Einfach mal Trecker fahren
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Einfach mal Trecker fahren
H bi ow s z to um W B e iw i ru : V fs om ei ns St tie ud g ie n- Wi www.fachschaft.org 2 Die WiWi - Fachschaftszeitung im Juli 2011 Fachschaft hautnah +++ MINT +++ E-Mobilität +++ Gründung +++ BIG 5 +++ Trecker +++ Extremsport +++ Witzig +++ Einfach mal Trecker fahren arke M r e d t f n Die Zuku etwas – n e t l a t s zu ge n ich n a k s e r e Spannend orstellen. v mir kaum eres. ganz Besond r Audi etwas Arbeit fü Jahrzehnten an war meine den letzten in ch si t n Von Anfang ha arke n ich Audi ei Automobilm n Aufgabe bi ue ne r rer Keine andere de se je it srichtung un entwickelt. M ere ich die Au ni fi so dynamisch de te eu H gekommen. Stück näher . it m Marke aktiv ung arkenentwickl ller, Leiter M e Christian Schü hr tsle iebswirtschaf Studium: Betr Mehr erfahren und selbst magische Momente erleben: www.audi.de/karriere Wiwis Im Wandel Liebe Lesenden, wann ist der Wiwi ein Wiwi? Eine Frage, wie sie sich die meisten wahrscheinlich schon mal gestellt haben, beim Betrachten ihres bunten KommilitonenMix. Alles dabei – aber wo gehöre ich dazu? Sind wir eine Einheit? Von außen betrachtet bestimmt – sonst würden uns ja nicht so viele Klischees anhaften – aber von innen heraus? Einer der verbindenden Eigenschaften haben wir uns im neuesten Heft des Wi² gewidmet: Wandlungsfähigkeit – oder abstrakter: Wandel. In einem Studienführer war einmal zu lesen, dass Wirtschaftsingenieure in der Tierwelt bei den Enten anzusiedeln wären. Die können auch Schwimmen, Laufen und Fliegen – nur halt nicht so richtig gut. Tut man uns damit unrecht? Ich denke nicht – von einem Donald bis zu einem Dagobert ist in der Entenwelt bekanntlich alles drin. Man muss sich nur seiner Chancen bewusst sein und diese nutzen – denn wenn man erst im Geldspeicher schwimmt ist der Schwimmstil auch egal. Eine Fähigkeit, die in allen Lebenslagen hilft, ist die Wandlungsfähigkeit. In keiner Zeit war der Wan- del so allgegenwärtig, wie in der heutigen. Ob die Finanzmärkte umkippen oder der Atomstrom abgeschafft wird. Es sind die neuen Situationen und Gegebenheiten, die unser Umfeld prägen. Da heißt es mental flexibel bleiben. Damit meinen wir nicht die alte Leier von der internationalen Mobilität und bla bla bla – sondern das Bewusstsein darüber, dass sich die Erde weiter dreht – hier oder in Japan – und das tut sie im Moment halt etwas schneller als sonst. Wandel findet im Kleinen, wie im Großen statt. Im Geschäfts- und im Privatleben. Global und lokal. Diesem bewusst, haben sich die Wi 2 - Redakteure dem Puls der Zeit ausgesetzt und keine Mühen gescheut euch, den Lesern, ein Potpourri des guten Geschmacks zu liefern. Somit berichten wir vom Wandel in der Mobilität, in der Landwirtschaft, unserem Studium und natürlich im Leben - dem wir ja alle ausgesetzt sind. Wir wünschen euch allen ein schönes ausklingendes Semester, erfolgreiche Klausuren und einen guten Start ins neue. Die Redaktion (auch immer im Wandel) Impressum V.i.S.d.P.: Fachschaft WiWi Kasse e.V. Herausgeber: Fachschaft Wirtschaftswissenschaften KIT, Kollegium am Schloss, Raum 001. Layout: Hendrik Dorprigter, Patrick Novinsky, Tom Stähr Redaktion: Hendrik Dorprigter, Patrick Novinsky, Tom Stähr, Tim Camman, Dominik Steuer Email: [email protected] Web: www.fachschaft.org Druck: Alinea Digitaldruck GmbH, Dresden Auflage: 1000 Stk. Erscheinungsdatum: Juli 2011 Inhalt Hinter verschlossenen Türen Jeder kennt das Fachschaftsbüro - von außen zumindest. Aber was geschieht, wenn die Tür zu und keiner da ist. Die Arbeit geht weiter in zahlreichen Gremien. 6 Zwei gremienerfahrene Fachschaftler im Gespräch über Gestaltung und Mitbestimmung 8 2011 wird einiges anders. Die Regelstudienzeit wird verlängert und nach Studienbeginn kann ein Erstie weiter die Schulbank drücken. Über die Hintergründe. 9 Interview MINT-Kolleg Extremsport How to Wiwi Wie komme ich rein ins Studium und wie 10 wieder raus. Tipps für den Studien- und Berufseinstieg. Was treiben eigentlich Wiwis, wenn sie das Studium nicht genug kickt? Durch den Schlamm kriechen oder über den Ozean Segeln zum Beispiel. Zwei extreme Erlebnisberichte. Seite 14 TITEL: Einfach mal Trecker fahren - Seite 12 Mobilität im Wandel Dass sich der Automobilmarkt bewegt, ist 18 mittlerweile bei allen angekommen. Damit Deutschland aber eine große Chance nicht ungenutzt verstreichen lässt, muss noch einiges geschehen. Ein Gespräch mit dem Leiter Competence E am KIT Campus Nord, Dr. Andreas Gutsch. Der eigene Laden Das eigene Unternehmen. Für viele ein 20 Traum - aber nur wenige träumen. Mit zwei studentischen Machern über Google und das Machen. Kommentar: Bolognaprozess Was hat sich verändert - und wie? Eine Rückschau. 22 Die innovativste Art der Evaluation. 23 BIG 5 Praktikum in Kolumbien Ein karlsruher Wiwi betreibt Völkerverstän- 24 digung in Südamerika. + Ein Gedanke: „Wo ist eigentlich hier?“ Wenn im Praktikum die Reifen brennen Ein Entwicklungshilfepraktikum wird jäh von 26 Unruhen unterbrochen. Ein Monat ohne Freundin Hans Wiwi stellt sich einer neuen Herausfor- 28 derung. Diesmal wird eine junge Liebe auf die Probe gestellt. Tim und Tom Ein Wettkampf der Superlative: Mensch gegen 29 Maschine. Voll günstig, günstig voll Die Wi2-Tester checken die örtlichen Preise 30 für einen Wiwi-Warenkorb. Wi2 Witzig Einfach mal ablachen 31 Wandel Big 5 Absolventenfeier Professoren-Auswahl Wirtschaftskooperation Master Wi² MO-Days Sprechstunde Bachelor Alumni Auslandsanerkennung Evaluation WiWiWi Diplom Studienberatung O-Phase Klausuren Fakultätsrat Studienkommission WiWiSo Lernplatz-Ausbau Lehrqualität Studien-Organisation Sitzung fachschaft.organisiert Studiengebühren tourEUCOR Hinter verschloss Die Fachschaft - was passiert hinter dieser Tür, wenn die O-Phase vorbei und der Rasen nach dem letzten Fest wieder geflickt wurde? Eine Spurensuche durch die Einrichtungen und Gremien, in denen sich die Fachschaftler engagieren. Das Büro Hier beginnt unser Rundgang. Zum Klausuren kaufen während der Sprechstunden war sicherlich jeder schon einmal hier. Aber auch für Fragen rund um das Studium findet ihr fast immer einen Ansprechpartner. Ob es um Vorlesungen, Prüfungsprotokolle oder die Beratung bei Problemen geht - ein offenes Ohr findet sich bestimmt. Der Kommandostand der Fachschaft. Die Sitzung An der Tür links vorbei und um die Ecke rechts befindet sich der 002. Hier findet jeden Mittwoch um 19:30 Uhr die Sitzung der Fachschaft statt. Zwischen 20 und 30 Wiwis berichten über die aktuellen Geschehnisse an Uni und Fakultät. Dazu wird die Position der Fachschaft zu kritischen Themen diskutiert. Hier kann sich jeder einbringen. Egal, ob er schon 10 Semester dabei ist, oder das erste Mal bei der Sitzung vorbei schaut. Was passiert da drin eigentlich? Die Fachschaften-Konferenz (FSK) Die Fachschaftenkonferenz (kurz FSK) ist ein recht gemütliches, da rein studentisches, Gremium. Im Aufbau entspricht sie im unabhängigen Modell (U-Modell) in etwa dem Bundesrat, da sich bei den Sitzungen jede Woche die Vertreter aller Fachschaften treffen, um Neuigkeiten der verschiedenen Fakultäten zu berichten und aktuelle studentische Themen zu diskutieren. Zusätzlich gibt es auch immer Infos aus anderen Gremien, wie dem Studierendenparlament (StuPa) oder dem Senat, sowie allgemeine News. Hin und wieder ist sogar ein hochkarätiger Gast anwesend, wie der Bereichsvorstand für Studium und Lehre, Prof. Dr. Becker. So erfährt man einiges über allerhand Themen, wie dem Unifest, dem MINT-Kolleg, der Finanzierung und Zukunft des KIT oder einfach nur, wann die Architekten-Party steigt. Hast du ein Problem? Möchtest du, dass wir deine Interessen und Ideen in den Gremien umsetzen, oder hast du allgemeine Fragen oder Probleme, bei denen wir dir weiterhelfen können. Komm in die Sprechstunde oder schreib an [email protected] 6 11. März: Japan erlebt das schwerste Erdbeben seiner Geschichte. Das Unglück von Fukushima nimmt seinen Lauf. Die Studienkom Die Studienkommission ist formal gesehen ein Untergremium des Fakultätsrates und beschäftigt sich, wie der Name schon sagt, mit allen Dingen rund ums Studium. Vorsitzender ist der Studiendekan unserer Fakultät (aktuell Prof. Oberweis), darüber hinaus nehmen weitere Vertreter der Professoren und des Mittelbaus sowie die Studienprogrammkoordination und Herr Hilser an den Sitzungen teil. Die Studierenden sind mit 6 Mitgliedern in der Studienkommission vertreten. Themen innerhalb der Studienkommission sind unter anderem die Besprechung von Auswahlsatzungen, Prüfungsordnun- 25. März: Der KIT-Schwerpunkt „Mensch und Technik“ startet. senen Türen??? Das Studierendenparlament (StuPa) Das StuPa ist, wie die FSK, ein rein studentisches Gremium und beschäftigt sich vor allem mit KIT-weiten Belangen. Es wird einmal im Jahr (Januar) von allen Studenten gewählt und unterteilt sich in politische Fraktionen, welche zum Teil den Parteien der deutschen Politik entsprechen. Jeder Student hat aber auch die Möglichkeit selbst eine Liste zu Gründen und sich in das S t u Pa wählen zu lassen. Aber auch nicht gewählte sind im- m e r herzlich eingeladen an den oft langen und ausführlichen Debatten Teil zu nehmen. Der Senat Der Senat ist das höchste direkt gewählte Gremium des KIT. Zusammen mit dem Präsidium und dem Aufsichtsrat leitet er das KIT. Im Senat sind alle Gruppen, also Forscher, Mitarbeiter und Studenten vertreten. Zusammen werden KIT-übergreifende Themen diskutiert und dann entschieden. Der Fakultätsrat (FakRat) mmission (StuKo) gen, Änderungen in Studienplänen oder die Lehrevaluation. Beispielsweise wurde auf Initiative der Studierenden die aktuelle Auswahlsatzung für die Masterstudiengänge Wirtschaftsingenieurwesen und TVWL durch die Studienkommission auf den Weg gebracht. Außerdem ist die Studienkommission für uns Studierende der richtige Platz, um aktuelle Missstände in Studium und Lehre anzusprechen und gemeinsam Lösungen auszuarbeiten. Die Studienkommission arbeitet in jeder Entscheidung darauf hin, einen Konsens zwischen allen Mitgliedern zu erreichen, weswegen auch die Belange der Studierenden stets gehört werden. Der Fakultätsrat ist das höchste entscheidende Gremium an der Fakultät. Im Fakultätsrat sitzen der Fakultätsvorstand, der aus fünf Professoren besteht, die Institutsleiter, sechs weitere gewählte Professoren, vier wissenschaftliche Mitarbeiter und ein Mitglied aus dem Bereich Verwaltung und Technik. Außerdem sitzen fünf Studierende, die Fakultätsgeschäftsführerin sowie eine Gleichstellungsbeauftragte im Fakultätsrat. Den Vorsitz führt der Dekan. Die Fakultätsratsitzung findet ca. alle vier Wochen statt. Auf der Tagesordnung stehen aktuelle Themen, die die Fakultät betreffen. Es wird zum Beispiel aus dem Senat und aus der Studienkommission berichtet. Auch aus den laufenden Berufungskommissionen wird Bericht erstattet. Natürlich kommen auch die studentischen Vertreter zu Wort. Bei Diskussionen und Entscheidungen, setzten wir uns dafür ein, dass auch die Interessen der Studenten berücksichtigt werden. Außerdem berichten wir von der aktuellen Fachschaftsarbeit. Die Fakultätsratsitzungen tragen daher zu einem Austausch zwischen Professoren und Studenten bei. Und nebenbei lernt man die Professoren mal anders kennen, als in der Vorlesung. 27. März: Bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg erringen Die Grünen Rekordergebnisse und erreichen zusammen mit der SPD einen Machtwechsel. 6. April: Während der dreitägigen MoDays wird den Master-Ersties ordentlich eingeheizt. 7 Nachgehakt Gremienarbeit hautnah - ein Interview von Hendrik Dorprigter In welchen Gremien Studenten der Fachschaft mitwirken und sich engagieren, habt ihr auf Seite 6 erfahren. Mit zwei gremienerfahrenen Fachschaftlern hat sich Wi 2 unterhalten. Über ihre Erlebnisse in der Fachschaftenkonferenz (FSK) und dem Senat berichten Markus Kirchberger (10. Semester) und Eric Lübke (8. Semester) Wi²: Wie bist du zur Fachschaft gekommen? MARKUS: Über meinen Freundeskreis ERIC: Ein Kumpel ist mal mittwochs zur Sitzung gegangen. Da hab ich mich spontan angeschlossen. Wi²: Wie bist du von der FS ins Gremium gekommen? MARKUS: Ich wollte ein Referat übernehmen und das Außenreferat war gerade zu haben und klang interessant. So kam ich in die FSK. Der Senat war nach vielen anderen Universitätsgremien ein logischer Schritt. ERIC: Ich bin aus Interesse an der Zusammenarbeit mit anderen Fachschaften mal mit in die FSK-Sitzung gegangen. In meiner 3. Sitzung war ich dann plötzlich der einzige Wiwi und seitdem berichte ich für die Fachschaft aus der FSK. Wi²: Wie aufwendig ist die Arbeit in deinem Gremium? MARKUS: Wenn man es schlecht macht, reduziert es sich auf die Zeit in den Sitzungen. Wenn man es gut machen will, kann man fast unbegrenzt Arbeit hineinstecken. ERIC: Wie in anderen Gremien ist der Aufwand sehr unterschiedlich. Die Dauer der Sitzungen hängt davon ab, ob momentan viele kritische Themen zu diskutieren sind. Anfang/Mitte des Semesters können pro Woche für FSKund Fachschaftssitzung inklusive Vorbereitung 4-6 Stunden anfallen, in der Prüfungszeit ist es dann ruhiger. Wi²: Was fasziniert dich an deiner Arbeit in der FSK beziehungsweise im Senat? MARKUS: Die Gestaltungsmöglichkeiten, die ich für mein direktes Umfeld habe, also den zukünftigen Studenten ein besseres KIT zu hinterlassen. Es würde mich sehr freuen, wenn das KIT in 30 Jahren in einem Satz mit seinem Namensvetter genannt wird und ich weiß, dass ich an der Gründung und 8 Weiterentwicklung mitwirken konnte. ERIC: Ich finde es immer interessant, wenn völlig unterschiedliche Standpunkte aufeinander prallen. Das kommt zum Beispiel vor, wenn die FSK als Gremium Stellung zu einem Thema beziehen soll. Wi²: Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Fachschaften? MARKUS: Prinzipiell sehr gut. Die Vertreter der Fachschaften sind meist Pragmatiker und arbeiten sehr lösungsorientiert. Als Wiwi haftet einem doch ein etwas negatives Klischee an. Wenn man sich aber etwas bemüht und auch mal darüber lachen kann, verfliegt das schnell. ERIC: Meistens funktioniert die Zusammenarbeit gut, da ja auch die anderen Fachschaftler sehr engagiert und motiviert sind. So zum Beispiel am Unifest, wenn wir zusammen mit den Elektrotechnikern den Bierstand schmeißen, oder wenn wir zusammen eine Stellungnahme der FSK erarbeiten. Gute Ergebnisse liegen ja im Interesse aller. Wi²: Hast du das Gefühl, selber gestalten zu können oder werden Entscheidungen nur durchgewunken? MARKUS: Ganz klares ja - man kann vieles mitgestalten. Zwar kann nicht jede Entscheidung so umgesetzt werden, wie man es geplant hat, aber man wird gehört. Auf gute Informationen kommt es besonders an, weil man mit einem Mehr an Wissen auch mal ein paar Hierarchiestufen übertrumpfen kann. ERIC: In der FSK wird meiner Meinung nach nichts durchgewunken – eher zu viel debattiert. Da von jeder Fachschaft meist nur ein Vertreter anwesend ist, sind wir oft nicht mehr als 10 bis 15 Leute - da kann jeder seine Meinung einbringen. Wi²: Hast du das Gefühl, dass die Hochschulpolitik an den Studenten vorbei geht? 11. April: Mit dem Sturz des Machthabers Gbagbo endet der Bürgerkrieg in der Elfenbeinküste. MARKUS: Also wenn sie an uns vorbeigehen würde, wäre es unsere eigene Schuld. Wi²: Und wie hat sich unsere Stellung seit der Gründung des KIT verändert? MARKUS: Vielleicht hat sich das Verhältnis zwischen Uni und Studenten im Allgemeinen verändert. Ich habe den Eindruck, dass die Studenten von der Universität Service, also eine Dienstleistung, fordern. Die Uni erfüllt oft auch diesen Wunsch - und eben nur diesen. Ich fände es schön, wenn die Übergänge zwischen Lehre und Forschung kleiner würden und mehr Studenten nicht nur in die Vorlesungen gehen, sondern das gesamte Geschehen mitprägen würden. Wi²: Hat sich das Bild, das du von der Uni hast, durch deine Gremienarbeit verändert? ERIC: Nicht wirklich. MARKUS: Absolut! Nicht nur dadurch, dass ich viele Menschen und Räume kennengelernt habe. Man fühlt sich einfach ein Stück weit mehr verbunden. Wi²: Wo siehst du weiteren Handlungsbedarf – wo sind die großen Herausforderungen der Zukunft? MARKUS: Aktuell reagieren wir nur auf Veränderungen. Ich fand es nervig - egal ob bei Bologna oder Studiengebühren - dass nur kritisiert wurde und wenig gestaltet. Was nötig ist, dass wir als Studenten eine Vision davon entwickeln, wie für uns gute Lehre aussieht. ERIC: Ich kann mir vorstellen, dass minderjährige Studenten eine Herausforderung darstellen werden - sowohl für Events, wie zum Beispiel die OPhase, als auch in Bezug auf rechtliche Themen, welche die Verwaltung betreffen – zum Beispiel Prüfungsangelegenheiten. Was da auf uns zukommt ist schwer abzuschätzen. Wi²: Vielen Dank für das Gespräch 11. April: Beginn des Sommersemesters 2011. Das MINT-Kolleg Von der Schule zurück auf die Schulbank? Von Sebastian Palt Zum kommenden Wintersemester wird es eine Neuheit am KIT geben. Das Mint-Kolleg, ab Oktober offiziell Redtenbacher-Kolleg, wird die ersten Studierenden empfangen und seine Arbeit aufnehmen. Doch worum handelt es sich genau beim Mint-Kolleg und welchen Nutzen haben wir Studierende davon? Diese Frage geht sicher einigen von euch gerade durch den Kopf. Wi 2 beantwortet die wichtigsten Fragen für euch und gibt einen Überblick über das MINT-Kolleg. MINT-Kollegs? Neben dem schon erwähnten Online-Vorkurs im September beginnt der Präsenzunterricht zeitgleich mit Vorlesungsbeginn am 17. Oktober 2011. Einstiegstermine in das MINT-Programm werden jeweils der Beginn des Winter- und Sommersemesters sein und zusätzlich nach den Weihnachtsferien, um Studierenden die Möglichkeit zu bieten, mögliche erste Defizite im Studium frühzeitig auszugleichen. Worum handelt es sich jetzt genau bei der Sache? MINT steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Idee hinter dem Kolleg wurde vom Land BadenWürttemberg, der Uni Stuttgart und dem KIT gemeinsam ins Leben gerufen, um die hohen Abbrecherquoten in den MINT Fächern zu senken. Das MINT-Kolleg soll dabei helfen, Defizite durch die verkürzte Schulzeit auszugleichen, die Studieninteressierten zu beraten und ihnen eine Orientierung geben, ob ein Studium aus dem MINT-Bereich für sie in Frage kommt. Wie sieht das aktuelle Konzept am KIT aus? Das MINT-Kolleg besteht nach jetziger Planung aus einem Mathematik (Online)-Vorkurs, der im September stattfinden wird, und Präsenzunterricht. Der Präsenzunterricht gliedert sich in 14-tägige Module aus den Fachbereichen Mathematik, Informatik, Chemie und Physik. Die Module werden durch Online-Module zur Vor- und Nachbereitung begleitet. Parallel neben den Kursen am MINTKolleg können auch schon Veranstaltungen des regulären Studiums besucht werden. Wann ist der genaue Starttermin des Welchen Vorteil bringt mir das MINTKolleg, wenn ich schon Studierender am KIT bin? In Planung ist, den schon Studierenden die Möglichkeit zu bieten, in andere Fachbereiche reinzuschnuppern und sich fächerübergreifend weiterzubilden. Ob und wie genau dies technisch umgesetzt werden soll, ist derzeit leider noch unbekannt. Ziemlich konkrete Pläne gibt es aber bei der Regelstudienzeit. Diese soll für alle Studiengänge, die am MINT-Kolleg teilnahmeberechtigt sind (alle, außer Geistes- und Sozialwissenschaften und Sport), von sechs auf acht Semester erhöht werden - bei gleichbleibenden Studieninhalten und –plänen. Für wie viele Studierende ist das Mint-Kolleg ausgelegt und wo werden diese untergebracht? Dieses Wintersemester wird mit 250 bis 300 Studierenden gerechnet. Langfristig soll das MINT-Kolleg auf circa 1500 Personen ausgelegt werden. Als Gebäude sollen dabei spezielle Container dienen, die auf einer Grünfläche auf der anderen Straßenseite gegenüber der UniBibliothek aufgebaut werden. Ich bin am MINT-Kolleg interessiert, aber wie läuft die Bewerbung ab? Das genaue Bewerbungsverfahren ist leider noch nicht bekannt, jedoch werden ab dem 1. Juli auf der Homepage www.mint-kolleg.kit.edu die genauen Bewerbungsformalien geklärt. Es wird aber auf alle Fälle ein AssessmentCenter, also Online-Einstufungstest, geben, der eine nicht bindende Empfehlung gibt, ob eine Teilnahme am Mint-Kolleg ratsam ist. Außerdem wird es ein Beratungsangebot, sowohl online per Skype, als auch vor Ort mit den Dozenten geben. 20. April: Die Grünen und die SPD einigen sich auf eine Volksabstimmung über das Bahnprojekt „Stuttgart 21“. Für weitere Informationen und die Stundenpläne für das kommende Winter- und Sommersemester empfehlen wir euch die offizielle Homepage www. mint-kolleg.kit.edu oder ihr kommt einfach während den Sprechstundenzeiten in der Fachschaft vorbei. Alle Angaben stellen unseren jetzigen Wissensstand dar und sind ohne Gewähr. Die Pläne müssen zunächst vom höchsten entscheidenen Gremium dem Senat - verabschiedet werden. 21. April: Es wird bekannt, dass iPhones heimlich Bewegungsprofile anlegen. 9 How to Studium von Markus Binding und Patrick Novinsky Was tun, um an der Uni nicht unter zu gehen? Wie soll man das eigentlich hinbekommen? Dieses Studium? 180 Credits? In sechs Semestern? Praktikum, Ausland und am Besten auch noch irgendwann mal arbeiten... Und was wollen eigentlich all diese Hochschulgruppen mit ihrem Bier und ihren Brezeln? Wi² hilft euch, das Chaos zu durchblicken und bringt Licht ins Dunkel. Bücher: Kauft keine Bücher! Bisher habe ich noch jeden Lehrbuchkauf bereut. Die Bücher, die jeder braucht, gibt es in ausreichender Menge in der Bib. Und wenn ihr doch mal eines benötigt, was ihr dort nicht findet, lasst es einfach bestellen, die Bibliotheken erlauben Anschaffungsvorschläge. Die meisten Bücher, die empfohlen werden, braucht ihr jedoch sowieso nicht. Masterplan: Erstellt einen Masterplan! Überlegt euch von Anfang an, wann ihr welche Klausuren schreibt, wann es ins Ausland geht und wann Praktika sinnvoll sind. Am Besten habt ihr schon im ersten Semester einen Plan, in dem alles grob drin steht. Wahrscheinlich werdet ihr diesen nicht einhalten, vielleicht sogar viele Male ändern. Es ist aber extrem hilfreich, wenn man immer weiß, was noch so ansteht. Wenn man so dann doch etwas über den Haufen schmeißt („mach ich mein Praktikum halt im nächsten Semester!“), merkt man sofort, was sonst noch alles geändert werden muss. Ausland: Geht früh ins Ausland. Und wenn ich sage früh, dann mein ich auch früh. Die Möglichkeiten, Vorlesungen im Ausland zu hören und diese sich auch irgendwann nen sind begrenzt. Wer in seinem Studium bereits weit fortgeschritten ist, hat eben genau legen, was ihm noch fehlt. Und dies schränkt die Auswahl natürlich ein. So spart ihr frühen Auslandssemester wertvolle Zeit. Das Wichtigste aber: Geht überhaupt ins anzurechdas zu bemit einem Ausland!!! Seminare: Verteilt die Seminare! Glaubt es mir, zwei Seminare in einem Semester sind kein Spaß. Deshalb empfehle ich , die Seminare möglichst früh und einzeln zu belegen. Der Masterplan hilft bei dieser Planung und auch beim Beachten der Anmeldezeiträume, die durchaus auch mal im vorherigen Semester liegen können. Vorlesungen: Geht selektiv in Vorlesungen! Dabei meine ich nicht, überhaupt nicht in Vorlesungen zu gehen. Geht aber wirklich nur in die Vorlesungen, die ihr auch interessant findet. Wenn ihr nur aus Pflichtbewusstsein in die Vorlesung geht, dann lasst es lieber bleiben, lernt allein oder mit Freunden oder nutzt die Zeit mit ganz anderen Dingen. Denkt daran, dass jede Klausur an der Uni auch ohne Vorlesungsbesuch zu bewältigen ist. Prüfungen: Legt eure Prüfungen taktisch klug. Prüfungstermine liegen nicht immer perfekt, wer aber geschickt Nachklausuren statt Hauptklausuren schreibt oder ein Fach vorzieht und dafür ein anderes später schreibt, kann die Semesterferien hier und da noch etwas verlängern. Leider haben gerade viele Studienanfänger Angst davor, Dinge anders zu machen, als es der Stundenplan vorsieht. Diese Angst ist aber unbegründet. Habt Mut! Hochschulgruppen: Geht gleich im ersten Semester in die Fachschaft oder eine Hochschulgruppe! Den Fehler, damit zu lange zu warten, machen viele eurer Kommilitonen. Das Engagement in der Hochschulgruppe macht ziemlich Laune, schafft Freundschaften und je früher man damit anfängt, desto früher kann man es auch „nutzen“, sprich: In den Lebenslauf aufnehmen. Arbeiten: Arbeitet als Werkstudent, anstatt als Hiwi! Man verdient mehr, lernt mehr und bekommt vielleicht sogar noch bei einem interessanten Arbeitgeber den Fuß in die Tür. Schwer zu bekommen sind weder Hiwi- noch Werkstudentenstellen. Man muss sich einfach bewerben. 10 27. April: Daten von 77 Millionen PlayStation-Nutzern werden gestohlen. 30. April: Dortmund wird vorzeitig deutscher Fußballmeister. How to Berufseinstieg Worauf kommt es an, wenn es dann mal so richtig losgeht? von Pascal Piszczek Wäre es nicht schön, wenn man für jeden gewünschten (Einstiegs-)Job ein einfaches Rezept bereit hätte? Sowas wie „2 Löffel Praktikum, 150ml soziales Engagement, ¼ gute Noten und eine Prise Affinität zu der Sache“ und fertig ist der erste Job! Es jedem Bewerber so einfach zu machen ist sicherlich nicht möglich. Dennoch ist dieses Grundrezept an sich kein schlechter Ansatz. Ich kann nur aus meinen eigenen Erfahrungen sprechen und hoffe, dass ich vielleicht dem einen oder anderen von euch helfen kann, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Die folgenden Punkte sollen bei einigen grundsätzlichen Fragen üblicher Themen für Berufseinsteiger weiterhelfen. Praktika: Praktika sind wichtig, keine Frage. In erster Linie werden erste praktische Erfahrungen vom Berufseinsteiger verlangt, um sicher zu stellen, dass dieser auch einen, wenn auch teilweise nur groben, Eindruck davon hat, wie es in der Arbeitswelt abläuft. Außerdem sollten Praktika dabei helfen, dass der Absolvent feststellen konnte, ob der gewünschte Bereich für den ersten Job denn wirklich der richtige ist. Zusätzlich stellt ein Praktikum immer eine gute Basis dar, um „einen Fuß in der Tür“ bei jenem Arbeitgeber zu haben. Auslandserfahrung: Es gibt kaum noch (höchst attraktive) Stellen, bei denen nicht mindestens 3 Monate Auslandserfahrung erwartet werden. Ob diese nun im Rahmen eines Praktikums oder im Rahmen eines Auslandssemesters gesammelt wurden, ist vollkommen egal. Ob ihr den gewünschten Job bekommt oder nicht, Erfahrungen im Ausland zu sammeln ist immer sinnvoll, so oder so! Noten: BWL < 1,6, Ingenieurwissenschaften < 2,6. Das sind die üblichen Aussagen auf den Karriereseiten größerer Unternehmen. Diese Anforderungen sind auch relativ ernst zu nehmen, da sie einen der Grundsteine für das Auswahlverfahren bilden. Bei mehreren hundert Bewerbern auf eine Stelle, müssen Grenzen geschaffen werden, um die Menge zu reduzieren. Die Abschlussnoten stellen hier für das Personalwesen einen relativ und objektiv guten Referenzwert dar. Also: ums Lernen kommt man nicht rum. Soziales/Außeruniversitäres Engagement: Zunehmend werden in der Wirtschaft Themen wie Corporate Responsibility wichtig. Damit dies umgesetzt werden kann, benötigen die Unternehmen Arbeitskräfte, die bereit sind, sich gegebenenfalls auch außerhalb Ihrer Arbeitszeit (sozial) zu engagieren. Die Zeiten sind vorbei, in denen nur Leute mit Ellenbogen-Einsatz weiterkamen. Außerdem zeigt die Arbeit in außerfachlichen Einrichtung die Team- und Kommunikationsfähigkeit. Bewerbung: Die Bewerbung ist euer Aushängeschild. Eine gut aufgebaute Bewerbung hinterlässt immer einen guten ersten Eindruck. Zum Aufbau findet ihr sicherlich genug Infos in bestimmter Literatur oder im Internet. Grundsätzlich gilt jedoch für den Lebenslauf: Wichtige Informationen kurz, prägnant und übersichtlich zusammentragen. Und wenn ihr dann noch euren Wert fürs Unternehmen im Anschreiben vernünftig darlegt, ist der schwerste Teil des Weges schon gepflastert. Auswahlverfahren: Horrorgeschichten von Assessment-Centern kennen wir wohl alle. Hoher Druck, Leute mit großem Willen sich durchzusetzen, Einzelkämpfermentalität etc. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man einfach man selber sein sollte. Sich grundsätzliche Gedanken zu machen, wie man sich selber darstellen möchte, und schonmal überlegen, welche 3 Stärken und Schwächen man hat, ist sicher richtig und wichtig. Sich zu verstellen und strikt der Literatur zu Assessment-Center zu folgen, macht in meinen Augen allerdings nicht so viel Sinn. ACs erfüllen den Zweck, herauszufinden, was der Kandidat kann. Das ist soweit klar. Aber es soll auch dabei helfen, herauszufinden, ob der Kandidat zum Unternehmen passt und anders herum. Gefällt euch schon die Atmosphäre im Assessment-Center nicht und kommt ihr mit den gestellten Anforderungen nicht klar bzw. könnt euch nicht mit dem Gesamteindruck identifizieren, so ist das Unternehmen vielleicht auch nicht das richtige für euch. 1. Mai: Der Datenschreiber einer 2009 abgestürzten Air-France-Maschine wird nach zwei Jahren überraschend im Atlantik geborgen. 1. Mai: Der deutsche Arbeitsmarkt wird für acht osteuropäische EU-Staaten geöffnet. 11 Die große Wi 2 Stadtflucht Von Traktoren, Mähdreschern und den Herausforderungen der globalen Landwirtschaft Von Hendrik Dorprigter Patrick Novinsky, Lena Diekhans und Tom Stähr Einmal das Poloshirt gegen das Karohemd tauschen und die Vibration eines 600 PS Diesel-Motors im ganzen Körper spüren. Nein, es geht nicht um ein außerplanmäßiges Ingenieurmodul bei den Maschinenbauern. Es geht um den ältesten aller Wirtschaftssektoren, der gegenwärtig, wie kaum ein anderer, von Wandel und globaler Bedeutung geprägt ist. Die Landwirtschaft. Schließlich baut der Mensch schon seit Tausenden von Jahren Getreide an, pflügt das Feld, sät aus und erntet ab. Doch wo früher fast jeder für sein täglich Brot das eigene Feld bestellen musste, arbeiten heute nur wenige Prozent der deutschen Bevölkerung im Agrarsektor. In einer Servicegesellschaft, wie wir sie heute erleben, ist den meisten das karge Landleben fremd geworden. Internet, Finanzmärkte und Dienstleistungen sind zum treibenden Wirtschaftsmotor geworden und ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Der Bauer rückt nur noch in den Fokus, wenn mal wieder die Milchpreise steigen oder eine Debatte über Gentechnik läuft. Über das alltägliche Leben eines modernen Landwirts macht man 12 sich höchstens Gedanken, wenn einem beim sonntäglichen Spaziergang der süßliche Gülle-Geruch in die Nase zieht und man diese angewidert rümpft. Aus den Augen, aus dem Sinn scheint die Landwirtschaft gerückt zu sein. Möglicherweise zu Unrecht – nimmt sie doch im Globalisierungsprozess eine, wenn nicht die Schlüsselposition ein. Wenn auch nicht aus Renditeperspektive, so aber mit Sicherheit im globalen Demographiewettstreit der Völker. Der steigende Wohlstand in vielen Ländern, der durch die Globalisierung erreicht wurde, verändert auch die Konsumgewohnheiten ihrer Einwohner. Fleisch soll es sein - billig und viel, lautet mittlerweile nicht nur der Wunsch in amerikanischen FastFood Restaurants oder auf deutschen Grilltellern. Nicht nur, dass die Weltbevölkerung in den nächsten 20 Jahren von sieben auf neun Milliarden Menschen anwächst und ernährt werden möchte, so stellt der steigende Fleischkonsum die globale Landwirtschaft vor unproportionale Herausforderungen, denn die Produktion einer Mengeneinheit Fleisch frisst bis zu sieben Äquivalenten Futtergetreide. Wie wird es möglich sein, diese Mengen an Getreide und Futtermittel zu günstigen Preisen und guter Qualität zu erzeugen und zu liefern? Eine Antwort kann im Getreide selbst liegen. Potentere Weizenzüchtungen oder Gen-Reis mögen einen Teil zur 2. Mai: US-Präsident Obama bestätigt Tod des al-Qaida Anführers Osama bin Laden. Ertragssteigerung beitragen. Eine andere Möglichkeit ist die Ernte – frei von moralischen und gesundheitlichen Bedenken, die die grüne Gentechnik mit sich bringt. Die Bewirtschaftung und Ernte der Felder. Und diese Möglichkeit haben wir uns angeschaut. Von der Produktion bis zum Einsatz. Das lässt die junggebliebenen Männerherzen höher schlagen – dort oben, im Führerhaus unseres Mähdreschers. Wir haben uns also die Frage gestellt, was moderne Landwirtschaft bedeutet und welchen wirtschaftlichen Stellenwert sie einnimmt. Dazu haben sich drei Redakteure auf eine Reise längs durch die Republik – von Karlsruhe nach Harsewinkel (bei Gütersloh) – gemacht, zur Konzernzentrale von Claas, einem der weltweit größten Landmaschinenhersteller. Dort ließen wir uns das Werk zeigen, sprachen mit dem Pressereferenten und konnten uns am Ende sogar selbst mal ans Lenkrad dieser gewaltigen Maschinen setzen. Doch fangen wir vorne an. Die Geschichte von Claas begann 1921 mit der Anmeldung ihres ersten Patents. Ein Knoter zum Zusammenbinden von Strohballen legte den Grundstein. Es folgten bis heute circa 5000 weitere Patente, die eine erste Einschätzung der Innovationskraft dieses Unternehmens möglich macht. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg und einhergehend mit einem gesellschaftlichen Wandel, wuchs der Grundnahrungsmittelbedarf stetig an. Doch amerikanische Mähmaschinen, wie es sie schon gab, waren für die europäischen Bedürfnisse völlig ungeeignet. Also baute Claas den ersten geeigneten Mähdrescher und schubste damit den wirtschaftlichen Erfolg des Unterneh- 4. Mai: Das zweitägige Wirtschafts- und Technologieforum „talKIT: E-volution – Die Zukunft der Mobilität?“ beginnt. mens an. Während des Zweiten Weltkriegs, bei dem unter Nazi-Deutschland alle Industriebetriebe für die Kriegsproduktion zu arbeiten hatten, entwickelte Claas, trotz Verbot, seine Mähmaschinen weiter. So konnte das Unternehmen nach dem Krieg direkt mit fertigen Bauplänen in den wirtschaftlichen Aufschwung einsteigen. Zum besonderen Vorteil für Claas stellte sich die englische Besatzung, die zahlreich in Harsewinkel stationiert war, heraus. Denn natürlich hatte auch England großen Bedarf an Landmaschinen, die Claas liefern konnte. So konnten die Westfalen, trotz eines allgemeinen Produktionsverbots für deutsche Unternehmen, vor den meisten anderen Unternehmen die Produktion wieder aufnehmen. Diese Begebenheiten stellten wohl die entscheidenden Ecksteine für die historische Entwicklung von Claas dar. 2011 kann man wohl drei Produktgruppen herausstellen, die den Bärenanteil der wirtschaftlichen Kraft in sich tragen. Mähdrescher, Feldhäcksler und Traktoren bzw. Zugmaschinen. Sie tragen so klangvolle Namen, wie ARION, LEXION oder XERION und sind mit teilweise mehr als 20 Tonnen Eigengewicht eher Fabriken auf Rädern. Zur Verdeutlichung: Ein LEXION-Mähdrescher schafft es in zehn Stunden den Tagesbedarf an Weizen von Berlin zu decken. Ob das jetzt viel oder wenig ist, kann man als fachfremder wohl nicht wirklich beurteilen. Auch dass eine Straßengeschwindigkeit von 40 km/h eine herausragende Leistung darstellt ist nicht direkt offensichtlich, oder ob ein 12.000 Liter Korntank nun be- sonders groß, oder eher durchschnittlich ist. Zu betrachten ist die Branche in ihrer Entwicklung, und da haben sich die Anforderungen an Mensch und Maschine erheblich verändert. Ein Vergleich – 1950 waren weltweit pro Person 5600 m 2 Anbaufläche ver- fügbar. 2050 werden es nur noch 1500 m 2 sein. Grund sind Bevölkerungswachstum, Klimawandel und Wasserknappheit, sowie die angesprochene Veränderung der Ernährungsgewohnheiten. Da wir in Deutschland weder das Problem der Überbevölkerung oder der Wasserknappheit haben, noch besonders unter dem Klimawandel leiden werden, ist das Agrarproblem vor allem ein globales. Wir leiden zwar hier unter steigenden Weltmarktpreisen, jedoch nicht an Hunger. Von den veränderten Bedingungen kann Deutschland, und in diesem Fall Claas, eher profitieren. Der Exportanteil des Konzernumsatzes von 2,5 Milliarden Euro lag 2010 bei 73 Prozent. Zuletzt zwar konstant, aber langfristig mit Tendenz nach oben - das zeigt ein Blick in die Konzernbilanz. Ein zweiter Blick offenbart auch die Abhängigkeit von der Weltkonjunktur. Der Jahresumsatz lag 2008, einem Spitzenjahr, noch etwa 800 Mio. Euro höher und das Ergebnis vor Steuern sank von fast 250 Mio. Euro auf knapp 80 Mio. Euro. Grund ist die Investitionsrückhaltung während der Krise. Geerntet werden muss trotzdem weiter und so kann die Branche dieses und auch die nächsten Jahre von steigenden Investitionen profitieren. Aber wer investiert da eigentlich? Im Gespräch mit Horst Biere, Leiter Unternehmenskommunikation, wurde Eines deutlich – die „Bauer sucht Frau“- Romantik war gestern. Heute liegt auch die Landwirtschaft in den Händen von Investoren, die bereits Ackerland in Afrika 6. Mai: Die Untersuchungen zu den Plagiatsvorwürfen gegen Guttenberg sind abgeschlossen und bestätigen eine vorsätzliche Täuschung. kaufen, um vom Bedarf der Zukunft zu profitieren, oder an Agrarbörsen auf Weizenpreise zu wetten. Strukturwandel ist das Stichwort und der betrifft auch Deutschland. Kaum ein Bauer kann es sich heute leisten für 20 Erntetage im Jahr einen Mähdrescher für eine halbe Millionen Euro anzuschaffen, der die restliche Zeit in der Scheune steht. Darum hat auch in diesem Sektor der Dienstleistungsgedanke Einzug gehalten. Lohnunternehmer fahren von Hof zu Hof, um in Drescherkolonnen die Felder abzuernten - bezahlt wird nach Hektar. Und damit wird auch klar, warum es auch auf die Straßengeschwindigkeit ankommt. International ist der Strukturwandel ein anderer. Alle Regionen bringen ihre landwirtschaftlichen Eigenarten mit sich. Die angesprochenen Kolonnen fahren in Flächenländern, wie den USA oder Russland zum Teil mit zehn oder zwölf Maschinen parallel und wie Zugvögel in V-Formation versetzt. Mit GPS-Unterstützung ist es heute möglich exakte Bahnen zu ziehen und die Verschwendung von Korn und Zeit zu minimieren. Russland ist für deutsche Hersteller von besonderem Interesse, da dort, wie in den anderen alten Sowjet-Staaten, die Fuhrparks oft veraltet sind. Schwellenländer wie China oder Indien stellen ganz andere Herausforderungen dar. Hier müssen intelligente Lösungen für Kleinbauern entwickelt werden, die ihre Reisernte auf sehr weichen und feuchten Böden bei geringem Kapitaleinsatz optimieren möchten. Diese und andere Herausforderungen müssen weltweit bewältigt werden, um eines der vielen globalen Probleme in den Griff zu bekommen. 12. Mai: Kretschmann wird erster grüner Regierungschef. 13 Tough Guy The Safest Most Dangerous Event in the World von Robin Dechant Es ist das härteste Hindernis-Rennen der Welt. Das Tough Guy Race in Wolverhampton (England). Jedes Jahr im Januar quälen sich die über 6000 Starter aus aller Welt über die 12 Kilometer Renndistanz. 25 Hindernisse, die so genannten „Killing Fields“, sind dabei zu überwinden. Jeder Dritte bleibt auf der Strecke zurück und wird das Ziel nicht erreichen. Wer an einem der qualvollen Hindernisse scheitert, wird disqualifiziert und verliert die Gunst des Publikums. Hohn und Spott sind die Folge. Und die Erkenntnis doch kein Tough Guy zu sein, es nicht mit den härtesten Männern der Welt aufnehmen zu können. Nirgendwo auf der Welt können leichter solche Legenden geschrieben werden, als in der düsteren Winterlandschaft des Vereinigten Königreichs. Dudelsäcke und Rugby-Schlachtgesänge vermitteln jene Atmosphäre, die sich an keinem anderen Ort finden lässt. Grund genug, mich von den eintönigen Straßenläufen des Sommers los- 20 14 zureißen, nach England aufzubrechen und mich der Herausforderung zu stellen. Der Herausforderung, mich als wahrer Tough Guy zu beweisen. Gut drei Monate vor dem Tough Guy ging es mit der Vorbereitung los. Jeden Sonntag standen die vierstündigen Trainingseinheiten mit dem Getting Tough Team am Fuße der Schwäbischen Alb auf dem Programm. Wenn andere zu Hause saßen und genüsslich ihren Sonntagsbraten verzehrten, die Kirche besuchten und sich um den wärmenden Ofen scharten, zogen wir hinaus in unser Trainingsgelände. Die Schwäbische Alb mit ihren steilen Anstiegen, dem unebenen Terrain, dem Schnee und den eiskalten Gewässern. Um den Körper an die extremen Temperaturen zu gewöhnen, stand am Ende jeder Trainingseinheit Eisbaden auf dem Programm. Interessant ist dabei vielleicht auch die Tatsache, dass ich im Winter von jeglicher Erkältung verschont geblieben bin. 16. Mai: Gegen Mitglieder des Gadaffi-Regimes in Lybien werden vom Internationalen Strafgerichtshof Haftbefehle erlassen. Schon einen Tag vor dem Rennen besichtigte ich den Kurs und holte meine Startunterlagen ab. Dabei musste ich unter anderem die Death Warrant unterschreiben - eine Einverständniserklärung, dass der Veranstalter im Falle meines Todes oder schwerer Verletzungen, in keiner Weise haftbar ist. Die größten Herausforderungen beim Tough Guy sind vor allem die Kälte und das Wasser. Stinkend, schlammig und eisig kalt. Der Hindernisparcours ist aber nicht nur eine physische, sondern auch eine psychische Herausforderung – nicht aufzugeben und durchzuhalten sind dabei die wichtigsten Voraussetzungen. Gestartet wird in eingezäunten Boxen nacheinander, um lange Staus an den Hindernissen zu vermeiden. Die eingepferchten Starter rasseln dabei an den Toren und brüllen sich die Anspannung vom Leib. Auch ich wartete. Dann ging es los. Rasch schloss ich zu der ersten Startergruppe auf. Bei Temperaturen von unter 0°C kam uns dabei die Aufgabe zu an vielen Stellen erst noch die Eisschicht der Tümpel zu durchbrechen, um überhaupt erst ins Wasser zu gelangen. Die beiden härtesten Hindernisse waren für mich die „underwater tunnels“ und die „torture chamber“. Bei den „underwater tunnels“ muss man vier Mal hintereinander unter Baumstämmen durch das eiskalte Wasser tauchen. Was sich leicht anhört ist in Wirklichkeit eine Qual, da der Körper und vor allem der Kopf stark erhitzt sind und das kalte Wasser einen Schock auslöst, so dass man jegliche Orientierung verliert. Neu im Programm war dieses Jahr die „torture chamber“. Ohne zu wissen was auf mich zukommen sollte, kroch ich durch eine dunkle Röhre. Eng, feucht und kalt. Nichts für Platzangst. Plötzlich bekam ich einen Schlag. Leicht benommen kroch ich weiter 20. Mai: Der Chef des japanischen Kraftwerkbetreibers Tepco kündigt seinen Rücktritt an. und gleich darauf streckte mich der nächste Schlag nieder. Stromschläge in der „torture chamber“. Nach kaum enden wollenden 84 Minuten, voller Schlamm, unterkühlt und nicht mehr ganz bei vollem Bewusstsein schleppte ich mich schließlich ins Ziel. Als zwölfter. Und viel wichtiger: „You are alive. Bloodied, battered but never beaten. You are a Tough Guy” Doch warum eigentlich diese „Quälerei“ - wie es viele bezeichnen - für eine Medaille mit Plastikband, einen lauwarmen Tee mit Milch und eine kalte Dusche? Das Tough Guy Race ist weit mehr als nur ein sportlicher Wettkampf. Verknüpft mit einer langjährigen Tradition, hat es inzwischen Kultstatus erreicht. Videos und Bilder gehen jedes Jahr um die Welt und so war auch ein Fernsehteam mit uns, dem Getting Tough Team, vor Ort und hat eine Dokumentation darüber gedreht. Diese einmalige Stimmung, der Zusammenhalt, das Adrenalin schon Stunden vor dem Start und vor allem die Erfahrung, weit über seine körperlichen Grenzen hinauszugehen ist das, was den Tough Guy ausmacht. Diese Erfahrungen sind einmalig und in keiner Form vergleichbar. Across the Ocean Von Gran Canaria nach San Lucia - Leinen los! von Dominik Seuwen Als ich im August 2010 gefragt wurde, an einer Atlantiküberquerung mit einem reinrassigen Offshore-Racer des Typs Pogo 40 teilzunehmen, war mir sofort klar, dass dies eine einmalige Gelegenheit war. Da ich schon seit meiner Kindheit viel Zeit auf dem Wasser verbringe und mich während der langen Tage in der Universitätsbibliothek nach der unendlichen Weite des Meeres sehnte, kam mir das Angebot, den Atlantik im Rahmen der berühmten Atlantic Rally for Cruisers zu überqueren, sehr gelegen. Nach einem kurzen Abgleichen des Termins mit meinem Uni-Kalender buchte ich einen Crewplatz, sowie alle notwendigen Flüge und damit eine Reise von Gran Canaria nach St. Lucia in der Karibik. Eine Reise, welche 21 Tage dauern sollte und bei der ich mit einer vergleichsweise langsamen Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 12 km/h eine Distanz von fast 6000 km zurücklegen würde. Eine Reise, die der Strecke Hamburg – München entspricht. Und zwar hin und zurück. Und das viermal. Wochen der Vorbereitung begannen. Da der Platz auf unserem Schiff sehr eingeschränkt war, musste ich genau überlegen, was ich mitnehmen sollte und was nicht. Stundenlang drehten sich meine Gedanken um mögliche Wetterszenarien und Notfallsituationen. Was zieht man an, wenn das Schiff bei Sturm und rauer See in jede zweite Welle einsticht und man von oben bis unten mit Meerwasser geduscht wird? Oder was ist zu tun, wenn ein Crewmitglied sich mitten auf dem Atlantik einen Schädelbasisbruch zulegt und etwaige Hilfe womöglich Tage entfernt ist? Obwohl schon alles gebucht war, begann ich an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Ein Offshore Personal Survival Training brachte mir mein Selbstvertrauen zurück. Neben lebensrettenden Sofortmaßnahmen und Feuerlöschübungen stand auch die Benutzung von Rettungsinseln auf dem Trainingsplan. Die letzten Tage vor der Abreise waren 21. Mai: Alassane Ouattara wird als neuer Präsident der Elfenbeinküste vereidigt. geprägt von Aufregung und Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Mitte November flog ich von Düsseldorf nach Gran Canaria, wo ich auf die restliche Crew traf, die ich zuvor nur einmal kurz gesehen hatte. Dies waren also die sechs fremden Männer, mit denen ich mir rund 21 Tage lang eine Fläche von der Größe eines durchschnittlichen Wohnheimzimmers teilen musste. Ein bunter Haufen verschiedenster Herkunft, der durch unseren erfahrenen Seebären und Skipper Jörg abgerundet wurde. Die restlichen Tage bis zum Start verbrachten wir damit das Schiff für die Überfahrt vorzubereiten und Unmengen Proviant und Wasserflaschen auf dem ohnehin eingeschränkten Platz zu verstauen. 21. Mai: Der Gründungssenat verabschiedet einstimmig eine Gemeinsame Satzung für das KIT. 15 Dann, am 21.11. 2010 hieß es endlich „Leinen los!“. Mit diesen Worten begann ein Abenteuer, das sich nur schwer in Worte fassen lässt. Schon nach der ersten Nacht waren wir allein. Die restlichen Schiffe waren irgendwo hinter dem Horizont verschwunden und nur das gelegentliche Knacken des Funkgerätes erinnerte uns daran, dass noch andere Schiffe in Funkreichweite waren. Doch auch diese war irgendwann überschritten. Mit den Tagen setzte eine gewisse Routine ein. Vier Stunden Wache halten, also segeln, Wetterdaten abrufen, Kurs und Route optimieren, kochen und abspülen. Und vier Stunden schlafen. Vier Stunden, die viel zu oft viel zu kurz waren. Besonders die Schicht von 04:00 bis 08:00 Uhr war ein ständiger Kampf gegen die Müdigkeit, bei dem man immer im Hinterkopf hatte, dass ein Steuerfehler verheerende Folgen haben konnte. Die Gefahr einer Patenthalse, also eines nicht gewollten Manövers, bei dem das Heck des Schiffes durch den Wind geht, war bei den ständigen Vorwindkursen allgegenwärtig. Eine solche Patenthalse hat schon so manche Schiffe den gesamten Mast inklusive Segel gekostet. Sprich: keine Geschwindigkeit und damit keine Bewegung in die richtige Richtung. Eine solche Flaute mitten auf dem Atlantik ist eine wahre Zerreißprobe für die Nerven und bringt oftmals das wahre Ich eines Menschen zum Vorschein. So kam es auch in unserer ersten Flaute zu Konflikten innerhalb der Mannschaft. Konflikte, die meist durch Kleinigkeiten, wie den Mangel an Snickers oder das Umherfliegen irgendwelcher Unterhosen, ausgelöst wurden. Und auch wenn man sich zeitweise ziemlich auf den Keks ging: Aussteigen war ja nicht möglich und so musste jeder Konflikt irgendwie beigelegt werden. Auch das andere Wetterextrem, die Stürme, verlangten uns einiges ab. Lokale Wetterstörungen, sogenannte Squalls, überraschten uns immer wieder mit extremen Starkwinden und viel Regen. Auch wenn diese Squalls oft schon nach einigen Stunden wieder vorbeigezogen waren, musste doch schnell gehandelt und Segelfläche verkleinert werden. Dies war besonders nachts nervig, da die Nächte meist ohnehin zu kurz waren und man bei der unaufhörlichen Bewegung des Schiffs, der ständigen Geräuschkulisse und der immerwährenden Feuchtigkeit des Bettlakens kaum zur Ruhe kam. Doch all diese größeren und kleineren Strapazen waren es wert, auf sich genommen zu werden, denn der Atlantik belohnte einen immer wieder. Sei es, dass man stundenlang von einem riesigen Schwarm Delfine begleitet wurde, die vor dem Bug des Schiffes hin und her schwammen, oder dass man unter einem perfekten Sternenhimmel durch die Nacht rauschte und mit dem Zählen von Sternschnuppen nicht mehr hinterherkam. Ein weiteres Highlight waren zweifellos die Sonnenaufgänge, deren Schönheit nur noch durch die unendlichen Weiten des Ozeans, welcher wahrlich viele Gesichter hat, in den Schatten gestellt wurde. Nach 21 erlebnisreichen Tagen auf See dann endlich: „Land in Sicht!“ St. Lucia lag vor uns im Licht der untergehenden Sonne und ein unbeschreibliches Gefühl umgab uns, als wir uns der Insel näherten. Wir hatten es geschafft! In unserem Kielwasser lagen nun knapp 3200 Seemeilen und ein Abenteuer, das wohl niemand von uns vergessen wird. Am Pier festgemacht, wurden wir auch gleich vom Race Committee mit Rum-Punch beglückwünscht und in die Hafenbar gelotst, wo einige Segler ihre Atlantiküberquerung ausgelassen feierten und Geschichten der vergangenen Tage austauschten. Noch in der Nacht suchte ich die Duschen in der Marina auf und genoss meine erste Dusche mit Süßwasser seit drei Wochen, inklusive des obligatorischen Duschbiers. Ich verbrachte dann noch einige Tage auf St. Lucia, ließ die vergangenen Geschehnisse bei kühlem Bier am Strand Revue passieren und genoss die karibische Sonne, bevor ich wieder zurück ins weihnachtliche Deutschland flog. Auch mein etwas verlängerter Zwischenstopp in London, welches zu der Zeit im Schneechaos versank, wirkte im Vergleich zu den vergangenen Wochen fast erholsam. Hier hatte ich wenigstens ein trockenes Bett zum Schlafen. Und doch sehnte ich mich schon wieder nach diesen unendlichen Weiten des Meeres und dem Wind in meinem Gesicht zurück. Ein weiteres großes Problem, mit dem wir als Crew zu kämpfen hatten, waren die häufigen Flauten, die, untypisch für diese Jahreszeit, den sonst so kontinuierlichen Passatwind unterbrachen. Unter Flaute versteht man das Nichtvorhandensein von Wind. 16 22. Mai: Das EHEC-Bakterium taucht das erste Mal in den Medien auf. Dutzende Personen sind bereits erkrankt. 22. Mai: Ein Vulkanausbruch in Island legt wiederum Teile des europäischen Flugverkehrs lahm. 2) 1) Voraussetzung: Gehalts-/Bezügekonto (ohne Mindesteingang) Ab der dritten bzw. sechsten Verfügung pro Karte/Monat belasten wir aus den uns berechneten Entgelten 1,02 Euro/Verfügung weiter KfW-Studienkredit Das Kick-off für Ihr Studium Dies und mehr steckt im KfW-Studienkredit1) 0,– Euro Girokonto inklusive BankCard1) • Kostenfreie Kontoführung und BankCard • Alle Buchungen frei • BBBank-Umzugsservice für Ihr Konto • Kostenfreie Bargeldversorgung an allen Geldautomaten der BBBank sowie an über 2.500 Geldautomaten unserer CashPool-Partner. Darüber hinaus bieten wir Ihnen kostengünstige Verfügungsmöglichkeiten an rund 19.000 Geldautomaten des genossenschaftlichen BankCard ServiceNetzes. Die Kosten für zwei Verfügungen (bis 27 Jahre für bis zu fünf Verfügungen) pro Monat bis zu jeweils 2,05 Euro werden durch die BBBank übernommen2). KfW-Studienkredit1): Sie studieren – wir finanzieren • Monatliche Auszahlung bis zu 650,– Euro • Unabhängig vom Einkommen/Vermögen der Eltern • Niedriger Sollzinssatz • Flexible Rückzahlung über max. 25 Jahre Mehr Infos zum KfW-Studienkredit1) in Ihrer Filiale oder unter www.bbbank.de Der Wandel der Mobilität Warum Versäumnisse in der deutschen Politik die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Im Mai dieses Jahres hat die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ihren zweiten Bericht veröffentlicht. Darin werden die Ziele der deutschen Regierung und Industrie zur Schaffung eines Elektromobilitätsmarktes festgelegt. Die Kernaussage des Berichtes ist, bis 2020 1 Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen fahren zu lassen. Vor diesem Hintergrund hat Wi² mit Dr. Andreas Gutsch, Leiter, der KIT-Forschungsgruppe „Competence E“ gesprochen. von Dominik Steuer und Hendrik Dorprigter Wi²: Herr Gutsch, erreicht die Forschung nun einen Bereich, in dem es möglich wird den Verkehr zu elektrifizieren, auch in Hinblick auf die Ressourcenknappheit? Wi²: Die Politik pusht gerade das Thema Elektromobilität. Wie in der Einleitung erwähnt, hat sie eine Roadmap bis 2020 vorgelegt. Wie wird das KIT von dieser Entwicklung profitieren? DR.GUTSCH: Die Ressourcen stellen bei der Herstellung von LithiumIonen-Batterien kein Problem dar. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung, die wohl der unglücklichen Namensgebung zu verdanken ist. Die heute bekannten Vorkommen an Lithium würden für eine Elektrifizierung des gesamten Verkehrs für weit mehr als 100 Jahre reichen. DR.GUTSCH: Wir haben aktiv in der NPE mitgewirkt und speisen weiterhin unsere Sicht der Dinge in die entsprechenden politischen Kanäle ein. Das KIT forscht schon heute in Bereichen von Netzinfrastrukturanalysen bis hin zu den molekularen Grundlagen von Materialien, die als Energiespeicher dienen könnten. Unsere Aufgabe ist es nun, alle relevanten Themenbereiche zu koordinieren und auf das Thema Elektromobilität zu bündeln. Unser Wi²: Welche Prognose geben sie dem Elektrofahrzeugmarkt in Bezug auf deren Anteil am Gesamtfahrzeugmarkt? DR.GUTSCH: Wenn der Betrieb und Erwerb eines Elektrofahrzeuges keine Förderung erfährt, ist meine Prognose pessimistisch. Wir stehen an einem kritischen Scheideweg. Nächstes Jahr kommen die ersten Elektroautos auf den deutschen Markt. Dann wird sich zeigen, ob die Bevölkerung bereit ist, 10.000€ mehr in ein Fahrzeug zu investieren ohne dadurch einen höheren Nutzen zu erhalten. Anfangs profitiert nur die Gesellschaft von der Nutzung der E-Autos, da sie die Emissionsfreiheit in Form von zum Beispiel Lärmreduktion als erstes erfährt. Die Elektromobilität entfaltet ihre Wirkung erst im Kollektiv fürs Kollektiv. Schon die Einführung der Photovoltaiktechnologie hat gezeigt, dass die Bevölkerung erst bereit ist zu investieren, nachdem sie von der Politik subventioniert wurde. Wenn man sich das übliche Konsumentenverhalten ansieht, Stichwort „Geiz ist geil“, liegt es sowohl an der Bundesregierung als auch an der EU, entsprechende Anreizsysteme oder Restriktionen für Verbrennungsfahrzeuge zu schaffen. Wird dies nicht durchgesetzt, verschwindet die Elektromobilität schneller als sie gekommen ist. 18 Anspruch ist es, die Forschungsergebnisse in Innovationen zu überführen. Dafür benötigen wir aber einen entsprechenden Markt. Wi²: Hat Deutschland im internationalen Vergleich versagt - in der Schaffung eines solchen Marktes? DR.GUTSCH: Deutschland ist das einzige Land im Vergleich der großen Wirtschaftsnationen, wo es keine nennenswerte Förderung für den Erwerb und Betrieb eines Elektroautos gibt. In Japan sieht die Förderung konkret so aus, dass jeder Erwerb eines Elek- 23. Mai: Wissenschaftler des KIT stellen einen Weltrekord in der ultraschnellen Übertragung von Daten auf. trofahrzeuges mit 10.000 US $ unterstützt wird. Dadurch ist nicht nur der Anteil an Elektrofahrzeugen höher; viel wichtiger ist, dass auch ein Markt für Elektromobilität initiiert wird. So investieren zum Beispiel die Werkstätten in Japan in entsprechendes Equipment zur Reparatur dieser Fahrzeuge. Diesen Marktvorteil nutzen die Japaner nun „heimlich“, um den Weltstandard für Schnellladestationen, den CHAdeMO-Standard, durchzusetzen. Dieser wird zum Beispiel schon in Frankreich eingesetzt. Deutschland hat das Problem, dass es mehr Veranstaltungen zur Elektromobilität als Elektrofahrzeuge gibt. Wi²: Wird das KIT im Bereich der Elektromobilität eine Führungsrolle einnehmen können? DR.GUTSCH: Genau das ist unser Anspruch. Das Thema Elektromobilität ist äußerst komplex. Dies beginnt bei der Herstellung der Batterie und endet noch lange nicht beim Antriebsstrang. Die deutsche Industrie und Forschung arbeitet an völlig neuen Konzepten, da so gut wie nichts aus bekannten Technologien, die zum Bau eines Verbrennungsfahrzeuges nötig waren, verwendet werden kann. Unsere Aufgabe im Projekt „Competence E“ ist es, diese Kräfte zu bündeln und in eine Richtung zu leiten. Unser Ziel ist es, die Forschungsergebnisse und Innovationen auch prototypisch aufzubauen und somit die entsprechenden Produktions- und Fertigungstechnologien bereitzustellen. Am Ende des Projektes sollen Blaupausen für Fabriken im Bereich der Elektromobilität stehen. Damit trägt das KIT einen Teil dazu bei, dass die komplette Wertschöpfungskette in Deutschland bleiben kann. Die Voraussetzungen für dieses Projekt am KIT sind sehr gut, da es durch seine Größe Erfahrungen mit Großprojekten hat. Im Fall „Competence E“ sprechen wir von einem Projektvolumen von ca. 200 Millionen €. 28. Mai: Die Niederlande planen die Sperrung der Coffeeshops für Ausländer. Wi²: Wenn das KIT in der Lage sein wird, die Blaupausen für solche Fabriken zu liefern, inwieweit können wir damit die Ziele der Bundesregierung unterstützen? DR.GUTSCH: Wir sorgen hier für die besseren Technologien und schaffen die Grundlagen zur Herstellung eines kostengünstigen elektrischen Antriebsstrangs. Die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen, die den Kostenunterschied zwischen Elektround Verbrennungsfahrzeug überbrücken, müssen von anderer Stelle gegeben werden. Wi²: Können sie abschätzen, wann das nicht-subventionierte elektrische Fahrzeug wettbewerbsfähig sein wird? Wi²: Zum Thema Wandel, im Moment ändert sich nicht nur der Mobilitätsmarkt sondern vor allem auch der Energiemarkt. Da regenerative Energien immer relevanter werden, stellt sich die Frage, ob Batterien ähnlich, wie zum Beispiel Pumpspeicherkraftwerke nutzbar werden. DR.GUTSCH: Dies stellt unser zweites Applikationsfeld im Projekt „Competence E“ dar. Ich persönlich glaube, dass in Deutschland und auch in Japan der Bedarf an stationären Speichern schnell wachsen wird. Denn die Förderung stationärer Batteriespeicher ist durch das Erneuerbare Energie Einspeise Gesetz (EEG) schon gegeben. Es gibt heute schon Boni, wenn man in DR.GUTSCH: Wenn man berück- Zur Person Dr. Andreas Gutsch sichtigt, dass ein E-Fahrzeug eine beschränkte Reichweite hat und die Studium zum Chemieingenieur an der UniPreise für fossile Brennstoffe weiter versität Karlsruhe, später Promotion zum steigen, wird dies in unter 15 Jahren Teil in den USA. Forschte hier schon vor 20 der Fall sein. 50% der Kostensen- Jahren im Bereich der Nanotechnologie. Dakungen bei Elektrofahrzeugen wer- nach Karriere in der Wirtschaft mit Kernden mit der Skalierung auf größere kompetenz im Aufbau neuer Geschäftsfelder. Mengen kommen. Dafür muss aber, Er prognostizierte den Start des E-Marktes wie schon angesprochen, erst der bereits 2002 auf das Jahr 2012. 2006 war er Markt vorhanden sein. Kommt dieser nicht zu Stande, wird schon mit einer Batterie für Elektromobilität kein Automobilhersteller das Geld in am Markt - dieser war aber noch nicht bereit. die Hand nehmen, um neue Fabriken zu bauen. Die Investitionen für solche der Lage ist regenerative Energie zwiFabriken sind schnell im Bereich meh- schen zu speichern. Das ist ein Grund rerer 100 Millionen €! dafür, warum das KIT auch in diesem Bereich forscht. Wi²: Der erste Milestone der NPE ist das Jahr 2014. Bis dahin sollen 4 Milli- Wi²: Einer der sechs „Leuchttürme“ arden € in Forschung und Entwicklung der NPE ist die Infrastruktur. Sehen fließen. Wie profitiert das KIT davon? Sie die Zukunft in langsamen Ladestationen, an denen die Autos auch als DR.GUTSCH: Über die Verwendung Zwischenspeicher dienen, um Stromdieser Mittel ist nichts Genaueres bespitzen auszugleichen oder sehen Sie kannt. Wahrscheinlich fließen sie in die Zukunft in Schnellladestationen Pilotflotten und Pilotfabriken. Es lässt wie sie die Japaner entwickeln? sich jedoch eine einfache Rechnung aufstellen: mit den 4 Milliarden ließen DR.GUTSCH: Die sinnvollere wird die sich 400.000 Fahrzeuge mit 10.000€ Variante mit den Schnellladesäulen bezuschussen, was zur Erreichung des sein. Das heißt Ladezyklen zwischen Ziels 2020 und der Schaffung eines 30 und 60 Minuten bis zur Vollladung. Marktes wesentlich beitragen würde. Das Problem stellt dabei nicht die Batterie dar, sondern die Infrastruktur Wi²: Warum werden solche Förderprodie solche Extreme noch nicht aushält. gramme nicht in der NPE aufgenomDas ideale Elektrofahrzeug, welches men? das primäre Ziel der Emissionsfreiheit DR.GUTSCH: Ich habe selbst in der erfüllen soll, muss viel fahren, um vieNPE mitgewirkt und versucht meine le Kilometer aus VerbrennungsfahrArgumente einzubringen. Die Bundes- zeugen zu substituieren. Man spricht regierung hält sich ein Hintertürchen da von einer Jahresfahrleistung von offen. Sie wartet ab und falls der Markt 40.000-80.000 Kilometer. Das ist ein nicht zu Stande kommt, startet sie För- Grund dafür, dass Elektrofahrzeuge derprogramme. Das Problem daran ist, erst in kilometerlastigen Branchen dass die deutsche Industrie dann kein eingeführt werden - zum Beispiel bei Interesse mehr hat in den Markt einzu- Taxen oder im Liefer- und Gütervertreten, da sie technologisch nicht mehr kehr. Interessant ist, dass Deutschland konkurrenzfähig sein wird. das einzige Land unter seinen Nach- 28. Mai: Mit der Absolventenfeier 2011 werden die diesjährigen Absolventen gebührend verabschiedet. barn ist, das keine elektrischen Postautos betreibt. Frankreich setzt bei Müllfahrzeugen Elektroantriebe ein, was aufgrund der vielen Start-StopVorgänge ein optimales Einsatzfeld ist. Außerdem wird viel Geräuschemission eingespart, wenn morgens um sechs kein Dieselmotor durch die Wohnsiedlungen fährt. Die Elektromobilität muss erlebbar werden. Darum wäre es zum Beispiel sinnvoll, Taxiflotten zu elektrifizieren, damit die Bevölkerung mit Elektrofahrzeugen in Berührung kommt. Wichtig ist, dass Deutschland aus dem Theoriedenken herauskommt und nicht den Anspruch hat, dass das erste E-Auto gleich perfekt sein muss. Wi²: Wir groß wird die Lebensdauer eines Elektrofahrzeugs sein; auch in Bezug auf Verschleiß der Batterie und deren Recycling? DR.GUTSCH: Erst muss klar gestellt werden, dass es nicht die eine Lithium-Ionen-Batterie gibt. Die hochwertigen Batterien, die zum Teil aus Japan, aber auch aus Deutschland kommen, werden den Lebenszyklus eines Autos mitmachen; das heißt circa 200.000 Kilometer. Das Recycling danach gestaltet sich ähnlich, wie bei der Alteisenverwertung. Sie werden im Hochofen eingeschmolzen und nach Material getrennt; lediglich 10-12 Massenprozent sind nicht recyclebar. Wi²: Wie sieht die Zukunft aus? Wird die Elektromobilität ihren Einsatz auch in Bereichen wie der Schifffahrt und dem Luft-verkehr finden? DR.GUTSCH: No Way – elektrische Passagierflugzeuge werde ich nicht mehr erleben. Es gibt zwar Versuche auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel den Solarsegler der mit 40 Metern Spannweite eine Person transportieren kann; für den kommerziellen Verkehr wird das aber noch lange dauern. Im Bereich der Schifffahrt sieht das anders aus. Die Freizeitschifffahrt ist zum Teil schon heute elektrifiziert und steht der mit Verbrennungsmotoren in Nichts nach. Wi²: Wo sehen Sie noch Einsatzmöglichkeiten für die Elektromobilität? DR.GUTSCH: Eine Traumvision von mir ist, dass es in Zukunft möglich ist, Straßenbahnen ohne Oberleitungen zu betreiben. Die S-Bahnen könnten an den einzelnen Stationen Energie nachziehen; dafür ist allerdings wieder der Schnellladestandard notwendig. Wi²: Vielen Dank für ihre Zeit. 30. Mai: CDU, CSU und FDP beschließen den Atomausstieg bis 2022. 19 Der eigene Laden Abenteuer, Risiko. Die ersten Schritte als Unternehmer ein Interview von Jakob Hund Die Karriere im großen Konzern wurde lange dem klassischen Unternehmertum vorgezogen - gerade in Karslruhe mit seinen vielen Kooperationen, Workshops und Einstiegsmöglichkeiten. Aber ist dies wirklich der einzige Weg zu Erfolg und Selbstverwirklichung? Im Interview mit Wi² erörtern wir diese Frage mit einem Kommilitonen, der sein eigenes StartUp gründen möchte und dafür weder Kosten noch Mühen scheut. Wir erfahren außerdem, wie es bei Google zugeht und warum Facebook nur von einem Amerikaner gegründet werden konnte. Carsten Dickhut, 24, ist Wirtschaftsingenieur im 1. Mastersemester. Zusammen mit Benjamin (Ben) Bolland verbrachte er den Mai in Berlin und Stanford, um seinem lang gehegten Wunsch näher zu kommen. Unternehmer sein. CARSTEN: Wir haben uns da für einen Monat eine Wohnung gemietet. Die Vermieterin haben wir lustigerweise nie kennen gelernt (lacht). Danach haben wir den Schlüssel in einer Bäckerei abgeholt und dort einen Monat lang gewohnt. Kaum dort hieß es, ab in den Baumarkt und Spanplatten kaufen. Zusammen mit Umzugskartons wurden daraus Schreibtische gebaut. Außerdem hatten wir noch Büromaterial, PCs und Drucker dabei. Eben alles, was man so zum arbeiten braucht. Wir haben uns mehr oder weniger eingeschlossen, an unserer Idee gearbeitet und dann aber schon bald Stanford vorbereitet, weil es ziemlich aufwändig war, Kontakt aufzunehmen. Wi²: Ihr habt aber hoffentlich nicht nur im stillen Kämmerlein gesessen... CARSTEN: Eine gute Erfahrung war, dass auch wirklich jeder bereit ist, dir weiterzuhelfen und Leute zu vermitteln. Du sitzt da mit jemandem am Tisch und sprichst darüber, welche Probleme du gerade hast. Daraufhin ist es weniger die Frage, wie man diese sofort lösen kann, sondern eher, wer dir bei der Problemlösung zur Seite stehen kann. Es herrscht also eine sehr intime und freundschaftliche Atmosphäre, man könnte von einer “Familie” sprechen. Es sind alles sehr interessante Persönlichkeiten die Gründer. Stets am vorwärts kommen interessiert - nicht im egoistischen Sinne, ganz im Gegenteil. Es geht immer darum, Lösungen für vorhandene Probleme zu generieren. CARSTEN: Nein, aber wir waren zunächst komplett auf uns allein Wi²: Was hat euch besonders dort fasziniert? Wi²: Hallo Carsten, als erstes interessiert mich, wie ihr beide auf diese Idee gekommen seid, Unternehmer zu werden, und dafür sogar nach Berlin zu ziehen? CARSTEN: Wir wollten Gründer werden und hatten eine Idee, kommen aber nicht wirklich dazu, diese in Karlsruhe zu bearbeiten, weil hier Freunde um uns herum sind. Deshalb sind wir aus dem bekannten Umfeld heraus. Berlin hat sich da einfach angeboten, weil es der internationale Hot-Spot für Internet Start-Ups europaweit darstellt – sagen sogar die Leute aus dem Silicon Valley. Berlin ist außerdem relativ günstig und wir kennen in Berlin ein paar Leute. Das war dann der ausschlaggebende Grund für uns zu sagen: OK wir gehen nach Berlin! Wi²: Wie lief es dort ab? 20 mit den Gründern dort gemacht? gestellt. Zum Glück hatten wir letztes Jahr auf der Start-Up Tour der Pioniergarage schon Kontakte geknüpft, die haben uns dann an andere weitergeleitet. Wir haben sozusagen “genetzwerkt”, auch wenn ich dieses Wort nicht mag. Aber letztlich läuft ohne persönliche Kontakte nichts. Wi²: Welche Erfahrungen habt ihr 30. Mai: Die Studentische Unternehmensberatung fuks e.V. belegt bei den JCNetwork Days die Plätze eins und zwei beim „Projekt des Jahres“. CARSTEN: Das schöne an der Gründerszene ist, wenn man das jetzt mal mit der normalen Wirtschaft vergleicht: Normalerweise braucht man Jahre als kleiner Mitarbeiter, um mit der Konzernspitze ins Gespräch zu kommen. Das ist in der Gründerszene ganz anders. Du sprichst nicht nach Positionen miteinander, sondern nach Interessen und nach Vorteilen, die man füreinander schaffen kann. Jeder duzt dich, man spricht auf Augenhöhe. Uns ist zum Beispiel einer der Gründer von StudiVZ über den Weg gelaufen… Der hat sich zu uns dazu gesetzt und sich angehört, was wir zu erzählen hatten. Wi²: Mitte Mai wart ihr dann eine Woche in Stanford, Kalifonien und sogar bei Google. Wie kam es dazu? CARSTEN: Es gibt in Helsinki eine ähnliche Entrepreneurship Hochschulgruppe wie hier die Pioniergarage. Die sind in Europa bisher am weitesten und legen einen wahnsin- 1. Juni: Die NATO verlängert den Einsatz zu Schlichtung des Bürgerkriegs in Lybien bis Ende September. nigen Zahn vor. Ben und Sebastian (Anm.: Vorstände der Pioniergarage) haben sich mit Tim und Christian (Anm.: Gründer des CIE) zusammen überlegt, was man machen könnte, um von denen zu lernen. Dabei kam heraus, dass man ein Stück weit einfach kopieren sollte. Die sind zum Beispiel einfach mit 20 Leuten nach Silicon Valley geflogen, haben sich dort Unternehmen angeschaut, um den „Spirit“ ein wenig aufzusaugen. Daraufhin haben sie dann diese Hochschulgruppe gegründet. Das wollten wir ähnlich machen. Wi²: Was habt ihr dort erlebt? CARSTEN: Prinzipiell haben wir 8 Tage im Mietwagen dort auf dem Google Campus gelebt und hatten tagsüber Meetings. Abends wurde gefeiert oder Kontakte wurden nachbereitet. Wir haben die Präsidentin des Entrepreneursclub getroffen. Das war in einem Selbstversorgerhaus, man könnte auch sagen Hippiehaus - nur alternative Leute leben da. Aber alle hochintelligent - unglaublich! Der Campus ist 27 Mal so groß wie Disneyland - also riesig. 99% der Studenten leben auf dem Campus. Wir haben uns mit Professoren, Unternehmern und Studenten und Investoren getroffen. Man geht dann mit einem Stapel Visitenkarten nach Hause und hat gefühlt eine Million neue Leute kennengelernt. Wi²: Was waren euch Eindrücke vom Google Campus? Carsten: Was wir von Google mitgenommen haben, waren traumhafte Arbeitsbedingungen. Google ist ein riesen Konzern mit 37000 Mitarbeitern. Das heißt, da sind ein paar große Gebäude, halbrund aufgereiht. In der Mitte sind Beachvolleyballanlagen, Schwimmbecken, Poolräume und Fitnessstudios. Die Mitarbeiter können alles während ihrer Arbeitszeit nutzen. Wir haben mit den Google Mitarbeitern geredet. Wenn du, sagen wir, ein Angebot von Facebook bekommst, über 80.000$ im Jahr, zahlt Google dir pauschal das doppelte, also 160.000$. Das liegt daran, dass Google nicht mehr das junge, begehrte Unternehmen ist, so wie zum Beispiel Facebook oder Twitter. Sie locken die guten Leute mit Geld und sonstigen Angeboten. Wenn jemand bei Google eine gute Idee hat, geht er direkt in die Gründungsabteilung und spricht mit denen darüber, wie sich das umsetzen lässt. Egal, was für ein “kleiner Fisch” er auch sein mag. Das wäre in deutschen Konzernen undenkbar! Stell dir vor du gehst zu Daimler und schlägst Ihnen vor, eine neue Modellreihe zu bauen! (lacht) 70% der MBA Studenten in Stanford sind im Entrepreneurclub drin - und zahlen sogar Geld dafür. Für deutsche Verhältnisse unvorstellbar. kweise ist dort eher eine Richtung hands-on, das heißt, ich habe etwas und ich probiere es einfach mal aus. Ich besorge mir ein Team, die zusammen testen und verbessern – ohne vorher lange Business Pläne zu schreiben und alle Eventualitäten durchzugehen. Dafür finden sich dann auch leichter Investoren als in Deutschland. Wi²: Was ist zur Zeit der letzte Schrei? Habt ihr ein wenig Insiderwissen aufgeschnappt? Wi²: Kurzum, die Deutschen können gut arbeiten, aber schlecht gründen, verglichen zum Beispiel mit den Amerikanern. CARSTEN: Das neueste Ding bei Google ist ein selbstfahrendes Auto. Du gibst nur dein Ziel in ein Navi ein und es fährt dich selbstständiges dorthin. Das wird sicherlich noch ein Stück weit weg sein, da es ein Unterschied ist, ob du Webservices anbietest oder Menschen im Verkehr transportierst. Technisch ist es aber schon machbar. Wi²: Zurück zur Ausgangssituation. Was unterscheidet Deutschland von den USA im Hinblick auf Entrepreneurship? So schwer scheint es ja nicht zu sein, wenn man sich den aktuellen Boom im Internetsektor anschaut. CARSTEN: Deutschland ist eher risikoavers. Das ist die allgemeine Mentalität. Man überlegt und plant lange, bevor man etwas umsetzt. Schulden sind per se erst einmal schlecht. Der „proof of concept“ muss da sein, das heißt, es muss mir erstmal jemand zeigen, ob das Geschäftsmodell funktioniert. Vorher wird kein Geld investiert. Das hat zur Folge, dass, wenn man sich bildlich die Internetszene als Welle vorstellt, Deutschland eigentlich nur auf dem Rücken der Welle schwimmt. Silicon Valley dagegen surft an der Spitze. Es gibt also noch viel Potential hier in Deutschland. Überhaupt wird Deutschland oft als China des Internets bezeichnet. Es wird viel von bewährten Konzepten abgekupfert, die aus Amerika übernommen werden. StudiVZ ist zum Beispiel ein klassisches Copycat (zu deutsch in etwa „Trittbrettfahrer“). Ein anderes Beispiel sind einige StartUps der Samwer Brüder (u.a. Gründer von Jamba! und Zalando). Paradox ist dabei, dass es zur Zeit einen Investitionsstau gibt und die Investoren nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Durch die angesprochene Mentalität wird das Geld jedoch ungern in Internet Start-Ups gesteckt. In den USA ist das anders. Wenn du ein gutes Konzept hast, bekommst du auch Geld – viel Geld, ungefähr eine Zehnerpotenz mehr als hier. Die Den- 6. Juni: Die Flunkyball SommerWM 2011 wird ausgetragen. CARSTEN: Genau, in Deutschland verlässt man sich eher auf den Arbeitgeber nach dem Motto: Der Daimler sorgt jetzt für mich. Diese Mentalität ist in den USA weit weniger ausgeprägt, da dort eher die Auffassung herrscht, dass jeder „seines eigenen Glückes Schmied“ ist. Wi²: Was hältst du generell vom derzeitigen Boom der Internet Start-Ups? Facebook ist 100 Milliarden wert, glaubt man den Investoren. Linked ist soeben sehr erfolgreich an die Börse gegangen und andere werden bald folgen. CARSTEN: Facebook ist sicherlich überbewertet. Da muss man erst sehen, was daraus wird. Das ist aber auch dem Investitionsstau geschuldet. Die Investoren suchen Leute mit guten Konzepten und wollen diese eigentlich fördern. Wenn ich eine gute Idee für ein Internet Startup habe, gibt es aus meiner Sicht nur 2 Möglichkeiten: Entweder ich bleibe hier in Karslruhe oder ich gehe nach Berlin - da raucht es schon extrem. In Stanford ist alles schon sehr unübersichtlich, nicht mehr so familiär, wie in Berlin zum Beispiel. Wi²: Was war eigentlich genau eure Start-Up Idee und wie seid ihr voran gekommen? CARSTEN: Wir haben zunächst eine alte Idee aus diversen Gründen verworfen: Ein Vertrauensnetzwerk für kleine mittelständische Unternehmen um den Internationalisierungsprozess zu erleichtern mit Fokus auf Deutschland und China. Unsere neue Idee geht in Richtung Supermärkte und Werbung für Supermärkte. Wi²: Hast du jetzt keine Angst, dass dir einer unserer Leser eure Idee klaut? CARSTEN: Nicht über die Idee zu reden ist falsch. Diesen Fehler machen viele. Klar musst du aufpassen, dass du einem Facebook Investor nichts 8. Juni: Es findet eine groß angelegte Razzia gegen Raubkopierer statt. kino.to wird vom Netz genommen. 21 von deiner Idee eines Business Netzwerks erzählst. Das wäre zu naheliegend. Aber du musst über deine Idee mit anderen sprechen, um weiter zu kommen. Die meisten haben sowieso schon einen eigene Gedanken. Der Schritt von der Idee bis zur Umsetzung ist der Schwierigere. Man kennt ja auch schon viele gute Konzepte aus den USA, da muss man nur TechCrunch lesen. Die Frage ist: Wer setzt es um? Die Wahrheit: Es macht kaum einer. Wichtig ist vor allem, dass du schnell vorwärts kommst. Du musst schnell sein als Start-Up und du musst dich weiterentwicklen. Schau dir eBay an. Das ist zwar ein riesen Unternehmen, aber kaum einer redet mehr davon. Die sind zu langsam gewesen, die entwickeln sich jetzt nicht weiter. Wi²: Was würdest du einem motivierten Gründer aus Karlsruhe raten? CARSTEN: Grundsätzlich sollte jeder sich mit dem Gedanken der Gründung beschäftigen. Wenn man das erkannt hat und nicht nur stur seinen Lebenslauf optimieren will, dann gibt es zwei gute Anlaufstellen in Karlsruhe: erstens die Pioniergarage für Gründungsinteressierte, die sich mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Zweitens gibt es das CIE (Center für Innovation und Entrepreneurship) für die konkrete Realisierung einer Idee in einem Start-Up. Ansonsten kann ich jedem nur raten, auf Twitter Gründern zu folgen oder zum Beispiel auf techcrunch.com nachzulesen, was gerade Thema in der Gründerszene ist. Bekannte Trends sind zum Beispiel mobile payment und überhaupt alles, was mit mobilen Anwendungen zu tun hat. Wi²: Wir danken dir für dieses Interview! Vielleicht hast du ja noch ein paar Schlussworte... CARSTEN: Mein Tipp: einfach machen! Das Reden bringt nichts. Da kannst du das beste Konzept haben. Jeder hat in Gedanken schonmal Google oder zumindest Facebook gegründet. Das sind beides sehr naheliegende Dinge. Aber es hat eben keiner. 22 Der Kommentar Bologna Prozess. Was hat‘s gebracht? von Benjamin Litz Nach fünf Jahren Bachelor & Master 2007, mussten die Studiengänge der Fakultät umgestellt werden. Nicht wirklich freiwillig, zu Recht, denn mit der Umstellung kamen durch die Bildungspolitik völlig unbedachte Probleme und noch dazu weitere Faktoren, wie immer mehr und jüngere Studierende. Gefühlt bleibt den Studenten weniger Zeit, sie konzentrieren sich stärker als ihre Vorgänger darauf, die Lehrinhalte penibel genau aufzusaugen. Sehen sie sich dem Konkurrenzdruck ausgesetzt, gegen ihre Kommilitonen einen Masterplatz ergattern zu müssen? Auffällig ist auf jeden Fall, dass heute sogar Geld für Mitschriebe und Übungsunterlagen geboten wird - eine neue Tendenz, die für Konkurrenz und nicht miteinander studieren spricht. Bleibt die Hoffnung, dass die Angst um den Masterplatz in kommenden Generationen nachlässt, wenn weitere Jahrgänge problemlos überwechseln und das Thema in den Medien nicht mehr derart gepuscht wird. Die TU9-Rektoren haben sich klar für einen konsekutiven Studiengang ausgesprochen, bei dem alleine der Master der zielführende Abschluss einer Universität ist, die meisten Personaler sehen das übrigens auch so. Beim letzten Wirtschaftswoche Ranking im April konnten wir wieder zulegen. Nach wie vor bleibt aber leider nur der 2. Platz - nach Aachen. Paradox, dass man dann auf Fakultätsebene anfängt zu diskutieren, ob nicht der Bachelor einfacher werden soll! Wenn man als Student mit den Aachener Kommilitonen spricht, wird deren Schwerpunkt im Ingenieurbereich deutlich. Und bei uns wird gleichzeitig im Grundstudium freudig an den Ingenieursfächern gekürzt, welche mit je 2,5 Credits komplett unterbewertet neben den „wichtigen“ Fächern wie Mathematik verschwinden! Der Stoff in Technische Mechanik 1 zur Hälfte gestrichen und Stoffumwandlung & Bilanzen soll am besten ganz rausfliegen. Wo bleibt da der Ingenieur? Es hilft also nichts, Studieninhalte 8. Juni: Die Betreiber von Facebook implementieren eine Funktion zur automatischen Gesichtserkennung. auszudünnen und angeblich schwierige Inhalte (die von Generationen von Studierenden bereits im Vordiplom gelernt wurden) in den Master zu verschieben. Viel sinnvoller erscheint eine angemessene Ausstattung der Ingenieursfächer mit Creditpoints, die, wie die Platzhirsche Informatik und Mathematik eben auch zum Wirtschaftsingenieur gehören. Weiter könnte man im Hauptstudium vielleicht über den Erlass einer Seminararbeit nachdenken, da diese viel Zeit in Anspruch nimmt und im Vergleich zum Diplom tatsächlich je eine im Bachelor und Master hinzu kam. Wenn zur Vereinfachung, eventuell auch des Korrekturaufwandes wegen?, einige Dozenten lieber Powerpointfolien wortwörtlich in Klausuren wiedergeben lassen und nur leere Schlagwörter, kein Transfer, kein Verständnis mehr gefragt ist, hilft das lediglich, die Unmündigkeit der Studierenden zu fördern. Stupides Auswendiglernen und keinerlei Hinterfragen von Inhalten ist aber weit entfernt vom „sapere aude“ und dem Humboldt’schen Bildungsideal, das eine Universität doch auszeichnen müsste. Wer in Karlsruhe Wirtschaftsingenieur studiert, wusste im Vorfeld, dass er mehr geben muss und ist dazu bereit. Ein früherer Studiendekan sagte einmal: „ Sie müssen nicht nur in einem Fach 150% geben, sondern gleich in zwei Bereichen“. Er bezog das auf die Wirtschaftswissenschaften und die Ingenieurwissenschaften. Die Leidensfähigkeit, die einen Karlsruher Studenten unter anderem auszeichnet, muss erarbeitet werden. Zeit also, sich nicht auf Lorbeeren vergangener Tage auszuruhen, sondern einen großen, notwendigen Schritt nach vorne zu machen! 9. Juni: Mit dem Start der Tour Eucor 2011 beginnt eines der größten Hochschulevents des Jahres. Das Big 5 Lehrevaluationskonzept Deine Möglichkeit zur Lehrverbesserung von Benjamin Litz Der Arbeitskreis Studiengebühren der Fachschaft entwickelte über einige Jahre hinweg das innovative BIG 5 Lehrevaluationskonzept, welches mit Beginn des Sommersemester 2011 an der Fakultät eingeführt wurde. Ziel des BIG 5 Lehrevaluationskonzeptes ist es, eine umfassende Betrachtung der Lehrqualität zu ermöglichen, die alle Bereiche der akademischen Lehre widerspiegelt. Aus Sicht des AK Studiengebühren deckt die existierende Lehrevaluation des KIT, welche eine ausschließliche Bewertung der Lehrveranstaltungen vornimmt, nur einen Teil der zur Lehre gehörenden Bereiche ab. Aus dem existierenden Konzept resultiert kein vollständiges Bild der Lehrqualität. Aus diesem Grund wurde BIG 5 konzipiert, das neben der existierenden Lehrevaluation die weiteren Bereiche Lehrveranstaltungen, Kontakt zum Lehrstuhl, Klausuren und Abschlussarbeiten durch eine Evaluation beleuchtet. Hieraus ergeben sich die 5 Säulen der Lehre, woraus sich der Name BIG 5 ableitet. Für das Evaluationskonzept wurde ein Katalog von Qualitätskriterien entwickelt, die mit einer vordefinierten Punktzahl gewichtet werden und so eine objektive Bewertung der Lehrqualität ermöglichen. Das Konzept sieht eine Bewertung der Lehrqualität durch Studierende und Lehrende vor, wodurch eine Betrachtung der Lehrqualität von allen Beteiligten vorgenommen wird. Die Erhebung der Evaluationsdaten erfolgt dabei durch Evaluationsbögen, welche von Studierenden und Lehrenden ausgefüllt werden. Weiter erhalten Studierende die Möglichkeit über eine neu entwickelte OnlinePlattform jederzeit direktes Feedback an die Lehrenden zu geben. So kann beispielsweise bereits im Verlauf des Semesters auf Bedürfnisse und Verbesserungsvorschläge der Studierenden eingegangen werden, wodurch unmittelbar eine Verbesserung der Lehr- und Lernqualität erreicht werden kann. wird eine ganzheitliche Evaluation des gesamten Lehrangebots ermöglicht. Durch die kontinuierliche und wiederholende Evaluation wird eine Verfolgung der Entwicklung der Lehrqualität sichergestellt, wodurch ein positiver Anreiz zur stetigen Verbesserung der Lehre geschaffen wird. Die Auswertung der erhobenen Daten erfolgt auf einer jährlichen Basis. Durch die gemeinsame Betrachtung des Sommer- und Wintersemesters Baden-Württemberg vergeben wird. 10. Juni: Die EU-Kommision in Brüssel spricht sich für die Aufnahme Kroatiens als achtundzwanzigstes Mitglied in die EU aus. BIG 5 lebt von der aktiven Teilnahme aller Beteiligten, insbesondere der Studierenden. Beteiligt euch an der Bewertung unter www.wiwi.kit. edu/big5.php. Auf der Fachschafts Homepage stehen die Qualitätskriterien und weitere Informationen zum Evaluationskonzept zur Verfügung. Das BIG 5 Lehrevaluationskonzept wurde außerdem vom KIT für den Landeslehrpreis – Sonderpreis für herausragendes studentisches Engagement vorgeschlagen, welcher im Sommer 2011 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst 16. Juni: Mit dem WiWiSo 2011 steigt die wohl beste Party des Semesters. 23 Praktikum in Kolumbien Völkerverständigung durch Tanz und Deutschunterricht von Jan Müllerschön Endlich raus aus Karlsruhe, aus Deutschland, aus Europa… das dachte ich mir bei jeder Klausurenphase, als ich jeden Morgen und jeden Abend das rot-blaue Treppenhaus der BIB hinauf- und hinabging. Der Wille und der „Hunger“ nach Internationalität und das Kennenlernen von anderen Kulturen, haben mich während des Abis schon immer getrieben. Sofort, als ich in Karlsruhe angefangen hatte, bin ich dann auch zu AIESEC gegangen. Dort konnte ich diese Internationalität – dieses Gefühl erfahren. Genauso schön war es immer von Karlsruhern zu hören, die ein Praktikum in Indien, Afrika, etc. gefunden hatten und voller Vorfreude ins Abenteuer aufgebrochen sind. Schon damals dachte ich mir: „Jan, eines Tages, wird es dir so ergehen und dann kannst auch du endlich los - in die große weite Welt;-)“. Es war stets sehr schwer diese Vorfreude im Zaun zu halten und zu warten, bis es endlich so weit ist. Noch dazu hat es auf Grund von Werkstudententätigkeit und Klausuren nicht schon im vierten oder fünften Semester geklappt, Karlsruhe zu entfliehen. So entschloss ich mich erst all meine Bachelor-Prüfungen abzuschließen, dann ins Ausland zu gehen und nach meiner Rückkehr mit der Bachelor-Arbeit zu beginnen. Also musste ich doch noch ein wenig länger warten. Doch dann, in der Klausurenphase des fünften Semesters war es endlich soweit - ich konnte mich auf die Suche nach Praktika machen. Dies war zwar nicht immer förderlich für die Konzentration aufs Lernen, aber implizit muss es mir nochmal einen Schub gegeben haben; denn diese Lernphase war im Nachhinein die beste meines gesamten Studiums. Da ich unbedingt noch Spanisch lernen 24 wollte, um später auch die Option zu haben für eine Weile im spanisch-sprachigen Ausland zu arbeiten, entschloss ich mich nach einem Praktikum in Zentralund Südamerika zu suchen. Letztendlich fand ich dann eine Stelle in Barranquilla, Kolumbien. Ich finde das alleine hört sich schon einmal sehr gut und exotisch an. Wenn man aber weiß, dass Barranquilla sich an der Karibikküste Kolumbiens befindet, ist das noch einmal um Klassen besser. Ich konnte mein Glück nicht fassen und meine Dankbarkeit nicht ausdrücken. Ich hatte ein sehr cooles Praktikum gefunden - verbunden mit einer Lokation, die nicht besser hätte sein können. Mein so lange geträumter Traum wurde also endlich Realität. Vor meiner Abreise war es ziemlich nervig, dass ich von allen dieselbe Frage gestellt bekommen haben: „Echt, Kolumbien? Ist es dort nicht zu gefährlich mit den ganzen Drogen und der FARC??“. Da ich schon Kolumbianer in Karlsruhe kennenlernen durfte und auch tiefgründiger als „Headlines bei Spiegel Online“ über Kolumbien gelesen hatte, wusste ich schon im Voraus, dass viele Deutsche ein völlig falsches Bild von Kolumbien haben und so setzte ich mir vorab zwei wichtige Ziele. Das erste Ziel war ein guter Repräsentant Deutschlands zu sein und den Leuten dort zu zeigen, dass nicht alle Deutschen langweilig, steif, kalt und unfreundlich sind! ;-) Durch zahlreiche „Global Villages“, bei denen internationale Leute ihr eigenes Land vorstellen können und durch stetige Bemühungen auf Konferenzen und Partys gut zu performen. Dem Feedback der anderen nach, ist mir dies wohl auch ganz gut gelungen!;-) Das zweite und noch viel wichtigere Ziel war 19. Juni: In Griechenland stellt Ministerpräsident Papandreou, im Zusammenhang mit seiner Sparpolitik, die Vertrauensfrage – die Griechen vertrauen. es, das Bild Kolumbiens in Deutschland zu verbessern. Dies habe ich während meiner Zeit in Kolumbien durch einen Blog und Mails nach Hause versucht und versuche es jetzt - tagtäglich - durch Gespräche oder Berichte wie diesen. Die Leute in Kolumbien sind einfach nur unglaublich nett, aufgeschlossen und gastfreundlich, so dass viele Deutsche sich eine Scheibe davon abschneiden können. Natürlich gibt es - wie überall - nicht nur gute Leute, es gibt noch viel Straßenkriminalität und man muss immer ein wenig auf sich aufpassen. Darin unterscheidet es sich aber sicherlich nicht von den meisten anderen südamerikanischen Ländern. Diese Straßenkriminalität ist aber auch verständlich, wenn man sich die krassen sozialen Unterschiede in der Bevölkerung ansieht. Die Kolumbianer wissen natürlich auch um diesen Ruf und sind 28. Juni: Der frühere Bundesminister Heiner Geißler referiert in zwei Abendvorträgen am KIT. deshalb stets sehr bemüht, super nett und gastfreundlich zu sein, um dieses Bild ein wenig zu verändern – mit Erfolg!! Auf meinen zahlreichen Wochenendreisen habe ich viele Backpacker getroffen, die durch viele Länder in Südamerika getourt sind und oft meinten, dass die allerfreundlichsten Menschen die Kolumbianer seien. Ein gutes Beispiel für die Gastfreundschaft war meine Ankunft am Flughafen. Ich wurde gleich von AIESECern des dortigen Lokalkomitees empfangen und bekam sofort das erste kolumbianische Bier übergebe. Nach einem kurzen Stopp bei einem der typischen Straßenrestaurants („comida rapida“), bei denen ich im Übrigen noch ungefähr 1000 Mal in den nächsten 6 Monaten landen sollte, ging es in Richtung eines Hauses, das dunkel und verlassen schien. Ich ahnte schon, dass hier eine Willkommensparty stattfinden könnte, wollte mich aber noch nicht zu früh freuen. Doch es kam tatsächlich so. Das Licht ging an und circa 40 „Columbianos“ umarmten mich, als ob wir uns schon jahrelang kannten. Einfach unbeschreiblich; würde aber so in Deutschland wohl leider nie passieren. Ich wurde sofort in die einheimischen Getränkespezialitäten;-) und Tänze eingeführt und fühlte mich schon am ersten Tag wie zu Hause. Die ersten zwei Monate wohnte ich bei einer Familie (später dann in einer Praktikanten-WG) von einem AIESECER. Ein Traumlos. Ich war sofort wie ihr eigener Sohn, was meinen Start unheimlich erleichterte. Den Start zwar nicht erleichternd, dafür im Nachhinein umso wertvoller war die Tatsache, dass niemand Englisch sprach. Nicht meine Familie, kein Taxifahrer und niemand im Supermarkt. Das war zwar anfangs hart - für meine Lernkurve aber extrem gut und wichtig. Mein Praktikum war kein ganz typisches WiWi-Praktikum, doch hat es mich im Nachhinein wohl weiter gebracht als irgendein Praktikum bei Bosch oder VW in Mexiko. Noch dazu war es sehr gut bezahlt, womit ich mir meine vielen Trips finanzieren konnte. Ich war angestellt am Spracheninstitut der „Universidad del Norte“, einer der besten und vor allem schönsten Privat-Unis in Kolumbien mit einem direkten Blick aufs Meer. Ich erledigte verschiedene „WiWi-Arbeiten“ für das Sprachenzentrum, war aber auch als Deutschlehrer angestellt und wurde von allen immer nur „Profe“ genannt, was sehr cool und lustig war. Man kann das nicht mit unserem Sprachenzentrum vergleichen, denn dort müssen die Studenten, sofern sie Deutsch als zweite Fremdsprache wählen, Deutsch 1 – 8 durchlaufen und viele, viele Prüfungen bestehen, um ihr Studium beenden zu können. So hatte ich am Ende vom Semester zum Beispiel einmal eine heulende Studentin im Büro Kolumne: Wo ist eigentlich Hier? sitzen, die, weil ich sie nicht bestehen lassen habe, nur wegen Deutsch noch ein Semester länger machen musste, was für sie nicht gerade war. Das lag aber sicher nicht an meiner Boshaftigkeit. Ich hatte sie das Ganze Semester lieb ermahnt, dass sie mehr machen muss, doch sie wollte nicht hören und so hätte jeder gute Wille und jegliches Pflichtbewusstsein es einfach nicht gerechtfertigt, sie über die notwendige Grenze zu heben. Ich verstand mich sonst super mit meinen Studenten, was dazu führte, dass sie auch nebenher immer etwas mit mir unternehmen wollten; sie gaben mir beispielsweise Tauchunterricht. Der notwendige Abstand zwischen „Profe“ und Studenten wurde dabei aber natürlich stets bewahrt!!;-) Ein gutes Beispiel für die immer noch bestehende Freundschaft ist, dass ich erst vor ein paar Tagen zur Hochzeit einer meiner Studentinnen nach Sevilla eingeladen wurde, was ich natürlich dankend annehmen werde. Leider ist der Rahmen dieses Artikels viel zu kurz, um über die so atemberaubenden und vielfältigen Landschaften Kolumbiens (Amazonas, Küsten, 5000er, Kaffeegebirge, etc.) berichten zu können, die ich auf meinen vielen Reisen entdecken und erleben durfte. Auch die Gastfreundlichkeit, die Lebensfreude, die vielen kulturellen Eigenheiten, das unglaubliche Tanztalent, die Lockerheit, sowie natürlich auch die Unpünktlichkeit und „Verpeiltheit“ muss man einfach live erleben und ich kann jedem Einzelnen nur empfehlen: schaut euch dieses geile Land und die fantastischen Menschen live und in Farbe an, denn eins ist sicher: COLOMBIA ES PASION!!! Von Patrick Novinsky Da sitze ich mal wieder, im Zug quer durch die Republik. Mit knapp 300 km/h zieht die Landschaft an meinem Fenster vorbei und ich frage mich, wo ich hier eigentlich gerade bin. Und noch während ich darüber sinniere, verändert sich die Landschaft auch schon wieder, Berge werden zu Hügeln und Täler erstrecken sich in grenzenlose Ebenen. Schon längst bin ich nicht mehr hier. Hier liegt nun schon eine halbe Stunde hinter mir. Ein Synonym für die Dynamik unseres Alltages? Kaum habe ich einen selbstgesteckten Meilenstein erreicht, bin endlich am Ziel angekommen, schon suche ich mir einen Neuen. Gerade erst aus dem Ausland zurück, froh wieder hier zu sein, zieht es mich wieder in die Welt hinaus. Den einen Moment bin ich noch in Karlsruhe und erfreue mich an den aufkommenden Frühlingsgefühlen, schon sind die ersten Pläne für neue Abenteuer auf den Weg gebracht. Hier ein Seminar in der Hauptstadt, dort der Besuch bei weit entfernten Freunden, zwischendurch skype ich mit Uganda, Washington und Singapur. Waren diese Leute nicht auch gerade erst noch hier? Abstecher nach Hause, ist wenigstens hier alles beim Alten? Die meisten Leute sind schon wieder fort, also auch nicht hier. Brech ich halt auch wieder auf, mache einen Segelkurs, verbringe ein Wochenende in einer anderen großen Stadt und versuche der Zeit hinterher zu eilen. Ist ein Hier und Jetzt erreicht, geht es auf zum Nächsten. Es gibt schließlich noch so viele Dorts, die es noch zu erreichen gibt… „Kassel, hier Kassel! Willkommen auf Gleis 1!“ Ah, Kassel also, dann weiß ich ja nun doch wo ich bin. „Ihre nächsten Reisemöglichkeiten…“ Und wieder bin ich unterwegs… 30. Juni: Der Bundestag beschließt den Atomausstieg bis 2022. 1. Juli: In Deutschland endet die Wehrpflicht. 25 Rauch über Uganda Wenn im Praktikum die Reifen brennen von Clemens Fauvel Alles schaut nach einem normalen Arbeitstag aus. Freitagmorgen, 9:00 Uhr, ich sitze in einem Taxi in Richtung Büro. Natürlich ist der Verkehr verrückt, aber das ist ja nichts Besonderes in Kampala, der pulsierenden Hauptstadt Ugandas. Ich steige also aus dem Auto und mach mich auf die letzten 15 min Fußmarsch. Alles ist verhältnismäßig ruhig in Downtown, Old Kampala und Mengo, den Stadtteilen durch die ich laufe. Doch nahe dem Büro ist auf einmal großes Chaos. Menschenmassen sprinten durch die Gegend, flüchten in geschlossene Räume. Ich flüchte ebenfalls. Geschrei, vorbeiratternde Lastwagen, irgendwann Schüsse. Auf der Straße brennen Autoreifen, Militär rückt an. Immer mehr Aufständische entzünden weitere Reifen oder werden von den Militärs aus den Slums gezerrt, um eben diese wieder zu löschen. Was ist los? Was die brennenden Soldaten, warum die Panik? Und ist passiert? Warum Reifen, warum die die Schüsse, warum warum am Freitag? Die Proteste starteten einige Wochen zuvor. Die Proteste, die in die Geschichte Ost-Afrikas mit dem schwungvollen Namen “Walk-To-Work” eingegangen sind und die so lange überhaupt keinen Weg in die Medien in Europa fanden. Die Niederlande fingen irgendwann an darüber zu berichten, auch der Spiegel veröffentlicht schließlich einen Artikel mit dem reißerischen Titel “Uganda driftet in den Krieg”. Vielleicht etwas reißerisch, ich werde deshalb versuchen die Geschehnisse selbst etwas zusammenzufassen. Alles fängt an mit zwei Namen die die neuere Geschichte des gebeutelten Landes Uganda dominieren: Yoweri Kaguta Museveni und Kizza Besigye. Der eine – Museveni – Präsident des Landes seit über 25 Jahren und im 26 März im Amt bestätigt. Der Andere – Besigye – Erzfeind des Präsidenten, Oppositionsführer und Kopf der Demonstrationen. Pikante Details in der Beziehung der Beiden: Besigye war nicht nur der Leibarzt des Präsidenten als dieser an die Macht kam sondern ist dann auch noch mit dessen Frau durchgebrannt. Somit gibt es wohl niemanden auf der Welt der mehr über Präsident Museveni weiß – in ugandischen Medien bekannt als M7 – als der Oppositionsführer selbst. Personen aus seinem engsten persönlichen Umfeld bilden nun also die verfeindete Opposition. Drei Mal hat Besigye bereits erfolglos versucht durch Wahlen den Präsidenten aus seinem Amt zu dängen. Mittlerweile könnte die Kluft zwischen beiden Rivalen kaum tiefer sein. Mit der Rivalität wächst auch die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Seit einiger Zeit steigen bereits die Lebenshaltungskosten, vor allem von Benzin und Lebensmitteln. Der Preis für Maismehl stieg um fast 100 Prozent, was vor allem die arme Bevölkerung trifft, die sich von kaum etwas anderem ernährt. Selbst mir fallen die steigenden Preise auf. Der Weg zur Arbeit kostete vor einigen Wochen noch 1000 Ugandische Schilling, nun sind es 1500. Der Präsident entschuldigt den Preisanstieg öffentlich mit den weltweit steigenden Preisen für Benzin, aufgrund der Situation in Libyen. Diese Entschuldigung ist zum Teil treffend, hinkt aber auch etwas. Der Preis für Reis zum Beispiel steigt kein bisschen was verwunderlich ist, da Reis aus China importiert wird wohingegen Mais in Uganda angebaut wird. Reis hat also einen viel längeren Transport, der Preis sollte viel mehr vom Ölpreis abhängen. Viele Menschen werfen M7 vor, dass der Preisanstieg die entstandenen Kosten während der Wahlen decken soll. Die Kosten für die vielen Polizisten und Militärs die das Land in den Monaten des Wahl- 2. Juli: Mit einem Tag der offenen Tür stellt das KIT den neuen Campus Ost vor. kampfes ruhig gehalten haben. Und die ganz Mutigen sagen sogar, dass es ziemlich teuer ist eine Wahl so gut zu manipulieren, dass der Rest der Welt davon nichts mitbekommt. Und dann ist da noch der Amtsantritt des Präsidenten im Mai. Traditionell spart Museveni auch bei diesem Anlass nicht … Besigye und seine Mitstreiter wählen einen sehr plausiblen und ruhigen Weg des Protests. Wenn das Benzin und somit die Taxis zu teuer sind, dann gehen sie halt einfach zur Arbeit – „Walk to Work“. Jeden Montag und Donnerstag. Eigentlich ein wahnsinnig friedlicher Weg gegen die Preise zu demonstrieren. M7 sieht das anders. Nach der Welle der Revolutionen in Nord-Afrika hat er Angst um seine Macht und geht von vornherein hart gegen die Demonstranten vor. Immer montags und donnerstags sind tausende von Polizisten und Soldaten auf den Straßen unterwegs. Die Gruppen die offensichtlich zur Arbeit laufen werden einfach festgenommen. Das erhöht natürlich den Ärger auf der anderen Seite, den Ärger der Bürger. Wie zu erwarten schaukelt sich das Ganze gegeneinander auf, brennende Reifen tauchen auf, Besigye wird rund zweimal pro Woche festgenommen und kauft sich jedes Mal wieder frei. Bei einer der ersten Festnahmen fing er sich eine Kugel im Arm ein. Seither ist er leicht an seinem weißen Gips zu erkennen. Schockierend sind die sich häufenden Nachrichten über Tote. Immer wieder ist über vereinzelte Opfer der Schüsse zu hören, die Dunkelziffer wird aber als viel höher vermutet. Traurig ist vor allem die Geschichte über das vierjährige Mädchen das in Masaka erschossen wurde. Die Regierung entschuldigt die Tragödie als Unfall, eine Kugel habe aus Versehen das Kind getroffen, sie war nicht das Ziel des Schützen. Angesichts der drei Kugeln die das 16. Juli: Ende des Sommersemesters 2011. Kind getötet haben ist diese Entschuldigung allerdings eher eine Farce. Doch die Opposition gibt nicht auf. Weiterhin „Walk-To-Work“ jeden Montag und Donnerstag, manchmal sogar „Walk-To-Pray“ am Sonntag. Die Menschen auf den Straßen sind weiterhin fröhlich, wie das ugandische Gemüt eben ist. Man sieht sehr viele Einheimische die ihre Loyalität gegenüber Museveni durch ihre Kleidung zeigen. Ein quergestreiftes Hemd oder Poloshirt kombiniert mit einer BaseballKappe - genau das Outfit, welches der Oppositionsführer immer während der Proteste trägt. Mir gibt das ganze eine ironische Möglichkeit die aufdringlichen Taxifahrer loszuwerden. Immer wenn die Ugander mich fragen, ob ich ein Taxi brauche, antworte ich einfach “No, no, I’m walking. Walk to Work, you know!”. Und was ich zurück bekomme ist meistens ein strahlendes Grinsen auf Seiten der Taxifahrer. Mittlerweile wird das Vorgehen gegen die Demonstranten härter und härter. Um die Kommunikation unter den Aufständischen zu erschweren hat M7 begonnen Handynetze zu blockieren. Montags und donnerstags ist es nicht mehr möglich Handys zu nutzen, auch Facebook ist geblockt. Auch die Soldaten reagieren immer aggressiver. Man hört von zerstörten Taxis, mit durchlöcherten Windschutzscheiben und blutende Insassen. Manchmal ist es einfach unmöglich von den Vorstädten in das Zentrum zu kommen. Opposition und Soldaten liefern sich Kämpfe auf offener Straße, die eine Seite mit Steinen und brennenden Reifen, die andere mit Gummigeschossen und auch scharfen Schusswaffen. Richtig ekelhaft ist auch der ständige Einsatz von Tränengas. Manchmal rieche ich die Reste davon auf meinem Weg heim durch die Stadt. Immer wieder führe ich Diskussionen mit anderen Praktikanten aus Europa und dem Rest der Welt über die Entwicklungen in Uganda. Viel fehlt nicht und ich muss mir überlegen, das Land zu verlassen. Wir alle sind bei unseren jeweiligen Botschaften registriert und werden per SMS über die kritischen Bezirke der Stadt informiert. Eine der kritischsten Gegenden ist Kireka, der Ort in dem ich wohne. Ich verlasse das Haus deshalb recht früh, bevor die Proteste beginnen. Andere können ihre Häuser tagelang gar nicht verlassen, da auf den Straßen die Proteste wüten. Doch zurück zu meinem Freitag. Warum Freitag? Die Proteste sollten doch immer montags und donnerstags sein? Und warum auf einmal so extrem, so gewalttätig? Die Erklärung ist Folgende: Am Tag zuvor, einem regulären „Walk-ToWork“-Donnerstag, wurde es für Kizza Besigye wieder einmal ein bisschen härter. Als er am Morgen versucht das Haus zu verlassen wird er vom Militär direkt vor seinem Haus empfangen. Ihm wird erklärt, dass er das Haus nicht verlassen darf wenn er im Begriff ist seinen Weg zu Fuß zu gehen. Er willigt ein und versichert, das Auto mit seinem Chauffeur zu benutzen. Außerdem erklärt er wie gefordert, was er vorhat: erst will er nach Wandegeya zu seiner Bank um Geld abzuheben und dann zu seinem Büro. Wandegeya ist normalerweise der Ort wo die Proteste starten, wo sich die Bevölkerung aufmacht zum Marsch. Deswegen vielleicht nicht die beste Wahl des Oppositionsführers aber vielleicht auch eine gewollte Provokation. Auf seinem Weg wird er einige Male von der Polizei gestoppt und kontrolliert, die letzte der Kontrollen findet an einem Kreisverkehr in Wandegeya statt. Sofort versammeln sich viele Aufständische um das Auto und feiern den Kopf der Bewegung. Die Polizei und das Militär haben Angst, dass sie die Kontrolle über die Situation verlieren. Deswegen befehlen sie Besigye das Auto zu verlassen, sie wollen ihn festnehmen. Er aber weigert sich, beharrt auf dem Punkt, dass er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen. Er hat exakt gehandelt wie sie es von ihm verlangt haben, er ist nicht gelaufen, er sitzt im Auto und will dort bleiben. Die Diskussion dauert ungefähr zwei Stunden ohne wirkliche Lösung. Dann wird’s verrückt. Ein Soldat in zivil – später wird bekannt, dass er auf direkten Befehl von M7 gehandelt hat – fängt an die Windschutzscheibe mit einem Hammer zu zertrümmern. Tränengas und Pfefferspray wird in das Auto gesprüht. Vier Dosen aus unmittelbarer Nähe ist zu viel für Besigye. Das Video von dem Vorgehen sieht man hunderte Male von dem Tag an im Fernsehen. Blind und mit total verätzten Augen KLAUSURENPHASE: WIR WÜNSCHEN ALLEN VIEL ERFOLG wird er aus dem Wagen gezerrt und auf die Ladefläche eines PickUp-Trucks geworfen. Es ist schrecklich mit anzusehen wie sie mit seinem Körper umgehen, der eine Arm immer noch im Gips. Die Reaktionen der Bevölkerung sind an diesem Freitag zu spüren. In der ganzen Stadt toben die Proteste. Die anderen Praktikanten sind wieder im Haus gefangen, ich in meinem Büro. Manchmal können wir kommunizieren, meistens sind die Handynetze jedoch geblockt. Eine meiner Arbeitskolleginnen – ein Mädchen aus Pforzheim – war auf dem Weg zur Arbeit auf einem BodaBoda, einem Motorrad-Taxi. Sie zittert als sie im Büro ankommt. Man verbietet und das Gebäude zu verlassen. Und dann, so typisch für Uganda, das Land der krassen Gegensätze, hört alles auf. Ich bekomme sogar eine Nachricht von der deutschen Botschaft, dass sich die Lage beruhigt hat. Auf dem Weg nach Hause sehe ich Unmengen von verbrannten Reifen auf den Straßen, die am Morgen noch so ruhig gewirkt haben. Ich bin dem Chaos um ungefähr 10 Minuten entkommen, das Tränengas hängt noch in der Luft. Besigye verbringt die Nacht im Krankenhaus. Am nächsten Tag versucht er das Land in Richtung Kenya zu verlassen. Er kann immer noch nichts sehen und die Ärzte in Nairobi sind um einiges besser als die in Kampala. Obwohl er am Anfang Probleme am Flughafen hat gelingt es ihm schließlich zur Behandlung auszufliegen. Und seltsamerweise ist diese Eskalation auch das vorläufige Ende der Unruhen in Uganda. Das war bei weitem der schlimmste Tag und auch als Besigye zurück nach Kampala kommt oder an dem Tag von Musevenis Amtsantritt bleibt die Stadt ruhig. Die ersten Berichte die nun nach Deutschland durchsickern beschreiben eine neue Taktik der Soldaten. Sie besprühen die Demonstranten von Kopf bis Fuß mit pinker Farbe. Als ich am nächsten Tag im Internetcafe sitze und an diesem Artikel arbeite, schreiben mir drei oder vier Freunde aus Deutschland. “Ist alles okay in Uganda? Hab gehört es sind üble Proteste und die Sache mit der Farbe und, und, und? Geht‘s dir gut?” Ich muss ein bisschen grinsen. “Naja, wir hatten Tränengas und Schießereien die letzten 4 Wochen. Die Farbe stresst mich jetzt eigentlich weniger!” 27 Ein Monat ohne Freundin von Hans Wiwi Junge Beziehungen auf Probe Zugegeben: Das klingt jetzt zunächst recht unspektakulär. „Ich hatte noch nie eine Freundin“, werden viele in Karlsruhe mit Recht sagen. Und „Es gibt ja noch andere Frauen!“, werden einige Wenige zu Unrecht erwidern. Die Meisten wiederrum werden wohl ausrufen: „Ohne Freundin? Ist doch klasse!“. Doch der Titel untertreibt bewusst. Er sollte nämlich nur kaschieren, wofür „Freundin“ sinnbildlich steht. Nämlich zum Einen für die Liebe und zum Anderen - für die Liebe. Also die andere Liebe. Ja, für die körperliche Liebe. Ich verzichtete also eigentlich gleich auf zwei Dinge gleichzeitig! Immer noch nicht beeindruckt? Na gut, hier kommt die volle Wahrheit: Ein Monat ohne Anfassen, sowohl hetero - als auch autosexuell. Manchen wird nun der Film „40 Tage, 40 Nächte“ in den Sinn kommen. Darin geht es eigentlich um das Gleiche. Aber für Männer ist die Thematik des Films nur bei Science Ficktion einzuordnen. Ich erzähle euch nun, wie das wirklich ist: Die erste Woche ist inhaltlich zu vernachlässigen. Ich konzentrierte mich auf andere körperliche Bedürfnisse. Sport, essen, arbeiten, schlafen und schwupps - war eine Woche rum. Die einfachste Art und Weise, nicht an Liebe zu denken, ist wohl die, das andere Geschlecht zu meiden - was Männern in Kerlsruhe ja normalerweise nicht allzu schwer fällt. Problematisch wird es erst dann, wenn die Außentemperatur über die Zimmertemperatur steigt. Dann 28 auf einmal schwirren Frauen durch die Stadt, wie Insekten in das Licht und man(n) fragt sich, wo die sich den ganzen Winter versteckt gehalten haben. In dieser Hinsicht hatte ich leider die schlechteste Zeit des Jahres gewählt. Dem Feind nichts destotrotz entschlossen ins Auge schauend (manchmal freilich auch woanders hin), begab ich mich nach Woche eins an den Baggersee, was sich als dumme Idee herausstellte. Denn ich erhöhte den Druck. Wörtlich. Die erste Woche ohne machte sich bereits bemerkbar. Mein nude Desktopgirl musste sicherheitshalber einer angezogenen Alternative weichen. Meine sonst übliche Präferenz von Brünett gegenüber Blond war hinfällig. Ein Gespräch mit meiner (brünetten) Freundin via Skype half natürlich nicht. Schon beim bloßen Anblick ihrer neu erwirtschafteten BHs reagierten bestimmte Teile meines Körpers mit Anspannung. Dies in Worte zu fassen, ist fast noch einmal so beschämend. Aber es kommt noch schlimmer. Nach Woche zwei spielte mein Kopf verrückt, wie der eines pubertierenden Jungen. Beim Anblick eines Mädchens im Sommerkleid auf einem Fahrrad an einer roten Ampel formulierte mein Mund die Worte: „Wow, du siehst wirklich fantastisch aus!“, woraufhin 6 peinliche von Kopfschütteln und Augenrollen begleitete Sekunden vergingen, bevor sie sich ohne ein Dankeschön entfernte. Na gut. Frauen ein Kompliment zu machen, war schon immer wie Topfschlagen im Minenfeld. Da ich das mittlerweile harmlose Wallpaper auf meinem Notebook nun ebenfalls nicht mehr ertragen konnte, ging ich eine weitere Stufe runter - zum blauen Windows-Standard. Traurig. In Woche drei erkannte ich mich dann selbst nicht wieder. Alter, Größe, Aussehen, Kleidung - nichts spielte mehr eine Rolle. Ein Zustand, der mit daueralkoholisiert beschrieben werden könnte. Wir Männer sind ganz offensichtlich so gebaut, dass wir uns unserer Priorität Nummer eins, der Fortpflanzung, nicht entziehen können. Selbst ich, der sich in voller Kontrolle über die Funktionen seines Körpers glaubt, musste mich im Kampf gegen die Biologie ergeben. Als ich nur mit Mühe meine Augen von der 50-jährigen Kassiererin beim Lidl nehmen konnte, war es für mich vorbei. Einen derartigen Verfall des eigenen Anspruchs hatte ich noch nie erlebt. Sich bei Lidl unter Wert zu verkaufen, das sollte lieber ein Wortwitz bleiben. Spätestens jetzt musste Schluss sein. Ich begab mich also nach Hause und machte dem ganzen ein Ende. Trotz insgesamt negativer Bilanz konnte ich immerhin Bob Marleys „No Woman no Cry“ widerlegen. Außerdem war ich jetzt auch wieder in der Lage, meine Freundin auf die richtige Art und Weise zu vermissen - auf die Art derjenigen Liebe, die nicht derart verfällt, wenn man sie nicht pflegt. In diesem Sinne: Make love - not a pause. 10. bis 16. Oktober 2011: O-PHASE 2011 Laufen ökologisch nicht länger tragbar Das Wi²-Experiment von Tim Cammann und Tom Stähr Schon seit 1869 gibt es in Karlsruhe eine Straßenbahn. Im Jahre 1900 wurden die Zugpferde durch Elektromotoren ersetzt. Heute betreibt der KVV seine Netze mit dem achtachsigen Schnellverkehr-Stadtbahnwagen GT8. Dieses Monster wiegt unbesetzt 58 Tonnen und wird mithilfe zweier Elektroaggregate mit zusammen über 750PS auf eine schwindelerregende Maximalgeschwindigkeit von 95km/h beschleunigt. Diesen beeindruckenden Fakten zum Trotz sind viele Studenten davon überzeugt, dass es keine langsamere Möglichkeit gibt durch Karlsruhe zu reisen, als mit der StraBa. Wi² wagt den Vergleich, Mensch gegen Maschine: Tim – militanter Bahnfahrer Entspannt sehe ich dem bevorstehenden Feldversuch entgegen. Es ist ein warmer Montagmittag und die Bedingungen sind ideal. Zudem bin ich fest von meinem Standpunkt überzeugt – die Straßenbahn ist das studentische Fortbewegungsmittel unserer Zeit. Meinem Kontrahenten steht die Anstrengung des bevorstehenden Versuchs allerdings bereits ins Gesicht geschrieben. Gewappnet mit meinem KVV-Ticket und genug Lesestoff für die Fahrt betrete ich mein „Versuchsgerät“, die gerade am Kronenplatz eingefahrene S5. Sanft drückt mich die Beschleunigung in den Sessel als der Wettkampf beginnt. Nach wenigen Momenten zieht die Bahn souverän an dem Läufer (der Gehweg der Kaiserstraße ist hoffnungslos überfüllt!) vorbei und ich schlage die Zeitung auf. Ich werde versuchen meine Zeit möglichst effizient zu nutzen. Mit der Ansage „Europaplatz“ werde ich jedoch bald aus meiner Lektüre aufgeschreckt. Die Fahrt war kurz und erholsam. Zwischenzeitlich hatte ich zudem die Gelegenheit eine flüchtige Bekanntschaft mit einem KVVMitarbeiter zu machen. Siegesbewusst verlasse ich die Bahn um sogleich von einer Hitzewand getroffen, und von meinem verschwitzten Kontrahenten Tom begrüßt zu werden. „Wann hat der denn aufgeholt?“, frage ich mich innerlich, lasse mir jedoch meine Überraschung nicht anmerken. Tom – militanter Fußgänger Kronenplatz um halb 12. Das Thermometer zeigt 32°C-der bisher wärmste Tag des Jahres. Keine optimalen Bedingungen für mein Unterfangen. Auch wenn in der StraBa wahrscheinlich die Klimaanlage ausfallen wird, reichen die Temperaturen wohl nicht für einen Totalausfall. Ich werde also alles aufbieten müssen um ein für alle mal zu beweisen, dass die Straßenbahn ein unnötiges Verkehrsmittel ist. Die S5 fährt ein, Tim steigt in die Bahn und ich mache mich zum Start bereit. Dann geht es los. Schon auf den ersten Metern gewinnt Tim an Boden und fährt schließlich zeitunglesend an mir vorbei, während ich auf dem heißen Asphalt schon in Schweiß ausbreche. Doch dann offenbart sich die erste Schwäche der StraBa: Haltestelle Marktplatz. Träges Ein- und Aussteigen der faulen Bahnfahrer. Ich nutze meine Chance und ziehe vorbei. Nun komme ich in das Dickicht der Einkaufsbummler. Mehrere ältere Damen versuchen sich mir in den Weg zu stellen, doch ich schaffe es auszuweichen. Tim und seine S5 bleiben immer weiter zurück. Zwischen Herrenstraße und Euro wird es noch einmal brenzlig als mich eine Kommilitonin erkennt und mit ausgebreiteten Armen auf mich zu kommt. Doch auch dieses Hindernis meistere ich mit einem schnellen Haken. Der Rest ist Formsache. Eine gute halbe Minute vor der Straba trudele ich am Euro ein. Die Maschine ist geschlagen! StraBa Gewicht Zeit auf 1100m 58 t 270 sec Motorleistung 560 KW (750 PS) Wirkungsgrad 80 % Energiebedarf pro Person auf 1100m 5,470 kJ Tom Gewicht Zeit auf 1100m 82 kg 239 sec Motorleistung 0,375 KW (0,5 PS) Wirkungsgrad 20 % Energiebedarf auf 1100m 8,685 kJ Nach wissenschaftlicher Auswertung des Feldversuches erkennt die Redaktion, dass die StraBa zwar langsamer ist als ein Läufer, jedoch weitaus komfortabler. Darüber hinaus eignet sich eine Bahnfahrt hervorragend zum Lernen oder Zeitung lesen, was beim Laufen eher schwer fällt. Als spektakulärste Erkenntnis bleibt jedoch der Fakt, dass Bahn fahren lediglich rund halb soviel Energie verbraucht wie das Laufen und die Fortbewegung auf Füßen somit zu einer umweltfeindlichen Angewohnheit degradiert. 17. Oktober: Ein neues Semester beginnt. Viel Spaß. 29 Stiftung Wi² Test Karlsruher Discounter Günsg wollen sie alle sein. Die Unterschiede liegen in Service und Ambiente. Wenn der Kühlschrank mal wieder leer und der Bierdurst groß ist, stellt sich die Frage: Wo geht's zum Einkauf hin? Vier Supermärkte in der Karlsruher Innenstadt wurden zufällig ausgewählt und einem harten Test unterzogen. Neben dem Preis für einen typisch studentischen Warenkorb wurden außerdem weiche Faktoren wie das Ambiente und der Service bewertet. An die Spitze setzen konnte sich der Penny Markt in der Karlstraße, der vor allem durch seine unschlagbaren Preise zu überzeugen wusste. Ein kaputter Pfandautomat und lange Wartezeiten an der Kasse trübten jedoch das Gesamtbild. Knapp geschlagen reihte sich der Netto Warenkorb: Bier, Vodka, Zahnbürsten, die Flunkyball City in der Zwiebel und eine Packung Pizza sichern das Überleben Kaiserallee auf des Studenten. Platz 2 ein. Hier wird der Service noch groß Fahrradständer und einen höchst Sicherheitsmann. geschrieben und Pfand persönlich motivierten an der Kasse entgegen genommen. Miserabler Service und keine Jogginghosenträger kosten ihn Abzüge gab es jedoch für die eingejedoch eine vordere Platzierung. schränkte Alkoholauswahl und den Uringestank vor dem Eingang. Trotz der idyllischen Lage am Als einziger seiner Klasse verfügt multikulturell geprägten Werderplatz, gekühltem Bier und einer der Lidl am Tivoli über überdachte überragenden Vodkaauswahl, verwies das hohe Preisniveau den Nahkauf auf den letzten Platz. Penny Markt Neo City Lidl Nahkauf Gewichtung Karlstraße Kaiserallee Tivoli 100% GUT (2,0) GUT (2,2) GUT (2,5) PREISE in Euro 50% gut (1,7) gut (2,3) gut (2,0) 6 Pack Bier (3 Liter) Vodka (0,7 Liter) 3er Pack Pizza Zwiebeln (1 kg) Zahnbürste (2 Stück) SERVICE 1,39 4,99 2,49 1,33 0,65 30% gut (2,3) 1,59 4,99 2,49 1,39 0,65 gut (1,7) Öffnungszeiten in Uhr MoFr 822 Sa 722 4 2* 20% gut (2,3) MoSa 722 befriedigend (3,3) 1,69 1,74 4,99 5,29 2,49 2,49 1,19 1,79 0,65 0,75 befriedigend befriedigend (3,3) (2,7) MoSa 820 MoSa 822 2 0** befriedigend (3,0) 8 2 3 1 befriedigend (2,7) 18 0 QUALITÄTSURTEIL Anzahl Kassen Anzahl Pfandautomaten AMBIENTE Länge des Alkoholregals (Schrie) 19 Anzahl Jogginghosenträger 4 Umgebung *) Jedoch einer defekt **) Persönliche Entgegennahme an der Kasse Werderplatz BEFRIEDI GEND (2,8) Anmerkung der Redakon: Geringe Preisabweichungen legen die Vermutung nahe, dass illegale Preisabsprachen stainden. Das Bundeskartellamt wurde darauin von der Sung Wi² Test infor miert. 2,5 1 gut (1,7) 18 1 ++ Bei gleichem Qualitätsurteil Reihenfolge nach Alphabet. Unsere Tester im Einsatz: Berech nung der Key Performance Indica tors. ig z t i W Wi e von Tom Stähr, Hendrik Dorprigter und Vincent Ehrmann Einfach mal Treckerfahren... Einfach mal Trecker fahren. Der Traum eines großen Großstadtjungen, um einfach mal auszubrechen. Natur pur, ein lauer Wind um die Nase und die Hektik der Zivilisation hinter sich lassen. Mit 600 PS unterm Hintern - bäm. Zugegeben, der laue Wind kommt aus der Klimaanlage und die Hektik weicht auch nur einem Durchschütteln, wenn sich dieses Monster einer Landmaschine in Bewegung setzt. Traktoren-Romantik sieht irgendwie anders aus. Dafür sitzt man schön hoch. Die Nase auf ungefähr drei Meter überm Grund, lässt man den vollautomatischen XERION von der Leine. Macht man einen Fehler, bekommt man die Lösung auf dem Digitaldisplay gleich vorgeschlagen. Allem High Tech zum Trotz, fühlt sich der Städter sofort mit der Natur verbunden und freut sich, mit 45 km/h Spitze und 50 Liter Diesel-Verbrauch pro Stunde mal nicht der modernen Verschwendungs-Mentalität anzugehören. auch ziemlich witzig, das Kind! „Spielen wir nach den offiziellen Karlsruher Regeln, mit Zwiebel und so?“ Unbekannter Flunkyball Enthusiast „Geld macht sicher nicht glücklich, aber wenn ich traurig bin, weine ich lieber im Taxi als in der S-Bahn.“ Marcel Reich-Ranicki „Es gibt zwei Möglichkeiten, Karriere zu machen: Entweder leistet man wirklich etwas, oder man behauptet, etwas zu leisten. Ich rate zur ersten Methode, denn hier ist die Konkurrenz bei weitem nicht so groß.“ Danny Kaye „Jede Wirtschaft beruht auf dem Kreditsystem, das heißt auf der irrtümlichen Annahme, der andere werde gepumptes Geld zurückzahlen.“ Kurt Tucholsky “I’m a CEO bitch!“ Marc Zuckerberg Rennfahrer Braumeister Holzfäller Astronaut Sprengmeister links halblinks mitte halbrechts rechts rechts halbrechts mitte halblinks links Kampfadler Killerwal Es liegen fünf Unterkünfte nebeneinander. An jedem Ort wohnt eine Person mit einem anderen Beruf. Jeder der Bewohner hat einen Lieblingssport, fährt eine bestimmte Landmaschine und hat ein bestimmtes Haustier. Keines der Merkmale kommt zweimal vor. Wer fährt Trecker und läuft den Tough Guy Run? Rottweiler Python Königstiger Killerwal Kampfadler Flunkyball Rugby Segeln Heliskiing Tough Guy Run Mähdrescher Planierraupe Häcksler Bagger Trecker Königstiger Python Rottweiler Heliskiing Tough Guy Run Segeln Rugby Flunkyball Trecker Bagger Häcksler Planierraupe Mähdrescher bei Mutti Bauwagen Höhle Burg Gefängnis Das Treckerrätsel Tipp: Tragt in die Matrix die Merkmale ein, die sicher zutreffen die Merkmale, die ihr sicher ausschließen könnt. Die Lösung findet ihr auf fachschaft.org Zebrarätsel Es stehen fünf Häuser nebeneinander, jedes hat eine andere Farbe. In jedem Haus wohnt eine Person mit jeweils einer anderen Nationalität Hinweise: 1. Der Rennfahrer sitzt im Gefängnis. 2. Der Braumeister fährt einen Mähdrescher. 3. Flunkyball wird in der Burg gespielt. 4. Der Holzfäller spielt Rugby. 5. Die Burg ist direkt rechts neben der Höhle. 6. Der Besitzer des Rottweilers fährt eine Planierraupe. 7. Der Pythonhalter lebt in einem Bauwagen. 8. Der Segler lebt in der mittleren Unterkunft. 9. Der Astronaut wohnt ganz links oder ganz rechts. 10. Der Mann mit dem Königstiger, wohnt direkt neben dem Mann der einen Häcksler fährt. 11. Die Python wird in der Unterkunft neben dem Baggerfahrer gehalten. 12. Der Besitzer des Killerwals betreibt Heliskiing. 13. Der Sprengmeister hält sich einen Kampfadler. 14. Der Astronaut wohnt direkt neben dem Muttersöhnchen. www.evonik.de Ungewöhnliche Kunststofflösungen sind für uns nichts Ungewöhnliches.