SklaVEREi uND MENSchENhaNDEl iM 21. JahRhuNDERt

Transcrição

SklaVEREi uND MENSchENhaNDEl iM 21. JahRhuNDERt
Sklaverei und
Menschenhandel
im 21. Jahrhundert
Verletzungen von Menschenwürde und Menschenrechten
in einer globalisierten Gesellschaft
Eine Dokumentation der Roland Berger Stiftung
München, im November 2008
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Einleitung
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert – Ein Problemaufriss
Sexuelle Ausbeutung und Ausbeutung von (Kinder-) Arbeitskraft
Regionaler Fokus Europa sowie Südostasien
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Auswirkungen auf die Opfer
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Erste weltweite und regional-grenzüberschreitende Gegenmaßnahmen
Globale Aktivitäten
Regionale Aktivitäten
Zwischenbewertung – Schwachpunkt Umsetzung
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Sechs Hebel zur Bekämpfung von Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
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Quellenverzeichnis und weiterführende Links
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Impressum
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ROLAND BERGER STIFTUNG
Einleitung
Artikel 1: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit
Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen."
Artikel 4: "Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und
Sklavenhandel sind in allen Formen verboten."
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Vereinte Nationen, 1948)
Am 10. Dezember 1948 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris die
UN-Menschenrechtscharta verkündet. Seitdem hat sich der globale Handel von Gütern auf das
über 27fache vergrößert und den Wohlstand in der Welt nachhaltig gesteigert. Allerdings werden
im Windschatten globalisierter Güterströme zunehmend auch Menschen wie Güter ge- und behandelt. Seit Mitte der neunziger Jahre hat sich der Menschenhandel mindestens vervierfacht und
zählt neben dem Waffen- und Drogenhandel zu den größten kriminellen Geschäften weltweit.
Wurden in den 350 Jahren des transatlantischen Sklavenhandels von 1500 bis 1850 etwa
zwölf Millionen Menschen von Afrika nach Amerika deportiert, so sind in den letzten 30
Jahren nach Schätzungen der UN allein in Asien 30 Millionen Frauen und Kinder Opfer
von Menschenhandel mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung geworden.
Überall auf der Welt wird die Würde von Millionen Menschen tagtäglich verletzt und mit Füßen
getreten. Die Auswüchse des modernen Menschenhandels und der modernen Sklaverei zeigen sich
u.a. durch die sexuelle Ausbeutung von (jungen) Frauen und Kindern in der Prostitution, aber auch
in der "Lohnsklaverei" von Männern, Frauen und Kindern in der Landwirtschaft, in Minen und an
ungesicherten Baustellen und Maschinen. Das US-Außenministerium bezeichnet diese Entwicklung
zu Recht als "eine der größten Herausforderungen unserer Zeit auf dem Gebiet der Menschenrechte".
Die ROLAND BERGER STIFTUNG hat zum Stiftungszweck, sich weltweit für Menschenwürde
und Menschenrechte, ihre Achtung, ihren Schutz und ihre Verwirklichung zu engagieren. Die vorliegende Dokumentation dient als Diskussionsbeitrag und ist zugleich Appell an die gesellschaftspolitischen Entscheidungsträger, um der Achtung, der Förderung und dem Schutz der Menschenwürde und Menschenrechte den gebührenden Stellenwert zukommen zu lassen.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Sklaverei und
Menschenhandel
im 21. Jahrhundert −
ein problemaufriss
ROLAND BERGER STIFTUNG
Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert –
Ein Problemaufriss
Moderne Sklaverei ist "der Zustand, in dem Menschen ihrer persönlichen Freiheit beraubt und als
Sache, Ware und Eigentum anderer behandelt"werden. Dies umfasst die sexuelle Ausbeutung der
Opfer wie auch deren Ausbeutung als Arbeitskraft ("Lohnsklaverei"). In einigen Quellen werden
ferner Zwangsarbeit (unfreiwillige Arbeit unter Strafandrohung) und moderne Sklaverei synonym
verwandt. Dem Zustand eines Lebens in Sklaverei ist häufig ein (professioneller) Menschenhandel
vorgeschaltet bzw. immer wieder zwischengeschaltet, also "die gewaltsame oder vorgetäuschte
Anwerbung, Beförderung, Verbringung und/oder Beherbergung von Menschen zum Zweck der
Ausbeutung". Beim Menschenhandel, auch als "human trafficking" bezeichnet, wird die "Ware
Mensch" innerhalb eines Staates oder über Landesgrenzen hinweg gehandelt, oftmals unter
Beteiligung mehrerer Mittelsmänner. Ein Sklavenleben im 21. Jahrhundert ist oftmals eine
traurige Verbindung von Lohnsklaverei, sexueller Ausbeutung, und/oder Zwangsarbeit
sowie Menschenhandel. Die Begriffe sind deshalb nicht immer eindeutig zu trennen.
Die Formen des dahinter stehenden Zwanges beziehungsweise der ausgeübten physischen oder
psychischen Gewalt variieren zwar – die Opfer verlieren jedoch immer ihr angestammtes
Recht auf ein selbstbestimmtes Leben in Würde.
Die Brisanz und die weltweiten Auswirkungen des Menschenhandels und der modernen Sklaverei
stehen erst seit wenigen Jahren im Fokus einer internationaler Betrachtung. Deshalb liegen nur
wenige Langzeitanalysen vor, die zudem nicht immer quantitativ belastbar sind. Der unterschiedliche definitorische Blickwinkel zahlreicher (partieller) Erhebungen in diesem illegalen Geschäftsfeld führt somit teilweise zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen.
"Sklaven stehen nicht in einer Reihe und heben ihre Hand, um gezählt zu werden."
(Direktor J. Miller, US-Außenministerium)
Die ILO schätzt in einer vielfach zitierten Studie von 2006, dass weltweit 12,3 Millionen Menschen von Sklaverei durch Zwangsarbeit betroffen sind. Andere internationale Organisationen
gehen von 4 bis 27 Millionen versklavten Menschen aus. Diesen Schätzungen liegt jedoch
eine relativ eng gefasste Betrachtung zugrunde.
> An anderer Stelle geht die ILO davon aus, dass weltweit 218 Millionen Kinder von fünf bis
fünfzehn Jahren "illegal beschäftigt" sind.
> UNICEF gibt an, dass weltweit zwei bis vier Millionen Kinder kommerziell sexuell ausgebeutet werden.
> E ine UN-Studie weist darauf hin, dass es weltweit circa 150 Millionen Wanderarbeiter
gibt, "von denen viele oft unter minimalen Sicherheitsvorkehrungen arbeiten, tendenziell mit
niedrigen Gehältern bezahlt, diskriminiert, an den Rand der Gesellschaft gedrängt, ausgebeutet
und missbraucht werden".
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
> H
uman Rights Watch hat die Arbeitsbedingungen von 2,6 Millionen Hausbediensteten in
Indonesien untersucht und dabei insbesondere auf das Schicksal von 700.000 jungen Frauen
unter 18 Jahren hingewiesen, die oftmals vielfältigen Erniedrigungen und sexuellen Übergriffen
ausgesetzt sind.
Sexuelle Ausbeutung
"Moderne Sklaverei" umfassst sexuelle Ausbeutung sowie die Ausbeutung von Arbeitskraft, auch von Kindern – Opfer von Sklaverei sind meist die Schwächsten der Gesellschaft. Nach aktuellen Schätzungen werden jedes Jahr zwei bis vier Millionen Frauen und
Kinder an den weltweiten Sexhandel verkauft. Diese werden nicht nur zur Prostitution mit
unzähligen nationalen Freiern gezwungen, sondern müssen auch den über 35 Millionen internationalen Sextouristen zu Willen sein, die alljährlich zu den bekannten "hot spots" des Sextourismus
in Lateinamerika, Afrika und Asien fliegen. Viele der Opfer werden dazu genötigt, täglich über 30
"Kunden" zu empfangen. Einige der prostituierten Kinder sind gerade einmal fünf Jahre alt. Viele
Triebtäter und Pädophile nutzen gerade diese Orte, um ihre kriminellen Bedürfnisse zu befriedigen.
Die sexuelle Ausbeutung von Frauen und Kindern stellt in zahlreichen Ländern einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor dar. In Thailand trägt die Prostitution mit knapp 27 Milliarden
US-Dollar einen Anteil von 14 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die in den thailändischen Städten versklavten Frauen überweisen ihren Familien in den ländlichen Heimatregionen
schätzungsweise 300 Mio. US-Dollar jährlich. Im Vergleich zu solchen Beträgen sind die Mittel aus
staatlichen und internationalen Hilfsprogrammen lediglich der sprichwörtliche Tropfen auf dem
heißen Stein.
Ausbeutung von (Kinder-) Arbeitskraft
Weltweit werden 218 Millionen Kinder illegal beschäftigt. Mehr als die Hälfte dieser Kinder
– rund 126 Millionen – arbeitet an gefährlichen Arbeitsplätzen, wie zum Beispiel unter Verwendung hochgiftiger Pestizide in der Landwirtschaft, in Minen, an ungesicherten Maschinen oder
unter menschenverachtenden Bedingungen als Hausklaven.
"Sie sind überall, aber unsichtbar, plagen sich als Hausdiener in den Häusern, arbeiten hinter
den Wänden von Werkstätten oder sichtgeschützt in Plantagen." (Zitat UNICEF)
Nachfolgend ist eine Reihe von beispielhaften Produkten aufgeführt, die unter Einsatz von Kinderzwangsarbeit hergestellt beziehungsweise verarbeitet werden:
>
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Shrimps in Thailand
Baumwolle in Usbekistan
Kakao in Ghana
Kleidung in Bangladesch
Rohrzucker in Brasilien
Reis in Indien
Ziegelsteine in Pakistan
ROLAND BERGER STIFTUNG
Eine besonders perfide Variante der Ausbeutung Minderjähriger ist ihr Einsatz als Kindersoldaten.
Nach Schätzungen von UNICEF kämpfen derzeit mehr als 300.000 Kinder unter 18 Jahren in
über 30 bewaffneten Konflikten – oftmals unter Gewalt- und/oder Drogeneinfluss.
Die weltweiten Gewinne durch Zwangsarbeit als Form moderner Sklaverei betragen konservativ
geschätzt 44,3 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Die tatsächlichen Zahlen können jedoch viel höher liegen,
da die ILO als Ausgangsbasis ihrer Berechnungen lediglich 12,3 Millionen Opfer annimmt. Zwei
Drittel aller Gewinne (31,6 Mrd. US-Dollar) werden in Kombination mit Menschenhandel erzielt −
Schwerpunkt ist die sexuelle Ausbeutung.
Eine wichtige Erkenntnis bei der Analyse stellt ferner die regionale Verteilung der weltweiten
Gewinne dar. Von den jährlich 31,6 Mrd. US-Dollar Gesamtgewinnen durch Sklaverei in Kombination mit Menschenhandel wird rund die Hälfte (15,5 Mrd. US-Dollar) in den Industriestaaten erzielt
und knapp 10 Mrd. US-Dollar stammen aus dem asiatischen Raum.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Die hohen Gewinne in den Industriestaaten basieren auf den höheren Preisen für Prostitution –
so bringt laut Amnesty International eine Zwangsprostituierte dort ihren Ausbeutern durchschnittlich 67.200 US-Dollar pro Jahr ein. Die Profiteure des Menschenhandels sind jedoch weltweit zu finden.
Regionaler Fokus Europa sowie südostasien
Die "Alte Welt" fördert den stetigen Anstieg der dargelegten globalen Verbrechen: zum einen
durch den Bedarf an beziehungsweise durch die Anziehung von billigen Arbeitskräften; zum
anderen durch die weitgehende Ignoranz gegenüber dem weltweiten Sextourismus und seinen
kriminellen Strukturen.
Seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs ist die Zahl der Zwangsprostituierten aus
Osteuropa in den westeuropäischen Ländern steil angestiegen; die Staaten Mitteleuropas
fungieren hierbei vorwiegend als Transitländer. Zudem berichten zahlreiche Medien seit Jahren
verstärkt über professionelle Menschenhändlerringe, die Kinder aus (Süd-) Osteuropa als Bettler
beziehungsweise Drogenkuriere ausbilden und nach Westeuropa handeln.
Auch in Europa stellt sich die Belastbarkeit von Zahlen und Statistiken wegen der Illegalität der
untersuchten Geschäfte als sehr schwierig dar. Die Parlamentarische Versammlung der UN
schätzt die Zahl der jährlich nach Westeuropa gehandelten Frauen im Jahr 2002 bzw.
2005 auf circa 500.000. Die Profite des Menschenhandels in Europa sind nach Angaben
des Europarates in den letzten zehn Jahren um rund 400 Prozent gestiegen – der Boom
der Osterweiterung wirft hier seine dunkelsten Schatten.
Die Balkankriege in den neunziger Jahren haben Rechtsunsicherheiten in Südosteuropa geschaffen, die einen anhaltenden Frauenhandel über diese Region begünstigen. Die International Organization for Migration (IOM) schätzt, dass jährlich 120.000 Frauen und Kinder über den Balkan nach
Westeuropa gelangen – Anfang der 1990er Jahre gab es hierfür noch keine belegbaren Anzeichen.
ROLAND BERGER STIFTUNG
Das ukrainische Innenministerium hat 2006 mitgeteilt, dass während der neunziger Jahre mehr als
400.000 Mädchen und Frauen über internationale Menschenhändler und Zuhälter unter Zwang
außer Landes gebracht wurden.
Kinderarbeit spielt in Europa heutzutage grundsätzlich eine mindergewichtige Rolle. Auch in den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion liegt die Kinderarbeitsquote (offiziell) bei nur rund fünf Prozent; als statistisch erfasste Problemregionen gelten jedoch die Republik Moldau mit einem Anteil
von 32 Prozent Kinderarbeit sowie einige Landesteile der Ukraine mit über zehn Prozent.
Nach einem UNICEF-Bericht von 2004 arbeitet in Rumänien jedes fünfte der 5,6 Millionen Kinder,
davon sind 90 Prozent in der Landwirtschaft tätig. Die (Kinder-) Armut ist eine der Hauptursache für den anhaltenden Menschenhandel mit Kindern und Jugendlichen aus diesen Regionen. Minderjährige werden für bandenmäßige Bettelei oder Diebstahl benutzt, als Drogenkuriere
oder Personal in pornographischen Filmen missbraucht.
Deutschland ist aufgrund seiner geographischen Lage und wirtschaftlichen Bedeutung sowohl
Transit- als auch Zielland des organisierten Menschenhandels. Die "menschlichen Güter" werden
illegal ins Land gebracht, um sie zur Prostitution zu zwingen oder um ihre Arbeitskraft im Bausowie im Hotel- und Gaststättengewerbe auszubeuten.
Die meisten Opfer von Menschenhandel kommen allerdings aus Asien und dem Pazifikraum. Ein Blick zeigt: Zentrum des weltweiten Menschenhandels ist der asiatisch-pazifische Raum
mit einem Anteil von über 50 Prozent.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Südostasien: Schwerpunktregion für Menschenhandel, Sextourismus
und Kinderarbeit
Nahezu alle Statistiken weisen den südostasiatischen Raum als eine Schwerpunktregion für
Menschenhandel, Sextourismus und (Kinder-) Zwangsarbeit aus. Dies betrifft insbesondere
die Staaten Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam.
Opfer sexueller Ausbeutung werden allein in Kambodscha jeden Tag etwa 50.000 Frauen und
Mädchen; davon ist mindestens ein Drittel jünger als 18 Jahre. Dies gründet auch auf dem weit
verbreiteten Irrglauben, dass Geschlechtsverkehr mit Jungfrauen eine HIV-Immunität bewirken
kann.
Thailand ist aufgrund seiner geographischen Größe und seines internationalen Rufs ein Zielland
des Menschenhandels mit Frauen aus den umliegenden Staaten sowie aus China, Russland und
Usbekistan. Der Anteil minderjähriger Jungen unter den Sexsklaven in Thailand ist überdurchschnittlich hoch.
Die Situation in Laos ist insbesondere durch die geographische Lage als Transitland geprägt. Der
Bau neuer Autobahnen bis hin zur chinesischen Grenze erleichtert zusätzlich den schnellen Transport von zu Gütern herabgewürdigten Menschen.
Auch Vietnam ist, vergleichbar mit Thailand, ein Zielland des regionalen Frauenhandels aus Kambodscha und Thailand, aber auch aus China, Südkorea, Malaysia, Taiwan oder Macau. Ein großes
Problem ist außerdem der "Binnenhandel" mit Kindern, die aus ländlichen Regionen in die Städte
verkauft werden.
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Kinderarbeit ist in Kambodscha ein alltägliches Problem. 45 Prozent der Kinder im Alter
zwischen fünf und vierzehn Jahren werden als Arbeitskräfte ausgebeutet, darunter 76 Prozent in
der Landwirtschaft, 18 Prozent im Dienstleistungssektor und sechs Prozent in der Industrie. Kambodschanische Kinder werden ferner nach Thailand und Vietnam gehandelt, um dort zu betteln,
Blumen zu verkaufen oder um sich als Schuhputzer zu verdingen.
Der Anteil von Kinderarbeit ist in Thailand mit acht Prozent zwar relativ gering; allerdings werden
von der Wirtschaftskraft des Landes viele freiwillige, erwachsene Arbeitsimmigranten angezogen,
die dann in Fabriken, auf Baustellen oder in Fischfarmen ausgebeutet werden. Auch viele thailändische Arbeiter, die nach Taiwan, Malaysia, in die Vereinigten Staaten oder in den Nahen Osten
auswandern, werden häufig Opfer von Menschenhändlern – und somit zu Arbeitssklaven.
In Laos wird ebenfalls ein großer Anteil Minderjähriger zur Arbeit gezwungen; UNICEF-Schätzungen gehen hier von etwa 25 Prozent aller Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren aus.
Der Anteil von Kinderarbeit liegt auch in Vietnam bei hohen 16 Prozent.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Auswirkungen
auf die Opfer
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Auswirkungen auf die Opfer
Der Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung insbesondere von Frauen und Kindern haben
nicht nur eine allgemeine Bedeutung aufgrund einer systematischen, weltweiten Verletzung von
Menschenrechten beziehungsweise bei der Befeuerung der organisierten Kriminalität, sondern
fügen den Opfern und deren Angehörigen Verletzungen zu, deren Narben die Opfer ein
Leben lang behalten.
Die unmenschlichen Rahmenbedingungen des Menschenhandels hinterlassen bei den Opfern
physische und psychische Beeinträchtigungen, wie zum Beispiel Unterernährung bzw. Austrocknung, post-traumatischen Stress, Depressionen, verringertes Selbstwertgefühl oder Selbstmordgefährdung.
Eine Studie, die die Folgen für in die EU gehandelte Frauen untersucht, belegt, dass 95 Prozent
dieser Opfer körperlich misshandelt beziehungsweise genötigt wurden.
Felduntersuchungen in einschlägig bekannten Regionen des Sextourismus heben zudem hervor,
dass 60 bis 75 Prozent der zwangsprostituierten Frauen vergewaltigt und 70 bis 95 Prozent physisch misshandelt wurden. Über zwei Drittel der untersuchten Frauen weisen Anzeichen post-traumatischer Stresssymptome auf.
Zu den Hauptgefahren, denen diese Frauen ausgesetzt sind, zählen sexuell übertragbare Krankheiten, darunter insbesondere HIV/AIDS. Nach Aussage des World Congress Against Commercial
Sexual Exploitation of Children von 2007 sind zwischen 50 und 90 Prozent der aus Bordellen
in Südostasien geretteten Kinder HIV-positiv. Sextourismus ist somit eine der wesentlichen
Ursachen für die weltweite Verbreitung von Geschlechtskrankheiten.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Erste weltweite und
regional-grenzüberschreitende
GegenmaSSnahmen
ROLAND BERGER STIFTUNG
Erste weltweite und regional-grenzüberschreitende
Gegenmaßnahmen
Die vorangegangenen Ausführungen haben gezeigt, dass Menschenhandel und Sklaverei eine
globale Herausforderung für das 21. Jahrhundert darstellen. Die Nationalstaaten können
jedoch diese Problemkonstellationen, die sich insbesondere in den letzten fünfzehn Jahren
herauskristallisiert haben, nicht im Alleingang bewältigen. Es herrscht inzwischen Einsicht in
die grundsätzliche Notwendigkeit einer weltweiten Zusammenarbeit beziehungsweise
von regional-grenzüberschreitenden Initiativen.
Zahlreiche Aktivitäten bei der Bekämpfung dieses Kriminalitätsfeldes sind in den vergangenen
Jahren erfolgt. UN, ILO, EU und Europarat, Herkunfts-, Transit- und Zielländer des Menschenhandels sowie internationale und nationale NGOs haben rechtsverbindliche Vereinbarungen
("soft laws") und Gesetze ("hard laws") sowie zahlreiche konkrete Maßnahmen und Initiativen
beschlossen.
Globale Aktivitäten
Auf den Anstieg von Sklaverei und Menschenhandel, insbesondere mit Frauen und Kindern, hat
die internationale Gemeinschaft mit einigen Rahmenvereinbarungen und gemeinsamen Initiativen
reagiert (Auszug):
> D
ie ILO Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work von 1998 verpflichtet die Mitgliedstaaten der ILO, eine Reihe fundamentaler Sozialstandards zu verwirklichen
(u.a. Abschaffung von Zwangs- und Kinderarbeit). Hierzu berichten die Mitgliedstaaten an ein
Komitee unabhängiger Experten, die jährlich einen Gesamtbericht an das ILO Governing Body
verfassen.
> Das von der UN-Vollversammlung im Jahre 2003 verabschiedete UN Protocol to Prevent,
Suppress and Punish Trafficking in Persons verpflichtet die Mitgliedstaaten der Vereinten
Nationen, die nationalen Gesetzgebungen zur Bekämpfung des Menschenhandels anzugleichen
und somit eine effiziente internationale Zusammenarbeit bei dessen Untersuchung und Verfolgung zu ermöglichen.
> D
ie Initiative UN.GIFT (Global Initiative to Fight Human Trafficking) besteht seit März 2007
aus dem UN Office on Drugs and Crime (UNODC) heraus in Zusammenarbeit mit ILO, IOM,
UNICEF und der OSZE. UN.GIFT soll im Rahmen des oben genannten UN-Protokolls alle globalen Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels zusammenführen beziehungsweise
eine gemeinsame Plattform schaffen und gemeinsame Aktionen ermöglichen.
> D
er Women Leaders' Council (Mitglieder sind u.a. Helen Bamber, die ehemalige Vorsitzende
von Amnesty International UK, und Suzanne Mubarak, Ehefrau des ägyptischen Staatspräsidenten und Vorsitzende des Women's International Peace Movement) besteht seit Februar
2008. Die Organisation bringt Diplomaten, Gewerkschafter, Geschäftsleute und NGOs zusammen, um UN.GIFT über neue globale und nationale Herausforderungen auf dem Gebiet des
Menschenhandels zu informieren.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
> D
er World Congress III Against Sexual Exploitation of Children and Adolescents findet
im November 2008 in Brasilien statt und eröffnet NGOs und Initiativen wie UNICEF oder ECPAT
(End Child Prostitution, Child Pornography and Trafficking of Children for Sexual Purposes) die
Möglichkeit zum Austausch über Best Practices bei der Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung
Minderjähriger.
Regionale Aktivitäten
Einzelne Regionen haben sich bereits des Themas und der Bekämpfung des grenzüberschreitenden
Menschenhandels angenommen (Auszug):
USA
> Der Victims of Trafficking and Violence Protection Act (TVPA) aus dem Jahr 2000 zielt
auf "Prevention, Protection and Prosecution" und fasst die unterschiedlichen Aspekte von
Menschenhandel, international wie national, zusammen. In diesem Dokument werden u.a.
weltweite Mindeststandards gegen Menschenhandel definiert sowie die Ausarbeitung länderspezifischer "Risk Assessments" veranlasst, die jedes Jahr in einem Bericht des US-Außenministeriums zusammengefasst werden.
Europa
> D
ie Charter of Fundamental Rights of the European Union vereint die gemeinsam von
dem Europäischen Parlament, dem Europarat und der Europäischen Kommission im Jahr 2000
bzw. 2007 verkündeten Europäischen Grundrechte. Artikel 5 verbietet hierin ausdrücklich Menschenhandel und Sklaverei bzw. Zwangsarbeit.
> D
ie Council of Europe Convention on Action against Trafficking in Human Beings ist
seit Februar 2008 in Kraft und hat den Schutz der vom Menschenhandel betroffenen Personen
zum Ziel. Eine Gruppe unabhängiger Experten ist verantwortlich für die Überwachung dieser
Konvention und berichtet regelmäßig über deren Einhaltung.
> D
as Europäische Parlament hat 2008 die Campaign against child sex tourism gestartet,
die sich gegen die Ausbeutung von Minderjährigen in Südostasien, Südamerika und Afrika
durch europäische Sextouristen richtet. Im gleichen Jahr hat die Europäische Kommission mit
dem European Anti-Trafficking Day ebenfalls eine öffentliche Kampagne ins Leben gerufen,
um europaweit Aufmerksamkeit für dieses Thema zu schaffen.
> Z ahlreiche europäische NGOs haben sich die Bekämpfung des "human trafficking" zum Ziel
gesetzt. In Mittel- und Osteuropa haben sich beispielsweise neun NGOs aus neun Ländern zum
Anti-Trafficking-Netzwerk La Strada International Association zusammengeschlossen, um
gemeinsame Maßnahmen und Öffentlichkeitskampagnen durchzuführen.
> In Frankreich kämpft das Committee Against Modern Slavery bereits seit 1994 gegen den
globalen Menschenhandel.
ROLAND BERGER STIFTUNG
> In Deutschland sind zahlreiche NGOs im Kampf gegen Menschenhandel und Kinderarbeit aktiv,
darunter
– Amnesty International,
– Solwodi/ Solidarity with women in distress, gegründet von Schwester Dr. Lea Ackermann, die sich in zehn Informationszentren um in Deutschland gestrandete Opfer von
Menschenhandel kümmern,
– m
edica mondiale, geleitet von der Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2008,
Dr. Monika Hauser, die gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen von Köln aus den Aufbau
von Frauentherapie- und Beratungszentren für traumatisierte Frauen in Krisenregionen
organisieren und leiten,
– T erre des Hommes, die angespornt durch das Engagement ihrer Vorsitzenden
Ursula Pattberg rund 400 Projekte für Not leidende Kinder in 26 Ländern fördert.
Südostasien
> D
ie Regierung Kambodschas hat im April 2007 eine National Task Force aus u.a. 14 Ministerien und Regionalbehörden sowie 200 internationalen und lokalen NGOs gebildet, um Maßnahmen gegen Menschenhandel auszuarbeiten. Das Ministerium für Tourismus hat außerdem
Informationsmaterial zum Sextourismus entwickelt; parallel dazu haben NGOs die Kampagne
"ethical traveler" gegen Sextourismus gestartet.
> In Thailand ist im November 2007 ein "Anti-trafficking Law" in Kraft getreten, das alle Formen
von Menschenhandel untersagt und harte Strafen bei Verstößen gegen dieses Verbot vorsieht.
Die thailändische Regierung betreibt ferner sieben Auffanglager, die Opfern psychische und
medizinische Erstversorgung bieten.
> D
er Premierminister von Laos hat 2008 mit seinem Amtskollegen aus Vietnam eine Vereinbarung zur Unterbindung des Menschenhandels zwischen den beiden Ländern unterzeichnet.
> D
ie neu gegründete Einheit gegen Kindersextourismus im Ministerium für Öffentliche Sicherheit
von Vietnam und die vietnamesische Polizei haben Kooperationen mit ähnlichen Einheiten aus
Kambodscha, China und Laos vereinbart. Verschärfte Gesetzesvorschriften zur Vorbeugung gegen Kindesmissbrauch sehen ferner vor, dass alle Hoteltouristen beim Einchecken ihre Personalausweise vorzeigen müssen. Die Vietnam Women's Union gibt gemeinsam mit IOM und UNICEF
Kurse für die vietnamesische Grenzpolizei, um Opfer von Menschenhandel schneller und besser
zu identifizieren.
> D
er Asian Women's Human Rights Council unter Leitung von Ruth Manorama setzt sich
bereits seit Jahren grenzüberschreitend für die Rechte von Frauen ein. Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises von 2006 tritt ferner in ihrer indischen Heimat für mehrfach benachteiligte
Personen ein, u.a. für Frauen und Kinder der Dalits, der Kaste der Unberührbaren.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Zwischenbewertung – Schwachpunkt Umsetzung
Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit ist grundsätzlich erkannt. Alle beispielhaft aufgezeigten
Vereinbarungen, Gesetze und Maßnahmen können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen: Die
Schwäche aller Bemühungen im Kampf gegen Menschenhandel und moderne Sklaverei
liegt in der schleppenden Umsetzung der zahlreich beschlossenen Gesetze und Vereinbarungen beziehungsweise in der geringen Durchschlagskraft der getroffenen Maßnahmen.
Der in den USA jährlich veröffentlichte Trafficking in Persons Report 2008 führt an, dass 2007
weltweit nur 5.682 Ermittlungsverfahren aufgrund von Menschenhandel erhoben wurden. Die Anzahl der Verurteilungen fiel mit 3.427 sogar noch wesentlich geringer aus.
Die seit 2003 erhobenen Daten sind jedoch (noch) nicht ausreichend belastbar – der kontinuierliche Rückgang der Ermittlungsverfahren seit 2003 (um 29 Prozent) bei gleichzeitiger Zunahme
der Verurteilungen (um 22 Prozent) stellt keine valide Datenbasis dar. Eine detaillierte Analyse
zeigt nämlich, dass diese erst seit wenigen Jahren nach Regionen erhobenen Zahlen erheblichen
jährlichen Schwankungen unterliegen (Beispiel: Ermittlungsverfahren in der Asien- und Pazifikregion, 2003: 1.727 Fälle; 2004: 438 Fälle; 2005: 2.580 Fälle; 2006: 1.321 Fälle; 2007: 1.074 Fälle).
Diese Berechnungen können lediglich als ein grundsätzlicher Indikator für die geringen
Erfolge im Kampf gegen den Menschenhandel dienen.
Ein Blick auf die gefestigtere Zahlenlage in Deutschland unterstreicht jedoch die geringe Durchschlagskraft einer Bekämpfung des Menschenhandels auf nationaler Ebene und beweist gleichzeitig die Wichtigkeit einer konsequenten Anwendung der bestehenden Strafgesetze.
ROLAND BERGER STIFTUNG
Das Bundeskriminalamt (BKA) zeigt im Bundeslagebild zum Menschenhandel 2007 auf, dass
nach jahrelangem Rückgang erstmals wieder ein Anstieg der Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung erfolgt ist − um 29 Prozent auf bundesweit
454 Fälle1). Grund hierfür ist insbesondere die stringentere Anwendung des Strafgesetzes zur
Prostitution Minderjähriger.
Setzt man jedoch die Gesamtzahl der Ermittlungsverfahren in Relation zu den Schätzungen, dass jährlich zehntausende Frauen nach Deutschland gehandelt werden und
allein etwa 20.000 deutsche Sextouristen im Ausland Kinder missbrauchen, muten diese
Ergebnisse der schärferen Handhabung bestehender Gesetze jedoch bescheiden an. Nach
Aussage des BKA selbst ist "aufgrund der bekannten Rahmenbedingungen mit einer kurzfristig
eintretenden, nachhaltigen Veränderung der Lage nicht zu rechnen", insbesondere wegen der
Schwierigkeiten bei der Identifikation der Opfer sowie deren gering ausgeprägter Bereitschaft
zu einer Anzeige oder Aussage.
In den südostasiatischen Ländern stellen insbesondere die personelle Unterausstattung der Verfolgungsbehörden sowie die weit verbreitete Korruption von Staatsangestellten eines der größten
Hindernisse im Kampf gegen Menschenhandel und Menschenmissbrauch dar. In Laos wurde beispielsweise bis 2007 kein einziges Verfahren gegen Regierungsverantwortliche wegen Verbindung
zum Menschenhandel angestrengt; landesweit wurden im gleichen Jahr lediglich
38 Fälle von Menschenhandel strafrechtlich untersucht.
1) Bezüglich des Menschenhandels zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft weist der Bericht insgesamt 92 Fälle aus.
Aufgrund der sich ständig verändernden, gesetzlichen Rahmenbedingungen werden keine Vergleichsdaten gegenüber
den Vorjahren angegeben.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
Sechs Hebel zur
Bekämpfung von
Sklaverei und
Menschenhandel
im 21. Jahrhundert
ROLAND BERGER STIFTUNG
Sechs Hebel zur Bekämpfung von Sklaverei und Menschenhandel
im 21. Jahrhundert
Das kriminelle Geschäft der Sklaverei und des Menschenhandels funktioniert nach den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage. Um dieses Geschäft auszutrocknen, müssen die Ursachen
einer zunehmenden Nachfrage wie eines gleichzeitig nicht versiegenden Angebots bekämpft
werden. Hierzu kann zwischen Push- und Pull-Faktoren unterschieden werden:
> Z u den Push-Faktoren eines vorhandenen Angebots an "menschlicher Ware" zählen insbesondere Armut und Landflucht, schlechte oder nicht vorhandene Schulbildung sowie die
daraus resultierende Perspektivlosigkeit.
> Z u den Pull-Faktoren einer hohen Nachfrage gehören vor allem die bessere infrastrukturelle
Erschließung von Reiseregionen auch für Sextouristen sowie eine unkritische Öffentlichkeit,
die die individuellen Schicksale hinter ausgebeuteten (Sex-) Arbeiterinnen und Arbeitern nicht
wahrhaben möchte.
Die ROLAND BERGER STIFTUNG weist mit dieser Dokumentation auf sechs Hebel hin, an denen bei der Bekämpfung des modernen Sklavenhandels und der Behandlung von Menschen als
"Ware" angesetzt werden muss:
> W
ohlstand in der Welt steigern und gerecht verteilen – In den Hauptregionen des Menschenhandels müssen 50 bis 60 Prozent der Bevölkerung von einem US-Dollar am Tag leben. Es
gilt, das weltweite Wachstum des Wohlstandes durch die Globalisierung gerecht zu verteilen.
> B
ildung als stärkste Waffe gegen Kinder(sex)arbeit einsetzen – Die von der ILO geschätzten Kosten zur Ausrottung von Kinderarbeit werden über einen Zeitraum von circa 20 Jahren
auf 760 Mrd. US-Dollar veranschlagt. Der erwartete Gewinn durch bessere Bildung und damit
auch durch eine bessere gesundheitliche Verfassung liegt jedoch bei 4 bis 5 Bill. US-Dollar –
und damit etwa sechsmal höher als der benötigte Einsatz.
> Internationale, rechtsverbindliche Standards setzen und gemeinsam überwachen –
Bestehende Vereinbarungen müssen, wo nötig, verschärft und rechtsverbindlich umgesetzt
werden. Deren Überwachung kann nur durch die Einrichtung schlagkräftiger, grenzüberschreitender Polizei- und Sozialeinheiten sowie durch die Bekämpfung staatlich geduldeter Korruption erreicht werden.
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Sklaverei und Menschenhandel im 21. Jahrhundert
> E ine kritische Öffentlichkeit schaffen und mobilisieren − Der "World Day Against Child
Labor" wie auch der "Anti-Trafficking Day" können in Verbindung mit Kampagnen von GOs,
NGOs usw. die dringend benötigte Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Auch eine Einführung von Labels, die auf eine Produktion ohne den Einsatz von Sklavenarbeitern hinweist,
kann die Öffentlichkeit aufrütteln.
> D
en Opfern von Prostitution, Versklavung und Kinderarbeit Ausstiegsmöglichkeiten
und Therapien anbieten − Sozialarbeiter und Street Worker können nur vor Ort, in Verbindung mit der Einrichtung von Hotlines und Anlaufstationen, den Opfern eine erste Zuflucht
bieten. Anschließend müssen diese Opfer eine intensive medizinische wie psychologische
Rehabilitation erfahren.
> L angfristige Perspektiven für Opfer und Bedrohte ermöglichen − Das Angebot spezieller
Ausbildungsplätze und insbesondere die Bereitstellung von Mikrokrediten an gerettete und
rehabilitierte Opfer schaffen erst deren nachhaltige (Wieder-) Eingliederung in die Gesellschaft.
Langfristige Perspektiven zu geben ist ein wichtiger Hebel, um nachhaltige Erfolge im Kampf
gegen moderne Sklaverei und Menschenhandel zu erzielen.
ROLAND BERGER STIFTUNG
Quellenverzeichnis und weiterführende Links
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Programmübersicht
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Worldvision: www.worldvision.org
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Terre des Hommes: www.tdh.de
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