hoch wie bei Amerikanerinnen. Die japanische Ernährung ist extrem fettarm, enthält kaum Fleisch, viel Tofu und andere Sojaprodukte. Es gibt sehr viele Aussagen zu Ernährung und Krebs, "Studien" werden mit den verschiedensten Ergebnissen zitiert. Recht aussagekräftig erscheint eine Auswertung aus dem Jahr 2008, die Daten der EPIC-Potsdam-Studie auswertete. Interessant daran ist, dass EPIC (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) die Ernährungsgewohnheiten von Menschen über viele Jahre beobachtet, die zum Beginn der Beobachtung gesund waren. Anhand von Frauen, die an Brustkrebs erkrankten, wurde ein Ernährungsmuster identifiziert, das das Brustkrebsrisiko verdoppelt: Erhöhter Verzehr von Butter, Margarine, verarbeitetem Fleisch und Fisch, reduzierter Verzehr von Brot und Fruchtsäften. Dieselbe Studie konnte allerdings keinen Einfluss von ungesättigten oder gesättigten Fettsäuren oder des Körpergewichts auf das Brustkrebsrisiko feststellen. 2.2. Sekundäre Pflanzenstoffe Inzwischen deuten verschiedene Studien darauf hin, dass sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe allgemein gegen Krebs wirksam sind. Diese sind besonders konzentriert in: dunklem Gemüse, Tomaten (gekocht), Hülsenfrüchten, Kohlgemüse, Zwiebeln, Knoblauch, Vollkorn, Sonnenblumenkernen, Sesam, Joghurt, milchsauer eingelegtem Gemüse, Oliven. Verallgemeinernd kann also empfohlen werden, mehr pflanzliche Kost zu sich zu nehmen. Speziell wirksam gegen Brustkrebs sind angeblich Phytoöstrogene. Davon finden sich die Isoflavonoide vermehrt in Sojaprodukten und Hülsenfrüchten und die Lignane z.B. in Leinsamen, Getreide und Gemüse. Das ist in Fachkreisen höchst umstritten. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt sogar vor Nahrungsergänzungsmitteln, die viele Phytoöstrogene enthalten - sogar gesunde Frauen sollten vorsichtig damit sein (Quelle: www.bfr.bund.de/cm/208/isolierte_isoflavone_sind_nicht_ohne_risiko.pdf). 3. Ernährung während Chemo- und Strahlentherapie Grundsätzlich sollten Patientinnen jede Art von Diät, Nahrungsergänzung oder Ernährungsumstellung auf jeden Fall mit dem Arzt abstimmen. Chemo- und Strahlentherapie stellen starke Belastungen für den Körper dar, da nicht nur bösartige Zellen abgetötet werden, sondern z.T. auch gesunde Zellen, insbesondere im Magen-Darm-Trakt. Das führt oft zu einem Dilemma: Einerseits braucht der Körper besonders viel Kraft, also Energie - und die kommt aus der Nahrung. Andererseits ist es wegen Entzündungen im Mund- und Schleimhautbereich, Übelkeit, Erbrechen und Verdauungsproblemen aber oft nur schwer möglich, die allgemeinen Regeln einer gesunden Ernährung einzuhalten. Häufig können keine größeren Nahrungsmengen aufgenommen werden und selbst bei einer Aufnahme mehrerer kleiner Mahlzeiten kann ein Gewichtsverlust nicht immer vermieden werden. So kann man für die Ernährung bei Chemo- und Strahlentherapie keine generellen Empfehlungen aussprechen, denn es kommt auf den Appetit und die individuelle Verträglichkeit der Nahrung an, also auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Einzelnen. In dieser Therapiephase gilt: Auch das sogenannte "Ungesunde" ist erlaubt, wenn man z.B. Obst, Gemüse und Ballaststoffe nicht essen kann. Selbst Cola, Salzstangen und Eiscreme können da über die Runden helfen. In einer Zeit, in der das Essen an sich zum Problem geworden sein kann, ist alles richtig, auf das man Appetit hat und das man verträgt. Ganz wesentlich ist, dass jenseits des Wunsches nach optimaler Ernährung die Nahrungsaufnahme in der Zeit der Erkrankung und Therapie stets unter dem Gesichtspunkt des Genusses betrachtet werden sollte. Ansonsten gelten Ernährungsregeln wie für gesunde Menschen auch: Viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe, wenig tierisches Fett und Fleisch. Meist tut man sich damit aber nach überstandener Chemo- und Strahlentherapie leichter - was auch absolut in Ordnung ist. 3.1. Empfehlungen zu einzelnen Nahrungsbestandteilen Kohlenhydrate Vollwertig, sofern man sie verträgt, doch meist vertragen Patientinnen während der Chemotherapie Vollkornprodukte nur sehr schlecht. Alternative sind Kartoffeln. Ansonsten eben Weißmehlprodukte (Puddings, Nudeln, Weißbrot). Gemüse Zartes Gemüse wie Zucchini, Karotten und Spinat sowie geschältes Obst und Gemüse werden bei Problemen noch am ehesten vertragen. Eiweiße (Proteine) Proteine braucht der Körper für die Immunbotenstoffe, das Hormonsystem, die Zellneubildung, Entgiftungsenzyme und das körpereigene Puffersystem gegen Übersäuerung. Während Erkrankung und Therapie besteht ein erhöhter Proteinbedarf von 1,2 bis 2 g pro kg Gewicht pro Tag. Dabei kommt es vor allem auf die "biologische Wertigkeit" und die Vielseitigkeit der Proteine an - nicht nur die Quantität zählt, sondern vor allem die Qualität. Sehr hochwertig sind z.B. Kartoffeln kombiniert mit Ei oder mit Milch. Auch wenig Fleisch (sofern darauf Appetit besteht), Fisch, Ei, Milchprodukte (möglichst gesäuert) sollten als Eiweißquellen verzehrt werden. Fette Empfohlen werden Omega-3-Fettsäuren und einfach-ungesättigte Fettsäuren (Oliven-, Raps-, Walnuss-, Lein- und Fischöl). Die Nahrung kann auch mit Butter und Sahne angereichert werden, denn in der Erkrankungsphase ist der Bedarf an Nahrungsfett höher. 3.1.1. Problematik antioxidative Vitamine Während einer Chemo- oder Strahlentherapie wirken auf den Tumor (leider auch auf die Schleimhäute, das Knochenmark und die Haarzellen) viele freie Radikale ein, denen der Körper auch im gesunden Leben ausgesetzt ist. Normalerweise machen Antioxidantien (Vitamine A, C, E, Carotinoide, Coenzym Q10) die freien Radikale immer wieder unschädlich. In der Tumortherapie sind diese "schädlichen" Wirkungen der freien Radikale auf den Tumor allerdings erwünscht. Antioxidantien schützen gesunde Zellen, aber möglicherweise auch Tumorzellen - diese Wechselwirkungen sind noch nicht eingehend untersucht. Antioxidatien als Nahrungsergänzung sollten daher nur zeitlich begrenzt eingenommen werden, z.B. wenn in der Therapie starke Nebenwirkungen auftreten: Wenn durch die Darmschädigung die Nährstoffaufnahme beeinträchtigt ist. Wenn sich die Anzahl der Blutzellen stark vermindert. Wenn kaum mehr Appetit besteht. Antioxidatien mindern dann diese Nebenwirkungen, können jedoch auch die erwünschte Tumorschädigung beeinträchtigen. Nach der Chemotherapie können Patientinnen die körpereigenen Speicher durch Nahrungsergänzung wieder bedenkenlos auffüllen. 3.1.2. Aspekt "Übersäuerung" Im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen taucht oft das Thema "Übersäuerung" auf und sorgt für Verwirrung. Unter Übersäuerung werden ganz unterschiedliche Dinge verstanden, z.B.: Die Schleimhäute reagieren säureempfindlich auf Obstsäuren. Durch den Zellzerfall der Therapie können die Harnsäurewerte (Gicht) im Blut ansteigen: Fleisch und Hülsenfrüchte sollten dann wegen ihres diesbezüglich schädlichen Puringehalts gemieden werden. Es gibt auch Medikamente gegen einen Harnsäureanstieg. Eine veraltete Theorie der Krebsentstehung besagt, dass Krebs nur in saurem Milieu entstehen könne, daher seien alle Säurebildner zu vermeiden. Heute weiß man, dass die saure Umgebung am Tumor eine Folge des schnellen Zellwachstums ist und nicht die Ursache für den Tumor. Eine andere Theorie ordnet alle Zivilisationskrankheiten und ungesunden Lebensweisen (Stress, Rauchen, Alkohol, Bewegungsarmut) dem Thema "Chronische Übersäuerung" unter und empfiehlt als Ernährung vor allem basisch wirkendes Obst und Gemüse. Auch Milch, Weißmehl, Reis sind danach Säurebildner. Unser Körper hat verschiedene Puffersysteme, die die Blutsäurewerte immer wieder regulieren, so dass eine Übersäuerung sehr selten vorkommt. Reichen diese nicht aus, werden überflüssige Säuren über Atmung und Niere ausgeschieden. Reichlicher Obst- und Gemüseverzehr wirkt basisch (also gegen Säure), für die Funktion der Puffersysteme braucht der Körper Mineralstoffe. 3.2. Gewichtsverlust Eine Gewichtsabnahme während der Erkrankung ist gesundheitlich ungünstiger als eine Gewichtszunahme. Um eine Gewichtsabnahme zu vermeiden, können die Mahlzeiten mit dem kalorienreichen und geschmacksneutralen Kohlenhydrat Maltodextrin, mit Butter oder Sahne angereichert werden. Wer befürchtet, sich dennoch mangelhaft zu ernähren, kann auf "Astronautenkost" zurückgreifen, eine fertige Milchshakemischung mit vielen Omega-3-Fettsäuren (EPA) und Proteinen. Tumorpatientinnen haben einen erhöhten Bedarf an Selen, Zink und vielen anderen Mineralstoffen und Spurenelementen. Empfohlen wird die zusätzliche Zufuhr von Selen (bessere Wirkung der Chemotherapie und Entgiftung) und Zink (Immunsystem), evtl. auch Omega-3-Fettsäuren (entzündungshemmende Stoffwechselwirkung). Das körpereigene Puffersystem gegen eine sogenannte "Übersäuerung" kann man durch eine Mineralstoffmischung (Basenpulver) unterstützen. 3.3. Unterstützung für den Darm Ein funktionsfähiger Darm ist das größte Immunorgan und er sorgt dafür, dass dem Körper alle Nähr- und Vitalstoffe zur Verfügung stehen. Gesäuerte Milchprodukte (Joghurt, Quark, Dickmilch) oder Gemüse (Sauerkraut, milchsauer vergorene Säfte - alles so weit verträglich) unterstützen die Darmfunktion. Ein geschädigter Darm infolge der Chemotherapie kann möglicherweise durch die Zufuhr getrockneter Darmbakterien gebessert werden. 3.4. Tipps bei Übelkeit Bei einer Strahlen- oder Chemotherapie leiden viele Frauen als Nebenwirkung unter Übelkeit. Folgende Tipps können helfen: Essen, wann man Lust hat und worauf man Lust hat. Langsam essen, viel trinken, kleine Mahlzeiten einnehmen. Starke Gerüche meiden. Manche Frauen essen deshalb lieber kalte Gerichte. Bei aufsteigender Übelkeit tief atmen, Frischluft und Kühle suchen. Keine enge Kleidung tragen, vor allem nicht im Hals-Brust-Magen-Bereich. Möglichst nach dem Essen nicht hinlegen. Bei starker Müdigkeit Oberkörper hochlagern. Bei morgendlicher Übelkeit abends schon etwas Trockenes (Scheibe Knäckebrot, Getreideflocken etc.) bereitlegen und vor dem Aufstehen essen. 3.5. Entgiftung Zur Entgiftung sollten Patientinnen reichlich trinken: 2-3 Liter kohlensäurefreies Mineralwasser, Tees und verdünnte Säfte. Der Körper benötigt zur Entgiftung außerdem viel Sauerstoff, den er durch frische Luft und Bewegung erhält. 3.6. Krebsdiäten Es gibt mehrere sogenannte Krebsdiäten, die nach Einschätzung von Krebsexperten alle (!) nutzlos und zum Teil sogar schädlich sind. Ein Tumor kann sich zwar während einer Diät zurückbilden, aber er vergrößert sich bei normaler Ernährung wieder. Eine Fastenkur oder einseitig fokussierte Ernährung kann gefährlich für die Patientin werden, weil sie den Körper Kraft kostet, die er eigentlich zur Abwehr des Tumors bräuchte. Das Abwehrsystem wird durch eine Fastenkur geschwächt und Infektionen können die Folge sein. 3.7. Praxistipps Viele Patientinnen kochen sich für die ersten 2 Tage der Chemotherapie vorsorglich eine kräftigende Hühnerbrühe. Tipps zur Ernährung bei Krebs geben Ernährungsberatungsstellen, die Krankenkasse kann Adressen nennen. Mehrere Artikel zum Thema stellt der Krebsinformationsdienst (KID) zur Verfügung unter www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/ernaehrung-therapie-index.php. Ausführliche Informationen zum Thema bietet die Broschüre "Ernährung bei Krebs" der Deutschen Krebshilfe. Diese kann unter www.krebshilfe.de/wir-informieren/material-fuer-betroffene/blaue-ratgeber.html bestellt oder heruntergeladen werden. Direkter Download unter www.krebshilfe.de/fileadmin/Inhalte/Downloads/PDFs/Blaue_Ratgeber/046_0115.pdf. 4. Krankenkostzulage Bei schweren Verläufen oder dem Vorliegen besonderer Umstände kann bei Empfängern von Sozialhilfe oder Grundsicherung für Arbeitssuchende ein Mehrbedarf für kostenaufwändige Ernährung entstehen. Näheres unter Krankenkostzulage. 5. Verwandte Links Brustkrebs Brustkrebs > Allgemeines Brustkrebs > Behandlung Brustkrebs > Familie Brustkrebs > Lymphödem Brustkrebs > Sport und Urlaub Stand: 23.12.2016 © betanet - beta Institut gemeinnützige GmbH www.betanet.de www.beta-institut.de