Piet Oudolf „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“

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Piet Oudolf „Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“
Piet Oudolf
„Neues Gartendesign mit Stauden und Gräsern“
Die Pflanzen-Palette
Die Pflanzen wurden üblicherweise nach Farben, als deren wichtigste
Eigenschaft geschätzt.
In diesem Buch wurden die Pflanzen nach anderen Qualitäten bewertet.
Zuerst wird der Gestalt ihrer Blüten- und Fruchtstände, danach der Form und
Struktur ihrer Blätter und darauf endlich der Farbe Beachtung geschenkt.
Die Struktur bildet das Hauptmerkmal einer Pflanzung.
Die Gestaltungsweise basiert auf der Struktur der Pflanzen.
Das Wesen der Pflanzen wird hauptsächlich durch Form und Struktur,
weniger durch ihre Farben, bestimmt. (Oudolf, 2000, S.16 )
Ähren und Trauben
Ähren und traubenförmige Blütenstände lenken den Blick nach oben.
Die, von der Erde losgelösten Blütenlanzen, verbinden so Himmel und Erde
und geben dem Garten Höhe. Die Spitzen bilden einen starken Kontrast zu
den anderen Blütenständen.
Die volle Wirkung entfalten sie jedoch nur in Gruppen, wobei beachtet
werden muss, dass die Form klarer erscheint, je dichter die Formen
zusammenstehen. (S. 18-19)
Köpfchen und Quirle
Dies sind klar definierte Gebilde konzentrierter, eng gepackter Haufen von
Blüten.
Sie heben sich deutlich von verschwommenen Umrissen ab, weil sie
nämlich fedrige und schleierartige Formen bilden. Im Winter sind sie oft die
einzigen festen und dunklen Punkte inmitten einer diffusen, allmählich sich
zersetzenden Pflanzenmasse.
Der Effekt hängt entscheidend vom Aufbau der Pflanze ab. Manche sehen
wie Quirle an senkrechten Stängeln aus, andere sind in lockeren Dolden
aufgebaut, und einige stehen an der Spitze kräftiger Stiele oder auf
vereinzelten Stängeln.
Durch die Köpfchen lassen sich eindrucksvolle Bilder gestalten, die bei
großen Ansammlungen ähnlich transparent wirken wie eng beieinander
stehende Stängel. (S. 20-21)
Rispen
Die sanft geformten Rispen sind zwischen den Ähren bzw. Trauben und
Dolden einzuordnen.
Durch ihre unzähligen kleinen Einzelblüten, welche locker flaumig und
transparent angeordnet sind, spielen die Rispen eine Art Vermittlerrolle
zwischen den Ähren- und Doldenformen innerhalb der Pflanzungen. Der
lockere Aufbau und die Beschaffenheit einiger Rispen stellen ein besonderes
Auswahlkriterium dar, weil jeder Windhauch alle Federbüsche gleichmäßig
in Bewegung versetzt (z.B. Miscanthus sinensis).
Deren Leichtigkeit, und die weniger klaren Formen gestatten es, sie mit
dominant wirkenden Pflanzen zu kombinieren. (S. 22-23)
Dolden
Dolden haben die Form umgekrempelter Regenschirme.
Man kennt sie von vielen Wildstauden und „Unkräutern“ her.
Die Dolden stellen, durch ihre sanft gerundeten Formen, das Gegengewicht
zu den Ähren als aufwärts strebenden Formen, dar. Die wichtigsten Pflanzen
mit doldenförmigen Blütenständen sind die Vertreter der Umbelliferae
(Doldenblütler).
Bei der Verwendung im Garten vermitteln sie durch die sanften Creme- und
Weißtöne ein Gefühl von vornehmer Natürlichkeit. (Oudolf 2000,S. 24-25)
Margeritenblumen
Die Strahlenform der Blumen erinnert an die Sonne.
Die Blütenstände mit dem Kranz aus randständigen Zungenblüten bilden
sich in der Sommermitte, weshalb sie gerne mit Sonne und Hitze in
Verbindung gebracht werden. Ihre inneren Scheibenblüten besitzen oft eine
unterschiedliche Färbung, weshalb die Pflanzen besonders auffällig
erscheinen.
Nach der Blüte bleibt nur ein knopfartiger Fruchtstand übrig´, der lange
stehen bleiben kann. (Oudolf 2000, S. 26-27)
Netze & Gitter
Pflanzen besitzen nicht immer klare Umrisse. Einige bilden ein transparentes
Gitternetz aus Stängeln, Blättern und Blüten. Wenn sehr schmale
Blütenstände in Massen verwendet werden, können sie durchscheinend
wirken. Man muss jedoch beachten, dass übertriebene Transparenz in einer
Pflanzung sehr schnell überladen wirken kann. Wenn zu viele Pflanzen
dieser Art eingesetzt werden, verwischen sich die Muster. Das lenkt vom
eigentlichen Pflanzkonzept ab. Mit diesen Effekten kann man besondere
Farbkombinationen und romantische Stimmungen schaffen.
(Oudolf 2000, S. 28-29)
Blattformen
Blattformen wirken besonders stark auf den Betrachter, speziell bei kurzer
und mittlerer Entfernung. Pflanzen mit großen oder auffälligen Blättern
haben eine andere Wirkung als solche mit kleinen oder geteilten
beziehungsweise zusammengesetzten oder gefiederten Blättern. Große oder
auffällige Blätter werden zu Ruhepunkten, zusammengesetztes oder
gefiedertes Blattwerk wirkt eher hineinziehend für das über die Pflanzung
streifende Auge.
Auch hier ist zu beachten, dass, wenn zu viele dieser eindrucksvollen
Gewächse verwendet werden, die Situation schnell verspielt und überladen
wirken kann. Das lineare Blattwerk der Monocotyledonae stellt einen
Kontrast zu dem Laub der meisten anderen Stauden dar.
Zudem kann man, durch sich abhebende Blattformen, einen Rhythmus in die
Pflanzung bringen. (Oudolf 2000, S. 30-31)
Blatttextur
Die Blatttextur ist ein oft unterschätzter Aspekt bei den Pflanzen. Im
Frühling kann man beobachten, wie sich die Blätter entfalten. Zu diesem
Zeitpunkt sind die Merkmale Maserung und Aufbau am ausgeprägtesten.
Die Pflanzen mit feinen Strukturen kommen am besten zur Geltung wenn sie
in den Vordergrund oder in eine kleinräumige Situation gepflanzt werden.
Hier spielt das Licht eine Rolle, da es besonders wichtig ist, um die
Oberflächenstruktur zur Geltung zu bringen. Pflanzen feuchter und
schattiger Standorte weisen eher Blätter mit markanten Merkmalen auf.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Farne. (Oudolf 2000, S. 32-33)
Warme Farben
Warme Farben wirken dynamischer und auffälliger als kalte Farben.
Man kann sie vorsichtig als Blickfang zwischen Farbharmonien verwenden.
Zu beachten ist, dass Rot als erste Farbe in der Dämmerung verschwindet
und dunkle Rottöne als weniger starke Alarmfarben gelten als helles Rot und
Orange. Dunkles Rot weckt eine etwas mystische Atmosphäre. Pflanzen mit
dunkelroten Farbakzenten eignen sich zur geeigneten Ergänzung von
Pflanzungen mit ungewöhnlichen und geheimnisvollen Farben.
(Oudolf 2000, S. 34-35)
Kalte Farben
Blau kommt am besten im frühen Morgen- oder Abendlicht zur Geltung.
Blau bewirkt, dass Blüten und auch Objekte weiter entfernt wirken als sie
eigentlich sind. Viele der blau blühenden Pflanzen verfügen über einen
gewissen Rotanteil, deshalb harmonieren sie gut mit Rotviolett und Violett.
Blautöne mit hohem Grauanteil oder metallischem Schimmer sind eher
ungewöhnlich und müssen daher vorsichtig platziert werden. (Oudolf 2000,
S. 36 )
Liebliche Farben
Rosa ist im Frühsommer eine der beliebtesten Blütenfarben und eignet sich
gut, um zwischen starken Farbtönen zu vermitteln. Weiterhin wirkt es gut in
‚Klimaregionen’ wo der Himmel oft grau und verhangen ist und weiches
Licht vorherrscht. Es gibt Rosatöne mit Spuren von Blau was die Blüten
weich und harmonisch erscheinen lässt, während starkes Margenta eine sehr
aggressive Farbe sein kann. (Oudolf 2000, S. 37)
Dunkle Farben
Hiermit sind ungewöhnliche Farben –dunklere Versionen bekannterer
Farbtöne gemeint. Sie finden, wegen ihres auffälligen Aussehens und nicht
wegen ihrer Natürlichkeit, Beachtung. Dieser Effekt lässt sich durch die
Kombination mit anderen Farben steigern. Dunkle Farben besitzen Tiefe und
haben etwas Geheimnisvolles. Wenige Pflanzen besitzen von Natur aus
solch sehr dunkle Blüten; bei vielen treten sie zufällig auf. Dies trifft ebenso
für dunkles Blattwerk zu. Sie finden vorwiegend als „gelegentliche
Höhepunkte“ ihre Verwendung, um Neugierde zu wecken. Desweiteren sind
sie für Überraschungseffekte von unschätzbarem Wert. (Oudolf 2000, S. 38)
Erdige Farben
Braun und Grün sind im Garten allgegenwärtige Farben, es besteht leicht die
Gefahr, diese zu übersehen. Braune Blüten sind eher selten. Diese
Schattierungen findet man eher bei den Gräsern oder bei dem totem
Blattwerk. Die beste Zeit für die Brauntöne ist Anfang Herbst, wenn das
weiche Licht das Beste aus den einzelnen Nuancen herauskitzelt. Zu den
Brauntönen kommen noch Rot, Gelb und Schwarz. Kahle Flächen werden
als unnatürlich empfunden und sind daher nicht erwünscht. Man ist besser
damit beraten, jene Flächen mit den erdigen Farbtönen der Blätter
abzudecken. (Oudolf 2000, S.39)
Kompositionen
Farben kombinieren
Farben spielen maßgeblich eine Rolle wenn es darum geht bestimmte
Stimmungen im Garten zu erzeugen. Viele Menschen sind der Meinung,
dass es richtige und falsche Wege der Farbverwendung gibt. Farben können
an sich nicht falsch sein, es kommt nur darauf an, wie man sie einsetzt.
Farbthemen sind besonders wirksam, wenn sie kleinflächig in einem
größeren Umfeld zum Einsatz kommen. Danach könnte man eine begrenzte
Anzahl rosalila blühender Pflanzen zusammen pflanzen, wenn man darauf
achtet, dass alle Blütenstände unterschiedlicher Farben und Strukturen sind.
Diese Idee lässt sich durch die Kombination verwandter Farben fortführen.
Ein weiterer Schritt ist der Einsatz von Komplementärfarben, zum Beispiel
Gelb-Violett. Grün wirkt allgemein als Pufferfarbe, welche kräftige Farben
trennt und abmildert. (Oudolf 2000, S. 49)
Verbindende und dominante Farben
Es ist nützlich, die Farben in zwei Gruppen einzuteilen: einmal in kräftige,
wie die Rot- und Gelbtöne, und in subtilere, wie Rosa-, Violett- und
Blautöne. Rot sollte nur gelegentlich verwendet werden. Bei sparsamer
Verwendung wirken Rottöne wie Ausrufezeichen zwischen den
unspezifischeren Farben. Gleichzeitig erzeugen sie Dynamik und Energie.
Gelbtöne treten sehr stark hervor, wie jene Blumen aus der Familie der
Korbblütler. Es ist vorteilhafter, größere Mengen sanfter Farben wie zum
Beispiel Rosa, Lavendel oder kühles Blau zu verwenden. Dazwischen
vermitteln beispielsweise Weiß und Blau, Blau - Violett oder Rot und Weiß.
(Oudolf 2000, S. 50)
Geheimnisvolle Farben
Dazu gehören beispielsweise Purpurrot, Dunkelrot und Violett. Purpur kann
kräftige Farben wie Rot und Gelb etwas abmildern. Traditionell fehlen diese
„vermittelnden Farben“ meist ganz, was einen grellen Kontrast mit einer
harten Wirkung zur Folge hat. Man hat festgestellt, dass dunkle Farben in
Kombinationen besser wirken als vermutet. Zum Beispiel wird erwähnt:
Cimicifuga ramosa ‚Atropurpurea’ in Kombination mit Astrantia major
‚Claret’. Die dunklen rotbraunen Blätter erzeugen zusammen mit dem tiefen
Rot eine schwermütige Stimmung die hier stärker wirkt, als wenn die
Pflanzen solitär stünden. Dunkle Farben, wie tiefes Blutrot und Violett,
wirken anziehend und erzeugen eine schwer ergründbare und
geheimnisvolle Stimmung. (Oudolf 2000, S. 51)