Leitfaden zur Anfertigung-wissenschaftlicher Arbeiten_v2
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Leitfaden zur Anfertigung-wissenschaftlicher Arbeiten_v2
Leitfaden zur Erstellung wissenschaftlicher Arbeiten Studienschwerpunkt Marketing, Strategy & Leadership Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Technische Universität München Vorbemerkung Die nachfolgenden Hinweise sollen Ihnen das Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen des Studienschwerpunkts Marketing, Strategy & Leadership erleichtern. Bei der Betreuung und Beurteilung Ihrer Arbeit gehen wir davon aus, dass Sie den vorliegenden Leitfaden kennen und beherzigen. 1 Grundsätzliche Hinweise zum Vorgehen 1.1 Umgang mit Literatur Wir erwarten von Ihnen, dass Sie die wissenschaftliche Literatur zu Ihrem Themenfeld kennen und wissenschaftlich bewerten können. Damit sind in erster Linie Publikationen gemeint, die in einschlägigen Fachzeitschriften (mit einem doppelblinden Begutachtungsverfahren) erschienen sind. Sogenannte JournalRankings geben Auskunft darüber, welche Zeitschriften in der Fachwelt besonders anerkannt sind. In betriebswirtschaftlichen Disziplinen können Sie sich beispielsweise am Ranking des Verbands der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft orientieren (VHB, 2008). Weitere Rankings finden Sie über die Bibliotheksseiten (die wichtigsten Rankings finden Sie z.B. in den Journal Citation Reports des Institute of Scientific Information). Die Rankings basieren in der Regel auf dem sogenannten Impact Factor. Vereinfacht gesagt misst dieser, wie häufig Artikel einer bestimmten Zeitschrift zitiert werden. Obwohl wir diese Rankings als Orientierung empfehlen, ist eine gewisse Vorsicht angesagt: Sie selbst müssen entscheiden, inwieweit Ergebnisse anderer Autoren für Ihre Arbeit Relevanz haben. Daher sollten Sie sich nicht davon blenden lassen, von wem und wo die entsprechenden Ergebnisse veröffentlicht wurden. Vielmehr müssen Sie die Quellen selbst im Hinblick auf Ihr Thema bewerten. Über die empfohlenen Zeitschriften(rankings) hinaus finden Sie wichtige Forschungsergebnisse in aktuellen Dissertationen. Lehrbücher können eine gute Einstiegs- und Strukturierungshilfe sein, besitzen aber meistens eher Überblickcharakter. Eine beliebte Frage von Studierenden bezieht sich auf die notwendige Anzahl von Quellen für eine wissenschaftliche Arbeit. Hierzu gilt, dass es wichtig ist, die relevanten Quellen zu Ihrem Thema zu finden. Dies ist in der Regel—wie oben bereits betont—eher mit Artikeln aus begutachteten Fachzeitschriften als mit allgemeinen Buchbeiträgen zu erreichen. Wir zählen nicht die Seitenzahl des Literaturverzeichnisses, aber wir achten bei der Bewertung darauf, ob Sie die relevanten und wichtigen Quellen zu Ihrem Gebiet gefunden haben. Hierfür sollten Sie sich unbedingt mit den entsprechenden Datenbanken (z B. EBSCO) vertraut machen. Wenn wir Ihnen Einstiegsliteratur geben oder nennen, hat dies keinen Vollständigkeits- und auch nur selten Vorschriftcharakter. Wenn Sie sich intensiv mit Ihrem Thema befasst haben, werden Sie möglicherweise mehr darüber wissen als Ihr/e Betreuer/in. Unter Umständen kann sich sogar herausstellen, dass die ursprüngliche Literatur nicht mehr oder nur noch am Rande relevant ist. Zitierte Literatur sollten Sie in der Regel im Original gelesen haben. Nur in Ausnahmefällen—falls Quellen nicht (mehr) zugänglich sind— können Sie mit Sekundärzitaten arbeiten (also z.B. Müller, 1930, zitiert nach Schulze, 1990). Im Literaturverzeichnis müssen Sie alle verwendeten (d.h. in Ihrer Arbeit angegebenen) Quellen auflisten—aber auch nur diese! Bitte geben Sie uns keinen Überblick über Arbeiten, die Sie noch gelesen aber am Ende doch nicht für Ihre Arbeit verwendet haben. Und noch ein letzter Hinweis: Verwenden Sie nicht Wikipedia oder andere „freie“ Seiten als Quelle (sondern arbeiten Sie immer mit der Originalquelle). 1.2 Schreiben der Arbeit Um Beispiele für Gliederung, Aufbau, Themenfokussierung, Ergebnisdar- stellung und Ergebnisdiskussion zu erhalten, ist es unbedingt empfehlenswert, sich betriebswirtschaftliche und psychologische Dissertationen anzusehen. Es empfiehlt sich, so früh wie möglich damit zu beginnen, eine Gliederung zu entwerfen (die manchmal bis zum letzten Tag immer wieder angepasst werden muss). Auf diese Weise stellen Sie fest, ob Sie in der Lage sind, Ihre Argumenta-tionslinie stringent durchzuplanen. Die Gliederung sollten Sie unbedingt mit Ihrer/m Betreuer/in absprechen, sie stellt eine Grundlage für die Anmeldung der Arbeit dar. Wir empfehlen Ihnen ebenfalls, relativ früh mit dem Schreiben der Arbeit zu beginnen. Dies hat zwar den Nachteil, dass man oft erst später erkennt, dass manches bereits Geschriebene irrelevant ist oder nicht in die Struktur passt und daher gestrichen werden muss. Dafür stellt man oft erst während des Schreibens fest, ob man alle Zusammenhänge tatsächlich klar verstanden hat und ob die geplanten Strukturierungen tatsächlich sinnvoll sind. 3 Bedenken Sie Bitte im Hinblick auf Sprache und Stil, dass Rechtschreib-, Grammatik- und Formatierungsfehler, wenn sie zuhauf auftreten, einen schlechten Eindruck hinterlassen. Da man selbst nach einiger Zeit im Hinblick auf die eigene Arbeit „betriebsblind“ wird, sollten Sie Ihre Arbeit unbedingt von mehreren Personen gegenlesen lassen—Sie werden sich wundern, wie viele kleine Fehler diese Personen in Ihrer Arbeit finden, auch wenn Sie selbst diese schon mehrfach Korrektur gelesen haben. Planen Sie hierfür unbedingt Zeit vor der Abgabe der Arbeit ein und bedenken Sie, dass Arbeiten von über 40 Seiten auch nicht innerhalb eines Tages von Ihren Freunden und Bekannten gelesen werden können! Bitte bedenken Sie auch, dass es sich um eine wissenschaftliche Arbeit, nicht um eine Glosse oder einen Zeitungskommentar handelt—Stilblüten, Ironie, Sarkasmus und Zoten sind hier unangebracht. Sie dürfen und sollten in jedem Fall Ihren eigenen Stil pflegen, müssen dabei aber immer sachlich bleiben. Ein wissenschaftlicher Schreibstil zeichnet sich zudem durch Klarheit aus. Wer komplizierte Zusammenhänge klar und verständlich ausdrücken und erklären kann, kann gut schreiben. Dies impliziert in vielen Fällen, dass lange Schachtelsätze nicht notwendig sind. Auf die Gesamtlänge der Arbeit bezogen heißt dies auch, dass eine kurze (und prägnante) Arbeit meistens besser ist als eine lange (und weitschweifige). Vermutlich werden Sie in Ihren Text auch Tabellen und Abbildungen einbinden. Tabellen, Abbildungen und Übersichten können das Lesen erleichtern und bieten den Vorteil, dass nicht jede Zahl oder jedes Element erklärungsbedürftig ist. Dennoch müssen sie erläutert und in den Text eingebunden werden. Eine Aneinanderreihung von Zahlen und/oder Tabellen, die nicht erklärt werden oder nur marginal zum Text passen, ist nicht sinnvoll. Interessante „Zusatzinformationen“ oder Analysen, die im Text nicht ausführlich behandelt werden, können in einen Anhang „verbannt“ werden. Auch dieser sollte jedoch so knapp wie möglich gehalten werden. Tabellen und Abbildungen sollten Sie entweder selbst erstellen oder von anderen Autoren (mit entsprechendem Zitat) übernehmen. Nicht akzeptabel ist die „Kopieren und Einfügen“-Übernahme von automatisch generierten Tabellen, etwa SPSS-Outputs. Diese Tabellen sollten Sie so bearbeiten, dass für den Leser die allgemein üblichen Informationen einfach zu entnehmen sind. Was „allgemein üblich“ ist, entnehmen Sie bitte dem APA Publication Manual (genauere Informationen hierzu finden Sie in Kapitel 2.4). Grundsätzlich gilt für empirische 4 Arbeiten, dass Ergebnisse so darzustellen sind, dass der Leser die getätigten Analysen nachvollziehen kann. Vor den eigentlichen Ergebnissen sollten Sie Resultate von Voranalysen—zum Beispiel Mittelwerte, Standardabweichungen und psychometrische Kennzahlen—prägnant darstellen. 1.3 Sprache Als Schreibsprachen sind Deutsch und Englisch zugelassen. Wir möchten darauf hinweisen, dass im Zuge der allgemeinen Internationalisierung der Wissenschaft und der Wirtschaft die Anfertigung Ihrer Arbeit in englischer Sprache äußerst empfehlenswert ist. Sie stellen damit zum einen unter Beweis, dass Sie sich in der wichtigsten Geschäfts- und Wissenschaftssprache ausdrücken können und erweitern zum anderen Ihren potentiellen Leserkreis erheblich. Zudem werden Sie im Zuge der Literaturrecherche zum allergrößten Teil auf englischsprachige Texte stoßen—die Auseinandersetzung mit englischen Fachbegriffen und Formulierungen ist daher unumgänglich. Obwohl wir es generell empfehlen, die englische Sprache zu verwenden, wollen wir noch auf einige Fallstricke hinweisen. Eine (sehr) gute wissenschaftliche Arbeit zu schreiben, ist schon in der eigenen Muttersprache nicht einfach. Schreiben Sie Ihre Arbeit auf Englisch, sollten Sie sich unbedingt (noch) genauer mit der Sprache und dem Stil Ihrer Arbeit befassen! Gute Hinweise geben zum Beispiel Bem (2003) und Reid (2010). 2 Formale Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten 2.1 Umfang der Arbeit (inklusive Deckblatt, Literaturverzeichnis und Anhang) Als Daumenregeln gelten für Seminararbeiten etwa 15 Seiten, für Bachelor- arbeiten etwa 30-40 Seiten und für Master- und Diplomarbeiten etwa 60-80 Seiten. 2.2 Formaler Aufbau Die Arbeit beginnt mit einem Deckblatt (siehe Anhang 1), gefolgt von einer Zusammenfassung (siehe Kapitel 3.3.1) Danach folgen Inhaltsverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis und Abkürzungsverzeichnis (bis hierhin römische Nummerierung). Nun kommt Ihr eigentlicher Text mit allen notwendigen Tabellen und Abbildungen (arabische Nummerierung). Nach dem Text folgen das 5 Literaturverzeichnis und gegebenenfalls der Anhang. Ganz am Ende sollten Sie die eidesstattliche Erklärung anfügen (siehe Anhang 2). 2.3 Textformat Verwenden Sie für den Text entweder die Schrift Times New Roman (Schriftgröße 12) oder die Schrift Arial (Schriftgröße 11). Schreiben Sie mit einem Zeilenabstand von 1.5. Die Seitenränder sollten 2.5 cm betragen, lediglich der linke Seitenrand sollte etwas großzügiger sein (4 cm). Falls Sie Fußnoten verwenden: Diese sollten die Schriftgröße 10 haben und einzeilig sein. 2.4 Zitieren Falls Sie mit Ihrem/r Betreuer/in nichts Anderes besprochen haben, sollten Sie in Ihrer Arbeit den Zitierrichtlinien der American Psychological Association (APA) folgen. Das genaue APA Publication Manual können Sie in der Bibliothek oder am Lehrstuhl erhalten. Selbst wenn die Manuale vergriffen sein sollten, können Sie dem APA-Style einfach folgen, da es diverse Quellen und Hilfestellungen im Internet gibt. Die Webseite der APA selbst bietet ein gutes Tutorium und APAManuskripte und entsprechende Literaturverzeichnisse als Beispiele zum Download (APA, 2011). Um das Zitieren zu erleichtern—gerade wenn Sie eine relativ große Menge an Quellen verwenden—bieten sich verschiedene Literaturverwaltungsprogramme an (z.B. EndNote oder Citavi). Über die Universitätsbibliothek der TU München können Sie kostenfrei die Software Citavi erhalten. Für Seminararbeiten ist ein Verwaltungsprogramm in der Regel noch nicht notwendig, aber wir empfehlen die Verwendung von Citavi für Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten. 3 Inhaltliche Gestaltung der Arbeit 3.1 Aufbau Üblicherweise werden an unseren Lehrstühlen (d.h. im Studienschwerpunkt Marketing, Strategy & Leaderhip) Arbeiten empirischer Natur vergeben. Der idealtypische Aufbau einer empirischen Arbeit folgt einem bestimmten Schema: Auf eine Einleitung folgt ein Kapitel zu den Begrifflichen und Theoretischen Grundlagen. Anschließend werden die Hypothesen beziehungsweise das Untersuchungsmodell entwickelt (ein Modell ist in der Regel eine grafische Veranschaulichung der 6 Hypothesen bzw. der postulierten Zusammenhänge). Nun folgt die Empirische Untersuchung (ein Kapitel Methoden und ein Kapitel Ergebnisse), anschließend die Diskussion der Ergebnisse. Die Arbeit schließt mit einem Fazit (bzw. Schlussbetrachtungen). 3.2 Hinweise zur Gliederung Investieren Sie Zeit, Ihre Arbeit zu strukturieren, und zwar während sämtlicher Stadien Ihrer Arbeit. Dies wird Ihnen helfen, die Arbeit zielgerichtet zu schreiben. Eine nicht gut strukturierte Arbeit hat kaum eine Chance auf eine gute Note. Die Gliederung sollte ausgewogen sein, das heißt wichtige Kapitel müssen eine entsprechende Länge haben. In der Regel wird dies bedeuten, dass die Kapitel bis zum empirischen Teil immer länger werden und der Diskussion der Ergebnisse zumindest 5-10 % der Textseiten eingeräumt werden. Die Gliederungstiefe sollte bei Diplomarbeiten vier Ebenen, bei Seminararbeiten drei Ebenen nicht überschreiten. Arbeiten mit zu vielen Unterkapiteln und Gliederungspunkten erschweren den Lesefluss. Beachten Sie, dass Unterkapitel nicht für sich alleine stehen, das heißt es gibt kein Kapitel 3.2.1, wenn nicht darauf das Kapitel 3.2.2 folgt. Folgt auf einen übergeordneten Gliederungspunkt (z.B. 3.1.) ein untergeordneter (z.B. 3.1.1.) so sollte unter 3.1. nur eine kurze Hinführung stehen, nicht aber mehrseitiger Inhalt. Vermeiden Sie dabei „Regieanweisungen“ (in dem Sinne, dass Sie unter 3.1 einen längeren Ausblick dessen geben, was in den Unterkapiteln geschieht), sondern führen Sie den Leser inhaltlich zu den Unterkapiteln hin. 3.3 Hinweise zu den einzelnen Kapiteln der Arbeit 3.3.1 Zusammenfassung (auch Summary oder Abstract genannt) Jeder wissenschaftlichen Arbeit—sei es eine Seminar-, Bachelor-, Masteroder Diplomarbeit—sollte eine kurze und prägnante Zusammenfassung vorangestellt werden. Die Zusammenfassung soll einen Kurzüberblick über die gesamte Arbeit ermöglichen. Die maximale Länge dieser Zusammenfassung beträgt eine Seite. Achten Sie bei der Zusammenfassung darauf, diese möglichst ergebnisorientiert und nicht prozessorientiert zu schreiben (ergebnisorientiert: „Die Studie ergab, dass ältere Konsumenten weniger Wert auf Statussymbole legen als jüngere Konsumenten.“; prozessorientiert: „Es wurde eine Studie zur Bedeutung von Statussymbolen bei 7 jüngeren und älteren Konsumenten durchgeführt.“). Verwenden Sie in der Zusammenfassung keine Literaturbelege und keine Abkürzungen, die nicht zwingend notwendig sind. Eine gute Orientierung bieten zum Beispiel Zusammenfassungen, die in relevanten Zeitschriftenartikeln zu Ihrem Thema erschienen sind. 3.3.2 Einleitung Die Einleitung besteht aus der Problemstellung (meist 1.1) sowie Ziel und Aufbau der Arbeit (1.2 bzw. 1.2 und 1.3). In der Problemstellung begründen Sie, warum das von Ihnen bearbeitete Thema einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung bedarf. Sie erreichen dies zum Beispiel, indem Sie auf die Wichtigkeit des Themas in der betrieblichen Praxis und/oder auf die Aktualität des Themas in der wissenschaftlichen Diskussion verweisen. Sie sollten dies mit entsprechenden Zitaten und Beispielen belegen und keine nicht belegbaren Behauptungen aufstellen oder nur Allgemeinplätze anführen. Sie müssen zudem verdeutlichen, dass es noch nicht genug (oder im Extremfall sogar noch gar keine Forschung) zu Ihrem Thema gibt. Das heißt, Sie müssen aufzeigen, dass eine Forschungslücke besteht, welche Sie schließen möchten. Nachdem Sie den Forschungsbedarf begründet haben, sollten Sie das Ziel Ihrer Arbeit klar herausarbeiten. Zumeist werden Sie nämlich nicht alle im Zusammenhang mit der von Ihnen identifizierten Problemstellung in Verbindung stehenden Fragen beantworten können und sollten insofern Ihre allgemeine Forschungsfrage auf ein möglichst enges Ziel zuspitzen. Insbesondere sollten Sie sich vor Augen halten, dass das wichtigste Kriterium für die Bewertung Ihrer Arbeit die Zielerreichung ist. Obwohl Sie die Zielsetzung Ihrer Arbeit bereits in Ihrem Exposé formulieren müssen, werden Sie diesen Abschnitt Ihrer Arbeit nach Fertigstellung aller anderen Teile eventuell überarbeiten müssen um sicherzustellen, dass Sie als Ziel der Arbeit nur das formulieren, was Sie auch tatsächlich erreicht haben! Außerdem sollten Sie im Laufe der Erstellung der Arbeit immer wieder kritisch hinterfragen, ob das, was Sie in den einzelnen Teilen der Arbeit schreiben, wirklich dazu dient, das formulierte Ziel zu erreichen. Eventuell müssen Sie einige Passagen, die Sie mühevoll formuliert haben, am Ende wieder streichen. In der Regel streicht kein/e Autor/in gerne Teile des Texts—dies stellt aber sicher, dass die Arbeit ausschließlich zielführende Passagen enthält. 8 3.3.3 Begriffliche und Theoretische Grundlagen Hier sollten Sie sich auf die Darstellung und Erklärung der für das weitere Verständnis notwendigen Begriffe und Theorien beschränken. Zwar ist es wichtig, nicht-triviale Begriffe zu erklären und zu definieren, jedoch ist es in der Regel kontraproduktiv, in diesem Abschnitt über mehrere Seiten hinweg Theorienstreits und vielfältigste Definitionsansätze darzustellen—es sei denn, das Thema Ihrer Arbeit liegt in diesem Bereich. Ansonsten genügt es, zwei bis drei unterschiedliche Definitionen zu den zentralen Begriffen der Arbeit darzustellen und begründet eine davon auszuwählen. Ebenso sollten Sie sich hier darauf beschränken, die Grundzüge der zentralen Theorie(n) darzustellen. Gerade beim Schreiben dieses Kapitels ist es immer wieder wichtig, dass Sie sich das Ziel Ihrer Arbeit vor Augen halten. Dann lässt sich meistens leicht entscheiden, ob es notwendig ist einen Aspekt zu integrieren oder auszusparen. Beachten Sie, dass Ihre Arbeit—eine wissenschaftliche Arbeit—eine theoretische Verankerung besitzen sollte. Die Definition eines Begriffs ist noch keine Theorie! Aus der(n) dargestellten Theorie(n) leiten Sie im Folgenden Ihr Untersuchungsmodell beziehungsweise Ihre Hypothesen ab. Im zu entwickelnden Untersuchungsmodell beziehungsweise den aufgestellten Hypothesen konkretisiert sich Ihre Forschungsfrage. Wenn Sie zum Beispiel der Forschungsfrage nachgehen, ob jüngere oder ältere Konsumenten Statussymbolen mehr Bedeutung beimessen, dann müssten Sie in diesem Abschnitt auf Basis einer wissenschaftlichen Theorie konkrete Hypothesen entwickeln. So könnten Sie zum Beispiel auf Basis der Theorie der sozioemotionalen Selektivität (Carstensen, Isaacowitz, & Charles, 1999)—die Sie im vorangegangenen Kapitel erklärt haben müssten—die Hypothese ableiten (und genauer begründen), dass ältere Menschen weniger Wert auf Statussymbole legen als jüngere Menschen. In diesem Abschnitt liegt es an Ihnen zu zeigen, dass Sie in der Lage sind, aus vorhandenen Theorien und bisherigen Untersuchungsergebnissen Erklärungs- oder Begründungszusammenhänge abzuleiten. Daher sollten die hier formulierten Begründungen gut durchdacht und fundiert sein. Gerade in diesem Teil der Arbeit müssen Sie unter Umständen auch mit widersprüchlichen Theorien und/oder Ergebnissen früherer Forschung umgehen und diese schlüssig in ein Untersuchungsmodell/Hypothesen übertragen. Dieser Teil der Arbeit sollte weit- 9 gehend ausgereift und möglichst im Diplomandenkolloquium, zumindest aber im Betreuerkreis ausdiskutiert worden sein, bevor Sie empirische Daten erheben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sie erst nach der Sammlung und Analyse der Daten bemerken, dass Sie wichtige Aspekte vergessen haben. 3.3.4 Empirischer Teil: Methoden Im Hinblick auf diesen Teil Ihrer Arbeit ist Transparenz von zentraler Bedeutung. Sie müssen Ihre Untersuchung so darstellen, dass sie vom Leser repliziert werden könnte. Dem Leser muss sowohl klar sein, wie Sie Ihre Daten gewonnen haben (Darstellung der Stichprobe, des Untersuchungsdesigns, des Fragebogens bzw. der Fragebögen, der Datenbank, der Antwortquote, des Untersuchungszeitraumes und der Untersuchungsdauer), als auch, wie Sie damit im Rahmen der Analyse umgegangen sind. Im Hinblick auf diesen Teil—den Methodenteil— gilt: Geben Sie im Zweifelsfall besser etwas zuviel Information als zuwenig. 3.3.5 Empirischer Teil: Ergebnisse Im Hinblick auf die Ergebnisse, die Sie nach dem Methodenteil darstellen, sollten Sie sich nochmals klar werden, was die Ziele der Untersuchung waren, bevor Sie sämtliche Analysen berichten. Es ist üblich, dass Forscher eine Vielzahl von Analysen durchführen und nur einen Bruchteil davon in ihren Arbeiten darstellen. Bitte beachten Sie: In diesem Teil der Arbeit sollten Sie Ihre Ergebnisse „nüchtern“ berichten—das heißt, Sie sollen Ihre Ergebnisse hier noch nicht interpretieren und diskutieren. Wenn Sie sich unsicher sind, wie man bestimmte Methoden und Ergebnisse klassischerweise berichtet (d.h. welche Koeffizienten man wie darstellt), dann schlagen Sie dies bitte im APA Publication Manual nach (siehe Kapitel 2.4). 3.3.6 Diskussion der Ergebnisse Nach unseren Erfahrungen besteht im Hinblick auf diesen—unverzichtbaren—Teil wissenschaftlicher Arbeiten die größte Verwirrung. Sie sollten diesen Abschnitt als Chance begreifen, die im vorangegangen Teil der Arbeit nüchtern dargestellten Ergebnisse zu „vermarkten.“ Mit anderen Worten, Sie sollen hier zeigen, warum Ihre Arbeit wichtig ist und Wissenschaftler und/oder Praktiker zum Umdenken beziehungsweise zu Handlungsänderungen bringen sollte. Daher bietet es 10 sich auch an, dieses Kapitel nach den beiden zentralen Zielgruppen Ihrer Arbeit zu untergliedern—in eine wissenschaftliche und eine praxisorientierte Diskussion. In der wissenschaftlichen Diskussion sollten Sie diskutieren, inwieweit ihre Ergebnisse dazu beitragen, eine Lücke bisheriger Forschung zu schließen und neue Erkenntnisse bereitstellen. Hier sollten Sie auch zum Beispiel nicht bestätigte Hypothesen und/oder Widersprüche zu bisherigen Untersuchungsergebnissen anderer Forscher diskutieren. Dem Leser soll dieser Abschnitt erklären, warum die Arbeit die Wissenschaft in diesem Bereich voranbringt. Obwohl Sie in diesem Abschnitt grundsätzlich die interessanten Aspekte Ihrer Arbeit hervorheben sollten, sollten Sie auch kritisch diskutieren, welche Limitationen Ihre Arbeit hat (z.B. methodische Einschränkungen). In der praxisorientierten Diskussion sollten Sie diskutieren, welche Maßnahmen Manager/Praktiker im Lichte Ihrer Erkenntnisse ergreifen sollten. 3.3.7 Fazit / Schlussbetrachtung Im letzten Teil der Arbeit bietet es sich an, eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Arbeit (nicht: eine Zusammenfassung der gesamten Arbeit bzw. Ihres Vorgehens!) zu geben. Daran anschließen sollten sich Hinweise für weitere Arbeit im gleichen Themenfeld, die mit den Ergebnissen Ihrer Arbeit im Zusammenhang stehen sollten, also zum Beispiel auf diesen aufbauen oder Lücken schließen, die Ihre Arbeit gelassen hat. 3.4 Inhaltliche Breite Bezogen auf die inhaltliche Breite und Zuspitzung (nicht auf die Länge der Kapitel!), folgt der Aufbau einer empirischen Arbeit der Form einer Sanduhr. Führen Sie den Leser am Anfang behutsam aber zielstrebig zum Thema hin. Kreisen Sie Ihr Kernthema bei der Beschreibung der Grundlagen und schließlich durch die Wahl der Methodik immer weiter ein, bis Sie bei der Formulierung der Hypothesen die zentrale Fragestellung auf wenige Sätze verdichten. Der nun folgende Schritt beschränkt sich zunächst auf die Auswertung der von Ihnen gewonnen Daten, erst dann werden die so gewonnen Ergebnisse wieder in einen größeren Rahmen gesetzt und schließlich die Konsequenzen in Wissenschaft und Wirtschaft diskutiert. 11 3.5 Plagiat und Fälschung Ihre Arbeit ist eine wissenschaftliche Arbeit, sie sollte nicht nur im Hinblick auf die Methodenwahl und die logische Stringenz einem wissenschaftlichen Anspruch genügen, sondern auch forschungsethischen Prinzipien folgen. Als wissenschaftliche „Todsünden“ gelten hier vor allem das Plagiat und die Fälschung. 3.5.1 Plagiat Gerade heute steht durch Suchmaschinen, Online-Datenbanken und -Archive eine riesige Anzahl wissenschaftlicher und unwissenschaftlicher Texte—seien es Monografien, Artikel, Wikipedia-Einträge oder eben Abschlussarbeiten—zur Verfügung. Die moderne Forschung ist dabei in einem solch hohen Maße ausdifferenziert, dass die Wahrscheinlichkeit, irgendwo auf eine thematisch verwandte Arbeit zu stoßen, relativ hoch ist. Geben Sie sich nicht der Versuchung hin, sich die Gedanken und Formulierungen anderer zu Eigen zu machen. Es ist ihre Arbeit; sollten Sie dennoch das Werk eines anderen für außerordentlich relevant halten, so binden sie dies gemäß den APA-Zitierrichtlinien (siehe oben) ein. Im Übrigen können Sie davon ausgehen, dass Ihre Korrektoren im Lesen wissenschaftlicher Literatur dermaßen geübt sind, dass ihnen etwaige Abweichungen und Schwankungen in Ihrem Schreibstil sofort ins Auge springen. Durch ein Plagiat disqualifizieren Sie sich nicht nur moralisch aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft—ein Plagiat hat auch ernsthafte prüfungsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Ungültigkeit der Abschlussarbeit und Ihres Titels. Nehmen Sie das Thema Plagiat nicht auf die leichte Schulter. Wir haben schon in einigen Fällen ein sehr geringes Unrechtsbewusstsein bei Studierenden festgestellt, in deren Arbeiten diverse Zitate und Quellen 1:1 aus dem Internet oder aus Zeitschriftenartikeln kopiert waren—ohne jede Quellenangabe. Gehen Sie beim Zitieren und der Arbeit mit Quellen unbedingt korrekt und genau vor. 3.5.2 Fälschung Was für das Plagiat gilt, gilt in ähnlicher Weise auch für die Fälschung. Kümmern Sie sich früh um das Zustandekommen und um die Qualität Ihrer Stichprobe. Setzen Sie sich nicht unter Druck, Ihre Hypothesen mit allen Mitteln bestätigt zu sehen: Auch nicht bestätigte Hypothesen liefern wertvolle Ergebnisse— sie unterstützen die Aussagekraft bisheriger Theorien und lenken den Fokus weiterer wissenschaftlicher Arbeiten in eine andere Richtung. Versuchen Sie daher nicht, 12 manipulativen Einfluss auf Ihre Datenquellen (z.B. Ausfüller von Fragebögen, Interviewpartner,...) oder den Auswertungsprozess zu nehmen, oder—im schlimmsten Fall—selbst Daten zu generieren. Ähnlich wie beim Plagiat sind Ihre Korrektoren vertraut im Umgang mit empirischen Daten. Darüber hinaus gibt es statistische Prozeduren, die helfen, etwaige Unregelmäßigkeiten aufzudecken. Selbstverständlich gehen wir davon aus, dass Sie sich beim Anfertigen Ihrer Arbeit korrekt verhalten. Wir möchten aber an dieser Stelle betonen, dass Plagiat und Fälschung keine Kavaliersdelikte sind, sondern das Selbstverständnis von Wissenschaft zerstören. Um die gravierenden Konsequenzen wissenschaftlichen Fehlverhaltens besser zu verstehen, können Sie einen Blick in Reich (2009) werfen. Eine Abschlussarbeit an einer Universität sollte den Höhepunkt und nicht den Tiefpunkt der wissenschaftlichen Ausbildung eines Absolventen darstellen. 13 Literatur APA. (2011). APA Style. Retrieved January 10, 2011, from http://www.apastyle.org/ Bem, D. J. (2003). Writing the empirical journal article. Retrieved January 10, 2011, from http://dbem.ws/online_pubs.html#writing Carstensen, L. L., Isaacowitz, D. M., & Charles, S. T. (1999). Taking time seriously: A theory of socioemotional selectivity. American Psychologist, 54, 165–181. Reich, E. S. (2009). Plastic fantastic: How the biggest fraud in physics shook the scientific world. New York: Palgrave Macmillan. Reid, N. (2010). Getting published in international journals: Writing strategies for European social scientists. Oslo: Nova. VHB. (2008). Jourqual 2 Gesamtübersicht. Retrieved January 10, 2011, from http://vhbonline.org/service/jourqual/jq2/total/ 14 Anhang 1 Musterdeckblatt für eine Seminararbeit Titel der Arbeit Seminararbeit (Evtl Lehrstuhllogo) Referent: Univ.-Prof. Dr. … Betreuer: Dipl.-Kfm./Psych. ... Eingereicht von: Magdalena Muster Matr.Nr. 88888888 Studiengang TUM-BWL 5. Semester Musterstraße 8 80888 München Tel.: (089) 88888 Eingereicht am: 8. August 2004 Musterdeckblatt für eine Abschlussarbeit Titel der Arbeit Wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades einer/eines DiplomKauffrau/-manns (Univ.) an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität München (evtl Lehrstuhllogo) Referent: Univ.-Prof. Dr. … Lehrstuhl für … der Technischen Universität München Betreuer: Dipl.- Kfm./Psych. ... Eingereicht von: Magdalena Muster Matr.Nr. 88888888 Musterstraße 8 80888 München Tel.: (089) 88888 Eingereicht am: 8. August 2004 16 Anhang 2 Muster für eine eidesstattliche Erklärung Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt und indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Ich weiß, dass die Arbeit in digitalisierter Form daraufhin überprüft werden kann, ob unerlaubte Hilfsmittel verwendet wurden und ob es sich – insgesamt oder in Teilen – um ein Plagiat handelt. Zum Vergleich meiner Arbeit mit existierenden Quellen darf sie in eine Datenbank eingestellt werden und nach der Überprüfung zum Vergleich mit künftig eingehenden Arbeiten dort verbleiben. Weitere Vervielfältigungs- und Verwertungsrechte werden dadurch nicht eingeräumt. Die Arbeit wurde weder einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt noch veröffentlicht. München, den tt.mm.jjjj _______________________ (Unterschrift des Verfassers) 17