Mann zurückzugeben
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Mann zurückzugeben
Kino NUMMER 179 Verletzliche Mutter Film-Geflüster John Travolta als Mafioso John Gotti vor der Kamera „Julieta“: Meisterwerk von Pedro Almodóvar Hollywood-Star John Travolta, 62, („Criminal Activities“), steht in dem seit Jahren geplanten Film über den Mafioso John Gotti Sr. nun als das Oberhaupt des berüchtigten New Yorker Verbrecherclans vor der Kamera. Wie das Kinoportal Deadline.com berichtete, sind die Dreharbeiten zu „The Life And Death Of John Gotti“ in Cincinnati (US-Staat Ohio) angelaufen. Travoltas Ehefrau Kelly Preston, 53, („Mit Dir an meiner Seite“), spielt Gottis Frau Victoria. Spencer Lofranco, 23, mimt den Sohn John Gotti Jr. Das als „Pate von New York“ gefürchtete Oberhaupt des Gambino-Clans kam 1992 hinter Gitter und starb 2002. Sein Sohn, John Gotti Jr., saß unter anderem wegen Erpressung und Betrug neun Jahre in Haft. Er wirkt nun als Berater an dem Film über drei Generationen der Mobster-Familie mit. Jessica Chastain im Spiel mit Jake Gyllenhaal Jessica Chastain, 39, („Der Marsianer“), stößt zu Jake Gyllenhaal, 35, („Southpaw“), in der geplanten Spieleverfilmung „Tom Clancy’s The Division“. Wie das Kinoportal TheWrap.com berichtet, dient als Filmvorlage das im Frühjahr veröffentlichte Ubisoft-Spiel, Schauplatz ist das nach einer Terrorattacke durch eine Virusepidemie betroffene Manhattan. Ordnungskräfte versuchen, in dem Chaos wieder Ruhe herzustellen. Neuauflage von „Splash“ mit verkehrten Rollen Mit der Hit-Komödie „Splash – Die Jungfrau am Haken“ brachte Regisseur Ron Howard 1984 Tom Hanks und Daryl Hannah groß heraus. Nun plant Howard als Produzent eine Neuverfilmung mit einer witzigen Wendung, wie der Hollywood Reporter berichtet. Die damals von Hannah gespielChanning Tatum te Meerjungfrau soll jetzt von Channing Tatum, 36, („Magic Mike“), als Wassermann verkörpert werden, während Jillian Bell, 32, („22 Jump Street“), als verliebtes Mädchen die Rolle von Hanks übernehmen soll. (dpa) Unsere Wertungen * sehr schwach ** mäßig *** ordentlich **** sehenswert ***** ausgezeichnet Sonst noch angelaufen ● Lights Out Ein unheimliches Wesen traumatisiert eine Familie. Es nennt sich Diana und ist für den Tod von Sophies Ehemann verantwortlich. Sophies Tochter Rebecca lebt nicht mehr mit ihrer Mutter unter einem Dach, aber auch sie hat ihre Erfahrungen mit Diana machen müssen. Als schließlich Martin, der Jüngste der Familie, unter Dianas Attacken zu leiden hat, versucht Rebecca das gruselige Treiben zu beenden. Mutter Sophie wird gespielt von Maria Bello („Prisoners“). (Filmstart in Augsburg, Aichach, Ingolstadt, Kaufbeuren, Kempten, Neu-Ulm, Nördlingen, Penzing, Ulm) ● Te3n Acht Jahre sind vergangen, seit John seine Enkelin Angela im Zuge einer grausamen Entführung verloren hat. Immer noch sucht er Gerechtigkeit. Da wiederholen sich die Ereignisse: Eine ganz ähnliche Entführung findet statt, und einiges deutet darauf hin, dass es sich um denselben Täter handelt, der Angela die Freiheit nahm. John, verkörpert von Bollywood-Star Amitabh Bachchan („The Great Gatsby“), macht sich daran, das Rätsel um die Entführungen zu lösen. (Noch nicht in der Region zu sehen) (dpa) DONNERSTAG, 4. AUGUST 2016 VON GÜNTER H. JEKUBZIK Will ihren Mann wieder zurückgeben: Maggie (Greta Gerwig, links) und die zickige Professorin Georgette (Julianne Moore). Foto: Lily Harding Pictures, MFA Mann zurückzugeben Maggie’s Plan Zunächst ist John ihre große Liebe und der Vater eines ersehnten Kindes. Ein paar Jahre später aber will sie ihn am liebsten wieder an seine Ex abtreten. Das schlägt Funken VON MARTIN SCHWICKERT Maggie (Greta Gerwig) ist Anfang Mitte dreißig und hat sich entschieden Mutter zu werden, ohne dafür einen Mann fürs Leben in Anspruch zu nehmen. Einen willigen Samenspender hat sie auch schon bei der Hand: Der gut gebaute, sanfte Gurkenverkäufer vom Biomarkt hat in das Fortpflanzungsvorhaben eingewilligt, ohne väterliche Ansprüche stellen zu wollen. Aber kurz vor Eisprung und künstlicher Befruchtung läuft Maggie in der Universitätsverwaltung John (Ethan Hawke) über den Weg, der ein wenig älter ist, am Institut Seminare fikto-kritischer Anthropologie gibt und gerade an seinem ersten Roman schreibt. John ist mit der erfolgreichen Professorin Georgette (Julianne Moore) verheiratet, deren akademischer Glanz seine Karriere deutlich überschattet. „In jeder Beziehung gibt es eine Rose und einen Gärtner“, sagt er und es ist unschwer zu erkennen, dass dieser Mann auch gerne einmal Rose spielen möchte. Maggie bietet sich als Erstleserin für seinen Roman an und von da aus sind es nur ein paar Schritte bis zur Affäre, die folgerichtig in die Scheidung führt. Ein paar Jahre später haben John und Maggie ein reizendes Töchter- chen zusammen und auch die Kinder aus erster Ehe sind oft im Hause zu Besuch. Während John sich ganz und gar seiner schriftstellerischen Arbeit widmet, wird Maggie allmählich die mütterliche und stiefmütterliche Doppelbelastung und auch das egozentrische Wesen ihre Lebensgefährten zu viel. Sie schmiedet einen Plan und versucht John vor Ablauf der Garantiezeit zurückzugeben und erneut mit seiner Ex-Frau zu verkuppeln. Hollywoods Screwball-Comedies der dreißiger und vierziger Jahre, in denen sich etwa Katharine Hepburn und Spencer Tracy wortgewandt beharkten, dienten schon oft als Einfach geschehen lassen Interview Greta Gerwig kontrolliert nicht alles Was hat Sie an dieser Maggie, die einer anderen den Mann ausspannt und ihn ihr nach ein paar Jahren wieder zurückgeben will, gereizt? Greta Gerwig: Ich mag Maggie, weil sie eine gewisse Reinheit des Herzens besitzt. Sie trägt die tiefe Sehnsucht in sich, ihre eigene Wahrheit zu finden und dann danach zu leben. Sie zögert nicht lange, wenn sie etwas tut, und hat eine sehr gesunde Art, sich nicht mit Schuldgefühlen zu belasten. Selbst wenn sie Fehler begeht, steht sie in direkter Verbindung zu dem, was sie ist und fühlt. In Ihren Filmfiguren scheint immer viel von Ihnen selbst zu stecken? Gerwig: Jede Figur und jeder Mensch sind eine besondere Kombi- nation aus Stärken und Schwächen. Schauspielen ist für mich ein sehr langsamer Prozess der Annäherung an eine Figur. Mit der Regisseurin Rebecca Miller habe ich fast ein Jahr gemeinsam an der Entwicklung Maggies gearbeitet. Wir machten uns Gedanken darüber, wer sie ist, was sie denkt, wie sie sich kleidet. Maggie ist ein Kontrollfreak. Gehört das auch zu Ihren Schwächen? Gerwig: Nein. Ich weiß, dass man nicht alles kontrollieren kann. Ich achte darauf, dass ich die Dinge, die mir wichtig im Leben sind, unter Kontrolle habe, aber alles andere lasse ich einfach geschehen. Im Grunde ist es mir auch gleichgültig, was ich anziehe. (M. Schwickert) Vorbild für lauwarme romantische Komödien, die nie die Spritzigkeit der historischen Originale erreichten. Rebecca Millers „Maggie’s Plan“ gehört zu den wenigen Gegenwartskomödien, die sich dieses Qualitätsetikett wirklich verdient haben. Fantastische Dialogfeuerwerke werden hier um ein wunderbar dysfunktionales Liebesdreieck herum entfacht. Der Einfluss von Woody Allen ist in dieser typischen New Yorker Komödie aus dem Akademikermilieu unübersehbar, ohne dass hier altmeisterliche Kopiervorlagen benutzt werden. Neben dem intelligenten, saukomischen Skript und den gut getimten Dialogen ist es vor allem das Darsteller-Trio, das diese Komödie mit sichtbarer Spielfreude abheben lässt. Indie-Queen Greta Gerwig, derzeit auch als Dawn Wiener in „Wiener Dog“ auf der Leinwand, bringt ihre Maggie als sympathischen Kontrollfreak mit Indifferenzproblemen zum Erstrahlen. Ethan Hawke füllt die Rolle des eitlen Akademikers und MöchtegernSchriftstellers mit souveräner Selbstironie aus und Julianne Moore entwickelt grandios zickig als skandinavische Poststrukturalistin echte Kultqualität. **** O Filmstart in Augsburg Julieta (Adriana Ugarte) packt gerade ihre Sachen in Madrid, um mit ihrem neuen Freund fortzuziehen, als eine Begegnung ihr Leben auf den Kopf stellt. Eine ehemalige Freundin ihrer Tochter Antía erzählt beiläufig, sie habe diese am Comer See getroffen. Ein Schock für Julieta, die Antía seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat und nur mühsam über den Schmerz der einseitigen Trennung hinweg gekommen ist. Julieta sagt ihrem Mann ab, zieht wieder in das Haus, in dem sie einst mit Antía lebte und beginnt die Ereignisse seit Antías Zeugung aufzuschreiben – ein „dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit“. „Julieta“, der 20. Spielfilm des Spaniers Pedro Almodóvar, wird eine Geschichte mit vielen Begräbnissen und noch mehr Toten sein. Das Leben teilt Trauer und Schmerz an diese Frau in großen Portionen aus. Julieta sei die verletzlichste und schwächste Mutter aus seinem Universum der Frauen, meint der exzellente Regisseur. Was Almodóvar nicht einfach erzählt, sondern ungemein kunstvoll bebildert und vertont. Schon zu Anfang blickt Lucian Freud, der Enkel von Sigmund Freud, in seinem intensiven Selbstporträt „Reflection“ Julieta aus einem Bilderrahmen über die Schulter. Almodóvar umgibt in diesem kunstreichen Film seine Frauen mit Kunstwerken der Einsamkeit. Bei all den schwer fassbaren, feinen psychologischen Verstrickungen um Julieta herum, ist dies ein packender, sehr berührender, aber kein deprimierender Film. Das liegt an dem Einfallsreichtum, mit dem das Leben immer neue Kapriolen schlägt. Almodóvar präsentiert „Julieta“ als ein unbedingt sehenswertes Kunstwerk. **** O Filmstart in Augsburg Adriana Ugarte als Julieta. Foto: Tobis Die Geisterjägerinnen Geistlose Action Ghostbusters Nach 30 Jahren übernehmen Frauen die Horror-Parodie Collide Was nützen Stars ohne gute Story? Gut 30 Jahren nach dem ersten Einsatz der Geisterjäger schlagen die „Ghostbusters“ wieder zu. Allerdings nicht die gealterten Jäger um Bill Murray und Dan Aykroyd. Jetzt tritt ein völlig neues Team an – ohne Testosteron, mit reiner Frauenpower. Bei Fans handelten sich Komödien-Regisseur Paul Feig („Taffe Mädels“, „Brautalarm“) und seine Stars wie Kristen Wiig und Melissa McCarthy in den sozialen Medien Hasstiraden gegen den Film ein. Dabei macht das Frauenteam seine Sache gar nicht schlecht. McCarthy ist Abby, eine zupackende Expertin für paranormale Phänomene. Wiig mimt ihre frühere Schulfreundin Erin, die sich als ernst zu nehmende Physikerin versucht. Kate McKinnon, alias Holtzmann, ist die Tüftlerin, die das Team mit Strahlenkanonen, Protonenpacks und Geisterfallen versorgt – das blonde Pendant zum Waffenbastler „Q“ von James Bond. Vierte im Bund ist die schwarze Komikerin Leslie Jones als Bahnangestellte Patty, die in einem U-Bahnschacht Geister sieht. Ganz im Stil der Kammerjäger für Gespenster in Ivan Reitmans Kult- filmen von 1984 und 1989 trägt nun die weibliche Spezialtruppe den Kampfanzug, schnallt die Protonenrucksäcke an, wird von Geistern grün beschleimt und jagt die Dämonen durch New York. Sogar die Rezeption der Privatfirma für Geisterbekämpfung wird wieder besetzt. Die einst von Annie Potts gespielte Sekretärin ist nun männlich, blond und etwas blöd – „Thor“-Darsteller Chris Hemsworth hat im Reboot mit der Frauenpower seinen Spaß. Allerdings bleibt der coole Charme von damals weitgehend auf der Strecke. Bill Murray & Co. waren einfach witziger, wenn sie sich mit flapsigen Sprüchen Mut machten. Die neuen Ghostbusters sind lauter und überdrehter. Feig legt indes nur mehr Tempo und Spezialeffekte vor, statt die Horrorparodie neu zu erfinden. Unterhaltsam ist sie allemal. (Barbara Munker, dpa) *** O Filmstart in vielen Kinos der Region Sie jagen nun die Geister (von links): Melissa McCarthy (Abby), Kristen Wiig (Erin), Kate McKinnon (Holtzmann) und Leslie Jones (Patty). Foto: Sony Pict. VON FRED DURAN „Stupid German Money“ – so nennt man in Hollywood die deutsche Filmförderung, die mit großzügigen Zuschüssen internationale Produktionen ins Land locken will. Dass man mit dummem, deutschen Geld auch dumme, internationale Filme machen kann, beweist nun Eran Creevys Actionfilm „Collide“, der fast komplett in Nordrhein-Westfalen gedreht wurde. Im Zentrum der Geschichte steht der junge Amerikaner Casey (Nicholas Hoult), dessen Freundin Juliette (Felicity Jones) an einem Nierenleiden erkrankt. Die Warteliste im deutschen Gesundheitswesen für ein Spenderorgan ist lang, in den USA lässt sich das hingegen monetär lösen. So nimmt Casey für die neue Niere seiner großen Liebe wieder den alten Job als versierter Fahrer in krimineller Mission auf. Ein Lastwagen voller Golfbälle gefüllt mit Kokain im Wert von fünf Millionen Euro soll dem Geschäftsmann Hagen Kahl (Anthony Hopkins) entwendet und in den Besitz des durchgeknallten Gangsters Geran (Ben Kingsley) überführt werden. Die hochkarätige Besetzung der kriminellen Kontrahenten dient leider nur als teures Dekor für einen geistlosen Actionfilm, in dem sich eine Autoverfolgungsjagd an die nächste reiht. Immerhin steht für den gebeutelten Helden in allen Krisensituationen ein PS-starkes Markengefährt bereit, das mal über gute deutsche Autobahnen, durch die Kölsche Metropole oder die beschauliche Innenstadt von Monschau gelenkt wird. Die Blechschäden sind gewaltig. Deutsche Streifenwagen werden lustvoll geschrottet und Nicholas Hoult versucht sein Bestes, um hinter dem Lenkrad den Leidensdruck seiner Figur herbei zu grimassieren. Hoult und Jones sind mittlerweile durch Filme wie „X-Men: Apokalypse“ bzw. „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ zu internationalen Stars aufgestiegen und wahrscheinlich ist es ihrem frischen Ruhm zu verdanken, dass der bereits 2014 gedrehte Film nicht direkt auf dem Videomarkt verklappt wurde. ** O Filmstart in Ingolstadt, Kempten, Penzing, Ulm