Tätigkeitsbericht 2013 - Weiße Rose Stiftung eV
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Tätigkeitsbericht 2013 - Weiße Rose Stiftung eV
Tätigkeitsbericht 2013 Weiße Rose Stiftung e.V. Inhaltsübersicht 1 Zur Einführung 5 2 Chronik und Ausstellungskalender 7 3 Bericht zum Ehrenvorsitzenden Franz J. Müller 11 4 Bericht von Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender 12 5 Joachim Baez zu den Gedenkveranstaltungen für Willi Graf 14 6 Veranstaltungen 15 „Es lebe die Freiheit!“ 15 Lesung zum 18. Februar 1943 16 „Zu blau der Himmel im Februar“ 17 Erinnerung an Inge Aicher-Scholl 18 Die Weiße Rose in der Studentenstadt 19 Erinnerungstafel am Münchner Ostbahnhof21 Konzertlesung „Weiße Rose und Widerstand“ 22 „Die russische Seele der Weißen Rose“ 24 7 Wanderausstellungen Die Weiße Rose in Deutschland Die Weiße Rose in Frankreich Die Weiße Rose in Spanien Die Weiße Rose in Russland, Polen und Lettland Die Weiße Rose in den USA Die Weiße Rose in Lateinamerika Eine Praktikantin berichtet 31 35 38 39 8 DenkStätte Weiße Rose in München 40 9 DenkStätte Weiße Rose in Ulm 45 25 25 28 30 10 Historisch-pädagogische Projekte Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“ SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte Werkstattgespräche mit Schülern Kooperation mit dem Theater Eukitea Lehrerfortbildungstag Moses Ancselovics lebt! 46 46 49 51 52 53 55 11 Internetpräsenz 57 12 Neuerscheinungen 58 13 Wir erinnern dankbar 59 14 Kurznachrichten um die Weiße Rose 60 15 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 65 Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt herzlich allen Förderern und Spendern für ihre Zuwendungen. Impressum Weiße Rose Stiftung e.V. Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089 / 2180-5678 / -5359 Fax 089 / 2180-5346 E-Mail: [email protected] Facebook: www.facebook.com/WeisseRoseStiftung Redaktion: Ursula Kaufmann M.A., Dr. Hildegard Kronawitter, Mitarbeit Aurora Bergmaier B.A. Bildnachweis: Augsburger Allgemeine, Bayerische Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit, Bayerische Staatskanzlei, blechimpuls, Danila Bustamante, EPA, Miriam Kohr, Herbert Liebhart, Dr. Andreas Lörcher, Ludwig-Maximilians-Universität, Magalski, Siglinde Moosmann, Alina Neumeier, Jud Newborn, Marilyn Newman, Gregor Porenta, Roland Rasemann, Sabine Rube, Domenic Saller, Felix Staller, Ullstein Bild, University of Hawai‘i, University of Nevada Las Vegas, University of Washington Seattle, Weiße Rose Stiftung e.V., Fred Wiegand, Pierre Wolff, Winfrid Vogel Layout und Satz: AS-Texte, München Druck und Herstellung: OrtmannTe@m GmbH, Ainring © 2014 Weiße Rose Stiftung e.V. 1 Zur Einführung 2013, im 70. Gedenkjahr, erfuhr die studentische Widerstandsgruppe Weiße Rose große Aufmerksamkeit. In Zeitungen, Hörfunk und Fernsehen wurde zu den jeweiligen Jahrestagen an die Protagonisten der Weißen Rose erinnert und ihre Botschaft vergegenwärtigt. Theateraufführungen setzten sich mit dem studentischen Widerstand gegen die NS-Diktatur auseinander, mehrere Neuerscheinungen wurden zum Themenkreis Weiße Rose auf dem Buchmarkt vorgelegt, und Bundespräsident Joachim Gauck hielt am 30. Januar in der Ludwig-Maximilians-Universität seine vielbeachtete Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung. Das große öffentliche Interesse an der Weißen Rose konnten wir erfolgreich auf unsere eigene Erinnerungsarbeit lenken. Noch viel häufiger als in den Jahren zuvor wurden 2013 im In- und Ausland unsere Ausstellungen „Die Weiße Rose“ sowie die ergänzenden Einzelausstellungen gezeigt. Allein acht bemerkenswerte Präsentationen in Colleges, Universitätsbibliotheken bzw. in Goethe-Instituten sind in den USA gelungen, vier in Frankreich, darunter jene im französischen Märtyrerdorf Oradour-sur-Glane als wichtige Versöhnungsgeste, wofür die Kommune das Rathaus zur Verfügung stellte. In Russland, Polen und Spanien wurden die jeweils landessprachigen Ausstellungsversionen gezeigt, wie erstmals in Lettland und Brasilien. Den bemerkenswerten Ausstellungserfolg verdanken wir im Ausland insbesondere jenen Menschen, die sich die Vermittlung des historischen Geschehens um die Widerstandsgruppe Weiße Rose zum persönlichen Anliegen gemacht haben. Ihr Engagement war außergewöhnlich, wie auch das der zahlreichen Ausstellungspartner in Deutschland. Sie organisierten vor Ort die Präsentation und gestalteten oftmals ein informatives und umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Diskussionen oder künstlerischen Darbietungen. Im Berichtsjahr durften wir 36 Ausstellungstermine in Deutschland zählen – welch ein ermutigender Beleg für das bleibende Interesse an der Weißen Rose! Im Laufe des Jahres erinnerten wir zu den Jahrestagen mit einer Folge von Veranstaltungen an die Widerstandsgruppe Weiße Rose und ihre Hauptakteure. Bitte lesen Sie dazu Näheres in diesem Tätigkeitsbericht. Hier sei lediglich die „Gedenklesung für Schülerinnen und Schüler“ zum 18. Februar erwähnt, in der Schauspieler aus persönlichen Zeugnissen der Mitglieder des studentischen Freundeskreises vortrugen und die zu unserer Freude Eingang in die Hauptnachrichten der ARD fand. Intensiv beschäftigten uns wieder die historischpädagogischen Projekte mit Schülerinnen und Schülern. Die rege Beteiligung beim Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“ wurde zur Herausforderung für das Arbeitsteam im Büro, schließlich mussten die Beiträge gesichtet und präzise für die Jurysitzung vorbereitet werden. Den Wettbewerb hatten wir zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit für Klassen ab der neunten Jahrgangsstufe im Schuljahr 2012/13 ausgeschrieben. Eine fachkundige Jury wählte nach intensiver Begutachtung aus den eingereichten 29 filmischen und zeichnerischen Beiträgen bzw. den Hörbeiträgen drei dritte Preise, einen zweiten und einen ersten Preis aus. Bei einem fröhlichen Schülerfest wurden die jeweiligen Schülergruppen für ihre 5 kreativen Leistungen angemessen gewürdigt. Das Ergebnis des Wettbewerbs publizierte eine wohlmeinende Berichterstattung in den Medien ebenso wie die beiden Präsentationen der „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ am Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing, nämlich Band 2 „P-Seminar Exilliteratur Konrad Merz“ und Band 3 „Erinnern an Kurt Huber“. Ein weiteres, spezielles Schulprojekt reicht in seiner Realisierung weit ins Jahr 2014. Es ist die Kooperation mit dem freien Theater Eukitea. Begleitend zu der von Eukitea inszenierten Aufführung „Sophie Scholl – Innere Bilder“ reist unsere Ausstellung „Die Weiße Rose“ zu den einzelnen Terminen von Schule zu Schule, um den historischen Kontext des Theaterstückes darzustellen. Meine Einführung wäre unvollständig, wenn ich nicht auf die DenkStätte Weiße Rose zu sprechen käme. Ihre werktägliche Öffnung, jetzt auch samstags, gewährleisteten die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. Erstmals überschritt die Besucherzahl die Marke von 28.000. Wir durften hohe Gäste, wie den französischen Premierminister Jean-Marc Ayrault und den österreichischen Außenminister Michael Spindelegger in der DenkStätte begrüßen sowie zahlreiche Gruppen, von denen viele durch die Dauerausstellung geführt wurden. Spannend war für uns die professionelle Besucherbefragung, deren Kurzinterpretation Sie nachstehend erfahren können. Dank Sondermitteln der Landeshauptstadt München konnten wir von fünf Ausstellungsbüros Entwürfe für eine Neugestaltung der DenkStätte einholen, die eine Jury aus namhaften Museumsexperten bewertete und den Entwurf von Hinz & Kunst für die Realisierung auswählte. Die Fülle des Geleisteten im 70. Weiße-Rose-Gedenkjahr wäre nicht möglich geworden ohne die überaus engagierte Mitwirkung des Teams in der Geschäftsstelle, ohne den verlässlichen und treuen Einsatz vieler Ehrenamtlicher und freiberuflicher PartnerInnen sowie ohne die vielfache praktische und finanzielle Unterstützung aus dem Kreis der Freunde und Förderer. Ihnen allen sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt für das außerordentliche Engagement. Wie alljährlich danken wir auch den Städten München, Hamburg, Saarbrücken, Freiburg, Ulm, Berlin und Gräfelfing, die im Zeichen der Städtegemeinschaft Weiße Rose unsere Arbeit mit Zuschüssen förderten. Wiederum geht unser großer Dank auch 6 an die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die uns Ratgeber, Partner und Förderer in einem war und ist. Ohne zusätzliche Spenden von Unternehmen und Wohlgesinnten könnten wir trotz größter persönlicher Anstrengung und öffentlicher Förderung die Arbeit kaum leisten. Stellvertretend danke ich dem Unternehmen BMW München, dessen Spende zum Beispiel die Ausstellungstätigkeit in den USA absichern hilft. Erneut erfuhren wir von den MitarbeiterInnen der Ludwig-MaximiliansUniversität vielfache Unterstützung. Dafür sind wir – stellvertretend für alle – Herrn Präsidenten Prof. Dr. Bernd Huber ebenso dankbar wie für die Überlassung der Büroräume. Last but not least danke ich persönlich den Vorstandskollegen sowie unseren Beirats- und Vereinsmitgliedern herzlich für das gedeihliche und konstruktive Miteinander. Dr. Hildegard Kronawitter Vorsitzende 2 Chronik und Ausstellungskalender Chronik der Veranstaltungen 2013 Überblick über die Wanderausstellungen im In- und Ausland → ab S. 25 15.1.2013 „Die Weiße Rose und Frankreich. Kriegseinsatz, Kultur- und Literaturerlebnisse 1940“. Es sprechen Dr. Detlef Bald und Jakob Knab. Grußworte von Generalskonsul Emmanuel Cohet und Prof. Wolfgang Huber. Eine Kooperation mit dem Institut Francais, → mehr S. 12 27.1.2013 Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. In der bayerischen Staatsbibliothek spricht Prof. Dr. Peter Longerich über „Joseph Goebels, der ‚Totale Krieg‘ und die Ermordung der Juden Europas“. 30.1.2013 Bundespräsident Joachim Gauck hält die Weiße Rose Gedächtnisvorlesung im Audimax der LMU. 14.2.2013 „‚Es lebe die Freiheit!‘ Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten“. Buchvorstellung mit dem Autor Ulrich Chaussy, DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 15 18.2.2013 „Gedenkveranstaltung 70 Jahre Weiße Rose“ mit dem Jungen Schauspiel Ensemble München, DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 16 22.2.2013 Protestveranstaltung gegen die Todesstrafe von Amnesty München am 70. Hinrichtungstag der Geschwister Scholl und Christoph Probsts, → mehr S. 61 12.3.2013 „Zu blau der Himmel im Februar“. Buchvorstellung mit der Autorin Jutta Schubert und einem Grußwort von Markus Schmorell, → mehr S. 17 23.3.2013 „Wir stehen auf! München ist bunt! Gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit“. Kundgebung gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit auf dem Münchner Marienplatz. Auf der Demonstration zum Prozessbeginn gegen die ‚NSU‘ spricht Prof. Dr. Wolfgang Huber, → mehr S. 12 6.4.2013 Besuch des französischen Premierministers Jean-Marc Ayrault und seiner Frau in der DenkStätte Weiße Rose in Begleitung von Staatsminister Dr. Wolfgang Heubisch und der Vizepräsidentin der LMU, Prof. Beate Keller, → mehr S. 40 29.4.2013 Verleihung des Wilhelm-HoegnerPreises der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag an das Bayerische Bündnis für Toleranz, den Verein Gegen Vergessen – für Demokratie und an die Weiße Rose Stiftung e.V., → mehr S. 60 9./10.4.2013 Werkstattgespräche mit Maren Gottschalk zu ihrer Jugendbiografie „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun. Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl“ mit SchülerInnen. Nachmittags Führungen der Klassen durch die DenkStätte. Eine Kooperation mit der Stadtbibliothek München, → mehr S. 51 12.6.2013 Österreichischer Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger besucht die DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 40 20.6.2013 Präsentation von SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte Bd. 2 Konrad Merz, Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing. Eine Kooperation der Weiße Rose Stiftung e. V. mit dem Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing und der Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, → mehr S. 49 24.6.2013 „Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“. Buchvorstellungen durch Christine Abele-Aicher („Die sanfte Gewalt“) und Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze („Sophies Schwester“ von Christine Hikel). Anschließend Podiumsgespräch mit Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester Lechner und Ulrich Chaussy, → mehr S. 18 11.7.2013 „Die Weiße Rose in der Studentenstadt“ – ein Erinnerungsabend mit Enthüllungen von Straßenergänzungsschildern an der Christoph-Probst-Str., Willi-Graf-Str. und Hans-Leipelt-Str. in der Studentenstadt MünchenFreimann und Szenen aus dem Schauspiel „Die Weiße Rose – Aus den Archiven des Terrors“ von Jutta Schubert im Café Dada durch das Junge Schauspiel Ensemble München. Eine Kooperation mit dem Studentenwerk München, Bezirksausschuss München-Freimann, Studentenstadt e.V., → mehr S. 19 15.7.2013 Prämierung der Gewinner des Schülerwettbewerbs „Kreativer Umgang 7 mit der Weißen Rose“ im Bayerischen Kultusministerium München: Laudationes und Vorführung der prämierten Wettbewerbsbeiträge, → mehr S. 46 20.7.2013 Orgelkonzert an der Weiße Rose Orgel im Lichthof der LMU. Eine Kooperation mit dem Zentrum Seniorenstudium der LMU, → mehr S. 62 23.7.2013 Einweihung der Erinnerungstafel an die Weiße Rose am Münchner Ostbahnhof. Eine Initiative des Bezirksausschusses Au-Haidhausen und des Haidhausen Museums in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. 31.7.2013 München Tag des International Youth Camp in Memory of Sophie Scholl mit Führungen in der DenkStätte Weiße Rose, → mehr S. 13 16.9.2013 Verleihung der Alexander-SchmorellStipendien im Rahmen der russischdeutschen Kulturwoche in Orenburg, → mehr S. 31 6.10.2013 „Sophie Scholl, innere Bilder“, Theater Eukitea im Lichthof der LMU. Der Theaterabend ist der Auftakt für geplante 60 Aufführungen an bayerischen Schulen, die vom Kulturfonds Bayern Schule unterstützt und von unserer Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ begleitet werden. Eine Kooperation der Weiße Rose Stiftung e.V. mit dem Theater Eukitea, → mehr S. 52 12.10.2013 Konzertlesung „Die Weiße Rose und Widerstand“ in der Großen Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München: Musik und Text blechimpuls - Brassensemble aus Ulm und Theaterkollektiv KunstKonstrukt. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. im Rahmen der dreitägigen 12. Konferenz „Bindung und Psychosomatik“ in der LMU, → mehr S. 22 12.10.2013 „Alexander Schmorell. Die russische Seele der Weißen Rose“, Stand der Russischen Föderation, Buchmesse Frankfurt: Dr. Igor Chramow, Historiker und Beiratsmitglied der Weiße Rose Stiftung e.V., stellt fünf Neuerscheinungen zu Alexander Schmorell vor, → mehr S. 34 14.10.2013 „Willi Graf und die Weiße Rose“, Vortrag von Prof. Dr. Hildegard Vieregg, Senatssaal der LMU, anschließend Podiumsgespräch mit Joachim Baez, Studierenden vom Willi-Graf-Stu8 dentenwohnheim, einer Schülervertretung vom Willi-Graf-Gymnasium, einem Vertreter vom Bund Neudeutschland/Gruppe Willi Graf. Moderation: Annette Kugler, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk. Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Bund Neudeutschland/Gruppe Willi Graf, dem Willi-Graf-Studentenwohnheim e. V. und dem Weiße Rose Institut e. V., → mehr S. 14 19.10.2013 Die DenkStätte Weiße Rose öffnet in der Langen Nacht der Münchner Museen, Führungen und Lesungen des Jungen Schauspiel Ensembles München, → mehr S. 40 22.10.2013 Lehrerfortbildungstag mit den Themen: Schreibwerkstatt für Jugendliche, Ausstellungprojekt zu einem Exilschriftsteller und pädagogisches Angebot des Literaturarchivs Marbach. Eine Kooperation mit der BLZ, → mehr S. 53 24.10.2013 Prof. Kurt Huber zum 120. Geburtstag, Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing: Präsentation von SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte Bd. 3, „Kurt Huber zum Gedenken“ mit Texten von Schülern zu Prof. Kurt Huber und einem ausführlichen Interview mit Prof. Wolfgang Huber. Eine Kooperation der Weiße Rose Stiftung e. V. mit dem Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, → mehr S. 49 18.11.2013 Otto Dov Kulka erhält den Geschwister-Scholl-Preis für sein Buch „Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und Vorstellungskraft“ in der Großen Aula der LMU. Eine Veranstaltung der Landeshauptstadt München und des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Landesverband Bayern. 29.11.2013 „Die russische Seele der Weißen Rose“, Bayerische Staatsbibliothek, Ostlesesaal: Buchvorstellung von Dr. Igor Chramow mit Redebeiträgen u.a. von Dr. Hans-Jochen Vogel, Tatjana Lukina, Präsidentin von MIR e.V., Zentrum für russische Kultur München, und Dr. Hildegard Kronawitter. Eine Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek, MIR e.V. und Eurasia e.V. Orenburg. Gefördert von der Bayerischen Staatskanzlei, → mehr S. 24 Ausstellungskalender Deutschland 14.1. – 23.2.2013 Geschwister-Scholl-Gymnasium Magdeburg 1.2. – 8.3.2013 Staatl. Regelschule Geschwister Scholl Saalfeld 4.2. – 1.3.2013 Sophie-Scholl-Gesamtschule Remscheid 20.2. – 10.4.2013 Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern 27.2. – 31.3.2013 Geschwister-Scholl-Gesamtschule Lünen 7.3. – 14.4.2013 Mehrgenerationenhaus Mühlhausen 22.4. – 15.5.2013 Ernst-Mach-Gymnasium Haar 1.5. – 30.7.2013 Ev. Kirchengemeinde Heilbad Heiligenstadt 17.6. – 20.7.2013 Geschwister-Scholl-Schule Gütersloh 24.6. – 31.7.2013 SPD-Arbeitskreis Labertal (Rohr, Schierling, Geiselhöring, Mallersdorf-Pfaffenberg) 1.9. – 27.9.2013 Landerziehungsheim Marienau e.V. 1.10. – 31.10.2013 Rathaus Saarbrücken 7.10. – 23.10.2013 Rathaus Höhr-Grenzhausen 28.10. – 30.11.2013 Rathaus Planegg 4.11. – 24.11.2013 Stadtbücherei Uelzen 22.11. – 6.12.2013 CVJM Nürnberg Einzelausstellungen 1.2. – 10.3.2013 Christoph Probst und die Weiße Rose Weiße Rose i-Punkt, Forchtenberg 27.1. – 22.2.2013 Onkel Emil und die Weiße Rose KZ-Gedenkstätte Dachau, Versöhnungskirche 1.2. – 28.2.2013 Alexander Schmorell und die Weiße Rose Stolpersteininitiative, Barmstedt 10.3. – 17.5.2013 Hans Scholl und die Weiße Rose Traute Lafrenz und die Weiße Rose Rudolf Steiner Haus, Stuttgart 1.4. – 31.5.2013 Christoph Probst und die Weiße Rose Crailsheim 1.6. – 14.7.2013 Alexander Schmorell und die Weiße Rose ICP München 1.7. – 31.7.2013 Prof. Kurt Huber und die Weiße Rose Kurt-Huber-Gymnasium München 1.8. – 31.8.2013 Prof. Kurt Huber und die Weiße Rose Alexander Schmorell und die Weiße Rose Weiße Rose i-Punkt, Forchtenberg 1.9. – 27.9.2013 Willi Graf und die Weiße Rose Christoph Probst und die Weiße Rose Landerziehungsheim Marienau e.V. 1.10. – 31.10.2013 Willi Graf und die Weiße Rose Rathaus Saarbrücken 4.11. – 29.11.2013 Willi Graf und die Weiße Rose BBZ Willi-Graf-Schule St. Ingbert 14.11. – 17.11.2013 Onkel Emil und die Weiße Rose Arbeitsgemeinschaft freier Jugendverbände Hamburg 29.11. – 31.1.2014 Alexander Schmorell und die Weiße Rose Bayerische Staatsbibliothek München 21.10. – 25.10.2013 Gymnasium Diedorf 4.11. – 8.11.2013 Realschule Zusmarshausen 18.11. – 22.11.2013 Staatliches Gymnasium Königsbrunn 25.11. – 29.11.2013 Simpert-Krämer-Gymnasium Krumbach 9 Ausstellungskalender international USA 1.1. – 28.3.2013 University of Hawaii at Manoa Honolulu (Hawaii) 2.1. – 22.2.2013 Assumption College Worcester (Massachusetts) Lettland 5.11.2013 – Mitte 2014 Jewish Community Center Riga Polen ab 18.11.2013 Kino-Theater Wiarus Gorlice Brasilien 1.3. – 1.6.2013 Grout Museum of History and Science Waterloo (Iowa) 24.8. – 21.9.2013 Goethe-Institut Sao Paulo 15.4. – 22.8.2013 University of Nevada Library Las Vegas (Nevada) 4.11. – 14.11.2013 Juristische Fakultät der Universität Sao Paulo 26.9. – 27.10.2013 Chapman College Orange (California) 7.10. – 15.11.2013 Skokie Public Library Skokie (Illinois) 1.11.2013 – 15.01.2014 Odegaard Library, University of Washington Seattle (Washington) 25.11. – 15.12.2013 Indiana University South Bend South Bend (Indiana) Frankreich 21.1. – 31.1.2013 Espace culturel de l’université d’Angers 5.2. – 13.2.2013 Passage Sainte-Croix de Nantes Nantes 27.3. – 10.5.2013 Maison Heinrich Heine Paris 4.9. – 20.11.2013 Rathaus von Oradour-sur-Glane Oradour-sur-Glane Spanien 7.10. – 18.10.2013 Arkadenhof der Universität Murcia Russland 12.11. 2012 – 13.2.2013 Lenin-Museum Uljanowsk Kasachstan 20.6. – Sept. 2013 Russisches Kulturzentrum Astana 10 Ecuador 25.9. – 28.9.2013 Ausstellungszentrum „Bicentenario“ Quito 3 Bericht zum Ehrenvor sitzenden Franz J. Müller Franz J. Müller, Mitbegründer und lange Zeit Vorsitzender der Weiße Rose Stiftung e.V., ist heute Ehrenvorsitzender. Die letzten Jahre führte er unzählige Zeitzeugengespräche in der DenkStätte Weiße Rose und das besonders gerne mit jungen Menschen auch aus dem Ausland. Eine große Zahl von ihnen reiste dazu immer wieder aus Italien an. Stefania Zuber begleitete diese Treffen als Dolmetscherin und führte durch die DenkStätte. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters kann Franz J. Müller als Zeitzeuge leider kaum mehr so aktiv sein wie früher. 2014 wird er 90 Jahre alt. In seinem Grußwort, das er zum 70. Todestag von Sophie Scholl an die Sophie-Scholl-Schule Berlin schickte, erinnert Franz J. Müller daran, wie Sophie Scholl 1942 Jacques Maritain zitierte: „Ich habe erfahren, dass ein harter Geist ohne ein weiches Herz ebenso unfruchtbar sein muss, wie ein weiches Herz ohne einen harten Geist.“ Für Müller verfügte Sophie Scholl über beides: Einen harten Geist und ein weiches Herz: „Sophie war unnachgiebig in der Überzeugung, dass unser Land und seine Menschen in der Hand von Mördern und Räubern waren und der höchste Preis – das eigene Leben – angemessen sei, diese zu beseitigen. (…) Sophie hatte aber auch ein weiches Herz. Fremdarbeitern, Kindern und Freunden begegnete sie zugewandt, offen und hilfsbereit. Kommt es daher, dass die meisten Fragen, die uns in der Weiße Rose Stiftung aus vielen Ländern erreichen, nach Sophies Leben und Tun fragen? Dass sogar ihr Bruder Hans, den sie sehr gern hatte, und Alexander Schmorell, die Hauptverfasser der Flugblätter, heute hinter ihr zurückstehen? In einer Männerwelt eine Frau, die nicht mehr debattieren, sondern handeln wollte. An ihrer Büste im Lichthof der Münchner Universität sehe ich immer wenigstens eine weiße Rose. Weiße Rosen überreiche ich Ihnen gern als Zeichen, damit Sophies Geist und ihr Herz in Ihren Gedanken bleiben.“ Zehn Jahre ist es nun her, dass der Journalist Daniele Rocchetti aus Bergamo Stefania Zuber kontaktierte, da er im Auftrag der ANED (Vereinigung ehemaliger Häftlinge aus Italien) eine „Viaggi della Memoria“ (Reise der Erinnerung) nach Deutschland plante. Italienische Jugendliche sollten Orte der NS-Verbrechen besuchen wie die KZ-Gedenkstätte Dachau, Mauthausen oder Auschwitz. Von Paolo Ghezzi, Autor von „La Rosa Bianca“, hatte Rocchetti von Franz J. Müller erfahren. Nun bat er Stefania Zuber, ein Zeitzeugengespräch mit ihm zu organisieren, damit die Jugendlichen auch vom Widerstand der Weißen Rose erfahren konnten. Aus dieser ersten erfolgreichen Veranstaltung, auf der Franz J. Müller mit Stefania Zuber als Dolmetscherin vor über 50 italienischen Jugendlichen sprach, ergaben sich zahlreiche weitere Gespräche. Stefania Zuber berichtet: „Es kamen Gewerkschaftler, Freiwillige, Ehrenamtliche aus sozialen Bereichen, Jugendliche aus Pfarreien und „Bildungshungrige“, die sich den ebenfalls von Rocchetti für das ACLI (Katholisches Bildungswerk) organisierten Friedensreisen anschlossen. Die Weiße Rose war jetzt festes Programm, immer mehr italienische Gruppen reisten auf Empfehlung an. Zwischen Franz J. Müller und mir entstand eine intensive Zusammenarbeit, die vertrauensvoll, offen und lebendig war. Ich bedaure es sehr, dass unsere gemeinsamen Veranstaltungen altersbedingt nun immer weniger werden. Als „Zeugin des Zeugen“ sehe ich es in Zukunft als meine Aufgabe an, die Erinnerungen von Franz J. Müller in meinen Führungen durch die DenkStätte Weiße Rose in seinem Sinne weiterzugeben. Ich habe viel von ihm gelernt und kann ihm nicht genug danken für sein Vertrauen und die vielen wertvollen und bereichernden Zeitzeugengespräche all die Jahre.“ Durch seine authentischen Ausführungen erreicht Franz J. Müller seine Zuhörer. Seine Frau, Britta MüllerBaltschun, erklärte einmal, „die Weiße Rose war immer ein Lebensbegleiter für uns.“ 2013 beschrieb Franz J. Müller in einem Interview für die Schwäbische Zeitung seine Motivation, als damaliger Abiturient der „Ulmer Schülergruppe“ das fünfte Flugblatt der Weißen Rose verteilt zu haben: „Der Tod war für mich kein Schrecken.“ Natürlich wusste er, dass Aktionen wie die der Weißen Rose mit dem Tode bestraft werden könnten: „Hochverrat, Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung – auf jeden dieser Anklagepunkte stand die Todesstrafe.“ 11 4 Bericht von Prof. Dr. Wolf gang Huber, 2. Vorsitzender Hervorheben möchte ich das besondere Interesse, das der Weiße Rose Stiftung e.V. aus Frankreich entgegengebracht wird. Es hatte angefangen mit dem Besuch des Französischen Botschafters S.E. M. Maurice Gourdault-Montagne in der Denkstätte am 25. Oktober 2012. Seiner Initiative ist es wohl zu verdanken, dass anlässlich der Ausstellungseröffnung „Adenauer – De Gaulle“ der Premierminister der Französischen Republik, M. Jean-Marc Ayrault, am 6. April 2013 die Denkstätte besuchte. Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Elysée-Vertrages fand in Zusammenarbeit mit dem Institut Français und der Weiße Rose Stiftung eine Veranstaltung „Die Weiße Rose und Frankreich – Kriegseinsatz, Kultur- und Literaturerlebnisse“ statt, bei der Detlef Bald und Jakob Knab jeweils einen Vortrag zum Thema hielten. Mit einem Grußwort eröffnete der Französische Generalkonsul, M. Emmanuel Cohet, die Veranstaltung, mit einem Grußwort leitete ich in die Vorträge ein. Durch die Initiative des französischen Kulturattachés M. Raoul Mille kam es zu einem Besuch der Präsidentin der Exzellenzinitiative Paris am 21. Februar 2013 in der Denkstätte und zu einem langen Informationsgespräch mit Raoul Mille, Candice Gärtner, M. Duval und weiteren Begleitern über ein Film- oder Theaterprojekt über die Weiße Rose. An diesem Gespräch nahmen Ursula Kaufmann und ich teil. Im Lauf des Jahres gab ich verschiedene Interviews, die sich meist um die Rolle meines Vaters innerhalb der Weißen Rose, das Überleben der Familie Huber nach der Hinrichtung des Vaters und die Bedeutung der Weißen Rose für die Gegenwart drehten. Am 5. Februar lud mich Brigitte Strauß-Richters zur Radiosendung „hauptsache-mensch“ ein; am 22. Februar veranstaltete Herr Drasch eine Führung durch Stadelheim, in deren Rahmen ich Herrn Wand vom Bayerischen Rundfunk ein Interview gab; am 18. und 19. Juni wurde in der Gesprächssendung „alpha-Forum“ des BR-alpha ein 45-minütiges Gespräch mit Corinna Spies und mir gesendet; schließlich interviewte mich Dr. Gregor Pelger für den dritten Band der Schülerarbeiten am Kurt-Huber-Gymnasium. Am 6. Februar 2013 hielt Herr Kollege Niklas Holzberg einen beeindruckenden Vortrag über das Seminar für Klassische Philologie während der NSZeit: „Weiße Rose und die Weihnachtsfeier“. Den Vortrag leitete ich mit einem Referat über die „Universität München zur Zeit der Weißen Rose“ ein. Im Anschluss an den Vortrag kam es zu einer hitzigen Debatte über ‚legales Unrecht‘. Auf dem Münchner Marienplatz fand eine Kundgebung „München ist bunt“ statt, die sich gegen Rassismus und Demokratiefeindlichkeit wandte. Ich sprach auf der (wegen des schlechten Wetters schlecht besuchten) Veranstaltung über die Weiße Rose: Sie kämpfte für Toleranz und wäre auf keinen Fall für Ausgrenzung von Muslimen gewesen, wie von der Neonazivereinigung „Freiheit“ behauptet wird, mit dem Argument, die Mitglieder der Weißen Rose würden heute gegen Muslime kämpfen, weshalb die „Freiheit“ die Weiße Rose neu gründen müsste. Die „echte“ Weiße Rose kann diese infame Neugründung nicht akzeptieren. Wie schon im letzten Jahr hielt ich auch in diesem Jahr am Maria-WardGymnasium in Günzburg einen Vortrag. Ich sprach am 23. April 2013 über „Die „Die Werte dieser Jugend der Weißen Rose, das Engagement, für das sie mit ihrem Leben bezahlt haben, sind Werte, die die europäische Jugend ansprechen: Mut für die Verteidigung der Freiheit, der Toleranz, der Demokratie. Die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. ist etwas Wesentliches: eine wichtige Geschichts- und Erinnerungsarbeit, es ist aber auch ein permanentes Nachdenken über die Werte und Ideale unserer Gesellschaft.“ Aus dem Grußwort von Emmanuel Cohet, 15. Januar 2013 12 politische Religion der Nationalsozialisten im Vergleich zur christlichen Religion der Weißen Rose“. Gerade in einer Stadt wie Günzburg, deren bekanntester Sohn der KZ-Arzt Josef Mengele war, der dort auch heute noch (oder wieder) über Sympathisanten verfügen soll, halte ich eine Rückbesinnung auf den deutschen Widerstand und speziell die Weiße Rose für besonders nötig. Am 25. April 2013 besuchte uns eine Gruppe der Cooperativa Cattolico-democratica aus Brescia, die ich durch die Ausstellung führte; der ‚Corriere della sera‘ berichtete in seinem Lokalteil darüber. Die Cooperativa gibt unter Leitung von Marta Perrini einen neuen Sammelband mit wissenschaftlichen Beiträgen zur Weißen Rose heraus. Frau Dr. Kronawitter war so freundlich, ein Grußwort der Weiße Rose Stiftung e.V. beizusteuern; von mir erscheint der Aufsatz „La Rosa Bianca: la rivolta della coscienza cristiana contro la religione politica“. Weitergabe der Ideen der Weißen Rose an junge Menschen gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Weiße Rose Stiftung e.V. Da traf es sich günstig, dass die Veranstalter des „International Youth Camp in Memory of Sophie Scholl – Jung und Wach“ vom Kreisjugendring Hohenlohe die Weiße Rose Stiftung e.V. zur Mitarbeit aufriefen. Am 31. Juli kam es zu einem Besuch einer größeren Gruppe in München. Einen Teil von ihnen konnte ich durch die Erinnerungsstätten in Universität und Denkstätte führen. Am 2. August hielt ich in Forchtenberg, dem Geburtsort von Sophie Scholl, einen Vortrag und am nächsten Tag ein Seminar für eine Gruppe von Studenten aus elf verschiedenen Ländern; deshalb waren alle meine Beiträge in englischer Sprache. Im Oktober hatte ich das Vergnügen, den Generalkonsul der Vereinigten Staaten zusammen mit seiner Frau und Tochter durch die Erinnerungsstätten innerhalb der Universität führen. Am 23. Oktober hielt ich einen Vortrag über meinen Vater bei den Gräfelfinger Gelegenheitsschreibern. Ihr Vorsitzender Herr Gloetzner übernahm die Begleitung mit Power-Point Bebilderung. Am Tag darauf, anlässlich des 120. Geburtstages meines Vaters, fand im Kurt-Huber-Gymnasium in Gräfelfing die Vorstellung des neuen Bandes der SchülerArbeiten des Gymnasiums statt, die sich mit dem Verhältnis des Namensgebers der Schule zur Gegenwart beschäftigen. Am 9. November beteiligte ich mich an der Verlesung der Namen der durch die Pogromnacht und deren Folgen ums Leben gekommenen Münchner Juden am Gedenkstein für die alte Synagoge. Wolfgang Huber 13 5 Joachim Baez zu den Gedenkveranstaltungen für Willi Graf Im zweiten Prozess gegen die Weiße Rose wurde Willi Graf am 19. April 1943 zum Tode verurteilt und am 12. Oktober des gleichen Jahres in München-Stadelheim hingerichtet. Joachim Baez, Neffe von Willi Graf und als Familienbeauftragter Vereins- und Beiratsmitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. berichtet über die Veranstaltungen in Saarbrücken und München zum 70. Todestag von Willi Graf. Willi Graf ist seit 2003 Ehrenbürger von Saarbrücken. „Als Familienvertreter nahm ich am 12. Oktober 2013 an den Aktionen und Feierlichkeiten in Saarbrücken teil. Nach einer Flugblattaktion in einem zentral gelegenen Einkaufszentrum durch Schülerinnen und Schüler der örtlichen Willi-Graf-Schulen, fand eine Kranzniederlegung am Ehrengrab Willi Grafs in Anwesenheit der Oberbürgermeisterin von Saarbrücken, Charlotte Britz, und musikalisch begleitet von Schülerinnen und Schülern der Willi-Graf-Schulen statt; seinen Abschluss fand der Gedenktag mit einem Gottesdienst in der Basilika St. Johann, der Heimatpfarrei Willi Grafs. Im Rathaus von Saarbrücken wurden gleichzeitig die Einzelausstellung „Willi Graf und die Weiße Rose“ sowie Teile der Wanderausstellung der Weiße Rose Stiftung e.V. gezeigt. Am 14. Oktober 2013 nahm ich an dem Podiumsgespräch teil, das im Anschluss an den Vortrag von Prof. Dr. Hildegard Vieregg zum Thema ‚Willi Graf und die Weiße Rose‘ im Senatssaal der LMU stattfand. Diese Vortragsund Diskussionsveranstaltung fand als Kooperationsprojekt mit dem Bund Neudeutschland / Gruppe Willi Graf und dem Willi-Graf-Studentenwohnheim statt; sie war sehr gut besucht und gab auch anschließend noch Gelegenheit zu interessantem Gedankenaustausch. Von der Familie war außerdem Dorothea Knoop anwesend, mit deren Mutter, Anneliese Knoop-Graf, die Referentin des Abends in engem Kontakt gestanden hatte.“ Joachim Baez Joachim Baez und Dorothea Knoop 14 Zur Veranstaltung „Willi Graf und die Weiße Rose“ im Senatssaal der LMU: Prof. Dr. Hildegard Vieregg referierte eindrucksvoll und informativ über Willi Grafs Leben und seine Haltung und Motivation zum Widerstand. Seinen aufrechten Charakter, seine Souveränität im Denken und Handeln arbeitete sie besonders deutlich heraus. Seine Vorbildfunktion erkläre sich nicht zuletzt daraus. Anschließend diskutierten unter der Moderation von Annette Kugler, Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk: Joachim Baez, Robert Wagner von Neudeutschland /Gruppe Willi Graf, Prof. Dr. Hildegard Vieregg, Shannon Reitmeir, Schülerin des Willi-GrafGymnasiums und Sofie Burkhart vom Willi-Graf-Studentenwohnheim. Annette Kugler stellte gleich zu Beginn die Frage nach der Zukunft der Erinnerung. Joachim Baez betonte, als Familienangehöriger erwachse ihm die Aufgabe, den Nachlass von Willi Graf der Nachwelt im Hauptstaatsarchiv zugänglich zu machen. Mehr und mehr würden auch Institutionen wie die Weiße Rose Stiftung e.V. zu Ansprechpartnern für Wissensvermittlung und Beratung. Eine wichtige Rolle bei der Weitergabe der Erinnerung müssten auch die Schulen spielen, die Willi Graf als Vorbild wachhalten. Wie Shannon Reitmeir berichtete, geschehe z.B. am Willi-Graf-Gymnasium ab der 5. Klasse eine intensive Heranführung an den Namensträger der Schule. „Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung“ – dieser Satz von Willi Graf rege immer wieder die Reflexion nach dem eigenen Standpunkt an, so Sofie Burkhart vom Studentenwohnheim. Robert Wagner, seit seinem 13. Lebensjahr Mitglied im Bund Neudeutschland, schloss sich 1976 der Gruppe Willi Graf in München an. Zusammen mit Prof. Dr. Hildegard Vieregg beschloss er, die Erinnerung an Willi Graf mit einer eigenen Ausstellung ins öffentliche Bewusstsein zu holen, die sie Anfang der 1980er-Jahre realisierten. Für ihn sei Willi Graf immer ein politisches und religiöses Vorbild gewesen. Joachim Baez gestand, er sei in seine Rolle erst allmählich hineingewachsen: Anneliese Knoop-Graf, die Schwester von Willi Graf, habe die Erinnerung an ihren Bruder mit großem Einsatz bis an ihr Lebensende weitergetragen und dann ihn im Namen der Familie gebeten, sich für das Gedenken an Willi Graf einzusetzen. „Nicht müde werden, sondern dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand halten“ – mit diesem Gedicht von Hilde Domin beendete Annette Kugler den Abend und deutete damit an, dass die Erinnerungsarbeit an Willi Graf und die Weiße Rose nie abgeschlossen sei und immer wieder neu belebt werden müsse. 6 Veranstaltungen „Es lebe die Freiheit!“ Am 14. Februar 2013 stellte der Journalist und Autor zur Zeitgeschichte Ulrich Chaussy in der DenkStätte Weiße Rose sein neues Buch vor, das er gemeinsam mit dem Historiker Gerd R. Ueberschär verfasste: „Es lebe die Freiheit! Die Geschichte der Weißen Rose und ihrer Mitglieder in Dokumenten und Berichten“. Mit interessierten Zuhörern entstanden anschließend lange Gespräche. „Es lebe die Freiheit“, das waren die letzten Worte von Hans Scholl, bevor er am 22. Februar 1943 im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet wurde. Zum 70. Jahrestag der Verhaftung und Hinrichtung der Widerstandsgruppe Weiße Rose legt dieser Band zum ersten Mal zentrale Dokumente vor, die wissenschaftlich kommentiert und historisch eingeordnet einer breiteren Öffentlichkeit damit zugänglich werden. Zu lesen sind wichtige Ausschnitte aus den Vernehmungsprotokollen der Gestapo, die sechs Flugblätter, in denen die Weiße Rose zum passiven Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief sowie das siebte Flugblatt, entworfen von Christoph Probst, das die Gestapo nach der Verhaftung von Hans Scholl sicherstellte. Eindrucksvoll geschildert werden der dramatische Flugblattabwurf am 18. Februar 1943 im Lichthof der Münchner Universität, die Verhöre der Gestapo, die Verhandlungen vor dem Volksgerichtshof sowie der millionenfache Abwurf des „Manifests der Münchner Studenten“ über deutschen Städten im Sommer 1943 durch die britische Luftwaffe. Ein Kapitel ist auch den NS-Verfolgern gewidmet, die die Gestapoverhöre führten, und ihrem weitereren Lebensweg nach 1945. Dass Hans und Sophie Scholl die Flugblätter am 18. Februar 1943 am helllichten Tag verteilten und sich von einem Hauschlosser abführen ließen, wird immer wieder als Akt der Selbstaufopferung gedeutet, um ein sichtbares Zeichen zu setzen. Ulrich Chaussy bezweifelt das. In seinem Buch schildert er schlüssig, dass Hans und Sophie Scholl während ihrer Vernehmung durch die Gestapo zunächst eine sehr erfolgreiche Leugnung begonnen hätten. Erst als Christoph Probst als Autor des handschriftlichen Flugblattentwurfs identifiziert werden konnte, hätten sie sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar zum Geständnis entschlossen und versucht, ihren Freund Christoph Probst zu entlasten. Lebhaft diskutiert wurde auch nach der Lesung aus den Kapiteln zu Robert Mohr, der die Sonderkommission der Gestapo zur Aufklärung der Flugblattaktion leitete und Sophie Scholl vernahm, und zu SS-Unterstürmführer Anton Mahler, der u.a. Hans Scholl, Christoph Probst, Kurt Huber und Traute Lafrenz vernahm. Das Landgericht München verurteilte Mahler 1949 zu einer Zuchthausstrafe von vier Jahren. Der Haft entzog er sich durch Flucht aus dem Gerichtssaal kurz vor der Urteilsbegründung. Mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes tauchte er unter und trat in dessen Dienste. 15 Lesung zum 18. Februar 1943 In Erinnerung an den 70. Jahrestag der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl im Lichthof der LMU fanden am 18. Februar vormittags für Schulen in der DenkStätte Weiße Rose zwei Lesungen statt, die in Kooperation mit dem Jungen Schauspiel Ensemble München und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit veranstaltet wurden. Das ZDF berichtete aus Anlass des Erinnerungsjahres in den Nachrichten auch von unserer Lesung. Drei Schauspieler des Jungen Schauspiel Ensembles München lasen aus den Flugblättern der Weißen Rose, aus dem Briefwechsel zwischen Fritz Hartnagel und Sophie Scholl, aus den Ermittlungsberichten und aus den Verhörprotokollen der Gestapo. Gäste waren zahlreiche SchülerInnen des Münchner Sophie-Scholl-Gymnasiums, des Luisen-Gymnasiums, der Werner-von-Siemens Realschule und des Pater-Rupert-Mayer-Gymnasiums. Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde ab dem 18. Februar in München mit Gottesdiensten, Zeitzeugengesprächen, Lesungen, Vorträgen, Theater und Konzerten an die Jahrestage gedacht. Das Dekanat der Evangelisch-Lutherischen Kirche erinnerte mit einem Gedenkgottesdienst „Und ihr Geist lebt weiter“ in St. Markus an die Weiße Rose. Nach einer Lesung aus den Flugblättern der Weißen Rose und den eindringlichen „Worten einer Zeitzeugin“ von Dr. Hildegard Hamm-Brücher, sprach Dr. Hildegard Kronawitter neben Studierenden eine Fürbitte. Ein ökumenischer Gedenkgottesdienst fand mit Landesbischof 16 Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal Marx am 22. Februar in der Kirche der Justizvollzugsanstalt MünchenStadelheim statt. „Man hält die Sonne nicht auf. Von den Quellen der Würde und der Schönheit des Widerstands“ sprach die Theologin Prof. Dr. Renate Wind in der Evangelischen Stadtakademie. Wir danken allen Journalisten und Redakteuren, die in der Gedenkwoche ausführlich über die Weiße Rose berichteten. Beiträge und Artikel erschienen u.a. auf BBC, im russischen Sender „Stimme Russlands“, im Bayerischen Fernsehen, in ARD und ZDF, in der Süddeutschen Zeitung und der Schwäbischen Zeitung. Für Aufsehen sorgte auch die Wachsfigur von Sophie Scholl, die das Berliner Wachsfigurenkabinett „Madame Tussauds“ der LMU für wenige Tage als Leihgabe zur Verfügung stellte. Sie war im Hauptgebäude der LMU in Erinnerung an die dortige Flugblattverteilung aufgestellt. „Zu blau der Himmel im Februar“ Am 12. März 2013 las die Autorin Jutta Schubert in der DenkStätte Weiße Rose vor interessiertem Publikum aus ihrem neuen Roman „Zu blau der Himmel im Februar“. Darin beschreibt sie die Tage der Flucht von Alexander Schmorell, seine Rückkehr nach München und seine dortige Verhaftung in einem Schwabinger Luftschutzkeller. Nach der Lesung stand die Autorin zur Diskussion bereit. Markus Schmorell, Neffe von Alexander Schmorell, sprach ein Grußwort. Jutta Schubert ist nicht nur eine gefragte Theaterregisseurin, sie machte sich auch als Autorin von zahlreichen Theaterstücken, Gedichten und Prosatexten einen Namen. Besondere Aufmerksamkeit erhält ihr Theaterstück „Die Weiße Rose – Aus den Archiven des Terrors“, das zum festen Repertoire des Jungen Schauspiel Ensembles München gehört. Doch das Schicksal von Alexander Schmorell ließ ihr keine Ruhe, warum war es nicht gelungen, sein Leben zu retten? Und so beschloss sie, Schmorells Geschichte in einem Roman aufzuarbeiten. „Zu blau der Himmel im Februar“ basiert auf zahlreichen Gesprächen, die die Autorin mit Zeitzeugen, Familienangehörigen, Freunden und Bekannten von Alexander Schmorell führen konnte. Auszug aus dem Grußwort von Markus Schmorell: „Sehr geehrte Damen und Herren, etwas abgesetzt von den Veranstaltungen, die dieses Jahr ‚Weiße Rose Gedenktage‘ genannt wurden, und bei denen eine breitere Öffentlichkeit an den Todestag der Geschwister Scholl erinnert wurde, vielleicht auch an den von Christoph Probst, sind wir heute im – natürlich – kleinen Kreis zu einer Buchpräsentation zusammengekommen, bei der auch diese 7 Tage vor 70 Jahren Thema sind; aber nicht in bischöflicher Sonntagsrede, sondern aus dem sensibel reflektierenden Blickwinkel einer Autorin, die vor wenigen Jahren noch Gelegenheit hatte, mit Freunden, (mit dem Freund), mit Vertrauten von Alexander zu sprechen und mit wirklich Beteilig ten am damaligen Geschehen. (…) Im Herbst 2004 begleitete ich meinen Vater zur Aufführung Ihres Schauspiels ‚Die Weiße Rose – aus den Archiven des Terrors‘ durch das ‚Junge Schauspiel Ensemble München‘, damals haben wir uns kurz kennengelernt und ich durfte Ihren Roman unter dem Titel, der mir so schon gut gefallen hat: ‚Mein brennendes, frierendes Herz‘ lesen. Jetzt ist in ‚Zu blau der Himmel im Februar‘ Farbe dazugekommen, dadurch erscheint es mir noch mehr in die Fluchtlandschaft des oberen Loisachtals verortet, und es ist für mich auch das Blau der Künstler dieser Zeit dabei. Damals bin ich noch daran hängen geblieben, ob Alexander nicht doch ganz nah am Elternhaus und bei Nanja vorbei am anderen Isarufer entlang bis Ebenhausen gelaufen ist, dann mit der Isartalbahn hinaus nach Bichl und Kochel und weiter am Walchensee entlang… aber zum einen hat sich zwischenzeitlich Frau Christiane Moll als Historikerin dem – soweit rekonstruierbar – in ihren umfangreichen biographischen Einführungen gewidmet und zum anderen sind diese Fragen seit ich sie meinem Vater nicht mehr stellen kann, auch nicht mehr so wichtig für mich. Auch da konnte ich Ihr Buch jetzt ganz neu lesen, habe darin diesen 7 Tagen nachgespürt und bin wieder meinem Onkel begegnet, Traute Lafrenz und Nadja Konoz und natürlich auch Dir Nikolaj. Unausweichlich bin ich Alex ander gedanklich seit meiner Jugend immer wieder verändert begegnet; was manchmal auch ermüdend ist und dann wieder eine bereichernde Herausforderung. Ich glaube es ist ganz verständlich, dass für mich mein Onkel wichtig ist und dass ich ihm in vielen Phasen meines Lebens immer wieder auch verändert begegne. Dass er für Sie, Frau Schubert, so wichtig geworden ist, dass Sie ihm die Zeit, die intensive Zeit für ein Buch geschenkt haben und für Sie, meine Damen und Herren, dass Sie die Zeit für diesen heutigen Abend gehabt haben, dafür danke ich Ihnen.“ 17 Erinnerung an Inge Aicher-Scholl Seit Ende 2012 sind zwei ganz unterschiedliche Bücher über Inge Aicher-Scholl, die älteste Schwester von Hans und Sophie Scholl, erschienen. Am 24. Juni 2013 stellten wir beide in der DenkStätte Weiße Rose vor. Über den prägenden Einfluss von Inge Aicher-Scholl auf die Erinnerungsgeschichte der Weißen Rose und ihre Rolle in der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit diskutierten anschließend Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester Lechner und Ulrich Chaussy. Inge Aicher-Scholl spielte nach 1945 eine entscheidende Rolle für das öffentliche Gedenken an die Weiße Rose. Ihr Buch mit demselben Titel, 1953 erstmals erschienen, vielfach wieder aufgelegt und in viele Sprachen übersetzt, prägte für Jahrzehnte die Erinnerung an die Widerstandsgruppe. Die Pflege der Erinnerung an ihre hingerichteten Geschwister wurde ihr zur Lebensaufgabe. Dafür gründete Inge Scholl die „Geschwister-Scholl-Stiftung“, sie prüfte FilmProjekte, kontaktierte in unablässiger Korrespondenz Schriftsteller ihrer Zeit, hielt Ansprachen, u.a. im Rundfunk, und suchte die Öffentlichkeit. Auf Grund ihrer persönlichen Betroffenheit ging es ihr um Erziehung, den Kampf gegen das Vergessen und auch um eine Deutungshoheit der Weißen Rose. Dabei konnte sie sich durchaus dem Vorwurf aussetzen, die Geschichte der Widerstandsgruppe zu einer Erzählung über ihre Geschwister zu verkürzen. Christine Abele-Aicher widmete ihrer Schwiegermutter Inge Aicher-Scholl, die 2012 95 Jahre alt geworden wäre, ein ganz persönliches Buch: „Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“ ist ein Mosaik aus Erinnerungen von 48 Personen, die Inge Aicher-Scholl aus verschiedenen Zusammenhängen kannten: als Schwester von Hans und Sophie Scholl, als Frau von Otl Aicher, als Gründerin der vh ulm und der Hochschule für Gestaltung, als Friedenaktivistin und eben als Privatperson. 18 „Sophies Schwester“ der Historikerin Dr. Christine Hikel basiert auf dem seit 2005 zugänglichen Privatarchiv von Inge Aicher-Scholl im Institut für Zeitgeschichte. Die Historikerin Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze stellte die Dissertation über den großen Einfluss von Inge Aicher-Scholl auf die Erinnerungsgeschichte der Weißen Rose vor. Exemplarisch gehe es der Autorin darum, das Funktionieren der Erinnerung in all ihren gesellschaftlichen Vernetzungen nachvollziehbar zu machen. Historische Ereignisse fänden im kollektiven Gedächtnis nur dann einen Platz, wenn sie Fürsprecher finden, die sie immer wieder neu zum aktuellen politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist in Bezug setzen. Überzeugend werde die Kernthese aus den Quellen heraus gearbeitet: Die Geschichte der Weißen Rose konnte sich deshalb so früh festsetzen, weil sie als „positive Gegenerzählung zur Verbrechensgeschichte des Nationalsozialismus gleichzeitig als Entschuldigungsstrategie für die Gegenwart diente“. Ganz besonders spannend sei dabei die beschriebene Auseinandersetzung um die Deutungshoheit zwischen der Aufbaugeneration der Bundesrepublik und der Protestgeneration der 68er, die am Beispiel der Diskussion über „Studenten aufs Schafott“ von Christian Petry dargestellt werde. Die Legitimität von Inge Aicher-Scholl gründe sich nicht allein auf ihrer Rolle als Zeitzeugin, sie war vielmehr Sammlerin und Archivarin „ihrer Geschichte“. Erst dieses für das Geschichtsbild vom deutschen Widerstand in der Bundesrepublik nicht untypische Zusammenspiel ermögliche die im Laufe der Jahre erreichte Deutungsmacht. Christine Hikel zeige auf, wie Erinnerungslücken so gar nicht sichtbar werden konnten und auf unbemerkte Weise mit anderen Zeugnissen gefüllt wurden, die sich so zu einem geschlossenen Narrativ formten. In der anschließenden Diskussion sprachen Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. Silvester Lechner und Ulrich Chaussy über ihre persönlichen Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl und deren Bedeutung in der Rezeption der Weißen Rose. Die Weiße Rose in der Studentenstadt Am 11. Juli erinnerten wir in Kooperation mit dem Studentenwerk, dem Bezirksausschuss München-Freimann und dem Studentenwerk e.V. mit einer Aktion in der Münchner Studentenstadt an ihren Bezug zur Weißen Rose. Drei Straßenschilder mit den Namen von Studenten der Weißen Rose wurden mit ergänzenden Informationen versehen. Als Termin wurde die zeitliche Nähe zum Todestag von Alexander Schmorell und Prof. Kurt Huber gewählt. Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Nach 50 Jahren ist nahezu vergessen, dass in der Studentenstadt in München-Freimann mit ihren 2.500 Wohneinheiten die Erinnerung an die Weiße Rose bewusst mit Straßennamen und einzelnen Monumenten verankert wurde. Den Anstoß dafür hatte ein Konflikt Ende der 1950er Jahr gegeben, als sich Studierende vehement gegen die erneute Anbringung des martialischen Horaz Spruchs „Dulce et decorum est pro patria mori“ am Schmiedegitter des Lichthofs der Universität wandten. Der Initiator der Studentenstadt, der damalige Rektor, Prof. Dr. Egon Wiberg, hatte – wie er später berichtete – die Weiße Rose im neuentstehenden Areal sichtbar machen wollen, um damit ein Zeichen zu setzen. Doch wer von den in der Studentenstadt lebenden, oft von auswärts kommenden Studierenden weiß genau, wer die Namensgeber der ChristophProbst-Straße, der Willi-Graf-Straße und der Hans-Leipelt-Straße waren? Diese Frage stellten sich bei einem ersten Gespräch über eine Aktion zur Erinnerung Elisabeth Ebenteuer vom Studentenwerk, Pfarrerin Martina Rogler und Dr. Hildegard Kronawitter. Die Idee von Ergänzungsschildern an den Straßennamen wurde geboren, damit Passanten künftig im Vorbeigehen über die Akteure der Weißen Rose informiert werden. 19 Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann übernahm als Partner der Aktion Organisation und Bezahlung der Ergänzungsschilder. Die Weiße Rose Stiftung e. V. beauftragte und finanzierte die inszenierte Vorstellung der Namensgeber durch Schauspieler des Jungen Schauspiel Ensembles München im Zuge der Enthüllung der Schilder. Anschließend führten sie Szenen aus dem Theaterstück „Die Weiße Rose – Aus den Archiven des Terrors“ im dortigen Café Dada auf. Das Studentenwerk hatte zum großen Teil Abstimmung und Organisation der Veranstaltung übernommen. Nach wohlgesetzten Reden von Dr. Ursula WurzerFaßnacht für das Studentenwerk, Janne Weinzierl für den Bezirkssauschuss und Dr. Hildegard Kronawitter für die Weiße Rose Stiftung e.V. fanden die Enthüllungen der Schilder statt und die große Besucherschar begab sich zur gelungenen Theateraufführung. Der Verein Studentenstadt e.V. übernahm die Bewirtung der Gäste beim fröhlichen Ausklang des Abends. 20 Erinnerungstafel am Münchner Ostbahnhof Am 21. Juli 2013 wurde am Münchner Ostbahnhof eine Erinnerungstafel an die Widerstandsgruppe Weiße Rose enthüllt. Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt insbesondere Herrmann Wilhelm und Herbert Liebhart vom Bezirksausschuss AuHaidhausen, die bereits vor Jahren die Anregung dazu gaben, sowie Klaus Bäumler und der Immobilienfirma GVG für die Unterstützung. Vor 70 Jahren, am gusseisernen Zaun an der Münchner Orleanstraße, verabschiedeten sich am 23. Juli die jungen Sanitätssoldaten Hans Scholl, Alexander Schmorell, Willi Graf, Jürgen Wittenstein und Hubert Furtwängler von ihren Freunden. Vom damaligen Verladebahnhof des Ostbahnhofs wurden sie als Angehörige der Sanitätskompanie an die Ostfront geschickt. Die einzigen Gruppenbilder, die wir heute vom Freundeskreis der Weißen Rose haben, sind nun auch auf der Erinnerungstafel abgebildet, die der Bezirksausschusses Au-Haidhausen in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. anbringen ließ. Anlässlich der Enthüllung sprachen Adelheid Dietz-Will, Dr. Hildegard Kronawitter und Herrmann Wilhelm. Anschließend zeigte das KiM-Kino im Keller an der Einsteinstraße den Dokumentarfilm „Nein! Zeugen des Widerstands in München 1933-45“ von Katrin Seybold. „Unsere Erinnerung braucht Orte, an denen wir historische Ereignisse festmachen können. Dies hier ist so ein Ort, er verbindet sich inhaltlich und ikonografisch mit der Weißen Rose.“ Aus dem Grußwort von Dr. Hildegard Kronawitter 21 Konzertlesung „Weiße Rose und Widerstand“ Am 12. Oktober, dem 70. Todestag von Willi Graf, fand in der Großen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität die Konzertlesung „Weiße Rose und Widerstand“ statt. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem blechimpuls – Brassensemble aus Ulm und dem „Theaterkollektiv KunstKonstrukt“ im Rahmen der 12. Internationalen Konferenz „Bindung und Psychosomatik“ der LMU. Die DenkStätte Weiße Rose war vorab gut besucht. Sprecher des Münchner Theaterkollektivs KunstKonstrukt trugen Texte vor, die die Regisseurin Martina Missel aus den Flugblättern und den Verhörprotokollen der Weißen Rose zusammenstellte. Die Frage nach der Aktualität des historischen Widerstands wurde durch Texte aufgeworfen, die die Autoren Gert Heidenreich mit seinem „Gruß an die Aufrechten“, Stéphane Hessel in „Empört Euch!“ und Ewald Palmetshofer in einem offenen Brief an die Ungarische Regierung veröffentlichten. Dazu wählte blechimpuls Musikstücke aus, die den dramatischen Bogen der Dokumente reflektierten und dem gesprochenen Wort Nachdruck gaben. Gespielt wurden Kompositionen u.a. von Gustav Mahler, Franz Liszt und Arnold Schönberg. Das zahlreiche Publikum dankte den Künstlern mit standing ovations. blechimpuls plant weitere Aufführungen. „Die Gegenwart der Dinge, die Ordnung, sie hat nicht das letzte Wort. Das sagt die Kunst der Gegenwart. Sie ist eine Befragerin der Dinge. Sie ist eine Befragerin der Ordnung. Sie glaubt an deren Veränderbarkeit, Unabschließbarkeit und an deren grundlegende Befragbarkeit. Dieser Glaube verbindet sie, die Kunst, aufs Tiefste mit dem Herzen der Demokratie: dass nämlich nichts und niemand Gewalt über das letzte Wort besitzt, dass die Befragung der Ordnung durch alle ihre BefragerInnen immer folgen wird und kann und muss und darf. 22 Gert Heidenreich Die Gegenwartskunst setzt unsere Gegenwart der ständigen Befragung aus, so wie die Demokratie immer wieder jede von ihr selbst hervorgebrachte Ordnung in Frage stellt und stellen muss. Beide, Kunst und Demokratie, gehen unteilbar von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen aus und beide versuchen diese Freiheit und Gleichheit zu verwirklichen und die Ordnung der Dinge zu befragen, wo diese Verwirklichung nicht geschieht. Die Befragung hört nie auf. Nie ist die Demokratie am Ziel. Nie die Kunst. Nie die Befragung abgeschlossen.“ Ewald Palmetshofer in einem offenen Brief an die Ungarische Regierung, Februar 2013 „Das besondere Sprechkonzert ist ein weiterer, anregender Weg, die Erinnerung an die Weiße Rose wachzuhalten und ihre Botschaft in der heutigen Zeit wirksam werden zu lassen. Willi Graf, dessen Hinrichtungstag sich am 12. Oktober 2013 zum 70. Mal jährt, hat unmittelbar davor seine Freunde wissen lassen, ‚sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben‘. Text und Musik kommen diesem Auftrag nach.“ Aus dem Grußwort von Dr. Hildegard Kronawitter im Programmheft 23 „Die russische Seele der Weißen Rose“ In Kooperation mit der Osteuropaabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, dem Zentrum russischer Kultur in München MIR e.V., der Weiße Rose Stiftung e.V. und Eurasia e.V. stellte der russische Historiker und Germanist Dr. Igor Chramow am 29. November 2013 in der Bayerischen Staatsbibliothek München seine jetzt auf Deutsch erschienene Biografie zu Alexander Schmorell vor. Bis Ende Januar 2014 war im Vorraum des Ostlesesaals die Einzelausstellung „Alexander Schmorell und die Weiße Rose“ zu sehen. Die Veranstaltung wurde von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert. Jahre hat es gedauert, bis ein deutscher Verlag gefunden wurde, die bereits 2001 in Russland erschienene erste Biografie zu Alexander Schmorell zu veröffentlichen. Auf der Veranstaltung berichtete der Autor Igor Chramow vor zahlreichem Publikum über die Entstehungsgeschichte seines Buches in Deutschland, für das Dr. Hans-Jochen Vogel ein Vorwort geschrieben hat. „Die russische Seele der Weißen Rose“ ist nun 2013 in deutscher Übersetzung im Helios Verlag erschienen. Nach der Begrüßung von Dr. Gudrun Wirtz, Leiterin der Osteuropa Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek, und den Grußworten von Dr. Hildegard Kronawitter und Tatjana Lukina, Präsidentin von MIR e.V, sprachen Dr. HansJochen Vogel und Winfrid Vogel, der das Buch lektorierte. Der Schauspieler Arthur Galiandin las aus ausgewählten Briefen von Alexander Schmorell, der Musiker Michail Leontchik spielte auf dem Zymbal. Im Vorraum des Ostlesesaals wurde bis Ende Januar 2014 die Einzelausstellung „Alexander Schmorell und die Weiße Rose“ gezeigt. Bisher wenig bekannte Fotos, Ausschnitte aus Briefen und die Erinnerungen von Freunden vermitteln darin ein eindrucksvolles Bild des jungen Medizinstudenten, der im Alter von 25 Jahren von der NS-Justiz wegen „Hochverrats“ zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 hingerichtet wurde Darüber hinaus präsentierte die Baye rische Staatsbibliothek in zwei Vitrinen wichtige Quellen und Literatur sowie einige besondere Stücke: Aus Familienbesitz des Neffen Markus Schmorell wurden zwei Aktskizzen gezeigt, die Alexander Schmorell 1941 als Schüler einer privaten Kunstschule anfertigte. Eine weitere Vitrine war der Verhaftung und Hinrichtung Alexander Schmorells gewidmet. Hier wurden u.a. sein berührender Abschiedsbrief an die Eltern 24 Igor Chramow und frühe Zeugnisse des Nachwirkens Alexander Schmorells und der Weißen Rose gezeigt, wie seltene Ausgaben der ersten bedeutenden Würdigung der Weißen Rose durch den Religionsphilosophen Romano Guardini und die erste belletristische Bearbeitung mit dem Titel „Six oft them“ des deutschjüdischen Exilschriftstellers Alfred Neumann. Glanzstück der Vitrine war für wenige Tage die Ikone des „Heiligen Alexander von München“, eine Leihgabe der griechisch-orthodoxen Allerheiligengemeinde. Wir danken besonders Dr. Gudrun Wirtz, ihrem Mitarbeiter Stefan Lutz von der Osteuropa Abteilung der Baye rischen Staatsbibliothek und Tatjana Lukina für die gelungene Kooperation. „Von dem Buch, das zunächst in Russ land erschien und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt, geht deshalb nicht nur eine Mahnung im Sinne des ‚Nicht noch einmal! Nie wieder!‘, sondern auch eine Ermutigung im Sinne eines alte Feindschaften überwindenden friedlichen Miteinanders aus. Dafür danke ich dem Autor, dem Verlag, der Weiße Rose Stiftung e.V. und insbesondere Winfrid Vogel, der zusammen mit seiner Ehefrau diesen Text lektoriert und schon vorher als unermüdlicher Helfer Brücken von München nach Orenburg und nach ganz Russland geschlagen und dafür gesorgt hat, dass sie in beide Richtungen lebhaft begangen werden.“ Dr. Hans-Jochen Vogel 7 Wanderausstellungen Die Weiße Rose in Deutschland Im 70. Gedenkjahr an die Weiße Rose gab es eine intensive Nachfrage nach unseren Wanderausstellungen. Die große Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ wurde insgesamt 20 Mal gebucht, die kleinen Einzelausstellungen über Protagonisten des Widerstandskreises 16 Mal. Wir bedanken uns bei allen Partnern, die den Ausstellungsverleih vor Ort ermöglicht und ein umfangreiches Rahmenprogramm organisiert haben. Stellvertretend für die bundesweit 36 Ausstellungen stellen wir einige Stationen vor. Die Sophie-Scholl-Gesamtschule Remscheid plante zum 70. Todestag ihrer Namenspatronin einen Projekttag zum Thema Widerstand, Demokratie und politisches Engagement. Dazu wurde unsere Wanderausstellung von Ende Januar bis Anfang März 2013 im Schulgebäude gezeigt. Das Rahmenprogramm umfasste eine Lesung mit Maren Gottschalk, Autorin von „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun: Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl“ und ein Zeitzeugengespräch mit Dr. Yvonne Koch, Überlebende des KZ Bergen-Belsen. Schüler der französischen Partnerschule St. Victrice aus Bihorel setzten sich im Deutschunterricht mit dem Thema Widerstand am Beispiel der Weißen Rose auseinander. Das Ergebnis, eine inhaltlich und künstlerisch sehr ansprechende bildreiche Ausstellung, wurde parallel gezeigt. Die Schulleitung kaufte für alle SchülerInnen bei der Weiße Rose Stiftung e.V. insgesamt 240 Ausstellungskataloge. Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Lünen verschenkten am 22. Februar 2013 rund 300 weiße Rosen in der Fußgängerzone in Lünen mit Zitaten aus den Flugblättern der Weißen Rose. Die Schülervertreterin Olea Overhage schrieb uns: „Wir 25 spürten an diesem Trauertag viel Energie, anderen etwas über die Widerstandskämpfer der Weißen Rose zu vermitteln und aufzuklären. Der Aufruf der Weißen Rose: ‚Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um Euer Herz gelegt!‘, bekam für uns einen neuen Sinn.“ In den folgenden Wochen konnten die Schüler in ihrer Schule unsere Wanderausstellung sehen und an verschiedenen Veranstaltungen wie z.B. einer Lesung mit Maren Gottschalk und einer Filmvorführung von „Sophie Scholl – die letzten Tage“ teilnehmen. Die evangelische Versöhnungskirche in Dachau zeigte unsere Einzelausstellung „Onkel Emil und die Weiße Rose“. Für die Eröffnung stellte die Tochter der Zeitzeugin Karin Friedrich, die mit ihrer Mutter das sechste Flugblatt der Weißen Rose 1943 in Berlin abgetippt und verteilt hatte, ein Fernseh-Interview mit Karin Friedrich zur Verfügung, zu dem die Dachauer Filmemacherin Jutta Neupert eine Einführung gab. Anschließend las Ulrich Müller, Mitarbeiter der Weiße Rose Stiftung e.V., aus den unveröffentlichten Erinnerungen der Zeitzeugin Anneliese Munzinger. Sie war damals mit jungen Sanitätssoldaten befreundet gewesen, die nach den Mauerinschriften der Weißen Rose von der Gestapo den Auftrag bekamen, den Haupteingang der Universität zu bewachen. Wegen „Nichtanzeige“ wurde ein Freund an die Ostfront abkommandiert und verlor dort sein Leben. Mit mehreren Themenabenden begleitete das Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern in Zusammenarbeit mit dem St. Franziskus-Gymnasium/Realschule unter der Leitung von Sr. Theresia Wittemann das Ausstellungsprojekt „Gesichter des Widerstands“ in München und Kaiserslautern. Da unsere Wanderausstellungen im Februar und März ausgebucht waren, stellten wir dem Theodor-Zink-Museum Druckvorlagen zu 15 Tafeln zur Verfügung. Außerdem wurden eine Werkauswahl und Dokumente der Künstlerin Marie Herbig gezeigt, die in Kaiserslautern 1938 mit Protestbriefen gegen die Reichspogromnacht ihre Stimme erhob. Von Schülern, Ehemaligen und Lehrern des St. FranziskusGymnasiums wurden literarische und 26 musikalische Themenabende zur Weißen Rose veranstaltet. Wir danken besonders der Initiatorin Sr. Theresia für ihre Arbeit, die von der Lokalpresse als „pädagogisch herausragend“ gelobt wurde. Zur Eröffnung der Einzelausstellung zu Christoph Probst in der GeschwisterScholl-Schule in Ingersheim/Crailsheim zitierten Schülerinnen das Gedicht „Die Gedanken sind frei“. In weiteren Vorträgen stellten sie das zweite Flugblatt der Weißen Rose in den Vordergrund, in dem die Widerstandsgruppe gegen die Ermordung der jüdischen Bevölkerung protestierte. In einer anschließenden Diskussionsrunde wurde über die geplante Errichtung eines Scholl-Grimminger-Denkmals in Crailsheim gesprochen. Hannes Hartleitner vom Scholl-Grimminger-Forum in Crailsheim hatte wie in den Jahren zuvor unsere Ausstellungen gebucht. Von Juli bis September war unsere Wanderausstellung an verschiedenen Orten im Labertal in Niederbayern zu sehen: im Johann-Nepumuk-Gymnasium in Rohr, im Saal des Gasthofes Aumeier in Schierling, in der Kreuzkirche von Geiselhöring und in der Aula des Burkhart-Gymnasiums in MallersdorfPfaffenberg. Außergewöhnlich war das Begleitprogramm, das mit einem niederbayerischen Volksmusikabend „In memoriam Kurt Huber“, einer Gartenserenade mit einer Konzertpianistin aus Usbekistan und Ansprachen von namhaften Rednern wie Dr. Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern oder Prof. Dr. Hans Weigert, Dekan der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der TU Regensburg, gestaltet wurde. Lokale Medien berichteten ausführlich. Wir danken besonders Martin Auer vom SPD-Arbeitskreis Labertal für die Initiative und Organisation. Die Schule Marienau zeigte unsere Wanderausstellung und zwei Einzelausstellungen zu Willi Graf und Christoph Probst im September. Das damalige Landerziehungsheim Marienau wurde bis 1969 von Bernhard Knoop geleitet, der mit der Schwester von Christoph Probst und später mit Anneliese Knoop-Graf verheiratet war. Im Landerziehungsheim Schondorf, wo Knoop zuvor unterrichtet hatte, zählte Christoph Probst zu seinen Schülern. Auf Grund dieser persönlichen Verbindungen sei eine lebendige Erinnerungskultur an der Schule besonders wichtig, so Delf Egge, erster Vorsitzender des Trägervereins der Schule in seiner Eröffnungsrede. Das Kulturforum Planegg zeigte unsere Wanderausstellung im dortigen Rathaus. Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Bürgermeisterin Annemarie Detsch auch die Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V., Dr. Hildegard Kronawitter. Diese betonte in ihrem Grußwort das wichtige Anliegen der Weiße Rose Stiftung e.V., junge Menschen zu erreichen. Sie freue sich deswegen besonders über das altersgemischte Publikum, das zur Vernissage erschienen war. Zur Eröffnung las Hermann Vinke, Autor und ehemaliger ARD-Korrespondent, aus seinem Jugendbuch „Das kurze Leben der Sophie Scholl“, für das er u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Im Kupferhaus Planegg war das Theaterstück „Die Weiße Rose – aus den Archiven des Terrors“ vom Jungen Schauspiel Ensemble München überwiegend von Schülern ausverkauft. Der Regisseur und Schauspieler Michael Stacheder hielt im Anschluss ein interessantes Werkgespräch zu seiner Inszenierung. Die Ausstellung in der St. Martin Kirche des Heilbads Heiligenstadt: v.l. Dr. Reinhard Höppner, Ministerpräsident a.D. von Sachsen-Anhalt, Herr Sievers, Organisator der Ausstellung und Vorsitzender des Kirchenrats, Pfarrer Christian Müller und ein Besucher 27 Die Weiße Rose in Frankreich Im Jahr 2013 wurde die französischsprachige Ausstellung „La Rose Blanche“ an vier Orten in Frankreich gezeigt: Im „Espace culturel“ der Universität Angers, in der „Passage Sainte-Croix” in Nantes, im „Maison Heinrich Heine“ in Paris und im Rathaus von Oradour-sur-Glane. Die Ausstellungstermine zu Beginn des Jahres fanden in Kooperation mit der Angers-Nantes-Opéra statt. Ausstellungsbegleitend wurde die Oper „La Rose Blanche“ von Udo Zimmermann im Januar und Februar mit großem Erfolg aufgeführt. In Paris wurde die Ausstellung von der Fondation de l`Allemagne im Maison Heinrich Heine in der Cité internationale universitaire gezeigt. Die Cité internationale ist eine internationale Studentensiedlung, die jährlich etwa 10.000 Studierende, Wissenschaftler und Künstler beherbergt. Auf der Eröffnungsveranstaltung sprach der Historiker Gilbert Merlio, der u.a. in Hamburg sowie Paris lehrte und über den deutschen Widerstand gegen Hitler forschte. Auch der französische Innenminister Manuel Valls informierte sich über die deutsche Widerstandsgruppe. Aufgrund des historischen Hintergrundes verdient die Präsentation der Ausstellung in Oradour-surGlane besondere Beachtung. Am 10. Juni 1944 hatte die 3. Kompanie der SS-Panzer-Division „Das Reich“ mit einem unbeschreibbaren Gewaltakt 642 Bewohner des Dorfes Oradour-sur-Glane, darunter 207 Kinder und 254 Frauen, getötet und das Dorf im Limousin niedergebrannt. Nur sechs Menschen überlebten das Massaker. Bereits 1946 wurden die Ruinen des Dorfes zum nationalen Denkmal erklärt; ab 1947 entstand Oradour-sur-Glane aufs Neue in unmittelbarer Nähe zum früheren Dorf. Interessierte konnten sich von 4. September bis Ende November im Rathaus von Oradour-sur-Glane über die Weiße Rose informieren. Während der Ausstellungszeit besuchte auch Joachim Gauck gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten François Hollande als erster deutscher Bundespräsident 28 die Stadt. Begleitet von einer großen medialen Aufmerksamkeit trugen sich die beiden in das Goldene Buch der Gemeinde ein. Zuvor hatte der Bürgermeister von Oradour, Raymond Frugier, in Begleitung seiner Frau und des Zeitzeugen Robert Hébras die DenkStätte Weiße Rose in München besucht, um sich eingehend zu informieren. Robert Hébras ist der letzte noch lebende Zeitzeuge des Massakers von Oradour. Dr. Hildegard Kronawitter dankte dem Bürgermeister vielmals, dass die Ausstellung in seiner Gemeinde gezeigt werden konnte. Er signalisiere damit auch im Namen v.l. Dr. Hildegard Kronawitter, Robert Hébras, Pierre Wolff, Bürgermeister Raymond Frugier, Mme. Frugier, Klaus Bäumler der heute in Oradour-sur-Glane lebenden Menschen ein bemerkenswertes Zeichen der Versöhnung, so Hildegard Kronawitter, die die Besucher durch die Ausstellung führte. In einem Dankesschreiben vom 28. Oktober 2013 betonte Bürgermeister Frugier, wie wertvoll es gewesen sei, den jungen Menschen in Oradour zu vermitteln, dass es im Deutschland der NS-Zeit auch Widerstand gegeben habe: „Ich hoffe, dass die Präsentation der Ausstellung dazu beigetragen haben wird, die freundschaftliche Verbundenheit weiter wachsen zu lassen, die zwischen unseren beiden Ländern existieren muss.“ Der Montgelas-Gesellschaft München gilt ein besonderer Dank, denn sie half maßgeblich, den Ausstellungstermin zu realisieren. Der Förderverein des NS-Dokumentationszentrums München ermöglichte die Neuauflage des französischsprachigen Ausstellungskatalogs, der für Oradour zur Verfügung stand. 29 Die Weiße Rose in Spanien Unsere spanische Wanderausstellung konnte im Oktober an der Universität in Murcia mit einem umfangreichen Rahmenprogramm gezeigt werden. Wir danken besonders Siglinde Moosmann für die Organisation vor Ort sowie dem Goethe Institut Barcelona und der Universität Murcia für die Kooperation. Die Ausstellung wurde unter dem Titel: „LA ROSA BLANCA Y LA RESISTENCIA ESTUDIANTIL CONTRA HITLER – LAS LEYES CAMBIAN, LA CONCIENCIA PERMANECE“ im Arkadenhof des historischen Gebäudes der juristischen Fakultät präsentiert, der sich direkt am Haupteingang der Universität befindet und täglich von vielen Studenten passiert wird. La Merced ist ein ehemaliges Kloster und eine der Sehenswürdigkeiten Murcias. nien gegen das Franco-Regime mit dem Widerstand der Weißen Rose. Der Philosoph und Mitarbeiter der Wochenzeitung „Die Zeit” Maximilian Probst, Enkel von Christoph Probst, referierte in Spanisch zu der Thematik „Genealogie des Widerstands: Die Weiße Rose heute” und sprach dabei aus der Sicht eines Familienangehörigen der übernächsten Generation. Die aktive Teilnahme der Studierenden an den Diskussionen und ihre Meinungsäußerungen nach den Veranstaltungen zeugten von großem Interesse, noch mehr über die Weiße Rose zu erfahren. Die Protagonisten des studentischen Widerstandskreises wurden von den Studierenden als Idealisten und Helden wahrgenommen. Man dürfe nicht vergessen, dass sie sich gegen Ungerechtigkeit und Unfreiheit zur Wehr setzten. In diesem Sinne sind sie auch noch heute ein herausragendes Beispiel für gelebte Zivilcourage. Die drei Vorträge und das Grußwort von Dr. Hildegard Kronawitter werden im Februar in der Zeitschrift für Geisteswissenschaften „Verda y vida. Revista de las ciencias del espiritu“ veröffentlicht, womit der Widerstand In einer feierlichen Auftaktveranstaltung zu Beginn des dreitägigen Symposions eröffnete Vizerektorin Dr. Maria Isabel Sánchez-Mora die Ausstellung in Gegenwart von Kollegen, Professoren, Studenten und Publikum. Siglinde Moosmann, die Initiatorin der Ausstellung, dankte in ihrem Grußwort Dr. José Antonio Molina Gómez der Facultad de Letras und José Luis Jiménez, Studentenvertreter, für ihr großes Interesse und ihre unentbehrliche Kooperation bei der Realisierung des Projekts. Dr. Jóse M. García Pelegrín, Autor des Buches „La Rosa Blanca“ und Übersetzer der spanischen Sprachversion der Ausstellung, führte in seinem Vortrag „Los Fundamentos Humanísticos de la Rosa Blanca” aus, dass alle Mitglieder der Weißen Rose über eine umfassende humanistische Bildung verfügten, die sie in ihrem Widerstand bestärkte. Dr. Eduardo González Calleja verglich in seinem Vortrag „Dos Movimientos de Oposición Clandestina en la Universidad Totalitaria: La Rosa Blanca y la FUE” den studentischen Widerstand in Spa- 30 der Weißen Rose einer breiten spanischen Öffentlichkeit zugänglich wird. „Der Erfolg und das Interesse an der Geschichte der Weißen Rose ist für mich eine Bestätigung dafür, dass auch der Einzelne gemeinsam mit den richtigen Mitstreitern in der Lage ist, etwas dafür zu tun, damit unsere Welt ein bisschen mehr zu einem Ort wird, an dem jeder seinen ihm eigenen Platz findet, auf der Grundlage einer demokratischen Gesellschaft und mit Respekt vor dem Anderssein des Nächsten“, so Siglinde Moosmann. Die Weiße Rose in Russland, Polen und Lettland 2013 konnte die Ausstellung neben der Russischen Föderation erstmals in der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan sowie in Lettland gezeigt werden. In Polen gewann die Ausstellung durch das Engagement einer Dozentin aus Galizien neuen Schwung. Russische Föderation Die mediale Verbreitung der Heiligsprechung Alexander Schmorells, die Anwesenheit von Botschaftern und Diplomaten und die Präsenz der RussischOrthodoxen Kirche bei der Eröffnung der Ausstellung hat die Bekanntheit und das Interesse an der Ausstellung auf hohem Niveau gehalten. Uljanowsk Eine eher zufällige Begegnung führte zum Angebot des Direktors des LENIN MEMORIAL MUSEUMS, die Ausstellung in diesem großen Museum von November 2012 – Februar 2013 und noch einmal im Sommer 2013 zu zeigen. Uljanowsk, das frühere Simbirsk liegt an der breiten mittleren Wolga ungefähr in der Mitte zwischen Kazan und Samara. Die Stadt wurde auf Befehl des Zaren Alexey Mikhailowitsch 1648 als Grenzfestung gegen die Tataren gegründet (100 Jahre vor der Gründung Orenburgs). Sie ist die Geburtsund Wirkungsstätte des Schriftstellers Gontscharow (Roman „Oblomow“), des Historikers Karazin (erste Geschichte Russlands) und von Wladimir Iljitsch Uljanow (1870), der sich als Revolutionär LENIN nannte. Die ganze Stadt erinnert mit Denkmälern an diese Persönlichkeiten, besonders auf Schritt und Tritt an Lenin, der dort Kindheit und erste Studienjahre verbrachte. Das große Museum, repräsentativ auf einer Anhöhe am Wolga ufer gelegen, war zu Sowjetzeiten ein „Muss“ für Sowjetbürger und ist auch heute noch eine viel besuchte Ge- denkstätte an die Revolution von 1917. Die Stadt hat heute 700.000 Einwohner, zwei Universitäten sowie eine bedeutende Auto- und Flugindustrie. Das Museum zeigt keine übersteigerte Heldenverehrung und sieht die Zeit unter Stalin sehr kritisch. Uns hatte man einen großen, wirkungsvollen Raum zur Verfügung gestellt. Der Besucherverkehr im „Vatikan des Kommunismus“ war dank der Strahlkraft des Museums übers Jahr sehr rege. Deutsch-Russische Kulturtage in Orenburg 16. - 19. September Neben dem jährlichen Begehen des Geburtstages des inzwischen „Heiligen Alexander von München“, der Verleihung von je zwei Stipendien an die besten Studenten beider Universitäten hatte das Kulturprogramm das Generalthema „Querdenker“ mit dem Schwerpunkt neuere deutsche Literatur und Film. Grund war der hundertjährige Geburtstag des Schriftstellers Stefan Heym, der, 1913 in Chemnitz geboren, im Dezember 2001 in Israel starb. Sein jüngerer Freund und Kollege Christof Hein, Preisträger des Schiller-Preises 2004 und Freund der Familie, begleitete Frau Inge Heym. Zur Delegation kam noch der langjährige Korrespondent des ZDF in Moskau, Dirk Sager. Die deutsche Botschaft Moskau entsandte Konsul M. Forster vom Generalkonsulat Jekaterinburg und die Beauftragte für Deutschunterricht an den Schulen Russlands. Sie zeichneten die Schule Nr. 61 für ihren Deutschunterricht und 20 Studenten für ihre Leistungen in Verleihung der Stipendien in Orenburg 31 Deutsch im Namen der Botschaft aus. Minister der Kultur in der Oblast und Oberbürgermeister der Stadt Orenburg nahmen an der Zeremonie und Verleihung der Stipendien teil. Seit Beginn der Ausstellungsserie 1999 fanden in Russland und ehemaligen Republiken der Sowjetunion Ausstellungen in 36 Städten statt. Polen Durch Privatinitiative einer Einzelperson, Frau Maria Szymanska, Dozentin und Regierungsberaterin, konnte die Ausstellung mit Unterstützung des Deutschen Generalkonsuls Krakau, des Oberbürgermeisters und des Direktors des Gymnasiums in Gorlice, Galizien gezeigt werden. Kasachstan Die ehemalige Sowjetrepublik, neuntgrößtes Flächenland der Erde, verlor im „Großen Vaterländischen Krieg“ mehr als 600 000 Soldaten. Bei einer Bevölkerung von heute ca. 16 Millionen Einwohnern ein erschreckender Prozentsatz. 1731 schloss das Steppenland einen Schutzvertrag zur Abwehr gegen Turkvölker mit dem Zarenreich. Heute wird der größte Uranproduzent der Welt als souveräne Republik regiert von Präsident Nursultan Nasabarjew. Das frühere Akmolinsk wurde erst 1998 zur neuen Hauptstadt. Führende Architekten aus der ganzen Welt wurden zu ihrer Gestaltung herangezogen. Eine straffe Gesamtleitung ließ Astana zu einem Musterbeispiel wohlkoordinierter moderner Architektur werden. Die Stadt entstand in der Steppe, die Altstadt blieb erhalten. Eingeladen, betreut und gefördert durch die Botschaft Russlands fand die Ausstellung im großen Russischen Kulturzentrum statt. Zur Eröffnung am 16. Juni kamen und sprachen die Botschafter Russlands, Deutschlands, Israels. Als Ehrengäste nahmen teil die stellvertretenden Botschafter Polens und Weißrußlands sowie der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, im Beruf Journalist. Der Erzpriester der Russisch-Orthodoxen Kirche in Astana hielt eine beeindruckende Andacht vor der Eröffnung. Die Ausstellung wurde bis 20. August und dann wieder Ende September und im Oktober gezeigt. Der deutsche Botschafter Dr. Guido Herz und der russische Botschafter Mikhail Botscharnikov in Astana 32 Maria Szymanska mit dem Polizeipräsidenten von Gorlice Gorlice ist eine Stadt von etwa 3.000 Einwohnern im ehemals österreichischen Teil des bis 1918 aufgeteilten Polens. Galizien wurde am Anfang des 1. Weltkriegs durch die Russische Armee erobert, die den Raum Krakau erreichte. Erst Anfang 1915 wurde die Offensive von der k.u.k. Armee mit deutscher Unterstützung (General von Mackensen) gestoppt und in harten Kämpfen im Raum Gorlice-Tarnow zurückgedrängt. Das von 250 000 Gräbern gezeichnete Terrain nannte man das „Verdun“ des Ostens. Wohlvorbereitet durch Frau Szymanska kamen im Laufe von 1 1/2 Wochen ca. 80 Lehrer mit ihren Gymnasialklassen in das Kino in Gorlice, das 450 Plätze hat. Schüler vor dem Kino in Gorlice Dort erhielten sie eine Einführung in Geschichte und Bedeutung der Weißen Rose dramenartig durch Schüler und Mitschüler und sahen den Film „Sophie Scholl. Die letzten Tage“. Insgesamt besuchten ca. 2.500 Schüler der Region Film und Ausstellung (ebenfalls im Kino). Kurz: vorbildlich geplantes und realisiertes Ausstellungsprojekt. Die Tafeln kehrten am 30. November wieder nach Wroclaw ins Dom Edity Stein zurück. Lettland Wie die zwei anderen baltischen Staaten ist Lettland ein Land im Aufbruch und ein Opfer wechselvoller Geschichte im 20. Jahrhundert: Teil des russischen Zarenreiches, nach 1918 selbständig, durch das deutschsowjetische Abkommen 1939 Stalin überlassen und in die Sowjetunion eingegliedert, 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt, 1945 wieder sowjetisch, 1989/1990 Erringung der Souveränität mit hohem russisch sprechenden Bevölkerungsanteil. Durch die Initiative des Leiters der Friedrich-Ebert-Stiftung für das Baltikum, Dr. Werner Rechmann (Schatzmeister der Weiße Rose Stiftung e.V.), kam es zur Kooperation beider Stiftungen und der jüdischen Gemeinde Rigas. Die Finanzierung durch die Ebert-Stiftung sicherte auch die Herstellung der mehrsprachigen Ausstellungstafeln. v.l. Dr. Werner Rechmann, Winfrid Vogel und die deutsche Botschafterin Andrea Wiktorin Die Eröffnung der Ausstellung fand in Anwesenheit der deutschen und israelischen Botschafterinnen im prächtigen jüdischen Gemeindezentrum am 5. November 2013 statt. Das der Gemeinde zurückgegebene Haus ist das Herz jüdischer Gemeindearbeit. Es erinnert an Ermordung und Vertreibung zehntausender jüdischer Bürger durch Lettland und NS-Deutschland. Die Erinnerung an diese Zeit müsse erhalten werden, denn eine junge Demokratie sei zerbrechlich, sagte der Leiter der Jüdischen Gemeinde Lettland in seiner Eröffnungsrede. Auch die deutsche Botschafterin unterstrich die Bedeutung einer starken Zivilgesellschaft. Stets bedürfe es Menschen, die sich wie die Personen der Weißen Rose für Freiheit, Verantwortung und Toleranz einsetzten. Die Botschafterin Israels fügte hinzu: „Der Dialog mit der Vergangenheit ist die Garantie dafür, dass sie nicht zurückkommt.“ Die Ausstellung ist bis Frühsommer 2014 in Riga zu sehen. Das Medien echo war groß. 33 Buchvorstellungen zu Alexander Schmorell Auf dem Stand der Verlage der Russischen Föderation auf der Buchmesse Frankfurt a.M. wurden am 12. Oktober vier Bücher aus vier Verlagen vorgestellt, die alle Alexander Schmorell gewidmet sind. Im 70. Jahr der Verhaftung und Ermordung des Kerns der studentischen Widerstandsgruppe wird so eine literarische Lücke geschlossen und die Rolle einer Schlüsselfigur des Widerstandskreises angemessen gewürdigt. Als Sohn einer russischen Mutter und eines deutschen Arztes in Orenburg/Ural geboren, vereinte der orthodoxe Christ Alexander Schmorell in seinem Herzen und in seinem mutigen Lebenswerk Russland und Deutschland in besonderer Weise. Die erste Biografie erschien 2001 in Russland durch Igor Chramow. Es dauerte noch lange Zeit, bis im Aachener HELIOS Verlag die erweiterte, reich bebilderte deutsche Fassung erscheinen konnte. Auf einem gut besuchten Podiumsgespräch wurden durch Prof. Dr. Wolfram Wette, die Autoren, Erzpriester Nicolai Artemoff und mich als Lektor der Biografie die Bücher vorgestellt. In einer gemeinsamen Veranstaltung der Weiße Rose Stiftung e.V., des Zentrums für Russische Kultur in München MIR e.V. und der Osteuropaabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek wurde am 29. November die Biografie Alexander Schmorells „Die Russische Seele der Weißen Rose“ vor zahlreichem Publikum vorgestellt. Siehe auch S. 24. Winfrid Vogel 34 Die Weiße Rose in den USA 2013 konnten unsere Ausstellungen in den USA an acht Orten gezeigt werden. Lange Transportwege und abgelegene Ausstellungsorte wie Hawaii oder Las Vegas erforderten längere Ausstellungszeiten, die es ermöglichten, umliegende Regionen stärker mit einzubeziehen. Im Mittleren Westen gelang es erstmals, ein großes Museum für unsere Ausstellung zu gewinnen, das Grout Museum in Waterloo, Iowa. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Widerstand der Weißen Rose in den USA an Bekanntheit gewinnt und nun deutlich aktiver in das Curriculum von Schulen und Universitäten integriert wird. Auch ist ein verstärktes Interesse jüdischer Organisationen spürbar, die sich als Aussteller bewerben oder finanzielle Unterstützung leisten. Ohne aktive Unterstützung vor Ort wäre meine Arbeit von München aus nicht so erfolgreich verlaufen. Ganz besonders möchte ich Sean Schmidt in Seattle, Washington, danken. Durch seine Webseite „GERN NW“ und sein persönliches Networking gewann er zahlreiche Interessenten und Unterstützer für unser Projekt. Auch Jud Newborn, der seinen Vortrag „Speaking Truth to Power“ mehrfach ausstellungsbegleitend halten konnte, gewann durch sein großes Engagement neue Kontakte für weitere Ausstellungsstationen. Das Ausstellungsjahr 2013 wurde im abgelegensten und wahrscheinlich schönsten Ort der USA eröffnet: Auf der hawaiianischen Insel Manoa. Dort war unsere Ausstellung vom 7. Januar bis 23. März in der Hamilton Library der University of Hawai‘i, Honolulu, zu sehen. Zur Eröffnung am 20. Januar sprach Denis Salle, Ehrenkonsul in Honolulu. Der Ausstellungserfolg mit einem interessanten Begleitprogramm Plakat und Ausstellungseröffnung auf der hawaiianischen Insel Manoa. Ganz rechts: Denis Salle übertraf alle Erwartungen und brachte der Bibliothek die höchste Besucherzahl seit fünf Jahren, darunter zahlreiche Klassen umliegender High Schools sowie Mitglieder der örtlichen Synagoge „Temple EmanuEl“. Das Medienecho war groß: Es berichteten Honolulu Weekly, Honolulu Star Advertiser, Ke Kumu ‘Ike sowie die Universitätszeitung Ka Leo. Computer Desks mit einem Link zur Webseite des Washingtoner Holocaust Museum gaben weiterführende Informationen. Wir danken der Organisatorin vor Ort, Prof. Dr. Christina Gerhardt sowie dem College of Languages, Linguistic and Literature, dem Department of Languages and Literatures of Europe and the Americas und der University of Hawai‘i Library für die großartige Unterstützung. Dank der Initiative der Germanistikdozentin Dr. Mary Ashcroft von der University of Nevada Las Vegas und zahlreicher Sponsoren und Unterstützer wie dem Deutschen Generalkonsulat Los Angeles wurde die Ausstellung vom 13. Mai bis 22. August in der „Lied 35 Library“ der Universität gezeigt. Unter den zahlreichen Besuchern waren neben Jugendlichen auch Holocaust-Überlebende, Vertreter örtlicher jüdischer Organisationen sowie Mitglieder deutsch-amerikanischer Organisationen in Las Vegas. Die Medien berichteten ausführlich und das Generalkonsulat Los Angeles informierte auf der eigenen Website über die Veranstaltungen. Auf der Eröffnung sprachen u.a. Generalkonsul Dr. Bernd Fischer aus Los Angeles, Elliot B. Karp, Präsident der Jewish Federation of Las Vegas, und die Bibliotheksleiterin Patricia Iannuzzi. Mary Ashcroft, die ihre Studenten seit vielen Jahren Impressionen aus Las Vegas. In der Mitte Mary Ashcroft, rechts unten Generalkonsul Dr. Bernd Fischer. über die Weiße Rose unterrichtet, berichtete im online Netzwerk der AATG (American Association of Teachers of German) über den großen Erfolg: „The Consul and the President of the local Jewish Federation both spoke, but the most moving talk was the introduction from the librarian who had studied in Munich, then lived there for four years. She had developed a very strong emotional tie to the story of the students in the resistance movement and could hardly get through her intro. All in all, one of the highlights of my career! It‘s a great exhibition with a very important message, and it was relatively easy to do.” Vom 1. bis 30. Oktober wurde die Ausstellung an der privaten Chapman University in Orange, Kalifornien, gezeigt. Michael Keyser und die Germanistin Dr. Karen Gallagher übernahmen die Organisation vor Ort. Da Gallagher seit Jahren mit ihren Studenten die DenkStätte Weiße Rose an der LMU besucht, konnten wir uns dort vorab persönlich kennenlernen. Auf dem schön gelegenen Campus der renommierten Universität fand zeitgleich die Herbstversammlung der AATG statt. So konnten ihre Mitglieder die Gelegenheit für einen Ausstellungsbesuch nutzen. Auch diesmal informierte das Deutsche Generalkonsulat Los Angeles mit einem Link auf seiner Webseite. Die frisch renovierte „Odegaard Undergraduate Library“ der Universität Washington in Seattle war dank des Engagements von Sean Schmidt und Anne Davis letzte Station im Westen der USA. Vom 9. November 2013 bis 27. Januar 2014 war unsere Ausstellung dort auf mehreren Ebenen der Bibliothek zu sehen. Wir danken der Odegaard Undergraduate Library, dem UW Department of Germanics, dem Washington State Holocaust Education Resource Center, dem Deutschen Generalkonsulat San Francisco und „GERN NW“ für die großzügige Unterstüt- 36 zung. 2014 wird die Ausstellung von dort aus weiter im Nordwesten der USA gezeigt. Erster Ausstellungsort an der Ostküste war vom 2. Januar bis 22. Februar die Emmanuel d‘Alzon Library des katholischen Assumption College in Worcester, Massachusetts. Auf Einladung des Ecumenical Institute hielt Prof. Dr. Hildegard Vieregg von der Hochschule für Philosophie München einen Vortrag über die Widerstandsgruppe. Dank der Vermittlung von Prof. Dr. Stephen J. Gaies, Leiter des Center for Holocaust and Genocide Education der University of Northern Iowa, war die Ausstellung drei Monate, vom 1. März bis 1. Juni, im Grout Museum of History and Science in Waterloo, Iowa, zu sehen. In einem Interview mit der „Northern Iowan“ machte Prof. Dr. Stephen Gaies deutlich, dass die Geschichte der Weißen Rose einerseits zeige, wie gefährlich es damals war, ganz auf sich allein gestellt, Widerstand zu leisten, und andererseits darauf aufmerksam mache, dass Menschen in anderen Ländern heute weiterhin ihr Leben für ihre Freiheit riskieren. Robin Ventor vom Grout Museum wies im gleichen Artikel auf den hohen Identifikationsgrad der Studenten der Weißen Rose für heutige Jugendliche hin: Besonders die Tatsache, dass die Weiße Rose um die Konsequenzen ihres Handelns wusste und dennoch für ihre Überzeugung einstand, sei beeindruckend. Jud Newborn PhD Autor und Historiker Vom 7. Oktober bis 15. November wurde die Ausstellung in der Skokie Public Library in Skokie, Illinois, gezeigt. Dr. Ingrid Zeller, Germanistin an der Northwestern University Evanston und Leiterin der AATG Northern Illinois organisierte zusammen mit Jud Newborn anlässlich der dortigen Herbstversammlung der AATG Mitglieder einen Workshop für Deutschlehrer zu den Möglichkeiten, das Thema Weiße Rose in den Lehrplan zu integrieren: „Sophie Scholl and the White Rose. Contemporary Approaches to the Integration of the Famous Anti-Nazi Student Resistance Movement in the German Language Curriculum“. Jud Newborn hielt seinen Vortrag „Speaking Truth to Power“. Letzte Station im Mittleren Westen war die Indiana University South Bend. Auf Grund der Initiative von Prof. Dr. Jeffrey Luppes wurde sie in der dortigen „Franklin D. Schurz Library“ gezeigt. In einem Universitätsblog (IU South Bend Blog) setzten sich die Studenten mit dem Widerstand der Weißen Rose und den Inhalten der Flugblätter weiter auseinander. Es entstanden lebhafte Diskussionen. Der Geschichtsstudent Jason U. Rose schreibt: „They do not try to excuse the brutal oppression under the Nazi regime and argue that when the ‚veil has fallen from our eyes and the most horrible of crimes – crimes that infinitely outdistance every human measure – reach the light of day‘ Germans collectively will have to answer for the Nazi crimes. They are encouraging people to rise up and fight the oppression and brutality of the ‚irresponsible clique.‘ The White Rose members are not blaming the Germans specifically for the crimes, but argue that the German people as a whole are culpable for not resisting the Nazis when presented with tyranny. Today we should do the same and stand up against all forms of tyranny when it is brought to the ‚light of day‘.“ Angelika Kretschmann 37 Die Weiße Rose in Lateinamerika Im Rahmen des Jahres „Deutschland und Brasilien 2013-2014“ wurde am 24. August im Goethe-Institut São Paulo die portugiesische Übersetzung des Buches von Inge Scholl der brasilianischen Öffentlichkeit vorgestellt. „A Rosa Branca“ ist in einer ersten Auflage von 3000 Exemplaren im Verlag Editoria 34 erschienen. Im Anschluss wurde unsere Wanderausstellung im Foyer des Goethe-Instituts eröffnet und ab Mitte September mit dem Film „Die Weiße Rose“ von Michael Verhoeven mit portugiesischen Untertiteln an Schulen und Universitäten verliehen. Vom 25. bis 28. September wurde die Ausstellung im Zentrum „Bicentenario“ in Quito, Ecuador gezeigt. Tinka Reichmann und Juliana P. Perez von der Universidade de São Paulo stellten auf einer Podiumsdiskussion am 24. August die Neuerscheinung „Inge Scholl A Rosa Branca. A história dos estudantes alemaes que desafiaram o nazismo“ vor, die sie mit einem eigenen Vorwort und der Verteidigungsrede von Prof. Kurt Huber ergänzt haben. Acht Studierende hatten im Rahmen ihres Deutschstudiums das Buch in brasilianisches Portugiesisch übersetzt. Ein Vertreter des Verlages Editora 34, die Historikerin Maria Luiza Tucci Carneiro sowie die Journalistin Silvia Bittencourt diskutierten anschließend über Widerstand in Diktaturen. Der Kulturreferent des Deutschen Generalskonsulats sprach in seinem Grußwort über die Bedeutung der Würdigung des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in Deutschland und das Interesse der Bundesregierung, das Thema auch in Brasilien bekannter zu machen. Die Unterstützung des Projekts von Prof. Reichmann durch das Auswärtige Amt und das Generalkonsulat São Paulos seien wichtig, da das Buch und die Ausstellung gerade auch die junge Generation in Brasilien anspreche und mit dem Thema vertraut mache. Im Anschluss wurde die Ausstellung „Die Weiße Rose“ mit einer Auswahl von 17 deutschsprachigen Tafeln über die zentralen Protagonisten der Widerstandsgruppe eröffnet. Prof. Reichmann und ihre Studenten haben diese Tafeln ebenfalls ins Portugiesische übersetzt und in einem Katalog veröffentlicht, der mit Mitteln des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht wurde. Bei der Buchvorstellung wurde er bereits 100 Mal verkauft. Die Ausstellung kann künftig von Schulen in ganz Brasilien beim Goethe-Institut ausgeliehen werden. Der dazugehörige Katalog, der in einer Auflage von insgesamt 2000 Exemplaren vorliegt, wird ebenfalls jeder Schule kostenlos zur Verfügung gestellt. Damit können sich auch brasilianische Schüler, die kein Deutsch sprechen, mit der Thematik und den Biographien auseinandersetzen. Wir danken besonders den Studierenden und ihren Dozentinnen für ihr einzigartiges Engagement, dem GoetheInstitut Sao Paulo, dem Auswärtigen Amt sowie dem Generalskonsulat Sao Paulo für ihre Unterstützung und dem Verlag Editoria 34 für die Herausgabe der portugiesischen Übersetzung des Buches von Inge Scholl, das bisher über 800 Mal verkauft wurde. Die Ausstellung wurde bereits an die Rechtsfakultät der Universität São Paulo verliehen und befindet sich jetzt in Rio de Janeiro. Die Studentin der Sprachwissenschaft Yasmin Cobaiachi Utida aus Sao Paulo, die im Frühjahr 2013 für drei Monate bei der Weiße Rose Stiftung e.V. ein Praktikum machte, bereitete die Realisierung der Wanderausstellung „Die Weiße Rose“ vor und übersetzte die Ausstellungstexte für den portugiesischen Katalog. Über ihre Erfahrungen berichtet sie auf der nächsten Seite. Im Rahmen der „EXPOAlemania“ wurde die Ausstellung in Ecuador mit Unterstützung der Deutsch-Ecuadorianischen Industrie- und Handelskammer vom 25. bis 28. September im Zentrum „Bicentenario“ in Quito gezeigt. Das Übersetzungsteam: v.l. Anna Carolina Schäfer, Eline Alves de Assis, Yasmin Cobaiachi Utida, Renata Benassi, Flora Azevedo Bonatto, Eraldo Souza dos Santos, Janaína Lopes Salgado und die Dozentinnen Prof. Dr. Tinka Reichmann und Prof. Dr. Juliana Pasquarelli Perez. 38 Eine Praktikantin berichtet Der friedliche studentische Widerstand der Weißen Rose gegen das NS-Regime war in Brasilien so gut wie unbekannt. So hatten wir die Idee, mit der Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Studenten gegen Hitler 1942/43“ anlässlich der Veröffentlichung der brasilianischen Ausgabe des Buches von Inge Scholl etwas Besonders vorzubereiten. Während meines Praktikums bei der Weiße Rose Stiftung e.V. in München bereitete ich die Ausstellung für Brasilien vor, sammelte wertvolle Erfahrungen in der historisch-politischen Bildungsarbeit, vertiefte meine deutschen Sprachkenntnisse und unterstützte das Büro der Weiße Rose Stiftung e.V. bei laufenden Projekten. Darunter fiel der Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“, bei dem ich für die Aufbereitung der eingesendeten Arbeiten zur Präsentation auf der Jurysitzung zuständig war, oder die Besucherbefragung in der DenkStätte Weiße Rose, für die ich den Besuchern und ehrenamtlichen Mitarbeitern als Ansprechperson zur Verfügung stand. Auch meine professionellen Kenntnisse im Bereich Grafikdesign konnte ich für die Gestaltung von Einladungen, Flyern und Visitenkarten einbringen. Die Zeit bei dem Team der Weiße Rose Stiftung e. V. ist mir unvergesslich. Ich profitierte von den zahlreichen interessanten Veranstaltungen, die zum Thema Weiße Rose vorbereitet und durchgeführt wurden, und den vielen Gesprächen mit den Mitarbeiterinnen. Aber das Ende des Praktikums bedeutete glücklicherweise nicht das Ende der Bearbeitung des Themas Weiße Rose. Am 24. August wurde die Ausstellung am Goethe-Institut São Paulo eröffnet. Unsere Gruppe übersetzte 17 Tafeln der Wanderausstellung ins Portugiesische, die mit Hilfe des Goethe Instituts Sao Paulo als Ausstellung produziert wurden. Die übersetzten Texte konnten außerdem in einem Katalog herausgegeben werden, der mit Hilfe des Auswärtigen Amts, des Generalkonsulats und des Goethe-Instituts São Paulo finanziert wurde. Für den Katalog malte ich Porträts der Mitglieder der Weißen Rose in Tusche und Aquarell. Yasmin Cobaiachi Utida 39 8 DenkStätte Weiße Rose in München Die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München besuchten im Erinnerungsjahr „70 Jahre Weiße Rose“ über 28.000 Besucher. Medienberichte über die Weiße Rose, Gedenkveranstaltungen, auch Kongresse an der LMU führten mehr Besucher in die DenkStätte als je zuvor, darunter Ehrengäste aus dem In- und Ausland. Franz J. Müller gab fünf Zeitzeugengespräche, mehr als 100 Führungen und Beratungsgespräche erfolgten durch Ursula Kaufmann, Ulrich Müller und Stefania Zuber. Insgesamt zählten wir 528 Besuchergruppen, davon waren 334 Schulklassen, 240 aus Deutschland, davon 125 aus München. 94 Schulklassen kamen aus dem Ausland, überwiegend aus Italien, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Österreich, der Schweiz und den USA oder als Austauschschüler Münchner Gymnasien. Unter den Besuchern waren auch dieses Jahr wieder zahlreiche Berufs- und Realschulen sowie die Mittelschule Schwarzach mit einer Förderklasse, die japanische Internationale Schule München, die St.George’s School Munich und die griechische Schule Sokrates. Ausländische Studierende kamen überwiegend aus den USA, Italien, Russland und Japan, organisierte Gruppen kamen über das Referat Internationale Angelegenheiten und diverse Lehrstühle und Fachschaften der Universität, das Goethe-Institut, die Bundeswehr, die ASL Sprachenschule München, Working Between Cultures, „Deutschkurse bei der Universität München e.V.“, vom Integrationsberatungszentrum München oder über die Münchner Stadtrundfahrten und andere Reiseunternehmen. Auch dieses Jahr beteiligten wir uns mit einer Führung durch die Ausstellung an dem Programm für hochbegabte Schüler, das die LMU mit dem Projekt „Unitag“ durchführte, und an dem Einführungstag für neue Mitarbeiter der LMU. Projektbezogene Beratungen wurden u.a. von einem Theaterregisseur aus Paris, einem jungen Filmemacher aus Boston, einem Filmteam aus Kalifornien, zwei Schülern des Angergymnasiums Jena und von Teilnehmern einer Friedensstudienreise aus Tokio angenommen. Ulrich Müller führt eine Förderklasse der Mittelschule Schwarzach durch die Ausstellung. Im Anschluss an seine Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung im Audi Max der LMU besuchte Bundespräsident Joachim Gauck im Januar die DenkStätte und trug sich ins Gästebuch ein. Anlässlich seines Besuches in Bayern besichtigte der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault mit einer Delegation 40 im April die DenkStätte Weiße Rose und legte am Denkmal der Weißen Rose im Lichthof einen Kranz nieder. Der französische Premier minister Jean-Marc Ayrault trägt sich in der DenkStätte mit seiner Frau ins Gästebuch ein. Im Juni besuchte Dr. Michael Spindelegger, Österreichs Außenminister und Vizekanzler, als Gast der „Deutschen Gesellschaft für Außenpolitik“ und der „Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft“ die DenkStätte. Im August informierte sich der Bürgermeister von Oradour, Raymond Frugier über den Widerstand der Weißen Rose. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die für Anfang September 2013 geplante Präsentation unserer Ausstellung im Rathaus von Oradour mit Interesse aufgenommen werde. Raymond Frugier wurde von seiner Frau Elisabeth Frugier, Robert Hébras, einem der sechs Überlebenden des damaligen SS-Massakers in Oradour, dem Ehepaar Wolff und Klaus Bäumler begleitet. Pierre Wolff, Vorsitzender der Montgelas-Gesellschaft, organisierte mit Klaus Bäumler die Ausstellung in Oradour. Anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag des gescheiterten Attentatsversuchs von Maurice Bavaud besuchte das „Komitee Maurice Bavaud München“ am 9. November auch die DenkStätte Weiße Rose. Der 22-jährige Theologiestudent aus der Schweiz hatte 1938 versucht, Hitler auf dessen Gedenkmarsch auf die Feldherrnhalle zu erschießen. Er wurde verhaftet und 1941 in BerlinPlötzensee ermordet. Am 27. November besuchte auf Einladung der Bayerischen Staatsregierung eine russische Studiengruppe die DenkStätte Weiße Rose. Die Initiatorin der Studienreise zum Thema „Zwangs- und Sklavenarbeit durch russische Häftlinge und Kriegsgefangene in Bayern“, Dr. Natalja Timoveeva, hatte sich bereits vor Jahren für die Präsentation unserer russischsprachigen Ausstellung in Woronesh engagiert. Weitere Ehrengäste waren eine Gruppe von Holocaust-Überlebenden, die das Max-Kolbe-Werk in die DenkStätte zu einem Gespräch über die Weiße Rose führte. Einige von ihnen erfuhren dabei zum ersten Mal vom deutschen Widerstand gegen das NS-Regime. Als Überlebende von Auschwitz, Bergen-Bel41 Ursula Kaufmann im Gespräch über die Weiße Rose mit HolocaustÜberlebenden sen, Majdanek, Dachau oder Buchenwald äußerten sie sich sehr bewegt über den Mut und die Klarsicht der Münchner Widerstandsgruppe. In der am 19. Oktober wie immer gut besuchten „Langen Nacht der Münchner Museen“ las das Junge Schauspiel Ensemble unter dem Titel „70 Jahre Weiße Rose“ aus den Briefen von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel. Am Nachmittag war die Deutsche Sektion der Internationalen Juristen-Kommission e.V. mit Tagungsteilnehmern zu Gast gewesen. Elisabeth Hartnagel, Schwester von Sophie Scholl, hat der DenkStätte Weiße Rose ein Tanzkleid von Sophie Scholl überlassen. Es wurde uns in ihrem Auftrag von Renate Deck persönlich überreicht. Nach sorgfältiger Restaurierung des Stoffes wird das Tanzkleid dort in einer Vitrine ausgestellt werden. Sophie Scholl war eine begeisterte Tänzerin: „Sie ließ sich von der Musik forttragen“, schreibt ihre Schwester Inge Aicher-Scholl in ihrem Buch „Die Weiße Rose“, „oft trafen wir uns auch nachmittags bei einer Freundin in Ulm, die ein Grammophon und Platten zum Tanzen besaß. Bei ihr haben sich 1937 Sophie und Fritz kennengelernt.“ Tanzkleid von Sophie Scholl Großer Dank geht an Michael Strauch und die Mitarbeiter der Hausverwaltung der LMU für ihre Unterstützung in allen technischen Fragen. Ebenso großer Dank an Andreas Hofmann und seine Mitarbeiter von der Hörsaaltechnik, die uns bei Veranstaltungen und der technischen Wartung der medialen Angebote der DenkStätte so zuverlässig unterstützt, wie an die Hausmeisterei der LMU beim regelmäßigen Transport schwerer Ausstellungskisten. Franz J. Müller mit Stefania Zuber in der DenkStätte 42 Danksagung an die Ehrenamtlichen Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht Montag bis Samstag die Öffnung der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU. Regelmäßig und sehr verlässlich übernehmen die Damen und Herren wöchentlich jeweils einen halben Tag Dienst, manche auch zwei halbe Tage. Dank ihrer Bereitschaft war es darüber hinaus möglich, die DenkStätte gelegentlich außerhalb der regulären Zeiten zu öffnen. Selbst im Wirrwarr von munteren Schülergruppen behalten sie stets den Überblick und einen kühlen Kopf. Sie geben den Besucherinnen und Besuchern bereitwillig Auskunft, beaufsichtigen diskret den Raum und kümmern sich um die Präsenzbibliothek. Ihren Einsatz organisiert Christa Nickisch flexibel und unbürokratisch. Es ist eine Freude wahrzunehmen, wie sich unsere Ehrenamtlichen mit der Erinnerungsund Vermittlungsaufgabe der Weiße Rose Stiftung e.V. identifizieren und wie sie selbst zu kundigen, einsatzbereiten Mitstreitern geworden sind. Im Namen meiner Vorstandskollegen und der hauptberuflichen Mitarbeiterinnen, vor allem aber persönlich danke ich sehr herzlich dem freiwillig und unentgeltlich arbeitenden DenkStätten-Team Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner und Brigitte Schmid. Dr. Hildegard Kronawitter Ehrenamtliche MitarbeiterInnen der DenkStätte in München 43 Besucherbefragung in der DenkStätte Wer sind die Jugendlichen, die Damen und Herren, die die Dauerausstellung in der DenkStätte Weiße Rose besuchen, was motiviert sie für den Besuch, was erwarten sie, wie zufrieden sind sie mit der präsentierten Ausstellung, den Hörstationen und Audio Guides, der Sehstation? Darauf gab uns das Sozialwissenschaftliche Institut München mit einer nach sozialwissenschaftlichen Kriterien durchgeführten Befragung eine Antwort. 575 Personen, systematisch ausgewählt, erhielten einen umfangreichen Fragebogen. Erhebung und Auswertung wurde mit Sondermitteln der Stadt München ermöglicht. Die Ergebnisse der Befragung sind für uns auch wegen der angestrebten Erneuerung der Dauerausstellung in der DenkStätte bedeutsam. Nachfolgend einige ausgewählte Ergebnisse: Gemäß der erhobenen Stichprobe ist das Sozialprofil der BesucherInnen aufschlussreich. Ihr Durchschnittsalter betrug 35 Jahre und lag damit rund 10 Jahre unter dem der Gesamtbevölkerung; 59 Prozent der Befragten waren weiblich, was im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine Überrepräsentation von Frauen darstellt. Die BesucherInnen waren sehr hoch gebildet. 42 Prozent stuften sich als AkademikerInnen ein, weitere 31 Prozent verfügten über die (Fach-)Hochschulreife. Hinsichtlich der beruflichen Stellung wurde als größte Gruppe mit fast 47 Prozent „in Ausbildung befindlich“ gezählt, davon 52 Prozent Studierende bzw. 17 Prozent Postgraduierte. Ein Drittel wurde unter „SchülerInnen und Auszubildende“ registriert. Das Publikum hatte zu drei Viertel eine deutsche Staatsbürgerschaft. Möglicherweise ist diese Zahl durch den bei den ersten beiden Befragungsrunden nur in deutsch vorliegenden Fragebogen beeinflusst. Im Mittelpunkt der Motivation für den Besuch nannten die Befragten zu 69 Prozent ihr historisches Interesse an der Weißen Rose und zu 46 Prozent an der Geschichte des Nationalsozialismus. Als bedeutsam wurde von einem Drittel auch der authentische Ort des Lichthofs als Motivation für ihren Besuch angegeben. Die BesucherInnen wiesen der DenkStätte als wichtigste Funktion zu, die Erinnerung an die Weiße Rose wachzuhalten (59 Prozent) und das Gedenken an die Opfer aufrechtzuhalten. Da Mehrfachnennung möglich war, nannten 38 Prozent der Be44 fragten auch die Wissensvermittlung als besonders wichtig. Aufschlussreich ist das Ergebnis hinsichtlich des Vorwissens der BesucherInnen: Zu 59 Prozent sprachen sie sich hohe Kenntnisse zu, die sich bei 50 Prozent der Angaben aus einem Film speisten, den sie über die Weiße Rose gesehen hatten, bzw. bei 49 Prozent wurde auf einschlägige Literatur verwiesen. Gut jeder Zehnte nutzte zur eigenständigen Vorbereitung auf den Besuch unsere Homepage. Hörstationen, Sehstation und Audio Guides – soweit beim Besuch in Anspruch genommen, bei den Audio Guides war das zu 16 Prozent der Fall – bekamen durchweg gute Noten. Noch höheres Lob galt den AnsprechpartnerInnen am Desk der DenkStätte, also den Ehrenamtlichen. Sie erhielten von den Befragten gute bis sehr gute Noten. Auch die Qualität der jeweiligen Führung wurde positiv bewertet, häufig mit „voll gut“. Bestätigt wurden unsere Bemühungen um die Samstagsöffnung: Sie wurde explizit von zwei Drittel aller Befragten für wünschenswert gehalten. Nicht neu für uns, dennoch von den Befragten als besonderes Manko wahrgenommen, ist der nicht behindertengerechte Zugang zur DenkStätte. Vermisst wurden häufig die Originale der Flugblätter oder deren Faksimile als Teil der Ausstellung und ein insgesamt mehrsprachiges Textangebot. Trotz angesprochener Mängel wurde die DenkStätte insgesamt als (noch) gut eingeschätzt. Als Fazit ihres Ausstellungsbesuches hielten fast alle Befragten fest, ihr Wissen über die verschiedenen Personen des Widerstandskreises erweitert zu haben. Jeder vierte bejahte sogar eine Sensibilisierung für aktuelle Entwicklungen infolge des Besuchs der DenkStätte. 9 DenkStätte Weiße Rose in Ulm In Führungen, Zeitzeugengesprächen, Projekten und Vorträgen zum Thema Nationalsozialismus und Widerstand wird in der Ulmer DenkStätte Weiße Rose gedenkpädagogische Arbeit geleistet. Dabei soll der Bezug zu Ausgrenzung, Diskriminierung und der Notwendigkeit von Toleranz und Zivilcourage in der heutigen Gesellschaft hergestellt werden. Auch werden Schülerarbeiten, Haus- und Facharbeiten zum Thema Ulmer NS-Jugendopposition betreut und unterstützt. 2013 wurden 25 Führungen mit 521 Personen durchgeführt. Neben Gruppen aus Ulm/Neu-Ulm und der Schwäbischen Alb kamen Gruppen aus Darmstadt, Nürtingen, Tübingen, Süßen, Brettheim, Bonn und Ravensburg sowie eine Gruppe der Bundeswehr. Auch in diesem Jahr nahmen Gruppen mit Integrationsschülern der Ulmer Volkshochschule das Angebot der Ulmer DenkStätte wahr. Aufgrund von Projektarbeiten und Referaten als Leistungsnachweise an Schulen blieb die Anzahl an Führungen, die Schüler selbst über die Weiße Rose hielten, auf hohem Niveau konstant. Damit blieb auch der Betreuungsaufwand für SchülerInnen an der Ulmer DenkStätte Weiße Rose relativ hoch. Die Anzahl der Einzelpersonen, die im Foyer der Ulmer Volkshochschule unsere Ausstellung sahen, belief sich auf ca. 15 Personen am Tag – bei 270 Tagen dieses Jahr macht das über 4000 weitere BesucherInnen. Mit zahlreichen EinzelbesucherInnen entstanden Gespräche über Ulm während der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit sowie über die Opposition Jugendlicher in Ulm. Insgesamt gehen wir von einer Gesamtbesucherzahl von ca. 6000 Personen aus. Theaterprojekt des Humboldt-Gymnasiums SchülerInnenunterstützung SchülerInnen wurden bei Haus- und Facharbeiten bzw. Schulreferaten unterstützt. Themen waren hier v. a. Ulmer Lokalgeschichte im Dritten Reich und die Weiße Rose. Insbesondere wurde mit SchülerInnen der Ferdinand-von-Steinbeiß-Schule Ulm ein Projekt im Bereich der Menschenrechtsbildung durchgeführt. Aktivitäten 2013 Die Ulmer DenkStätte war in den Jahren 2012 und 2013 beteiligt an einem Theaterprojekt des Humboldt-Gymnasiums Ulm. Die Schüler probten im EinsteinHaus der vh Ulm das Stück „Allen Gewalten zum Trotz. Die letzten Tage von Hans und Sophie Scholl“. Die Aufgabe der DenkStätte dabei war es, den Schülern ein realistisches und ehrliches Bild der darzustellenden Charaktere zu vermitteln und aufzuzeigen, was als historisch gesichert gelten kann und was aus subjektiv gefärbter Erinnerung überliefert ist. Dabei geht es einerseits um die Mitglieder der Widerstandsgruppe und andererseits um die Perspektive der Täter (Gestapo-Beamte) und Mitläufer. Die zentrale Aufgabe der DenkStätte in dem Theaterprojekt bestand darin, den Schülern den historischen Kontext in verständlicher, nachvollziehbarer und anschaulicher Weise näher zu bringen. Die vier öffentlichen Aufführungen des Theaterstücks im Februar und März 2013 wurden von insgesamt 265 Zuschauern besucht. Eine weitere Aktivität betraf das Engagement der Ulmer Denkstätte für die Aufstellung einer Gedenktafel am Hinrichtungsort eines französischen Zwangsarbeiters in der Gemeinde Langenau bei Ulm. Die Ulmer Denkstätte Weiße Rose initiierte im Januar 2011 mit einer Gedenkveranstaltung für den im April 1945 von der SS ermordeten Francis Bioret eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem unbequemen Thema der Ortsgeschichte. Daraufhin bildete sich in Langenau mit Unterstützung der Ulmer Denkstätte und der evangelischen Kirchengemeinde Langenau eine Bürgerinitiative, die sich für die Aufstellung einer Gedenktafel am Hinrichtungsort einsetzte. Nach der Zustimmung des Gemeinderats wurde die durch Spenden von Langenauer Bürgern finanzierte Gedenkplatte im April 2013 im Rahmen einer feierlichen Gedenkveranstaltung aufgestellt. Dr. Andreas Lörcher 45 10 Historisch-pädagogische Projekte Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“ Zum 25-jährigen Bestehen der Weiße Rose Stiftung e. V. wurde für das Schuljahr 2012/13 in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit der Schülerwettbewerb „Kreativer Umgang mit der Weißen Rose“ ausgeschrieben. Die Resonanz auf die Ausschreibung war überraschend groß: 29 Schülergruppen setzten sich intensiv und kreativ mit der Thematik der Weißen Rose auseinander. Im Frühjahr 2013 zeichnete eine Fachjury die besten Projekte aus. Die Preisverleihung fand am 15. Juli im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus statt. Dr. Sybille Krafft, Filmemacherin und Fernsehredakteurin, Isabella Schmid, Leitung der Bildungsprojekte Bayerischer Rundfunk – Leitung Stiftung Zuhören, Dr. Reiner Wenrich, Geschäftsstelle der Bayerischen Museumsakademie, Katharina Willimski, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, und Dr. Hildegard Kronawitter, Weiße Rose Stiftung e.V., wählten aus den 29 durchweg kreativen Wettbewerbsbeiträgen die besten Arbeiten aus. Am 16. Mai fiel die Entscheidung auf fünf Arbeiten, die mit einem ersten und einem zweiten Preis und mit drei dritten Preisen prämiert wurden. Die Preisverleihung am 15. Juli 2013 im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus war ein gut besuchtes, fröhliches Fest mit Laudationes, Vorführungen der gekürzten Beiträge, Statements der Gewinner und Übergabe der Urkunden mit den Geldpreisen. Mit je einem dritten Preis wurden die Klasse 9b des Feodor-Lynen-Gymnasiums in Planegg, die Schulradio AG der Mittelschule in Markt Indersdorf und die Klasse 9d des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums in Aschaffenburg ausgezeichnet. Die Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse des Feodor-Lynen-Gymnasiums in Planegg hatten zusammen mit ihrer Lehrerin Katharina Eckl einen Preisträger des Feodor-Lynen-Gymnasiums Planegg mit ihrer Lehrerin Katharina Eckl Preisträger der Mittelschule Markt Indersdorf mit ihrer Lehrerin Esther Held 46 Radiobeitrag erarbeitet. Sie nutzten das Medium des Radios wie Laudator Dr. Reiner Wenrich hervorhob, um „in nachgespielten Szenen das große Thema der Freiheit zu transportieren. Man fühlt sich beim Zuhören für einen Moment regelrecht in der Zeit zurückversetzt und ist den Protagonisten der Weißen Rose ganz nah, glaubt ihre Originalstimmen aber auch die ihrer Peiniger zu hören.“ In Hörspielmanier ließen sie Sophie Scholl, den damaligen Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler und Adolf Hitler auftreten, um die Ideologie des NS-Systems und die Kritik an diesem hörbar zu machen. Die Schulradio AG der Mittelschule Markt Indersdorf betitelte ihren Beitrag „Ihr seid nicht vergessen“. Unter der Leitung von Esther Heldt recherchierten die Mitglieder der Schulradio AG intensiv über die Weiße Rose und vermittelten, was diese heute für sie bedeutet. „Lebendiger und authentischer kann die Auseinandersetzung mit Geschichte kaum sein. Und wenn diese dann auch noch dazu beiträgt, dass man seine eigene Herkunft reflektiert und über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen ins Nachdenken kommt“, so Laudator Dr. Reiner Wenrich, werde nachvollziehbar, welche besondere Bedeutung die Widerstandsgruppe um die Geschwister Scholl für die jetzige junge Generation habe. Einen weiteren dritten Preis erhielt die Klasse 9d des Friedrich-DessauerGymnasiums in Aschaffenburg für ihren Film-Trailer zu Michael Verhoevens Film über die Weiße Rose aus dem Jahre 1982. In ihrer präzisen und sachlichen Kurzdokumentation zu Sophie Scholl verbanden die Schülerinnen und Schüler Sequenzen des Films mit selbst geschriebenen Spielszenen und intensiv eingesetzter Musik. Der Zuschauer ist nah am Geschehen, das Vergangene rückt scheinbar in die Gegenwart. Mit Recht lobte Laudator Dr. Wenrich diese absolut überzeu- Zwei Schülerinnen des Friedrich-DessauerGymnasiums Aschaffenburg mit ihrem Lehrer Andreas Markert und dem Laudator Dr. Reiner Wenrich gende Umsetzung des Themas: „Als Jurymitglied zieht man den Hut vor so viel Empathie der Schülerinnen und Schüler, vor einem derart behutsamen Umgang mit diesem sensiblen Thema und einer herausragenden intelligenten Vorgehensweise für diese filmische Realisierung.“ Den zweiten Preis des Schülerwettbewerbs erhielten die Abiturienten Arian Weber und Elias M´Baye des WilliGraf-Gymnasiums, betreut von Wolfgang Pommer für ihre Graphic Novel. Die beiden Schüler, die unter anderem begeisterte Fotographen sind, haben Preisträger des Willi-Graf-Gymnasiums München mit ihrer Lehrerin Frau Grund, Frau Eckstein vom Elternbeirat und der Laudatorin Katharina Willimski Graphic Novel des Willi-Graf-Gymnasiums die Geschichte der Weißen Rose ins Bild gesetzt, ästhetisch überzeugend und professionell. Umrahmt von einem einleitenden und einem abrundenden Text, der in Schriftbild und Farbgebung (Sepia) an die Ära des Nationalsozialismus erinnert, werden wichtige Szenen der Geschichte der Weißen Rose in Form eines Comics erzählt, die Figuren sind darin scherenschnittartig in verfremdete Fotographien gesetzt. Anhand des Schicksals des Schulnamensgebers Willi Graf ist die Erstellung und Verteilung der Flugblätter, die Entdeckung der Widerstandsgruppe 47 sowie der Prozess mit anschließender Vollstreckung des Urteils in Bild und Sprache eindringlich vermittelt. Als Besonderheiten dieser Graphic Novel hob die Laudatorin Katharina Willimski drei Punkte hervor: Die Figuren sprechen nicht, sondern die Handlung ist lediglich durch knappe Zwischentexte erläutert, was an die Technik des Stummfilms erinnert. Außerdem sind die Figuren nicht gezeichnet, sondern als Fotos montiert. Drittens ist auch der Hintergrund durch die sepiafarbene Colorierung verfremdet und wirkt so eher wie ein Bühnenbild bzw. eine Kulisse. Die beiden Abiturienten haben das Thema somit innovativ sowie künstlerisch überzeugend dargestellt. Der erste Preis ging an die 23 Schülerinnen und Schüler der Ethikklasse 9 des Jakob-Brucker-Gymnasiums in Kaufbeuren, die mit ihrer Lehrerin Eva Schmidt einen Filmbeitrag zur Weißen Rose gestalteten. Szenen aus dem Filmbeitrag des JakobBrucker-Gymnasiums Kaufbeuren Sie hatten sich im Rahmen ihres Unterrichts zum Thema „Gewissen, Gewissensentscheidungen, Gewissensmanipulationen“ intensiv mit der Widerstandsgruppe Weiße Rose auseinandergesetzt und gefragt, was die Einzelnen so mutig und entgegen dem Zeitgeist handeln ließ. In freier und eigenständiger Arbeit entwickelten sie ein Drehbuch und realisierten die Spielszenen, in denen auch näher auf die Biographien einzelner Protagonisten der Weißen Rose eingegangen wird. Eindringlich und hervorragend gespielt insze- Gewinner des ersten Preises – die Ethikklasse des JakobBrucker-Gymnasiums Kaufbeuren mit ihrer Lehrerin Eva Schmidt und der Laudatorin Isabella Schmid 48 nierten sie Verhörszenen von Hans und Sophie Scholl. Den historischen Sequenzen stellten sie Ausschnitte aus ihrem Schulalltag wie eine Unterrichtsdiskussion gegenüber. Den geschichtlichen Hintergrund ließen sie in Interviews von einem Lehrer erläutern. Den assoziativen Charakter ihres inhaltlichen Konzepts setzten die Schüler mit einfacher Technik, nämlich mit ihren eigenen Handykameras, um. Die Laudatorin Isabella Schmid würdigte diesen herausragenden Beitrag der multikulturell zusammengesetzten Klasse. Er stelle eine filmisch äußerst versierte und differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik dar. Besonders interessant fanden sie und die weiteren Jurymitglieder die Annäherung an das Widerstandsthema über die Fragestellung von Gewissen und Gewissensentscheidungen. Die Erwartungen, die an den Wettbewerb gesetzt wurden, sind weit übertroffen worden. Besonders berührte uns ein Dankesschreiben der Ethikklasse des Gymnasiums Kaufbeuren: „Ich möchte mich, auch im Namen der Klasse, noch einmal herzlich bei Ihnen bedanken. Ihr Wettbewerb hat uns die Möglichkeit gegeben, kreativen und aktivierenden Unterricht mit einem gemeinsamen, motivierenden Ziel zu gestalten. Allein die Ausschreibung des Schülerwettbewerbs war für mich ebenso wie für die Klasse ein großer Gewinn und wir werden noch lange von dieser gemeinsamen Arbeit profitieren, die in hohem Maß dazu beigetragen hat, das Selbstvertrauen und das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Selbstverständlich freuen wir uns darüber hinaus ganz besonders über die große Anerkennung, die unser Unterrichtsergebnis durch Ihre Jury erhält.“ Aus einem Dankesschreiben von Eva Schmidt, Jakob-Bruckner-Gymnasium Kaufbeuren SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte Mit der Schriftenreihe „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ begründete die Weiße Rose Stiftung e.V. 2011 eine Kooperation mit dem Kurt-HuberGymnasium Gräfelfing, um herausragende Facharbeiten von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums zu veröffentlichen. 2013 erschienen zwei weitere Hefte: „P-Seminar Exilliteratur Konrad Merz“ und „Erinnern an Kurt Huber“. „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“ wird von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit gefördert. Das zweite Heft der Reihe dokumentiert erstmals die Biografie des jüdischen Exilschriftstellers Konrad Merz, der in Holland einige Jahre im Versteck überlebte. Schülerinnen und Schüler des Praxisseminars von Dr. Marianne Ott-Meimberg hatten 2012 dessen ungeordneten Nachlass im Literaturarchiv Marbach aufgespürt und in einer kleinen Ausstellung sein Leben nachgezeichnet. Das erste von Konrad Merz 1936 im Exil geschriebene und veröffentlichte Buch „Ein Mann fällt aus Deutschland“ machte ihn bekannt. 1983 ehrte Konrad Merz in einem Beitrag zur Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933 auch die Widerstandsgruppe Weiße Rose. Er setzte sich sehr kritisch mit der Rolle der Universitäten, der Professorenschaft und der Studierenden in der NS-Zeit auseinander und fährt fort: „Von großen Studentenaufständen aber ist mir – außer dem der großartigen Geschwister Scholl und ihres Lehrers Huber in München – nichts bekannt.“ Das 80seitige Heft wurde am 20. Juni 2013 im KurtHuber-Gymnasium Gräfelfing präsentiert. Über Entstehung und Verlauf des Ausstellungsprojekts sprach Dr. Marianne Ott-Meimberg auf unserer Lehrerfortbildung, siehe dazu S. 53. Anlässlich des 120. Geburtstages von Prof. Kurt Huber luden Kurt-Huber-Gymnasium und Weiße Rose Stiftung e.V. am 24. Oktober 2013 zur Präsentation des dritten Bands „Erinnern an Kurt Huber“ mit Schülerbeiträgen und einem ausführlichen Interview, das Dr. Gregor Pelger mit Prof. Dr. Wolfgang Huber führte. Nach der Begrüßung durch OStD Hendrik Rehn und einer Einführung von Dr. Gregor Pelger diskutierten Prof. Dr. Wolfgang Huber und OStD Hendrik Rehn mit zwei SchülerInnen der 10. Klasse. Die Moderation führte Dr. Hildegard Kronawitter. v.l. Dr. Marianne Ott-Meimberg, Dr. Gregor Pelger, Schülerin und Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums, Prof. Dr. Wolfgang Huber und Dr. Hildegard Kronawitter 49 „Er ist ein Vorbild, weil er mutig war und nicht geschwiegen hat“, sagte Schüler Florian Gruber im Rahmen des Podiumsgesprächs. Sein Mitschüler Florian Obereisenbucher warnte davor, bequem und gleichgültig zu werden, auch wenn man heute in einem Rechtsstaat lebe. Kurt Huber habe viel zu verlieren gehabt – seine Familie, seinen Beruf – und trotzdem habe er das Wohl der Menschen über sein persönliches gestellt. Dies habe ihn beeindruckt. Aufzustehen und zu handeln, wenn man Unrecht sieht – dafür steht der Name Kurt Huber.“ Süddeutsche Zeitung, Nr. 249, 28. Oktober 2013 „Eindrucksvoll vermitteln die Beiträge der Schülerinnen und Schüler, auf welch unterschiedliche Weise sie sich dem Namensgeber der Schule nähern und welche Fragen und Konsequenzen sich aus seinem Lebensweg und seinem Eintreten gegen die mörderische NS-Diktatur für sie selbst ergeben. Auch das ist ihren Beiträgen zu entnehmen: Kurt Huber, der Musikwissenschaftler, Philosoph und Hochschullehrer, wird nicht als Idol von schwärmerischen Jugendlichen angenommen. Vielmehr fordert er die junge Generation als Vorbild heraus und regt zu kritischem Denken an sowie zu Wachsamkeit gegenüber Intoleranz und rassistischem Verhalten. In diesem Heft wird noch eine weitere Perspektive in den Blick genommen: Was bedeutet es für Familienmitglieder, wenn ein enger Angehöriger wegen seines Widerstands vom NS-Staat ermordet worden ist? Wie kann es gelingen, einen persönlichen Bezug zu einem nahestehenden Menschen aufzubauen, der öffentlich als historisches Vorbild erinnert wird? In dem sehr persönlich gehaltenen Interview, das Dr. Gregor Pelger mit Prof. Wolfgang Huber führte, bekommen wir einen Einblick, wie sehr sich der Sohn auch der öffentlichen Erinnerung an seinen fernen Vater verpflichtet weiß.“ Auszüge aus dem Grußwort von Dr. Hildegard Kronawitter 50 Werkstattgespräche mit Schülern Am 9. und 10. April begab sich Maren Gottschalk, Autorin der Jugendbiografie „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun. Die Lebensgeschichte der Sophie Scholl“ zusammen mit Schülern auf eine Reise zu Sophie Scholl. In insgesamt vier Werkstattgesprächen in der Münchner Stadtbibliothek Hasenbergl brachte sie ihnen die Geschichte Sophie Scholls näher und diskutierte mit den einzelnen Klassen ihre Recherche zum Buch. Zur weiteren Vertiefung bot die Weiße Rose Stiftung e.V. Führungen zur Widerstandsgruppe in der DenkStätte an. Eine Kooperation mit Maren Gottschalk und der Münchner Stadtbibliothek. Sandra Knösel, Maren Gottschalk und Ursula Kaufmann In diesem ersten gemeinsamen Kooperationsprojekt bekamen Schüler und Schülerinnen ab der 8. Jahrgangsstufe die Möglichkeit, sich auf unkonventionelle Weise mit Sophie Scholl zu beschäftigen. Maren Gottschalk gelang es, die Schüler durch ihre lebhafte und spannende Erzählweise zu begeistern. An ihren Kenntnisstand anknüpfend, vermittelte sie den Jugendlichen, was es bedeutet, sich einer historischen Figur anzunähern, die heute zur Ikone des Widerstands geworden ist. Wer verbirgt sich hinter ihrem heldenhaften Widerstand? Maren Gottschalk setzte sich mit den Schülern das Ziel, den Menschen hinter dem Mythos zu entdecken. Wie das geschehen kann, welche Möglichkeiten es gibt und welche Hürden überwunden werden müssen, das schilderte sie in packender Weise. SchülerInnen der SchlaU Schule im Lichthof der LMU Und wer waren neben Sophie Scholl die anderen Studenten der Weißen Rose, in welchem Verhältnis standen sie zueinander, wer schrieb die ersten Flugblätter, wer verteilte sie in anderen deutschen Städten? Über die Hintergründe, Motive, Aktionen und Verhaftungen konnten sich die Schülerinnen und Schüler der SchlaU Schule (Schule für junge Flüchtlinge in München), des St. Anna-Gymnasiums und des Gymnasiums Ottobrunn in anschließenden Führungen durch die Ausstellung informieren. Gerade nach dem Werkstattgespräch mit Maren Gottschalk war es für sie beeindruckend, im Lichthof der Universität zu stehen. Dort hatte Sophie Scholl Flugblätter vom zweiten Stock hinuntergeworfen. Sich den darauf folgenden dramatischen Moment ihrer Festnahme vorzustellen, bleibt im Gedächtnis. Wir danken der Autorin Maren Gottschalk und der Münchner Stadtbibliothek für die gelungene Kooperation. 51 Kooperation mit dem Theater Eukitea Am 6. Oktober gastierte das Theater EUKITEA mit der beeindruckenden Inszenierung „Sophie Scholl – Innere Bilder“ im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dieser Abend war der Auftakt für weitere Veranstaltungen an Schulen, die in Kombination mit dem Theaterstück bis auf weiteres die Möglichkeit erhalten, unsere Wanderausstellung auszuleihen. Die geplanten 60 Aufführungen an bayerischen Schulen werden vom Kulturfonds Bayern, der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung und der Stiftung Erinnerung Lindau unterstützt und 2014 fortgesetzt. Gemeinsam erarbeiteten die Schauspielerin Sandra Pagany und der Theaterleiter Stephan Eckl das Stück aus Tagebucheinträgen und Briefen der jungen Widerstandskämpferin, so dass 95 Prozent der Texte der Originalsprache Sophie Scholls entsprechen. In starken Bildern und mitreißenden, poetischen Texten zeigt die Inszenierung mit der Sophie Scholl Darstellerin Sandra Pagany das Leben dieser „ganz normalen“ jungen Frau, die durch ihren Mut und ihre Sehnsucht nach Freiheit und Sinn zur herausragenden Gestalt wurde. Unsere Wanderausstellung bietet eine ideale Ergänzung zum Theaterstück „Sophie Scholl – Innere Bilder“. Das Theaterstück wirft Fragen nach den freundschaftlichen Verbindungen innerhalb der Weißen Rose auf, ihren gemeinsamen Widerstandsaktionen und ihrem Schicksal, die anhand der Ausstellung vertieft und beantwortet werden können. Am 14. November 2013 verlieh die „Stiftung Erinnerung Lindau“ dem Theater EUKITEA den Marion-SamuelPreis für „Sophie Scholl – Innere Bilder.“ Diese Auszeichnung wird an Personen oder Institutionen verliehen, die sich „auf besonders wirkungsvolle Weise gegen das Vergessen, Verdrängen und Relativieren der von Deutschen in der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen wenden“. In seiner Dankesrede erläuterte Stephan Eckl, warum er in Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Sandra Pagany und seinem Kollegen Claudio Raimondo das Stück entwickelte: „Es ist EUKITEA ein tiefes Anliegen, diese charismatische Gestalt für junge Menschen unserer Zeit sichtbar und nacherlebbar zu machen. Um aus dieser Erinnerung neuen Schwung und Motivation für die eigene Lebensgestaltung zu erlangen. Sich einzusetzen für Offenheit und menschliches Miteinander und die Augen zu öffnen für das Wunderbare dieser Welt.“ Unser gemeinsames Projekt startete im Gymnasium Diedorf und in der Fachoberschule Augsburg. Anschließend waren Theaterstück und Ausstellung in der Realschule Zusmarshausen, im Gymnasium Königsbrunn und im Gymnasium Krumbach zu sehen. Das Theater EUKITEA ist ein freies, professionelles Theater mit Sitz und Theaterhaus in Diedorf bei Augsburg sowie einem Projektbüro in Berlin. Weiter Informationen unter www. eukitea.de. Bei Interesse können sich die Schulen direkt mit dem Theater Eukitea, Tel. 08238 9647430 in Verbindung setzen. 52 Lehrerfortbildungstag Die diesjährige Lehrerfortbildung fand am 22. Oktober in der DenkStätte Weiße Rose in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit statt. Thema der Fortbildung war dieses Jahr eine Schreibwerkstatt mit Jugendlichen, die Erarbeitung eines Ausstellungprojekts zu einem Exilschriftsteller und das pädagogische Angebot des Literaturarchivs Marbach. 18 Lehrer von bayerischen Gymnasien, Mittelschulen und Realschulen hörten dazu drei interessante Vorträge und diskutierten intensiv in Bezug auf ihre eigene schulische Praxis. Unter der Überschrift seiner Schreibwerkstatt für Jugendliche „Gedenken lässt sich nicht verordnen – Schüler finden eigene Worte für das Unaussprechliche“ referierte Frank Griesheimer, freier Kinder- und Jugendbuchlektor, über das Konzept seiner Schreibwerkstatt, die er in der Internationalen Jugendbiblio thek München anbietet. Mit der Schreibwerkstatt sollen die Schüler die Gelegenheit erhalten, frei von Konditionierungen ihren eigenen Zugang zu Erinnern und Gedenken zu finden. Die Jugendlichen haben nach einer Führung in der KZ-Gedenkstätte Dachau die Möglichkeit, sich mit ihren persönlichen Eindrücken an einem neutralen Ort wie der Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg schriftlich auseinanderzusetzen. Dafür bekommen sie zunächst die Aufgabe, spontan ein Wort, mit dem sich ihre Eindrücke verdichten lassen (Ort, Gefühl, Abstraktum etc.), zu notieren. Anschließend schreiben sie dazu aus frei wählbarer Perspektive einen „Brief aus Dachau“, alternativ ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte. Im Anschluss können die Schüler ihre Texte freiwillig vortragen. Jetzt werden besonders die verdeckten Aussagen des Subtexts besprochen. Alle Texte werden in der Jugendbibliothek archiviert. Nach den Erfahrungen des Projektleiters Frank Grießheimer werde gerade im kreativen Moment des Schreibens etwas „begriffen“, historische Fakten in einen emotionalen Kontext gebracht, das Erfahrene durch das Schreiben intuitiv reflektiert. Immer wieder würden in der Schreibwerkstatt große Fragen aufgeworfen: Wie wird man Täter? Wie fühlt man sich als Opfer? Was bedeutet Lager und KZ für den Häftling? Oder gegenwartsbezogen: Wo gibt es heute rechtsfreie Räume, Entwürdigung, Ausgrenzungen, rechtsextremistische Entwicklungen in der Gesellschaft? Im Anschluss entwickelte sich zwischen dem Referenten und den Teilnehmern der Fortbildung eine lebhafte Diskussion über das pädagogische Konzept 53 und die einzelnen Schritte der Umsetzung. Unbestritten blieb, dass die direkte Nachbearbeitung eines Gedenkstättenbesuches und die emotionale Verarbeitung durch das Schreiben eine wichtige Ergänzung zum eher kognitiven Gedenkstättenbesuch bilde. Dr. Marianne Ott-Meimberg stellte ihr Ausstellungsprojekt eines P-Seminars am Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing vor, das sie über den Exilschriftsteller Konrad Merz in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach durchführte. Nach vorausgegangenen Recherchen zum Thema Exilliteratur besuchten acht Schüler ihres P-Seminars in Deutsch das Literaturarchiv in Marbach. Dort entdeckten sie in zahlreichen Kartons den Nachlass von Konrad Merz, der 1933 von Berlin nach Holland emigrierte und sich in den Jahren seiner höchsten Gefährdung, deportiert zu werden, in einem Wandschrank versteckt hielt. Dieser Fundus inspirierte die Schüler zur Entscheidung, eine Ausstellung über Konrad Merz zu erstellen. Lebhaft berichtete Dr. Marianne Ott-Meimberg, wie sich das Projekt langsam konkretisierte, eine Arbeitsaufteilung unter den Schülern notwendig machte und weitere Recherchen zum Autor, seinen Werken und den historischen Hintergründen erforderte. In weiteren Schritten wurden ein Zeit- und Finanzplan erstellt, Faksimile in Auftrag gegeben und der Ausstellungsort im Bürgerhaus Gräfelfing festgelegt. Dann wurden Vitrinen besorgt und gestaltet, Ausstellungstexte, Bildunterschriften und Pressemitteilungen geschrieben, Banner, Flyer und Einladungen für die Eröffnung gedruckt. Das Ergebnis des erfolgreichen P-Seminars wurde in überarbeiteter Form, mit Einführungstexten und Grußworten ergänzt, als Heft 2 der „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte – Konrad Merz“ veröffentlicht. Nach einer Vorstellung der umfangreichen Sammlungen des Literaturarchivs Marbach stellte der Archivmitarbeiter Johannes Kempf das dortige pädagogische Angebot vor: Im Jungen Exilmuseum können die Schüler selbst virtuelle Ausstellungen gestalten, indem sie in Archiven forschen, Exponate finden und kommentieren oder sich mit anderen Projekten vernetzen und den vorhandenen Ausstellungen eigene Themen und Perspektiven hinzufügen. Damit dieses Ziel erreicht wird und ein lebendiges Museum entsteht, braucht es immer wieder Schüler und Lehrer, die ein Projekt für das Junge Exilmuseum realisieren möchten. 54 Moses Ancselovics lebt! Unter dem Ausstellungstitel „weiterLeben – das Schicksal der 13 geretteten jüdischen KZ-Häftlinge von Ergoldsbach“ recherchierte der Geschichtsarbeitskreis Ergoldsbach 2011 in Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung e.V. die Biografien der 13 Geretteten, die Ende April 1945 auf dem Todesmarsch von den Polizisten Josef Kimmerling und Max Maurer sowie der Bäuerin Anna Gnadl versteckt wurden und so überlebten. Moses An cselovics war einer von ihnen. Bisher war sein weiterer Lebensweg unbekannt. Nun meldete sich seine Tochter mit der Nachricht, er lebe heute, 85 Jahre alt, in Michigan, USA. Dr. Gerhard F. Strasser vom Geschichtsarbeitskreis berichtet: Im Sommer 2013 geschah plötzlich etwas, was niemand mehr erwartete: Auf der Google-Suche zum Thema Holocaust stieß Mrs. Marilyn Newman, die Tochter von Moses Ancselovics – oder Moritz Angel, wie er jetzt heißt – auf die englische Version der ersten Ergoldsbacher Ausstellung, die 2009 an der Pennsylvania State University gezeigt wurde. Dadurch erhielt sie meine Email-Adresse und teilte mir zunächst nur kurz mit, dass ihr Vater am Leben sei – wohl als Letzter der 13 Geretteten. Bald darauf konnte ich mit Moritz Angel in Portage, Michigan, ein langes Telefongespräch führen. Neben meinem Gedächtnisprotokoll hat ein ähnlicher, von Mrs. Newman übermittelter Bericht das Leben ihres Vaters dokumentiert, der im Alter von nicht einmal 15 Jahren den Todesmarsch aus Buchenwald überlebte. Sechs Überlebende aus Ergoldsbach, unter ihnen Moses Ancselovics (3.v.r.) Moses Ancselovics teilte mir mit, wie er nach seiner Rettung von Anna Gnadl mit Brot und Kartoffel-Eintopf versorgt wurde, ehe er monatelang in Kliniken zu Kräften kam. Wichtig war für uns, wie sein Leben nach 1947 verlief. Nun wissen wir, warum Moses Ancselovics Ende 1947 urplötzlich aus Ergoldsbach ver schwand: Im Mai, bei einer Straßenkontrolle empfahl ihm ein US-Captain, nach Prien zu fahren, wo eine Engländerin für eine von Eleanor Roosevelt gegründete Organisation Jugendliche unter 18 auf die Auswanderung in die USA vorbereiten sollte. Da Moses der Information nicht ganz vertraute, verabschiedete er sich in Ergoldsbach nicht, weil er nicht wusste, ob er nicht zurückkehren müsste. Doch es traf alles zu – Moses musste lediglich noch einmal im Oktober nach Ergoldsbach, um einen Stempel für sein Visum zu erhalten. Anfang 1948 kam er in New York an, zog aber ins Landesinnere nach Cleveland (Ohio), wo er in einem Waisenhaus aufgenommen wurde und zur Schule gehen konnte, ehe er mit 18 auf sich allein gestellt war und zu arbeiten begann. Bald lernte er seine Frau Genia kennen – auch eine KZ-Überlebende –, wartete aber, bis er 22 Jahre alt war, um zu heiraten. Vier Monate danach wurde er auf 2 Jahre eingezogen, musste jedoch nicht nach Korea und konnte sogar 1953-54 nach Hanau beordert werden. Nach seiner Entlassung fand er eine Stelle in einer Bekleidungsfirma, wo er es zum Vorarbeiter brachte, ehe er in Rente ging. Genia und er haben zwei Kinder: Ihr Sohn ist Arzt, ihre Tochter war Leiterin einer nicht-staatlichen Organisation. 55 Hochzeitsfoto von Moses Ancselovics/ Moritz Angel, 1952 Leider kann Moritz Angel aus gesundheitlichen Gründen der von Ergoldsbach ausgesprochenen Einladung nicht mehr folgen, die Stätte seiner Rettung noch einmal zu besuchen. Seine Tochter und weitere Familienmitglieder jedoch planen, im April 2015 zum 70. Jahrestag der Rettung ihres Vaters zu einer Gedenkfeier zu kommen, und werden eine VideoGrußbotschaft von Moses Ancselovics mitbringen, der den vielen Ergoldsbachern von Herzen für all das Gute dankt, was sie ihm in jenen zwei Jahren zuteil werden ließen. Dr. Gerhard F. Strasser „Ich war in Buchenwald Anfang April 1945 und von dort bin ich dann in einem Transport von 1.600 men weggegangen. Alle 1.600 waren Juden. Die meisten von denen waren Polen, aber es waren viele Ungarn und andere. Ich war im selben Transport wie Danzinger, Rubin, Melziewski [Melczerski]. Wir wurden von der SS bewacht. (…) Wir sind über Nacht in Oberlindhart geblieben und alle Häftlinge haben in einer Scheune geschlafen. Da war eine große Explosion und alle Häftlinge wurden herausgerufen, um weiter zu marschieren. Ich war unter Stroh versteckt. Ich bin dort gelegen, bis alle weg gegangen sind. Später ist mein Kamerad Melziewski gekommen, welcher auch entsprungen ist von dem Transport, und hat mich aus der Scheune herausgetragen, weil ich so schwach war, ich konnte nicht gehen. Wir wurden von einem Polizeimann namens Maurer verhaftet. Dieser Polizeimann versteckte mich in der Arrestzelle, bis die Amerikaner kamen. Ich habe so viel Gewicht am Marsch verloren, weil ich so wenig zum Essen bekommen habe. (…) Von der Zeit, als wir Buchenwald verlassen haben und bis wir hierher nach Oberlindhart kamen, hat die SS ungefähr 1.200 Leute von dem Transport erschossen.“ Zeugenaussage von Moses Ancelovics, US Besatzungsbehörde, 6. September 1945 56 11 Internetpräsenz Über unsere Homepage (weisse-rose-stiftung.de), über Facebook (facebook.com/WeisseRoseStiftung), das „Netzwerk Weiße Rose“ (weisse-rosestiftung.de/netzwerk) und unseren Newsletter erreichen wir Interessierte in großer Zahl. Die Homepage der Weiße Rose Stiftung e.V. ist nach wie vor ein bedeutendes Element unserer OnlineKommunikation. Über sie stellen wir eine Vielzahl von Texten über die Widerstandsgruppe zur Verfügung, informieren über aktuelle Veranstaltungen, über die Dauerausstellung in der DenkStätte Weiße Rose, Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, unseren Ausstellungsverleih und vieles mehr. Allein im Januar 2014 zählten wir 3679 Besucher auf der Homepage. Das Netzwerk Weiße Rose dient bevorzugt als Plattform für Schulen, die sich mit Projekten zur Weißen Rose auseinandergesetzt haben und das Ergebnis ihrer Arbeit kommunizieren wollen. Im Sinne von „best practice“ sind zahlreiche Projekte eingestellt, die anderen eine Anregung sein können. Als Beispiel sei hier auch das Protokoll unserer letzten Lehrerfortbildung und die darin vorgestellte Idee einer Schreibwerkstatt genannt. Auf Facebook zählen wir mittlerweile über 1.500 Freunde aus 45 verschiedenen Ländern. Die meisten unserer Fans kommen aus Deutschland (1.104), aus den USA (105), aus Österreich (50) und aus Italien (43). Die Geschlechterverteilung entspricht mit 46 % Frauen und 54 % Männern dem Durchschnitt aller Facebook-Nutzer. Die meisten unserer Freunde (92 %) sind zwischen 18 und 54 Jahre alt. In dieser Gruppe konnten wir vor allem Personen zwischen 25 und 44 Jahren gewinnen. Auf Facebook posten wir in kurzen Abständen Nachrichten zu aktuellen Veranstaltungen, wichtigen Gedenktagen, Schülerprojekten oder zu Neuerscheinungen. Die Meldungen zu Leben und Wirken der einzelnen Protagonisten der Weißen Rose, die wir zu deren Geburts- und Todestagen veröffentlichen, werden von unseren Freunden am meisten „geliked“. Ein aussagekräftiges Foto rundet schließlich jedes Posting ab. Neben den Beiträgen, die wir verfassen, bekommen wir auch einzelne Anfragen von Nutzern, zum Beispiel über die nächsten Ausstellungstermine in den USA. Einen traditionelleren Weg gehen wir weiterhin mit unserem vierteljährlichen Newsletter, der eine Vorschau auf die Aktivitäten der folgenden Monate gibt. Aktuell verschicken wir ihn an 872 Email-Adressen. Wenn auch Sie über unseren Newsletter informiert werden möchten, schreiben Sie bitte eine kurze E-Mail an [email protected]. 57 12 Neuerscheinungen Bernd Aretz Sophie Scholl. Ein Lebensbild Verlag Neue Stadt München 2013 Igor Chramow (Hrsg.) Alexander Schmorell. Gestapo-Verhörprotokolle Februar-März 1943 Orenburg 2013 2. Auflage der zweisprachigen Edition der GestapoVerhörprotokolle von Alexander Schmorell. Vorwort von Prof. Dr. Wolfram Wette Igor Chramow Die russische Seele der Weißen Rose Helios Verlag Aachen 2013 Deutsche Übersetzung der 2001 erschienenen russischen Biographie zu Alexander Schmorell. Vorwort zur deutschen Ausgabe von Dr. Hans-Jochen Vogel, Bundesminister a.D. Einsichten und Perspektiven – Periodika der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Themenheft 1/2013 zur Bedeutung der Widerstandsgruppe Weiße Rose und den Anforderungen an heutige Erinnerungsarbeit in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. Gregor Fernbach (Hrsg.) Vergesst Gott nicht! Leben und Werk des heiligen Alexander (Schmorell) von München Edition Hagia Sophia Wachtendonk 2013 Heinrich Kanz (Hrsg.) Josef Gieles: Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose 2. Auflage Peter Lang Verlag 2013 Karsten de Riese Von Vätern und Söhnen. Geschichten zwischen Generationen. Mit einem Essay von Rainer Stephan. Knesebeck München 2013 Peter Selg Alexander Schmorell 1917 - 1943. Der Idealismus der Weißen Rose und das geistige Russland Verlag des ITA Wegman Instituts Stuttgart 2013 Hermann Vinke Cato Bontjes van Beek. Ein Portrait. Neuausgabe zum 70. Todestag von Cato Bontjes van Beek Arche Verlag Hamburg 2013 58 13 Wir erinnern dankbar Liselotte Fürst-Ramdohr Sie verstarb im Mai 2013 kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag in Starnberg. Durch ihre Freundschaft zu Alexander Schmorell wurde Liselotte Fürst-Ramdohr eine wichtige Zeitzeugin der Weißen Rose. Im November 1942 vermittelte sie für Hans Scholl und Alexander Schmorell den Kontakt zur Berliner Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“. Wie auch Nikolaj Hamazaspian verhalf sie Alexander Schmorell zur Flucht. Lilo Fürst-Ramdohr wurde am 2. März 1943 verhaftet, aus Mangel an Beweisen jedoch wieder freigelassen. 1995 veröffentlichte sie ihre Erinnerungen mit dem Titel „Freundschaften in der Weißen Rose“. Nikolaj Hamazaspian Er verstarb Anfang Oktober mit 92 Jahren in München und wurde nach russisch-orthodoxem Ritus auf dem Friedhof am Perlacher Forst beigesetzt. Jahrzehntelang berichtete er in Zeitzeugengesprächen und auf Veranstaltungen über seine Erinnerungen an Alexander Schmorell und den Widerstand der Weißen Rose. Am 25. Februar 1943 war Nikolaj Hama zaspian auf Grund seiner Verbindungen zu Schmorell von der Gestapo in München verhaftet und über mehrere Tage verhört worden. Anfang Januar 1944 wurde er erneut festgenommen und bis zum Ende des Krieges in einem Zuchthaus in Wien interniert. Dieter Sasse Über viele Jahre war der Halbbruder von Christoph Probst Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. Die Sehstation in der DenkStätte Weiße Rose gibt die Möglichkeit, Ausschnitte aus einem Interview mit ihm über Christoph Probst anzuhören. Auch im Dokumentarfilm von Katrin Seybold „Die Widerständigen“ kommt er eindrücklich zu Wort. Walter Jens Der Schriftsteller, Wissenschaftler und Akademieleiter Walter Jens ist verstorben. Die Weiße Rose Stiftung e.V. durfte ihn lange Jahre als Mitglied wertschätzen. 59 14 Kurznachrichten um die Weiße Rose Wilhelm-Hoegner-Preis für die Weiße Rose Stiftung e.V. Der Wilhelm-Hoegner-Preis der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag wurde in diesem Jahr an das Bayerische Bündnis für Toleranz, den Verein Gegen Vergessen - für Demokratie und an die Weiße Rose Stiftung e.V. verliehen. Angesichts des 80. Jahrestages der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden damit drei Organisationen gewürdigt, deren Engagement beispielhaft für Schutz und Wahrung der Demokratie sowie für die Verteidigung der Freiheits- und Bürgerrechte stehen. Die Laudatio hielt Oberbürgermeister Christian Ude. Bayerischer Verdienstorden für Dr. Hildegard Kronawitter Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer überreichte der Vorsitzenden der Weißen Rose Stiftung e.V. und 49 anderen bayerischen Persönlichkeiten am 3. Juli den Bayerischen Verdienstorden u.a. für ihre "ehrenamtliche Arbeit in der Gestaltung und Weiterentwicklung humanitärer Ziele und Dienste zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger". Max Maurer Straße in Regenstauf Am 14. Juni 2013 wurde im neuen Baugebiet Marktlehenfeld eine Straße nach Max Maurer benannt. Im Beisein der Angehörigen, enthüllten Dr. Hildegard Kronawitter, Bürgermeister Siegfried Böhringer, Polizeipräsident Rudolf Kraus und der Initiator der Namensgebung Fred Wiegand das Straßenschild. Dr. Hildegard Kronawitter sprach ein Grußwort. 60 Zusammen mit dem Geschichtsarbeitskreis Ergoldsbach hatte die Weiße Rose Stiftung e.V. 2006 die Ausstellung „Das hätte doch jeder getan“ erarbeitet und Max Maurer bekannt gemacht. Der gebürtige Regenstaufer war 1935 bis 1946 Polizist in Ergoldsbach. Dort gelang es ihm kurz vor Kriegsende 1945 gemeinsam mit dem Polizisten Josef Kimmerling und der Bäuerin Anna Gnadl, 13 Juden, die auf dem Todesmarsch vom KZ Buchenwald am 26. April in der Nähe von Ergoldsbach durchzogen, das Leben zu retten. Ein Überlebender von ihnen, John Weiner, setzte sich dafür ein, dass Max Maurer 1997 in Yad Vashem als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde. Mit der Straßenbenennung ehrte ihn nun auch sein Geburts- und späterer Wohnort Regenstauf. Französischsprachige Materialien Philipp Noble hat die Flugblätter der Widerstandsgruppe Weiße Rose ins Französische neu übersetzt. Dr. Hildegard Kronawitter und Prof. Wolfgang Huber bedankten sich bei ihm und Raoule Mille vom Institut Français, das die Übersetzung maßgeblich unterstützte. Dank der Finanzierung durch den Förderverein für das NS-Dokumentationszentrums München e.V. konnte der französischsprachige Ausstellungskatalog neu gedruckt werden. Pünktlich lag er zur Eröffnung der Wanderausstellung in Oradour-sur Glane vor. v.l. Prof. Wolfgang Huber, Philipp Noble, Dr. Hildegard Kronawitter und Raoule Mille Amnesty International protestiert gegen die Todesstrafe Am 70. Todestag von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst protestierte Amnesty International München am Englischen Garten gegen die Todesstrafe. 300 weiße Rosen wurden an die Passanten 61 verteilt, die in Erinnerung an die Widerstandsgruppe Weiße Rose den Protestaufruf unterstützten. „Ein Blick in unsere jüngste Geschichte verpflichtet“, so Sabine Rube von Amnesty. DENKStättenkuratorium Weiße Rose e.V. Weingarten In Oberschwaben wurden weitere Gedenkorte in den Erinnerungsweg einbezogen. Der neue Internet auftritt http://www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de/de/ erinnerungswege.html informiert übersichtlich und ausführlich über die laufenden Aktivitäten des Kuratoriums und des Studentenwerks Weiße Rose e.V. in Weingarten und erinnert an Menschen aus dem Widerstand im Baden-Württembergischen, denen sich das DenkStättenkuratorium verpflichtet fühlt. Die Weiße Rose Stiftung e.V. ist Mitglied im Kuratorium. Klingende Erinnerung - die Weiße Rose Orgel ist restauriert Im Zusammenhang mit der Renovierung des Lichthofs der LMU wurde die 1961 eingebaute Weiße Rose Orgel restauriert. Am 20. Juli, dem Gedenktag an das gescheiterte Attentat auf Hitler, wurde sie nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder bespielt. Dieses erste Konzert wurde vom Zentrum Seniorenstudium der LMU mit Unterstützung der Weiße Rose Stiftung e.V. veranstaltet. Weitere Konzerte folgten. 62 Namenslesung in Erinnerung an die Reichspogromnacht Die Weiße Rose Stiftung e.V. beteiligte sich mit den Vorstandsmitgliedern Dr. Hildegard Kronawitter und Prof. Wolfgang Huber an der Namenslesung zum Gedenken an den 75. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ am 9. November 1938. Zusammen mit zahlreichen Münchnern lasen sie am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge in der Herzog-MaxStraße. Dr. Hildegard Kronawitter bereitete in der Arbeitsgruppe das „Gedenken an den 9. November 1938“ mit vor. Auftrag des Erinnerns Die Münchner katholischen Studentenverbindungen Moenania und Alemania luden Dr. Hildegard Kronawitter als Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V. jeweils zu einem Vortrag in Ihr Haus ein. Vor zahlreichen Mitgliedern referierte sie zum Thema „70 Jahre Weiße Rose – Erinnerung und Auftrag“ mit anschließender lebhafter Diskussion. Weiße Rose i-Punkt Forchtenberg Seit 10 Jahren leistet Renate Deck in der Weiße Rose Gedenkstätte im Würzburger Tor von Forchtenberg intensive Erinnerungsarbeit. Forchtenberg ist die Geburtstadt von Sophie Scholl, die Familie lebte dort, bis sie 1930 nach Ludwigsburg und dann nach Ulm zog. Am 9. Mai wäre Sophie Scholl 92 Jahre alt geworden. „Augenblicke ins Wesentliche“ hieß ein Rundgang, den Renate Deck zum 92. Geburtstag Sophie Scholls anbot. Zum 95. Geburtstag von Hans Scholl bot sie in Langenburg einen Spaziergang an, der sich auf Spurensuche der Freundschaft zwischen Lisa Remppis und Hans und Sophie Scholl begab. Liturgie in der Russisch-Orthodoxen Kathedral kirche München für Alexander Schmorell Mit einem feierlichen Pontifikalamt und einer Prozession zum Friedhof am Perlacher Forst haben Münchens russisch-orthodoxe Christen am 13. Juli Alexander Schmorells gedacht. Die russisch-orthodoxe Kirche in Deutschland hat Schmorell 2012 heiliggesprochen. Glaube und Widerstand Auf dem diesjährigen Dies Academicus am 1. Juli der beiden theologischen Fakultäten und der Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der LMU München stand die Veranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Weißen Rose unter dem Leitthema „Glaube und Widerstand“. Der Vortrag von Prof. Dr. Konrad Hilpert wird 2014 in einem Band von LMUniversum veröffentlicht. 63 Geschwister-Scholl-Preis 2013 für Otto Dov Kulka Otto Dov Kulka, israelischer Historiker und em. Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem, erhielt am 18. November 2013 den Geschwister-Scholl-Preis. Die besondere Würdigung der Jury galt seinem Buch „Landschaften der Metropole des Todes. Auschwitz und die Grenzen der Erinnerung und der Vorstellungskraft“, das bei der Deutschen Verlagsanstalt (DVA) erschienen ist. Die Laudatio hielt die Historikerin Dr. Susanne Heim vom Institut für Zeitgeschichte München, die den Preisträger seit zwei Jahrzehnten aus gemeinsamer Forschungsarbeit kennt. Otto Dov Kulka wurde 1933 in der Tschechoslowakei geboren und überlebte als Kind das Konzentrationslager Auschwitz. Seit 1949 lebt er in Israel. „Nach der Weißen Rose“ – Erinnerungen der Schriftstellerin Ilse Aichinger Wir danken der Germanistin Christine Ivanovic für ihre bibliophile Veröffentlichung „Ilse Aichinger in Ulm“, die sie uns bei ihrem Besuch in der DenkStätte überreichte. Die bebilderte kleine Ausgabe, die u.a. die frühe Erinnerung Ilse Aichingers an die Weiße Rose dokumentiert, ist in der Marbacher Reihe SPUREN 2011 erschienen. 64 15 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Der Vorstand Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende (ehrenamtliche Geschäftsführung) Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender (Schatzmeister) Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender Die Mitglieder Joachim Baez, Heinz Beumer, Jörg Busenbender, Dr. Igor Chramow, Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, Karin Friedrich, Thomas Guckenbiehl, Heiner Guter, Dr. Klaus Hahnzog, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Dr. Thomas Kiepe, Dr. Hildegard Kronawitter, Dr. Traute LafrenzPage, Dr. Silvester Lechner, Prof. Dr. Hans Mommsen, Franz J. Müller, Dr. David Müller, Jula Müller, Britta MüllerBaltschun, Johannes Nebmaier, Christa Nickisch, Christian Petry, Dr. Werner Rechmann, Dr. Rachel Salamander, Prof. Dr. h.c. Klaus Saur, Dr. Christof Schmid, Heino Seeger, Frank Trümper, Winfrid Vogel, Christian Vorländer, Prof. Dr. Michael Wyschogrod Der Beirat Joachim Baez, Karin Friedrich, Dr. Klaus Hahnzog (Vorsitzender), Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Prof. Dr. Hans Mommsen, Prof. Dr. Heribert Prantl, Dr. Rachel Salamander (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. h.c. Klaus Saur (stellv. Vorsitzender), Dr. Christof Schmid, Markus Schmorell, Dr. Ludwig Spaenle, Alexander Stuwe, Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze, Erwin Teufel, Christian Ude, Dr. Michael Verhoeven, Dr. Hans-Jochen Vogel, Winfrid Vogel, Dr. Beatrice von Weizsäcker MitarbeiterInnen (in Teilzeit) Christine Fiala-Köfer: Finanzen und Verwaltung Ursula Kaufmann: Einzelausstellungen, pädagogische Projekte, Besucherbetreuung, Kommunikation Sandra Knösel: Ausstellungsverleih, Netzwerk Weiße Rose, Facebook Aurora Bergmaier: ab November 2013 Mitarbeit im Büro Ulrich Müller: Archiv, Führungen Markus Kirchner: studentische Aushilfe PraktikantInnen: Aurora Bergmaier, Markus Kirchner, Yasmin Utida Freiberufliche Mitarbeiterinnen: Angelika Kretschmann, Annette Scholz, Stefania Zuber Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte Weiße Rose: Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner und Brigitte Schmid Vereinsregister Amtsgericht München VR 12214 Finanzamt München Steuer-Nr. 143/224/40546 Die Weiße Rose Stiftung e. V. ist zur Entgegennahme von Spenden und Bußgeldern gemäß Körperschaftssteuerbescheid vom 12.1.2012 berechtigt. Spenden werden für die satzungsgemäßen Aufgaben verwendet. Spendenkonto und Bankverbindung: Stadtsparkasse München IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85 BIC: SSKMDEMM 65 Beitrittserklärung Weiße Rose Stiftung Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 D-80539 München Telefon 0 89 / 2180-5359, 2180-5678 Telefax 0 89 / 2180--5346 E-Mail [email protected] www.weisse-rose-stiftung.de www.facebook.com/WeisseRoseStiftung Stadtsparkasse München IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85 BIC: SSKMDEMM Ich möchte die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. über den Kreis der Freunde und Förderer unterstützen. Mein Jahresbeitrag (€ 65,– oder mehr) € (€ 35,– Studierende) Meine Spende € (jährlich) Meine Spende € (einmalig) Die Beiträge sollen per Lastschrift eingezogen werden. Spendenquittung wird zugesandt. Bank IBAN BIC Name Vorname Beruf Telefon E-Mail Straße Institution Datum Unterschrift Bitte hier abtrennen PLZ, Ort Weiße Rose Stiftung e.V. Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 D-80539 München Telefon: +49 (0)89 / 2180-5359, 2180-5678 Telefax: +49 (0)89 / 2180-5346 [email protected] www.weisse-rose-stiftung.de www.facebook.com/WeisseRoseStiftung