Mikrolasertracker zur multisensorischen 3D
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Mikrolasertracker zur multisensorischen 3D
Mikrosystemtechnik Kongress 2013 · 14. – 16. Oktober 2013 in Aachen Mikrolasertracker zur multisensorischen 3D-Koordinatenmessung 3D coordinate measurement with a multisensory microlasertrackersystem Eric Markweg1,2, Stefan Weinberger1,2, Tran Trung Nguyen1,3, Martin Schädel4, Olaf Brodersen4, Christoph Ament1,3, und Martin Hoffmann1,2 1 Technische Universität Ilmenau, PF 10 05 65, 98698 Ilmenau, Deutschland IMN MacroNano®, FG Mikromechanische Systeme, [email protected] 3 IMN MacroNano®, FG Systemanalyse 4 CiS Institut für Mikrosensorik und Photovoltaik GmbH, Erfurt, Germany 2 Kurzfassung Immer dynamischere Fertigungs- und Handhabungsprozesse verlangen nach neuen Lösungen in der Positionsbestimmung des Tool Center Points (TCP). Das vorgestellte multisensorische Lasertrackersystem ermöglicht die berührungslose Positionsmessung des TCP über interferometrische Trilateration. Die Mikrosystemtechnik bietet dabei das Potenzial kleine und preisgünstige Systeme herzustellen sowie einen höheren Integrationsgrad zu erreichen. Abstract We propose a multi-sensory laser tracker system that allows contactless position measuring of a tool center point (TCP) for dynamic manufacturing and handling processes. For precise measurement we use interferometric trilateration. The microsystems technologies have the potential for producing inexpensive, highly miniaturized devices, enabling the use of a multisensory system. 1 Einleitung Moderne Fertigungsverfahren verlangen nach immer schnelleren Handhabungs- und Bearbeitungszyklen, dies führt zu immer höheren Dynamiken in den Kinematiken der beteiligten Robotersysteme. Die Präzision der Arbeitsschritte soll bei sinkender Prozesszeit jedoch weiter erhöht werden. Zur Lösung des Konflikts werden daher neue Sensorsysteme benötigt die kostengünstig hergestellt werden können. Eine höhere Präzision lässt sich dabei durch die Nutzung von Interferometern erreichen. Um solche multisensorischen Systeme marktgerecht herzustellen zu können wird das parallele Fertigungsprinzip der Mikrosystemtechnik benötigt. 2 Mikrorackermodul 2.1 Messprinzip Ein Mikro-Multi-Laser-Tracker-System (μMLTS) [1] ermöglicht die berührungslose Positionserfassung von hochdynamischen kinematische Systeme. Zur Messung eines Punktes im 3-D Raum sind mindestens drei Längenmessungen nötigt. Die Berechnung des Punktes im Raum erfolgt durch die Auswertung vielfach gemessener interferometrische Längen. Dazu verfolgen mehrere Sensorköpfe einen Retroreflektor im Raum der beispielsweise am Tool Center Point (TCP) einer Fertigungsmaschine befestigt ist. Im Sensorkopf wird der Laserstrahl eines Interferometers über einen Mikrospiegel umgelenkt und trifft auf den Mittelpunkt eines Retroeflektors, woraufhin er in sich selbst zurückgeworfen wird. Eine Bewegung ISBN 978-3-8007-3555-6 des Reflektors führt zu einer seitlichen Verschiebung des gespiegelten Laserstrahls. Diese Abweichung in der Position des zurückgeworfenen Strahls wird durch eine Vierquadrantenfotodiode (QPD) detektiert. Die Bewegung des Retroreflektors wird nun durch die Ansteuerung des Mikrospiegels ausgeglichen. Dadurch verfolgen alle Messstrahlen der Bewegung des zu messenden Punktes. Das Prinzip ist in Bild. 1 dargestellt. Bild 1 Prinzipieller Aufbau eines µ-Trackermoduls mit mikrotechnisch gefertigten Komponenten. Parallel zur Verfolgung des TCP können also alle relativen Längenänderungen durch die Interferometer gemessen werden. Die Berechnung der Position des TCPs erfolgt dabei durch eine zentrale Rechen- und Steuereinheit. Die Auflösung des Systems soll im einstelligen Mikrometerbereich liegen. Das Messvolumen liegt bei 1 m x 1 m x 1 m. Die Messköpfe sind maximal 1 m vom Reflektor entfernt. 468 © VDE VERLAG GMBH ∙ Berlin ∙ Offenbach Mikrosystemtechnik Kongress 2013 · 14. – 16. Oktober 2013 in Aachen 2.2 Integriert optisches Interferometer Das verwendete integriert optische Interferometer ist in Siliciumoxynitrid-Wellenleitertechnologie hergestellt. Die Wellenleiter sind dabei auf das Modenfeld einer 632,8 nm Einmodenfaser angepasst [2]. Der hergestellte Interferometerchip wird mit einem fasergekoppelten Detektorchip und einer GRIN Linse zu einem Interferometersystem montiert. Ein aufgebautes Interferometer ist in Bild 2 dargestellt. Von einen fasergekoppelten Detektorchip wird Licht ins integriert optische System eingekoppelt. Der geführte Strahl wird über einen Y-Verzweiger in zwei Lichtwege aufgeteilt. Richtkoppler werden benutzt um diese wiederrum in zwei Referenzarme zu teilen. Am stirnflächigen Ende der Referenzarme ist ein Spiegel integriert, der das Licht der Referenzarme in sich zurückwirft. Bild 2 Montiertes integriert optisches Interferometer. Das verbleibende Licht der Richtkoppler wird über einen Y-Teiler zusammengeführte und über eine an der Stirnfläche verklebte GRIN Linse als Messstrahl in den Raum kollimiert. Der am Retroreflektor reflektierte Strahl koppelt über die Linse zurück in den Wellenleiter ein, wird wiederrum geteilt und interferiert an den Richtkopplern mit den geführten Licht der Referenzarme. Die Bewegung des Retroreflektors führ dadurch zu einer Modulation der Interferenzsignale. Diese können an der Stirnseite des Interferometerchips an dem auch die Einkopplung geschieht detektiert werden. Das Prinzip [3] erreicht dabei eine Auflösung von ca. 150 nm für eine komplette Modulation. Eine Interpolation ist leicht möglich. 2.3 tion ist besser als ± 0,2 µm. Die laterale Position der Grube wird durch einen Lithografie festgelegt. Bild 3 Fasergekoppelter Detektorchip (links), Stirnfläche mit Detektorgebieten und Rombuskanal (rechts) Durch die Kombination von V-Nuten und Dotierung des Siliciums ist es möglich Fotodetektoren auf den geätzten {111}-Ebenen der V-Nuten zu integrieren. Dieses monolithische Konzept reduziert die Anzahl der erforderlichen Montageschritte und damit auch mögliche Fehler und Kosten. Die große Fläche des Fotodetektors ermöglicht eine einfache Montage des Interferometers und Koppelchips. Die Toleranzen für die Neigung des Chips sind aufgrund der Flächenbestrahlung robust, was zu niedrigeren Produktionskosten führt. Eine separate Faserkopplung der Detektoren mit optischen Fasern wird vermieden und somit die Gesamtgröße des Systems und die Komplexität verringert. 2.4 Strahlnachführung durch Mikrospiegel Mikrospiegel werden bereits in unterschiedlichen Applikationen verwendet und sind Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Untersuchungen. Zur Erreichung hoher Auslenkungen wird dabei meist auf resonante Prinzipien zurückgegriffen. Für die ständige interferometrische Messung ist jedoch ein kontinuierlicher Rückreflex zwischen Retroreflektor und Interferometer notwendig. Interferometerdetektorchip Ein wesentlicher Aspekt der Miniaturisierung des Interferometers ist die Kombination von Einkopplung der optischen Einmodenfaser und der Ausleseeinheit für die Interferenz aus den Wellenleitern auf einem Chip. Dies wird durch die Verwendung von rombus-förmigen vergrabenen Kanälen [4] realisiert. Hergestellt werden können Diese durch eine Kombination aus Siliciumtiefenätzen und KOH-Nassätzen. Die Position der Faser, welche durch den Rombuskanal geführt wird, ist dabei durch die Tiefenätzung festgelegt. Nur die Breite der siliciumtiefengeätzten Grube legt die laterale Position und die Tiefe gegenüber der Siliciumoberfläche fest. Die Tiefe der Grube bestimmt lediglich die größer der Rombusöffnung. Die Genauigkeit von der Spaltbreite und damit die Faserposi- ISBN 978-3-8007-3555-6 Bild 4 Hergestellte Probe eines kardanisch aufgehängten Mikrospiegels in Aluminiumnitridtechnologie. Somit besteht die Herausforderung in hohen Drehwinkeln bei nichtresonanter Betriebsweise. Der Schlüssel zu die- 469 © VDE VERLAG GMBH ∙ Berlin ∙ Offenbach Mikrosystemtechnik Kongress 2013 · 14. – 16. Oktober 2013 in Aachen sem Konzept ist die Verwendung von Aluminiumnitrid als Torsionsfedermaterial [5]. Die ausgezeichneten mechanischen Eigenschaften ermöglichen dabei die Herstellung sehr nachgiebiger Torsionsfedern mit einer Dicke < 600 nm. Um eine Ablenkung um zwei Achsen erreichen zu können wird ein kardanisch aufgehängter Spiegel mit Flächenelektroden zur elektrostatischen Aktuierung verwendet. Ein hergestellter kardanisch aufgehängter Spiegel ist in Bild 4 zu sehen, die Größe der Spiegelfläche beträgt 1 x 1,2 mm², Federlänge ist 200 µm und die Federbreite ist 20 µm. Durch den Einsatz von Aluminiumnitrid kann eine Federdicke von 0,6 µm verwendet werden. Erste Messungen sind an einer einachsigen Variante durchgeführt worden. Die Ergebnisse sind in Bild 5 dargestellt. Die QPDs werden durch Standardverfahren hergestellt. Durch Siliciumtiefenätzten wird zusätzlich in der Mitte eine Durchführungen für GRIN-Linsen integriert. Diese Durchführungen werden durch Umlaufdioden geschützt abgegrenzt. Durch die Divergenz des Laserstrahl ist der Durchmesser des rückfallenden Strahls größer als der des emittierten aus der GRIN-Linse. Somit wird immer ein Teil des reflektierten Strahldurchmessers auf der Fotodiode detektiert [6]. In Bild 6 ist eine produzierte QPD zu sehen. Bild 7 Vermessung des Positionssensors Bild 5 Messung eines einachsigen Spiegels, Spiegelfläche 1 x 1,2 mm², Feder 350 x 20 µm, Federdicke: 0,4 µm. Die Spiegel müssen in der Lage sein im statischen Betrieb einen großen Auslenkwinkel zu erreichen. Ausserdem muss die Dynamik sehr hoch sein, um auch schnellen Bewegungen des TCP folgen zu können. 2.5 Detektion der Positionsänderung Eine modifizierte siliciumbasierte Vierquadrantendiode wird als Positionssensor verwendet um die Bewegungsrichtung des Retroreflektors zu erkennen und ein Regelsignal für die Mikrospiegelnachfühung zu erhalten. Zur Charakterisierung des Positionsänderungssensors wurde dieser an einem mehrachsigen Lineartisch befestigt. Ein Laserstrahl, der durch den μMLTS emittiert wird, wird zum Zentrum der Fotodiode ausgerichtet. Der Laserstrahl wird senkrecht zum Lineartisch gehalten und die Linearstage in Y- und X-Richtung in 5 µm Schritten bewegt. Parallel dazu werden die Ausgangsspannungen der verstärkten Fotoströme gemessen. Diese Messwerte können in eine Abweichung des Laserstrahls auf der Fotodiode umgerechnet werden: DX = (B+C)-(A+D)/(A+B+C+D) DY = (A+B)-(C+D)/(A+B+C+D) (A,B,C,D in Volt) Die Ergebnisse dazu sind in Bild 7 dargestellt. Die Linearität der hergestellten Elemente ist als Regelsignal zur Strahlnachführung des Mikrorackermoduls ausreichend. 2.6 Bild 6 Detektor zur Messung der Positionsabweichung des reflektierten Messstrahls. ISBN 978-3-8007-3555-6 Berechnung der TCP Position/ Kalibrationsverfahren Herkömmliche Lasertracker verwenden zur Positionsberechnung meist ein Triangulationsverfahren. Bei diesem Prinzip müssen zwei Winkel- und eine Länge durch Messung bekannt sein. Vor allem die präzise Winkelmessung stellt dabei ein Problem dar. Die niedrige Winkelauflösung des verwendeten Mikrospiegels spielt durch das Prinzip der Trilateration [7] keine Rolle. Die 3-D Koordinaten der TCP Position kann allein durch vielfache Längenmessung ermittelt werden. 470 © VDE VERLAG GMBH ∙ Berlin ∙ Offenbach Mikrosystemtechnik Kongress 2013 · 14. – 16. Oktober 2013 in Aachen Die Berechnung erfolgt dabei in einem definierten Koordinatensystem wie folgt: l01 l1 l02 l2 2 X x22 2x2 l01 l1 l03 l3 2 Y 2 Z 2 x32 y32 2x3 X 2 y3 l01 l1 2 (1) X 2 Y 2 In der Gleichung (1) sind Δl1, Δl2, Δl3 die relativen Längenmesswerte der verwendeten Interferometer. Der Parametervektor ps = [x2, x3, y3]T repräsentiert die Standortposition des einzelnen Mikrorackermoduls und l0 = [l01, l02]T die unbekannte Absolutlänge. Es ist zu erkennen, dass die X- Koordinate nur von den ersten beiden Referenzpunkten und die Y- Koordinate wiederum von X, abhängt. Bei der Trilateration ergeben sich für die Z- Koordinate zwei Lösungen, jedoch kann in der Regel eine der Lösungen durch Auswahl eines geeigneten Koordinatensystems ausgeschlossen werden. Um das vorgestellte Verfahren anwenden zu können, müssen sowohl Standortpositionen ps als auch Absolutlängen l0 in Bezug auf einen Koordinatenursprung mit Hilfe eines Kalibrierverfahrens identifiziert werden. Dies wird durch die Integration eines vierten Mikrotrackermoduls im System ermöglicht. Das Kalibrierverfahren benötigt daher kein Referenzmesssystem und kann somit die Parameter auf Basis eines Optimierungsalgorithmus selbst finden. Die Parameter in der nichtlinearen Zielfunktion werden durch eine Anzahl M der Messpunkte im Raum mit Hilfe eines globalen Optimierers geschätzt. Durch das vierte Mikrotrackermodul steigt die Zahl der Parameter insgesamt auf neun. Betrachtet man nun die Parametervektoren, so muss ps = [x2, x3, y3, x4, y4, z4]T nur einmal identifiziert werden. Der Vektor l0 = [l01, l02, l03]T hingegen muss nach Systeminitialisierung neu ermittelt werden, da die Absolutlängen bei jeder Messung unterschiedlich sein können. 3 Zusammenfassung Ein Mikrolasertrackersystem mit mikrotechnischen Subsystemen ermöglicht die Positionsregelung von Robotersystemen. Die Kostenreduktion durch Nutzung der Mikrotechnik eröffnet dabei die Möglichkeit präzise Interferometer und Mikrospiegelsysteme einzusetzen. Dadurch kann das System als Multisensorsystem ausgelegt werden. Die Verwendung als Multisensorsystem eröffnet die Möglichkeit der Koordination mehrerer Robotersysteme für Handhabungs- und Montageprozesse. Mit Hilfe des µMLTS kann also ein globales Koordinatensystem definiert werden an dem sich die Koordinatensysteme einzelner Robotersystem durch Koordinatentransformation orientieren können. Die im Einzelnen vorgestellten Subsysteme werden wie in Bild 9 gezeigt mit einer einfachen feinwerktechnischen Konstruktion zueinander positioniert und in einem Gehäuse untergebracht. ISBN 978-3-8007-3555-6 Bild 9 Zusammenbau eines Mikrotrackermoduls. Die Spezifikationen der Subsystemen lassen eine Auflösung des Gesamtsystems bei einem Messvolumen von 1 m x 1 m x 1 m von wenigen Mikrometern erwarten. Die Förderung durch den BMBF erfolgt im Rahmen des Projektes „Kompetenzdreieck Optische Mikrosysteme“ (KD OptiMi, FKZ: 16SV5473). 4 Literatur [1] Markweg, E.; Nguyen, T. T.; Weinberger, S.; Ament C.; Hoffmann, M.: Development of a miniaturized multisensory positioning device for laser dicing technology, Physics Procedia Vol. 12, Part 2, 2011, S. 390-398, Laser in Manufacturing 2011 [2] Hoffmann, M.; Kopka, P.; Voges, E.: Low-Loss Fiber-Matched Low-Temperature PECVD Waveguides with Small-Core Dimensions for Optical Communication Systems, IEEE Photonics Technology Letters, Vol. 9, No. 9, S. 1238-1240, 1997 [3] Jestel, D.; Baus, A.; Voges, E.: Integrated - optic Michelson - interferometer in glass with thermooptic phase modulation for high resolution displacement detection, Proc. 6th International Conference on Optical Fiber Sensors, Paris 1989 [4] Hoffmann, M, Dickhut S and Voges E; Fiber ribbon alignment structures based on rhombus-shaped channels in silicon, IEEE Photon. Technol. Lett. 12 828–30, 2000 [5] Weinberger, Stefan; Hoffmann, Martin: Aluminum nitride supported 1D micromirror with static rotation angle >11° In: Proc. SPIE 8616, MOEMS and Miniaturized Systems XII, 86160E, 2013 [6] Markweg, E; Schädel, M.; Nguyen, T.T.; Brodersen, O.; Ament, C.; Hoffmann, M.: Integration of a position photodiode for a micro multi laser tracker system, In: Smart Systems Integration, Amsterdam, March 13-14, 2013 / T. Gessner (Editor). - VDE Verlag; 2013 [7] Nguyen, T. T.; Nguyen, Q. T.; Amthor, A.; Ament, C.: Control of a multi laser tracker system used as a position feedback sensor Proc. IASTED International Conference, Modelling, Identification, and Control, AsiaMIC , Phuket 2010 471 © VDE VERLAG GMBH ∙ Berlin ∙ Offenbach