DLG, Prüfbericht, 6109F, CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen
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DLG, Prüfbericht, 6109F, CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen
CLAAS Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH Kraftstoffverbrauch und Durchsatz in Mais Vergleich selbstfahrender Feldhäcksler CLAAS Jaguar 960 Tier 4i vs. CLAAS Jaguar 960 Tier 3a DLG-Prüfbericht 6109 F Bild 1: CLAAS Produkt foto, Jaguar im Maiseinsatz Kurzbeschreibung –Vergleich der Maschineneffizienz von Jaguar 960 Tier 4i gegenüber Jaguar 960 Tier 3a –Kraftstoffverbrauchsmessung und AdBlue®-Verbrauch-Bestimmung durch Nachtanken Hersteller CLAAS – Selbstfahrende Erntemaschinen GmbH Münsterstraße 33 D-33428 Harsewinkel www.claas.de –Berechnung des Kraftstoffverbrauchs in l/h und l/t FM –Berechnung des Durchsatzes in t/h –Ermittlung der Erntemengen auf einer geeichten Fahrzeugwaage –Ermittlung der Prozesszeiten ohne Wendezeiten –Ermittlung der Trockenmassegehalte über die Trockenschrankmethode im Labor DLG e.V. Testzentrum Technik und Betriebsmittel DLG-Prüfbericht 6109 F Seite 1 von 6 Technische Beschreibung CLAAS Jaguar 960 Tier 4i In Europa werden die Anforderungen an das Abgasverhalten von Traktoren und mobilen Maschinen durch EG-Richtlinien bestimmt. Die europäischen Abgasrichtlinien für mobile Maschinen und Traktoren sprechen von den Stufen I bis IV. Oft werden diese Stufen auch nach der US-Abgasgesetzgebung mit dem Begriff „TIER“ 1 bis 4 bezeichnet. Tabelle 1: Motorvarianten der CLAAS Jaguar Baureihen 960 bis 930 960 mit V8 Mercedes 950 mit V8 Mercedes 940 mit V8 Mercedes 930 mit R6 Mercedes Typ Hubraum kW PS OM 502 OM 502 OM 502 OM 460 15,93 l 15,93 l 15,93 l 12,80 l 480 440 375 335 653 598 510 455 ECE R120 – 1.800 U/min Alle Motoren bis 560 kW unterliegen den Abgasnormen TIER 4i bzw. EURO Stufe IIIb. Die Mercedes-Motoren für die Jaguar Baureihen 960 bis 930 erfüllen diese Norm durch eine dem Motor nachgelagerte Abgasnachbehandlung. Hier werden die Stickoxyde im Abgas durch eine selektive katalytische Reduktion (SCR – Selective Catalytic Reduction) in Stickstoff und Wasser reduziert. Die dafür benötigte Harnstofflösung wird in einem 120 l Tank mitgeführt. Der Harnstoffverbrauch liegt bei ca. 5 % des Dieselverbrauchs. SCR Technologie Eine Pumpe fördert den Harnstoff aus dem Tank direkt zu der am Motor verbauten Dosiereinheit. Bei Außentemperaturen von unter 10 °C werden die Versorgungs leitung und der Harnstofftank mittels Motorkühlmittel entsprechend beheizt, so dass ein Einfrieren bei Minustemperaturen ausgeschlossen wird. Ist im Winter bei stillgesetztem Zustand eine Maschinenbewegung notwendig, kann problemlos gestartet und gefahren werden. Der eingefrorene Harnstoff taut auf und ist zum Gebrauch bereit. Die Eindüsung von Harnstoff erfolgt erst bei einer Abgaseingangstemperatur von über 240 °C. Diese hohe Temperatur wird in der Regel erst beim Feldeinsatz und entsprechender Motordrückung erzielt. Die Menge wird in Abhängigkeit von der Eingangs- und Ausgangstemperatur des Katalysators und der gemessenen Stickoxide (NOx) dosiert. Bild 2: SCR Katalysator mit NOx Sensor und Temperatursensoren am Ein-und Ausgang Fahren ohne Harnstoff Ab weniger als ca. 10 % Harnstoffvorrat warnt das Maschinenterminal „CEBIS” mit einem entsprechenden Symbol und Hinweis. Wird der Zustand 30 Minuten lang ignoriert, wird das Drehmoment des Motors um 20 % reduziert. Nach weiteren 30 Minuten wird kontinuierlich die Motordrehzahl von 2.000 U/min bis 1.000 U/min über einen Zeitraum von 60 Minuten reduziert. DLG-Prüfbericht 6109 F Bild 3: CEBIS Screen Feldeinsatz, Tank inhalt Diesel und Harnstoff, Warn symbole Harnstoffanlage Seite 2 von 6 Testinhalt und Durchführung Der DLG Fokus Test „Kraftstoff verbrauch und Durchsatz in Mais” von zwei selbstfahrenden Feldhäckslern wurde auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern in der Mais saison 2011 durchgeführt. Ziel des Versuchs war es, das Einsparpotenzial des Kraftstoffverbrauchs und die verbesserte Maschineneffizienz der neuen Tier 4i Motoren unter Beweis zu stellen. Dabei wurden zwei baugleiche Jaguar 960 mit unterschiedlicher Motorengeneration herangezogen und im Vergleich getestet. Um zu gewährleisten, dass beide Maschinen vergleichbar sind, wurden diese im Vorfeld der Messfahrten entsprechend ein gestellt. Dazu wurde ein mobiles Schüttelsieb von CLAAS zur Verfügung gestellt und die einzelnen Fraktionen der Häcksellänge direkt auf dem Feld bestimmt. Um vergleichbare Messfahrten zwischen den Maschinenvergleichsfahrten zu gewährleisten, wurden die Feld- Bild 4: Entnahme der Häckselproben am Feldrand häckslerfahrer im Tagesverlauf getauscht, damit jeder Fahrer beide Maschinen bedienen konnte. Über den gesamten Versuchszeitraum wurde mit konstanten Ein stellungen an Feldhäcksler und Vor- satz gefahren. Die Schnittlänge wurde auf 8 mm und der Nach beschleuniger auf 10 mm eingestellt. Außerdem wurden alle Messfahrten im 2. Getriebegang und mit Allrad gefahren. Die Messertrommel war mit 36 (2x18) Messern bestückt und der Crackerwalzen abstand wurde auf 1,8 mm ein gestellt. Als Vorsatz kam ein CLAAS Orbis 750 mit 10 Reihen und 7,5 m Arbeitsbreite zum Einsatz. Die Durchführung der Versuche orientierte sich an den Erntebe dingungen vor Ort und wurde daraufhin abgestimmt. Alle Messfahrten wurden zeitgleich an beiden Maschinen durchgeführt. Dabei wurde der Geschwindigkeitsbereich so gewählt, dass der Feldhäcksler im optimalen Arbeitsbereich bei einer mittleren Motordrehzahl von 1800 U/min betrieben wurde. So konnte das Ziel, die Motorauslastung im optimalen Motorkennfeldbereich zu halten, erreicht werden. Stichprobenartig wurden während der Messreihen Proben zur Trockenmassenbestimmung entnommen. Bild 5: Feldhäcksler nach Ende der gefahrenen Messreihen DLG-Prüfbericht 6109 F Seite 3 von 6 Erntebedingungen Die zur Verfügung gestellten Maisflächen (Sorte: Euralis Palazzo) wurden in einem Reihenabstand von 50 cm angelegt (ca. 10 Pflanzen pro m2) und boten sehr wechselnde Bedingungen. Der Großteil der Flächen war trocken, homogen und mit vereinzelten Wasserlöchern versehen, die umfahren wurden. Die Bestandshöhe der Maispflanzen betrug zwischen 2,3 m und 3,3 m, wobei die Stoppelhöhe auf 25 cm konstant gehalten wurde. Während den Versuchstagen wurden Trockenmassegehalte zwischen 29,5 % und 57,7 % gemessen, die zu durchschnittlichen Werten von ca. 35 % und 43 % führten. Der Ertrag bewegte sich im Mittel zwischen 281 dt/ha und 324 dt/ha Frischmasse. Der Temperaturverlauf über die Versuchstage war sehr konstant, morgens zeigte das Thermometer zwischen 5-8 °C an, wobei die Temperatur mit dem Tagesverlauf auf bis zu 25 °C anstieg. Bild 6 und 7: Erntebedingungen während den Versuchstagen DLG-Prüfbericht 6109 F Seite 4 von 6 Testergebnisse Tabelle 2: Messergebnisse Vergleich Jaguar 960 Tier 4i vs. Jaguar 960 Tier 3a ohne Wendezeiten Jaguar 960 4i Fahrgeschwindigkeit [km/h] Gesamt Abweichung Jaguar 960 3a 8,2 8,3 1,2 % Kraftstoffverbrauch [l/h] 116,9 118,4 1,3 % Kraftstoffverbrauch [l/ha] 18,0 18,8 4,3 % Kraftstoffverbrauch [l/t FM] 0,64 0,67 4,7 % Motordrehzahl [1/min] 1801 1818 0,9 % Erntemenge FM [t] 543,7 524,8 -3,5 % Durchsatz FM [t/h] 183,5 177,4 -3,3 % spez. Maschineneffizienz [t/h kW] 0,41 0,40 -2,4 % Einen Überblick der Versuchsergebnis zeigt T abelle 2. Dargestellt sind die Messergebnisse der reinen Prozesszeiten ohne Wendezeiten über den gesamten Testzeitraum. Der Jaguar 960 Tier 4i ist im Gegensatz zum Jaguar 960 Tier 3a mit einem SCR Abgaskatalysator und AdBlue®-Zusatz ausgestattet. Durch eine geänderte Motorkennliniensteuerung verfügt der Jaguar 960 Tier 4i über ein höheres Dreh moment und eine konstantere Motorcharakteristik gegenüber dem Jaguar 960 mit Tier 3a Abgasnorm. Aus Tabelle 1 ist ersichtlich, dass unter den gennannten Versuchsbedingungen eine Einsparung des Kraftstoffverbrauchs durch die neue 0,70 Bemerkenswert ist der Motordrehzahlbereich, den beide Maschinen durch eine konstante Fahrweise der Fahrer erreichen konnten. Somit sind beide Maschinen im optimalen 0,20 0,15 0,10 0,05 0,00 Motordrehzahl 112 110 108 106 104 100 AdBlue®-Verbrauch [l/t FM] Bild 8: Vergleich des Kraftstoffverbrauchs bezogen auf Liter pro Tonne Frischmasse über die Motordrehzahl (Jaguar 960 Tier 4i vs. Jaguar 960 Tier 3a) 114 102 1818 U/min 1801 U/min 3,3 % 116 Jaguar 960 Tier 3a 0,25 Der mittlere Durchsatz von 180,5 t/h Frischmasse und eine Erntemenge von über 500 t pro Maschine verdeutlicht eine re präsentative Messung und begründet somit die Absicherung der Ergebnisse. Jaguar 960 Tier 4i 0,30 Jaguar 960 Tier 4i 0,35 Jaguar 960 Tier 3a 0,50 Kraftstoffverbrauch [l/h] 0,55 0,40 Zudem verdeutlicht Bild 9, dass mit dem Jaguar 960 Tier 4i gegenüber dem Jaguar Tier 3a eine Durchsatzsteigerung von 3,3 % erzielt werden konnte. Der mittlere Kraftstoffverbrauch in l/h oder l/ha fällt dabei ebenfalls geringer aus. 118 0,60 0,45 Arbeitsbereich betrieben worden (Bild 8). 120 4,7 % 0,65 Kraftstoffverbrauch [l/t FM] Motorengeneration in l/t Frisch masse von 4,7 % erreicht werden konnte. Das Nachtanken und der berechnete AdBlue®-Verbrauch ergaben ebenfalls, dass das Verhältnis Dieselverbrauch zu AdBlue®-Verbrauch mit ca. 5 % angenommen werden kann und auf die Tonne Frischmasse bezogen mit ca. 32 ml (0,032 l) berücksichtig werden sollte. Dennoch zeigt sich im reinen Häckselbetrieb ein geringerer Kraftstoffverbrauch trotz höherem Durchsatz. 183,5 t/h 177,4 t/h Durchsatz FM Bild 9: Vergleich des Kraftstoffverbrauchs in Liter pro Stunde über den Gesamtdurchsatz Frischmasse (Jaguar 960 Tier 4i vs. Jaguar 960 Tier 3a) DLG-Prüfbericht 6109 F Seite 5 von 6 Zusammenfassung Durch die neue Motorengeneration mit SCR Technologie und AdBlue®Zusatz, die von CLAAS für die Jaguar Baureihen 930 bis 960 seit Oktober 2012 angeboten werden, verbessert CLAAS die Maschineneffizienz um 2,4 % gegenüber den Modellen mit Motoren der Tier 3a Abgasnorm. Durch eine geänderte Motorkenn liniensteuerung erreicht der Jaguar 960 Tier 4i laut den Messungen des DLG Testzentrums eine Kraftstoff einsparung in l/t Frischmasse von 4,7 % bei einer Motordrehzahl von 1801 U/min im Vergleich zum Vorgängermodell mit Tier 3a Motor. Außerdem erreichte der neue Jaguar eine erhöhte Durchsatzleistung von 3,3 % bei geringerem Energieverbrauch. Der AdBlue®-Verbrauch kann hier mit ca. 5 % des Dieselverbrauchs eingestuft werden. Der Fahrereindruck zwischen diesen beiden Maschinen unterschied sich in der Motorcharakteristik, die beim Jaguar 960 Tier 4i einen kon stantere Motorleistung im entsprechenden Motordrehzahlbereich zeigte. paktheit der Maschine und eine übersichtliche Bedienung aus, zu dem ist die Reifendruckregelanlage ein sehr hilfreicher Vorteil in Sachen Bodenschonung und Straßenfahrt. Im Maschinengesamt konzept zeigt der neue Jaguar durch die verbesserte Maschineneffizienz eine gute Grundlage, um die kommenden Abgasstufen einhalten zu können. Dabei konnte die Durchsatzleistung ohne einen Mehrverbrauch an Diesel erhöht werden. Zusammenfassend zeichnet sich der CLAAS Jaguar durch die Kom- Prüfung Prüfungsdurchführung DLG e.V., Testzentrum Technik und Betriebsmittel, Max-Eyth-Weg 1, 64823 Groß-Umstadt Versuchsdurchführung, Auswertung der Ergebnisse und Berichterstattung Dipl.-Ing. (FH) Johannes Speer ENTAM – European Network for Testing of Agricultural Machines, ist der Zusammen schluss der europäischen Prüfstellen. Ziel von ENTAM ist die europaweite Verbreitung von Prüfergebnissen für Landwirte, Landtechnikhändler und Hersteller. Mehr Informationen zum Netzwerk erhalten Sie unter www.entam.com oder unter der E-Mail-Adresse: [email protected] 11-540 Januar 2013 © DLG DLG e.V. – Testzentrum Technik und Betriebsmittel Max-Eyth-Weg 1, D-64823 Groß-Umstadt, Telefon: 069 24788-600, Fax: 069 24788-690 E-Mail: [email protected], Internet: www.dlg-test.de Download aller DLG-Prüfberichte kostenlos unter: www.dlg-test.de! DLG-Prüfbericht 6109 F Seite 6 von 6