Bericht des Förderveins - Ev. Kirchengemeinde Ewersbach
Transcrição
Bericht des Förderveins - Ev. Kirchengemeinde Ewersbach
Förderverein Bethlehem Akademie Dar al-Kalima (Haus des Wortes) e.V. Bericht über die Mitgliederversammlung des Fördervereins Wann: 13.-14.11.2015 Wo: in Kassel, Evangelisches Fröbelseminar der Diakonie Hessen Das Evangelisches Fröbelseminar ist eine staatlich anerkannte Fachschule für Sozialwesen, Fachrichtung Sozial- und Heilpädagogik sowie Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz. Weitere Informationen: www.froebelseminar.de Kassel, aus den Trümmern des 2.Weltkrieges zu einer moderne Stadt mit rund 193.000 Einwohnern geworden, ist eine kreisfreie Stadt, Verwaltungssitz des gleichnamigen Regierungsbezirkes und des Landkreises Kassel. Die Stadt hat eine Universität, die CVJM Hochschule sowie das Diakonische Werk Kassel. Es ist eines von zwölf regionalen Diakonischen Werken der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck bzw. eines von 31 regionalen Diakonischen Werken auf dem Gebiet der Diakonie Hessen. Beachtenswertes: Der Anteil der Migranten an der Bevölkerung beträgt 30%. 50% der Jugendlichen unter 20 Jahren haben einen Migrationshintergrund Das Treffen in Kassel wurde organisiert von: Inge Rühl im Vorstand des Fördervereins und seit Januar 2015 Leiterin im Gustav-Adolf-Werk (GAW) für Frauenarbeit der EKD zusammen mit ihrem Ehemann Horst Rühl, Mitglied im Förderverein Oberlandeskirchenrat Horst Rühl ist als Dezernent zuständig für die Förderung der Diakonie im Bereich der Landeskirche und für die theologischen Fragen im Zusammenhang der Diakonie; gleichzeitig ist er Theologischer Vorstand der Diakonie Hessen - Diakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck e.V. Über die Einrichtung, die der Förderverein unterstützt: Diyar: „Heimat“: Die Dachorgansation der Einrichtungen in Bethlehem unter der Leitung von Mitri Raheb Der Förderverein unterstützt die Arbeit der Dar al-Kalima- Einrichtungen seit dem Jahr 2001 Vision und Mission von Diyar Damit sie das Leben in Fülle haben . . . . . . . Heimat schaffen Tag für Tag, ein Land aufbauen Stein für Stein, eine Gesellschaft stärken Person für Person, Institutionen schaffen, die Leben in Fülle geben. Dar al-Kalima Einrichtungen: Kindergarten, Schule bis Abitur, Fachhochschule, Kulturzentrum, Medienzentrum,.Kunst- und Kunsthandwerk Gesundheit und Erholung, Azwaj („Junge Familien”), Jung und Alt, , Frauenfußball Mehr erfahren von der Arbeit von Diyar und dem Förderverein unter www.foerderverein-bethlehem.de Der Vorstand des Fördervereins wurde in der Mitgliederversammlung wieder gewählt: Von Links: Thomas Beuttler, Maichingen, Inge Rühl, Kassel, Anette Klasing, Bremen, Mitri Raheb (Berater), Bethlehem, Adnan Nasser, Stuttgart, Schatzmeister, Reinhard Tröster ,Dekan i.R. Vorsitzender, Schwäbisch Hall, Pfarrer Karl-Heinz Fuchs, Schriftführer, Markt Schwaben, Manfred Manderbach, Dietzhölztal Es fehlen: Bischof Dr. Abromeit, zweiter Vorsitzender, Greifswald Ulrike Bechmann, Graz, Christiane Wacker-Singer, Schrießheim Der Förderverein hat z.Zt. 90 Mitglieder Im Jahr 2016 feiert der Förderverein sein 15jähriges Bestehen. Seitdem hat der Verein rund 900.000,€ für die Arbeit von Mitri Raheb nach Bethlehem überwiesen. Eine traurige Nachricht aus dem Vorstand: Gerd Plobner, Dortmund Der Beisitzer im Vorstand des Fördervereins und langjährige Referent für Ökumene, Weltmission und kirchlichen Entwicklungsdienst verstarb am 12. Oktober 2015 während einer Dienstreise ins südliche Afrika in Livingstone (Sambia). Gerd Plobner habe ich als engagierten, freundlichen und Mitstreiter mit guten Ideen im Vorstand des Fördervereins schätzen gelernt. Eine schöne Nachricht aus dem Vorstand: Anette Klasing ist Frau des Jahres Quelle: Weser Kurier 09.03.2015 Zum 15. Mal hat der Bremer Frauenausschuss die Frau des Jahres die Sozialpädagogin gewählt. Die Auszeichnung ging am Sonntag – dem Internationalen Frauentag – bei einem Festakt in der Oberen Rathaushalle an Anette Klasing. Sie ist Bildungsreferentin im Lidice-Haus. (Foto:Frank Thomas Koch) Anette Klasing organisiert Begegnungen zwischen deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendlichen. Es ist wohl genau diese Haltung, für die der Bremer Frauenausschuss Anette Klasing in diesem Jahr zur Frau des Jahres gewählt hat. In ihrer Dankesrede am Sonntag, dem Internationalen Frauentag, spricht sie wenig über sich. Vor allem erzählt sie von „den mutigen Frauen in Palästina und Israel, die öffentlich und auf der Straße für den Frieden eintreten“. Dafür würden sie oft bespuckt, angefeindet und beschimpft. „Doch sie machen weiter, lassen sich nicht entmutigen – und das unter Einsatz eines großen persönlichen Risikos.“ Erst am Sonnabend seien 1000 palästinensische und israelische Frauen jeweils auf ihrer Seite der Grenze zu einem Checkpoint bei Ramallah gezogen, um dort für Frieden und ein Ende der Besatzung zu demonstrieren. „40 Frauen wurden dabei verletzt, von Gummigeschossen getroffen“, erzählt die 59-Jährige. „Diesen mutigen Frauen zolle ich meinen absoluten Respekt und widme ihnen die Auszeichnung.“ Anette Klasing arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Bildungsreferentin in der Jugend- und Erwachsenenbildungsstätte Lidice-Haus. Von jeher ist sie Friedensaktivistin, in der Frauen- und Jugendarbeit engagiert. Ihr Herzblut, wie sie es nennt, gilt vor allem dem Einsatz für Frieden. Ganz besonders im Nahen Osten. Und hier sind es die Jugendlichen, die sie in den Dialog miteinander bringt, israelische, palästinensische und auch deutsche Jugendliche. Durch Austauschprogramme, Seminare, Projekte. „Der Großteil der Jugendlichen in Nahost ist durch die Krisensituation vor Ort geprägt, von Feindbildern, die ihnen der Konflikt und die Politik vermitteln. „Die meisten von ihnen haben ihre ,Feindbilder’ noch nie im wirklichen Leben getroffen, sind mit ihnen noch nie ins Gespräch gekommen“, sagt sie. Und dies organisiert Klasing mit solchen Jugendbegegnungen, an denen auch deutsche Mädchen und Jungen teilnehmen. „An der politischen Lage wird das nichts ändern, jetzt nicht. Aber die Begegnungen helfen, ein anderes Bewusstsein zu schaffen, Ressentiments und Vorurteile abzubauen. Und sie entwickeln einen anderen Blick auf die politischen Verhältnisse vor Ort.“ Gerade in diesen Zeiten, die wenig Hoffnung auf Frieden in der Region machten, seien solche Begegnungen wichtig Am 17.02.2016 wird Anette Klasing zu uns nach Ewersbach kommen und über Ihre Arbeit und Erfahrungen berichten. Insbesondere die Fußballerinnen werden eine vielseitig engagierte Frau erleben, die der Damenmannschaft von Dar al-Kalima in Bethlehem intensive Kontakte zum SV Werder Bremen vermittelte, woraus intensive Begegnungen mit Trainingsunterstützung und Freundschaftspielen entstanden sind. Eine weitere tolle Nachricht aus dem Vorstand: Christiane Wacker- Singer ist Mitglied im Vorstand des Fördervereins und arbeitet in der Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. Sie hat durch ein unglaubliches Engagement, neben ihrer Tätigkeit als MTRA in der Uniklinik, für die Installation einer Photovoltaikanlage mit 45kWp auf dem Dach der Fachhochschule in Bethlehem mit Spendenaufrufen und logistisch/administrativem Input äußerst erfolgreich gearbeitet. Heute erzeugt die Schule 50% des Stromverbrauches der Dar al- Kalima Einrichtungen durch die Sonne. Im Jahr 2025 soll durch die Erweiterung der Anlage der gesamte Stromverbrauch selbst erzeugt werden. Bericht von Mitri Raheb: Die politische Situation vor Ort liefert keine guten Nachrichten. • • Der letzte noch offene Teil der Mauer in Bethlehem wird geschlossen Insbesondere der weiter gehende Bau israelischer Siedlungen auf dem Gebiet der Westbank und die damit einhergehende Enteignung von landwirtschaftlich genutzter Fläche führen zu verzweifelnden Reaktionen, insbesondere unter den jungen Menschen in Palästina. Zwei historische Kulturstätten in der Nähe von Bethlehem sollen zerstört werden. Auch die israelische Naturbehörde unterstützt den Protest. Der Kampf um den Erhalt von Olivenhainfläche sowie um 2 katholische Klöster gegen den Bau von Zaun und Mauer in der Kleinstadt Battir bei Bethlehem sowie im sogenannten Cremisan-Tal in Beit Dschala geht schon über 3 Jahre. Die Leute von Beit Dschala, darunter die Nonnen des Cremisan-Klosters, waren in die letzte Instanz gegangen, nachdem sie vor einem Gericht in Tel Aviv mit ihrer Eingabe gescheitert waren. Inzwischen sind Bulldozer an der Arbeit und zerstören die Lebensgrundlage von 100 palästinensischen Familien wie auch die Klosterkultur. Mitri Raheb und katholische Priester halten z.Zt. 3mal im Monat einen ökumenischen Gottesdienst ab unter freiem Himmel direkt neben den lärmenden Bulldozern. Ein Priester wurde dabei durch den Einsatz von Tränengas gegen den Protest verletzt. Diese Schilderung macht das Bedrückende der Situation im Heiligen Land deutlich und wirft zugleich die Frage auf, ob irgendeiner der Verantwortlichen - auch hier bei uns in Deutschland - noch ernsthaft an eine 2-Staatenlösung glauben kann. • • • Die Wirtschaftsleistung in der Westbank war vor 5 Jahren mit 3% Wachstum positiv sie ist inzwischen negativ. Der Tourismus - insbesondere aus Deutschland - hat stark nach gelassen. 37 Studenten der Fachhochschule können wg. fehlender Mittel nicht mehr unterstützt werden. Doch Mitri Raheb hat auch viel Positives zu berichten: • • • • • • • • • • • • Dieses Jahr am 20.09.2015 hat Diyar das 20jährige Jubiläum begangen und kann auf eine sehr erfolgreiche Arbeit zurück blicken. Es sind jetzt 115 Mitarbeiter in Arbeit und Brot beschäftigt. Es wurden 25 mill.US$ von Geldgebern aus den USA für die Infrastruktur in Bethlehem investiert. Es werden 2700 Menschen auf verschiedene Weise von der Arbeit der DiyarEinrichtungen erreicht. Inzwischen haben 400 Reiseführer die Zulassung für ihren Dienst erhalten Es spielen 20 Frauen-Fußballmannschaften in Palästina, nachdem Diyar den Anfang gemacht hatte. Ein palästinensischer Film, der in der Einrichtung entstanden ist – „18 gesuchte Kühe“ ist zum Oscarpreis aus Abu Dhabi vorgeschlagen. Der Film ist an einem israelischen Checkpoint gedreht und läuft auch in den USA. Es studieren 54% Frauen und 46% Männer 75% der Studierenden sind Muslime und 25% Christen in gedeihlicher Zusammenarbeit Die 5. Etage der Fachhochschule ist fertig gestellt Christliche Akademiker in der arabischen Welt gründen ein Netzwerk und haben ein erstes Treffen in Wien abgehalten. Das Ziel ist die Einflussnahme auf junge Menschen und deren Entwicklung für friedliche Beiträge in den gegenwärtigen Konflikten, auch und besonders im Hinblick auf den sog. Islamischen Staat. Kinder haben ein Buch mit 10 Kindergeschichten geschrieben. Der finnische Außenminister stellte die Frage „was könnt ihr mir sagen“ Die Antwort: Dem Leben ein Ziel setzten und zielstrebig daran arbeiten Nicht zuletzt: Diyar wurde aktuell zur Partneradresse des DVV-VHS (Deutscher Volkshochschulverband e.V.) als Kulturzentrum in Palästina/ West Bank gewählt Das Credo vom Mitri Raheb: „Kommt und seht“ Es waren einige aus dem Förderverein in diesem Jahr in Bethlehem, die genau das bestätigt gefunden haben: Durch das Kommen und das Sehen werden Vorurteile beseitigt und Wahrheit setzt sich gegen Unwissenheit durch. Begegnung macht Menschen frei von der unberührbaren Distanz und fähig, besonders den Fremden, im friedlichen und empathischen Sinne zu begegnen. Das Diskussions- und Kulturprogramm im Rahmen der Mitgliederversammlung Podiumsdiskussion im Evangelischen Forum Thema: „Geht in Bethlehem das Licht aus?“ Kurzvortrag von Pfarrer Dr. Mitri Raheb, Bethlehem Podiumsdiskussion: Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Tamcke, Göttingen Oberlandeskirchenrätin Dr. Ruth Gütter, Kassel Pfarrer Dr. Mitri Raheb, Bethlehem Moderation Oberlandeskirchenrat Horst Rühl, Kassel Das ist bei mir hängen geblieben: Mitri Raheb ging in seinem Kurzvortrag noch einmal auf die Bulldozer ein, die dabei sind, einen großen Olivenhain auf dem Gebiet der Westbank nieder zu walzen: Der Olivenbaum wurzelt seit Jahrtausenden im Nahen Osten. Nun wird er entwurzelt und lenkt das Bild auf die Einwohner dieser Region, die mit dem Baum aus ihrem angestammten Lebensraum entwurzelt werden. So auch die Christen, die mehr und mehr aus dem Nahen Osten verdrängt werden. Mitri Raheb betonte die Angst, dass irgendwann die Christen fehlen werden und damit die Buntheit des Lebens und insbesondere die Frohe Botschaft vom Evangelium Jesu Christi. Doch es wird von Seiten des Westens eine Doppelmoral gepflegt, die Geschäfte mit Priorität höher bewertet als Moral und Ethik. Europa ist Teil des Problems Das Land verliert seine besten Leute, weil sie keine Perspektiven zum Bleiben erkennen. Prof. Tamcke ist seit 40 Jahren mit der Situation im Nahen Osten vertraut und charakterisiert die Araber als einladend, freundlich und offenherzig. Der sogenannte Islamische Staat sei nicht verwurzelt im Islam sondern eine Terrortruppe, die auch von ernsthaften Muslimen und insbesondere der leitenden Stellen als solche bezeichnet würde. Die Terroristen versuchten den ursprünglich politische Konflikt auf die religiöse Ebene zu ziehen. In diese Falle dürfen wir nicht gehen, so der profunde Kenner der Situation. Die Flüchtlinge suchen in Europa das, was sie in ihrer Heimat nicht mehr finden: Frieden, Perspektive und ein Leben ohne Angst. Aber Europa habe versagt, indem es zwischen Waffengeschäften und ernsthafter Friedenspolitik eine klare Linie vermissen ließ. „Es gibt zu viele faule Kompromisse“ Der Professor setzt seine Hoffnung auf das Netzwerk von Friedenaktivisten unter Christen und Moslems und wagt eine Prognose: Die Syrer werden in ihre Heimat zurückkehren, wenn dort Perspektiven für ihr Leben und das ihrer Kinder zurück gewonnen werden. Ruth Gütter Das Heilige Land ist Gottes Eigentum und die Verheißung des Besitzes ist an Verantwortung gebunden. Hilfe muss sich an alle Menschen richten nicht nur an Christen. Kulturprogramm – Unesco-Weltkulturerbe, Wilhelmshöhe Die Ausstellung der Maler der Reformation Bilder können- in Begleitung der WorteLukas Cranach (der „Ältere“ und der den Weg zum Glauben eröffnen, den Jesus „Jüngere“)- Unter professioneller Führung verkündet hat. haben wir die Maler der Reformation und der Freunde Martin Luthers mit ihren ausdrucksvollen Bildern erlebt. Die Bilder vom Baum, der auf der linken Seite kahl ist und auf der rechten Seite in seinem Laub steht sind eindrucksvolle Darstellungen der gesetzlichen Glaubensgrundlage, die vom Tod regiert ist und der Befreiung, die durch das Evangelium Jesu Christi entstanden ist. Quelle: Internet „Raushana“ Musikalische Lesung in der Friedenskirche Marwan Abado aus Wien, Komponist und Musiker, Meister des Oud, der arabischen Kurzhalslaute; Sohn christlicher Palästinenser aus Galiläa; geboren im Libanon; Ehemann von Viola Raheb, hat uns durch seine Texte und seine Musik die Kultur der arabischen Welt in eindrucksvoller Weise vermittelt. Eigenes Foto Ich habe Marwan (und natürlich in Abwesenheit Viola) für nächstes Jahr zu einem Vortrag nach Ewersbach eingeladen. Dietzhölztal, 23.11.2015 Manfred Manderbach