Analyse solarthermische Kühlung
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Analyse solarthermische Kühlung
EvaSolK Evaluierung der Chancen und Grenzen von solarer Kühlung im Vergleich zu Referenztechnologien – Analyse von solarthermischer und photovoltaisch gespeister Kälteerzeugung AP 2 Analyse solarthermische Kühlung Hauptautor : Peter Zachmeier Finale Version [12.08.2013] FKZ: 0325966C Peter Zachmeier Kilian Hagel Martin Helm Stefan Natzer Michael Radspieler Prof. Dr. Christian Schweigler Edo Wiemken Dr. Mathias Safarik ZAE Bayern Walther-Meißner-Str. 6 85748 Garching Fraunhofer ISE Heidenhofstraße 2 79110 Freiburg ILK Dresden Bertolt-Brecht-Allee 20 01309 Dresden Tel.: 089/329442-29 e-mail: [email protected] Tel.: 0761/4588-5412 e-mail: [email protected] Tel.: 0351/4081-713 e-mail: [email protected] Gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren AP2 Analyse solarthermische Kühlung Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................................... 2 Nomenklatur ........................................................................................................................................... 3 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................................. 4 1. Marktübersicht und technische Analyse von Absorptions- und Adsorptionskälteanlagen kleiner Leistung ................................................................................................................................................... 5 1.1. Einleitung in die Kältetechnik .................................................................................................. 5 1.2. Einleitung in die Ab-/Adsorptionstechnik ............................................................................... 9 1.3. Marktübersicht Ab- und Adsorptionstechnik ........................................................................ 11 1.4. Verhalten thermischer Kältemaschinen bei Lastwechseln und Teillast ................................ 14 1.5. Hilfsenergie............................................................................................................................ 17 1.6. Thermische Kälteanlagen mit Nennleistungen über 100 kW ................................................ 19 1.7. Offene sorptionsgestützte Klimatisierungsverfahren ........................................................... 21 2. Praxisdaten Absorption / Adsorption ............................................................................................ 26 3. Entwicklungspotenzial Apparatetechnik ....................................................................................... 31 4. 3.1. Entwicklungspotenzial Absorptionstechnik .......................................................................... 31 3.2. Entwicklungspotenzial Adsorptionstechnik .......................................................................... 41 Entwicklungspotenzial Systemtechnik .......................................................................................... 43 4.1. Entwicklungspotenzial Absorptionstechnik .......................................................................... 43 4.2. Entwicklungspotenzial Adsorptionstechnik .......................................................................... 51 2 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Nomenklatur Absorber Absorptionskältemaschine Adsorber Adsorptionskältemaschine AdKM Adsorptionskältemaschine AbKM Absorptionskältemaschine AKM Absorptionskältemaschine Arbeitszahl Maß für die Güte einer Kältemaschine über einen längeren Zeitraum; AZ = Kälte- / Antriebsenergie COP Coefficient of Performance; Maß für die Güte einer Wärmepumpe EER Energy efficiency ratio; Maß für die Güter einer Kältemaschine; bei Kompressionskältemaschinen gilt: EER = Kälteleistung / Antriebsleistung EERel elektrische Anlageneffizienz; wird verwendet bei thermischen Kältemaschinen; elektrischer EER = Kälteleistung / elektrische Hilfsleistung EERth thermische Anlageneffizienz; wird verwendet bei thermischen Kältemaschinen; thermischer EER = Kälteleistung / th. Antriebsleistung (Wärmeverhältnis) LiBr wässrige Lithiumbromidlösung LiCl wässrige Lithiumchloridlösung 3 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 - Kaltdampf-Kompressions-Kälteprozess im p-T-Diagramm ............................................... 5 Abbildung 2 - Absorptionskreislauf ......................................................................................................... 6 Abbildung 3 - Adsorptionskältemaschine im Batchbetrieb..................................................................... 8 Abbildung 4 - Double-effect-Absorptionskälteanlage ........................................................................... 10 Abbildung 5 - DEC System mit Sorptions- und Wärmerad und Befeuchtung der Zuluft ...................... 22 Abbildung 6 – DEC-Flüssigsorptions-System mit Gegenstromwärmeübertrager und Befeuchtung der Abluft ..................................................................................................................................................... 22 Abbildung 7 - Funktionsprinzip ECOS nach Bongs ................................................................................. 23 Abbildung 8 - Funktionsschema des EAC Systems mit direkter Luftkühlung ........................................ 24 Abbildung 9 - Funktionsschema des EAC Systems mit indirekter Luftkühlung ..................................... 24 Abbildung 10 - Funktionsschema der Membranentfeuchtung ............................................................. 24 Abbildung 11 - Druckverlust verschiedener AKMs inklusive des elektrischen Hilfsenergiebedarfs für Steuerung und interne Pumpen ............................................................................................................ 32 Abbildung 12 - Volumenstrom verschiedener AKMs ............................................................................ 33 Abbildung 13 - Hydraulische Leistung verschiedener AKMs ................................................................. 34 Abbildung 14 - Kälteleistung in Verhältnis zu Volumen und Gewicht................................................... 35 Abbildung 15 - Kälteleistung in Verhältnis zu Volumen und Gewicht (nur AbKM) ............................... 36 Abbildung 16 - Schematische Darstellung einer Triple Effekt Absorptionskältemaschine ................... 40 Abbildung 17 - Stratisop Systemskizze .................................................................................................. 52 4 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 1. Marktübersicht und technische Analyse von Absorptionsund Adsorptionskälteanlagen kleiner Leistung 1.1. Einleitung in die Kältetechnik Wenn umgangssprachlich von Kälteerzeugung gesprochen wird, so ist im Allgemeinen von einer Wärmeverschiebung die Rede. Einem Stoff wird Wärme entzogen und auf ein höheres Temperaturniveau gebracht, von welchem aus sie an eine Wärmesenke abgegeben wird. Durch den Wärmeentzug nimmt die innere Energie des „gekühlten“ Stoffes ab, wodurch seine Temperatur absinkt. Durch die niedrigere Temperatur ist der Stoff seinerseits in der Lage, innere Energie eines zu kühlenden Mediums aufzunehmen und somit dessen Temperatur abzusenken. Anstelle von Kälte müsste eigentlich von „fehlender Wärme“ gesprochen werden, aber der Einfachheit halber wird nachfolgend trotzdem der Begriff Kälte verwendet. Die verbreiteteste Art der Kälteerzeugung ist der Kaltdampfprozess. Hierbei wird durch einen mechanischen Verdichter das Druckniveau im Verdampfer soweit abgesenkt, dass ein darin befindliches Kältemittel zu verdampfen beginnt. Da die Gleichgewichtstemperatur direkt mit dem Druck zusammenhängt, kann über den Druck die gewünschte Temperatur festgelegt werden. Der Verdichter erhöht den Druck des dampfförmigen Kältemittels und fördert es gleichzeitig zum Kondensator, wo sich das Kältemittel unter Wärmeabgabe wieder verflüssigt. Druck QK p1 Kondensator Kältemitteldampf Kältemittelkondensat Kompressor Expansionsventil p0 PK Verdampfer QV T0 T1 Abbildung 1 - Kaltdampf-Kompressions-Kälteprozess im p-T-Diagramm 5 Temperatur AP2 Analyse solarthermische Kühlung In Abbildung 1 ist ein linksläufiger Kaltdampfprozess dargestellt. Bei der Temperatur T0, die üblicherweise unter der Umgebungstemperatur liegt, wird dem Prozess die Wärme Q_V zugeführt und unter dem Aufwand P_K auf das Temperaturniveau T1, angehoben. Auf dem Temperaturniveau T1 wird die aufgenommene Wärme Q_V sowie die mechanische Arbeit P_K als Wärme Q_K wieder abgegeben. Die Effizienz des Prozesses wird mittels des COP bzw. EER-Wertes angegeben. Hierbei wird die Nutzleistung durch den Aufwand dividiert. Bei Kaltdampfkompressionskältemaschinen wird also die Verdampferleistung Q_ V durch die elektrische Leistung P_K dividiert. Ist die Kälte am Verdampfer die Nutzleistung, so spricht man von EER, wird die Kältemaschine als Wärmepumpe betrieben und der Nutzen fällt am Kondensator ab, so verwendet man die Bezeichnung COP. QK QG Kondensator Generator Druck p1 Lösungswärmetauscher Drossel Lösungspumpe Drossel p0 Verdampfer Absorber QV T0 QA T1 Kältemitteldampf Kältemittelreiche Lösung Kältemittelkondensat Kältemittelarme Lösung T2 Temperatur Abbildung 2 - Absorptionskreislauf In Abbildung 2 ist ein Absorptionskältekreislauf dargestellt. Der Kreislauf ähnelt dem Kompressionskältekreislauf, allerdings ist der mechanische Verdichter durch einen sogenannten thermischen Verdichter ersetzt. Dieser thermische Verdichter besteht aus einem Absorber, einem Desorber, einer Lösungspumpe und einem Lösungswärmeübertrager und einem kontinuierlich umlaufenden Sorbens. Im Absorber, dessen Gasraum eine Verbindung zum dem des Verdampfers hat, also auf gleichem Druckniveau liegt, wird das Sorbens gekühlt, so dass es sich nicht mehr im Gleichgewichtszustand befindet und ein Absorptionspotenzial aufweist. Dadurch wird dem gemeinsamen Gasraum von Absorber und Verdampfer Kältemitteldampf entzogen, wodurch der Druck absinkt. Dies entspricht der drucksenkenden Wirkung des Verdichters im 6 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Kaltdampfkompressionsprozess. Durch die Lösungspumpe wird der Druck des flüssigen, kältemittelreichen Sorbens erhöht, es wird durch den Lösungswärmetauscher in den Desorber gefördert. Dort wird Kältemittel wieder aus dem Sorbens ausgetrieben. Dazu wird die Temperatur des Sorbens durch Wärmezufuhr soweit erhöht, dass das Sorbens seinen Gleichgewichtszustand verlässt und Kältemittel desorbiert. Der Kältemitteldampf wird am Kondensator, welcher über einen Gasraum mit dem Desorber verbunden ist, enthitzt und niedergeschlagen. Dadurch bildet sich ein Druckgefälle aus, welches die Dampfströmung zwischen Desorber und Kondensator erwirkt. Das flüssige Kältemittel strömt nun zurück zum Verdampfer und nimmt den niedrigeren Umgebungsdruck des Verdampfers an. Da die Temperatur des Kältemittels bei dem niedrigeren Druck über dem Siedepunkt liegen würde, verdampft ein Teil des Kältemittels und entzieht so dem restlichen Kältemittel Wärme, um es auf Siedetemperatur zu kühlen. Dieser Vorgang wird als „flashen“ bezeichnet. Das restliche flüssige Kältemittel kann durch Verdampfung im Verdampfer dem Kältekreis wieder Wärme entziehen. Der Kreislauf des Kältemittels ist geschlossen. Das Sorbens dient als Trägerflüssigkeit und zirkuliert nur zwischen Absorber und Desorber und wird in schwache und starke Lösung unterteilt. Wird das mit Kältemittel angereicherte Sorbens vom Absorber in den Desorber gepumpt, so spricht man von kältemittelreicher Lösung. Da im Desorber Kältemittel aus dem Sorbens ausgetrieben wird, sinkt der Kältemittelanteil im Sorbens und es strömt als kältemittelarme Lösung vom Desorber in den Absorber zurück. Die kältemittelarme Lösung hat eine höhere Temperatur als die kältemittelreiche Lösung und muss im Absorber gekühlt werden, um Kältemittel absorbieren zu können. Gleichzeitig muss die kältemittelreiche Lösung geheizt werden um im Desorber zu desorbieren. Deshalb wird zwischen Absorber und Desorber häufig ein Wärmeübertrager eingesetzt. Dieser überträgt einen Teil der sensiblen Wärme der kältemittelarmen Lösung auf die kältemittelreiche Lösung. Somit sinken der Kühlbedarf im Absorber und der Wärmebedarf im Desorber. Der Lösungswärmeübertrager erhöht die Effizienz des Kreisprozesses (auch als Wärmeverhältnis bzw. EER/COP bezeichnet). Bei thermischen Kältemaschinen wird der EER aus Kälteleistung Q V und der Generatorleistung Q G gebildet. Sind Lösungsmittel und Kältemittel nicht vollständig ineinander löslich, so kann es zur Kristallisation kommen. Bei wässriger Lithiumbromidlösung und Wasser, einer verbreiteten LösungsmittelKältemittelkombination, kann es beispielsweise unter ungünstigen Betriebsbedingungen zur Kristallisation kommen. Die Löslichkeit von Lithiumbromid in Wasser steigt mit der Temperatur und beträgt maximal 70 Massenprozent. Wird die Lösung im Desorber über die Löslichkeitsgrenze hinaus aufkonzentriert, so kristallisiert das Salz aus und liegt im festen Zustand vor. Neben der übermäßigen Aufkonzentration im Desorber kann eine Kristallisation aber auch im Absorber (bzw. im Lösungswärmeübertrager) vorkommen. Dann ist zumeist die temperaturabhängige Löslichkeitsgrenze für die Kristallisation verantwortlich. Liegt die starke Lösung im Desorber bei hoher Temperatur noch flüssig vor, so gibt sie im Lösungswärmeübertrager Wärme an die schwache Lösung ab und kühlt aus. Fällt die Temperatur so stark ab, dass die gegebene Konzentration bei der niedrigeren Temperatur oberhalb der Kristallisationsgrenze liegt, kristallisiert die Lösung. Geschieht dies, so verstopft zumeist der Lösungswärmeübertrager und der Absorptionsprozess kommt zum Erliegen. Um den Absorber wieder gangbar zu machen, muss die kristallisierte Lösung wieder erhitzt werden. Dazu wird üblicherweise von außen Wärme zugeführt. 7 AP2 Analyse solarthermische Kühlung QK Druck p1 Kondensator QG Desorber Regenerationsphase p0 Verdampfer Adsorber QV Adsorptionsphase QA T0 T1 T2 Temperatur Kältemitteldampf Abbildung 3 - Adsorptionskältemaschine im Batchbetrieb In Abbildung 3 sind die beiden Arbeitsschritte einer Adsorptionskälteanlage dargestellt. Bei Adsorptionskältemaschinen (AdKM) spricht man häufig von Reaktoren, wobei ein Reaktor aus zwei Wärmetauschern besteht. Ein Wärmetauscher verbindet dabei einen externen Kreis mit dem Kältemittel, der andere verbindet einen weiteren externen Kreis mit dem Sorbens. Besteht die Anlage aus nur einem Reaktor, so finden die Regenerations- und Adsorptionsphase abwechselnd statt. Besteht die Adsorptionskältemaschine aus zwei Reaktoren, so findet in einem stets die Adsorption, im anderen die Regeneration statt. Während der Adsorption lagert sich Wasserdampf am Sorbens an. Da diese Reaktion exotherm ist muss Wärme abgeführt werden, um die Reaktion in Gang zu halten. Durch die Kühlung des Adsorptionsprozesses bleibt das Sorbens hygroskopisch; es wirkt also drucksenkend und nimmt weiter Wasserdampf auf. Dadurch kann im Verdampfer weiter Wasser verdampft werden, wodurch Kälte erzeugt wird. Ist das Sorbens mit Wasserdampf gesättigt, so findet eine Prozessumkehr statt. Nun wird dem Sorbens Wärme auf einem Temperaturniveau zugeführt, welches über der Gleichgewichtstemperatur des Sorbens, bezogen auf dessen Wassergehalt, liegt. Durch die zugeführte Wärme wird das angelagerte Wasser aus dem Sorbens ausgetrieben und dem Kondensator zugeführt. Dieser Vorgang reduziert die Wasserbeladung des Sorbens, es wird regeneriert. Nach Abschluss der Regeneration wird der Prozess abermals umgekehrt und das Sorbens wirkt, wenn es gekühlt wird, wieder hygroskopisch und kann Wasserdampf aufnehmen. 8 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 1.2. Einleitung in die Ab-/Adsorptionstechnik Ab- und Adsorptionskältemaschinen und –wärmepumpen stellen, verglichen mit der Kompressionstechnik, nach wie vor nur Nischenprodukte dar. Trotzdem muss auch hierbei nochmals nach Leistungsgröße unterschieden werden; während im Leistungsbereich über 100 kW verschiedene Anbieter ihre Produkte seit Jahren erfolgreich kommerziell vermarkten, gibt es im Bereich von einigen kW Kälteleistung nur wenige Anbieter. Große Absorptionskältemaschinen werden z.B. in Asien installiert, um Kälteleistung in Spitzenlastzeiten bereitzustellen, wenn das elektrische Netz an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Nachfolgend sollen aber hauptsächlich AbKM und AdKM mit geringer Leistung betrachtet werden. Zunächst muss zwischen der Ab- und Adsorption unterschieden werden. Bei AdKM wird Kältemittel adsorbiert, d.h. an das Sorbens angelagert, während es bei der Absorption absorbiert , d.h. im Sorbens gelöst, wird. Während bei den Absorptionskältemaschinen ein flüssiges Sorbens durch die Anlage zirkuliert, ist bei den Adsorptionskältemaschinen das Sorbens fest. Das hat zur Folge, dass bei der Absorption die Komponenten Verdampfer, Absorber, Desorber (häufig auch als Generator oder Austreiber bezeichnet) und Kondensator alle stets ihre Funktion beibehalten und immer gleichzeitig arbeiten. Somit läuft der Kälteprozess bei der Absorption meist kontinuierlich ab. Da bei der Adsorption das Sorbens nicht mobil ist, werden Absorber und Desorber im Batchbetrieb gefahren. Das bedeutet, dass nach einer gewissen Zeit die Funktion von Absorber und Desorber getauscht wird. Dies geschieht durch Umschalten der externen Wärmeträgerkreise. Das Sorbens, was also in der Adsorberfunktion gekühlt wird und als Dampfsenke für den Verdampfer dient, wird nach dem Betriebswechsel geheizt und dadurch regeneriert. Der Kältemitteldampf wird aus dem Sorbens desorbiert und am Kondensator niedergeschlagen. Für eine diskontinuierliche Kältebereitstellung genügt jeweils eine Adsorber-/Desorbereinheit. Soll bei einer Adsorptionskälteanlage Kälte quasikontinuierlich bereitgestellt werden, so sind mindestens zwei Adsorber-/Desorbereinheiten nötig. Eine Einheit arbeitet dann als Absorber, die andere als Desorber. Beim Betriebswechsel in der AdKM werden Adsorptions- und Desorptionseinheit kurzzeitig hydraulisch kurzgeschlossen, um einen Wärmeausgleich vorzunehmen. So wird der zukünftige Adsorber vorgekühlt während der zukünftige Desorber erwärmt wird. Dadurch kann aber bestenfalls in beiden Wärmeübertragern die mittlere Temperatur von Adsorber/Desorber erreicht werden. Bei der Absorption hingegen läuft der Kälteprozess meistens kontinuierlich ab. Da das Sorbens flüssig ist, kann es umgepumpt werden und in einem Lösungswärmetauscher einen Teil seiner sensiblen Wärme abgeben. Dabei kann die Temperierung von kältemittelarmer und kältemittelreicher Lösung effizienter erfolgen, da in einem Gegenstromwärmetauscher Temperaturen oberhalb (kältemittelreiche Lösung) bzw. unterhalb (kältemittelarme Lösung) der Mischtemperatur erreicht werden können. Dies trägt auch dazu bei, dass Absorptionskältemaschinen zumeist einen höheren EER aufweisen als Adsorptionskältemaschinen. Während eine übliche einstufige Absorptionskältemaschine einen EER von ~0,7-0,75 aufweist, liegt der Wert für Adsorptionskältemaschinen nur bei etwa 0,55-0,6. In Adsorptionskältemaschinen wird keine Lösungsmittelpumpe benötigt; der innere Aufbau der Geräte ist relativ einfach und enthält wenig bewegte Komponenten. Allerdings enthalten die Geräte eine hydraulische Baugruppe zur externen Umschaltung der Wärmeübertrager zur Wärmerückgewinnung. Die Steuerung dieser Umschaltung ist in der Gerätesteuerung enthalten. Die 9 AP2 Analyse solarthermische Kühlung internen Temperaturen, die für die Regeneration des Sorbens nötig sind, sind bei Ad- und AbKM, die mit den Arbeitsstoffpaaren Silicagel bzw. Lithiumbromid betrieben werden, annähernd identisch. Allerdings wird bei den Adsorptionskältemaschinen die Aufnahme von Antriebswärme niedrigerer Temperatur durch die begrenzte Wärmerückgewinnung beim Taktwechsel begünstigt. Die zusätzlich aufgenommene Niedertemperaturwärme deckt jedoch vornehmlich interne Verluste und erbringt somit keine zusätzliche Kälteleistung. Zusätzlich können sich unterschiedliche Antriebstemperaturen in der Praxis aus Unterschieden in der Auslegung der Wärmetauscher ergeben. Dadurch können AdKM teilweise bereits mit niedrigeren Temperaturen regeneriert werden. Über die Anwendung des einstufigen Kreislaufs hinaus können Absorptionskältemaschinen (AbKM) in zwei- oder dreistufiger Schaltung ausgeführt werden. Allerdings wird dann eine Antriebstemperatur für den Desorptionsprozess von >140°C beim zweistufigen Prozess benötigt. Um die Exergie der Antriebswärme dieser direkt- oder dampfbeheizten Anlagen besser zu nutzen, wird auf den Absorberkreis ein zweiter Desorber und Kondensator aufgesetzt. Durch die höheren Temperaturen findet die Desorption bei einem höheren Druck statt und somit wird die Wärme der Rückkondensation auch auf höherem Temperaturniveau frei. Diese Wärme kann dazu genutzt werden, den Desorber des ersten Kreislaufes anzutreiben, wodurch ein großer Teil der Antriebswärme zweimal zum Austreiben von Kältemittel genutzt wird. Druck P2 Kondensator2 Generator2 Lösungswärmetauscher p1 Generator1 Kondensator1 Lösungswärmetauscher Expansionsventil Lösungpumpe Expansionsventil p0 Verdampfer Absorber T0 T1 T2 Kältemitteldampf Kältemittelreiche Lösung Kältemittelkondensat Kältemittelarme Lösung Abbildung 4 - Double-effect-Absorptionskälteanlage 10 T3 Temperatur AP2 Analyse solarthermische Kühlung In Abbildung 4 ist das Schema einer zweistufigen Absorptionskälteanlage dargestellt. Bei der Adsorption ist zwar prinzipiell auch eine Mehrstufigkeit denkbar, die technische Realisierung ist aber schwieriger und durch den geringeren internen Wärmetausch auch tendenziell weniger effizient. In Serienprodukten sind mehrstufige AdKM bis heute nicht umgesetzt. Zweistufige AbKM benötigen Wärme bei einer Antriebstemperatur von über 140°C. Deshalb werden sie überwiegend mit Dampf oder Rauchgas beheizt. Der Hinweis auf mehrstufige AbKM soll im Hinblick auf eine vollständige Übersicht bzw. einen vollständigen Vergleich beider Systeme gesehen werden. Zudem werden im Rahmen der Simulationsarbeit im Projekt EvaSolK auch in kleinem Umfang die Anwendung von konzentrierenden Kollektoren und mehrstufigen Absorptionskältemaschinen simuliert. Da im Projekt EvaSolK der Fokus aber auf solarer Kälteerzeugung mittels üblicher stationärer thermischer Solarkollektoren liegt, werden nachfolgend überwiegend einstufige AbKMs betrachtet. Da die Temperatur der Antriebswärme bei einstufigen AbKM aber zumeist bei 80-100°C liegt, kann diese Wärme auch durch Flach- bzw. Vakuumröhrenkollektoren bereitgestellt werden. Da thermische Kältemaschinen einen geringen EERth aufweisen, ergibt sich eine hohe Rückkühlleistung. Da für die Rückkühlung zumeist Wasserpumpen und Ventilatoren benötigt werden, ergibt sich ein gewisser Hilfsenergiebedarf, der üblicherweise elektrisch gedeckt wird. Setzt man die Kälteleistung ins Verhältnis zum Hilfsenergiebedarf, so erhält man den sogenannten elektrischen EER. Dieser Wert muss zwingend über dem EER Wert eines vergleichbaren Kompressionskälteaggregates liegen, um elektrische Energie einzusparen. In bisher realisierten thermischen Kälteanlagen ist dies nicht immer der Fall. 1.3. Marktübersicht Ab- und Adsorptionstechnik Nachfolgend wird ein Überblick gegeben, welche Ab- und Adsorptionskältemaschinen derzeit vermarktet werden. Die Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und bezieht sich hauptsächlich auf Anlagen im kleinen Leistungsbereich, d.h. Kälteleistungen von ~5-70 kW. Es sind nur Produkte aufgeführt, die mit Heißwasser angetrieben werden und damit im Zusammenhang mit solarthermischen Kollektoren einsetzbar sind. Weitere Entwicklungen, insbesondere für den Anwendungszweck Sorptions-Wärmepumpe, die mit Heißdampf oder direkt angeschlossenem Gasbrenner betrieben werden, sind nicht in der Tabelle enthalten. Eine Marktübersicht dazu ist in [Henninger, 2011] enthalten1. 1 Stefan K. Henninger et al.: Technical and Economical Review of Thermally Driven Heat Pumps. Tagungsbeitrag th 10 IEA Heat Pump Conference. 31. August 2011; Ort: virtuelle Konferenz (web-site-conference). www.hpc2011.org 11 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Tabelle 1 - Übersicht der Anbieter von thermisch getriebenen Kälteanlagen im kleinen Leistungsbereich. Der Begriff „Serie“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass eine Kleinserie gebaut wird bzw. ein Standardmodell nach Bestellung angefertigt wird. Die Kosten stellen unverbindliche Herstellerangaben (2010) dar Hersteller Produkt Kältemittel / Leistung Lösungsmittel [kW] EERth elektrische Leistung [W] Status Chiller PC14/PC19 Congelo 50-05/95 GAHP-AR SolarChiller RXZ-11/58 RXZ-23/35 Solar 045 SHL003/005 SHL008/010 VGWR1006A/2006A HELIOPLUS 40-W XS 30 BCT23/70 suninverse WFC SC05 WFC SC10 NH3 / H2O NH3 / H2O NH3 / H2O H2O / LiCl H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr NH3 / H2O NH3 / H2O NH3 / H2O H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr H2O / LiBr ~12/16 50 17 4-9 15/30 11/58 23/35 4,5 10.5/17.6 28.1/35.2 21/42 18.4 40 23/70 9-16 17,6 35 0,46 – 0,72 0.51 0,49 – 0,67 0,52 - 0,57 0,71/0,75 0,65/0,7 0,68/0,7 0,63 0.72/0.71 0.72/0.71 450 4190 900 22-70 300/500 150/300 300 100 180 380/400 Serie Serie Serie z.Z. n.v. Serie Serie Serie z.Z. n.v. Serie Serie Serie Serie 0,57 - 0,84 0,7 0,7 1800/5200 120 48 210 Serie z.Z. n.v. Serie Serie ACS 08 ACS 15 LTC 09 HTC 10 AQSOA H2O / Silikagel H2O / Silikagel H2O / Zeolith H2O / Zeolith H2O / Silikagel 8 15 0,6 0,6 0,61 0,5 0.45 7 14 20 20 36 Serie Serie Serie Serie Serie Kosten Absorption Pink GmbH(AT) AGO Energie (DE) Robur (IT) ClimateWell (SE) EAW (DE) Huin (CN) Huin (CN) Rotartica (ES) Sakura (JP) Sakura (JP) Vicot(CN) Ecoplus Energy Systems (AT) Tranter Solarice XS 30(DE) Broad Group (CN) AbKM (DE) Yazaki (JP) Yazaki (JP) Wegracal SE 15/30 0,73 14.500€ 15.000€ 19.500€ 24.900€ Druckverlust im Kalt-, Kühl- & Heißwasser [mbar] -/-/-/-/150-450-150 310-/-/ 450-380-300 400-900/500-400 600/400-500-800/500 300-400-400 -/-/210/260-130/140-30 250/270-320/300-60 400/-/-/-/-/-/-/-/350-320-200 530-380-770 560-850-900 Adsorption Sortech (DE) Sortech (DE) Invensor (DE) Invensor (DE) Mitsubishi (JP) 9 10 9.8 12 10.000€ 18.000€ 13.000€ 14.500€ 300-350-230 500-440-260 170-500-230 240-500-230 423-698-275 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Die Tabelle 1 zeigt eine Auswahl von überwiegend am Markt erhältlichen thermisch getriebenen Kältemaschinen. Die Angaben, insbesondere der Leistung und des EER Wertes, sind übernommen, wie vom Hersteller beworben. Während einige Anlagen den Status eines Serienproduktes haben, sind anderer aus verschiedenen Gründen zur Zeit nicht verfügbar(z.Z.n.v.). Dabei sind die Bedingungen, unter denen die Hersteller die angegebenen Werte erreichen, nicht genormt. Deshalb eignet sich die Tabelle nicht zum Vergleich der einzelnen Anlagen untereinander, da die externen Temperaturen, insbesondere die des Rückkühlkreises, einen großen Einfluss auf die Kälteleistung und den EERth haben. Die angegebenen Kosten beziehen sich nur auf den Kälteerzeuger. Komponenten wie Rückkühlwerk oder Wärmeerzeuger für den Antrieb sind nicht im Preis inbegriffen. Die Preisangabe beruht auf Angaben die von den Herstellern auf eine unverbindliche Anfrage hin genannt wurden. Als Arbeitsstoffpaare (Kälte-/Lösungsmittel) kommen bei den obig genannten Kältemaschinen vier verschiedene Stoffpaarungen zum Einsatz; Ammoniak/wässrige Ammoniaklösung, Wasser/wässrige Lithiumbromidlösung (LiBr), Wasser / Zeolith und Wasser/Silikagel. Bei den drei zuletzt genannten Arbeitspaaren fungiert Wasser als Kältemittel. Somit ist die erzeugbare Kälte auf Temperaturwerte über 0°C beschränkt. Bei Kältetemperaturen zwischen 0-100°C findet die Kälteerzeugung im Unterdruckbereich statt. Bei der üblichen Kälteerzeugung von 6-15°C liegt der Druck im Verdampfer/Absorber bei Werten zwischen 10-20 mbar absolut, bei Anlagenstillstand beträgt der Druck in der gesamten Anlage, abhängig von der Umgebungstemperatur zwischen 20-60 mbar. Die Kältemaschinen befinden sich also stets im Unterdruck. Dies hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Durch den permanenten Betrieb im Unterdruck fallen die Apparate nicht unter die Druckgeräterichtlinie, was die Herstellung und den Betrieb vereinfacht, im Gegenzug muss aber dafür Sorge getragen werden, dass das Vakuum aufrechterhalten wird und Fremdgase, die durch Leckagen eindringen, entfernt werden. Da der Dampfdruck des Lösungsmittels, also LiBr, Zeolith bzw. Silikagel deutlich unter dem von Wasser liegt, befindet sich in der Dampfphase nur das Kältemittel. Bei Ammoniak/wässriger Ammoniaklösung ist Ammoniak das Kältemittel, d.h. es können auch Kältetemperaturen unter 0°C erzeugt werden, da die Erstarrungstemperatur von Ammoniak bei -77°C liegt. Außerdem arbeitet die Kältemaschine, wenn die erzeugten Temperaturen zwischen -15 und 20°C liegen bei Drücken von 2-9 bar, d.h. stets im Überdruck. Dadurch müssen die Kältemaschinen teilweise nach den Vorschriften der Druckgeräterichtlinie erstellt werden, andererseits wird das Kältemittel bei Leckagen nicht verunreinigt. Da Ammoniak aber giftig ist, sind Leckagen an Apparaten trotzdem sehr kritisch. Bezüglich des Dampfdruckes liegen Ammoniak und Wasser wesentlich näher beisammen als beispielsweise Wasser/LiBr, wodurch im Desorber stets ein Gemisch von Ammoniak- und Wasser ausgetrieben wird. Da das Kältemittel möglichst im reinen Zustand vorliegen sollte, wird nach dem Desorber eine Kolonne geschaltet, die beide Stoffe voneinander trennt. Dadurch steigt der Apparateaufwand im Vergleich zu AbKM auf Basis von LiBr. Ebenso steigt der Aufwand an Energie am Desorber, da dort neben Kältemittel auch Lösungsmittel verdampft wird. Dies schlägt sich auch in, verglichen mit LiBr AbKM, niedrigeren EERth Werten nieder. Da also mit Ammoniak als Kältemittel Temperaturen unter 0°C erzeugt werden können und AdKM keine oder wenig bewegte Teile enthalten, was jeweils als ihre Stärke angesehen werden kann, sind die Angaben für die Leistung und den EERth, wie erwähnt, unterschiedlich. 13 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Es stehen also unterschiedliche Funktionsprinzipien und Arbeitsststoffpaarungen zur Verfügung. Die Anlagen unterscheiden sich dementsprechend im Betriebsverhalten, in ihrer Robustheit - z.B. bestimmt durch die Anzahl der beweglichen Teile – und ihrer Energieeffizienz. Für eine umfassende Bewertung ist also neben den Leistungsdaten sowie den Angaben zum EER eine Fülle weiterer Kriterien maßgeblich. Eine Sonderstellung nimmt beispielsweise die AbKM von Robur ein, die eigentlich als Wärmepumpe konzipiert wurde. Dem entsprechend werden Leistungswerte bei sehr niedrigen Verdampfungstemperaturen und sehr hohen Kondensationstemperaturen angegeben. Bei Kälteanlagen zur Komfortklimatisierung ist der benötigte Temperaturhub normalerweise geringer. Eine weitere Besonderheit der Absorptionskältemaschine von Robur ist, dass sie, im Gegensatz zu den heißwasserbetriebenen Maschinen, normalerweise gasgefeuert ist. Es wird jedoch auch eine Variante mit indirekt beheiztem Wärmeübertrager im Generator auf Anfrage gefertigt, die bereits in einigen Projekten mit konzentrierenden Kollektoren zur Prozesskühlung eingesetzt wurde. Die Absorptionskältemaschine von Climatewell wird, obwohl sie eine Absorptionskältemaschine ist, diskontinuierlich betrieben. Im Desorber wird LiCl soweit aufkonzentriert, bis es auskristallisiert. Anschließend wird der Prozess umgekehrt und der Desorber wirkt als Absorber. Durch den Batchprozess ähnelt der Vorgang der Adsorption, allerdings wird das Kältemittel im Sorbens gelöst und nicht angelagert. Ein Vergleich bei gleichen Bedingungen ist anhand der Herstellerangaben nicht möglich, da dort zumeist nur ein Betriebspunkt spezifiziert ist. Auch wenn es teilweise noch Leistungsangaben für andere Betriebspunkte gibt, so ist der EERth nur für die Nennbedingungen angegeben. Um die Kältemaschinen doch miteinander vergleichen zu können, werden die Ergenisse der Messungen, zumindest von einem Teil der in Tabelle 1 gelisteten Modelle, in Kapitel 2 miteinander verglichen. Da in der Praxis verschiedene externe Temperaturen anliegen, ist ein Vergleich von verschiedenen Anlagen untereinander ebenfalls schwer möglich. Um nicht einzelne Betriebspunkte herausgreifen zu müssen, kann eine charakteristische Gerade gebildet werden. Dabei wird die Kälte- und Antriebsleistung über der totalen treibenden Temperaturdifferenz aufgetragen. Somit kann aus diesen Werten auch der EERth über der totalen treibenden Temperaturdifferenz aufgetragen werden. Damit sind Maschinen vergleichbar, da sie bei gleicher totaler treibender Temperaturdifferenz einander gegenübergestellt werden. 1.4. Verhalten thermischer Kältemaschinen bei Lastwechseln und Teillast AbKM und AdKM unterscheiden sich deutlich im Verhalten bei Lastwechseln. Zum einen vollziehen AdKM auch im „Dauerbetrieb“ permanent Lastwechsel, da sie im Batchbetrieb gefahren werden. Zum anderen ergibt sich dadurch auch die Möglichkeit, Kälte zu speichern bzw. genauer gesagt die Möglichkeit, Kälte bei Bedarf ohne gleichzeitigen Energieaufwand zu erzeugen. Eine AdKM kann zu einem Zeitpunkt geladen werden und dann, in einem Art aufgeladenen Zustand ruhen bis eine Kälteanforderung anliegt. Die speicherbare Kältemenge ist nur durch die Menge an Adsorbens 14 AP2 Analyse solarthermische Kühlung beschränkt. Dadurch kann beispielsweise tagsüber ein Reaktor mit Solarwärme geladen werden und in der Nacht Kälte abgeben. Da der Reaktor bei Stillstand Umgebungstemperatur annimmt, gibt es keine Speicherverluste, wie sie beispielsweise bei einem Kaltwasserspeicher auftreten würden. Weil die Climatewell Absorptionskältemaschine ebenfalls im Batchbetrieb gefahren wird, kann diese auch Kälte speichern. Die speicherbare Kältemenge ist aber zumeist beschränkt, da die Füllmenge mit Sorbens einer Optimierung von Kosten, Gewicht und Performance unterliegt. Die Taktzeiten, in denen ein Adsorber ad- bzw. desorbiert bis eine Prozessumkehr stattfindet, sind üblicherweise auf einige Minuten ausgelegt. Entsprechend gering ist demnach auch die vorgehaltene Kältemenge. Von Vorteil ist aber, dass annähernd keine Kälteleistung verloren geht. Ein kontinuierlicher Absorptionsprozess hingegen speichert weniger Kälte, da die Füllmenge mit Sorbens zumeist für nicht viel mehr als eine vollständigen Benetzung aller Wärmetauscher ausreicht. Deshalb kann selbst konzentriertes Sorbens nur wenig Kälte erzeugen. Zudem ist, zumindest bei LiBr, nur eine begrenzte Löslichkeit vorhanden. Konzentriertes Sorbens ist bei hohen Temperaturen flüssig, bei niedrigeren Temperaturen hingegen kann es auskristallisieren. Deshalb werden die Lösungen in Absorptionskältemaschinen, die mit LiBr betrieben werden, häufig verdünnt bevor die Kältemaschinen abgeschaltet werden. Dazu wird das gesamte Kältemittel der Lösung zugeführt. Entweder wird das Kältemittel verdampft und absorbiert, was aber prozessbedingt nicht immer vollständig möglich ist, oder es wird ohne Kältenutzung direkt in den Absorbersumpf gepumpt. So wird sichergestellt, dass die Lösung verdünnt genug ist und im Anlagenstillstand nicht kristallisieren kann. Da AbKM meist als Grundlastanlage in Kombination mit Kompressionskälteanlagen betrieben werden, ist eine Verdünnung der Lösung durch Verdampfung des Kältemittels und damit einhergehender Kältenutzung in der Regel möglich. In solarthermisch angetriebenen Anlagen kommt dazu noch die Variabilität der Antriebstemperatur. Ein typischer Tagesverlauf ist erst von einem kontinuierlichen Anstieg der Heiztemperatur und nachfolgend von einem langsamen Abfall bis zum Erreichen der Abschalttemperatur gekennzeichnet. Dabei tritt vormittags ein „Aufspeichereffekt“ ein, der sich nach Erreichen der maximalen Antriebstemperatur umgekehrt und zudem von den bei trockenen Rückkühlern variablen Kühlwassertemperaturen unterstützt wird. Der Aufspeichereffekt bedeutet, dass beim Beginn der Kälteerzeugung scheinbar ein schlechter EERth erreicht wird, da eine hohe Antriebsleistung nur eine mäßige Kälteleistung zur Folge hat. Die gesamte Lösung wird auf ein höheres Konzentrationsniveau befördert, wodurch die Absorptionsfähigkeit steigt. Die Absorptionsfähigkeit wirkt wie ein Energiespeicher. Bei einer AdKM wechselt die Last eines einzelnen Reaktors permanent. Zu Beginn eines Desorptionsprozesses ist die Desorptionsrate hoch und es wird viel Kältemittel ausgetrieben. Je mehr das Sorbens an den vollständig geladenen Zustand herankommt, desto weniger Kältemittel wird ausgetrieben, die aufgenommene Leistung sinkt ab. Anschließend wird die Funktion getauscht, der Desorber wird zum Adsorber. Im frisch geladenen Zustand ist die Adsorptionsrate zuerst sehr hoch, dadurch wird der Dampfdruck niedrig gehalten und viel Kältemittel kann verdampfen. Je mehr Kältemittel adsorbiert wurde, desto geringer ist die Adsorptionsneigung und die Kälteleistung geht 15 AP2 Analyse solarthermische Kühlung zurück bis der Prozess im Reaktor wieder umgedreht wird und eine Regenerationsphase beginnt. Die Leistung sinkt vom Beginn bis zum Ende eines Ad- bzw. Desorptionszyklus permanent. Um für den diskontinuierlichen Prozess einen EERth anzugeben, muss die durchschnittliche Kälteleistung auf die durchschnittliche Antriebsleistung bezogen werden. In Teillast nimmt die Effizienz nicht ab, da bei geringerer Leistung das Sorbens näher an seinen vollständigen Gleichgewichtszustand herangeführt werden kann. Dies erfordert jedoch eine Anpassung der Taktrate in Teillast. Andernfalls, d.h. bei konstanter Taktrate, sinkt der EERth -Wert in Teillast beträchtlich. Bei Absorptionsprozessen hingegen schwankt der EERth während Lastwechseln, da Lastwechsel sich normalerweise in Konzentrationsänderungen niederschlagen. Verringert sich die Kältelast, so sinkt die Konzentration der Lösung. Somit kann die Desorberleistung für eine gewisse Zeit deutlich stärker absinken als die Kälteleistung. Der Prozess bezieht seine Antriebsleistung gewissermaßen aus einer Wärme, die in Form von erhöhter Salzkonzentration gespeicherter ist. Steigt die Leistungsanforderung hingegen, muss die Lösungskonzentration erhöht werden. Dazu wird überproportional viel Leistung in die Lösung eingebracht, um neben der Kälteerzeugung auch die Salzkonzentration zu erhöhen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet verliert eine AbKM bei Lastwechseln keine Leistung, sie wird zwischengespeichert. Wird hingegen keine Leistung mehr benötigt und die AbKM wird abgeschaltet, so wirkt sich das bei LiBr AbKM negativ auf die Effizienz aus. Bei der oben erwähnten Lösungsverdünnung wird zuvor unter Einsatz von Antriebswärme geschaffenes Potenzial zur Kälteerzeugung nutzlos vernichtet. Die dabei freiwerdende Abwärme, die auf mittlerem Temperaturniveau rückgekühlt werden muss, beruht auf einem zusätzlichen Einsatz von Antriebswärme und vermindert somit die Energieeffizienz der Anlage. Ammoniak AbKM hingegen haben nicht das Problem der begrenzten Löslichkeit des Arbeitsmittels; deshalb muss bei diesen Maschinen die Lösung auch nicht verdünnt werden, es wird beim Abschalten kein Kältemittel in die Lösung geführt. Zu häufige An- und Abfahrprozesse sollten bei AbKM (wie auch bei Kompressoren) vermieden werden. Beim Anfahrprozess wird das Material belastet, da sich der Behälter inklusive Schweißnähten durch die Erwärmung des Generators ausdehnt. Dabei findet die Erwärmung nicht gleichmäßig statt und somit auch nicht die Materialdehnung. Zudem wird ein Teil der Antriebswärme in der Wärmekapazität des Materials gespeichert. Wird die Anlage wieder abgeschaltet, so kühlt sie sich ab und die Wärme geht an die Umgebung über, vor allem bei längerem Anlagenstillstand. Außerdem wird bei Anlagenabschaltung häufig die Lösung verdünnt, mit dem oben beschriebenen negativen Einfluss auf die Energieeffizienz.. 16 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 1.5. Hilfsenergie Ad- und AbKM unterscheiden sich von Kompressionskältemaschinen, da sie Wärme anstelle von elektrischer Energie als Antriebsenergie nutzen. Allerdings brauchen auch thermisch getriebene Kältemaschinen elektrische Energie, die als Hilfsenergie oder parasitäre Energie bezeichnet wird. Die wichtigsten Energieverbraucher sind: - Steuerungselektronik / Schaltschrank - Interne Pumpe für Kältemittelumlauf (nicht bei AdKM im kleinen Leistungsbereich) - Interne Pumpe für Lösungsumlauf (nicht bei AdKM) - Externe Pumpe für den Wärmeträgerkreis der Antriebsenergie am Desorber - Externe Pumpe für den Wärmeträgerkreis der Nutzkälte am Verdampfer - Externe Pumpe für den Wärmeträgerkreis der Abwärme am Absorber(Adsorber)/Kondensator - Ventilator des Rückkühlwerkes Die Energie der externen Pumpe am Desorber kann teilweise entfallen, wenn die Ad-/AbKM direkt mit Fernwärme oder Motorkühlwasser durchströmt wird und diese Pumpenergie dem externen System zugerechnet wird. Beim Antrieb mit Fernwärme wird aber meistens ein Zwischenkreis mit eigener Pumpe vorgesehen, da in vielen Fällen die Fernwärmebetreiber keinen Endverbraucher direkt in ihrem Netz erlauben. Der Energiebedarf der Pumpe des Kaltwasserkreises wird zumeist der Absorptions/Adsorptionskältemaschine zugerechnet. Selbst wenn im Rahmen einer Bilanzierung diese Energie nicht dem Kälteerzeuger zugerechnet wird, so ist sie auf jeden Fall notwendig, um den Betrieb der thermischen Kältemaschine sicherzustellen. D.h., wenn keine elektrische (Hilfs-)Energie vorhanden ist, kann auch eine Ad-/AbKM keine Kälteleistung bereitstellen. Der größte Anteil an Hilfsenergie wird für den Rückkühlkreis benötigt. Dies liegt zum einen daran, dass in diesem Kreis die größte Wärmeleistung umgesetzt wird, entsprechend groß sind auch die Volumenströme. Zum anderen muss für die Rückkühlung neben einer Umwälzpumpe auch noch ein Rückkühlwerk betrieben werden, in dem Ventilatoren elektrische Energie benötigen. Die Wärmemenge ist am größten, weil im Rückkühlkreis sowohl die Kälteleistung als auch die Antriebsleistung abgeführt werden muss. Bei einstufigen Anlagen entspricht somit die Rückkühlleistung dem (1+1/EERth)-fachen der Kälteleistung. Somit muss z.B. in einer 100 kW Absorptionskältemaschine mit einem EERth von 0,7 eine Rückkühlleistung von 243 kW abgeführt werden. Eine Kompressionskältemaschine der gleichen Kälteleistung, die einen EER von 3 aufweist, muss hingegen nur 133 kW, also ca. 50 % der Rückkühlleistung abführen. 17 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Die häufigsten Rückkühlvarianten sind trockene und nasse Rückkühlwerke, die die Wärme an die Umgebungsluft übertragen. Bei nasser Rückkühlung wird tendenziell weniger elektrische Energie verbraucht, zudem kann eine niedrigere Kühltemperatur verglichen mit einer trockenen Rückkühlung erreicht werden. Diese liegt zudem meist unter der Außentemperatur. Nachteilig sind hingegen der Wasserverbrauch, die Aufbereitung und die teilweise Entsorgung des Wassers sowie gesundheitliche Aspekte wie Legionellen, die sich bei falscher Betriebsführung im Wasser des Rückkühlers bilden können. Trockene Rückkühler haben zwar keine Legionellenproblematik, die erreichbaren Kühlwassertemperaturen liegen aber stets über der Umgebungstemperatur und der Energiebedarf ist höher. Zudem ist der Flächenbedarf für die Aufstellung zumeist höher, eine Wasserversorgung und -entsorgung kann hingegen entfallen. Eine weitere Möglichkeit für Rückkühlung von thermischen Kältemaschinen sind Schwimmbecken oder Erdsonden. Ein Schwimmbecken, sofern vorhanden, stellt eine sehr gute Rückkühlmöglichkeit dar, da es einen Wärmebedarf auf einem Temperaturniveau hat, welches für thermische Kältemaschinen günstig ist. Zudem wird die Wärme einer Nutzung zugeführt, anstatt sie unter Energieaufwand zu „entsorgen“. Aus diesem Grund werden Schwimmbecken gerne von Herstellern von thermischen Kältemaschinen als Rückkühlmöglichkeit angeführt. Inwieweit diese Möglichkeit vorhanden ist und der Wärmebedarf sich in zeitlicher und quantitativer Hinsicht mit dem Energieangebot einer Ad-/Absorptionskältemaschine deckt, muss individuell beurteilt werden. Eine Rückkühlung über Erdsonden ist vor allem dann interessant, wenn bereits Erdsonden für eine Wärmepumpe vorhanden sind. Da im Heizfall Wärme aus dem Untergrund entzogen wird, unterstützt die Wärmeabgabe einer thermischen Kältemaschine in den Untergrund die Regeneration des Bodens und verhindert so eine langfristige Bodenauskühlung. Unter Umständen fällt das Sondenfeld durch die aktive Bodenregenerierung sogar kleiner und somit kostengünstiger aus. Bei einer Rückkühlung über Sonden kann zudem auch an sehr heißen Tagen eine niedrige Rückkühltemperatur sichergestellt werden, da sich die Bodentemperatur ab 20 Meter Tiefe nur langsam und geringfügig ändert, im Prinzip aber der durchschnittlichen Jahrestemperatur entspricht. Inwieweit einer Wärmeabgabe in den Untergrund zulässig ist, ist vom Standort abhängig. Die Rückkühlmöglichkeiten über ein Schwimmbecken oder eine Erdsonde sind aber nicht allein für thermische Kältemaschinen einsetzbar, auch Kompressionskälteanlagen profitieren von den günstigen Temperaturen sowie ggf. der Nutzung der Abwärme. In realen thermischen Kältemaschinenkühlanwendungen sind häufig die hydraulischen Kreise von Kalt-, Heiß- und besonders von Kühlwasser nicht optimal ausgeführt. Dies kann, insbesondere bei Absorptionskälteanlagen kleinerer Leistung, so weit führen, dass der Hilfsenergiebedarf den gesamten Energiebedarf einer konventionellen Kompressionskältemaschine übersteigt. Ein weiterer Aspekt von thermischen Kältemaschinen ist das Regelungskonzept in Teillast. Ist der elektrische EER in Volllast hoch, so kann er im Teillastbetrieb stark abfallen. Der Energieverbrauch von Regelung und internen Pumpen ist annähernd konstant, allerdings normalerweise auch sehr gering und somit in erster Näherung zu vernachlässigen. Wird aber die Regelung der externen 18 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Kreisläufe nicht optimiert, so wird unnötig elektrische Energie verbraucht. Der Energieverbrauch von Pumpen und Ventilatoren ist theoretisch proportional zur dritten Potenz des Volumenstromes. Dies gilt zwar nur bei einem konstanten Wirkungsgrad der Pumpen oder Ventilatoren über einen weiten Betriebsbereich, es zeigt aber das Potenzial einer optimierten Regelung. So sollte im Teillastbetrieb neben der Rücknahme der Antriebsleistung auch die Rückkühlseite betrachtet werden. Näheres hierzu ist in Kapitel 4 beschrieben. 1.6. Thermische Kälteanlagen mit Nennleistungen über 100 kW Thermisch getriebene Kälteanlagen großer Leistung werden zum einen verwendet, um elektrische Netze zu schonen, vor allem wenn die Anschlussleistung dauerhaft oder bei Lastspitzen den Betrieb eines Kompressionskältekreislaufes nicht erlaubt. Zum anderen werden sie, in Kombination mit Blockheizkraftwerken, zur Kälte-Grundlastversorgung unter Verwendung der KWK-Wärme im Sommer benutzt. Wird die BHKW-Wärme nicht als Prozesswärme genutzt sondern als Antriebswärme für Komfortklimatisierung mittels Sorptionskältemaschine, so gleicht in der Übergangszeit bzw. im Sommer häufig ein entstehender Kältebedarf einen gleichzeitigen Rückgang des Wärmebedarfs aus. Hierbei helfen Absorptionskältemaschinen, die Laufzeit des BHKW mit Wärmeabnahme zu erhöhen und steigern somit dessen Wirtschaftlichkeit. Zudem werden Systeme, in denen ein permanenter Kältebedarf herrscht, häufig mit der Kombination BHKW + AKM versorgt. Am Flughafen München herrscht z.B. ein ganzjähriger Kältebedarf, um die Abwärme der Gepäckförderanlagen abzuführen. Zudem wird Kälte für die Klimatisierung der Abfertigungshalle benötigt. Hierbei stellt eine Absorptionskälteanlage in der Megawattklasse Kälte bereit. Die Kälte wird hierbei sowohl als Prozesskälte benutzt als auch für Humanklimatisierung. Eine weitere Anwendung sind Tiefengeothermieprojekte. Wird warmes Geothermiewasser mit Temperaturen von ~80-90°C aus mehreren tausend Metern Tiefe an die Oberfläche gefördert, so sollte das Wasser möglichst weit ausgekühlt werden, um den Pumpaufwand zu rechtfertigen. Hierbei helfen Absorptionswärmepumpen dem Geothermiewasser zusätzliche Energie, d.h. Energie bei einem Temperaturniveau unterhalb des Nutztemperaturniveaus, zu entziehen. Hierbei spricht man zwar von Wärmepumpen, die Funktionsweise der Anlage ist aber dieselbe wie bei Absorptionskältemaschinen. Diese Anlagen besitzen zumeist auch eine Leistung von einigen Megawatt. Bei der Firma Festo in Esslingen arbeiteten drei Adsorptionskältemaschinen mit je 350 kW Nennkälteleistung in Kombination mit Abwärmenutzung aus der Produktion und einer thermischen Solaranlage, um einen Bürogebäudekomplex zu kühlen. Hierbei dienen Gaskessel als Backup für die Antriebswärme, falls Kühlbedarf vorliegt und die Abwärmeleistung und der Wärmeertrag der Solarthermieanlage allein für den Betrieb der AdKM nicht ausreichen. 19 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Tabelle 2 - Auswahl einiger Anbieter von thermisch getriebenen Kälteanlagen im großen Leistungsbereich. Der Begriff „Serie“ bedeutet oft Fertigstellung gemäß Serienmuster nach Auftragserteilung Hersteller Produkt Kältemittel / Leistung Lösungsmittel EERTH elektrische Leistung Status Kosten Druckverlust im Kalt-, Kühl- & Heißwasserkreis AGO (DE) congelo 0,46 - Serie - - Broad (CN) BDH Ammoniak / 50-1000 kW Wasser Wasser / LiBr >200 kW 0,75 >1,8 kW Serie - - Colibri (NE) ARP-M Ammoniak Wasser / 15010000 kW 0-0,7 - - - Carrier (USA) RCH Wasser / LiBr 0,71-0,72 1,1-5,3kW - Mattes Absorptionstechnik (DE) - Ammoniak Wasser 1581266 kW / >1000 kW Spezialan fertigung en Serie 0,2-0,6 - Serie - 540-590-490mbar 590-690-740mbar - Thermax (IN) Prochill LT Wasser / LiBr 0,67 1,8-6kW Serie - Trane (USA) ABSD Wasser / LiBr 0,7-0,72 9,7-14,9kW Serie - York (USA) YIA Wasser / LiBr 3502290 kW 20004800 kW 4204840 kW 0,72 9,7-13,5kW Serie - MYCOM ADR Wasser / Zeolith 100-430 kW 0,52 - Serie - Absorption 490-360-160mbar – 860-790-530mbar 600-370-/mbar 1290-1020-/mbar 210-270-/mbar 1080-840-/mbar Adsorption Mayekawa (JP) 20 - AP2 Analyse solarthermische Kühlung 1.7. Offene sorptionsgestützte Klimatisierungsverfahren Neben den geschlossenen thermischen Kälteerzeugungsverfahren gibt es auch einige offene Prozesse. Diese werden zwar im Projekt EvaSolK nicht weiter behandelt, für einen vollständigen Überblick über die thermisch getriebenen Kälte- bzw. Klimatisierungsprozesse sollen sie aber kurz vorgestellt werden. Die Prozesse ähneln einander und eigenen sich insbesondere für Anlagen, bei denen die Kühlung über das Medium Luft in einem Lüftungssystem (Zuluft-/Abluftsystem) erfolgt. Die Begriffe, unter denen die Systeme nachfolgend vorgestellt werden, sind teilweise die firmen- bzw. institutsspezifischen Bezeichnungen für ein Verfahrensschema bzw. einen Prozess. Das gleiche Funktionsprinzip wird teilweise auch unter anderen Namen vertrieben bzw. beforscht. DEC Systeme Bei DEC (Desiccant and Evaporative Cooling) handelt es sich um Systeme zur Luftkonditionierung, welche besonders dort eingesetzt werden können, wo entweder die Klimatisierung vollständig über das Medium Luft erfolgt, oder wo eine kontrollierte Luftzufuhr und Luftabfuhr vorhanden ist. Diese Zuluft wird dann entfeuchtet und gekühlt. Der Haupteffekt der DEC-Systeme liegt in der Behandlung der latenten Kühllasten, also der Zuluftentfeuchtung. Die sensiblen Kühlleistungen sind in der Regel begrenzt, da diese durch direkte oder indirekte adiabate Verdunstungskühlung erzeugt werden. Daher kann eine Kombination mit zusätzlichen Flächenkühlsystemen, die mit hohen Kaltwasservorlauftemperaturen betrieben werden, erforderlich sein. Bei den DEC-Systemen wird zwischen Feststoffsorptionssystemen mit Sorptions- sowie Wärmeübertragerrotor und Flüssigsorptionssystemen unterschieden. Bei beiden Systemen erfolgt eine Trennung der beiden Prozessschritte sorptive Entfeuchtung und Kühlung. Bei rotorbasierten Systemen (siehe Abbildung 5) durchströmt die zu klimatisierende Luft zunächst den sich langsam drehenden Sorptionsrotor, der das Sorptionsmittel enthält. In diesem Prozessschritt wird die Luft entfeuchtet, jedoch kommt es gleichzeitig zur Erwärmung der Luft. Im nächsten Schritt wird die Wärme mittels eines Wärmeübertragerrotors von der Zuluft- auf die Abluftseite übertragen. Die Abluft wurde bereits durch eine Befeuchtung bis zur Sättigungsgrenze gekühlt, um das maximale Kühlpotenzial des Wärmeübertragers auszunutzen (indirekte Verdunstungskühlung). Falls notwendig, kann in einem nachgeschalteten Prozessschritt die Zuluft durch weitere Verdunstungskühlung auf das gewünschte Temperaturniveau abgekühlt und gleichzeitig befeuchtet werden. Beim DEC System mit dem Funktionsprinzip Flüssigsorption (siehe Abbildung 6) wird die Zuluft erst mittels eines Sorptionsmittels, welches über einer Füllkörperkolonne bzw. über einem Wabenkörper verrieselt wird, entfeuchtet. Dadurch steigt die Temperatur der Luft an. Anschließend wird die erwärmte Zuluft über einen Gegenstromwärmetauscher gegen Abluft rückgekühlt. Dabei kann die getrocknete Zuluft Temperaturen nahe der Abluft erreichen, ist aber trockener als diese. Wird die Abluft mit Wasserverdunstung gekühlt, bevor sie den Gegenstromwärmetauscher passiert, so kann die Zuluft auf Werte unter der ungekühlten Abluft abgekühlt werden. Wie auch bei den Rotorsystemen kann die Zuluft, nachdem sie den Wärmetauscher zur Abluft passiert hat, durch Verdunstungskühlung temperiert werden. Dabei steigt zwar die Luftfeuchte an, aber die Temperatur wird verringert. Bei beiden DEC Systemen muss das Sorptionsmittel mittels Wärmezufuhr regeneriert werden. Dieser Prozessschritt ist in keiner der beiden Abbildungen dargestellt. 21 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Feuchterad Wärmerad Sprühbefeuchter Fortluft Abluft Regenerations -WT Frischluft Zuluft Abbildung 5 - DEC System mit Sorptions- und Wärmerad und Befeuchtung der Zuluft Gegenstromwärmeübertrager Sprühbefeuchter Fortluft Abluft Frischluft Zuluft Füllkörperkolonne Abbildung 6 – DEC-Flüssigsorptions-System mit Gegenstromwärmeübertrager und Befeuchtung der Abluft ECOS System Unter dem Begriff ECOS (Evaporatively COoled Sorptive Heat Exchanger) wird vom Fraunhofer ISE ein System beschrieben, welches auf der Anwendung eines zuluftseitig sorptiv beschichteten Kreuzstrom-Luft-Luft-Wärmeübertragers basiert. Die Zuluft wird beim Passieren des Wärmeübertragers durch den Kontakt mit dem Sorptionsmittel entfeuchtet. Die dabei frei werdende Sorptionswärme wird auf die Abluftseite des Wärmeübertragers übertragen, von der durchströmenden Abluft aufgenommen und mit der Abluft an die Umgebung abgegeben. Durch Verdunstungskühlung auf der Abluftseite wird der Effekt soweit verstärkt, dass eine Kühlung der Zulufttemperatur erfolgt und deren Temperatur unter der Außenlufttemperatur liegt. Dies führt gleichzeitig zur Kühlung des Sorptionsprozesses und damit zu einer Erhöhung der Entfeuchtungsleistung. Im Prinzip handelt es sich um einen Festbett-Adsorptionsprozess, der analog zu geschlossenen AdKM zur Regeneration des Sorptionsmittels taktend betrieben werden muss. Zurzeit wird das Verfahren in Pilotanlagen getestet. Das Verfahren zielt auf den Klimatisierungsbereich im eher kleinen Luftvolumenstrombereich < 1000 m³/h. 22 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Quelle: Fraunhofer ISE Abbildung 7 - Funktionsprinzip ECOS nach Bongs 2 Da eine zyklische Regeneration des sorptiv beschichteten Wärmeübertragers erforderlich ist, sind für einen kontinuierlichen Klimatisierungsprozess zwei Wärmeübertrager notwendig, von denen wechselweise einer die Klimatisierung übernimmt, während der andere gerade mit warmer Luft regeneriert wird. EAC System Eine weitere Möglichkeit zur Klimatisierung bietet EAC (Evaporative Air Conditioning). Hierbei wird zwischen direkter (siehe Abbildung 8) und indirekter (siehe Abbildung 9) Verdunstungskühlung unterschieden. Bei der direkten Variante wird die Zuluft direkt durch Verdunstung gekühlt. Allerdings wird dabei gleichzeitig die Luftfeuchte der zugeführten Luft erhöht. Bei indirekter Verdunstungskühlung wird Außen- bzw. Abluft angesaugt, und durch den Verdunstungseffekt abgekühlt. Anschließend nimmt die gekühlte Luft in einem Luft-Luft-Wärmetauscher Wärme von frischer Zuluft auf. Dadurch wird die Zuluft nicht weiter befeuchtet. Das System kommt ohne Sorptionsmittel aus. Deshalb ist hierfür auch keine Wärmequelle zur Regeneration nötig, es wird lediglich Energie für Wasserpumpen und Ventilatoren sowie das Wasser selbst benötigt. Entfeuchtet werden kann die Zuluft aber nicht. In einem trocknen Klima kann dies aber ausreichend sein, um kühle Luft mit behaglichen Luftfeuchten bereitzustellen. Dabei ist der Energieverbrauch niedrig, allerdings ist Wasser nötig. 2 Constanze Bongs, Performance Analysis and Model Validation of the ECOS heat exchanger, Presentation th slides, Otti 4 International Conference Solar Air Condition, Zypern 2011 23 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Sprühbefeuchter Zuluft Frischluft Abbildung 8 - Funktionsschema des EAC Systems mit direkter Luftkühlung Sprühbefeuchter Fortluft Abluft Frischluft Zuluft Abbildung 9 - Funktionsschema des EAC Systems mit indirekter Luftkühlung Membranentfeuchtung Die Membranentfeuchtung ist für sich genommen nicht lauffähig, sie kann nur Luftentfeuchtung und Luftkühlung unterstützen. Ist in einem Raum bereits gekühlte (und getrocknete) Luft vorhanden, so unterstützt ein Membranwärmetauscher die eigentliche Luftkonditionierung. Dazu wird die trockene und kühle Abluft an einem Membranwärmetauscher, der für Luftfeuchte durchlässig ist, vorbeigeführt. Auf der Sekundärseite strömt warme, feuchte Luft am Wärmetauscher vorbei und wird so vorkonditioniert. Zum einen wird ein Teil der Wärme an die kühlere Luft übertragen, zum anderen sorgt auch der höhere Dampfdruck dafür, dass Luftfeuchtigkeit durch die Membran diffundiert und von der trockenen Fortluft aufgenommen wird. Das Prinzip funktioniert nur, wenn die Fortluft trockner und kälter ist als die Zuluft. Dann aber wird durch die Vorkühlung und Vorentfeuchtung die eigentliche Luftkonditioniereinheit entlastet. Membranwärmetauscher Wärme- und Feuchteübertragung Fortluft Abluft Zuluft Frischluft Abbildung 10 - Funktionsschema der Membranentfeuchtung 24 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Der kurze Überblick über die offene Sorptionstechnik soll nur der Abrundung des Themas solare Klimatisierung dienen. Nachfolgend wird ausschließlich auf geschlossene Ab- und Adsorptionskälteanlagen eingegangen. In Tabelle 3 wird eine Auswahl an Anbietern dargestellt, welche offene und teilweise sorptive Klimatisierungssysteme anbieten. Tabelle 3 - Auswahl einiger Anbieter von offenen (sorptionsgestützten) Klimatisierungssystemen Hersteller Seven Air Gebr. Meyer AG (CH) Produktbezeichnung RECOCOOL Funktionsprinzip EAC indirekt Menerga (DE) Sorpsolair Typ 72/73 DEC indirekt HUMID-OFF DEC + Kompressionskühlung AL-KO (DE) SEW GmbH (DE) EAC direkt robatherm (DE) "Sorptionstechnik" DEC direkt / indirekt Fläkt Woods Group (CH) ECONET EAC indirekt + KVS Imtech (DE) System Imtech EAC indirekt + KVS Siegle + Epple (DE) - DEC direkt / indirekt Klingenburg (DE) CERTO EAC indirekt Condair GmbH (DE) SH2 EAC indirekt 25 Luftleistung [m³/h] 3.000-24.000 2.900-15.000 5.000-50.000 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 2. Praxisdaten Absorption / Adsorption In diesem Kapitel soll auf die Praxisdaten einiger Absorptions- / Adsorptionskälteanlagen eingegangen werden, die in realen Anlagen im Feld vermessen werden. Dabei soll zunächst veranschaulicht werden, dass der Vergleich von verschiedenen Anlagen sehr schwierig ist, da das umgebende System immer verschieden ist. Dazu werden die Leistungsdaten der gleichen Absorptionskälteanlage in zwei verschiedenen Anwendungen verglichen und die unterschiedlichen Leistungswerte diskutiert. Damit soll der reine Systemeinfluss veranschaulicht werden, da es sich bei der Kältemaschine ja um das gleiche Modell handelt. Anschließend werden die Ergebnisse aus dem „IEA Task 38 Solar Air –Conditioning and Refrigeration“ vorgestellt. Auch dort ist eine große Varianz hinsichtlich der erreichten Effizienzwerte zu verzeichnen. Auch wenn durch die Anzahl der Anlagen keine stochastische Relevanz vorliegt, so lässt sich anhand der Anzahl an vermessenen Systemen aber eine Grundtendenz erkennen. Zunächst wird die Absorptionskältemaschine „Suninverse“ (10kW Nennkälteleistung), die bis etwa 2008 von der Firma Sonnenklima (vormals Phönix Sonnenwärme) angeboten wurde, in zwei verschiedenen Anwendungen betrachtet und es werden die jeweiligen Leistungsdaten miteinander verglichen. Eine der Absorptionskältemaschinen wird am ZAE Bayern für Bürokühlung eingesetzt. Die Antriebswärme stammt dabei von thermischen Solarkollektoren. Die andere betrachtete SuninverseMaschine wurde im Rahmen des Projektes PolySMART für die Kühlung eines Ausstellungsraumes bei einem Heizungsinstallateur vermessen. Diese AbKM wurde hierbei mit der Wärme eines BHKWs angetrieben. Auch wenn im Projekt EvaSolK der Fokus auf solarer Klimatisierung liegt, soll dieser Vergleich angestellt werden, da es für die Absorptionskältemaschine unerheblich ist, welchen Ursprung die antreibende Wärme hat. Die Absorptionskältemaschine am ZAE Bayern ist seit mehreren Jahren Bestandteil der Gebäudekühlung. Die Systemtechnik für den Betrieb der Absorptionskältemaschine wurde permanent optimiert, um einen energieeffizienten Betrieb sicherzustellen. Neben einem innovativen Rückkühlsystem, bei dem ein trockener Rückkühler von einem Latentwärmespeicher (PCM-Speicher, engl. phase change material) unterstützt wird, sind alle Umwälzpumpen als Hocheffizienzpumpen ausgeführt. Die Verrohrung wurde großzügig dimensioniert, sodass sich die hydraulischen Verluste im System in Grenzen halten. Die erzeugte Kälte wird für ein Flächenkühlsystem verwandt, wodurch vergleichsweise hohe Kaltwasservorlauftemperaturen ermöglicht werden. Diese liegen üblicherweise bei 15°C. Durch die günstigen Bedingungen und nach Optimierung der elektrischen Antriebe erreichte die Absorptionskältemaschine beispielsweise im Sommer 2012 im Monatsmittel eine thermische Arbeitszahl von 0,67 sowie eine elektrische Arbeitszahl von 9,9. Tagesmittelwerte bei hoher Anlagenauslastung lagen teilweise über 0,7 für die thermische Arbeitszahl und über 12 für die elektrische Arbeitszahl. Für den elektrischen Verbrauch werden neben dem Stromverbrauch der Absorptionskältemaschine selbst sämtliche Energieverbraucher im Rückkühlkreis (Pumpen, Ventilatoren) betrachtet. Ebenso werden die Pumpen für den Antrieb der Anlage in die Bilanz mit einbezogen, sowohl primär als auch sekundärseitig, also sowohl die Pumpe für das Heißwasser im 26 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Antriebskreis der AKM, als auch die primäre Solarpumpe im Wasser-Glykolkreis der Solaranlage. Besonders hervorzuheben ist hierbei die hohe elektrische Arbeitszahl, die den Energieverbrauch für die Kälteerzeugung, verglichen mit einer konventionellen Kälteerzeugung, in etwa um 70% senkt. Die baugleiche Absorptionskälteanlage wurde auch im Projekt Polysmart in einer BHKW Anwendung vermessen. Die erreichten Arbeitszahlen sind in dieser Anwendung wesentlich geringer. Während der Vermessung traten im Wesentlichen drei Erkenntnisse zu Tage. Zum einen wurde festgestellt, dass die Absorptionskältemaschine mehrere Leckagen hatte, was zu einem Anstieg der Inertgase in der Anlage führte. Dies wirkte sich insbesondere nach längeren Stillstandszeiten der Kältemaschine aus, da im Betrieb die Inertgase teilweise wieder durch das Purgesystem abgesaugt werden. Da die Suninverse Kältemaschine nur in Vorserie bzw. Kleinstserie produziert wurde, war die Fertigungsqualtität und Erfahrung vermutlich nicht groß genug, die Leckagen bei der Produktion zu entdecken bzw. beim Bau auszuschließen. Zudem konnten die Leckagen durch die Herstellerfirma nicht behoben werden. Auch wenn die Inertgase im Betrieb teilweise wieder abgesaugt wurden, so trugen sie doch dazu bei, dass der nominale thermische EER der Kältemaschine nicht erreicht wurde. Als zweites Problem wurden geringe Heizwassertemperaturen im Antriebskreis der Absorptionskältemaschine identifiziert. Da die Anlage in ein bestehendes System integriert wurde, konnte auf die Antriebstemperaturen kaum Einfluss genommen werden. Das BHKW erzeugt zwar in seinem Kühlwasser durchaus Temperaturen, die für den Betrieb der AKM ausreichend sind, da aber nachgeschaltete Puffer und eine komplexe Hydraulik das Temperaturniveau deutlich absenkten, waren am Eintritt der AKM keine ausreichend hohe Temperaturen im Heizwasser mehr vorhanden. Eine Anhebung des gesamten Temperaturniveaus, so dass die AKM Antriebstemperatur noch ausreichend hoch wäre, war nicht möglich, da das BHKW aufgrund einen Schutzschaltung bei zu hohen Kühlwassertemperaturen abschaltete. Prinzipiell ist die AKM zwar für Teillastbetrieb geeignet und erreicht auch gute Effizienzwerte, siehe auch [Kühn 2005]3. Das niedrige Temperaturniveau im Antrieb führte allerdings zu einem derart niedrigen Teillastbetrieb, das sich eine Verminderung der Effizienz, also des thermischen EER, einstellte. Aufgrund der verringerten Kälteleistung konnte die Kältelast teilweise nicht vollständig gedeckt werden. Die verringerte Effizienz führte auch zu einem erhöhten spezifischen Rückkühlbedarf der Absorptionskältemaschine. Die dritte und gesamtenergetisch wichtigste Erkenntnis war der hohe parasitäre Energieverbrauch im Rückkühlkreis. Die trockenen Rückkühler erfüllten ihre Anforderungen gemäß den Erwartungen. Die hydraulische Verrohrung zwischen AKM und Rückkühler war allerdings sehr knapp dimensioniert, wodurch eine hohe Pumpleistung notwendig wurde. Durch eine Umplanung der Position von Rückkühlern und AKM verlängerten sich die notwendigen Rohrleitungslängen zusätzlich, wodurch der Pumpaufwand weiter stieg. Durch die verminderte Effizienz und die daraus resultierende erhöhte Rückkühlleistung wurde der Rückkühlkreis weiter belastet. Die Auswirkungen der zuvor genannten Auffälligkeiten finden sich in den Messdaten wieder. Die erzeugte Kaltwassertemperatur lag typischerweise über 15°C, teilweise sogar über 18°C. Dabei erreichte die AKM Kälteleistungen von ca. 2-5 kW, was weniger als der Hälfte der Nominalleistung entspricht. In den Monaten Juli – September 2009, in denen die AKM die meiste Kälte lieferte, lag die 3 Annett Kühn: OPERATIONAL RESULTS OF A 10 kW ABSORPTION CHILLER FOR LOW-GRADE DRIVING HEAT; Paper: International Sorption Heat Pump Conference, 2005 27 AP2 Analyse solarthermische Kühlung thermische Monatsarbeitszahl bei 0,5-0,6. Die elektrische Monatsarbeitszahl der AKM ohne Rückkühlkreis lag in diesem Zeitraum bei ca. 15. Die elektrische Arbeitszahl des gesamten Systems hingegen erreichte kaum mehr als 2. Details hierzu sind nachzulesen in [Núñez, 2010]4 Diese Messergebnisse verdeutlichen zwei wichtige Punkte: Der gleiche Typ Kältemaschine erreicht in zwei verschiedenen Anwendungen unterschiedliche Kälteleistung und Effizienzwerte. Die Leckagen in der AKM sind vermutlich teilweise durch die Kleinserienfertigung bedingt, da der Hersteller so weder eine große Erfahrung aufbauen noch die Fertigung angemessen überwachen konnte. Da selbst bei einer optimierten Serienfertigung Fehler passieren können, ist es nötig, dass zumindest eine spätere Reparatur durch den Hersteller möglich ist. Der zweite, für allgemeine Anwendungen wichtigere Punkt ist eine gute Systemplanung. Wird eine AKM in ein bestehendes System eingebaut, so ist eine gute Einbindung unerlässlich. Dies beginnt bei ausreichenden Rohrdimensionierungen und geringen Druckverlusten in den wasserführenden Leitungen und kann bis zu nötigen Umbauarbeiten im Bestandssystem führen. Stimmt das System nicht mit den Anforderungen der AKM überein, so können Minderleistung, Effizienzverluste und ein hoher externer Hilfsenergiebedarf die Folge sein. Im ausgeführten Beispiel ist der elektrische Energieverbrauch derart hoch, dass die eingesetzte AKM keinerlei Primärenergieeinsparung gegenüber einem konventionellen Kompressionskältesystem erzielen kann, sondern sogar mehr Energie verbraucht. Anhand dieses Beispiels wurde aufgezeigt, welche Herausforderungen bereits im Vergleich von zwei baugleichen Absorptionskältemaschinen im realen Betrieb entstehen können. Nachfolgend wird auf die wichtigsten Ergebnisse des IEA-SHC (International Energy Agency – Solar Heating and Cooling) TASK 38, Subtask A, eingegangen. Im Rahmen des IEA-SHC TASK 38 wurden mehrere solare Klimatisierungs- bzw. Kühlsysteme in Feldtests vermessen. Von elf Systemen liegen Messdaten bezüglich der thermischen Leistungen vor. Die elektrische Leistungsaufnahme wird in den unterschiedlichen Anlagen mit verschiedener Auflösegenauigkeit aufgezeichnet, d.h. bei einigen Systemen kann der elektrische EER der thermischen Kälteanlage einzeln gebildet werden, die meisten Systeme messen hingegen nur den elektrischen Hilfsenergiebedarf des Gesamtsystems. Die elf Systeme bilden ein breites Spektrum der verschiedenen thermischen Kälteerzeuger im kleinen Leistungsbereich ab. Es werden sowohl Ad- als auch Absorptionskältemaschinen vermessen. Bei den AdKM wird durchweg Silikagel als Arbeitsmedium verwendet, bei den AbKM kommt sowohl das Stoffsystem Wasser/wässrige Lithiumbromidlösung als auch Ammoniak/Wasser zum Einsatz. Neun von elf vermessenen thermischen Kälteerzeugern erreichen thermische Kältearbeitszahlen von 0,5 - 0,7. Die beiden Systeme, deren Arbeitszahlen unter 0,5 liegen, werden unter anspruchsvollen 4 Dr. Thomas Núñez: POLYgeneration with advanced Small and Medium scale thermally driven Air-conditioning and Refrigeration Technology; Abschlussbericht Demonstrationsanlagen im Projekt Polysmart; 2011 http://www.polysmart.org ; Call: FP6-2004-TREN-3 28 AP2 Analyse solarthermische Kühlung externen Bedingungen betrieben. Eine Anlage wird mit Antriebswärme auf niedrigem Temperaturniveau versorgt, die andere arbeitet aufgrund ihres warmen Umgebungsklimas und des trocknen Rückkühlers bei einem ungünstigen Rückkühltemperaturniveau. Die elektrische Kältemonatsarbeitszahl, welche den gewichteten Mittelwert des elektrischen EER Wertes über jeweils einen Monat darstellt, kann bei vier Systemen rein für den Kälteerzeuger angegeben werden. Dabei schwanken die Werte für die Absorptionskältemaschinen in etwa zwischen 15-40, eine Adsorptionskältemaschine erreicht sogar Werte bis über 140. Die Werte können allerdings nur bedingt miteinander verglichen werden. Bei der Adsorptionskältemaschine werden systembedingt keine inneren Pumpen benötigt, die externen Pumpen werden anderweitig mit Energie versorgt. Somit wird hier elektrische Energie nur für die Regelungstechnik benötigt. Bei einer Absorptionskältemaschine bezieht die externe Heißwasserpumpe ihre elektrische Energie von der Kältemaschine, somit sind die Voraussetzungen für diesen Vergleich nicht identisch. Die elektrische Kältemonatsarbeitszahl des gesamten Systems Kälteerzeuger, in der neben der Kältemaschine auch sämtliche parasitäre elektrische Verbraucher wie Umwälzpumpen und Rückkühleinheit inkludiert sind, liegt für sieben Anlagen vor. Die elektrischen Kältearbeitszahlen sind nun deutlich niedriger als bei der Betrachtung der reinen Kälteerzeuger und liegen zwischen 2 und 8. Einige Anlagen erreichen Werte über 5 bis 6, was eine deutliche Einsparung an Primärenergie, verglichen mit einem konventionellen Kompressionskaltwassersatz, bedeutet. Ein System erreicht Kältemonatsarbeitszahlen zwischen 3 und 4; ein guter Kompressionskaltwassersatz kann ebenfalls solche Werte erreichen. Ein weiteres System liegt bei Kältearbeitszahlen bis maximal 2. Ein solches System verbraucht sogar mehr Energie als eine konventionelle Kälteversorgung und kann so keine Primärenergie einsparen. Letztlich soll noch eine weitere Kältemonatsarbeitszahl - nämlich die des Gesamtsystems solare Kühlung – verwendet werden. Diese unterscheidet sich von der Kältemonatsarbeitszahl des Kälteerzeugersystems hauptsächlich darin, dass der Energiebedarf der Solarpumpen mit in die Bilanzierung aufgenommen wird. Für diese Betrachtung konnten zehn Anlagen für die Auswertung herangezogen werden. Die Werte verringern sich gegenüber der vorherigen Kältemonatsarbeitszahl abermals. Es bildet sich eine Häufung bei Werten von 4,5 - 5 heraus, wobei zwei Anlagen sogar Werte von 6 - 7 erreichen. Auf der anderen Seite weisen nun sogar drei Systeme Werte von 2 - 3 auf, so dass sich ein Gleichstand mit bzw. sogar ein Mehrverbrauch gegenüber konventionellen Kälteerzeugern ergibt.5 Die Erkenntnisse des Tasks 38 zeigen, dass bereits einige der thermisch getriebenen solaren Kälteerzeuger elektrische Arbeitszahlen aufweisen, die über denen von konventionellen Kälteerzeugern liegen. Zudem werden bereits Arbeitszahlen erreicht, die in etwa doppelt so hoch liegen wie die der Referenztechnologie Kompressionskältetechnik. Potenzial für weitere Verbesserungen ist noch vorhanden. Dieses liegt hauptsächlich in der Verringerung der parasitären Energieverbräuche des Gesamtsystems, insbesondere des Energieverbrauches der Rückkühlung. 5 Dagmar Jähnig und Alexander Thür; IEA Task 38 SHC - Monitoring Results; Abschlussbericht; September 2011; www.iea-shc.org 29 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Ebenso wie Kompressionskälteanlagen benötigten auch thermisch angetriebene Kälteerzeuger Wartung und Instandhaltung. Zu den regelmäßigen Kontrollen gehört der Behälterdruck, insbesondere nach längeren Betriebspausen wie beispielsweise einer Kühlpause im Winter. Ggf. muss der Innendruck auf den erforderlichen Nenndruck abgesenkt werden, dazu müssen mittels einer Vakuumpumpe Inertgase aus dem Behälter abgesaugt werden. Bei längeren Betriebsunterbrechungen können die Apparate auch mit Stickstoff auf einen Druck leicht oberhalb des Atmosphärendruckes befüllt werden. Dadurch wird Korrosion durch eindringenden Luftsauerstoff verhindert. Während des Anlagenstillstands kann durch die Undichtigkeiten der Behälter etwas Stickstoff entweichen, der Überdruck bleibt aber bestehen. Für eine erneute Inbetriebnahme muss der Behälter in jedem Fall zuvor evakuiert werden, um das Stickstoffgas zu entfernen. Abgesehen von den Druckkontrollen sind keine weiteren regelmäßigen Wartungen nötig. Je nach Ausstattung bzw. Leistungsklasse der thermischen Kältemaschine ist eine Vakuumpumpe teilweise integriert. Dadurch wird die Druckhaltung erleichtert, allerdings ist der Betrieb der Vakuumpumpe zumeist nicht automatisiert. Ist eine Vakuumpumpe integriert, so muss das Öl der Pumpe von Zeit zu Zeit getauscht werden. Bei Absorptionskältemaschinen mit dem Arbeitsmittelpaar Wasser/wässrige Lithiumbromidlösung kann sich im Laufe des Betriebs Salzlösung im Verdampfer anreichern. Da die Funktion des Verdampfers mit steigendem Salzgehalt zurückgeht, muss das Kältemittel des Verdampfersumpfes bei Bedarf in den Absorbersumpf zurückgepumpt werden. Dazu muss zunächst die Notwendigkeit dafür erkannt werden, die Rückspülung selbst ist zumeist einfach, erfordert aber einen manuellen Eingriff. Zusätzlich können bei Absorptionskältemaschinen Proben der Lösung gezogen werden, um den Gehalt an Additiven für einen besseren Absorptionsprozess und an Korrosionsinhibitoren zu überprüfen. Bei Adsorptionskältemaschinen entfallen sowohl eine Lösungskontrolle als auch ein mögliches Rückspülen des Kältemittels, da eine Verunreinigung des Kältemittels konstruktionsbedingt nicht auftritt. Eine Anlagenüberwachung, wie sie bei Kompressionskältemaschinen mit größeren Füllmengen Kältemittel vorgeschrieben ist, entfällt hingegen. Da thermische Kältemaschinen weniger verbreitet sind als Kompressionskältemaschinen, ist der nötige Arbeitsablauf bei der Wartung von thermischen Kältemaschinen nicht jedem Kältetechniker bekannt. Dies kann unter Umständen den Einsatz von speziell geschulten Fachleuten nötig machen. 30 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 3. Entwicklungspotenzial Apparatetechnik 3.1. Entwicklungspotenzial Absorptionstechnik Thermischer und elektrischer EER Bei einstufigen Absorptionskälteanlagen ist der thermische EERth bereits nahe am theoretischen Maximum. Der maximal erzielbare EERth in einer Absorptionskältemaschine ist durch das Lösungsmittel begrenzt und definiert zu EERth=r/(r+l). Dabei ist r die spezifische Verdampfungswärme des Kältemittels und l die spezifische Lösungswärme des Arbeitsmittels. Für wässrige Lithiumbromidlösung ergibt sich so, abhängig von der Temperatur und Konzentration der Lösung, in etwa ein maximaler EERth=2380/(2380+170)=~0,93. Die realen EERth liegen bereits bei 0,7 – 0,75, unter Laborbedingungen werden 0,8 erreicht. Somit ist das reale Wärmeverhältnis bereits nahe am theoretischen Maximum. Inwieweit hier weiter optimiert wird bzw. weiter optimiert werden sollte, ist momentan nebensächlich, da die real erzielbaren Verbesserungen marginal sind. Denkbar ist hingegen, dass der EERth in Teillast optimiert wird. Hierbei sind auf Seite der Apparatetechnik vor allem die Lösungswärmetauscherverluste zu nennen. Üblicherweise wird durch die Lösungspumpe ein fester Volumenstrom an Lösung vom Absorber zum Desorber gefördert. Sinkt die Leistung der Maschine von Voll- auf Teillast, so bleibt die Berieselungsstärke konstant, die Ausgasungsbreite (d.h. die Differenz der Lösungskonzentration zwischen armer und reicher Lösung) nimmt ab. Die Wärme, mit der die Lösung im Desorber bis zum Siedezustand erwärmt werden muss, bleibt konstant. Bei sinkender Kälteleistung bewirkt dieser Wärmeeinsatz für die Vorwärmung der Lösung vor der Desorption infolge der unvollständigen Wärmeübertragung im Lösungswärmetauscher eine zunehmende Verminderung der thermischen Kältezahl (EER) gegenüber dem Volllastbetrieb. Wird die Lösungspumpe drehzahlregelbar ausgeführt, so kann der Lösungsmassenstrom reduziert werden. Dadurch wird die Ausgasungsbreite aufrechterhalten und die Lösungswärmetauscherverluste sinken. Zudem ist der Energiebedarf der Lösungspumpe geringer. Diese Betriebsweise ist aber nur in gewissen Grenzen durchführbar. Mit geringerem Lösungsmassenstrom nimmt auch die Berieselungsdichte der Rohrbündelwärmeübertrager, der dominanten Wärmeübertragerbauform von Absorptionskältemaschinen, ab. Bei einer geringeren Berieselungsdichte steigt die Gefahr von unvollständiger Benetzung, d.h. ungenützter Wärmeübertragerfläche. Dies hätte wiederum einen schlechteren EERth zur Folge. Bei Absorptionskälteanlagen mit Umlaufverdampfer kann ebenfalls der Verdampferumlauf reduziert werden, allerdings ist die Reduktion aus den gleichen Gründen wie beim Lösungsmassenstrom beschränkt. Allerdings kann, solange minimale Umlaufmengen der Lösung bzw. des Kältemittels im Verdampfer nicht unterschritten werden, davon ausgegangen werden, dass die ungenutzten Wärmetauscherflächen gering sind, so dass die dadurch zu erwartenden Nachteile von den Vorteilen bezüglich Hilfsenergieeinsparung und verringerten Lösungswärmetauscherverlusten überkompensiert werden. Da der thermische EER nur noch wenig Optimierungspotenzial verspricht, sollte das Augenmerk besonders auf die Verbesserung des elektrischen EER gelegt werden. Dies ist wichtig, da einige ausgeführte Absorptionskälteanlagen, insbesondere im kleineren Leistungsbereich (10-100 kW), 31 AP2 Analyse solarthermische Kühlung teilweise genauso viel elektrische Energie verbrauchen wie konventionelle Kaltwassersätze. Einen großen Teil zu einem verbesserten EERel können die Regelungstechnik und die externen Komponenten beitragen. Die Optimierung der Regelungstechnik wird in Kapitel 4 behandelt. Bei den externen Komponenten ist zuerst auf die Verwendung von hocheffizienten Elektromotoren in Pumpen und Ventilatoren zu achten. Hocheffizienzpumpen bzw. –Ventilatoren verbrauchen zum Teil weniger als 50% der Energie einer konventionellen Pumpe bzw. eines Ventilators. Der Druckverlust der externen Verrohrung muss sorgfältig geplant und ein druckverlustoptimiertes Rückkühlwerk gewählt werden. Aber auch an den Absorptionskältemaschinen selbst kann Energie gespart werden, in dem das Wärmetauscherbündel bezüglich des Druckverlustes optimiert wird. Zum einen ist die Optimierung der Rohranzahl, des -durchmessers und der –länge zu nennen, zum anderen auch die Umlenkung (Wasserkasten/Rohrbögen), die Aufteilung auf Pässe und Stränge und die Verschaltung der Hauptkomponenten zueinander. Abbildung 11 - Druckverlust verschiedener AKMs inklusive des elektrischen Hilfsenergiebedarfs für Steuerung und interne Pumpen In Abbildung 11 ist der Druckverlust einiger AKMs aus Tabelle 1 aufgetragen. Die Bezeichnung setzt sich aus einem Kürzel für den Typ und die Nennkälteleistung zusammen. Dabei steht „S“ für Serienprodukt, „SN“ für seriennahes Produkt, „P“ für Prototyp und „EP“ für Entwicklungspotenzial. H1 – H8 steht für jeweils einen Hersteller. Der Druckverlust variiert nicht zwangsläufig über die Anlagengröße, dies ist in Abbildung 11 auch gut zu sehen. Der spezifische Hilfsenergiebedarf nimmt mit steigender Kälteleistung zuerst ab und erreicht dann einen relativ konstanten Wert von ca. 4 W/kW. Allerdings wird dieser Wert sogar schon von der Anlage SH4 mit 18 kW Kälteleistung erreicht. Dabei muss beachtet werden, dass bei diesem Energiebedarf nicht die Pumpenergie für die externen Wasserkreise inkludiert ist sondern lediglich die Energie für Lösungspumpen und Kältemittelpumpen sowie Steuerelektronik. Neue Prototypen in der 50 kW Klasse halbieren diesen Wert nochmals. Das Entwicklungspotenzial lässt vermuten, dass 32 AP2 Analyse solarthermische Kühlung dieser Wert auf ca. 1 W/kW Nennkälteleistung reduziert werden kann, sofern die Nennleistung nicht unter 50 kW sinkt. In der Klasse von 10-50 kW sind 2-4 W/kW erreichbar. Der Pumpaufwand wird zum einen vom Volumenstrom, zum anderen vom Druckverlust bestimmt. Ein hoher Volumenstrom ist tendenziell für den EERth günstig, da er eine geringere Temperaturspreizung und einen besseren Wärmeübergang zur Folge hat. Abbildung 12 - Volumenstrom verschiedener AKMs In Abbildung 12 ist der relative Volumenstrom dargestellt, mit dem die verschiedenen Absorptionskälteanlagen betrieben werden. Die Anlagen des Herstellers H6 und H7 haben annähernd konstanten relativen Volumenstrom. Dies liegt daran, dass es sich bei diesen AKMs um jeweils einen Anlagentyp eines Herstellers handelt, der lediglich in der Leistungsgröße variiert. Eine Potenzialabschätzung bezüglich des spezifischen Volumenstromes vorzunehmen ist nicht zielführend, da dieser normalerweise kein Auslegungskriterium darstellt. Bezüglich des thermischen EER Wertes sind 0,8 möglich. Ob darüber hinaus noch weitere Erhöhungen umgesetzt werden, ist fraglich. Werte über 0,85 erscheinen für einstufige Absorptionskältemaschinen nicht erreichbar. 33 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Abbildung 13 - Hydraulische Leistung verschiedener AKMs In Abbildung 13 ist die benötigte hydraulische Leistung verschiedener AKMs dargestellt. Dabei wird der Druckverlust in den Wärmeübertragern der einzelnen Komponenten mit dem nominalen Volumenstrom multipliziert. Weitere Druckverluste, wie Rohrleitungsdruckverluste, Druckverluste in Rückkühlwerken oder weiteren Wärmetauschern sind nicht berücksichtigt, steigern aber den Hilfsenergiebedarf der AKMs. Bei den meisten AKMs benötigt der Kühlwasserkreis am meisten Hilfsenergie für die hydraulische Leistung. Kalt- und Heißwasserkreis benötigen jeweils ca. 2-4 W/kW_Kälte, der Kühlwasserkreis zwischen 3-12 W/kW_Kälte. In Summe benötigen alle drei Kreise eine hydraulische Leistung von ca. 5-15 W/kW_Kälte. Abmessungen Ein weiteres Maß zum Beurteilen von Absorptionskälteanlagen ist die volumetrische Kälteleistung, d.h. welches Volumen nimmt die Absorptionskälteanlage pro kW Nutzleistung ein. Hierbei wird das Volumen als Grundfläche multipliziert mit der Anlagenhöhe definiert, da „freier“ Raum zwischen den Behältern von Hoch- und Niederdruckteil im Normalfall nicht sinnvoll anderweitig genutzt werden kann. Zudem kann die Masse zur Kälteleistung in Bezug gesetzt werden, allerdings ist diese Größe zumeist weniger relevant da Absorptionskälteanlagen meist ortsfest installiert sind oder auf Schiffen betrieben werden, bei denen das Gewicht eine untergeordnete Rolle spielt. Im Einzelfall kann das Gewicht trotzdem relevant sein, wenn beispielsweise die Einbausituation den Einsatz von schwerem Gerät verhindert oder die Traglast des Aufstellortes begrenzt ist, wie es z.B. bei Decken oder Dächern teilweise der Fall ist. 34 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Abbildung 14 - Kälteleistung in Verhältnis zu Volumen und Gewicht In Abbildung 14 ist die Kälteleistung zum Anlagenvolumen und Gewicht in Relation gesetzt. Dabei wird noch zusätzlich zu Abbildung 11 und Abbildung 12 der Vergleich zu wassergekühlten Kompressionskaltwassersätzen gezogen, um den Vergleich Absorption-/Kompressionskältetechnik herauszuarbeiten. Bezüglich der gewichtsspezifischen Kälteleistung ist die Kompressionskältetechnik deutlich überlegen. Die volumetrische Kälteleistung bei kleineren Leistungen ist hingegen nicht eklatant unterschiedlich. Wird das Entwicklungspotenzial einer 160 kW Absorptionskältemaschine voll umgesetzt, so könnte diese sogar einer 290 kW Kompressionskältemaschine bezüglich volumetrischer Kälteleistung überlegen sein. 35 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Abbildung 15 - Kälteleistung in Verhältnis zu Volumen und Gewicht (nur AbKM) In Abbildung 15 ist nochmals die volumetrische und spezifische Kälteleistung abgebildet, allerdings ohne die Kompressionskältemaschinen. Dadurch wird der Unterschied der einzelnen Absorptionskältemaschinen untereinander deutlicher. Prinzipiell ist zu sehen, dass mit steigender Kälteleistung der spezifische Bauraumbedarf und das spezifische Gewicht abnehmen. Ebenso ist zu sehen, dass, bei ähnlicher Kälteleistung, der Hersteller H7 eine deutlich geringere spezifische Kälteleistung bereitstellt als der Hersteller H6. Die gravimetrische Kälteleistung ist dagegen sehr ähnlich. Das Entwicklungspotenzial für eine 50 kW Anlage, EP(50 kW), weist für den kleinen Leistungsbereich noch ein deutliches Steigerungspotenzial auf, ebenso das abgeschätzte Potenzial für eine 160 kW Absorptionskälteanlage. Weitere Entwicklungen, an denen geforscht wird, sind nachfolgend aufgeführt. Auch wenn diese nicht alle direkt Entwicklungen der Apparatetechnik sind, werden sie trotzdem in diesem Kapitel aufgeführt. 36 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Ionische Flüssigkeiten Unter Ionischen Flüssigkeiten versteht man organische Salze, die bei Temperaturen unter 100°C flüssig sind. Zusätzlich wird diesen Salzen noch eine weitere Flüssigkeit zugesetzt, die im Salz löslich ist. Somit können annähernd unbegrenzt Lösungspaare erstellt werden. Einige dieser Lösungspaare scheinen prinzipiell geeignet, um in Absorptionskälteanlagen eingesetzt zu werden. Das Hauptziel beim Einsatz von Ionischen Flüssigkeiten ist es, die Einschränkungen von LiBr-Lösungen zu beseitigen. Diese sind zum einen die Begrenzung der Nutzkältetemperatur auf Temperaturen > 0°C, zum anderen die Korrosivität von LiBr-Lösungen, speziell bei hohen Lösungstemperaturen. Dadurch wird der Einsatz von mehrstufigen Absorptionsmaschinen, die einen besseren EERth Wert aufweisen, verhindert. Eine weitere Einschränkung von LiBr-Lösungen, welche die neuen Lösungen mit Ionischen Flüssigkeiten aufheben sollen, ist die beschränkte Löslichkeit von Wasser in LiBr. Da LiBr-Lösungen nur bis zu einem maximalen Salzanteil von ~ 70 Massenprozent flüssig sind, ist sowohl der Temperaturhub eingeschränkt als auch das Anlagenhandling. Besonders die temperaturabhängige maximale Löslichkeit von Wasser-LiBr führt zu ineffizienten Abschaltprozeduren und Sicherheitsvorkehrungen, die ein unbegrenzt lösliches Arbeitsmittelpaar nicht nötig hätte. Zur Thematik der Ionischen Flüssigkeiten in Absorptionskältemaschinen laufen weltweit verschiedene Forschungsarbeiten. Neben der Grundlagenforschung wurden bereits bestehende Absorptionskältemaschinen mit Ionischen Flüssigkeiten befüllt. Dabei wurde auch Kälteleistung bereitgestellt, auch wenn diese nicht immer an die einer LiBr-gefüllten Anlage heranreichte. Die prinzipielle Machbarkeit wurde so demonstriert und Schwachstellen dieser Technik, wie z.B. erhöhte Viskosität und mangelhafte Langzeitstabilität des Lösungsmittels, identifiziert. Da die Anzahl an möglichen Ionenpaarungen annähernd unbegrenzt ist, ist es wahrscheinlich, dass bessere Arbeitspaare für Absorptionskältemaschinen im Vergleich zur herkömmlich eingesetzten wässrigen LiBr-Lösung gefunden werden können, die mindestens einige der zuvor genannten Schwachstellen von LiBr aufheben. Direkt luftgekühlte Absorptionskältemaschinen Der Rückkühlkreis mit den beiden Verbrauchern Kühlwasserpumpe und Ventilator des Rückkühlwerks benötigt die meiste elektrische Hilfsenergie. Durch den Kühlwasserkreis steigt zudem die Komplexität des hydraulischen Systems, was insbesondere im kleinen Leistungsbereich die Attraktivität thermischer Kälteanlagen im Vergleich zu luftgekühlten Kompressionskälteanlagen mindert. Mehrere Einrichtungen arbeiten daher an der Entwicklung von direkt luftgekühlten, indirekt beheizten Absorptionskältemaschinen im Leistungsbereich bis ca. 10 kW auch mit dem Arbeitsstoffpaar Wasser/LiBr, welches hohe EERth ermöglicht. Diese Entwicklungen bieten das Potenzial, den Hilfsenergiebedarf deutlich zu reduzieren, so dass auch im kleinen Leistungsbereich nominale EERel bis 20 erreicht werden können. Da die Anlagen für Außenaufstellung konzipiert sind, sinkt auch der Platzbedarf im Gebäude. Bei Dachaufstellung könnte die Absorptionskältemaschine nah zum Kollektorfeld aufgestellt werden, so dass nur noch die Kaltwasserleitungen in das Gebäude geführt werden müssen (vergleichbar einem luftgekühlten Kompressions-Kaltwassersatz). 37 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Bisher gibt es nur direkt beheizte luftgekühlte AbKM mit dem Arbeitsstoffpaar Ammoniak/Wasser. Die Fa. Robur hat für Pilotanlagen einige AbKM für indirekte Beheizung umgerüstet. Dieses benötigen jedoch sehr hohe Antriebstemperaturen. Kältemittelverdichter im Sorptionskreislauf Eine Erweiterung von klassischen Absorptionskältemaschinen stellt eine Entwicklung dar, bei der zwischen Verdampfer und Absorber und oder auch zwischen Generator und Kondensator eine mechanische Dampfverdichtung erfolgt. Dadurch werden im Wesentlichen zwei Vorteile erzielt. Zum einen kann, bei der Anwendung Wärmepumpe, das Temperaturniveau der Wärmeabgabe dauerhaft angehoben werden und somit Nutzungsfelder erschlossen werden, die ansonsten nicht für die Absorptionstechnik geeignet wären. Da die Verdichtungsarbeit des Dampfes nicht über den gesamten Druckhub erfolgen muss, ist eine deutlich geringere Leistungsaufnahme als bei einem reinen Verdichter zu erwarten. Bei LiBr-Anlagen, bei denen Wasser als Kältemittel fungiert und im Verdampfer-Absorber bei sehr geringem Druck vorliegt, ist allerdings ein Verdichter auszuwählen, der mit geringen Dampfdichten effizient funktioniert. Der andere Vorteil baut auf dem gleichen Prinzip und kommt vornehmlich als Backup-Lösung für warme Tage zum Tragen. Bei der Anwendung Kältemaschine kann, bei einzelnen Tagen mit hohen Außentemperaturen, auf ein konventionelles Backup verzichtet werden, indem in der Niederdruckstufe eine Dampfdruckerhöhung stattfindet. Dadurch wird ein höherer Temperaturhub erzielt als durch das Lösungsfeld, d.h. die Löslichkeitsgrenze von LiBr, in einem konventionellen einstufigen Prozess möglich wäre. Somit wird die Rückkühlung bei hohen Temperaturen gewährleistet und zusätzlich kann eine erhöhte Kälteleistung bereitgestellt werden. Kaskadenschaltung von Absorptionskälte mit Kompressionskälteanlagen Bei Überwindung von großen Temperaturhüben und bei der Nutzung von Kälte auf zwei verschiedenen Temperaturniveaus werden häufig Kaskadenschaltungen von Kälteanlagen eingesetzt. Dabei werden zwei Kältekreisläufe miteinander verknüpft, so dass die Abwärme des Kreislaufes mit der tieferen Nutztemperatur in den Verdampfer des wärmeren Kältekreislaufes eingespeist wird. Abhängig von der Anwendung können noch weitere Wärmequellen den Verdampfer des wärmeren Kältekreises speisen und so die benötigte Kälteleistung gegenüber der tieferen Temperaturstufe beliebig erhöhen. Werden zwei Kompressionskältekreisläufe kaskadiert, so wird auch häufig das Kältemittel zwischen den beiden Temperaturstufen gewechselt. So kann für jeden Temperaturhub ein guter Kompromiss zwischen einer hohen volumetrischen Kälteleistung und maximalem Betriebsdruck gefunden werden. Wird eine Absorptionskältemaschine als Rückkühlung einer Tieftemperaturkühlung eingesetzt, so wird der elektrische Bedarf der Tieftemperaturstufe gegenüber einer Verdichtung bis zu konventionellen Kondensationstemperaturen deutlich reduziert. Der Absorptionsprozess kann permanent mit maximalem Temperaturhub betrieben werden, da die Abhängigkeit der Effizienz eines LiBr-Absorptionskälteprozesses vom Temperaturhub nur marginal ist, während ein Kompressionskälteprozess von niedrigen Rückkühltemperaturen profitiert. Droht der maximale 38 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Temperaturhub der Absorptionskältemaschine überschritten zu werden, so muss lediglich die Kondensationstemperatur der Tieftemperaturstufe erhöht werden. Bei einer solchen Verschaltung wäre denkbar, eine Kompressionskältemaschine mit CO2 als Arbeitsmittel einer Tieftemperaturkälteanwendung mit Absorptionskältemaschinen zu kühlen. Durch einen garantiert niedrigen Kondensationsdruck für den Kompressionskältekreislauf mit CO2 kann die Auslegung der Komponenten auf geringerer Druckstufe erfolgen. Zudem kann so zuverlässig vermieden werden, dass der Kältekreis mit CO2 im überkritischen Bereich betrieben wird. Dadurch wird nicht nur der maximale Betriebsdruck reduziert, sondern auch die Art des Rückkühlers und dessen Auslegung auf einen konventionellen Stand zurückgeführt. Solche Anlagenkonzepte könnten z.B. für Tiefkühlhäuser eingesetzt werden. Wird dort der Strom für den Betrieb der Kompressionskältemaschinen dezentral in einem BHKW erzeugt, so kann die entstehende Abwärme des BHKW noch für den Betrieb der Absorptionskältemaschine genutzt werden. Triple-effect-Absorptionskältemaschinen Als letzter Punkt der Apparateentwicklung soll noch das Thema triple-effectAbsorptionskältemaschinen behandelt werden. Werden Absorptionskältemaschinen mit fossilen Brennstoffen betrieben, werden sie häufig als double-effect-Maschinen eingesetzt, um die Effizienz zu erhöhen. Eine konsequente Weiterentwicklung der double-effect-Maschinen stellen die tripleeffect-Absorptionskältemaschinen dar. Bei mehrstufigen Absorptionskältemaschinen wird die Abwärme eines Absorptionsprozesses für den Antrieb eines weiteren Absorptionsprozesses, der auf niedrigerem Druck- und Temperaturniveau arbeitet, genutzt. In Abbildung 16 ist der prinzipielle Aufbau einer triple-effect-Absorptionskältemaschine dargestellt. Dabei wird Wärme dem Generator G3 auf einem hohen Temperaturniveau zugeführt. Der größte Teil der zugeführten Wärme wird am Kondensator K3 vom Kältemitteldampf wieder abgegeben und steht nun erneut zur Verfügung. Diese Wärme wird dem Generator G2 zugeführt, der seinerseits damit wieder Kältemittel aus der Lösung austreibt. Somit kann die zugeführte Wärme mehrmals genutzt werden, um Kältemittel aus der Lösung auszutreiben und letztlich dem Verdampfer zur Verfügung zu stellen. Für die Funktionalität muss das Temperaturniveau der Kondensatoren jeweils höher sein als das der nachgeschalteten Generatoren. Da die Steigung der Lösungsgeraden im p-T Diagramm flacher ausfällt als die der Kältemittelgeraden, nimmt der benötigte Temperaturschub in jeder Stufe zu. Somit werden selbst bei der double-effect-Absorptionskältemaschine am Generator hohe Lösungstemperaturen erreicht. Bei der triple-effect-Maschine sind die Temperaturen im Generator G3 nochmals deutlich höher. Da LiBr sehr korrosiv ist und die Korrosivität mit steigender Temperatur zunimmt, ist eines der Hauptprobleme bei der Entwicklung bzw. dem Betrieb von triple-effectAbsorptionskältemaschinen die Korrosion. Verschärfend kommt hinzu, dass übliche Korrosionsinhibitoren (Li2MoO4 Lithiummolybdat) bei Temperaturen über ~200°C zersetzt werden und somit ihre korrosionshemmende Wirkung verlieren. 39 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Druck K3 K2 K1 V1 G3 G2 G1 A1 Temperatur Lösung Abbildung 16 - Schematische Darstellung einer Triple Effekt Absorptionskältemaschine Um das Problem der hohen Lösungstemperaturen zu entschärfen, kann der Temperaturhub in der ersten Stufe, d.h. von V1 zu A1, verringert werden. Allerdings ist dies nur in Grenzen möglich, da dieser Temperaturhub meist von der Anwendung vorgegeben ist. In einem Forschungsprojekt zur Entwicklung von triple-effect-Absorptionskältemaschinen in Japan von 2001-2004 waren unter anderem die Firmen Daikin, Kawasaki, Hitachi und Yazaki beteiligt. Dabei wurden Prototypen von triple–effect-Absorptionskältemaschinen gebaut. Zum Zeitpunkt Februar 2012 vertreiben aber lediglich Hitachi und Kawasaki eine solche triple-effect-Anlage. Die KawasakiAnlage wird mit einem EERth von 1,74 beworben und ermöglicht auch die parallele Einbindung von Niedertemperaturwärme (Solar, BHKW, Fernwärme) im single-effect-Modus. Zukünftig ist zur erwarten, dass weitere Anlagenhersteller triple-effect-Maschinen anbieten. Diese werden aber, da hohe Antriebstemperaturen nötig sind, hauptsächlich als fossil direktgefeuerte Anlagen gebaut werden. Normalerweise liegt Abwärme nicht auf einem ausreichend hohen Temperaturniveau vor, um diese nochmals in einer triple-effect-Absorptionskältemaschine nutzen zu können. Als Ausnahme seien Gasturbinen erwähnt bzw. konzentrierende Solarkollektoren, welche ebenfalls eine hohe Antriebstemperatur bereitstellen können. Die Entwicklung einer mehrstufigen Absorptionskältemaschine mit mehr als 3 Stufen ist mit wässriger Lithiumbromid Lösung als Arbeitsmittel nicht zu erwarten. Neben dem weiter steigenden Anlagenaufwand, den jede zusätzliche Stufe einer mehrstufigen Absorptionskältemaschine bedingt, würden die Korrosionsprobleme mit einer vierten Stufe weiter signifikant ansteigen. Zudem ist im Moment kein Korrosionsinhibitor bekannt, welcher bei Temperaturen von deutlich über 200°C beständig ist. 40 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 3.2. Entwicklungspotenzial Adsorptionstechnik Verbesserung der Leistungsdichte Adsorptionskältemaschinen haben eine im Vergleich zu Absorptionskältemaschinen geringere Leistungsdichte. Eine Steigerung kann durch den Einsatz von Adsorptionsmaterialien mit höherer Aufnahmefähigkeit des Kältemitteldampfes sowie durch die Konstruktion effizienterer Wärmeübertrager mit deutlich verbesserter thermischer Ankopplung an das Sorptionsmaterial erwartet werden. Beide Aspekte sind Gegenstand laufender F&E-Tätigkeiten. Mitsubishi Chemical hat ein Zeolith entwickelt, welches auf Aluminiumsulfat basiert. Erste Dauertests dazu sind abgeschlossen und weisen eine Dauerfestigkeit des Materials nach. Die Adsorptionsfähigkeit von Wasserdampf liegt bei dem Zeolith, welches unter der Bezeichnung FAM-Z01 bzw. FAM-Z02 beforscht wird, vier bis sechsmal so hoch wie die von Silika-Gel. Das Material kann sowohl für hohe als auch moderate Antriebstemperaturen verwendet werden6. Während in der Vergangenheit im Wesentlichen Silika-Gele als Sorptionsmittel in loser Schüttung zwischen den Lamellen der Wärmeübertrager eingesetzt wurden, finden heute vielfach Zeolithe Anwendung. Für einen besseren Wärmekontakt mit dem Wärmeübertrager zur Kühlung des Adsorptionsprozesses bzw. zur Regeneration werden die Wärmeübertrager teilweise mit dem Sorptionsmaterial beschichtet; entwickelt werden auch Verfahren zur direkten Aufkristallisation auf die Wärmeübertrager. Auch neue Sorptionsmaterialen aus den Stoffgruppen SAPO (Silizium-Aluminium-Phosphate) oder MOF (Metal-Organic-Framework) werden untersucht. Hier stehen insbesondere zuverlässige Fertigungsverfahren und die Langzeitstabilität der Materialien im Vordergrund. Während bei diesen Sorptionsmaterialien stets Wasser als Kältemittel eingesetzt wird, sind auch andere Stoffpaare möglich, z.B. Aktivkohle mit Methanol als Kältemittel. Die Entwicklungen im Bereich der Adsorptionstechnik finden vor allem vor dem Anwendungshintergrund Wärmepumpe statt, wobei in der Regel von einer Wärmequelle (Gasbrenner) mit hoher Temperatur ausgegangen wird. Zukünftige Generationen von Geräten der Adsorptionstechnik könnten daher eine höhere Effizienz und Leistungsdichte aufweisen, benötigen aber Antriebstemperaturen > 100°C, die eine Kombination mit stationärer Solarthermie erschweren. Ein weiterer Aspekt sind Fremdgase bzw. Inertgase. Da die AdKM mit Wasser als Kältemittel im Unterdruck betrieben werden, können Fremdgase durch die Undichtigkeiten der Apparatehülle in die AdKM eindringen. Durch die Fremdgase wird der Adsorptionsprozess behindert. Für eine Aufrechterhaltung des Adsorptionsprozesses muss die Temperaturdifferenz zwischen inneren und äußeren Temperaturen ansteigen. Wird der Anteil der Inertgase zu hoch, so kann die Adsorption vollständig zum Erliegen kommen. Bei der Absorptionstechnik zirkuliert das Lösungsmittel zwischen Ab- und Desorber. Durch die Bewegung kann über einen Venturieffekt im Betrieb ein Teil der 6 Hiroyuki KAKIUCHI et al.: Novel zeolite adsorbents and their application for AHP and Desiccant system , IEA-Annex 17 Meeting, 2004, Beijing 41 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Fremdgase abgesaugt werden und in einem so genannten „Purge Tank“ gelagert werden. Da bei der Adsorptionstechnik das Arbeitsmittel nicht strömt, müssen Inertgase von Zeit zu Zeit durch eine Vakuumpumpe abgesaugt werden. Eine Vakuumpumpe benötigt zum einen elektrische Energie, zum anderen ist sie vor allem ein Kostenfaktor in der Investition. Während bei Adsorptionskältemaschinen größerer Leistung eine Vakuumpumpe teilweise bereits integriert ist, wird bei Anlagen kleinerer Leistung häufig auf eine Vakuumpumpe verzichtet. Um dieses Problem zu umgehen, plant die Firma Invensor zukünftig Ihre Adsorptionskältemaschinen mit einer Inertgasfalle auszustatten. Durch dieses System, was unter dem Begriff „Activac adsorber“ fungiert, werden Inertgase im Adsorber eingefangen und abgeleitet. Dadurch entfallen die Kontrolle der Betriebsdrücke und der Adsorber kann stets in einem Bereich mit günstigen Bedingungen, d.h. wenig Inertgasen betrieben werden. Eine Erhöhung der Leistungsdichte mit einhergehender Gewichtsreduzierung ist ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt. Durch die Reduktion der Massen wird sowohl die thermische Trägheit der Anlage als auch die thermischen Verluste bei der Umschaltung der beiden Ad-/Desorberkammern reduziert. Ebenso erleichtert ein geringeres Gewicht sowie kompakteres Volumen das Handling und somit den Einbau in Bestandsgebäude. Der Verdampfer bietet ebenfalls Möglichkeiten zur Optimierung. Diese Komponente wird zumeist als Rieselfilmverdampfer oder Poolverdampfer ausgeführt. Beide Bauformen haben Vor- und Nachteile. Während beim Fallfilm bzw. Rieselfilmverdampfer die Temperaturdifferenz zwischen Verdampfungstemperatur und Kaltwassertemperatur relativ gering ist, baut diese Verdampferform relativ voluminös. Zudem wird ein Kältemittelüberschuss über den Rohren verrieselt, wodurch eine Umwälzpumpe nötig wird. Diese erhöht den Bauaufwand und benötigt elektrische Hilfsenergie. Bei einem Poolverdampfer hingegen sind die wärmeübertragenden Elemente vollständig von Flüssigkeit umgegeben und eine vollständige Wärmetauscherbenetzung ist somit permanent gegeben. Dadurch entfallen Umwälzpumpe und der Verdampfer ist kompakter in der Bauform. Allerdings ist bei dieser Verdampferbauform die Temperaturdifferenz zwischen Verdampfungstemperatur und Kaltwassertemperatur höher. Da zumeist Wasser als Kältemittel in der AdKM eingesetzt wird, liegt der Verdampfungsdruck nur bei einigen mbar. Ist der Wärmetauscher vollständig von Kältemittel benetzt, so wirkt an der Wärmetauscheroberfläche ein gewisser statischer Druck, der die Verdampfung erschwert. Um die Vorteile beider Verdampferbauarten zu kombinieren werden Untersuchungen mit beschichteten Rohren bemacht. Ziel ist es, einen Poolverdampfer zu bauen, dessen Rohre nur teilweise im Pool eintauchen. Um die volle Rohroberfläche als Wärmetauscher nutzen zu können, sind die Rohre beschichtet und das Kältemittel wird über Kapillareffekte aus dem Pool gesaugt. Somit könnten die Vorteile beider Verdampferarten kombiniert werden. 42 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 4. Entwicklungspotenzial Systemtechnik 4.1. Entwicklungspotenzial Absorptionstechnik Bezüglich der Systemtechnik sind zwei Ansätze zu verfolgen. Die Auswahl der geeigneten Komponenten und deren korrekte Dimensionierung ist die Grundvoraussetzung für einen effizienten Betrieb der thermischen Kältemaschinen. Ist das System prinzipiell richtig dimensioniert und aufgebaut, so kann mit günstigen Regelungskonzepten der Energieverbrauch gegenüber Standardregelungsalgorithmen weiter optimiert werden. Dies gilt im Besonderen in Teillastbetriebszuständen. Rückkühlkreislauf Um das System um die thermische Kältemaschine richtig auszulegen, sind zuerst einmal elementare Dinge wie eine ausreichende Dimensionierung der Rohrleitungen bzw. deren Dämmung zu nennen. Hinzu kommt eine günstige Anordnung der Komponenten zueinander, um lange Wege mit entsprechenden Druckverlusten zu vermeiden. Werden die Rohrleitungen zu lang und / oder zu klein geplant, so ist der Pumpaufwand hoch und trägt zu einem schlechteren elektrischen EER-Wert bei. Unabhängig von der Systemgestaltung sollten Hocheffizienzpumpen eingesetzt werden. Diese Pumpen sparen in jedem Fall elektrische Hilfsenergie ein, spielen aber besonders im Zusammenspiel mit einer effizienten Verrohrung ihre Vorteile aus. Das größte Augenmerkt ist hierbei auf den (Rück)Kühlkreis zu legen, da eine tiefe Rückkühltemperatur ausschlaggebend für die Effizienz der Kältemaschine ist; zudem wird dort die größte Energiemenge umgesetzt. Deshalb ist besonders hier auf kurze, ausreichend große Leitungen zu achten. Für die Rückkühlung gibt es verschiedene Systeme, die gebräuchlichsten sind hierbei trockene Rückkühlung und Nasskühltürme. Die Vorteile eines trockenen Rückkühlsystems liegen im wartungsfreien Betrieb sowie in den geringeren Investitionskosten, insbesondere für Systeme kleinerer Leistung bis etwa 100 kW Abwärmeleistung. Bei größeren Systemen bieten Nasskühltürme deutliche Kostenvorteile. Nachteilig wirkt sich bei trockenen Rückkühlsystemen aus, dass die Rückkühltemperatur stets über der Außentemperatur liegt. Bei den Rückkühlwerken ist darauf zu achten, dass der Ventilator von einem Hocheffizienzmotor angetrieben wird, da dieser sehr hohe Laufzeiten hat. Nasskühltürme sind kompakter und erreichen auch Temperaturen unterhalb der Außentemperatur. Allerdings benötigen sie eine Wasserzufuhr und eine Wasserbehandlung bzw. Aufbereitung. Dies führt zu höheren Betriebskosten. Zudem ist der Betrieb von Nasskühltürmen wegen Legionellengefahr teilweise eingeschränkt. Weitere vielversprechende Möglichkeiten der Rückkühlung sind die Nutzung von Erdsonden sowie von Schwimmbecken. Bei der Nutzung von Erdwärmesonden wird die Energie des Ventilators eingespart, dagegen wird der Pumpaufwand erhöht, um die Erdsonden zu durchströmen. Werden die Erdsonden auch als Wärmequelle zu Heizzwecken benutzt, so hilft die Rückkühlung zusätzlich bei der Regenerierung des Erdreiches. Die Nutzung eines Schwimmbeckens für die Rückkühlung ist, bei entsprechend geringen Wassertemperaturen optimal weil mit sehr wenig Hilfsenergie die Rückkühlung gewährleistet werden kann. Solange die Temperaturen im Schwimmbecken nicht deutlich über 33°C liegen kann die Rückkühlleistung dort eingebracht werden. Zudem entfällt die 43 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Energie für den Ventilator eines Rückkühlers. Je nach Nutzung wird zudem noch eine Heizquelle zumindest teilweise ersetzt, die andernfalls für die Temperierung des Wassers gesorgt hätte, oder, wenn keine vorhandene Heizung verdrängt wird, wird der Badekomfort erhöht. Eine Gemeinsamkeit von Pool und Erdsonden ist, dass eine solche „Rückkühlmöglichkeit“ in den seltensten Fällen allein im Hinbick auf den Betrieb einer Kältemaschine gebaut werden wird, diese Rückkühlmöglichkeit kann nur genutzt werden, wenn Erdkollektor bzw. Pool sowieso schon vorhanden sind. Eine weitere Möglichkeit der Rückkühlung stellen Wärmespeicher dar, die einen Teil der Abwärme zwischenspeichern und zu einem späteren Zeitpunkt an eine Wärmesenke abgeben. Dies kann vorteilhaft sein, wenn beispielsweise ein starkes Tag-/Nacht Temperaturgefälle vorliegt oder die Wärmeübertragerfläche des Rückkühlers begrenzt ist. Ein solches System kann bis zu 10 % Energie einsparen, selbst im Vergleich mit sehr effizienten herkömmlichen Systemen. Die Energieeinsparung wird nicht nur bei hohen Außentemperaturen erzielt sondern auch bei moderaten Temperaturen. Die Energieeinsparung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass durch die Aufteilung der Wärmeleistungen auf zwei Wärmesenken die Volumenströme in Kühlwasser und Kühlluft deutlich reduziert werden und der Energieverbrauch der Pumpen bzw. Ventilatoren überproportional mit dem Volumenstrom der Fluide zu- bzw. abnimmt. Je stärker das Temperaturgefälle Tag/Nacht ausgeprägt ist, desto höher ist das Energieeinsparpotenzial. In jedem Fall verlagert ein Speichersystem im Kühlwasserkreis den Energieverbrauch zeitlich. Somit können zum einen Lastspitzen gekappt werden, zum anderen kann der Energieverbrauch in Zeiten mit günstigeren Tarifkonditionen verlegt werden. Neben den Vorteilen des Lastmanagements liegt aber der Hauptvorteil darin, dass auch bei hohen Außentemperaturen der Betrieb einer thermischen Kältemaschine in Verbindung mit einem trocknen Rückkühler gewährleistet werden kann. Bei einer intelligenten Systemeinbindung kühlt der trockene Rückkühler das Kühlwasser auf Temperaturen etwas über der Außentemperatur zurück, anschließend wird das Kühlwasser durch den Wärmespeicher weiter abgekühlt. Somit stehen stets ausreichend niedrige Kühlwassertemperaturen zur Verfügung, um eine Ab-/AdKM zu betreiben. In den Nachtstunden kann der Speicher wieder entladen und so regeneriert werden. Als Speicher bieten sich hier PCM (Phase-Change-Material) Speicher an, da diese bei konstanter Temperatur große Wärmemengen aufnehmen können. Dies ist wichtig, da somit Entlade- und Beladetemperatur des Speichers einerseits tief genug liegen, um die thermische Kältemaschine kühlen zu können und andererseits hoch genug, um in der Nacht bei kühlen Außentemperaturen die Abwärme über freie Kühlung an die Nachtluft abgeben zu können. Soll der gleiche Effekt mit sensiblen Speichern erzielt werden, so sind sehr große Volumina nötig, da die sensible Temperaturänderung nur wenige Kelvin betragen darf. In bestimmten Sonderfällen, in denen ein hohes Tag/Nacht-Temperaturgefälle vorhanden ist sowie das zu klimatisierende Gebäude wenig thermische Masse aufweist, kann in den Übergangszeiten ein Sonderfall entstehen. Dabei muss das Gebäude tagsüber gekühlt werden, während in der Nacht geheizt werden muss. Hierbei ist die Zwischenspeicherung der Abwärme besonders interessant, da diese nachts für die Gebäudeheizung verwendet werden kann und somit einer Nutzung zugeführt wird. Eine Angabe über das Entwicklungspotenzial bezüglich der Ausführung der Systemtechnik ist schwierig, da sich noch kein einheitlicher Standard herausgebildet hat. Bei bisher ausgeführten Anlagen unterliefen teilweise deutliche Fehlplanungen, weswegen auch die erreichten Effizienzwerte 44 AP2 Analyse solarthermische Kühlung zum Teil deutlich hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben waren. Sachgerecht geplante Anlagen mit effizienten Komponenten sollten auf jeden Fall elektrische EER-Werte von 10 oder größer erreichen. Dass dies selbst in kleinen Leistungsklassen möglich ist, zeigt eine Anwendung, die am ZAE Bayern installiert ist und bei 10 kW Kälteleistung einen elektrischen EER von 12 aufweist. Damit werden bei hoher Kältelast elektrische Monatsarbeitszahlen zwischen 9 und 10 erreicht. Regelungsstrategien im Teillastbetrieb Um günstige Betriebsbedingungen für ein System sicherzustellen, sind optimierte Regelungsstrategien notwendig. Die Regelung ist insbesondere für den Teillastbetrieb nötig. Bisherige Regelkonzepte bauen darauf auf, dass die Volumenströme und Temperaturspreizungen für die Auslegungsbedingungen eingestellt werden und anschließend auf schwankende Kältelasten mit einer reduzierten Antriebstemperatur im Generator der Kältemaschine reagiert wird. Nimmt man eine Absorptionskältemaschine, deren Volumenströme für den Volllastfall günstig eingestellt sind und reduziert die anliegende Last, so bleiben die Volumenströme in allen externen und internen Kreisläufen konstant. Durch Absenken der Antriebstemperatur, was häufig durch einen Drei-Wege-Mischer im Desorberkreislauf geschieht, wird die Ausgasungsbreite des Lösungsmittels reduziert und somit die Kälteleistung abgesenkt. Allerdings bleiben durch die konstanten Volumenströme die Druckverluste in allen externen Kreisläufen konstant, die Temperaturspreizungen gehen aufgrund der reduzierten Leistung zurück. Der Energieverbrauch für die Pumpen der externen Kreise und die Ventilatoren des Rückkühlkreises bleibt konstant. Bezogen auf die erzeugte Kälteleistung verschlechtert sich dadurch der elektrische EER. Da die interne Lösungspumpe der Absorptionskältemaschine einen konstanten Lösungsmassenstrom fördert und der Lösungswärmeübertrager einen annähernd konstanten Verlust hat, verschlechtert sich auch der thermische EER, weil die Verlustleistung einer verringerten Kälteleistung gegenübersteht. Da die konventionelle Regelung keinen Einfluss auf die Volumenströme nimmt, wird die Regelung nur über die Temperaturen vorgenommen. Eine optimierte Systemregelung regelt hingegen den Volumenstrom und die Temperaturen, um den elektrischen Energieverbrauch in Teillast zu senken. Fällt die Last im Kältekreislauf ab und bleibt der Volumenstrom konstant, so wird die Kaltwasservorlauftemperatur durch die Leistungsregelung der Kältemaschine konstant gehalten. Die Temperaturspreizung nimmt ab. Wird der Kältekreislauf z.B. im Auslegungsfall mit 15/18°C betrieben, so liegen die Betriebsbedingungen in 33% Teillast bei 15/16°C. Wird hingegen die Temperaturspreizung auf konstant 15/18°C gehalten, so sinkt der Volumenstrom auf 33% ab. Je nach Art des Kälteverbrauchers kann in Teillastbetriebsbedingungen eventuell sogar die Temperaturspreizung erhöht werden, auf beispielsweise 15-19°C. Dies hätte eine Reduktion des Volumenstromes im Kaltwasser auf 25% zur Folge. Da der Pumpaufwand in der dritten Potenz mit dem Volumenstrom ansteigt, bedeutet eine Viertelung des Volumenstromes eine Reduktion des Pumpaufwandes auf 1/64. Da Pumpen nicht in allen Betriebspunkten mit dem gleichen Wirkungsgrad laufen und mit absinkender Last tendenziell an Wirkungsgrad einbüßen, wird sich der verminderte hydraulische Aufwand nicht vollständig auf den Energieverbrauch auswirken. Trotzdem ist ein deutliches Potenzial zur Energieeinsparung zu erkennen. Um eine solche Regelungsstrategie umzusetzen, sind drehzahlregelbare Pumpen Grundvoraussetzung. 45 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Im Heißwasserkreis gilt prinzipiell das Gleiche; die Reduktion des Volumenstromes bietet großes Einsparpotenzial bei der Hilfsenergie. Im Desorberkreislauf kann der Volumenstrom sogar überproportional abgesenkt werden und die Temperaturspreizung erhöht werden. Dies liegt daran, dass der Wärmeübertrager bei gleicher Größe weniger Energie übertragen muss und somit die treibende Temperaturdifferenz zwischen interner und externer Temperatur verkleinert werden kann. Dadurch liegt der Heißwasserrücklauf näher an der internen Lösungstemperatur und ist somit gegenüber der Heißwasserrücklauftemperatur im Auslegungspunkt niedriger. Wird die Vorlauftemperatur konstant gehalten, so steigt die Temperaturspreizung im Heißwasserkreislauf. Der Rückkühlkreis ist der wichtigste externe Kreislauf, weil dort die meiste thermische Energie umgesetzt wird und somit auch die meiste Hilfsenergie benötigt wird. Übliche Rückkühlkonzepte schließen neben der Umwälzpumpe zudem noch die Ansteuerung eines trockenen oder nassen Rückkühlers mit ein, welcher ebenfalls Hilfsenergie benötigt. Geht man nun von einem trockenen Rückkühler aus, so hat man im Rückkühlkreis mehrere Freiheitsgrade. Zum einen kann durch Reduktion des Luftstromes über eine Variation der Lüftdrehzahl Einfluss auf die Temperatur des Rückkühlkreises genommen werden, zum anderen kann durch Variation des Kühlwasservolumenstromes die Temperatur im Rückkühlkreis beeinflusst werden. Da die übertragene Leistung im Teillastfall geringer ist, können interne und externe Temperatur näher zusammenliegen. Dadurch kann die Vorlauftemperatur des Kühlkreises ansteigen und somit die Temperaturspreizung steigen, beispielsweise von 30/40°C auf 30/42°C. Dazu kann der Volumenstrom im Kühlwasser überproportional abgesenkt werden, was sich, wie bereits mehrmals gezeigt, günstig auf den Energieverbrauch auswirkt. Alternativ dazu kann durch Verringerung der Ventilatordrehzahl des Rückkühlwerkes die Temperaturspreizung des Luftstroms erhöht und der Volumenstrom des Kühlwasserkreislaufes beibehalten werden. Zudem ist auch eine Kombination aus beiden Maßnahmen denkbar. Welche Maßnahme welchen Erfolg bringt, hängt im Einzelfall von den Systemvorgaben ab. Für eine allgemeine Aussage kann aber festgestellt werden, dass sich üblicherweise der Hilfsenergiebedarf von Umwälzpumpe und Rückkühlwerk in der gleichen Größenordnung bewegt. Somit sollte versucht werden, bei beiden Verbrauchern Energie einzusparen. 46 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Geht man für eine vereinfachte Betrachtung davon aus, dass die Hilfsenergie HE für die Umwälzpumpe genauso groß ist wie die für das Rückkühlwerk, so ergibt sich im Volllastfall ein gesamter Hilfsenergiebedarf von 2 HE (HilfsEnergie) im Rückkühlkreis. Zudem wird weiter davon ausgegangen, dass der Volumenstrom des Rückkühlwerks sich indirekt proportional auf die Temperaturspreizung des Kühlwassers auswirkt. Es wird wieder das Beispiel 33% Teillast gewählt, zudem wird von einem konstanten thermischen EER ausgegangen. 1. Fall: konstanter Kühlwasservolumenstrom Der Volumenstrom im Kühlwasser bleibt konstant, die Leistungsreduktion findet nur über eine Anpassung der Temperaturspreizung statt. Hilfsenergie Umwälzpumpe: 1HE Hilfsenergie Ventilator: 1/3 Temperaturspreizung im Wasserkreislauf -> 1/3 Volumenstrom Luft -> (1/3)³ = 1/27 HE Gesamte Hilfsenergie: 1 + 1/27 HE 2. Fall: konstante Temperaturspreizung Die Temperaturspreizung bleibt konstant, die Leistungsreduktion findet nur über eine Anpassung des Volumenstromes statt. Hilfsenergie Umwälzpumpe: 1/3 Volumenstrom Wasser -> (1/3)³ = 1/27 HE Hilfsenergie Ventilator: 1HE Gesamte Hilfsenergie: 1+ 1/27 HE 3. Fall: Reduktion von Volumenstrom und Temperaturspreizung Die Temperaturspreizung wird halbiert, der Volumenstrom auf 66% gedrosselt -> die Leistung wird auf 33% abgesenkt. Hilfsenergie Umwälzpumpe: 2/3 Volumenstrom Wasser -> (2/3)³ = 8/27 HE Hilfsenergie Ventilator: 1/2 Temperaturspreizung im Wasserkreislauf -> 1/2 Volumenstrom der Luft -> (1/2)³ = 1/8 HE Gesamte Hilfsenergie: (8/27+ 1/8) HE = 91/216 HE (< 0,5 HE) Wie obiges Beispiel zeigt, kann eine intelligente Regelung im Kühlwasserkreislauf den Hilfsenergiebedarf gegenüber der Standardregelung nochmals halbieren. Hinzu kommt, dass bei Teillast üblicherweise die Umgebungslufttemperatur niedriger ist als im Auslegungspunkt und dadurch die Temperaturspreizung bei niedrigerer Ventilatorleistung hoch gehalten werden kann. Durch die zuvor genannten Maßnahmen kann der Bedarf an Hilfsenergie in Teillast überproportional zur abnehmenden Last reduziert werden. Dadurch besteht die Möglichkeit, den elektrischen EER in Teillast gegenüber dem Auslegungspunkt zu erhöhen. Im zuvor gewählten Beispiel sinkt die thermische Last auf 33%, die elektrische Hilfsenergie (des Kühlkreises) von 2HE auf <0,5 HE, d.h. auf <25%. Der elektrische EER würde also steigen. Dies ist bis jetzt in ausgeführten Anlagen eher die Ausnahme. Um das Potenzial zu heben, ist eine intelligente Volumenstromregelung der hydraulischen Kreise notwendig. Dafür sind drehzahlregelbare Pumpen nötig. Zudem muss, vor allem 47 AP2 Analyse solarthermische Kühlung bei trockenen Rückkühlern, ein Konzept entwickelt werden, dass die gesamte Energieersparnis optimiert und auch die Rückkühlerregelung ins Regelungskonzept mit aufnimmt. Eine weitere regelungstechnische Maßnahme, die auf eine Optimierung des thermischen EER in Teillast abzielt, ist die Regelung der internen Massenströme in Teillast. Absorptionskältemaschinen haben üblicherweise einen Umlaufverdampfer, d.h. Kältemittel wird vom Verdampfersumpf abgepumpt und über dem Verdampferrohrbündel wieder aufgegeben. Um eine möglichst vollständige Benetzung des Wärmetauschers mit Kältemittel zu erhalten, wird mehr Kältemittel umgewälzt, als zur Verdampfung nötig wäre. Die umgepumpte Kältemittelmenge ist somit unabhängig von der Kältelast und eine Reduktion des Kältemittelmassenstromes in Teillast ist normalerweise nicht vorgesehen. Im Prinzip kann bei niedrigeren Lasten der Volumenstrom etwas zurückgenommen werden, da für den Teillastbetrieb eine vollständige Benetzung des Wärmetauschers nicht nötig ist. Allerdings sind die so zu erzielenden Einsparungen gering. Eine vollständige Benetzung des Wärmetauschers ist somit einer geringen Energieeinsparung vorzuziehen. Da in Teillast das Verhältnis von Wärmetauscherfläche zur umgesetzten Leistung ansteigt, nimmt die treibende Temperaturdifferenz ab und somit steigt die Drucklage der Verdampfung. Dadurch wird der Absorber unterstützt, da er bei höheren Temperaturen rückgekühlt werden kann. Das dadurch ermöglichte Energieeinsparpotenzial im Rückkühlkreis ist deutlich höher als die Energieeinsparung der Kältemittelumwälzpumpe. Dies liegt vor allem auch daran, dass die Kältemittelumwälzpumpe sehr wenig Energie verbraucht. Die Pumpe muss zum einen nur eine geringe Druckerhöhung leisten, nämlich die geodätische Höhe des Verdampfers überwinden, und zum anderen einen geringen Massenstrom fördern. Die Lösungspumpe hingegen hat eine höhere Leistungsaufnahme, da sie einen größeren Volumenstrom fördern und eine höhere Druckdifferenz überwinden muss. Da die Lösung vom Absorber in den Desorber gefördert werden muss, muss neben den Höhen der Wärmeübertrager auch noch der Druckunterschied zwischen Hoch- und Niederdruckstufe überwunden werden sowie der Druckverlust des Lösungswärmetauschers. Der erhöhte Volumenstrom, der gefördert werden muss, setzt sich aus dem Kältemittel und dem Lösungsmittel zusammen. Für Absorptionskältemaschinen mit LiBr als Arbeitspaar eignen sich je nach Auslegung und Apparatebauform f-Werte zwischen 10 und 30. Der f-Wert gibt das Verhältnis des Lösungsmassenstromes zum umgesetzten Kältemittelmassenstrom an. Wird in Teillast die Kälteleistung verringert, der Lösungsumlauf aber nicht entsprechend angepasst, so steigt durch die Verringerung des Kältemittelmassenstromes automatisch der f-Wert an. Da der Lösungsmittelwärmeübertrager nicht die gesamte Wärme der starken Lösung auf die schwache Lösung übertragen kann, wird stets etwas Wärme vom Desorber in den Absorber verschoben. Diese Wärme kann als Verlust angesehen werden. Dieser Wärmeverlust ist annähernd konstant und von der Last der Kältemaschine unabhängig. In Teillast führt dies dazu, dass der thermische EER sinkt. Wird im Teillastfall die Lösungspumpe geregelt und der Volumenstrom angepasst, so ergeben sich zwei positive Effekte. Zum einen sinkt die Leistungsaufnahme der Lösungspumpe, zum anderen bleibt der thermische EER konstant. Die Leistungsaufnahme der Lösungspumpe ist zwar deutlich 48 AP2 Analyse solarthermische Kühlung höher als die der Kältemittelumwälzpumpe, im Vergleich zum Energiebedarf der externen Pumpen und Ventilatoren jedoch gering. Dies gilt besonders, da für die Betrachtung der Regelungstechnik von einem System mit optimierten Hocheffizienzpumpen ausgegangen wird. Somit ist auch die Reduktion der Energieaufnahme der Lösungspumpe im Gesamtsystem nicht signifikant. Durch den konstanten thermischen EER wird aber die Rückkühlleistung nicht unnötig erhöht und somit wird der Energiebedarf von Kühlkreispumpe und Kühlkreisventilatoren im Vergleich zu einer ungeregelten Lösungspumpe verringert. Allerdings ist auch hierbei zu beachten, dass der Volumenstrom der Lösung nur soweit abgesenkt werden darf, dass eine vollständige Benetzung der Wärmeübertrager (zumeist Rohrbündel) gewährleistet ist. Unvollständig benetzte Wärmetauscher verringern die thermisch aktive Wärmetauscherfläche und erhöhen somit die treibende Temperaturdifferenz. Dies wiederum wirkt sich negativ auf den Energiebedarf des externen Kühl- bzw. Heizkreislaufes aus. In der Systemtechnik liegen die Optimierungspotenziale neben hocheffizienten Komponenten vor allem in einer intelligenten Teillastregelung. Diese basiert im Wesentlichen auf drehzahlvariablen Pumpen und Ventilatoren, die eine Volumenstromregelung ermöglichen. Zudem schließt eine intelligente Regelung auch eine Volumenstromregelung des Lösungsumlaufes mit ein. Diese Energieeinsparung ist aber im Vergleich zu den Potenzialen der externen Kreise gering und auch nur begrenzt einsetzbar, da eine vollständige Benetzung der Wärmetauscher mehr Energieeinsparpotenzial bietet als eine Reduktion der Leistungsaufnahme der Lösungspumpe. Stand-alone Kälteerzeuger Absorptionskältemaschinen die von volatilen Antriebsquellen wie Solarenergie oder fluktuierender Abwärme angetrieben werden, können alleine eine durchgehende Kälteversorgung nicht garantieren. Deshalb werden diesen Anlagen häufig Kompressionskältemaschinen als Backup oder zur Spitzenlastabdeckung zur Seite gestellt. Um das Gesamtsystem zu vereinfachen und auf BackupLösungen verzichten zu können, kann ein Gasbrenner integriert werden. Mit einer solchen Lösung wird beispielsweise eine solarthermische Absorptionskältemaschine derart aufgewertet, dass sie dauerhaft und ausschließlich eine permanente Kälteversorgung bereitstellen kann. Ausfälle der thermischen Antriebsleistung durch beispielsweise suboptimale oder gänzlich fehlende Solarstrahlung kann so ausgeglichen werden. Zusätzlich kann in geringen Grenzen auch die Kälteleistung im Vergleich zum reinen Heißwasserbetrieb gesteigert werden, um Lastspitzen abzufahren. Das ZAE Bayern realisierte eine solche Absorptionskältemaschine für eine solarthermische Kühlungsanwendung mit 90 kW Nennkälteleistung. Bei ausreichender Solarstrahlung wird die Absorptionskältemaschine als einstufige Anlage betrieben und ist heißwassergetrieben. Kann der Kältebedarf nicht mehr (vollständig) von der Solarwärme gedeckt werden, schaltet ein Gasbrenner zu. Da bei der Feuerung von Gas keine Begrenzung der Antriebstemperatur besteht, erfolgt die Wärmeeinkopplung in den Sorptionskreislauf auf einem höheren Druck- bzw. Temperaturniveau. Dadurch wird die Exergie des eingesetzten Brennstoffes besser genutzt, da die Kondensationswärme der zweiten Stufe zum Antrieb der ersten genutzt werden kann. Wird die Kälte ausschließlich vom Gasbrenner erzeugt, so arbeitet die Absorptionskältemaschine wie eine double-effect-Maschine. 49 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Liefert der Gasbrenner nur einen Teil der Antriebswärme und ein Teil wird von der Solaranlage bereitgestellt, so verhält sich die Absorptionskältemaschine wie eine Mischung aus einer single-effect und einer double-effect-Maschine. Dieser Betrieb wird als DE/SE bezeichnet, double-effect/singleeffect. Der erreichbare thermische EER liegt zwischen dem einer double-effect (~1,4) und einer single-effect-Anlage (~0,75), je nach Anteil der beiden Wärmequellen näher bei 1,4 bzw. 0,75. Durch Erweiterung der Absorptionskältemaschine um den Gasbrenner kann die Absorptionskältemaschine alleine die Kälteerzeugung übernehmen. Da der Gasbrenner bereits fertig montiert ist, wird auch dessen Steuerung von der Anlagenregelung übernommen. Somit werden potenzielle Fehler bei der Ansteuerung vermieden und das System ist weniger anfällig verglichen mit der Einbindung eines externen Wärmeerzeugers. Zudem erlaubt dieses System den Betrieb der Absorptionsmaschine als Wärmepumpe im Winter, eine Wärmequelle mit ausreichend hohem Temperaturniveau vorausgesetzt. Ist eine solche Wärmequelle nicht vorhanden, so kann der Gasbrenner in der Absorptionskältemaschine auch im Kesselbetrieb, also ohne Wärmepumpeneffekt, genutzt werden. Somit entfällt für den Heizfall eine zusätzliche Heizung. 50 AP2 Analyse solarthermische Kühlung 4.2. Entwicklungspotenzial Adsorptionstechnik Zahlreiche der im vorigen Abschnitt aufgeführten Entwicklungspotenziale treffen auch für die Adsorptionstechnik zu; dies betrifft insbesondere die Elektroenergieaufwendungen in den externen Kreisläufen für den Antrieb, für die Rückkühlung und für den Kälteträgerkreis. Eine Verringerung der Druckverluste in den internen Wärmeübertragern der Adsorptionskältemaschine trägt daher ebenfalls zur Verbesserung der elektrischen Aufwandszahl bei. Besonderes Augenmerk liegt auch hier in der Rückkühlung, da wegen des durchschnittlich etwas ungünstigeren thermischen EER die erforderlichen Rückkühlleistungen höher als in der einstufigen Absorptionstechnik sind. Die Adsorptionskältemaschine im kleinen Leistungsbereich selbst enthält in der Regel außer der internen Steuerung und der Ventile für die periodische Kammerumschaltung keine Komponenten, die Elektroenergie aufnehmen. Hier ist daher wenig Potenzial für eine Verbesserung der elektrischen Arbeitszahl vorhanden. Adsorptionskälteanlagen im höheren Leistungsbereich enthalten eingebaute Vakuumpumpen, die kurzzeitig zum Absaugen von eventuell auftretenden Fremdgasen aktiviert werden, bei korrekter Funktion der Kältemaschine aber nicht signifikant zur Stromaufnahme beitragen. Die derzeitigen F&E-Arbeiten bezüglich des Entwicklungspotenziales Systemtechnik bei Adsorptionskältemaschinen konzentrieren sich daher auf die Verbesserung der thermischen Effizienz, d.h. Erhöhung des thermischen EER durch systemtechnische Entwicklungen. Verbesserung der thermischen Effizienz Bei herkömmlichen Anlagen wird die Wärmerückgewinnung beim Umschalten der Kammern vom Adsorber- auf Generator(Desorber)betrieb und umgekehrt durch ein kurzzeitiges Zusammenschalten der beiden Kammern erreicht. Dabei wird die im nächsten Schritt als Generator betriebene Kammer vorgeheizt, die im nächsten Schritt als Adsorber betriebene Kammer vorgekühlt. Diese Wärmerückgewinnung ist jedoch nicht ideal. Ein Ansatz, diesen Prozess erheblich zu verbessern, wird im Zyklen-Konzept „Stratisorp“ untersucht. Dabei handelt es sich um ein Konzept des Karlsruhe Institute of Technology (KIT) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ISE: die AdKM wird kombiniert mit einem speziell angepassten Schichtenspeicher, dem sowohl Kühlwasser zur Rückkühlung des Adsorbers als auch Heizwasser für die Regeneration auf jeweils passender Temperatur entnommen wird. 51 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Abbildung 17 - Stratisop Systemskizze Dargestellt ist in Abbildung 17 die Adsorptionsphase mit Kühlwasserentnahme aus der untersten Speicherschicht. Der Speicher wird an einen externen Rückkühler und an eine externe Wärmequelle (hier: Prozess für 200°C Antriebstemperatur) angeschlossen. Bildquelle: [Schwamberger, 2011]7. Mit diesem Konzept kann vorhandene Wärme in hohem Maße genutzt und zwischengespeichert werden. Detaillierte Simulationsrechnungen zeigen die Möglichkeit, dass damit die thermische Aufwandszahl EER erheblich ansteigt. Der Aufbau eines Prototyps ist in Vorbereitung. Einen Entwicklungsansatz, der gemeinsam vom Fraunhofer ISE, der Solvis GmbH und der SorTech AG im Rahmen des Projektes SolCoolSys beforscht wird, ist ein hoher Vorfertigungsgrad des Gesamtsystems thermischer Kälteerzeuger. Wie im Kapitel 2 „Praxisdaten“ gezeigt, ist die Anbindung der Kältemaschine ins System fehleranfällig und kann die elektrische Effizienz deutlich vermindern. Durch einen hohen Vorfertigungsgrad an der Hydraulik und der Regelungstechnik soll der parasitäre Energieverbrauch minimiert werden. Wird die AdKM zudem zusammen mit einem geeigneten Rückkühlwerk angeboten, wird ein weiteres Risiko für die Effizienz vermieden. Da eine AdKM bedingt durch das Kältemittel Wasser hauptsächlich innerhalb des Gebäudes aufgestellt wird, während der Rückkühler systembedingt im Freien steht, kann die Rohrleitungsführung sowie Dimensionierung nicht vorgefertigt werden. Ein Dimensionierungsvorschlag kann den Planer bei der Ausführung dagegen unterstützen. Ein weiterer Schritt zur deutlichen Vereinfachung von Planung und Installation im System sind AdKM, die bereits mit geregelten Kreislaufpumpen für die drei hydraulischen Betriebskreise Antrieb, Rückkühlung und Kaltwasser ausgestattet sind. Hersteller von Geräten im kleinen Leistungsbereich sind mit dieser Erweiterung bereits am Markt. In der jeweils geplanten Anwendung muss die Kompatibilität mit dem hydraulischen Netz vor Ort geprüft werden. 7 Valentin Schwamberger et al.: Modeling Results of a Novel Adsorption Cycle with Advance Heat Recovery for th High-Efficiency Air-Cooled Adsorption Chillers. Tagungsbeitrag zu 4 International Conference Solar AirConditioning, 12.-14. Oktober 2011, Larnaka, Zypern 52 AP2 Analyse solarthermische Kühlung Um den Ansatz der hohen integrierten Fertigung weiter zu vertiefen, werden teilweise bereits Komplettpakte von BHKW und AdKM angeboten. Dadurch kann eine korrekte Einbindung einer effizienten Wärmequelle gewährleistet werden. Diese Kombination zielt auf Anwendungen ab, die eine hohe Gleichzeitigkeit von Strom und Kältebedarf haben sowie eine ganzjährig hohe Laufzeit. Solche Anwendungen können beispielsweise Rechenzentren, Produktionsanlagen, Kühlhäuser oder Krankenhäuser sein. 53