Respektiere 02 / 2009
Transcrição
Respektiere 02 / 2009
2/2009 TierTodesTransporte „Schlacht“tiere brauchen Engel Fauler Zauber: Tiere im Zirkus Kein Kein Applaus Applaus für für Tierquälerei Tierquälerei Achtung: Hund entlaufen! Risiken, Risiken, Vorbeugung Vorbeugung und und erste erste Maßnahmen Maßnahmen Impressum Inhalt Magazin Seite Seite Seite Seite Seite 4 8 11 12 14 Fürchterliches Unrecht: TierTodesTransporte Rumänien: Straßenhunde in Lebensgefahr EU: Impfen und Kontrolle statt Töten Rettung für Schafherde Unser Tierheim: Hof Wiesenfeld Seite 22 Wildtiere im Zirkus Unsere Partner Seite 4 „Schlacht“tiere brauchen Engel Seite Seite Seite Seite Seite Seite 16 16 17 20 22 25 Hof Huppenhardt: Esel suchen Paten Watt wird Weltnaturerbe Auf den Spuren der Hundemafia in Ungarn EU: Importverbot für Robbenprodukte Fauler Zauber: Wenn die Zirkusmanege zur Hölle wird Kinderseiten: Zirkus Seite 28 Partnerübersicht Seite 29 ETN-Tiersendung: „Ein Herz für Tiere“ Seite 30 Roquetas: Lovelys Weg ins Glück Seite 32 TSV Marsberg: Hilfe für den Deutschen Schäferhund Seite 34 Ein neues Leben für Grischa Seite 35 Wasservögel: Der einsame Tod Seite 36 Franziskushof: Refugium auch für gequälte Exoten Seite 37 Teneriffa: Rettung für Hundefamilie Seite 38 Happy End für Schnauzermischling Mundo Seite 40 ETN: Ein Partner in der Not Seite 41 Tiere suchen ein Zuhause Service Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 44 Achtung: Hund entlaufen 44 47 47 48 50 51 Achtung: Hund entlaufen! Tiere & Recht Buchtipp Tiergesundheit News Damit Tiere eine Zukunft haben Impressum Herausgeber Europäischer Tier- u. Naturschutz e.V. Hof Huppenhardt, D-53804 Much Tel.: 0 22 45/61 90-0, Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected] VR 2454, Amtsgericht Siegburg Der ETN e.V. ist als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Mitgliederverwaltung ETN e.V.: Hof Huppenhardt, D-53804 Much Tel.: 0 22 45/61 90-16, Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected] 2 Respektiere 2/2009 Redaktion ETN e.V. , Elli Heß Heidestr. 79 D-52146 Würselen Tel.: 0 24 05/89 60 82 Fax: 0 24 05/89 65 43 e-Mail: [email protected] Vorstand Heinz Wiescher (Präsident), Dieter Ernst, Dr. Diane Reiser und Rainer Schöne Fotos Animals’ Angels e.V., Birgit Fischer, BMT e.V., Tierhilfe Wendland e.V., Maria Bader, Stefan Grothus, Vladimir Melnik/Fotolia, Tobias Scholand, D. Rüter, www.tirm.de und ETN-Partnerorganisationen. Titelbild: Animals’ Angels e.V. Druck Hofmann Druck GmbH & Co. KG 90412 Nürnberg Alle Beiträge und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Beiträge übernehmen Herausgeber und Redaktion keine Gewähr. Wir behalten uns vor, Beiträge zu kürzen und/ oder zu überarbeiten. Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. „Respektiere“ ist auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. ETN im Internet www.etn-ev.de Editorial Liebe ETN-Freunde, diese Ausgabe beschäftigt sich mit sehr Dr. Diane Reiser unterschiedlichen Tierschutzthemen, die uns allen in gleicher Weise am Herzen liegen und die uns in den letzten Tagen und Wochen vor Tiere scheuerten mit dem Rücken am oberen Deck Sorge oft den Schlaf gekostet haben. So waren wir un- und zogen sich dabei erhebliche Verletzungen zu. Die dercover bei einer Zirkusrecherche im Einsatz. Seit 12.623 Tiere, die im Rahmen dieser Studie ins Visier 2003 sind alle Bemühungen gescheitert, ein Wildtier- gerieten, sind jedoch nur die Spitze des Eisberges. verbot in Zirkussen in Deutschland durchzusetzen, Weltweit werden pro Jahr 50 Milliarden Tiere lebend obwohl die Haltungsbedingungen, die Dressur und transportiert. Ein unvorstellbares Leid … die zahlreichen Transporte von Wildtieren eine permanente Tierquälerei darstellen. Trotz des Drehver- Daher erachten wir als ETN auch die Zusammenarbots in den Zirkusbetrieben konnten wir aufrütteln- beit mit „Animals’ Angels“ als eminent wichtig. „Endes Filmmaterial erstellen. Bilder, die bewegen und gel“ begleiten die Transporte und bringen Verstöße jeden Tierfreund erschüttern. In den nächsten Wo- zur Anzeige. Seit Juli ist auch ein von uns gesponserchen werden wir uns um eine Veröffentlichung in den ter „Engel“ im Einsatz. In diesem Zusammenhang Medien bemühen. Wir hoffen, neben der Aufklärung möchte ich Sie auf die Initiative „8hours“ (s. S. 6) aufder Bevölkerung dadurch auch den politischen Druck merksam machen, die wir als ETN unterstützen. Bitte erhöhen zu können. Damit irgendwann niemand unterzeichnen Sie die Petition zur Abschaffung der mehr applaudiert, wenn ein mit der Peitsche dressier- Langzeittiertransporte und unterstützen Sie weiterter Tiger in der Manege seine Kunststücke vorführt. hin unsere Arbeit! Damit die Menschen ihrer Empörung Ausdruck verleihen: über Wildtiere, die in engen Käfigen von Stadt Dazu zählt auch der Kampf gegen die grausame Ermordung rumänischer Straßenhunde. In Brasov bezu Stadt transportiert werden … mühen wir uns zurzeit gemeinsam mit dem BMT und Eine Schlagzeile vom 3. Juli 2009 passt leider zu unse- unserem Partner um die Schließung einer Tötungsanrem Leitartikel und empört uns über alle Maßen! lage. Während wir hier wie dort für Medienpräsenz „Libyen öffnet Markt für deutsche Zucht- und Mast- sorgen, ist am 25. Juli der vierte ETN-Rettungstransrinder“. Was in den Medien als wirtschaftliche Er- port aus Brasov angekommen (s. S. 8). folgsmeldung dargestellt wird, bedeutet unendliches Tierleid und ist ein Skandal: der tagelange, qualvolle Sie sind es, die es uns ermöglichen, Tieren in Not zu Transport per LKW und Schiff über aberwitzig weite helfen. Trotz zahlreicher Erfolge und manchem Happy Strecken. Sollten die Tiere den strapaziösen Trans- End bleibt noch immer viel zu tun. Bitte lassen Sie die port überstehen und lebend in Libyen ankommen, Tiere nicht vergebens auf Hilfe hoffen. werden sie dort geschächtet. Fast zeitgleich erschien eine Studie des Regierungspräsidiums Gießen, wonach alleine in Hessen 55 von 70 Tiertransporten, die das Regierungspräsidium im Jahr 2008 überprüft hatte, zu beanstanden waren – das sind 78,6 Prozent! Der Hauptgrund für Beanstandungen sei der extreme Platzmangel. Bei 13 doppelstöckigen Transportern wurde der geringe bis feh- Ihre Dr. Diane Reiser, lende Abstand zur nächsten Etage kritisiert. Viele ETN-Vorstandsmitglied 2/2009 Respektiere 3 Magazin Fürchterliches Unrecht: TierTodesTransporte „Schlacht“tiere brauchen Engel Schätzungen zufolge werden weltweit pro Jahr 50 Milliarden Tiere lebendig transportiert – oft in qualvoller Enge, krank, ohne Wasser und Futter. Ein Martyrium ohnegleichen. Seit vielen Jahren laufen Tierschützer Sturm gegen diese TierTodesTransporte. Seit 1996 werden sie stellenweise begleitet: von den Animals’ Angels. Diese „Engel“ dokumentieren nicht nur das Leid der Tiere. Sie schützen und versorgen die Tiere, wo immer es ihnen möglich ist! Der ETN unterstützt Animals‘ Angels und schickt auch einen „Engel“ auf die Reise … Am 26. März 1996 fahren Autos von Frankfurt/Oder nach Westen. Sie verfolgen einen LKW mit Pferden. In den Autos sitzen Menschen. Sie wollen nicht länger hinnehmen, dass auf Deutschlands Straßen diese TierTodesTransporter fahren, aus denen das Blut tropft und Lachen auf dem Asphalt der Straßen bildet. Unbe4 Respektiere 2/2009 merkt von der Öffentlichkeit. Unkontrolliert von den zuständigen Behörden. Diese Menschen wollen bei den Tieren sein. Auch wenn sie nichts „machen“ können. Nach fast zwei Tagen Begleitfahrt sehen sie „ihre“ Pferde im Schlachthof verschwinden – und weinen. Das ist die Geburtsstunde von Animals’ Angels.* Gesetzwidriger Umgang mit Tieren „Nutz“tiere werden geboren, um „verbraucht“ zu werden. „Nutz“tiere werden gemästet, transportiert und geschlachtet. Das ist gesellschaftlicher Konsens und ein profitables Geschäft. Doch die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Tiere auf den Transporten innerhalb der EU reichen nicht im Alle Fotos © Animals’ Angels Animals’ Angels bei einer Kontrolle im Hafen von Bari/Italien. Entferntesten aus. Außerhalb der EU und vor allem bei Transittransporten sind die Zustände noch katastrophaler. Hier gelten noch nicht einmal die wenigen, unzureichenden EU-Schutzbestimmungen! Nach der seit 2007 geltenden Tiertransport-Verordnung sind nach wie vor mehrtägige Transporte erlaubt. Vorausgesetzt der LKW verfügt über ein Belüftungssystem, Einstreu und Versorgungsmöglichkeiten. Bis zu 29 Stunden dürfen Tiere transportiert werden, je nach Tierart und Alter. Vorgeschrieben ist lediglich eine Pause von einer Stunde. Nach der 29-stündigen Fahrt sollen die Tiere 24 Stunden ruhen. Klingt gut, ist es aber nicht. Denn es gibt keine Pflicht, die Tiere auszuladen und in den Versorgungsstationen unterzubringen. Die meisten bleiben auf dem LKW. Und das ist nicht einmal ungesetzlich. Anschließend geht die Fahrt weiter. Kontrollen, ob die vorgeschriebenen Pausen auch tatsächlich eingehalten werden und die Tiere korrekt versorgt werden, ob sie in der Enge des Transporters an die Wassertränken gelangen, ob die Fahrzeuge nicht überfüllt sind, solche Kontrollen finden innerhalb der Europäischen Union so gut wie nicht statt. Sinne des Wortes angepisst“, beschreibt Christa Blanke, Gründerin von Animals’ Angels, die Situation. Ihre Einsatzfahrzeuge wurden von schwarzen Limousinen verfolgt, ausgebremst und umzingelt. Sie wurden mit Messern und Schusswaffen bedroht. Trotzdem machen die Tierschützer weiter, bleiben bei den Tieren: damit nicht zu viele in einen LKW gepresst werden. Damit sie während des Transportes zu essen und zu trinken bekommen. Damit nicht Babys transportiert werden. Damit sie schmerzlos getötet werden, wenn sie sich unterwegs verletzt haben. Damit sie nicht liegend mit Ketten auf den LKW geschleift werden. All das ist zwar gesetzlich verboten, findet aber trotzdem statt. Um den Profit zu erhöhen. Langstrecken-Tiertransporte „Engel“ sorgen für Kontrollen abschaffen! Um die gesetzlichen Mindeststandards Seit 1996 wird dieses weltweite Netz zu kontrollieren und Verstöße zu ahn- des Leidens planmäßig untersucht und den, bedarf es Tierschützern, die die dokumentiert. Ziel ist es, die LangstreTransporte begleicken-Tiertrans„Diese Tiere, die unsere Mitmenschen ten, Missstände porte abzuschafermorden lassen, um sie zu essen, all died o k u m e n t i e re n fen. Eine Fordese Tiere gehören zu uns. Jedes Schwein, und einschreiten! rung, die auch jedes Huhn ist eine Person. Wenn sie Genau das leisten der ETN e.V. seit längst tot sind, schreiben wir Protokolle die „Engel“ von vielen Jahren für die EU und für die Gerichte. In jeAnimals’ Angels. immer wieder dem Dokument haben die Tiere, deren Sie sorgen dafür, stellt. Die ÖfLeiden wir nachweisen, Namen.“* dass zumindest fentlichkeit ist Christa Blanke die vorhandenen informiert und Bestimmungen weiß um die eingehalten werden. Das ist nicht immer schrecklichen Bilder an den Verladeeinfach. „Unsere Teams wurden festge- stationen. Von Rindern mit gebrochenommen, durchsucht, im wahrsten nen Beinen, die mit einem Flaschenzug 2/2009 Respektiere 5 Unermessliches Leid eines namenlosen Geschöpfes: Am Ende seiner Kraft – transportunfähig –, wird das arme Tier mit dem Schaufelbagger weggeschleift. in die Höhe gerissen werden und auf den Boden aufschlagen. Von den Tieren, die verletzt und erschöpft in den überfüllten Fahrzeugen zusammenbrechen, die am Boden liegend die unvermeidlichen Tritte ihrer Leidensgenossen erdulden müssen. Von den Tierschändern und Veterinären, die bei Überprüfung des Gesundheitszustandes (nur gesunde Tiere dürfen transportiert werden) die armen Geschöpfe mit Elektrostangen traktieren, damit sie aufstehen – und als transportfähig eingestuft werden können. Unvergessen die Bilder, wie einer Kuh in die Augen gestochen wird … Das Leiden ist unsäglich, die Grausamkeit unfassbar! Alle Fotos © Animals’ Angels Unterzeichnen Sie die Petition! Daher ist es neben der Arbeit vor Ort – der Begleitung der Tiertransporte – unendlich wichtig, dass der politische Druck nicht nachlässt! Die einzig wirkliche tierschutzgerechte Lösung wäre ein Verbot von Langzeit-Tiertransporten. Müssen Schafe, Ziegen und Rinder wirklich tagelang unterwegs sein, um Tiere können weinen! 6 Respektiere 2/2009 Unzählige Tiere sterben qualvoll auf den Transporten. am Bestimmungsort halb tot auch noch geschächtet zu werden? Wenn Tiere schon in Schlachthöfen enden, dann muss zumindest Sorge getragen werden, dass der Weg sowie die Tötung selbst unter Tierschutzaspekten erfolgen. Tierschützer fordern daher seit Langem den Wechsel zum Fleischtransport. Doch es sind rein wirtschaftliche Gründe, warum man lieber lebendige Tiere statt tiefgefrorenem Fleisch transportiert: Das ist preiswerter! Solange es also Tiertransporte gibt, müssen zumindest die Transportzeiten begrenzt werden! Dan Jörgensen, Europa-Abgeordneter Dänemarks, hat eine entsprechende Petition initiiert, die eine Begrenzung auf acht Stunden vorsieht. In seinem Anliegen wird er von der deutschen EU-Abgeordneten Dagmar Roth-Behrendt unterstützt. Wer das unerträgliche Leid der Tiere verhindern will, der muss sich für eine absolute Begrenzung der Transportzeiten einsetzen. Bitte unterzeichnen Sie daher mit uns die Petition unter www.8hours.eu. Ausbildung von „Nachwuchsengeln“ Doch noch rollen die Transporter – erbarmungslos, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Damit auch weiterhin und in Zukunft Menschen bei den Tieren sein können, bildet Animals‘ Angels seit einiger Zeit „Nachwuchsengel“ aus: junge Frauen mit abgeschlossenem Studium oder Berufsausbildung, die zwei Fremdsprachen sprechen und höflich, aber entschieden auftreten. Sie arbeiten im Rahmen einer zwölfmonatigen Ausbildung sehr eng mit den Einsatzleiterinnen zusammen und unterstützen sie bei ihren Aufgaben: – Tiermärkte, Tiertransporte und Schlachthäuser werden kontrolliert, recherchiert, dokumentiert. – Bei schweren Verstößen gegen geltende Gesetze werden gerichtsfähige Unterlagen eingereicht und es wird Anzeige erstattet. – Mit internationalen Tierschutzorganisationen und zuständigen Behörden des Einsatzlandes werden auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene Kontakte gepflegt und die Zusammenarbeit gefördert. Magazin Das Transportnetz – jede Masche symbolisiert Leid Neuer „Nachwuchsengel“ ist seit Juli 2009 Catriona Blanke, die jüngste Tochter der Gründer von Animals’ Angels. 1984 geboren, ist sie mit Tieren aufgewachsen und schon früh Vegetarierin geworden. Gefördert und finanziert wird die Ausbildung durch den ETN e.V. zunächst für ein Jahr, der damit nun auch einen Engel auf Reisen schickt … Ihr ETN-Team „Vielleicht sind wir so eine Art Gewissen. So ähnlich wie Amnesty International – es müssen Leute da sein, die immer wieder, sehr sachlich, aber trotzdem mit dem Herzen, daran erinnern, dass da ein fürchterliches Unrecht geschieht. Wir können es nicht abstellen, genauso wenig wie Amnesty die Folter wirklich abschafft. Aber Amnesty wird niemals aufhören, zu sagen: Folter ist Unrecht! Und genauso werden wir nie aufhören zu sagen: Tiere über solche Strecken zu transportieren und sie dann zu töten ist Unrecht!“ * Christa Blanke *Auszüge aus der Broschüre „10 Jahre Animals’ Angels“, abgedruckt mit freundlicher Genehmigung von Christa Blanke Stellen wir uns eine Transportstrecke für „Nutz“tiere als Eisendraht vor – dann erkennen wir beim Blick auf den Globus, wie ein gewaltsames, unnachgiebiges Netz die gesamte Welt umspannt. Nach Angaben der UN verfangen sich in diesem Netz jedes Jahr mehr als 50 Milliarden (50.000.000.000) lebende Tiere: Frösche für Frankreich, Pferde für Italien, Bullen für den Libanon, Schafe und Ziegen für Saudi-Arabien, Schweine für Kanada. Zwischen Herkunfts- und Bestimmungsland liegen in der Regel Tausende Kilometer Fahrt über Land und Meer. Die Tiere sind allen denkbaren Strapazen ausgesetzt. Kaum eine Tierart wird dabei verschont. Alleine in Deutschland werden jährlich rund 450 Millionen Tiere geschlachtet und dafür auch mindestens einmal lebend transportiert. Tiere werden innerhalb Europas, aus Europa in Drittländer und aus Drittländern nach Europa transportiert. Deutschland allein exportiert mehr als fünf Millionen Tiere pro Jahr. „Versuchs“tiere hängen in diesem Netz. Auch „Haus“tiere werden transportiert. Im Bereich des Welpenhandels mit stetig wachsenden Zahlen. Zirkusunternehmen ziehen mit Wildtieren von Stadt zu Stadt. Routenbeispiel für Kälbertransport. Im Transportnetz zappeln Tiere für Zoos und Wildparks und die Tiere, die im Sport, in Film und Fernsehen eingesetzt werden. Das Transportnetz ist engmaschig, aber riesig. Es ist international und global. Die Menge der transportierten Tiere ist unvorstellbar groß. Dabei geht es immer um Individuen mit Würde, Geschichte und Sozialleben. Das Netz ist für den Profit gemacht, und jede Masche produziert Leid. Denn selbst wenn bei Tiertransporten die Gesetze eingehalten werden, sind die Leiden der Tiere in diesem Netz unfassbar. Animals’ Angels Tierart Herkunft Ziel Entfernung ca. Rinder Niederlande Schafe Spanien Spanien (Teneriffa) Griechenland Kälber Deutschland Schweine Transportzeit 2700 km 95 Std. (40 Std. Fähre) 80 Std. Spanien 1600 km 24 Std. Niederlande Sardinien (Italien) 2000 km 40 Std. Lämmer Ungarn Griechenland 1440 km 36 Std. (davon 10 Std. Sammeln an Ladestellen) Pferde Weißrussland 3100 km 156 Std. Rinder Ferkel Spanien Deutschland 2500 km 2400 km 64 Std. 46 Std. Sardinien (Italien) Sizilien Sardinien 2/2009 2900 km Respektiere 7 Magazin Rumänien: Straßenhunde in Lebensgefahr Warum wir (auch) Rettungsfahrten machen Mit äußerster Brutalität wird seit Jahresbeginn in der Umgebung von Brasov Jagd auf Straßenhunde gemacht. Zwar sorgte das gemeinsame Einschreiten deutscher und rumänischer Tierschützer zwischenzeitlich für Entspannung, und auch drei ETN-Rettungstransporte verhinderten zunächst schlimmeres Leid, doch zur großen Bestürzung der Tierschützer und der rumänischen Bevölkerung wurde das Morden Anfang Juli wieder aufgenommen. 8 Respektiere 2/2009 Streunerhunde an jeder Straßenecke, zitternde, frierende Welpen unter Büschen, Autos und an Häuserwände gekauert. Alltag in Rumänien. Und als sei das alles noch nicht schlimm genug, kam es zu Beginn des Jahres in verschiedenen Gemeinden in der Umgebung von Brasov zur systematischen Jagd auf Straßenhunde durch den Tierordnungsdienst. Die verängstigten Hunde wurden betäubt, auf Transporter geworfen und mehr tot als lebendig in die Tötungsstation nach Brasov gebracht. Dort beträgt ihre Lebenserwartung generell genau 14 Tage. Wenn in diesem Zeitraum keine Rettung erfolgt, werden die Tiere getötet. Fassungslosigkeit bei unserem Partnerverein „Milioane de Prieteni“, der den Skandal aufdeckte. Sogar die rumänische Presse und das Fernsehen berichteten über die brutale Jagd. Die Bevölkerung reagierte mit Trauer und Empörung auf das Verbrechen an den hilflosen Tieren. Gesetze ohne Wirkung? Ein Skandal ist das Vorgehen in mehrfacher Hinsicht: Zum einen verbietet das 2008 in Kraft getretene Tierschutzgesetz das Töten gesunder Hunde. Zum anderen wird seit Monaten die Verabschiedung eines modernen Streunerhundegesetzes, das die Tötung von Straßenhunden endgültig verbieten soll, angekündigt. Doch die Politik verzögert (weiterhin) die Ratifizierung des Gesetzes. Vor allem in der Frage der Wiederaussetzung von kastrierten Straßenhunden wird man sich am Verhandlungstisch nicht einig. In der Zwischenzeit aber werden Tausende von Hunden, darunter zahlreiche Welpen, eingeschläfert. Sie werden auf der Straße geboren, von ausgemergelten Hündinnen, die kaum selbst überleben können. Alleine in Brasov wurden 2008 über 6.000 Hunde eingefangen. Die Tiere, die wir nicht retten können, werden getötet. Aus unserer Sicht eine Schande für einen jungen EUMitgliedsstaat wie Rumänien! Neue Strategie: verhungern lassen statt einschläfern Vor ungeheure Schwierigkeiten stellte die skrupellose Aktion unseren rumänischen Tierschutzpartner „Milioane de Prieteni“, der seit Jahren Hunde aus der städtischen Tötungsstation in Brasov rettet und im vereinseigenen Tierheim aufnimmt. Mithilfe europäischer Tierschützer konnten und können auch in Zukunft viele der zum Tode verurteilten Hunde gerettet und in lie- Schützlinge, die in Brasov auf den rettenden Transport warten. Bitte helfen Sie uns! Jeder Platz in Deutschland bedeutet ein weiteres gerettetes Leben. bevolle Familien vermittelt werden. Doch die Fangaktion zu Beginn des Jahres ließ die Anzahl der Hunde in der Tötungsstation derart in die Höhe schnellen, dass sich Cristina Lapis und ihr Team schlichtweg überfordert sahen. Zu den zahlreichen Hunden aus Brasov selbst waren 155 zusätzliche Tiere aus den umliegenden Gemeinden hinzugekommen. Ihr Überleben hing nun einzig von den Tierschützern ab. Es folgten Verhandlungen mit den verantwortlichen Politikern vor Ort und Proteste bei der rumänischen Botschaft und dem Auswärtigen Amt. Zwar wurde die Jagd auf die Hunde daraufhin eingestellt, doch die Gemeinde reagierte mit einer neuen Tötungsstrategie: „Wenn wir sie schon nicht einschläfern dürfen, dann lassen wir sie eben verhungern.“ Rettungstransporte und Kastrationsaktionen Also rollten als erste Sofortmaßnahme Futterlieferungen für die Tiere an. Um Platz für weitere Todeskandidaten zu schaffen, galt es dann, möglichst schnell möglichst viele Hunde nach Deutschland und auch innerhalb Rumäniens zu vermitteln, was zum Glück auch gelang. In kollegialer Zusammenarbeit mit dem „Bund gegen Missbrauch der Tiere“ (BMT) organisierte der ETN rasch und unbürokratisch drei Rettungstransporte, so dass im Tierheim wieder Kapazitäten frei wurden. In einer gemeinsamen Hilfsaktion mit dem BMT und „Milioane de Prieteni“ startete zugleich eine groß angelegte, für mittellose Tierhalter kostenlose Kastrationskampagne. Der Bürgermeister von Brasov sicherte zu, ein tierschutzgerechtes Vorgehen zu unterstützen. Die Fondation Brigitte Bardot stellte ab Mitte Mai ihr Kastrationsmobil zur Verfügung. Erfahrene rumänische Tierärzte führten die Kastrationen durch. Die Finanzierung der Tierärzte und der Verbrauchsmaterialien wie Narkosemittel, Verbandszeug etc. übernahmen der ETN und der BMT. Brigitte Bardot und Pierre Brice wandten sich sogar mit einem Aufruf direkt an die rumänische Bevölkerung: „Kastriert alle Hunde! Nicht nur die Streunerhunde, sondern auch die Besitzerhunde, deren Nachwuchs sonst wieder auf der Straße landet.“ Erschütternd: Tierfänger in Brasov und Umgebung … 2/2009 Respektiere 9 Magazin Erneut Zusagen nicht gehalten „Gerade hatten wir eine für beide Seiten akzeptable Lösung des Problems gefunden“, berichtet ETN-Vorstandsmitglied Dieter Ernst erschüttert nach seiner Rückkehr aus Rumänien, wo er sich vehement für einen Stopp der Tötungen und die Schließung der Tötungsstation einsetzte – übrigens eine ehemalige Schweinemastanlage, in der die Hunde in absoluter Dunkelheit auf den Tod warten! Dann die Hiobsbotschaft: Alle Zusagen des Bürgermeisters, wie die Schließung der Tötungsstation und die gemeinsame Errichtung von Ergänzungsbauten im privaten Tierheim unseres Partners, galten über Nacht nicht mehr – alles Schall und Rauch. Gegen Bargeld nahm die Stadt sogar noch aus Nachbargemeinden Streunerhunde auf und begann Anfang Juli erneut mit der Tötung von gesunden Hunden. Mehrere Tausend Hunde sollten folgen. Mit Polizei und Presse im Einsatz Die Tierschützer unseres Partner-Tierheimes informierten daraufhin umgehend Polizei und Fernsehsender. „Es kam zu Tumulten zwischen der Behörde, Tierschützern, Fernsehreportern und Polizei“, so Dieter Ernst. „Wie viele Hunde tatsächlich getötet wurden, ist unklar, da man offensichtlich eine Nachtschicht eingelegt hatte, um die Kontrolle der Polizei zu umgehen“, so Ernst. Aufgrund der starken Tierschutzpräsenz kam es wiederholt zum Tötungstopp und einer neuen Zusage, dass keine Hunde mehr aus umliegenden Orten zur Tötung übernommen werden. Diese Zusage wird zurzeit mit erheblichem Aufwand überwacht! Auch die Fütterung der Tiere in der Tötung leistet derzeit unser PartnerTierheim unter Leitung von Cristina Lapis. Doch so viel steht fest: Wir ha- ben es hier mit kriminellen Strukturen zu tun. Zwar ist das Gesetz auf unserer Seite, doch so lange die Beteiligten an der illegalen Tötung der Tiere gut verdienen, ist ein Ende der Barbarei nicht wirklich in Sicht. Dass dabei ohne vorherige Betäubung T61, ein nervenlähmendes Gift, eingesetzt wird, ist ein weiterer Skandal. Denn die Hunde erleben bei vollem Bewusstsein, wie ihr Körper verkrampft und eine Lähmung der Atemwege eintritt. Liebe ETN-Freunde, wir werden alles tun, um die Tötungsstation kurzfristig schließen zu lassen! Und wir kämpfen um jedes einzelne Leben! Ein weiterer Hilfstransport des ETN ist Ende Juli gestartet. Bitte helfen auch Sie und unterstützen Sie unsere Arbeit! Ihr ETN-Team Gerettet! Wer möchte uns ein Zuhause geben? Casper Ebenso wie der ETN-Tierschutzhof Wiesenfeld und einige andere ETNPartner hat Dr. Diane Reiser, ETNVorstandsmitglied und Vorsitzende des Partnervereins „Tierschutz ohne Grenzen“, Hunde aus Brasov aufgenommen. „Immer wieder gibt es Vorurteile gegen rumänische Hunde“, so Dr. Reiser, „deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal eine Lanze für diese netten und sanften Tiere brechen! Tiere wie die kleine Mischlingshündin Pia, die sehr verstört und vollkommen verängstigt bei uns ankam. Mittlerweile ist aus Pia eine lebenslustige Hündin geworden, die uns jeden Tag Freude macht.“ Genau wie Pia, so warten nun auch die anderen Hunde aus Brasov auf liebevolle Familien. Einige der geretteten Schützlinge aus Brasov finden Sie, neben zahlreichen weiteren Sorgenf“e“llen aus dem Inund Ausland, in der Pflegestelle von „Tierschutz ohne Grenzen“ und natürlich im ETN-Tierheim „Hof Wiesenfeld“. Casper, Pia, Happy, Cornelius, Cooper und viele weitere Fellnasen freuen sich auf Ihren Anruf! Kontakt: Hof Wiesenfeld, Wiesenfeld 4, 34385 Bad Karlshafen, Tel.: 0 56 72/92 16 39, Fax: 0 56 72/92 19 55, e-Mail: [email protected], www.tierheim-bad-karlshafen.de Pia 10 Respektiere 2/2009 Happy Cornelius Cooper Magazin Impfen und Kontrolle statt Töten Tierschutzorganisationen diskutieren mit EU-Kommission über Streunertiere Nachdem 60.000 Tierfreunde die Resolution zum Schutz der Straßentiere in der EU unterzeichnet hatten, fand am 23. April 2009 im Rahmen eines Dialogs mit Vertretern der EU-Kommission in Brüssel die Übergabe statt. Es herrschte Einigkeit unter den Tierschützern: Gemeinsam mit dem Bund gegen Missbrauch der Tiere, TASSO e.V. und VIER PFOTEN, hat Dieter Ernst, ETN-Vorstandsmitglied, die Resolutionen gegen den brutalen Umgang mit Straßentieren in Brüssel überreicht. Angesichts der wachsenden Zahl an Streunerhunden und -Katzen in Süd- und Südosteuropa werden die Tiere teilweise auf offener Straße brutal getötet. „Wir wollen das nicht länger hinnehmen und fordern von der Kommission rechtliche Zuständigkeit und entsprechende Aktivitäten. Gemeinsam vertreten unsere Organisationen rund 3,5 Millionen europäische Bürgerinnen und Bürger. Wir erwarten, dass die EU-Kommission sich in ihrer Tiergesundheitsstrategie dem Leiden dieser Tiere durch vorbeugende Impf- und Maßnahmen der Geburtenkontrolle annimmt“, betont Dieter Ernst. Während die EU-Kommission bislang im Anwendungsbereich der Tiergesundheitsstrategie ausdrücklich Heimtiere benennt, sollen, so der Wunsch der Tierschützer, künftig auch Straßentiere in die Vorbeugungsstrategie der Kommission – etwa durch Impfkampagnen – eingebunden werden. Dies entspricht der Position des Europaparlaments, das im Juni 2008 über die Tiergesundheitsstrategie abgestimmt hat. „Gemeinsam vertreten wir die Auffassung, dass die EU im Dialog mit den Tierschutzorganisationen flächendeckende Regelungen zu treffen hat, die die politisch Verantwortlichen für Ein erster Schritt: Dr. Marlene Wartenberg (Vier Pfoten e.V.), Mr. Philip Tod (Spokesman on Health and Consumer Protection), Dieter Ernst (ETN e.V.), Andrea Gavinelli (DG SANCO, Deputy Head of Unit Animal Welfare and Feed), Maria Ferrara (DG SANCO, Second National Expert at the European Commission, Health and Consumers Directorate General, in Unit D5 „Animal Welfare”), Petra Zipp (BMT e.V.) und Andrea Thümmel (TASSO e.V.) (v.l.) bei der Übergabe in Brüssel. einen offenen Rechtsbruch zur Verantwortung ziehen und denjenigen Mitgliedstaaten helfen, die sich ethisch und gesellschaftlich entwickelt haben, jedoch nicht über die finanziellen und personellen Mittel verfügen, um nachhaltige Lösungsmodelle für die Streunertiere umzusetzen“, so Dieter Ernst. Die EU-Kommission dankte den Tierschutzorganisationen für die Resolution und den sachlichen Dialog. Die Gespräche in Brüssel werden fortgesetzt, um den Weg für eine Veränderung zu bereiten. Noch fehlt auf EU-Ebene ein wirksames Instrument, um die Tötungslager zu schließen und dem Problem der Streuner tierschutzgerecht zu begegnen. Gescheitert war der Versuch der drei EU-Parlamentarier Hammerstein, Hutchinson und Parish im Januar 2009, ein verbindliches gesamteuropäisches Tierschutzgesetz zu schaffen. Mindestens 50 % der EU-Parlamentarier hätten die eingereichte Erklärung unterzeichnen müssen. Doch nur 294 der insgesamt 785 Politiker unterschrieben – 99 Unterschriften fehlten! Offensichtlich sehen noch zu wenige Abgeordnete Handlungsbedarf. Daher dürfen die Gespräche und der Druck nicht nachlassen! Doch wie die Reaktion auf 60.000 unterzeichnete Resolutionen und auch die Abstimmung im EU-Parlament zeigen, sind wir auf dem richtigen Weg. Wir bauen darauf, dass Sie, liebe ETN-Freunde, uns dabei weiterhin unterstützen, und danken Ihnen von ganzem Herzen! Ihr ETN-Team 60.000 unterschriebene Resolutionen wurden nach Brüssel gebracht (l. Petra Zipp, BMT e.V., und Dieter Ernst, ETN-Vorstandsmitglied). 2/2009 Respektiere 11 Magazin Verwahrlost, krank und dem Tode geweiht ETN rettet 150 Schafe vor dem Schlachthaus Die Vermittlung einzelner, in Not geratener Tiere ist Alltag. Aber was, wenn gleich eine ganze Herde von rund 150 Tieren ein neues Zuhause sucht? Dann sind selbst passionierte Tierschützer ratlos. Dass mehr als 150 Schafe vor dem Schlachthaus gerettet wurden und nun auf saftigen Wiesen den Sommer genießen, ist beherzten Tierschützern wie Heidi Konopatsch von der Tierhilfe Wendland, einer guten Netzwerkarbeit, in erster Linie aber dem ETN zu verdanken. März 2009. Den ETN erreichte über Helli Pries vom Tierschutz Hennef ein Notruf der besonderen Art. Im niedersächsischen Schnakenburg, so hieß es, sei eine ganze Schafherde in Not. Nicht ein, nicht zwei, sondern rund 150 Tiere, darunter 50 Lämmer. Die Tiere seien vernachlässigt, teilweise dem Hungertod nahe und sehr krank, zudem ohne Ohrmarken und noch nie geschoren worden. Es handele sich um Heidschnucken, Moorschnucken und Mufflons. Notruf per Verteiler Heidi Konopatsch von der Tierhilfe Wendland hatte den Notruf übermittelt. Nachdem sie von dem Schicksal der Tiere erfahren hatte, ging ihr die Herde nicht mehr aus dem Kopf. Doch 150 Schafe zu übernehmen – für die Tierhilfe Wendland ein unmögliches Unterfangen. Heidi Konopatsch zog alle Register und informierte Tierschutzorganisationen – darunter zum Glück auch Helli Pries vom ETN-Partner Tierschutz Hen- Vorher: Das Fell der Schafe ist total verfilzt, die Tiere sind unterernährt, viele von ihnen krank. 12 Respektiere 2/2009 nef – und Journalisten. Aufgrund der Erkrankung des Besitzers, der mittlerweile in einem Pflegeheim untergebracht sei, hieß es in dem Schreiben, würde die Schafherde seit Jahren nicht mehr artgerecht gehalten und gepflegt. Auch der Bekannte des Besitzers, der sich drei Jahre lang stellvertretend um die Tiere gekümmert hatte, sei dazu nicht länger in der Lage. Alle Tiere befänden sich in einem schlechten Zustand. Sie müssten bis zum 31. Mai 2009 geschoren, geimpft, entwurmt und gekennzeichnet werden. Was nicht bedeutete, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt vor Ort verbleiben könnten. Denn die Zäune seien defekt, immer wieder liefen Tiere über fremde Weideflächen. Die vorhandene Weide stehe halb unter Wasser. Zudem seien die Anwohner nicht länger bereit, sich um die Tiere zu kümmern und sie immer wieder aufs Neue einzufangen. VOX-Redakteur schaltet sich ein Auf diesen Notruf hin meldeten sich zwar viele Einzelhalter, die ein oder zwei Tiere abnehmen wollten, aber da niemand sagten konnte, welches Lamm zu welcher Zippe gehörte, kam das für die Tierschützer nicht infrage. DOCMA TV, genauer gesagt Frank Weber, Redakteur der VOX-Sendung „Hund, Katze, Maus“, sagte spontan Hilfe zu. Und tatsächlich: Nachdem das Team um Frank Weber alle notwendigen Daten erhalten hatte, reiste es gemeinsam mit dem Tierarzt Dr. Arndt Fischer und einem Schafscherer an. Während sich das Fernsehteam vor Ort um die Schafe kümmerte – und natürlich einen Film drehte –, beschloss die Tierhilfe Wendland – Geldsorgen hin oder her –, 15 Tiere aufzunehmen. Diese 15 Schafe zumindest sollten in Sicherheit sein. Sie würden kein Schlachthaus von innen sehen! Schafherde übersiedelt an den Niederrhein Dennoch hofften alle Beteiligten, dass die gesamte Herde doch noch irgendwie zusammenbleiben würde. Aber niemand glaubte ernsthaft daran. Noch während die Dreharbeiten im Wendland liefen, liefen beim ETN die Telefondrähte heiß. Und wieder war es Helli Pries, die die rettende Vermittlung herstellte: zwischen dem ETN und Stefan Klütsch, einem jüngeren, aktiven, langjährigen und erfahrenen Schäfer, der sich bereiterklärte, die gesamte Herde zu übernehmen. Auch die 15 Schafe der Tierhilfe Wendland. Stefan Klütschs Plan: sich als Wanderschäfer im Raum Viersen/Holländische Grenze mit der Herde selbstständig zu machen. Kurzerhand übernahm der ETN die Verantwortung für die Tiere und rettete sie so vor dem drohenden Tod – was leider in dem Ende Mai auf VOX ausgestrahlten Bericht unerwähnt blieb. Jetzt ging alles sehr schnell. Es wurde ein Dank vieler helfender Hände gelingt der rettende Tiertransport in ein neues Leben. großer, geräumiger Spezialtransporter bestellt, der alle Tiere in Schnakenburg einlud und innerhalb von fünf Stunden nach Brüggen bei Viersen (NRW) transportierte. Hier nun sollen die Tiere, die sonst keine so große Lobby haben, die aus Glaubensgründen geschächtet und zu Abertausenden auf Schiffen in den Tod transportiert werden, in einem Naturschutzgebiet fortan als Landschaftspfleger dienen. Vertraglich ist vereinbart worden, dass alle Tiere im Besitz des ETN bleiben und die Schäferei Klütsch keines unserer Tiere schlachten oder verkaufen darf. Freudensprünge Welch ein Glück für diese Herde. Alle Tiere – selbst ein in der Nacht vorher geborenes Lämmchen – haben den Transport gut überstanden und werden zukünftig unter Obhut von Wanderschäfer Klütsch die Landschaft beweiden. Einige Tiere haben es leider nicht geschafft: entkräftete Muttertiere und auch mehrere Lämmer starben vorher in Schnakenburg. Und etliche Tiere sind nach wie vor ernsthaft krank. Dennoch: Es war ein herrliches Bild mit anzusehen, wie die Schafe beim Entladen Freudensprünge machten, als sie die herrlichen, saftigen Wiesen in dem Naturschutzgebiet erblickten. Ein Dankeschön an alle, die diesen Tieren helfen wollten und geholfen haben. Unser Dank gilt auch der DOCMA, der Fernsehproduktionsgesellschaft, die die Herde beim Amtsgericht ausgelöst und im schnellen kooperativen Handeln die Übereignung an den ETN gewährleistet hat. Auch die Kleinsten haben die Fahrt nach Brüggen gut überstanden. Dieter Ernst, ETN-Vorstand Nachher: In Brüggen angekommen, befreit Stefan Klütsch die Tiere zunächst von ihrer Wolle. 2/2009 Respektiere 13 Magazin Unser Tierheim: Blacky und Lady Hof Wiesenfeld Was uns besonders traurig macht … Alina Hinter jedem Tierheiminsassen verbirgt sich ein trauriges Schicksal! Und so gehören jedem einzelnen Tierheimbewohner unsere Gedanken, unsere Tränen – und unser Engagement. Doch wenn hoch betagte Tiere ins Tierheim abgeschoben werden, ist die Situation besonders dramatisch. Denn wie nur tröstet man einen Hund, der im hohen Alter plötzlich sein Zuhause verloren hat? Alina war ein solcher Fall. Die 14 Jahre alte West-Highland-Terrier-Dame, fast taub und blind, dazu ziemlich vernachlässigt, gehörte einer alten Dame, mit der sie ihr ganzes Leben verbrachte. Als diese ins Krankenhaus eingeliefert wurde, waren die Kinder nicht bereit, die kleine Alina solange zu versorgen. Also schob man sie ab. Ins Tierheim. Oder Lady und Blacky: zwei ZwergLanghaardackel, Mutter und Tochter, zwölf und zehn Jahre alt. Aufgrund eines beruflich bedingten Umzugs ins Ausland wurden sie abgegeben. Dass sie weder geimpft noch entwurmt waren, empfanden wir als das kleinere Übel. Viel schlimmer: Ladys Zähne standen unter Eiter. „Du armer Hund, wie lange hattest du wohl schon Schmerzen beim Kauen?“, so unser erster Gedanke. Blacky litt an einem trockenen Auge, das keine Tränenflüssigkeit produzieren kann. Jeder, der schon einmal Sand im Auge hatte, weiß, was dieser Hund Wochen, vielleicht Monate ertragen musste. Drei Schicksale! Alle an ein und demselben Tag auf Hof Wiesenfeld eingetroffen. Drei Schicksale, die in uns eine Mischung aus Wut und Frustration erzeugten. Aber auch drei Schicksale, die uns wieder einmal gezeigt haben, 14 Respektiere 2/2009 Lady, Blacky und Alina: bleiben dürfen, solange das Hundeherz schlägt … Magazin Unsere Sorgenf„e“lle Balu ist ein 2004 geborener, kastrierter Kater, der zur Harnsteinbildung neigt und Spezialfutter benötigt. Balu wurde im Tierheim abgegeben, weil die Familie Nachwuchs bekommen hatte. Für den sehr verschmusten, lieben Kater wäre Einzelhaltung das Beste. Balu hält sich bei uns gerne draußen im Freigehege auf. Er ist im Moment noch ziemlich mollig, daher sollte er auch unbedingt die Möglichkeit zum regelmäßigen Freigang bekommen. Kinder ab zwölf Jahren wären okay, Balu schätzt eher eine ruhige Umgebung. Schneewi ist ein bezaubernder, sehr verschmuster Kater, der jede Streicheleinheit genießt. Sein Dilemma: Er ist FIV-positiv getestet und müsste daher ausschließlich im Haus gehalten werden, damit er wie wichtig unsere Tierschutzarbeit ist. Und dass man mit Wärme, Geborgenheit und Aufmerksamkeit den verletzten Tierherzen etwas Linderung verschaffen kann. Alina, Lady und Blacky sind inzwischen tierärztlich gut versorgt und seelisch wieder aufgebaut. Sie hatten das Glück auf Hof Wiesenfeld einen Platz und Menschen zu finden, für die Alter, Krankheit und das eine oder andere Zipperlein keine Bedeutung haben. Nun suchen sie liebe Menschen, die ihnen ein richtiges Zuhause schenken möchten und bei denen sie bleiben dürfen, solange ihr kleines Hundeherz schlägt. Wenn auch Sie ein Herz für Lady mit ihrer Tochter Blacky oder für die kleine Alina haben, dann melden Sie sich bitte bei uns. Ihr Team vom ETN-Tierheim Hof Wiesenfeld keine anderen Katzen/Kater ansteckt. Erschwerend für die Suche nach seinen Menschen kommt hinzu, dass der kleine Kerl taub ist, eine Besonderheit, die fast ausschließlich weiße Kater oder Katzen betrifft. Schneewi leidet darunter nicht. Allerdings erschrickt er schneller, da er Menschen nicht hört. Traumhaft wäre ein ruhiges Zuhause bei Katzenkennern, die schon ältere Kinder haben. Blacky ist ein Schnauzer-Mix, der aus unbegreiflichen, fadenscheinigen Gründen abgegeben wurde. Er ist 2005 geboren, kastriert und gechippt, 35 kg schwer und 60 cm hoch. Mit anderen Hunden ist Blacky verträglich. Dank seiner lieben Gassigängerin beherrscht Blacky mittlerweile die Grundkommandos schon recht gut. Hier im Tierheim wurde beobachtet, dass er an der Schleppleine in unserem Fluss spielend nach Gegenständen taucht! Blacky liebt Leckerli, was eine gute Basis für die Erziehung darstellt. Wenn Sie diesen Charakterhund kennenlernen möchten, kommen Sie uns doch mal besuchen. Unser Joe, der hübsche Rotti-Sennen-Mix, 2004 geboren, hatte bisher zwei Vorbesitzer, die beide nicht die Erfahrung und Stärke hatten, dem etwas unsicheren Rüden die nötige Sicherheit zu geben. Joe ist sehr gut erzogen und beherrscht die Grundkommandos perfekt! Ein Hund, der auch geistig gefordert und gefördert werden muss. Joe hat ein liebes Wesen und sucht erfahrene Hundemenschen mit konsequenter Hand, die ihn sicher durchs Leben geleiten. Leider wird der Rottweiler in einigen Bundesländern als Listenhund geführt. Rufen Sie uns an? Kontakt: Hof Wiesenfeld, Wiesenfeld 4, 34385 Bad Karlshafen, Tel.: 0 56 72/92 16 39, Fax: 0 56 72/92 19 55, e-Mail: [email protected], www.tierheim-bad-karlshafen.de Die neue Tiersendung präsentiert von • 30 Minuten • Alle 14 Tage • Tiere stellen sich vor auf rheinmaintv Sa. 19. 00 / So. 18. 00 Uhr auf nrw-tv Sa. 19. 30 / So. 18. 30 Uhr START: Samstag 14.3.09 / Sonntag 15.3.09 2/2009 Respektiere 15 Shy Yotha Franz Endlich zu Hause – auf Hof Huppenhardt Eselchen suchen Paten Wir kennen ihre traurige Lebensgeschichte. Doch die Dimension der Qualen, die sie erdulden mussten, können wir nur erahnen. Denn die vier alten Eselchen Shy, Yotha, Franz und Gamma, die seit Kurzem auf dem ETN-Tierschutzhof Huppenhardt leben, bleiben uns gegenüber stumm. Ihr lautes „Iah“ jedoch, das nun immer öfter über die bunten Sommerwiesen erschallt, ist ein Ausdruck von Freude und Glück. Als wollten sie sagen: Endlich sind wir zu Hause … Nachdem Franz sein Leben in einem Zirkus verbracht hat, erlebt er auf Hof Huppenhardt zum ersten Mal, was Freiheit und Heimat bedeuten. Inmitten seiner neuen Eselfamilie genießt Franz die großzügigen Paddocks, Weiden und die Ruhe auf unserem Tierschutzhof. Keine laute Musik, keine lichtdurchflutete Manege, keine laut klatschenden Menschen, keine Transporte in engen Wagen, keine harten Be- tonböden mehr ... All das gehört unwiederbringlich der Vergangenheit an. Das Schicksal von Gamma, Shy und Yotha ist nicht weniger traurig. Alle drei stammen von der griechischen Insel Korfu, wo sie unter der prallen Sonne ein Leben voller Entbehrungen führten, bevor Animals’ Angels (s. S. 4) einen EselRettungstransport nach England organi- Watt wird Weltnaturerbe Seit vielen Jahren setzt sich der ETN e.V. gemeinsam mit seinem Partner, der „Schutzstation Wattenmeer“, für den Erhalt des Ökosystems Wattenmeer ein, einem der wichtigsten globalen Rast- und Überwinterungsplätze für fast 10 Mio. Zugvögel pro Jahr. Am 26. Juni 2009 hat das UNESCO-Welterbekomitee große Teile des Wattenmeeres in die Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen. Das Komitee würdigte das Wattenmeer als eines der größten küstennahen und gezeitenabhängigen Feuchtgebiete der Erde. Das Gebiet sei ein einzigartiges Ökosystem mit einer besonderen Artenvielfalt. 16 Respektiere 2/2009 „Gemeinsam mit unserem Partner freuen wir uns sehr über die Ausweisung des Watts als Weltnaturerbe. Wir wünschen uns jedoch noch intensivere Unterstützung bei der Erhaltung dieses Gamma sierte. Für die schwächsten und ältesten Tiere suchte man jedoch Gnadenhofplätze in Deutschland. Und so kamen die über 30 Jahre alten Langohren nach Hof Huppenhardt. Die Eselchen lebten sich trotz ihres Alters, ihrer Krankheiten und ihrer Vorgeschichte schnell ein. Nur die Temperaturen im Winter machen ihnen ein wenig zu schaffen. Warme Thermodecken und ausreichend Bewegung der alten dünnen Beinchen schaffen hier Abhilfe. Selbst Gamma, die fast blind ist, kennt ihren täglichen Weg zur Koppel. Ohne Halfter, gelenkt durch liebevolle Worte, folgt sie der Eselfamilie, wenn es auf die Wiesen oder zurück in die Ställe geht. Ein rührendes Bild, das uns immer wieder darin bestätigt, dass wir genau das Richtige tun – dank Ihrer Hilfe! Falls Sie, liebe ETN-Freunde, für unsere Eselchen eine Patenschaft übernehmen können, würden wir uns sehr freuen. Im Namen unserer Schutzbefohlenen sagen wir DANKE! Ihr ETN-Team Kontakt: Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. (ETN), Hof Huppenhardt, D-53804 Much, Tel.: 0 22 45/61 90-0, Fax: 0 22 45/61 90-11, e-Mail: [email protected], www.etn-ev.de Naturreservates“, erklärt ETN-Präsident Heinz Wiescher. Dass konsequente Schutzmaßnahmen dringend notwendig sind, bestätigt auch die Schutzstation und mahnt, dass die Ölförderung im Dithmarscher Watt weder mit einem Nationalpark noch mit einem Welterbegebiet vereinbar sei. Auf den Spuren der Hundemafia in Ungarn Tierkinder für den europäischen Markt „Welpenhandel“ – hinter diesem Begriff steckt unermessliches Tierleid. Seit geraumer Zeit verfolgen wir die Wege der skrupellosen Welpenhändler (Respektiere berichtete). Diesmal führte die Reise nach Ungarn, wo das Geschäft mit der „Ware“ Hund erschreckende Ausmaße angenommen hat. Im vergangenen Jahr wurden allein über den Budapester Flughafen Fery Hegy mehr als 10.000 Welpen verschickt ... Begleitet von deutschen Kamerateams der ARD und des ZDF, begab sich Wolfgang Stephanow für den ETN auf die Spuren der Hundemafia. Lesen Sie hier seinen Bericht. Es ist der 7. März 2009. Ein bitterkalter und sehr stürmischer Tag. Mit einem Kamerateam der ARD sind wir auf dem Weg in eine kleine Stadt, ca. 20 km südlich von Budapest. Informationen zufolge sollte dort am nächsten Tag der größte Kleintier- und Welpenmarkt Ungarns stattfinden. Welpen in kleinen Drahtkäfigen Es ist bereits dunkel, als wir an unserem Hotel in der Nähe des Veranstaltungsortes ankommen. Auf dem Parkplatz stehen zu unserer Verwun- derung viele Transporter mit ausländischen Kennzeichen: Bulgarien, Rumänien, Ukraine und immer wieder Ungarn. Viele der „Aussteller“, so wird uns erklärt, stehen schon in der Nacht an, um einen der begehrten Stellplätze auf dem Markt zu ergattern. Nach dem Abendessen mache ich mich, ausgerüstet mit einer Taschenlampe, heimlich auf zu den Transportern auf dem Parkplatz. Die Fahrer sind zum Teil schon schwer betrunken, warten lallend und grölend auf den Moment, an dem sie ihren endgültigen Standplatz Jede Rasse lässt sich beschaffen – je mehr man kauft, desto weniger kostet der einzelne Welpe. einnehmen können. Meine schlimmsten Befürchtungen werden bestätigt. Da sitzen sie: die Hundwelpen, zusammengepfercht in engen Drahtkäfigen, zum Teil mehrere in einer Box, aneinandergeschmiegt, frierend bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein Anblick, der Verzweiflung aufkommen lässt. Denn ich kann just in diesem Moment nichts für die verlorenen Seelen tun. Das, was ich hier erblicke, ist in Ungarn kein Verbrechen, sondern Alltag. Kein Polizist würde eingreifen! 2/2009 Respektiere 17 „Ware“ Hund … Wolfgang Stephanow – mit der Faust in der Tasche angesichts der vielen hilflosen Tierkinder. 18 Respektiere 2/2009 Schutzlos dem eisigen Wind ausgesetzt Am Sonntag, den 8. März, machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu dem Ereignis, von dem die ungarischen Initiatoren behaupten, es wäre die Touristenattraktion des Jahres. Im nächsten Jahr, so hoffe man, werden noch mehr interessierte Welpenkäufer kommen, die gegen harte Währung all das haben können, was das „Käuferherz“ begehrt. Uns aber verschlägt es den Atem. Hundewelpen und Katzenbabys – zu Hunderten. An diesem Tag werden schätzungsweise mehr als 1.000 Tierkinder zum Verkauf angeboten. Darüber hinaus auch exotische Singvögel, die auf Tischen aufgereiht und in ihren Käfigen schutzlos dem eisigen Wind ausgesetzt sind. Kleine Kaninchen, die sich vor Panik in ihren engen Käfigen überschlagen, der dazugehörige Jagdhund direkt daneben. Menschenmassen bahnen sich den Weg durch die Gassen, links und rechts ausgestellt die „Ware“ Tier. Direkt zu Beginn stoßen wir auf einen großen Stand. In den kleinen Einzelboxen befinden sich Rassewelpen (Staffordshire, Pittbull, Mastino etc.). Feilgeboten zum Kauf an jedermann und für jeden Zweck. natürlich niemand bereit über dieses Thema zu sprechen. Doch inkognito unterhalten wir uns mit Händlern. Uns werden bis zu 50 Welpen einer Rasse zum Sonderpreis angeboten, und dies ganz legal! In einem Land der Europäischen Union! Tierschutz ist hier ein Fremdwort. Immer wieder wird bei Gesprächen von den Händlern betont, dass alles verhandelbar sei. Je mehr Tiere, desto billiger würde es. Rassewelpen etwa bekommt man ab 20,– Euro. Ein Eldorado für gewissenlose Welpenhändler, die sich hier für ein paar Euro mit ihrer „Ware“ eindecken können, um dann, Tage später, ungeimpfte, zum großen Teil todkranke Tiere an neue Besitzer, auch in Deutschland, für ein Vielfaches ihrer „Investition“ zu verkaufen. Viele dieser Welpen überleben die Transporte erst gar nicht! Doch die Welpen werden nicht nur mit Autos oder LKWs transportiert. Alleine im Jahr 2008 wurden über 10.000 Hunde- und Katzenkinder über den Flughafen Budapest als Luftfracht verschickt – auch große deutsche Fluglinien beteiligen sich daran, was nachdenklich stimmen sollte. Es ist der Profit, der zählt. Nicht die Kreatur, nicht das Tier. Treffpunkt der Welpenmafia Uns war im Vorfeld die Information zugespielt worden, dass dieses kleine Städtchen auch der Treffpunkt der Welpenmafia Europas sei. Und dass hier über Bestellungen für den europäischen Markt verhandelt würde. Bei Gesprächen vor laufender Kamera ist Die Tiere brauchen Ihre Stimme! Tausende Tierkinder sind an diesem Tag da, doch nicht ein einziges Muttertier. Wie viele dieser armen Lebewesen, die nun seit Mitternacht dort ohne irgendeinen Schutz vor der eisigen Kälte ausharren, werden den Tag überleben? Ich spüre, dass ich den Zorn über diese gewissenlose Geschäffn. temacherei nicht mehr zügeln kann. u Und balle die Faust in der Tasche. Zu gerne würde ich sie alle mitnehmen – n und damit genau das Gegenteil von m dem erreichen, was ich möchte. Beim nächsten Markt wäre die doppeltee o Menge an Welpen im Angebot. Also heißt es Ruhe bewahren. Gegen Mittagg verlassen wir den Markt. Die Bilderr n der todgeweihten kleinen Lebewesen aber verfolgen mich bis heute. Etwass m ist in mir zerbrochen, auf diesem Markt in Ungarn. Zugleich aber stehtt mein Entschluss fest: Gemeinsam mitt dem ETN e.V. werde ich darum kämp-fen, dass solche Märkte und Veranstal-tungen künftig geächtet werden. Auff politischem Wege müssen Möglich-keiten gefunden werden, um diesee Quälerei endlich zu beenden. Bis da-n hin gilt unser Appell an Sie: Besuchen Sie bei Ihrem Urlaub in Ungarn keinee Tiermärkte, mit Ihrem Kauf würden n Sie weiteres Elend unterstützen. Protes-tieren Sie mit uns, sagen Sie Ihre Mei-nung! Und sollten Sie einen kleinen n süßen Welpen dort sehen, denken Siee bitte an die Muttertiere, die in dunklen n Verschlägen sitzen und nur des Profitss wegen als Gebärmaschinen benutztt werden. Die, wenn sie nicht mehr ge-braucht werden, in einer der vielen n Tötungsstationen Ungarns „entsorgt““ werden. Diese Tiere brauchen Ihre Stimme. Daher unsere Bitte: Unterstützen Sie den ETN e.V. bei seiner Arbeit. Denn jede Seele zählt! Endstation Hundefängeranlage: Hier wartet der Tod. Dieses Mal kommt Rettung durch die deutschen Tierschützer. „Wir können alle etwas tun. Wir müssen nur endlich damit anfangen.“ Dolly Buster geht im Kampf gegen die Produktion von Hunden mit gutem Beispiel voran und hat einen Hund aus Stephanows Tierheim im ungarischen Székesfehérvár adoptiert. Wolfgang Stephanow ist Vorsitzender des Tierschutz-Projekts Ungarn, einem Partner des ETN e.V., und verfolgt die Welpenhändler seit Jahren. Begleitet von deutschen Kamerateams der ARD und des ZDF war er im März und im Mai 2009 der Hundemafia auf der Spur. Es ist kein Geheimnis, dass ein großer Teil der deutschen Welpen im Osten „produziert“ und auf dunklen Kanälen auch zu uns nach Deutschland gelangt. Ein einträgliches Geschäft, bei dem sich Produzenten und Händler nicht gern über die Schulter schauen lassen. So ist es auch nicht ungefährlich, wenn Tierschützer die Wege der Welpenhändler dokumentieren. In dem Bericht wurde daher auch bewusst auf Namen und Orte verzichtet. Wir wollen niemanden aufschrecken und dadurch unsere Recherche sowie auch die ungarischen Kontaktleute gefährden. Neben den Recherchen gehören natürlich auch die politische Arbeit, die Einrichtung von Tierheimen und Kastrationsaktionen zu den Schwerpunkten der mit dem ETN gemeinsam durchgeführten Anstrengungen. Mit Dolly Buster hat die Tierschutzarbeit in Ungarn prominente Unterstützung. „Wir können alle etwas tun“, sagt sie. „Wir müssen nur endlich anfangen! Die Hunde werden gezüchtet und wie ein billiges Produkt verhökert. Und diejenigen, die nicht verkauft werden können, werden weggeworfen und getötet.“ Doch wenn alle Tierfreunde nur noch Hunden aus Tierheimen ein liebevolles Zuhause bieten würden, könnte die sinnlose und grausame Fließbandproduktion von Hunden endlich zum Erliegen kommen, so Dolly Buster weiter. 2/2009 Respektiere 19 EU: Importverbot für Robbenprodukte „Weltweit will man diese barbarische Jagd nicht“ Der ETN e.V. freut sich gemeinsam mit seiner Partnerorganisation Project Blue Sea über die im Mai 2009 beschlossene Verordnung des EU-Parlaments, wonach der Import von Robbenerzeugnissen in die Staaten der Europäischen Union künftig verboten ist. Somit dürfen ab 2010 keine Produkte, die aus Robbenjagden stammen, innerhalb der EU gehandelt, veredelt oder weiterverkauft werden. Eine Ausnahme bilden lediglich Erzeugnisse, die nachweislich aus einer Subsistenzjagd von Ureinwohnern bestimmter Gegenden stammen. Nachdem sich einige europäische Staaten, unter ihnen Belgien und die Niederlande, bereits im Vorfeld für landeseigene Importverbote entschieden hatten, sah sich die Gemeinschaft nun veranlasst, eine gesamteuropäische Entscheidung her20 Respektiere 2/2009 beizuführen. Zumal seit 1996 die Robbenjagd im großen Stil in die kanadischen Eisfelder an der Atlantikküste zurückgekehrt ist. Rechtfertigung für Robbenjagd Kanada zeigt sich seit Jahren sehr erfinderisch, wenn es darum geht, eine Rechtfertigung für diese Massenjagd zu finden. Mal beschuldigt man die Robben, schuld am Verschwinden der einst so üppigen Kabeljaubestände zu sein, obwohl den Verantwortlichen natürlich durchaus bewusst ist, dass daran allein die verfehlte Fischereipolitik schuld ist; dann verweist man auf die wirtschaftliche Bedeutung des Handels mit Fellen, obwohl die Preise von Jahr zu Jahr drastisch sinken. Auch der asiatische Markt versprach fette Gewinne. Doch der Versuch, Robbenpenisse als Aphrodisiakum anzupreisen, schlug fehl. Das Fleisch der Tiere wurde aufgrund seines Geschmacks kein Verkaufsschlager. Letztendlich versucht man, Robbenöl zum Einfetten von Lederwaren zu vermarkten und als Schutz vor Herzinfarkten in Form von Omega-3-Fettsäurekapseln anzupreisen. (s. Infokasten) Bei lebendigem Leibe gehäutet Bereits in den 1980er-Jahren führte ein Verbot zur Beendigung der groß angelegten und vom kanadischen Staat subventionierten Jagd in Kanada. Seinerzeit verbot man die Einfuhr des weißen Babyfells der Sattelrobben sowie den Handel mit den Babyfellen der Klappmüt- Magazin Omega-3-Fettsäuren – auf pflanzlicher Basis erhältlich! Foto: © Vladimir Melnik - Fotolia.com (Albert Schweitzer) zenrobben. Die in letzten Jahren amtierenden und damit verantwortlichen kanadischen Politiker, bis hin zur derzeitigen Fischereiministerin Gail Shea, attestieren der Robbenjagd jedoch durchweg, dass diese tierschutzkonform vonstattengehen würde. Dabei gibt es unzählige Videoaufnahmen und Augenzeugenberichte, die Verstöße gegen geltende Jagdgesetze beweisen. So wurde mehrfach das Häuten lebendiger Tiere beobachtet. Auch der vorgeschriebene Blinzelreflextest, der sicherstellen soll, dass die Tiere wirklich tot sind, wurde in vielen Fällen nicht durchgeführt. Doch obwohl die kanadische Regierung diese Verstöße vehement bestreitet, hat sie für diese Saison eine „Verbesserung“ des Tötungsvorgangs (Durchtrennung der Schlagader) verordnet. Somit gesteht sie indirekt ein, dass die Tötungen in den vergangenen Jahren doch nicht tierschutzgerecht abgelaufen sind. Fakt bleibt jedoch, dass eine Kontrolle der Jäger vor Ort Mangelware ist und davon ausgegangen werden kann, dass ein tierschutzwidriges Töten nicht auszuschließen ist. Ein Ende der Robbenjagd in Sicht? Es gibt nur wenige kanadische Politiker, die die Robbenjagd abschaffen Omega-3-Fettsäuren gehören zu den essenziellen Fettsäuren, die vom Körper nicht selbst hergestellt werden können. Sie sind jedoch lebensnotwendig und müssen durch die Nahrung zugeführt werden. In dieser sehr hektischen Zeit, in der ein Großteil der Menschheit äußerst ungesunde Essgewohnheiten entwickelt hat, versucht man die Junk- bzw. Fastfood-Defizite durch die Einnahme sog. Omega-3Fettsäurekapseln zu kompensieren. Die Werbeindustrie hat die Zeichen der Zeit erkannt und preist diese Kapseln als unerlässliches Mittel gegen Herzinfarkt, Bluthochdruck etc. an. Ebenso wird suggeriert, dass der Verzehr von reichlich Fisch als Omega-3Fettsäurelieferant unerlässlich sei. Die Fakten: Die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren durch Robben- wollen. Aber es gibt sie. So äußerte Jim Harris von der Green Party of Canada bereits 2005, dass es sinnvoller sei, die finanziellen Leistungen des Bundes für die Robbenjagd einzustellen und mit den Mitteln langfristige Arbeitsplätze einrichten, um die Region zu stärken. Das Töten der Robben stelle ohnehin lediglich eine Nebenbei-Beschäftigung für die Fischer dar und trage nur zu einem sehr geringen Teil ihres Einkommens bei. Einen erneuten Vorstoß in diese Richtung gab es erst vor wenigen Wochen, als der kanadische Senator Mac Harb ein Gesetz zur Beendigung der Robbenjagd forderte. Mit dem europäischen Verbot für Einfuhr, Verarbeitung und Vermarktung von Robbenprodukten bricht für Kanada ein Großteil der wichtigsten Exportländer weg. Es bleibt zu hoffen, dass Kanada die Jagd endgültig einstellen und einsehen wird, dass die Menschen weltweit diese barbarische Jagd nicht wollen. Russland hat in diesem Frühjahr seine Jagd auf Robben, die jünger als ein Jahr sind, eingestellt. Damit ist die russische Jagd zum Großteil beendet. oder Fischölkapseln oder das vermehrte Essen von Fisch sind ökologisch nicht sinnvoll. Viele Fischarten sind in ihrem Bestand arg überfischt. Zudem warnen Gesundheitsbehörden vor dem Verzehr von großen, pelagisch lebenden Arten wie Thun- und Schwertfischen, da diese stark mit Schwermetallen und vielen weiteren Giftstoffen belastet sind. Die Alternativen: Wer nicht willens oder in der Lage ist, eine gesunde und ausgewogene Ernährung durchzuführen, kann als Omega3-Fettsäurelieferant auf Pflanzen- und Algenöle zurückgreifen. Leinöl beispielsweise besitzt im Gegensatz zu Speisefischen ein Vielfaches an ungesättigten Fettsäuren. Omega-3-Fettsäuregehalt in % bei Pflanzenölen und Fettfischen: Leinsamenöl ca. 80%, Perillaöl ca. 60%, Rapsöl ca. 9%, Sojaöl ca. 8%, Lachs ca. 2%, Hering ca. 1,5%, Makrele ca. 1%. Omega-3-Fettsäurekapseln sind im Handel auf rein pflanzlicher Basis erhältlich! Robbenjagd: grausam und barbarisch! Fotos: ©Respect For Animals Leben inmitten von Leben, das leben will! Neben Kanada werden alljährlich auch in Namibia und Grönland Robben in großer Stückzahl getötet. Sascha Regmann für den ETN e.V. 2/2009 Respektiere 21 Magazin Fauler Zauber Wenn die Zirkusmanege zur Hölle wird Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Zauberer und einem Zirkustier? Keine leichte Frage, denn beide unterhalten das Publikum, beide stehen im Rampenlicht, die Vorstellungen werden in beiden Fällen von Musik begleitet und mit Applaus belohnt. Und beide präsentieren schließlich auch nichts anderes als eine Illusion. Doch während der Zauberer uns die Illusion schenkt, Dinge vor unseren Augen verschwinden oder schweben zu lassen, wird im Zirkus eine andere Illusion verkauft: die einer heilen Welt. Einer Welt mit Tigern, die keine Angst vor dem Feuer haben, mit Elefanten, 22 Respektiere 2/2009 die Spaß daran haben, einen Kopfstand zu machen, mit Bären, die auf einem Fahrrad fahren … Was aber treibt einen Bären dazu, sich auf ein Fahrrad zu setzen oder zu tanzen, und einen Elefanten dazu, einen Kopfstand zu machen? Und Tiger haben sehr wohl Angst vor dem Feuer – was treibt ihn also dazu, dennoch durch den brennenden Reifen zu springen? Eine noch größere Angst. Grausame Dressur Dressur ist immer Gewalt. Ziel: den Willen des Tieres zu brechen. „Um das Verhalten eines Elefanten in der Beengtheit eines Zirkus zu kontrollieren, muss der Pfleger die Überhand gewinnen und behalten. Ein so großes Tier zu kontrollieren, kann nur durch eine gewisse Art der Grausamkeit erreicht werden“, erklärt Dr. Cynthia Moss, führende Elefantenexpertin. „Hierfür wird häufig ein Elefantenstab – ein Elefantenhaken [...] – eine Peitsche oder ein Elektroschocker verwendet.“ Ein Besucher des Zirkus Krone beob- Magazin Wenn die Manege zur Hölle wird Die meisten Zirkusbetriebe distanzieren sich heute von Elefantenhaken, engen Halsbändern, Peitschen, Schlägen mit Axtstielen, Ketten und Fäusten, Verbrennungen und anderem mehr. Zirkus Krone beteuert z. B., die Tiere seien ihre Partner und Freunde und gehörten mit zur großen CircusKrone-Familie. Ist das Wohlergehen der Tiere allein dadurch schon gesichert, dass sie das Einkommen des Zirkus sichern? „Keiner der Zirkusse hat ein Interesse daran, seine Tiere umzubringen, weil man viel Zeit und Geld in sie investiert hat“, so Dr. Fred Kurt, Elefantenspezialist. „Doch das heißt noch lange nicht, dass es keine systematische Brutalität gibt.“ Der Schweizer Kunstmaler Hans Falk war ein Jahr mit dem Zirkus Charles Knie auf Tournee und musste die Dressur einer jungen Elefantendame miterleben: „Sie brachten ihr eine Art Balance-Akt bei, wobei sie über eine Holzplanke laufen sollte, die sich nur ungefähr 50 cm über dem Boden befand. Aber die Elefantin weigerte sich, sie hatte Angst. Nach einiger Zeit verloren Louis Knie und seine Helfer die Geduld und benutzten einen Stock mit einem Metallhaken am Ende, und sie zogen und schoben sie. Sie wollten diesen Trick so bald wie möglich einstudiert haben, doch die Elefantin konnte einfach nicht. Und in diesem Moment wurde es in der Manege ein bisschen wie in der Hölle. Der Dresseur schlug dem Tier auf die Füße, bis sie bluteten.“ Qualvolle Enge Das Problem aber beginnt schon früher: bei der Haltung der Tiere. Tierhaltung in Zirkusbetrieben ist zwangsläufig immer ein Missstand. Das Revier eines Sibirischen Tigers misst 400 (Weibchen) bzw. 1.000 km² (Männchen) und ist somit 35 bis 100 Millionen Mal größer als der karge Zirkuswagen, in dem er sein Dasein fristen muss. Das allein zeigt schon, dass ein Käfig kein angemessener Lebensraum sein kann. Und obwohl Tiger Einzelgänger sind und nur zwecks Fortpflanzung Paare bilden, halten Zirkusse immer mehrere Tiger. Ein Schwimmbecken bieten ihnen die wenigsten Zirkusse, obwohl Tiger sehr gerne und gut schwimmen. Kratzbäume, erhöhte Liegeflächen – eine Seltenheit. Sicher sind den Tieren nur die qualvolle Enge und die Gitterstäbe vor der Nase. Aber auch Elefanten, Giraffen, Zebras und viele andere Tiere leiden und zeigen die arttypischen Folgen der Gefangenschaft: Elefanten, an den Füßen mit schweren Eisenketten gefesselt, die sich hin- und herwiegen; Bären, Affen und Löwen, rastlos durch die engen Käfige streichend. Selbst Pferde, die als domestizierte Tiere bei der Kritik an Zirkusbetrieben häufig außer Acht gelassen werden, leiden. Denn Zirkusunternehmen sind natürlich immer unterwegs. Für die Tiere heißt das: ständig wechselnde Auftrittsorte, ständige Be- und Entladestrapazen, lange Reisen im LKW oder Eisenbahnwaggon. Von Zirkusleitlinien und Verbotsanträgen Die Zirkusleitlinien sollen den Zirkustieren eigentlich helfen. Doch ihre Vorgaben sind weder ausreichend noch verbindlich. Sie sind reine Empfehlungen. Und obwohl diese ‚Leid’-Linien viel zu lasch sind, werden sie von den Zirkusunternehmen trotzdem meist durch Missachtung gestraft. Tierschutzorganisationen fordern daher bereits seit vielen Jahren, dass dem Verfassungsrang, den der Tierschutz mittlerweile genießt, auch endlich Rechnung getragen wird. Das unnötige Leid, das den Tieren durch Haltung, Transport und Dressur angetan wird, muss verboten werden. 2003 machte das Land Hessen den ersten Schritt und reichte dem Bundesrat den Antrag ein, Wildtiere wie Affen, Nilpferdhaltung im Zirkus: Das soll artgerecht sein?! Foto: © www.tirm.de Foto: © www.tirm.de achtete, wie eine Elefantenkuh direkt nach dem Auftritt in der Manege mit dem Elefantenhaken traktiert wurde. „Offenbar hatte der Elefant in der Manege nicht so gespurt, wie sich die Trainerin das vorstellte“, so der Zeuge. Die Elefanten wurden ins Stallzelt gebracht. Ein Zirkusmitarbeiter bemerkte die unliebsamen Augenzeugen und erklärte, dass nun ein Training anstünde. Das Zelt wurde hermetisch abgeriegelt. „Einige Minuten später drang der Furchtschrei einer Elefantenkuh durch die Zeltleinwand und es begann ein monotones, länger andauerndes, rhythmisches Klatschen. Das ‚Training’ hatte begonnen – die hörbaren Schläge wurden zu Beginn mehrmals von schrillen Schreien eines Elefanten begleitet.“ Ein Leben an Ketten. Bären und Elefanten in Zirkussen zu untersagen. Raubkatzen fielen explizit nicht darunter, da Katzen von Natur aus zäh seien und nicht so schnell leiden würden, hieß es. Dabei bestätigt eine im Oktober 2003 veröffentlichte Studie der Oxford University, dass ausgerechnet weit umherstreifende Raubtiere, darunter auch Tiger und andere Großkatzen, „die deutlichsten Zeichen für Stress und/oder psychische Funktionsstörungen in Gefangenschaft zeigen“. Der Bundesrat gab dem Antrag Hessens statt, doch die Bundesregierung hat bis heute Bedenken und setzt den Bundesratsbeschluss nicht um. Einem EU-Bürger müsse es möglich sein, seinen Beruf in jedem EU-Land auszuüben. Das gelte auch für den Elefanten-Dompteur. Österreich, wo für Zirkusse mit Wildtier-Nummern ein Auftrittsverbot gilt, musste sich dafür bereits vor dem Europäischen Gerichts- 2/2009 Respektiere 23 Foto © D. Rüter Freiheit, die nur noch in den Träumen existiert. Ein Bild, das für sich spricht: Die Käfiglöwin aus dem Zirkus KRONE erinnert an die Zeilen Rilkes: „Sein Blick ist vom Vorübergehen der Stäbe so müd’ geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt …“ hof verantworten. Die Alpenrepublik wusste jedoch, das Gesetz schlüssig zu begründen – das Verbot blieb bestehen. Doch die Zirkus-Lobby ist überaus stark. Reiche Zirkusdynastien wie Knie, Krone oder Chipperfield und ZirkusVereinigungen halten weiterhin an der Tierdressur als Tradition fest und prophezeien den Einbruch eines ganzen Wirtschaftszweiges und Tausende Arbeitslose. Überdies sind Politiker bekanntlich eher abgeneigt, Tierschutzprobleme durch direktes Handeln zu lösen. Wenn überhaupt, dann einigen sie sich lieber auf schrittweise „Reformen“ als auf direkte Verbote. Ein Zirkus ohne Tiere ist möglich Dabei ist ein Zirkus ohne Tier-Nummern möglich. Bestes Beispiel dafür: der 1984 gegründete Cirque du Soleil. Der kanadische Zirkus verzichtet vollends auf Tier-Nummern und nimmt doch noch genügend Geld ein, um seine etwa 3.800 Mitarbeiter zu bezahlen. The Independent bezifferte den Wert des Zirkus auf über eine Milliarde Dollar. Erst Mitte Mai bewunderte ein Millionenpublikum die atemberaubende artistische Darbietung des Zirkus beim Finale des Eurovision Song 24 Respektiere 2/2009 Contest in Moskau. Auch der 1989 in Bocholt gegründete Zirkus Flic Flac, der Chinesische Staatszirkus und manch andere Zirkusse verzichten auf Tier-Nummern und werden gefeiert. Dass ein Wechsel auch für traditionelle Zirkusunternehmen möglich ist, zeigt der Zirkus Roncalli. Einst ging er wie alle Großzirkusse auch mit Tigern und anderen Wildtieren auf Tournee, doch seit einigen Jahren feiert er mit einem Programm aus Artistik, Clowns und Pferden große Erfolge. oder Elefanten zeigen. Aber ist das, was wir in Zoo und Zirkus sehen, ein richtiger Löwe oder Elefant? Wir sehen verhaltensgestörte Tiere, die im Zirkus sogar noch albern angezogen sind und zu Mätzchen gezwungen werden. Die Tiere wurden ihres Willens und ihrer Würde beraubt. Nun stellt sich die Frage, ob Sie Ihrem Kind wirklich eine seelisch gebrochene Karikatur als König der Savanne verkaufen wollen. Denn alles andere ist eine Illusion … Andreas Bender Was dem Kind sagen? Ihr Kind sieht wilde Tiere, die atemberaubende Kunststücke machen. Es sieht nicht, wie die Tiere dazu gebracht wurden. Natürlich will es die Tiere sehen. Doch wenn Sie ihm erklären, dass die Tiere in enge Käfige gesperrt und gequält werden, wird es nicht mehr in die Vorstellung gehen wollen. Während der Zauberer uns auf der Bühne aus freien Stücken mit seinen Illusionen fasziniert, agiert das Zirkustier unter Zwang. Für die Menschen besitzt es allenfalls einen Marktwert. Mehr aber auch nicht. „Man kann nur schützen, was man kennt“, heißt es oft. Man müsse dem Kind doch mal einen richtigen Löwen Was Sie tun können! Klatschen Sie den Leistungen menschlicher Artisten Applaus – nicht der Tierquälerei! Boykottieren Sie Zirkusse mit Tieren. Besuchen Sie stattdessen die Vorstellungen von Zirkusunternehmen, die auf Clownerie und Artistik setzen. Damit entziehen Sie den tierquälerischen Zirkussen Ihre finanzielle Unterstützung und zeigen deutlich, wofür Sie bereit sind zu zahlen. KINDERSEITE Hallo liebe Kinder, hier bin ich wieder, euer Willi. Heute möchte ich euch etwas über die Tiere im Zirkus erzählen. Die meisten von euch waren sicher, genau wie ich, schon mal im Zirkus und haben neben den tollen Artisten auch Tiere gesehen. Ich fand allerdings, dass die Tiere sehr traurig ausschauten. Die Elefanten hatten schwere Ketten an den Füßen, die Bären, Affen und Löwen liefen in kleinen Käfigen von einer Seite zur anderen. Die Krönung war ein armes Nilpferd, das in einem Wasserbassin stand – wie in einer Minibadewanne! Einer der Löwen erzählte mir seine Geschichte … Als der Löwe noch ein Baby war, kamen Menschen, fingen ihn einen und nahmen ihn einfach mit. Der kleine Löwe schrie und noch lange hörte er seine Mama brüllen, doch niemand konnte ihnen helfen. Seine schöne Heimat Afrika, wo er mit seiner Familie in Freiheit lebte, hat er nie mehr wiedergesehen. Stattdessen wird der kleine Löwe nun tagtäglich in eine Manege geschickt: voller Menschen, mit lauter Musik und vielen Lichtern. Dort muss er, genau wie die anderen Tiere, Kunststücke machen, die er in freier Wildbahn niemals machen würde. Oder habt ihr schon mal von einem Löwen in Afrika gehört, der durch brennende Reifen springt? Oder von einem Bären, der auf einem Fahrrad fährt? Doch wenn im Zirkus die Peitsche knallt, gehorchen alle Tiere. Nur manchmal wehrt sich ein Tier ganz verzweifelt oder greift sogar seinen Peiniger an. Wenn einer von meinen Zirkusfreunden so etwas tut oder gar aus dem Zirkus flieht, wird er von der Polizei gehetzt. Denn die Menschen sind sich einig: Er ist gefährlich! Einige Zirkustiere wurden auf ihrer Flucht auch schon erschossen. Geschichten über Zirkustiere, die flüchteten und in ihre Heimat zurückliefen, gibt es leider nur im Fernsehen und in Büchern. Nicht im wirklichen Leben! 2/2009 Respektiere 25 KINDERSEITE So lustig und bunt der Zirkus für die Zuschauer scheint, für die Tiere ist er es nicht. Vielleicht für einen Hund, der gerne Kunststücke für sein Herrchen macht, aber nicht für all die vielen Wildtiere. Das Leben hinter Gittern macht sie sehr traurig. Genau wie die tagelangen Fahrten in einem viel zu engen und dunklen LKW voller fremder Geräusche. Ihr wisst ja, dass ein Zirkus immer nur eine kurze Zeit an einem Ort bleibt und dann in die nächste Stadt zieht. Zelte werden abgebaut, Tiere in LKWs oder in Eisenbahnwaggons verladen, und los geht die Fahrt. Für den kleinen Löwen, aber auch für die Elefanten, Giraffen und Flusspferde ist das wirklich kein Spaß! Es gibt nur eine Möglichkeit den Tieren im Zirkus zu helfen, und dafür brauche ich euch! Wenn ein Zirkus in eure Stadt kommt, in dem Wildtiere wie Elefanten, Löwen, Giraffen, Nashörner, Affen oder Flusspferde auftreten müssen, geht nicht hin! Erzählt es euren Freunden, Lehrern, Verwandten, Nachbarn – einfach allen Leuten, die ihr kennt. Denn wenn sich kein Mensch mehr für den Zirkus interessiert, brauchen auch keine Tiere mehr zu leiden. Ihr müsst aber nicht auf den Zirkus, die Artisten und die Clowns verzichten! Schaut euch Zirkusse an, die eben ohne die armen Wildtiere arbeiten, wie z.B. der Zirkus Roncalli. Oder Zirkusse, in denen nur Akrobaten und Clowns zeigen, was sie Tolles können! So z.B. der Zirkus Flic Flac und Cirque du Soleil. 26 Respektiere 2/2009 KINDERSEITE Und wenn ihr Lust habt, malt doch einmal ein Bild von einem glücklichen Wildtier – in seiner Heimat. Dann schickt eure Bilder an den ETN e.V., damit ich die schönsten mit einer Überraschung prämieren kann! Vielleicht malt ihr ja auch mal mit der ganzen Schulklasse Bilder und stellt sie aus! Ich bin gespannt und freue mich auf eure Einsendungen! Euer Willi Verbinde die e Zahllen vo on 1 biss 48 45 44 43 46 42 41 47 48 15 40 16 39 35 36 17 18 23 14 19 34 8 37 13 6 33 24 7 22 38 9 20 1 21 10 30 31 29 32 25 5 11 2 12 28 26 27 4 3 2/2009 Respektiere 27 Sea Denmark Strait Murmansk Tromsø Unsere Einsatzgebiete in Europa Kiruna a Norwegian Se Sea Reykjavík ICELAND AND White Sea Arctic Arkhan Arkhangel'sk Circle rn Luleå Der ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem Ouluein zuverlässiger und starker NORWAY WA A Partner für nahezu 100 Vereine im In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit dem ETN e.V. leisten unsere Partner europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter den schwierigsten Bedingungen für die Tiere vorLake Ort Umeå å Onega ein. Ohne diese Tierschutzarbeit an der Basis würden viele Tierheime schlichtweg nicht existieren, blieben AbertauFINLAND sende Tórshavn von Straßentieren unversorgt und unkastriert. Unzählige Tiere wären dem Tod geweiht. Islands Unsere Partner imFaroe Inund Ausland sind genauso wie wir als ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie, liebe SWEDEN N (DENMARK) Tampere ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht! Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen! Tel.: 0 22 45/61 90-0SHETLAND oder e-Mail: [email protected]. Die Kontaktdaten unserer Partner finden Sie auch unter www.etn-ev.de. Bergen ORKNEY ISLANDS Rockall (U.K.) Oslo ALAND ISLANDS Stockholm Stavanger IRELAND Leeds Manchester Liverpool NETH. Kaliningrad Essen Cologne Leipzig GERMANY Frankfurt am Main Luxembourg LUX. Hrodna Strasbourg Lódz´ Wroclaw BULGARIA Sofia ·Istanbul Skopje Bursa 40 Thessaloníki ALB. S TURKEY Aegean GREECE Sea Athens Rhodes Sicily Melilla Oran Scale 1: 19,500,000 Tunis (SPAIN) Rabat TUNISIA ALGERIA Valletta MALTA Crete Lambert Conformal Conic Projection, standard parallels 40˚N and 56˚N 0 0 0 ·Izmir Ionian Sea Palermo Algiers Canary Islands MOROCCO Montenegro Black Sea Varna F.Y.R.O.M. Cagliari Mediterranean Sea Casablanca P Tirana E Sea Serbia S N (SPAIN) Danube Belgrade Podgorica I Naples Constanta ¸ Bucharest Tyrrhenian Sea Sardinia Odes . N VATICAN CITY (U.K.) Ceuta Alborán Iasi ¸ MOLDOVA S Adriatic Sea Rome BALEARIC ISLANDS Gibraltar Málaga Mykolayiv Chisinau ¸ ROMANIA ITALY Corsica 300 Kilometers 20 300 Miles AT L A N T I C O C E A N Alegranza Graciosa La Palma Los Lianos de Aridane Santa Cruz de la Palma Canar y Islands (Spain) Tenerife Puerto de la Cruz La Gomera San Sebastian de la Gomera Valverde Lanzarote Arrecife Santa Cruz de Tenerife Fuer tevetura Las Palmas ▲ Pico del Teide de Gran Canaria 12.198 ft. (3.718 m) Gran Canaria Puerto del Rosario Peninsula de Jandia Telde 73 El Hierro 0 0 28 Respektiere 2/2009 50 Miles 50 Kilometers ro UKRAINE L'viv Kraków Dnip T Sea Balearic Sea Sevilla la stu VI D Ljubljana SLOVENIA I Zagreb Milan N Lyon Venice A A Turin Po BOSNIA AND R HERZEGOVINA Genoa CROATIA I C SAN A P MARINO Sarajevo A MONACO E Ligurian Florence L Barcelona Valencia Rivne L N PYR ENE ES Zaragoza ANDORRA SPAIN Kiev POLAND M Toulouse Vaduz Bern P GenevaSWITZ. Andorra la Vella Marseille Tagus Brest Warsaw N LIECH. MASSIF Bordeaux CENTRAL Madrid Homyel' Chernivtsi C A CZECH REPUBLIC R P SLOVAKIA Brno A T H Bratislava e I A Danub ClujBudapest Vienna Napoca AUSTRIA HUNGARY S Stuttgart Munich e Loir FRANCE Bilbao PORTUGAL Minsk RUSSIA Smolensk BELARUS Prague Bonn Zürich 40 Mahilyow ) ne Sei Nantes ´ Poznan e Elb Brussels Lille BEL. Paris Berlin Bremen Oder Guernsey (U.K.) Jersey (U.K.) Porto Vilnius Gdansk ´ London English Vitsyebsk LITHUANIA Malmö Hamburg Birmingham Amsterdam Rotterdam Channel Dnep r Baltic Sea Copenhagen KINGDOM Bay of Biscay LATVIA Bornholm Cardiff Celtic Sea Riga Öland DENMARK Rhi ne Isle of Man (U.K.) Irish Sea Gotland ro Dublin North Sea UNITED Göteborg gat tte Ka Glasgow Edinburgh Belfast Moscow k rra age k S Aberdeen Dnyap North Atlantic Ocean Strait of Gibraltar RUSSIA Tallinn ESTONIA HEBRIDES Lisbon 40 S Petersburg St. Gävle ISLANDS 20 60 Vol ga 60 a ya Unsere Partner im Tier- und Naturschutz ETN-Tiersendung: „Ein Herz für Tiere“ Schalten auch Sie ein! Vierbeiner, die in der Sendung „Ein Herz für Tiere“ vorgestellt werden, haben gute Vermittlungschancen. Jetzt kommt es nur noch auf hohe Einschaltquoten an! Wie bereits in der letzten Ausgabe von Respektiere und auf unserer ETNHomepage angekündigt, ist am 14. März 2009 die neue Tiersendung „Ein Herz für Tiere“ an den Start gegangen. Die Sendung, die aus der Kooperation des ETN e.V. mit dem Gong-Verlag entstanden ist, wird sowohl bei rheinmaintv als auch bei NRW.TV ausgestrahlt. Für die erste Staffel sind 24 Folgen geplant. Aufgezeichnet werden die Sendungen auf den wunderschönen ETN-Tierschutzhöfen in Much und Bad Karlshafen, ausgestrahlt immer 14-tägig, und zwar zu folgenden Zeiten: bei rheinmaintv samstags um 19 Uhr und sonntags um 18 Uhr; bei NRW.TV samstags um 19.30 Uhr und sonntags um 18.30 Uhr. Empfang über Kabel dvb-T und Sat-Astra (rheinmaintv) bzw. Kabel (NRW.TV). von dieser Hilfe profitieren werden. Ab sofort ist jeweils der Quelltext angegeben, was den Webmastern das Einbinden der Filme erleichtert. Werben Sie für unsere Schützlinge! Noch ist die Sendung relativ unbekannt. Doch nach dem endgültigen Aus von „Herrchen gesucht“ im Hessischen Fernsehen bietet „Ein Herz für Tiere“ Tierschützern nun wieder ein gutes und wichtiges Forum, um ihre Sorgenkinder vorzustellen. Dazu kann jeder Tierschützer mit der entsprechenden Werbung beitragen. Tierheime, die gerne an der Sendung teilnehmen möchten, sollten sich an die ETN-Geschäftsstelle in Much wenden. Kontakt: Tel.: 0 22 45/61 90-0 oder e-Mail: [email protected]. Wir freuen uns auf zahlreiche Zuschauer und Gäste! Ihr ETN-Team Filme jetzt online Sie haben die neue Sendung bislang verpasst? Kein Problem! Alle bisherigen Folgen finden Sie auf der ETN-Homepage unter www.etn-ev.de! Es wäre schön, wenn Sie dazu beitragen würden, dass die Sendung und damit unsere Schützlinge künftig ein breites Publikum finden. Dazu müssen wir den Bekanntheitsgrad des neuen Formats unbedingt steigern! Wollen Sie dabei mithelfen? Dann verlinken Sie doch die Sendungen auf Ihrer Homepage oder laden Sie die Beiträge runter. Eine Verbreitung der Filme ist ausdrücklich erwünscht – ganz im Sinne der Tiere, die Entspannte Stimmung während der Dreharbeiten auf Hof Huppenhardt. 2/2009 Respektiere 29 Unsere Partner Zufall oder Fügung? Lovelys Weg ins Glück Gibt es Zufälle? Oder ist alles Bestimmung? Die folgende anrührende Geschichte einer erfolgreichen Tiervermittlung lässt uns fast an Wunder glauben. Auf jeden Fall aber an die Macht der Liebe. Jeder liebte ihr bezauberndes Wesen. Unsere Aisha, eine hellbraune Labradorhündin aus Spanien, war gerade anderthalb Jahre alt, als wir sie von der Tierherberge Egelsbach zu uns nahmen. Mit unserem Rüden Felix verstand sie sich auf Anhieb prächtig. Welch ein schmerzhafter Verlust für uns alle, als Felix fünf Jahre später über die Regenbogenbrücke ging und Aisha alleine zurückblieb. Nach dem geplanten Urlaub, so unser Entschluss, sollte unsere Aisha wieder einen Gefährten bekommen – natürlich aus dem Tierschutz! Im Internet entdeckt Für Aisha gab es keinen Ersatz! Und doch unternahm ich ein paar Tage später den zaghaften Versuch mir im Internet Hunde anzusehen. Konnte ich noch einmal einen Hund so lieben? Unvorstellbar! Auf der Homepage von Roquetas de Mar in Spanien aber blieb mein Blick an einer abgemagerten, traumatisierten, verängstigten, dreieinhalbjährigen schwarzen Labradormixhündin hängen. Sie schien genauso traurig zu sein wie ich – aber Lovely ist die glückliche Nachfolgerin von Aisha. 30 Respektiere „Sie wollte uns Leid ersparen“ Im Urlaub erkrankte Aisha. Sie litt unter massiven Sehstörungen, konnte sich kaum auf den Beinen halten und war fast nicht mehr ansprechbar. Die Tierärzte vor Ort waren ratlos und konnten uns nicht weiterhelfen. Wieder daheim, verbesserte sich ihr Zustand. Und doch – irgendetwas stimmte nicht. Wir ließen Aisha von Kopf bis Fuß untersuchen. Das endgültige Ergebnis stand noch aus, als wir ihrer besten Hundefreundin einen Besuch abstatteten. Die beiden Tiere schmusten im Garten – es war das letzte Mal! Am nächsten Morgen erfolgte der endgültige Zusammenbruch. Aisha lag ganz entspannt zu Hause und atmete regelmäßig! Sie hob ein letztes Mal ihren Kopf, sah noch einmal unseren Sohn an, als wolle sie sich auch von ihm verabschieden, legte ihren Kopf dann zur Seite und hörte auf zu atmen. Unser Hund war gestorben! Sie war in unser Leben getreten, ohne uns je Probleme bereitet zu haben, und sie ging aus unserem Leben, als wollte sie uns auch jetzt ein langes Mitleiden ersparen. 2/2009 sie war 2000 km von uns entfernt. Also fuhren wir am nächsten Tag nach Gelnhausen. Leider hatte das Tierheim für Besucher noch nicht geöffnet. Als wir im Auto warteten, kam ein Unwetter auf, es schüttete derart, dass wir erst nach einer halben Stunde das Auto verlassen konnten. Am Haupteingang stand das Wasser kniehoch, das Tierheim blieb aufgrund der Überflutung für Besucher an diesem Tag geschlossen. Es sollte also nicht sein! Lovely aus Spanien Am darauffolgenden Wochenende kam uns die Idee, die Tierherberge Egelsbach zu besuchen, z.B. um mit einem der Hunde Gassi zu gehen. Eine sehr nette Auszubildende empfing uns und nahm sich die Zeit, uns herumzuführen. Viele Hundegesichter schauten uns an, aber es sprang kein Funke über. Ich war noch nicht bereit für einen neuen Hund (dachte ich!). Im letzten Gehege saß ein Neuzugang: eine große, schmale, schwarze Hündin. Mein Mann und ich fragten spontan: Dürfen wir mit ihr spazieren gehen? Als wir sie ausführten, merkten wir, dass sie überaus ängstlich reagierte. Abgemagert, Narben auf dem Kopf, hängendes Gesäuge und kahle Stellen im dünnen Fell machten deutlich, dass diese Hündin schon die Schattenseiten des Lebens kennengelernt hatte. In der Tierherberge angekommen, wollte ich mehr über diesen Hund in Erfahrung bringen. Wir gingen ins Büro und ließen uns die Papiere zeigen. Ihr Name war Lovely. Sie war am Todestag unserer Aisha von Spanien in die Tierherberge nach Egelsbach gebracht worden. Schicksal oder Fügung? Die dreieinhalbjährige Hündin kam aus dem Tierheim Roquetas de Mar. Das konnte nicht die Labradormixhündin sein, die ich mir immer wieder im Internet angeschaut hatte! Es gab Gemeinsam mit dem ETN in Spanien – eine Erfolgsbilanz Kastrationen gehören zum Tierschutzalltag (Tierarzt Miguel Capel Artero mit Maria Antonia Guevara Martinez). Dank Ihrer Unterstützung helfen wir gemeinsam mit dem ETN e.V. den Tieren in Spanien. Hier eine kleine Bilanz aus dem Jahre 2008: Anzahl der aufgenommenen Tiere: 1161 Hunde, 103 Katzen Anzahl der vermittelten Tiere: 987 Hunde, 36 Katzen Kastrationen: 701 Hunde, 91 Katzen Weitere Tiere wurden nach ihrer Kastration wieder ausgewildert oder befinden sich seitdem auf Pflegestellen. Tausende von Hunden und viele Tierheime in Spanien. Warum sollte gerade sie in die Tierherberge Egelsbach gekommen sein, und dann noch an dem Tag, an dem wir unseren Hund verloren hatten? Aber sie war es! Schicksal, Fügung? Hatte unsere Aisha erst die Augen geschlossen, als sie wusste, dass ihre Nachfolgerin angekommen war? Heute weiß ich, warum der Himmel seine Schleusen bei meinem ersten Tierheimbesuch in Gelnhausen öffnete. Dagmar Wörner (Frauchen von Aisha und Lovely) Hinter jeder nüchternen Zahl steht ein gerettetes Leben! Die Kastrationen können vor Ort im Tierheim durchgeführt werden, da der ETN beim Aufbau einer eigenen Klinik und deren Ausstattung Unterstützung leistet. Eine andere Seite der von uns geleisteten Tierschutzarbeit bezieht sich auf: - Organisation von Veranstaltungen rund um den Hund sowie Informationstage - Besuch in den Schulen - Gespräche mit den örtlichen Behörden, speziell um das Problem der Straßentiere zu lösen - Verhaltenstherapien für Hunde und deren Besitzer - Koordination von all den Tierschutzvereinen in der Umgebung (Provinz Almeria), um gemeinsam Lösungen zu suchen Ihr Tierheim Roquetas de Mar EIN TESTAMENT IM SINNE DER TIERE? Unsere Arbeit zum Schutz der Tiere und der Natur ist trotz des hohen ehrenamtlichen Engagements nur möglich, wenn wir Unterstützung von Tierfreunden erhalten. Sie, liebe ETNFreunde, helfen uns zu Lebzeiten durch Ihre Mitgliedschaft oder auch durch Spenden. Wir danken Ihnen allen im Namen unserer Schutzbefohlenen – für jede Hilfe, die Sie uns zukommen lassen. Wenn Sie unsere Schützlinge – die Tiere – auch an Ihrem letzten Willen teilhaben lassen möchten, können Sie dies, indem Sie den ETN e.V. in Ihrem Testament berücksichtigen. Tiere brauchen uns heute, aber auch morgen. Mit Ihrer Hilfe können Sie ihr Überleben sichern – jetzt und in Zukunft! Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an unsere Geschäftsstelle. Wir beraten Sie gerne. Diskretion ist dabei selbstverständlich. Kontakt: Andrea Dittrich Tel.: 0 22 45/61 90-0 Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected] 2/2009 Respektiere 31 Unsere Partner Hilfe für den Deutschen Schäferhund Ein neuer Partner stellt sich vor: Tierschutzverein Marsberg e.V. Der 1996 gegründete Tierschutzverein Marsberg e.V. kümmert sich schwerpunktmäßig um verlassene Schäferhunde und solche, die nicht artgerecht gehalten werden. Seit Kurzem wird der Verein vom ETN e.V. unterstützt. Es begann alles im Jahr 1994 mit Annika und Bomber. Die beiden Schäferhunde waren auf dem Grundstück ihres Besitzers zwischen Schrottbergen zurückgelassen worden. Meine Söhne, die die Not der Tiere erkannten, kletterten immer wieder über den Zaun und versorgten die Hunde notdürftig mit Wasser und Futter. Die Mitarbeiter des zuständigen Tierheims, die von uns alarmiert worden waren und die Tiere abholten wollten, mussten unverrichteter Dinge wieder fahren. Annika und Bomber reagierten auf Fremde aggressiv. Elke Heinemann mit zwei Schützlingen. 32 Respektiere 2/2009 Mitten im Schrott Welpen geboren So entschieden die verantwortlichen Stellen, dass die Hunde auf dem Grundstück bleiben sollten, sofern sie weiterhin von uns versorgt würden. Doch schon wenige Wochen später waren acht Hunde zu betreuen – Annika hatte Welpen bekommen. Und das nicht zum ersten Mal. Wie wir kurz darauf erfuhren, hatte die Hündin jahrelang mitten im Schrott Welpen geboren. Die Tiere, die überlebten, wurden von dem Besitzer verkauft. Anlass für mich, Kontakt zu verschiedenen Tierschutzvereinen aufzunehmen. Ich vertiefte mich in Tierschutzfragen und zog die Welpen auf – bis zu ihrer Vermittlung mit „Vorkontrolle“ und „Schutzvertrag“. Wichtig: enger Kontakt zwischen Mensch und Tier Einer der Welpen blieb bei uns. Später zog auch die chronisch erkrankte Mutterhündin Annika bei uns ein und entwickelte sich zum anhänglichen Haushund. Vom ersten Tag an war sie stubenrein, obwohl sie bis dato nur Zwinger und Schrottplatz gewohnt war. Der Rüde war zuvor auf dem Grundstück verstorben – an Darmverschluss. Bombers Tod hätte verhindert werden können, wenn, ja wenn es einen engen Kontakt zwischen Tier und Besitzer gegeben hätte. Die Geschichte von Annika und Bomber lehrte mich auch, dass es sehr wohl möglich ist, Schäferhunde aus einem Zwinger im Haus zu halten. Wenngleich gegen eine Außenhaltung nicht prinzipiell etwas einzuwenden ist. Vorausgesetzt, der Mensch beschäftigt sich intensiv mit seinem Tier. Was leider allzu oft nicht der Fall ist. Es gibt auch Hunde, die aus gesundheitlichen Gründen nicht vermittelbar sind, so wie unsere behinderte Schäferhündin Wini und der kleine Pekinesen-Mischling Piero. Beide wünschen sich Paten, die an ihrem Leben teilhaben. Schäferhunden wird besonders übel mitgespielt Unser Verein betreut nicht ausschließlich, aber doch überwiegend Schäferhunde. Denn dieser Rasse wird besonders übel mitgespielt. Im Laufe der Jahre konnten wir zahlreiche Schäferhunde aus schlechter Haltung befreien und ihnen über unseren Verein ein neues, besseres Leben schenken. Ein Beispiel: Carina, die zehn Jahre lang bei einem Landwirt irgendwie überlebt hatte, mit verfaulten Zähnen und verstopften Ohren, voller getrockneter Blätter, an einer kleinen Hütte kurz angebunden. Zehn lange Jahre! Nachdem sie zu Beginn ihres Martyriums nachts ohne Ende gebellt hatte, hatte sie das Bellen irgendwann eingestellt und sich ihrem Schicksal ergeben. Als wir von Carinas Geschichte erfuhren, ließen wir nicht locker. Zum Schluss wechselte sie ihre Eisenkette gegen ein schönes Zuhause ein. Und es waren ihr noch viele Jahre vergönnt. Natürlich wissen wir gerade bei den älteren Tieren nie, wie lange sie noch gesund bleiben und ihr neues Leben genießen können. Trotzdem bemühen wir uns gerade um die alten Tiere ganz besonders intensiv. Alte Hunde schließen sich eng dem Menschen an. Was sie an Liebe geben, kann mit keinem Geld der Welt gekauft werden. Verhaltenstherapie für misshandelte Hunde Hunde mit Verhaltensstörungen bleiben so lange in unserer Obhut, bis sie durch ein gezieltes Training vermittelbar geworden sind. Um sich auf das Fehlverhalten einstellen zu können, wird die Vorgeschichte des Tieres genauestens analysiert, wenn möglich bis zum Welpenalter. Die umfangreichen Recherchen machen es oft erst möglich, ein Tier ganz genau einschätzen zu können. Wir geben den Tieren Ruhe und Zeit, stellen uns auf ihre Probleme ein. Ein Beispiel war unser Remo, mit dem über viele Monate gearbeitet werden musste. Gewohnt an ein Leben an der Kette, ließ er keine körperliche Nähe zum Menschen zu. Manche Hunde bleiben bis an ihr Lebensende misstrauisch, andere schaffen den Start in ein neues, glückliches Hundeleben. Auf Pflegefamilien angewiesen Mittlerweile haben wir einen Stab von Pflegefamilien, die unsere Sorgenkinder kostenlos betreuen. Die Futterund Tierarztkosten trägt unser Verein mit Unterstützung des ETN. Unser Verein unterhält zusätzlich zwei eigene Hundezwinger mit großen Ausläufen, die sich auf dem Gelände zweier Hundepensionen befinden. Dort werden die Tiere durch ausgebildetes Personal betreut. Zugleich steht unserem Verein ein ganzes Team ehrenamtlich arbeitender Experten zur Verfügung: Tierpsychologen, ausgebildete Tierpflegerinnen, Hundeerzieher und ein Ausbilder für Sport- und Diensthunde. Wir können uns glücklich schätzen, fähige Ansprechpartner in der Nähe zu haben, die uns in den schwierigsten Fällen unter die Arme greifen. Leider haben wir noch keine eigene Einrichtung, leben aber mit der Vision, eines Tages in einem „Haus Annika“ leidgeprüfte Schäferhunde und andere Rassen aufzunehmen. Dabei bekennen wir uns, genau wie der ETN, zu einer grenzüberschreitenden Tierschutzarbeit. Dem Schäferhund gehört auch künftig unsere besondere Aufmerksamkeit. Mit dem ETN im Rücken werden wir mehr Tiere retten können als bislang. Dafür danken wir Ihnen allen! Diego (6 Jahre) ist ein Schäferhund-Mischling und sucht schon seit Anfang 2007 ein Zuhause! Leider wurde er bisher neben den reinrassigen Tierschutzkollegen immer übersehen. Vielleicht ändert sich das hier und jetzt?! Die Tierpsychologin Kristina Peez arbeitet ehrenamtlich mit den Hunden. Kontakt: Falls Sie als Pflegestelle helfen oder einem unserer zahlreichen Schützlinge ein Zuhause geben möchten, melden Sie sich bitte bei uns! Tierschutzverein Marsberg e.V. Elke Heinemann Tel.: 0 29 94/90 83 72 Mobil: 0151/19 11 17 17 e-Mail: [email protected] www.tierschutz-marsberg.de L IEBE T IERFREUNDE , bitte fordern Sie kostenlos unser Tierschutzmagazin an und reichen Sie es weiter an Gleichgesinnte … Herzlichen Dank! ETN e.V., Hof Huppenhardt, D- 53804 Much Tel.: 0 22 45/61 90-0, Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected], www.etn-ev.de Ihre Elke Heinemann 2/2009 Respektiere 33 Unsere Partner Ein neues Leben für Grischa Was Liebe möglich macht … Es sind Sternstunden für Tierschützer: wenn man feststellt, wie aus einem vollkommen verängstigten oder gar verletzten Geschöpf ein fröhliches, glückliches Tier geworden ist. Selbst behinderte Vierbeiner können bei richtiger Hilfe und entsprechenden Hilfsmitteln ein glückliches Leben führen. Um mit Ihnen, liebe ETNFreunde, einen dieser besonderen Glücksmomente zu teilen, möchten wir Ihnen hier die Geschichte von Grischa aus Moskau erzählen. Zeugnis dafür, was man mit Liebe, Pflege und Fürsorge bewirken kann. Im Oktober 2008 erreichte das Tierrefugium Hanau ein besonderer Hilferuf aus Moskau. Es ging um Grischa, einen gelähmten Hund, der ohne Hilfe den Winter nicht überlebt hätte. „Sehr geehrter Herr Kraft“, hieß es in dem Brief, „seit einigen Monaten versuche ich einer jungen russischen Ballerina zu helfen, die sich aufopfernd um behinderte russische Straßenhunde kümmert. Einen ersten Transport mit fünf behinderten Hunden haben wir bereits Ende Juli geschafft, am zweiten arbeiten wir angestrengt. Für einige dieser Hunde wird es jedoch jetzt eng, da der Winter in Russland vor der Tür steht und wir kein einziges Hilfsangebot bekommen haben. Besonders das Der erste Spaziergang mit Rolli … 34 Respektiere 2/2009 Schicksal von Grischa lässt mich nicht mehr schlafen, da der Hund in Kürze aus dem Sommerhäuschen raus muss, der ‚Besitzer’ ihn aber nicht mit in die Stadtwohnung nehmen darf. Grischa ist durch einen Unfall gelähmt. Allerdings ist fraglich, ob er jemals einen Tierarzt gesehen hat und tatsächlich nicht behandelt werden kann. Es tut mir Leid, Sie so anbetteln zu müssen, aber haben Sie vielleicht im Tierrefugium ein kleines bisschen Kapazität? Vielleicht darf Grischa zu Ihnen? Mit sehr herzlichen und hoffnungsvollen Grüßen aus Herrsching am Ammersee, A. M.“ Ein Herzensbrecher Das Tierrefugium Hanau entschied schnell. Ja, Grischa sollte kommen. Ende Oktober war es dann so weit. Als man Grischa am Flughafen in Empfang nahm, war schnell klar, dass man es hier mit einem „Traumhund“ zu tun hatte. Grischa ist ein notorischer Herzensbrecher. Wenn er einen mit seinen schönen dunklen Augen anschaut, dann ist man ihm gleich verfallen. Doch die langen Monate ohne professionelle Versorgung hatten sehr an seinen Kräften gezehrt. Grischa war extrem abgemagert und durch das Kriechen auf dem Boden hatte er an den Beinen und Pfoten tiefe Abschürfungen. Mobil dank eines Rollwagens Der erste tierärztliche Check fiel demnach auch eher ernüchternd aus. Grischas Verletzungen, so die Diagnose, seien nicht mehr operabel, er wird sein Leben lang gelähmt bleiben. Von diesem Zeitpunkt an arbeitete das routinierte Team des Tierrefugiums Hanau daran, den lebenslustigen und mutigen Grischa wieder aufzubauen. Physiotherapie, gesundes Futter und viel Liebe und Zuwendung sowie die Anfertigung eines speziell auf Grischas Anforderungen ausgerichteten Rollwagens haben dazu beigetragen, dass Grischa trotz seiner enormen Behinderung ein glückliches und abwechslungsreiches Hundeleben führen kann. Täglich geht er dank seines Rollwagens Gassi und freut sich über jeden Besucher im Tierrefugium. Er ist außerordentlich verschmust und genießt jede noch so kleine Streicheleinheit. Man hat das Gefühl, dass er die Liebkosungen regelrecht aufsaugt! John David Kraft Kontakt: Tierrefugium Hanau John David Kraft Tel.: 0 61 81/9 45 68 50 Fax: 0 61 81/9 45 68 20 www.tierrefugium.de e-Mail: [email protected] Der einsame Tod Das (pflanzliche) Öl im Rhein hätte ihren Tod bedeutet. Wenn Wasservögel verölen Wer kennt sie nicht, die Bilder von großen Schiffsunglücken, bei denen Tausende Seevögel einen qualvollen Tod erleiden! Doch auch ohne Tankerhavarie droht den Tieren in zahlreichen Gewässern Gefahr: durch Ölrückstände. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um mineralische oder pflanzliche Öle handelt. Der Effekt für die Vögel ist stets der Gleiche: Öl im Gefieder bewirkt, dass die wasserabweisende Funktion der Federn zerstört wird. Die Tiere versuchen vergeblich ihr Gefieder zu reinigen. Ein Wasservogel ohne die isolierende Schutzfunktion des Gefieders hat keine Überlebenschancen. Die benötigte Körpertemperatur kann nicht gehalten werden, das Tier kühlt aus und stirbt. Illegale Einleitung in Gewässer Nicht selten leiten gewissenlose Kapitäne illegal Öl oder ölhaltige Rück- Tanja Regmann bei der „Arbeit“. stände in Flüsse, Kanäle und Meere ein. Sie tun dies aus verschiedenen Gründen. Zum einen spart man Zeit, wenn man während der Fahrt die Tanks reinigt, zum anderen die hohen Kosten einer ordnungsgemäßen Entsorgung. Da eine lückenlose Überwachung sämtlicher Gewässer nicht möglich ist, kann nur ein Bruchteil der Ölsünder dingfest gemacht werden. Der starke Frachtschiffverkehr auf Deutschlands Flüssen wie dem Rhein sowie die vielen großen Binnenhäfen bergen stets die Gefahr einer Gewässerverölung. Zahlreiche Schwäne, Gänse und Enten sind ihr in den vergangenen Jahren zum Opfer gefallen. „Die meisten Ölopfer sterben einsam“ Lediglich ein geringer Bruchteil verölter Vögel wird lebend aufgefunden. Die Mitarbeiter von Project Blue Sea haben in den vergangenen Jahren immer wieder vereinzelt betroffene Tiere aus dem Rhein reinigen und rehabilitieren können. „Uns ist bewusst, dass wir nur ganz wenigen Tieren helfen können. Die meisten Ölopfer sterben einsam und unbemerkt auf oder an den Gewässern“, berichtet Tanja Regmann. „Wichtig für uns ist, viele Menschen für das Schicksal dieser Tiere zu interessieren und zu sensibilisieren. Die Arbeit mit verölten Tieren steckt hier in Deutschland noch in den Kinderschuhen und man geht in den verschiedenen Bundesländern auch leider sehr unterschiedlich damit um.“ Wichtig: gute Netzwerke Die Bemühungen um Etablierung bundesweiter Standards stecken seit Jahren fest. Es scheint ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Der Weg durch Ämter und Behörden verlangt einen langen Atem … Lobenswert aber, dass sich mittlerweile eine Reihe einzelner Tierschutzgruppen zusammengefunden und organisiert haben, um ihr Wissen in Workshops und Lehrgängen zu fokussieren. Die Anzahl der Menschen, die professionelles Know-how in Sachen Ölvogelrehabilitation in Deutschland besitzen, wächst. Wichtig ist, dass die Mitwirkenden bei einem größeren Einsatz als funktionierende Kette zusammenarbeiten. Vom Auffinden über die Erstversorgung bis hin zum Waschen und Auswildern sind es sehr komplexe und festgelegte Abläufe. Denn schon eine Lücke oder fehlerhaftes Handling kann über den Erfolg oder Misserfolg einer Rehabilitation entscheiden … Sascha Regmann, Project Blue Sea e.V. Weitere Infos bei Project Blue Sea e.V., Postfach 150115 44613 Herne, Tel.: 0 23 23/96 40 96 0 [email protected], www.projectbluesea.de 2/2009 Respektiere 35 Unsere Partner Der Franziskushof Refugium auch für gequälte Exoten Wer auf dem Franziskushof lebt, ist alt, blind oder behindert. Der Gnadenhof im Kalletal, ein Partner des ETN e.V., öffnet seine Pforten für verstoßene Vierbeiner, für Geschöpfe, die niemand mehr haben will. Auch für beschlagnahmte Affen. Dabei ist der Umgang mit ihnen alles andere als leicht. Affen gehören eigentlich nicht hinter Gitter, da sind sich Tierschützer einig. Die Haltung von Affen stellt zudem hohe Anforderungen an die Unterbringung, an Fütterung und Pflege. Was aber, wenn solche Tiere aus schlechter Haltung vom Veterinäramt beschlagnahmt werden? Der Franziskushof hat freimütig Affen aufgenommen und für die Tiere die bestmöglichen Bedingungen geschaffen, die Wildtieren in Gefangenschaft geboten werden können. Von den einst zehn Affen leben heute fünf auf dem Gnadenhof: Bubi, Grete und Momme, drei Gehaubte Kapuzi- Die Affen im Franziskushof stammen alle aus schlechter Haltung. 36 Respektiere 2/2009 ner-Affen, Mallörchen, ein Java-Affe, und Nilson, eine Grüne Meerkatze. Exoten gehören in ihre Heimat Eines möchten wir betonen, liebe ETNFreunde: Der Franziskushof bemühte sich nicht, Affen aufzunehmen! Egal, wie schön und tiergerecht man diesen Wesen das Leben in Gefangenschaft gestaltet: Ein Gefängnis bleibt ein Gefängnis. Alle exotischen Tiere gehören in ihren angestammten Lebensraum, d.h. in ihre geografischen Breitengrade, nicht in Zoos, nicht in Tiergärten, nicht in Tierheime oder gar in private Haltung. Da aber im- mer wieder Exoten über verschiedene Umwege nach Europa gelangen oder hier bei uns nachgezüchtet werden, gehören eben auch Affen zu den Notfällen. Viele Exoten fristen ihr Dasein dann in Käfigen, Aquarien, Badewannen – und alles andere als artgerecht! Erst wenn die Tiere gefährlich werden, wendet man sich an die Behörden oder Tierheime wie den Franziskushof. Der Weg zum Franziskushof Unser erstes Kapuziner-Mädchen Grete haben wir in einer Zoohandlung freigekauft. Sie saß dort zehn Jahre in einem Papageienkäfig. Mit der Zeit kamen drei Java-Affen, zwei Grüne Meerkatzen, eine Schweinsäffin, zwei Rhesus-Affen, zwei Mantelpaviane und vier Gehaubte Kapuziner-Affen hinzu. Manche der Affen hatten bereits ein hohes Alter und verstarben nach ein paar Jahren. Vier der Tiere haben wir nach Holland in eine spezielle und anerkannte Affenauffangstation abgeben Sie haben überlebt! können. Denn besonders die Mantelpaviane machten uns schwer zu schaffen, indem sie Ziegelsteine aus der Wand herausbrachen und im Nachbarraum Stromleitungen demolierten. Der zweite Affe, das Kapuziner-Männchen Bubi, wurde in Bad Kissingen vom Landratsamt aus einer Privathaltung beschlagnahmt und bei uns abgegeben. Der dritte Kapuziner-Affe, Momme, kam erst kürzlich aus Husum, da die Dame, bei der er lebte, zu alt geworden ist, um ihn noch weiter versorgen zu können. Der vierte Affe, die Grüne Meerkatze Nilson, saß in Augustdorf bei einem Schulgelände auf einem Baum und wurde dort von Kindern gefüttert. Mitarbeiter des Bauhofes fingen das Tier ein und brachten es mit Empfehlung des Veterinäramtes zu uns. Als fünfter und letzter Affe lebt bei uns der JavaAffe Mallörchen, den die bereits schwangere Äffin Vita bei uns zur Welt brachte. Natürlich tragen wir Sorge dafür, dass es hier bei uns keinen Nachwuchs gibt. Daher sind alle männlichen Affen im Franziskushof kastriert. Bei Weibchen ist das gefährlich, da sie sich selber die Fäden ziehen. Unsere Partner Teneriffa: Rettung für Hundefamilie In den Bergen ausgesetzt Für viele Tiere kommt jede Hilfe zu spät. Ausgesetzt in den Bergen Teneriffas, haben die meisten von ihnen kaum Überlebenschancen. Boxerhündin Buffy und ihre Welpen hatten einfach Glück! Wir sind kein Zoo Die fünf bei uns verbleibenden Affen können sich frei bewegen – in beheizten Innenräumen und geräumigen Außengehegen im Garten. Sie werden artgerecht versorgt und bei Krankheiten in einer Spezialklinik tierärztlich versorgt. Besucher dürfen die Tiere jedoch nicht füttern. Sie sollen auch nicht als Attraktion wie in einem Zoo dienen. Es sind Gnadenhoftiere, wenn auch sehr außergewöhnliche! Allerdings werden sie auch die einzigen ihrer Art bei uns bleiben. Unsere Kapazitäten sind erschöpft und wir können keine weiteren Affen mehr aufnehmen. Leider ist das Leid der Exoten jedoch ungebremst, der Trend zu außergewöhnlichen Tieren ungebrochen. Das große Anliegen des Franziskushofes ist es daher auch, dass privat keine Exoten erworben werden, egal ob eingeführt oder „legal“ in Deutschland gezüchtet. Neben diesem Wunsch bleibt uns vor allem auch der Dank an Sie alle! In all den Jahren hat uns der ETN zur Seite gestanden! Sie war bis auf die Knochen abgemagert und vollkommen entkräftet: eine Boxerhündin mit ihren Welpen, die von einer tierlieben Wanderin entdeckt wurde. Übrigens kein Einzelfall: Immer wieder finden wir in den Bergen und Wäldern Teneriffas halb tote Hunde, die dort „entsorgt“ worden sind. Oft kommt für diese Tiere jede Hilfe zu spät. Auch die kleine Boxerfamilie hätte in dem Gebiet um die Caldera keinerlei Überlebenschancen gehabt. Die Hündin war mit ihren Kräften bereits völlig am Ende und auch um die körperliche Konstitution ihrer fünf Welpen war es schlecht bestellt. Es galt keine Zeit zu verlieren. Mit dem ETN-Auto brachten wir die Tiere auf die PATfinca. Nun hieß es: kämpfen und beten, dass alle Tiere überleben. Doch trotz aller Bemühungen und Intensivpflege der Findelkinder, die rund um die Uhr versorgt werden mussten, starb Pialotta, das schwächste Hundebaby, das nun im Garten begraben liegt. Hier hat Pialotta einen Platz des Friedens gefunden. Todtraurig über diesen Verlust, hieß es jetzt: bloß nicht kapitulieren, sondern durchhalten. Galt es doch die anderen Welpen zu retten. Es dauerte Wochen, bis die Tiere einigermaßen bei Kräften waren. Zum Glück haben sie alle überlebt. Buffy ist mittlerweile auf Teneriffa in eine liebe Familie vermittelt worden, in der sie nun mit vier anderen Boxern zusammenlebt. Auch die Kleinen sind in netten Familien untergekommen und blicken voller Glück und Zuversicht in ein neues Leben. Was bleibt, sind Fragen. Zum Beispiel wie man eine derart ausgemergelte Hündin mit ihren Kindern im Wald aussetzen kann. Wir werden es nie verstehen … Ihre Susanne Haeger, TSV Franziskus e.V. Elke Rossmann, Pro Animal de Tenerife 2/2009 Als Elke Rossmann die Hundefamilie fand, waren die Tiere dem Hungertod nahe. Ein Glückstreffer: Buffy hat auf der Insel ein tolles Zuhause gefunden. Respektiere 37 Unsere Partner Happy End für Schnauzermischling Mundo „Zum ersten Mal wurde meine Hundeseele gestreichelt“ Die Diagnose niederschmetternd, die Überlebenschancen gering: Das Leben von Schnauzermischling Mundo aus Fuerteventura hing an einem seidenen Faden. Doch das Schicksal meinte es schließlich doch noch gut mit ihm: Er traf auf Menschen, die sein kleines, verletztes Leben unbedingt erhalten wollten. Ihnen gebührt Dank! Das Erste, an das ich mich erinnere, sind die ungläubigen Augen zweier Touristen. Mit einem dicken Brummschädel und irgendwie völlig auf links gedreht, unfähig mich zu bewegen, geschweige denn klare Gedanken zu fassen, nahm ich vor lauter Schmerzen und Hunger kaum wahr, dass diese Begegnung mein Leben verändern und das Leben vieler toller und hilfsbereiter Menschen auf den Kopf stellen würde. Wie ich später erfahren habe, rief man 38 Respektiere 2/2009 den städtischen Tierfänger, der mir keine Überlebenschance einräumte. Also blieb für ihn nur ein trauriger Ausweg: mich einschläfern zu lassen! Mein Schicksal in ihren Händen Doch wie durch Hundegottes Hand gesteuert schaltetet sich plötzlich der Tierschutzverein Okapi ein. Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass Karin, eine nette Okapi-Mitarbeiterin, mit mir zum Tierarzt gefahren ist. Und schon wieder sah ich in diese mitleidigen Augen. Dem Gespräch konnte ich entnehmen, dass auch der Okapi-Tierarzt mir kaum eine Überlebenschance einräumte. Seine Diagnose: doppelte Schädelfraktur linksseitig, schwere Verletzung im Rückenbereich, direkte Einsicht in den hinteren Augapfel, Kopfform verschoben, Fraktur des Innenohres, koordinative Disbalancen, Ausfallerscheinungen des Bewegungsapparats. Bei einer Aufnahme im Tierheim Unsere Partner Okapi ginge meine Lebenserwartung gegen Null, hieß es. Die einzige Rettung sei eine 24-Stunden-Rundumbetreuung in einer privaten Pflegestelle. Nach meinen Erfahrungen mit den Menschen stand ich dem Ganzen natürlich skeptisch gegenüber. Doch was blieb mir anderes übrig, als mich in die Hände der „neuen“ Menschen zu begeben und ihnen mein Schicksal zu überlassen. Scheinbar gibt’s ja zwei verschiedene „Arten“ von Menschen und diese hier waren ganz wunderbar. Sie gaben mir Futter, ihre Berührungen schmerzten nicht, sondern ließen die Schmerzen weniger werden. Zum ersten Mal in meinem Leben wurde sogar meine kleine Hundeseele gestreichelt. In der Pflegefamilie Mit etwas Angst, aber auch mit neuem Lebensmut, lernte ich sie dann eines schönen Tages kennen: meine Pflegefamilie. Ein Mann, eine Frau, ein süßes kleines Mädchen und vier große Hunde, deren Kopf größer war als mein kleiner geschundener Körper. Die großen Hunde waren ganz schön verdutzt, als sie mich sahen, fast ängstlich schauten sie mich an, rochen an mir – und zum Glück war auch das Liebe auf den ersten Blick. Ich war plötzlich der Mittelpunkt der Welt! Jedes Familienmitglied beschäftigte sich mit mir auf eine besondere Weise. Da war das kleine Mädchen Amelie, welches tagsüber mit mir spielte, die notwendige Lebensfreude förderte und zu meiner Belustigung „angestellt“ war. Wir hatten viel Spaß miteinander und waren ein tolles Team, wir „Chaoten“. Die beiden größeren Menschen waren nicht immer angetan von unseren Streichen, aber so richtig geschimpft haben sie nie. Da war die Frau, Susanne, meine private Krankenschwester und Putzfrau. Sie säuberte und verarztete mehrmals täglich meine offenen Wunden, übernahm die Körperhygiene. Und da ich noch klein war, musste die eine oder andere Pipipfütze im Haus bereinigt werden, was sie klaglos machte. Blieb noch Jörg, der Mann. Er war für meine nächtliche Ruhe und bequeme Schlafstellung zuständig. Wir gingen stets gemeinsam zu Bett und schnarchten um die Wette. Das nächtliche Kraulen bis zu den ersten schönen Hundeträumen oblag ihm. Einladung nach Deutschland Und dann war da noch Okapi, der Tierschutzverein auf Fuerteventura, der sämtliche Kosten für Futter, Medikamente und Arztbesuche übernahm und uns ständig mit Rat und Tat zur Seite stand. Als es mir dann nach etwa drei Monaten wirklich besser ging, kamen endlich meine Artgenossen, die Hunde, auf ihre Kosten. Ich teilte mir mit ihnen das Futter, spielte mit ihnen, sprang sie an, biss sie zärtlich in den Nacken und brachte sie um den einen oder anderen Mittagsschlaf. Na ja, ein wenig nervig konnte ich schon sein, aber sie nahmen es mir nicht übel und duldeten meine „Spielsucht“ mit Bravour. Eines Tages luden meine Pflegeeltern ein Pärchen ein. Der Kofferraum ihres Wagens war voller Hundeleckereien, Spielzeug und allem, was das Hundeherz begehrt ... Das war natürlich nicht alles für mich, aber wer so an meine anderen Kumpels denkt, ist doch ein wahrer Freund. Ich machte dann mit den beiden einen schönen Spaziergang durch die Vulkanlandschaft Fuerteventuras, bei dem wir uns näherkamen. Mir war klar, dass ich nicht für ewig bei meiner Pflegefamilie bleiben konnte, aber wenn schon weg, dann bitte schön nur zu Eva und Markus. Die beiden machten Urlaub auf Fuerteventura. In dieser Zeit besuchten sie mich so oft es nur ging. Ich bekam mit, dass sie mich mit nach Deutschland nehmen und für immer, ja für immer, in ihre Familie aufnehmen wollten. Menschen mit Zivilcourage Mit stolzgeschwellter Brust lauschte ich dem Gespräch, in dem Susanne mich in den höchsten Tönen lobte. Mit einem Tränchen im Auge vernahm ich, dass ich zwar ziemlich fit sei, eine Ohroperation und ein Eingriff am Auge jedoch notwendig seien. Schließlich konnte man immer noch in meinen hinteren Augapfel hineinsehen, dieses Auge tränte ständig und der Gleichgewichtssinn war auch noch nicht völlig ausgeprägt. Sollte doch das „Projekt Mundo“ scheitern? Sollte ich doch kein Zuhause finden? Der erste Schreck war zu meinem Glück unbegründet! Eva und Markus wollten mich immer noch mitnehmen. Das war unglaublich. Denn wo trifft man heutzutage noch Leute, die ein kleines „Krüppelchen“ zu sich nehmen, angesichts der finanziellen Belastung und des Risikos, dass ich nicht ganz gesund werden würde! Heute lebe ich in Deutschland, die OPs sind prima verlaufen. Ich bin wieder ein ganz normaler Hund und lebe in der besten Familie des Hundeuniversums. Mein größter Wunsch ist, dass es mehr von den „Okapis“ auf dieser Welt gibt. Denn dann würden mehr Hunde mit einem ähnlichen Schicksal gerettet werden. Menschen mit Zivilcourage, die nicht einfach wegsehen, haben mir das Leben gerettet. Dafür bin ich euch auf ewig dankbar. Euer Mundo (Tierschutzverein OKAPI ) Amelie gab mir Lebensfreude! Die OPs sind längst vergessen. 2/2009 Respektiere 39 Unsere Partner Ein Partner in der Not Tiere vor dem Hungertod bewahrt „Die Tiere verhungern und ertrinken im Regen.“ Mit diesem Hilferuf wandte sich die Nachbarin einer verlassenen Finca an D.U.O.-Ibiza. Wochenlang hatte sie die zurückgelassenen Tiere so gut es ging versorgt – nachdem die Tierhalter wegen Kindesmissbrauchs ins Gefängnis gewandert waren. Als wir zu der verlassenen Finca kamen, bot sich uns ein Bild des Grauens: zwei halb verhungerte Kühe, zwei verwahrloste und verzweifelte Kettenhunde, verdreckte Schafe, ein blindes Schwein in einem kleinen Käfig und zwei Mutterkatzen mit Jungen. Eine der Katzenmütter war bereits tot. Nach Erstellung eines tierärztlichen Gutachtens konnten alle Tiere zunächst beschlagnahmt werden. So nahmen wir von DUOCATs eine ganz liebe Siammutter und fünf Junge mit ins Katzenheim. Die Babys der toten Mutter waren erst ein paar Tage alt und hatten die Augen noch geschlossen. Da die Flaschenaufzucht von so kleinen Welpen immer heikel ist, legten wir sie einfach der Siammutter mit Wenn das Teilen immer so funktionieren würde, wäre die Welt besser! ins Nest und zum Glück nahm sie die drei Waisen an. Eines starb am nächsten Tag, doch die beiden verbliebenen Kuckuckskinder sind fit und gesund. Die gesamte Patchworkfamilie wartet nun auf ein neues, liebevolles Zuhause. Liebe ETN-Freunde, Einsätze wie dieser auf der verlassenen Finca sind leider kein Einzelfall. Die noch lebenden Tiere hätten ohne Hilfe keine Chance gehabt! Auch sie wären jämmerlich gestorben. Daher möchten wir uns bei Ihnen allen von ganzem Herzen bedanken! Bedanken für Ihre Treue dem ETN gegenüber, denn er ist für uns ein Partner in der Not. Möchten Sie unseren geretteten Schützlingen ein Zuhause geben? Wir freuen uns auf Sie! D.U.O.-Ibiza Arqu-ibizaliving/Arquitecturas Rustige Calle San Vicente Nr. 16, 2 piso E-07840 Sta. Eulalia del Rio/ Ibiza/Baleares Dr. Martina Czolgoszewski Tel.: 00 34/6 78/67 00 06 Fax: 00 34/9 71/33 80 24 e-Mail: [email protected] www.duoibiza.net Dr. Martina Czolgoszewski, D.U.O.-Ibiza „Das Wenige, was du tun kannst, ist viel - wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh und Angst von einem Wesen nimmst.“ (Albert Schweitzer) 40 Weiße Katzen sind im Süden aufgrund der Sonneneinstrahlung verstärkt gefährdet, an Krebs zu erkranken. Helfen Sie mit einem schönen Zuhause? Respektiere 2/2009 Helfen Sie uns, damit wir den Tieren helfen können! Wenn jeder Tierfreund mit seiner Überzeugungskraft und seiner Liebe zu den Tieren nur einen weiteren Menschen für den Tierschutz gewinnen könnte, würde dies unzählige Leben retten können. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit! Anträge für neue Mitglieder oder auch Überweisungsträger für Spenden finden Sie im hinteren Heftteil oder unter www.etn-ev.de. Tiere suchen Die Tiere im Süden und Osten Europas haben in den eigenen Ländern kaum eine Chance auf ein neues Zuhause, obwohl sich gerade diese Tiere durch ihren absolut liebenswerten und sozialen Charakter auszeichnen. Für viele ist der einzige Ausweg aus dem Elend die Reise nach Deutschland, wo ihnen tierliebe Menschen eine neue Zukunft bieten. Es gibt aber auch immer wieder Tiere, die sehr schwer vermittelbar sind und daher bei unseren Partnern auf Dauer eine neue Heimat gefunden haben. ein Zuhause Mit einer Patenschaft können SIE schon für wenige Euro im Monat einem Tier ein sicheres Leben ermöglichen. Sie können „Ihr“ Patentier natürlich auch besuchen. Jedes Tierheim freut sich über einen Besuch. Falls Sie eines Tages Ihr Patentier vielleicht nach Hause holen möchten, wenden Sie sich an die angegebenen Kontaktadressen oder an das ETN-Büro in Much. Gerne werden wir Ihnen weiterhelfen. einen Paten Für Ihre Mitarbeit und Hilfe im Namen der Tiere ein herzliches Dankeschön! Soey ist eine ca. 3-jährige, wunderschöne Katzendame, die von einem Bauernhof stammt. Sie hat jedoch panische Angst vor fremden Leuten. Sie zittert förmlich vor Angst, weshalb sich eine Vermittlung schwierig gestaltet. Bibis ist eine liebe, ca. 5-jährige JagdhundPointer-Mix-Hündin. Sie lebt seit November 2007 in einer Pflegestelle, zusammen mit anderen Hunden und Kindern. Da Bibis Leishmaniose-positiv ist, ist eine Vermittlung schwierig. Bibis ist medikamentös eingestellt und beschwerdefrei, muss aber auch weiterhin täglich ihre Medikamente nehmen. Da sich Bibis sehr gut in ihrer Pflegestelle eingelebt hat, würde sie sich über Paten sehr freuen. Strolch ist ein süßer Westie-Cairn-Terrier-Mix, der jedoch nicht ganz einfach ist. Er ist jetzt schon seit 4 Jahren bei uns. Obwohl wir immer sehr viele Anrufe für ihn bekamen, wollte sich leider keiner die „Mühe“ machen, Strolch zu „erobern“. Er braucht nur Zeit, Vertrauen zu fremden Zweibeinern zu fassen. Bedrängt man ihn zu sehr, kann es sein, dass er schnappt. Strolch ist inzwischen 6 Jahre alt und wir würden uns freuen, wenn sich Paten für ihn finden würden. Kater Jerry kam bereits im zarten Alter von ca. 4 Wochen sehr krank zu uns. Er brachte ausgesprochen hartnäckige Parasiten mit, wodurch er wochenlang behandelt werden musste. Durch Katzenschnupfen verlor er auf dem rechten Auge sein Augenlicht. Diese und unsere anderen Schützlinge wünschen sich ein Zuhause oder zumindest einen Paten, der ihre Versorgung mit unterstützt! Tierhilfe Rödental e.V., Liane Scheler-Eckstein, Einberger Str. 30, D-96472 Rödental Tel.: 01 51/54 41 29 92, e-Mail: [email protected], www.tierhilfe-roedental.de 2/2009 Respektiere 41 Zuhause gesucht Lester, ein ca. 2002 geborener Pointer-Mix (SH ca. 55 cm), versteht sich mit seinen Artgenossen sehr gut. Er ist zu Menschen sehr lieb, bisweilen unterwürfig. Bei schnellen Bewegungen oder wenn man sich über ihn beugt, duckt er sich. Was ist Lester wohl widerfahren, dass er manchmal so ängstlich reagiert? Für ihn suchen wir ein ruhiges Zuhause bei Menschen mit Einfühlungsvermögen, die ihm helfen, seine traurige Vergangenheit zu vergessen. Jana ist eine ca. 2007 geborene Schäferhund-Mischlingshündin (SH ca. 60 cm), die sich gut mit ihren Artgenossen versteht. Im Auslauf spielt sie gerne mit ihren Freunden Aaron und Bruno. Jana ist fröhlich und bewegungsfreudig. Ein Haus mit Garten, wo sie nach Lust und Laune herumtollen kann, wäre ideal. Die intelligente und verschmuste Hündin wird ihren zukünftigen Besitzern viel Freude bereiten. Roby ist ein ca. 2005 geborener Labrador-Mix (SH ca. 60 cm), der als völlig verängstigter Hund von einer Mitarbeiterin eingefangen wurde. Zum Glück hat der wunderschöne, ruhige Roby seine Angst überwunden und zeigt sich jedem Menschen gegenüber freundlich und anhänglich. Es wäre schön, wenn Roby endlich ein liebevolles Zuhause finden würde. Er ist zwar Leishmaniosepositiv, durch die Behandlung aber frei von Symptomen. Archie ist ein ca. 2006 geborener, liebebedürftiger PodencoMix (SH ca. 50 cm), der vermutlich ausgesetzt wurde, weil er zum Jagen nicht (mehr) taugte. Archie hinkt leicht auf einem Vorderbein, aber das hindert ihn nicht daran, ein normales Hundeleben zu führen. Archie, dankbar für jede Zuwendung, wartet im Tierheim sehnsüchtig auf seine zukünftige Familie. Asociación Amigos de los Animales, Granja La Cartuja Aptdo. de Correos No. 20, E-18220 Albolote/Granada, Tel.: 00 34/9 58 50 15 08, Mobil: 00 34/6 76 47 21 48, Fax: 00 34/9 58 30 10 09, e-Mail: [email protected] Unser Schnauzermischling Lutz, 43 cm groß, wurde mit 9 Monaten vor der Perrera ausgesetzt. Leider hat er einen Trümmerbruch am linken Knie, vermutlich durch einen Autounfall. Er müsste operiert werden, aber auf der Insel fehlen uns die Möglichkeiten! Lutz ist sehr verträglich, absolut menschenbezogen und eine richtige Schmusebacke. Gerne kann er als Spielgefährte in eine Familie mit Kindern vermittelt werden, selbstverständlich auch als Zweithund. Yankee, 1 Jahr alt, ist ein Rottweiler-Bardino-Mix (SH 50 cm). Er ist ein sehr verträglicher, aufgeschlossener und aufmerksamer Kerl. In ihm steckt jede Menge Power, er benötigt noch Erziehung. Yankee möchte ausgelastet werden, z.B. durch Hundesport. Jilroy, 1 Jahr alt, ist ein Bardino (60 cm SH). Auch er muss noch erzogen werden, ist aber weder ängstlich noch verunsichert. Menschen gegenüber ist er sehr aufmerksam, behutsam und verschmust, immer auf der Suche nach Zuwendung. Für Jilroy wäre ein ruhiges Zuhause am besten, möglichst in Einzelhaltung (oder zu einer Hündin). OKAPI, C/Milagrosa No. 29, E-35640 Lajares (La Oliva)/Fuerteventura, Tel.: 00 34/63/9 66 27 74 Fax: 00 34/9 28/86 85 43, e-Mail: [email protected] 42 Respektiere 2/2009 Zuhause gesucht Gaby, ca. 7 Jahre alt, ist unser Wonneproppen. Die reinrassige Schäferhündin ist trotz ihres Übergewichts sehr flott. Sie ist noch nicht lange bei uns, wir haben sie aus einem spanischen Tierheim übernommen. Sie wurde gut gefüttert, hatte aber viel zu wenig Bewegung. Gaby ist eine ruhige, ausgeglichene, sehr freundliche Schäferhündin, nicht mehr so anstrengend wie ein junger Hund. Mit anderen Hunden verträgt sie sich gut. Unser „Moppelchen“ würden wir gern in ein ebenerdiges Zuhause vermitteln zu Tierfreunden, die ihr ganz viel Zuwendung geben. Kira ist erst 12 Monate alt und hat schon einiges erleben müssen. Die ersten 6 Monate verbrachte sie mit einem Leidensgenossen auf einem Balkon. Nach Rettung der beiden Hunde lebte sie ein halbes Jahr in guten Verhältnissen, bis sie aus beruflichen Gründen abgegeben wurde. Nun wartet die junge, freundliche Kira auf ein neues Zuhause. Sie ist sehr lieb, verträglich mit Artgenossen, aber auch temperamentvoll. Ein Platz in einer Familie mit Kindern wäre ideal. Allerdings kann Kira noch nicht allein bleiben. Nanuk, 5 Jahre alt, ist ein großer, stattlicher, selbstbewusster Schäferhundrüde, der einen erfahrenen Halter braucht. Der Rüde ist freundlich, sehr gut erzogen, läuft ohne Leine, kommt auf Kommando sofort zurück. Er ist verträglich mit Hündinnen, weniger mit Rüden. Nanuk ist ein Wohnungshund, sollte sich aber auch in einem Garten frei bewegen können. Als Familienhund ist er nicht geeignet. Tierschutzverein Marsberg e.V., Elke Heinemann, Postfach 1325, D-34421 Marsberg Tel. 0 29 94/90 83 72 oder 01 51/19 11 17 17, www.tierschutz-marsberg.de Die 3-jährige Hummel (40 cm SH) ist ein fröhlicher Pudel-Mix aus Ungarn, der nur noch drei Beine hat. Wir vermuten durch einen Unfall. Sie kommt damit gut klar und läuft sogar souverän Treppen. Trotzdem wäre ein ebenerdiges Zuhause für Hummel schöner. Mit Teppichboden, wo sie nicht rutscht, wenn sie um die Ecke brettert, mit netten Kindern und feinem Fresschen und erwachsenen Menschen, die nett zu ihr sind. Hummel ist eine ganz liebe, bescheidene Hündin, die viel Freude und wenig Arbeit macht. Die tapfere kleine Maus hat kein Mitleid, sondern ein schönes, liebevolles Zuhause verdient. Carlotta ist eine kleine, goldige Hündin (30 cm SH), ca. 8-9 Jahre alt, aus Bilbao, der ein Auge fehlt. Man hatte sie einfach an einen Müllcontainer gebunden. Was muss in dieser kleinen Seele vorgegangen sein? Carlotta ist mit Abstand der netteste Jagdterrier, der uns je untergekommen ist. Sie hat ein freundliches, ausgeglichenes Wesen. Carlotta wurde in Deutschland einer Augenärztin vorgestellt. Mit den neuen Augentropfen behält sie auf dem noch vorhandenen Auge den Durchblick. Nun sucht sie ganz dringend ein liebevolles Zuhause. Txumi ist ein ganz verspielter, anhänglicher kleiner Podenco-Mix in Miniformat. Txumi ist nur nett und bringt in jeden Hundehaushalt angenehm frischen Wind. Selbst vierbeinige Morgenmuffel oder große Hunde haben keine Chance, Txumis fröhlichem Wesen und seinen Spielaufforderungen zu entgehen. Ich bin mir sicher, Ihr Hund würde sich Txumi als Kumpel wünschen. Er ist überaus brav, macht nichts kaputt und stellt nichts an. Selbst den Katzentest hat der kleine Mann bestanden. Txumi ist ca. 2 Jahre alt, wiegt 6 kg und erreicht auf Zehenspitzen eine Schulterhöhe von 35 cm. Tierschutz ohne Grenzen e.V., Dr. Diane Reiser, Postfach 1963, D-68709 Schwetzingen Tel.: 0 62 24/7 63 33, www.tierschutz-ohne-grenzen.de 2/2009 Respektiere 43 Service Unsicherheit des Hundes , gepaart mit Fehleinschätzung der Halter, sind die häufigsten Gründe warum Hunde entlaufen. Achtung: Hund entlaufen! Risiken, Vorbeugung und erste Maßnahmen Täglich gehen Suchmeldungen nach entlaufenen Hunden bei den zuständigen Stellen ein. Häufig handelt es sich dabei um Tierschutzhunde, die gerade erst in Deutschland angekommen sind. Warum gerade diese Hunde die Flucht antreten und wie man das verhindern kann, erfahren Sie von Maria Bader, vom ETN-Partner TSV Hennef und vom Find-mich-fix-Team. Alsdorf, 13. Mai, 18.35 Uhr: Notruf – Linda, eine kleine scheue Mischlingshündin, gerade erst in Deutschland angekommen, wird vermisst. Aus unerklärlichen Gründen ist sie aus dem eingezäunten Garten ihrer neuen Besitzer entlaufen. Ein „Suchtrupp“ wird gebildet, Polizei, Feuerwehr, Radiostationen, umliegende Tierheime werden informiert. Linda wird zweimal gesichtet, flieht aber in Panik, da sie noch keinen Bezug zum Menschen hat. Eine schlaflose Nacht voller Sorgen und 44 Respektiere 2/2009 Selbstvorwürfen liegt vor den neuen Besitzern. Wie konnte die Hündin entlaufen? Sie schien sich doch schon wohlzufühlen in ihrem neuen Zuhause, hatte gegessen und sich streicheln lassen. Sie war doch nur einen Moment unbeobachtet im Garten … Die Nacht geht vorüber, das vor die Tür gestellte Futter – für den Fall, dass sie zurückkehrt – bleibt unberührt! 14. Mai, 11.15 Uhr: Der erlösende Anruf! 8 km entfernt haben beherzte Tierfreunde den Hund eingefangen. www.find-mich-fix.de So glücklich wie in diesem Fall gehen leider nicht alle Vermisstenmeldungen aus. Täglich erreichen uns zahlreiche Notrufe per e-Mail oder Telefon. Anlass für uns, einer Gruppe ehrenamtlicher Tierschützerinnen, neben den Internetverteilern eine spezielle Homepage zu erstellen. Unter www.find-mich-fix.de finden Sie alle wichtigen Informationen zum Thema „Hund entlaufen“ – und Hilfe! Mal entlaufen Tiere direkt am Flughafen, an dem sie von den neuen Besit- zern oder Pflegestellen in Empfang genommen werden sollen, mal passiert das Unfassbare auf der Autobahn bei der Übergabe der Tiere und allzu oft auch im neuen Zuhause und sogar in Pflegestellen. Immer aber ist es das Versagen des Menschen, die Fehleinschätzung der Situation! Man macht sich kein Bild davon, unter welchem Stress Tiere stehen können. Manch einer glaubt sogar, dass der neue Hund sich gleich bei der ersten Begegnung an „seinen“ Menschen bindet – voller Vertrauen, Dankbarkeit und mit dem Wissen „Hier geht es mir jetzt gut“. Die Selbstüberschätzung hat so manchem Vierbeiner nach seiner ersten Rettung das Leben gekostet. Auf der Straße überfahren, im Wald oder auf den Feldern von Jägern erschossen … Natürlich gibt es auch Hunde, die nach Wochen oder gar Monaten wieder auftauchen bzw. gefunden werden. Andere wiederum werden von Tierfreunden aufgenommen und einfach nicht als Fundhund gemeldet – leider! Risikozone: Flughafen Die neuen Besitzer sind häufig mit der Übergabe-Situation und dem neuen, oft ängstlichen oder vorsichtigen Hund völlig überfordert und benötigen dringend vernünftige Informationen, Anweisungen und Vorgaben seitens der vermittelnden Vereine. Ganz wichtig: klare Verhaltensregeln bezüglich der Abholung, der Sicherung des Hundes in den ersten Tagen und des eigenen Verhaltens in den ersten Wochen. All diese Informationen dienen ausschließlich der Sicherheit des Hundes. Fakt ist: Viele Hunde entlaufen schon am Flughafen! Deshalb sollten die Tiere auf gar keinen Fall im Flughafengelände die Boxen verlassen, auch nicht im Parkhaus! Wenn eine TierschutzOrganisation unbedingt die Flugbox am Flughafen zurückerhalten muss, dann muss der Hund in einem geschlossenen Auto aus der Box herausgeholt werden, um ihn direkt mit Halsband und Geschirr zu sichern. Wichtig: den Hund unbedingt festhalten, wenn die Autotür geöffnet wird! Wesentlich sicherer ist es allerdings, wenn der Hund erst in der Wohnung die Box verlässt. Der Flug bedeutet Stress und selbst ein „normaler“ Hund kann mit extremem Angst- und folgerichtig da- raus mit Fluchtverhalten nach einem Flug reagieren. „Er sollte doch erst mal Pipi machen“ oder „Er musste doch etwas trinken“, hört man dann nicht selten. Gut gemeint, aber riskant. Vielen Hunden gelingt so die Flucht. Denn das Geschirr ist zu weit, das Halsband zu locker, die Leine auch nicht richtig befestigt – der Hund sollte während des Fluges ja nicht so eingeschnürt sein –, und schon wieder geht abends die Mail durch die Verteiler: Hund am Flughafen XY entlaufen … Keine Übergabe an der Autobahn! Eine beliebte „Umladestation“ sind auch Autobahnrastplätze. Die Hunde werden am Flughafen abgeholt und sollen auf der Autobahn am Rastplatz die Autos tauschen, damit die beteiligten Personen nicht unnötig weite Strecken zurücklegen müssen. Der schon im Tierheim ängstliche Hund wird nun auf dem Rastplatz unmittelbar neben der Autobahn aus der Box geholt und man läuft mit ihm über den Rastplatz. Hier tauchen dann die gleichen Sicherungsprobleme auf wie am Flughafen. Geschirr und Halsband passen evtl. nicht richtig, die Leine kann durchgebissen werden, der Hund drängelt sich schnell aus der Boxentür heraus. Und wieder geht eine Verlustmeldung durch den Verteiler: „Hund entlief am Rastplatz XY“. Deshalb sollten Hunde auf gar keinen Fall an einem Autobahnrastplatz übergeben werden. Bitte vereinbaren Sie einen anderen Übergabeort: einen Feldweg oder ein hoch eingezäuntes sicheres Gelände. Hier kann alles in Ruhe, Gelassenheit und mit Sorgfalt geprüft und das Tier dann sicher seinem neuen Herrchen übergeben werden. Vorsicht in Haus und Garten Ist der neue Hausbewohner eingezogen, sollte gerade in der Anfangszeit (mind. drei Monate) einiges beachtet werden. Schließen Sie das neue Familienmitglied in einem Raum ein, bevor Sie die Haustür öffnen. Auf Anhieb fallen mir schon 30 Hunde ein, die in den ersten zwei Wochen entlaufen sind, weil die Haustür aufging, Leute hereinkamen oder einfach nur der Postbote vor der Türe stand. Schwups, war der Hund verschwunden. Türen sollten generell „gesichert“ werden, da der Hund sie unter Umständen Maria Bader demonstriert, wie man das neue Familienmitglied am besten im eingezäunten Grundstück aus der Box holt. alleine öffnen kann. Lassen Sie Ihren Hund in der Eingewöhnungszeit auch nicht alleine in den Garten, auch nicht, damit er „mal eben“ sein Geschäft verrichtet. Sie kennen den Hund noch nicht und wissen nicht, was in ihm eventuell so große Ängste auslösen kann, dass er die Flucht antritt und aus dem Garten verschwindet. Sinnvoll ist es auf jeden Fall, wenn der Hund in der Anfangszeit mit einer langen Schleppleine den Auslauf im Garten genießen darf. Was nutzt dem kleinen Kerl der erste freie Auslauf im Garten, wenn er 2/2009 Respektiere 45 Service / GESUNDHEIT erschrickt, entläuft und 500 m weiter auf der Hauptstraße überfahren wird! Der Zaun, der das Grundstück umgibt, sollte keine Schlupflöcher aufweisen. Im eingangs geschilderten Fall der kleinen Linda war genau das passiert. Es war zwar kein Loch im Zaun, doch der normale Drahtflechtzaun ließ sich an manchen Stellen vom Boden mit der Schnauze hochdrücken. Das hatte die kleine fluchtbereite Hündin schnell raus. Zäune sollten daher eine feste Bodenverbindung haben bzw. bestenfalls im Boden eingelassen sein. Auch die Höhe ist wichtig. 1,80 m wären optimal. In der Hoffnung, dass Sie Ihren Vierbeiner niemals als vermisst melden müssen, wünschen wir Ihnen ein langes und glückliches gemeinsames Leben! Und bitte fassen Sie diesen Beitrag nicht als Bevormundung auf. Trotz größter Tierliebe passieren Fehler, die im Vorfeld bei der richtigen Information vermieden werden könnten. Die zweifache Leinensicherung kann Leben retten. Das richtige Zubehör für die Eingewöhnungszeit Zubehör für scheue, schüchterne Hunde sind: Halsband, Geschirr und Führleine. Halsbänder sollten jeweils so verschnallt sein, dass es unmöglich für den Hund ist, sich mit dem Kopf rückwärts daraus zu befreien. Geschirre sollten ebenfalls ein Herauswinden verhindern. Führleinen müssen eine doppelte Sicherung ermöglichen; d.h. die Leine wird sowohl am Halsband als auch am Geschirr befestigt. Wirklich verboten sind die allseits beliebten Flexileinen, da sie zum einen ein doppeltes Sichern nicht ermöglichen, zum anderen fallen sie uns gerne aus der Hand, erschrecken den Hund und veranlassen ihn dann folgerichtig zur Flucht (aus Hundesicht haben wir nämlich in dem Moment einen Angriff auf ihn gestartet). Ihre Maria Bader Sofortmaßnahmen, wenn Ihr Hund entlaufen ist da ist. Dies ist nicht nur fair, sondern auch nötig, um die Suchmeldungen aktuell zu halten. Alle wichtigen Adressen und Tipps – wie sich z.B. Hunde verhalten können, wenn sie entlaufen sind, was Menschen tun sollten, die ein Tier gefunden haben, eine umfangreiche Liste aller Internetsuchseiten u.v.m. finden Sie unter www.find-mich-fix.de. Ein letzter Hinweis: Fallen Sie in Ihrem Kummer nicht auf unseriöse Anrufer herein. Melden sich Menschen, die angeblich Ihr Tier gefunden haben, zahlen Sie niemals im Voraus eine Beloh- nung oder Transportkosten etc. Dies ist leider allzu oft eine neue Masche von Betrügern, die mit Ihrem Kummer Geschäfte machen wollen. Tipp: Chipsperrung In Nordrhein-Westfalen kann man bei der Stadtverwaltung eine Chipsperrung veranlassen. Wird der entlaufene Hund an einem anderen Ort erneut angemeldet, kann der ursprüngliche Besitzer über die Chipnummer des Tieres ermittelt werden. Sollte der Hund nicht mehr aufgefunden werden, nehmen Sie bitte Kontakt zu Ihrer Versicherung auf. Alle Fotos © Birgit Fischer Bilden Sie einen Suchtrupp und beobachten Sie gleichzeitig mindestens 36 Stunden den Ort, an dem der Hund entlaufen ist! Umgehend sollten möglichst viele Menschen und Behörden informiert werden (Polizei, Feuerwehr, Ordnungsämter, Jagdgenossenschaft, Tierheime, Tierärzte, Radiostationen, Nachbarn). Man kann Anzeigen in Zeitungen schalten, Aushänge machen und auf die Tiersuchseiten im Internet zurückgreifen. Führen Sie eine Liste von den Personen, die Sie benachrichtigt haben und informieren Sie diese, wenn der Hund wieder Flexileine und nicht gut sitzende Geschirre können die Katastrophe auslösen. 46 Respektiere 2/2009 RECHT / Service Dürfen Pflegestellen den Hund behalten? Urlauber, die ihren Hund in Pflege geben, erleben nach der Rückkehr aus den Ferien unter Umständen eine unangenehme Überraschung. Denn: Wer einen Hund in Pflege nimmt und dafür Aufwendungen hat, darf die Herausgabe an den Eigentümer des Hundes so lange verweigern, bis dieser die Aufwendungen ersetzt hat (Zurückbehaltungsrecht). Dies entschied das Amtsgericht München schon 2006. Anfang 2008 hat das Landgericht München in der Berufung dieses Urteil bestätigt. Hintergrund: Die Klägerin war für zwei Monate ins Ausland gegangen und hatte während dieser Zeit ihren Mischlingsrüden der Beklagten zur vorübergehenden Pflege übergeben. Nach der Rückkehr forderte die Klägerin ihren Hund zurück. Die Beklagte weigerte sich, den Hund zurückzugeben, da sie Aufwendungen für Futter, Tierarzt und Medikamente gehabt hatte. Erst nach Erstattung dieser Kosten wollte sie den Hund zurückgeben. Die Klägerin war jedoch der Auffassung, die Beklagte könne sich nicht auf ein Zurückbehaltungsrecht berufen, da der Hund, wenn er nicht sofort zurückgegeben würde, traumatisiert werde. Nach umfangreicher Beweisaufnahme entschied das Amtsgericht: Die Hundehalterin (Eigentümerin) solle 1.680,42 Euro zahlen, dann erst erhalte sie den Hund zurück. Die Berufung der Klägerin blieb auch vor dem Landgericht München I erfolglos. Aus der Urteilsbegründung des Gerichts: „Entgegen der Ansicht der Klägerin ist ein Zurückbehaltungsrecht an Hunden nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Eine Beeinträchtigung des Hundes ist nicht ersichtlich und wurde von der dafür darlegungs- und beweisbelasteten Klägerin nicht hinreichend dargetan. Schließlich hatte sie ihren Hund der Beklagten nicht zum ersten Mal zur Betreuung überlassen. Dies wäre nicht nachzuvollziehen, wenn sie nicht davon hätte ausgehen können, dass der Hund dort sachgerecht und gut versorgt ist, sondern Schaden hätte nehmen können. Dies ergab auch die Beweisaufnahme. Allein die Tatsache, dass der Mischlingsrüde sein bisheriges Heim möglicherweise vermisst, genügt noch nicht. § 1 Tierschutzgesetz steht dem auch nicht entgegen. Landgericht München I; Urteil vom 17.01.2008, [Az.: 31 S 13391/07] Buchtipp: Am Hund im Auto – Abschleppen trotzdem erlaubt! Foto © Joy Fera/Fotolia Eigentümer erstattet die angefallenen Kosten nicht Falsch geparkte Autos dürfen auch dann abgeschleppt werden, wenn ein Hund im Innenraum sitzt. Bloß weil sich ein Tier im Wagen aufhalte, könnten die Beamten nicht mit der baldigen Rückkehr des Autofahrers rechnen. Dem Tier drohten zwar Unannehmlichkeiten, andererseits seien jedoch Fußgänger gefährdet, wenn sie wegen des Autos auf die Straße ausweichen müssten. Die Interessen der Fußgänger hätten Vorrang. (Verwaltungsgericht Trier, Az.: 1 K 88 / 99) Götz Bukenberger, ETN-Rechtsanwalt Ende des Regenbogens liegt kein Schatz Die Gedichte und kurzen Geschichten sind all den vergessenen Seelchen gewidmet, die tapfer in ihren dunklen Verliesen auf Rettung warten und deren einziges verbliebenes Gut die Hoffnung ist. Das Buch ist einfühlsam, wachrüttelnd und herzzerreißend. Aufgerüttelt durch das tausendfache Leid in den Tierhei- men des Südens, nimmt uns Autor John David Kraft, Gründer und Leiter des Gnadenhofes Tierrefugium Hanau, mit auf eine endlose Reise und spart die schlimmen Zustände in den Tierheimen Süditaliens nicht aus. Infos zum Buch und Rezensionen unter www.insubordiniert.de Das im Eigenverlag erschienene Buch kann man direkt beim Autor unter der e-Mail Adresse [email protected] oder telefonisch unter 0 61 81/9 19 90 89 für 10,95 Euro (zzgl. Versand) bestellen. 2/2009 Respektiere 47 Service / GESUNDHEIT Physiotherapie für Tiere Eine erfolgreiche Behandlungsmethode setzt sich durch Physiotherapie umfasst sehr alte Behandlungsmethoden verschiedener Krankheitsbilder. Was beim Menschen erfolgreich eingesetzt wird, erzielt auch beim Tier vergleichbare Resultate. Sina Russak, Tierphysiotherapeutin und leitende Tierpflegerin im ETN-Tierheim Bad Karlshafen, berichtet aus der Praxis. Ich lernte den Zwerg-Rauhaardackel Joschi im Alter von ca. 18 Wochen auf dem Hundeplatz im Welpenspiel kennen. Anfangs fiel nur auf, dass Joschi weniger spielte als die anderen Welpen. Er saß öfter abseits, war schnell aus der Puste und wenn er dann doch mal losspurtete, lahmte er massiv mit dem rechten Hinterbein. Der behandelnde Tierarzt sprach von „entwicklungsbedingten Störungen” und davon, dass das alles schon werden würde. Aber es wurde nicht! Außer schlimmer. Foto: Foto © Tobias Scholand Mit freundlicher Unterstützung von www.fittevierbeiner.de Richtiges Lauftraining Ich gab den Besitzern den Rat in einer Fachtierklinik eine zweite Meinung einzuholen. Die Diagnose war erschütternd: Femurkopf-Nekrose. Eine Auflösung des Knochengewebes, bedingt durch Bakterien, Tumor oder einen sonstigen pathogenen Faktor. Das Einzige, was diese Nekrose aufhalten und damit den Hund retten konnte, war die komplette Entfernung des Oberschenkelkopfes! Zu diesem Zeitpunkt war Joschi ca. ein halbes Jahr alt. Eigentlich zu jung für eine OP, da er im Wachstum steckte. Aber nicht zu vermeiden, damit die Nekrose sich nicht weiter ausbreitete. Nach erfolgreicher OP vereinbarten wir ca. zehn Tage später den ersten Termin zur Physiotherapie. Joschi musste jetzt lernen wie ein normaler, Aquatraining auf dem Unterwasserlaufband entlastet die Gelenke. 48 Respektiere 2/2009 gesunder Hund zu laufen – ohne Oberschenkelkopf. Durch das Laufen auf drei Beinen beanspruchte er Muskeln anders oder falsch, was zu Verspannungen und damit Unwohlsein führte. Mit Massagen versuchte ich hier Abhilfe zu schaffen. In derselben Sitzung begannen wir mit dem „Lauftraining”. Mithilfe eines Leckerlis lernte Joschi ganz bewusst und langsam im Schritt zu laufen. Der Schritt ist ein Viertakt, das heißt, Joschi musste vier Beine benutzen. Nach jeder Sitzung bekamen die Halter „Hausaufgaben” mit auf den Weg. Das Schritttraining wurde Stück für Stück ausgeweitet und etwas später kam gezieltes Lauftraining in der Natur dazu. So schulten wir Joschis Gespür für alle vier Gliedmaßen. Nach vier Sitzungen konnte nur noch ein Fachmann erkennen, dass Joschi nicht ganz korrekt lief. Nach neun Sitzungen war gar nichts mehr zu sehen. Heute führt Joschi ein Leben als ganz normaler, gesunder Hund – ohne Einschränkungen. Was ist Tierphysiotherapie? Ziel der Tierphysiotherapie ist die störungsfreie Funktion des Bewegungsapparates von Tieren. Die Therapieformen sind dabei sehr unterschiedlich. Man unterscheidet manuelle, Elektro-, Hydro- und Bewegungstherapieformen (s. Kasten). In der Physiotherapie wird prophylaktisch, therapeutisch und rehabilitierend gearbeitet. Die Physiotherapie führt zu Durchblutungs- und Stoffwechselsteigerung, Schmerzlinderung, Entspannung, Vermeidung oder Lösung von Verklebungen, Wiederherstellung von Belastbarkeit und Mobilität. Einige dieser Therapieformen sind seit Jahrtausenden bekannt. So z. B. der positive Einfluss von Wärme auf schmerzende Muskeln und Knochen oder der Einsatz von Massagen. Was in der Humanmedizin selbstverständlich ist, nämlich dass Sportler vor, während und nach GESUNDHEIT / Service Wettkämpfen physiotherapeutisch betreut werden, wird in Ländern wie den USA oder Großbritannien im veterinärmedizinischen Bereich ebenfalls seit Langem praktiziert. Jedes aktive „Turniertier” hat dort seinen eigenen Physiotherapeuten. Wo kommt die Tierphysiotherapie zum Einsatz? Grundsätzlich kann man jedes Tier behandeln. Meist jedoch handelt es sich um Hunde und Pferde, dicht gefolgt von Katzen, wobei diese sich oft als „kratzbürstige” Patienten erweisen. Ich hatte allerdings auch schon Kleintiere und v. a. Wildtiere, die z. B. durch Unfälle in der Bewegung eingeschränkt waren und wieder fit für ein Leben im Wald gemacht werden mussten. Behandelt werden meist Probleme des Bewegungsapparates (muskulär und knöchern), z.B. Lahmheiten oder Bandscheibenvorfälle, Tiere nach OPs (zur Wiederherstellung der gesamten Funktion) sowie Gelenk- und Muskelfunktionsstörungen, wie z.B. Arthrose, HD (Hüftdysplasie) oder ED (Ellbogendysplasie). Aber auch Altersbeschwerden und Nervenerkrankungen können behandelt werden. Physiotherapie macht auch bei augenscheinlich nicht erkrankten Tieren Sinn, da sie zur Verbesserung des Allgemeinzustandes beiträgt und damit vorbeugend wirkt. Wo sollte die Tierphysiotherapie nicht angewandt werden? Grundsätzlich gilt: Der Physiotherapeut ersetzt nicht den Tierarzt! Also im Beschwerdefall erst tierärztliche Diagnose einholen und dann zur physiotherapeutischen Behandlung schreiten. Nicht geeignet bzw. nur nach gründlicher Absprache mit dem Tierarzt ist die Behandlung von Tumorpatienten wegen der Ankurbelung des Stoffwechsels. Auch bei trächtigen Tieren ist wegen der Gefahr eines Aborts Vorsicht geboten. Ganz frische Knochenbrüche sollten erst tiermedizinisch behandelt werden, bevor physiotherapeutisch weitergearbeitet wird. Information für interessierte Patientenbesitzer Falls Sie einen geeigneten Therapeuten suchen, sollten Sie mit Ihrem Tierarzt oder Ihrer Tierklinik Kontakt aufnehmen. Die meisten Tierärzte kennen Physiotherapeuten und arbeiten im Idealfall auch mit diesen zusammen. Grundsätzlich gibt es zwei Formen von Praxen: die „mobile” und die „feste Praxis”. Beides hat Vor- und Nachteile. Die Pferdebesitzer sind natürlich dankbar, wenn sie nicht erst verladen müssen, bevor das Tier behandelt werden kann, genau wie Hunde- oder Katzenhalter, die wissen, dass ihre Lieblinge in frem- Mit gezielten Übungen wird die Mobilität der Vierbeiner wiederhergestellt. der Umgebung die Nerven verlieren. Hat man einen Bandscheiben-Kandidaten, der Aquagymnastik machen soll, wird man in eine entsprechende Praxis fahren müssen. Die Kosten der Behandlung liegen je nach Fall, Länge und Intensität der Sitzung (meist 30 Min.) zwischen 25,- und 50,- Euro – eine bundesweit einheitliche Preisliste gib es nicht! Oft reichen acht bis zehn Behandlungen aus. Je intensiver Patienten bzw. Hundehalter mitarbeiten, umso schneller und größer ist natürlich der Erfolg. Service Sie fragen – unsere ETN-Tierexperten antworten Kleintiere (Nager) Sandra Gaß (Nagetierexpertin) Tel.: 0 44 44/9 11 48 e-Mail: [email protected] Igel Familie Kessel Tel.: 0 24 63/99 62 75 Bienen Thomas Radetzki (Mellifera e.V.) Tel.: 0 74 28/9 45 24 90 e-Mail: [email protected] Pferde Sabine Schneider-Lessner (S.O.S. Pferdehilfe e.V.) Tel.: 0 33 47/83 87 50 Mobil: 0173/6 24 45 52 e-Mail: [email protected] Meeresvögel Tanja & Sascha Regmann (Project Blue Sea e.V.) Tel.: 0 23 23/9 64 09 60 Mobil: 0163/4 42 82 48 e-Mail: [email protected] Katzenschutzprojekt in Hotelanlagen Dieter Ernst (ETN-Vorstandsmitglied) Tel.: 0 22 45/61 90 -0 e-Mail: [email protected] Stadttauben & Brieftauben Elli Heß (Menschen für Tierrechte e.V.) Tel.: 0 24 05/89 60 82 e-Mail: [email protected] Störche Udo Hilfers (Storchenpflegestation Wesermarsch e.V.) Tel.: 0 44 06/18 88 e-Mail: [email protected] Tiergesundheit Monika Leitner (ETN-Tierärztin) Tel.: 0 56 72/92 15 75 e-Mail: [email protected] 2/2009 Respektiere 49 F RAGEN ZUR M ITGLIEDSCHAFT News Niederlande: Verbot von Pelztierfarmen? Die niederländischen Pelztierfarmen stehen laut einer Meldung des Nachrichtensenders n-tv vor dem Aus. Bis 2018, so hieß es, sollen alle rund 170 Nerzfarmen geschlossen werden. Nachdem die an der Regierung beteiligte sozialdemokratische Partei der Arbeit (PvdA) sowie die oppositionelle Sozialistische Partei (SP) eine entsprechende Gesetzesinitiative eingebracht hatten, sprach sich nun eine Parlamentsmehrheit für ein Verbot aus. Bislang sind die Niederlande das drittgrößte Erzeugerland von Nerzpelzen nach China und Dänemark. Jedes Jahr werden bis zu fünf Millionen Nerze durch Gas getötet, die Felle größtenteils exportiert. Seit Jahren fordern niederländische Tierschützer ein weltweites Verbot von Pelztierfarmen. Sollte das Verbot durchgesetzt werden, würde es neben Österreich, der Schweiz und England nun künftig auch in den Niederlanden keine Pelztierfarmen mehr geben. Hört ihr Leiden bald auf? 50 Respektiere 2/2009 Erfolg für Tierschutz Schächtverbot im laufenden Genehmigungsverfahren Mit seiner Entscheidung vom 26. Mai 2009 teilte der 8. Senat des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes der Forderung eines muslimischen Schächters (R. Altinküpe) nach uneingeschränkter Schächterlaubnis eine klare Absage. Aufgrund dieses Beschlusses ist der LahnDill-Kreis nicht länger verpflichtet zu dulden, dass der muslimische Schlachter auch ohne Genehmigung schächtet. Für Altinküpe heißt es nun abwarten, bis über seinen Antrag auf Erteilung einer Schächtgenehmigung abschließend entschieden wird. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof räumt dem Schächter jedoch keine großen Chancen ein. „Dass unter diesen Umständen eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden wird, ist sehr unwahrscheinlich”, heißt es. Jugendlicher schreitet bei Tierquälerei ein Ergebnis: Anzeige! Wie die Kölnische Rundschau am 12. Mai 2009 berichtete, droht einem 14-Jährigen eine Anzeige wegen Körperverletzung, weil er mehrere Jungen im Deutzer Rheinpark davon abhielt, Enten und ihre Küken mit Steinen zu bewerfen. Laut Aussage seiner Mutter ging der 14-Jährige alleine auf die Gruppe zu und forderte die Kinder auf, das gezielte Werfen zu unterlassen. Als die Kinder darauf nicht reagierten, habe er einem der Jungen, der gerade einen weiteren Stein werfen wollte, einen „leichten Klaps“ auf den Hinterkopf gegeben. Die Eltern der Kinder, die sich ebenfalls im Park aufhielten, erstatteten daraufhin Anzeige wegen „vorsätzlicher Körperverletzung“. Die Polizei riet dem 14-Jährigen sich per Brief zu entschuldigen und damit für eine Einstellung des Verfahrens zu sorgen. Der 14-Jährige aber lehnte ab. „Ich weiß, das ist taktisch sicher falsch, aber ich stehe zu meinem Sohn“, so seine Mutter. „Er hat nichts Falsches gemacht und niemanden verletzt.“ Ihr Sohn habe lediglich versucht, eine fortgesetzte Tierquälerei in der Öffentlichkeit zu verhindern. Wenn Sie Fragen zu Ihrer Mitgliedschaft haben, wenden Sie sich bitte an unsere Mitgliederverwaltung. Kontakt: ETN-Mitgliederbetreuung ETN e.V. Hof Huppenhardt D-53804 Much Tel.: 0 22 45/61 90-16 Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected] Und wieder: Jäger erschießt Wolf! Laut einem Bericht des FOCUS vom 8. Juni 2009 ist einer der beiden dauerhaft in Sachsen-Anhalt lebenden Wölfe von einem Jäger erschossen worden. Man geht davon aus, dass es sich um den Rüden handelt, der seit Mitte 2008 zusammen mit einer Wölfin auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow lebte – und Welpen hat. Da mit dem erschossenen Rüden einer der Ernährer wegfällt, ist zu befürchten, dass nun auch die vier bis sechs Wochen alten Welpen gefährdet sind. Wie das Agrarministerium in Magdeburg mitteilte, muss sich der Jäger strafrechtlich verantworten. Denn die rund 50 in Deutschland frei lebenden Wölfe sind streng geschützt. Anfang des Jahres war bereits eine Wölfin in Sachsen erschossen worden, im Dezember 2007 ein Tier in Niedersachsen. Die vorsätzliche oder fahrlässige Tötung wird nach dem Bundesnaturschutzgesetz als Ordnungswidrigkeit geahndet, was eine Geldbuße von bis zu 50 000 Euro bedeuten kann. Bei vorsätzlicher Tötung eines streng geschützten Tieres kann eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, bei Fahrlässigkeit von bis zu sechs Monaten verhängt werden. L IEBE T IERFREUNDE , bitte fordern Sie kostenlos unser Tierschutzmagazin an und reichen Sie es weiter an Gleichgesinnte … Herzlichen Dank! ETN e.V., Hof Huppenhardt D- 53804 Much Tel.: 0 22 45/61 90-0 Fax: 0 22 45/61 90-11 e-Mail: [email protected] www.etn-ev.de Damit Tiere eine Zukunft haben! Ich bin Mitglied beim ETN, weil der ETN Tier- und Naturschutz verbindet! Der ETN schützt Tiere und ihren Lebensraum. der ETN nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland aktiv ist! Denn Tierelend kennt keine Grenzen. der ETN sich für alle Tiere gleichermaßen einsetzt: Haus-, Wild- und „Nutz“tiere! So fördert der ETN u.a. Tierheime, Bärenreservate und Projekte zur artgerechten „Nutz“tierhaltung. der ETN nicht nur redet, sondern auch handelt! Der ETN tritt bspw. auf politischer Ebene für ein Verbandsklagerecht ein und hilft u.a. auch mit über 100.000 kg Futter-Spenden pro Jahr den Tieren. der ETN ein Garant ist für vorbildliche Tierschutzarbeit! Der ETN und seine Partner sorgen für die optimale Unterbringung und Vermittlung geretteter Tiere u.a. in den ETN-eigenen Einrichtungen, wie dem Tierheim „Hof Wiesenfeld“ und „Hof Huppenhardt“. der ETN mit Herz und Verstand handelt! Um Tierleid zu verhindern und den Tierschutzgedanken zu verbreiten führt der ETN vor Ort Kastrations- und Aufklärungsprogramme durch. Gleichzeitig rettet er bedrohte Tiere aus den Tötungsstationen. Wann werden Sie Mitglied beim ETN und helfen uns, den vielen wehrlosen Tieren in Europa eine Zukunft zu geben? Machen Sie mit! Helfen Sie, Tierleid zu mindern und Leben zu retten! Europäischer Tier- und Naturschutz e. V. als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt Mitgliederservice: D-53804 Much, Hof Huppenhardt, Tel.: 0 22 45/61 90-16, Fax: 0 22 45/61 90-11, e-Mail: [email protected] Bitte helfen Sie Ja, ich möchte den ETN e.V. mit meiner Mitgliedschaft unterstützen. Ich erhalte automatisch das Mitgliedsmagazin „Respektiere“. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. das Tierelend zu lindern durch Ihre Mitgliedschaft oder eine Spende! Mit der beiliegenden Postkarte können Sie unkompliziert Mitglied werden. Einfach heraustrennen, ausfüllen und an den ETN schicken! Mein Jahresbeitrag beträgt Euro. Zahlungsweise: jährl. 1/2-jährl. Den Mitgliedsbeitrag überweise ich auf das ETN-Konto: Dresdner Bank, BLZ 370 800 40, Kto. 0 214 243 011 Die Mitgliedschaft ist jederzeit kündbar. Vorname/Name: 1/4-jährl. Straße: ziehen Sie bitte von meinem Konto ein: PLZ & Ort: Kto.-Nr. e-Mail: BLZ Telefon: Bank, Ort Unterschrift 냇 Datum 냇 Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Ihre Spende können Sie mit dem vorliegenden Überweisungsträger bei allen Banken, Sparkassen und Postfilialen tätigen. Bei Überweisungen aus dem Ausland bitte folgende Nummern angeben: SWIFT-BIC: DRESDEFF370, IBAN: DE47370800400214243001 Wichtig: Bitte tragen Sie auf dem Quittungsbeleg des Überweisungsträgers Ihre vollständige Adresse ein und senden Sie den Abschnitt an unser Büro in Much. Ohne Ihre Anschrift ist es uns sonst nicht möglich, Ihnen eine Spendenbescheinigung und unseren Dank zukommen zu lassen! Foto: Thomas Busch (Bankleitzahl) Benutzen Sie bitte diesen Vordruck für die Überweisung des Betrages von Ihrem Konto oder zur Bareinzahlung. Den Vordruck bitte nicht beschädigen, knicken, bestempeln oder beschmutzen. Beleg / Quittung für den Auftraggeber Konto-Nr. des Auftraggebers Empfänger: Name, Vorname/Firma Empfänger Europäischer Tier- und Naturschutz e.V., Hof Huppenhardt, D-53804 Much Europäischer Tier- u. Naturschutz e.V. Konto-Nr. des Empfängers Bankleitzahl 0214243001 37080040 Verwendungszweck Spende / Betrag bei (Kreditinstitut) Dresdner Bank AG in Köln EUR Betrag Bitte immer ausfüllen! Kontoinhaber / Einzahler/in Kunden-Referenznummer – noch Verwendungszweck, ggf. Name und Anschrift des Auftraggebers – (nur für Empfänger) Spende noch Verwendungszweck Kontoinhaber/Einzahler: Name, Vorname/Firma, Ort (keine Straßen- oder Postfachangaben) Konto-Nr. des Kontoinhabers 18 Ka025 (1-2) 02.2000 WICHTIGER HINWEIS! Bitte verwenden Sie diesen Vordruck zum Überweisen! Wenn Sie kein Konto haben, können sie den Vordruck zur Bareinzahlung benutzen. Bei Überweisung: Bitte Ihre Konto-Nr. einsetzen und Auftrag unterschreiben. (Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts 냇 Überweisungsauftrag/Zahlschein-Kassenbeleg Bestätigung Kreditinstitut / Datum Datum Unterschrift Bitte freimachen! Absender: Straße und Hausnummer Europäischer Tier- und Naturschutz e.V. Hof Huppenhardt PLZ, Ort D-53804 Much Vor- und Zuname e-Mail 냇 Helfen Sie mit einer Mitgliedschaft und Spende! 냇 Die Tiere brauchen uns! Der Zahlungsbeleg gilt bis € 200,– als Spendenbescheinigung zur Vorlage beim Finanzamt. Bei einem Betrag von mehr als € 200,– erhalten Sie von uns unaufgefordert eine Spendenbescheinigung. Tierschutz geht uns alle an Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.