Jesus kann alles ändern - Arche Sozialkaufhaus Wesel
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Jesus kann alles ändern - Arche Sozialkaufhaus Wesel
JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 Peter und Angelika Rode Jesus kann alles €ndern Wie die Diakonie in die Gemeinde zur•ck kommt Die Geschichte des ARCHE ZENTRUMS Vorwort von Elisabeth Syr‚ Arche Verlag Wesel 2 Peter und Angelika Rode Jesus kann alles •ndern 3 4 Peter und Angelika Rode Jesus kann alles •ndern Die Geschichte des ARCHE ZENTRUMS Wie die Diakonie in die Gemeinde zur€ck kommt Arche Verlag Wesel 5 1. Auflage 2010 • by Peter Rode Alle Rechte vorbehalten Bibelzitate sind, falls nicht anders angegeben, der Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985, entnommen. Alle Fotos: Peter Rode Printed in Germany Bestelladresse: Arche Zentrum e.V. Abt. Verlagsbuchhandlung Doelenstr. 3 D - 46483 Wesel Tel. +49 281 – 300 2440 [email protected] www.archezentrum.de Vervielfƒltigungen jeglicher Art, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags. 6 Widmung Ich widme dieses Buch meinen geistlichen Eltern „Onkel“ Willi und „Tante“ Lilli Nierhaus sowie meinen ƒlteren ‚Geschwistern’ Franzl Guth und Irmchen van Belzen, geb. Nierhaus Sie waren f€r mich wie eine Familie. Sie nahmen mich auf wie ihren eigenen Sohn. Sie haben mein junges Glaubensleben entscheidend geprƒgt. 7 JESUS KANN ALLES €NDERN 8 Inhalt Erster Lebensmittelpunkt Oberhausen / Rheinland 1956 – 1972.......... 33 Zweiter Lebensmittelpunkt Dinslaken / Niederrhein 1972 - 1980......... 43 Dritter Lebensmittelpunkt Hagen 1980 – 1991 ....................................... 67 Vierter Lebensmittelpunkt Wesel / Niederrhein seit 1991...................... 95 Vorwort.......................................................................................................... 13 Was ist das Ziel dieses Buches? ................................................................. 15 Vorbemerkungen.......................................................................................... 21 Glaube: Geschenk, Frucht, Gabe.........................................................23 Glauben heiˆt Vertrauen .....................................................................24 Gott sucht gew‰hnliche Menschen......................................................24 1. Kapitel Jesus kann alles ƒndern............................................................ 27 Ein rollendes Zeugnis ..........................................................................29 Herausforderungen unserer Zeit .........................................................30 Dein Wille geschehe ............................................................................31 Gottes Verheiˆungen erf€llen sich ......................................................31 Erster Lebensmittelpunkt Oberhausen / Rheinland 1956 – 1972.......... 33 2. Kapitel Eine sch‰ne Kindheit ................................................................. 35 Der Einfluss der Umgebung ................................................................37 Eine gl€ckliche Kindheit.......................................................................38 Jugendstreiche ....................................................................................40 Schattenseiten .....................................................................................40 Thema Schule......................................................................................41 Zweiter Lebensmittelpunkt Dinslaken / Niederrhein 1972 - 1980......... 43 3. Kapitel Jesus-People im Hinterhof ........................................................ 45 Ein Jesus-Hippie in der Schule ............................................................47 Der sch‰nste Tag in meinem Leben....................................................47 Eine neue Familie ................................................................................48 Jesus macht frei ..................................................................................49 Jesus schenkt Gesundheit ...................................................................49 50 Bibelverse in drei Tagen.................................................................50 Taufe und Moped ................................................................................50 Auf dem Bahndamm............................................................................51 4. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 1 ......................................................... 53 Schule oder Ausbildung .......................................................................55 9 JESUS KANN ALLES €NDERN Zwei Freundinnen................................................................................56 5. Kapitel Ihr sollt meine Zeugen sein ...................................................... 59 Rƒum in deinem Leben auf .................................................................61 Tee, Gesprƒche und eine M€nze .........................................................62 Ein Problem-Stadtviertel wird umgewandelt .......................................63 Der j€ngste Prediger ...........................................................................63 Zivildienst und Hochzeit ......................................................................64 Dritter Lebensmittelpunkt Hagen 1980 – 1991 ....................................... 67 6. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 2 ......................................................... 69 Ein moralisches Angebot .....................................................................71 Das hast du dir sch‰n ausgedacht ......................................................71 7. Kapitel Tod, wo ist dein Stachel, H‰lle, wo ist dein Sieg? ................ 73 „Jesus hat Gro„es mit Dir vor!“ ...........................................................73 Endlich Nachwuchs..............................................................................75 Predigtreise in S€ddeutschland ...........................................................75 Der Alptraum .......................................................................................75 Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei...............76 „Gott hat etwas Groˆes vor“ ...............................................................76 Jetzt erst recht! Jesus gibt neues Leben.............................................77 Kaminabende.......................................................................................78 8. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 3 ......................................................... 79 Gottes leise Stimme.............................................................................81 Eine steile Karriere ..............................................................................81 Ein tiefer Fall .......................................................................................82 Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende...........82 9. Kapitel Das Leben nach der Pleite ........................................................ 83 Studium, Selbststƒndigkeit ..................................................................85 Gemeinde, Jugend...............................................................................86 10. Kapitel Arche Teestube und Feuerkonferenz .................................... 87 Feuerkonferenz....................................................................................89 Ank€ndigung der deutschen Wiedervereinigung ................................89 Arche Teestube ...................................................................................90 Geburtstagsfeier bei Mc Donalds.........................................................93 Von Hagen nach Indien.......................................................................93 Vierter Lebensmittelpunkt Wesel / Niederrhein seit 1991...................... 95 11. Kapitel Der Umzug an den Niederrhein ............................................. 97 Sabbatjahre, Seelsorge .....................................................................100 12. Kapitel Der tiefe Fall und die Agape-Liebe ...................................... 101 Das Wunder der zweiten Liebe .........................................................103 10 13. Kapitel Wir sind eine Hauskirche! ..................................................... 105 Hauskreis in unserem Haus...............................................................107 Wir sind eine Hauskirche ...................................................................107 14. Kapitel Hauskirchen-Netzwerk .......................................................... 109 Regionales Hauskirchen-Netzwerk ....................................................111 Šberregionales Hauskirchen-Netzwerk .............................................111 Deutschlandweite Vernetzung...........................................................112 Netzwerke im Internet ......................................................................113 Kleider f€r S€dafrika, Tsunamis-Spende f€r Sri Lanka .....................113 Silberhochzeit im Krankenhaus .........................................................114 15. Kapitel Arche Bistro Holzweg 32....................................................... 117 B€rgermeisterkandidatin im Arche Bistro..........................................124 Notebook-Reparatur, 1. Kontakt „Hand in Hand“ .............................126 16. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 4..................................................... 131 Gott schafft etwas Neues ..................................................................133 Prophetie von Karie Kirschbaum, USA ..............................................134 Ein kaputtes Notebook ......................................................................135 Drei Ziele ...........................................................................................136 Prophetie von Elisabeth Syr‹, S€dafrika ...........................................137 17. Kapitel Die Vision erf€llt sich............................................................. 139 David suchte f€nf Steine aus, wir sieben Hallen...............................141 Gesprƒch bei der B€rgermeisterin und beim Bauverein ...................143 Umzug in die Doelenstraˆe ...............................................................144 Was bieten wir an?............................................................................147 18. Kapitel Ohne Moos was los ............................................................... 151 Aufs Wasser gehen............................................................................153 Der Segen flieˆt von Anfang an ........................................................154 Kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis ................................................155 Eine dreifache Schnur zerreiˆt so schnell nicht ................................156 2006 Videoclip Bibel TV.....................................................................157 Israelreisen 2007 und 2009...............................................................157 19. Kapitel Suchet der Stadt Bestes ...................................................... 159 PPP, Adventsmarkt, Infotisch ............................................................161 Frauencaf‹, Gospelabend, Kidstreff ..................................................161 Arche Dinner und Sonntags-Brunch ..................................................163 Treffen in den Hƒusern und bei Mc Donalds.....................................163 Seminare und anerkannte Bibelschule ..............................................164 Evangelisation Explosiv .....................................................................165 20. Kapitel Die g‰ttliche Strategie, die Gemeinde zu segnen .............. 167 11 JESUS KANN ALLES €NDERN Hartz-IV, ARGE-Gutscheine, 1,50€-Jobs, Sozialstunden...................169 21. Kapitel Aus Problemen lernen ........................................................... 173 Ein Stern verblasst.............................................................................176 Das Finanzamt redet mit ...................................................................177 Zweckbetrieb oder Gewerbe .............................................................178 Personalkosten ..................................................................................180 CJD und Stadtverwaltung Wesel .......................................................181 KaDeDi – die Konkurrenz schlƒft nicht..............................................181 Von Dieben, Einbrechern und Messerstechern .................................184 22. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 5..................................................... 187 Israel 2009 ........................................................................................189 Die Vision erweitert sich ....................................................................189 23. Kapitel Seminar: Gemeinde und Diakonie ....................................... 191 I. Seminarthemen..............................................................................195 II. Beispiele f€r diakonische Aufgaben..............................................196 III. Organisation und Zielgruppen am Beispiel des Arche Zentrum 198 IV. Rentabilitƒtsrechnung ..................................................................200 V. Bedingungen und Voraussetzungen .............................................200 VI. Unser Angebot an Gemeinden.....................................................201 Wie geht es weiter? ................................................................................... 203 Wie geht es geht weiter ....................................................................205 Einfache Gemeinde .................................................................................... 207 12 Vorwort Vor sechs Jahren war ich bei Peter und Angelika Rode in Deutschland zum Sprechen eingeladen. Sie leiteten eine Gemeinschaftsgruppe, die oft zusammenkam. Wir trafen uns in einem kleinen baufƒlligen Laden in Wesel. Alles war alt und farbbed€rftig. Es war kaum Geld f€r Essen da. Hier waren die beiden: ein starker Mann und eine h€bsche zierliche, dynamische Frau neben ihm - eine g‰ttliche Ausstrahlung inmitten den elenden und kaputten Menschen, die nirgendwo willkommen waren. Sie hatten so eine Liebe zu diesen Menschen. Pl‰tzlich gab der Herr mir ein Wort f€r sie: "Der Herr hat gesehen, wie Ihr gekƒmpft habt um Eure Existenz aber Er hat auch Euer Herz gesehen. Er hat einen groˆen Plan f€r Euch. Er wird Euch ein M‰belgeschƒft mit Gebrauchtm‰bel geben - Menschen werden Euch M‰bel geben, die noch sehr gut sind, die Ihr f€r wenig Geld an die Armen verkaufen k‰nnt und dadurch k‰nnt Ihr Menschen helfen, eine neue Existenz aufzubauen – innerlich und ƒuˆerlich. Bis zur Grenze von Holland und dar€ber hinweg werdet Ihr M‰bel abholen und wieder verkaufen. Ihr werdet Gunst bei den Beh‰rden haben und Ihr werdet ein groˆes Sozial-Kaufhaus mit Lager haben in der Innenstadt von Wesel und Mitarbeiter werden Euch geschickt. Es gibt einen Raum im ersten Stock f€r Eure Gottesdienste. Daf€r braucht Ihr keine Miete zu zahlen. Das Werk wird sich selber tragen. Durch dieses Werk werdet Ihr viele Menschen kennenlernen, die dann eine Lebens€bergabe an den ewigen Gott erfahren. Und der Herr wird alles, was die Heuschrecken gefressen haben, Euch wieder neu erstatten. Ihr werdet keinen Hunger haben, sondern Ihr werdet "shareholder" Gottes sein.“ Zwei Jahre spƒter war ich wieder in Wesel und kam vor lauter Staunen nicht mehr raus. Ich stand vor dem groˆen Sozial-Kaufhaus mitten in der Stadt in der Fuˆgƒngerzone und vor dem Gebƒude stand ein Umzugsbus mit "Wir holen kostenlos gut erhaltene Gebrauchtm‰bel ab". 13 JESUS KANN ALLES €NDERN B€rgermeister und Stadtrat von Wesel halfen diesen beiden, um dieses Gebƒude einzunehmen. Heute ist diese Arbeit ein Segen. Alle Prophetien f€r die Rodes sind buchstƒblich in Erf€llung getreten. Angelika und Peter haben Glauben - sie haben nie an diese Prophetie gezweifelt und das war der Schwerpunkt, dass der Herr arbeiten konnte. Sie erreichen viele einsame Menschen, die eine neue Existenz aufbauen und einen Neuanfang mit Jesus machen. "Danke Herr, dass ich nur ein kleiner Baustein sein durfte f€r diese Vision des Heiligen Geistes. Wir geben Dir alle Ehre, denn Du allein machst aus dem Nichts Alles!" Ich w€nsche Euch Gottes Segen beim Lesen dieses Buches, damit Ihr Segen empfangt und erlebt. Voraussetzung ist: Niemals zweifeln an das, was Gott verheiˆt. Dieses Werk macht Spuren durch das ganze Grenzgebiet von Deutschland und Holland. Macht Dein Leben auch Spuren f€r den Herrn? Elisabeth Syre - (I.F.C.C.) Evangelistin, Pastorin, Prophetische Dienste und Leiterin ESM Kapstadt, S€d Afrika, den 23. Dezember 2009 14 Was ist das Ziel dieses Buches? „Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen! Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.“ Matthƒus 14, 28+29 15 JESUS KANN ALLES €NDERN 16 2004 war ich nach €ber zwanzig Jahren Selbststƒndigkeit beruflich am Ende. Ich hatte einen Vollstreckungstitel in der Tasche. Mein Kunde schuldete meinem Unternehmen uneinbringliche 150.000 DM und ich konnte meine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Wir lebten von Sozialhilfe und konnten uns ein wenig €ber Wasser halten, wenn ich im Herbst f€r einen Weinhƒndler Federweiˆer auslieferte. Ich benutzte wƒhrend meinen Fahrten zunƒchst Kartenmaterial. Spƒter legte ich mir einen gebrauchten Laptop und eine Navigationssoftware zu. Die kleinen Gerƒte, wie sie heute in jedem Auto zu finden sind, waren noch nicht erfunden oder waren zu teuer. Ich sparte mit der Navigation ein bis zwei Stunden pro Tag und konnte viel mehr Kunden anfahren. Ich hatte einen Adapter, um die Stromversorgung im Lieferwagen sicherzustellen. Durch eine Verpolung jagte ich das Notebook in die ewigen Jagdgr€nde. Es gab jedenfalls keinen Piep mehr von sich. Ich war verzweifelt. Ich hatte leicht verderbliche Ware geladen, die schnellstens zu den Kunden musste. Ich hatte keine Karten von meinem Zielgebiet irgendwo in Deutschland. Eine Notebook-Reparaturwerkstatt musste her. Ich fand ein Inserat in der Zeitung; die Firma war ca. 30 km entfernt. Als ich dort ankam, rieb ich mir vor Verwunderung die Augen. Ich stand vor einem ziemlich groˆen Second-Hand-M‰belladen. Tatsƒchlich konnte mir der Inhaber das Notebook f€r einen kleinen Preis reparieren und ich meine Auslieferungsfahrt beginnen. Aber was ich sah und was ich im Gesprƒch h‰rte, lieˆ mich nicht mehr los. Wieder zuhause, erzƒhlte ich meiner Frau davon. Sie war sofort begeistert und wir vereinbarten einen ausf€hrlichen Gesprƒchstermin. Unser Herz fing an, h‰her zu schlagen. Sollte das die Erf€llung der Prophetie werden, die wir zuvor erhalten hatten? Wir versuchten, einige Schritte im Glauben zu gehen und stellten fest, wie sich nacheinander T€ren ‰ffneten. F€r uns war die Situation, wie auf Wasser zu laufen. Wer hat denn schon einmal versucht, ein Sozialwerk ohne einen Cent in der Tasche zu starten, einen k‰rperbehinderten 51-jƒhrigen anzustellen, einen Mietvertrag unterzeichnen, ohne Geld? „Gold und Silber“ hatten wir nicht, aber wir waren sicher, Gottes Stimme geh‰rt zu haben. Wir wollten Jesus unbedingt vertrauensvoll folgen. F€r 17 JESUS KANN ALLES €NDERN uns hieˆ es, entweder mit ihm untergehen oder mit ihm in eine segensreiche Zukunft gehen. Freunde und Geschwister erklƒrten uns f€r verr€ckt, aber gl€cklicherweise hatten wir keinen Pastor, der uns die Sache hƒtte ausreden k‰nnen. Inzwischen sind €ber f€nf Jahre seit dem ersten Gesprƒch vergangen. Wir befinden uns jetzt im f€nften Jahr des Arche Sozialkaufhauses. Allen, die uns nicht geglaubt haben, sei heute gesagt: Jesus zu vertrauen und zu gehorchen lohnt sich! Nat€rlich haben wir jede Menge Erfahrungen gesammelt und Fehler gemacht. Aber nie haben wir unseren Glauben aufgegeben. Inzwischen sind wir f€r sieben Voll- und Teilzeitmitarbeiter verantwortlich, alles ehemalige Hartz-IV-Empfƒnger wie meine Frau und ich. Wir werden von 1,-Euro-Jobbern unterst€tzt Das Gericht und das Jugendamt schicken junge Leute, die bei uns Sozialstunden ableisten. Frauen machen ein kaufmƒnnisches Praktikum und wir k‰nnen unsere Gemeindearbeit vollstƒndig finanziell versorgen. Wir bieten Essen f€r Bed€rftige an und veranstalten Dinner und Gospelabende f€r Menschen, die zu uns in den Laden kommen. Und Menschen kommen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus. Wir beten immer noch jeden Tag: „Unser tƒgliches Brot gib uns heute“. Aber wir beten auch: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden“. Wir m‰chten einfach nur Gottes Willen tun und sind dankbar, dass er uns dazu gebraucht, am Bau seines Reiches mitzuarbeiten. Denn seine Gemeinde baut nach wie vor der Herr: „Du bist Petrus, Fels. Und auf diesem Felsen werde i c h m e i n e Gemeinde bauen.“ Wir schreiben dieses Buch, weil wir glauben, dass der Herr uns das Arche Zentrum als ein Muster gegeben hat, um Gemeinden und Gemeindegliedern zu helfen, selbst eine diakonische Arbeit zu beginnen. Das Buch m‰chte Sie auf den Geschmack bringen. Der nƒchste Schritt k‰nnte der Besuch eines unserer Seminare sein und/oder ein Praktikum bei uns. Aber auf jeden Fall m‰chten wir, dass Sie uns kennen lernen. Sie werden feststellen, dass wir keine Supermenschen sind, sondern gew‰hnliche Christen. Gut, wir sind leidenschaftlich f€r Jesus, aber das sind Sie doch auch, oder? 18 Wir m‰chten Ihnen zeigen, dass Gott Menschen beruft, die Macken und Fehler haben. Deshalb beschreiben wir im ersten Abschnitt meinen Lebensweg ohne und mit Gott. Im zweiten Teil gehen wir dann die Schritte durch, die Gott uns auf den Weg zur Arche gef€hrt hat. Zum Schluss beschreiben wir unsere Seminarinhalte. Wir w€rden uns freuen, Sie auf einem der Seminare „Gemeinde und Diakonie“ pers‰nlich begr€ˆen zu d€rfen. Vielleicht sind gerade Sie einer der nƒchsten Gr€nder eines Sozialwerkes nach Gottes Plan. Peter und Angelika Rode 19 JESUS KANN ALLES €NDERN 20 Vorbemerkungen „Das Leben ist langweilig… aber nur f•r langweilige Menschen.“ Earl Nightingale „Dieses Buch ist f•r alle geschrieben, die wie ich mehr wollen. Ich wollte nicht M‡bel schleppen, aber der Herr sagte, dass ich es tun sollte. Vielleicht spricht der Herr etwas anderes zu Ihnen. Es gibt viele M‡glichkeiten, unser Licht vor den Menschen leuchten zu lassen, damit sie unsere guten Werke sehen 1. Ich stelle •ber 20 diakonische M‡glichkeiten in diesem Buch vor.“2 Peter Rode 1 2 Matthäus 5,16 Mit Sicherheit gibt es noch wesentlich mehr als die von mir aufgezählten Möglichkeiten 21 JESUS KANN ALLES €NDERN 22 Glaube: Geschenk, Frucht, Gabe Wie ist Ihr Leben? Eher langweilig? Eher spannend? Eher interessant? Das Leben als Christ ist ein hoch interessantes Leben, spannend vom Beginn der Neugeburt, bis hin zu den letzten Z€gen des Lebens auf dieser Erde. Das zumindest habe ich erfahren, seitdem ich Jesus mein Leben anvertraut habe und ihm gesagt habe: „Ich setze mich jetzt hin und schaue, was Du mit meinem Leben vorhast.“ Um es vorweg zu nehmen: Ich bin ein normaler Mensch, so wie Sie auch. Ich habe meine Stƒrken und kƒmpfe tƒglich mit meinen Schwƒchen. Ich m‰chte Vorbild sein und bin es oft nicht. Ich liebe Jesus, ich liebe meine Frau und meine Kinder. Ich liebe die S€nder und gleichzeitig versage ich oft in den kleinsten Dingen. Ich bin eben ein normaler Mensch. Vielleicht sind Sie schon einen Schritt weiter. Vielleicht sind Sie schon ein gr‰ˆerer Šberwinder als ich. Aber ich habe Glauben. „Ohne Glauben ist es unm‡glich, (ihm) wohl zu gefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein wird.“ (Hebrƒer 11,6). Glauben bedeutet Vertrauen. Ich glaube nicht an Gott; ich glaube Gott. Dazu habe ich mich entschieden, als ich meinen ersten Kontakt mit den Jesus People hatte und Jesus mein Leben anvertraute. Er hat mich seitdem niemals enttƒuscht, im Gegensatz zu mir. Ich habe oft erlebt, dass, „wenn wir untreu sind – er bleibt treu“ (2. Timotheus 2,13) heute noch gilt. Mir ist bewusst, dass Glauben sowohl etwas ist, was Gott in uns hinein legt (R‰mer 10,17: „Also ist der Glaube aus der Verk•ndigung, die Verk•ndigung aber durch das Wort Christi“), ein Wachstumsprozess ist (Galater 5,22: „Die Frucht des Geistes aber ist: …Glaube [Luther] / Treue [Elberfelder]“) und als eine Gabe des Heiligen Geistes zur pl‰tzlichen Entfaltung kommen kann (1. Korinther 12,7+9: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben… einem anderen aber Glauben in dem selben Geist“). 23 JESUS KANN ALLES €NDERN Glauben hei‚t Vertrauen Wenn wir Probleme haben, zu glauben, sollten wir uns einmal unsere Kinder oder Enkelkinder anschauen oder uns an unsere eigene Kindheit erinnern. Jesus sagte: „…Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel kommen!“ (Matthƒus 18,3). Ich habe vier Kinder, eines davon ist bereits im Himmel. Ich habe mit allen Kindern mindestens einmal einen Versuch gemacht: Ich stellte sie auf eine Mauer und fragte sie, ob sie sich trauen w€rden, in meine Arme zu springen. Sie trauten sich alle. Spƒter musste ich aufpassen, denn sie hatten Spaˆ an der Sache gefunden, kletterten irgendwo hoch und sprangen einfach, im Vertrauen, dass ich sie auffangen w€rde. Wie wƒre ihr Glaube ersch€ttert worden, wenn ich sie hƒtte fallen lassen! Besonders, als die Kinder noch klein – und leicht – waren, hatten sie einen Riesenspaˆ, wenn ich sie hoch in die Luft warf und wieder auffing. Nat€rlich lieˆ ich dabei Vorsicht walten und niemals ist etwas passiert. Trotzdem m‰chte ich nicht zur Nachahmung ermutigen, wenn Sie nicht sicher sind, Ihr Kind auch wieder sicher aufzufangen. Aber genau so ist unser himmlischer Vater: Er fƒngt uns auf, er lƒsst uns nicht fallen. Das glaube ich, und das habe ich in meinen nun fast 40 Jahren mit Jesus immer und immer wieder erlebt. Gott sucht gewƒhnliche Menschen Ich bin nichts Besonderes, Jesus ist besonders! In ihm haben wir alles, was wir brauchen. Er befƒhigt uns, Dinge zu glauben und zu tun, die wir mit unserem eigenen Verstand nie wagen w€rden: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird gr‡„ere als diese tun“ (Johannes 14,12). Am Ende dieses Kapitels habe ich noch einige Bibelverse hinzugef€gt, die f€r mich unumst‰ˆliche Wahrheit sind. In der Werbung heiˆt es: „Nichts ist unm‰glich – Toyota!“ Ein Freund von mir hat diesen Slogan umgetextet: „Nichts ist unm‰glich – bei Jesus!“ Jesus hat Groˆartiges mit Ihrem Leben vor. Vertrauen Sie ihm und verlasen Sie sich auf ihn. Gott beruft normale Menschen. Er hat nicht die Hohen und Edlen ausgewƒhlt (1. Korinther 1,26), sondern Menschen wie Du und 24 ich. Er wartet darauf, dass Sie sich trauen. Er hat zugesichert, dass er uns f€hrt und wir „in seinen Werken wandeln d€rfen, die er zuvor bereitet hat“ (Epheser 1,8-10). Aber in diesen Versen steckt auch eine Warnung. Tun Sie nie etwas, was Gott nicht will! Das k‰nnte Folgen haben. Dieses Buch beschreibt nicht nur die Sonnenseiten des Glaubens, sondern auch die Schattenseiten des Ungehorsams, was das Gegenteil von Glauben ist. Ich m‰chte Ihnen helfen, ein Herz f€r Verlorene zu empfangen, einen Schl€ssel geben, wie Sie Verlorene erreichen k‰nnen und einen Weg zur Versorgung Ihrer Familie und Ihrer Gemeinde aufzeigen. Und ich m‰chte Ihnen das Du anbieten. Dann schreibt es sich f€r mich leichter und vielleicht liest es sich f€r dich besser. 25 JESUS KANN ALLES €NDERN Bibelstellen (Hervorhebungen in den Bibelstellen durch den Verfasser) „Denn ich sch€me mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist Gottes Kraft zur Rettung f•r jeden, der glaubt.“ (R‰mer 1,16) „Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist; wenn nicht, so glaubt mir doch um der Werke willen! (sagt Jesus, Johannes 14,11) „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Str‡me lebendigen Wassers flie„en.“ (Johannes 7,38) „Wer mein Wort h‡rt und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurch gedrungen.“ (sagt Jesus; Johannes 5,24) „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sonder ewiges Leben hat.“ (Johannes 3,16) „So viele ihn (Jesus) aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, die an seinen Namen glauben.“ (Johannes 1,12) 26 1. Kapitel Jesus kann alles •ndern „Unsere Taten werden durch Glauben zum Leben erweckt, und unser Glaube erwacht durch Taten.“ Reinhard Bonnke 27 JESUS KANN ALLES €NDERN 28 Vor einigen Wochen predigte ich in einer befreundeten afrikanischen Gemeinde €ber das Thema: Jesus kann alles €ndern! Die Predigt wurde bereitwillig angenommen, was man an der langen Nachpredigt meines Freundes und Pastorenkollegen feststellen konnte. Eine Frucht der Botschaft ist, dass die Gemeinde ein Seminar zum Thema Gemeinde und Diakonie mit mir und meiner Frau als Referenten durchf€hren wird. Ein rollendes Zeugnis Auf unserem Lieferfahrzeug, einem IVECO mit 17 cbm Ladeflƒche, steht mit riesigen Lettern: Jesus kann alles €ndern. Da das Fahrzeug auch ansonsten recht auffallend ist, ist der LKW inzwischen in der Stadt bekannt wie ein bunter Hund. Stellt euch einmal vor, dass nicht nur Christen das Fahrzeug fahren und wie sie die unterschiedlichsten Reaktionen am Straˆenrand „aushalten“ m€ssen. Es ist interessant zu beobachten, dass die Leute als erstes diesen Spruch wahrnehmen. Man kann es ihnen von den Lippen ablesen. Es kommt mir vor, als wenn die Reaktionen denen des Gleichnisses vom vierfachen Acker entsprechen. Da gibt es die, die den LKW wahrnehmen und gleichg€ltig weitergehen. Das ist wie das Korn, das auf den Weg fƒllt. Da gibt es solche, die den Spruch lesen und sich dar€ber lustig machen. Diese sind meist in einer Gruppe unterwegs. Das sind Menschen des Augenblicks. Sie f€hlen sich von dem Wort betroffen und gehen mit einer laxen Reaktion €ber die Aussage hinweg. Dann gibt es welche, die den Spruch lesen und sich emp‰ren. Gott habe ihnen noch nie geholfen. Er hƒtte bei ihnen noch nie etwas geƒndert. Auf meine Frage, ob sie es denn schon ernsthaft versuchten hƒtten, geben sie klein bei. Das sind die Menschen, die auf die Sorgen des Alltags schauen, gerne dann eine L‰sung ihrer Probleme hƒtten, aber Gott alles in die Schuhe schieben, wenn es nicht so wird wie sie es w€nschen. Man h‰rt von ihnen oft die Aussage: „Wenn es einen Gott gƒbe, warum lƒsst er dies und jenes zu?“ Es gibt aber auch immer wieder Zustimmung von Menschen, die bestƒtigen, dass man sich Gott anvertrauen kann und dass Gebet hilft. 29 JESUS KANN ALLES €NDERN Herausforderungen unserer Zeit Wir haben den Spruch mit Bedacht gewƒhlt. Wir sagen nicht: „Jesus will alles ƒndern“ oder „Jesus soll alles ƒndern“ oder „Jesus muss alles ƒndern“ oder „Jesus darf alles ƒndern“ oder „Jesus wird alles ƒndern“. Wir sagen: „Jesus kann alles ƒndern!“ Ich weiˆ, „dass Gott will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Timotheus 2,4). Ich weiˆ aber auch, dass der Herr dem Menschen einen freien Willen gegeben hat, der fƒhig ist sich zu entscheiden. Das bedeutet in letzter Konsequenz, dass Gott unseren Willen akzeptiert. Der Herr will zwar alles neu machen (2. Korinther 5,17), aber er zwingt sich niemanden auf. Manche Menschen w€rden Jesus gerne befehlen: „Bist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!“ (Lukas 23,39) Um des eigenen Vorteils willen oder um aus einer brenzligen Situation zu kommen, soll Gott mal eben eingreifen. Ich habe das Zeugnis €ber Soldaten im 2. Weltkrieg geh‰rt, die in den Sch€tzengrƒben zu eifrigen Betern wurden und nachdem sie bewahrt wurden, Gott vergessen haben. Wenn wir uns die Welt anschauen, in der wir leben, denken wir dann nicht manchmal: „Gott muss alles €ndern!“ Wenn Gott nicht eingreift, geht alles vor die Hunde. Wir stehen vor einer schier unl‰sbaren Umweltkatastrophe, die Moral der Menschen nimmt rapide ab – im gleichen Maˆe, wie die Kirchenaustritte zunehmen, die gef€hlte Bedrohung des Islam nimmt zu, je prƒsenter die Muslime in unserer Gesellschaft werden. Gott sei Dank sind wir bisher von gr‰ˆeren Terrorattacken verschont geblieben, aber wer weiˆ, ob das so bleibt. Die gr‰ˆte Attacke steht uns in der ganzen westlichen Welt in Form des demografischen Faktors noch bevor. Der libysche Revolutionsf€hrer Muamar al-Gaddafi sagte, dass der Islam f€r den Dschihad in der westlichen Welt keine Waffen und Gottes Krieger ben‰tige. Allein der demografische Faktor bewirke, dass Europa in 30 einigen Jahrzehnten moslemisiert sei.3 Allein die Geburtenraten der bei uns lebenden Immigranten moslemischen Hintergrunds bewirken, dass laut Statistischem Bundesamt Deutschland im Jahr 2050 ein mehrheitlich islamischer Staat sein wird 4. Wen wundert es, wenn sich Christen fragen, wann Gott endlich eingreift. Ist es nicht ein Fehler, zu denken, Gott muss etwas tun? Wir k‰nnen Gott nicht zum Handeln zwingen. Aber wir d€rfen beten, und wenn es sein muss, anhaltend und mit Fasten. Dein Wille geschehe Unser Herr m‰chte uns seinen Willen mitteilen. Oft, wenn wir so vor dem Herrn verharren, bekommen wir Antwort; und die muss nicht mit unserem eigenen Willen €bereinstimmen. Schon im Vater Unser beten wir: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auch auf Erden“. (Matthƒus 6,10) Mir gefallen die drei Mƒnner im Alten Testament, die das Bild des K‰nigs nicht anbeten wollten und bereit waren, f€r ihren Glauben zu sterben. Sie hƒtten ihr Schicksal abwenden k‰nnen. Sie hƒtten nur das Bildnis des K‰nigs anbeten brauchen. Aber stattdessen reagierten sie so, frei nach meinen Worten: „Wir wissen sehr wohl, dass unser Gott in der Lage ist, uns aus dem Feuerofen zu erretten. Aber du sollst wissen, dass, selbst wenn er es nicht tut, wir das Bild dennoch nicht anbeten werden.“ (Daniel 3,17) Sie erlebten die wunderbare Bewahrung im Feuerofen, als der Engel Gottes sie hindurch begleitete. Anderen ist es nicht so gut ergangen und freuten sich, ihren Erl‰ser zu sehen (siehe Hebrƒer 11). Jesus darf in unser Leben eingreifen, aber bitte so, wie er es will. Gottes Verhei‚ungen erf„llen sich Schlieˆlich wird Jesus alles ƒndern. Er kommt mit seinem Plan zum Ziel. Wir sind nicht f€r das Diesseits, sondern f€r die Ewigkeit bestimmt. Ich freue mich auf den Tag, wo ich Gott schauen darf, aber ich bin auch 3 4 Quelle: Youtube Quelle: Youtube 31 JESUS KANN ALLES €NDERN dankbar f€r die Zeit, die er mir gibt, um f€r ihn auf diesem Planeten Erde da zu sein. Von 6408 Verheiˆungen in der Bibel haben sich bisher 3268. Die noch offenen Prophetien beschƒftigen sich mit der zuk€nftigen Entwicklung der Welt und k‰nnen noch nicht erf€llt sein.5 Allein €ber das Kommen Jesu gibt es im Alten Testament €ber 300 Stellen, die sich alle erf€llt haben.6 Sollten wir da nicht Gott vertrauen, dass der Rest ebenfalls eintreffen wird? Die Bibel fordert uns auf: „Gehet hin… verk•ndigt das Evangelium…“ (Markus 16,15), „ihr werdet meine Zeugen sein…“, (Apostelgeschichte 1,8) „wer mich bekennt vor den Menschen, den werde ich bekennen vor meinem himmlischen Vater…“ (Matthƒus 10,32). Last not least fordert uns Jesus auf, f€r Erntearbeiter zu beten: „Die Ernte zwar ist gro„, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte! Gehet hin!“ Ist es nicht interessant, dass wir um Erntearbeiter beten sollen? Wie oft hast du das schon gebetet? Seit es mir bewusst geworden ist, habe ich in meinem Handy eine Erinnerung eingestellt, die mich jeden Morgen um 10:02 Uhr erinnert, f€r Erntearbeiter zu beten. Bist du meine Gebetserh‰rung? Ich w€rde mich freuen, wenn du am Ende dieses Buches ein klares Ja sagen kannst. 5 Werner Gitt, Fragen - die immer wieder gestellt werden, 11. Aufl. (Bielefeld: Christlche Literatur-Verbreitung, 1993), S. 26. 6 Stefan Schnitzer, Bibelseminar, 2. Aufl. 1998 (Hoyerswerda), S.55 32 Erster Lebensmittelpunkt Oberhausen / Rheinland 1956 – 1972 33 JESUS KANN ALLES €NDERN 34 2. Kapitel Eine sch‚ne Kindheit „W€re Jesus auch tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir, du gingst doch verloren!“ Angelus Silesius „Um zu verstehen, was meine Motivation ist, musst du wissen, wer ich bin.“ Peter Rode Jeder ist das Produkt seiner Umgebung. Sage mir, mit wem du umgehst, und ich sage dir, wer du bist. 35 JESUS KANN ALLES €NDERN 36 JESUS KANN ALLES €NDERN Der Einfluss der Umgebung Wir haben keine Wahl, in welchem Land und in welche Familie hinein wir geboren wurden. Aber wir sind von Gott gewollt. Er hatte unseren Lebensplan schon fertig, bevor wir geboren wurden (siehe Psalm 139). Gottes Plan mit uns ist perfekt. Aber er wurde durch den Teufel und die S€nde durchkreuzt. Gott hat uns lieb und gab Jesus, um uns vom Fluch der S€nde zu befreien. Wir haben freien Zugang zum himmlischen Vater. Du bist zu einem siegreichen Leben berufen. Aber du musst kƒmpfen. Deinen ersten und m‰glicherweise gr‰ˆten Kampf hast du bereits gewonnen, als dein Same sich gegen Millionen andere durchsetzen konnte. Weil Gott es so wollte. Meine Frau Angelika wurde in ein christliches Elternhaus hinein geboren. Sie entschied sich auf dem Schoˆ ihrer Mutter mit f€nf Jahren f€r den Weg mit Jesus. Kleine Kinder haben eine unendlich groˆe Fantasie. F€r sie ist die Welt riesengroˆ und es gibt so viel zu entdecken. Das erste Wort, das ein Kind versteht, ist das Wort NEIN. Nein, das darfst du nicht, nein, das kannst du nicht, nein daf€r bist du zu klein und nat€rlich: „Nein, das ist heiˆ! Nicht anfassen!“ Mit jedem Nein wird der Rahmen eines Kindes kleiner und kleiner. Besonders in der Schule wird er zusammengestutzt und rot angemalt. Wƒhrend ich die Zeilen schreibe, habe ich die M‰glichkeit, kleine Kinder zu beobachten. Sie sehen so unschuldig und unverdorben aus, und sie sind es auch. Die Umgebung, in der sie aufwachsen, macht sie zu dem, die sie spƒter einmal werden. Ich schaue mir die Gesichter ihrer Eltern an und sehe bei manchen das Leben in ihnen geschrieben. Was ist nur geschehen, dass das Leben sie so gezeichnet hat? Keine urspr€ngliche Fr‰hlichkeit, oft keine Hoffnung, nur noch Abgestumpftheit, wenn nicht sogar schlimmeres lƒsst sich in ihren Gesichtern lesen. Als Kind haben wir keine Wahl unserer Umgebung, aber als Erwachsene schon. Die meisten Menschen bleiben allerdings in ihrem Milieu, heiraten in ihrem Milieu, arbeiten in ihrem Milieu. Dabei kann das Leben so viel mehr bieten, wenn man sich entscheidet, es zu entdecken. 37 JESUS KANN ALLES €NDERN Ich wurde in ein so genanntes katholisches Elternhaus hinein geboren und lernte Jesus erst in meiner Jugend kennen. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, als wir Kinder noch zu spielen wussten. Es gab keine Playstations und Computer, geschweige denn Handys. Meine fortschrittlichen Eltern hatten zwar einen Fernseher, aber es gab zunƒchst nur ein Programm, Kinder, stellt euch das einmal vor, nur ein Programm. Spƒter kam ein zweites und ein drittes hinzu. Dann wurde es bunt. Waren die Rosetten sch‰n, wenn mal wieder eine damals seltene Sendung in Farbe ausgestrahlt wurde! Ich liebte die Unterwasseraufnahmen von Flipper. Aber meistens durften wir gar nicht ins Wohnzimmer, wo der Fernseher in einem verschlossenen Schrank stand, auˆer an Sonntagen. Trotzdem hatten wir keine Langeweile. Meine zwei Br€der, der eine zwei Jahre ƒlter, der andere zwei Jahre j€nger, und ich wussten uns zu beschƒftigen, egal ob sinnvoll oder mit Unfug. Eine gl„ckliche Kindheit Ich bin im Mai 1956 geboren. Lange Zeit glaubte ich, dass es auf Muttertag war. Tatsƒchlich war der 10. Mai ein Donnerstag, Christi Himmelfahrt. Wir wohnten auf Tackenberg, einem Stadtteil von Oberhausen, ruhig gelegen. Auˆer an Sonntagen, denn direkt gegen€ber von unserem Haus waren zwei hintereinander gelegene Sportplƒtze, wo die Jugendmannschaften von Sterkrade 06/07 trainierten und spielten. An den anderen Tagen spielten wir dort Fuˆball. Oder wir lieˆen Drachen steigen, mit ganz viel Tau. Meiner flog bis zu 1 KM weit. Manchmal riss das Tau, dann flog er noch viel weiter. Praktisch war, dass ich die Kordel am Torpfosten festbinden konnte, wenn Mutter zum Essen rief. Neben dem Sportplatz war eine Kuhle mit hohen Bƒumen an den B‰schungen. Wir kletterten bis in die Kronen, stellten Glasscherben in die •ste und schossen sie mit selbst gebastelten Schleudern (wir sagten „Fletschen“) ab. Hin und wieder haben wir die Gesetze der Schwerkraft ausgetestet, wenn wir in den Bƒumen zu mutig waren. Zum Gl€ck ist nie etwas ernstes passiert. 38 JESUS KANN ALLES €NDERN Unser Taschengeld besserten wir mit dem Sammeln von Alteisen auf den Feldern auf. Ob das noch Šberreste vom Krieg waren? Das Alteisen gaben wir f€r ein paar Groschen beim „Kl€ngelskerl“ ab und kauften uns ein paar „Kl€mpkes“, am liebsten „Kn‰terich“ – da bekam man die doppelte Menge. Wir hatten ein eigenes Zweifamilien-Reihenhaus. Meine Erinnerung geht bis zu dem Tag zur€ck, wo wir in das Haus zogen. Ich war drei Jahre alt und sehe mich heute noch auf dem Dreirƒdchen sitzen, wie wir zu Fuˆ einige hundert Meter vom alten ins neue Haus zogen. Meine Eltern waren arm. Von meinem Vater dachte ich lange, er sei Bergsteiger gewesen. Als ich in die Schule kam, sollten wir ein Bild von dem Beruf unserer Vƒter malen. Ich malte, wie er einen Berg hinauf klettert. Als ich ƒlter wurde, verstand ich, dass er nicht rauf, sondern runter „kletterte“. Bis zur ersten Zechenkrise Ende der 60er Jahre war er im Bergbau als Steiger beschƒftigt. Nahe liegend, dass daraus in kindlicher Fantasie ein „Bergsteiger“ wird. Wir hatten kein Auto, Mutter musste stundenweise als Verkƒuferin arbeiten. Das Geld war immer knapp. Vater hatte ein Hercules-Moped und gerne fuhr ich mit ihm sonntags spazieren. Ich erinnere mich, dass unser Haus zwei Etagen hatte. Mal wohnten wir Jungens oben – in einem gemeinsamen Zimmer – und im Winter hingen die Eisblumen am Fenster. Es gab damals noch richtig kalte und schneereiche Winter. Mal wohnten wir noch beengter unten, wenn die obere Etage vermietet war. Wir haben das damals nicht als Nachteil empfunden; es war eben so. Meine Eltern waren im Gegensatz zur Oma nicht besonders religi‰s. Oma ging jeden Sonntag in die Messe und einmal nahm sie mich auf eine Wallfahrt nach Neviges mit. Unsere Eltern hielten uns an, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Mutter konnte vom Balkon aus sehen, ob wir auch tatsƒchlich hineingingen. Mit ungefƒhr dreizehn Jahren entdeckten wir den Hinterausgang. So gingen wir vorne rein und hinten wieder raus. Ich habe aber auch eine gute Erinnerung, die mir haften geblieben ist. Als Katholik geht man mit neun Jahren zur ersten Kommunion und am Samstag vor dem „Weiˆen Sonntag“ zur ersten Beichte. Gott wollte es so, dass dieser Samstag ein sehr sch‰ner Tag war und die Sonne prƒchtig vom Himmel schien, als ich von der Beichte nach Hause ging. Ich hatte vorher nie ein solches Gef€hl von Reinheit und S€ndenvergebung gehabt. 39 JESUS KANN ALLES €NDERN Aber es hielt nicht an. Kinder k‰nnen mit einer geh‰rigen Portion Bl‰dsinn ausgestattet sein und wenn man dann noch die passenden Freunde hat… Jugendstreiche Mit ca. zehn Jahren kam ich mit dem Gesetz in Konflikt. Es war Sommer und wir Jungens konnten nicht schlafen. Damals hatten wir unser Zimmer in der ersten Etage. Wir verabredeten uns um Mitternacht mit anderen Jungen aus der Gegend. Wir zogen unsere Sachen an, rutschten an der Regenrinne auf die Terrasse herunter und trafen uns mit den anderen. War das ein Abenteuer! Mitten in der Nacht spazieren gehen. Es war fast nichts los auf den Straˆen. Begegneten uns Erwachsene, versteckten wir uns. Das ging gut, bis pl‰tzlich eines Nachts die Polizei hinter uns rief: „Halt! Stehen bleiben oder wir schieˆen!“ In meiner Einbildung habe ich tatsƒchlich einen Schuss geh‰rt. Wirklich vorstellen, dass es tatsƒchlich so war, kann ich mir heute nicht mehr. Wir rannten um unser Leben! Wer ist schon Usain Bolt oder wie die 100Meter-Sprinter heute heiˆen. Aber mein kleiner Bruder war nicht schnell genug und bald hatten sie ihn erwischt. Wir sind schnell zur€ck zum Haus, die Regenrinne rauf, zogen die Schlafanz€ge €ber die Tagessachen – wie clever – und taten, als ob wir schliefen. Man kann sich vorstellen, dass wir allein schon wegen der sportlichen Betƒtigung und aus Angst ganz sch‰n am schwitzen waren. Kurz darauf klingelte die Polizei, unsere Eltern fielen aus allen Wolken, aber sie bekamen uns nicht wach! Wir waren stur. Als die Polizei wieder weg war, setzte es als erstes einen Satz „heiˆe Ohren“. Spƒter erfuhren wir, dass wir verdƒchtigt wurden, in einen Kiosk eingebrochen zu haben. Zum Gl€ck wurden die tatsƒchlichen Diebe erwischt. Schattenseiten Was wirklich €bel war, dass wir Kinder immer wieder mitbekamen, dass unsere Eltern sich sehr stritten. Wir wussten damals nicht, dass der Anlass auch unsere Mieter der oberen Etage waren. Es ging nicht lange gut. 40 JESUS KANN ALLES €NDERN Als ich dreizehn Jahre alt war, lieˆen sich meine Eltern scheiden. Meine Mutter zog mit uns Kindern in einen anderen Stadtteil. Der Kontakt zu meinem Vater ist bis zum heutigen Tag nie abgebrochen, wof€r ich dankbar bin. Mit vierzehn verliebte ich mich das erste Mal in meinem Leben, was eigentlich eine sch‰ne Sache ist. Da ich aber zu sch€chtern war, hielt diese Beziehung nur vier Wochen. Ich bin froh, dass ich mir diese Sch€chternheit bewahrt habe, bis ich meine spƒtere Frau Angelika kennen lernte. In dieser Zeit fing ich mit dem Rauchen an und merkte schnell, dass Rauchen zum einen s€chtig macht, zum anderen teuer ist und des weiteren nicht gesund ist. Damals gab es noch keine Gesundheitswarnhinweise auf den Packungen und mangels Geld kaufte ich sog. „Emschergras“, die billigsten Zigaretten (6 St€ck f€r 50 Pfennig). In diese Zeit fiel eine Begebenheit, die spƒter noch Folgen haben sollte. Ich wollte mit meinem ƒlteren Bruder und Freunden auf mein erstes Rockkonzert gehen, aber Mutter erlaubte es nicht. Ich ging trotzdem hin. Da ich mir vorstellen konnte, was passiert, wenn ich nach Hause komme, str‰mten wir bis vier Uhr morgens durch die Gegend. An einem Kiosk bemerkten wir, dass die Klappe nicht richtig geschlossen war. F€r schƒtzungsweise f€nf Mark klauten wir Kaugummi und S€ˆigkeiten. Ich erinnere mich noch daran, dass ich in der Schule an diesem Tag mehr geschlafen habe als am Unterricht teilzunehmen. Thema Schule In der Grundschule sollte ich die ersten beiden Schuljahre wiederholen. Im dritten Schuljahr bekam ich einen neuen Lehrer. Von da an gingen die Noten deutlich nach oben. Ich wƒre gerne auf das Gymnasium gegangen. Meine Eltern entschieden sich f€r die Realschule. Meine Mutter war damals bereits berufstƒtig, so dass ich schon fr€h lernen musste, mich selbst zu organisieren. F€r Fr€hst€cksbrote blieb meist keine Zeit – eine Angewohnheit bis heute. Ich esse meine erste Mahlzeit erst am Mittag. Ich war und bin ein Spƒtaufsteher, musste mit dem Fahrrad zur Schule, bergrauf, bergrunter. Meistens schaffte ich es p€nktlich, aber nicht immer. 41 JESUS KANN ALLES €NDERN Ich ging gern zur Schule. Ich war kein schlechter Sch€ler; ich war ein fauler Sch€ler. Ich schlidderte immer so die Klassen hinauf, ohne einmal sitzen zu bleiben. Als ich Jesus kennen lernte, ƒnderte sich meine Einstellung. Aber da war es f€r gute Noten in der zehnten Klasse der Realschule bereits zu spƒt. In Mathematik stand ich jahrelang zwischen ‚vier’ und ‚f€nf’. Als ich dann in der letzen Klassenarbeit eine ‚drei’ bekam und die Abschlussklausur sogar mit ‚zwei’ bestand, sagte mein Lehrer w‰rtlich zu mir: „Du hast mich sechs Jahre lang ver**scht, jetzt bekommst du statt einer ‚zwei’ eine ‚drei’. Ich erinnere mich auch, dass ich eine Lehrerin zuhause besuchen durfte, um eine ‚f€nf’ in einem Fleiˆfach wegzubekommen. Tatsƒchlich habe ich die Mittlere Reife mit zwei ‚f€nfen’ auf dem Zeugnis erhalten. Ich erfuhr spƒter, dass die Lehrer wƒhrend der Zeugniskonferenz lange beraten hatten, ob es nicht besser sei, die Klasse zu wiederholen. Ich glaube, letztlich waren sie froh, dass sie mich los waren. Dass die Geschichte damit aber noch nicht zu Ende war, erfahrt ihr im nƒchsten Kapitel. 42 JESUS KANN ALLES €NDERN Zweiter Lebensmittelpunkt Dinslaken / Niederrhein 1972 - 1980 43 JESUS KANN ALLES €NDERN 44 1972 - 1980 JESUS KANN ALLES €NDERN 3. Kapitel Jesus-People im Hinterhof „Du musst ein Baby sein, um in den Himmel zu kommen!“ Lieblingslied der “Children of God”, wenn sie h€pfend durch die Fuˆgƒngerzone zogen 45 JESUS KANN ALLES €NDERN 46 1972 - 1980 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 fanden die Olympischen Spiele in M€nchen mit den tragischen Ereignissen um die israelische Mannschaft statt, Deutschland wurde Europameister und ich wurde von neuem geboren. Ein Jesus-Hippie in der Schule Am Freitag, den 18. Februar – es war ein kalter Wintertag – sprach unser Sch€lersprecher mit einem Mƒdchen aus der neunten Klasse. Sie war sehr auffƒllig: Langes, rauschendes Haar und ein Mantel mit lauter Buttons und Aufklebern mit der Botschaft „Jesus liebt dich!“ Neugierig geworden, stellte ich mich dazu und wurde schnell in das Gesprƒch mit einbezogen. Wie sich herausstellte, war Erika nicht von den Jesus-People, sondern ein Mƒdchen unserer Schule und unserer Stadt. Sie erzƒhlte, sie habe Jesus kennen gelernt und berichtete von ihren Erlebnissen und dass Jesus-People in ihre Gemeinde nach Dinslaken kommen w€rden. Man muss wissen, dass es damals keineswegs unpopulƒr war, €ber Jesus zu reden und erst recht €ber diese Jesus-People. Andrew Lloyd-Webber hatte damals seinen ersten groˆen Musicalerfolg mit „Jesus Christ Superstar“. Als sie dann auch noch ihre Cousine Irmchen erwƒhnte, die uns mit einem Kƒfer-Cabriolet abholen w€rde, nahm ich die Einladung f€r den nƒchsten Abend gerne an. Die Cousine entpuppte sich als eine ƒuˆerst sympathische, zehn Jahre ƒltere Lehrerin. Šberhaupt war ich von der Freundlichkeit und Liebe dieser Christen sehr angetan. Es hing etwas in der Luft, was ich damals noch nicht richtig deuten konnte. Heute weiˆ ich, dass der Heilige Geist an meinem Herzen am arbeiten war. Die “Children of God“ beeindruckten mich dagegen nicht besonders und die Gemeinde im Hinterhof war alles andere als beeindruckend. Der schƒnste Tag in meinem Leben Am Sonntag, den 20. Februar fuhren wir zu einer Evangelisation nach Langenfeld. Nat€rlich wusste ich damals nicht, was eine Evangelisation ist. Aber es war eine sch‰ne lange Fahrt in einem Kƒfer-Cabriolet. Ich sollte noch erwƒhnen, dass ich gerne singe. In der Langenfelder Gemeinde stellten sich alle Jugendlichen auf eine B€hne zum Singen. Was 47 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 - 1980 tat ich? Ich stellte mich dazu und sang die Evangeliumslieder mit. Ein Lied hatte es mir besonders angetan: „Das war der sch‡nste Tag, den Gott mir jemals gab, als Jesus in mein dunkles Erdendasein kam.“ Da wusste ich, dass Jesus mir heute den sch‰nsten Tag meines Lebens schenken wollte und ich sang und sagte „freudig JA!“ Als ich nach der Predigt mit Hilfe meiner neuen Geschwister ein Gebet sprach und Gott meine Schuld bekannte, passierte pl‰tzlich etwas, was ich nicht erwartet hatte: Ich sp€rte, wie als wenn ein zentnerschwerer Stein von mir abfiel und es kam eine Freude in mir hoch, dass ich die ganze Welt hƒtte umarmen k‰nnen. Ich war sooooooo gl€cklich! Noch auf der Heimfahrt sangen wir immer wieder dieses Lied €ber den sch‰nsten Tag meines Lebens. Klar doch, dass sich auch meine Begleiterinnen riesig freuten! Eine neue Familie Zuhause bekam ich den ersten Dƒmpfer, als ich erzƒhlte, was passiert war. Sie hielten mich von da an ein wenig f€r verr€ckt, was ich ja auch tatsƒchlich war. Ich schwebte irgendwo auf Wolke sieben. Zum Gl€ck lieˆ Mutter mir meine Freiheiten. Sie war sonst immer sehr streng, vor allem wenn es darum ging, zeitig nach Hause zu kommen. Aber sie gestattete, dass ich an den Wochenenden und dann auch in der Woche nach Dinslaken durfte. Ich wurde wie ein Sohn in meiner neuen Familie aufgenommen, durfte die Wochenenden bei und mit ihnen verbringen und lernte dabei eine ganze Menge durch ihr vorbildhaftes Verhalten. Man kann nicht deutlich genug sagen, wie wichtig, wertvoll und prƒgend gerade diese Zeit war. Innerhalb weniger Monate gab es weitere „Infizierte“ und die Jugendgruppe wuchs von anfangs zw‰lf auf €ber vierzig. Ich war daran nicht ganz unschuldig. Aber der Reihe nach. 48 JESUS KANN ALLES €NDERN Jesus macht frei Wie ich bereits erzƒhlte, habe ich mit vierzehn Jahren angefangen zu rauchen. Ich versuchte immer wieder aufzuh‰ren, aber der K‰rper gehorchte nicht meinem Geist. Jetzt wollte ich, nachdem ich Christ geworden war, wissen, ob Jesus tatsƒchlich so real ist, wie mir erzƒhlt wurde. Ich bat im Gebet, dass Jesus sich mir zeigen sollte: „Herr Jesus, wenn es dich wirklich gibt, dann bitte ich dich, zeige dich mir. Du wei„t, dass ich vom Rauchen los kommen will. Aber ich will mich nicht wie M•nchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf herausziehen. Ich setze mich jetzt hin und schaue, was du tust.“ Das war tatsƒchlich w‰rtlich mein Gebet. Und was geschah: Nach einer Woche hatte ich kein Verlangen mehr nach einer Zigarette. Aber das war nicht alles: Kam mir jemand mit einer Kippe auch nur zu nahe und ich roch den Qualm, wurde mir €bel. Das ist bis zum heutigen Tag so geblieben, Gott sei Dank! Das war dann nat€rlich noch ein gr‰ˆerer Grund, Zeugnis von Jesus zu geben. So konnte ich meinen ƒlteren Bruder zu einer Osterfreizeit einladen, von der er allerdings nicht mit der gleichen Begeisterung zur€ckkam. Er folgt bis heute Jesus nicht nach. Mein j€ngerer Bruder ging eine Zeit lang mit mir in die Gemeinde, bis er dem Drƒngen meiner Mutter „Ein Spinner reicht in der Familie“ nachgab und nicht mehr mitging. Er ist leider jung an Herzversagen gestorben. Ich weiˆ nicht, ob Gott ihm noch eine M‰glichkeit der Umkehr gegeben hat. Jesus schenkt Gesundheit Apropos Herzversagen. Es ist schon auffƒllig, dass alles Mƒnnliche vƒterlicherseits in meiner Familie fr€h gestorben ist oder zumindest an Herzerkrankungen leidet. Meinen Opa habe ich nie kennen gelernt; er starb zu jung, mein Vater leidet seit vielen Jahren an Herz- und Gefƒˆproblemen. Alle zwei Jahre muss er sich in stationƒre Untersuchung begeben und hat schon etliche Stands und Baipƒsse erhalten. Mein Onkel Paul starb fr€h an Herzversagen, mein Onkel Heinz hat ebenfalls groˆe Herzprobleme. Mein ƒlterer Bruder hat einen Herzinfarkt hinter sich und wie erwƒhnt starb mein j€ngerer Bruder viel zu jung. 49 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 - 1980 Der einzige mit v‰lliger Gesundheit Gesegnete darf ich sein. Unsere beiden S‰hne sind ebenfalls gesund, sehen abgesehen von gelegentlichen Kopfschmerzen beim J€ngsten und Wachstumsproblemen in der Jugend beim •lteren. Ist Gottes Gnade nicht groˆ und ist er nicht liebevoll? Wir stehen als seine Kinder wirklich unter seinem Schutz, auch wenn uns das nicht immer so direkt bewusst ist. 50 Bibelverse in drei Tagen Šber Ostern 1972 wurden wir von den Children of God nach Essen in ihre Kommune eingeladen. Das war sehr aufregend. Ich muss noch erwƒhnen, dass diese Gruppe zu dem Zeitpunkt noch nicht in Sektiererei abgedriftet war. Spƒter rechtfertigten sie sogar die Prostitution als Mittel, um Menschen f€r Jesus zu gewinnen. Dieses Wochenende bedeutete f€r mich einen Meilenstein in besonderer Hinsicht. Neben schlechtem Essen, schlechter Schlafstƒtte gab man uns einen kleinen Zettel mit vielleicht einhundert sog. Schl€ssel-Bibelversen in die Hand, die wir auswendig lernen sollten. Ich hielt einen Schatz in meiner Hand. Viele dieser Verse begleiten mich nun schon mein ganzes Christenleben und ich habe sie nie vergessen, da ich sie immer wieder nutzen konnte. Taufe und Moped Pfingsten 1972 gab es in Solingen eine groˆe Taufe mit €ber einhundert Tƒuflingen. Zunƒchst strƒubte ich mich, weil ich ausgerechnet in dieser Frage die katholische Kirche verteidigte. Letztlich gab ich dann doch nach und dann konnte es nicht schnell genug gehen. Ich war praktisch nicht vorbereitet, schnappte mir das nƒchst beste Taufkleid, ausgerechnet ein nasses gebrauchtes, ging ins Taufbecken mit nix drunter – zum Gl€ck gab es einen Sichtschutz! F€r mich war klar, dass ich nach meiner Taufe aus der katholischen Kirche austreten musste, was ich dann auch tat. Als nƒchstes meldete ich mich bei dem neu gegr€ndeten EVC-Chor an, ein Evangeliumschor mit Christen aus ganz Deutschland. Die Proben fanden in der Regel in Solingen statt und so tuckerte ich mit meinem kleinen Mo50 JESUS KANN ALLES €NDERN ped regelmƒˆig €ber die D‰rfer nach Solingen, oft noch einen Glaubensbruder als Sozius im Gepƒck. Auf dem Bahndamm Unvergessen sind die Gesprƒche, ob in Irmchens Zimmer, beim Mittagstisch mit Onkel Willi und Tante Lilli oder samstagabends auf dem Bahndamm, der direkt hinter dem Grundst€ck der Familie Nierhaus entlang ging. Wie viel durfte ich als junger Christ von ihnen lernen! Ich erinnere mich gut, als Irmchen von einer Israelreise zur€ck kam und vor Begeisterung €bersprudelte, wie heilig das Land, ja selbst die Luft gewesen war. Sie brachte Kopien der ber€hmten Chagall-Fenster (die die Stƒmme Israels darstellen) mit und hƒngte sie in der richtigen Reihenfolge auf. Ahnungslos wie ich war, sortierte ich ihr die Bilder nach meinem Farbgeschmack neu, was sie nicht sonderlich begeisterte. Als Angelika und ich 2009 in Israel unter sachkundiger Erklƒrung die Originalfenster sehen konnten, wurde mir wieder bewusst, welchen Unfug ich damals unbewusst angestellt hatte. 51 JESUS KANN ALLES €NDERN 52 1972 - 1980 JESUS KANN ALLES €NDERN 4. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 1 Gottes Reden und Wirken von Anfang an Unser Hochzeitsspruch: Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten. Psalm 32,8 (Lutherbibel) 53 JESUS KANN ALLES €NDERN 54 1972 - 1980 JESUS KANN ALLES €NDERN Schule oder Ausbildung Als ich mit der Realschule fertig war, bewarb ich mich sowohl beim gr‰ˆten Oberhausener Unternehmen f€r eine Ausbildung zum Industriekaufmann als auch auf der H‰heren Handelsschule mit dem Ziel Wirtschaftsabitur. Ich nahm an einem Azubi-Eignungstest teil, den ich sicher bestand. Aber ich hatte auch die Zusage von der H‰heren Handelsschule. Ich fragte Gott. Er entsprach meinem Wunsch, weil ich weiter zur Schule gehen wollte. Ich sagte die sichere Ausbildung ab. Als mein neuer Klassenlehrer mein Realschulzeugnis sah, stand f€r ihn fest, dass ich der erste sei, der die Schule verlƒsst. Tatsƒchlich haben nur f€nfzehn der urspr€nglich dreiˆig Sch€ler den Abschluss geschafft, ich war davon der F€nftbeste. Traditionell habe ich eine ‚f€nf’ mitgeschleift, ausgerechnet in dem Fach, in dem ich danach €ber zwanzig Jahre immer zu tun hatte, nƒmlich in Buchf€hrung. Auffallend war, dass ich gerade in den typischen Lernfƒchern wesentlich bessere Noten hatte als auf der Realschule. Mein nƒchstes Ziel war zu studieren. Ich wollte Spanisch- und Englischlehrer werden. Ich hatte jetzt das Fach-Abi, aber ich ben‰tigte entweder ein einjƒhriges Praktikum oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. Ich entschloss mich f€r die Ausbildung und bewarb mich wieder bei dem Unternehmen, bei dem ich zwei Jahre zuvor schon hƒtte anfangen k‰nnen. Dieses Mal fiel ich mit Pauken und Trompeten durch. Aber nicht nur das, auch alle anderen Groˆunternehmen und die Stadtverwaltung fragten nach dem Test. Bei einem Vorstellungstermin erfuhr ich dann, dass meine Matheleistungen total daneben waren. Und jetzt wusste ich, warum: Ich versuchte alle Aufgaben mit einem ‚X’ f€r ein Multiplikationszeichen nach einer Unbekannten aufzul‰sen, und das konnte nicht funktionieren. Alle T€ren in ein Groˆunternehmen waren verschlossen. Letztlich bewarb ich mich bei einem mittelstƒndischen Unternehmen aus dem Betonnebengewerbe. Das Bewerbungsgesprƒch nahm einen interessanten Verlauf, als der Personalchef meinen kleinen Anstecker „Jesus lebt“ am Revers sah. Er fragte mich nur, zu welcher Gemeinde ich geh‰rte. Als ich ihm den Namen nannte, reichte ein Telefonat und ich war angenommen. 55 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 - 1980 Warum dieser Weg? Ganz einfach: Das Unternehmen wurde von Christen gef€hrt, mehr als f€nfzig Prozent der Mitarbeiter waren glƒubig. Aber der Hammer war, dass ich die Ausbildung, die normalerweise drei Jahre ben‰tigt, in nur siebzehn Monaten erfolgreich beendete. Gott hatte es vorher schon gewusst! Jetzt konnte das Studium kommen, dachte ich. Zwei Freundinnen Ich erwƒhnte bereits, dass ich damals ziemlich sch€chtern war. Ich hatte aber auch Respekt vor dem anderen Geschlecht und wollte, dass Gott mir die richtige Partnerin f€rs Leben zeigt. Als ein glƒubiges Mƒdchen Interesse an mir zeigte, sp€rte ich sehr schnell, dass der Herr etwas anderes f€r mich vorhat und beende die Beziehung, bevor sie ernsthaft verletzt wurde. Ganz anders war es, als ich Angelika kennen lernte. Sie fiel mir auf, weil sie auf der Straˆe ohne sichtbare Angst Jesus bezeugte. Wir kamen ins Gesprƒch und es funkte ziemlich sofort. Als ich ihr Wochen spƒter den ersten Kuss geben wollte, schaute sie mich an und fragte, ob ich wohl sicher sei, dass wir f€reinander bestimmt seien. Meine Schmetterlinge im Bauch sagten JA! „Dann lass uns zuerst miteinander beten!“ war ihre Reaktion. Jesus war in unserer Beziehung von Anfang an dabei. Angelika war sechzehn und ich achtzehn Jahre alt. Bevor wir uns entschlossen, drei Jahre spƒter zu heiraten, haben wir Gott immer wieder um Bestƒtigungen gefragt, Fliese ausgelegt und um Zeichen gebeten. Wenn wir gewusst hƒtten, welche Pr€fungen noch auf uns warten w€rden, hƒtten wir damals schon verstanden, wie wichtig es ist, hundert Prozent sicher zu sein. 56 Als das Thema Heiraten kam, stellte Angelika selbstsicher fest, dass ich entweder heiraten oder studieren k‰nnte, aber nicht beides. Ich entschied mich f€r die Ehe mit Angelika. Im Mai 1977 hatten wir einen lebensgefƒhrlichen Verkehrsunfall und es kamen Stimmen hoch, die unsere Beziehung in Frage stellten. Im September 1977 traten wir vor den Traualtar, nachdem wir die letzte Pr€fung bestanden hatten. An dieser Stelle m‰chte ich nicht intensiver auf das Leben mit meiner Frau eingehen. Sie schreibt parallel an ihrer Lebensgeschichte, und diese hat ja auch viel mit mir zu tun. Am Ende dieses Buches stelle ich ihre Biographie vor. 57 JESUS KANN ALLES €NDERN 58 1972 - 1980 5. Kapitel Ihr sollt meine Zeugen sein Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Matthƒus 10,32 (Lutherbibel) „95% aller bekennenden Christen bringen in ihrem Leben nicht eine einzige Seele zum Herrn.“ Lee E. Thomas7 7 aus: Effektiv für Verlorene beten, USA 2003, S.8; www.pelministries.org 59 JESUS KANN ALLES €NDERN 60 1972 - 1980 Ich war als Teenager nicht nur sch€chtern, ich stotterte auch vor einer groˆen Menschenmenge. Ich hatte kein Problem, mit zwei oder drei Leuten €ber Jesus zu reden. Aber es war in unserer Gemeinde €blich, auf die Straˆe zu gehen, Lieder zu singen und zwischendurch Zeugnis zu geben €ber die Erlebnisse mit Gott. Wir f€hrten regelmƒˆig Evangelisationsveranstaltungen durch. Bei der Frage, wer gibt vor der Predigt ein Zeugnis, gingen meine Hƒnde nicht immer spontan hoch, denn ich zitterte am ganzen K‰rper und mit bebenden Lippen gab ich mein Zeugnis. Aber ich bekannte gerne den Namen Jesus, so auch einmal auf der Straˆe in Duisburg. Als ich wieder zu zittern und stammeln begann, kam anschlieˆend ein lieber Bruder zu mir und half mir. Er erkannte, dass der Hintergrund eine Bindung aus meinem alten Leben war. Nach einem Gebet f€r Befreiung war das Stottern weg. Seitdem habe ich keine Probleme mehr, vor einer groˆen Menge zu sprechen. Jesus macht frei! R•um in deinem Leben auf Ich erzƒhlte bereits von meinem ersten Konzerterlebnis und von dem Bonbon-Diebstahl danach. In unserer Gemeinde wurden wir gelehrt – und der Heilige Geist schƒrfte uns noch mehr die Sinne – Dinge, die wir in unserem alten Leben zu Unrecht getan hatten, wieder gut zu machen, soweit es m‰glich war. Ein Bruder z.B. war oft mit dem Linienbus gefahren, ohne zu zahlen. Als er ein Gotteskind wurde, schlug sein Gewissen und er ging zur Busgesellschaft und legte einhundert Mark auf den Tisch. Er erzƒhlte, dass die Mitarbeiter sehr verwundert geschaut hatten. So etwas hatten sie wohl noch nicht erlebt. Sie wussten erst gar nicht, wie sie die Summe verbuchen sollten. Schlieˆlich haben sie aber das Geld angenommen. Mein Gewissen schlug auch. Ich wusste, dass ich die Sache mit dem Kiosk in Ordnung bringen musste. Es dauerte einige Jahre, bis ich endlich gehorsam war. Ich erinnerte mich an Zachƒus, der vierfach erstattete, denen er Unrecht getan hatte. Ich dachte bei mir, dass f€r mich das einfachste wohl wƒre, einen Brief zu schreiben, meine Situation damals und heute zu erklƒren und einen Zwanzig-Mark-Schein beizuf€gen. Innerlich war ich bereit, auch weitere 61 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 - 1980 Konsequenzen auf mich zu nehmen und sah vor meinem innerlichen Auge bereits die Diebstahlsanzeige kommen. Aber ich hatte endlich Frieden €ber diese Sache in meinem Herzen und tatsƒchlich kam von Seiten des Kioskbesitzers keine Reaktion. Allerdings kam eine Reaktion von einer ganz anderen Seite, die ich nicht erwartet hatte. Mein ƒlterer Bruder wohnte damals in der Nƒhe dieses Kiosks, die zu einer Kneipe geh‰rte und in der mein Bruder ‰fters einkehrte. Kannst du dir vorstellen, wie peinlich es f€r mich war, als es dort die Runde machte, dass da ein frommer Spinner einen Brief geschrieben hatte und mein Bruder genau wusste, dass ich es war? Ich bin trotzdem froh, dass ich diese Sache und andere, die der Herr mir im Laufe der Zeit aufzeigte, ablegen durfte. Um ehrlich zu sein, stelle ich selbst heute immer noch fest, dass sich Dinge neu einschleifen und schnellstens zum Kreuz gebracht werden m€ssen. Tee, Gespr•che und eine M„nze Anfang der siebziger Jahre erlebte unsere Gemeindejugend einen starken Aufschwung von Anfangs zw‰lf bis hin zu vierzig Jugendlichen. Wir hatten einen weisen Jugendleiter. Wir nannten ihn Franzl. Er leitete uns an, sich mit Themen der Bibel zu beschƒftigen und diese als eine „Einleitung“ in der Jugendstunde vorzutragen. Im Laufe der Zeit wurde aus mancher Einleitung eine Predigt. Auf der H‰heren Handelsschule saˆ Dieter neben mir. Ich lud ihn zu einer Evangelisation ein. Er nahm die Einladung an und fragte, ob er noch ein paar Leute mitbringen d€rfe. Ich stimmte zu. An dem Abend kam er mit f€nfzehn Leuten! Zu unserer groˆen Freude nahm die Hƒlfte der Gruppe noch am gleichen Abend Jesus als ihren Retter an. Einer von ihnen war Fiede, der heute mit Erika verheiratet ist (die Erika, die mir half, Jesus kennen zu lernen) und eine eigene Gemeinde leitet. Šber viele Jahre verband uns eine tiefe Freundschaft. Leider haben wir uns in den letzten Jahren aus den Augen verloren. 1973 starteten wir eine Teestube in unserer Hinterhofgemeinde, die nicht weit von der Fuˆgƒngerzone entfernt war. Jeden Freitag trafen wir uns dort, beteten, ein Team ging auf die Straˆe, wƒhrend ein weiteres Team in der Teestube auf die Gƒste wartete. Karlchen war eine Frucht der Straˆe. 62 Es war nicht immer einfach, jeden Freitag treu von Oberhausen nach Dinslaken zu fahren. Wir waren inzwischen eine kleine Gruppe und hatten manchmal kein Geld f€r den Zug. Dann liefen wir die f€nfzehn Kilometer zu Fuˆ, in der Hoffnung, dass wir zumindest wieder nach Hause gebracht wurden. Mit sechzehn machte ich den F€hrerschein Klase Vier f€r Kleinkraftrƒder. Das durch Austragen von Zeitungen verdiente Geld reichte nur f€r ein kleines Moped. Meine Mutter kaufte nach der Scheidung einen Wohnwagen. An den Wochenenden €bernachtete ich oft dort und fuhr mit dem Moped nach Dinslaken. An einem Abend wollte ich wieder zur Gemeinde fahren, als es zu regnen begann. Ich wollte zum Wohnwagen zur€ck, fragte aber noch, was Jesus denn nun wollte. Ich hatte den Eindruck, dass ich eine M€nze werfen sollte. Kommt Kopf, fahre ich weiter. Kommt Zahl, fahre ich zum Wohnwagen zur€ck. Was kam? Kopf! Ich fuhr weiter, der Regen h‰rte auf und es wurde ein wunderbarer Abend! Ein Problem-Stadtviertel wird umgewandelt 1973 begannen Fiede, sowie einige andere Jugendliche und ich eine Jugendarbeit in Wesel zu unterst€tzen, die von der Freien Evangelischen Gemeinde in einem Problemviertel gestartet wurde. Fast dreiˆig Jahre lang war ich regelmƒˆig dort eingeladen, um in der Teestube und spƒter im Frauencaf‹ mit einer Andacht zu dienen. Nach beinahe dreiˆig Jahren entzog die Stadt Wesel ihre Unterst€tzung, mit der Begr€ndung, dass diese Arbeit nicht mehr n‰tig sei. Heute ist es kein Problemviertel mehr. Jesus kann alles ƒndern! Der j„ngste Prediger Nicht nur die Jugendstunde prƒgte uns Jugendliche. Ein w‰chentliches Highlight war die Bibelstunde. Heute w€rden wir sie eine Gemeindebibelschule nennen. K‰nnt ihr euch vorstellen, welche Herausforderung es war, €ber einer aktiven Backstube im Sommer auf sprichw‰rtlich heiˆen St€hlen zu sitzen und auf den Knien mit der M€digkeit zu kƒmpfen? Wo 63 JESUS KANN ALLES €NDERN 1972 - 1980 gibt es heute noch solche Gemeinden, die den Jungglƒubigen so das Wort Gottes nahe bringen? Mit neunzehn hatte ich mein erstes eigenes Auto, einen dreizehn Jahre alten VW-Kƒfer. Angelika war bereits mit vierzehn Jahren ins B€roleben eingetreten und unterst€tzte mich finanziell, so dass wir uns regelmƒˆig treffen konnten, obwohl f€nfzig Kilometer zwischen unseren Wohnorten lagen. Eines Tages kam Onkel Willi, unser Gemeindeleiter, zu mir und fragte mich, ob ich vertretungsweise f€r ihn einen auswƒrtigen Predigttermin wahrnehmen m‰chte. Ich sagte gerne zu. Von da an wurden die Vertretungen hƒufiger und mit zwanzig Jahren war ich damals vermutlich der j€ngste Prediger, der in unserem Gemeindeverband ECCLESIA auf dem „Dienstplan“ stand und in Gemeinden der Umgebung und spƒter in ganz Deutschland eingeteilt wurde. Zivildienst und Hochzeit 1977 heirateten Angelika und ich. Sie war neunzehn und ich einundzwanzig Jahre jung. Wir hatten unsere Berufsausbildung abgeschlossen und ich hatte meinen Zivildienst beim DRK geleistet. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit zur€ck. Ich hatte viel freie Zeit und habe damals sehr viel in der Bibel gelesen. Sie war f€r mich nie ein totes Buch, sondern voller Leben. Gott gab mir immer wieder Erkenntnis €ber sich und seinen Willen. Ich war und bin begeistert von Gottes Wort! Ich beschrieb ja bereits meine Ausbildung und dass ich sie im Rekordtempo beendet hatte. Auch die F€hrung zum Zivildienst legte ich vertrauensvoll in Gottes Hand. Damals musste man noch in einer m€ndlichen Verhandlung seine Gewissensentscheidung begr€nden und ich weiˆ nicht mehr genau, aber ich glaube f€nf oder sechs Leute von seiner Entscheidung €berzeugen. Ich habe damals erlebt, dass selbst „gestandene“ jugendliche Christen diese Pr€fung nicht bestanden und ein schweres Los bei der Bundeswehr hatten. Auch ich war mir nicht sicher, ob ich vor der Pr€fungskommission bestehen konnte. Als ich von meiner Bekehrung erzƒhlte, wurde ich von einem der Befrager gefragt, in welche Gemeinde ich gehe. Als ich sagte: 64 „ECCLESIA Dinslaken“ kam als Reaktion: „Ach so, Nierhaus!“ Nanu, das hatten wir doch schon einmal? Bei einem Bewerbungsgesprƒch? Ich finde Gott einfach klasse! Die Pr€fung war bestanden, ich war anerkannter Kriegsdienstverweigerer. Ich bem€hte mich um eine Stelle f€r die achtzehn Monate Dienstzeit. Die Zusage kam vom Deutschen Roten Kreuz, Ortsverband Oberhausen. Der Einberufungsbescheid (wie bei der Bundeswehr) kam zum 1. Februar 1976. Am 27. Januar zuvor hatte ich meine letzte (m€ndliche) Pr€fung vor der IHK, die ich gl€cklicherweise bestand. Es war nicht auszudenken, wenn ich gleichzeitig den Zivildienst antreten und die Ausbildung hƒtte verlƒngern m€ssen. Aber ich war davon €berzeugt, dass der Herr Jesus alles unter Kontrolle hatte. Und das hatte er auch. Eigentlich wollten wir im Juni 1977 heiraten, hatten aber zwei Wochen vor dem geplanten Termin einen schweren Verkehrsunfall (Angelika war am Steuer), der zunƒchst f€r Angelika lebensbedrohlich war. Wir setzten den neuen Termin auf den 10. September fest und es kam nichts mehr dazwischen. Nach einem kurzen Intermezzo im Einkauf eines Groˆraumb€ros fing ich am 1. Januar 1978 in einem Weseler Kalender-Verlag an zu arbeiten. Es war anfangs sehr schnuckelig. Ich arbeitete im Wohnzimmer und nachmittags gab es oft Kaffee und Kuchen. Einige Monate spƒter arbeitete Angelika in einer anderen Abteilung mit, als ein Neubau bezogen wurde. Ende Dezember 1979 war unsere €beraus sch‰ne Zeit in Dinslaken beendet. Die Jungadler sollten fliegen lernen. 65 JESUS KANN ALLES €NDERN 66 1972 - 1980 Dritter Lebensmittelpunkt Hagen 1980 – 1991 67 JESUS KANN ALLES €NDERN 68 1980 - 1991 6. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 2 Der Ruf nach Hagen „Die Jugend braucht dich!“ „Ein jeder, der H€user oder Br•der oder Schwestern oder Vater oder Mutter …um meines Namens willen verlassen hat, wird hundertf€ltig empfangen und ewiges Leben erben.“ 8 8 Matthäus 19,29 69 JESUS KANN ALLES €NDERN 70 1980 - 1991 Ein moralisches Angebot Im Herbst 1979 sprach uns unser Jugendleiter Franzl an. In Hagen gƒbe es einen Glaubensbruder, der ein christliches Hotel er‰ffnen wolle und einen Leiter f€r seine Teppichbodenhalle suchte. Der Verdienst w€rde stimmen und ich sollte mir €berlegen, ob das etwas f€r mich sein k‰nnte. Gegen ein Gesprƒch war ja nichts einzuwenden. Also fuhren wir nach Hagen. Das finanzielle Angebot stimmte, beinahe eine Verdoppelung meiner bisherigen Bez€ge. Aber das allein hƒtte uns nie aus einer homogenen, intakten und liebevollen Gemeinde weglocken k‰nnen. Dann fiel der Satz, der mein Herz traf: „Die Hagener Jugend braucht einen Jugendleiter.“ Dieser Gedanke lieˆ mich nicht mehr los, im Gegensatz zu Angelika. Sie strƒubte sich innerlich, ihre geliebte Gemeinde und Jugend aufzugeben und in eine unbekannte Stadt zu ziehen. Das hast du dir schƒn ausgedacht Am nƒchsten Morgen saˆen Angelika und ich am Fr€hst€ckstisch. Wir lasen immer kapitelweise die Bibel, wenn wir gemeinsamen fr€hst€ckten. Heute las ich Matthƒus 19,29: „Wer Vater, Mutter, Haus, Hof… um meines Namens willen verl€sst….“ Prompt kam ihre Reaktion: „Das hast du dir aber sch‰n ausgedacht!“ Sie meinte, ich wollte sie auf diese Weise €berreden, aber tatsƒchlich war es Gottes Reden, so dass der Herr auch Angelika €berzeugen konnte, was in meinem Herzen bereits klar war. Wenn wir spƒter sehen, welche einschneidenden Erlebnisse wir in Hagen zu verdauen hatten, war es schon sehr wichtig, dass wir beide in der gleichen Vision wandelten. Wir k€ndigten im Weseler Verlag und suchten eine Wohnung in der Nƒhe von Hagen. Die ersten sechs Monate pendelte ich die 100 Kilometer zwischen Wesel und meiner neuen Arbeitsstƒtte. Die Teppichbodenhalle entpuppte sich als eine Pleite-GmbH. Zusammen mit zwei weiteren Br€dern, wir waren alle branchenfremd, brachten wir den Laden wieder in die Gewinnzone. 71 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 Nach sechs Monaten hatten wir eine Wohnung gefunden, ca. 25 KM von Hagen entfernt. Wir wurden in der Gemeinde freundlich aufgenommen und bald schon leiteten wir die Jugendlichen, die hungrig nach Gottes Wort waren und fleiˆige Zeugen des Herrn Jesus. So wuchs die Jugend relativ schnell, wozu sicher auch unsere Spezialaktivitƒten, z.B. abenteuerliche Ausfl€ge an die hollƒndische Nordseek€ste mit mitternƒchtlichem Weckdienst der Polizei beitrug. 72 7. Kapitel Tod, wo ist dein Stachel, H‚lle, wo ist dein Sieg? „Jesus hat Gro„es mit Dir vor!“ 73 JESUS KANN ALLES €NDERN 74 1980 - 1991 Endlich Nachwuchs 1980 kam endlich, endlich unser erstes Kind zur Welt, ein bildh€bsches Mƒdchen, das €berall durch seine Anmut und Freundlichkeit positiv auffiel. 1982 zogen wir nach Hagen in eine Eigentumswohnung, die wir kurz vorher gekauft und nach unseren W€nschen selbst ausgebaut hatten. Predigtreise in S„ddeutschland Ich erwƒhnte bereits, dass ich zu der Zeit regelmƒˆig zum Predigen auf dem ECCLESIA-Dienstplan eingeteilt war. Ich war ‰fters im norddeutschen Raum und dann nat€rlich bei uns im Ruhrgebiet eingesetzt. Nun wurde ich das erste Mal in S€ddeutschland eingeteilt, gemeinsam mit meinem Hagener Gemeindeleiter. Der Alptraum Nach meiner ersten Predigt erfuhr ich die niederschmetternde Nachricht, dass unsere Tochter Michaela t‰dlich verungl€ckt sei. Was f€r ein Schock! Damit hƒtte ich nie, niemals gerechnet! Sie war so ein Sonnenschein, wir hatten jahrelang „auf sie hin gearbeitet“ und nun das. Meine ersten Gedanken waren bei Angelika. Wie ging es ihr? Meine ehrlichen Gedanken waren, dass ich sie wahrscheinlich in der Psychatrie wiedersehen w€rde, weil sie bestimmt zusammen gebrochen war. Mit dem nƒchsten Nachtzug fuhr ich nach Hause, mit wilden Gedanken eine schlaflose Nacht verbringend. Zuhause angekommen, war ich verwundert, aber auch gl€cklich, dass es Angelika den Umstƒnden entsprechend gut ging. Sie hatte die Nacht im Hause des Gemeindeleiters geschlafen. Jetzt erfuhr ich, auf welch tragische Weise unsere Tochter ums Leben kam: Es war Oktober, ein kalter Tag. Michaela spielte am Gartenteich im Garten des Gemeindeleiters. Wir nehmen an, dass sie am Wasser spielte und einen Besen aus dem Teich fischen wollte. Dabei muss sie das Gleichgewicht verloren haben und in den Teich gefallen sein. 75 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 Es war ein kleiner Teich, nur ca. 80 cm tief, wenn €berhaupt. Unsere Tochter war 22 Monate alt und hƒtte im Wasser stehen k‰nnen. Es waren auch ganz schnell Nachbarn da, die sie wieder zu beleben versuchten. Alles Bem€hen war vergeblich. Der Arzt sagte spƒter, dass sie nicht ertrunken, sondern durch den Schock des kalten Wassers an Herzversagen gestorben sei. Der Herr hat sie gegeben, der Herr hat sie genommen, gelobt sei der Name des Herrn. Die Beerdigung war f€r die nƒchsten Tage geplant und ich hatte den Wunsch, mich von Michaela zu verabschieden. Eigentlich wollte ich sie ins Leben zur€ck beten: „Talitha kumi, Mƒgdlein, wache auf!“9 Heute bin ich Angelika dankbar, dass ich mir den Anblick ihres toten K‰rpers erspart habe und sie so in Erinnerung habe, wie sie noch gelebt hat. Bei allem Schmerz fanden wir auch unendlich viel Trost. In den nƒchsten Tagen erreichten uns Kondolenzbriefe aus ganz Deutschland, nicht nur von Geschwistern, in deren Gemeinden ich diente, sondern weit dar€ber hinaus. Wir empfanden Gottes Trost und seine Gegenwart extrem stark. Wir waren nicht allein in unserer Not. Der Herr half uns, unsere Tochter los zu lassen. Kannst du dir vorstellen, wie groˆ unsere Freude sein wird, sie im Himmel wieder zu sehen? Diese Gewissheit linderte ein wenig unseren Schmerz und half uns €ber unsere Trauer hinweg. Gott ist der gr‰ˆte Tr‰ster! „Gott hat etwas Gro‚es vor“ Als unser Gemeindeleiter von dem Ungl€ck erfuhr und wir uns wieder trafen – er war ja noch in S€ddeutschland – sagte er diese Worte, die wir nicht mehr vergessen haben: „Gott hat etwas Groˆes mit dir vor!“ Tatsƒchlich bin ich davon €berzeugt, dass Gott niemals Fehler macht. Auch hier nicht. Ich weiˆ nicht, warum unser Herr Michaela so fr€h zu sich gerufen hatte, er wollte es so. Aber ich bin €berzeugt, dass alles im 9 Markus 5,41 (Luther-Übersetzung) 76 Leben seinen Preis hat, im Positiven wie im Negativen. Ich war €berzeugt, dass der Tod unserer Tochter nicht vergeblich war. Jetzt erst recht! Jesus gibt neues Leben Als der Tag der Beerdigung kam, war uns klar, dass dies nicht ein Tag der Niederlage, sondern der Ehre Gottes werden sollte. Wir hatten einen weisen Bestatter, der uns riet, nicht hinter einem Kindersarg zu laufen, sondern am Grab Abschied zu nehmen. Dort erlebten wir zwei unterschiedliche Reaktionen. Meine Mutter brach am Grab in Trƒnen aus. F€r sie war das Schicksal unbegreiflich, wie auch f€r meinen j€ngeren Bruder, der einen regelrechten Pilgertourismus zum Grab begann, wie ich spƒter erfuhr. Wir durften von Michaela Abschied nehmen und sie in Gottes Hƒnde legen. Gott gab mir den Kraft und den Mut, zu sagen: „Der Herr hat sie gegeben, der Herr hat sie genommen. Gepriesen sei der Name des Herrn!“10 In der Woche darauf hatten wir eine Evangelisation mit Christian Stephan11 geplant, ein Evangelist mit einem vollen Terminkalender. Unser Gemeindeleiter wollte aus pietƒtischen Gr€nden die Evangelisation absagen. Ich sagte: „Auf keine Fall! Jetzt erst recht!“ Als wir auf die Straˆe gingen und Menschen einluden, war meine Einladung so eindringlich wie nie zuvor, das Angebot der Liebe Gottes anzunehmen. Ich wusste, wie schnell das Leben vorbei sein konnte. Auf der Evangelisation entschieden sich zwei Menschen f€r ein Leben mit Jesus, deren Zeugnis f€r uns sehr trostreich war. Beide bekannten, dass unser Verhalten auf der Beerdigung ihnen half, €ber das Leben, den Tod und Gottes Kraft nachzudenken. Besonders f€r Ulf war es sehr beeindruckend. Er lebte mit seiner Mutter im Altenheim; sie war dort Altenpflegerin. Er erlebte immer wieder, wie (alte) Menschen starben, aber erst eine Woche musste er den Verlust eines Freundes ertragen, der durch einen Verkehrsunfall starb. Ulf €bergab sein Leben Jesus. Gemeinsam gr€ndeten wir einige Jahre spƒter das Arche Zentrum Hagen. Er besuchte die Bibelschule in Be10 11 vgl. auch Hiob 1,21 langjähriger Leiter der Internationalen Christlichen Botschaft 77 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 r‰a/Erzhausen, wurde Pastor und leitete eine Pfingstgemeinde in Hagen nach unserer R€ckkehr an den Niederrhein 1991. K‰nnt ihr euch unseren Trost vorstellen, dass durch den Heimgang unserer Tochter zwei Menschen neues, ewiges Leben empfingen? Kaminabende Nach dem Tod Michaelas wollte ich im Gedenken an sie bei uns zuhause ein Museum mit all ihren Erinnerungen er‰ffnen. Danke, Angelika, dass du mir das ausgeredet hast. Wir waren kurz vor dem tragischen Unfall nach Hagen in die Eigentumswohnung umgezogen. Dort sahen wir sie gl€cklicherweise nicht in jeder Ecke, sonst wƒre es f€r uns vielleicht unertrƒglich gewesen. Auˆerdem hatten wir noch jemanden, um den wir uns k€mmern mussten und die unsere ganze Liebe und Aufmerksamkeit brauchte: Sabrina. Sie war drei Monate alt, als Michaela heimging. Weitere eineinhalb Jahre spƒter wurde Marc geboren, unser erster Sohn. Neun Jahre spƒter gab es noch einen Nachz€gler: Mathieu Michel (Michel - franz‰sisch „Mischƒl“ ausgesprochen - in Erinnerung an Michaela, die als zweiten Namen Michele trug). Regelmƒˆig trafen wir uns in unserer Eigentumswohnung mit der Jugend zum Kaminabend. Das war ein selbst gebauter Kamin mit einem Elektrofeuer. Wir unterhielten uns €ber Gottes Wort, beteten und sangen gern. In den Osterferien kam meine Schwester (aus einer Beziehung meiner Mutter nach ihrer Scheidung) zu Besuch. Ich habe das Bild noch genau vor Augen, wie sie wƒhrend des Abends krampfhaft in einem mitgebrachten Buch las, um nur nicht an den Gesprƒchen teilnehmen zu m€ssen. Aber nachdem wir alleine waren, gingen die Fragen los und am Ende €bergab sie ihr Leben dem Herrn Jesus und wurde ein gl€ckliches Gotteskind. 78 8. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 3 Ungehorsam mit Folgen „Heute, so du seine Stimme h‡rst, verstocke dein Herz nicht…“ 12 12 sh. Hebräer 3,7+8 79 JESUS KANN ALLES €NDERN 80 1980 - 1991 1983 machte ich mich mit einem Color-Copy-Shop (Farbkopier-Studio) in einem Dortmunder Einkaufszentrum selbststƒndig. Ich war tief davon €berzeugt, eine Marktl€cke entdeckt zu haben und €berzeugte meine Hausbank, €ber 120.000 Mark an Existenzdarlehen zur Verf€gung zu stellen. Die Geschƒfte liefern gut und wƒren noch weit besser gelaufen, wenn ich den Verlockungen von Geschƒftsnachbarn (z.B. einer Videothek) erlegen wƒre. F€r viel Geld boten sie mir an, Kopien von Videokassetten-H€llen zu erstellen. Ich lehnte ab. Gottes leise Stimme Nach einem Jahr hatte ich den Break-Even-Punkt erreicht, aber meine liquiden Mittel drohten zu versiegen. Da las ich eine Anzeige, dass ein Unternehmen eine Nebentƒtigkeit anbot. Die Anzeige war interessant gestaltet und wir vereinbarten einen Termin in einem D€sseldorfer Hotel. Dort fand eine Prƒsentationsveranstaltung statt mit einem interessanten, €berzeugenden Geschƒftmodell – oder was ist an der Idee auszusetzen, wenn man einem Arbeitnehmer dazu verhilft, nach einer gesetzlichen Wartezeit im Durchschnitt alle zwei bis drei Jahre eine sch‰ne Summe staatlich gef‰rderter Auszahlungen zu bekommen? Aber ehrlich: Am Ende der Veranstaltung fragte ich meinen Gastgeber, ob es sich um eine Sekte handelte (ich bin nicht sicher, dass ich tatsƒchlich dieses Wort benutzte). Eine leise, aber deutliche Stimme fl€sterte mir ins Ohr: „Lass dich nicht mit dieser Firma ein!“ Ich ignorierte die Stimme und stieg ein. Eine steile Karriere Ich war sehr erfolgreich. Oft wurde ich wegen meiner Leistungen ‰ffentlich gelobt. Nach nur drei Monaten wurde ich in das Management berufen. Ich dachte, jetzt geht die Post ab. Tatsƒchlich trat ich in eine Scheinwelt ein. Ich lebte weit €ber meine Verhƒltnisse, obwohl ich sehr gut verdiente. Ein Porsche 928 und teure Anz€ge, Leben in Hotels mit Kaviar und Austern waren mein Lebensstan81 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 dard, ganz zu schweigen, dass ich Familie und Gemeinde vernachlƒssigte, weil ich oft einen Zw‰lf-Stunden-Tag hatte. Ich plante sogar, eine Zweitwohnung in D€sseldorf anzumieten. Ein tiefer Fall Nach nur sechs Monaten zerplatzte die Seifenblase und mit ihr mein k€nstlich aufgeblasenes Luftschloss. Ich schied aus dem Management und Unternehmen aus. Das Auto ging an die Leasinggesellschaft zur€ck, der Copy-Shop, den ich einem jungen, hoffnungslos €berforderten Mann €berlieˆ, wurde geschlossen. Wir bem€hten uns sehr, die Finanzen in Griff zu bekommen. Wir zogen in eine kleine Mietwohnung und wollten die Eigentumswohnung vermieten. Uns nicht wohl gesonnene Nachbarn verhinderten das. Letztlich wurde die ETW f€r die Hƒlfte ihres Wertes zwangsversteigert. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende Wir kƒmpften gegen den drohenden Offenbarungseid an. Manchmal saˆen wir ohne Strom da oder der K€hlschrank war leer. Wir erlebten in dieser Situation die Hilfe von Unbekannten und Geschwistern aus der Gemeinde sowie private Zahlungen, die wir nicht zur€ckzahlen mussten. Am Ende hatten wir den Kampf verloren, mussten die Eidesstattliche Versicherung ablegen und zum Sozialamt gehen. 82 9. Kapitel Das Leben nach der Pleite „Der Gerechte f€llt siebenmal und steht wieder auf.“ 13 Walt Disney ging siebenmal Pleite, bis er Erfolg hatte. Edison hatte 300.000 Fehlversuche, bis er die Gl•hlampe erfand. 13 Sprüche 24,16 83 JESUS KANN ALLES €NDERN 84 1980 - 1991 Nachdem wir alles verloren hatten, konzentrierten wir uns ganz neu auf den, der uns an seine Hand nehmen und unser Leiter sein will. Wir taten Buˆe €ber unseren Ungehorsam vor Gott und entschuldigten uns bei Menschen, die wir verletzt hatten. Studium, Selbstst•ndigkeit Ich hatte pl‰tzlich viel Zeit und erf€llte mir einen Wunsch, als ich das Studium der Wirtschaftswissenschaften begann. Angelika er‰ffnete einen kleinen Laden mit Kunstgewerbe-Produkten. Wir verkauften gemeinsam Artikel auf Flohmƒrkten und taten alles, um uns vom Sozialamt loszul‰sen. Eine Zeitlang arbeitete ich als freier Mitarbeiter in einem Unternehmen der Finanzberatung. Dort lernte ich Andreas kennen, eigentlich ein gelernter Elektriker, der zum Finanzberater umgeschult wurde. Es war das Jahr, als Boris Becker die Massen elektrisierte und Deutschland das erste Mal den Daviscup gewann. Ich erinnere mich deshalb so gut, weil wir beide lieber dem Spiel lauschten als dem Ruf der Arbeit zu folgen. Ich erinnere mich auch an die vielen Gesprƒche, die wir im Auto f€hrten, wenn wir gemeinsam zu Kunden unterwegs waren. Irgendwann war Andreas so weit und €bergab sein Leben dem Herrn Jesus. Ich muss zugeben, an mir hat es nicht gelegen, denn ich war zu der Zeit kein besonders leuchtendes Beispiel. Heute folgt nahezu die gesamte Familie Jesus nach. Er ist wieder in seinen alten Beruf zur€ckgegangen und ist dort sehr erfolgreich. Wir mussten beiden diesen Weg gehen, um uns kennen zu lernen und vor allem, damit er Jesus begegnete. Wir sind inzwischen gute Freunde und freuen uns immer sehr, wenn wir angeregte Gesprƒche €ber die Bibel f€hren k‰nnen. Nach dieser Episode lernte ich einen Wirtschaftsberater aus N€rnberg kennen, der eine neue Brillenkollektion in den deutschen Markt einf€hrte. Er war an meiner Mitarbeit interessiert, weil ich Erfahrungen im Marketing und Vertrieb mitbrachte. So war im Misserfolg zu Beginn des Jahrzehnts 85 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 doch noch ein kleiner Keim des Erfolges. Oder wie wir Christen schon mal sagen: „Gott kann aus unserem Mist immer noch Dung machen.“ Gemeinsam f€hrten wir in den nachfolgenden Jahren zwei Brillenkollektionen ein, mein Vorgesetzter die Bugatti-Brille und ich die damals angesagten Formel1- und Miami-Vice - Sonnenbrillen. Nebenbei f€hrte ich mein Studium auf der Fachhochschule fort. Gemeinde, Jugend Wie die Waisen/Magier/Sterndeuter/Astrologen vor dem Besuch des Jesuskindes dem folgenschweren Irrtum erlegen waren, dass der Erl‰ser in einem Schloss geboren sein w€rde, so erlagen wir dem Irrtum des Geldes. Die Waisen verloren den Stern aus den Augen14; wir die Gemeinde. Letztlich lieˆen sich die Magier wieder auf den Stern ein, der sie zu Jesus f€hrte. Wir waren dankbar, dass die Gemeinde und besonders die Jugendlichen uns nicht fallen lieˆen. Ich erwƒhnte schon, wie war gerade aus der Gemeinde Unterst€tzung erfuhren. Bald war die Sehnsucht geweckt, unsere Kraft und Freude vom Herrn zu bekommen, und die Freude am Herrn wurde wieder unsere Stƒrke. Es tat so gut, dass unser Herr Jesus uns nicht aufgegeben noch fallengelassen hat. Nat€rlich hatte ich Jesus die ganze Zeit hindurch nicht verleugnet, aber ich hatte ihm einfach nicht die Zeit und die Stelle eingerƒumt, die ihm geb€hrte. Diesen Fehler wollte ich nicht noch einmal begehen. Ich m‰chte in einem Satz noch erwƒhnen, dass Ilona aus unserer Hagener Jugend meine Schwƒgerin geworden ist. Sie hat Angelikas Bruder geheiratet und beide dienen mit Freude dem Herrn. 14 Matthäus 2,1 ff 86 10. Kapitel Arche Teestube und Feuerkonferenz Die Wende vor der Wende „Kann aus einer Quelle zugleich bitteres und s•„es Wasser flie„en?" 15 15 nach Jakobus 3,11+12 87 JESUS KANN ALLES €NDERN 88 1980 - 1991 JESUS KANN ALLES €NDERN Beruflich ging es wieder aufwƒrts. Wir fingen an, unsere Schulden zur€ckzuzahlen, besonders bei denen, die uns in unserer finanziellen Not beigestanden hatten. Die Jugendbetreuung machte wieder groˆen Spaˆ und entwickelte sich weiter gut. Das einzige Problem waren meine Schwiegereltern. Sie waren inzwischen in einer pfingstlich-charismatischen Gemeinde und w€nschten sich f€r uns ein stƒrkeres Leben in der Kraft des Heiligen Geistes. Dazu muss ich sagen, dass wir stockkonservative evangelikale Christen waren. Wir erlebten Gottes Wirken, wir erlebten seine Kraft, wir erlebten Heilungen, aber wir leugneten die Person des Heiligen Geistes. Es wurde in unserer Gemeinde sogar gepredigt: „Es gibt keine Ostergemeinde, es gibt keine Weihnachtsgemeinde, also gibt es auch keine Pfingstgemeinde.“ Feuerkonferenz Angelikas Eltern erm‰glichten uns im August 1987 den Besuch der von Reinhard Bonnke veranstalteten Feuerkonferenz in Frankfurt und €bernahmen f€r die Zeit unsere Kinder. Mehr widerwillig als freudig fuhren wir nach Frankfurt. Als wir dort in der ersten Versammlung Leute umfallen sahen, dachten wir, der Teufel ist los. Aber wir sahen auch, wie ein kleines taubes Kind pl‰tzlich wieder h‰ren konnte. Ich h‰rte in meinem Innern eine klare, deutliche Stimme: „Kann aus einer Quelle s€ˆes und bitteres Wasser zugleich flieˆen?“ Das musste ich verneinen und ich konnte nicht lƒnger leugnen, dass Gott hier am Werk war und in allem Jesus verherrlicht und in den Mittelpunkt gestellt wurde. Wir erlebten eine Konferenz mit sehr unterschiedlichen Rednern. Manchmal saˆen wir da, sp€rten k‰rperlich den Heiligen Geist und waren gleichzeitig so wach; unsere Sinne waren so klar. Ank„ndigung der deutschen Wiedervereinigung 89 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 Elektrisiert waren wir von einer Prophetie des Gr€nders von Jugend mit einer Mission, Loren Cunningham. Er verk€ndigte vor ca. 5.000 Zeugen, dass er glaube, dass Deutschland in K€rze wiedervereinigt w€rde! Unglƒubig h‰rte ich diese Worte. Wie sch‰n wƒre es, wenn irgendwann diese Verheiˆung wahr werden w€rde. Das wƒre ein starkes Zeichen Gottes f€r unser Land. Damals konnte niemand in der Jahrhunderthalle in Frankfurt ahnen, dass sich diese Prophetie bereits zwei Jahre spƒter erf€llen sollte. Mit einer Menge Videokassetten im Gepƒck kehrten wir verƒndert nach Hagen zur€ck. Arche Teestube Einige Monate vor der Frankfurter Konferenz hegten mehrere Jugendliche den Wunsch, eine Teestube in der Stadtmitte zu er‰ffnen, um nƒher an den Menschen zu sein und in die Teestube einzuladen. Wir fragten unseren Gemeindeleiter, was er davon hielte. Er war nicht begeistert und wollte, dass wir sie nicht im Namen der ECCLESIA f€hren. Im festen Vertrauen, dass wir im Willen Gottes handeln, er‰ffneten wir die ARCHE-Teestube. Aber wir wollten auch eine Bestƒtigung haben, dass wir nicht unsere eigenen Ideen verfolgten. Die Arche Teestube war ein kleines Ladenlokal, ca. 200 Meter von der Fuˆgƒngerzone entfernt. Wir kauften bei Ikea praktische runde Metalltische und bekamen dreiˆig Holzst€hle von einer befreundeten Gemeinde geschenkt. Kurz zuvor lernte ich bei einem Treffen in Hagen Pastor Wolfgang Wegert aus der Hamburger Arche kennen. Die Arche in der Bibel hatte mich schon immer angesprochen, war sie doch ein Synonym f€r den Willen Gottes, die Menschen zu retten. Ich holte mir sein Einverstƒndnis, dass wir unsere Teestube „Arche“ nennen d€rften, obwohl wir eigentlich keine Genehmigung brauchten, denn der Begriff lƒsst sich nicht rechtlich sch€tzen und wird z.B. in Wesel von uns und einer evangelischen Kirchengemeinde oder in Berlin von der weit bekannten Arche von Pastor Suggelkow verwendet. 90 JESUS KANN ALLES €NDERN Im Alten Testament lesen wir, wie Gott Noah, seine Frau, seine S‰hne, Schwiegert‰chter und Tiere vor der Flut rettete. Wusstest du, dass es auf allen bewohnten Kontinenten zig Berichte von der Flut gab?16 Und dass das chinesische Schriftzeichen f€r „Schiff“ sich aus den W‰rtern: „Gef€„“, „Person“ oder „Mund“ und „acht“ zusammensetzt? Wenn ein Chinese „Schiff“ schreibt, dann schreibt er: „ein Gef€„ mit acht Personen.“ 17 So, wie Noah und die Tiere gerettet wurden, sollte unsere Arche f€r Menschen offen sein, die Errettung von Schuld und S€nde suchten und vor dem kommenden Gericht bewahrt werden.18 Wir baten Gott um drei Zeichen. Wir wollten einfach sicher sein, seinen Willen zu tun und beteten, 1. dass wir die Mietkosten ohne Probleme tragen k‰nnten. Wir mussten genau den erbetenen Betrag zahlen 2. dass bei der Er‰ffnung alle St€hle besetzt sein sollten, 3. dass ein junger Mann sein Leben Jesus €bergeben sollte, f€r den wir schon lƒngere Zeit beteten. Am Er‰ffnungsabend stellte der Herr uns auf die Probe. Zum einen war nur ein Stuhl nicht besetzt. Die Person kam erst im Laufe des Abends. Gebet erh‰rt! Die Person, f€r die wir gebetet hatten, war auch anwesend. Aber ausgerechnet, als wir den Aufruf machten, wer Jesus sein Leben geben wollte, verlieˆ er den Raum. Das konnte doch nicht wahr sein! Er kam zur€ck und war bereit, Jesus nachzufolgen. Wir haben uns leider aus den Augen verloren. Das letzte, was ich h‰rte, war, dass er in der Gemeindeleitung einer Ruhrgebietsstadt war. Halleluja! Danke Jesus! 16 ausgearbeitet von Richard Wiskin, CH-8635 Dürnten; aus: Bibelseminar, S. 35 Fred Hartmann, Die Sintflut.; aus: Bibelseminar, S. 34,35 18 sh. auch Johannes 5,24 und Matthäus 24,37-39 17 91 JESUS KANN ALLES €NDERN 1980 - 1991 Wir erlebten einige weitere mehr oder weniger spektakulƒre Bekehrungen. Aber eigentlich ist jede Bekehrung eine Sensation, wird doch jeweils eine Seele vor der H‰lle bewahrt. Aus der Arche-Teestube wurde das „Glaubens- und Missionszentrum Arche e.V.“, als unsere alte Gemeinde uns nicht lƒnger haben wollte. Wir hatten einige aufsehen erregende Einsƒtze, u.a. einen Doppeldeckerbus mit der Aufschrift: „Jesus lebt – Er befreit von S•nde, Krankheit, Tod und Teufel“ Bei einem dieser Buseinsƒtze war HansGerd Hahne das erste Mal bei uns. Unvergesslich ist der Einsatz in der Fuˆgƒngerzone, als bei str‰menden Regen HansGerd das Evangelium verk€ndete und die Leute in den Haus- und Ladeneingƒngen der Botschaft zuh‰rten. Wir erlebten, dass wir bei diesen Einsƒtzen auf der Straˆe mit und f€r die Menschen und ihre Anliegen beten durften! Aus allen m‰glichen Ruhrgebietsstƒdten kamen junge Leute uns besuchen. Einige schliefen bei uns im Haus oder in der Arche, leider auch zwei junge Mƒnner, die sich spƒter als schwules Paar herausstellten. Wir hatten 1988 eine interessante Begegnung mit einer ehemaligen Bewohnerin des Hauses, in dem die Arche war: Mirjana Angelina19 wohnte in dem Haus, als sie ihr erstes Schauspiel-Engagement am Hagener Theater hatte. Sie erzƒhlte uns, dass sie gebetet hatte, dass in diesem Haus eine Gemeinde entstehen sollte. Auch Kathrin wohnte im Haus, kam aus einem glƒubigen Elternhaus und wurde eine wertvolle Mitarbeiterin. 19 damals: Wort des Glaubens, München 92 JESUS KANN ALLES €NDERN Geburtstagsfeier bei McDonalds 1989 hatten wir ein Bibelschulteam aus Bad Gandersheim bei uns. Einige Bibelsch€ler lernten Volker kennen, der reif war f€rs Himmelreich. Die Sch€ler feierten seinen neuen Geburtstag anschlieˆend bei McDonalds. Volker erlebte eine Bekehrung, so wie ich sie mir eigentlich immer w€nsche. Er erkannte sein verkorkstes Leben, €bergab es dem Herrn Jesus, wurde frei und rƒumte in seinem Leben auf. Seine Bekehrung war so nachhaltig, dass seine Schwester Britta und seine Eltern inzwischen dem Herrn folgen. Auf einer Pfingstkonferenz in Hagen lernte Volker seine Frau kennen. Er lebt inzwischen mit seiner Familie in der Nƒhe von M€nchen. Von Hagen nach Indien Britta wurde am Heilig Abend in der Arche sehr emotional ber€hrt und €bergab kurz darauf ihr Leben Jesus. Heute ist Britta unsere erste Missionarin in Indien, sie ist mit einem Inder verheiratet und hat einen s€ˆen Sohn. Sie f€hrt mit ihrem Mann im Nordosten (Nagaland) Einsƒtze und Seminare unter Straˆenkindern durch. Sie hat den Komfort der westlichen Welt gegen den Dreck der Straˆen Indiens eingetauscht und freut sich €ber die vielen Kinder, die Jesus kennen lernen. Selbstredend unterst€tzen wir sie mit einem regelmƒˆigen monatlichen Betrag und beten f€r sie und ihre Familie. F€r uns ist Britta ein gr‰ˆerer Exportschlager als Nena („99 Luftballons“, kommt ebenfalls aus Hagen). Nach Volkers Umzug Richtung M€nchen sp€rten wir, dass auch unsere Zeit nach mehr als zehn Jahren abgelaufen war. Die Arche-Gemeinde hatte sich geteilt. Die Hagener Gruppe ging mit Ulf und es blieben die jungen Leute aus dem Ruhrgebiet €brig. Wir hatten den Eindruck, „der Prophet sollte zum Berg kommen, statt der Berg zum Prophet“. 93 JESUS KANN ALLES €NDERN 1991 - 1998 Die Arche-Rƒumlichkeiten wurden noch einige Jahre als Gebetsraum der ‰rtlichen Gemeinden genutzt. Inzwischen gibt es in Hagen wieder eine „Arche“: In einem alten Bunker mitten in der Stadt haben sich mehrere deutsche und auslƒndische Gemeinden angesiedelt. Wir freuen uns, dass auf diese Weise unsere Vision in Hagen weiterlebt. 94 JESUS KANN ALLES €NDERN Vierter Lebensmittelpunkt Wesel / Niederrhein seit 1991 95 JESUS KANN ALLES €NDERN 96 1991 - 1998 JESUS KANN ALLES €NDERN 11. Kapitel Der Umzug an den Niederrhein Das Leben verl€uft nicht wie ein gerader Strich. Es hat Ausschl€ge nach oben – gute Zeiten – und Ausschl€ge nach unten – schlechte Zeiten – „Es ist nicht entscheidend, wie oft du hinf€llst, sondern wie oft du wieder aufstehst.“ 97 JESUS KANN ALLES €NDERN 98 1991 - 1998 JESUS KANN ALLES €NDERN Die Zeichnung stellt meine Entwicklung in den 90er Jahren grafisch dar. Erst ein langsamer Weg nach unten, dann ein Absturz, danach eine Erholungsphase, bis es wieder steiler aufwƒrts ging. So paradox es klingt, aber der Weg nach unten begann mit unserem neuen Lebensabschnitt und der Entscheidung, dem Ruf nach Wesel an den Niederrhein zu folgen. Beruflich sah alles bestens aus. Ich hatte einen tollen Job als Vertriebsdirektor in einer europaweit agierenden Wirtschaftsberatung und bildete junge Manager aus. Es stimmte finanziell; ich reiste viel, besonders in die neuen Bundeslƒnder; kurz gesagt, es ging uns gut. Als wir wussten, dass wir umziehen werden, fand Angelika in einem sch‰nen Vorort von Wesel ein groˆes Haus mit einem noch gr‰ˆeren Grundst€ck, das idyllisch am Waldrand gelegen, mit einem fantastischen Blick auf die Rheinauen, zu vermieten war. Wir erfuhren bei meiner Recherche €ber die Geschichte Wesels, dass wir auf historischem Grund wohnten. Das Grundst€ck lag genau im Knick zwischen Rhein und Lippe. Sie entsprach exakt der Grenze zwischen den Sachsen ‰stlich und den Germanen westlich des Rheins vor beinahe 2000 Jahren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf dem Grundst€ck ein provisorisches Kinderkrankenhaus errichtet, bis dann das RWE dort ein Haus f€r den damaligen Regionaldirektor baute, in dem wir dann wohnten. Das Haus war wirklich groˆ, hatte noch Klingeln in der K€che und in allen Rƒumen, um die Bediensteten zu rufen. Manche dieser Klingeln funktionierten noch und wir machten uns ab und zu den Spaˆ, Angelika damit aus der K€che herauszulocken. 99 JESUS KANN ALLES €NDERN 1991 - 1998 Anfangs hatten wir Versammlungen in unserem groˆen Wohnzimmer und die Leute kamen zum Teil von weit her. Auch eine Taufe f€hrten wir in unserem Swimmingpool durch. Irgendwann wurden die Gƒste immer weniger, bis sie dann ganz ausblieben. Die Zeit als Vertriebsdirektor endete ebenfalls und ich gr€ndete eine eigene Wirtschaftsberatung. Wir hatten Platz genug f€r ein B€ro. Sabbatjahre, Seelsorge Wir hatten schon in Hagen Kontakt zu einer jungen Frau bekommen, die sich in Wesel bei meinem Dienst bekehrte. Als wir nach Hagen zogen, verloren wir uns aus den Augen. Spƒter erfuhren wir, dass sie nach einem familiƒren Schicksalsschlag eine Satanistin in inzwischen hoher Position geworden war. Ein Freund brachte sie zu uns nach Hagen und nun nahmen wir sie bei uns im Haus auf, verzichteten daf€r sogar auf unser Schlafzimmer und schliefen auf einer Kamincouch im B€ro. Acht Jahre lebte sie bei uns. Es war ein langer und zum Teil dramatischer Kampf, bis sie endlich ganz frei war. Geistliches Leben fanden wir in zwei €bergemeindlichen Hauskreisen, die abwechselnd in Wesel und Moers stattfanden. Sie waren die Vorboten der Hausgemeinde, die wir spƒter gr€nden sollten. 100 JESUS KANN ALLES €NDERN 12. Kapitel Der tiefe Fall und die Agape-Liebe Die Liebe ist langm€tig, g€tig, neidet nicht, tut nicht groˆ, blƒht sich nicht auf, benimmt sich nicht unanstƒndig, sucht nicht das ihre, lƒsst sich nicht erbittern, rechnet B‰ses nicht zu, freut sich nicht €ber die Ungerechtigkeit, freut sich mit der Wahrheit. Sie ertrƒgt alles, glaubt alles, hofft alles, erduldet alles. Die Liebe vergeht niemals.20 Sei mir gn€dig, o Gott, nach deiner G•te; tilge meine ‰bertretungen nach der Gr‡„e deiner Barmherzigkeit. Wasche mich v‡llig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner S•nde! Erschaffe mir Gott, ein reines Herz, und erneuere in mir einen festen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und den Geist deiner Heiligkeit nimm nicht von mir! 21 20 21 1. Korinther 13,4-8a Psalm 51,3,4,12,13 101 JESUS KANN ALLES €NDERN 102 1991 - 1998 JESUS KANN ALLES €NDERN Die Wirtschaftsberatung in unserem Haus entwickelte sich gut. Leider zu gut. Angelika und ich entfremdeten uns voneinander. Wir stritten uns oft heftig. Dann passierte, was eigentlich nicht passieren sollte und ich mir vorher auch nicht vorstellen konnte: Eine andere Frau drƒngte sich in unsere Ehe, und ich gab ihr nach einigem Werben nach. Nach einiger Zeit zog ich zuhause aus und er‰ffnete ein B€ro. Ich wohnte bei meiner Mutter in Oberhausen und schmiedete bereits Zukunftsplƒne mit meiner neuen Partnerin. Sie war Neu-Apostolin und ich bildete mir ein, dass ich wie David und Bathseba vor Gott bestehen k‰nnte. Wir gr€ndeten eine gemeinsame GmbH, die anfangs sehr erfolgreich war. Was ich nicht sofort wusste: Angelika akzeptierte die neue Situation nicht und begann wie eine L‰win um mich zu kƒmpfen. Sie wusste, wo sie ansetzen musste und tat das mit groˆem Erfolg. Nach einigen Monaten war unser gemeinsames Unternehmen am Ende, dank Angelikas tatkrƒftiger Mithilfe, wie ich spƒter erfuhr, und die neue Beziehung auch. Ich ging zu meiner Familie zur€ck und wurde Dankbarerweise von Angelika freundlich aufgenommen. Das Wunder der zweiten Liebe Was danach geschah, kann ich nur als ein Wunder bezeichnen. Unsere Ehe wurde wiederhergestellt. Es brauchte einige Zeit, aber dann erlebte ich, wie meine Liebe zu Angelika gr‰ˆer und gr‰ˆer wurde, bis sie gr‰ˆer war als je zuvor in unserem Leben. Heute sind wir gl€cklicher als je zuvor. Es gibt (fast) keinen Streit mehr und wir haben gelernt, unsere Konflikte schnell und friedlich zu l‰sen. Was ich zutiefst bedauere, ist der Schaden, den ich unseren drei Kindern zugef€gt hatte. Heute ist alles wieder in Ordnung, aber es hat lange gebraucht, ihr Vertrauen zur€ck zu gewinnen. Leider haben wir versƒumt – und oft auch nicht die finanziellen Mittel gehabt – unsere Kinder auf christliche Freizeiten zu schicken. 103 JESUS KANN ALLES €NDERN 1991 - 1998 Wir wollten wegen unserer Kinder in eine Gemeinde gehen, in der ich sogar die Jungscharleitung €bernehmen durfte. Als wir einen Antrag auf Mitgliedschaft stellten, baten sie uns, die Gemeinde zu verlassen, da wir ihnen zu „pfingstlich“ waren. Angelika und ich hielten weiterhin Kontakt zu den Hauskreisen, aber unsere Kinder kamen damals geistlich zu kurz. Unsere Tochter Sabrina geht heute einen klaren Weg mit Jesus. Ihre besondere Geschichte erzƒhle ich spƒter. Unsere S‰hne haben soviel mit Jesus erlebt, dass sie in keiner Weise an Gott zweifeln. Sie beten auch, aber sie suchen keine Gemeinschaft mit Glƒubigen und leben auch sonst ihr eigenes Leben. Wir beten, dass sich ihre Berufung bald erf€llen wird und sie zu Gotteskindern werden, wie Gott es f€r sie vorgesehen hat. 104 JESUS KANN ALLES €NDERN 13. Kapitel Wir sind eine Hauskirche! Wo zwei oder drei in Jesu Namen zusammen sind, da ist er mitten unter uns. „Sie trafen sich regelm€„ig in den H€usern“ 22 22 nach Apostelgeschichte 2,42-47 105 JESUS KANN ALLES €NDERN 106 1998 -2003 JESUS KANN ALLES €NDERN Hauskreis in unserem Haus 1997 starteten wir in unserem Haus, wir waren inzwischen umgezogen – eine Nummer kleiner – einen eigenen Hauskreis mit ca. zehn Leuten. Auch Andreas war regelmƒˆig dabei und fuhr weite Wege daf€r. Oft sprachen wir wie in alten Zeiten, als wir beruflich zusammen waren, stundenlang bis in die Nacht hinein €ber das Wort Gottes. Als wir 1998 eine Kassettenreihe von Peter Wenz, Stuttgart, in die Finger bekamen, konnten wir den nƒchsten Schritt gehen. Wir sind eine Hauskirche Die Botschaft von Peter Wenz war in unseren Ohren revolutionƒr. Er, der einer der gr‰ˆten freien Gemeinden Deutschlands als Pastor vorsteht, beschreibt eine ganz kleine, eigenstƒndige Gruppe, die sich als Gemeinde verstehen darf. In meinem letzten Kapitel werde ich noch auf die Wesensmerkmale von Einfachen Gemeinden, wie wir inzwischen Hauskirchen bzw. Hausgemeinden nennen, eingehen. Es gab zwei wichtige Aussagen in Peters Botschaft: zum einen lesen wir bei Jesus, dass er oft mit den Menschen zu Tisch lag, also mit ihnen aˆ, als er das Evangelium verk€ndete. Auch reduzierte Jesus die kleinste gemeinsame Zelle, die eine Gemeinde ausmacht, auf zwei oder drei Personen. Ist es nicht wunderbar, dass in Bochum der Leiter einer Hausgemeinde von drei Mƒnnern gleichzeitig der Leiter der ‰rtlichen Allianz war? F€r uns war die Botschaft, die wir dort h‰rten, befreiend und von Komplexen l‰send. Wir (oder zumindest ich) schƒmten uns, wenn wir Kontakt mit anderen Gemeinden hatten, dass wir nur eine kleine Gruppe waren und keine „richtige Gemeinde“. Jetzt wussten wir von der Bibel her, dass wir Gemeinde sind und die Quantitƒt nicht automatisch etwas €ber die geistliche Qualitƒt aussagt. Wir fingen von nun an unsere Gemeindetreffen mit einem Essen an, bei dem die Gesprƒche schon rege hin und her gingen. Wir hielten auch keine 107 JESUS KANN ALLES €NDERN 1998 -2003 Predigten mehr, sondern gaben jedem die Gelegenheit, sich zu beteiligen, wie in 1. Korinther 14,26 beschrieben wird: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm (Lied), hat eine Lehre (was nicht mit einer Predigt gleichzusetzen ist), hat eine Zungenrede, hat eine Offenbarung (wir •ben uns darin, von Gott Eindr•cke/Weissagungen zu empfangen), hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung…“ Die nƒchsten Verse beschreiben das praktische Verhalten um der Ordnung willen. Nirgends lesen wir von einem Pastor, der allein geistlich f€r seine Gemeinde verantwortlich ist (auch nicht Senior-Pastor o.ƒ.) oder von einem Programmangebot, das die komplette Woche ausf€llen kann. Ich kann auch nicht erkennen, dass die Zuh‰rer passiv in Stuhlreihen, Gesicht zum R€cken des Vordermanns saˆen. Jesus pflegte keine Programme, er pflegte Beziehungen. Jesus predigte auch nicht €ber das Wort Gottes, er benutzte das Wort Gottes. Mein Ziel ist nicht, „programm-orientierte Gemeinden“ als falsch oder schlecht dazustellen. Ich m‰chte deutlich machen, dass die Hauskirche, Hausgemeinde oder Einfache Gemeinde eine von Gott gegebene Daseinsberechtigung hat. Der Herr Jesus baut seine Gemeinde23, so wie er es will. Wir m€ssen nicht glauben, dass wir seinem Werk etwas hinzu tun k‰nnten. Im Gegenteil, ich m‰chte behaupten, dass kleine Gruppen sogar effektiver und fruchtbringender sein k‰nnen als Mega-Kirchen. Was ist denn dann der Unterschied zu einem Hauskreis? Nun, wenn es ein €berkonfessioneller Kreis ist, gibt es nach meinem Verstƒndnis keinen, ob sie sich nun Hauskreis oder Hausgemeinde nennen. Sind sie aber nicht frei, sondern an eine Gemeinde und deren Richtlinien gebunden, w€rde ich nicht von einer Hausgemeinde reden. 23 Matthäus 16,18 108 JESUS KANN ALLES €NDERN 14. Kapitel Hauskirchen-Netzwerk www.hauskirchen-netzwerk.de regionales Arche-Netzwerk www.hauskirchennetzwerk.de Hauskirchennetzwerk Deutschland e.V. www.hausgemeinden.de Hausgemeinde- und netzwerkverzeichnis Deutschland, •sterreich, Schweiz 109 JESUS KANN ALLES €NDERN 110 2003 - 2004 JESUS KANN ALLES €NDERN Regionales Hauskirchen-Netzwerk Schon bald hatten wir den Gedanken, uns mit anderen Hausgemeinden zu vernetzen. Die naheliegendste Idee war die Vernetzung mit der Hausgemeinde in Bergkamen, die von meinem Freund Andreas geleitet wurde. Spƒter gr€ndeten wir noch eine Mini-Gemeinde im Haus meiner Mutter zusammen mit meiner Schwester. Des weiteren treffen wir uns in Wesel in den „H€usern“ und freitagabends im „Tempel“, dem Arche Treff. Der Gospelabend ist inzwischen in Wesel so bekannt, dass wir immer damit rechnen k‰nnen, dass Gƒste kommen. Unsere Wunschvorstellung ist, dass sich auf organische Weise Gottes Reich ausweitet. Bei einer Pflanze entstehen neue Pflanzen entweder durch Samen oder durch Ableger. Beides k‰nnen in einer Einfachen Gemeinde schmerzliche Prozesse sein, weil eine Abtrennung von der „Muttergemeinde“ erfolgt. Ich beschrieb in einem der vorigen Kapitel, dass ich ein halbes Jahr zwischen Dinslaken und Hagen hin und her pendelte, bis wir eine Wohnung in der Nƒhe von Hagen gefunden hatten. Aber selbst nach dem Umzug fuhren wir noch oft samstags nach Dinslaken, weil wir unsere Freunde vermissten. Dies ging eine Weile so, bis wir uns in Hagen eingelebt hatten. Genau so darf es auch in unseren Hausgemeinden gehen. Wir haben uns entschieden, dass sich neue Gemeinden selbststƒndig entwickeln und entfalten d€rfen, wie es der Geist Gottes lenkt, aber die Leiter neuer Gemeinden d€rfen bei der „Muttergemeinde“ bleiben, solange sie es w€nschen. Dann setzt sich ein nat€rlicher Abnabelprozess in Gang, der einen sanfteren Šbergang von der alten zur neuen Gemeinde erm‰glicht. ˆberregionales Hauskirchen-Netzwerk Im Jahr 2002 kam noch eine weitere Vernetzungsm‰glichkeit hinzu: Ich wurde von einem Bochumer Hausgemeindeleiter angerufen, weil er unsere Domain „www.hauskirchen-netzwerk.de“ f€r das Hauskirchen-Netzwerk Deutschland e.V. verwenden wollte. 111 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 Unsere Domain haben wir behalten, aber es entstand eine enge Zusammenarbeit, bei der am Ende eine siebenjƒhrige Mitgliedschaft stand, die uns durchaus Segen brachte. Wir waren nun in eine €berregionale Leiterschaft eingebunden Wir erhielten Unterst€tzung in finanziellen Dingen Wir konnten Dienste nutzen, die wir im eigenen Netzwerk nicht zur Verf€gung hatten Wir konnten gemeinsam gr‰ˆere Veranstaltungen planen Wir konnten €ber den e.V. Spendenbescheinigungen erhalten Wir waren €ber den e.V. rechtlich abgesichert Wir waren €ber den e.V. in der evangelischen Allianz Ich kann jeder noch so kleinen Gemeinde empfehlen, das Angebot des Hauskirchen-Netzwerkes Deutschland e.V. zu nutzen, und wenn es nur um die Absicherung €ber einen eingetragenen Verein geht. Dieses Angebot wird bereits auch von Netzwerken genutzt, die geografisch nicht mit dem Rhein-Ruhr-Gebiet verbunden sind. Da wir nun selbst ein eingetragener und anerkannter Verein sind, haben wir die Mitgliedschaft im Hauskirchen-Netzwerk Deutschland e.V. inzwischen beendet. Wir sind dankbar f€r die Zeit und den Nutzen, den wir hatten. Jetzt war es an der Zeit, weiterzugehen. Es folgte 2009 eine Neuaufteilung der regionalen Einfachen Gemeinden in ein Netzwerk Rhein-Ruhr - die Gemeinden im Umkreis von Bochum (bis nach Bergkamen, wo mein Freund Andreas wohnt) - und das Netzwerk Niederrhein den Niederrhein entlang von Viersen bis Kleve. Deutschlandweite Vernetzung Seit vier Jahren bem€hen wir uns um eine deutschlandweite Vernetzung von Einfachen Gemeinden. Einmal jƒhrlich findet ein Treffen von Interessenten und Leitern in Fulda statt, wo wir den Netzwerkgedanken weiter vorwƒrts treiben wollen. Federf€hrend ist hier Richard Schutty aus Ober112 JESUS KANN ALLES €NDERN hausen zu erwƒhnen, der €ber diesen Termin hinaus weitere regionale Infotage organisiert. Auˆerdem findet einmal jƒhrlich in Bochum ein Hauskirchentag f€r Interessierte und solche, die Einfache Gemeinde leben, statt. Netzwerke im Internet Auch im Internet schreitet die Vernetzung weiter fort. Šber www.hausgemeinden.de (bitte die richtige Schreibweise beachten) kann sich jede Hausgemeinde oder -netzwerk anmelden. Es gibt eine Community, die ebenfalls €ber das Portal zu erreichen ist, in der man sich wiederum regional zusammenschlieˆen kann. Auˆerdem gibt es regelmƒˆig neue Blog-Beitr€ge, die oft zu regen Diskussionen und Gedankeanst‰ˆen f€hren. Kleider f„r S„dafrika, Tsunamis-Spende f„r Sri Lanka Zwei Beispiele f€r ein funktionierendes Netzwerk waren von uns initiierte und organisierte Hilfsaktionen. 2002 war ich zwei Wochen in S€dafrika und besuchte Jannie Horne in George, ca. 400 KM ‰stlich von Kapstadt an der sog. Gardenroute am Indischen Ozean. S€dafrika ist ein Land der Widerspr€che. Es gibt Weiˆe (die das Geld haben), Schwarze (die entweder die politische Macht haben oder total arm in den Townships leben) und Farbige (die zwischen beiden St€hlen sitzen). Mein Freund Jannie ist Farbiger und leitete eine Gemeinde mit Gemeindegliedern aller Rassen. Wir kamen auf die Idee, mit einer Kleideraktion die Gemeinde zu unterst€tzen, damit sie die arme Bev‰lkerung versorgen konnte. 113 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 Diese Aktion als auch eine Sammelaktion f€r die Opfer der TsunamiKatastrophe in Sri Lanka f€hrten wir als Netzwerk durch. Nach S€dafrika konnten wir einen 20-Fuˆ-Container schicken. Die Gemeinde in Sri Lanka erhielt von uns eine Geldspende in H‰he von 1.500 Euro. Silberhochzeit im Krankenhaus Ich m‰chte noch eine kleine Episode erzƒhlen, die in Zusammenhang mit einer speziellen Vernetzung stand: 2002 waren Angelika und ich 25 Jahre verheiratet. Jannie war zu der Zeit in Deutschland und wir wollten ihn auf unsere Silberhochzeitsreise nach S€dafrika begleiten. Dann kam alles ganz anders als geplant. Angelika und ich feierten unseren Hochzeitstag mit einem feinen Essen in einem Weseler Restaurant. Am nƒchsten Tag bekam ich Magenschmerzen. Ich vermutete, dass ich etwas vom Essensbuffet nicht vertragen hatte. Am nƒchsten Tag ging ich zum Arzt – ich gehe nur mit dem Kopf unter dem Arm, also wenn es wirklich ernst ist, zum Doktor. Dieser vermutete entgegen meiner „Prognose“ eine Blinddarmentz€ndung. Ich konnte ihm das aber ausreden – schlieˆlich wollte ich nach S€dafrika und nicht ins Krankenhaus. Aber er wollte am Abend noch einmal vorbeischauen. Am Abend ging es mir noch schlechter als zuvor und mein Hausarzt wies mich sofort ins Krankenhaus ein, wo ich wegen eines Blinddarmdurchbruchs drei Stunden notoperiert wurde. Es ging um Leben und Tod, was mir zu keiner Zeit ernsthaft bewusst war. Gottes G€te und ƒrztlicher Weisheit habe ich zu verdanken, dass ich heute wieder ein vollkommen normales, gesundes Leben f€hren kann. Ich m‰chte die unsch‰nen Details, die man mir nach der OP beschrieb, ersparen. Ich hƒtte sterben k‰nnen oder zumindest bis zum Ende meines Lebens mit unangenehmen Nebenfolgen leben m€ssen. Aus lauter Dankbarkeit schrieb ich ein Lied, das ich vor versammelter •rzte- und Schwesternschaft vortragen durfte. Gott ist gegenwƒrtig und wie wir es immer bei den Attacken des Teufels erleben – ob selbst verschuldet oder nicht –, hat der Herr auch dieses Mal 114 JESUS KANN ALLES €NDERN den Sieg errungen. An unserer Stelle flog unsere Tochter Sabrina nach S€dafrika und lernte Grant kennen, der inzwischen in Deutschland lebt, sie sind verheiratet und wir sind dreifache Groˆeltern! Halleluja! Gott ist gut allezeit! Grant ist ein groˆer Segen f€r uns. Er ist ein ausgezeichneter Musiker, spielt Schlagzeug, Gitarre, Bass, Keyboard, Klavier usw. und hat eine sehr sch‰ne Stimme. Er ist ein toller Lobpreiser, hat in S€dafrika einen Nachwuchswettbewerb gewonnen und bereits zwei eigene CDs aufgenommen, die €ber unsere Website www.archezentrum.de angeboten werden. 115 JESUS KANN ALLES €NDERN 116 2003 - 2004 JESUS KANN ALLES €NDERN 15. Kapitel Arche Bistro Holzweg 32 Der einzige Weg, wo du nicht auf dem Holzweg bist, ist der Holzweg 32 117 JESUS KANN ALLES €NDERN 118 2003 - 2004 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 war ein Jahr der Stagnation. In unserer Hausgemeinde ging es nicht richtig vorwƒrts. Die erhofften Zuwƒchse blieben aus. Da wurden wir an ein Wort Jesu: „Gehet hin auf die Stra„en (manche zitieren hier: Hecken und Z€une) und ladet sie zur Hochzeit ein“ 24 und daran erinnert, dass wir die meisten Leute erreichten, wenn wir mit einer Teestube auf die Leute zugingen anstatt auf sie zu warten, bis sie kommen. Arche Bistro, Holzweg 32, Wesel-Feldmark Als wir an einem leeren Ladenlokal im Stadtteil Feldmark einen Besichtigungstermin mit dem Vermieter hatten, erinnerten wir uns, dass dort der Kawohl-Verlag seinen Verkaufsladen hatte, bis er eine Straˆe weiter zog. Als wir die Rƒume betraten, klopfte mein Herz bis zum Hals. Wir wussten, das war es, was Gott wollte. Als wir das nƒchste Mal als Hausgemeinde zusammen kamen, besprachen wir die Sache. Es war erstaunlich, wie einig wir uns waren und die Bereitschaft, die Mietkosten gemeinsam zu tragen. Wir unterzeichneten den Mietvertrag und feierten am 21. November die Einweihung unseres neuen Arche Zentrums auf 130qm Flƒche, aufgeteilt in einen Gottesdienstraum und einem Bistro. 24 Lutherübersetzung. Elberfelder: Kreuzwege der Landstraßen 119 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 Jahresr„ckblick 2004 Der Jahresr€ckblick 2004 zeigt auf, wie richtig unsere Entscheidung war, aber auch, welche Herausforderungen auf uns warteten. Wir starteten ins neue Jahr ohne einige St€tzen der Gemeinde. Sie haben uns verlassen und damit ca. 50% der zugesicherten monatlichen Mietzusagen. Eine neue Herausforderung kam auf die kleine Restgruppe zu, die jetzt die komplette Finanzlast tragen musste. Wie wunderbar ist es, dass der Herr immer den vollen Šberblick hat. Manchmal ist es einfach gut, dass wir kein Fr€hwarnsystem haben. Hƒtten wir dann den Mietvertrag unterschrieben? Wahrscheinlich nicht. 03.01.2004 Jochen und Andrea Brand im Arche Zentrum Gute alte Bekannte aus gemeinsamen ECCLESIA-Jugendtagen kamen zu Besuch: Evangelist Jochen und Andrea Brand waren fr€her mit Angelika in derselben Hildener Gemeinde und sind nun als Pastoren in Stuttgart. Dar€ber hinaus hat Jochen einen gesegneten Missionsdienst in Pakistan, wo er mehrere Evangelisationen pro Jahr durchf€hrt. 10.01.2004 Kleidersammlung des Arche Zentrum An diesem Wochenende haben wir die in 2003 begonnene Kleidersammlung f€r S€dafrika abgeschlossen, den LKW bis oben hin voll beladen und die Fuhre nach Perleberg gebracht. Dort wurden die Kleidersƒcke in einen Seecontainer geladen und per Schiff nach Kapstadt gebracht. 120 JESUS KANN ALLES €NDERN 11.-13.04.2004 Caf‰ on Tour - Bus und Jannie Horne in Wesel Der erste groˆe Einsatz des Arche Zentrums in Wesel: Drei Tage hatten wir den Caf‚-on-Tour-Bus25 mit J‰rg Trenkner, einen in liebevoller Kleinarbeit zu einem rollenden Caf‹ umgebauten Linienbus, auf dem FeldmarkMarktplatz stehen. Der Andrang besonders von Kindern und Teenies war sehr groˆ, aber auch sehr offen und fragend. Mit ca. 50 Kindern durften wir an diesen drei Tagen beten und die Abendveranstaltungen mit Jannie Horne waren sehr gut besucht und geistlich sehr stark. Besonders die prophetischen Reden d€rften den meisten in starker Erinnerung bleiben. 03.04.2004 Agbor Boniface Etta aus Kamerun im Arche Zentrum Boniface ist ein Pastor der Full Gospel Mission in Kamerun, die Missionar Peter Schneider in den 70er Jahren gegr€ndet hat. Und unter der Predigt eben dieses Peter Schneider habe ich 1972 mein Leben Jesus €bergeben. Was es doch f€r g‰ttliche Zufƒlle gibt... Fr„hjahr 2004 Mahdi hat sein Leben Jesus „bergeben Von seinem Freund Enrico zur Arche eingeladen, hat Mahdi sein Leben Jesus anvertraut. Wir w€nschen ihm die F€hrung des Heiligen Geistes, um zu erkennen, was Gottes Wille f€r sein Leben ist. Mahdi kommt aus dem Libanon, hatte eine christliche Mutter und einen moslemischen Vater. Zur Zeit des B€rgerkrieges kam er nach Deutschland. Mahdi ist heute einer unser treuesten Glieder und Mitarbeiter und hat unsere Gemeindebibelschule mit ISDD-Zertifikat abgeschlossen. Wir lieben Mahdis selbst gemachte Pizzen, die er f€r das Arche-Dinner oder den Sonntags-Brunch macht. Lecker! 25 www.cafe-on-tour.com 121 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 04.04.2004 Dimitri hat sein Leben Jesus „bergeben Heute hat Dimitri sein Leben Jesus €bergeben. Gott hat ihm inzwischen zu einer Ausbildungsstelle sowie einer Wohnung verholfen. Inzwischen ist Dimitri nicht mehr bei uns. Er ist verheiratet und hat ein Kind. Er hat seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. 23. u. 24.04.2004 Motivationsgaben-Seminar mit Richard Schutty Mit den Motivationsgaben26 sind die von Gott gegebenen nat€rlichen Gaben und Talente gemeint. Mit guten Beispielen und anhand eines Gabentests konnte jeder f€r sich herausfinden, wo seine besonderen Fƒhigkeiten und Motivationen liegen. Es waren f€r uns alle zwei aufschlussreiche und lehrreiche Tage. 29.05.2004 Hans-Gerd Hahne im Arche Zentrum Die Freude war auf beiden Seiten groˆ: Nach vielen Jahren diente uns Hans-Gerd Hahne wieder einmal in der Arche. Zuletzt war er bei uns, als wir noch in der Arche in Hagen waren und dort mit ihm gemeinsam so manche geistliche Schlacht geschlagen haben. Hans-Gerd war fr€her Alkoholiker und zu keiner Arbeit fƒhig. Nach seiner Bekehrung lernte er Reinhard Bonnke kennen. Gemeinsam dienten sie in S€dafrika zu Beginn des sich ausbreitenden Dienstes von Reinhard Bonnke. Hans-Gerd wirkt in der Kraft und Salbung von Reinhard. Er ist regelmƒˆig in Italien und dar€ber hinaus ein gefragter Redner weltweit. Seitdem besucht uns Hans-Gerd trotz seines vollen Terminkalenders drei bis vier Mal im Jahr, wenn wir uns zum Arche Brunch treffen. 26 auch als Buch unter www.taube-lebensdienst.de erhältlich 122 JESUS KANN ALLES €NDERN 05.06.2004 Seminar mit Reinhard Krƒger Das Seminar lief unter dem Thema: Beruf, Berufung und Berufsfelder, die funktionieren. Ein Berufsinteressen-Test half, sich selbst besser einzuschƒtzen und die richtige Berufswahl treffen zu k‰nnen. Reinhard f€hrt in mehreren Arbeitsamtbezirken Seminare f€r Berufsanfƒnger und Berufswechsler durch. 05.06.2004 Marc Benn im Arche Zentrum Marc brachte einen Reisebericht mit imposanten Bildern und informativen Hintergr€nden aus der Mongolei mit. Marc ist mit der Chinesin DanDan verheiratet und lebt in D€sseldorf, wo er die Jugend der chinesischen Gemeinde leitet. Er ist der Sohn von Rose Schutty. 17.07.2004 Sommerfest am Weseler Auesee Mit unseren Geschwistern aus den verschiedenen Hausgemeinden des Hauskirchennetzwerkes feierten wir bereits das zweite Mal am Auesee unser Sommerfest. Wir haben uns besonders auf unsere Weseler Tƒuflinge gefreut: Enrico, Mahdi, Dimitri und ganz besonders meine Tochter Sabrina. Insgesamt hatten wir zehn Tƒuflinge aus den teilnehmenden Hausgemeinden. 14.08.2004 Jeremi Jung (€ltester der ManMin Gemeinde S„dkorea) Jeremi Jung feierte mit uns ein Arche-Fest. Er vermittelte uns die Glaubenshaltung der Koreaner und machte deutlich, wie sehr sie Deutschland lieben. In seiner Predigt vermittelte er die Lehren seines Senior Pastors, Dr. Jaerock Lee, indem er betonte, wie wichtig f€r ein gesundes und erfolgreiches Leben die Heiligung und ein Leben ohne S€nde ist. 123 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 23.09.2004 B„rgermeisterkandidatin im Arche Bistro Es standen Kommunalwahlen an und Angelika lud Ulrike Westkamp, Kandidatin f€r das Amt der B€rgermeisterin in Wesel, zum Frauencaf‹ ins Arche Bistro ein. Als sie dann tatsƒchlich gewƒhlt wurde – ihre Wiederwahl wurde 2009 bestƒtigt – war f€r uns ein wichtiger Kontakt entstanden. Wir beten gerne f€r die Belange unserer Stadt und unseres Kreises, befehlen die Amtsf€hrung der B€rgermeisterin Gottes Segen an und verfolgen aufmerksam, was in Wesel passiert. Eigentlich bin ich kein Freund von Tageszeitungen. Man kann ja heute fast alle Informationen aus dem Internet erhalten. Aber die ‰rtlichen Informationen k‰nnen noch nicht ersetzt werden. Deshalb abonnierten wir eine Tageszeitung und beten gezielt oder helfen praktisch, wo wir k‰nnen. 29.09.2004 Heilungszeugnis: Martin von Depressionen geheilt Irene (ein Gr€ndungsmitglied; sie verstarb leider viel zu fr€h) kam auf die Idee, Einladungs-Flyer f€r das Heilungsfestival hinter PKWWindschutzscheiben zu klemmen. Eine dieser Einladungen, auf die wir zusƒtzlich unsere Adresse und Telefonnummer eingedruckt hatten, erhielt Martin. Zu unserer Freude meldete er sich telefonisch und beklagte sein Problem, wegen seiner Depressionen nicht mehr arbeiten zu k‰nnen. Angelika lud ihn ins Arche Zentrum ein, um f€r ihn zu beten. Am 1.10.2004 rief er freudestrahlend an, dass es ihm gut gehe und er wieder arbeiten k‰nne. Am Sonntag folgte er der Einladung nach Oberhausen zum Koreanischen Heilungsfestival. Man konnte seinem Strahlen ansehen, wie gut es ihm ging. Seitdem ist Martin Teil der Arche-Familie. 2009 wurde er im Auesee getauft. Seine Heilung hƒlt an! Danke Herr Jesus! 124 JESUS KANN ALLES €NDERN Vom 01.-03.10.2004 fand das Festival der Koreanisch Christlichen Kultur in der Arena Oberhausen statt. In einem alten Lied singen wir: "Das war der sch‡nste Tag, den Gott uns jemals gab..." F€r uns und das Arche-Team waren es drei Tage, die in herausragender Erinnerung bleiben werden. Ca. 25 Personen, die auf vielfƒltige Weise eingeladen wurden, kamen mit einem eigens gemieteten Reisebus nach Oberhausen und fuhren hoch begeistert nach Hause. Viele von Ihnen konnten wir schon in den letzten Tagen in unserem Bistro begr€ˆen. Wenn wir bereit sind, den guten Samen zu sƒen, hat der Herr uns eine entsprechende Ernte versprochen. Es ist Erntezeit. Dankbar sind wir f€r die vielen neuen Kontakte, die wir zu Gemeinden und Pastoren kn€pfen konnten. Wir hoffen, dass Impulse der Einheit €ber diese Tage hinaus gesetzt wurden und regen regelmƒˆige Treffen an, in denen €ber die Fr€chte und Erfahrungen nach Oberhausen ausgetauscht werden kann, vielleicht sogar mit einer Konferenz im Jahr 2005?! Unser besonderer Dank gilt dem koreanischen Team, die voller Liebe und Hingabe, bis zur Selbstaufopferung, ihre Zeit, ihr Geld und ihr Herz gegeben haben. Vielen, vielen Dank!!!! Am Freitag, den 8.10.04 hatten wir unseren Hauskirchen-Abend in Wesel. Wir haben das erste Mal die Marke von mehr als 20 Teilnehmern aus Wesel geknackt. Es waren allein aus Wesel 25 Personen, davon um die zehn Leute, die beim Heilungsfestival in Oberhausen waren und wir das erste Mal in der Arche begr€ˆen durften. So versp€ren wir die Auswirkungen des koreanischen "Kulturfestivals" unmittelbar unter uns. Besonders erfreute uns, dass ein junger Mann, dessen Markenzeichen war, regelmƒˆig ins Bistro zu kommen, aber bei den Gottesdiensten stets als abwesend zu glƒnzen, das erste Mal einen ganzen Gottesdienst aushielt und dann sein Leben Jesus €bergab. Er ist nun so voller Freude, das ist einfach sch‰n anzusehen. Wir sind aber noch nicht satt! Wir erwarten noch mehr von unserem Gott. Er hat es zugesagt. 125 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 Eine Nachbemerkung zur ManMin-Gemeinde: Im Vorfeld wurde heiˆ €ber die Lehren von Dr. Lee diskutiert und viele geistliche Leiter in Deutschland waren nicht bereit, das Festival zu unterst€tzen. Dadurch kamen die Koreaner in meine Geburtsstadt Oberhausen. Ich kann auch nicht allem zustimmen, was in Oberhausen vermittelt wurde und manches wirkte fremdartig, eben asiatisch, aber es ging darum, Seelen f€r Jesus zu gewinnen. Der Name Jesus stand auf jeden Fall im Mittelpunkt, und Menschen wurden gerettet.27 Es liegt in der Verantwortung der Gemeinden, sie in wahre J€ngerschaft zu begleiten. 27.10.2004 Notebook-Reparatur, 1. Kontakt „Hand in Hand“ Das Datum, das so ziemlich alles verƒnderte, als mein Notebook kaputt ging und ich den ersten Kontakt mit dem 2nd Hand-M‰bellager in Kevelaer bekam und die Idee des Arche Zentrum Sozialkaufhauses geboren wurde. 13.11.2004 Geistliche Gaben und Dienstgaben - Seminar Wie bereits beim Motivationsgaben-Seminar hat uns Richard Schutty anschaulich die Unterschiede der verschiedenen Gnadengaben und ihre Abgrenzung zu den Diensten in Epheser 4,11 aufgezeigt. Zu diesem Thema hat Richard auch ein Buch geschrieben, das unter www.taubelebensdienst.de zu beziehen ist. 20.11.2004 Arche Geburtstagsfeier 20./21. November 2004 Leider konnte Jannie Horne aus S€dafrika nicht zu uns wie geplant kommen. Trotzdem verbrachten wir zwei sehr sch‰ne Tage im Arche Zentrum. 35 Besucher feierten mit uns den ersten Arche-Jahrestag. 27 vgl. auch die Motive der Verkündigung in Philipper 1,15-18 126 JESUS KANN ALLES €NDERN Der erste H‰hepunkt war die Botschaft von Pastor Peterson Jeremiah (Nigeria/Oberhausen), der am Abend zuvor aus Portugal zur€ck kam und f€r Jannie Horne eingesprungen war. Peterson haben wir durch die Koreaner kennen gelernt. Wir sind inzwischen Freunde geworden und dienen wechselseitig in unseren Gemeinden. Am Nachmittag begleitete uns eine Lobpreisband das erste Mal auf unserem neuen Schlagzeug. Am Abend gab es die "Passion Christi" auf Groˆbildleinwand zu sehen. 21.11.2004 Arche Geburtstagsfeier , Teil 2 Am Sonntag diente Bischof Alan Pateman (Groˆbritannien/B€ckeburg), der mit seinem Sohn Alan jr. angereist war. Alan war gerade aus Italien zur€ckgekehrt. Er diente uns am Vor- und Nachmittag und ein besonderer Segen fiel am Ende auf die Versammlung. Wir versp€rten eine besondere Begegnung, als die gesamte Gemeinde zum Teil weinend vor Gott auf den Knien lag. Am Nachmittag durften wir die "Blaue Lagune", unseren Kids-Keller einweihen und seiner Bestimmung €bergeben. Unsere Kids nahmen ihre Lagune mit groˆer Begeisterung in Besitz. 26.11.2004 Karie Kirschbaum www.believersministry.org, USA Es war schon ein besonderer Segen, als Karie zu uns kam. Sie hat eine sehr zeugnishafte, anschauliche Verk€ndigung, ist sehr evangelistisch geprƒgt und wird von Gott in besonderer Weise im prophetischen Dienst gebraucht. Der H‰hepunkt des Abends war, als sie durch die Reihen ging und f€r jeden ein pers‰nliches Wort hatte. Das war vor allem f€r unsere “Neuen” eine besondere Erfahrung - kein Wunder, dass es jede Menge strahlende Gesichter gab. Die Zeit verflog wie nichts. Wir freuten uns, Karie am nƒchsten Tag zum Flughafen begleiten zu d€rfen. Sie hat versprochen, im Fr€hjahr 2005 wieder zu uns zu kommen. 127 JESUS KANN ALLES €NDERN 2003 - 2004 Karie gab uns eine richtungweisende Prophetie im Hinblick auf die Verƒnderungen im Jahr 2005. Mehr davon im nƒchsten Kapitel. 15.12.2004 „Der Weseler”: ‘Eine Lebensperspektive finden’ Vor Monaten begannen wir zu beten und eine Strategie zu entwickeln, wie wir ganz Wesel mit ca. 60.000 Einwohnern mit Informationen und Einladungen zum Arche Zentrum versorgen k‰nnten. Wir wollten innerhalb eines Jahres jeden Haushalt erreichen. Šberraschend kam f€r uns der Anruf eines Reporters der Zeitung “Der Weseler”, die w‰chentliche Zeitung in jedes Haus, der nicht nur einfach einen Bericht, sondern das Arche Zentrum als Aufhƒnger f€r die w‰chentliche Ausgabe bringen wollte. So kann der Herr uns nat€rlich auch unseren Wunsch erf€llen. Danke! 19.12.2004 Weihnachtsfeier in der Arche mit moslemischen Nachbarn Besonders freuten wir uns €ber unsere moslemischen Gƒste aus der Nachbarschaft des Arche Zentrums und €ber die Gƒste, die heute das erste Mal unter uns waren. Der Zeichentrickfilm “Die Stadt, die Weihnachten verga„” 28 machte auf sympathische Weise deutlich, welche Folgen es f€r die Menschen hat, wenn nicht mehr Jesus Christus im Mittelpunkt des Weihnachtsgeschehens steht. Vielleicht sollte man die DVD jedem Banker und ShareholerValue-Gl€ubigen unter den Tannenbaum legen. Das Live-H‰rspiel “Der frustrierte Weihnachtsmann” wurde vom ArcheTeam vorgetragen und thematisierte den Weihnachtsfrust, aber auch die Weihnachtsfreude. Heiligabend trafen wir uns schon traditionell um 22 Uhr, um eine Geburtstagsparty f€r Jesus zu feiern. Silvester trafen wir uns in der Arche ab 28 zu beziehen bei www.Marburger-Medien.de 128 JESUS KANN ALLES €NDERN 19 Uhr. Die letzten gingen im neuen Jahr um ca. vier Uhr. Da muss wohl was los gewesen sein! Voller Dankbarkeit durften wir auf eines unserer ereignisreichsten Jahre zur€ck schauen. Aber da wussten wir ja noch nicht, was das Jahr 2005 bringen w€rde. Auch gilt unser besonderer Dank dem Hauskirchen-Netzwerk, das uns immer dann finanziell unterst€tzte, wenn wir gerade nicht die Mittel hatten, die Miete oder den Strom p€nktlich zu bezahlen. Ihr habt uns sehr geholfen. Das werden wir euch nicht vergessen! 129 JESUS KANN ALLES €NDERN 130 2003 - 2004 JESUS KANN ALLES €NDERN 16. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 4 Der Weg zum Arche Sozialkaufhaus Wenn du mitten in der Nacht geweckt wirst und dir gesagt wird, gehe in die W•ste. Bist du bereit zu gehen? Oder drehst du dich um und denkst, „das war ein schlechter Traum“? 131 JESUS KANN ALLES €NDERN 132 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Am 20. Mƒrz 1993 war Francois Botes, S€dafrika, bei uns zu Besuch. Er war noch sehr jung in seinem Dienst. Ich glaube, es war das erste Mal in unserem Leben, dass jemand so direkt in unser Leben sprach. Was er aussprach, erf€llte sich zw‰lf Jahre spƒter: „Vater, ich danke dir f•r deine Hand auf ihren Leben. Du hast deine Auferstehungskraft in sie hinein gelegt, so dass Gott wirkt, dass sie viele Menschen vom geistlichen Tod auferstehen sehen und ihr Leben ver€ndert wird. Vater, ich danke dir, dass sie ein Kanal Jesu sind. Du wirst ihnen Kraft geben, um gegen religi‡se Geister anzugehen. Ihr werdet sicher sein, dass ich, der Herr, euch den Sieg gegeben habe. Der Herr will euch wissen lassen, dass es sein kann, dass es einige Menschen geben wird, die kritisch sein werden, aber ihr sollt sicher wissen, dass meine Hand auf euch ist. Er wird euch an den H€nden nehmen und euch herausholen. Und sie werden sehen, was ich durch euch tun werde. Schaut nicht darauf, dass ihr nur eine kleine Zahl seid, denn wie bei Gideon werde ich bei euch als kleine Gruppe Gro„es tun. Verachtet nicht die Tage des kleinen Anfangs, sondern wisset mit Gewissheit, dass meine Hand mit euch sein wird. Nicht ihr selbst habt euch berufen, sondern Gott hat euch berufen. Es ist nicht eine gute Idee, es ist der Wille Gottes. Gott wird euch Kraft und Vollmacht geben zu handeln. Vater, ich danke dir daf•r im m€chtigen Namen Jesu.“ Damals wussten wir noch nicht, was uns der Herr damit sagen wollte. Auch wussten wir damals noch nicht, dass gerade religi‰se Geister massiv versuchen w€rden, drei Jahre spƒter unsere Ehe zu zerst‰ren. Aber Dank sei Gott, er kommt mit seinen Plƒnen zum Ziel. Zusammen mit den anderen Ausspr€chen €ber uns sehen wir heute um so klarer, was Gottes Plƒne f€r uns und das Arche Zentrum sind. Gott schafft etwas Neues Anfang 2004 erbaten wir vom Herrn ein Wort, das uns durch das Jahr begleiten sollte. Angelika ist prophetisch begabt und empfing das Wort „Gott 133 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 schafft etwas Neues!“29 Wie wahr diese Aussage sein sollte, stellte sich am Ende des Jahres heraus. Prophetie von Karie Kirschbaum30, USA Am 26.11.2004 war Karie Kirschbaum das erste Mal in unserem Arche Bistro am Holzweg. Wir hatten schon die ersten Gesprƒche mit der „Hand in Hand GmbH“ gef€hrt, was Karie aber nicht wusste. Sie sprach €ber die Arche aus: „Vater, im Namen Jesus, ich breche jedes Wort, was gegen sie gesprochen wurde. Ich komme gegen alle negativen W‡rter, die gegen sie gesprochen wurden. Weil Leute Angst hatten vor ihrer Vision, deswegen haben sie gegen sie gesprochen. Sie waren genauso verr•ckt wie Noah, als er die Arche baute, obwohl es bis dahin nie geregnet hatte. O Jesus, die Zeit ist jetzt da, wo sie sich an diesem Ort etablieren und das Wasser zur•ck geht und diese Arche auf dem Felsen ruhen wird, welcher Christus ist. Sie werden freigesetzt um raus zu gehen, um vorw€rts zu gehen und eine Generation hervorzubringen, um deine G•te hier auf der Erde zu etablieren. Da ist ein Regenbogen, so klar, so deutlich. Ich habe ihnen versprochen, dass Gott es nie wieder zulassen wird, durch diese Flut zu gehen, sondern dass sie das etablieren werden, wozu Gott sie berufen hat. Ich segne sie. Ich bete darum, dass auf der ganzen Welt sich F•rbitter erheben, um f•r sie zu beten… …das die Kriegsf•hrung sein wird, gegen jeden D€mon, der es wagt, die Arche des Herrn anzutasten. Errettung! Dieses Paar hat gelernt, die zu segnen, die sie verfluchen… …Sie haben dich um Barmherzigkeit gebeten, f•r die, die es nicht besser wissen. So Vater, habe Barmherzigkeit, aber f•hre sie in dein K‡nigreich, dass sie zu deiner Ehre gebraucht werden. Ich danke dir, dass ihre Feinde kommen werden und ihre Gaben zu ihren F•„en in diesem Haus legen werden und dass deine Liebe hier herrschen und regieren wird, sogar auch dann, wenn sie an den n•chsten Platz 29 30 nach Jesaja 43,19; 2007 wurde der Vers zur Jahreslosung. www.believersministry.org 134 JESUS KANN ALLES €NDERN ziehen werden und sie weitere Archen gr†nden werden, andere H€user der Errettung und des Lobpreises, wenn ihre geistlichen S‡hne und T‡chter gro„ geworden sind. Ich danke dir f•r die Segnungen Abrahams, die auf ihnen sein werden und die Verhei„ungen Gottes erf•llen sich in ihnen. Das bete ich in Jesu Namen.“ Im nachfolgenden habe ich chronologisch die Schritte bis zur Er‰ffnung des Sozialkaufhauses zusammengestellt. Ein kaputtes Notebook Herbst 2004 Im Herbst 2004 war ich wƒhrend der Federweiˆer-Saison bei einem Weingroˆhƒndler als Auslieferungsfahrer tƒtig. Die Kunden waren im ganzen Land verteilt, und so habe ich viele sch‰ne Gegenden Deutschlands kennen gelernt, wenn auch hƒufig nur im Vorbeifahren. In den Vorjahren benutzte ich auf den Fahrten Straˆenkarten. Jetzt hatte ich ein Notebook mit einer Navigationssoftware. Damit gewann ich pro Tag ein bis zwei Stunden. Ich war schneller fertig und fr€her zuhause. Durch eine Verpolung des Anschlusses am Zigarettenanz€nder ging das Notebook ausgerechnet kaputt, als ich den Wagen voll verderblichem Federweiˆer geladen hatte und etliche hundert Kilometer bis zum ersten Kunden. Nat€rlich hatte ich keine Karten von der Zielgegend und ich wurde ziemlich nerv‰s, weil ich bef€rchtete, dass der Laptop nicht mehr zu reparieren sei. In der Zeitung fand Angelika eine Anzeige €ber einen NotebookReparaturdienst, der ca. ‘-Stunde von zuhause entfernt war und dazu auch noch in der falschen Richtung. Weil ich keine andere L‰sung wusste, fuhr ich am Nachmittag nach Kevelaer zur Hand in Hand GmbH. Zu meiner Šberraschung entpuppte sich der „Reparaturdienst“ als ein Second-Hand-Lager, das auf einer Flƒche von ca. 750qm zusammen mit 1€Jobbern Gebrauchtm‰bel und –elektrogerƒte f€r Bed€rftige anbot. Die Geschƒftsf€hrer waren sehr nett und kompetent, zumindest was das Reparieren von Notebooks betraf. Tatsƒchlich lief nach einer halben Stunde 135 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 mein Gerƒt wieder einwandfrei und ich war mit rund dreiˆig Euro mehr als g€nstig weggekommen. Die Sache begeisterte mich von Anfang an. Wir kamen ins Gesprƒch und ich erzƒhlte Ihnen von unserem Arche Bistro. Davon waren sie wieder recht angetan und wir vereinbarten, uns zu einem spƒteren Termin noch einmal zu treffen. Beim zweiten Termin war meine Frau Angelika dabei. Das Ehepaar erklƒrte uns ihre Geschƒftsidee im Detail. Sie arbeiteten mit den Stƒdten im Kreis sowie mit den Arbeitsƒmtern zusammen und generierten so ihre Umsƒtze. Die Ideen der Geschƒftsf€hrer waren gut, aber sie kannten Gott nicht und Fehler waren vorprogrammiert. So begeistert wie wir von ihrer Idee, so begeistert waren sie von unserem Bistro und dem Vereinshintergrund. Das Geschƒftsf€hrerehepaar kannte sich gut aus, wie man an F‰rdermittel kommen konnte. Sie w€rden gerne enger mit uns zusammenarbeiten und steuerliche Vorteile nutzen, die ein Verein im Vergleich zu einer GmbH hat. Das tatsƒchliche Problem der Hand in Hand GmbH lag aber auf einem ganz anderen Gebiet. Zum einen hatten sie permanente Liquiditƒtsprobleme, zum anderen hatten sie sich falsche Geschƒftspartner ins Haus geholt, die nur das Ziel hatten, ihnen Konkurrenz zu bieten. Wir waren dankbar f€r all die wichtigen Anregungen, entschieden uns aber f€r einen eigenen Weg. Das bedeutete f€r uns, dass wir den besten Geschƒftspartner als den Mehrheitseigner ins Boot holen wollten, den es nur geben kann: Gott, den Vater, Jesus, den Erl‰ser und den Heiligen Geist, unseren Geschƒftsf€hrer. Tatsƒchlich haben wir bis heute keinen Geschƒftsf€hrer im Arche Zentrum. Meine Frau ist Vereinsvorsitzende und ich habe die kaufmƒnnische Leitung inne. Aber der Heilige Geist ist unser Geschƒftsf€hrer. Herbst/Winter 2004 Drei Ziele Sehr bald wurde uns klar, welchen Plan Gott hatte. Wir definierten drei Ziele, die wir von nun an konsequent verfolgten. Gottes Vision wurde in unseren Herzen zu einem starken Brennen. Unter diesem geistlichen Impuls gingen wir die nƒchsten Schritte. Dass es grundlegende Gr€nde ge136 JESUS KANN ALLES €NDERN gen unser Unterfangen gab, z.B. dass wir gar kein Geld hatten, dar€ber dachten wir (noch) nicht nach. Dies waren die drei Ziele, die wir anfangs verfolgten. Dabei leitete uns die Aufforderung, „der Stadt Bestes zu suchen“ 31. Heute sind zu diesen nach wie vor g€ltigen Zielen weitere hinzugekommen. Darauf werde ich in Kapitel 22 und Kapitel 23 zur€ckkommen. Die drei Ziele sind: 1. Langzeitarbeitslose Christen sollen eine neue berufliche Perspektive erhalten. 2. Bed€rftigen in unserer Stadt und dar€ber hinaus soll mit qualitativ gut erhaltenen M‰beln und Hausrat f€r “kleines Geld” geholfen werden. 3. Wir wollen den Menschen auch an Seele und Geist dienen und ihnen eine neue geistliche Familie bieten. Fr„hjahr 2005 Prophetie von Elisabeth Syr‰, S„dafrika Wir haben Elisabeth32 vor einigen Jahren kennen gelernt. Inzwischen war sie schon einige Male bei uns und diente uns, besonders mit ihrer prophetischen Gabe. Elisabeths geistliche Mutter war Corrie ten Boom. Sie ist Niederlƒnderin, mit einem Deutschen verheiratet und lebt in Kapstadt, S€dafrika, Sie hat j€dischen Hintergrund. Ihr Vater wird in der israelischen HolocaustGedenkstƒtte Yad Vashem geehrt, weil er j€dische Kinder vor den Nazis versteckt hielt. 2009 waren wir mit ihr zusammen auf einer Studienreise in Israel. Sie ist seit 25 Jahren eine ausgezeichnete Reisef€hrerin. Auf dieser Reise durch das Heilige Land empfingen Angelika und ich wichtige Impulse und Offenbarungen von Gott €ber seine zuk€nftigen Plƒne mit uns und dem Arche Zentrum. 31 32 Jeremia 29,7 www.elisabethsyreministries.net 137 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Sie sprach in einer Versammlung am 28. April 2005 €ber uns aus: „Die Gesch€fte des Heiligen Geistes werden ge‡ffnet. Du hast die T•r der Gunst ge‡ffnet. Segne das Schloss. Danke f•r den Zugang zu Situationen, die ihr jetzt noch nicht habt. Danke f•r die Freisetzung. Alle Arbeitslosigkeit ist besiegt. Danke f•r den Raum, der freigestellt wird. Danke f•r den Laden der Brautkleider 33. Danke f•r das Gesch€ft, in dem Kuchen gebacken wird. Zeige ihnen das Rezept. Danke, du tust Dinge in dieser Gegend. Danke f•r einen neuen Stempel vom Heiligen Geist. Ich tu Bu„e •ber alle Menschen und spreche Liebe aus in Jesu Namen. Danke, dass du sie •ber die Schwelle gebracht hast. Danke f•r Ex- und Import. Danke f•r die Evangelisten. Danke, dass der Armutsgeist besiegt ist und du den reichen Geist des Heiligen Geistes gibst. Danke f•r den internationalen Geist. Ihr schafft neue Wellen, neue Wogen im Heiligen Geist. Danke, dass du Peter bef‡rdert hast. Ihr werdet nie Pleite gehen. Niemals Konkurs! Segne die Gesch€fte nach S•dafrika! Segne die Schuhschr€nke! Danke f•r das Haus, wo Hochzeiten gefeiert werden. Danke, dass du unser Leuchtturm bist. Danke f•r die vielen Menschen, die kommen werden. Auch f•r die Finanzen durch sie. Danke f•r die Integration von Menschen. 33 Tatsächlich haben wir inzwischen einige Brautkleider erhalten. 138 JESUS KANN ALLES €NDERN 17. Kapitel Die Vision erf†llt sich „Der Glaube aber ist eine gewisse Zuversicht, des was man hofft; ein •berzeugt sein von Dingen, die man noch nicht sieht.“ 34 34 Hebräer 11,1 139 JESUS KANN ALLES €NDERN 140 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Winter 2004 - Sommer 2005 Im Fr€hjahr 2005 gr€ndeten wir den Verein Arche Zentrum e.V.; zuvor war das Arche Bistro €ber das Hauskirchen-Netzwerk Deutschland e.V. abgesichert. Wir beantragten die Freistellung von der K‰rperschaftssteuer und verankerten in unserer Satzung gemeinn€tzige, mildtƒtige und religi‰se Ziele. Bei der Frage nach der Umsatzsteuer gaben wir einen zu erwarteten Jahresumsatz von weniger als 15.000 Euro an und waren damit nicht umsatzsteuerpflichtig. Damit kam auch zum Ausdruck, welche Einkunftserwartung wir mit dem Sozialkaufhaus hatten. David suchte f„nf Steine aus, wir sieben Hallen Als David bereit war, gegen Goliath zu kƒmpfen, wƒhlte er f€nf Kieselsteine35. Er war nicht so vermessen, anzunehmen, dass der erste Stein sein Ziel erreichen w€rde. Es reichte ihm, wenn es einer der f€nf Steine sein w€rde. Er vertraute Gott und wurde belohnt. Der erste Stein saˆ. Bei uns war es der siebte Versuch. Und der saˆ auch! Wir entschieden uns, im Glauben und Vertrauen auf Gott Schritte zu gehen. Unsere erste Aufgabe: Die Suche nach einem geeigneten Objekt in der Gr‰ˆe von mind. 300 qm, verkehrsg€nstig mit ‰ffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Unsere maximale Mietvorstellung lag bei unter ca. 1.500 Euro. 1. Objekt: 250 qm in der Nƒhe unseres Arche Bistros. Mietpreis ca. 1.000 Euro. Umfangreiche und aufwƒndige •nderungsmaˆnahmen erforderlich, die finanziell nicht zu realisieren waren. 2. Objekt: 500 qm, 500 m zur Haltestelle, 2.000 Euro + NK, 10 Monate mietfrei. Innenausbau erforderlich. Mietpreis und Entfernung zur Haltestelle entsprachen nicht unseren von Gott erbetenen Vorgaben. 35 1. Samuel 17,40 141 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 3. Objekt: Eine 700 qm Gewerbehalle in zentraler Lage, wo sich B8 und B58 kreuzen. Dort verkaufte die CJD bis Ende 2004 Gebrauchtm‰bel. Mietpreis €ber 2.000 Euro waren f€r uns zu hoch. 4. Objekt: Eine Halle am Rande der City war mit 100 qm f€r unsere Zwecke zu klein. 5. Objekt: Ein ehemaliges Fliesenzentrum, g€nstig direkt an einer Bushaltestelle gelegen, der Mietpreis stimmte. Wir erhielten einen Grundrissplan und richteten im Geiste schon ein. Beim Termin f€r die Unterzeichnung des Mietvertrages erfuhren wir, dass die Miete 400 Euro h‰her sein sollte - und lehnten dankend ab. Zuhause angekommen, waren Angelika und ich dankbar, wie lautstark der der Herr die T€r geschlossen hatte und uns vor einem groˆen Fehler bewahrte. 6. Objekt: Eine gr‰ˆere Garage am Rand der Weseler City. F€r unsere Zwecke war das Objekt zu klein. Vor einigen Wochen hatten wir wieder Kontakt zu der Vermieterin. Wir konnten einer Schwester helfen, in ihrem Haus eine Wohnung zu bekommen. So war der fr€here Kontakt nicht ganz vergeblich. Juni 2005 7. Objekt: Im Januar 2005 wurden das Arche Zentrum Mitglied im Tauschring Niederrhein. Wir erfuhren, dass der Vorsitzende auf der Suche nach einem kleinen Lager f€r Gebrauchtm‰bel war. Im Juni 2005 lud er uns zu einem Gesprƒch mit dem Geschƒftsf€hrer der „Christlichen Jugenddorfwerk“ (CJD) ein, einem Zweig des Diakonischen Werkes. Die CJD betrieb Jahre lang ein Gebraucht-M‰bellager an mehreren Standorten in Wesel - sie hatten sich zwischenzeitlich von 700 qm auf ca. 200 qm verkleinert. Ende Juni 2005 gaben sie es ganz auf. Wir erfuhren in dem Gesprƒch, dass die CJD ihren ersten Standort in der Doelenstraˆe 3 in der kleinen Fuˆgƒngerzone in der Weseler Innenstadt hatte und mit diesem Standort am meisten zufrieden waren. 142 JESUS KANN ALLES €NDERN Nach dem Gesprƒch konnten wir diese Rƒumlichkeiten besichtigen: 500 qm auf 3 Etagen. Das Objekt war erst vor wenigen Monaten von einem t€rkischen Kulturverein angemietet und mit der B€rgermeisterin aus Wesel und dem B€rgermeister einer t€rkischen Stadt feierlich er‰ffnet worden. Schon bald geriet der Verein in finanzielle Schwierigkeiten, konnte seit Monaten die Miete nicht zahlen. Wir erfuhren, dass der Vermieter der stƒdtische Bauverein sei, ein Unternehmen der Stadtverwaltung. Gespr•ch bei der B„rgermeisterin und beim Bauverein Der nƒchste Schritt war f€r Angelika und mich ein Gesprƒch bei der B€rgermeisterin Ulrike Westkamp. Sie war sehr offen f€r unser Anliegen. Da sie uns ja bereits von ihrem Besuch im alten Arche Zentrum kannte und um die Situation der CJD wusste, war sie sehr an unseren Plƒnen sehr interessiert. Sie beschrieb die Notwendigkeit eines 2. Hand-M‰bellagers f€r Wesel nach dem Wegfall der CJD. Was f€r ein g‰ttlicher Zufall wollte es, dass sie vor wenigen Tagen zur Aufsichtsratvorsitzenden des Bauvereins gewƒhlt wurde, dem Vermieter des Kulturvereins in der Doelenstraˆe. Frau Westkamp stand unseren Plƒnen sehr wohlwollend gegen€ber; finanzielle Unterst€tzung konnte sie allerdings nicht in Aussicht stellen. Aber sie konnte uns die T€r zum Geschƒftsf€hrer des Bauvereins ‰ffnen. Wir freuen uns, dass auch nach f€nf Jahren der Kontakt zu unserer B€rgermeisterin nach wie vor sehr gut ist. Sie ist immer f€r uns ansprechbar und wir beziehen sie bei wichtigen anstehenden Entscheidungen mit ein. Einige Tage spƒter bekamen wir einen Termin beim Geschƒftsf€hrer des Bauvereins. Wir bekundeten unser Interesse an dem Objekt, sollte dem zahlungsunfƒhigen jetzigen Mieter die K€ndigung ausgesprochen werden. Als unser Gesprƒchspartner nebenbei €ber seine R€ckenprobleme klagte, betete ich f€r ihn und segnete ihn. Die ‰rtliche Presse wurde €ber unser Gesprƒch informiert und berichtete mehrmals ausf€hrlich €ber das Arche Zentrum und unsere Plƒne. Genauso ausf€hrlich berichteten die Zeitungen €ber die finanziellen Probleme des jetzigen Mieters. 143 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Wir sp€rten: Ohne unser Zutun war hier Gott am Werk! Nach einigem zƒhen Widerstand war der bisherige Mieter bereit, die Rƒume aufzugeben. Wir unterschrieben einen Mietvertrag ab 1. August 2005 und zahlten in den Monaten August bis Dezember eine Staffelmiete. Der Vertrag ist auf unbestimmte Zeit abgeschlossen, mit einer gesetzlichen K€ndigungsfrist. Gew‰hnlich werden gewerbliche Mietvertrƒge €ber einen lƒngeren Zeitraum geschlossen, z.B. f€nf oder zehn Jahre. Die Begr€ndung war damals, dass bereits seit zwanzig Jahren geplant war, das Gebƒude abzureiˆen und stattdessen Parkplƒtze zu errichten. 2008 wurde auch dieser Plan von Seiten der Stadtverwaltung aufgegeben. Der Mietpreis ist der niedrigste aller sieben Objekte, die wir in Betracht gezogen hatten. In der gesamten Zeit hatten wir bisher nicht eine einzige Mieterh‰hung. Dar€ber hinaus haben wir bisher jedes Jahr eine R€ckzahlung von Nebenkosten erhalten. Umzug in die Doelenstra‚e Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wurde uns klar: Gott m‰chte, dass wir das Arche Bistro komplett in das neue Gebƒude verlegen. Bei einigen der von uns besichtigten Objekte hƒtten wir das Bistro am Holzweg behalten und so doppelte Miete bezahlt. Das bedeutete, dass wir durch den Umzug nur ca. 200 Euro Mehrbelastung hatten, auch wenn wir keinen einzigen Cent Umsatz machen w€rden. Wir k€ndigten unseren alten Mietvertrag zum 31. Januar 2006 und hatten noch einige Monate die Miete f€r das alte und das neue Zentrum zu zahlen. Wir feierten die Einweihung der oberen Etage (150 qm) - dem Arche Treff – am 16. und 17.9.2005 mit einem Hip-Hop-Konzert der Gruppe Sailes+Aaron36 sowie einer s€dafrikanischen Tanzgruppe. Nach einem kurzen Live-Auftritt in der Fuˆgƒngerzone um die Ecke folgten spontan €ber dreiˆig junge Leute der Einladung ins kostenlose Konzert. Sie waren begeistert! 36 www.sailes-aaron.de 144 JESUS KANN ALLES €NDERN Arche Zentrum Seiteneingang und B€ro 145 JESUS KANN ALLES €NDERN Arche Zentrum 146 2004 - 2009 Ladeneingang und Schaufenster JESUS KANN ALLES €NDERN Was bieten wir an? Wir bieten sowohl Produkte als auch Dienstleistungen an. Produkte: M‰bel-Vollsortiment: K€che, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer etc. Hausrat: Besteck, Geschirr, Kleinelektrogerƒte, Stores etc. Kleidung: ausgewƒhlte Garderobe in Normal- und Šbergr‰ˆen Elektrogroˆgerƒte: Waschmaschine, Trockner, Sp€lmaschine, (Einbau-)Herd, Backofen, Mikrowelle etc. Accessoires: Deko, Bilder, Spielsachen, Geschenkartikel, Schallplatten, B€cher etc. Parterre: Wohnzimmerm‰bel Parterre: Wohnzimmerm‰bel Souterrain: K€chen, Schlaf- u. Esszimmer Groˆ-Elektro-Bereich Theke, Kassenbereich 147 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Dienstleistungen: Kostenlose Abholung von M‰beln (inkl. Abbau) und Kleidern Lieferung und auf Wunsch Aufbau im Arche Zentrum gekaufter M‰bel Transport und auf Wunsch Aufbau von Fremdm‰beln Umzugshilfen: Planung und Unterst€tzung bei Umz€gen, besonders bei Hartz-IV in Zusammenarbeit mit der ARGE bzw. dem Sozialamt Wohnungsauflƒsungen: kostenlose Abholung f€r das Arche Zentrum, kostenpflichtige Entr€mpelung als Sperrgut Hilfen im Haushalt: Etatplanung, Schuldenberatung (ohne Insolvenz), Einkaufshilfe, kleinere Hausmeistertƒtigkeiten, Gartenpflege, Housesittung Gospelabend mit kostenlosem Essen, Live-Musik und GospelThemen Kidstreff, Abenteuerland Gospelabend mit gemeinsamen Essen 148 JESUS KANN ALLES €NDERN Gospelabend Live-Musik Kidstreff Abenteuerland Abenteuerland In Kapitel 23 gehe ich genauer auf die Gesamtstrategie, Voraussetzungen und Chancen, Zusammenarbeit mit •mtern usw. im Rahmen unseres Seminarangebotes Gemeinde und Diakonie ein. Auˆerdem sei schon hier erwƒhnt, dass wir Interessenten Praktika anbieten, um die Arbeit im Arche Zentrum von der praktischen Seite kennen zu lernen. 149 JESUS KANN ALLES €NDERN 150 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN 18. Kapitel Ohne Moos was los „Ihr, die ihr kein Geld habt, kommet, kaufet ein und esset! Ja kommet, kaufet ohne Geld und ohne Kaufpreis“ 37 37 Jesaja 55,1 151 JESUS KANN ALLES €NDERN 152 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Aufs Wasser gehen Als Petrus Jesus €ber das Wasser laufen sah, bat er ihn, ebenfalls €ber das Wasser zu ihm zu kommen. Tatsƒchlich konnte auch er auf dem Wasser laufen, solange er seinen Blick fest auf Jesus gerichtet hatte. Als er sich ablenken lieˆ und auf die Wellen schaute, sank er. Was taten die J€nger, die im Boot saˆen? Nichts! Jesus griff Petrus beim Schopf und brachte ihn sicher ins Boot.38 Diese Situation finden wir immer wieder in den Gemeinden. Da gibt es Menschen, die voller Glauben voran gehen wollen, den Blick fest auf Jesus gerichtet. Die Geschwister staunen €ber den erfolgreichen Beginn. Wenn dann aber Schwierigkeiten auftreten, stehen sie nur da und denken oder sagen: „Das haben wir doch vorher gesehen.“ Wir kennen unsere Skeptiker, die nur darauf warteten, dass unser Projekt schief gehen w€rde. Manche warten immer noch darauf, andere haben sich €berzeugen lassen, weil sie bekennen m€ssen, dass Jesus mit uns ist. Den Mut, mit uns aufs Wasser zu gehen, also mit in das Projekt einzusteigen, hatte keiner von ihnen. Aber Angelika und ich stiegen aus dem Boot aus und stellten fest, das Wasser Jesu hat Balken! 15.09.2005 Wir stellten unseren ersten Vollzeit-Mitarbeiter ein: €ber 50 Jahre, 50% behindert, 100% Christ. Werner hat zwei k€nstliche H€ften. Sein Arzt schlug die Hƒnde €ber den Kopf zusammen, aber Werner war dankbar f€r die M‰glichkeit, nach zehn Jahren Arbeitslosigkeit trotz seiner Ausbildung als Gemeindepƒdagoge wieder eine Festanstellung zu haben. Šber das Arbeitsamt erhielten wir eine F‰rderung €ber zwei Jahre, der Landesverband Rheinland (LVR) finanzierte mit €ber 10.000 Euro 80% der Ausstattung seines Arbeitsplatzes. 38 Matthäus 14,23 - 33 153 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Unser Gottvertrauen war unersch€tterlich. Schlieˆlich wurde am 1.10.2005 seine erste Gehaltszahlung fƒllig. Der Herr belohnte unseren Glauben und versorgte uns von Anfang an f€r die Miete und alle anderen Kosten. Den abgebildeten LKW konnten wir monatelang kostenfrei von dem Weingroˆhƒndler nutzen, f€r den ich in der Saison Federweiˆer ausgeliefert hatte. Im Herbst 2005 war ich das letzte Mal f€r ihn auf Tour. Werners Arbeitsplatz Angelika und ich arbeiteten die nƒchsten Monate ehrenamtlich. Erst im Januar 2006 wurde ich ins Angestelltenverhƒltnis €bernommen und legte gleichzeitig meinen bis dahin innehabenden Vereinsvorsitz nieder, den Angelika von da an €bernahm. Sie arbeitet seit Mai 2006 mit Arbeitsvertrag. Der Segen flie‚t von Anfang an 10.10.2005 Erƒffnung Mit freundlicher Unterst€tzung der beiden groˆen Weseler Tageszeitungen NRZ und Rheinische Post, die uns schon seit Wochen regelmƒˆig mit Berichten begleiteten, wurde “Gutes aus 2. Hand” - Gebrauchtm‡bel und mehr – mit zwei groˆen Foto-Interviews er‰ffnet. Inzwischen hat sich der Begriff „Arche Zentrum“ und „Arche Sozialkaufhaus“ in der Bev‰lkerung eingeprƒgt. 154 JESUS KANN ALLES €NDERN Halbleeres Arche Zentrum nach der Er‰ffnung Wir trafen uns jeden Morgen vor Laden‰ffnung zu dritt zum Gebet. Wir stellten fest: Waren wir darin treu, wurden wir gesegnet. Vernachlƒssigten wir das Gebet, erlebten wir Niederlagen.39 Vom ersten Tag an sp€rten wir den Segen Gottes. Es gab keinen Tag, wo wir nichts in der Kasse hatten. Ebenso klingelte permanent nach dem Erscheinen der Zeitungsberichte das Telefon, um uns M‰bel und Hausrat anzubieten. Kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis40 Wir haben vom ersten Tag an nicht einen Cent f€r die angebotenen M‰bel bezahlt. Es handelt sich grundsƒtzlich um M‰belspenden. Die meisten Spender freuen sich, wenn ihre Gebrauchten nicht auf dem Sperrm€ll landen, sondern noch einen guten Zweck erf€llen. Wenn uns M‰bel zum 39 40 vgl. 2. Mose 17 Jesaja 55,1 155 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Kauf angeboten werden, sagen wir dankend ab. Oft kommen sie wieder, wenn sie sie nicht verkaufen konnten – oder €berlassen sie gleich uns. Eine dreifache Schnur zerrei‚t so schnell nicht In Prediger 4,12 heiˆt es: „Und wenn einer den einzelnen •berwindet, so werden (doch) die zwei ihm widerstehen; und eine dreifache Schnur wird nicht so schnell rei„en“. Als Dreierteam stellten wir fest, dass Gott uns in dieser Konstellation zusammengestellt hatte: Angelika besichtigt die angebotenen M‰belgeschenke und entscheidet €ber die Annahme. Auˆerdem leitet sie den Verkauf, die Innendienstmitarbeiter und ist f€r die Gesamtleitung verantwortlich. Zu Angelikas Stƒrken zƒhlen: sie telefoniert gerne (das mag ich gar nicht!), sie ist kontaktfreudig und kann gut mit Menschen umgehen. Werner ist der Leiter der Hausgemeinde Landungsbr•cke in Bochum im Hauskirchen-Netzwerk Rhein-Ruhr. Aus diesem Netzwerk ist 2009 das Netzwerk Einfache Gemeinden Niederrhein ausgegliedert worden, dem wir mit dem Arche Zentrum angeschlossen sind. Werner war unser erster LKW-Fahrer und ein Allroundtalent mit Schwerpunkt Abholung und Auslieferung. Ein besonderes Hƒndchen bewies er, wenn K€chen oder Schrƒnke ab- oder aufgebaut werden m€ssen. Anfang 2009 schied Werner aus gesundheitlichen Gr€nden aus, aber nicht wie man meinen k‰nnte, wegen Problemen mit seinen k€nstlichen H€ften. Er hatte kurz hintereinander zwei Herzattacken und ist inzwischen wegen dieser Probleme Fr€hrentner. Obwohl eigentlich als kaufmƒnnische Allroundkraft angestellt, war ich in den ersten sechs Monaten nach der Er‰ffnung des Sozialkaufhauses die meiste Zeit mit Werner auf dem LKW. Gemeinsam kamen wir locker auf €ber einhundert Jahre. Gott gab uns jeden Tag neue Kraft, oft wirklich schwere M‰bel treppauf, treppab zu tragen. Heute haben wir in der Regel zwei bis f€nf Mitarbeiter auf dem LKW. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, wie es der Herr gemacht hatte, dass Werner und ich die erste Zeit alles allein bewerkstelligten. Aber sicher gilt 156 JESUS KANN ALLES €NDERN hier das Wort, dass „der Herr dem M•den Kraft gibt und St€rke dem Unverm‡genden.“ 41 Gelegentlich halfen weitere Mitglieder der Arche-Familie ehrenamtlich mit, z.B. bei Wohnungsaufl‰sungen oder bei einem Klaviertransport. Inzwischen sind wir insgesamt vier Vollzeit- und drei Teilzeitbeschƒftigte.42 Alle waren vorher Langzeitarbeitslose. Zusƒtzlich haben wir bis zu drei sog. 1,50-Euro-Jobber, beinahe regelmƒˆig Leute, die Sozialstunden ableisten und mehrmals im Jahr Praktikanten. Wir beten schon seit Jahren f€r einen jungen Menschen, der ein Herz f€r Jugendliche hat und k‰rperlich fitt ist, um halbtags bei den Auslieferungen oder im Laden mitzuhelfen. Wir sind gespannt, wann Gott auch diese T€r ‰ffnen wird. 2006 Videoclip Bibel TV 2006 produzierte Bibel-TV einen kostenlosen Werbespot f€r das Arche Zentrum, der eine Zeit lang regelmƒˆig ausgestrahlt wurde und noch immer auf der Website von Bibel-TV im Archiv bzw. auf youtube.de abgerufen werden kann.43 Israelreisen 2007 und 2009 Wir freuen uns sehr, dass wir inzwischen zweimal in Israel mit ganz unterschiedlichen Gruppen und Ansƒtzen sein durften. Ganz toll war, dass wir keine Orte doppelt besucht haben und wenn doch, andere Dinge gesehen haben (z.B. in Yad Vashem). Besonders intensiv war die zweite Reise mit Elisabeth Syr‹. Sie hatte ein strammes Programm mit Fr€hst€ck um sieben Uhr, Sightseeing ab acht Uhr – die erste Woche fast nur zu Fuˆ und abends oft noch mit einem geistlichen Angebot. 41 Jesaja 40,29 Stand: Dez. 2009 43 http://bibeltv-vod.ip-fernsehen.net/index.php?band=T4000304 oder youtube.de 42 157 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Besonders nachdr€cklich bleiben mir die Besuche bei messianischen Judenfamilien und –gemeinden, der palƒstinensischen Gemeinde in Bethlehem und den israelisch-arabischen Christengemeinden und -familien in Erinnerung. F€r Angelika wird ihre Heilung am Teich Bethesda unvergesslich bleiben. Auch unser erneuertes Eheversprechen in Kanaan hat uns stark beeindruckt oder der Lobpreis mit Daniel Carmel, the fisherman from Galiilee44, auf dem See Genezareth. Am See Genezareth verbrachten wir die letzten zwei Tage im Kibbuz EnGev unterhalb der Golanh‰hen, gegen€ber von Tiberias. Der See war sehr ruhig und angenehm warm. Es herrschten Lufttemperaturen von angenehm zu ertragenden 36 Grad. Was mich allerdings faszinierte, war die Akustik, wenn man im Wasser war. Ich schwamm ziemlich weit raus und konnte jedes Wort am Ufer verstehen – und umgekehrt war es genauso. Ich begriff, warum Jesus gerne Simons (Petrus) Fahrdienst-Boot bestieg, sich setzte45, um zu der Menschenmenge am Ufer zu reden. Jeder konnte ihn h‰ren und verstehen, ohne Mikrofon, Verstƒrker und Lautsprecherboxen! In Israel empfand ich auch das Reden Gottes, dieses Buch zu schreiben. Ich empfing im Geist den Titel und den Inhalt und schrieb alle Gedanken auf, die in meinen Sinn kamen. Das alles sind Segnungen, die wir empfangen, aber auch weitergeben d€rfen, wenn wir dem Herrn vertrauen, ihn unseren Leiter und F€hrer sein lassen und gehorchen. 44 45 www.elisabethsyreministries.net Matthäus 13,2; Lukas 5,3 158 JESUS KANN ALLES €NDERN 19. Kapitel Suchet der Stadt Bestes 46 „Gebt ihr ihnen zu essen!“ 47 „In diesen Tagen aber… entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebrƒer, weil ihre Witwen bei der tƒglichen Bedienung „bersehen wurden… Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlƒssigen (griech.: kataleigo= verlassen) und die Tische bedienen (griech.: diakoneo)… seht euch nun um, Br„der, nach sieben Mƒnnern unter euch… die wir „ber dieses Geschƒft bestellen wollen“ 48 46 Jeremia 29,7 Matthäus 14,16 48 Apostelgeschichte 6,1ff 47 159 JESUS KANN ALLES €NDERN 160 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Als wir die ersten Kontakte mit unserer B€rgermeisterin hatten, war es uns ein Anliegen, dass sie von unserer Motivation erfuhr. Wir gaben ihr Zeugnis €ber das Reden Gottes in unserem Leben und welche Plƒne wir erkennen konnten, der Stadt Bestes zu suchen. PPP, Adventsmarkt, Infotisch Zunƒchst einmal ist wichtig, dass wir in der Stadt prƒsent sind und als Christen wahrgenommen werden. Jedes Jahr am ersten Augustwochenende finden die PPP-Tage (Pauken, Plunder, Promenade), unser weit €ber die Region bekanntes Stadtfest statt. Wir sind von Anfang an immer mit einem Infostand dabei. Inzwischen haben wir einen Stammplatz, so dass Leute, die uns gezielt suchen, uns leicht finden k‰nnen. Wir €berlegen uns jedes Jahr ein neues Motto und entwickeln kreative Ideen, wie wir die Bev‰lkerung erreichen. Am ersten Dezemberwochenende gibt es im Schatten des Weseler Doms einen Adventsmarkt, der von Weseler Vereinen gestaltet wird. Gerne nutzten wir in den ersten Jahren das Angebot, um Kleinigkeiten und Geschenkartikel oder auch Leckereien anzubieten. 2006 erhielten wir vom Ordnungsamt die Genehmigung, einmal im Monat mit einem Infostand in der Fu„g€ngerzone auf das Arche Zentrum aufmerksam zu machen. 2010 wollen wir die Idee wieder aufgreifen und einen Schritt weitergehen, indem wir bei einer Tasse Kaffee das Gesprƒch €ber Jesus mit den Menschen unserer Stadt suchen. Frauencaf‰, Gospelabend, Kidstreff Jeden Mittwoch lƒdt Angelika zum Frauenfr•hst•ck ein. Freitags laden wir zum Gospelabend ein, unserem „Gottesdienst“. Der Gospelabend ist anders als in traditionellen Gemeinden. Da wir immer wieder Gƒste begr€ˆen d€rfen, haben wir uns von allen „kanaanitischen Fremdw‰rtern“ und traditionell-religi‰sen Verhaltensweisen verabschiedet. Im Arche Treff gibt es keine Stuhlreihen. Wir sitzen an einem groˆen Tisch oder mehreren Tischinseln. 161 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Wir beginnen mit einem gemeinsamen Abendessen (Bring and Share) mit oft anregenden Gesprƒchen. Jeder darf berichten, wie es ihm in der vergangenen Woche ergangen ist und daran schlieˆt sich oft Gebet, Lobpreis – wir sagen: Gospel-Livemusik (es kann vorkommen, dass Gƒste anfangen zu klatschen) und ein gemeinsames Gesprƒch €ber ein biblisches Thema an – wir sagen: Gospel-News oder Gospel-Nachrichten. Es ist immer wieder begeisternd, wie angenehm Gƒste die Atmosphƒre empfinden und wie sie durch Zeugnisse und Loblieder ber€hrt werden. Wir geben dem Heiligen Geist viel Freiraum zu wirken. Es ist interessant, immer wieder festzustellen, wie er kommt und die Leitung €bernimmt. 2005 konzentrierten wir uns €berwiegend auf die Entwicklung des Sozialkaufhauses. 2006 hatten wir wieder mehr Zeit gefunden, uns in den geistlichen Dingen zu bewegen und von Gott Weisung zu empfangen. Wir haben die erste Etage mit 150qm Flƒche komplett als „Mehrfunktionsraum“ eingerichtet. Neben den Tischen bauten wir eine kleine B€hne f€r die Musiker. Wir kauften zwei gebrauchte Billardtische bei ebay, richteten eine Computerecke mit Internetanschluss ein und erhielten einen Turnierkicker als Spende von der Werbegemeinschaft sowie eine Tischtennisplatte, zwei Elektronik-Darts und jede Menge Spielesammlungen von privaten Spendern. Mitte 2006 hatten wir den Eindruck, dass wir den Arche Treff f€r Kinder und Jugendliche ‰ffnen sollten. Sie durften unter Aufsicht von Mahdi, unserem libanesischen Bruder, nachmittags zum freien Spielen kommen. Einmal in der Woche boten wir ihnen einen organisierten Nachmittag mit Spielen und Unterweisung in Gottes Wort an: das Abenteuerland. Im Sommer 2006 erfuhren wir aus der Zeitung, dass das Jugendheim des Willibrordi-Doms aus Kostengr€nden geschlossen wurde, obwohl die Stadt es mit 20.000 Euro im Jahr bezuschusste. Interessant, dass wir da bereits €ber das eigene Jugendheim ohne Kostenapparat nachdachten und dann auch umsetzten. Wir unternahmen den Versuch und beantragten den Zuschuss f€r unsere Arbeit, allerdings hatte die Stadt einen anderen Plan zur Mittelverwendung. Wir waren dankbar, dass der Herr wieder einmal eine T€r verschlossen hatte. Wir sollten schlieˆlich nur von ihm abhƒngig sein und nicht auf Menschen vertrauen. Als wir den Arche Treff f€r die Kids er‰ffneten, erwarteten wir die Zielgruppe 13+, tatsƒchlich kam die Gruppe 13-. Šberraschend war, dass sie 162 JESUS KANN ALLES €NDERN freitags bis zum Abend blieben, dann bis zum Abendessen, manche sogar bis zum Ende des Gospelabends. Inzwischen wurden sie ein Bestandteil des Freitagabends mit Tanz und Gesang. Wenn ihnen dann die Gemeinschaft der Erwachsenen zu langweilig wurde, konnten sie sich nach hinten in ihre Spielecke verziehen. Inzwischen kann Mahdi die Aufsicht nicht mehr €bernehmen und ein Teil der Kinder ist weggeblieben, als sich ihre M€tter entschlossen, eine eigene Hausgemeinde zu gr€nden. Daher beten wir nach wie vor, dass Gott eine neue T€r aufmacht und ein Jugendleiter seine Berufung nach Wesel sieht. Arche Dinner und Sonntags-Brunch Unsere wichtigste Frage lautete von Anfang an: Wie k‰nnen wir Menschen f€r Jesus gewinnen? Wir erleben fast tƒglich, dass die meisten Kunden aus gescheiterten Beziehungen kommen, Trennung oder Scheidung. Besonders auffƒllig ist der Anteil derer, die dann in Hartz-IV abrutschen und mit einem Einkaufsgutschein des Arbeitsamtes zu uns kommen. Des weiteren registrieren wir, dass es in der Regel Frauen – mit Kindern – sind, nach dem Motto, der eine Partner behƒlt alles, wƒhrend der andere Partner vor dem Nichts steht. Diesem Personenkreis m‰chten wir unser Herz ganz weit ‰ffnen. F€r sie veranstalten wir spezielle Arche Dinner und Sonntags-Brunchs, an denen sie kostenlos als unsere Gƒste mit Kind und Kegel teilnehmen d€rfen. Erreichen wir so ihr Herz, gelingt es uns auch, sie f€r Jesus zu begeistern. Jedes Jahr haben wir Neubekehrte, die wir auf einem Sommerfest im Weseler Auesee ‰ffentlich taufen. Treffen in den H•usern und bei Mc Donalds Unser Ziel ist, die direkte Umgebung – Nachbarn, Freunde, Ehepartner, Kinder, Eltern, Verwandte etc. – zu erreichen. Deshalb treffen wir uns in 163 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 der Woche mit ihnen in ihren Wohnungen und legen ihnen dort das Wort Gottes genauer aus.49 Wir erleben leider bisher keine Massenbekehrungen, aber wir sind dankbar f€r jede einzelne Seele, die den Herrn kennen lernt und ihm nachfolgt. Mit einigen Br€dern aus Einfachen Gemeinden am Niederrhein treffe ich mich in unregelmƒˆigen Abstƒnden bei McDonalds. Wir beten dort zusammen, nat€rlich laut und ohne Scheu vor den anderen Gƒsten, sprechen €ber geistliche Themen und planen gemeinsame Termine und Veranstaltungen. Seminare und anerkannte Bibelschule Regelmƒˆig bieten wir Seminare mit Referenten aus dem Netzwerk RheinRuhr bzw. Niederrhein an. Folgende Seminare wurden zuletzt durchgef€hrt: Richard Schutty: Die Motivationsgaben50 Richard Schutty: Gaben und Dienste22 Reinhard Kr‰ger: Beruf, Berufung und Berufsfelder, funktionieren; mit Berufsinteressen-Test51 Peter Rode: Kostensenkungen und Sparen im Haushalt die 2008 beendeten wir den ersten Jahrgang der Internationalen Schule des Dienstes (ISDD)52. Es wurden zwei Universitƒtsdiplome, zwei ISDDDiplome und zwei ISDD-Zertifikate verliehen. 49 sh. auch Apostelgeschichte 18,26 Auch als Buch u. Onlineversion bei: www.taube-lebensdienst.de 51 Reinhard Kröger ist freier Berufsvermittler und Seminarleiter im Ruhrgebiet 52 www.isddbibelschule.de 50 164 JESUS KANN ALLES €NDERN Evangelisation Explosiv 2009 lernten wir durch einen Kontakt, den Richard Schutty, aus meiner Geburtsstadt Oberhausen, hergestellt hatte, Evangelisation Explosiv (EE)53 kennen. EE ist eine Form der Evangelisation in f€nf interessanten Schritten: 1. Kontakt zu Menschen aufnehmen: auf der Straˆe, im Internet-Chat, in der Kneipe und wie sonst Menschen erreicht werden k‰nnen. Wir haben dazu unser B€ro umfunktioniert, um Kunden zu einer Tasse Kaffee oder Tee einzuladen. 2. Herausfinden, ob die Person offen f€r das Evangelium ist: ein Fragebogen filtert die Interessierten von den Desinteressierten. 3. Das Gesprƒch wird nur mit den Interessierten weitergef€hrt, indem durch praktische Beispiele und Geschichten die Erl‰sungstat Jesu erklƒrt wird. Der Zuh‰rer wird durch Fragen ins Gesprƒch mit einbezogen und der Erzƒhlende hat die Sicherheit, dass der Zuh‰rer noch bei ihm ist. 4. Das Ziel ist, dass am Ende des Gesprƒches die Person verstanden hat, was und warum Jesus es f€r sie tat. Wenn die Person nach wie vor offen ist und ihre Schuld erkennt, kann ein Šbergabegebet gesprochen werden. 5. Es wird ein Termin und Ort vereinbart (fand das Gesprƒch auf der Straˆe statt, vereinbaren wir ein Caf‹ oder eine Kneipe als Treffpunkt), um das Wort Gottes noch genauer auszulegen oder wir laden sie zum Gospelabend, Frauencaf‹, Dinner etc. ein. Evangelisation Explosiv kann jeder lernen. Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis. Wenn wir unsere Gemeindeglieder schulen, wie sie EE anwenden k‰nnen und sie trainieren, bis sie sicher sind, sind sie anschlieˆend in der Lage, so ausgesandt zu werden, wie Jesus seine J€nger ausgesandt hat.54 Dieses Kapitel war €berschrieben mit dem Thema: Suchet der Stadt Bestes. Was kann man besseres f€r seine Stadt, f€r sein Land tun, wenn 53 54 EE im Internet: www.evangelisation-explosiv.org vgl. auch: Matthäus 10,1 ff und Lukas 10,1 ff 165 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 a) Menschen von ihrer Schuld befreit werden, ein neues, von Gott gereinigtes und geheiligtes Leben empfangen b) Sie aus Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit herausgef€hrt werden und ihnen c) nicht zuletzt praktisch geholfen wird? Wie sieht es in deiner Stadt, in deiner Umgebung aus? Suchst du noch nach einen Schl€ssel, wie du Menschen mit der Botschaft vom Kreuz erreichen kannst? Wir haben unseren Schl€ssel gefunden. Vielleicht hast du ihn bald auch in deinen Hƒnden. 166 JESUS KANN ALLES €NDERN 20. Kapitel Die g‚ttliche Strategie, die Gemeinde zu segnen Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ 55 55 Matthäus 6,33 (Luther-Übers.) 167 JESUS KANN ALLES €NDERN 168 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Ich glaube nicht an Zufƒlle, ich glaube an Zufallen. Gottes Zufƒlle sind kein Ungl€ck oder Schicksal, sondern der Segen, den er uns f€r uns Leben versprochen hat. Gebetserh‰rungen geschehen nicht zufƒllig, sondern der Herr lƒsst sie uns zufallen. Gottes Segen liegt sichtbar auf dem Arche Zentrum. Hartz-IV, ARGE-Gutscheine, 1,50€-Jobs, Sozialstunden Als Sozialkaufhaus wollen wir den Bed€rftigen helfen und da wir als mildtƒtig anerkannter Verein handeln, haben wir keine Gewinnabsichten. Šbersch€sse kommen wiederum mildtƒtigen Zwecken zugute. Wir unterst€tzen Familien im In- und Ausland, Missionare und Missionsgesellschaften sowie Bibel-TV. Aber auch Nicht-Bed€rftige d€rfen bei uns einkaufen. Wir zeichnen unsere Waren mit zwei Preisen aus. Der im Schnitt um 25% ermƒˆigte Preis gilt f€r alle, die ihre Bed€rftigkeit anhand von Unterlagen nachweisen k‰nnen. Diese werden kopiert und abgelegt als Nachweis f€rs Finanzamt. Ca. 1/3 der Einnahmen erzielen wir mit Nicht-Bed€rftigen, ca. 1/3 erzielen wir mit Bed€rftigen, die uns einen g€ltigen Hartz-IV-Bescheid vorlegen. Januar 2006 Rahmenvereinbarung Nachdem wir eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt und dem Kreis Wesel sowie mit der ARGE (Arbeitsgemeinschaft Agentur f€r Arbeit und Sozialamt) abgeschlossen haben, k‰nnen ALG2- bzw. Sozialgeld-Empfƒnger mit Berechtigungsschein bei uns kostenlos M‰bel aussuchen. Die Abrechnung erfolgt mit den •mtern. Die Kunden mit Berechtigungsschein d€rfen in einem von der ARGE vorgegebenen Preisrahmen einkaufen. Der Maˆstab sind dabei unsere reduzierten Preise. Wenn sie einen Artikel haben m‰chten, der €ber den Rahmen hinaus geht, verrechnen wir den Preis mit einem anderen Artikel, der von uns niedriger angesetzt ist oder der Kunde macht eine Zuzahlung. Grundsƒtzlich lehnen wir ab, andere als auf dem Berechtigungsschein angegebenen Artikel herauszugeben. Uns sind stichprobenartige Šberpr€fungen bekannt, ob die Kunden die vereinbarten Artikel tatsƒchlich bekommen haben. Eine Barauszahlung ist nat€rlich ebenso ausgeschlossen. 169 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Februar 2006 Au‚enlager Der Platz wird zu klein: Wir mieten ein zusƒtzliches Lager an (100qm), wo wir die verkauften und noch nicht ausgelieferten M‰bel zwischenlagern. M•rz 2006 •ffentliche Arbeitsgelegenheiten Es kostete uns einige Kƒmpfe, aber es hat sich gelohnt: Seit Mƒrz 2006 werden uns zunƒchst f€nf, 2010 sind es drei Langzeitarbeitslose als “1,50 Euro-Jobber” zugewiesen: zwei f€r die Transporte, ein bis zwei f€r den Verkauf, eine Person f€r das B€ro (wurde inzwischen leider ersatzlos gestrichen). 1,50-€-Jobber erhalten neben ihren Hartz-IV-Leistungen (Arbeitslosengeld 2, Mietkosten- und Heizkosten€bernahme, Wohnungseinrichtungszuschuss bei Erstbezug) bis zu 180 Euro im Monat zusƒtzlich ohne Abz€ge. Wir stellen immer wieder fest, dass Gott uns Gunst gibt hat bei der Wahl dieser Mitarbeiter, die hoch motiviert sind. Frau Lukasik und Frau Stenzel waren 1,50€-Jobberinnen. Frau Lukasik ist jetzt in Vollzeit als Verkƒuferin die rechte Hand meiner Frau, Frau Stenzel in Teilzeit meine Buchhalterin. Mai 2006 Kidstreff Wir starten am 15. Mai den “Kidstreff”: Neben den reinen Spielnachmittagen boten wir verschiedene Musikangebote und Nachhilfen an. Ohne die finanziellen Segnungen wƒre das nicht m‰glich. Fazit: Als Jesus Petrus befahl, auf dem Wasser zu ihm zu kommen, sagte Petrus, dass er es auf Jesu Wort hin wagen wolle. F€r uns war das Projekt von Anfang an ein solches Wagnis. Kaum finanzielle Mittel, eine Durststrecke zu €berstehen, hat der Herr von Beginn an zu uns gestanden und uns auf wunderbare Weise versorgt. Wir durften mehreren Familien und Einzelpersonen in echten Notlagen mit kostenlosen M‰beln helfen, hunderte mit verbilligten M‰beln, wir haben Kunden zum Dinner eingeladen und Bekehrungen erlebt. 170 JESUS KANN ALLES €NDERN Eine unserer 1,50 Euro-Jobberinnen hat ihr Leben Jesus €bergeben, eine zweite hat das Šbergabegebet aus dem Heft “Vom Minus zum Plus” (von Reinhard Bonnke) gebetet. Wir freuen uns sehr, dass Gott uns einen Schl€ssel gegeben hat, wie wir die Menschen erreichen, ihnen materiell und geistlich helfen k‰nnen, dabei glaubw€rdig, authentisch und nicht sektenhaft erscheinen, so wie wir es auch in Matthƒus 5,13-16 beschrieben ist: „Ihr seid das Salz der Erde; wenn aber das Salz fade geworden ist, womit soll es gesalzen werden? Es taugt zu nichts mehr, als hinausgeworfen (als Streusalz, vom Autor hinzugef•gt) und von den Menschen zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt; eine Stadt, die oben auf dem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man z•ndet auch nicht eine Lampe an und setzt sie unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, und sie leuchtet allen, die im Hause sind. So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.“ Unsere Vision kann auch die deine werden. Wir laden dich ein, uns einmal nƒher kennen zu lernen und vor Ort zu erleben. Wir kommen auch gerne zu einem Seminar in deine Gemeinde. Auch ein kurzes oder lƒngeres Praktikum ist m‰glich. Šbrigens: Wir sind keine groˆe Gemeinde, sondern verstehen uns als Einfache Gemeinde / Simple Church. Gott schaut nicht auf die Menge, sondern aufs Herz. 171 JESUS KANN ALLES €NDERN 172 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN 21. Kapitel Aus Problemen lernen „Nach den Zeiten der Verkl€rung kommen Zeiten der Bew€hrung.“ Dietrich Bonhoeffer „Wenn mir Steine in den Weg gestellt werden, baue ich Gott daraus einen Altar.“ aus einem alten Kalenderblatt 173 JESUS KANN ALLES €NDERN 174 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Ich weiˆ nicht mehr, von dem der Spruch mit den Steinen und dem Altar stammt. Wir finden oft im Alten Testament, dass aus herum liegenden Steinen Altare gebaut wurden. Ob diese alle Stolpersteine waren, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich glaube, der erste Mann, der aus Steinen einen Altar baute, war Noah. Er war dankbar, dass die groˆe Pr€fung, die Flut hinter ihm lag und opferte Gott auf den zusammen gew€rfelten Steinen.56 Manchmal sind unsere Probleme so groˆ, dass wir den Boden unter den F€ˆen zu verlieren drohen. Wir glauben, abzusaufen und befinden uns eine Zeitlang in der Finsternis. Gerne fragen wir dann: „Gott, wo bist du?“ Tatsƒchlich aber rief Gott Adam und fragte ihn: „Adam, wo bist du?“57 Ich h‰rte vor einiger Zeit eine Botschaft. Sie erklƒrte auf anschauliche Weise, was die Bibel meint, unter dem Schirm des H‰chsten zu sein.58 Ich schreibe dieses Buch wƒhrend der Weihnachtszeit. In den Stƒdten herrscht wieder groˆer Andrang. Das Wetter ist nicht besonders freundlich in diesen Tagen. Es regnet viel und oft. „Stelle dir einmal vor, du gehst mit deinem Partner oder einer Freundin shoppen, ihr habt aber nur einen Schirm dabei. Der eine will dahin, die andere dort hin, aber nur einer trƒgt den Schirm. Der, der unter dem Schirm ist, bleibt vom Regen trocken; der andere wird nass. Wenn wir besch€tzt sein wollen, m€ssen wir dort sein, wo der Schirm ist.“ Den Schirm ben‰tigen, wenn es regnet. Wenn die Sonne scheint, lasse ich ihn zuhause. Wenn es brenzlig in unserem Leben wird, k‰nnen wir schon mal fragen, „wo warst du Herr, als ich dich am dringendsten brauchte?“ Die Antwort kennen wir: „Da habe ich dich mit meinen Hƒnden getragen!“ So sah unsere Situation im Jahr 2007 aus. 2005 wurden wir von den Zahlen, die wir schrieben, €berrascht. 2006 erlebten wir, wie es so weiter ging. Wir f€hlten uns €beraus gesegnet. Alles, was wir anfassten, gelang uns. 2007 und 2008 waren die Jahre der Pr€fungen, die ich im einzelnen vorstellen m‰chte. 56 1. Mose 8,20 1. Mose 3,9 58 Psalm 91,1-4 57 175 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Ein Stern verblasst Ab Juni 2005 hatten wir f€r einige Monate einen f€nf Jahre alten weiˆen Mercedes A140 mit einer Superausstattung und einer geringen Motorleistung kostenlos von einem Bruder zur Verf€gung gestellt bekommen. Seine Frau war kurz vorher gestorben. Schlieˆlich kauften wir das Auto weit unter dem Listenpreis und vereinbarten eine groˆz€gige Ratenzahlung. Anders hƒtten wir es nicht geschafft. Leider wollte er bald darauf nichts mehr davon wissen und verlangte den vollen Kaufpreis. Meine Schwiegereltern halfen uns aus, bis wir den kompletten Preis an sie zur€ckzahlen konnten. Im Januar 2007 fuhren wir im Schnee nach Kleve an der hollƒndischen Grenze, um Details €ber die geplante Israelreise zu erfahren. Auf dem R€ckweg nach Hause fing das Getriebe an zu spinnen. In der Werkstatt offenbarte man uns, dass das Getriebe defekt sei und ausgetauscht werden m€sse. Schaden: 4.000 Euro. Wir wollten nach Israel; das war ja auch viel preiswerter als die Reparatur. Aber beides zusammen ging nicht. Bis April stand das Fahrzeug in der Garage, bis wir das Geld zusammen hatten, um das Getriebe dann doch reparieren zu lassen, was immerhin noch €ber 2.000 Euro kostete. In 2008 fing das Auto aus unerklƒrlichen Gr€nden zu bocken an. Diagnose laut Ausdruck der Computerdaten: Das Steuergerƒt ist defekt und muss ausgewechselt werden. Kostenpunkt: 1.000 Euro. Jetzt reichte es uns und wir beteten. Wir beteten monatelang, ohne dass sich etwas tat. Wenn das Auto zwischendurch einfach so mal ausging, war das sehr unangenehm. F€r ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe kein Problem. Aber wir haben ein Auto mit Automatikgetriebe! Da kann man auf einer viel befahrenen Kreuzung oder vor einer Ampel schon mal ins Schwitzen kommen. Im Sommer kam noch ein komisches Klappern hinzu. Ein Federbein war gebrochen. Zusƒtzlich war die groˆe Inspektion fƒllig. Nachdem das Auto aus der Werkstatt kam, war alles wieder in Ordnung. Das Auto bockte nicht mehr, nichts klapperte mehr. Im November 2009 ging es ohne Mƒngel €ber den TŠV. 176 JESUS KANN ALLES €NDERN Die Werkstatt grinste nur und konnte sich nicht erklƒren, warum die Steuerbox jetzt wieder einwandfrei funktionierte. Wir sind unserem Herrn dankbar, dass er uns eine weitere hohe Reparaturrechnung erspart hat. Nichts desto trotz ist das Auto ein Geschenk Gottes. Besonders f€r meine Frau. Sie liebt die hohe Sitzposition (sie ist nur 1,55m groˆ) und die kompakten Abmessungen. Mit den Abstandwarnern kommt sie in jede Parkl€cke hinein und dank der weiˆen Farbe konnten wir auffallende Werbeflƒchen anbringen, die meiner Frau schon viele Kontakte und Gesprƒche erm‰glicht hat. Das Finanzamt redet mit Dass wussten wir nat€rlich von Anfang an und wir waren gewillt, alles nach bestem Wissen und Gewissen zu erf€llen, ganz besonders die Finanzangelegenheiten. Wie ich bereits erwƒhnte, wƒhlten wir bei der Gr€ndung des Vereins die so genannte Kleinunternehmerklausel nach ’19 UstG. Das bedeutete, dass wir keine Vorsteuern von unseren Einkƒufen abziehen durften und in unseren Rechnungen und Quittungen keine Mehrwertsteuer auswerfen brauchten. Diese Klausel ist aber an zwei Bedingungen gekn€pft: Die erste war, dass im aktuellen Jahr (das war f€r uns 2005) der Umsatz nicht €ber 17.500 Euro liegen darf, und im folgenden Jahr nicht mehr als 50.000 Euro zu erwarten sei. Auf unsere Situation gesprochen, hieˆ das: Die erste Bedingung hatten wir knapp erf€llt. Die zweite Bedingung hatten wir auch erf€llt, aber die 50.000 Euro deutlich €bertroffen. Aber sie lautete ja: geschƒtzte 50.000 Euro. Wir hatten uns also verschƒtzt. Im Jahr 2007 f€hrten wir dann die Umsatzsteuer ans Finanzamt ab, indem wir von 7% Mehrwertsteuer auf unseren Rechnungen und Quittungen die Vorsteuer von unseren Einkƒufen und Kosten abzogen. Dann meldete sich das Finanzamt zu einer Umsatzsteuersonderpr€fung an. Das bedeutete, dass die Jahre 2005 bis 2007 und das laufende Jahr 2008 gepr€ft wurden. 177 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Normalerweise ist die Pr€fung in ein bis zwei Tagen erledigt. Hier dauerte sie €ber ein halbes Jahr. Der Abschlussbericht ist vom 30.11.2009! Die Gr€nde: 1. Der Steuerpr€fer war sehr gewissenhaft, was ja auch sein gutes Recht ist. Aber wir schienen der erste Fall in Wesel zu sein, wo ein Verein einen Zweckbetrieb f€hrt. Zumindest war es sein erster Fall. 2. Das Ergebnis der Pr€fung sollte Auswirkungen darauf haben, ob wir weiterhin als mildtƒtig anerkannt wurden und von der K‰rperschaftssteuer befreit. 3. Wir hatten alle Ausgaben vorsteuerrechtlich zusammengefasst, egal, ob sie im Laden (Zweckbetrieb) oder im Arche Treff (ideeller Bereich) gemacht wurden. Wir mussten alle Belege neu aufteilen und den ideellen Bereich vom Zweckbetrieb trennen. Bei Kosten wie Strom und Heizung, die f€r beide Bereiche entstanden, musste ein Schl€ssel gefunden werden, um die Kosten aufzuteilen. 4. Die gr‰ˆte Herausforderung war der Nachweis, dass wir €berwiegend mit, d.h. zu 2/3 mit Bed€rftigen zu tun hatten. Wir waren da ganz sicher, aber das Finanzamt wollte Beweise, und die hatten wir zunƒchst nicht. Zweckbetrieb oder Gewerbe Die Frage war, ist das Sozialkaufhaus ein Gewerbe – und muss 19% Mehrwertsteuer abf€hren – oder ein Zweckbetrieb mit 7% Mehrwertsteuerauswurf bei den Einnahmen? Die Sache wurde f€r uns zu knifflig und wir nahmen Kontakt mit einer Steuerberaterin auf, die sehr hilfsbereit war und zuletzt auf ihr Honorar verzichtete. F€r uns war die Frage von existenzieller Bedeutung. Wir wussten jetzt schon, dass wir einige tausend Euro Umsatzsteuer nachzahlen mussten, aber 19% statt 7%, r€ckwirkend f€r alle Jahre hƒtte uns den finanziellen Ruin bedeutet. Ich muss aber noch erwƒhnen, dass uns der Finanzbeamte aber auch geholfen hatte, indem er uns f€r 2005 und 2006 steuerpflichtig machte. F€r 2005 wƒre das ok gewesen, f€r 2006 haben wir uns schlichtweg vertan, 178 JESUS KANN ALLES €NDERN bzw. das Finanzamt eine andere Logik angewandt, der wir uns nicht erwehren konnten. Allerdings ergab die Pr€fung f€r 2005 eine Gutschrift, so dass es f€r 2006 nicht ganz so heftig aussah. Zur€ck zur Frage. Wie konnten wir nachweisen, wie viel Umsatz wir mit Bed€rftigen gemacht hatten? Wir hatten leider erst ab Mitte 2006 – quasi einer Eingebung folgend – Bescheide von unseren Kunden archiviert. Davor hatten wir nur die Berechtigungsscheine, die wir mit der ARGE oder den Sozialƒmtern abgerechnet hatten. Gl€cklicherweise lieˆ sich der Pr€fer darauf ein, die Ergebnisse von 2007 und 2008 auf die Vorjahre hochzurechnen. Aber er erkannte einiges nicht an: a) Er ging vom Umsatz aus statt von der Leistung. Er musste erst m€hsam davon €berzeugt werden; zum Gl€ck gibt es daf€r Gesetze. Ein Beispiel: Wir haben ja zwei verschiedene Preise. Auˆerdem haben wir vor der T€r immer eine Kiste mit Artikeln zum Verschenken. Nehmen wir einmal an, der regulƒre Verkaufspreis betrƒgt 100 Euro und der ermƒˆigte 80 Euro. Verkaufen wir das Teil an einen Bed€rftigen, verzichten wir auf 20% der Einnahme. Der Leistungswert betrƒgt aber 100 Euro. Nehmen wir einmal an, wir verkaufen dieses Teil f€r 20 Euro, dann geben wir 80% Rabatt. Der Leistungswert ist immer noch 100 Euro. Nehmen wir noch einmal an, wir verschenken das Teil. Dann haben wir gar keinen Umsatz. Nach der Logik des Finanzpr€fers w€rden wir nicht auf die 2/3-L‰sung kommen, wenn wir fast alles nur verschenken w€rden, also z.B. an Bed€rftige alles verschenken, an Nichtbed€rftige einiges verkaufen. Genau deshalb gibt es den Leistungswert: Hier wird vom regulƒren Preis ausgegangen (den wir selbst vorher festgelegt haben) und davon ermittelt, ob wir die 2/3-Grenze €berschreiten b) Der Pr€fer erkannte unsere Geschenkekiste nicht an. Er ging tatsƒchlich davon aus, dass sich dort ja auch normale Leute bedienen k‰nnten. Aber von jedem den Hartz-IV-Bescheid f€r einen Pfennigartikel zeigen lassen, war uns zu dumm. c) Das gleiche galt und gilt auch f€r alle Kleinartikel, wo wir uns ebenfalls nicht den letzten Bescheid vorlegen lassen. 179 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 d) Die nƒchste Diskussion kam auf, als wir unsere Abrechnungen €berpr€ften und feststellten, dass wir in vielen Fƒllen mehr als 20% Nachlass gewƒhrten. Also mussten wir alle Belege noch mal erfassen, um dann auf einen Durchschnittsrabatt von ca. 25% zu kommen. Dieser wurde dann auch anerkannt. e) Trotz aller Bem€hungen erreichten wir im Endergebnis nur ca. 60% der Leistungen mit Bed€rftigen. Wir sahen unsere Fƒlle schwimmen gehen. Aber wir hatten ja noch unseren Herrn, und der nahm Einfluss auf die Vorgesetzten des Pr€fers. Was sollen wir sagen: Sie kamen zu dem Schluss, dass sie eine eigentlich gute Sache nicht wegen dieser Mƒngel an die Wand fahren lassen wollten. Wir erhielten unseren Freistellungsbescheid f€r alle zur€ckliegenden Jahre! Halleluja! 2010 sollen wir nochmals f€r 2008 und 2009 gepr€ft werden. Aber wir haben unsere Lehren gezogen: 1. Wir haben alle Transporte, Umzugshilfen und Wohnungsaufl‰sungen, die wir f€r Nichtbed€rftige ausf€hren, in einen Gewerbebetrieb ausgegliedert und nutzen weiterhin legitim die Nichtveranlagung zur Umsatzsteuer als Kleinunternehmer. 2. Wir haben uns entschieden, dass die Erfahrungen den Bed€rftigen zugute kommen sollen. Wir haben daher die Rabattspanne von generell 20% auf durchschnittlich 30% erh‰ht. Das Ergebnis ist, dass wir jetzt €ber 70% der Leistung mit Bed€rftigen erbringen und wir der Pr€fung ruhigen Gewissens entgegen sehen k‰nnen. Last not least hatten wir noch einige tausend Euro an Umsatzsteuernachzahlung. Der Herr hat Gnade gegeben. Wir waren in der Lage, alle Steuerschulden zu bezahlen. Personalkosten Der Personalaufwand in einem Sozialkaufhaus ist h‰her als in einem gew‰hnlichen M‰belhaus. Ein Freund von mir f€hrte jahrzehntelang ein M‰belgeschƒft mit nur vier Personen: Er im Verkauf, seine Frau als Buchhalterin und zwei Auslieferungsfahrer. 180 JESUS KANN ALLES €NDERN Nat€rlich hat das normale M‰belgeschƒft eine h‰here Gewinnmarge. Nat€rlich bewegt es nicht so viele M‰bel bei vergleichbarer Ladengr‰ˆe wie wir. Wir verkaufen M‰bel f€r 150 Euro, die noch in einem tadellosen Zustand sind und neu €ber 1500 Euro gekostet haben k‰nnen. Das M‰belhaus hat keine Abholungen, muss hƒufig noch nicht einmal die M‰bel im Laden aufbauen, evtl. nur beim Kunden. Wir hingegen m€ssen alles doppelt machen, und das strengt an. Ohne 1-Euro-Jobber (in Wesel erhalten sie 1,50 Euro inkl. Fahrgeld) hƒtten wir ein groˆes finanzielles Problem. Das bekamen wir zu sp€ren, als sich die Anzahl der •ffentlichen Arbeitsgelegenheiten immer weiter reduzierte. CJD und Stadtverwaltung Wesel Bereits 2005 beantragten wir bei der ARGE (Arbeitsamt), als Trƒger f€r •ffentliche Arbeitsgelegenheiten anerkannt zu werden und eine Anzahl an 1-Euro-Jobber zur Verf€gung zu stellen. Wir erstellten ein Konzept und hatten auch eine L‰sung f€r Fortbildungsmaˆnahmen, denn wir konnten auf die Erfahrung von Werner als Gemeindepƒdagoge als auch auf Richard Schutty zur€ckgreifen, der Sozialpƒdagoge ist. Aber die ARGE wollte keinen neuen Trƒger und so entschieden wir uns, unter das Dach der CJD zu schl€pfen, die uns anfangs sieben Krƒfte zubilligte. Im Laufe der Zeit wurden es immerweniger. Am Ende blieben nur zwei €brig. Und das hatte einen Grund: Das KaDeDi (Kaufhaus der Diakonie). Wie schon erwƒhnt, ist die CJD ein Zweig des Diakonischen Werkes. KaDeDi – die Konkurrenz schl•ft nicht Im 15 KM entfernten Dinslaken gibt es ein riesengroˆes KaDeDi mit einer gr‰ˆeren Auswahl als wir sie auf 350 qm bieten k‰nnen. Allerdings behaupte ich, dass unsere M‰bel oft im besseren Zustand sind. Das KaDeDi er‰ffnete im August 2008 in Wesel eine Filiale. Mir ging das Herz in die Hose. Mit groˆem Get‰se und einem finanziellen Budget ausgestattet, um die nƒchsten zwei Jahre sicher zu €berleben, er‰ffnete das Sozialkaufhaus am Bahnhof seine Pforten. Als ich mir das erste Mal das 181 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Sortiment anschaute, war ich schon etwas beruhigter. Auf ca. 90% ihrer Flƒche bieten sie Gebrauchtkleider an. Auf nur ungefƒhr 10%, nicht mehr als eine kleine Ausstellung, bieten sie M‰bel an. Wer sich f€r mehr Auswahl interessiere, muss schon nach Dinslaken fahren. Nach fast 1 “ Jahren stellen wir fest, dass 2008 unser bestes Jahr war. 2009 zusammen gerechnet mit dem ausgegliederten Betrieb wird sogar noch besser, obwohl wir in der ersten Hƒlfte manchmal echt auf die Probe gestellt wurden. Damit komme ich zur€ck zum Thema Personalkosten und CJD. Zum Ende des Jahres 2008 wurden uns auch die letzten 1-Euro-Jobber genommen, weil der Vertrag nicht weiter verlƒngert wurde. Bereits wƒhrend des Jahres waren die Schwankungen so groˆ, dass wir zwischendurch Teilzeitkrƒfte, ehemalige 1-Euro-Mitarbeiter, einstellen mussten. Die Personalkosten schossen sp€rbar in die H‰he und nahmen uns die Mittel, die eigentlich f€r mildtƒtige Dinge geplant waren. Als dann auch noch unser etatmƒˆiger Fahrer innerhalb von Monaten zweimal wochenlang ausfiel, musste ich wieder auf den LKW, bzw. wir brauchten noch mehr Krƒfte. „Nobody knows the truble I’ve seen, nobody knows but Jesus!“ Jesus sah unsere Probleme und hatte die L‰sung. Zunƒchst war es richtig, bereit zu sein, ein Opfer zu bringen. Denn das war es f€r mich, manchmal nur zu zweit auf dem LKW M‰bel abbauen, einladen, ausladen, aufbauen, abbauen, einladen, ausladen. Aber ich habe es um Jesu Willen gebracht. Danke, Herr, dass du ein Belohner59 bist und dass du die Werke vorbereitet hast, in denen wir wandeln sollen.60 Inzwischen ist die Situation ganz entspannt. Wir haben wieder drei ‰ffentliche Stellen, die nun von der Stadtverwaltung besetzt werden. Das Verhƒltnis zu den verantwortlichen Mitarbeitern im Rathaus ist ausgezeichnet. Ich m‰chte an dieser Stelle noch mit einem Vorurteil aufrƒumen, das gerade und insbesondere von den Betroffenen selbst kommt: 59 60 Hebräer 11,6 Epheser 2,10 182 JESUS KANN ALLES €NDERN „F•r 1 Euro pro Stunde zu arbeiten ist Ausbeutung.“ Ich mache einmal die Gegenrechnung am Beispiel von Herrn X.: X. ist verheiratet und hat 2 schulpflichtige Kinder. Er arbeitet 30 Stunden die Woche bei einem Brutto-Stundenlohn von 10,00 Euro. Sein Monats-Bruttoverdienst betrƒgt: 30 Std. X 4 Wochen X 10 Euro = 1.200 Euro = netto 925 Euro. Dazu kommen ca. 350 Euro Kindergeld. Summe: 1.275 Euro im Monat netto zur Verf€gung. Davon muss er noch Miete, Heizung und andere Kosten zahlen. Herr S. arbeitet als 1,50-Euro-Jobber im Arche Zentrum. S. ist verheiratet und hat 2 schulpflichtige Kinder Er arbeitet 30 in H‰he von ??? Stunden die Woche bei einem Stundenlohn Rechnen wir einmal nach: S. erhƒlt von der ARGE: F€r sich: 352,00 Euro F€r seine Frau: 352,00 Euro F€r seine 2 Kinder: 422,00 Euro Die ARGE zahlt seine Miete: 450,00 Euro Die ARGE zahlt seine Heizkosten: 60,00 Euro 1-Euro-Job: 1.816,00 Euro abz€gl. Kindergeld - 350,00 Euro Summe netto pro Monat: 1466,00 Euro 183 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Das entspricht einem Netto-Stundenlohn von 12,21 Euro. Das bedeutet bei gleicher Ausgangslage, dass der 1-Euro-Jobber in unserem Beispiel netto mehr verdient als unser Arbeiter brutto. Ist das gerecht??? Aktion Jobperspektive Bei obigem Beispiel wird klar, dass das Arbeitsamt nach L‰sungen sucht, wie sie Langzeitarbeitslose in den ersten Arbeitsmarkt zur€ckf€hren kann. Die Arge hat ein Programm mit Namen „Jobperspektive“ aufgelegt. Šber mindestens zwei Jahre werden Neueinstellungen bis zu 75% gef‰rdert. Wir haben zwei Mitarbeiter, zuletzt einen neuen Fahrer, auf dieser Basis eingestellt. Zusƒtzlich werden uns Leute von der Bewƒhrungshilfe (sitzt auf der anderen Straˆenseite), vom Jugendamt oder direkt vom Richter zur Ableistung von Sozialstunden zugewiesen. Diese Menschen sind nicht immer ganz einfach, aber Gott gibt Gnade, dass ich mit ihnen gut klar komme. Von Dieben, Einbrechern und Messerstechern Der letzte Punkt dieses Themas geh‰rt den Ladendieben, Einbrechern und Messerstechern. Erst, wenn man es selbst erlebt, kann man sich vorstellen, wie viel im Einzelhandel geklaut wird. Es vergeht bei uns kaum ein Tag, dass nicht wieder ein Teil fehlt. Vom Tƒter oft keine Spur. Manchmal erwischen wir aber jemanden. Dann ist es die liebe, nette, alte Dame, die wir schon mit Namen kennen, von der wir es nicht erwartet hƒtten. Oder es sind eigene Mitarbeiter, denen man doch nur eine berufliche Chance geben wollte. Vor kurzem wollte ich den Computer im Arche Treff hochfahren, um Lieder mit dem Beamer an die Wand zu werfen. Nichts r€hrte sich. Beim •ffnen des Gehƒuses stellten wir fest, dass jemand den Arbeitsspeicher geklaut hatte! Eine Zeit lang stellten wir den LKW an einer viel befahrenen Straˆe ab, dem sog. Innenstandring. Zweimal mussten wir feststellen, dass ein Rei184 JESUS KANN ALLES €NDERN fen aufgeschlitzt wurde. Wir also einen neuen gekauft, und der wurde wieder aufgeschlitzt. Hƒtten sie wenigstens die andere Seite mit abgefahrenem Reifen genommen! Einmal mussten wir eine Schaufensterscheibe ersetzen (700 Euro), einmal wurde erfolglos versucht, einzubrechen (es gibt ja auch so viel in einem Gebrauchtladen zu holen), aber die T€r musste neu gerichtet werden – €bernahm zum Gl€ck der Mieter. Beinahe tƒglich fehlen Kleidungsst€cke, wenn die B€gel verwaist zur€ck gelassen werden. Wie viele Dinge uns gar nicht auffallen, wer weiˆ es. Anfangs lieˆen wir jeden, egal ob fest angestellt oder Ein-Euro-Jobber, an die Kasse. Nachdem immer wieder Geld fehlte, d€rfen heute nur noch Vertrauenspersonen ran. Wir m€ssen nat€rlich weise sein. Geldbestƒnde werden abends aus der Kasse genommen, mein Computer mit allen Geschƒftsdaten ist ein Notebook, das auch nicht im Laden zur€ck bleibt. Und nach oben in den Arche Treff lassen wir auch niemanden mehr allein nach den letzten Erfahrungen. Trotzdem noch ein Nachtrag: Kurz vor Drucklegung ist uns folgendes passiert: Wir haben wir ein neues Notebook gekauft (700 Euro), das wir dann aber nicht behalten wollten. Wir haben es in einen verschlossenen Raum abgestellt, bis der Hƒndler sich meldet wegen der Modalitƒten der R€cksendung. Einmal vergessen, den Raum abzuschlieˆen – und der Computer ist weg! Wir geben uns selbst die Schuld. Wenn Jesus sagt, dass wir den himmlischen Vater bitten sollen, uns nicht in Versuchung zu f€hren, so sollten wir auch mit unseren Mitmenschen tun. Nƒchstes Mal passen wir noch besser auf, gerade auch dann, wenn wir mit Sozialstundlern zu tun haben. 185 JESUS KANN ALLES €NDERN 186 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN 22. Kapitel Die Stimme Gottes, Teil 5 Die Diakonie muss in die Gemeinde zur€ck Diakonie ist Auftrag der Gemeinde. Gemeinde ist nicht Auftrag der Diakonie, sondern Diakonie unterst•tzt die Gemeinde. 187 JESUS KANN ALLES €NDERN 188 2004 - 2009 JESUS KANN ALLES €NDERN Israel 2009 In Israel wirkte der Heilige Geist stark, nicht nur wegen der Wirkung der heiligen Stƒtten, sondern auch wegen einer starken Leiterin, die sich vom Heiligen Geist f€hren lieˆ, wie ich es selten bisher erlebt habe, wenn €berhaupt. In Israel, genauer gesagt, am Teich Bethesda, erlebte Angelika Heilung von einem langjƒhrigen Problem. In Israel, genauer gesagt, in Kanaan, wurde unsere Ehe gesegnet und wir erneuerten unser Eheversprechen. In Israel empfing ich den Eindruck, f€r die Reisegruppe einen Kalender mit Fotos aus dem Heiligen Land zu produzieren und den Erl‰s f€r ein Kinderheim in Kapstadt zu stiften. Ich freue mich, dass so eintausend Euro f€r die Kinder gespendet werden konnten, weil manche Kƒufer noch etwas oben drauf legten. In Israel h‰rte ich die Stimme Gottes, dieses Buch zu schreiben und ein Seminar auszuarbeiten, damit m‰glichst viele „Combi-Gemeinden“ mit einem diakonischen Auftrag entstehen k‰nnen. Die Vision erweitert sich Inzwischen erhalten wir mehr und mehr Anfragen nach dem Seminar Gemeinde und Diakonie. Das Interesse €berrascht uns. Die Kalender und das Buch entstehen im „Eigen-Verlag“. Warum sollte daraus nicht ein Verlag entstehen, in dem B€cher, CDs und DVDs als auch Spiele und Accessoires f€r den tƒglichen Gebrauch angeboten werden? Ich habe Ideen genug und manches haben wir bereits in der Arche erprobt (zum Beispiel einige Spiele). Ich kann mir vorstellen, dass es in einigen Jahren einige Ableger des Arche Zentrums, oder zumindest des Sozialkaufhauses, in Deutschland, vielleicht sogar in anderen Lƒndern geben wird. Ich bin gespannt, wie und wann sich eine Vision f€r die Niederlande erf€llen wird. 189 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 Solange Gottes Plƒne noch nicht zu Ende sind, sind wir bereit, seine Visionen zu trƒumen und seinen Willen tun.61 Und ich glaube an das Wort, das wir ebenfalls in Joel, Kapitel 2,25+26: „Und ich werde euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecke, der Aasfresser und der Vertilger und der Nager gefressen haben – mein gro„es Heer, das ich unter euch gesandt habe. Und ihr werdet essen, essen und satt werden, und werdet den Namen Jahwes, eures Gottes, preisen, der Wunderbares an euch getan hat. Und mein Volk soll nimmermehr besch€mt werden.“ 61 Joel 2,28-32 190 23. Kapitel Seminar: Gemeinde und Diakonie Die Diakonie muss wieder in die Gemeinde zur•ck 191 JESUS KANN ALLES €NDERN 192 2004 - 2009 Wir bieten das Seminar Gemeinde und Diakonie mit dem Hintergrund der von uns im ARCHE ZENTRUM gemachten Erfahrungen an. Angelika u. Peter Rode Gr€nder des Arche Zentrum Wesel Mit dem Seminar m‰chten wir Interesse oder gar Leidenschaft f€r einen diakonischen Dienst wecken, so wie sie uns vor f€nf Jahren erfasst hat. Diese Leidenschaft muss nicht zwingend mit M‰beln zu tun haben, aber die gemachten Erfahrungen lassen sich auf viele andere Bereiche €bertragen. Gott f€hrt in Berufungen, so wie Jesus der HERR der Gemeinde ist. Wenn wir seinen Willen tun, werden wir gesegnet und k‰nnen ein Segen f€r unsere Umgebung sein. Das ARCHE ZENTRUM ist seit 2005 in der Stadtmitte Wesels (ca. 60.000 Einwohner) in einem Gebƒude von 500qm f€r die Bed€rftigen da. Zusƒtzlich verf€gen wir €ber ein Zwischenlager von 100qm. Insgesamt erreichen wir ca. 150.000 Einwohner im Kreis Wesel. Wir behandeln folgende Themen: 1. Muss Diakonie in die Gemeinde zur†ck? 2. Wie erkenne ich den Willen Gottes? 3. Welche Ziele verfolge ich mit einem diakonischen Dienst? 4. Was muss vor dem Start ber†cksichtigt werden 5. Suchet der Stadt Bestes 6. Kosten und Investitionen 193 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 7. Mitarbeiter 8. F‚rdermittel und Unterst†tzungen 9. Das Finanzamt redet mit 10. Die (Re)Finanzierung der Diakonie Unser Angebot an Gemeinden: Tages-/Wochenend-Seminar 3-4 Wochen Praktikum im Arche Zentrum Gemeinsames Pr€fen und Beten von M‰glichkeiten: Was k‰nnt ihr tun? Praktische Hilfe bei der Vorbereitung Praktische Begleitung nach dem Start Unterst€tzung bei logistischen Aufgaben 194 I. Seminarthemen 1. Die Diakonie muss in die Gemeinde zur†ck Wie sieht Diakonie und Gemeinde heute praktisch aus: a) bei freien Trƒgern b) in den Landeskirchen c) in den Freikirchen 2. Wie erkenne ich den Willen Gottes Was die Bibel sagt Prophetie, Wort der Weisheit und der Erkenntnis Offene und geschlossene T€ren 3. Welche Ziele verfolge ich mit einem diakonischen Dienst f€r die Bed€rftigen der Stadt/Region da sein Diakonie als evangelistisches Instrument Stƒrkung der Gemeindefinanzen Jobperspektive f€r arbeitslose Gemeindeglieder 4. Was muss vor dem Start ber†cksichtigt werden Die Standortfrage Das Objekt, die Ausstattung Die Wettbewerbssituation Welche Gesellschaftsform? Welche finanziellen Mittel und welche Manpower wird ben‰tigt? 5. Suchet der Stadt Bestes Partnerschaft mit ARGE/Arbeitsamt Sozialamt, Jugendamt, B€rgermeister/in Bewƒhrungshilfe Tauschring 6. Kosten und Investitionen Mieten, Personal, Fahrzeug/e etc. Etatplanung 195 JESUS KANN ALLES €NDERN 7. Mitarbeiter Volontƒre, 1-Euro-Jobber, Sozialstunden, Langzeitarbeitslose, Behinderte 8. F‚rdermittel und Unterst†tzungen ARGE: Jobperspektive Berechtigungsscheine STADT/KOMMUNE: Berechtigungsscheine Mietobjekt LANDESVERBAND: Behindertenf‰rderung 9. Das Finanzamt redet mit Verein oder Einzelunternehmung, GmbH oder gGmbH Steuerliche Vorteile als Zweckbetrieb Geld- und Sachspendenbescheinigungen 10. Die (Re)Finanzierung der Diakonie Darf man mit einem Diakonischen Werk Geld verdienen? Gewinnorientierung? Siehe auch Pkt. IV. II. Beispiele f€r diakonische Aufgaben Vom Arche Zentrum angeboten: 1. Gebrauchtm‰bel 2. Hausrat 3. Gebrauchtkleidung 4. Wohnungsaufl‰sungen 5. Umzugshilfen und Transporthilfen 6. Haushaltsnahe Dienstleistungen: a) Einkƒufe und Preisrecherchen b) Etat- und Finanzplanung c) Begleitservice d) Kleinere Reparaturen e) Gartenarbeit 196 2004 - 2009 f) Haushaltsarbeiten g) Vorlesen, Gesprƒche, Spiele h) Housesitting bei Abwesenheit 7. Dinner, Brunch, Sommerfest 8. Tauschring Vom Arche Zentrum (noch) nicht angeboten: Haushaltsnahe Dienstleistungen: i) Tier- und Babysitting, Kinderbetreuung j) Hausaufgaben-, Nachhilfe k) Teppichbodenlegen, Tapezieren, Streichen, Renovieren 9. K€chenstudio 10. Brautkleidverleih 11. Hochzeitshaus/Veranstaltungssaal 12. Essen f€r Bed€rftige 13. Sozial-Imbiss 14. Sozial-Bƒckerei 15. Urlaub f€r Bed€rftige 16. Israel-Reisefonds Vom Arche Zentrum (noch) nicht geplant: 17. 18. 19. 20. 21. 22. Waschsalon Friseursalon/Hausfris‰r Bistro/Caf‹ Gospel-Kneipe Wohnmobilverleih LKW-Verleih 197 JESUS KANN ALLES €NDERN 2004 - 2009 III. Organisation und Zielgruppen am Beispiel des Arche Zentrum Arbeits-/‡ffnungszeiten •ffnungszeiten: Montags bis Freitags 10 – 18 Uhr durchgehend ge‰ffnet Samstags geschlossen Teilnahme an Stadt-/Vereinsfesten, Weihnachtsmƒrkten u.ƒ.; ggf. auch Flohmƒrkte Keine Teilnahme an verkaufsoffenen Sonntagen Mitarbeiter-Arbeitszeiten: a) Beratung und Verkauf: 1 x Vollzeitkraft (38,5 Stunden/Woche) 1 x 1,50€-Jobberin (30 Stunden/Woche) gelegentlich Praktikantinnen A. Rode (Vorstand, 28 Stunden/Woche); inkl. M‡belbesichtigungen b) LKW (Mo.-Do.): 2 x Vollzeitkrƒfte (35 Stunden/Woche) 2 x 1,-€-Jobber (30 Stunden/Woche) gelegentlich Sozialstundenleistende 1 Volontƒr 198 c) Buchhaltung: 1 x Minijobberin (Arbeitszeit nach Bedarf) d) Kaufm•nnische Leitung: Personalb„ro/Werbung/ •ffentlichkeitsarbeit/Internet: P. Rode (40 Stunden/Woche oder mehr) Warenkreislauf 1) Erstkontakt: M‰bel werden dem AZ-W angeboten 2) BE: Ein/e Mitarbeiter/in des AZ-W besichtigt die angebotenen M‰bel und 3) entscheidet, ob und welche M‰bel in Frage kommen 4) Abholung; Die M‰bel werden kostenlos zum vereinbarten Termin abgebaut, in die Arche-Ausstellung gebracht und wieder aufgebaut 5) Verkauf: Die M‰bel werden im AZ-W abgebaut, auf Wunsch geliefert und aufgebaut Zielgruppen a Hartz-IV- / Sozialgeldempfƒnger erhalten 25-30% Rabatt) b) Kunden mit Berechtigungsschein kaufen kostenlos ein (ARGE, Sozialamt) 199 JESUS KANN ALLES €NDERN c) Kunden in besonderen Notlagen kaufen ohne Berechtigungsschein kostenlos ein d) Alle anderen Kunden kaufen zum regulƒren Preis IV. Rentabilitƒtsrechnung Kosten und Ertr•ge: Am Beispiel der Jahre 2006-2009 (BWA; EŠR) werden auf Anfrage mitgeteilt V. Bedingungen und Voraussetzungen Welche Voraussetzungen sind wichtig? Glauben Glaubens-Mut Glaubens-Gehorsam Integritƒt der Leiter Hingabe der Mitarbeiter Kompetenz im Fachbereich Teamfƒhigkeit Liebe f€r die Schwachen der Gesellschaft Liebe f€r Verlorene Gepflegtes, einladendes •uˆeres (Laden, Fahrzeuge, Mitarbeiter) Welche Voraussetzungen sind nicht wichtig? Geld, Vorkenntnisse 200 2004 - 2009 Welche Voraussetzungen m†ssen f†r einen Zweckbetrieb erf†llt sein? Mildtƒtig anerkannter Verein Zweckbetrieb muss in der Satzung des Vereins erkennbar sein Mindestens 2/3 der Leistungserbringung mit Bed€rftigen Nachweise €ber Bed€rftigkeit der Leistungsempfƒnger Keine unmittelbare Konkurrenz zu ortsansƒssigen Branchenunternehmen VI. Unser Angebot an Gemeinden 1. Tages-/Wochenend-Seminar 2. Praktikum im Arche Zentrum Wesel f€r 3. 4. 5. 6. 7. 3-4 Wochen Gemeinsames Pr€fen und Beten von M‰glichkeiten: Was k‰nnt ihr tun? Praktische Hilfe bei der Vorbereitung Praktische Begleitung nach dem Start Vermittlung von EE: Verkn€pfung von Diakonie und Evangelisation Unterst€tzung bei logistischen Aufgaben: Buchf€hrung, Formularsammlung, Arbeitsablƒufe, Werbung, Public Relations, Internet Gesprƒche mit Finanzamt, B€rgermeister etc. 201 JESUS KANN ALLES €NDERN 202 2004 - 2009 Wie geht es weiter? Die nƒchsten Schritte Jetzt bist du an der Reihe 203 JESUS KANN ALLES €NDERN 204 2010 Wie geht es geht weiter Ich hoffe und bete, dass das Gelesene seine Wirkung nicht verfehlt. Wir leben in einer Zeit, wo wir richtig Gas geben m€ssen, um die Verlorenen zu erreichen, selbstverstƒndlich unter der Leitung des Heiligen Geistes. Nat€rlich gibt es viele M‰glichkeiten zum Evangelisieren. Wir haben unseren Weg gefunden und sind €berzeugt, dass wir bald nicht lƒnger mit unserer Vision allein sein werden. Haben wir dein Interesse geweckt? Fang an, f€r uns und f€r dich intensiv zu beten. Hast du eine Vorstellung von Gottes Plan in deinem Leben? Lass uns dar€ber reden, wie wir dir helfen k‰nnen, in deine Berufung zu kommen. M‡chtest du mehr wissen und uns pers‡nlich kennen lernen? Frage nach, wo ein Seminar in deiner Nƒhe stattfindet oder organisiere ein Seminar in deiner Gemeinde. M‡chtest du unsere Arbeit vor Ort kennen lernen? Melde dich f€r einen Besuch oder noch besser f€r ein Praktikum an. Wenn du ein Mann oder eine Frau mit g‰ttlicher Vision bist, bist du herzlich willkommen! 205 JESUS KANN ALLES €NDERN 206 2010 ANHANG Einfache Gemeinde Was ist eine Combi-Church? Hauskreis Hauskirche Hausgemeinde Einfache Gemeinde Organische Gemeinde 207 JESUS KANN ALLES €NDERN 208 2010 Um ein Sozialwerk zu starten, muss man nicht eine Einfache Gemeinde als Hintergrund haben. Es gibt auch eine Menge Sozialwerke ohne Gemeinde. Unsere Erfahrung ist, dass eine Einfache Gemeinde eine sehr gute Ausgangsbasis bilden kann. Als ich das erste Mal in der Apostelgeschichte die Kapitel zwei bis vier las, war ich von den Idealen, nach denen die Urgemeinde lebte, begeistert. Ich fragte mich, ob es wohl heute noch m‰glich sei, so zu leben. Wo auch immer ich mit anderen Christen dar€ber diskutierte, stieˆ ich auf Skepsis, Unverstƒndnis oder sogar Ablehnung. Der Mammon hat uns so gefangen genommen, dass das Prinzip: „Sie hatten alles gemeinsam“ aus puren egoistischen Gr€nden nicht mehr funktioniert. Stelle dir einmal praktisch vor, du wƒrst Hartz-IV-Empfƒnger (ich hoffe nicht) und gehst mit einem Millionƒr gemeinsam in eine Gemeinde. Gibt es nicht? Gibt es doch! Ich gehe jede Wette ein, dass der Millionƒr sich als solcher in der Regel nicht zu erkennen gibt und der Hartz-IVEmpfƒnger ebenfalls nicht mit seiner Situation hausieren geht. Zur€ck zum Beispiel: Welche Erklƒrungen w€rde der Millionƒr wohl finden, um nicht mit dem Armen zu teilen? Er w€rde sicher sagen: „Ich gebe schon so viel.“ Wie viel ist das dann? 5% oder sogar 10%? 62 Ich war vor einigen Wochen in den Niederlanden und besuchte eine Hausgemeinde mit ca. dreizehn Personen. Diese Leute leben seit den siebziger Jahren zusammen und haben alles gemeinsam. Einige Mitglieder arbeiten auˆerhalb, andere innerhalb der Kommunitƒt. Sogar ein gewerbliches Grafikstudio ist Teil der Kommune. Alle Einnahmen werden in einen Topf geworfen. Nach Abzug aller Kosten erhalten alle das gleiche Taschengeld. Nat€rlich sparen sie auch Ressourcen. Es gibt nur ein Auto (ein Bus), man lebt gemeinsam unter einem Dach, nutzt Gemeinschaftsrƒume, hat aber auch R€ckzugsm‰glichkeiten. Ich war sehr angetan und freute mich, dass so etwas noch m‰glich ist. Auf meine Frage, ob denn auch Neid chen Einkommensh‰hen auftreten k‰nnte, sagte mir partner: „Heute ist das kein Problem. Wir haben es von 62 tatsƒchlich heute bei unterschiedlimein GesprƒchsAnfang an so ge- Lies einmal Markus 12,41-45 209 JESUS KANN ALLES €NDERN 2010 wollt. Anfangs hatten wir alle die gleiche Ausgangslage. Wir hatten alle nichts. Aber ich glaube, dass es heute nicht mehr funktionieren w•rde, wenn wir heute unter den heutigen Bedingungen starten w•rden.“ Ich war innerlich aufgew€hlt und geschockt. Mit dieser ehrlichen Antwort hƒtte ich nicht gerechnet, aber sie bestƒtigte einmal mehr meine eigenen gemachten Erfahrungen. Ein anderes Beispiel erlebte ich vor kurzem in unserer eigenen Einfachen Gemeinde: Wir kamen frisch aus Israel zur€ck und erzƒhlten begeistert von unseren Erlebnissen. Ich hatte mir Gedanken gemacht, wie es wohl m‰glich sein k‰nnte, dass jeder einmal in seinem Leben nach Israel kƒme. Ich machte folgende Rechnung auf, die ich vereinfacht hier darstelle: Es bildet sich eine Gruppe von zehn Personen, darunter k‡nnen normale Berufst€tige als auch arme Hartz-IV-Empf€nger sein. Wenn jeder bereit w€re, zwei Prozent seines Nettoeinkommens in einen Fonds einzuzahlen (das w€ren f•r einen Arbeitslosen vielleicht 14 Euro; f•r einen Berufst€tigen vielleicht 30-40 Euro im Monat), dann kam in meinem Beispiel in einem Jahr ein Betrag heraus, mit der eine Person aus der Gruppe nach Israel reisen k‡nnte. Nach zehn Jahren regelm€„iger Einzahlung w€ren alle zehn Personen einmal in Israel gewesen. Leider kam nicht eine einzige Reaktion auf meinen Vorschlag. Ich wƒre selbst mit gutem Beispiel vorangegangen. Selbst das Angebot, dass die Gemeindekasse einen Zuschuss gewƒhrt, brachte nicht den erhofften Erfolg. Seit €ber zehn Jahren sind wir auf dem Weg als Einfache Gemeinde. Wir sind immer noch unterwegs und noch lange nicht im Idealziel. Ob wir es je erreichen werden, ich weiˆ es nicht. Was ist dann heute eine Einfache Gemeinde? Zunƒchst einmal haben wir die Traditionen der traditionellen freien Gemeinden untersucht und festgestellt, dass vieles in der Gemeinde nicht biblisch ist, aber so hingenommen wird, als sei es biblisch. Ich m‰chte nur einige Punkte aufzƒhlen, die wir in traditionellen Gemeinden finden. Ich €berlasse dem Leser die Beurteilung: 210 1. Nicht ein kostenintensives Gebƒude („in die Gemeinde gehen“) ist Gemeinde, sondern Menschen bilden die Gemeinde. 2. Statt dem Priestertum aller Glƒubigen und „jeder habe etwas“ wird zwischen Laien und bezahltem Klerus unterschieden. 3. Das Neue Testament unterscheidet nicht den Hirten (das Wort Pastor findest du vergeblich im NT), •ltesten, Bischof oder Aufseher. Es sind unterschiedliche Begriffe f€r dieselbe Funktion. 4. Es gibt heute eine Bildungselite in der Gemeinde. In der Apostelgeschichte verwunderten sich die Gebildeten €ber die einfachen und ungebildeten Apostel. In vielen Gemeinden ist f€r den Pastor der Besuch einer Bibelschule Pflicht. 5. Es ist nicht meine Aufgabe, „meine“ Gemeinde zu bauen. Jesus baut „seine“ Gemeinde. Unsere Aufgabe ist das Sƒen und begieˆen (lehren, j€ngern); Wachstum und Gedeihen gibt der Herr. 6. Evangelisation, also Engagement nach auˆen, wird, wenn €berhaupt selten genutzt und dann sog. „Profis“ €berlassen. Stattdessen werden eine Menge Programme nach innen angeboten, die meist unattraktiv f€r Aussendstehende sind. Ich m‰chte es dabei belassen und weiˆ, dass es einigen Diskussionsstoff in traditionellen Gemeinden in sich birgt. Was ist heute eine Einfache Gemeinde? Nach heutigen Maˆstƒben verstehen wir als Einfache Gemeinde: Ein Treffen von Glƒubigen, die nicht programm-orientiert, sondern beziehungs-orientiert ihren Glauben nach innen und auˆen leben Eine missionale Gemeinde, die Evangelisation als eine ihrer Hauptaufgaben sieht Die in der Regel keine eigenen oder angemieteten Gebƒude und keine bezahlten Prediger oder Pastoren haben, statt dessen dieses Geld im Idealfall f€r missionarische Zwecke oder f€r die Bed€rftigen geben Die sich im Wohnzimmer, in der Kneipe, im Park oder bei Mc Donalds treffen und dort zu finden sind, wo sie die Verlorenen erreichen 211 JESUS KANN ALLES €NDERN 2010 Die sich nach unserem Verstƒndnis um die Bed€rftigen in ihrer Umgebung k€mmern Die gerne zusammen essen und Apostelgeschichte 2,42 gelebte Wirklichkeit ist Die sich bei Erreichen einer bestimmten Gr‰ˆe teilt und neue Gemeinden gr€ndet Im meinem neuen Buch „Der Weg zur „Einfachen Gemeinde“ (Erscheinungstermin Herbst 2010) werde ich unsere Entwicklung von einer traditionellen zur Hausgemeinde und zur heutigen Kombi-Gemeinde (einer Gemeinde mit einem angeschlossenen Unternehmen oder Sozialwerk) ausf€hrlich beschreiben. Ich werde aufzeigen, dass gerade in kleinen Gemeinden das gr‰ˆte Wachstum von Neubekehrten m‰glich ist und mit zunehmender Gr‰ˆe einer Gemeinde die Quote sogar abnimmt, und wie entspannt Gemeindeleben sein kann, wenn der Heilige Geist die Regie u n d die Kontrolle €bernehmen darf. Ich habe in einer Datenbank alle relevanten Daten von Adam an bis heute zusammengetragen. Diese CD wird in K€rze in einer ersten Version fertig sein. Es ist interessant, welche Traditionen sich schon ab dem zweiten Jahrhundert in die Gemeinde eingeschlichen hatten, die wir heute als selbstverstƒndlich hinnehmen. Viele dieser Traditionen w€rden wir wahrscheinlich sogar als biblisch bezeichnen. Aber erst, wenn man sie genauer betrachtet, werden sie auch bewusst als das wahrgenommen, was sie nicht sind: Gottes Wort. Man kann sich in unserem Emailverteiler registrieren lassen. Wir informieren €ber alle Neuerscheinungen und Entwicklungen der von uns unterst€tzten Sozialwerke63. Auˆerdem verweise ich hier gerne auf entsprechende Literatur, die besonders in dem „Hausgemeinde-Verlag“ Gloryworld-Medien (www.gloryworld-medien.de) und im Verlag von Taube Lebensdienst e.V. (www.taube-lebensdienst.de) angeboten werden. 63 www.archezentrum.de – Newsletter oder per Email an [email protected] 212 Danksagungen Jesus, mein Erl‰ser: Du hast mich geliebt, als ich noch ein Feind des Kreuzes war. Du hast mich geliebt, als ich untreu war. Du hast mich geliebt und mir deinen Weg gezeigt. Auf ewig geb€hrt dir allein alle Ehre. Dinslaken Tante Lilli und Onkel Willi Nierhaus: Sie d€rfen bereits ihren Erl‰ser schauen. Irmgard van Belzen, Margret und Franz Guth, die groˆen Einfluss auf meine fr€he Entwicklung als Christ hatten. Fiede und Erika Blƒsius, eure Freundschaft war sehr wertvoll f€r uns. Hans-J€rgen und Ulrike Ludigkeit, wie wƒren wir ohne eure Unterst€tzung in schwierigen finanziellen Zeiten klar gekommen? Hagen Erika Lange, du warst eine treue Seele und ein ruhender Pool in Hagen. Du darfst nun in Abrahams Schoˆ ruhen. Ulf K‰lsch, du hast die linke und die rechte Wange hingehalten. Andreas Schleef, danke f€r die anregenden und oft herausfordernden Gedanken €ber Gottes Wort. Wir sind nicht immer einer Meinung, aber immer eines Sinnes. Volker und Britta Heidbreder, ihr treuen Seelen. Danke f€r eure radikale Nachfolge, die mir ein Vorbild ist. Hans-Gerd Hahne, Horst Goze, Francois Botes, unsere Weggefƒhrten in Hagen, danke f€r eure wertvollen Dienste. Wesel Danke Hans-Gerd Hahne, Jannie Horne, Douglas Jarvie, Karie Kirschbaum, Mike und Kay Chance, und nicht zuletzt Elisabeth Syr‹: Eure prophetischen Eindr€cke und Lehren haben uns den Weg gewiesen. Danke Peterson Jeremiah, dass du mir erlaubst, in deiner Gemeinde zu predigen. Danke f€r die pers‰nliche Freundschaft. Danke Richard Schutty und Charly L€cker f€r unsere Treffen bei Mc Donalds und f€r eure Seminarangebote. Danke Frau Lukasik, dass Sie uns wƒhrend unserer Reisen im Laden so gut vertreten. Danke Frau Westkamp, unsere B€rgermeisterin, f€r alle sichtbare und unsichtbare Unterst€tzung. Danke an alle Mitarbeiter der ARGE, Sozial- und Jugendƒmter, der Bewƒhrungshilfe, die unsere Nach213 JESUS KANN ALLES €NDERN 2010 barn sind, wir danken allen f€r die gute Zusammenarbeit. Ohne Sie w€rden wir nur halb so viel erreichen. Danke Sabrina, dass du mir vergeben hast und mir die liebste Tochter bist. Danke Grant, einen besseren Schwiegersohn und Lobpreiser kann ich mir nicht vorstellen. Danke Marc und Mathieu, ihr seid die besten S‰hne. Ein besonderer Dank geht an meine Schwiegereltern Georg und Adelheid Radeike, die ohne Unterlass f€r uns und f€r das Arche Zentrum beten. Danke Angelika, du bist die Liebe meines Lebens. Du hast es nicht immer leicht mit mir. Danke f€r deine Liebe, Treue und Geduld. Ohne dich bin ich nur die Hƒlfte wert. 214 215 JESUS KANN ALLES €NDERN 216 2010 Neuerscheinungen 2010 Angelika Rode Peter Rode Der Heilige Geist, mein bester Freund Der Weg zur Einfachen Gemeinde Biographie Eine deutsche Reise Geplanter Erscheinungstermin: Anfang 2010 Geplanter Erscheinungstermin: Sommer/Herbst 2010 Peter Rode Kalender 2011 Unsere Geschichte Israel DIN A3 Chronologie von Adam bis ins 21. Jahrhundert Israel Tischkalender Auf CD als Datenbank: Version 1.0: Anfang 2010 Bibelworte Tischformat Als Buch inkl. CD: geplant: Sommer 2010 Bibelworte DIN A3 Taschenkalender u.v.m. Auf Wunsch mit deinen Fotos! In weiterer Planung: Brettspiel: PC-Spiel: CHRIST-ONOLY WER WEISS WAS (ƒhnlich Monopoly) Ein unterhaltsames Wissensquiz Eine Stadt der Bibel mit Fragen u. prakt. Herausforderungen Auf Wunsch auch als [DEINESTADT]-ONOLY lieferbar Wir haben WES-ONOLY tagelang gespielt Altersempfehlung: 9-90 Jahre mit Risiko- u. Gl€cksfragen 7 Themen 5 Schwierigkeitsstufen Hoher Lernfaktor ideal als Spiel in Gruppen f€r Klein und Groˆ Altersempfehlung: 9-90 Jahre Weitere Infos, Bilder, Beschreibungen, Preise auf www.archezentrum..de 217 JESUS KANN ALLES €NDERN 218 2010 219 JESUS KANN ALLES €NDERN 2010 Wer wir sind Peter und Angelika Rode gr€ndeten 2005 das Weseler Arche Zentrum nach den Masterplƒnen Gottes, das Menschen hilft, zu einem ganzheitlich erf€llten Leben auf der Basis eines real erfahrbaren Christentums zu kommen, mit der Bibel als Maˆstab und Vermittler von Moral und Werten. Mit sechzehn Jahren hatte Peter ein starkes emotionales Gotteserlebnis, das seitdem sein Leben geprƒgt hat. Im Alter von neunzehn Jahren predigte er in evangelischen Freikirchen und war mit dreiundzwanzig Jugendleiter einer Gemeinde. Mit f€nfundzwanzig erfuhr das Ehepaar das Leid des Unfalltodes ihres ersten Kindes, aber auch unvorstellbaren g‰ttlichen Trost und Segen von drei weiteren Kindern. Šber zwanzig Jahre arbeitete Peter ehrenamtlich f€r eine Gemeinde, die Familien eines Problem-Viertels Hoffnung und Lebenssinn vermittelten und pers‰nliche Situationen nachhaltig ƒndern helfen konnte. Peter hat eine fundierte kaufmƒnnische Ausbildung und arbeitete in verschiedenen Leitungspositionen, u.a. als Managementtrainer. Er machte den Abschluss in Bible Studies der International School of Ministry am Vision International College Australia. Angelika arbeitete bereits mit 14 Jahren im B€ro. Ihre Kontaktfreudigkeit und ihr Organisations- und F€hrungstalent bringt sie vorbildlich als Leiterin des Arche Zentrums ein. ˆber dieses Buch Die Diakonie muss in die Gemeinde zur€ck. Wie Gott das Ehepaar in ihre Berufung hinein f€hrte, ihre Stƒrken und Schwƒchen vorbereitend f€r den Dienst nutzte, sie durch g‰ttliche F€hrungen in den Dienst f€hrte, davon handelt dieses Buch. Jesus kann alles ƒndern! Dieses Buch k‰nnte Sie mit einer Vision infizieren, die Ihr Leben total verƒndert. Arche Verlag D-46483 Wesel www.archezentrum.de 220