Einzelhandel - Commerzbank
Transcrição
Einzelhandel - Commerzbank
Einzelhandel Branchenbericht – Corporate Sector Report Die Bank an Ihrer Seite Erläuterungen und Abkürzungen GfK Gesellschaft für Konsumforschung HDE Handelsverband Deutschland IFH Institut für Handelsforschung Der Einzelhandel umfasst in diesem Bericht – wenn nicht anders genannt – den gesamten Einzelhandel ohne Kfz, Apotheken, Kraftund Brennstoffe. Schwerpunkt dieses Berichts ist der Einzelhandel in Deutschland. Dieser Bericht wurde im Mai 2016 abgeschlossen. Einzelhandel 04 Management Summary 04 SWOT Einzelhandel 05 Die Branche im Überblick 05 Konjunkturelle Entwicklung 05 Gute Zeiten für den deutschen Einzelhandel 06 Profil der Branche 06 In nahezu allen Segmenten bereits hoher und weiter steigender Konsolidierungsgrad 07 Produktsegmente: Neben Lebensmitteln sind Bekleidung und Elektronik die Schwergewichte 07 Nachfrage 07 Realer Umsatz steigt ausnahmsweise stärker als privater Konsum 09 Nachfragetrends bei Lebensmitteln bilden sich immer deutlicher heraus 09 Handelsmarken vor allem im Lebensmittelsegment wichtig 10 Non-Food-Bereich: Gesättigte Kunden brauchen wieder mehr Beratung 10 Elektro- und Elektronikprodukte bleiben gefragt 10 Angebot 10 Anbieter nehmen über Digitalisierung wichtige Weichenstellung vor 11 Stagnation bei den Discountern 11 Verkaufsflächen werden stagnieren, werden aber moderner 12 Omni-Channel hat viele Facetten 12 Kosten 12 Wareneinsatz macht rund zwei Drittel des Umsatzes aus 13 Belastung durch Personalkosten wird 2016 steigen 14 Hohe Investitionen im stationären Kanal und im Online-Kanal 14 Ertragslage 14 Belastungen durch Euroabwertung im Non-Food-Bereich 15 Das Insolvenzrisiko im Einzelhandel bleibt unverändert 15 Langfristige Trends 15 Beschleunigter Lebenszyklus der einzelnen Vertriebsformate und steigender Anteil des Online-Handels 16 Die Grenzen zwischen den einzelnen Vertriebsformen verschwimmen zunehmend 16 (Ergänzende) Dienstleistungen gewinnen an Bedeutung 16 Bedeutende Segmente des deutschen Einzelhandels befinden sich bereits in der Endphase der Konsolidierung 17 Neue Medien stellen die Branche vor bislang nicht gekannte Herausforderungen 17 Konsumethik ist für den gesamten Einzelhandel ein Muss 17 Die Witterungsverhältnisse werden immer erfolgsbestimmender 17 Die Zahl der Geschäftsmodelle zur Restpostenverwertung hat in den letzten Jahren rasant zugenommen 17 Erfolgs- und Risikofaktoren 17 Erfolgsfaktoren 19 Risikofaktoren 21 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen 22 Glossar 4 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Management Summary Der Einzelhandel in Deutschland erlebt derzeit so kräftige Umsatzzuwächse wie seit Langem nicht mehr. Deutliche Lohnsteigerungen, höhere Beschäftigung, extrem niedrige Zinsen und fallende Ausgaben für Energie schaffen Raum für höhere Konsumausgaben. Hinzu kommen die Nachfrageimpulse der Zuwanderer. Vor diesem Hintergrund konnte 2015 der Einzelhandel (ohne Kfz, Apotheken, Kraftund Brennstoffe) rund 3,5% mehr umsetzen als im Vorjahr. Preisbereinigt lag das Plus bei 2,9%. Für 2016 und 2017 bleiben die Perspektiven günstig. Allerdings bestehen Risiken: Die Schuldenprobleme im Euroraum könnten wieder aufflammen und das Wachstum in den Emerging Markets überraschend stark nachlassen. Beides würde die deutsche Konjunktur schwächen und somit die Perspektiven für den Einzelhandel eintrüben. Gleichwohl dürften steigende Lohnkosten die Branche in Zukunft belasten. Der intensive Wettbewerb verläuft zwar in erster Linie über den Preis, aber in manchen Sektoren werden besondere Produktmerkmale wie Gesundheit, Nachhaltigkeit oder Fairtrade wichtiger. Allerdings unterscheidet sich die Situation deutlich von Segment zu Segment. Eine Reihe von Segmenten befindet sich bereits in einem späten Stadium der Konsolidierung, mit entsprechend hohen Markteintrittsbarrieren und starker Marktmacht der Händler gegenüber den Herstellern. Dazu zählen der Lebensmitteleinzelhandel, aber auch Bau- oder Elektronikmärkte. Der Schuhhandel und der Bekleidungshandel verfügen demgegenüber noch über einen hohen Anteil inhabergeführter, wenig filialisierter Betriebe und diese müssen immer wieder Markteintritte ausländischer Wettbewerber verkraften. Die große Herausforderung bleibt das Internet. Durch Digitalisierung der Läden versuchen die Einzelhändler, die Kunden wieder stärker in die Geschäfte zu locken. Gleichzeitig bauen sie ihre Online-Präsenz weiter aus und arbeiten an der nahtlosen Verknüpfung aller Kanäle, Omni-Channel oder Cross-Channel genannt. Die Spuren, welche die Kunden dabei durch Kundenkarten, Online-Verhalten und smartphonebasierte Apps hinterlassen, begreifen viele Händler als Riesenchance: Denn wer den Kunden besser kennt, kann ihn angemessener umwerben und effizienter auf seine Bedürfnisse eingehen. SWOT Einzelhandel Stärken / Strengths • Relativ stabile Entwicklung in den Krisen der letzten Dekade • Zuwanderung begünstigt gerade den Einzelhandel Schwächen / Weaknesses • Strukturell sinkt der Anteil des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben • Hohe Markteintrittsbarrieren im stationären Handel • Steigende Sourcing-Kosten wegen Euroschwäche • Deutsche Wettbewerber haben sich im Ausland als • Im internationalen Vergleich geringe Margen und Flächenpro- ausgesprochen erfolgreich erwiesen duktivitäten • Umsätze teilweise witterungsabhängig Chancen / Opportunities • Digitalisierung der Läden sowie Online-Handel verbessern Zugang zu Kundendaten Risiken / Threats • Markteintritte ausländischer Wettbewerber • Internet-Pure-Player als Wettbewerber für stationäre Geschäfte • Omni-Channel-Formate (auch Cross-Channel) • Rückschläge bei der Auslandsexpansion • Ausrichtung auf Nachhaltigkeit • Kostensteigerungen durch höhere Löhne senken Margen • Ausbau Eigenmarken • Rückläufige Kundenfrequenz im stationären Handel • Vertikalisierung durch Ausbau von Sourcing-Plattformen und Einbindung von Systemlieferanten Stärken und Schwächen beziehen sich auf die aktuelle Situation, während Chancen und Risiken sich auf erwartete Entwicklungen beziehen. 5 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Die Branche im Überblick Konjunkturelle Entwicklung Gute Zeiten für den deutschen Einzelhandel Chance: Einkommenssteigerungen bleiben äußerst kräftig Risiko: Anhaltendes Risiko für die deutsche Konjunktur durch geopolitische Faktoren Der Einzelhandel in Deutschland befindet sich seit Anfang 2014 im Aufwind. War die Branche zuvor noch durch die Auswirkungen der Euroraum-Schuldenkrise und die Nachfrageschwäche der Einzelhandel profitierte von der sich aufhellenden Konsumnachfrage in Deutschland Schwellenländer belastet, so hellten sich die Perspektiven seither deutlich auf. Bei kräftigen Beschäftigungszuwächsen und steigenden Löhnen gewann der private Verbrauch an Kraft. Auch die Nullzinspolitik der EZB fachte den Konsum an. In diesem Umfeld erholten sich die preisbereinigten Umsätze des Einzelhandels zusehends. Außerdem profitierte die Branche 2015 wie keine andere von der Nachfrage der vielen Zuwanderer. Im Durchschnitt des Jahres stiegen die realen Umsätze um nahezu 3%. Einzelhandel: Geschäftsklim a und Umsätze im Aufwärtstrend saisonbereinigt, gleitender 3-Monatsdurchschnitt, Index 2000=100 bzw. Saldo in Pro zentpunkten (ifo) 104 30 102 20 10 100 0 98 -10 96 Zuversicht der Einzelhändler auf historisch hohem Niveau -20 94 -30 92 -40 90 -50 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2 009 2010 2011 20 12 2013 2 014 20 15 2 016 Preisbe reinigter Umsatz (linke Ska la) Ge sc hä ftsklima (re chte Skal a) Quellen: Destatis, Feri, ifo-Institut 2016 Die konjunkturellen Rahmenbedingungen für den Einzelhandel bleiben 2016 gut. Zwar wird mit einer Abschwächung der Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes von 1,7% (2015) auf nur noch 1,3% (2016) gerechnet, denn die Exporte verlieren an Kraft. So flaut der Rückenwind vom niedrigen Exporte verlieren 2016 an Kraft Eurowechselkurs, der die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte bis vor Kurzem beflügelt hatte, allmählich ab. Auch der niedrige Ölpreis als treibender Faktor dürfte an Bedeutung verlieren, denn der Preis sollte im Verlauf des Jahres eher wieder zulegen. Zudem dürften die anhaltenden Probleme in den Emerging Markets die deutschen Ausfuhren merklich bremsen. Aber im Gegensatz hierzu bleiben der private sowie der öffentliche Verbrauch die wichtigsten Treiber des Wachstums. Zum einen nimmt die Erwerbstätigkeit weiterhin kräftig zu. Zum anderen beschleunigt sich der Lohnanstieg nochmals leicht. Neben den Arbeitseinkommen steigen aber auch die sozialen Transfers an die Rentner, die Mitte 2016 mit vier bis fünf Prozent die stärkste Erhöhung seit über 20 Jahren bekommen. In der Summe dürften bei einem Anstieg der Kaufkraft um 3% die privaten Verbrauchsausgaben um real 2,2% wachsen und damit deutlich stärker als 2015 (1,9%). Bei zumindest nicht steigender Arbeitslosigkeit dürfte das Geld in den Taschen der Verbraucher eher noch etwas lockerer sitzen als im Vorjahr, zumal die äußerst niedrigen Zinsen das Sparen unattraktiv machen. Steigen werden auch die Transfers an die vielen ins Land gekommenen Flüchtlinge. Sofern es sich um Geldleistungen an Flüchtlinge handelt, erhöhen sie deren verfügbares Einkommen und kön- Aber öffentlicher und privater Verbrauch bleiben starke Triebfeder des Wachstums 6 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT nen dann für den privaten Konsum ausgegeben werden. Im Fall von Sachleistungen fragen öffentliche Stellen beim Einzelhandel Waren nach. Vor diesem positiven Hintergrund überrascht es nicht, dass die Einzelhändler weiterhin zuversichtlich sind. Zwar gab das ifo-Geschäftsklima in den letzten Monaten tendenziell nach, aber es bleibt insgesamt auf hohem Niveau. Hierzu passt, dass der reale Umsatz des Einzelhandels das Jahr 2016 mit Für 2016 realer Umsatzzuwachs von 2,5% zu erwarten einem Plus begann (Januar/Februar 2% über Vorjahresniveau). Für den Einzelhandel (ohne Kfz, Apotheken, Kraft- und Brennstoffe) ist 2016 damit zu rechnen, dass der reale Umsatz um 2,5% zunimmt, nach nahezu 3% im Jahr 2015. Die Einzelhandelspreise, die 2015 um 0,3% angestiegen waren, dürften 2016 mit 0,5% etwas stärker zulegen. Der Anstieg der nominalen Umsätze sollte somit bei etwa 3% liegen. Deutscher Einzelhandel: realer und nominaler Umsatz weiter klar im Plus Realer und nominaler Umsatz der Unternehmen im Einzelhandel nach Branchen, in Mrd. Euro bzw. in % ggü. Vorjahr Mrd. Euro Einzelhandel Destatis erfasst im Internethandel nur diejenigen Firmen, die über die Hälfte des Umsatzes online tätigen real (preisbereinigt) nominal 2015* 2015 2016* 2017* 2015 2016* 2017* 508 2,9 2,5 2,2 3,4 3,0 2,5 Lebensmittel 202 2 3 2 3 3 3 Schuhe und Bekleidung 40 0 1 1 1 1 2 Elektronik 38 4 4 3 2 1 1 Möbel und Hausrat 34 3 3 2 4 4 4 Bau- und Heimwerkerbedarf 31 1 1 1 2 2 2 Kosmetik und Körperpflege 16 8 6 5 8 6 5 Fahrräder und Sportartikel 7 4 4 2 5 5 3 Bücher, Zeitungen, Schreibwaren 7 -2 -1 0 -1 0 2 Internet- und Versandhandel 38 9 7 4 9 6 7 Quellen: Destatis 2016, Feri, erfasst werden Unternehmen mit Lieferungen und Leistungen ab 17.500 Euro jährlich Profil der Branche In nahezu allen Segmenten bereits hoher und weiter steigender Konsolidierungsgrad Einzelhandel: großer Umsatz, kleine Wertschöpfung Der deutsche Einzelhandel ohne Kfz, Apotheken sowie Kraftstoff- und Brennstoffe (s. Abgrenzung S. 2) umfasste 2015 rund 328 000 Unternehmen mit 3,4 Mio. Beschäftigten. Mit einem Umsatz von rund 508 Mrd. Euro im Jahr 2015 gehört die Branche zu den größten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Demgegenüber ist die Bruttowertschöpfung, also im Wesentlichen die Summe der Löhne und der Gewinne des Einzelhandels, mit rund 100 Mrd. Euro naturgemäß erheblich geringer. Der durchschnittliche Umsatz pro Unternehmen ist mit 1,5 Mio. Euro relativ niedrig, denn neben den wenigen Großunternehmen existiert noch eine Vielzahl von Kleinanbietern. Mit Ausnahme einiger großer Marktteil- Im Non-Food-Segment decken sich Einzelhändler aus Kostengründen in Niedriglohnländern ein nehmer spielen internationale Absatzmärkte nur eine untergeordnete Rolle für die Unternehmen des deutschen Einzelhandels. Demgegenüber kaufen Händler im Non-Food-Segment vielfach Waren aus den Emerging Markets – oft über Großhändler –, um günstigere Einkaufspreise zu erzielen und ein breites Angebot im mittleren und unteren Preissegment bereitstellen zu können. 7 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Le be ns m it t e le inze lha nde l he rrs c ht v o r Ant eile am Einzelhandelsumsat z nach Produktgruppen 2015 Sonstiges 18% M öbel und Hausrat 7% Elektronik 8% Schuhe und Bekleidung 8% Umsat z Einzelhandel 2015: 508 M rd. Euro Bau- und Heimwerkerbedarf 6% Kosmet ik, Körperpf lege 3% Bücher, Zeitungen, Schreibwaren 1% Internet - und Versandhandel 8% Elektro- und Elektronikprodukte spielen für den Einzelhandel eine ebenso wichtige Rolle wie Schuhe und Bekleidung Fahrräder, Sportartikel 1,5% Lebensmitt el und Haupt richtung Lebensmitt el 40% Quellen: Destatis 2016, Feri, Commerzbank-Schätzungen Produktsegmente: Neben Lebensmitteln sind Bekleidung und Elektronik die Schwergewichte Der Lebensmitteleinzelhandel war 2015 mit einem Umsatzanteil von über 40% mit Abstand größter Teilbereich. Der Anteil ist gegenüber dem Jahr 2005 (35%) erheblich gestiegen, was vor allem am Lebensmittel: Bedeutung des Segments hat wegen steigender Preise zugenommen Preisanstieg lag. Nahezu verdoppelt hat sich in den vergangenen 10 Jahren der Anteil des Internetund Versandhandels, der 2015 bei 7,4% lag. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dieses Subsegment nur diejenigen Firmen umfasst, die über die Hälfte des Umsatzes online tätigen. Durch die anhaltende Konsolidierung der Unternehmen konzentrieren sich rund 80% des Umsatzes mit Lebensmitteln auf fünf Unternehmen. Damit ist die Konzentration im europäischen Vergleich Höchste Umsatzkonzentration bei Baumärkten recht hoch. Bei Baumärkten entfallen fast zwei Drittel des Umsatzes auf vier Unternehmen. Deutlich geringer ist der Konsolidierungsgrad bei Bekleidung. Dort bringen die vier Größten es nur auf 20%. Nachfrage Realer Umsatz steigt ausnahmsweise stärker als privater Konsum Chance: Qualität wird den Kunden wichtiger zulasten des Preises Risiko: Mittelfristig aus demografischen Gründen kaum Wachstumspotenzial Es verwundert nicht, dass die privaten Verbraucher die mit Abstand wichtigste Kundengruppe des Einzelhandels sind. Doch mit rund einem Drittel des Umsatzes sind die übrigen Abnehmer keineswegs unbedeutend. So werden rund ein Viertel der Leistungen des Einzelhandels von Unternehmen nachgefragt. Gut 4% konsumiert der öffentliche Sektor, im Wesentlichen die Verwaltung von Bund, Ländern und Gemeinden. Private Konsumenten bei Weitem nicht die einzigen Kunden des Einzelhandels 8 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT 2015: Einzelh andel lebhafter als privater Konsum preisbereinigte Veränderung ggü. Vorjahresquartal in Prozent, geglättet 4 2015 nahmen die Einzelhandelsumsätze ausnahmsweise stärker zu als die privaten Konsumausgaben 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 1 995 1998 2001 2004 2007 Privater Konsum 2010 2013 2016 Einzelhandelsumsatz Quellen: Destatis 2016, FERI Normalerweise steigen die Umsätze des Einzelhandels weniger stark an als die privaten KonsumEinzelhandelsumsätze können seit Langem mit dem Anstieg des gesamten Konsums nicht Schritt halten, … ausgaben. Denn die Deutschen sind mit wichtigen Produkten des Einzelhandels wie Kleidung, Schuhen oder Lebensmitteln schon gut ausgestattet, während sie von vielen Dienstleistungen offenbar noch nicht genug haben. Anders war es 2015: Die realen Umsätze nahmen kräftiger zu als der reale private Verbrauch. Dies lag unter anderem daran, dass die sinkenden Benzin- und Heizölausgaben Raum für … doch 2015 überholten sie den Konsum andere Käufe ließen. Außerdem spielten die vielen Zuwanderer eine Rolle, denn der Einzelhandel profitierte nun von deren Grundbedürfnissen – ähnlich wie nach der Wiedervereinigung, als die Ostdeutschen ihren Nachholbedarf deckten. Auch nach Einbrüchen wie in der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 kam es vorübergehend zu Gegenbewegungen im Handel, die die Zuwächse des privaten Verbrauchs übertrafen. 2016 dürften die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel erneut ein größeres Plus aufweisen als der reale Konsum. Im Langfristvergleich aber geben die Deutschen einen tendenziell sinkenden Teil ihrer Verbrauchsausgaben für Waren des Einzelhandels aus. Flossen im Jahr 2000 noch 5,7% des nomina- Tendenziell aber sinkt der Ausgabenanteil, der in den Einzelhandel fließt len Konsums in Bekleidung und Schuhe, waren es 2015 nur noch 4,6%. Auch für Lebensmittel und für Möbel gaben sie geringere Anteile aus. Insgesamt ging der Anteil des Warenkonsums am gesamten privaten Konsum von 27% im Jahr 2000 auf unter 24% im Jahr 2015 zurück. Dafür wurden den Verbrauchern Ausgaben für Wohnen und Energie sowie für Kommunikation und Verkehr immer wichtiger. Privater Konsum : m eh r fü rs Wohnen – weniger fürs Ess en Anteile am privaten Ko nsum in Deutschland, in Prozent nach Gütergruppen Rest 100 Ausgaben für Kommunikation und Verkehr wurden wichtiger 5,3 5,7 15,5 15,9 9,6 9,0 15,1 18,0 5,2 7,4 5,2 6,3 22,3 22,6 Wohnen und Ene rgie 13,9 12,8 Lebensm ittel (inkl. Geträ nk e und Tabak ) 5,7 4,6 2000 2015 80 60 Kommunika tion und Ver kehr Freizeit und Unte rhaltung 40 Sonstige Dienste und War en Restaura nt und Hotel Möbel und Hausra t 20 0 Quellen: Destatis 2016, Feri Bekleidung und Sc huhe | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 9 Nachfragetrends bei Lebensmitteln bilden sich immer deutlicher heraus Dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) fällt es seit einiger Zeit schwer, seinen mengenmäßigen Absatz in Deutschland zu steigern, weil ein hoher Sättigungsgrad erreicht ist. Dass 2015 dennoch ein Sättigung mit Lebensmitteln nur zeitweise unterbrochen preisbereinigter Zuwachs von 2,4% gelang, lag vor allem an der Zuwanderung, die die Bevölkerung bis Jahresende auf schätzungsweise 81,6 Millionen Menschen hat anwachsen lassen. Auch 2016 dürfte die Bevölkerungszahl zunehmen und die Nachfrage nach Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und Tabakwaren beflügeln. Wenn – wie politisch angestrebt – die Flüchtlingszahlen nachhaltig sinken werden, dürfte dies ab 2017 zu wieder kleineren realen Umsatzzuwächsen führen. Von derartigen Sondereffekten abgesehen, gibt es nur ein begrenztes Wachstumspotenzial im LEH. Um dieses voll auszuschöpfen, muss der Händler die Unterschiede und Trends im Verbraucherverhalten genau kennen. An Bedeutung gewinnt der Konsumtyp, der gerne Produkte aus seiner Region ver- LEH nutzt Kundenpräferenz für Regionalität geschickt aus zehrt. Die Herkunft des Produktes ist dann leichter nachvollziehbar, was höhere Qualität verspricht. Der kürzere Transportweg reduziert die Umweltbelastung. Dahinter kann auch der Wunsch stehen, die Landwirtschaft und das Handwerk vor Ort zu stärken und kleinere Unternehmen aus der Heimat zu begünstigen. Auch wenn das Merkmal „Regionalität“ nur wenig geschützt ist, nutzt der Lebensmitteleinzelhandel diese Kundenpräferenz als wichtiges Marketinginstrument. Er kann auf diese Weise kleinere Produzenten als Wettbewerber zu großen etablierten Herstellern fördern. Da die Kunden i.d.R. Einzelhandel kann bei regionalen Produkten mit kleineren Produzenten zusammenarbeiten bereit sind, für regionale Waren höhere Preise zu zahlen, hat der LEH hier Spielraum für Umsatzzuwächse. Zu den Präferenzen der Verbraucher gehört ein zunehmendes Bewusstsein für Aspekte wie Natur, Tierwohl und eigene Gesundheit. Hierunter fallen Verbraucher von Biokost, vegetarischer und veganer Kost. So liegt der Anteil der Vegetarier unter den Deutschen mittlerweile bei zehn Prozent, verglichen mit nur 0,6% im Jahr 1983. Inzwischen haben einige konventionelle Landwirte auf ökologische Erzeu- Aspekte wie Natur, Tierwohl und eigene Gesundheit klettern in der Prioritätenliste nach oben gung umgestellt und es gibt eine Reihe von Biomarken, deren ökologischer Standard unterschiedlich hoch ist. Auch die Herstellung von fleischfreien, aber fleischähnlichen Produkten ist gewachsen; nicht selten produziert von Markenherstellern konventioneller Fleisch- und Wurstwaren, die den Trend der Zeit erkannt haben. Dies eröffnet den Einzelhändlern die Möglichkeit, eine breitere Palette an Waren und Qualitäten zu unterschiedlich hohen Preisen anzubieten und somit mehr Käuferschichten zu erreichen als bisher. Handelsmarken vor allem im Lebensmittelsegment wichtig Stark ausgeprägt ist unter den Nachfragern weiterhin das Markenbewusstsein. Laut einer Typisierung der GfK gelten 28% der deutschen Haushalte als marken- und herkunftsorientiert. Um dieses Verbraucherverhalten zu nutzen, haben einige Händler Handelsmarken, sogenannte Private-LabelProdukte, in ihr Warensortiment aufgenommen, die sie neben den Herstellermarken anbieten. In der Regel sind die Handelsmarken billiger als die Herstellermarken und sie werden vom Kunden allein über das Vertrauen in die Einkaufskompetenz der Händler nachgefragt. Dies verschafft ihnen zwei Vorteile. Zum einen werden sie damit unabhängiger von der Macht der Hersteller, welche mit einer star- Handelsmarken machen unabhängiger vom Hersteller und helfen bei der Profilierung gegenüber anderen Händlern ken Marke dem LEH auch den Preis und die Positionierung im Laden vorschreiben können. Diese Vorgaben können den Interessen der Einzelhändler durchaus zuwiderlaufen. Zum anderen können die Einzelhändler sich mit eigenen Marken von anderen Händlern abheben und sich als besonders preiswertes und leistungsfähiges Unternehmen darstellen und Umsätze an sich ziehen. Dass manche Händler auf die enorme Zugkraft von Herstellermarken nicht verzichten wollen, zeigt das Beispiel eines Lebensmittel-Discounters, der seit 2015 sein Angebot an großen internationalen Discounter setzen verstärkt auf Herstellermarken Marken massiv ausbaut. Die kräftigen Rabatte bei der Markeneinführung dürften dazu beigetragen haben, dass der Marktanteil der Handelsmarken nach jahrelangem Wachstum zuletzt rückläufig war. Inzwischen entfällt auf Herstellermarken ein Marktanteil von 64%. Laut GfK liegt dieser Entwicklung aber auch ein längerfristiger Qualitätstrend zugrunde: Einer Umfrage zufolge ist inzwischen für die Kunden verbinden mit Herstellermarken vor allem Qualität Mehrheit der Konsumenten eine hohe Qualität wichtiger als ein niedriger Preis. Handelsmarken sind vor allem bei Lebensmitteln ein wichtiges Marketinginstrument. Aber auch im Non-Food-Bereich, etwa bei Kosmetik und Körperpflege, greifen die Kunden zu Eigenmarken der Ein- Handelsmarken bei Wasch- und Reinigungsmitteln am beliebtesten 10 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT zelhändler. Nach Angaben des Instituts für Handelsforschung Köln entscheiden sich die Kunden am häufigsten bei Wasch- und Reinigungsmitteln gegen eine Herstellermarke, nämlich zu 84%. Non-Food-Bereich: Gesättigte Kunden brauchen wieder mehr Beratung Auch im Non-Food-Bereich kennt die Nachfrage ihre Grenzen. So musste die Nachfrage nach BeNur höhere Preise sorgten für Umsatzsteigerung bei Mode kleidung und Schuhen in den letzten fünf Jahren in preisbereinigter Rechnung Einbußen hinnehmen, da eine Sättigung erreicht war. Außerdem wurde die Nachfrage tendenziell häufiger durch milde Witterung wie in den Winterhalbjahren 2014/15 und 2015/2016 gedämpft. Allerdings waren die Kunden bereit, höhere Preise zu bezahlen, sodass der Umsatz zunahm. Zwar gibt es derzeit durch die zugewanderten Menschen an sich mehr Bedarf an Bekleidung und Schuhen, aber dieser schlägt sich bisher kaum in den Geschäften nieder, womöglich, weil die erste Ausstattung weitgehend durch Secondhandware sichergestellt werden konnte. Auffallend ist die zunehmende Nachfrage nach Beratung, zum Beispiel beim Kauf von Bekleidung Online-Handel bietet zu wenig Beratung und Schuhen. Hier verspüren Umfragen zufolge viele Kunden ein Defizit, weil der wachsende OnlineHandel die klassische Beratung bisher nicht ersetzt. In vielen großen Modehäusern gibt es aufgrund von Personaleinsparungen nur noch wenige Verkäufer, und zahlreiche Textilläden haben unter dem Druck der Konkurrenz geschlossen – allein zwischen 2004 und 2013 machten nach Angaben des HDE über 30% der Geschäfte zu. Der Handel greift diese Nachfrage auf, indem er Online-Modeportale mit Stilberatung betreibt. Beim sogenannten betreuten Einkaufen beantwortet der Kunde online einige Fragen zu Größe und Stil. Außerdem kann er sich telefonisch beraten lassen. Das daraufhin zugesandte Komplettpaket wird zuhause anprobiert, bezahlt wird nur, was man behält. Auch im gesättigten Schuhmarkt versuchen die Händler ein möglichst großes Stück vom Kuchen zu bekommen. Um insbesondere die digitale Generation anzusprechen, setzen manche Händler ModeBlogger ein, die besondere, nur online vertriebene Kollektionen vorstellen. Elektro- und Elektronikprodukte bleiben gefragt Klassische Unterhaltungselektronik immer weniger gefragt Deutlich besser als bei Lebensmitteln und Bekleidung entwickelte sich die Nachfrage im Segment Elektro- und Elektronikprodukte. Preisbereinigt stieg sie 2015 kräftig (+4,1%) und setzte damit die gute Entwicklung der Vorjahre fort. Hauptgrund war 2015 die starke Nachfrage nach Smartphones. Die Verkaufszahlen bei klassischer Unterhaltungselektronik wie TV-Geräten, Digitalkameras oder DVDSpielern schwächten sich allerdings weiter ab. Der technische Fortschritt bei elektronischen Geräten sorgte dafür, dass die Verkaufspreise der Branche weiter zurückgingen, wenn auch weniger deutlich als in den Vorjahren. Der wertmäßige Umsatz erhöhte sich seit 2010 insgesamt um rund 11%. Vernetzung der Geräte dürfte weitere Umsätze generieren Da in Deutschland die Ausstattung mit onlinefähigen Flachbildschirmen und mit internetfähigen Handys schon recht hoch ist, dürften die preisbereinigten Wachstumsraten in den kommenden Jahren flacher werden. Doch sollte das zunehmende Bedürfnis nach Vernetzung der Geräte weitere technische Neuerungen befördern und für anhaltendes Umsatzwachstum sorgen. Angebot Anbieter nehmen über Digitalisierung wichtige Weichenstellung vor Chance: Handel entdeckt die Chance, über die Auswertung von Kundendaten schlauer zu werden Risiko: Wer nicht zügig digitalisiert, gerät ins Hintertreffen Marktanteile der Betriebsformen bleiben in Bewegung Am deutschen Einzelhandelsmarkt verändert sich die Struktur der Betriebsformen unaufhaltsam. Innerhalb der breiten Vielfalt an Betriebsformen hat der nicht filialisierte Fachhandel nach wie vor den größten Marktanteil, dennoch schrumpft er seit Jahren. Erwirtschafteten nach Zahlen des HDE Fachgeschäfte ohne Zweigstellen im Jahr 2000 noch fast ein Drittel des Umsatzes, so kamen sie 2014 nur noch auf weniger als ein Fünftel. Die einzeln wirtschaftenden Fachgeschäfte sind oft kaum vertikalisiert und noch wenig auf den Online-Vertrieb ausgerichtet. Hingegen gewannen seit 2008 filialisierte 11 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Fachhändler hinzu, also großflächige Betriebe, die z.B. Elektrowaren oder Möbel anbieten und aus mehreren, oft überregional verteilten Verkaufsstellen bestehen. Auch Fachmärkte konnten ihren Großflächige Betriebe mit Filialen gewannen Marktanteile Marktanteil deutlich ausweiten. Sowohl Kaufhäuser als auch der klassische Versandhandel büßten Marktanteile ein. Dies lag unter anderem am reinen Online-Handel (in der Grafik in „Rest“ enthalten), der von unbedeutenden 0,2% im Jahr 2000 auf zuletzt 3,3% zunahm. Stagnation bei den Discountern Auffallend ist die Umsatzstagnation bei den Discountern, deren Siegeszug gegenüber dem Lebensmitteleinzelhandel 2008 endete (siehe auch Trends). Seither gelang es den Supermärkten aus Grenzen zwischen den Betriebsformen verschwimmen mehreren Gründen, ihre Bedeutung zu steigern: Zum einen boten sie den Billiganbietern durch ihre preisgünstigen Handelsmarken Paroli. Zum anderen zogen kleinere Supermärkte in Wohngebieten die wenig mobile, aber wachsende Gruppe älterer Kunden an. Auch in Innenstädten, z.T. in Fußgängerzonen, wo nicht mit dem Auto eingekauft wird, ist diese Betriebsform inzwischen stärker vertreten. Spätestens seit die Discounter auch die Markenprodukte für sich entdeckt haben und über Back- und Getränkeautomaten dem Kunden mehr Erlebnis bieten, verschwimmen die Grenzen zwischen diesen Betriebsformaten. Spiegelbildlich zum Erfolg der Supermärkte stehen übrigens die Anteilsverluste der viel größeren Selbstbedienungswarenhäuser und Verbrauchermärkte. Fachhandel ohne Filialen verliert Marktanteile der Betriebsformate im deutschen Einzelhandel in Prozent 100 80 4,4 10,3 10,1 Rest 5,6 8,7 7,2 15,1 15,1 12,7 12,2 15,1 16 9,6 10,9 60 11,8 40 12,2 11,7 20 31,9 Superm ärkte/LEH Discounter SB-Ware nhäuser/ Ver br auchermär kte Ver sa ndhandel (ohne Onlinehandel) Discounter stagnieren seit 2008, Supermärkte hingegen konnten gewinnen. Fachmärkte legten langfristig zu. Ka uf- und Wa renhäuser Fa chmärk te 15,3 Fa chha ndel filia lisiert 24,4 18,5 Fa chha ndel nicht filia lisiert 0 2000 2008 2 014 Quellen: HDE 2015 Verkaufsflächen werden stagnieren, werden aber moderner Nahmen die Verkaufsflächen des Einzelhandels viele Jahre fast kontinuierlich zu, so stagnierten die Flächen laut HDE im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr bei 123,1 Millionen Quadratmetern. Der Schwerpunkt der langjährigen Flächenausweitung – seit 2000 um 13% – lag bei großflächigen Einkaufszentren, überwiegend in sehr guten Innenstadtlagen oder in verkehrsgünstigen Stadtrandlagen. Auch Mono-Label-Shops – Einzelhändler, die nur Waren eines einzigen Herstellers oder einer be- Großflächige Einkaufszentren, Mono-Label-Shops und Factory Outlets trugen zu Flächenwachstum bei, zuletzt aber Flächenstagnation stimmten Marke anbieten – und Factory Outlet Center weiteten ihre Flächen aus. Klassische Warenhäuser und Textilhäuser reduzierten sie hingegen. 1-b-Lagen waren vermehrt von Leerstand betroffen und in einigen Innenstädten schritt die Verödung voran. Leerstände sind auch ein Problem in Regionen mit sinkender Bevölkerungszahl. Zwar wird es weiterhin Neueröffnungen von Einkaufszentren und Outlet-Centern geben, aber weniger als bisher. Unter dem Strich spricht die sinkende Kundenfrequenz dafür, dass die Verkaufsflächen künftig deutschlandweit stagnieren. So betreten die Kunden seit Jahren immer seltener die Geschäfte, allein 2015 ging die Kundenfrequenz um 1,5% zurück. Wir erwarten aber, dass die Händler viel Geld in die Modernisierung ihrer Geschäfte stecken werden, auch um die Kunden wieder verstärkt in die Läden zu locken. Die Investitionen werden zum einen darauf zielen, die Ware vor Ort ansprechend zu präsentieren und erlebbar zu machen; zum anderen darauf, die Digitalisierung des Betriebes voranzutreiben. Sinkende Kundenfrequenz spricht für weitere Stagnation der Flächen 12 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Omni-Channel hat viele Facetten An der Digitalisierung des stationären Geschäfts führt kein Weg vorbei, wenn es darum geht, Offline-Handel und Online-Handel nahtlos miteinander zu verknüpfen (Omni-Channel-Handel). Die Kunden kaufen je nach Laune mal im Geschäft, mal im Netz ein. So werden lauf IFH (Institut für Handel) 40% Geräuschloser Kanalwechsel zwischen online und offline der stationären Käufe online vorbereitet. Daher soll der Wechsel der Kanäle möglichst geräuschlos verlaufen. Auch soll dem Kunden ein einheitliches Markenerlebnis geboten werden. Dieser Trend zum Omni-Channel-Handel hat viele Erscheinungsformen. So kann der Kunde in einer Filiale, in der er die gewünschte Ware gerade nicht vorfindet, direkt bestellen und bezahlen und dann Omni-Channel mit dem Tablet: Kunde kann alle Vorgänge beim Verkäufer abwickeln kostenfrei nach Hause liefern lassen. Dadurch vermeidet der Händler, dass der Interessent auf dem Weg zum heimischen Computer „verloren“ geht. Häufig tätigt der Kunde die Schritte direkt beim Verkäufer, der mit einem Tablet ausgestattet den aktuellen Lagerbestand einsehen kann. Außerdem hat er zusammen mit der Kundenkarte einen Überblick über die letzten Käufe des Kunden und kann ggf. ergänzende Produkte anbieten. Kunden werden fürs Schauen und Suchen belohnt Zum Bemühen um höhere Kundenfrequenz gehören zum Beispiel sogenannte „Location based services“, die den Kunden mit kleinen Beträgen belohnen, wenn er ein teilnehmendes Geschäft betritt oder wenn er eine Ware mit seinem Smartphone einscannt. Dazu muss lediglich eine App installiert und Bluetooth aktiviert sein. Händler will seine Kunden durch umfangreiche Datenauswertung besser kennenlernen Die Information darüber, wie lange der Kunde sich wo aufhält, ist für die Händler von großem Interesse, denn dies hilft ihnen, über ihr Online-Portal den Kunden ortsbasierte Werbebotschaften zu senden. Diesen Zweck erfüllen auch Deckenkameras, Augenbewegungen registrierende Eye-Tracker, Kassendaten, Ergebnisse von Kundenbefragungen und das Auswerten von Kundenkarten. All diese Informationen über das Such- und Kaufverhalten zu erfassen und in großem Stil auszuwerten, ist für den Handel in den kommenden Jahren eine große Chance: Denn wer den Kunden am besten kennt, kann ihn am gezieltesten umwerben und am effizientesten auf seine Bedürfnisse eingehen. Kosten Wareneinsatz macht rund zwei Drittel des Umsatzes aus Chance: Sinkende Flächenkosten als Folge hoher Leerstandsquote und niedriger Zinsen Risiko: Steigende Personalaufwandsquote und volatile Energiekosten Der mit Abstand größte Kostenblock im Einzelhandel sind die jeweiligen Handelswaren, die eigentlich einen durchlaufenden Posten darstellen. Die Daten der Kostenstrukturerhebung, die bis 2014 vorHandelsmarge langfristig deutlich gefallen liegen, zeigen, dass die Kosten für eingesetzte Waren im Durchschnitt des Einzelhandels 68,9% gemessen am Umsatz betrugen. Damit fiel die Handelsmarge gegenüber dem Jahr 2000 um rund 3 Prozentpunkte. Am stärksten stieg die Belastung durch die Warenkosten im Segment Lebensmittel, Scharfer Wettbewerb hemmt Kostenüberwälzung wo inzwischen für einen Umsatz von 100 Euro Waren im Wert von 77,20 Euro eingekauft werden. Denn die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte in Deutschland verteuerte sich von 2000 bis 2014 um fast ein Drittel, und wegen des scharfen Wettbewerbs im Lebensmittelhandel konnten die Händler teilweise ihre höheren Einkaufspreise nicht vollständig an ihre Kunden weiterreichen. Aber 2015 gingen die Erzeugerpreise bei Nahrungsmitteln aufgrund fallender Agrarrohstoffpreise deutlich zurück, sodass der Wareneinsatz der Lebensmitteleinzelhändler sich gegenüber 2014 verbilligt haben dürfte. Steigende Löhne in Lieferländern erhöhen Materialkosten Anders verhält es sich in Teilen des Non-Food-Bereichs. Bei Schuhen und Bekleidung sowie bei Möbeln und Hausrat waren die Wareneinsatzquoten über viele Jahre tendenziell zurückgegangen. Inzwischen aber führen steigende Löhne in den fernöstlichen Zulieferländern und der gegenüber vielen Währungen schwache Euro zu wieder anziehenden Einkaufspreisen dieser Produkte. Auch 2015 und 2016 dürften die Materialkosten in diesen Segmenten stärker zunehmen als ihre Umsätze. 13 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Kosten für Wareneinsatz stiegen in fast allen Segmenten Wareneinsatz und Personalaufwand in Prozent vom Umsatz Wareneinsatz in % Personalaufwand in % Segment 2000 2014 2000 2014 Einzelhandel insgesamt 65,7 68,9 14,1 12,7 Lebensmittel 73,9 77,2 11,8 10,9 Schuhe und Bekleidung 57,4 53,2 16,7 17,9 Elektronik 66,1 68,3 13,9 12,0 Möbel und Hausrat 59,7 58,0 15,1 13,6 Bau- und Heimwerkerbedarf 62,5 63,5 16,1 15,9 Personalaufwand im Bekleidungsund Schuhhandel am höchsten Quellen: Destatis 2016, Feri Belastung durch Personalkosten wird 2016 steigen Die Personalkosten (2014: 72 Mrd. Euro im Einzelhandel ohne Kfz) sind der zweitgrößte Kostenblock des Einzelhandels. Der Anteil dieser Kosten am Umsatz ging von 2000 bis 2014 von 14,1% auf 12,7% zurück. Auf der einen Seite ermäßigte sich die Zahl der Beschäftigten, auf der anderen Seite Personalkostenquote nahm ab, vor allem wegen sinkender Beschäftigung in der Branche erhöhte sich das Entgelt pro Beschäftigtem. Unterm Strich führte dies zu steigendem Personalaufwand, dem aber stärker steigende Umsatzerlöse gegenüberstanden. Der Handel konnte also mit weniger Arbeitskräften mehr Umsatz erwirtschaften, was an der Tendenz zu großflächigeren Märkten lag, bei denen Selbstbedienung eine bedeutende Rolle spielt. Außerdem stieg der Anteil des Online-Handels, der weniger personalintensiv ist als der stationäre Handel. Im Jahr 2015 haben sich die Tariflöhne im Einzelhandel weiter erhöht, auch wenn mit 1,5% die Monatsgehälter nur halb so stark stiegen wie im Verarbeitenden Gewerbe. Die bis in das Jahr 2017 reichenden Tarifabschlüsse des Einzelhandels lassen 2016 etwas höhere Lohnzuwächse erwarten als Tarifabschlüsse reichen bis 2017 und sehen beschleunigte Lohnzuwächse vor im Vorjahr. Trotz des 2015 eingeführten Mindestlohns in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde und des zunächst einsetzenden kräftigen Abbaus von Minijobs nahm die Zahl der Beschäftigten im Jahresdurchschnitt 2015 Umsatzwachstum stärker als Personalkostenzunahme 2015 in der Branche um fast ein Prozent zu. Hierzu trug die gute Umsatzentwicklung bei. Außerdem ist der Handel wohl bestrebt, auch bei steigendem Kostendruck eine Verschlechterung der Beratungsqualität zu vermeiden. Für 2016 erwarten wir angesichts der guten Lage des Handels einen weiteren leichten Anstieg der Beschäftigung. Mehr Personal und höhere Entlohnung sprechen dafür, dass die Personalkosten 2015 spürbar zugenommen haben und dies auch 2016 tun werden. Während 2015 der Umsatzzuwachs mit 3,5% wohl stärker war als der Personalkostenzuwachs, ist dies 2016 nicht zu erwarten. Mithin ist eine wieder höhere Personalaufwandsquote der Einzelhändler wahrscheinlich. Ausgaben für Leistungen: Mieten und Pachten größter Kostenblock Anteile der Ausgaben an den gesamten bezogenen Leistungen des Einzelhandels Übrige 30% sonst. Unternehmensdienstleistungen 6% Sicherheitsdienstleistungen 6% Mieten und Pachten 23% Quelle: Commerzbank-Schätzungen auf Basis Destatis 2016 Werbung, Druck- und Verlagserzeugnisse/dienstleistungen 7% Energie 6% Finanzdienstleistungen 3% Lager, Fracht und Logistik 19% Sehr hohe Ausgaben für Lagerhallen, Fracht und Logistik 14 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Die Struktur der bezogenen Leistungen aus anderen Branchen – ohne Handelswaren – zeigt: Fast ein Viertel der Ausgaben von insgesamt rund 78 Milliarden Euro entfallen auf Mieten und Pachten. Lage ist im stationären Einzelhandel entscheidend, daher spielen Mieten und Pachten eine große Rolle Dies überrascht nicht, da die Lage eines Einzelhandelsgeschäftes für den Erfolg von zentraler Bedeutung ist sei es, dass je nach Betriebsform die Laufkundschaft, die Verkehrsanbindung oder die Nachbarschaft zu ergänzenden oder gleichartigen Einzelhandelsgeschäften ausschlaggebend sind. Die Ausgaben für Lagerhaltung, Fracht und Logistik fallen mit 19% ins Gewicht. Der drittgrößte Posten sind mit 8% die Leistungen von Druckereien, Verlagen, Marktforschungsinstituten und Werbeagenturen, an die mit zuletzt 5,6 Milliarden Euro viel Geld floss. Ein Kostenrisiko sind die volatilen Energiepreise, die allerdings mit rund 6% der direkten Zulieferungen nicht sehr stark zu Buche schlagen. Die Preise für Energie sowie für Lager, Fracht und Logistik sollten 2016 leicht ansteigen, 2017 ist wegen wieder anziehender Rohölpreise ein stärkerer Anstieg zu erwarten. Hohe Investitionen im stationären Kanal und im Online-Kanal Investitionen seit 2010 deutlich erhöht Der Einzelhandel in Deutschland steigerte seine Investitionen in den letzten Jahren kräftig. So sind die Bauinvestitionen von 2010 bis 2014 um 30% und die Ausrüstungsinvestitionen um 20% gestiegen. Damit wuchsen die Investitionen insgesamt stärker als die Umsatzerlöse und lagen 2014 bei etwa 8,5 Milliarden Euro. Immer mehr haben die Betriebe dabei Umfragen zufolge das E-Business im Fokus. Dies wird auch das Hauptinvestitionsmotiv für die kommenden Jahre sein: Einzelhändler werden viel Geld für die Digitalisierung ihrer stationären Geschäfte und für den Aufbau oder Ausbau ihres OnlineKanals ausgeben. Dies wird die Finanzlage der Unternehmen stark belasten, denn die Anschaffungen werden über höhere Abschreibungen in der Ergebnisrechnung zu Buche schlagen. Ertragslage Belastungen durch Euroabwertung im Non-Food-Bereich Chance: Hervorragende Aussichten für die privaten Einkommen in Deutschland stützen die Umsatzentwicklung und damit die Ertragslage der Einzelhändler Risiko: Höhere Sourcingkosten können wegen Wettbewerb nicht im Preis weitergegeben werden Die Entwicklung der Ertragslage unterscheidet sich zwischen den Segmenten. So kommen im BeZulieferungen aus Fernost im Non-Food-Bereich verteuern sich deutlich reich Schuhe und Bekleidung die EBIT-Margen laut Creditreform mittlerweile unter Druck, nachdem sie über Jahre zulegen konnten. Lange Zeit war der gestiegene Anteil von preiswerten Zulieferungen aus Niedriglohnländern in Fernost eine Entlastung gewesen. Nun ziehen die Kosten wieder an. So stiegen im Jahresdurchschnitt 2015 die Importpreise bei Bekleidung um 5,8%, bei Lederwaren und Schuhen sogar um 6,5%. Die Abwertung des Euros gegenüber dem Dollar als dominierende Kontraktwährung sowie die beschleunigt steigenden Löhne in nahezu allen fernöstlichen Beschaffungsmärkten fordern Tribut. Im Elektronikhandel erhöhten sich die Margen von 2006 bis 2014 um über einen Prozentpunkt. Auch im Nahrungs- und Genussmittelhandel konnten sich die Margen seit 2013 von ihren niedrigen Niveaus lösen. 15 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Margen bei Nahrungs- und Genussmittel n erholen sich deutlich Segmente des Einzelhandels, EBIT in Prozent vom Umsatz; Median 5 Besserung der Margen bei Elektronikprodukten trotz sinkender Verkaufspreise 4 3 2 1 2006 2007 2008 Na hr ungs- und Genussmitte l 2009 2010 2011 Bek lei dung 2012 2013 2014 Elektronik Quelle: Creditreform 2016 Die Personalkosten des Einzelhandels dürften sich wie im Abschnitt Kosten erläutert 2016 weiter erhöhen. Auch sind steigende Einstandspreise zu erwarten. Schließlich werden höhere Investitionen, zum Beispiel in neue Vertriebskanäle und in modernere Verkaufsflächen, die Unternehmen belasten. Ertragspotenzial auf absehbare Zeit durch höhere Kosten und Abschreibungen begrenzt Diese Faktoren begrenzen in absehbarer Zeit das Ertragspotenzial. Bei steigenden Umsätzen dürften die EBIT-Margen im Einzelhandel aber weitgehend stabil bleiben. Nach Abzug der Personalkosten und der Abschreibungen zeigen die Erträge starke Unterschiede zwischen den Segmenten. Im langfristigen Durchschnitt (2000 und 2014) lagen die EBIT-Margen im EBIT-Margen im LEH am niedrigsten Lebensmitteleinzelhandel nach Daten von Creditreform mit 2,4% am niedrigsten. Wesentlich höher waren sie bei Möbeln und Hausrat sowie im Elektroniksegment. Im gesamten Einzelhandel lagen sie bei 2,8%. Das Insolvenzrisiko im Einzelhandel bleibt unverändert Zwar waren in letzter Zeit mehrfach bekannte Handelsketten am deutschen Markt von einer Insolvenz betroffen, aber die Insolvenzhäufigkeit ist im Einzelhandel längerfristig sogar zurückgegangen. Wurden im Jahr 2005 von 1.000 Unternehmen nur 10 zahlungsunfähig, so traf es 2015 nur noch 6 Unternehmen. Die Perspektiven sind vor dem Hintergrund der weitgehend stabilen Ertragsaussichten Eigenmittelausstattung und Liquiditätslage sprechen für unverändertes Risiko der Zahlungsunfähigkeit und einer über Jahre verbesserten Liquiditätslage recht günstig. Auch die Eigenmittelausstattung der Händler hat sich klar verbessert. So lag sie 2014 bei fast 30% des Gesamtkapitals, das sind 10 Prozentpunkte mehr als fünf Jahre zuvor. Ein spürbarer Wiederanstieg der branchenweiten Insolvenzhäufigkeit ist daher 2016 und 2017 wenig wahrscheinlich. Allerdings bleibt das Insolvenzrisiko für inhabergeführte Geschäfte und wohl auch für Internet-Start-ups hoch. Langfristige Trends Beschleunigter Lebenszyklus der einzelnen Vertriebsformate und steigender Anteil des Online-Handels In der Pionierphase (hohes Wachstumspotenzial auf noch sehr geringem Ausgangsniveau) sehen wir dabei weiterhin vor allem den Onlinehandel in den Warengruppen Do-It-Yourself (DIY), Lebensmittel und Schreibwaren sowie die Vielzahl der neu entstehenden Restantenverwerter. Deren Versorgung scheint sich in hohem Maße aus den Retouren der reiferen Online-Warengruppen zu speisen. In einer Phase anhaltend starken Wachstums befinden sich unseres Erachtens Fachmärkte und Discounter in den Warengruppen Möbel, Schreibwaren, Uhren/Schmuck und Haushaltswaren, der Online-Handel in den Warengruppen Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräte und Spielwaren sowie die Mono-Label-Partner-Stores der starken Modemarken. Einige der vertikalen Modehändler mussten ebenso wie der gesamte Modehandel im vergangenen Jahr Einbußen bzw. ein verlangsamtes Wachs- Online-Handel der Warengruppen DIY, Lebensmittel, Schreibwaren etc. noch in der Pionierphase Fachmärkte und Discounter bei Möbeln, Schreibwaren, Haushaltswaren ebenso mit starkem Wachstum und Mono-Label-Stores der starken Modemarken 16 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT tum hinnehmen, von denen noch nicht klar erkennbar ist, inwieweit es sich dabei um strukturelle oder nur witterungsbedingte Abschwächungen handelt. Bei den hohen Wachstumsraten im Drogeriemarktbereich könnte es sich großenteils immer noch um Nachlaufeffekte aus der „Schlecker-Pleite“ handeln. Wachstum im Lebensmittel- und Textildiscount, bei Schuhfachmärkten, Drogerie- und Baumärkten, Wohnkaufhäusern und im Onlinehandel mit Bekleidung dürfte sich eher abflachen Demgegenüber hat sich das bislang hohe Wachstum in den nunmehr schon recht reifen Vertriebsformen Lebensmittel- und Textildiscount, Schuhfachmärkte, Baumärkte, Wohnkaufhäuser und Möbelstudios, klassische Spezialversender sowie im Online-Handel mit Bekleidung nach unseren Beobachtungen zuletzt deutlich abgeschwächt. Dagegen haben der klassische Universalversand, Warenhäuser, SB-Warenhäuser sowie Möbel- und Universalversand, Warenhäuser, SB-Warenhäuser haben ihren Höhepunkt bereits überschritten In nahezu allen Segmenten ist der nicht filialisierte und weitgehend inhabergeführte Fachhandel der klare Verlierer Textilkaufhäuser mittlerer Größe ihren Höhepunkt teilweise bereits deutlich überschritten. Dazu zählen wir angesichts der fortschreitenden Kannibalisierung durch E-Commerce sowie der Handelsaktivitäten der Hersteller auch die Elektronikfachmärkte. Stattdessen scheint den großen Supermarkt- und Verbrauchermarktbetreibern des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in den letzten beiden Jahren durch mehr Service und Betonung von Aspekten wie Frische und Regionalität eine spürbare Revitalisierung gelungen zu sein, deren Nachhaltigkeit allerdings immer noch abzuwarten bleibt. Klarer Verlierer ist in nahezu allen Segmenten weiterhin der nicht filialisierte und weitgehend inhabergeführte stationäre Fachhandel. Damit einher geht auch eine schwindende Marktmacht und Bedeutung der Einkaufsverbünde. Die Grenzen zwischen den einzelnen Vertriebsformen verschwimmen zunehmend Die Sortimente erweitern sich und gleichen sich teilweise an Die Grenzen zwischen den einzelnen Subsegmenten, aber auch zwischen den einzelnen Vertriebsformen innerhalb des gleichen Subsegments sind immer schwerer zu ziehen. So haben sich nicht nur im Lebensmitteleinzelhandel die Sortimente von Discountern, Supermärkten und SB-Warenhäusern zunehmend angeglichen, während gleichzeitig der Lebensmittelanteil in Drogeriemärkten – und umgekehrt – ebenfalls stieg. Baumärkte verkaufen mittlerweile auch Haushaltswaren und Kleinmöbel, Möbelmärkte Hausgeräte und Elektronik. Gleichzeitig nimmt in vielen Vertriebsformen der Anteil von Aktionsverkäufen mit völlig segmentfremder Ware zu; dies geht bis hin zu Automobilen oder sogar Fertighäusern. (Ergänzende) Dienstleistungen gewinnen an Bedeutung Dienstleistungen ermöglichen Cross Selling und Zusatzumsatz Der Anteil der Warenausgaben am realen privaten Konsum geht strukturell bereits seit Jahren kontinuierlich zurück und schmälert so das Geschäftspotenzial des Einzelhandels. Bereits in den letzten Jahren hat der Handel versucht, dem durch das Angebot ergänzender Dienstleistungen zu begegnen. Diese reichen von Vermittlung und Abrechnung von Handwerksleistungen durch Baumärkte über innenarchitektonische Angebote von Möbelmärkten bis zur Auslieferung von Lebensmitteln. Gleichzeitig werden aber auch zunehmend Dienstleistungen wie Reisen, Strom- oder Telekom-Verträge angeboten, die mit dem traditionellen Kerngeschäft nichts zu tun haben. Bedeutende Segmente des deutschen Einzelhandels befinden sich bereits in der Endphase der Konsolidierung Abgesehen von der anhaltend starken Vermehrung von Geschäftsmodellen im Online-Handel beLebensmitteleinzelhandel, Drogeriemärkte, Bau- und Elektronikmärkte zeigen zumindest im stationären Geschäft zunehmend oligopolistische Merkmale finden sich die meisten der bedeutenden Einzelhandelssegmente bereits in einem sehr späten Stadium der Konsolidierung und weisen geradezu oligopolistische Strukturen auf. Dazu zählen wir die Segmente Lebensmitteleinzelhandel, Drogeriemärkte, Bau- und Elektronikmärkte. Die Markteintrittsbarrieren im stationären Handel dieser Segmente erscheinen dementsprechend als geradezu unüberwindbar. Dies gilt in ähnlicher Weise allerdings auch für die reifen westeuropäischen Kernmärkte. Dagegen ist speziell der Textil- und Modemarkt von permanenten Markteintritten neuer, vornehmlich ausländischer Wettbewerber geprägt. | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 17 Neue Medien stellen die Branche vor bislang nicht gekannte Herausforderungen Die Herausforderungen, die sich aus dem Vormarsch von Internet und mobiler Kommunikation ergeben, gehen über das Entstehen neuer E-Commerce-Player und ihrer Plattformen als Wettbewerber weit hinaus. Das Entstehen sozialer Netzwerke oder die Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs stellt vor allem auch ganz neue Anforderungen an Marketing und Kommunikation, Warenwirtschafts- Neue Produkte wie Tablets und Smartphones, soziale Netzwerke sowie neue Bezahl- und Warenwirtschaftssysteme verändern die betrieblichen Prozesse systeme, Logistik und Bezahlsysteme etc. Insbesondere die Preis- und Warenorientierung sowie die Bezahlung via Mobiltelefon (Mobile Shopping) hat zuletzt rasant zugenommen. In diesen Punkten ist die Entwicklung im Konkreten weiterhin kaum absehbar. Fest steht allerdings, dass sie die Branche im nächsten Jahrzehnt dramatisch verändern wird. Konsum-Ethik ist für den gesamten Einzelhandel ein Muss Dabei geht es in erster Linie um global diskutierte Aspekte wie Nachhaltigkeit, Sozialdumping und Fair Trade, aber auch um Themen wie Regionalität und Tierschutz. Betroffen sind in erster Linie Segmente wie der Lebensmittelhandel sowie die Bekleidungsbranche. Die Auswirkungen sind besonders Aspekte wie Nachhaltigkeit, Fair Trade oder Tierschutz werden immer wichtiger in einer Vielzahl von Zertifikaten, Güte- und Herkunftssiegeln zu sehen, die nicht zuletzt bei der Eigenmarkenpflege eine bedeutende Rolle spielen und entsprechend zu kommunizieren sind. Generell haben wir allerdings den Eindruck, dass als Händler bei diesen Themen vielleicht wenig zu gewinnen, aber um so mehr zu verlieren ist. Die Witterungsverhältnisse werden immer erfolgsbestimmender In den letzten Jahren sind die Witterungsverhältnisse immer extremer von der Norm abgewichen. Sommer und Winter fielen in den letzten Jahren buchstäblich ins Wasser und führten zu hohen Warenüberbeständen, die – wenn überhaupt - nur über hohe Abschriften zu verkaufen waren. Die daraus resultierenden Umsatz- und vor allem Margenrückgänge waren und sind in einigen Segmenten wie Die außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse haben in einigen Segmenten wie Bekleidung oder Schuhe erheblich belastet dem Schuh- und Bekleidungshandel geradezu dramatisch und werden künftig nur durch eine sehr viel stärkere Flexibilisierung der Prozesse, beispielsweise in der Orderpolitik, zu beherrschen sein. Die Zahl der Geschäftsmodelle zur Restpostenverwertung hat in den letzten Jahren rasant zugenommen Insbesondere gespeist durch witterungsbedingte Warenüberhänge, aber auch durch die Retouren des stark zunehmenden Online-Handels sind die Restpostenbestände in den letzten Jahren stark angewachsen und mit ihnen die Zahl der Geschäftsmodelle zu deren Verwertung. Dazu zählen wir nicht nur die zunehmende Zahl der Factory Outlet Center, sondern auch Aktionswarenverkäufer, Filialisten, Der Restpostenmarkt ist durch witterungsbedingt nicht abzuverkaufende Ware sowie die Retouren des Online-Handels in letzter Zeit stark gewachsen die sich auf die Niedrigpreisverwertung von Markenware aus der Vorsaison spezialisiert haben, ReIporteure, einschlägige Online-Portale etc. Für die etablierten Händler und Markenhersteller wird die imagewahrende Kontrolle derartiger Verwertungsketten teilweise bereits zum Problem. Erfolgs- und Risikofaktoren Erfolgsfaktoren Marke und deren Profil Die Händlermarke und deren klare Positionierung (insbes. nach Kernsortiment, Preislage und Zielgruppe) und Profilierung (wofür steht die Marke?) sind unverändert eine Grundvoraussetzung erfolgreicher Händlertätigkeit. Zwar sind Markenprofile gerade vor dem Hintergrund der dynamischen Veränderungen der Einzelhandelslandschaft durchaus veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Aber die Erfahrung lehrt, dass dabei behutsam vorzugehen ist, um den Markenkern nicht zu beschädigen. In der Vergangenheit war bei vielen krisenbehafteten Händlern dies betreffend ein allzu rascher Wechsel zu beobachten. Der Konsument möchte wissen, wofür eine Marke steht 18 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Economies of Scale Großbetriebsvorteile u.a. in Einkauf und Logistik bleiben Schlüsselerfolgsfaktoren Großbetriebsvorteile sind mehr oder weniger in allen Segmenten auch der Treiber der Marktkonsolidierung. Dabei beschränken sich die Großbetriebsvorteile natürlich längst nicht nur auf den Einkauf und die Konditionenverhandlung, sondern im Grunde auf alle betrieblichen Bereiche, angefangen bei Effizienzsteigerungen in der Logistik über geringere Streuverluste in der Werbung bis hin zur Ausstattung der Standorte und der Auslastung der IT. Tendenziell etwas weniger sind davon die modischeren Segmente betroffen, bei denen Exklusivität und rascher Wandel gegenüber dem reinen Preis- und Kostenwettbewerb als Mitigator wirken. Standort Lage und Multiplizierbarkeit von Konzepten bestimmen die Qualität der Ladennetze Ein möglichst homogenes Standortnetz hinsichtlich Lage, Größe und Struktur ist eine wesentliche Voraussetzung für die Multiplizierbarkeit von Konzepten und die Hebung von Großbetriebsvorteilen. Gleichzeitig ist es aber auch für viele ältere und teilweise auch anorganisch gewachsene Formate mit entsprechend heterogenen Strukturen ein Kernproblem, dessen Lösung im Falle weitreichender Versäumnisse sehr kostspielig ist. Die Anpassung von und die regelmäßige Investition in die Standortstrukturen ist daher ein Key-Success-Factor. Vertikalisierung und Sourcing Händler übernehmen zunehmend Lieferantenfunktionen Vertikalisierung ist ein Phänomen, das mittlerweile alle Segmente und Warengruppen erfasst hat und damit zum Schlüsseltrend geworden ist. Händler werden dadurch zumindest virtuell zunehmend zu Herstellern und übernehmen einen Großteil, in einigen Fällen sogar alle Herstellerfunktionen, angefangen bei Design und Produktentwicklung, über die Materialbeschaffung und Kollektionierung bis hin zum Transport. Lediglich die reine Produktion geschieht bislang in den meisten Fällen noch unter der formalrechtlichen Hoheit des Herstellers (sozusagen als verlängerter Werkbank), der oft über – teilweise sogar exklusive – Rahmenverträge zum sogenannten Systemlieferanten wird. Sourcing und Supply Chain Management werden damit mehr denn je zur Kernkompetenz. Hauptziel ist die Verkürzung der sogenannten Lead Time, nämlich der Zeit zwischen Design und Ankunft des Produkts im Laden. Die Vorteile liegen auf der Hand. Sie bestehen besonders in einem dadurch höheren Kollektions- bzw. Belieferungsrhythmus und damit geringerer Kapitalbindung im Vorratsvermögen, schnellerer Nachorder von Rennern, weniger Restanten und damit geringeren Abschriften etc. Am weitesten fortgeschritten ist dabei naturgemäß der Modehandel, für den die oben genannten Aspekte am bedeutendsten sind; in diesem Bereich findet sich auch eine Reihe von Händlern, die sogar weitestgehend in eigenen Fabriken produziert. Eigenmarken Die meisten Händler streben einen Ausbau des Eigenmarkenanteils an In dem oben beschriebenen Sinne können Händler vor allem dann als weitestgehend vertikal bezeichnet werden, wenn sie auch noch das Markenmanagement der gehandelten Produkte übernehmen, also über einen weit überwiegenden Eigenmarkenanteil verfügen. Neben der besseren Warensteuerung lässt sich mit Eigenmarken auch das eigene Profil im oben beschriebenen Sinne besser prägen und in der Regel auch eine höhere Durchschnittsmarge erzielen. Nahezu alle größeren Händler sind daher nach unseren Beobachtungen bestrebt, den Eigenmarkenanteil auszubauen. Multi-Channel-Fähigkeit Parallelität von Online- und stationärem Handel schafft positive Synergien Die zunehmende Internet-Penetration und das Vordringen des Online-Handels eröffnen auch dem stationären Handel neue Perspektiven, weil sich viele Konsumenten vor dem stationären Kauf erst im Internet informieren und umgekehrt. Dieser Trend dürfte sich durch das Vordringen von Mobile Commerce eher noch verstärken. Es gibt vor diesem Hintergrund nur noch wenige Händler, die nicht auch über ein Online-Portal verfügen. Wichtig dabei ist allerdings, dass die Online-Strategie hinsichtlich Preis, Vertrieb/Beratung, Marketing/Kommunikation und Logistik etc. voll in die Gesamtstrategie integriert ist. Warenwirtschaftssystem Das Warenwirtschaftssystem ist das Rückgrat der betrieblichen Strukturen und Prozesse Voraussetzung nicht nur für die Integration von Online-Aktivitäten, sondern insbesondere auch für das übrige Supply Chain Management, ist ein möglichst nahtloses und voll integriertes Warenwirt- | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 19 schaftssystem. Multibrand-Retailer versuchen dabei zunehmend, die Nachteile gegenüber ihren vertikalen Wettbewerbern auch durch Anbindung ihrer Markenlieferanten via EDI (s. Glossar) weitestmöglich zu kompensieren. Export erfolgreicher Formate Angesichts weitgehend gesättigter westlicher Märkte versuchen vor allem die in ihren Heimatmärkten erfolgreichen Händler ihre erfolgreichen Formate zu exportieren. Über die hohen Eintrittsbarrieren Nicht alle Formate eignen sich in gleicher Weise für den Auslandseinsatz der westlichen Märkte hinweg ist dies außerhalb des Modesektors – vor allem den deutschen Lebensmitteldiscountern eindrucksvoll und nachhaltig gelungen; daneben sind an Segmenten mit wenigstens vereinzelten westeuropäischen Aktivitäten noch am ehesten der Baumarktsektor, der Versandhandel und der Cash&Carry-Bereich zu nennen. In den letzten beiden Dekaden war Osteuropa die Hauptstossrichtung der Auslandsexpansion und zwar mit vornehmlich großflächigen Formaten wie SBWarenhäusern, Bau- und Cash&Carry-Märkten. Risikofaktoren Anhaltender Preis- und Verdrängungswettbewerb Im Streben nach Großbetriebsvorteilen versuchen die Unternehmen in nahezu allen Segmenten ihren Marktanteil zulasten der Wettbewerber auszubauen. Dies geschieht in erster Linie über den Preis, In einigen Segmenten schreitet auch die Flächenexpansion trotz weitgehender Marktsättigung fort darüber hinaus allerdings wie z.B bei Möbeln auch immer noch in erheblichem Umfang über die Ausweitung von Verkaufsflächen. Im Lebensmittelhandel, bei Bau- und Elektrofachmärkten ist die Flächenexpansion zuletzt aber vielmehr in einen Modernisierungswettlauf übergegangen. Markteintritt potenter ausländischer Wettbewerber Zwar sind die Markteintrittsbarrieren im stationären Handel der bereits weitgehend konsolidierten Märkte ausgesprochen hoch; gänzlich auszuschließen waren Markteintritte aber selbst im Lebensmit- Speziell im Modehandel sind die Markteintrittsbarrieren sehr niedrig teleinzelhandel oder auch im Baumarktsektor nicht und haben – wenn auch in kleinerem Umfang auch stattgefunden. Insbesondere der ein oder andere strukturschwache Wettbewerber in diesen Segmenten könnte potenten ausländischen Wettbewerbern zumindest theoretisch als Einfallstor dienen und bei Übernahme den Wettbewerb zusätzlich anheizen. In anderen Segmenten, allen voran im Modehandel, sind die Markteintrittsbarrieren ohnehin sehr niedrig. Vielzahl neuer Geschäftsmodelle im Online-Handel Im Online-Handel sind die Markteintrittsbarrieren naturgemäß sehr viel geringer und die teilweise rapide Vermehrung von Geschäftsmodellen hat den Wettbewerb in einigen Segmenten bereits massiv verschärft. Hervorzuheben sind dabei natürlich Player, die zunächst den Wettbewerb im Handel mit Die neuen Geschäftsmodelle des Online-Handels haben den Wettbewerb in einigen Segmenten bereits massiv verschärft Büchern und Bild-/Tonträgern bzw. Schuhen erheblich verschärft haben, sich aber längst nicht mehr auf ihre Ursprungssortimente beschränken, sondern sich als virtuelle Marktplätze für eine Vielzahl von Produkten etabliert haben. Viele der neuen Geschäftsmodelle werden allerdings ihrerseits den zunehmenden Wettbewerb nicht überleben und stellen daher selbst ein erhebliches Risiko dar. Rückläufige Kundenfrequenz im stationären Handel Seit 2008 ist speziell im Non Food-Bereich die Kundenfrequenz der stationären Händler spürbar zurückgegangen; in 2015 hat sich diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. Dies ist sicherlich in Der Footfall-Index sinkt seit geraumer Zeit beträchtlich. beträchtlichem Maße auf das Vordringen des Online- Handels zurückzuführen. Die widrigen Witterungsverhältnisse dürften aber ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Insofern ist derzeit noch nicht absehbar, ob und wann dabei ein Boden erreicht ist. Vorwärtsvertikalisierung der Hersteller Während der Handel durch Vertikalisierung zunehmend selbst zum Hersteller wird, entwickeln die Hersteller in rasantem Tempo eigene Retail-Aktivitäten in Form von Shop-in-Shop-Konzepten, Corners, eigene oder durch Franchise-Partner betriebene Läden und natürlich auch durch eigene E-Commerce- Hersteller werden zunehmend selbst zu Händlern und damit zu Wettbewerbern 20 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Portale. Hinzu kommt die steigende Zahl der Outlet-Center, die oft auch der Restanten- sowie Retourenverwertung aus dem eigenen Online-Geschäft dienen. Sourcing Die Zulieferungen aus Fernost, insbesondere China, unterlagen zuletzt zunehmenden Kosten- und Verfügbarkeitsrisiken, aber insbesondere auch zunehmenden Währungsrisiken wegen des schwachen Euro. Zulieferungen im Non-Food-Bereich speisen sich in hohem Maße aus Waren, die in zumeist fernöstlichen Niedriglohnländern produziert worden sind. Nicht nur die teilweise massiven Kostensteigerungen (Löhne, Energie etc.), vor allem in China, aber ebenso in angrenzenden Ländern, sondern vor allem auch die anhaltende Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar, der in diesen Ländern als Kontraktwährung unverändert dominiert, haben die Beschaffung massiv verteuert. Hinzu kommt, dass sich die Warenströme durch die bevorstehende Verabschiedung des Freihandelsabkommens zwischen den USA und einer Reihe lateinamerikanischer und fernöstlicher Länder (nach gegenwärtigem Stand Vietnam, Malaysia, Singapur, Japan) spürbar zulasten der europäischen Importländer verschieben könnten. Die Sicherung des Sourcing, d.h. die Auswahl zuverlässiger und leistungsfähiger Lieferanten bzw. der Aufbau und das Management der Supply Chain sowie die Sicherung von Kosten und Preisen sind vor diesem Hintergrund immer anspruchsvoller geworden. Im Food-Bereich waren demgegenüber seit geraumer Zeit sogar Deflationstendenzen zu beobachten, die großenteils auch daraus resultierten, dass für den russischen Markt bestimmte Ware auf die europäischen Märkte drängte. Veränderung der Handelsimmobilienlandschaft Der Shopping-Center-Boom der letzten Jahre hat die Attraktivität älterer Standorte und Konzepte erheblich beeinträchtigt Die Veränderung der Handelsimmobilienlandschaft hat in den letzten Jahren viele Vertriebsformen begünstigt und andere umso mehr in Schwierigkeiten gebracht. Zu nennen ist hier in erster Linie der anhaltende Shopping-Center-Boom, der die rasante Zunahme von Fachmarktkonzepten und insbesondere der Mono-Label-Stores der Modebranche erst ermöglicht hat. Andere, darunter der Warenhaussowie der SB-Warenhaussektor und vor allem der traditionelle Fachhandel, haben umso mehr gelitten. Gleichzeitig hat sich der langjährige Trend zur „grünen Wiese“ wieder ein Stück weit umgekehrt. Insgesamt ist auch zu beobachten, dass insbesondere in Klein- und Mittelstädten die Einzelhandelsimmobilienmärkte durch die nachlassende Kundenfrequenz teilweise massiv unter Druck geraten sind; gerade in diesen Bereichen sind daher auch die durchschnittlichen Mieten spürbar gesunken. Rückschläge bei der Auslandsexpansion Deutsche Retailer haben in den letzten beiden Dekaden erhebliche Anstrengungen beim Export ihSpeziell in Osteuropa sind einige Expansionsversuche gescheitert rer Geschäftsmodelle unternommen, insbesondere in Osteuropa. Viele von ihnen müssen als gescheitert angesehen werden. Primär liegen die Gründe dafür in einer gleichzeitigen, kaum berechenbaren Expansion von Wettbewerbern aus Drittländern, dem Entstehen und Erstarken heimischer Wettbewerber, in der Überschätzung der Nachfragezunahme, der Unterschätzung regionaler Besonderheiten, darunter bürokratische Hemmnisse, sowie auch in Währungsturbulenzen. Hinzu kommen derzeit natürlich die aus dem Ukraine-Konflikt resultierenden Risiken und Unsicherheiten für die sowohl hinsichtlich Umsatz als auch Ertrag teilweise sehr bedeutenden Aktivitäten in Russland. Einige Unternehmen haben ihre bis vor kurzem schnelle Expansion dort zunächst ausgesetzt. | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 21 Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen Das Mindestlohngesetz (MiLoG) sieht einen flächendeckenden Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro pro Stunde seit dem 1. Januar 2015 vor. Alle abhängig Beschäftigten sowie Praktikanten und Auszubildenden erhalten somit diesen Lohn, insofern keine Ausnahme vorgesehen ist oder bereits ein höherer Branchenmindestlohn existiert. Allerdings erhalten nun nicht nur diejenigen, die bisher weniger als 8,50 Euro Stundenlohn bekamen, sondern auch die leicht oberhalb dieser Schwelle liegenden Lohngruppen höhere Löhne. Darüber hinaus haben die Unternehmen höheren bürokratischen Aufwand, denn sie müssen nun die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiter genauer dokumentieren als bisher. Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkung gelten auch für den Einzelhandel. Bereits seit 1973 sind vertikale Beschränkungen, z.B. Preisabsprachen zwischen Hersteller und Händler (über die unverbindliche Preisempfehlung hinaus), verboten. Daher ermittelt derzeit das Bundeskartellamt im Rahmen vermuteter Absprachen zwischen Händlern und Herstellern von Markenlebensmitteln (Kaffee, Süßwaren, Nahrungsmittel). Erfahrungen zu Bußgeldern sind bei vertikalen Verstößen noch gering. Unternehmen mit großem Marktanteil sind besonders betroffen. Kooperation mit den Behörden wirkt seit der sogenannten Bonusregelung 2006 strafmildernd. In den letzten Jahren haben sich auch Bedenken um horizontale Wettbewerbsbeschränkungen als relevant erwiesen. So hat das Bundeskartellamt diverse Übernahmen von Wettbewerbern - vor allem im Lebensmittelhandel –untersagt oder nur unter weitreichenden Auflagen (meist Standortveräußerungen) genehmigt. Die EU-Verbraucherrechterichtlinie vom 23. Juni 2011 gibt den Rahmen für eine europaweit einheitliche Rechtsprechung im Onlinehandel für Händler und Verbraucher. Die Verbraucherrechterichtlinie wurde am 13. Juni 2014 in geltendes deutsches Recht übertragen. Neu für deutsche Händler ist die verpflichtende Liefergarantie innerhalb von 30 Tagen, die Kaufpreisrückerstattung innerhalb von 14 Tagen bei Rückabwicklung sowie die grundsätzliche Übernahme von Rücksendekosten durch den Verbraucher. Neuartig ist auch die Pflicht, dem Verbraucher ein Muster-Widerrufsformular zur Verfügung zu stellen und den Widerruf per Telefon ausdrücklich zuzulassen. Online-Händler müssen zudem darauf achten, dass der verwendete Bestellbutton am Ende eines Bestellvorgangs ordnungsgemäß bezeichnet wird. Gebührenpflichtige Zahlungsmethoden sind nur zulässig, sofern dem Verbraucher zur Erfüllung seiner vertraglichen Zahlungspflicht zumindest eine entgeltfreie Bezahlmöglichkeit zur Verfügung gestellt wird, die gängig und zumutbar ist. Die Erhebung übermäßiger Gebühren für Zahlungsmethoden ist verboten. Für den Lebensmitteleinzelhandel spielen neben Vorschriften des nationalen und europäischen Lebensmittelrechts auch die Vorschriften der Lebensmittelkennzeichnungsverordnung und Fertigpackungsverordnung eine bedeutende Rolle. Der Deutsche Bundestag drängt auf die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Manipulation von Ladenkassen erschweren soll. Ein entsprechender Gesetzentwurf ist in Arbeit. Das seit langem bekannte Phänomen wurde vom Bundesgerichtshof 2015 als „systematisches Vollzugsdefizit“ bezeichnet, was nach einhelliger Meinung den Gesetzgeber nun zum Handeln zwingt. Es geht darum, für den Betrieb von Registrierkassen ein Datensicherungssystem vorzuschreiben, welches sicherstellt, dass die Software keine Umsatzmanipulation zulässt. 22 COMMERZBANK – GROUP RISK MANAGEMENT Glossar Fachbegriffe und Abkürzungen B2C: Bezeichnet den Verkauf von Gütern an Verbraucher. Siehe im Gegensatz dazu auch Business-to-Business (B2B). In der METRO GROUP folgen die Vertriebsmarken Media Markt, Saturn, Redcoon und Real diesem Geschäftsmodell. Click-and-collect: Click-and-collect bietet Endkunden die Möglichkeit, die Produkte zunächst online zu recherchieren und zu kaufen, die Ware aber in einem stationären Einzelhandelsgeschäft abzuholen. Meist wird diese Funktion auf den Webseiten im Laufe des Bezahlvorgangs als Option angeboten. Convenience-Store: Betriebsform des Einzelhandels mit engem Sortiment an Waren des täglichen Bedarfs, hohem Preisniveau, großzügigen Ladenschlusszeiten und oft Innenstadtlagen gelegen (z.B. Tankstellen-Shops). Customer-Relationship-Management: Kundenbeziehungsmanagement, Oberbegriff für alle Marketingmaßnahmen, die Kundentreue herstellen und stärken. Typische CRM-Maßnahmen sind beispielsweise Direktmarketing oder Cross-Selling. EBIT: Gewinn, der um Zinsen und Steuern bereinigt wurde. Die EBIT-Marge ist der EBIT in Prozent vom Umsatz des jeweiligen Jahres. Die EBIT-Marge drückt aus, welches betriebliche Ergebnis durch einen Jahresumsatz erzielt worden ist. E-Commerce: Umfasst ursprünglich die elektronische Abwicklung von Unternehmensaktivitäten in Netzwerken. In den letzten Jahren beschränkt sich der Begriff eher auf die Absatzseite, wie in diesem Bericht auch verwendet. Electronic Data Interchange (EDI): Automatischer Austausch strukturierter Daten zwischen EDV-Anwendungen von Geschäftspartnern (z.B. Einzelhändler und Lieferant) Factory-Outlet-Center (FOC): Besondere Form des Einkaufszentrums, in dem Geschäfte angesiedelt sind, die jeweils nur eine Marke führen. FOCs werden in der Regel einheitlich geplant, finanziert, gebaut und gemanagt und entstehen meistens außerhalb städtischer Zentren. Filialisierter Fachmarkt: Großflächiges Betriebsformat im Non-Food-Bereich des Einzelhandels mit Spezialisierung auf ein bestimmtes Segment (z.B. Elektro, Möbel). In diesem Fall bestehend aus mehreren – oft überregional verteilten – Geschäften. Hybrider Verbraucher: Beschreibung für ein bestimmtes situatives Kaufverhalten, bei dem der Verbraucher gegensätzliche Verhaltensmuster aufzeigt. Bei Lebensmitteln werden z.B. Waren des täglichen Bedarfs bei Discountern gekauft, aber gleichzeitig Impulskäufe zu hohen Preisen (z.B. bei Tankstellenshops) getätigt. Insolvenzquote: Zahl der Insolvenzen gemessen an der Zahl der Unternehmen Mono-Label-Shops: Betriebsform des Einzelhandels, bei dem nur Waren eines einzigen Herstellers oder einer einzigen Marke angeboten werden Multi-Channel-Retailing: Vertrieb von Waren über mehrere Absatzkanäle (Geschäft, Internet, Katalog, etc.) Omni-Channel/Cross-Channel: Verbindung des traditionellen stationären Handelsgeschäfts mit E-Commerce, sozialen Medien und Applikationen für Smartphones und Tablets. Die Integration aller Kanäle – stationärer Handel, Internet und Smartphone – bietet Konsumenten ein flexibles und nahtloses Kauferlebnis, denn die Kanäle sind in jeder Kaufphase ganzheitlich miteinander verknüpft und können parallel genutzt werden. Vertikalisierung: Kooperationen von Akteuren auf verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette z.B. durch: vertikale Bindung (auf vertraglicher Basis zwischen wirtschaftlich selbstständigen Akteuren) oder durch vertikale Integration (Vereinigung der vor- und nachgelagerten Stufen in einer einheitlichen Organisationsstruktur) 23 | Branchenbericht | Einzelhandel – BGS 551, 553–559 Commerzbank Research Für die Erstellung dieser Ausarbeitung ist die Abteilung Industries Research im Bereich Risk Management der Commerzbank AG, Frankfurt am Main, verantwortlich. Die Verfasser dieses Dokuments bestätigen, dass die in diesem Dokument geäußerten Einschätzungen ihre eigenen Einschätzungen genau wiedergeben und kein Zusammenhang zwischen ihrer Dotierung – weder direkt noch indirekt noch teilweise – und den jeweiligen, in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen oder Einschätzungen bestand, besteht oder bestehen wird. Der (bzw. die) in dieser Ausarbeitung genannte(n) Analyst(en) sind nicht bei der FINRA als Research-Analysten registriert/qualifiziert und unterliegen nicht der FINRA Rule 2241. Disclaimer Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken und berücksichtigt nicht die besonderen Umstände des Empfängers. Es stellt keine Anlageberatung dar. Die Inhalte dieses Dokuments sind nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder irgendeiner anderen Handlung beabsichtigt und dienen nicht als Grundlage oder Teil eines Vertrages. Anleger sollten sich unabhängig und professionell beraten lassen und ihre eigenen Schlüsse im Hinblick auf die Eignung der Transaktion einschließlich ihrer wirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit und Risiken sowie ihrer Auswirkungen auf rechtliche und regulatorische Aspekte sowie Bonität, Rechnungslegung und steuerliche Aspekte ziehen. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen sind öffentliche Daten und stammen aus Quellen, die von der Commerzbank als zuverlässig und korrekt erachtet werden. Die Commerzbank übernimmt keine Garantie oder Gewährleistung im Hinblick auf Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck. Die Commerzbank hat keine unabhängige Überprüfung oder Due Diligence öffentlich verfügbarer Informationen im Hinblick auf einen unverbundenen Referenzwert oder -index durchgeführt. Alle Meinungsaussagen oder Einschätzungen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers bzw. der Verfasser zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hierin zum Ausdruck gebrachten Meinungen spiegeln nicht zwangsläufig die Meinungen der Commerzbank wider. Die Commerzbank ist nicht dazu verpflichtet, dieses Dokument zu aktualisieren, abzuändern oder zu ergänzen oder deren Empfänger auf andere Weise zu informieren, wenn sich ein in diesem Dokument genannter Umstand oder eine darin enthaltene Stellungnahme, Schätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird. Diese Ausarbeitung kann Handelsideen enthalten, im Rahmen derer die Commerzbank mit Kunden oder anderen Geschäftspartnern in solchen Finanzinstrumenten handeln darf. Die hier genannten Kurse (mit Ausnahme der als historisch gekennzeichneten) sind nur Indikationen und stellen keine festen Notierungen in Bezug auf Volumen oder Kurs dar. Die in der Vergangenheit gezeigte Kursentwicklung von Finanzinstrumenten erlaubt keine verlässliche Aussage über deren zukünftigen Verlauf. Eine Gewähr für den zukünftigen Kurs, Wert oder Ertrag eines in diesem Dokument genannten Finanzinstruments oder dessen Emittenten kann daher nicht übernommen werden. Es besteht die Möglichkeit, dass Prognosen oder Kursziele für die in diesem Dokument genannten Unternehmen bzw. Wertpapiere aufgrund verschiedener Risikofaktoren nicht erreicht werden. Hierzu zählen in unbegrenztem Maße Marktvolatilität, Branchenvolatilität, Unternehmensentscheidungen, Nichtverfügbarkeit vollständiger und akkurater Informationen und/oder die Tatsache, dass sich die von der Commerzbank oder anderen Quellen getroffenen und diesem Dokument zugrunde liegenden Annahmen als nicht zutreffend erweisen. Die Commerzbank und/oder ihre verbundenen Unternehmen dürfen als Market Maker in den(m) Instrument(en) oder den entsprechenden Derivaten handeln, die in unseren Research-Studien genannt sind. Mitarbeiter der Commerzbank oder ihrer verbundenen Unternehmen dürfen unseren Kunden und Geschäftseinheiten gegenüber mündlich oder schriftlich Kommentare abgeben, die von den in dieser Studie geäußerten Meinungen abweichen. Die Commerzbank darf Investmentbanking-Dienstleistungen für in dieser Studie genannte Emittenten ausführen oder anbieten. Weder die Commerzbank noch ihre Geschäftsleitungsorgane, leitenden Angestellten oder Mitarbeiter übernehmen die Haftung für Schäden, die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise entstehen. Die Aufnahme von Hyperlinks zu den Websites von Organisationen, die in diesem Dokument erwähnt werden, impliziert keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der Informationen der Websites bzw. der von dort aus zugänglichen Informationen durch die Commerzbank. Die Commerzbank übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt dieser Websites oder von dort aus zugängliche Informationen oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Inhalte oder Informationen. Dieses Dokument ist nur zur Verwendung durch den Empfänger bestimmt. Es darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Commerzbank auf irgendeine Weise verändert, vervielfältigt, verbreitet, veröffentlicht oder an andere Personen weitergegeben werden. Die Art und Weise, wie dieses Produkt vertrieben wird, kann in bestimmten Ländern, einschließlich der USA, weiteren gesetzlichen Beschränkungen unterliegen. Personen, in deren Besitz dieses Dokument gelangt, sind verpflichtet, sich diesbezüglich zu informieren und solche Einschränkungen zu beachten. Mit Annahme dieses Dokuments stimmt der Empfänger der Verbindlichkeit der vorstehenden Bestimmungen zu. Zusätzliche Informationen für Kunden in folgenden Ländern: Deutschland: Die Commerzbank AG ist im Handelsregister beim Amtsgericht Frankfurt unter der Nummer HRB 32000 eingetragen. Die Commerzbank AG unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Strasse 108, 53117 Bonn, Marie-Curie-Strasse 24-28, 60439 Frankfurt am Main und der Europäischen Zentralbank, Sonnemannstrasse 20, 60314 Frankfurt am Main, Deutschland. Großbritannien: Dieses Dokument wurde von der Commerzbank AG, Filiale London, herausgegeben oder für eine Herausgabe in Großbritannien genehmigt. Die Commerzbank AG, Filiale London, ist von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und von der Europäischen Zentralbank amtlich zugelassen und unterliegt nur in beschränktem Umfang der Regulierung durch die Financial Conduct Authority und Prudential Regulation Authority. Einzelheiten über den Umfang der Genehmigung und der Regulierung durch die Financial Conduct Authority und Prudential Regulation Authority erhalten Sie auf Anfrage. Diese Ausarbeitung richtet sich ausschließlich an „Eligible Counterparties“ und „Professional Clients“. Sie richtet sich nicht an „Retail Clients“. Ausschließlich „Eligible Counterparties“ und „Professional Clients“ ist es gestattet, die Informationen in dieser Ausarbeitung zu lesen oder sich auf diese zu beziehen. Commerzbank AG, Filiale London bietet nicht Handel, Beratung oder andere Anlagedienstleistungen für „Retail Clients“ an. USA: Die Commerz Markets LLC, („“Commerz Markets“), hat die Verantwortung für die Verteilung dieses Dokuments in den USA unter Einhaltung der gültigen Bestimmungen übernommen. Wertpapiertransaktionen durch US-Bürger müssen über die Commerz Markets, Swaptransaktionen über die Commerzbank AG abgewickelt werden. Nach geltendem US-amerikanischen Recht können Informationen, die Commerz Markets-Kunden betreffen, an andere Unternehmen innerhalb des Commerzbank-Konzerns weitergegeben werden. Sofern dieses Dokument zur Verteilung in den USA freigegeben wurde, ist es ausschließlich nur an "US Institutional Investors" und "Major Institutional Investors" gerichtet, wie in Rule 15a-6 unter dem Securities Exchange Act von 1934 beschrieben. Commerz Markets ist Mitglied der FINRA und SIPC. Die Commerzbank AG ist bei der CFTC vorläufig als Swaphändler registriert. Kanada: Die Inhalte dieses Dokuments sind nicht als Prospekt, Anzeige, öffentliche Emission oder Angebot bzw. Aufforderung zum Kauf oder Verkauf der beschriebenen Wertpapiere in Kanada oder einer kanadischen Provinz bzw. einem kanadischen Territorium beabsichtigt. Angebote oder Verkäufe der beschriebenen Wertpapiere erfolgen in Kanada ausschließlich im Rahmen einer Ausnahme von der Prospektpflicht und nur über einen nach den geltenden Wertpapiergesetzen ordnungsgemäß registrierten Händler oder alternativ im Rahmen einer Ausnahme von der Registrierungspflicht für Händler in der kanadischen Provinz bzw. dem kanadischen Territorium, in dem das Angebot abgegeben bzw. der Verkauf durchgeführt wird. Die Inhalte dieses Dokuments sind keinesfalls als Anlageberatung in einer kanadischen Provinz bzw. einem kanadischen Territorium zu betrachten und nicht auf die Bedürfnisse des Empfängers zugeschnitten. In Kanada sind die Inhalte dieses Dokuments ausschließlich für Permitted Clients (gemäß National Instrument 31-103) bestimmt, mit denen Commerz Markets LLC im Rahmen der Ausnahmen für internationale Händler Geschäfte treibt. Soweit die Inhalte dieses Dokuments sich auf Wertpapiere eines Emittenten beziehen, der nach den Gesetzen Kanadas oder einer kanadischen Provinz bzw. eines kanadischen Territoriums gegründet wurde, dürfen Geschäfte in solchen Wertpapieren nicht durch Commerz Markets LLC getätigt werden. Keine Wertpapieraufsicht oder ähnliche Aufsichtsbehörde in Kanada hat dieses Material, die Inhalte dieses Dokuments oder die beschriebenen Wertpapiere geprüft oder genehmigt; gegenteilige Behauptungen zu erheben, ist strafbar. Europäischer Wirtschaftsraum: Soweit das vorliegende Dokument durch eine außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraumes ansässige Rechtsperson erstellt wurde, erfolgte eine Neuausgabe für die Verbreitung im Europäischen Wirtschaftsraum durch die Commerzbank AG, Filiale London. Singapur: Dieses Dokument wird in Singapur von der Commerzbank AG, Filiale Singapur, zur Verfügung gestellt. Es darf dort nur von institutionellen Investoren laut Definition in Section 4A des Securities and Futures Act, Chapter 289, von Singapur („SFA“) gemäß Section 274 des SFA entgegengenommen werden. Hongkong: Dieses Dokument wird in Hongkong von der Commerzbank AG, Filiale Hongkong, zur Verfügung gestellt und darf dort nur von „professionellen Anlegern“ im Sinne von Schedule 1 der Securities and Futures Ordinance (Cap.571) von Hongkong und etwaigen hierin getroffenen Regelungen entgegengenommen werden. Japan: Dieses Dokument und seine Verteilung stellen keine „Aufforderung“ gemäß dem Financial Instrument Exchange Act (FIEA) dar und sind nicht als solche auszulegen. Dieses Dokument darf in Japan ausschließlich an „professionelle Anleger“ gemäß Section 2(31) des FIEA und Section 23 der Cabinet Ordinance Regarding Definition of Section 2 of the FIEA durch die Commerzbank AG, Tokyo Branch, verteilt werden. Die Commerzbank AG, Tokyo Branch, war jedoch nicht an der Erstellung dieses Dokuments beteiligt. Nicht alle Finanz- oder anderen Instrumente, auf die in diesem Dokument Bezug genommen wird, sind in Japan verfügbar. Anfragen bezüglich der Verfügbarkeit dieser Instrumente richten Sie bitte an die Abteilung Corporates & Markets der Commerzbank AG oder an die Commerzbank AG, Tokyo Branch. [Commerzbank AG, Tokyo Branch] Eingetragenes Finanzinstitut: Director of Kanto Local Finance Bureau (Tokin) Nr. 641 / Mitgliedsverband: Japanese Bankers Association. Australien: Die Commerzbank AG hat keine australische Lizenz für Finanzdienstleistungen. Dieses Dokument wird in Australien an Großkunden unter einer Ausnahmeregelung zur australischen Finanzdienstleistungslizenz von der Commerzbank gemäß Class Order 04/1313 verteilt. Die Commerzbank AG wird durch die BaFin nach deutschem Recht geregelt, das vom australischen Recht abweicht. © Commerzbank 2016. Alle Rechte vorbehalten. Version 9.24 Commerzbank AG 60261 Frankfurt am Main Group Risk Controlling & Capital Management Bereichsleitung Risk Control & Resources Management: Oliver Ewald Leitung Industries Research: Dr. Carola Hunger-Siegler Autorin: Jutta Kayser-Tilosen (069) 136-80414 (069) 136-22447 (069) 136-80858 Group Credit Risk Management Industry Head: Thomas Gross Leitung Retail: Achim Wesche Autor: Jürgen Grebe (069) 136-22855 (069) 136-41922 (069) 136-86412 E-Mail: [email protected] www.commerzbank.de/branchen VKS 04022