Bauen in Stahl - Stahlbau Zentrum Schweiz
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Bauen in Stahl - Stahlbau Zentrum Schweiz
Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz 03/04 steeldoc Wohnen im Stahlhaus Inhalt Editorial 3 Wohnlicher Stahlbau - eine Spurensuche Essay von Alois Diethelm 4 Haus Sobek, Stuttgart Radikale Transparenz 8 Maison Expo, Paris Ideenkiste 14 Wohnhaus, Pomponne Grünes Gartenhaus 18 Haus Steeman, Epe Spielerische Raumerweiterung 22 Picture Window House, Japan Leben wie im Landschaftsbild 26 Impressum 31 Kompetenz im Stahlbau Das Stahlbau Zentrum Schweiz ist das Schweizer Kompetenz-Forum für den Stahlbau. Als Fachorganisation vereint das SZS die wichtigsten stahlverarbeitenden Betriebe, Zulieferfirmen und Planungsbüros der Schweiz und erreicht mit seinen Aktionen mehr als 8'000 Architektinnen, Bauplaner, Entscheidungsträger und Institutionen. Das SZS informiert das Fachpublikum, fördert die Forschung, Entwicklung und Zusammenarbeit im Stahlbau, pflegt internationale Verbindungen und unterstützt die Aus- und Weiterbildung von Fachleuten. Seine Mitglieder profitieren von einem breiten Leistungsangebot zu günstigen Konditionen. www.szs.ch Stahlbau Zentrum Schweiz Centre suisse de la construction métallique Centrale svizzera per le costruzioni in acciaio Editorial Das Wohnen im Stahlhaus hat schon in den 20er Jahren die Konventionen der bürgerlichen Traditionen gesprengt. Damals war der Stahlbau gerade mal für den Industriebau entdeckt und akzeptiert worden – darin wohnen, das wollten nur ein paar schillernde Exponenten der Moderne. Sie galten als Puristen, Minimalisten oder Technokraten – auf jeden Fall als äusserst abgehoben von den Normen der üblichen Wohnvorstellungen. Dass Wohnen im Stahlhaus auch «wohnlich» sein kann, musste erst bewiesen werden. Viele der wegweisenden Wohnhäuser aus Stahl entstanden in den 50er und 60er Jahren. In dieser Zeit entwickelte auch der Schweizer Architekt Fritz Haller ein vorfabriziertes, modulares Konstruktionssystem für den Hausgebrauch. Anders als sein USM-Möbelsystem setzte sich dieses jedoch nicht bei der breiten Bevölkerung als Standard für den Hausbau durch. Auch heute noch sind Wohnhäuser aus Stahl in der Häuserlandschaft der Schweiz eher selten anzutreffen. Nicht nur, dass gute, moderne Architektur generell selten vorkommt, Stahl im Wohnumfeld gilt bei den meisten Bauherrschaften als unterkühlt und deshalb als «unwohnlich». Die vorliegende Ausgabe von Steeldoc setzt sich mit der Frage auseinander, was das Wohnen im Stahlhaus wohnlich macht und natürlich auch, welche Konstruktionssysteme dabei zum Tragen kommen. Die Einfachheit der Konstruktion tritt beim Wohnhaus noch deutlicher zutage als bei jeder anderen Bauaufgabe. Denn ein Wohnhaus steht meist alleine und muss sich nur den klimatischen Gegebenheiten und allenfalls denjenigen des Grundstückes anpassen. Das Volumen ist überschaubar und eignet sich für die möglichst reine Anwendung eines Konstruktionsprinzips. Auch konstruktive Details stellen für Architekten eine gestalterische Herausforderung dar, weil sie unmittelbar sichtbar und für die äussere Erscheinung prägend sind. Obwohl Stahl für den Hausbau nur eine relativ geringe Rolle im Markt spielt, so steht er doch exemplarisch für die Vorteile der Stahlbauweise. Zwar sind kaum grosse Spannweiten zu überbrücken, doch umso deutlicher treten Standardisierung, Schnelligkeit, Einfachheit der Konstruktion und Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Letztere widerspiegelt sich in einer energieeffizienten, leichten und flexiblen Bauweise und der vollständigen Rezyklierbarkeit des Materials. Wer nun auch die Wohnqualitäten im Stahlhaus für sich entdeckt, kommt dem nachhaltigen Lebensglück ein gutes Stück näher. Wir wünschen viel Vergnügen beim Studium und der Lektüre der nachfolgenden Seiten. Evelyn C. Frisch 3 Essay Wohnlicher Stahlbau – eine Spurensuche Alois Diethelm Im Gegensatz zum Holzhaus sind Bilder vom gemütlichen Wohnen im Stahlhaus bei den meisten Leuten kaum greifbar. Denkt man an Stahlbau, so weckt dieser vor allem Assoziationen zu kühler Sachlichkeit oder konstruktiver Kühnheit. Dabei hält die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts Ikonen bereit, die als Schlüsselwerke des modernen Wohnens gelten und in denen sich durchaus komfortabel und anregend leben lässt – gestern wie heute. Royal Pavilion, Brighton (GB), 1818-1821, von John Nash: Das wohl erste Beispiel für eine Gusseisensäule im Wohnraum. Reich verziert, fügt sie sich nahtlos in die opulente Innenausstattung ein. 4 Tatsächlich wird Stahl zuerst mit allen anderen Bauaufgaben in Verbindung gebracht, ehe man das Material als Konstruktions- und Gestaltmittel im Wohnungsbau in Betracht zieht. Als Produkt der industriellen Revolution haftet ihm etwas Technisches an, das weder gemütlich noch repräsentativ sein kann. Als besonders mutig muss deshalb der britische Prinz und spätere König George IV erscheinen. Beim Umbau und der Erweiterung vom Royal Pavilion in Brighton (1818-1821) liess er es zu, dass sein Architekt John Nash nicht nur in der Küche gusseiserne Säulen verwendete, sondern auch in den Gesellschaftsräumen. Farbig bemalt und ausgestattet mit reich verzierten Kapitellen und Basen, rückt die Materialität – aus heutiger Sicht – allerdings in den Hintergrund. Die Säulen fügen sich nahtlos in den Formenkanon der opulenten Innenausstattung ein. Als 70 Jahre später in Brüssel das Haus Tassel (1893) von Victor Horta, einem der Gründerväter des Jugendstils, erstellt wurde, waren Gusseisensäulen im Wohnungsbau aber noch immer revolutionär. Bezugnehmend auf den «Royal Pavilion» schrieb Sigfried Giedion in Raum, Zeit, Architektur (1964, englische Erstausgabe 1941): «Niemand hatte vor Horta gewagt, diesem Beispiel zu folgen und die Konstruktion sichtbar in die Intimität des Wohnhauses eindringen zu lassen.» Horta wird deshalb häufig als derjenige genannt, der als Erster Eisen im Wohnungsbau einsetzte. Jugendstil – Veredelung eines Industrieproduktes Die Verwendung von Eisenstützen ermöglichte Horta transparentere und flexiblere Grundrisse. Oder wie es Paolo Portoghesi in seiner mit Franco Borsi verfassten Horta-Biografie (1970) nannte: «Das Eisen half Platz zu gewinnen, es ermöglichte, ein und denselben Raum zu verschiedenen Zwecken zu verwenden, machte leicht und durchsichtig, was bei der traditionellen Bauweise undurchsichtig und massiv war.» Neben räumlichen Veränderungen ebnete Eisen wegen seiner einfachen Formbarkeit auch einer neuen Architektursprache den Weg. Losgelöst von historischen Stilen prägten im Werk Hortas und anderen Exponenten des Jugendstils gekurvte, der Natur nachempfundene Linien die Räume. Das Motiv des «Peitschenschlages», wie die Linien auch genannt wer- den, ist aber nicht allein in den Eisenarbeiten anzutreffen; die Malereien an den Wänden und Decken und die Mosaikbeläge am Boden weisen es genauso auf. Die Integration des neuen Materials erfolgte bei Horta also nicht allein über die kunsthandwerkliche Bearbeitung des Industrieproduktes, sondern auch motivisch. Anders als Nash, dessen Säulen mit den ausgeprägten Kapitellen an Bäume oder Schirme erinnern, verfolgte Horta eine Veredelung des Eisens ohne dieses zu Verfremden: Setzen sich die Stützen, wie beim Haus van Eetvelde (1895), aus verschiedenen Profilen zusammen, bleiben die Nieten sichtbar und der Querschnitt verändert sich erst am Stützenkopf, wo ein Metallbündel ein Kapitell formt, das dann aber doch noch eine Verschleierung der tektonischen Verhältnisse evoziert. Neben dem Ausweg aus dem im 19. Jahrhundert vorherrschenden Dilemma, in welchem Stil man bauen solle und der zentralen Errungenschaft dessen, was Le Corbusier später den «plan libre» nennen und für sich in Anspruch nehmen wird, ortet Portoghesi in Hortas Anwendung von Eisen einen dritten, gesellschaftlichen Aspekt: «Indem Horta die Charakteristika der Industrie- und Schiffsbauten in die Zimmer der Häuser des Grossbürgertums übertrug und umgekehrt am Maison du Peuple bestimmte sprachliche Lösungen wieder verwendete, die beim Bau von privaten Stadthäusern ausprobiert worden waren, drückte er die reformistischen politischen Bestrebungen der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts am klarsten aus.» Zwischen Wohnmaschine und Industrieromantik Zurück zur Frage, wie sich Stahl im Wohnraum zeigt, glaubt man, mit der Maison de Verre (1928-1932) von Pierre Chareau ein Beispiel vor Augen zu haben, dessen Stahlkonstruktion ungekünstelter nicht sein könnte. In einem Pariser Innenhof gelegen, ist das Wohnhaus mit Praxis das Resultat eines Umbaus, bei dem das oberste Geschoss nicht angetastet werden konnte, da es sich nicht im Besitz des Bauherrn befand. Bei den nunmehr sichtbaren Stützen handelt es sich aber nicht um partiell eingeführte Tragelemente, die wie beim Royal Pavilion durch den Abbruch einzelner Wände erforderlich wurden, sondern sie fungieren als einzige Stützkonstruktion des obersten Geschosses. Vollständig ausgehöhlt – sogar die Fassaden wurden abgebrochen –, entstand auf den ehemals zwei Geschossen eine dreigeschossige Wohnung, deren Aussenwände ausschliesslich aus Glasbausteinen bestehen. Orchestriert von einem Innenausbau, der sich durch technische Raffinesse und feinmechanische Präzision auszeichnet – Chareau war bis dahin vor allem als Möbeldesigner und Innenarchitekt hervorgetreten –, steeldoc 03/04 wirken die vernieteten und verschraubten Stützen geradezu brachial. Nur der rote Anstrich auf den Verbindungsstellen scheint von der Logik des einfachsten Weges abzuweichen und lässt auch hier die gestaltende Hand des Architekten erahnen. Tatsächlich verhält es sich mit der Zweifarbigkeit aber genau umgekehrt. Beim Rot handelt es sich um Mennige, ein gängiger Rostschutzanstrich aus Bleioxid, während sich die schwarzen «Flansche» als eine Aufdoppelung aus Schiefer (!) entpuppen. Nun wurde in der jüngeren Rezeption die Stahlkonstruktion der Maison de Verre vor allem wegen der veralteten Schraub- und Niettechnik gerügt und dabei auf Le Corbusiers gleichzeitig entstandene «Immeuble Clarté» in Genf verwiesen, wo die Stützen elektrisch geschweisst wurden. Von einem ‹art-décohaften Industrie-Interieur› war die Rede (Christian Sumi) und von einem Verfahren, dessen Geist dem «heroischen Zeitalter der Metro» näher liege, als der «Realisation eines rationalen, modernen Raumes» (Bernard Bauchet/Marc Vellay). Beiderorts wurde aber auf die Schieferbekleidung nicht näher eingegangen; dabei wäre es interessant zu wissen, wo diese eigentümliche Kombination ihren Ursprung hat. Bezweckte Chareau damit eine Veredelung des Stahls, oder strebte er eine optische Beruhigung an? Zusammengesetzt aus einem Stegblech, an das beidseitig zwei Winkelprofile anschliessen, entstehen Flansche, die auf der Aussenseite zwei (unschöne) Fugen aufweisen– vom Schiefer werden sie kaschiert. Oder ist der Auslöser jene Stütze im Wohnzimmer, die in Abweichung zum beschriebenen Aufbau über Flanschbleche verfügt, welche mit den Winkelprofilen vernietet sind und deshalb, um nicht als Ausnahme zu erscheinen, bei allen Stützen nach Abdeckungen verlangte? Zwischen Poesie und Rationalität pendelnd, entzieht sich die Maison de Verre einer klaren Einordnung. Sie wirkt widersprüchlich im Nebeneinander von neuartigen und überholten Techniken, industrieller und kunsthandwerklicher Bearbeitung. Und doch repräsentiert sie wie kaum ein anderes Haus jener Zeit den Typus der Wohnmaschine und gilt als Schlüsselwerk für die englische Hightech-Bewegung um Richard Rogers, der das Haus 1955 als Student besuchte. Authentische Verkleidung Was dem Mauerwerk der Verputz ist, ist der Stahlstütze der Blechmantel. Ein Gedanke, der sich beim Studium von Mies van der Rohes Stahlstützen am Barcelona-Pavillon (1929) und beim Haus Tugendhat in Brünn (1930) einstellt. Denn so wie der Verputz nicht nur eine schützende Funktion hat, sondern auch verschiedene Untergründe vereint – man denke an das Nebeneinander von Stein und Mörtel in der Massivbauweise –, umschliesst der Chrommantel bei Mies ein vielgliedriges Konstrukt aus Winkelprofilen und Nieten. Zwar gehen dabei die Spuren handwerklicher Arbeit verloren, die Materialauthentizität aber bleibt. Damit ist einerseits die Oberfläche gemeint, die kostbarer wird, aber weiterhin aus Metall besteht, und andererseits die Form. Wenig grösser als der tragende Kern, sind die Stützen nämlich noch immer so schlank, dass sie mit keinem anderen Material hergesellt werden könnten. War es daher Absicht oder Unwissenheit, wenn Henry-Russell Hitchcock und Philip Johnson in Der Internationale Stil (1932) ausgerechnet im Kapitel «Vermeidung aufgesetzter Dekoration» auf das Haus Tugendhat verweisen und schreiben: «Wo die Brandschutzbestimmungen keine vollständige Ummantelung verlangen, wirkt die sichtbare Stahlstütze unübertrefflich leicht und elegant»? Haus van Eetvelde, Brüssel (B), 1895, von Victor Horta: Herkömmliche Profile mit sichtbaren Nieten. Erst am Stützenkopf vermengen sich statisch erforderliche und dekorative Elemente. Maison de Verre, Paris (F), 1928-1930, von Pierre Chareau: Vielgliedrigkeit durch die Spuren der Herstellung. Bei den schwarzen «Flanschen» handelt es sich allerdings um Aufdoppelungen aus Schiefer. Haus Tugendhat, Brünn (CZ), 1930, von Mies van der Rohe: Ebenholz, Onyx und Chrom. Kostbare Oberflächen vereinen Elemente mit unterschiedlichster Form und Funktion. 5 Essay Eames House, Pacific Palisade (USA), 1949, von Ray und Charles Eames: Hier wird gelebt! Im kreativen Durcheinander treten das sichtbare Stahlskelett und die Blechdecke in den Hintergrund. Der Blechmantel erweist sich zudem als anpassungsfähig, besteht er doch im Wohnraum aus Chromstahl, während er auf der Terrasse nur galvanisiert ist. Diese graduelle Unterscheidung ermöglichte Mies, Bauteile ungeachtet ihrer Form und Funktion in unterschiedliche Raumstimmungen einzubinden. Die halbkreisförmige Wand aus Makassar-Ebenholz, die gerade Wandscheibe aus Onyx oder die Punkte der Chromstützen: Elemente im Wohnzimmer, von denen einzelne tragen und andere nur trennen – eingespannt zwischen zwei weissen Flächen aus Linoleum und Gips, vereint sie eine kostbare Materialität. Die Integration des Stahls im Wohnraum erfolgt beim Haus Tugendhat aber auch noch von anderer Seite. Aus Stahlrohren und Bandstahl gefertigt, weisen die Stühle und Sessel ebenfalls Oberflächen aus Chrom auf. Das erinnert daran, dass heute die Akzeptanz von Metall im Wohnraum eigentlich längst gegeben ist. Ob Breuers Freischwinger, die Ständerleuchte von IKEA oder die Möbelbausysteme von USM-Haller, Möbel aus Metall finden sich fast in jeder Stube. Mit dem Haus Tugendhat dürfte überdies das erste Beispiel für die Anwendung von Stahl im Wohnungsbau vorliegen, das weder historische Vorbilder in Metall übersetzt (Gusseisensäule bei Nash), noch vorrangig aus dem Herstellungsprozess die Ästhetik ableitet (vernietete Stützen bei Horta und Chareau). Die verkleidete Stahlstütze wird in der weiteren Entwicklung für die meisten mehrgeschossigen Anwendungen (ausserhalb des Einfamilienhausbaus) zur Normalität werden - allerdings nie mehr mit der Schlankheit von Brünn oder Barcelona. Die Verkleidungen weisen Abmessungen auf, die so gross sind, dass sie nicht nur Platz für eine allfällige Branschutzbeschichtung bieten, sondern auch noch Leitungen aufnehmen können. Längst die gleichen Dimensionen wie eine Betonstütze aufweisend, unterscheidet sich die verkleidete Stahlstütze nur noch durch die gewährleistete Austauschbarkeit der Leitungen. «Viktorianisches Durcheinander» 1945 lancierte John Entenza, der Herausgeber der Zeitschrift Arts & Architecture, ein Programm zur Förderung des Baus von preiswerten und modernen Wohnhäusern im Grossraum Los Angeles. An dem Projekt zu den sogenannten «Case Study Houses» waren zahlreiche bekannte Architekturbüros beteiligt. Die grösste Aufmerksamkeit genossen aber Charles und Ray Eames mit dem Haus Nr. 8, ihrem Eigenheim in Pacific Palisade. Das 1949 fertiggestellte Wohnund Atelierhaus wies nämlich eine Tragstruktur aus standardisierten Stahlprofilen auf, und die Fassade war mit Glas- und Blechpanelen ausgefacht, die ebenfalls aus industrieller Produktion stammt. Wie in Marilyn und John Neuharts Monografie Eames House (1994) nachzulesen ist, sollen ehemalige Mitarbeiter aber erzählt haben, dass gerade im Zusammenhang mit den Fensterelementen viel Handarbeit erforderlich war. So sollen die Fenster ins Eames Office geliefert worden sein, wo ein Mitarbeiter «über zweihundert verschiedene Schweissungen an den fabrikmässig gefertigten Fensterrahmen vornahm», ehe sie montiert werden konnten. Im Innern wurde die Konstruktion teilweise mit Holz verkleidet, die offen verstrebten Deckenträger aus Stahl und die darüber liegenden Ferroboard-Stahlplanken jedoch blieben sichtbar. Mit den Stahlplanken (dünnwandige Kassetten, die in Funktion und Aussehen mit Trapezblech vergleichbar sind), den Fachwerkträgern und den gewalzten Breitflanschprofilen fanden Produkte Verwendung, die eine Technologie und Formensprache verkörpern, die noch heute Gültigkeit haben und für den zeitgenössischen Stahlbau – zumindest bei kleineren Bauten – durchaus repräsentativ sind. Es mehren sich allerdings die Anzeichen, dass bei Ein- und Mehr- 6 steeldoc 03/04 familienhäusern verstärkt Systeme mit verzinkten Stahlleichtprofilen zur Anwendung kommen werden. Wie bei den inneren Trennwänden in der Trockenbauweise (Gipsständerwände), werden die Metallprofile aber hinter einer Beplankung verschwinden und zu einem «entmaterialisierten Stahlbau» führen. Mit dem Eames House scheint zudem der Punkt erreicht worden zu sein, an dem das Stahlskelett auch im Wohnraum vollständig gezeigt werden konnte. Vorbei die Zeit, als höchstens Stützen oder Abschnitte derselben zu sehen waren. Auch blieben ästhetisch motivierte Veränderungen an den Profilen aus; Wohnlichkeit – wenn sie überhaupt mit den Profilen in Zusammenhang steht –, stellte sich ganz anders ein: In Die Welt von Charles und Ray Eames (1997) erinnert sich Robert Venturi, einst mit grossem Vergnügen geschrieben zu haben, dass die Eames in ihrem Haus «das gute alte viktorianische Durcheinander wieder eingeführt haben. Die Architektur der Moderne wollte immer alles so ordentlich und sauber haben, und die beiden kamen daher und verteilten ihre eklektischen Assemblagen über das gesamte Interieur». Daraus liesse sich der Schluss ziehen, dass das Stahlhaus so gemütlich ist, wie es die Bewohner zulassen. Vermutlich dürfte aber erst die Vielgliedrigkeit der sichtbaren Konstruktion eine derart üppige Bespielung ermöglicht haben: Das Haus gleicht einem Setzkasten. Die Farbe von Stahl Davon ausgehend, dass sich Stahl beim Eames House in einer Form zeigt, die auch 50 Jahre später als für das Material sinnbildlich erachtet wird, stellt sich die Frage, wie die Adaption an wechselnde architektonische Tendenzen erfolgte (allerdings darf man nicht vergessen, dass längst nicht alle Bewegungen das gleiche Interesse an sichtbar belassenen Konstruktionen aufbrachten). Interessant ist der Blick auf die englische High-Tech-Architektur der 70er Jahre, beziehen sich doch ihre Exponenten nicht nur auf Chareaus Maison de Verre (1928-1932), sondern bezeichnen gleichermassen das Eames House als für ihr Schaffen vorbildlich. Augenfällig ist der veränderte Gebrauch von Farbe. Beschränkt sich beim Eames House die Skala für das Skelett auf verschiedene Grautöne von schwarz bis weiss, und kamen bunte Farben nur in den äusseren Paneelen zur Anwendung, ist bei Bauten wie dem Eigenheim von Michael Hopkins in Hampstead (1975-1976) auch die Primärstruktur bunt. Das kräftige Blau rückt ins Bewusstsein, dass sich Stahl praktisch nie mit seiner Eigenfarbe zeigt. Um welche Farbe würde es sich denn handeln: um das produktionsfrische bläuliche Grau, oder um das rötliche Braun nach der ersten Oxidation? Mit Cortenstahl wurde der Versuch unternommen, die rostrote Schicht als Korrosionsschutz zu etablieren – leider mit unterschiedlichem Erfolg. Eigenfarbe würde auch bedeuten, dass sich die Oberfläche der Kontrolle des Architekten entzieht. In diesem Sinne dürfte die Feuerverzinkung der Vorstellung einer unverfremdeten Materialität am nächsten kommen: Je nach Stahl-Zusammensetzung ist die Dichte und Anordnung der Kristalle unterschiedlich, und es ist eine Behandlung, die einen Alterungsprozess durchläuft, ohne zwangsläufig mit einem Qualitätsverlust einherzugehen; es entsteht Patina. Angefangen bei der Gusseisensäule, die im Wohnraum mehr Baum als Stütze sein durfte, und bis hin zu den verschiedenen Methoden der Veredelung, wurde mit feuerverzinkten Konstruktionen eine Form erreicht, die frei von gestalterischen Ansprüchen ist. Der einzige ästhetische Entscheid liegt darin, damit bauen zu wollen. Beispielhaft für diese Haltung sind die Arbeiten des französischen Architektenpaares Lacaton & Vassal. In einem Pinienwald an der Atlantikküste bei Cap Ferret bauten sie 1998 ein Ferienhaus mit feuerverzinktem Stahlskelett und ebensolchem Trapezblech, der abtaloschierte Beton der Verbunddecke fungiert als Bodenbelag und die Geländer bestehen aus Maschendraht. Damit wird der Begriff des wohnlichen Stahlbaus zum Schluss vielleicht etwas strapaziert, denn es ist nicht zu leugnen, dass der Innenraum eher industriell und ungeschliffen wirkt. Aber erlebt Stahl im Wohnraum mit den unzähligen Fabriken, die zu Lofts umgebaut werden, nicht gerade in einem industriellen Umfeld ein Revival? Ganz abgesehen vom malerischen Wert, welcher der einst verpönten Gusseisensäule heute attestiert wird, werden ganz einfach die Strukturen geschätzt, die Anpassungen an die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Wohnformen erlauben. Und wem das nicht reicht: eine Prise «viktorianischen Durcheinanders» wirkt manchmal Wunder. Hopkins House, Hampstead (GB), 1975-1976, von Michael Hopkins: Der Stahlbau wird bunt. Das kräftige Blau rückt ins Bewusstsein, dass sich Stahl praktisch nie mit seiner Eigenfarbe zeigt. Ferienhaus in Cap Ferret (F), 1998, von Lacaton & Vassal: Produkte, wie sie die Bauindustrie zur Verfügung stellt. Unregelmässig und ausserhalb der Kontrolle durch die Architekten, wird die Feuerverzinkung sozusagen zum Äquivalent einer unverfremdeten Materialität. 7 Haus Sobek, Stuttgart D Radikale Transparenz Bauherrschaft Ursula und Werner Sobek Architekten Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart Baujahr 2001 Ergreifende Schlichtheit, radikale Transparenz und konzessionslose Anwendung neuester Technik – das sind die Merkmale dieses Glaswürfels, den Werner Sobek für sich und seine Familie wie einen Adlerhorst in die grünen Hänge über Stuttgart gebaut hat: Ein Null-Energie-Haus grösster Klarheit und Eleganz. Inmitten von dickem Busch- und Baumwerk, auf einer Lichtung an den Hängen über Stuttgart steht das Haus des Architekten und Ingenieurs Werner Sobek. Rundherum ist nur Natur und irgendwo zu Füssen breitet sich wie ein Lichterteppich die Stadt aus. Vor wem soll man sich hier verstecken? Die unmittelbare Intimität des Ortes und die Unnahbarkeit des Stadt- 8 körpers lassen eine aussergewöhnliche Offenheit und Transparenz zu. Trotzdem ist dieser Glaskubus ein Manifest eines ganz persönlichen Lebensstils: des Drangs, bis an die Grenzen des Grenzenlosen und Machbaren zu gehen. Das Haus braucht keine Wände, keine Vorhänge, keinen Lichtschutz und keine Fremdenergie. Die Fenster lassen sich automatisch schliessen und öffnen, das Licht kann von jedem Ort des Hauses aus ein- und ausgeschaltet werden, auch per Internet vom Büro aus. Die Möbel sind auf Mass gefertigt und mobil, in- steeldoc 03/04 klusive die Badewanne, die auf Rollen an verschiedene Orte verschoben werden kann. Betreten wird das Haus zuerst von oben über eine Passerelle, parallel dazu wird auch das Ver- und Entsorgungstrasse geführt. Im oberen Geschoss sind Küche und Esszimmer, über eine durch das ganze Haus laufende Stahltreppe gelangt man in den zweigeschossigen Salon und in die Bibliothek, dann kommt die Etage der Eltern mit einem Sanitärkern und im Erdgeschoss das Kinderzimmer und ein Wasserreservoir von 12 m3 als Energiespeicher. Der Gedanke der Nachhaltigkeit wurde hier maximal ausgereizt. Das Haus ist energetisch autark. Nach seinem Ableben kann es restlos abgebaut, wiederverwendet oder rezykliert werden. Gewählt wurden keine Verbundwerkstoffe, sondern Stahl, Holz und Glas. Das Stahlskelett besteht aus verschraubten und gesteckten Quadratrohrstützen und IPE-ProfilTrägern. Die Aussteifung wurde mit Kreuzungen und Zugdiagonalen der Verbände erreicht. Die Decken wurden mit Massivholzelementen ausgefacht und mit Epoxydharz beschichtet; die untere Deckenverkleidung aus Aluminiumblech dient der Strom- und Luftzufuhr. Die rahmenlose, abgehängte Glassfassade ist dreifach isoliert und reflektiert über 80% der Infrarotstrahlen. Die Fensteröffnungen lassen sich je nach Witterung und Jahreszeit per Infrarotsensor und manuell über Touchscreens regulieren. Kühle Luft kommt im Sommer zudem über ein Lüftungssystem, das unter der Bodenplatte des Hauses durchläuft. Strom liefern Photovoltaikelemente auf dem Dach, welche auch den Grossteil der Wärmeenergie für die Wintermonate produzieren. Ein isolierter Wassertank mit Salzlösung speichert das ganze Jahr über Energie, welche in der Nacht und im Winter zusätzlich zum Heizen genutzt wird. Die Isolierfähigkeit dieses Tankes ist so hoch, dass das Wasser im Sommer kühler ist als im Winter und so eine ausgleichende Klimatisierung über Wasserrohre in den Decken erreicht wird. Dazu dient ein Wärmeaustauscher für einen Zwei-Wege-Wasserkreislauf. Mit seinem Haus ist es Werner Sobek gelungen, das Bild des Null-Energiehauses radikal zu erneuern. Diese hochentwickelte Wohnmaschine bietet alle erdenklichen technischen und elektronischen Innovationen bei maximalem Bedienungskomfort – unsichtbar und lautlos. Die Räume strahlen die Poesie der Schlichtheit aus. Im Winter bilden sich auf der Aussenseite der Fassade Eisblumen – auf der Innenseite ist das Glas handwarm. Das Gefühl, unmittelbar in der Natur zu leben, sei in jeder Jahreszeit präsent, sagen die Bauherren. Das Leben in dieser Transparenz gereiche ihnen zu innerem Reichtum und Lebensfreude. (ef) 9 Haus Sobek, Stuttgart D 4. Ebene 3. Ebene 2. Ebene Grundrisse Schnitt, Massstab 1: 200 10 1. Ebene steeldoc 03/04 Projekt Haus Sobek Bauherrschaft Ursula und Werner Sobek Architekten Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart Klimaingenieure Transsolar Energietechnik Versorgungstechnik Ingenieurbüro Frank Müller Automatikingenieure Baumgartner Fernbedienung Jochen Köhnlein Konstruktion Stahlskelett aus Quadratrohrstützen und IPEDeckenträgern; Aussteifung durch Zugstäbe an drei Fassaden und in den Decken; rahmenlose abgehängte Glasfassaden mit DreifachIsolierverglasung, U-Wert: 0,45 W/m 2 K; Zwischendecken: in die Stahlkonstruktion eingelegte Fichtenholz-Dreischichtplatten (Massivholz), 60 mm, Epoxydharz-beschichtet Wohnfläche 250 m 2 Gewicht 38 t Planungszeit 10 Monate Bauzeit 2 Monate Baujahr 2001 11 Haus Sobek, Stuttgart D 3 1 2 3 Detail Fassadenanschluss Massstab 1:10 1 Deckenträger IPE 200 2 Konsole für Fassadenaufhängung 3 Abdeckblech Aluminium 4 Zugstange für Fassadenaufhängung 5 Dreifach-Isolierglas mit innenliegender Konvektionsfolie 12 4 steeldoc 03/04 1 1 2 3 3 4 2 14 5 6 7 4 8 9 Knoten 1 Stahlstütze Quadrathohlprofil 100/100/4 2 Deckenträger IPE 200 3 Zugstange Vertikalaussteifung 4 Zugstange Horizontalaussteifung 10 12 13 11 Konstruktionsschnitt Massstab 1:20 1 Fotovoltaikelement 2 Wärmedämmung 3 Horizontalaussteifung 4 Heizkühlregister 5 Abgehängte Decke, Aluminium 6 Einbauleuchte 7 Aufklappbarer Installationskanal 8 Massivholz-Deckenelement 9 Fensterelement, dreifach verglast 10 Fensterelement, dreifach verglast, aufklappbar 11 Öffnungsantrieb für Fenster 12 Stahlstützen Quadrathohlprofil 100/100/4 13 Deckenträger IPE 200 14 Konsole für Fassadenaufhängung 13 Maison Expo, Parc de la Villette, Paris F Ideenreiche Kiste Bauherrschaft Association 1.2.3 architecte / réseau Rénov Architekten Gaëlle Hamonic und Jean-Christophe Masson Stahlbau Profil du Futur, Arcelor Baujahr 2003 Im Parc de la Villette in Paris stehen zwei exemplarische Wohnkisten, welche ursprünglich für die «Journées de la maison contemporaine» errichtet wurden. Der Erfolg der Ausstellungsarchitektur veranlasste die Organisatoren, die zwei Modellhäuser für das Publikum weiterhin zugänglich zu halten. Gezeigt wird ein «Art de Vivre» in einem auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Wohnumfeld – einmal in Stahl, einmal in Holz. Das Architektenteam für das Modellhaus in Stahl wurde aus dem Kreise junger erfolgreicher Architekturbüros ausgewählt. Das Raumprogramm und der Entwurfsgedanke entspringen nicht den Wünschen einer tatsächlichen Klientel, sondern haben Modellcharakter. Das Stahlhaus basiert auf einem quadratischen Grundraster von 13 Metern Seitenlänge. Der Wohnraum wird durch eine sorgfältig gestaltete Grünzone optisch erweitert. Die Dialektik der zwei Wohnebenen für die Eltern und die Kinder zeigt sich in einer Serie kontrastierender Elemente wie beispielsweise transparenter und opaker Glasflächen, rauer oder polierter Flächen. Der umlaufend verglaste Innenhof gliedert die Raumfunktionen im Erdgeschoss für Küche, Essen und Wohnen, ohne sie sichtbar voneinander zu trennen. Nur der Schlafbereich der Eltern ist durch eine Trennwand abgegrenzt. Die Verglasung lässt sich seitlich verschieben und auch über Eck öffnen, so dass bei guter Witterung der Innenraum ganz mit dem Patio und dem Gartenraum verschmilzt. Die Nachhaltigkeit bezieht sich auf eine umweltschonende Leichtbauweise und auf die energieeffiziente Nutzbarkeit der Wohnräume. Die Einfachheit der Raumteilung wiederspiegelt sich auch im konstruktiven Konzept. Das Stahlskelett wird durch die leichte Anpassung des Standard-Systems Styltech gebildet, welches grösstmögliche Freiheit der Raumeinteilung und Fassadengestaltung zulässt. Das Grundquadrat unterteilt sich in drei Felder, wobei das Mittelfeld schmaler ausgebildet ist. Die Vertikalstützen lassen sich relativ frei anordnen - zugunsten der Transparenz wurde im Erdgeschoss auf die Eckpfeiler verzichtet. Die vorgefertigten Stahlprofile wurden auf der Baustelle ohne Einsatz von Maschinen montiert. Die Fassadenelemente aus lackiertem Stahlblech und innenliegender Isolation sind ebenfalls standardisiert, glatt auf der Aussenseite und gewellt zum Innenhof hin. Einzelne runde Perforationen im Fassadenbild spielen mit dem Lichteinfall in den Innenhof und auf die Terrasse im Obergeschoss. Auf kleinstem Raum und mit minimalen Mitteln wurde hier eine grosszügige und nuancierte Wohnlandschaft zum Wohlfühlen geschaffen, die zum Nachbauen anregt. (ef) 14 steeldoc 03/04 15 Maison Expo, Parc de la Villette, Paris F OG EG 16 steeldoc 03/04 1 Axonometrie Profil du Futur – Styltech Projekt Maison expo métal Ort Parc de la Villette, Paris Bauherr Association 1.2.3 architecte / Rénov Architekten Gaëlle Hamonic + Jean-Christophe Masson Gartengestaltung Daphné Mandel-Bouvard und Claire Gilot Tragstruktur Profil du Futur – Styltech, Arcelor Fassade Haironville, Mecachim, Ugine &ALZ mit alu Flandria und Glaverbel Bauweise feuerverzinktes Stahlprofilskelett Styltech verschraubt, Wandverkleidung innen Gips, aussen Sandwich-Elemente aus nichtrostendem Stahlblech Volumen 5/13/13 Meter Baujahr 2003 17 Wohnhaus in Pomponne F Grünes Gartenhaus Bauherrschaft Branca Rodriguez, Martin Xavier, Lagny sur Marne Architekten Marin-Trottin Architectes – Groupe Périphériques, Paris Baujahr 2003 Zwischen Apfelbäumen an einem Südhang mit Blick auf das Marne-Tal liegt dieses kleine grüne Wohnhaus. Die drei Raumkuben schieben sich nacheinander und leicht versetzt in den Hang, so dass für jeden Raum neue Licht- und Sichtverhältnisse entstehen. Es bietet erstaunlich viel Wohnraum, der sich eng mit dem Garten und der Landschaft verknüpft. 18 steeldoc 03/04 Schnitte Grundrisse Massstab 1: 200 1 2 3 4 5 6 7 Pomponne ist ein ganz kleiner Ort östlich von Paris. Das Flüsschen Marne windet sich durch ein sattgrünes Tal, doch zeigt sich die Nähe zur Metropole bereits deutlich an den Zubringerstrassen und einer relativ dichten Besiedelung der Landschaft. Das Wohnhaus liegt abgeschieden und ruhig in einem ehemaligen Obstgarten zwischen alten Apfelbäumen. Die grünen Fassadenpaneele spiegeln die Farben der Umgebung wider und verleihen dem Baukörper auch in den Wintermonaten Leichtigkeit und Frische. 1. Obergeschoss 1 Das langgestreckte Haus ist aus drei unterschiedlich hohen Kuben zusammengesetzt und passt sich so der Hangneigung an. Linear aufgereiht, erstrecken sich die Innenräume vom Treppenhaus im Norden bis zum Wohnzimmer mit Glasfront zur Südseite. Die Raumkuben sind halbgeschossig zueinander versetzt, um den Austritt in den Garten an mehreren Stellen zu ermöglichen und mehr Licht in die Räume zu bringen. Das Haus bietet einen grosszügigen Wohnund Essbereich sowie fünf separate Zimmer auf insgesamt drei Ebenen. Auf der unteren Ebene gehen die Raumvolumina fliessend ineinander über und schaffen so Sichtverbindungen zwischen oberem und unterem Gartenbereich. Raumhohe Festverglasungen beziehen den Garten in die Innenräume ein. Als Lüftungsflügel dienen schmale, nach aussen öffnende Klappen, die in die Fassadenpaneele integriert sind. Die Stahlkonstruktion des Hauses ist mit verzinkten Trapezblechen als Wand- und Deckenelemente ausgefacht. An den Deckenunterseiten ist das Trapezblech sichtbar, was in den Innenräumen eine helle, Licht reflektierende Fläche schafft. Zudem entsteht ein spannungsvoller Kontrast zwischen den industriell «spröden» Stahloberflächen und den weichen Konturen des umgebenden Grüns. Die äussere Fassadenschicht besteht aus gestrichenen Faserzementplatten. Die Geschosse und Dachkanten sind durch umlaufende Zinkblechverkleidungen akzentuiert. (ef) Zimmer Alkoven Bad Arbeitsbereich Küche Essbereich Wohnzimmer 2 Zwischengeschoss 2 1 3 4 Erdgeschoss B A D 1 1 5 6 7 C 19 Wohnhaus in Pomponne F 1 3 2 5 4 6 5 7 2 Schnitte Massstab 1:10 1 Zinkblech 1 mm 2 Stahlprofil UNP 260 3 Dachaufbau: Abdichtung Bitumenbahn Wärmedämmung 60-220 mm Trapezblech 58/59/2 mm 4 Wandaufbau: Faserzementplatte gestrichen 12 mm Hutprofil Stahl verzinkt 40 mm Trapezblech 22/38,5/2 mm Wärmedämmung Steinwolle 60/100 mm Luftzwischenraum 25 mm Wärmedämmung Steinwolle 40 mm Gipskarton 10 mm 5 Stahlprofil 80/80/2 mm 6 Stahlprofil IPE 180 7 Beton-Trapezblech-Verbunddecke 110 mm, Oberfläche mit Quarzsandeinstreuung, geglättet 8 Stahlprofil HEB 160 9 Rahmen Stahlprofil 70/50 mm 10 Isolierverglasung ESG 5 mm + SZR 10 mm + VSG 2x 5 mm 11 Stahlbeton 160 mm, Oberfläche mit Quarzsandeinstreuung, geglättet Wärmedämmung Polystyrol 50 mm 12 Öffnungsflügel Stahlblechpaneel mit Wärmedämmung 50 mm 13 Faserzementplatte gestrichen 12 mm 14 Stahlprofil HEB 180 9 8 10 8 12 13 11 B A 8 13 9 4 12 10 4 C D 14 20 steeldoc 03/04 Ort Pomponne, F Bauherrschaft Branca Rodriguez, Martin Xavier, Lagny sur Marne Architekten Marin-Trottin Architectes – Groupe Périphériques, Paris Metallskelett M2V, Montfermeil Konstruktion Stahlskelett mit Trapezblechausfachung, Beton-Trapezblech-Verbunddecken, Zementfaserplatten gestrichen, Zinkblech Baujahr 2003 21 Wohnhaus Steeman, Epe NL Spielerische Raumerweiterung Bauherr J. Steeman, Epe Architekten Borren Staalenhoef Architekten, Leeuwarden Baujahr 2002 Auf einem bewaldeten Grundstück von Epe in Holland steht diese abstrakte Wohnschachtel für einen Kunstsammler. Die Erweiterung in Stahlskelettbauweise kontrastiert mit dem Mauerwerk des ursprünglichen Wohnhauses aus den 70er Jahren. Trotzdem ist die Verwandtschaft zwischen der Erweiterung und dem bestehenden Bau so stark, dass beides zu einem neuen Ganzen verschmilzt. Im Jahre 1978 erbaute der Architekt J.A.F. Staalenhoef das ursprüngliche Wohnhaus für die Familie Steeman in Massivbauweise. Gut proportioniert und eingebettet in die natürliche Umgebung, war das Haus jedoch klein und nur spartanisch ausgestattet: ein wirkliches Bad fehlte und die Eltern schliefen in einem Teil des Wohnraumes. Nun sollte das Haus den neuen Umständen und Bedürfnissen angepasst werden. Grundriss Massstab 1:400 Linke Grundrisshälfte: bestehender Teil Zur Erweiterung des Wohnhauses gehören zwei zusätzliche Schlafzimmer mit Bad, ein Raum für die graphische Sammlung mit Nordlicht, eine Doppelgarage, allgemein mehr Stauraum sowie der Einbezug des Gartenraumes mittels Zwischenzonen und einer offenen Skelett-Struktur. Als Architekt für die Erweiterung wurde der Sohn des Architekten Staalenhoef beigezogen, der selbst ein Planungsbüro führt. Ein Materialbruch schien eine adäquate Lösung für den Zeitsprung von etwa 30 Jahren zu sein. Trotzdem sollte die Fortsetzung der Raumsequenzen selbstverständlich und harmonisch wirken. Die Einfachheit der äusseren Erscheinung täuscht – hinter den glatten Flächen verbirgt sich eine ausgeklügelte Konstruktion. Sie basiert auf einem einfachen Stahlskelett aus HEA- und IPE-Profilen, welche jedoch das Achsmass des Altbaus wieder aufnehmen. Bei allen klimatisierten Räumen ist die Fassadenverkleidung von der Tragstruktur sichtbar getrennt, das heisst, die Fassade läuft als Vorhang in einem gewissen Abstand vor den Stützen. Während sich das Haus gegen Süden und Westen mit transparenten oder opaken Glasfassaden praktisch ganz öffnet, sind die Wände im Norden und Osten eher geschlossen. Nur bei den unklimatisierten Räumen liegt die Aussenverkleidung zwischen den Stahlprofilen. Auch die Dachhaut hebt sich zirka 30 cm von der Tragstruktur ab. So kann im neuen Teil mehr Raumhöhe gewonnen werden, ohne dass sich das Konstruktionsraster verändert. Die Stahlprofile wurden im Werk vorfabriziert und auf der Baustelle in kürzester Zeit montiert, die Stahlverbindungen geschraubt. Durchdachtes Lüftungskonzept Eine Leichtbauweise mit viel Glas kann sich im Sommer leicht aufheizen, obwohl hier diese Gefahr dank der vielen schattenspendenden Bäume kleiner war. Um Temperaturschwankungen auszugleichen, wurde ein massiver Boden mit Plattenbelag gewählt, in dem auch eine Bodenheizung integriert ist. Die Bodenkonstruktion wird mittels eines umlaufenden Gitterrostes von unten belüftet, so dass der Boden nachts auskühlen kann. Heute ist der ursprüngliche Bau vom Neubau kaum mehr zu unterscheiden. Beide sind zu einem neuen Ganzen zusammengewachsen. Das Haus hat seinen Charakter bewahrt, verfügt jedoch über wesentlich mehr Komfort und räumliche Bezüge. Die Verbindung zum Aussenraum ist von jedem Zimmer aus spürbar. Zwischenzonen mit Holzterrassen und einer angedeuteten Erweiterung der Stahlstruktur unterstreichen das spielerische Verhältnis mit der Natur. (ef) 23 Wohnhaus Steeman, Epe NL 1 2 3 4 5 6 10 7 11 8 12 Detail Fassadengrundriss Massstab 1:20 1 HEA 120 (Stütze) bestehend 2 Stahl-Einfassung 3 Zwischenwand (Gipskarton) 4 Ausfachung, Wärmedämmung, Dampfbremse, Multiplex d=10mm 5 Stahlblech, feuerverzinkt 6 Hartglas-Drehtüre 7 Abdeckblech 8 Hohlprofil-Stütze 100/100/5, feuerverzinkt 9 Gitterrost feuerverzinkt 10 Isolierverglasung 2 13 3 9 1 4 5 5 Detail Fassadenschnitt Massstab 1:20 1 Dachrandprofil, Dichtungsband 2 U-Profil (Kaltprofil) 65/165/65, feuerverzinkt 3 Stahlhohlprofil 100/100/4 4 Emailliertes Glas Ausfachung Wärmedämmung Dampfbremse Multiplex d=15mm 5 Emailliertes Glas Ausfachung Türe 6 Stahlhohlprofil 100/100/4 7 Kittfuge 8 Vorfabrizierte Beplankung 50x30 9 Offene Stehfuge 10 Fertigboden 11 Wärmegedämmte Systemdecke 12 Belüftung mit Gitterrost 13 Polyäthylenfolie 6 7 8 9 24 10 steeldoc 03/04 Süd Nord West Ost Ort Larkinsweg 9, Epe NL Bauherr J. Steeman, Epe Architekten Borren Staalenhoef Architekten, Leeuwarden Konstruktiver Entwurf Stoel Partners, Zwolle Stahlbau Horst Stahlbau, Epe Gesamte Wohnfläche 180 m 2 Erweiterung 120 m 2 Konstruktion Stahlskelett aus Vierkant-Hohlprofilen, feuerverzinkt, verschraubt; Glasfassade Kosten 226'000 Euro Baujahr 2002 25 Picture Window House in Izu, Japan Leben wie im Landschaftsbild Architekt Shigeru Ban, Tokio Tragwerksplaner Hoshino Architect & Engineer, Tokio Baujahr 2001-2002 Werden Häuser wie Brücken konstruiert, liegen für gewöhnlich Hindernisse vor. Mal gilt es, ein Gewässer oder eine Strasse zu überqueren, das andere Mal verlangen topografische oder geologische Verhältnisse nach einer stützenfreien Lösung. Die Szenerien entbehren selten einer gewissen Dramatik, die Räume unter den «Brücken» bleiben für das Wohnen jedoch meist bedeutungslos. Beim Picture Window House des japanischen Architekten Shigeru Ban verhält es sich umgekehrt – der Bauplatz birgt keine Hindernisse und unter der Brücke öffnet sich der Living-Room der Grenzenlosigkeit der Landschaft. 26 steeldoc 03/04 Spätestens seit der Expo 2000 in Hannover ist Shigeru Ban auch in Europa kein Unbekannter mehr. Der japanische Pavillon, den Ban mit der Unterstützung von Frei Otto entwarf, wies eine viel beachtete Konstruktion auf. Wie schon bei seinen Notunterkünften für die Erdbebenopfer von Kobe (1995), bestand das Tragwerk hauptsächlich aus Karton. In Kobe zu Wänden gefügt, formten die gleichen Kartonröhren in Hannover ein gewölbtes Flächentragwerk. Verschiedene Pavillons, ein Einfamilienhaus und sogar eine Kirche liess Ban aus Kartonröhren fertigen; und beim Nemunoki Art Museum (1999) setzte er für die tragende Rippendecke des Daches Wabenkarton ein. Vor dem Hintergrund seines ausgeprägten Interesses an konstruktiven Fragen überrascht es wenig, dass der Architekt beim Picture Window House Stahl nicht bloss als in Japan gängigen Baustoff einsetzt. Bans Interpretation des Ortes verlangte nach einem stützenfreien Erdgeschoss - ein 20 m langer Fachwerkträger bot die statische Lösung dafür. Dieser fast 3 Meter hohe Träger sollte möglichst schlank sein, flankiert er doch die Zimmerfenster im Obergeschoss. Innen- oder Aussenraum? Das Haus für einen Witwer befindet sich auf der IzuHalbinsel, einem beliebten Zweitwohnsitz für die wohlhabenden Städter aus dem 90 Kilometer entfernt liegenden Tokio – das Picture Window House wird allerdings das ganze Jahr bewohnt. Das Grundstück nahe des höchsten Punktes eines Hügels bietet eine wunderbare Sicht auf den Pazifik und ist zu Bans eigenem Erstaunen «frei von jeglichen unansehnlichen Ablenkungen». Er habe diese Aussicht rahmen wollen; das Haus sollte zum Fenster werden. Dass die 20 Me- ter lange und 2.50 Meter hohe Öffnung nicht nur auf der Aussichtseite vorkommt, zeugt von der Absicht, die Kontinuität des natürlichen Geländeflusses vom Meer bis zur Hügelspitze zu wahren. Das Haus wurde somit nicht als Brücke gebaut, um ein Hindernis zu überwinden, sondern um selber eine kleinere Barriere darzustellen. Ein Ansinnen, das man als eingelöst bestätigen kann – zumindest solange, wie die Schiebefenster zurückgestossen sind. Die Verwischung der Grenze zwischen innen und aussen ist dann evident. Keine zaghafte Raumerweiterung, bei der im besten Fall die vorgelagerte Terrasse zu einem Teil des Wohnzimmers wird, sondern das Gegenteil trifft zu: der Innenraum wird zu einem überdachten Bereich des Aussenraumes. Vermutlich sind diese Schiebefenster, die im geöffneten Zustand vor den Pfeilern ganze Pakete bilden und auch dort kaum wahrgenommen werden, die eigentliche «Erfindung». Denn so kühn sie wirken mag, die Fachwerkkonstruktion orientiert sich, abgesehen von kleineren Überraschungen, an bewährten Methoden. Ohne den Aufwand von versenkbaren Fenstern, wie sie zum Beispiel Mies van der Rohe beim Haus Tugendhat in Brünn (1930) einsetzte – wobei dann immer noch die Führungsschienen sichtbar bleiben –, verschwinden die Glaselemente beim Picture Window House allein unter Verwendung handelsüblicher Systeme. Neben zwei Küchenelementen und einer freistehenden Treppe, die zu den vier Schlafzimmern und den an den Enden des Korridors liegenden Bädern im Obergeschoss führt, weist der puristisch anmutende Wohnraum keine weiteren Einrichtungen auf. Dazu sind die raumhaltigen «Brückenpfeiler» da: auf der 27 Picture Window House in Izu, Japan Grundrissschnitt Massstab 1: 200 1 Eingang 2 Wohnen 3 Küche 4 Studio 5 Schlafen 6 Abstellraum 7 Luftraum 7 4 5 4 5 3 5 5 6 1 2 Zugangsseite sind im Erdgeschoss das Entreé und ein Badezimmer untergebracht, während sich darüber ein Abstellraum befindet. Und im zweiten Pfeiler liegt ein Atelier mit direktem Zugang zum Schlafzimmer des Hausherrn. Verborgener Fachwerkträger Das Picture Window House hat zwei Gesichter. Auf der Südseite ist die Konstruktion von zeichenhafter Direktheit. Das hinter der Glasfassade sichtbar liegende Fachwerkgerippe des Trägers und der Pfeiler vermittelt eine klare Vorstellung von der Funktionsweise des Tragwerks und den grossen Kräften, die da wirken müssen. Dennoch erscheint die Konstruktion unaufdringlich, was einerseits mit den Lamellenstoren zu tun haben dürfte, die sich in der abgebildeten Aufnahme wie ein Schleier über das Ingenieurbauwerk legen, und andererseits mit der atemberaubenden Aussicht und der Dimension des Raumes, welche schlicht die stärkeren Eindrücke hinterlassen. Auf der Nordseite hingegen kehrt der Aspekt des Beiläufigen in Absenz. Nichts weist darauf hin, wie die Decken halten; zu sehen sind nur die dünnen Rahmen der Verglasung. Die Erfahrung will die Korridorwand als tragend orten, gleichzeitig lassen deren Oberlichter aber Zweifel daran aufkommen. Ob es auf dem Dach einen Überzug gibt? Im Grundriss sind kräftige Stützen zu sehen; ihr Abstand ist mit 5 Metern doppelt so 28 gross wie jener zwischen den Pfosten des Fassadenträgers. Dann muss es sich um einen VierendeelTräger handeln, jenes System mit biegesteifen Verbindungen zwischen Pfosten und Gurt, die Streben überflüssig machen! Tatsächlich liegt in der Schrankwand aber ebenfalls ein Fachwerkträger verborgen (unklar, weshalb die dazugehörigen Streben in den Publikationsplänen nicht eingezeichnet sind, wo sie doch sonst nirgendwo fehlen). Mit dieser Information ist im Oberlicht ein kleines Dreieck auszumachen. Am unteren Rand des Glases, genau im Anschluss an das Gitter, das über den Türen angebracht ist. Es gehört zur Diagonale, die unten im Schrank und oben hinter den Lamellen verschwindet. Dass die Türen am Rand der Zimmer liegen, ist deshalb kein Zufall, ebenso wenig wie die Tatsache, dass sie in Gebäudemitte, wo die Diagonalen die Richtung wechseln, nebeneinander angeordnet sind. Bleibt nur noch die Frage offen, weshalb die Träger nicht identisch sind. Die Antwort ist schnell zur Hand: Wäre der Korridorträger gleich ausgebildet wie der Fassadenträger, würden die Diagonalen die Türen tangieren; durch die erwähnte Verdoppelung des Pfostenabstandes entsteht ein flacherer Winkel, was die Situation entschärft. Gleichzeitig wechselt das Prinzip von Zug- zu Druckstreben. Dieser Wechsel ist nicht statischer Natur – es wäre nämlich besser, lange steeldoc 03/04 Diagonalen auf Zug zu beanspruchen –, sondern hat seine Ursache in der Grundrissorganisation: Bei fallenden Streben (ausgehend vom Auflagerpunkt) könnten die äusseren Schlafzimmer nur noch über die Badezimmer erreicht werden; der Zugang via Korridor wäre blockiert. Der nunmehr grössere Querschnitt erklärt auch, weshalb der Fassadenträger nicht wie der Korridorträger ausgeführt wurde. Statt zwei Rundrohre mit einem Durchmesser von 115 mm, hätte ein Breitflanschträger mit einem Querschnitt von 250 x 250 mm das Zimmerfenster traversiert. Im Raum sichtbar, ist der Fassadenträger ausschliesslich verschweisst, während der Träger im Schrank zur Hauptsache verschraubte Verbindungen aufweist. In beiden Fällen gleich sind die Gurte; mit einer Höhe von 30 cm bleiben sie aber in der 40 cm dicken Decke (von Unterkante Gipsdecke bis Oberkante Bodenbelag gemessen) verborgen. Bestimmt wäre es einfacher gewesen, beide Träger entlang den Fassaden anzuordnen – so, wie es in den zahlreichen Projekten von Craig Ellwood (1922-1992) der Fall ist –, die räumliche Durchdringung und die damit verbundene "Verunklärung" des Tragwerks, tragen aber wesentlich zum Zauber des Hauses bei. Der Stellenwert der Ingenieurlogik als Formgenerator findet sich relativiert; die Technik wird zwar nicht versteckt, genauso wenig wird sie aber gefeiert. (ad) Axonometrie Massstab 1:400 29 Picture Window House in Izu, Japan 2 3 2.90 Fachwerkträger Fassade Massstab 1:100 1 Untergurt, H-Träger 300/300/10/15 2 Obergurt, H-Träger 300/300/10/15 3 Pfosten, Rechteckrohr 150/150/6 4 Strebe, Rundrohr 115/6 4 1 2.50 2.50 3 5 5 5 5 2.90 2 Fachwerkträger Korridor Massstab 1:100 1 Untergurt, H-Profil 300/300/10/15 2 Obergurt, H-Profil 300/300/10/15 3 Pfosten, H-Profil 250/250/9/14 4 Strebe, H-Profil 250/250/9/14 5 Verbindung geschweisst Projekt Picture Window House Ort Izu-Halbinsel, Shizuoka, Japan Architekt Shigeru Ban, Tokio Generalunternehmer Daido Kogyo Konstruktion Fachwerkkonstruktion aus Breitflanschträgern; südlicher Träger mit Pfosten und Streben aus Rechteck-, respektive Rundstahlrohren; Betonverbunddecken. Nutzfläche 275 m 2 Baujahr 2001 – 2002 4 1 2.50 2.50 5.00 30 steeldoc 03/04 Impressum steeldoc 03/04 , September 2004 Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, Zürich Evelyn C. Frisch, Direktorin Designkonzept: Gabriele Fackler, Reflexivity AG , Zürich Redaktion: Evelyn C. Frisch, SZS Texte: Alois Diethlem (ad) Evelyn C. Frisch (ef) Fotos: Titel: Hiroyuki Hirai Essay: Nash: Franco Cianetti, Horta: Reiner Lautwein, Chareau: Jordi Sarrà u. Jacques Vasseur, Mies: Rui Morais de Sousa, Eames: Tim Street-Porter/Elizabeth Whiting & Associates, Hopkins: Matthew Weinreb; Lacaton & Vassal: Philippe Ruault Haus Sobek: Josef Schulz Maison Expo: A. Rinuccini / P. Costes Wohnhaus in Pomponne: Hervé Abbadie / Luc Boegly, Archipress Haus Steeman: Pieter Kers Picture Window House: Hiroyuki Hirai Quellen: Projektangaben und Pläne stammen von den Planungsbüros. Wohnhaus in Pomponne: Detail 1/2 2003 Haus Steeman: Bouwen met Staal 177/2004 Administration, Abonnemente, Versand: Andreas Hartmann, SZS Druck: Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug ISSN 0255-3104 Jahresabonnement Inland CHF 40.Einzelexemplar CHF 15.Preisänderungen vorbehalten. Bauen in Stahl/steeldoc © ist die Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz und erscheint mindestens viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZS erhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis. Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei den Fotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicher Quellenangabe gestattet. SZS Stahlbau Zentrum Schweiz Centre suisse de la construction métallique Centrale svizzera per le costruzioni in acciaio Seefeldstrasse 25 Postfach CH-8034 Zürich Tel. 01 261 89 80 Fax 01 262 09 62 info @ szs.ch | www.szs.ch