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Josef Vasthoff Mönsterlänner Liäbensart agenda Niederdeutsche Kultur Band 2 Josef Vasthoff Mönsterlänner Liäbensart agenda Verlag Münster 2009 Die Herausgabe des Buches wurde gefördert durch: Landschaftsverband Westfalen-Lippe Deutsche Gesellschaft für Westfälische Kultur e.V. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2009 agenda Verlag GmbH & Co.KG Drubbel 4, D-48143 Münster Tel.: +49-(0)251-799610 | Fax +49-(0)251-799519 www.agenda.de | [email protected] Layout, Satz und Umschlaggestaltung: Jana Bleckmann Druck & Bindung: SoWa, Warschau/PL ISBN 978-3-89688-393-3 Inhaltsverzeichnis Waorüm ick düt Bööksken schriew? Wao häbt de Mönsterlänner öhre Liäbensart wägg? Wat sind de Mönsterlänner föer ´n Menschkenschlagg? De kennt Arbeit Nicks verquiettken - spaorsam sien Ährlick wägg un anners nicks Gaoh dienen Patt Laot Annern öhren Patt gaohn Met´n Kopp döer de Wand Verlaot di drup Dat is kin Praohlen Schwiegen is Gold Mien eegene Här Ordnung mott sien Taoh äs ´ne Katt Von wiägen dumme Buern Niemm di Tiet Wat de Buer nich kennt Alls met Maot De kennt Spass Fromme Christen Liäben in de Familg Liäben in de Naoberschopp 7 10 14 20 23 34 37 40 42 44 46 47 49 51 54 57 63 67 69 72 75 82 87 Denken in Generationen Deipe Wuordeln in de Heimat Lust up Land Schaluu gieggenüöwer Früemden Sentimentale Eicken Bliewt echte Mönsterlänner Bildnachweis Kleines Wörterverzeichnis 90 92 95 100 103 105 108 110 Waorüm ick düt Bööksken schriew? De Mönsterlänner wassen aal ümmer ´n besünneren Menschkenschlagg. In aolle Tieten wassen se dat no mähr äs vandag. Aowwer auk in nieere Tieten giff´t ümmer no Unnerscheide tüschken echte Mönsterlänner un Lü uut anner Gieggenden. Wat von aollers her in ´nen Menschkenschlagg in sitt, dat ännert sick auk nich so gau. Dat hölt sick manks üöwer Generationen. Man sägg wuel: „Dat sitt so in de Pöste.“ So is dat auk bi de Mönsterlänner. Ick beschriew in düt Bööksken de Liäbensart von typischke Mönsterlänner. Wat ick vertäll, dat gelt natürlick nich föer jedden Mönsterlänner. Aowwer et giff doch de Richtung an. Jedder Menschk is anners. Un jeddereen is äs Original geboern un söll et auk tietliäbens blieben. Man mott bloß an de vuellen Mönsterlänner Originale denken, von de et fröher mähr gaff äs vandag. Menschken, de uut de sölwige Gieggend kuemmt, häbt ´ne ähnlicke Liäbensart. Se häbt de sölwige Heimat un Kultur. Vandag küert man von Identität. So häbt auk typischke Mönsterlänner öhre eegene Identität. Se föhlt sick metnanner verbunnen. De Liäbenserfahrungen von de Mönsterlänner kuemmt guet in plattdütschke Sprüek to´n Uutdruck. De Menschken häbt dat, wat se föer richtig holt, aal 7 ümmer kuort un guet in Sprüek dütlick maakt. Sprüek sind sotesäggen komprimeerte Liäbenserfahrungen. Daorüm verkläöer ick de Liäbensart auk an plattdütschke Sprüek. De sind von eene Generation an de anner wiedergiebben wuorn. In use deftige aolle Moderspraok kümp de Mönsterlänner Art – up Platt sägg man auk wuel „Iärsse“ – biätter to´n Uutdruck äs in Hauchdütschk. Daorüm schriew ick düt Bööksken auk in Mönsterlänner Platt. Föer dat Waort „Iärsse“ giff´t kin pässig Waort in Hauchdütschk. Man kann dat Waort „Iärsse“ vellicht so ümschrieben: dat Wesen, de Charakter, dat Gemööt, dat Denken un Föhlen, de Kultur, de Liäbensart. De Spraok is ´n Deel von use Iärsse un Kultur. De graute dütschke Dichter Johann Wolfgang von Goethe häff dat so uutdrückt: „Jede Region liebt ihren Dialekt, er sei doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpfe.“ Dat Platt is vör alls ´ne Küerspraok un wenniger ´ne Schriewspraok. Daorüm giff´t auk kinne verbindlicke Rächtschriewung so äs in dat Hauchdütschke. Man schriff dat Platt so äs man et küert. Dat Platt wött in´t gansse Mönsterland boll gliek küert. Aowwer et giff auk kleine Unnerscheide – un dat manks von Duorp to Duorp. Ick schriew dat Platt so, äs´t in Billerbieck, wao ick upjungt sin, küert wött. 8 De Liäbensart von Mönsterlänner häff ick aal von Kinnerbeen an metkrieggen. Ick sin 1938 geboern un up ´n Mönsterlänner Buernhoff upjungt. Dao was ick miene gansse Jugend hendöer bes to´t Abitur. Daonao häff ick auk de miärste Tiet in use schöne Mönsterland liäwt. So kann ick von´t eegene Beliäben beschrieben, wat typischke Mönsterlänner föer ´ne Liäbensart häbt un wat se föer Tugenden un auk Untugenden häbt. Waorüm söll man sick eenlicks Gedanken üöwer de Liäbensart von de Mönsterlänner maaken? ´n Sprüek in Hauchdütschk sägg: „Wer keine Herkunft hat, der hat auch keine Zukunft.“ Dat is wuel waohr! Man kann de Tokunft bloß mestern, wenn man weet, wao man wägg kümp. Daorüm is´t guet, dat man de Geschichte von de eegene Gieggend un de Iärsse von dat eegene Volk studeert. So is´t auk guet, dat sick vuel Mönsterlänner föer Geschichte interesseert. Man kann uut verlieddene Tieten vuel föer kuemmende Tieten läern. Un dat is klook. Et is biätter, uut de Feihlers von de Vörfahren te läern, äs de sölwigen Feihlers wier te maaken. Un man söll de guetten Erfahrungen von de Vörfahren üöwerniemmen. 9 Wao häbt de Mönsterlänner öhre Liäbensart wägg? De Menschken sind so gliek un doch so unnerscheidlick. To´n Biespiell is ´n Japaner anners äs ´n Afrikaner of ´n Dütschken. Un auk binnen Dütschkland giff´t no Unnerscheide tüschken de Menschken in enzelne Gieggenden. ´n Mönsterlänner is auk vandag no faken lück anners äs to´n Biespiell ´n Rhienlänner of Bayer. In den naogebauten Sachsenhoff in de Buerschopp Pentrup bi Greiwen (Greven) kann man seihn, wu de aollen Sachsen liäwden. Jedder Menschkenschlagg häff auk vandag no siene eegene Iärsse. Daorüm kann man faken no miärken, uut wecke Gieggend ´n Menschk wägg kümp. 10 De Menschken – so auk de Mönsterlänner – häbt öhre Iärsse von de Bedingungen, unner de se in´n Verlauf von de Geschichte liäwt häbt. So is dat to´n Biespiell nich te verwünnern, dat ´n Afrikaner ´ne gans anner Iärsse häff äs ´n Dütschken. In dat tropischke Afrika häbt de Lü bes vandag no nich rächt dat Trüggleggen von Liäbensmittel un Geld lärt. Dat kümp daovon, dat et dao kinnen Winter giff un man nicks daoföer trüggleggen mott. De Liäbensart von de Mönsterlänner geiht trügg up de Erfahrungen, de use Vörfahren in vuel Generationen maakt häbt. Wu kümp dat nu, dat de Mönsterlänner in fröhere Tieten öhre typischke Iärsse krieggen häbt? De unnerscheidlicke Iärsse von Menschken uut verscheidene Gieggenden von de Wiält kümp vör allem von twee Dinge: de Natur un de Kultur. To de Natur in´t Mönsterland: Dat Mönsterland was fröher ´ne afgeliägene Gieggend met vuel Buschk, Moor un Heide. Dat Land was dünn besiedelt. De wennigen Menschken liäwden föer sick alleen of tesammen met ´n paar anner Familgen von de sölwige Sippe in kleine Hütten. Se liäwden in graute Armot von Ackerbau un Vehtucht. De Büöden wassen miärst schlecht un dat Veh broch wennig Ertrag. Kontakt unnernanner un nao buten häern de Lü up 11 öhre kleinen Höef, de isoleert in Rodungen laggen, boll nich. Et gaff jä daomaols no kinne uutgebauten Wiäge. Dat manniche Mönsterlänner auk vandag no ´n biettken schaluu gieggenüöwer Früemden sind, kümp wisse no uut de aollen Tieten. De Mönsterlänner liäwden alltiet in de Natur un met de Natur. In´n Verlauf von de Jaohrhunnerte nao Christi Geburt wuor dat Mönsterland allmählick mähr besiedelt. So üm de Jaohre 1100 herüm wuor eene Stadt nao de anner gründet. Von de Tiet an kamm in´t Mönsterland auk Handwiärk un Handel antoch. Dat heele Middelaoller hendöer bes in de nieere 12 Tiet so üm 1900 herüm liäwden de miärsten Menschken up enzeln geliägene Buernhöef. Kontakt unnernanner häern de Buernfamilgen vör allem in´ne Naoberschopp un in´ne Verwandtschopp. To de Kultur in´t Mönsterland: De Mönsterlänner wassen bes to de Tiet so üm 800 nao Christi Geburt uut christlicke Sicht Heiden. Se häern Naturreligionen met verscheidene Götter – so äs den Gott Wotan. Unner den Frankenküening Karl den Grauten un den Missionar Ludgerus wuorn de Sachsen christlick. Manniche Brüük, de et auk vandag no giff, kuemmt no uut de heidnischke Tiet. To´n Biespiell wuorn auk aal vör de Christianisierung in´t Fröhjaohr buten graute Füers anbott. Daomet sollen de baisen Geister von´n Winter verdriebben wäern. Uut düssen heidnischken Bruuk is dat Osterfüer entstaohn. Uut de Heidentiet stammt auk no dat Spökenkieken un Hexen. Siet dat de Mönsterlänner christlick wuorn sind, was de Glaube de Richtschnur föer öhr Liäben. Christlicke Tugenden wassen un sind Fliet, Spaorsamket, Wohltätigket, Naichstenleiwe un Frömmigket. ´n wichtig christlicket Gebott lutt: „Bete und arbeite“ – in Latien: „Ora et labora“. De Glaube holp de Menschken in´t Mönsterland, met schlechte Tieten un Mallöers biätter ferrig te wäern. 13 Wat sind de Mönsterlänner föer ´n Menschkenschlagg? De Liäbensart un de Charakter von de Westfaolen – un so auk von de Mönsterlänner – wärd guet in dat „Westfaolenleed“ von August Kraus beschriebben. Daorüm hier äs de ersten veer Strophen: Westfaolenleed O, wu schön is mien Westfaolen, löchtest wiet mien Heimatland. Wat ick sägg, dat is kin Praohlen, daorup gieww ick di de Hand. Eiken wasst dao stur un mächtig, Roggen, Weiten, Giärst un Flass; un ´n Menschkenschlagg so deftig, de kennt Arbeit un auk Spass. In den Grund, dao ligg dat Iesen, Kuohlen föer de gansse Wiält. Auk dat Veh is no te priesen, wenn et sick üm Schwiene hölt. Un de Mettwuorst, wenn rächt drüge, schickt wi wiet wägg üöwer´n Rhien. Use Schinken, de is Tüge, dat wi tücht´t dat beste Schwien. 14