- stolperstein

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- stolperstein
Das Magazin für Beinamputierte
Ausgabe 26
stolperstein
„Es geht immer weiter.
Man muss es nur wollen.“
Die Geschichte von Klaus Keweloh
Seite 12
Mallorcas
Neuer
Internetauftritt
Bergwelt entdecken Weil
Vier
Haut
Jahre
mehr
Hilfe
Schutz
in Haiti
braucht
Richtige
„Fit mit Prothese“
Pflege für den Liner
Frischer Wind für trotz
Bewegungsfreude
Gehbehinderung
www.stolperstein.com
Seite 6
7
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Mandy
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Seite
Seite26
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Interview
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Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
Andrea Eber
Leitung Marketing Prothetik
„Es geht immer weiter. Man muss es nur
wollen.“ – ein starker Satz von Klaus Keweloh, den wir in unserer Titelstory vorstellen.
Und Klaus Keweloh ist eine starke Persönlichkeit. Er überzeugt mit Optimismus und
hat in seinem Leben mehrfach gezeigt,
dass es sich lohnt, immer wieder „aufzustehen“, das Leben so anzunehmen, wie es sich
einem bietet, und dann das Beste daraus zu
machen. Er strahlt über das ganze Gesicht,
wenn er von seinen Wandertouren auf Mallorca erzählt und er ist ein tolles Beispiel
dafür, dass man sich auch mit Prothese
seine Träume erfüllen kann. Lesen Sie die
ganze Geschichte ab Seite 12.
Neben Klaus Keweloh lernen Sie in dieser
Ausgabe weitere Menschen kennen, die
offen mit ihrer Beinamputation umgehen
und wirklich Spaß am Leben haben. Sie
waren sogar bereit, für medi Model zu
stehen und sind die Stars unseres Fotoshootings geworden. So ein FotoshootingTag ist ganz schön ereignisreich, da waren
sich am Abend alle einig. Was unsere
Models erlebten und wie sie die Aufnahmen empfunden haben, erfahren Sie ab
Seite 19. Sie möchten auch selbst einmal
für medi vor der Kamera stehen? Dann melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns immer
über motivierte Prothesenträgerinnen und
-träger!
Beinamputierte haben auch oft mit rechtlichen Hürden zu kämpfen – nun gibt es
einen Ratgeber, der Sie in vielen Fragen
unterstützen kann. Näheres dazu auf
Seite 4.
Brandaktuell haben medi und die Gehschultrainerin Mandy Küsel zusammen ein
Gehschulhandbuch veröffentlicht mit zahlreichen Übungen und Tipps, wie das Gehen
mit Prothese noch sicherer wird. Alle Infos
dazu finden Sie ab Seite 22. Auch im Bereich
Online geht stolperstein mit der Zeit: Die
Plattform www.stolperstein.com wird in
neuem Glanz erstrahlen und noch übersichtlicher viele wertvolle Informationen
für Prothesenträger und ihre Angehörigen
darstellen – einen ersten Eindruck, wie die
neuen Seiten ab Anfang kommenden Jahres
aussehen werden, erhalten Sie ab Seite 6.
Wir laden Sie herzlich ein zu unserem 10.
stolperstein Skiwochenende im Kaunertal
vom 16. bis 19. April 2015. Alle Informationen und das Anmeldeformular finden Sie
am Ende des Magazins.
Sie möchten an unserem Gewinnspiel teilnehmen? Dann geben Sie uns Ihr Feedback
zum Thema Liner. Wir freuen uns auf Ihre
Einsendungen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre
Titelstory
medi for help
12 „Es geht immer weiter. Man muss es nur wollen.“
18 medi for help hat einen neuen
Werkstattleiter in Haiti
Wanderführer Klaus Keweloh erzählt seine Geschichte
Impressum
Produkt & Service
Dialog
4 Ihr gutes Recht – was Sie bei
der Prothesenversorgung
wissen sollten
19 Herbstshooting im
fränkischen Seenland
Wenn Prothesenträger zu Models
werden
Herausgeber
medi GmbH & Co. KG
Medicusstraße 1
95448 Bayreuth
T 0921 912-750
F 0921 912-8192
[email protected]
www.medi.de
Erscheinungsweise
2 Ausgaben pro Jahr
4
Klassisch-eleganter Begleiter: Der
M-City Lace
5
Menschen mit und ohne Behinderung
meistern den Hope & Possibility Run
in München
Ratgeber
Verantwortlich
Miriam Schmitt
6
Frischer Wind für
www.stolperstein.com
22 „Fit mit Prothese“
8
Prothesenträger reisen zum
Gehschultraining an die spanische
Küste
Redaktion
Daniel Schwanengrug
Claudia Janoska
9
„Ein Urlaub, den ich nicht so schnell
vergessen werde“
10 Schonende und sichere Versorgung
dank Silikon-Liner
medi und Mandy Küsel veröffentlichen Gehschulhandbuch
Bilder
istockphoto.com (S. 6, 7, 9, 19),
medi, Privatarchiv
Druck
Späthling Druck & Medien,
Weißenstadt
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Wer auf eine Prothese angewiesen ist, steht häufig vor der
Herausforderung, zügig eine passende Versorgung zu erhalten. Vorab müssen Antragsverfahren durchlaufen, Fristen
eingehalten und Zuständigkeiten geklärt werden. Damit Sie
als Anwender im Dickicht der Paragrafen und Vorschriften
nicht den Überblick verlieren, ist nun der Ratgeber „Recht
und Anspruch bei der Prothesenversorgung“ erschienen.
Er gibt unter anderem einen raschen Überblick über die
gesetzlichen Rahmenbedingungen, informiert über Garantieansprüche sowie Produkthaftung und zeigt, im Falle eines
bestätigten, ablehnenden Bescheids, den Klageweg in der
Sozialgerichtsbarkeit. Die Autorin des Ratgebers, Sonja M.
Mnich, ist Expertin für Sozialrecht und selbst beidseitig
oberschenkelamputiert. Sie verfügt über langjährige Erfahrung mit den juristischen Aspekten der prothetischen Versorgung. Herausgeber ist die Europäische Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und Orthopädische
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Was Sie bei der Prothesenversorgung wissen sollten
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Hilfsmittel (european manufacturers federation for compression therapy and orthopaedic devices), kurz: eurocom.
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben initiiert und unterstützt eurocom wissenschaftliche Studien und stößt den Wissenstransfer an.
Den Ratgeber können Sie kostenfrei bei medi
unter Telefon 0921 912-750 oder per E-Mail an
[email protected] anfordern.
Klassisch-eleganter Begleiter: Der M-City Lace
medi hat sein Schuhsortiment überarbeitet. Der neue Lederschuh M-City Lace gibt festen Halt, unterstützt das Abrollverhalten und schont den Rücken sowie die Gelenke. Dafür
sorgen die Mittelfußstütze und die integrierte Ballenrolle.
Deshalb wurde der Schuh mit dem Rückensiegel der Aktion
Gesunder Rücken e. V. ausgezeichnet. Prothesenträger, die
beim Gehen ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben, profitieren besonders vom Gehverhalten des M-City Lace.
Durch die zwei Innensohlen ist er
zudem sehr variabel: Die
waschbare, antibakterielle
X-Static® Sohle sorgt für
ein angenehmes Fußklima. Die zweite,
besonders
strapazierfähige Einlegesohle kann beschliffen oder beide
Einlagen durch eine individuelle orthopädische Einlage ausgetauscht werden (beispielsweise igli Carbon-Einlage). Der
klassisch-elegante M-City Lace aus schwarzem Soft-NappaLeder ist in den Größen 39 bis 47 im medizinischen Fachhandel erhältlich.
Eine Produktübersicht der medi Schuhe und Verbraucherbroschüren können Sie bei medi unter Telefon 0921 912-750
oder per E-Mail an [email protected] anfordern.
medi Schuhwerk *
*M-Travel Tex, M-City Tex, M-Levita
* M-31 Sporty, M-Spirit,Boa Blue,
M-Travel Tex, M-Travel Velcro,
M-City Lace
4 • www.stolperstein.com
*Geprüft und empfohlen als
rückenfreundlich besonders für
Prothesenträger vom Forum:
Gesunder Rücken – besser leben e. V.
und dem Bundesverband der
deutschen Rückenschulen (BdR) e. V.
Weitere Infos bei AGR e.V.
Postfach 103, 27443 Selsingen
Telefon: 04284 9269990
www.agr-ev.de
stolperstein I Produkt & Service
Sportbegeisterung kennt keine Grenzen
Menschen mit und ohne Behinderung meistern den
Hope & Possibility Run in München
Zum dritten Mal wurde der Hope &
Possibility Run zur Bühne für Menschen mit einer ganz besonderen Leidenschaft für Sport. Am 20. Juli trafen
sich im Münchner Westpark 200
Sportler aus Deutschland, Australien,
Ungarn und den USA mit und ohne
Behinderung, um ihre Leistung zu testen und vor allem um miteinander
Spaß an der Bewegung zu haben. Veranstalter des Laufs war auch dieses
Jahr wieder Achilles International Germany. Die in 60 Ländern vertretene
Organisation setzt sich für gemeinsame Sporterlebnisse von Menschen
mit und ohne Behinderung ein. Sport
kann für jeden dazu beitragen, die Fitness zu fördern, das Selbstwertgefühl
zu erhöhen und die Barrieren zwischen
Behinderten und Nichtbehinderten zu
überwinden.
Vorbild für diesen Lauf ist der gleichnamige New Yorker Lauf, der seit elf Jahren mit großem Erfolg durchgeführt
wird. Ein Grund, den Lauf auch in
Deutschland zu etablieren, war die
Weigerung mancher deutscher Laufveranstalter, behinderte Sportler starten zu lassen. Der Hope & Possibility
Run beweist eindrucksvoll, wie gute
Organisation alle Teilnehmer mit verschiedenen Anforderungen erfolgreich
unter einen Hut bringen kann. Jeder
Starter mit Handicap bekam einen
Guide an die Seite und alle erhielten
ein atmungsaktives Lauf-Shirt, einen
Turnbeutel mit Warenproben der
Sponsoren und eine Medaille.
Jeder kommt auf seine Art ins Ziel
Auf den 2,5, 5 oder 10 Kilometer Strecken konnte jeder Sportler, egal mit
welchem Handicap, beweisen, was in
ihm steckt. Der Hope & Possibility Run
will Hoffnung geben und die Möglichkeit aufzeigen, diese auch zu erfüllen.
Gegenseitiges Mut machen und von
Nichtbehinderten als Sportler auf
Augenhöhe wahrgenommen werden,
das ermöglicht der Inklusionslauf.
Neben klassischen Läufern absolvierten auch Handbiker und Rollstuhlfahrer den Hope & Possibility Run. Zu den
Startern gehörten Sehbehinderte,
Blinde, Schwerhörige und Mehrfachbehinderte. Außerdem nahmen Querschnittsgelähmte, Menschen die einen
Schlaganfall erlitten haben oder an
Multipler Sklerose, Diabetes oder
Stoffwechselerkrankungen leiden und
eine Muskel-Dystrophie oder auch
Beinamputationen haben, teil. Der Run
zeigt, wie vielfältig Bewegung sein
kann. Das Feedback der Läufer war
wieder einmal durchweg positiv, vor
allem das familiäre Flair und die gute
Organisation machten den Lauf zu
einem tollen Erlebnis. Viele Teilnehmer
wollen im nächsten Jahr, am dritten
Sonntag im Juli, wiederkommen.
Den 2,5 Kilometer-Lauf gewannen
Celina Ruschke (15:46 Minuten) und
Stephan Hauch (12:48 Minuten). Beim
5 Kilometerlauf waren Nina Jakubowics (26:11 Minuten) und Andreas Baumer (21:13 Minuten) die Schnellsten
und über 10 Kilometer siegten Monika
Nietsche (51:51 Minuten) sowie Daniel
Weigel (46:38 Minuten). Die 2,5 Kilometer-Handbike-Strecke wurde von Jutta
Farthuber (29:27 Minuten) und Theresia Veh (36:47 Minuten) absolviert und
die 10 Kilometer fuhren Kerstin Abele
(30:54 Minuten) und Jörg Schneider
(28:00 Minuten) mit dem Handbike.
Weitere Informationen
Hope & Possibility Run
Achilles International Germany
Alexander Hentzschel
Drygalskiallee 118 / Apt. 1706
81477 München
Telefon: 089 55271080
E-Mail: [email protected]
www.achillesinternationalgermany.org
www.stolperstein.com • 5
Frischer Wind für
www.stolperstein.com
Das Internet spielt eine immer größere Rolle.
Filme schauen, Kochrezepte tauschen,
Autos kaufen – das alles bietet das Internet.
Es ermöglicht unmittelbare Kommunikation, beispielsweise zwischen einem Prothesenträger aus
München und einer Selbsthilfegruppe in Köln. Gut
gemachte Internetseiten bieten ihren Nutzern
mehr als reine Informationen, denn sie reagieren
auch auf die Anregungen und Wünsche der Leser.
Die Internetseite www.stolperstein.com von
medi wurde 2003 als Informationsplattform
für Amputierte, ihre Angehörigen, Orthopädietechniker, Sanitätshäuser und Ärzte konzipiert.
Nach der Amputation müssen sich Betroffene
und Angehörige plötzlich mit vielen Fragen
auseinandersetzen und mit einer völlig neuen
Lebenslage zurechtkommen.
Die stolperstein-Seite bietet für sie Hintergrundwissen, fachliche Ansprechpartner und
den Kontakt zu Selbsthilfegruppen.
Mit dem so genannten Relaunch erhält die
Internetseite eine umfassende „Frischekur“. Das neue, moderne Design präsentiert die Themen unkompliziert und mit
klaren, einfachen Strukturen: So ist die
Internetseite besonders nutzerfreundlich und der Besucher findet schnell, was
er sucht. Außerdem wird die Seite ab Anfang des nächsten Jahres responsiv sein. Das
heißt, dass sich die Darstellung der Texte und
Bilder daran anpasst, ob man stolperstein.com
von einem Computer, einem internetfähigen
Handy oder einem Tablet – ein tragbarer Rechner,
der via Berührungen gesteuert wird – aus besucht.
6 • www.stolperstein.com
stolperstein I Produkt & Service
Selbsthilfegruppen in Sekundenschnelle finden
Das Herzstück von stolperstein sind die Menschen hinter
den Geschichten. Das stolperstein-Team freut sich immer
über interessante und bewegende Berichte von Prothesenträgern und möchte die Homepage als Plattform und für den
Austausch zwischen Betroffenen etablieren. Dabei spielen
auch die Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle. Die Seite
bietet ihnen mehr Raum für ihre Darstellung. Die Gruppe
kann sich mit Fotos und Texten an das stolperstein-Team
wenden, um den Selbsthilfegruppen-Auftritt auszubauen.
Ein besonderes Element ist der Selbsthilfegruppen-Finder:
Über die Postleitzahl werden alle Selbsthilfegruppen im
Umkreis angezeigt. Wer sofort loslegen will, kann über
Google Maps direkt eine Reiseroute erstellen.
Um die Seite übersichtlicher zu gestalten, sind die Themen in
neuen Rubriken sortiert. Dazu gehören unter anderem
„Beinamputation“, „Leben mit Beinprothese“ sowie „Service
und Hilfe“. Hier erfahren die Nutzer Grundsätzliches zum
Thema Amputation und erhalten Informationen zum alltäglichen Umgang mit einer Prothese. Für ganz besondere
Geschichten ist die Rubrik „Making-of stolperstein“ reserviert. Hier werden zukünftig bewegende, lustige und aufre-
gende Geschichten rund um stolperstein und Anwender präsentiert. Hintergrundstorys, wie der Fotoshooting-Bericht
aus dem Fränkischen Seenland in dieser Ausgabe, sind
zukünftig auch im Online-Portal hinterlegt.
Langfristig sind ein eigener Kontaktbereich für Testanwender und ein Lexikon mit den wichtigsten Fachbegriffen zum
Thema Amputation und Prothese geplant. Die neue Internetseite geht Anfang 2015 online und wird mit vielen Besonderheiten die neue Plattform für Amputierte und ihre Angehörigen: Mit Platz für tolle Erlebnisse, beeindruckende
Persönlichkeiten und interessante Selbsthilfegruppen ganz
in Ihrer Nähe.
Kontakt
Das stolperstein-Team freut sich
auf Ihre Geschichten, Fotos und
Informationen zu Selbsthilfegruppen! Marina Schleicher steht
Ihnen gerne zur Verfügung.
Telefon: 0921 912-1820
E-Mail: [email protected]
www.stolperstein.com • 7
Unter der Sonne Andalusiens
Prothesenträger reisen mit medi Schuhen
zum Gehschultraining an die spanische Küste
Wer eine Prothese trägt, muss den
Umgang mit dem „Ersatzbein“ neu
lernen. In Magdeburg bietet das TOC
Sanitätshaus eine Gehschule an, die die
Disziplinen Physiotherapie, Orthopädietechnik und Sporttherapie in sich
vereint. Die Sportwissenschaftlerin
Mandy Küsel, selbst oberschenkelamputiert, ermöglicht Prothesenträgern
ein umfassendes Training zur Verbesserung der Sicherheit und Mobilität
beim Gang mit einer Prothese – auch
an Schrägen oder Treppen (mehr Infos
zur Gehschule auf Seite 22). Dass das
Gehschultraining nicht nur auf die
heimische Physiotherapie-Praxis
beschränkt ist, zeigt die jährliche TOC
Gehschulreise nach Andalusien. Diesmal besuchte Mandy Küsel mit Prothesenträgern aus ganz Deutschland den
Ort Chiclana an der Atlantikküste.
Gehschule mit Urlaubsflair
Das TOC Team, bestehend aus dem
Orthopädietechniker-Meister Steffen
Niemann, der Gehschultrainerin
Mandy Küsel und der Physiotherapeutin Christine Schimmelpfennig, zeigte
den Prothesenträgern, dass sich eine
Prothese und aktiver Bewegungsurlaub gut vereinbaren lassen. Die gute
Organisation und fachliche Betreuung
vor Ort gaben den Reisenden Sicherheit und ermöglichten ihnen ein indivi-
Glückliche Gesichter – alle hatten viel Spaß in Andalusien.
duelles Training im Umgang mit der
Prothese. Die Gehschulreise verbindet
dabei Beweglichkeitsübungen mit
Urlaubsflair. 17 Prothesenträger verbrachten im Mai zehn Tage im „Gehschulurlaub“, bei einigen reisten auch
die Partner mit. Mit einer Videoanalyse
bestimmten die Betreuer die individuellen Übungsschwerpunkte für die Teilnehmer. Die Videos bildeten eine hervorragende Basis, so dass jeder sein
Gangbild optimieren und das Gefühl
für die Prothese verbessern konnte.
Auf Erkundungstour in Andalusien
Auch die Fitness wurde am prothesenfreundlichen Sandstrand gefördert.
Ausgerüstet mit medi Schuhen und
Sport-Shirts bewiesen die Prothesenträger ihre Ausdauer beim NordicWalking am Meer – ein echtes Erfolgserlebnis! Außerdem sorgten Wassergymnastik, Fitnesseinheiten, Boccia
oder Luftgewehrschießen für
Abwechslung. Die Teilnehmer ließen
die ereignisreichen Tage bei kühlen
Getränken ausklingen, sprachen über
Herausforderungen und tauschten
Erfahrungen aus. Neben dem Gehschulprogramm standen auch Entspannungszeiten am Pool auf dem
Plan. Außerdem erkundete die Gruppe
Cadiz, Jerez de la Frontera und Gibraltar und fuhr mit dem Boot zum Delphine beobachten. Die „Gehschüler“
genossen den Komfort des All-inclusive-Hotels und entdeckten die andalusische Kultur. Sie haben neuen Spaß
an der Bewegung gefunden und unter
der fachlichen Anleitung des TOCTeams ihren Umgang mit der Prothese
verbessert. Die Reise war Urlaub und
Gehschule zugleich, sie sind sicherer
und mobiler unterwegs, haben fremde
Orte besucht und neue Freundschaften geschlossen.
Auch für 2015 ist wieder eine Gehschulreise geplant. Weitere Informationen erhalten Sie bei Mandy Küsel.
Kontakt
Die Teilnehmer haben Meer und Wellen genossen.
8 • www.stolperstein.com
Sanitätshaus TOC GmbH
Mandy Küsel
Leipziger Straße 45 c
39120 Magdeburg
Telefon / Fax: 0391 6111743
E-Mail: [email protected]
stolperstein I Produkt & Service
„Ein Urlaub, den ich nicht so schnell vergessen werde“
Erfahrungsbericht von Sylvia Wehde, Mitglied des Amputierten Treffpunkts
Berlin-Brandenburg über die Gehschulreise nach Andalusien
Wir teilen alle das gleiche Schicksal,
sind unter- oder oberschenkelamputiert. Trotzdem lassen wir uns nicht
unterkriegen und meistern jeder auf
seine Weise das Leben. Für die Reise
hatten wir alle ein Ziel: unser Gangbild
zu verbessern. Einige von uns waren
zur Unterstützung mit ihren Partnern
angereist. Über die Hilfe der „Zweibeiner“, wie wir sie liebevoll nannten,
freuten sich später alle, besonders
wenn sie uns zur Hand gingen, während wir die Prothesen abgelegt
hatten.
Von unserer Gehschultrainerin Mandy
Küsel, der Physiotherapeutin Christine
Schimmelpfennig und dem Orthopädietechniker-Meister Steffen Niemann
wurden wir perfekt betreut. Auch medi
unterstützte jeden Teilnehmer mit ein
Paar medi Schuhen und einem SportShirt. So waren wir bereit für den
Aktivurlaub! Also begann jeder Morgen
mit Nordic-Walking am Strand.
Erstaunlich, wie leicht es auch für
Amputierte ist, mit Stöcken zu laufen
und welche Entfernungen wir dabei
zurücklegten.
Der feuchte Sand, der leichte Wind, die
Sonne – was will man mehr, um glücklich zu sein? Neben dem Sport kam
auch die herrliche Umgebung nicht zu
kurz. Wir besuchten unter anderem
eine Tropfsteinhöhle und sichteten
vom Meer aus Marokko. Auch in die für
ihren Sherry berühmte Stadt Jerez
machten wir einen Abstecher. Selbstverständlich war die Teilnahme an
jeder Aktion freiwillig, wer pausieren
wollte, konnte das tun. Also keine Angst
vor Gruppenfahrten, die ist unbegründet!
Ein großer Spaß war am letzten Abend
unsere Tanzstunde in der Disco. Unsere
Physiotherapeutin zeigte uns, dass
man als Amputierter immer noch Spaß
am Tanzen haben kann. Auch die
Gespräche in vertrauter Runde möchte
ich nicht mehr missen. Viele Erfahrungen wurden dabei ausgetauscht und
neue Freundschaften waren bei der
Heimreise mit im Gepäck. Deshalb
kann ich allen, die zögern, als Prothesenträger zu verreisen, nur sagen: wagt
den Schritt und begleitet Mandy und
ihr Team!
Kontakt
Sylvia Wehde
Amputierten Treffpunkt
Berlin-Brandenburg
Treffen jeden zweiten Freitag
im Monat
Villa Donnersmark
Schädestr. 9-13
14165 Berlin-Zehlendorf
Telefon: 0157 75392296
E-Mail: berlin-brandenburg@
amputiertenselbsthilfe.de
www.stolperstein.com • 9
10 • www.stolperstein.com
stolperstein I Produkt & Service
Weil Haut
mehr Schutz braucht
Schonende und sichere Versorgung dank Silikon-Liner
Silikone begegnen uns jeden Tag. Auch an Orten, die auf
den ersten Blick außergewöhnlich erscheinen: im Auto,
in Shampoos und Kosmetika oder als Silikonharzfarbe
und -putz an Wänden. Die Einsatzmöglichkeiten sind
vielfältig und sehr unterschiedlich. Auch bei Medizinprodukten spielt das Material eine bedeutende Rolle. Daher
produziert medi bereits seit 2001 Liner aus Silikon. Der
„Strumpf aus Silikon“ wird über den Stumpf gezogen
und ermöglicht eine Verbindung zur Prothese.
Der Silikon-Liner erleichtert den Umgang mit der Prothese dabei enorm. Das textile Gestrick an der Innenseite des Liners, die sogenannte Matrix, und die nach
oben hin abnehmende Wandstärke des Silikon-Liners
erzielen einen Entstauungseffekt im Stumpf. Der
Stumpf wird so besser durchblutet, vorhandene Narben
werden im Laufe der Zeit weicher und flacher. Die sanfte
Einbettung des Stumpfes verringert Druck- und Reibestellen im Schaft.
Hygienisch, komfortabel und strapazierfähig
Das Material Silikon hat viele Vorteile, an erster Stelle
steht die Hygiene. Sven Besold, Orthopädietechniker
und selbst oberschenkelamputiert, erklärt das Besondere der Silikon-Liner: „Die mikroskopisch glatte Oberfläche ist leicht zu reinigen. Bakterien können sich nicht
so leicht festsetzen. Es reicht aus, den Liner täglich mit
Wasser und Neutralseife zu reinigen.“
Darüber hinaus ist das Silikon auch sehr strapazierfähig
und formstabil. Die medi Liner lassen sich gut aufdehnen, obwohl sie bei niedriger Verdehnung für eine gute
Weichteilfassung sorgen. Dadurch wird der Einstieg in
den Schaft erleichtert und der Stumpf ist in der Prothese
gut fixiert.
Das Plus für die Hautpflege
Die sensible Haut am Stumpf
benötigt besondere Pflege. Hier
bewähren sich vor allem die hautpflegenden und schützenden
Eigenschaften des Silikons. Das
verwendete Silikongel verfügt
über eine spezielle Formulierung,
die Schweiß- und Geruchsbildung
sowie Hautirritationen reduziert.
Einige medi Liner geben darüber
hinaus hautpflegende Substanzen
ab.
Sven Besold,
Orthopädietechniker und
Prothesenträger
Silikon-Liner sind wahre Alleskönner, das zeigt sich auch
im täglichen Gebrauch. Sven Besold schätzt an seinem
medi 4Seal Liner vor allem den unkomplizierten
Umgang. „Durch die selbstgleitende Oberfläche ist das
An- und Ausziehen leicht und immer und überall möglich. Ein Alkoholspray ist für mich überflüssig geworden.
Auch das schnelle Trocknen ist für mich ein großer Vorteil. Nach dem Schwimmen trockne ich den Liner einfach mit einem Handtuch ab und kann sofort wieder in
die Prothese einsteigen.“
medi Liner werden mit der innovativen medi compression Technologie gefertigt. Dahinter steht die
Erfahrung aus 60 Jahren Forschung
und Entwicklung. Ein definierter
Kompressionsverlauf fördert den
venösen Rückfluss und reduziert die Bildung von
Ödemen im Stumpfbereich. Das Ergebnis: Selbst druckempfindliche Stümpfe sind schonend gebettet und gut
durchblutet.
www.stolperstein.com • 11
12 • www.stolperstein.com
stolperstein I Titelstory
„Es geht immer weiter.
Man muss es nur wollen.“
Manchmal sind es kleine Dinge, die das Leben verändern – bei Klaus Keweloh entschied ein Stein über
sein Schicksal. Dem stolperstein Redaktionsteam
erzählte er seine Geschichte.
Klaus Keweloh ist ein aktiver Mensch, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Schon gar nicht die
herbstlichen Temperaturen Anfang November im oberfränkischen Fichtelgebirge. Bei fünf Grad Außentemperatur begrüßt der 65-Jährige die stolperstein Redakteure in kurzen Wanderhosen mit einem
breiten Lächeln und festem Händedruck vor seinem Haus. „Hallo, ich bin der Klaus. Schön, dass ihr da
seid.“ Er mag es direkt, herzlich und unkompliziert. Auf die Frage, ob es nicht etwas kalt sei für kurze
Wanderhosen, antwortet er: „Nee, und wenn, dann würde es mich ja nur an einem Bein frieren“ und
lacht. Der gebürtige Sauerländer weiß, wie man eine lockere Atmosphäre schafft.
Seine positive Einstellung und die Fähigkeit, mit Menschen umgehen zu können, kamen ihm sein ganzes Leben lang zugute. Vor allem bei seiner fast 20-jährigen Tätigkeit als unabhängiger Wanderführer
auf Mallorca. Von 1992 bis 2011 zeigte er Touristengruppen die malerische Bergwelt der Baleareninsel.
Am liebsten war er mit den Urlaubern im Nordwesten der Insel, rund um das Künstlerdorf Deià, unterwegs. Weit weg von den Massen an den bekannten Stränden von El Arenal. „Es ist schon ein Privileg,
wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen kann“, sagt Klaus und strahlt. Die Bewegung, die
Natur und die gemeinsamen Erlebnisse mit anderen Menschen begeistern ihn. Es unterstreicht auch
sein Lebensmotto. „Ich mache nur das, was mir Spaß macht. Danach lebe ich seit meiner Jugend.“
www.stolperstein.com • 13
Im April 2011 stand wieder eine Mallorca-Tour an.
Die Planungen liefen auf Hochtouren. Das Hotel für
die Reisegruppe war gebucht und der Flug bereits
organisiert, als es zu dem folgenschweren Vorfall
kam, der Klaus’ Leben grundlegend verändern sollte.
„Ich war beim Rasenmähen hinterm Haus, als mir
plötzlich das Schneidemesser einen Stein ans
Schienbein schleuderte. Der war vom Umfang nicht
größer als ein Fingernagel, steckte aber für einen
Moment mitsamt der Hose im Bein“, erzählt er.
Noch am selben Tag ging Klaus zum Arzt und ließ
sich behandeln. Ein Röntgenbild sei bei so einem
kleinen Unfall nicht nötig, hieß es. Eine Versorgung
mit Salbe und Verband würde ausreichen. Mehrere
Wochen vergingen, das Bein schmerzte weiter und
entzündete sich. Klaus bekam Antibiotika verschrieben. Ein halbes Jahr und mehrere Arztbesuche später wurde sein Bein doch geröntgt. Das Ergebnis war
mehr als beunruhigend. Sein Schienbein war doppelt gebrochen und der Knochen hatte sich entzündet. „Das war schon so ein Moment, indem ich mir
dachte, dass hätte man aber früher erkennen können.“ Der Versuch, den Bruch erfolgreich zu schienen, misslang. Er wollte einfach nicht verheilen. Der
nächste Lösungsversuch: ein Nagel im Bein sollte
von der Kniescheibe bis zum Sprunggelenk für Stabilität sorgen. „Das funktionierte anfangs auch. Nur
bekam ich dort, wo der Nagel verschraubt war,
wunde Stellen.“ Also wurden die Schrauben entfernt. Der Heilungsprozess ging voran. Zwei Wochen
nach dem Eingriff glaubte er, den Bruch so gut wie
überstanden zu haben. Er war wieder zu Hause. Das
Laufen gelang nahezu beschwerdefrei. Bis er über
eine kleine Kante stolperte – und das Bein wieder
brach. Die Ärzte in Bayreuth waren ratlos. Sie überwiesen Klaus in eine Spezialklinik nach Murnau. Das
war im September 2012.
Die Operationen gingen weiter. In den ersten drei
Wochen erfolgten drei Eingriffe am Bein, um die
Entzündung in den Griff zu bekommen. Es sollten
insgesamt neun Operationen nötig sein. Den eigentlichen Bruch versuchte man mit einem sogenannten
Fixateur zu heilen. Diesen sollte Klaus ursprünglich
bis August 2013 tragen. Dann, so die Ärzte, könne er
wieder normal laufen. Um ein besseres Ergebnis zu
erzielen, wurde das Bein um drei Zentimeter
gekürzt und die Knochenteile wieder aufeinander
geschoben. Die Verkürzung könne er problemlos mit
einem entsprechenden Absatz ausgleichen, versicherte man ihm in der Klinik. Der letzte Eingriff, eine
Hautverpflanzung, war absolviert. Die Entlassung
14 • www.stolperstein.com
stolperstein I Titelstory
stand in wenigen Tagen an, als sich das Bein wieder
entzündete. „Das nervte natürlich. Jedes Mal, wenn
ich glaubte, ich hätte es geschafft, kam der nächste
Nackenschlag. Aber da muss man einfach nach
vorne schauen und positiv bleiben“, sagt Klaus.
Resignieren käme für ihn auch nicht infrage. Rückschläge und Neuanfänge hat er in seinem Leben
schon einige erlebt. „Wenn man Augen und Ohren
offenhält, dann geht es immer weiter. Man muss es
nur wollen.“
Sein beruflicher Werdegang ist ein Beleg dafür. Er
machte in der Baubranche rasch Karriere und stieg
bereits als 20-Jähriger zum Bauleiter, später zum
Oberbauleiter auf. Für zahlreiche Großprojekte im
Kölner Raum war er verantwortlich. Als die Firma im
Zuge einer Bauflaute Pleite ging, bot ihm ein anderes Unternehmen nahtlos eine Stelle im Bereich
Innenausbau an. Er erlebte noch zwei weitere
Unternehmensniedergänge bevor er von einem
Bekannten gefragt wurde, ob er nicht Lust hätte,
Wanderführer auf Mallorca zu werden. „Von der
Baubranche in Deutschland in die Tourismusbranche auf Mallorca zu wechseln, ist natürlich
eine Umstellung. Aber, ist es nicht schön, wenn
man so eine Wahl hat?“
Die Ärzte in Murnau stellten ihn auch vor die Wahl:
Entweder ein Jahr Klinikaufenthalt mit ungewissem
Ausgang. Oder eine Amputation des Unterschenkels
mit der Aussicht, nach drei bis vier Monaten wieder
fit zu sein und ein normales Leben führen zu können. „Ich hatte fünf Tage, um mich zu entscheiden.
In der Zeit versuchte ich natürlich möglichst viele
Antworten auf all meine Fragen zu erhalten. Gerade
von Menschen, die selbst amputiert waren, habe ich
dabei sehr viele Informationen, Rückhalt und Aufmunterung erfahren.“ Nachdem auch die Prothesenversorgung und die Reha geklärt waren, stimmte
er der Amputation zu.
Sein großer Rückhalt in dieser schwierigen Zeit war
seine Frau. Sie wich nicht von seiner Seite, sprach
ihm Mut zu. Sie wusste, wie schwer ihm diese Entscheidung fiel. Vor allem hinsichtlich der Leidenschaft fürs Wandern, die sie mit ihm bis heute teilt.
Kennengelernt haben sie sich im April 2002. Sie war
damals mit einer Reisegruppe aus dem Fichtelgebirge nach Mallorca geflogen, um die Mandelblüte
zu erleben. Klaus war ihr Wanderführer. „Als ich sie
bei der Begrüßung sah, war mir sofort klar: Das ist
die Frau meines Lebens.
www.stolperstein.com • 15
Da gab es gar keine Zweifel“, sagt er. Noch im selben Jahr zog
er von Mallorca zu ihr nach Oberfranken.
In Murnau saß sie Tag für Tag an seinem Krankenbett. Beide
schmiedeten Pläne, wie es weitergehen sollte. Bereits am
zweiten Tag nach der Amputation scherzte sie, er könnte ja
jetzt auf Mallorca Wanderungen für Behinderte anbieten. Er
ging sofort auf ihren Vorschlag ein. „Sie war ganz perplex und
sagte, dass das nur ein Spaß gewesen sei. Tja, sagte ich, dann
ist jetzt aus Spaß Ernst geworden.“ Er war von diesem neuen
Ziel so begeistert, dass er bereits in der Klinik sein Vorhaben
ankündigte. Die positiven Reaktionen der Patienten zeigten
16 • www.stolperstein.com
ihm, dass er eine Marktlücke entdeckt hatte. Plötzlich eröffneten sich neue Perspektiven für ihn. Er hatte ein neues Ziel,
das ihm seitdem Motivation und neuen Lebensmut schenkt.
„Ich bin überzeugt, dass man sich im Leben immer wieder
Ziele setzen muss. Gerade in schwierigen Situationen hilft es,
zu wissen, wo man hin möchte. Wenn ich mich mit anderen
amputierten Menschen treffe, die ein Ziel haben, merke ich,
dass sie meist deutlich besser mit ihrer Situation zurechtkommen als diejenigen, die sich orientierungslos treiben lassen.“ Mitte Dezember 2012, vier Monate nach der Einweisung, wurde er aus dem Krankenhaus entlassen.
stolperstein I Titelstory
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So schnell wie möglich. Das Ziel, auf Mallorca wieder Wandern zu gehen, war fest in seinem Kopf. Doch bis es soweit
war, musste er sich zuerst in seinem Alltag mit den neuen
Gegebenheiten zurechtfinden. Sein Aktionsradius vergrößerte sich stetig. Erst im Haus, dann auf seinem Bauernhof.
Eine Woche nachdem er die Interimsversorgung erhalten
hatte, fuhr er bereits auf seinem Grundstück mit dem Auto.
„Ich habe damals beim TÜV angerufen, um die Prothese in
meinen Führerschein eintragen zu lassen. Dort arbeitete ein
Fahrlehrer, der auf solche Fälle wie mich ausgebildet war. Der
sagte, ich solle einfach mal mit meinem Auto vorbeikommen.
Ok, dachte ich, dann fahr ich eben mit dem Auto zur Prüfung.“ Ob er sich nicht unsicher gefühlt habe? „Nein. Das war
kein Problem. Meine Frau saß ja auf dem Beifahrersitz“, sagt
Klaus und grinst. Die Prüfung bestand er auf Anhieb.
Drei Wochen nachdem er wieder mit dem Autofahren begonnen hatte, startete die Reha. „Ich hatte das Glück, eine
Einzelbehandlung zu bekommen. Schon am ersten Tag hatte
ich der Physiotherapeutin gesagt, sie solle mich so weit
fordern, bis ich selbst ‚Stopp‘ sage.“ Sechs Wochen lang
trainierte er täglich mehrere Stunden, fuhr Rad, machte
Übungen. Oft bis zur Erschöpfung. „Stopp“ sagte er in dieser
Zeit so gut wie nie.
Ohne Prothese, nur mit Krücken ausgestattet, kam er wieder
nach Hause. Sofort machte er Pläne, wie seine neue Webseite für Gehbehinderte aussehen könnte, noch vor der Versorgung mit einer Interimsprothese. Die erhielt er in der
ersten Januarwoche. An dieses Erlebnis kann er sich heute
noch gut erinnern. Der Orthopädietechniker saß bei Klaus
im Wohnzimmer, passte die Prothese an und verfolgte die
ersten Schritte quer durch die Wohnung. „Auf dem Rückweg
von der Küche habe ich dann die Krücken in die Luft gehalten
und gefragt, ob ich so etwas auch machen dürfe? Da fiel der
fast in Ohnmacht“, lacht Klaus. Er machte von nun an jeden
Tag Laufübungen, wollte seine Mobilität zurück.
Wenn man Klaus an seinem Esstisch sitzen sieht, fällt sofort
diese innere Ausgeglichenheit auf. Der Mann ruht in sich
selbst. Man spürt, er ist dort angekommen, wo er seit seiner
Amputation hinwollte. Wieder mitten im Leben. Das Haus,
das er Anfang 2012 am anderen Ende des Ortes gekauft hat,
baut er seit rund zwei Monaten um. Ab und zu helfen sein
Stiefsohn und ein Bekannter. Badezimmer, Heizung und
Sanitäranlagen sind schon fertig. Bei den Renovierungsarbeiten spürt er die einzige Einschränkung, die er durch die
Prothese hat. „Ich kann nicht knien. Die Prothese ist nicht tief
genug eingeschnitten. Dafür bräuchte ich aber noch rund
fünf Zentimeter mehr Stumpf. Den habe ich aber nicht. Also
muss es so gehen.“ Auch die Planungen für seine erste Wandertour für Gehbehinderte auf Mallorca sind so gut wie abgeschlossen. Im Februar 2015 geht es los. „Die Reisegruppe
wird acht Personen und mich umfassen. Dann kann ich nämlich den Kleinbus fahren“, sagt Klaus. Die Routen ist er in diesem und im letzten Jahr mit seiner Frau bereits auf Mallorca
abgelaufen. „Ich habe bei den einzelnen Strecken großen
Wert darauf gelegt, dass sie für alle Teilnehmer gut zu meistern sind. Es soll ja Spaß machen und niemand soll sich überfordert fühlen“, sagt Klaus. Ob er einen Unterschied zu
früheren Gruppen merken wird? „Nein, das glaube ich nicht.
Ich bin sicher, dass die Ausflüge zu den gewählten Orten
super werden. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich
Wanderer ohne oder mit Beinamputation führe. Ich freue
mich einfach auf die Teilnehmer und die Wanderungen.“
www.stolperstein.com • 17
medi for help I stolperstein
medi for help hat einen
neuen Werkstattleiter in Haiti
Interview mit Orthopädietechniker-Meister Ralf Jungblut
Der Orthopädietechniker-Meister
Ralf Jungblut ist seit November
neuer Werkstattleiter von medi for
help in Haiti. Vor seiner Abreise gab
er uns ein Interview und erzählte
unter anderem, was ihn zu diesem
Engagement bewog und welche
Ziele er erreichen möchte.
Herr Jungblut, Sie leiten ab November
die Werkstatt von medi for help in
Haiti. Wie sind Sie auf das Hilfsprojekt
aufmerksam geworden?
Ich habe das erste Mal vor rund vier
Jahren über die Medien von dem Hilfsprojekt erfahren. Seitdem verfolge ich
die Entwicklung von medi for help sehr
interessiert aus der Distanz und bin
begeistert, was im Laufe der Zeit passiert ist. Ich wollte schon vor zwei Jahren als Werkstattleiter nach Haiti.
Damals hat es aus verschiedenen
Gründen nicht geklappt. Es freut mich
heute umso mehr, dass ich ab November für ein Jahr Teil des Projekts sein
darf.
Im Sommer waren Sie bereits für zwei
Wochen als Volontär für medi for help
in Haiti tätig. Was hat Sie während
dieser Zeit am meisten beeindruckt?
Zum einen hat mich die Landschaft
fasziniert, zum anderen die Umstände,
unter denen der Tagesrhythmus der
Menschen abläuft. Der ist im Vergleich
zu Deutschland sehr unterschiedlich.
Einen Wecker brauchte ich beispielsweise nicht, da jeden Morgen um vier
Uhr früh der Hahn krähte (lacht). Das
ist man hierzulande nicht unbedingt
gewohnt. Hinzu kommen die neuen
Gerüche, das Klima, die Natur und
natürlich die Freundlichkeit der Menschen. Trotz der zahlreichen Schwierigkeiten tragen sie eine Freundlichkeit in
sich, die bewundernswert ist. Die
Lebensumstände der Haitianer sind
äußerst einfach, dennoch sieht man
den Menschen die Mühe, die täglichen
Hürden zu überwinden, nicht an.
Improvisation wird dort groß geschrieben.
Sie gehen jetzt für ein Jahr als
Werkstattleiter nach Haiti. Was ist
für Sie der Reiz, in einem Krisengebiet
zu arbeiten?
Die Beinamputationen sind ja
mittlerweile nicht mehr nur auf das
Erdbeben von 2010 zurückzuführen.
Welche Ursachen gibt es noch?
Auffällig sind die schweren Motorradund Autounfälle. Das ist in Haiti wirk-
Herr Jungblut, vielen Dank für das
Gespräch.
Hauptsächlich haben wir Orthesenversorgungen, speziell mit Beinorthesen,
durchgeführt.
18 • www.stolperstein.com
lich ein Problem. Die Straßen sind relativ schlecht und die Fahrweise oft
– nun ja – abenteuerlich. Beides
zusammen führt dann häufig zu
schlimmen Unfällen, die teilweise auch
Amputationen zur Folge haben.
Auch wenn sich das jetzt vielleicht
etwas pathetisch anhört, ich möchte
etwas Gutes tun und den Menschen in
dieser Region helfen. Das ist die Hauptmotivation. Hinzu kommt, dass dieser
Einsatz eine große Chance für mich ist,
den eigenen Horizont zu erweitern und
mein Know-how auf ein neues Level zu
heben.
Ein fremdes Land mit seiner Kultur und
seinen Menschen bietet viel Potenzial,
sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterzuentwickeln. Von daher
freue ich mich auf die Arbeit in der
Werkstatt und auf die vielen neuen
Erfahrungen.
Welche Art von Versorgung haben Sie
dort durchgeführt?
Der neue Werkstattleiter Ralf
Jungblut (rechts) zusammen
mit Christian Lacher von medi.
Ralf Jungblut erklärt, welche Ziele er
für das Hilfsprojekt erreichen möchte.
stolperstein I Dialog
Herbstshooting im fränkischen Seenland
Wenn Prothesenträger zu Models werden
Schönheit ist in jedem Menschen zu finden und kommt vor allem
von innen. Niemand beweist das so eindrucksvoll wie die sechs Prothesenträger, die für medi im Oktober vor der Kamera standen. Sie
begeisterten den Fotografen und zogen alle Beteiligten mit ihrer
positiven und lebensfrohen Ausstrahlung in den Bann. Sie sind keine
professionellen Models, dafür aber umso authentischer. Andrea Eber
steht als Leiterin Marketing Prothetik in regem Kontakt zu den
Anwendern. „Wir wollen unsere Produkte wirkungsvoll und lebensecht in Szene setzen.“ medi sucht immer wieder Anwender in allen
Mobilitätsklassen, die sich fotografieren lassen. Deshalb freute sich
Andrea Eber besonders über die sechs Herren, die so motiviert mitmachten, und hofft, mit deren Beispiel auch andere für das Modeln
begeistern zu können.
Am Set ist einiges geboten
Ein klarer Herbstmorgen im Fränkischen Seenland, der Altmühlsee
glitzert in der Sonne. Um diese Zeit ist noch alles still, bis sich das
Team von Andrea Eber am See ausbreitet. In aller Frühe schon sind sie
aus Bayreuth, Nürnberg und Niedersachsen angereist, um das gute
Wetter für Fotos zu nutzen. Die Ruhe weicht der betriebsamen Hektik
eines Teams, das viel vor hat an diesem Oktobertag. Andrea Eber
koordiniert die Szene. Dort wird der Arbeitsplatz der Visagistin aufgebaut, hierhin bitte die Verpflegung und dort drüben darf sich das
Fotografen-Team niederlassen. Die Kindermodels Lilly und Valentin
erkunden etwas schüchtern das Treiben und ziehen sich erst einmal
auf den Spielplatz zurück.
Prothesenmodels
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Andrea Eber informiert Sie gerne und freut sich
über alle Anwenderinnen und Anwender, egal
welche Mobilitätsklasse, die den Schritt vor
unsere Kamera wagen.
Kontakt
Andrea Eber
Telefon: 0921 912-1797
E-Mail: [email protected]
www.stolperstein.com • 19
Cersten Mittmann greift den Damen beim Ausladen der
vielen Kisten voller Kleidung, Prothesenteilen und Accessoires unter die Arme. Er trägt eine Kiste zur Stylistin und
beweist, wie mobil er ist. „Ich komme mit meiner Prothese
super zurecht“, lacht der Orthopädietechniker aus Celle
und nimmt sich dann einen Kaffee. „Ich hatte 1998 einen
Motorradunfall, danach wurde mir der linke Oberschenkel
amputiert.“ Cersten Mittmann erzählt ruhig und entspannt, er ist mit sich im Reinen. „Natürlich stand ich erst
mal unter Schock. Aber irgendwann ist mir auch bewusst
geworden: Entweder du gibst dich auf oder du blickst nach
vorn und genießt wieder dein Leben.“ Die Visagistin winkt
ihn zu sich und bevor er in die Maske geht, fügt er noch
hinzu: „Die Botschaft, die solche Fotos vermitteln, ist
enorm wichtig. Es geht ja nicht nur um ein paar hübsche
Bilder, sondern auch darum, dass man mit Prothese aktiv
und selbstbewusst sein Leben in die Hand nimmt.“
Alles ist möglich
Die mittelfränkische Seenlandschaft bietet die perfekte
Kulisse für sonnendurchflutete Outdoor-Szenen. Doch wie
läuft so ein Shooting eigentlich ab? Am Ende sieht man die
fertigen Bilder und ahnt nicht, wie viel Arbeit in den Aufnahmen steckt. Während die Models geschminkt und eingekleidet werden, macht der Fotograf Probeaufnahmen,
prüft das Licht und baut allerhand Gerätschaften auf. „Das
ist richtig professionell aufgezogen“, staunt Klaus Keweloh
und betrachtet interessiert den großen Reflektor, den ein
Assistent des Fotografen hält. Dann „kauft“ er ein belegtes
Brötchen bei Valentin. Der Kleine hat einen Laden aufgemacht und „verkauft“ nun die Leckereien und Getränke,
mit denen das Team versorgt wird, für Geld in Form eines
Eichenblatts. Klaus Keweloh macht den Spaß mit und
Valentin ist stolzer Ladenbesitzer. „So ein Shooting ist
keine Arbeit, das ist wie ein Urlaubstag“, erklärt der Wanderführer, der ab 2015 mit Prothesenträgern die Bergwelt
20 • www.stolperstein.com
Mallorcas erkundet (siehe Seite 12), und zeigt dann auf
seine Prothese. „Außerdem kann ich medi Anhaltspunkte
geben, was man bei einzelnen Produkten noch verbessern
könnte.“ Er blickt über den glasklaren See und grinst. „Ich
war schon immer Optimist. Ich habe auch keine Angst,
mich zu zeigen. Als Wanderführer bin ich aktiv unterwegs,
das geht auch mit Prothese. Ich möchte anderen Amputierten beweisen, was alles möglich ist.“
Goldener Herbst am Altmühlsee
Das erste Gruppenfoto steht an. Neben den sechs Prothesenträgern nehmen auch die Kindermodels und zwei
Frauen am Shooting teil. Das Team hilft den Herren dabei,
sich auf den Steg zu setzen und sortiert noch einige Zeit
hin und her, bis jeder am richtigen Platz ist und ein idyllisches Familienbild entsteht. Die Models nehmen das
stolperstein I Dialog
ebenso gelassen wie die Aktivitäten der Stylistin, die jeden
einzelnen Hemdkragen und Pulloversaum bis zur Perfektion zurechtzupft. Der Fotograf kneift die Augen zusammen und blinzelt in die Sonne, ein letzter prüfender Blick
und dann geht das sprichwörtliche Blitzlichtgewitter los.
„Und bitte lachen!“ Das fällt allen leicht. Vor strahlend
blauem Himmel setzen sich die Herren gekonnt in Szene.
Andrea Eber gibt immer wieder Anweisungen und auch der
Fotograf spart nicht mit Wünschen. „Bitte alle zu mir
schauen! Jetzt auf die Kinder schauen! Bitte den Kescher
benutzen!“ Lachend folgen die Teilnehmer und wirken tatsächlich wie eine glückliche Familie beim Sonntagsausflug.
Der Fotograf steigt kurzerhand in den schon recht frischen
See, um eine noch bessere Perspektive zu erhaschen. „Da
muss man als Fotograf durch“, schmunzelt Andrea Eber.
„Das ist voller Körpereinsatz!“
Unter Freunden
Gegen Mittag ist es Zeit für einen Szenenwechsel, im Autokorso geht es an den Brombachsee. Andrea Eber signalisiert eine Pause. „Jetzt gibt es erst mal Mittagessen!“ Von
der Restaurant-Terrasse überblicken sie den Brombachsee.
Die Kinder staunen über die Fähre und Cersten Mittmann
tauscht sich mit Sven Besold, ebenfalls Orthopädietechniker und Prothesenmodel, über Silikon-Liner aus. „Der Liner
ist perfekt zum Schwimmen geeignet. Im Gegensatz zu
Linern mit Stoffbezug kann ich ihn einfach mit dem Handtuch abtrocknen“, erklärt Sven Besold und Cersten Mittmann stimmt ihm zu: „Gerade im Sommer ist das eine
große Erleichterung.“ Während er das sagt, kriegen die
Hundemodels, die in der nächste Szene mitspielen, einen
Keks. Die Australian Shepherd Dame und ihre Golden Retriever Kollegin wandern von Tisch zu Tisch und lassen sich
mit Streicheleinheiten und Snacks verwöhnen.
Ein Model braucht Geduld
Nach der Pause geht es gestärkt weiter. Das lange Sitzen,
Stehen und viele Wiederholungen bis zum perfekten Bild
sind zwar anstrengend, doch der Spaß überwiegt. Am
Strand vom Brombachsee geht es jetzt mit Aktivfotos weiter. Klaus Keweloh ist sichtlich amüsiert über die Hunde,
die nicht so recht das machen wollen, was der Fotograf
sagt. Lilly versteckt sich hinter dem Drachen, den sie fliegen lassen wird und Valentin findet die Fähre gerade viel
spannender als die Kamera. „Solche Momente gibt es eben
auch“, meint Andrea Eber und seufzt lächelnd. Kurzerhand
kriegt Valentin einen Ball als Requisite, den er werfen kann,
Lillys Papa spricht ihr Mut zu und die Hunde werden mit
Leckerlis „bestochen“. „Wir wollen natürlich, dass alle Spaß
haben, aber Konzentration ist ebenfalls wichtig, denn es
stehen noch einige Szenen an und das Tageslicht muss
ausgenutzt werden“, fügt sie erklärend hinzu, gibt dem
Fotografen ein Zeichen und weiter geht es mit dem Shooting. Die Models posieren wie bei einem Spaziergang, alle
gehen langsam nebeneinander auf den Fotografen zu. Er
wechselt zwischendurch schnell das Objektiv und der
Reflektor wird ein paar Grad gedreht bis alles endlich
stimmt. Kaum zu glauben, wie viel Detailarbeit in einem
einzigen perfekten Foto steckt.
Am Abend verabschieden sich alle herzlich voneinander.
„Mit medi macht so etwas immer Spaß“, resümiert Klaus
Keweloh. „Alles ist gut vorbereitet und man lernt nette
Leute kennen.“ Die sympathischen medi Models machen
Fotoshootings immer zu einem ganz besonderen Termin
im Kalender von Andrea Eber. Die sechs Herren sprühen
geradezu vor Lebensfreude. Und die wirkt nicht nur ansteckend auf alle, die die Männer erleben, sondern sie ist
auch auf jedem einzelnen Foto zu erkennen.
www.stolperstein.com • 21
„Fit mit Prothese“
medi und Mandy Küsel veröffentlichen
Gehschulhandbuch
Treppen steigen, Schrägen gehen oder sich hinsetzen
und wieder aufstehen – für Prothesenträger können solche
Bewegungsabläufe eine große Herausforderung darstellen.
Moderne Beinprothesen sind individuell auf die Bedürfnisse
des Anwenders angepasst und tragen so zu dessen Sicherheit und Mobilität bei. Doch auch das beste High-TechProdukt nützt erst, wenn der korrekte Umgang damit
erlernt wird. Richtiges Training und das Vertrauen in die
prothetischen Passteile sind deshalb sehr wichtig.
22 • www.stolperstein.com
stolperstein I Ratgeber
15. Treppen ste
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2
1
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Gleichgewicht
4
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Mandy
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Anschließend verlagern Sie Ihr Gewicht nach und nach in Richtung linker Ferse.
Achten Sie darauf, Ihr Gewicht nur diagonal von rechts vorn nach links hinten zu
verschieben. Bleiben Sie kurz in der jeweiligen Position und wiederholen Sie die
Übung zehn Mal.
Variation
4
Anschließend folgt ein Richtungswechsel. Jetzt beginnen Sie auf dem
linken Vorfuß.
Airex­Matte
5
Verlagern Sie Ihr Gewicht auf die rechte Ferse. Sie beherrschen beide
Richtungen? Versuchen Sie dann, die Belastungswechsel in Form einer
„8“ zu verbinden.
Wo spüren Sie Druck im Schaft, wenn Sie Ihr Gewicht verlagern? Fühlen Sie, an
welcher Stelle Ihr Fuß den Boden berührt? Führen Sie die Übungen langsam und
bewusst aus. Achten Sie darauf, dass Sie gedanklich dem Druck unter Ihrer
Fußsohle folgen können und drücken Sie den Fuß an der jeweiligen Position fest
auf den Boden. Versuchenät
Sie die Übung später freihändig.
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Versuchen Sie sich vorzustellen, dass Sie mit Ihren Füßen
im Sand stehen und Ihre
Fußaußenkanten fest in den
Sand drücken, um einen tiefen
Fußabdruck zu hinterlassen.
• Fit mit Prothes
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Kräftigung
Tipp:
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Alltag
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Verlagern Sie Ihr Gewicht auf Ihren rechten Vorfuß und halten Sie die Position.
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Empfohlene Hilfsmittel
Kräftig
Ausgangsposition
Sie stehen aufrecht und halten beide Beine nebeneinander. Verteilen Sie Ihr
Gewicht gleichmäßig auf Ihre beiden Beine. Stellen Sie jetzt Ihre Füße hüftbreit
auseinander und führen Sie folgende Übung aus:
Alltag
1
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4
Die Sportwissenschaftlerin Mandy Küsel hat nach ihrer
Oberschenkelamputation vor 15 Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht. „Mir fehlte ein Ort, an dem ich das Laufen mit der Prothese gezielt üben konnte“, erklärt sie ihre
damalige Lage. Durch ihre Ausbildung und persönliche
Situation entstand die Idee einer Gehschule für Beinamputierte, die sie zusammen mit dem Sanitätshaus TOC in
Magdeburg seit 2006 umsetzt. Im Oktober dieses Jahres
startete sie außerdem ihre „Train-the-Trainer“-Seminare.
Hier gibt sie ihr Wissen an Orthopädietechniker, Physio-,
Sport- und Ergotherapeuten weiter und bildet sie zu
Gehschultrainern aus. Diese qualifizieren sich damit
zusätzlich für das Beweglichkeitstraining mit Prothesenträgern. Zur Unterstützung des Konzepts entwickelte sie
gemeinsam mit medi das Gehschulhandbuch „Fit mit
Prothese“. Es dient Gehschultrainern als Lehrmaterial
und geschulten Prothesenanwendern zu Hause als
Übungshandbuch.
Unter fachlicher Anleitung zurück in die Mobilität
Amputierte lernen in der Reha-Klinik den grundsätzlichen Umgang mit der prothetischen Erstversorgung.
Für die Weiterentwicklung dieser Fertigkeiten nach der
Umstellung auf eine individuelle Prothese hat Mandy
Küsel ihr Gehschulkonzept entwickelt. Sie bietet die Gehschule im Raum Magdeburg für Beinamputierte an,
wobei sie Aspekte der Physiotherapie, Orthopädietechnik und Sporttherapie berücksichtigt. Mandy Küsel
trainiert mit den Prothesenträgern, abhängig von der
Mobilitätsklasse, zum Beispiel das Treppensteigen und
übt unter anderem an Schrägen oder mit dem Gehbock.
Der Umgang mit der Beinprothese, die Optimierung des
04.11.14
Sie interessieren sich für das
Gehschulbuch oder die Gehschule
von Mandy Küsel in Magdeburg?
Dann wenden Sie sich bei medi an
Katja Blauel unter 0921 912-1818
oder an die Gehschule Magdeburg, Mandy Küsel, Leipziger
Straße 45 c, 39120 Magdeburg,
Telefon / Fax: 0391 6111743,
E-Mail: [email protected]
10:05
Gangbildes und das Gleichgewichtstraining verbessern
die Mobilität und Lebensqualität der Anwender enorm.
Für jeden Anspruch das passende Training
Das medi Gehschulhandbuch „Fit mit Prothese“ liefert
60 Übungen, die Beweglichkeit, Fitness und Selbstvertrauen steigern. Die Übungen sind in die Kategorien
„Kräftigung“, „Gleichgewicht“, „Wahrnehmung“ und
„Alltag“ sowie in drei Schwierigkeitslevel eingeteilt. Sie
werden mit einfachen Hilfsmitteln durchgeführt, die
sich jeder Anwender auch für zu Hause beschaffen kann.
Von der Ausgangsposition über die Schritt-für-SchrittAnleitung mit Pfeilen, die die Bewegungsrichtung kennzeichnen, bis zur textlichen Erläuterung enthält das
medi Gehschulhandbuch alle nötigen Informationen,
um gezielt und erfolgreich zu trainieren. Am Ende jeder
Übung sind alle Informationen zusammengefasst:
Name der Übung, Kategorie, Level und Wiederholungsanzahl. Die farbliche Kennzeichnung der Kategorien
und die Registerstanzung machen das Buch besonders
nutzerfreundlich. So können Prothesenträger zunächst
unter fachlicher Anleitung mit ihrem Techniker oder
Therapeuten trainieren und anschließend den Übungserfolg zu Hause selbstständig vertiefen.
Gehschulen in Ihrer Nähe
Der Bundesverband für Menschen mit Arm- oder
Beinamputation e. V. (BMAB) bietet auf seiner
Homepage eine Übersicht aller eingetragenen
Gehschulen an: www.bmab.de/gehschulen.
Diese finden Sie zukünftig auch auf
www.stolperstein.com
www.stolperstein.com • 23
Jubiläum im Kaunertal:
10. stolperstein Skiwochenende
vom 16. – 19. April 2015
Informationen und Teilnahmebedingungen
Anfahrt
Eigene Hin- und Rückreise
Hotel und Skigebiet
Hotel und Skigebiet sind barrierefrei – seit zehn Jahren gute
Gründe, die das stolperstein Skiwochenende immer wieder
zu einem besonderen Erlebnis werden lassen.
Das 4-Sterne Sporthotel Weisseespitze befindet sich ruhig
gelegen auf ca. 1.200 Meter Seehöhe im Westtiroler Kaunertal, fern von Durchgangs­straßen. Etwa 40 Minuten entfernt
liegt der traumhafte Kaunertaler Gletscher
(www.weisseespitze.com).
Technische Voraussetzung
•Sie haben eine Unterschenkelprothese?
Im individuellen Fall versorgt Sie Ihr Orthopädietechniker
mit einer abnehmbaren Oberhülse, einer Orthese zur
Stabilisierung Ihres Knies. Damit können Unterschenkel­
amputierte mit sicherem Halt auf zwei Beinen Skifahren.
Lassen Sie sich in jedem Fall vor dem Ski­wochenende von
Ihrer orthopädie­technischen Werkstatt beraten. Besitzen
oder möchten Sie keine Oberhülse, können Sie mit einer
Krückenskiausrüstung fahren.
•Sie besitzen keine Oberhülse oder sind knieex- / oberschenkel- oder hüftexamputiert?
Sie können den Schnee auch ohne Prothese genießen: auf
einem Bein, mit einem Ski und zwei Skikrücken.
Kosten
Hotel
3 Übernachtungen mit Halbpension,
Ortstaxe, Cocktail­abend, Betreuung durch
Skilehrer, Nutzung des Wellnessbereiches
Doppelzimmer für 2 Personen Einzelzimmer 555,00 €
330,00 €
medi sendet an die Teilnehmer eine
Rechnung.
Kinderermäßigung im Zimmer der Eltern
0 bis 5 Jahre: frei
6 bis 11 Jahre: 20,00 € pro Tag und Kind
12 bis 15 Jahre: 30 % Ermäßigung
ab 15 Jahre: 20 % Ermäßigung
Skiausrüstung
(kann am Gletscherverleih auf eigene Kosten
ausgeliehen werden)
Leihkrückenski optional für 3 Tage: 30,00 €
Skipass
(wird vor Ort selbst bezahlt)
Karte ErwachseneKinder
Tageskarte 37,00 €
22,00 €
2-Tageskarte 69,00 €
41,00 €
3-Tageskarte 99,00 €
59,00 €
Versehrtenermäßigung
Kindertarif ab einer Invalidität von 60 %.
Bitte Ausweis mitbringen.
Die entsprechende Ausrüstung kann vor Ort ausgeliehen
werden.
Anmeldung siehe Rückseite

Anmeldung
Fax +49 921 912-515
10. stolperstein Skiwochenende vom
16. – 19. April 2015 im Tiroler Kaunertal
medi GmbH & Co. KG
Steffi Schöllhorn
Medicusstraße 1
95448 Bayreuth
T +49 921 912-1121
F +49 921 912-515
[email protected]
Name, Vorname
Straße, Hausnummer
PLZ, Ort
Telefonnummer
E-Mail
Geburtsdatum
Bitte füllen Sie die Anmeldung aus und senden uns diese bis spätestens 15. März 2015 zu.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Sie werden mit einer Buchungsbestätigung benachrichtigt.
medi sendet Ihnen eine Rechnung. Leihmaterial und Skiliftkarte bezahlen Sie bitte vor Ort selbst.
Wir freuen uns auf Sie!
Amputationshöhe
Ski- und Snowboard-Kenntnisse
Teilnahmewunsch
□ Unterschenkel
□ Knieex
□ Oberschenkel
□ Hüftex
□ Ich bin noch nie mit Prothese
Ski gefahren.
□ Ich bin schon einmal mit Prothese
Ski gefahren.
□ Ich bin fortgeschrittener Skifahrer.
□ Ich bin sehr guter Skifahrer.
□ Ich bin schon einmal mit Prothese Snowboard gefahren.
□ Ich bin fortgeschrittener / sehr guter Snowboarder.
□ Ich möchte Skifahren.
□ Ich möchte ohne Skifahren am
stolperstein Skiwochenende
teilnehmen.
□ links
□ rechts
□ beidseitig
Zimmer
□ Einzelzimmer
(für 1 Person 330 €)
Begleitpersonen: Erwachsene
□ Doppelzimmer
(für 2 Personen 555 €)
Name, Vorname
□ Zeitraum vom 16. – 19.04.2015
□ Verlängerter Zeitraum zu medi Konditionen
bis
2015
Name, Vorname
Ski-Ausrüstung
Ski- und Snowboard-Kurs
□ Ich möchte Krücken-Ski leihen.
□ Ich möchte Ski-Ausrüstung am
Gletscherverleih ausleihen.
□ Nein, ich möchte keine Ausrüstung
leihen.
□ Ja, ich möchte an einem Skikurs für
Beinamputierte teilnehmen.
□ Ja, ich möchte einen Snowboard-
Kurs* besuchen.
Begleitpersonen: Kinder
Name, Vorname
Name, Vorname
In welchem Sanitätshaus wurden
Sie bisher versorgt?
Sanitätshaus, Ort
Wir weisen Sie darauf hin, dass die Teilnahme am
stolperstein Skiwochenende auf eigenes Risiko
unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung und
Haftung seitens medi und seiner Mitarbeiter
stattfindet. Weitere Informationen erhalten Sie
in den Teilnahmebedingungen nach der
Anmeldung.
medi nimmt das Thema Datenschutz sehr ernst.
Wir sichern Ihnen zu, dass Ihre personenbezogenen Daten nur im Rahmen des stolperstein
Skiwochenendes gespeichert und weiterverarbeitet werden.
Ihre Daten werden entsprechend der geltenden
datenschutzrechtlichen Bestimmungen
vertraulich behandelt und nicht an Dritte
weitergegeben.
Ort / Datum
Unterschrift * Ab einer Teilnehmerzahl von fünf Personen.

medi. ich fühl mich besser.
70023 / 12.2014
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