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direct industry Information für die Elektrotechnik und Industrieautomation. November 2012 UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE THOR / Seite 12 MASCHINEN FÜR DIE STECKDOSE / Seite 08 IP20 VERSUS IP67 / Seite 20 Foto: HOCHTIEF INHALT Bluetooth® AN BORD Seite 04 AUSGEZEICHNETER STANDARD Seite 07 MASCHINEN FÜR DIE STECKDOSE Seite 08 LADESTATION IM SERVICEPAKET Seite 10 UNTERSTÜTZUNG FÜR DIE THOR picoMAX® ‒ DAS STECKVERBINDERSYSTEM Seite 12 Seite 16 NEUE STEUERUNG BEFLÜGELT Seite 17 KLEMMENBESCHRIFTUNG MIT SYSTEMSeite 19 IP20 VERSUS IP67 Seite 20 SPEEDWAYS SERIELLE SCHNITTSTELLE Seite 23 IMPRESSUM Seite 24 2 EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, aus sportlicher Sicht war 2012 ein durchaus ereignisreiches Jahr: Die Fußball-Europameisterschaft hat uns ebenso wie die Olympischen Spiele viele Höhepunkte beschert. Mit hohen Ansprüchen an sich selbst haben die deutschen Sportler um Turniersieg und Medaillen gekämpft. Die Wettkämpfe in Polen, der Ukraine und London sind dabei durchaus mit den wachsenden technischen Herausforderungen im industriellen Umfeld vergleichbar. Auch hier werden von den eingesetzten Komponenten durchweg Bestleistungen verlangt. Einige Projekte, bei denen Zuverlässigkeit, Sicherheit, Qualität und Langlebigkeit im Vordergrund standen, haben wir für Sie in der vorliegenden Ausgabe der WAGOdirect industry auf Papier gebracht. Lesen Sie zum Beispiel, wie BESI aus Bremen komplexe Flowund Tank-Managementsysteme riesiger Hubinseln und Hubschiffe steuert und überwacht. Oder, wie das Delmenhorster Unternehmen WEHRHAHN bei der Automatisierung seiner modernen Porenbetonanlagen gut 25 Prozent Zeit und rund sechs Kilometer Verkabelung spart. Nicht weniger spannend sind die Lösungen der Firma TIPPER TIE, die am Standort Glinde den Prozessdaten-Austausch drahtlos gestaltet und so den Reinigungsaufwand im Hygieneumfeld der Lebensmittelindustrie deutlich reduziert. Die deutschen Olympioniken haben im Sommer elf Goldmedaillen mit nach Hause gebracht. Der Weihenstephaner Standard – eine mittlerweile etablierte Schnittstelle für die Vernetzung lebensmitteltechnischer Anlagen – hat im Rahmen der „Food Tech Awards 2012“ ebenfalls Gold gewonnen. Für uns eine ganz besondere Freude, schließlich wirkt WAGO als Steuerungshersteller im Industrieanwenderkreis des Weihenstephaner Standards mit. Bleiben Sie weiterhin am Ball, wir tun es auch – viel Spaß beim Lesen! Nils Otterpohl Market Management Industrie & Prozess Food direct industry process 3 Bluetooth® AN BORD Effiziente Automatisierung und drahtloser Datenaustausch via „Industrial Bluetooth®“ in der Lebensmittelindustrie ■ Zunehmender Automatisierungsgrad: In der Lebensmittelindustrie werden die Maschinen einer Produktionslinie immer stärker vernetzt. TIPPER TIE setzt deshalb auf kompakte und modulare Technik, die sich schnell und flexibel anpassen lässt. Aktuell führt das im Verarbeitungs- und Verpackungsbereich global tätige Unternehmen mit Unterstützung von WAGO die Bluetooth®-Technologie für den drahtlosen Datenaustausch ein. „Wir sehen einen Trend zur stärkeren Automatisierung mit immer mehr Sensoren und Aktoren in unseren Maschinen. Die I/O-Technik von WAGO hat sich hier bestens bewährt, weil sie besonders kompakt ist und durch ihre Modularität besonders flexibel“, beschreibt Gunnar Jäckel, Projektmanager bei TIPPER TIE, die aktuellen Anforderungen an die Automatisierung in der Lebensmittelindustrie. 4 ■ Kompakt, modular und flexibel Mit vibrationsfesten und gasdichten Verbindungen der WAGO-Federklemmen hatte die Zusammenarbeit angefangen. Es folgte das I/O-System mit der gleichen Anschlusstechnik. Sie war sehr kompakt und hatte sowohl die Ein- und Ausgänge als auch eine große Palette verfügbarer Module gleich mit an Bord. „Weil wir die I/Os jetzt direkt auflegen konnten, haben wir eine Klemmenebene eingespart und unsere Verdrahtungskosten um 30 Prozent gesenkt“, erinnert sich der Projektmanager an die jetzt über 10-jährige Erfahrung mit dem I/O-System. Für die Einbindung weiterer Sensoren war jetzt keine Konstruktionsänderung mehr erforderlich. Gunnar Jäckel er- gänzt, dass ohne die Verdrahtung direkt auf den Modulen der Platz heute auch gar nicht mehr ausreichen würde. TIPPER TIE hat die Module der Serie 753 mit steckbarer, stehender Verdrahtung im Einsatz. Somit können nun auch Maschinenbediener ohne weitergehende Fachkenntnisse ein Modul im Fehlerfall austauschen. In einem weiteren Entwicklungsschritt wurden bei TIPPER TIE die Steuerungssysteme umgestellt und die Kommunikation vom PROFIBUS auf den CAN-Bus verlagert – kein Problem für das feldbusunabhängige I/O-System, das komplett auf Industriestandards setzt. Heute sind in einer Maschine für die Clip-Verschlusstechnik wie die SV4800 zwei I/O-Knoten installiert. Die SV4800 ist nach Angaben von TIPPER TIE mit bis zu 120 Takten pro Minute der weltweit schnellste Verarbeiter von U-Clips und verschließt für Lebensmittelhersteller unter anderem Kunststoff-, Faser- und Collagendärme bis Ø 160 mm. In der Maschine werden von den beiden I/O-Systemen etwa 90 I/O-Punkte eingesammelt und über den Feldbus an die SPS angekoppelt. „Für uns ist es sehr wichtig, dass wir uns angesichts vieler Veränderungen auf unsere Lieferanten verlassen können. Das klappt bei WAGO vorbildlich. Die Qualität der Hard- und Software ist durchweg sehr hoch, die Lieferzuverlässigkeit ist sehr gut und die Erreichbarkeit und Betreuung vorbildlich. Auch bei der Einführung der Bluetooth®-Funktechnologie war für uns immer eine Kontaktperson erreichbar“, berichtet Gunnar Jäckel über die Zusammenarbeit. ■ Weihenstephaner Standards Projektmanager Jäckel erwartet künftig eine stärkere Vernetzung von Anlagenteilen. Erleichtert werde das durch die sogenannten Weihenstephaner Standards, weil mit einheitlichen Kommunikationsschnittstellen auch die Komponenten unterschiedlicher Hersteller leichter vernetzbar sind. Bisher werden Schnittstellen häufig erst im Verlauf eines Projektes vorgegeben, was zu erhöhten Entwicklungskosten führt. Neben dem Anlagenbauer könne auch der Anlagenbetreiber von den universell einsetzbaren Standards profitieren, da auch hier der Anpassungsaufwand für unterschiedliche Schnittstellen entfallen kann. TIPPER TIE hat den neuen Standard bei der aktuellen SV4800 bereits berücksichtigt und für die auf TCP/IP-basierenden Schnittstellen einen WAGO-ETHERNET-Controller eingefügt. Auch aus Sicherheitsgründen ist der Datenverkehr innerhalb der Maschine von der externen Kommunikation getrennt und basiert weiter auf dem CAN-Bus. Die rauen Umgebungsbedingungen im Lebensmittelbereich schränken die Verbindungsmöglichkeiten zwischen den Komponenten einer Produktionslinie allerdings ein. An Kabelführungen können schnell Verunreinigungen anhaften und die intensiven Reinigungsprozesse zum Eindringen von Feuchtigkeit in die Anschlüsse führen. Deshalb ist die Vernetzung der Anlagentechnik per Funk ein aktuelles Thema. „Die I/O-Technik von WAGO hat sich bestens bewährt, weil sie besonders kompakt ist und durch ihre Modularität besonders flexibel“, sagt Gunnar Jäckel, Projektmanager bei TIPPER TIE. direct industry 5 ■ Drahtlose Datenübertragung per Bluetooth® Clipsysteme wie die SV4800 sind in der Produktion zum Beispiel mit Füllmaschinen anderer Hersteller mechanisch verbunden. Für den Austausch von Steuerungssignalen wurden die Maschinen bisher per Kabel verbunden. Bluetooth® ist seit Langem ausgereift, in der Industriepraxis erprobt und als Alternative zur kabelgebundenen Datenübertragung in vielen Branchen etabliert. Die Bluetooth®-Klemme von WAGO ist aufgrund ihres international zugelassenen Frequenzbereiches, der sehr robusten Übertragungstechnik, ihres Realtime-Verhaltens und der Reichweiten bis zu 1000 m speziell für den industriellen Einsatz konzipiert. Sie belegt im Unterschied zu WLAN nur eine kleine Frequenzbandbreite, was sie störunanfälliger macht. Zusätzlich sorgt das adaptive Frequenzsprungverfahren für eine erweiterte Sicherheit. Dabei wird der Funkkanal in kurzen Intervallen gewechselt, gestörte Frequenzbereiche registriert und bei der Übertragung automatisch ausgespart. Dies verringert Interferenzen und verbessert die Verbindungsqualität im Bluetooth®-Netz. Mit der Bluetooth®-Klemme als weiteres Modul des I/O-Systems können bestehende Systeme recht einfach um die Funktechnik erweitert werden. Über das I/O-System ist dann der Zugriff auf alle standardisierten Feldbussysteme gegeben. Die Busklemme ermöglicht den drahtlosen Prozessdatenaustausch mit bis zu sieben weiteren Geräten. Die Interoperabilität zu anderen Bluetooth®-Geräten wird herstellerunabhängig über die Bluetooth®-Profile „Personal Area Network“ (PAN) und „Serial Port Profile“ (SPP) sichergestellt. „In der Industrie gibt es noch Vorbehalte, ob eine Funktechnologie sicher und zuverlässig einsetzbar ist. Deshalb haben wir geprüft, ob Bluetooth® auch kritischen Anforderungen gerecht werden kann. Das Ergebnis ist positiv. Die Bluetooth®-Klemme von WAGO ist mechanisch überaus robust, die außenliegende Antenne ist sehr flach und wasserdicht und die Übertragungstechnik kann alle Anforderungen der Prozessautomatisierung erfüllen. Durch den Wegfall von Kabeln werden wir flexibler und können die Hygieneanforderungen leichter einhalten. Außerdem wissen wir aus anderen Branchen wie der Getränkeindustrie, dass Bluetooth® praxistauglich ist“, fasst der Projektmanager die bisherigen Ergebnisse abschließend zusammen. Für Gunnar Jäckel ist Bluetooth® für den künftigen Linienlieferanten TIPPER TIE eine weitere innovative Option, um das Angebot für Kunden attraktiver zu machen. ■ Über TIPPER TIE TIPPER TIE, ein Unternehmen der „Dover Corporation“, ist ein weltweiter Systemlieferant im Maschinen- und Anlagenbau im Bereich Verarbeitung & Verpackung von Food- und Non-Food-Produkten. TIPPER TIE beliefert im Bereich der Lebensmittelindustrie neben den fleisch- und geflügelverarbeitenden Betrieben unter anderem auch die Branchen Fisch, Obst/Gemüse und Süßwaren. Im Non-FoodBereich wissen die Hersteller von Tierfutter, gewerblichen Sprengstoffen, Chemikalien und Pharmazie die weltweit erprobten Verarbeitungs- und Verpackungssysteme von TIPPER TIE zu schätzen. Neben den bewährten Clipmaschinen und Verbrauchsgütern umfasst das Portfolio Produkte für ganze Produktionslinien von Prozesstechnik über Abfüllen, Verschließen bis zu Automatisierungslösungen. Text: Nils Otterpohl, WAGO Foto: TIPPER TIE, WAGO Schnellste U-Clip-Verschlussmaschine der Welt arbeitet mit Automatisierungstechnik von WAGO Vernetzung der Anlagentechnik per Bluetooth® erleichtert Einhaltung der Hygieneanforderungen Weihenstephaner Standards schafft einheitliche Kommunikationsschnittstelle Heute werden in einer Maschine wie der SV4800 für die Clip-Verschlusstechnik etwa 90 I/O-Punkte eingesammelt und über das Bussystem an die SPS angekoppelt. 6 AUSGEZEICHNETER STANDARD Die von WAGO unterstützten Weihenstephaner Standards erhalten den „International FoodTec Award 2012“ in Gold ■ Definierte Schnittstellen, definierte Daten: Die Weihenstephaner Standards (WS) bilden die Grundlage für eine herstellerunabhängige Kopplung von Maschinen und übergeordneten Fertigungsmanagementsystemen: „WS Pack“ für Getränkeabfüll- und Verpackungsanlagen sowie „WS Food“ für die Lebensmittelverarbeitung. Was als universitäres Forschungsprojekt startete, hat sich zu einem echten Erfolgsmodell entwickelt, das zuletzt im Rahmen der „Anuga Food Tech“ mit dem „International FoodTec Award“ in Gold bedacht wurde. der Effizienzsteigerung würdigt der Preis ausdrücklich das vorwettbewerbliche Engagement aller Beteiligten: der Industriepartner, des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. und der Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft e.V. Seit Anfang 2011 unterstützt WAGO die Weihenstephaner Standards als offizielles Partnerunternehmen – und hat in diesem Zug den erforderlichen Software-Baustein für seine ETHERNET-Steuerungen und ETHERNETIndustrie-PCs entwickelt. Lebensmittel- und Getränkehersteller sind in besonderer Weise gefordert, qualitativ hochwertige Produkte zu marktgerechten Preisen anzubieten. Sie sind auf eine effektive informationstechnische Unterstützung ihrer innerbetrieblichen Prozesse angewiesen und setzen vermehrt auf den Einsatz prozessnah operierender Fertigungsmanagementsysteme, sogenannter „Manufacturing Execution Systeme“ (MES). Deren Daten dienen den Produktionsverantwortlichen als abteilungsübergreifende Basis für die Optimierung von Betriebsabläufen. Weitere Informationen finden Sie auf www.wago.com/food. ■ Universelle Kommunikationsschnittstelle Als Bindeglied zwischen Produktion und Warenwirtschaft benötigt ein MES Kommunikationsschnittstellen zu den unterlagerten Maschinenund Prozesssteuerungen. Dieses gestaltet sich häufig aufwendig und teuer, weil Automatisierungsanbieter unterschiedliche Kommunikationsmechanismen entwickeln. Entsprechend hoch ist der individuelle Engineering-Aufwand für die Anbindung unterschiedlicher Steuerungen. Die Weihenstephaner Standards ermöglichen allen Maschinenlieferanten und MES-Anbietern eine einheitliche Vorbereitung ihrer Systeme. Der individuelle Aufwand der Schnittstellenprogrammierung wird reduziert und ein erheblicher Anteil der MES-Implementierungskosten eingespart. K C A P Die Weihenstephaner Standards definieren sowohl eine universell einsetzbare Kommunikationsschnittstelle für das Verbinden verschiedener Maschinen- und Prozesssteuerungen mit einem übergeordneten MES als auch (branchenspezifisch) die Daten, die für die Erfassung bereitgestellt werden müssen. Durch automatisierbare Parametrierung über eine Gerätebeschreibungsdatei gestaltet sich die Kommunikation nach dem Plug-and-play-Prinzip. Die WS-Datenpunkte ermöglichen zudem umfangreiche Visualisierungsfunktionen zur kontinuierlichen Produktionsüberwachung. ■ Engagement aller Partner gewürdigt 2012 folgte nun die Auszeichnung mit dem „International Food Tech Award“. Neben der Möglichkeit zur Qualitätssicherung und direct industry 7 MASCHINEN FÜR DIE S Mit SPEEDWAY 767 werden pro Anlage rund 6 km Kabel und 25 % Verkabelungszeit eingespart ■ Beim Anlagenlieferanten WEHRHAHN dreht sich alles um Zuverlässigkeit, Präzision, Innovation und Kundenzufriedenheit. Im Fokus stehen Maschinen und Anlagen für die Baustoffindustrie. Seit Kurzem bietet das Delmenhorster Unternehmen seine Porenbetonanlagen basierend auf einem dezentralisierten Automatisierungskonzept an, das sowohl ihm als auch seinen Kunden klare Vorteile verschafft. Hier leistet das modulare IP67-I/O-SYSTEM SPEEDWAY 767 von WAGO einen entscheidenden Beitrag. Vom Eigenheim bis zum Wolkenkratzer: Gute Qualitätsmerkmale und Isolationseigenschaften machen Porenbeton zu einem international geschätzten Baustoff. Die Herstellung ist das Spezialgebiet der WEHRHAHN GmbH, hier ist das Familienunternehmen weltweit führend. ■ Ziel: Verkabelungsaufwände reduzieren Das Thema Porenbeton erfordert umfangreiche Kenntnisse nicht nur aus dem Bereich Maschinenbau, sondern auch aus der Chemie und Prozesstechnik. Die schlüsselfertigen Anlagen, die WEHRHAHN entwickelt, sind komplex. Die Elektrokonstruktion und Automatisierungstechnik spielt daher eine entscheidende Rolle. Zum einen muss das System vollautomatisch laufen können, zum anderen müssen sich manuelle Eingriffe, etwa für Wartungs- oder Reparaturarbeiten, leicht, schnell und sicher vornehmen lassen. So sind alle Maschinen und Prozesse datentechnisch über ein durchgängiges Feldbussystem miteinander vernetzt. Alle relevanten Daten laufen nicht nur an einer zentralen Stelle zusammen, von wo aus die Funktion der Anlage gesteuert und überwacht wird, sondern es gibt auch an einigen Stellen in der Anlage speziell auf den Maschinenbediener zugeschnittene Bedienpulte, über die er Funktionen manuell einstellen und kontrollieren kann. Eine große Herausforderung für WEHRHAHN besteht darin, den Fertigungs- und Montageprozess für die weltweiten Projekte hinsichtlich Effizienz und Qualität zu optimieren. Größte Märkte sind derzeit Russland, China und die arabischen Staaten. WEHRHAHN verkabelt und testet alle Module der Anlage inklusive Elektrokomponenten, Steuerungstechnik und Software zunächst im eigenen Werk. Dann müssen die Module in versandfähige Einheiten zerlegt werden, um beim Kunden erneut aufgebaut, verkabelt und in Betrieb genommen zu werden. Gerade beim Wiederaufbau mit lokalem Fremdpersonal kann es schnell zu Fehlern in der Verkabelung kommen, womit auch hier detaillierte Tests notwendig werden. ■ Dezentralisierung mit IP67-I/O-SYSTEM SPEEDWAY 767 „Wir hatten vor einiger Zeit den Traum, die ‚Maschine für die Steckdose‘ zu entwickeln“, erläutert Frank Pottin, verantwortlich für die Elektrotechnik bei WEHRHAHN. „Unsere Idee war es, die Schaltschränke noch näher an die Maschinen zu bringen beziehungsweise dort zu integrieren, um die immensen Verkabelungsaufwände von rund 60 km pro Anlage zu reduzieren.“ Nachdem der Markt für dezentrale Automatisierungslösungen analysiert worden war, entschied man sich schließlich bei WEHRHAHN für die Umsetzung mit WAGOs modularem I/OSystem SPEEDWAY 767. Mit Hilfe von SPEEDWAY 767 ist es WEHRHAHN gelungen, ein stark dezentrales Konzept für die Porenbetonanlagen zu realisieren. Zurzeit wird in Delmenhorst eine Anlage für den Einsatz in Indonesien fertiggestellt, die durchgängig auf PROFINET als Feldbus setzt. Hier kommen pro Maschine ein Feldbuskoppler und etwa fünf I/O-Module für die Sensorik zum Einsatz. Schalt- 8 STECKDOSE schränke, die zuvor separat Platz benötigten, wurden auf minimale Größen reduziert – für die Kippmaschine, die das Mischgut aus der Form kippt, etwa von 2.000 mm hohen und 800 mm breiten Schränken auf eine kompakte Einheit von 760 mm x 760 mm. Sie befinden sich nun direkt an der Maschine und sind komplett vorverkabelt. Damit steht die Maschine als vorgefertigtes Modul zur Verfügung, das in der Regel nur noch mit drei Dingen versorgt werden muss: 400 V, Feldbuskabel und Not-Aus-Kabel. ■ Ergebnis: 6 km weniger Kabel, 25 % Zeiteinsparung „Bei WEHRHAHN haben wir bereits seit zehn Jahren sehr gute Erfahrungen mit WAGO und dem I/O-System 750 gemacht“, so Frank Pottin. „Da wir nur wenig Lagerraum haben, sind wir auf Just-in-time-Lieferungen, hohe Verfügbarkeit und Termintreue angewiesen, was uns WAGO bewiesen hat. Zudem gehört es zu unserer Strategie, die Analogeingangs-/-ausgangslösungen und Digitaleingangs-/-ausgangslösungen konsequent von den Steuerungsherstellern zu trennen, denn unsere Kunden weltweit haben alle unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich der SPS. Für uns ist daher von besonderer Bedeutung, dass WAGOs I/OSysteme offen für alle Steuerungen sind.“ An dem I/O-System 750 schätzt er neben der Modularität vor allem die Möglichkeit, mit dem Software-Tool WAGO-I/O-CHECK bei der Inbetriebnahme die komplette Verdrahtung und Funktion seiner Hydraulikanlagen prüfen zu können, ohne dass die SPS der Anlage schon läuft oder komplett aufgebaut ist. „Die Vorteile, die uns die Dezentralisierung gebracht hat, sind immens“, resümiert Frank Pottin. Die Maschinen lassen sich nun dank des modularen Aufbaus inklusive der Elektroelemente einfach für den Transport zerlegen. So gibt es insgesamt etwa 10 % und damit 6 km weniger Kabel pro Anlage zu verlegen, wobei die von WAGO vorkonfektionierten Leitungen zu einer schnellen und leichten Installation beitragen. Hinzu kommt, dass 800 Klemmstellen weniger aufzusetzen sind. WEHRHAHN schätzt die Einsparungen in der Verkabelungszeit auf etwa 25 %. Text: Jörg Schomacker, WAGO Foto: WAGO Mit SPEEDWAY werden rund 800 Klemmstellen und damit 25 % Verkabelungszeit eingespart. Die dezentrale Automatisierung mit SPEEDWAY benötigt rund 6 km Kabel weniger pro Anlage. Die Schaltschränke der Anlagen konnten teil weise um mehr als 50 % verkleinert werden. direct industry 9 LADESTATION IM SE Kompakte Steuerungstechnik von WAGO automatisiert Ladesäulen für Elektrofahrzeuge ■ Das Entwickeln von Ladestationen für Elektrofahrzeuge ist wie das Zielen auf sehr bewegliche Objekte. Die technischen Anforderungen, regulatorischen Rahmenbedingungen und von Kunden geforderten Leistungen ändern sich sprichwörtlich jeden Tag. Das erfordert von Unternehmen wie ecp eine sehr flexible Entwicklung und eine besonders anpassungsfähige Technik. Deshalb hat sich ecp für WAGO entschieden. Die ecp electric car power Ladestationen GmbH & Co. KG hat gemeinsam mit den Entwicklungspartnern Hartmann Elektrotechnik und WAGO innerhalb eines Jahres die dritte Generation ihrer Ladesäule fertiggestellt. ecp vermietet diese im öffentlichen und nicht öffentlichen Bereich an kommunale Verwaltungen, Energieversorger und Unternehmen. ecp sieht eine steigende Nachfrage zunächst bei Unternehmen, die ihre Flotten schrittweise auf Elektrofahrzeuge umrüsten und später auch für private Anwender. Für die Betreiber der Ladesäulen hat ecp ein komplettes Servicepaket geschnürt, sodass sie kein eigenes Personal für Betrieb und Wartung, Abrechnung und Dienstleistungen rund um die Ladeinfrastruktur benö- ecp hat gemeinsam mit den Entwicklungspartnern Hartmann und WAGO innerhalb eines Jahres die dritte Generation ihrer Ladesäule fertiggestellt. tigen. Geschäftsführer Joachim Röwe verweist außerdem auf die große Wartungsfreundlichkeit, denn für das Herausnehmen und Ersetzen von Modulen muss nur eine große Tür geöffnet werden. Das Nutzungskonzept ist so angelegt, dass auch nicht registrierte Nutzer die Ladesäule nutzen und per SMS bezahlen können. Lademöglichkeiten bestehen sowohl für einphasig 230 V als auch für dreiphasig 400 V mit bis zu 63 A. Abgerechnet wird nur der tatsächliche Verbrauch, den man auch direkt an der Säule kontrollieren kann. ■ Erfahrungen aus der Automatisierungstechnik Walter Präßler, Bereichsleiter bei Hartmann, einem WAGO-SolutionProvider, bringt viel Erfahrung ein, wie industrielle Produkte markt- und fertigungsgerecht entwickelt werden: „Bei der Entwicklung der Ladestation haben wir mit ecp nicht nur alle gesetzlichen Auflagen erfüllt, sondern auch die Anforderungen der Energieversorger nach einem ausreichenden Platz für den EVU-Anschluss. Gleichzeitig konnten wir die Säule gegenüber der ersten Generation in der Höhe um 20 cm und in der Breite um 10 cm verkleinern. Die Montage aller Komponenten auf einer Montageplatte sorgt zudem für eine optimale Fertigung.“ Projektpartner WAGO bringt zusätzlich sein Know-how aus der Elektromobilität und Automatisierungstechnik ein und liefert einen großen Teil der installierten Technik. Zu den wichtigsten Komponenten der Ladesäule gehört die Pilot-Box. Sie regelt das sichere Laden und die Kommunikation mit dem Fahrzeug. Die Box erkennt den Stecker Zu den wichtigsten Kom regelt das sichere Laden 10 ERVICEPAKET des Fahrzeugs und ermittelt automatisch den maximalen Ladestrom. Sie sorgt auch für das sichere Verriegeln des Steckers während des Ladens. Das wahlweise Laden mit maximal 16 oder 32 Ampere in der Ladebetriebsart 3 gemäß IEC 61851-1 wird per Software gesteuert. Unterschiedliche Bauteile sind nicht erforderlich. Bei einem Spannungsausfall entriegelt das Modul eigenständig mithilfe des integrierten Energiespeichers. Auch eine Kopplung ins „Smart Grid“ ist vorgesehen, um eine auf die Netzkapazität abgestimmte Ladung zu ermöglichen. Der komplette Ablauf des Ladevorgangs wird über eine speicherprogrammierbare Steuerung des WAGO-I/O-SYSTEMs 750 geregelt. Damit verbunden sind weitere Komponenten zur Identifizierung, Anmeldung und Autorisierung per RFID, SMS und zur Datenbankanbindung über ein GPRS-Modem/VPN-Router. Eingesetzt werden außerdem Digitaleingangs-/-ausgangsklemmen und Analogeingangs/-ausgangsklemmen zum Öffnen und Schließen der Ladeklappe und zum Überwachen des Anschlusses. Während des Ladens misst eine 3-Phasen-Leistungsmessklemme den „getankten“ Strom. „Die WAGO-Module zeigen in der Praxis drei wesentliche Vorteile. Sie sind wie die 16-Kanal-I/O-Klemmen mit nur 12 mm besonders klein, sie basieren alle auf etablierten Industriestandards und wir können uns auf die robuste und qualitativ hochwertige Technik absolut verlassen“, fasst der Bereichsleiter von Hartmann seine Erfahrungen zusammen. So konnten durch die Kompaktheit der Module zusätzliche Funktionen während der Entwicklung relativ einfach integriert werden. ponenten der Ladesäule gehört die Pilot-Box. Sie und die Kommunikation mit dem Fahrzeug. ■ Die Entwicklung geht weiter ecp und Hartmann haben sich darauf eingestellt, dass sich die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Ladesäule kontinuierlich verbessern wird. „Wir rechnen mit vielen technischen Erweiterungen, die Ladestrukturen ändern sich und die Funktionsvielfalt wird sich noch erhöhen“, so ecp-Geschäftsführer Röwe. Bis Ende 2013 sollen in ganz Deutschland, von Hiddensee im Norden bis Friedrichshafen am Bodensee, 500 Stationen aufgebaut werden. ecp will als nächstes auch die Lademöglichkeit für Pedelecs (Pedal Electric Cycle) integrieren. Text: Manfred Grabowski, WAGO Foto: ecp, WAGO WAGO-Pilot-Box regelt den Ladevorgang und die Kommunikation mit dem Fahrzeug 3-Phasen-Leistungsmessklemme von WAGO misst den „getankten“ Strom Aufgrund der kompakten WAGO-Technik konnte die Ladestation verkleinert werden Die WAGO-Module sind mit nur 12 mm besonders klein und basieren alle auf etablierten Industriestandards. direct industry 11 UNTERSTÜTZUN Die sichere Handhabung von Flüssigkeitssystemen erford ■ Ob Diesel, Ballast- oder Bilgewasser – für die Sicherheit an Bord eines Schiffes ist es entscheidend, dass diese wichtigen Flüssigkeiten korrekt überwacht und kontrolliert gesteuert werden. Spezialist für das Thema Flow- und Tank-Management ist die Firma BESI Marine Systems GmbH & Co. KG in Bremen. Sie rüstet nicht nur Containerschiffe, Schüttgutfrachter, Tanker, Flusskreuzfahrtschiffe und Luxusyachten mit entsprechenden Systemen aus, sondern hat auch Projekte wie die Hubinsel Thor realisiert. WAGO ist seit mehr als 15 Jahren BESIs strategischer Partner in Sachen intelligenter Automatisierungs- und Verbindungstechnik. Der Bau von Offshore-Windparks ist in vollem Gang. Seit 2009 speist das erste Testfeld in das Stromnetz ein, viele Anlagen werden derzeit errichtet, neue Gebiete stecken im Genehmigungsverfahren. Technisch und logistisch stellt die Installation der Windkraftanlagen extreme Anforderungen: Wie transportiert man eine 360 t schwere Generatorgondel und 61 m lange Rotorenblätter hinaus auf See? Hierzu werden heute spezielle Hubinseln und Hubschiffe für die Nordsee entwickelt. Einer der ersten Hubinseln war die nach dem Donnergott benannte Thor, die 2010 den Betrieb aufnahm. Einer der zwei Kräne an Bord kann bei einer Auslage von 51 m bis zu 500 t heben. Mit Abmessungen von 70 m x 40 m ähnelt die Thor eher einem Fußballfeld als einem Schiff. Um diese schwimmende Fläche zu be- und entladen, werden die vier 82 m langen Standbeine abgesenkt. Durch die kontrollierte Aufnahme von Ballastwasser und durch Anheben der Plattform über den Meeresspiegel baut sich Druck auf die Beine auf, sodass eine fest mit dem Meeresboden verbundene Einheit entsteht. Foto: HOCHTIEF 12 NG FÜR DIE THOR dert innovative Steuerungstechnik mit Schiffsapprobationen direct industry 13 ■ Über 260 fernbetätigte Armaturen sicher steuern BESI Marine Systems ist auf das Thema Flow-Management spezialisiert, was unter anderem den Bereich Anti-Heeling-Systeme (AHS) beinhaltet. Dieses System steuert aktiv die Krängung eines Schiffes. BESI entwickelt, produziert und vertreibt Regel- und Absperrventilsysteme, basierend auf hydraulischen, pneumatischen, elektrischen und elektrohydraulischen Antrieben sowie die entsprechende Automatisierung und Visualisierung. Die Steuerung der Komponenten übernehmen Steuerschränke, die im ECR (Engine Control Room) oder „Ship Office“ stehen. Hier kommen alle Signale von den Ventilen, Tankfüllstands-, Temperatur-, Neigungs- und Schiffstiefgangsmessung zusammen. Über eine ETHERNET-Verbindung kann der Bediener per Computer oder Touch-Panel das System zentral oder dezentral steuern und überwachen. Das Unternehmen hat auch bei der Thor die Steuerung des Ballastwassers für den Be- und Entladevorgang übernommen und damit zum erfolgreichen Einsatz der Hubinsel beigetragen. Wo für die Thor noch zwei dieser Steuerschränke ausreichten, erfordert das aktuelle Hubschiff insgesamt sechs Schränke, die zur Optimierung der Rohr- und Leitungsführung über das Schiff verteilt sind. Davon ist ein Steuerschrank alleine für das AHS vorgesehen. Im Gegensatz zur Thor, die aktuell über keinen eigenen Antrieb verfügt, ist das neue Schiff mit einem Dieselantrieb ausgestattet. Insgesamt sind über 260 fernbetätigte Armaturen anzusteuern – normal für ein mittelgroßes Containerschiff sind etwa 80. ■ Sicherheit hat Priorität – Automatisierung gewinnt an Bedeutung „Gerade für solch komplexe Anwendungen geht für uns der Trend klar weg von der klassischen Relaistechnik hin zu anspruchsvollen Automatisierungssystemen und hier zu dezentralen Konzepten“, erklärt Michael Borchers, „Chief Technical Officer“ bei BESI. „Immer mehr Funktionalität ist gefragt, die aber keinen zusätzlichen Platz einnehmen sollte. Gleichzeitig darf es keine Abstriche beim Thema Sicherheit geben.“ BESIs Flow-Management-Anlagen fallen in den Bereich der sicherheitsrelevanten Systeme und müssen daher höchsten BESI-Geschäftsführer Malte S. Konken (links) und Bernahrd S. Konken (rechts), „Chief Technical Officer“ Michael Borchers (Mitte) 14 Anforderungen entsprechen. Redundanz ist Standard für alle Komponenten und Funktionalitäten, vom Computer bis zur Handhabung der Ventile. Versagt zum Beispiel bei einem hydraulischen System die Stromversorgung, so lassen sich am Schaltschrank direkt über ein hydraulisches Notsystem mit Hilfe von Magnetventilen eine definierte Anzahl an sicherheitsrelevanten Ventilen bedienen. Sollten auch diese ausfallen, dann kann der zuständige Ingenieur den Antrieb immer noch direkt am Ventil mit einer Nothandpumpe betätigen. „Sicherheit und Qualität sind Werte, die wir leben“, sagt Malte Konken, „Managing Director“ bei BESI. „Unsere Systeme sind 25 bis 30 Jahre bei unseren Kunden auf allen Weltmeeren im Einsatz und müssen funktionieren. Gerade haben wir eine Anfrage bedient, bei der ein Kunde für unsere allererste Anlage ein Ersatzteil angefragt hat. Man bedenke, dass wir seit unserer Gründung über 5.000 Systeme geliefert haben.“ ■ BESI und WAGO: über 15 Jahre Zusammenarbeit Seit 1997 besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen BESI und WAGO. Schon damals standen Zeitersparnis und Fehlerminimierung in der Anschlusstechnik im Vordergrund. Heute setzt BESI durchweg auf das umfangreiche Portfolio von WAGO, auch deshalb, weil das Mindener Familienunternehmen für eine Vielzahl seiner Komponenten die notwendigen Schifffahrtszertifizierungen wie ABS, DNV, GL, LR und NKK vorweisen kann. Neben den TOPJOB®SReihenklemmen, den Interface-Bausteinen und Optokopplern sowie den eigensicheren Ex-i-Busklemmen ist WAGOs feldbusunabhängiges und dezentrales I/O-System der Serie 750 das wichtigste Element in BESIs Steuerschränken. Mit ein-, zwei-, vier-, acht- und 16-kanaligen Modulen, die sich beliebig kombinieren lassen, erlauben sie eine hohe Granularität. Die Serie 750 bietet Feldbuskoppler für alle gängigen Protokolle, wobei programmierbare Steuerungen das System um SPS-Funktionalität erweitern. Bei BESI sind ETHERNET und MODBUS die meist verwendeten Bussysteme, programmiert wird hauptsächlich mit CoDeSys. Mit der ETHERNET- TCP/IP-Steuerung 750-871 lassen sich selbst die für BESI so wichtigen redundanten Systeme kostengünstig realisieren. „Es gibt zwei Dinge, die für uns bei der Auswahl des richtigen Lieferanten eine Rolle spielen“, stellt Michael Borchers fest. „Zum einen muss die Qualität und Haltbarkeit der Produkte stimmen, was wir durch extreme Belastungstests sicherstellen. Zweitens brauchen wir einen Partner, der über Erfahrung im Schiffbau verfügt. Denn in unserem Geschäft ist es entscheidend, nicht nur einen Lieferanten zu haben, sondern jemanden, mit dem wir gemeinsam innovativ sein können.“ So fanden in den letzten Jahren Technologiemeetings statt, bei denen beide Teams gemeinsam Konzepte zur Schaltschrankoptimierung erarbeitet haben. Ein Ergebnis von vielen ist ein universeller Übergabebaustein, der bei BESI heute in allen Anlagen verwendet werden kann und immensen Verdrahtungsaufwand spart. Dieser Übergabebaustein mit WAGOs 16-Kanal-Leiterplattenklemmtechnik verbindet Leitungen, die Rückmeldungen von den Ventilen geben – wie „geöffnet“, „geschlossen“ und Füllstände –, mit dem I/OSteuerungssystem. Neben WAGOs TOPJOB®S-Reihenklemmen, Interface-Bausteinen und Optokopplern sowie den eigensicheren EX-i-Busklemmen ist das feldbusunabhängige und dezentrale I/O-System der Serie 750 das wichtigste Element in BESIs Steuerschränken. Redundante Systeme kostengünstig mit ETHERNET-Controller 750-871 umgesetzt Automatisierungstechnik von WAGO verfügt über alle notwendigen Schifftszertifizierungen 12 mm breite 16-Kanal-Baugruppen sparen Platz im Schaltschrank Text: Jörg Schomacker, WAGO Foto: HOCHTIEF, BESI direct industry 15 EINE SO HOCH SPEZIALISIERTE TECHNIK KANN UNMÖGLICH ALLEN ANFORDERUNGEN GERECHT WERDEN. TUT SIE DOCH. picoMAX® ‒ DAS STECKVERBINDERSYSTEM Das erweiterte picoMAX®-Programm ist ab sofort ab Lager lieferbar ■ Das Steckverbindersystem für die Leiterplatte: WAGO hat picoMAX® in Hinblick auf Sicherheit, Funktionalität und Serienfertigung optimiert. Die spezielle Konstruktion in Kombination mit Federklemmtechnik und neuartigem Isolierstoff gewährleistet absolute Kontaktsicherheit auch bei erhöhten Umgebungstemperaturen. Die Kontaktbrücke, welche die Leiteranschlusskammer von der Kammer für den Steckerstift trennt, ist zudem besonders kurz ausgeführt. Der dadurch ebenfalls verkürzte Stromweg minimiert die Übergangswiderstände. Darüber hinaus ermöglichen das nahezu vollständige Eintauchen der Federleiste in die Stiftleiste sowie die integrierte Verriegelung eine Vibrationssicherheit von bis zu 20 g. picoMAX® nutzt die Kontaktkraft einer einzigen Cr-Ni-Stahlfeder doppelt: sowohl für den Anschluss des Leiters als auch für die Kontaktierung des Steckerstiftes. Dadurch sind die Serien 2091 und 2092 im Vergleich zu konventionellen Systemen um bis zu 30 % kompakter. Die Verdrahtung der Federleisten ist im gesteckten und ungesteckten Zustand möglich. Innerhalb eines Stiftleistengehäuses können die Federleisten polverlustfrei aneinandergereiht werden. Eine integrierte Verriegelung verhindert dabei das unbeabsichtigte Trennen von Stift- und Noch kompakter, noch wirtschaftlicher: picoMAX® eCOM verzichtet auf ein zusätzliches Stiftgehäuse. Die Federleiste wird wie eine Leiterplattenklemme bestückt und eingelötet. Im Servicefall kann sie ohne Eingriff in die Verdrahtung wieder abgezogen werden. 16 Federleiste. Die ebenfalls integrierten Betätigungsdrücker sowie der Entriegelungsschieber gestalten die Handhabung zudem intuitiv und besonders komfortabel. Ohne Stiftgehäuse, dafür nochmals wirtschaftlicher und kompakter: picoMAX® eCOM ist die Leiterplattenklemme, die im Servicefall zum Steckverbinder wird. Im Auslieferungszustand sind die Federleisten der Serien 2091 und 2092 mit Lötstiften bestückt. So können sie – wie klassische Leiterplattenklemmen – direkt in die Leiterplatte eingelötet und anschließend verdrahtet werden. Das Besondere ist, dass bei Bedarf die gesamte Federleiste ohne Eingriff in die Verdrahtung abgezogen und auf eine Ersatzplatine aufgesteckt werden kann. picoMAX® eCOM lässt sich mit unterschiedlichen Polzahlen polverlustfrei aneinanderreihen und spart dadurch noch mehr Platz auf der Leiterplatte. Sowohl picoMAX® als auch picoMAX® eCOM sind als Serie 2091 im Rastermaß 3,5 mm und als Serie 2092 in den Rastermaßen 5,0 mm und 7,5 mm erhältlich. Alle Varianten sind darüber hinaus für den THR-Lötprozess geeignet. Völlig neues Design: picoMAX® nutzt die Kontaktkraft einer einzigen Cr-Ni-Stahlfeder doppelt – für die Klemmung des angeschlossenen Leiters und für die Kontaktierung des Steckerstiftes. Hohe Anforderungen an die Automatisierung: Nur dann, wenn sich die Tiere im Stall auch wohlfühlen, können sie in 140 Tagen bis zu 20 Kilogramm Gewicht zulegen. NEUE STEUERUNG BEFLÜGELT Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 automatisiert im Putenaufzuchtstall alle Gewerke und macht dadurch verschiedene herstellergebundene Steuerungen überflüssig ■ Eine für alles: Der Putenhof der Familie Bentz geht neue Wege in der Steuerungs- und Regelungstechnik. Im neuen Putenstall hat der Familienbetrieb auf verschiedene herstellergebundene Steuerungen verzichtet – und stattdessen alle Gewerke mit dem WAGO-I/OSYSTEM 750 automatisiert. Wer die nordbadische Gemeinde Kirchardt in Richtung Grombach verlässt, erreicht kurz hinter der Ortschaft einen landwirtschaftlichen Betrieb. Die Familie Bentz betreibt dort seit 1989 eine erfolgreiche Putenaufzucht und Putenmast. Derzeit werden jährlich rund 35.000 Tiere aufgezogen, gut 5.000 davon vermarktet man direkt ab Hof. 2011 hat die Familie Bentz ein neues Gebäude in Betrieb genommen, das einen Aufzuchtstall für die Jungtiere sowie einen kleineren Putenmaststall für die Selbstvermarktertiere beherbergt. „Putenküken sind äußerst empfindlich. Am ersten Lebenstag wiegen sie lediglich 60 Gramm, nach 140 Tagen sollen die Hähne aber bereits 20 Kilogramm wiegen. Dieser Gewichtszuwachs gelingt nur, wenn es den Tieren gut geht, wenn sie sich wohlfühlen und gesund bleiben. Um dies zu gewährleisten, werden auch entsprechend hohe Anforderungen an die Steuerung des Stalls gestellt“, sagt Timo Bentz, der gemeinsam mit seinem Vater den Betrieb leitet. ■ Steuerung sämtlicher Gewerke In der Automatisierung der neuen Stalltechnik sind ein ETHERNETController 750-881, zwei Feldbuskoppler 750-532 sowie 47 verschiedene I/O-Busklemmen von WAGO die zentralen Komponenten. Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 steuert und regelt in dem neuen Stall • die Fütterung (Abstimmung der Zubringer und Futterlinien, Dosieren der verschiedenen Futter), • die Wasserversorgung (Spülen der Tränkeleitungen in Abhängigkeit von Wasserverbrauch und Temperatur), • die Beleuchtung (Regelung der Dauer und Intensität), • die Lüftung (Regelung von Temperatur und Luftqualität (CO2), Lüften und Stoßlüften sowie der Ventilatoren) und • die Heizung (Regelung der Deckenstrahllampen und Warmwasserkonvektoren). In Abhängigkeit vom Alter der Tiere und den Witterungsverhältnissen werden die entsprechenden Parameter automatisch gesteuert, um eine besonders tiergerechte Umgebung zu schaffen. Das neue System hilft darüber hinaus, Energie einzusparen, beispielsweise durch die effiziente Regelung der Beleuchtung und der Lüftungsklappen. Die bisherige Stalltechnik besteht je nach Funktion – Futter- und Wasserversorgung, Beleuchtung sowie Lüftung und Heizung – aus verschiedenen Einzelsteuerungen unterschiedlicher Hersteller. Daraus ergaben sich diverse Nachteile, etwa beim Service oder der Ersatzteilbevorratung. direct industry 17 ■ WAGO-I/O-SYSTEM 750 passt Bei der Suche nach einer passenden Steuerung kam die Firma Wahl Elektrotechnik rasch auf das WAGO-I/O-SYSTEM 750. Aus Sicht von Firmenchef Marco Wahl eigent es sich aus mehreren Gründen sehr gut für dieses Projekt. Ein entscheidender Grund ist das einfache Verknüpfen und der Datenaustausch mehrerer Controller und Koppler über MODBUS-Kommunikation. Dies ist auch deshalb wichtig, weil zwischenzeitlich ein älterer Stall mit dem WAGO-I/O-SYSTEM 750 ausgerüstet wurde. Zwischen diesem und dem neuen Stall findet ein Datenaustausch – etwa der Wetterdaten – statt. Beim Umstallen der Puten werden mit einem Knopfdruck die Daten und Parameter der Tiere in den anderen Stall mit übernommen. ■ Günstige und einfache Programmierung Hinzu kommt, dass für alle Anwendungsbereiche verschiedene Systemklemmen vorhanden sind, zum Beispiel DALI-Master zum Dimmen der Leuchtstofflampen, analoge Eingänge für Temperaturfühler oder digitale und analoge Ausgänge zum Ansteuern von Motoren und Frequenzumrichtern. Fehlermeldungen können zudem einfach über die Web-Visualisierung angezeigt werden. Bei schwerwiegenden Ausnahmesituationen, etwa beim Überschreiten des CO2-Grenzwertes, erfolgt eine Benachrichtigung per E-Mail. Als zusätzlichen wichtigen Aspekt erachtet Markus Warth, Elektrotechniker und SPS-Programmierer bei Wahl, das günstige IEC61131-3-Programmiersystem von CoDeSys. In der Steuerung kommen Funktionsbausteine von WAGO für Anwendungen wie PID-Regler oder die Lichtregelung sowie von Warth geschriebene Funktionsbau- 18 Fütterung, Wasserversorgung, Beleuchtung, Lüftung und Heizung: Das WAGO-I/O-SYSTEM steuert alle Gewerke des neuen Stallgebäudes. steine zum Einsatz. Die Funktionsbausteine konnten auf die neue, zweite WAGO-Steuerung im anderen Stall einfach übertragen werden. ■ Automatische Datenaufzeichnung Die automatische Datenaufzeichnung durch das WAGO-I/O-SYSTEM sowie die Auswertung von Ist- und Sollwerten erleichtern die Beurteilung der Tiere. Datenmäßig erfasst werden unter anderem der Futter- und Wasserverbrauch pro Tag und Tier sowie die täglichen Stallkontrollen. Die Aufzeichnung der durchgeführten Kontrollen ist Pflicht im Qualitätssicherungssystem des Hofes. Ein PERSPECTO®-Control-Panel CP 121 mit Target-Visualisierung von WAGO bietet zusätzliche Möglichkeiten der Datenaufzeichnung und Trenddarstellung sowie beim Erstellen eines Datenarchivs. Für die Zukunft sind auf dem Putenhof der Familie Bentz noch weitere Erweiterungen mit dem WAGO-I/O-SYSTEM 750 geplant, darunter die Einbindung des Blockheizkraftwerks und des Wohnhauses. Text: Uwe Dieter, WAGO Foto: WAGO Das WAGO-I/O-SYSTEM 750 ersetzt mehrere herstellergebundene Steuerungen Datenaufzeichnung und Trenddarstellung mit PERSPECTO®-Control-Panel Programmierung der WAGO-Steuerung kostengünstig mit CoDeSys umgesetzt KLEMMENBESCHRIFTUNG MIT SYSTEM Das schnellste und wirtschaftlichste Beschriftungssystem: WAGO bietet von der Projektierungssoftware über Beschriftungsmaterialien bis hin zur Drucker-Hardware durchgängige Lösungen an ■ Insbesondere drei Dinge beeinflussen die Sicherheit und Übersichtlichkeit einer Elektroinstallation: die professionelle Planung, die fachmännische Ausführung und die klare und eindeutige Dokumentation aller Anschlusspunkte. Viele Anbieter betrachten diese Aufgaben schon lange nicht mehr separat, sondern integrieren sie in ein Gesamtkonzept. Bei WAGO basiert das Beschriftungssystem deshalb auf drei Bestandteilen, die in ihren Ausführungen individuell zusammengestellt werden können: Projektierungssoftware, Drucker-Hardware, Beschriftungsmaterialien. Auf der SPS 2012 wird WAGO in allen drei Bereichen Neu- und Weiterentwicklungen vorstellen. ■ Online beschriften: mit ProServe® Zu den wichtigsten gehört zweifelsohne die Online-Version des leistungsstarken Projektierungstools ProServe®, die zum Jahresende verfügbar sein wird. Dem Integrationsgedanken entsprechend können nicht nur Reihen- und Leiterplattenklemmen sowie Automatisierungskomponenten mit ProServe® geplant und in ein CAD-System übertragen werden, sondern auch die gesamte Kennzeichnung eines mit ProServe® durchgeführten Projektes kann mit der Software automatisch erstellt werden. Für Konstrukteure, Planer und Elektroinstallateure entfällt damit die aufwendige manuelle Texteingabe vollständig. Kundenspezifische Sonderbeschriftungen auf Beschriftungskarten lassen sich zusätzlich konfigurieren und per Knopfdruck bei WAGO bestellen. ■ Neu dabei: Mini-WSB Inline und smartPRINTER Überdies wächst die Familie der Beschriftungsmaterialien um ein weiteres wichtiges Mitglied: Mini-WSB Inline. Die 5 mm breiten Beschrif- tungsschilder sind nun erstmals von der Rolle bedruckbar – und daher auch als zusammenhängende Streifen aufrastbar. Der entscheidende Vorteil liegt aber nicht primär in der deutlich vereinfachten Handhabung, sondern in der universellen Einsetzbarkeit. Die Mini-WSBInline-Schilder werden einerseits auf allen Busklemmen des WAGOI/O-SYSTEMs eingesetzt und können andererseits für nahezu alle Reihenklemmen- und Steckverbinder-Serien verwendet werden, insbesondere X-COM®, X-COM® S und TOPJOB® S. Ob Beschriftungsstreifen, Beschriftungsschilder wie WMB Inline oder Mini-WSB Inline, ob automatisiert via Konfigurationssoftware oder manuell per Texteingabe: Die Schnittstelle zwischen Projektierungstool und Beschriftungsträgermedium wird der neue smartPRINTER bilden. Der kompakte Thermotransferdrucker verarbeitet alle WAGO-Beschriftungsmaterialien und lässt sich via USB- und RJ-45-Anlschluss mit Computer und Netzwerk verbinden. Die intuitive Bedienung des smartPRINTERs wird von einem Farbdisplay unterstützt. Die Druckergebnisse sind wisch- und kratzfest und beständig gegenüber Umwelteinflüssen. ■ Kein Gegensatz: schnell und trotzdem sicher Neben dem Sicherheitsaspekt ist Schnelligkeit der wesentliche Benefit einer umfassenden Beschriftung. Sie wirkt sich auf nahezu alle Prozesse positiv aus: auf die Installationsgeschwindigkeit bei der Erstverdrahtung, weil die Zuordnung eindeutig und übersichtlich ist. Ebenso auf die Ausfallzeiten bei einem Störfall, weil der Fehler schneller identifiziert und behoben werden kann. Wartungsdurchläufe können zudem deutlich beschleunigt und auch von projektfremden Technikern ausgeführt werden, ohne dass die Arbeitsabläufe durch langwieriges Suchen verzögert werden. WAGO bietet mit seinem Beschriftungssystem eine schnelle und wirtschaftliche Lösung rund um die Klemmenbeschriftung im Anlagen- und Schaltschrankbau. direct industry 19 IP20 VERSUS IP67 SPEEDWAY 767 überzeugt nicht nur bei rauen Witterungsverhältnissen, sondern kann auch in IP20-Umgebungen so manchen Schaltschrank ersetzen ■ Schrank oder nicht Schrank? Maschinen- und Anlagenbauer stehen im Laufe eines Projektes vor der Frage, in welcher Schutzart automatisiert werden soll. Was früher aufgrund der haushohen Überlegenheit von IP20-Systemen meist im Schaltschrank endete, ist keineswegs mehr so eindeutig. Denn: IP67-Automatisierungssysteme wie SPEEDWAY 767 von WAGO werden stetig leistungsstärker – und deshalb längst nicht mehr nur dort eingesetzt, wo es ungemütlich ist. Von der Abfallindustrie bis zur Zerspanungstechnik, von der Automobilproduktion bis zur Zementherstellung: Die Welt des Maschinen- und Anlagenbaus ist riesig – kein Wunder, immerhin besteht ihr Kundenkreis aus niemand geringerem als der gesamten weltweiten Wirtschaft. So unterschiedlich die Einsatzgebiete auch sind, in denen Produktionsstraßen, Prüfautomaten und Co. eingesetzt werden: Automatisierungstechnik ist in den meisten Maschinen und Anlagen längst zum Herzstück geworden, zum unverzichtbaren Bestandteil, wenn es um die selbständige Ausführung definierter Abläufe geht. ■ Automatisierung: noch dezentraler Trotz der sehr breitgefächerten Branche sind die grundlegenden Anforderungen, die an Automatisierungstechnik gestellt werden, durchaus miteinander vergleichbar. Neben der detaillierten Planung der einzelnen Automatisierungsschritte stehen Maschinenund Anlagenbauer nämlich irgendwann vor der Wahl des geeigneten Automatisierungssystems. Die Antwort auf diese Frage bestimmt nicht zuletzt über eine schaltschrankgebundene oder eine schaltschranklose Automatisierungslösung. In vielen Fällen fällt diese Entscheidung leicht: Kaum jemand würde beispielsweise mit einem IP20-System eine Abraumförderanlage ausstatten oder einen Handlingsautomaten in IP67 automatisieren. Dazwischen erlauben jedoch viele Anwendungen großen Spielraum, der bislang viel zu wenig ausgenutzt wird. Dass Automatisierungssysteme in unterschiedlichen Schutzklassen entwickelt werden, hat nicht ausschließlich etwas mit den rauen oder weniger rauen Umgebungsbedingungen am späteren Einsatzort zu tun. Steuerungen und dazugehörige Module in höherer Schutzart sind vielmehr das Resultat der automatisierungstechnischen Evolution: zentral, dezentral, noch dezentraler. Bei Applikationen mit strikt zentral geplanter Automatisierung befindet sich das Steuerungssystem in der Regel nicht in unmittelbarer Nähe zum eigentlichen Prozess – und muss folglich nicht so viel Staub, Spritzwasser oder Erschütterungen aushalten wie bei einer dezentralen Lösung, in der sich die Komponenten direkt neben der Maschine oder Anlage befinden. Entsprechend robuster muss die Hardware ausgelegt sein, wenn sie nicht bloß neben, sondern wenn sie sich direkt am Ort des Geschehens befinden und deshalb von keinem Schaltschrank oder Gehäuse mehr geschützt werden kann. 20 ■ Auf das richtige System setzen Dennoch, Maschinen- und Anlagenbauer automatisieren ihre Produkte in der Regel in IP20. Die Entscheidung zugunsten eines schaltschrankbasierten Automatisierungssystems fällt dabei häufig aufgrund der geforderten Leistungskriterien, etwa schnellen Reaktionszeiten, genereller Feldbusunabhängigkeit, verfügbaren Funktionalitäten wie I/O-Modulvarianz, User-Parametrierung inklusive Datensicherung, System-Update-Fähigkeit oder der anwenderbezogenen Programmierbarkeit. Die funktionellen Stärken von IP20 rücken mit steigenden Anforderungen an die Umwelteigenschaften jedoch zunächst einmal in den Hintergrund. Wenn Arbeitsmaschinen im Außeneinsatz bei zweistelligen Minusgraden eingesetzt werden sollen oder wie in Produktionshallen Schmutz, Staub und Wasser dominieren und sich ein zentraler Schaltschrank nicht anbietet, spätestens dann muss man sich zwangsläufig näher mit IP67-Systemen beschäftigen. Der Blick über den „Schaltschrank-Rand“ kann sich aber durchaus schon früher lohnen. ■ Schwächen durch Stärken ersetzen Denn: Bei allem Prestige weist IP20-Automatisierung einige Schwachstellen auf, die bei der Planung durchaus Anlass zum Nachdenken geben können. Die höhere Leistungs- und Wärmeempfindlichkeit der im Schaltschrank oder Gehäuse eingesetzten Komponenten gehö- Zentral, dezentral, noch dezentraler: Im Laufe der automatisierungstechnischen Evolution sind Steuerungen und Module immer näher an den Prozess gewandert. IP67-Verträglichkeit ist da eine Grundvoraussetzung. Feldbusabhängig mit Gerätebeschreibungen oder feldbusunabhängig mit FDT/DTM (s. Abb.): Weil die Parametriertiefe der SPEEDWAY-Module deutlich größer ist als bei IP20-Systemen, können mit wenigen Grundmodulen vielfältige Funktionalitäten abgedeckt werden. SPEEDWAY 767 deckt mit wenigen Grundmodulen vielfältige Funktionalitäten ab Auch in IP20-Umgebungen kann SPEEDWAY seine Stärken ausspielen SPEEDWAY erlaubt einen Stationsaufbau mit einer Gesamtausdehnung von bis zu 500 m direct industry 21 ren etwa dazu. Ebenso die Frage, ob der maximale Temperaturbereich dauerhaft erreicht und das System dadurch gestresst wird. Muss möglicherweise eine zusätzliche Kühlung berücksichtigt werden? Müssen defekte Sensoren, Aktoren oder Kabel schnell und problemlos ausgetauscht werden können? All das kann zu höheren Kosten von Anlagen und Maschinen sowohl auf der Hersteller- als auch auf der Betreiberseite führen. Wer sein Automatisierungskonzept auf den Prüfstand stellen muss und objektiv vergleicht, wird feststellen, dass moderne IP67-Systeme inzwischen einen nahezu identischen Leistungs- und Funktionsumfang haben wie IP20-Lösungen. Hinzu kommen Einsparpotentiale durch kleinere Schaltschränke, durch den Wegfall von Gehäusen sowie durch geringere Planungs- und Verdrahtungsaufwände. Darüber hinaus kann der Kostenanteil für den Service deutlich verringert werden. Als Verkaufsargument für den Maschinen- und Anlagenbauer ist das nicht zu unterschätzen. Zwar gehen Käufer und Lieferanten gemeinhin davon aus, dass Anlagen und Maschinen ewig halten – dennoch: Im Fehlerfall muss die Produktionsfähigkeit umgehend wiederhergestellt werden. ■ IP67-Systeme – so funktionell wie nie Auch in klassischen IP20-Umgebungen können IP67-Systeme wie SPEEDWAY 767 von WAGO applikationsabhängig die bessere Alternative sein. Ein Grund dafür ist beispielsweise das modulare Design von SPEEDWAY, das neben der damit verbundenen Skalier- und Erweiterbarkeit sowie der großen Ausdehnungsmöglichkeit insbesondere dem Maschinen- und Anlagenbau einen entscheidenden Vorteil bietet: Kompakt und direkt am Prozess montiert können Anlagen so zunächst mit wenig Aufwand im Werk aufgebaut, getestet und abgenommen, anschließend abgebaut, verschickt und daraufhin endgültig beim Kunden errichtet und in Betrieb genommen werden. Bei schaltschrankgebundener Automatisierung ist dies mithin weitaus anspruchsvoller, auch deshalb, weil in IP20 keine standardisierte M8-/M12-Anschlusstechnik eingesetzt wird. Die gesteigerte Automatisierungstiefe von Maschinen und Anlagen sowie der Trend zu schnellen Feldbusprotokollen wird in WAGOs IP67-I/O-System mit kurzen Reaktionszeiten, hoher Synchronität, geringem Jitter/Skew und niedrigen Latenzen Rechnung getragen. Die objektorientierte Programmierbarkeit gemäß IEC 61131-3 (CoDeSys 3) ermöglicht die integrierte Signalvorverarbeitung und die direkte Querkommunikation von SPEEDWAY-Steuerungen. Weil die Parametriertiefe – feldbusabhängig via GSD-, GSDML-, SDDMLund EDS-Dateien oder feldbusunabhängig via FDT-/DTM-Technologie – der IP67-Geräte deutlich größer ist, können mit wenigen Grundmodulen vielfältige Funktionalitäten abgedeckt werden. Das reduziert die Modul- und Typenvielfalt sowie die Beschaffungs- und Lageraufwendungen. Nebenbei sorgt ein integriertes „Parameter Handling“ dafür, dass im Falle eines Modultauschs Einstellungen nicht verloren gehen. Anwendungsorientierte Signalerfassung und -ausgabe: Das modulare Design von SPEEDWAY ermöglicht den Anschluss von 64 I/O-Modulen mit Abständen von bis zu 50 Metern zwischen zwei Modulen und einer maximalen Gesamtausdehnung von bis zu 500 Metern pro Station. 22 Die Erstellung des Anwenderprogramms gemäß IEC 61131-3 (CoDeSys 3) ermöglicht die Signalvorverarbeitung und die direkte Querkommunikation von SPEEDWAY-Steuerungen im Feld ■ Nebeneinander statt gegeneinander Die Erfahrung zeigt, dass IP67 in der Praxis keineswegs konkurrierend, sondern vielmehr ergänzend zu IP20 gesehen wird. Einen ernsthaften Wettbewerb zwischen den beiden Technologien gibt es faktisch auch deshalb schon nicht, weil sich der Anteil der schaltschranklosen gegenüber der schaltschrankbehafteten Automatisierung inzwischen bei rund 15 % eingestellt haben dürfte – Tendenz gleichbleibend bis leicht steigend. Planer, Ingenieure und Endanwender sind dennoch gut beraten, IP67-I/O-Systeme wie SPEEDWAY 767 mit in die Beurteilung ihres Automatisierungskonzepts einzubeziehen. Entscheidend für die richtige Auswahl ist immer die Bewertung der individuellen Anwendung. Text: Ludwig Adelmann, WAGO Foto: WAGO SPEEDWAYS SERIELLE SCHNITTSTELLE Mit dem SPEEDWAY-Modul 767-5203 lassen sich serielle Endgeräte sowie Sensoren und Aktoren gleichermaßen an das Bussystem anbinden ■ Das programmierbare Interface 767-5203 verfügt über insgesamt vier M12-Anschlüsse. Zwei davon sind serielle Schnittstellen für RS232RS-422- oder RS-485-Endgeräte wie Barcode-Leser, Drucker, Waagen, Lasermesssysteme, Bedienterminals oder Transponder. Die anderen beiden sind doppelt belegt; hinter ihnen verbergen sich insgesamt vier digitale Ein-/Ausgänge für Sensoren und Aktoren. Sowohl die seriellen Schnittstellen als auch die digitalen Ein-/Ausgänge des IP67-Moduls 767-5203 sind funktionsabhängig konfigurierbar. Zu den wichtigsten seriellen Parametriermöglichkeiten zählen Betriebsart, Baudrate, Anzahl Daten- und Stopbits, Parität und Datenflusskontrolle. Digital lassen sich unter anderem Betriebsart, Invertierung, Handbedienung, Ersatzwertstrategie und Simulation einstellen. Die Parametrierung erfolgt in beiden Fällen entweder feldbusunabhängig über FDT/ DTM oder feldbusabhängig über die Gerätebeschreibungen, zum Beispiel GSD oder GSDML. Geeignet für die serielle und digitale Datenübertragung: An das parametrierbare Interface 767-5203 können neben RS-232-, RS-422- und RS-485-Endgeräten auch Sensoren und Aktoren angeschlossen werden. direct industry 23 ADRESSEN D WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG Postfach 28 80, 32385 Minden Hansastraße 27 32423 Minden Tel. +49 571 887-0 Fax +49 571 887-169 [email protected] CH WAGO CONTACT SA Rte. de l’Industrie 19 Case Postale 168 1564 Domdidier Tel. +41/26 676 75 86 Tel. +41/26 676 75 01 [email protected] IMPRESSUM WAGOdirect industry November 2012 RedaktionStefan Keggenhoff (verantwortlicher Redakteur) Fon (0571) 887-9570 Fax (0571) 887-89570 Honorarfreie Wiederverwendung des Inhalts möglich. Kontakt: Stefan Keggenhoff. Für unverlangt eingesendete Manuskripte und Fotos keine Haftung. WAGOdirect industry erscheint in unregelmäßiger Folge. 0888-0201/0212-0101 • WAGOdirect industry 2/12 DE • 11/2012-00 • Printed in Germany A WAGO Kontakttechnik Ges.m.b.H. Laxenburger Straße 244 1230 Wien Tel. +43 1 6150780 Fax +43 1 6150775 [email protected]