- stolperstein
Transcrição
- stolperstein
Das Magazin für Beinamputierte Ausgabe 26 stolperstein „Es geht immer weiter. Man muss es nur wollen.“ Die Geschichte von Klaus Keweloh Seite 12 Mallorcas Neuer Internetauftritt Bergwelt entdecken Weil Vier Haut Jahre mehr Hilfe Schutz in Haiti braucht Richtige „Fit mit Prothese“ Pflege für den Liner Frischer Wind für trotz Bewegungsfreude Gehbehinderung www.stolperstein.com Seite 6 7 Tipps mediund undTricks Mandy für Küsel eine optimale veröffentlichen Anwendung Gehschulhandbuch Seite Seite26 22 Schonende Interview und mit sichere Carsten Versorgung Stauf, dankProjektleiter Silikon-Linermedi for help SeiteSeite 10 22 Liebe Leserinnen, liebe Leser, Andrea Eber Leitung Marketing Prothetik „Es geht immer weiter. Man muss es nur wollen.“ – ein starker Satz von Klaus Keweloh, den wir in unserer Titelstory vorstellen. Und Klaus Keweloh ist eine starke Persönlichkeit. Er überzeugt mit Optimismus und hat in seinem Leben mehrfach gezeigt, dass es sich lohnt, immer wieder „aufzustehen“, das Leben so anzunehmen, wie es sich einem bietet, und dann das Beste daraus zu machen. Er strahlt über das ganze Gesicht, wenn er von seinen Wandertouren auf Mallorca erzählt und er ist ein tolles Beispiel dafür, dass man sich auch mit Prothese seine Träume erfüllen kann. Lesen Sie die ganze Geschichte ab Seite 12. Neben Klaus Keweloh lernen Sie in dieser Ausgabe weitere Menschen kennen, die offen mit ihrer Beinamputation umgehen und wirklich Spaß am Leben haben. Sie waren sogar bereit, für medi Model zu stehen und sind die Stars unseres Fotoshootings geworden. So ein FotoshootingTag ist ganz schön ereignisreich, da waren sich am Abend alle einig. Was unsere Models erlebten und wie sie die Aufnahmen empfunden haben, erfahren Sie ab Seite 19. Sie möchten auch selbst einmal für medi vor der Kamera stehen? Dann melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns immer über motivierte Prothesenträgerinnen und -träger! Beinamputierte haben auch oft mit rechtlichen Hürden zu kämpfen – nun gibt es einen Ratgeber, der Sie in vielen Fragen unterstützen kann. Näheres dazu auf Seite 4. Brandaktuell haben medi und die Gehschultrainerin Mandy Küsel zusammen ein Gehschulhandbuch veröffentlicht mit zahlreichen Übungen und Tipps, wie das Gehen mit Prothese noch sicherer wird. Alle Infos dazu finden Sie ab Seite 22. Auch im Bereich Online geht stolperstein mit der Zeit: Die Plattform www.stolperstein.com wird in neuem Glanz erstrahlen und noch übersichtlicher viele wertvolle Informationen für Prothesenträger und ihre Angehörigen darstellen – einen ersten Eindruck, wie die neuen Seiten ab Anfang kommenden Jahres aussehen werden, erhalten Sie ab Seite 6. Wir laden Sie herzlich ein zu unserem 10. stolperstein Skiwochenende im Kaunertal vom 16. bis 19. April 2015. Alle Informationen und das Anmeldeformular finden Sie am Ende des Magazins. Sie möchten an unserem Gewinnspiel teilnehmen? Dann geben Sie uns Ihr Feedback zum Thema Liner. Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihre Titelstory medi for help 12 „Es geht immer weiter. Man muss es nur wollen.“ 18 medi for help hat einen neuen Werkstattleiter in Haiti Wanderführer Klaus Keweloh erzählt seine Geschichte Impressum Produkt & Service Dialog 4 Ihr gutes Recht – was Sie bei der Prothesenversorgung wissen sollten 19 Herbstshooting im fränkischen Seenland Wenn Prothesenträger zu Models werden Herausgeber medi GmbH & Co. KG Medicusstraße 1 95448 Bayreuth T 0921 912-750 F 0921 912-8192 [email protected] www.medi.de Erscheinungsweise 2 Ausgaben pro Jahr 4 Klassisch-eleganter Begleiter: Der M-City Lace 5 Menschen mit und ohne Behinderung meistern den Hope & Possibility Run in München Ratgeber Verantwortlich Miriam Schmitt 6 Frischer Wind für www.stolperstein.com 22 „Fit mit Prothese“ 8 Prothesenträger reisen zum Gehschultraining an die spanische Küste Redaktion Daniel Schwanengrug Claudia Janoska 9 „Ein Urlaub, den ich nicht so schnell vergessen werde“ 10 Schonende und sichere Versorgung dank Silikon-Liner medi und Mandy Küsel veröffentlichen Gehschulhandbuch Bilder istockphoto.com (S. 6, 7, 9, 19), medi, Privatarchiv Druck Späthling Druck & Medien, Weißenstadt Ihr gutes Recht r pruch bei de Recht und Ans g sorgun Prothesenver Mnich Von Sonja M. e. V. n von eurocom Herausgegebe rge • Ortho bnisse pä • Begrü dische Beurt eilung ndung Krankenkasse Öffentlich-Rec htliches Vertragsve rhältn Wer auf eine Prothese angewiesen ist, steht häufig vor der Herausforderung, zügig eine passende Versorgung zu erhalten. Vorab müssen Antragsverfahren durchlaufen, Fristen eingehalten und Zuständigkeiten geklärt werden. Damit Sie als Anwender im Dickicht der Paragrafen und Vorschriften nicht den Überblick verlieren, ist nun der Ratgeber „Recht und Anspruch bei der Prothesenversorgung“ erschienen. Er gibt unter anderem einen raschen Überblick über die gesetzlichen Rahmenbedingungen, informiert über Garantieansprüche sowie Produkthaftung und zeigt, im Falle eines bestätigten, ablehnenden Bescheids, den Klageweg in der Sozialgerichtsbarkeit. Die Autorin des Ratgebers, Sonja M. Mnich, ist Expertin für Sozialrecht und selbst beidseitig oberschenkelamputiert. Sie verfügt über langjährige Erfahrung mit den juristischen Aspekten der prothetischen Versorgung. Herausgeber ist die Europäische Herstellervereinigung für Kompressionstherapie und Orthopädische Öffentlich-Rec htliche Mitgliedsc haft is Ab re ch nu ng s Sanitätshaus e ch re at tli ch iv Pr Versicherter/ Patient 10 Ab rec hn ve un rh gs ält ve ni rh s ält nis g a r tr e rV Privatrechtliche r Vertrag Kassenärztlic Be he urteilun g de KosteVere ngs nvorainigu nschlag es Öffentlich-Rec htliche Mitgliedsc haft Was Sie bei der Prothesenversorgung wissen sollten Für die En sieht da tscheidung der Be s Gese 1.2 Rechts- und hörde/ diese tz in Vertragsverh ältnisse Wide r Frist kann Un § 88 SGG ein des Kostenträ e tätigke gers üb rspruchs Die Rechtsve itsklage Frist von dr er den besche rhältnisse zwis ei M Widersp erh id kann chen den kass senvertragsär ru eine Kla oben werde onaten vor. enärztlichen Vere zten und den n. Na Nach Ab ch ge einge Krankenkasse inigungen, den senärztlichen lau leitet we ch einem ab n einerseits sow KasVere lehnend f rden. ie zwischen den enten andererse inigungen, den Krankenkasse en kasits beruhen auf n und den Vers Das bedeutet, öffentlich-rech icherten / Patidass es sich um tlichen Vertrags gesetzlich vorg man könnte sie Arzt verhältnissen. eschriebene Vertr auch Zwangsm Re itgliedschaften agsverhältnis zept - mit ärz se, nennen, hand tlic (H he ilfsmitte elt. Zwischen den l sind nic r Begründun Versicherten g ht budg / Patienten und Sanitätshäuse etiert) den behandel rn bestehen nden im Gegensatz vatrechtliche dazu privatrech Ärzten sowie den Verträge rege ln Beziehungen tlich Rechtssubjek zwischen rechErste e Verträge. Priten, die im Weg tlich e der Privatauto lle gleic n hges Einfluss gestalten tellte es Ko nomie das Rech n • Erhe ein . stenv t ohne bu sb tlich ögen en oranschlages • Teste ngstaa Bewillig Kostenv ung des oransch lages Ggf. Pro be und/ode versorgung r Gutac hten Positive r schri Besche id-Koste ftlicher nüberna hme Ablehnu ng de Kostenv oransch s lages Negativ er schri ftlicher Besche id Widers pruch Vertragsarzt Abb. 2: bis zum Rechtlicher Ab Widersp lauf de r Proth ruch Abb 1: Rechtsesenve und Vertragsv rsorgung erhältnisse in I: Von der Versorgungsk der Ve ette rordn ung 33 Hilfsmittel (european manufacturers federation for compression therapy and orthopaedic devices), kurz: eurocom. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben initiiert und unterstützt eurocom wissenschaftliche Studien und stößt den Wissenstransfer an. Den Ratgeber können Sie kostenfrei bei medi unter Telefon 0921 912-750 oder per E-Mail an [email protected] anfordern. Klassisch-eleganter Begleiter: Der M-City Lace medi hat sein Schuhsortiment überarbeitet. Der neue Lederschuh M-City Lace gibt festen Halt, unterstützt das Abrollverhalten und schont den Rücken sowie die Gelenke. Dafür sorgen die Mittelfußstütze und die integrierte Ballenrolle. Deshalb wurde der Schuh mit dem Rückensiegel der Aktion Gesunder Rücken e. V. ausgezeichnet. Prothesenträger, die beim Gehen ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben, profitieren besonders vom Gehverhalten des M-City Lace. Durch die zwei Innensohlen ist er zudem sehr variabel: Die waschbare, antibakterielle X-Static® Sohle sorgt für ein angenehmes Fußklima. Die zweite, besonders strapazierfähige Einlegesohle kann beschliffen oder beide Einlagen durch eine individuelle orthopädische Einlage ausgetauscht werden (beispielsweise igli Carbon-Einlage). Der klassisch-elegante M-City Lace aus schwarzem Soft-NappaLeder ist in den Größen 39 bis 47 im medizinischen Fachhandel erhältlich. Eine Produktübersicht der medi Schuhe und Verbraucherbroschüren können Sie bei medi unter Telefon 0921 912-750 oder per E-Mail an [email protected] anfordern. medi Schuhwerk * *M-Travel Tex, M-City Tex, M-Levita * M-31 Sporty, M-Spirit,Boa Blue, M-Travel Tex, M-Travel Velcro, M-City Lace 4 • www.stolperstein.com *Geprüft und empfohlen als rückenfreundlich besonders für Prothesenträger vom Forum: Gesunder Rücken – besser leben e. V. und dem Bundesverband der deutschen Rückenschulen (BdR) e. V. Weitere Infos bei AGR e.V. Postfach 103, 27443 Selsingen Telefon: 04284 9269990 www.agr-ev.de stolperstein I Produkt & Service Sportbegeisterung kennt keine Grenzen Menschen mit und ohne Behinderung meistern den Hope & Possibility Run in München Zum dritten Mal wurde der Hope & Possibility Run zur Bühne für Menschen mit einer ganz besonderen Leidenschaft für Sport. Am 20. Juli trafen sich im Münchner Westpark 200 Sportler aus Deutschland, Australien, Ungarn und den USA mit und ohne Behinderung, um ihre Leistung zu testen und vor allem um miteinander Spaß an der Bewegung zu haben. Veranstalter des Laufs war auch dieses Jahr wieder Achilles International Germany. Die in 60 Ländern vertretene Organisation setzt sich für gemeinsame Sporterlebnisse von Menschen mit und ohne Behinderung ein. Sport kann für jeden dazu beitragen, die Fitness zu fördern, das Selbstwertgefühl zu erhöhen und die Barrieren zwischen Behinderten und Nichtbehinderten zu überwinden. Vorbild für diesen Lauf ist der gleichnamige New Yorker Lauf, der seit elf Jahren mit großem Erfolg durchgeführt wird. Ein Grund, den Lauf auch in Deutschland zu etablieren, war die Weigerung mancher deutscher Laufveranstalter, behinderte Sportler starten zu lassen. Der Hope & Possibility Run beweist eindrucksvoll, wie gute Organisation alle Teilnehmer mit verschiedenen Anforderungen erfolgreich unter einen Hut bringen kann. Jeder Starter mit Handicap bekam einen Guide an die Seite und alle erhielten ein atmungsaktives Lauf-Shirt, einen Turnbeutel mit Warenproben der Sponsoren und eine Medaille. Jeder kommt auf seine Art ins Ziel Auf den 2,5, 5 oder 10 Kilometer Strecken konnte jeder Sportler, egal mit welchem Handicap, beweisen, was in ihm steckt. Der Hope & Possibility Run will Hoffnung geben und die Möglichkeit aufzeigen, diese auch zu erfüllen. Gegenseitiges Mut machen und von Nichtbehinderten als Sportler auf Augenhöhe wahrgenommen werden, das ermöglicht der Inklusionslauf. Neben klassischen Läufern absolvierten auch Handbiker und Rollstuhlfahrer den Hope & Possibility Run. Zu den Startern gehörten Sehbehinderte, Blinde, Schwerhörige und Mehrfachbehinderte. Außerdem nahmen Querschnittsgelähmte, Menschen die einen Schlaganfall erlitten haben oder an Multipler Sklerose, Diabetes oder Stoffwechselerkrankungen leiden und eine Muskel-Dystrophie oder auch Beinamputationen haben, teil. Der Run zeigt, wie vielfältig Bewegung sein kann. Das Feedback der Läufer war wieder einmal durchweg positiv, vor allem das familiäre Flair und die gute Organisation machten den Lauf zu einem tollen Erlebnis. Viele Teilnehmer wollen im nächsten Jahr, am dritten Sonntag im Juli, wiederkommen. Den 2,5 Kilometer-Lauf gewannen Celina Ruschke (15:46 Minuten) und Stephan Hauch (12:48 Minuten). Beim 5 Kilometerlauf waren Nina Jakubowics (26:11 Minuten) und Andreas Baumer (21:13 Minuten) die Schnellsten und über 10 Kilometer siegten Monika Nietsche (51:51 Minuten) sowie Daniel Weigel (46:38 Minuten). Die 2,5 Kilometer-Handbike-Strecke wurde von Jutta Farthuber (29:27 Minuten) und Theresia Veh (36:47 Minuten) absolviert und die 10 Kilometer fuhren Kerstin Abele (30:54 Minuten) und Jörg Schneider (28:00 Minuten) mit dem Handbike. Weitere Informationen Hope & Possibility Run Achilles International Germany Alexander Hentzschel Drygalskiallee 118 / Apt. 1706 81477 München Telefon: 089 55271080 E-Mail: [email protected] www.achillesinternationalgermany.org www.stolperstein.com • 5 Frischer Wind für www.stolperstein.com Das Internet spielt eine immer größere Rolle. Filme schauen, Kochrezepte tauschen, Autos kaufen – das alles bietet das Internet. Es ermöglicht unmittelbare Kommunikation, beispielsweise zwischen einem Prothesenträger aus München und einer Selbsthilfegruppe in Köln. Gut gemachte Internetseiten bieten ihren Nutzern mehr als reine Informationen, denn sie reagieren auch auf die Anregungen und Wünsche der Leser. Die Internetseite www.stolperstein.com von medi wurde 2003 als Informationsplattform für Amputierte, ihre Angehörigen, Orthopädietechniker, Sanitätshäuser und Ärzte konzipiert. Nach der Amputation müssen sich Betroffene und Angehörige plötzlich mit vielen Fragen auseinandersetzen und mit einer völlig neuen Lebenslage zurechtkommen. Die stolperstein-Seite bietet für sie Hintergrundwissen, fachliche Ansprechpartner und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Mit dem so genannten Relaunch erhält die Internetseite eine umfassende „Frischekur“. Das neue, moderne Design präsentiert die Themen unkompliziert und mit klaren, einfachen Strukturen: So ist die Internetseite besonders nutzerfreundlich und der Besucher findet schnell, was er sucht. Außerdem wird die Seite ab Anfang des nächsten Jahres responsiv sein. Das heißt, dass sich die Darstellung der Texte und Bilder daran anpasst, ob man stolperstein.com von einem Computer, einem internetfähigen Handy oder einem Tablet – ein tragbarer Rechner, der via Berührungen gesteuert wird – aus besucht. 6 • www.stolperstein.com stolperstein I Produkt & Service Selbsthilfegruppen in Sekundenschnelle finden Das Herzstück von stolperstein sind die Menschen hinter den Geschichten. Das stolperstein-Team freut sich immer über interessante und bewegende Berichte von Prothesenträgern und möchte die Homepage als Plattform und für den Austausch zwischen Betroffenen etablieren. Dabei spielen auch die Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle. Die Seite bietet ihnen mehr Raum für ihre Darstellung. Die Gruppe kann sich mit Fotos und Texten an das stolperstein-Team wenden, um den Selbsthilfegruppen-Auftritt auszubauen. Ein besonderes Element ist der Selbsthilfegruppen-Finder: Über die Postleitzahl werden alle Selbsthilfegruppen im Umkreis angezeigt. Wer sofort loslegen will, kann über Google Maps direkt eine Reiseroute erstellen. Um die Seite übersichtlicher zu gestalten, sind die Themen in neuen Rubriken sortiert. Dazu gehören unter anderem „Beinamputation“, „Leben mit Beinprothese“ sowie „Service und Hilfe“. Hier erfahren die Nutzer Grundsätzliches zum Thema Amputation und erhalten Informationen zum alltäglichen Umgang mit einer Prothese. Für ganz besondere Geschichten ist die Rubrik „Making-of stolperstein“ reserviert. Hier werden zukünftig bewegende, lustige und aufre- gende Geschichten rund um stolperstein und Anwender präsentiert. Hintergrundstorys, wie der Fotoshooting-Bericht aus dem Fränkischen Seenland in dieser Ausgabe, sind zukünftig auch im Online-Portal hinterlegt. Langfristig sind ein eigener Kontaktbereich für Testanwender und ein Lexikon mit den wichtigsten Fachbegriffen zum Thema Amputation und Prothese geplant. Die neue Internetseite geht Anfang 2015 online und wird mit vielen Besonderheiten die neue Plattform für Amputierte und ihre Angehörigen: Mit Platz für tolle Erlebnisse, beeindruckende Persönlichkeiten und interessante Selbsthilfegruppen ganz in Ihrer Nähe. Kontakt Das stolperstein-Team freut sich auf Ihre Geschichten, Fotos und Informationen zu Selbsthilfegruppen! Marina Schleicher steht Ihnen gerne zur Verfügung. Telefon: 0921 912-1820 E-Mail: [email protected] www.stolperstein.com • 7 Unter der Sonne Andalusiens Prothesenträger reisen mit medi Schuhen zum Gehschultraining an die spanische Küste Wer eine Prothese trägt, muss den Umgang mit dem „Ersatzbein“ neu lernen. In Magdeburg bietet das TOC Sanitätshaus eine Gehschule an, die die Disziplinen Physiotherapie, Orthopädietechnik und Sporttherapie in sich vereint. Die Sportwissenschaftlerin Mandy Küsel, selbst oberschenkelamputiert, ermöglicht Prothesenträgern ein umfassendes Training zur Verbesserung der Sicherheit und Mobilität beim Gang mit einer Prothese – auch an Schrägen oder Treppen (mehr Infos zur Gehschule auf Seite 22). Dass das Gehschultraining nicht nur auf die heimische Physiotherapie-Praxis beschränkt ist, zeigt die jährliche TOC Gehschulreise nach Andalusien. Diesmal besuchte Mandy Küsel mit Prothesenträgern aus ganz Deutschland den Ort Chiclana an der Atlantikküste. Gehschule mit Urlaubsflair Das TOC Team, bestehend aus dem Orthopädietechniker-Meister Steffen Niemann, der Gehschultrainerin Mandy Küsel und der Physiotherapeutin Christine Schimmelpfennig, zeigte den Prothesenträgern, dass sich eine Prothese und aktiver Bewegungsurlaub gut vereinbaren lassen. Die gute Organisation und fachliche Betreuung vor Ort gaben den Reisenden Sicherheit und ermöglichten ihnen ein indivi- Glückliche Gesichter – alle hatten viel Spaß in Andalusien. duelles Training im Umgang mit der Prothese. Die Gehschulreise verbindet dabei Beweglichkeitsübungen mit Urlaubsflair. 17 Prothesenträger verbrachten im Mai zehn Tage im „Gehschulurlaub“, bei einigen reisten auch die Partner mit. Mit einer Videoanalyse bestimmten die Betreuer die individuellen Übungsschwerpunkte für die Teilnehmer. Die Videos bildeten eine hervorragende Basis, so dass jeder sein Gangbild optimieren und das Gefühl für die Prothese verbessern konnte. Auf Erkundungstour in Andalusien Auch die Fitness wurde am prothesenfreundlichen Sandstrand gefördert. Ausgerüstet mit medi Schuhen und Sport-Shirts bewiesen die Prothesenträger ihre Ausdauer beim NordicWalking am Meer – ein echtes Erfolgserlebnis! Außerdem sorgten Wassergymnastik, Fitnesseinheiten, Boccia oder Luftgewehrschießen für Abwechslung. Die Teilnehmer ließen die ereignisreichen Tage bei kühlen Getränken ausklingen, sprachen über Herausforderungen und tauschten Erfahrungen aus. Neben dem Gehschulprogramm standen auch Entspannungszeiten am Pool auf dem Plan. Außerdem erkundete die Gruppe Cadiz, Jerez de la Frontera und Gibraltar und fuhr mit dem Boot zum Delphine beobachten. Die „Gehschüler“ genossen den Komfort des All-inclusive-Hotels und entdeckten die andalusische Kultur. Sie haben neuen Spaß an der Bewegung gefunden und unter der fachlichen Anleitung des TOCTeams ihren Umgang mit der Prothese verbessert. Die Reise war Urlaub und Gehschule zugleich, sie sind sicherer und mobiler unterwegs, haben fremde Orte besucht und neue Freundschaften geschlossen. Auch für 2015 ist wieder eine Gehschulreise geplant. Weitere Informationen erhalten Sie bei Mandy Küsel. Kontakt Die Teilnehmer haben Meer und Wellen genossen. 8 • www.stolperstein.com Sanitätshaus TOC GmbH Mandy Küsel Leipziger Straße 45 c 39120 Magdeburg Telefon / Fax: 0391 6111743 E-Mail: [email protected] stolperstein I Produkt & Service „Ein Urlaub, den ich nicht so schnell vergessen werde“ Erfahrungsbericht von Sylvia Wehde, Mitglied des Amputierten Treffpunkts Berlin-Brandenburg über die Gehschulreise nach Andalusien Wir teilen alle das gleiche Schicksal, sind unter- oder oberschenkelamputiert. Trotzdem lassen wir uns nicht unterkriegen und meistern jeder auf seine Weise das Leben. Für die Reise hatten wir alle ein Ziel: unser Gangbild zu verbessern. Einige von uns waren zur Unterstützung mit ihren Partnern angereist. Über die Hilfe der „Zweibeiner“, wie wir sie liebevoll nannten, freuten sich später alle, besonders wenn sie uns zur Hand gingen, während wir die Prothesen abgelegt hatten. Von unserer Gehschultrainerin Mandy Küsel, der Physiotherapeutin Christine Schimmelpfennig und dem Orthopädietechniker-Meister Steffen Niemann wurden wir perfekt betreut. Auch medi unterstützte jeden Teilnehmer mit ein Paar medi Schuhen und einem SportShirt. So waren wir bereit für den Aktivurlaub! Also begann jeder Morgen mit Nordic-Walking am Strand. Erstaunlich, wie leicht es auch für Amputierte ist, mit Stöcken zu laufen und welche Entfernungen wir dabei zurücklegten. Der feuchte Sand, der leichte Wind, die Sonne – was will man mehr, um glücklich zu sein? Neben dem Sport kam auch die herrliche Umgebung nicht zu kurz. Wir besuchten unter anderem eine Tropfsteinhöhle und sichteten vom Meer aus Marokko. Auch in die für ihren Sherry berühmte Stadt Jerez machten wir einen Abstecher. Selbstverständlich war die Teilnahme an jeder Aktion freiwillig, wer pausieren wollte, konnte das tun. Also keine Angst vor Gruppenfahrten, die ist unbegründet! Ein großer Spaß war am letzten Abend unsere Tanzstunde in der Disco. Unsere Physiotherapeutin zeigte uns, dass man als Amputierter immer noch Spaß am Tanzen haben kann. Auch die Gespräche in vertrauter Runde möchte ich nicht mehr missen. Viele Erfahrungen wurden dabei ausgetauscht und neue Freundschaften waren bei der Heimreise mit im Gepäck. Deshalb kann ich allen, die zögern, als Prothesenträger zu verreisen, nur sagen: wagt den Schritt und begleitet Mandy und ihr Team! Kontakt Sylvia Wehde Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg Treffen jeden zweiten Freitag im Monat Villa Donnersmark Schädestr. 9-13 14165 Berlin-Zehlendorf Telefon: 0157 75392296 E-Mail: berlin-brandenburg@ amputiertenselbsthilfe.de www.stolperstein.com • 9 10 • www.stolperstein.com stolperstein I Produkt & Service Weil Haut mehr Schutz braucht Schonende und sichere Versorgung dank Silikon-Liner Silikone begegnen uns jeden Tag. Auch an Orten, die auf den ersten Blick außergewöhnlich erscheinen: im Auto, in Shampoos und Kosmetika oder als Silikonharzfarbe und -putz an Wänden. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und sehr unterschiedlich. Auch bei Medizinprodukten spielt das Material eine bedeutende Rolle. Daher produziert medi bereits seit 2001 Liner aus Silikon. Der „Strumpf aus Silikon“ wird über den Stumpf gezogen und ermöglicht eine Verbindung zur Prothese. Der Silikon-Liner erleichtert den Umgang mit der Prothese dabei enorm. Das textile Gestrick an der Innenseite des Liners, die sogenannte Matrix, und die nach oben hin abnehmende Wandstärke des Silikon-Liners erzielen einen Entstauungseffekt im Stumpf. Der Stumpf wird so besser durchblutet, vorhandene Narben werden im Laufe der Zeit weicher und flacher. Die sanfte Einbettung des Stumpfes verringert Druck- und Reibestellen im Schaft. Hygienisch, komfortabel und strapazierfähig Das Material Silikon hat viele Vorteile, an erster Stelle steht die Hygiene. Sven Besold, Orthopädietechniker und selbst oberschenkelamputiert, erklärt das Besondere der Silikon-Liner: „Die mikroskopisch glatte Oberfläche ist leicht zu reinigen. Bakterien können sich nicht so leicht festsetzen. Es reicht aus, den Liner täglich mit Wasser und Neutralseife zu reinigen.“ Darüber hinaus ist das Silikon auch sehr strapazierfähig und formstabil. Die medi Liner lassen sich gut aufdehnen, obwohl sie bei niedriger Verdehnung für eine gute Weichteilfassung sorgen. Dadurch wird der Einstieg in den Schaft erleichtert und der Stumpf ist in der Prothese gut fixiert. Das Plus für die Hautpflege Die sensible Haut am Stumpf benötigt besondere Pflege. Hier bewähren sich vor allem die hautpflegenden und schützenden Eigenschaften des Silikons. Das verwendete Silikongel verfügt über eine spezielle Formulierung, die Schweiß- und Geruchsbildung sowie Hautirritationen reduziert. Einige medi Liner geben darüber hinaus hautpflegende Substanzen ab. Sven Besold, Orthopädietechniker und Prothesenträger Silikon-Liner sind wahre Alleskönner, das zeigt sich auch im täglichen Gebrauch. Sven Besold schätzt an seinem medi 4Seal Liner vor allem den unkomplizierten Umgang. „Durch die selbstgleitende Oberfläche ist das An- und Ausziehen leicht und immer und überall möglich. Ein Alkoholspray ist für mich überflüssig geworden. Auch das schnelle Trocknen ist für mich ein großer Vorteil. Nach dem Schwimmen trockne ich den Liner einfach mit einem Handtuch ab und kann sofort wieder in die Prothese einsteigen.“ medi Liner werden mit der innovativen medi compression Technologie gefertigt. Dahinter steht die Erfahrung aus 60 Jahren Forschung und Entwicklung. Ein definierter Kompressionsverlauf fördert den venösen Rückfluss und reduziert die Bildung von Ödemen im Stumpfbereich. Das Ergebnis: Selbst druckempfindliche Stümpfe sind schonend gebettet und gut durchblutet. www.stolperstein.com • 11 12 • www.stolperstein.com stolperstein I Titelstory „Es geht immer weiter. Man muss es nur wollen.“ Manchmal sind es kleine Dinge, die das Leben verändern – bei Klaus Keweloh entschied ein Stein über sein Schicksal. Dem stolperstein Redaktionsteam erzählte er seine Geschichte. Klaus Keweloh ist ein aktiver Mensch, den nichts so leicht aus der Ruhe bringt. Schon gar nicht die herbstlichen Temperaturen Anfang November im oberfränkischen Fichtelgebirge. Bei fünf Grad Außentemperatur begrüßt der 65-Jährige die stolperstein Redakteure in kurzen Wanderhosen mit einem breiten Lächeln und festem Händedruck vor seinem Haus. „Hallo, ich bin der Klaus. Schön, dass ihr da seid.“ Er mag es direkt, herzlich und unkompliziert. Auf die Frage, ob es nicht etwas kalt sei für kurze Wanderhosen, antwortet er: „Nee, und wenn, dann würde es mich ja nur an einem Bein frieren“ und lacht. Der gebürtige Sauerländer weiß, wie man eine lockere Atmosphäre schafft. Seine positive Einstellung und die Fähigkeit, mit Menschen umgehen zu können, kamen ihm sein ganzes Leben lang zugute. Vor allem bei seiner fast 20-jährigen Tätigkeit als unabhängiger Wanderführer auf Mallorca. Von 1992 bis 2011 zeigte er Touristengruppen die malerische Bergwelt der Baleareninsel. Am liebsten war er mit den Urlaubern im Nordwesten der Insel, rund um das Künstlerdorf Deià, unterwegs. Weit weg von den Massen an den bekannten Stränden von El Arenal. „Es ist schon ein Privileg, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen kann“, sagt Klaus und strahlt. Die Bewegung, die Natur und die gemeinsamen Erlebnisse mit anderen Menschen begeistern ihn. Es unterstreicht auch sein Lebensmotto. „Ich mache nur das, was mir Spaß macht. Danach lebe ich seit meiner Jugend.“ www.stolperstein.com • 13 Im April 2011 stand wieder eine Mallorca-Tour an. Die Planungen liefen auf Hochtouren. Das Hotel für die Reisegruppe war gebucht und der Flug bereits organisiert, als es zu dem folgenschweren Vorfall kam, der Klaus’ Leben grundlegend verändern sollte. „Ich war beim Rasenmähen hinterm Haus, als mir plötzlich das Schneidemesser einen Stein ans Schienbein schleuderte. Der war vom Umfang nicht größer als ein Fingernagel, steckte aber für einen Moment mitsamt der Hose im Bein“, erzählt er. Noch am selben Tag ging Klaus zum Arzt und ließ sich behandeln. Ein Röntgenbild sei bei so einem kleinen Unfall nicht nötig, hieß es. Eine Versorgung mit Salbe und Verband würde ausreichen. Mehrere Wochen vergingen, das Bein schmerzte weiter und entzündete sich. Klaus bekam Antibiotika verschrieben. Ein halbes Jahr und mehrere Arztbesuche später wurde sein Bein doch geröntgt. Das Ergebnis war mehr als beunruhigend. Sein Schienbein war doppelt gebrochen und der Knochen hatte sich entzündet. „Das war schon so ein Moment, indem ich mir dachte, dass hätte man aber früher erkennen können.“ Der Versuch, den Bruch erfolgreich zu schienen, misslang. Er wollte einfach nicht verheilen. Der nächste Lösungsversuch: ein Nagel im Bein sollte von der Kniescheibe bis zum Sprunggelenk für Stabilität sorgen. „Das funktionierte anfangs auch. Nur bekam ich dort, wo der Nagel verschraubt war, wunde Stellen.“ Also wurden die Schrauben entfernt. Der Heilungsprozess ging voran. Zwei Wochen nach dem Eingriff glaubte er, den Bruch so gut wie überstanden zu haben. Er war wieder zu Hause. Das Laufen gelang nahezu beschwerdefrei. Bis er über eine kleine Kante stolperte – und das Bein wieder brach. Die Ärzte in Bayreuth waren ratlos. Sie überwiesen Klaus in eine Spezialklinik nach Murnau. Das war im September 2012. Die Operationen gingen weiter. In den ersten drei Wochen erfolgten drei Eingriffe am Bein, um die Entzündung in den Griff zu bekommen. Es sollten insgesamt neun Operationen nötig sein. Den eigentlichen Bruch versuchte man mit einem sogenannten Fixateur zu heilen. Diesen sollte Klaus ursprünglich bis August 2013 tragen. Dann, so die Ärzte, könne er wieder normal laufen. Um ein besseres Ergebnis zu erzielen, wurde das Bein um drei Zentimeter gekürzt und die Knochenteile wieder aufeinander geschoben. Die Verkürzung könne er problemlos mit einem entsprechenden Absatz ausgleichen, versicherte man ihm in der Klinik. Der letzte Eingriff, eine Hautverpflanzung, war absolviert. Die Entlassung 14 • www.stolperstein.com stolperstein I Titelstory stand in wenigen Tagen an, als sich das Bein wieder entzündete. „Das nervte natürlich. Jedes Mal, wenn ich glaubte, ich hätte es geschafft, kam der nächste Nackenschlag. Aber da muss man einfach nach vorne schauen und positiv bleiben“, sagt Klaus. Resignieren käme für ihn auch nicht infrage. Rückschläge und Neuanfänge hat er in seinem Leben schon einige erlebt. „Wenn man Augen und Ohren offenhält, dann geht es immer weiter. Man muss es nur wollen.“ Sein beruflicher Werdegang ist ein Beleg dafür. Er machte in der Baubranche rasch Karriere und stieg bereits als 20-Jähriger zum Bauleiter, später zum Oberbauleiter auf. Für zahlreiche Großprojekte im Kölner Raum war er verantwortlich. Als die Firma im Zuge einer Bauflaute Pleite ging, bot ihm ein anderes Unternehmen nahtlos eine Stelle im Bereich Innenausbau an. Er erlebte noch zwei weitere Unternehmensniedergänge bevor er von einem Bekannten gefragt wurde, ob er nicht Lust hätte, Wanderführer auf Mallorca zu werden. „Von der Baubranche in Deutschland in die Tourismusbranche auf Mallorca zu wechseln, ist natürlich eine Umstellung. Aber, ist es nicht schön, wenn man so eine Wahl hat?“ Die Ärzte in Murnau stellten ihn auch vor die Wahl: Entweder ein Jahr Klinikaufenthalt mit ungewissem Ausgang. Oder eine Amputation des Unterschenkels mit der Aussicht, nach drei bis vier Monaten wieder fit zu sein und ein normales Leben führen zu können. „Ich hatte fünf Tage, um mich zu entscheiden. In der Zeit versuchte ich natürlich möglichst viele Antworten auf all meine Fragen zu erhalten. Gerade von Menschen, die selbst amputiert waren, habe ich dabei sehr viele Informationen, Rückhalt und Aufmunterung erfahren.“ Nachdem auch die Prothesenversorgung und die Reha geklärt waren, stimmte er der Amputation zu. Sein großer Rückhalt in dieser schwierigen Zeit war seine Frau. Sie wich nicht von seiner Seite, sprach ihm Mut zu. Sie wusste, wie schwer ihm diese Entscheidung fiel. Vor allem hinsichtlich der Leidenschaft fürs Wandern, die sie mit ihm bis heute teilt. Kennengelernt haben sie sich im April 2002. Sie war damals mit einer Reisegruppe aus dem Fichtelgebirge nach Mallorca geflogen, um die Mandelblüte zu erleben. Klaus war ihr Wanderführer. „Als ich sie bei der Begrüßung sah, war mir sofort klar: Das ist die Frau meines Lebens. www.stolperstein.com • 15 Da gab es gar keine Zweifel“, sagt er. Noch im selben Jahr zog er von Mallorca zu ihr nach Oberfranken. In Murnau saß sie Tag für Tag an seinem Krankenbett. Beide schmiedeten Pläne, wie es weitergehen sollte. Bereits am zweiten Tag nach der Amputation scherzte sie, er könnte ja jetzt auf Mallorca Wanderungen für Behinderte anbieten. Er ging sofort auf ihren Vorschlag ein. „Sie war ganz perplex und sagte, dass das nur ein Spaß gewesen sei. Tja, sagte ich, dann ist jetzt aus Spaß Ernst geworden.“ Er war von diesem neuen Ziel so begeistert, dass er bereits in der Klinik sein Vorhaben ankündigte. Die positiven Reaktionen der Patienten zeigten 16 • www.stolperstein.com ihm, dass er eine Marktlücke entdeckt hatte. Plötzlich eröffneten sich neue Perspektiven für ihn. Er hatte ein neues Ziel, das ihm seitdem Motivation und neuen Lebensmut schenkt. „Ich bin überzeugt, dass man sich im Leben immer wieder Ziele setzen muss. Gerade in schwierigen Situationen hilft es, zu wissen, wo man hin möchte. Wenn ich mich mit anderen amputierten Menschen treffe, die ein Ziel haben, merke ich, dass sie meist deutlich besser mit ihrer Situation zurechtkommen als diejenigen, die sich orientierungslos treiben lassen.“ Mitte Dezember 2012, vier Monate nach der Einweisung, wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. stolperstein I Titelstory Weitere Informationen Wenn Sie Interesse an einem Wanderurlaub mit Klaus Keweloh haben, erhalten Sie hier nähere Informationen: Klaus Keweloh Telefon: 0152 34088455 www.keweloh.de So schnell wie möglich. Das Ziel, auf Mallorca wieder Wandern zu gehen, war fest in seinem Kopf. Doch bis es soweit war, musste er sich zuerst in seinem Alltag mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden. Sein Aktionsradius vergrößerte sich stetig. Erst im Haus, dann auf seinem Bauernhof. Eine Woche nachdem er die Interimsversorgung erhalten hatte, fuhr er bereits auf seinem Grundstück mit dem Auto. „Ich habe damals beim TÜV angerufen, um die Prothese in meinen Führerschein eintragen zu lassen. Dort arbeitete ein Fahrlehrer, der auf solche Fälle wie mich ausgebildet war. Der sagte, ich solle einfach mal mit meinem Auto vorbeikommen. Ok, dachte ich, dann fahr ich eben mit dem Auto zur Prüfung.“ Ob er sich nicht unsicher gefühlt habe? „Nein. Das war kein Problem. Meine Frau saß ja auf dem Beifahrersitz“, sagt Klaus und grinst. Die Prüfung bestand er auf Anhieb. Drei Wochen nachdem er wieder mit dem Autofahren begonnen hatte, startete die Reha. „Ich hatte das Glück, eine Einzelbehandlung zu bekommen. Schon am ersten Tag hatte ich der Physiotherapeutin gesagt, sie solle mich so weit fordern, bis ich selbst ‚Stopp‘ sage.“ Sechs Wochen lang trainierte er täglich mehrere Stunden, fuhr Rad, machte Übungen. Oft bis zur Erschöpfung. „Stopp“ sagte er in dieser Zeit so gut wie nie. Ohne Prothese, nur mit Krücken ausgestattet, kam er wieder nach Hause. Sofort machte er Pläne, wie seine neue Webseite für Gehbehinderte aussehen könnte, noch vor der Versorgung mit einer Interimsprothese. Die erhielt er in der ersten Januarwoche. An dieses Erlebnis kann er sich heute noch gut erinnern. Der Orthopädietechniker saß bei Klaus im Wohnzimmer, passte die Prothese an und verfolgte die ersten Schritte quer durch die Wohnung. „Auf dem Rückweg von der Küche habe ich dann die Krücken in die Luft gehalten und gefragt, ob ich so etwas auch machen dürfe? Da fiel der fast in Ohnmacht“, lacht Klaus. Er machte von nun an jeden Tag Laufübungen, wollte seine Mobilität zurück. Wenn man Klaus an seinem Esstisch sitzen sieht, fällt sofort diese innere Ausgeglichenheit auf. Der Mann ruht in sich selbst. Man spürt, er ist dort angekommen, wo er seit seiner Amputation hinwollte. Wieder mitten im Leben. Das Haus, das er Anfang 2012 am anderen Ende des Ortes gekauft hat, baut er seit rund zwei Monaten um. Ab und zu helfen sein Stiefsohn und ein Bekannter. Badezimmer, Heizung und Sanitäranlagen sind schon fertig. Bei den Renovierungsarbeiten spürt er die einzige Einschränkung, die er durch die Prothese hat. „Ich kann nicht knien. Die Prothese ist nicht tief genug eingeschnitten. Dafür bräuchte ich aber noch rund fünf Zentimeter mehr Stumpf. Den habe ich aber nicht. Also muss es so gehen.“ Auch die Planungen für seine erste Wandertour für Gehbehinderte auf Mallorca sind so gut wie abgeschlossen. Im Februar 2015 geht es los. „Die Reisegruppe wird acht Personen und mich umfassen. Dann kann ich nämlich den Kleinbus fahren“, sagt Klaus. Die Routen ist er in diesem und im letzten Jahr mit seiner Frau bereits auf Mallorca abgelaufen. „Ich habe bei den einzelnen Strecken großen Wert darauf gelegt, dass sie für alle Teilnehmer gut zu meistern sind. Es soll ja Spaß machen und niemand soll sich überfordert fühlen“, sagt Klaus. Ob er einen Unterschied zu früheren Gruppen merken wird? „Nein, das glaube ich nicht. Ich bin sicher, dass die Ausflüge zu den gewählten Orten super werden. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich Wanderer ohne oder mit Beinamputation führe. Ich freue mich einfach auf die Teilnehmer und die Wanderungen.“ www.stolperstein.com • 17 medi for help I stolperstein medi for help hat einen neuen Werkstattleiter in Haiti Interview mit Orthopädietechniker-Meister Ralf Jungblut Der Orthopädietechniker-Meister Ralf Jungblut ist seit November neuer Werkstattleiter von medi for help in Haiti. Vor seiner Abreise gab er uns ein Interview und erzählte unter anderem, was ihn zu diesem Engagement bewog und welche Ziele er erreichen möchte. Herr Jungblut, Sie leiten ab November die Werkstatt von medi for help in Haiti. Wie sind Sie auf das Hilfsprojekt aufmerksam geworden? Ich habe das erste Mal vor rund vier Jahren über die Medien von dem Hilfsprojekt erfahren. Seitdem verfolge ich die Entwicklung von medi for help sehr interessiert aus der Distanz und bin begeistert, was im Laufe der Zeit passiert ist. Ich wollte schon vor zwei Jahren als Werkstattleiter nach Haiti. Damals hat es aus verschiedenen Gründen nicht geklappt. Es freut mich heute umso mehr, dass ich ab November für ein Jahr Teil des Projekts sein darf. Im Sommer waren Sie bereits für zwei Wochen als Volontär für medi for help in Haiti tätig. Was hat Sie während dieser Zeit am meisten beeindruckt? Zum einen hat mich die Landschaft fasziniert, zum anderen die Umstände, unter denen der Tagesrhythmus der Menschen abläuft. Der ist im Vergleich zu Deutschland sehr unterschiedlich. Einen Wecker brauchte ich beispielsweise nicht, da jeden Morgen um vier Uhr früh der Hahn krähte (lacht). Das ist man hierzulande nicht unbedingt gewohnt. Hinzu kommen die neuen Gerüche, das Klima, die Natur und natürlich die Freundlichkeit der Menschen. Trotz der zahlreichen Schwierigkeiten tragen sie eine Freundlichkeit in sich, die bewundernswert ist. Die Lebensumstände der Haitianer sind äußerst einfach, dennoch sieht man den Menschen die Mühe, die täglichen Hürden zu überwinden, nicht an. Improvisation wird dort groß geschrieben. Sie gehen jetzt für ein Jahr als Werkstattleiter nach Haiti. Was ist für Sie der Reiz, in einem Krisengebiet zu arbeiten? Die Beinamputationen sind ja mittlerweile nicht mehr nur auf das Erdbeben von 2010 zurückzuführen. Welche Ursachen gibt es noch? Auffällig sind die schweren Motorradund Autounfälle. Das ist in Haiti wirk- Herr Jungblut, vielen Dank für das Gespräch. Hauptsächlich haben wir Orthesenversorgungen, speziell mit Beinorthesen, durchgeführt. 18 • www.stolperstein.com lich ein Problem. Die Straßen sind relativ schlecht und die Fahrweise oft – nun ja – abenteuerlich. Beides zusammen führt dann häufig zu schlimmen Unfällen, die teilweise auch Amputationen zur Folge haben. Auch wenn sich das jetzt vielleicht etwas pathetisch anhört, ich möchte etwas Gutes tun und den Menschen in dieser Region helfen. Das ist die Hauptmotivation. Hinzu kommt, dass dieser Einsatz eine große Chance für mich ist, den eigenen Horizont zu erweitern und mein Know-how auf ein neues Level zu heben. Ein fremdes Land mit seiner Kultur und seinen Menschen bietet viel Potenzial, sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterzuentwickeln. Von daher freue ich mich auf die Arbeit in der Werkstatt und auf die vielen neuen Erfahrungen. Welche Art von Versorgung haben Sie dort durchgeführt? Der neue Werkstattleiter Ralf Jungblut (rechts) zusammen mit Christian Lacher von medi. Ralf Jungblut erklärt, welche Ziele er für das Hilfsprojekt erreichen möchte. stolperstein I Dialog Herbstshooting im fränkischen Seenland Wenn Prothesenträger zu Models werden Schönheit ist in jedem Menschen zu finden und kommt vor allem von innen. Niemand beweist das so eindrucksvoll wie die sechs Prothesenträger, die für medi im Oktober vor der Kamera standen. Sie begeisterten den Fotografen und zogen alle Beteiligten mit ihrer positiven und lebensfrohen Ausstrahlung in den Bann. Sie sind keine professionellen Models, dafür aber umso authentischer. Andrea Eber steht als Leiterin Marketing Prothetik in regem Kontakt zu den Anwendern. „Wir wollen unsere Produkte wirkungsvoll und lebensecht in Szene setzen.“ medi sucht immer wieder Anwender in allen Mobilitätsklassen, die sich fotografieren lassen. Deshalb freute sich Andrea Eber besonders über die sechs Herren, die so motiviert mitmachten, und hofft, mit deren Beispiel auch andere für das Modeln begeistern zu können. Am Set ist einiges geboten Ein klarer Herbstmorgen im Fränkischen Seenland, der Altmühlsee glitzert in der Sonne. Um diese Zeit ist noch alles still, bis sich das Team von Andrea Eber am See ausbreitet. In aller Frühe schon sind sie aus Bayreuth, Nürnberg und Niedersachsen angereist, um das gute Wetter für Fotos zu nutzen. Die Ruhe weicht der betriebsamen Hektik eines Teams, das viel vor hat an diesem Oktobertag. Andrea Eber koordiniert die Szene. Dort wird der Arbeitsplatz der Visagistin aufgebaut, hierhin bitte die Verpflegung und dort drüben darf sich das Fotografen-Team niederlassen. Die Kindermodels Lilly und Valentin erkunden etwas schüchtern das Treiben und ziehen sich erst einmal auf den Spielplatz zurück. Prothesenmodels gesucht Sie wollen ebenfalls als Prothesenmodel oder Testanwender aktiv werden? medi sucht Sie! Andrea Eber informiert Sie gerne und freut sich über alle Anwenderinnen und Anwender, egal welche Mobilitätsklasse, die den Schritt vor unsere Kamera wagen. Kontakt Andrea Eber Telefon: 0921 912-1797 E-Mail: [email protected] www.stolperstein.com • 19 Cersten Mittmann greift den Damen beim Ausladen der vielen Kisten voller Kleidung, Prothesenteilen und Accessoires unter die Arme. Er trägt eine Kiste zur Stylistin und beweist, wie mobil er ist. „Ich komme mit meiner Prothese super zurecht“, lacht der Orthopädietechniker aus Celle und nimmt sich dann einen Kaffee. „Ich hatte 1998 einen Motorradunfall, danach wurde mir der linke Oberschenkel amputiert.“ Cersten Mittmann erzählt ruhig und entspannt, er ist mit sich im Reinen. „Natürlich stand ich erst mal unter Schock. Aber irgendwann ist mir auch bewusst geworden: Entweder du gibst dich auf oder du blickst nach vorn und genießt wieder dein Leben.“ Die Visagistin winkt ihn zu sich und bevor er in die Maske geht, fügt er noch hinzu: „Die Botschaft, die solche Fotos vermitteln, ist enorm wichtig. Es geht ja nicht nur um ein paar hübsche Bilder, sondern auch darum, dass man mit Prothese aktiv und selbstbewusst sein Leben in die Hand nimmt.“ Alles ist möglich Die mittelfränkische Seenlandschaft bietet die perfekte Kulisse für sonnendurchflutete Outdoor-Szenen. Doch wie läuft so ein Shooting eigentlich ab? Am Ende sieht man die fertigen Bilder und ahnt nicht, wie viel Arbeit in den Aufnahmen steckt. Während die Models geschminkt und eingekleidet werden, macht der Fotograf Probeaufnahmen, prüft das Licht und baut allerhand Gerätschaften auf. „Das ist richtig professionell aufgezogen“, staunt Klaus Keweloh und betrachtet interessiert den großen Reflektor, den ein Assistent des Fotografen hält. Dann „kauft“ er ein belegtes Brötchen bei Valentin. Der Kleine hat einen Laden aufgemacht und „verkauft“ nun die Leckereien und Getränke, mit denen das Team versorgt wird, für Geld in Form eines Eichenblatts. Klaus Keweloh macht den Spaß mit und Valentin ist stolzer Ladenbesitzer. „So ein Shooting ist keine Arbeit, das ist wie ein Urlaubstag“, erklärt der Wanderführer, der ab 2015 mit Prothesenträgern die Bergwelt 20 • www.stolperstein.com Mallorcas erkundet (siehe Seite 12), und zeigt dann auf seine Prothese. „Außerdem kann ich medi Anhaltspunkte geben, was man bei einzelnen Produkten noch verbessern könnte.“ Er blickt über den glasklaren See und grinst. „Ich war schon immer Optimist. Ich habe auch keine Angst, mich zu zeigen. Als Wanderführer bin ich aktiv unterwegs, das geht auch mit Prothese. Ich möchte anderen Amputierten beweisen, was alles möglich ist.“ Goldener Herbst am Altmühlsee Das erste Gruppenfoto steht an. Neben den sechs Prothesenträgern nehmen auch die Kindermodels und zwei Frauen am Shooting teil. Das Team hilft den Herren dabei, sich auf den Steg zu setzen und sortiert noch einige Zeit hin und her, bis jeder am richtigen Platz ist und ein idyllisches Familienbild entsteht. Die Models nehmen das stolperstein I Dialog ebenso gelassen wie die Aktivitäten der Stylistin, die jeden einzelnen Hemdkragen und Pulloversaum bis zur Perfektion zurechtzupft. Der Fotograf kneift die Augen zusammen und blinzelt in die Sonne, ein letzter prüfender Blick und dann geht das sprichwörtliche Blitzlichtgewitter los. „Und bitte lachen!“ Das fällt allen leicht. Vor strahlend blauem Himmel setzen sich die Herren gekonnt in Szene. Andrea Eber gibt immer wieder Anweisungen und auch der Fotograf spart nicht mit Wünschen. „Bitte alle zu mir schauen! Jetzt auf die Kinder schauen! Bitte den Kescher benutzen!“ Lachend folgen die Teilnehmer und wirken tatsächlich wie eine glückliche Familie beim Sonntagsausflug. Der Fotograf steigt kurzerhand in den schon recht frischen See, um eine noch bessere Perspektive zu erhaschen. „Da muss man als Fotograf durch“, schmunzelt Andrea Eber. „Das ist voller Körpereinsatz!“ Unter Freunden Gegen Mittag ist es Zeit für einen Szenenwechsel, im Autokorso geht es an den Brombachsee. Andrea Eber signalisiert eine Pause. „Jetzt gibt es erst mal Mittagessen!“ Von der Restaurant-Terrasse überblicken sie den Brombachsee. Die Kinder staunen über die Fähre und Cersten Mittmann tauscht sich mit Sven Besold, ebenfalls Orthopädietechniker und Prothesenmodel, über Silikon-Liner aus. „Der Liner ist perfekt zum Schwimmen geeignet. Im Gegensatz zu Linern mit Stoffbezug kann ich ihn einfach mit dem Handtuch abtrocknen“, erklärt Sven Besold und Cersten Mittmann stimmt ihm zu: „Gerade im Sommer ist das eine große Erleichterung.“ Während er das sagt, kriegen die Hundemodels, die in der nächste Szene mitspielen, einen Keks. Die Australian Shepherd Dame und ihre Golden Retriever Kollegin wandern von Tisch zu Tisch und lassen sich mit Streicheleinheiten und Snacks verwöhnen. Ein Model braucht Geduld Nach der Pause geht es gestärkt weiter. Das lange Sitzen, Stehen und viele Wiederholungen bis zum perfekten Bild sind zwar anstrengend, doch der Spaß überwiegt. Am Strand vom Brombachsee geht es jetzt mit Aktivfotos weiter. Klaus Keweloh ist sichtlich amüsiert über die Hunde, die nicht so recht das machen wollen, was der Fotograf sagt. Lilly versteckt sich hinter dem Drachen, den sie fliegen lassen wird und Valentin findet die Fähre gerade viel spannender als die Kamera. „Solche Momente gibt es eben auch“, meint Andrea Eber und seufzt lächelnd. Kurzerhand kriegt Valentin einen Ball als Requisite, den er werfen kann, Lillys Papa spricht ihr Mut zu und die Hunde werden mit Leckerlis „bestochen“. „Wir wollen natürlich, dass alle Spaß haben, aber Konzentration ist ebenfalls wichtig, denn es stehen noch einige Szenen an und das Tageslicht muss ausgenutzt werden“, fügt sie erklärend hinzu, gibt dem Fotografen ein Zeichen und weiter geht es mit dem Shooting. Die Models posieren wie bei einem Spaziergang, alle gehen langsam nebeneinander auf den Fotografen zu. Er wechselt zwischendurch schnell das Objektiv und der Reflektor wird ein paar Grad gedreht bis alles endlich stimmt. Kaum zu glauben, wie viel Detailarbeit in einem einzigen perfekten Foto steckt. Am Abend verabschieden sich alle herzlich voneinander. „Mit medi macht so etwas immer Spaß“, resümiert Klaus Keweloh. „Alles ist gut vorbereitet und man lernt nette Leute kennen.“ Die sympathischen medi Models machen Fotoshootings immer zu einem ganz besonderen Termin im Kalender von Andrea Eber. Die sechs Herren sprühen geradezu vor Lebensfreude. Und die wirkt nicht nur ansteckend auf alle, die die Männer erleben, sondern sie ist auch auf jedem einzelnen Foto zu erkennen. www.stolperstein.com • 21 „Fit mit Prothese“ medi und Mandy Küsel veröffentlichen Gehschulhandbuch Treppen steigen, Schrägen gehen oder sich hinsetzen und wieder aufstehen – für Prothesenträger können solche Bewegungsabläufe eine große Herausforderung darstellen. Moderne Beinprothesen sind individuell auf die Bedürfnisse des Anwenders angepasst und tragen so zu dessen Sicherheit und Mobilität bei. Doch auch das beste High-TechProdukt nützt erst, wenn der korrekte Umgang damit erlernt wird. Richtiges Training und das Vertrauen in die prothetischen Passteile sind deshalb sehr wichtig. 22 • www.stolperstein.com stolperstein I Ratgeber 15. Treppen ste igen Wahrnehmung Level 3 2 1 3 sel 1 2 5 6 3 Gleichgewicht 4 Wahrn eh mung Kü Mandy 3 Anschließend verlagern Sie Ihr Gewicht nach und nach in Richtung linker Ferse. Achten Sie darauf, Ihr Gewicht nur diagonal von rechts vorn nach links hinten zu verschieben. Bleiben Sie kurz in der jeweiligen Position und wiederholen Sie die Übung zehn Mal. Variation 4 Anschließend folgt ein Richtungswechsel. Jetzt beginnen Sie auf dem linken Vorfuß. AirexMatte 5 Verlagern Sie Ihr Gewicht auf die rechte Ferse. Sie beherrschen beide Richtungen? Versuchen Sie dann, die Belastungswechsel in Form einer „8“ zu verbinden. Wo spüren Sie Druck im Schaft, wenn Sie Ihr Gewicht verlagern? Fühlen Sie, an welcher Stelle Ihr Fuß den Boden berührt? Führen Sie die Übungen langsam und bewusst aus. Achten Sie darauf, dass Sie gedanklich dem Druck unter Ihrer Fußsohle folgen können und drücken Sie den Fuß an der jeweiligen Position fest auf den Boden. Versuchenät Sie die Übung später freihändig. ilit der Mob serung Verbes 3. Schaukelstand diagonal gen zur e Übun Kategorie Level ef fek tiv Wahrnehmung 1 66 • Gleichgewicht Hilfsmittel Gehbock, Gehstütze, Variation: Airex-Matte 022_Gehschulbuc 14-11-04_medi_2022_Gehschulbuch_A4_RZ-ohneStanze.indd 13 ch be fühl mi medi. ich 15. Tre ppen steige n Kateg orie Gleich Level gewich t 3 Fit mit nze.indd Prothese66• Wahrnehmung • 13 14-11-04 Wiede rholun gen 10 x _medi_2 10:04 022_Ge Stepp er hlene Hilfsm Airex -ohneSt Matte anze.in dd 67 ittel Matte 04.11.14 10:05 hschulb uch_A4 04.11.14 10:04 _RZ Fit mit Prothe se • Gle ichgew icht • 67 1 nze.indd 22_G _medi_20 Hilfsm ittel Steppe r, Airex- Empfo eSta 4_RZ-ohn 14-11-04 e Ausgan gsposit Halte n Sie sic ion h nu Zur Ste igerung r etwas fes stehe t oder der Sc nd pro hw folgend beginnen. Sie ierigkeit kö bieren Sie die Üb e Übun nnen stehe Sie die ung fre n mit g: beide ihänd 2 Ve n Beine Übung auf ig. rlagern einer n vor Airex-M einer über die Sie Ihr Ge Stufe wi cht au und sta atte sich na Prothese. Se f rten ch oben tzen Sie die Prothes ensei . Ihr erh altenes te. Dazu sch 3 Jet Bein au ieb zt ziehe f die Stu en Sie das n Sie Ihr fuß ne Becke fe und e Pr be n drücke nach vo n dem ande othese auf n Sie die Stu ren Fu rn zu fe nach ß zu pla stellen. . Versu tziere 4 An chen Sie n. Acht schlie en Sie darau , den Proth fuß be ßend gehen esenf, ihn nic gin Sie rü ck wärts ht zu dem Bo nen. Wich we tig wi it den ha : Strec ben. ken Sie eder hinab , indem Ihr Proth Sie mi esenkn ie, soba t dem Proth ld Sie Kontak esent mit h_A4_RZ-ohneSta sser. 04.11.14 ch_A ehschulbu Versuchen Sie sich vorzustellen, dass Sie mit Ihren Füßen im Sand stehen und Ihre Fußaußenkanten fest in den Sand drücken, um einen tiefen Fußabdruck zu hinterlassen. • Fit mit Prothes Wiederholungen 10 x 14-11-04_medi_2 Kräftigung Tipp: ese – it Proth Fit m Gehstütze Alltag 6 Gehbock Gleich Verlagern Sie Ihr Gewicht auf Ihren rechten Vorfuß und halten Sie die Position. 1 ung 2 Empfohlene Hilfsmittel Kräftig Ausgangsposition Sie stehen aufrecht und halten beide Beine nebeneinander. Verteilen Sie Ihr Gewicht gleichmäßig auf Ihre beiden Beine. Stellen Sie jetzt Ihre Füße hüftbreit auseinander und führen Sie folgende Übung aus: Alltag 1 gewic ht 4 Die Sportwissenschaftlerin Mandy Küsel hat nach ihrer Oberschenkelamputation vor 15 Jahren ähnliche Erfahrungen gemacht. „Mir fehlte ein Ort, an dem ich das Laufen mit der Prothese gezielt üben konnte“, erklärt sie ihre damalige Lage. Durch ihre Ausbildung und persönliche Situation entstand die Idee einer Gehschule für Beinamputierte, die sie zusammen mit dem Sanitätshaus TOC in Magdeburg seit 2006 umsetzt. Im Oktober dieses Jahres startete sie außerdem ihre „Train-the-Trainer“-Seminare. Hier gibt sie ihr Wissen an Orthopädietechniker, Physio-, Sport- und Ergotherapeuten weiter und bildet sie zu Gehschultrainern aus. Diese qualifizieren sich damit zusätzlich für das Beweglichkeitstraining mit Prothesenträgern. Zur Unterstützung des Konzepts entwickelte sie gemeinsam mit medi das Gehschulhandbuch „Fit mit Prothese“. Es dient Gehschultrainern als Lehrmaterial und geschulten Prothesenanwendern zu Hause als Übungshandbuch. Unter fachlicher Anleitung zurück in die Mobilität Amputierte lernen in der Reha-Klinik den grundsätzlichen Umgang mit der prothetischen Erstversorgung. Für die Weiterentwicklung dieser Fertigkeiten nach der Umstellung auf eine individuelle Prothese hat Mandy Küsel ihr Gehschulkonzept entwickelt. Sie bietet die Gehschule im Raum Magdeburg für Beinamputierte an, wobei sie Aspekte der Physiotherapie, Orthopädietechnik und Sporttherapie berücksichtigt. Mandy Küsel trainiert mit den Prothesenträgern, abhängig von der Mobilitätsklasse, zum Beispiel das Treppensteigen und übt unter anderem an Schrägen oder mit dem Gehbock. Der Umgang mit der Beinprothese, die Optimierung des 04.11.14 Sie interessieren sich für das Gehschulbuch oder die Gehschule von Mandy Küsel in Magdeburg? Dann wenden Sie sich bei medi an Katja Blauel unter 0921 912-1818 oder an die Gehschule Magdeburg, Mandy Küsel, Leipziger Straße 45 c, 39120 Magdeburg, Telefon / Fax: 0391 6111743, E-Mail: [email protected] 10:05 Gangbildes und das Gleichgewichtstraining verbessern die Mobilität und Lebensqualität der Anwender enorm. Für jeden Anspruch das passende Training Das medi Gehschulhandbuch „Fit mit Prothese“ liefert 60 Übungen, die Beweglichkeit, Fitness und Selbstvertrauen steigern. Die Übungen sind in die Kategorien „Kräftigung“, „Gleichgewicht“, „Wahrnehmung“ und „Alltag“ sowie in drei Schwierigkeitslevel eingeteilt. Sie werden mit einfachen Hilfsmitteln durchgeführt, die sich jeder Anwender auch für zu Hause beschaffen kann. Von der Ausgangsposition über die Schritt-für-SchrittAnleitung mit Pfeilen, die die Bewegungsrichtung kennzeichnen, bis zur textlichen Erläuterung enthält das medi Gehschulhandbuch alle nötigen Informationen, um gezielt und erfolgreich zu trainieren. Am Ende jeder Übung sind alle Informationen zusammengefasst: Name der Übung, Kategorie, Level und Wiederholungsanzahl. Die farbliche Kennzeichnung der Kategorien und die Registerstanzung machen das Buch besonders nutzerfreundlich. So können Prothesenträger zunächst unter fachlicher Anleitung mit ihrem Techniker oder Therapeuten trainieren und anschließend den Übungserfolg zu Hause selbstständig vertiefen. Gehschulen in Ihrer Nähe Der Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation e. V. (BMAB) bietet auf seiner Homepage eine Übersicht aller eingetragenen Gehschulen an: www.bmab.de/gehschulen. Diese finden Sie zukünftig auch auf www.stolperstein.com www.stolperstein.com • 23 Jubiläum im Kaunertal: 10. stolperstein Skiwochenende vom 16. – 19. April 2015 Informationen und Teilnahmebedingungen Anfahrt Eigene Hin- und Rückreise Hotel und Skigebiet Hotel und Skigebiet sind barrierefrei – seit zehn Jahren gute Gründe, die das stolperstein Skiwochenende immer wieder zu einem besonderen Erlebnis werden lassen. Das 4-Sterne Sporthotel Weisseespitze befindet sich ruhig gelegen auf ca. 1.200 Meter Seehöhe im Westtiroler Kaunertal, fern von Durchgangsstraßen. Etwa 40 Minuten entfernt liegt der traumhafte Kaunertaler Gletscher (www.weisseespitze.com). Technische Voraussetzung •Sie haben eine Unterschenkelprothese? Im individuellen Fall versorgt Sie Ihr Orthopädietechniker mit einer abnehmbaren Oberhülse, einer Orthese zur Stabilisierung Ihres Knies. Damit können Unterschenkel amputierte mit sicherem Halt auf zwei Beinen Skifahren. Lassen Sie sich in jedem Fall vor dem Skiwochenende von Ihrer orthopädietechnischen Werkstatt beraten. Besitzen oder möchten Sie keine Oberhülse, können Sie mit einer Krückenskiausrüstung fahren. •Sie besitzen keine Oberhülse oder sind knieex- / oberschenkel- oder hüftexamputiert? Sie können den Schnee auch ohne Prothese genießen: auf einem Bein, mit einem Ski und zwei Skikrücken. Kosten Hotel 3 Übernachtungen mit Halbpension, Ortstaxe, Cocktailabend, Betreuung durch Skilehrer, Nutzung des Wellnessbereiches Doppelzimmer für 2 Personen Einzelzimmer 555,00 € 330,00 € medi sendet an die Teilnehmer eine Rechnung. Kinderermäßigung im Zimmer der Eltern 0 bis 5 Jahre: frei 6 bis 11 Jahre: 20,00 € pro Tag und Kind 12 bis 15 Jahre: 30 % Ermäßigung ab 15 Jahre: 20 % Ermäßigung Skiausrüstung (kann am Gletscherverleih auf eigene Kosten ausgeliehen werden) Leihkrückenski optional für 3 Tage: 30,00 € Skipass (wird vor Ort selbst bezahlt) Karte ErwachseneKinder Tageskarte 37,00 € 22,00 € 2-Tageskarte 69,00 € 41,00 € 3-Tageskarte 99,00 € 59,00 € Versehrtenermäßigung Kindertarif ab einer Invalidität von 60 %. Bitte Ausweis mitbringen. Die entsprechende Ausrüstung kann vor Ort ausgeliehen werden. Anmeldung siehe Rückseite Anmeldung Fax +49 921 912-515 10. stolperstein Skiwochenende vom 16. – 19. April 2015 im Tiroler Kaunertal medi GmbH & Co. KG Steffi Schöllhorn Medicusstraße 1 95448 Bayreuth T +49 921 912-1121 F +49 921 912-515 [email protected] Name, Vorname Straße, Hausnummer PLZ, Ort Telefonnummer E-Mail Geburtsdatum Bitte füllen Sie die Anmeldung aus und senden uns diese bis spätestens 15. März 2015 zu. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Sie werden mit einer Buchungsbestätigung benachrichtigt. medi sendet Ihnen eine Rechnung. Leihmaterial und Skiliftkarte bezahlen Sie bitte vor Ort selbst. Wir freuen uns auf Sie! Amputationshöhe Ski- und Snowboard-Kenntnisse Teilnahmewunsch □ Unterschenkel □ Knieex □ Oberschenkel □ Hüftex □ Ich bin noch nie mit Prothese Ski gefahren. □ Ich bin schon einmal mit Prothese Ski gefahren. □ Ich bin fortgeschrittener Skifahrer. □ Ich bin sehr guter Skifahrer. □ Ich bin schon einmal mit Prothese Snowboard gefahren. □ Ich bin fortgeschrittener / sehr guter Snowboarder. □ Ich möchte Skifahren. □ Ich möchte ohne Skifahren am stolperstein Skiwochenende teilnehmen. □ links □ rechts □ beidseitig Zimmer □ Einzelzimmer (für 1 Person 330 €) Begleitpersonen: Erwachsene □ Doppelzimmer (für 2 Personen 555 €) Name, Vorname □ Zeitraum vom 16. – 19.04.2015 □ Verlängerter Zeitraum zu medi Konditionen bis 2015 Name, Vorname Ski-Ausrüstung Ski- und Snowboard-Kurs □ Ich möchte Krücken-Ski leihen. □ Ich möchte Ski-Ausrüstung am Gletscherverleih ausleihen. □ Nein, ich möchte keine Ausrüstung leihen. □ Ja, ich möchte an einem Skikurs für Beinamputierte teilnehmen. □ Ja, ich möchte einen Snowboard- Kurs* besuchen. Begleitpersonen: Kinder Name, Vorname Name, Vorname In welchem Sanitätshaus wurden Sie bisher versorgt? Sanitätshaus, Ort Wir weisen Sie darauf hin, dass die Teilnahme am stolperstein Skiwochenende auf eigenes Risiko unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung und Haftung seitens medi und seiner Mitarbeiter stattfindet. Weitere Informationen erhalten Sie in den Teilnahmebedingungen nach der Anmeldung. medi nimmt das Thema Datenschutz sehr ernst. Wir sichern Ihnen zu, dass Ihre personenbezogenen Daten nur im Rahmen des stolperstein Skiwochenendes gespeichert und weiterverarbeitet werden. Ihre Daten werden entsprechend der geltenden datenschutzrechtlichen Bestimmungen vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Ort / Datum Unterschrift * Ab einer Teilnehmerzahl von fünf Personen. medi. ich fühl mich besser. 70023 / 12.2014 Freiheit für die besonderen Momente im Leben. Der neue medi 4Seal TFS: Ein komfortabler Oberschenkel-Liner für einfaches An- und Ausziehen, ohne Spray. www.stolperstein.com medi. ich fühl mich besser.