Stellungnahme zu den neuen bayerischen G8-Lehrplänen (,14./
Transcrição
Stellungnahme zu den neuen bayerischen G8-Lehrplänen (,14./
l[t]: Institut zur Qualitälsentwicklung im Bildungswesen Stellungnahme zu den neuen bayerischen G8-Lehrplänen Kurzfassung (11.09.2008) (,14./- ?~t.,::,,4. ~r4.4'~<,) Herausgeber: Dr. Walther Kösters Prof. Dr. Olaf Köller Humboldt-Universität zu Berlin Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen I(ll: Institut zur Quatitätsentwicklung im Bildungswesen Über das IQB und die Herausgeber der Stellungnahme Das Institut zur QuaJitätsentwickfung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität Serlin ist eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung, die von den 16 ländem der Bundesrepublik Deutschland getragen wird. Es unterstützt die Arbeiten der Länder in der Sicherung und kontinuierlichen Weiterentwicklung von Bildungserträgen im Schulsystem. Kemaufgaben des IQB liegen in der Weiterentwicklung, Operationalisierung, Normierung und Überprüfung von ländenJbergreifenden Bildungsstandards für die Fächer Deutsch, Mathematik, die erste Fremdsprache und die drei Naturwissenschaften. Die Arbeiten hierzu geschehen in enger Abstimmung mit den Ländern sowie allen etablierten nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Verbänden und Institutionen im Bereich der schulischen Bildung. Prof. Dr. Olaf K611er ist der Direktor des IQB. Er erlangte 1991 sein Diplom in Psychologie, 1997 folgte die Promotion zum Dr. phi!. an der Christian-Albrechts~Unlversitätzu Kiel und 2001 die Habilitation an der Universität Potsdam. Zwischen 1992 und 1996 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel. 1996-2002 arbeitete er am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin (ab 2001 als Forschungsgruppenleiter). Nach einer C4-Professur für Psychologie an der FriedrichAtexander~UniversitätErlangen-Nürnberg (2002-2004) wurde er im Dezember 2004 zum C4Professor für Empirische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin ernannt. Dr. Walther Kosters ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IQB. Nach dem Magisterabschluss 1987 in Politikwissenschaft, Neuerer Geschichte und Soziologie folgte 1992 die Promotion zum Dr. phi!. an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Bevor er 2008 zum IQB kam, war er u. a. beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Stiftung Warentest für Evaluation im Bildungsbereich verantwortlich. - ---- l[tl: Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen Inhaltsverzeichnis Über das IQB und die Herausgeber der Stellungnahme .. " ..•....... "., •.............. 2 o 1 2 Zusammenfassung Ziel und Methodik der Stellungnahme Hintergründe der Stellungnahme 2.1 Das ..GS" in Bayern , 2.2 Die Leistungserwartungen der Einhelttlchen Prüfungsanforderungen 2.3 Die leistungserwartungen der BHdungsstandards für den Mittleren SChulabschluss der Klasse 10 3 Fachbezogene Stellungnahmen 3.1 Mathematik (Zusammenfassung) 3.2 Deutsch (Zusammenfassung) 3.3 Erste Fremdsprache Französisch (Zusammenfassung} 3.4 Erste Fremdsprache Englisch (Zusammenfassung) 3.5 Biologie (Zusammenfassung) 3.6 Chemie (Zusammenfassung) 3.7 Physik (Zusammenfassung) 4 Übergreifende Stellungnahme und Handlungsempfehlungen Über die Autoren der fachspezifischen Stellungnahmen , , 4 ,5 6 6 7 9 11 11 13 15 16 22 23 25 27 31 I[ll: .<~ o Zusammenfassung Die Neufassungen der bayerischen Gymnasiallehrpläne in den untersuchten Fächern Deutsch, Mathematik, Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch), Chemie, Biologie und Physik nähern sich deutlich, wenngleich in jeweils unterschiedlichem Ausmaß, dem Ziel der Kompetenz-orientierten Output-Steuerung über Kemcurricula gemäß den geltenden Standards. Vom Fach Deutsch abgesehen, könnte der Fortschritt in den neuen Lehrplänen allerdings deutlicher sein, zumal das Ziel des Weges bei aller Annäherung naturgemäß noch weit entfernt liegt. Das IQB empfiehlt der Bayerischen Staatsregierung, die vorliegenden Lehrpläne in einzelnen fachlichen Punkten gemäß den Ausführungen in den jeweiligen fachlichen Stellungnahmen (Kap. 3)1 nochmals zu überprüfen (Streichungen, Schwerpunktverschiebungen etc.) und für eine nächste Überarbeitung wie schon beim Deutsch-Lehrplan die Output-Orientierung, die prozessbezogenen Bereiche Methoden-, Kommunikations- und Bewertungskompetenz sowie die Ausgestaltung als Kemcurriculum grundlegend in Angriff zu nehmen. Parallel wird es jedoch dringend erforderlich sein, Lehrkräfte, Schüler und Eltem mit diesen neuen Anforderungen vertraut zu machen sowie die notwendigen organisatorischen und Ressourcen-bezogenen Änderungen einzuleiten. 1 Die einzelnen Vorschläge sind überwiegend in der Langfassung dieses Gutachtens enthal~ ten. 4 ., 1[11: -1 Ziel und Methodik der Stellungnahme Das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) ist im Frühjahr 2008 von der bayerischen Staatsregierung beauftragt worden, die Entwürfe der überarbeiteten bayerischen Lehrpläne des achtjährigen gymnasialen Bildungsgangs {HGS",)2 dahin gehend zu begutachten, inwieweit diese bereits eine Passung zu den gültigen länderübergreifenden Bildungsstandards und Einheitlichen Prüfungsanforderungen für das Abitur (EPA) aufweisen und somit davon ausgegangen werden kann, dass die Schülerinnen und Schüler den darin beschriebenen Leistungserwartungen gerecht werden können. Die nach den ersten Ga-Lehrplänen von 2004 nun erneuerten, dem IQB seit Juni 2008 in einem späten Entwurfsstadium vorliegenden Fassungen sollen zum Schuljahr 2008/2009 in Kraft treten. Ihre Neufassung ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus • der bundesweiten Einführung der Bildungsstandards (B5) für den Mittleren Schulabschluss (MSA, Klasse 10) in den Fächern Mathematik, Deutsch und Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) ab Schuljahr 2004/2005 sowie in Biologie, Chemie und Physik ab Schuljahr 2005/2006 und • der Neufassung der "Einheitlichen Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung" (EPA) in den Fächern Deutsch und Mathematik zur Prüfung 2005 bzw. in Biologie, Physik, Chemie und Französisch zur Prüfung 20073 ; aber auch vor dem Hintergrund • einer wahlkampfgeprägten öffentlichen Diskussion wie einer Revision des gymnasialen Bildungsgangs in Bayern zum Schuljahr 2008/2009, Letzteres auf der Grundlage des Kabinettsbeschlusses der bayerischen Staatsregierung vom 08. 04. 20084 zu sehen. www.isb.bayem.de/isb/index.asp?MNav:6&QNav:4&TNav:O&lNav=0 http://www.kmk.org/schule .. http://www.g8-in-bayem.de 2 3 5 . -,.,....,....'#" IQl; Die hier vorgelegte Stellungnahme des IQB zur Standard-Kompatibilität der neuen Ga-Lehrpläne einschließlich der diesbezüglichen Stundentafeln mündet in einer Einschätzung, ob und inwieweit diese jeweils grundsätzlich geeignet sind, prototypischen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten das Erfüllen der leistungserwartungen der Bildungsstandards und des Abiturs zu ermöglichen - einen geeigneten Unterricht vorausgesetzt. Keineswegs jedoch bedeutet die Stellungnahme eine individuelle oder statistisch zu interpretierende Prognose der tatsächlichen Leistungen der Schülerinnen und Schüler zum Ende der 10. bzw. 12. Klasse, die den gymnasialen Bildungsgang nach den neuen Lehrplänen durchlaufen werden, Die vorliegenden Aussagen zur Standard-Kompatibilität der neuen G8Lehrpläne wurden durch systematische Dokumentenanalysen renommierter Fachdidaktik-Wissenschaftler gewonnen, Aus praktischen Gründen wurde hierbei eine Beschränkung auf die so genannten Bildungsstandard-Fächer vorgenommen (Mathematik, Deutsch, Englisch, Französisch, Chemie, Biologie, Physik). Als Maßstab der Standard-Kompatibilität wurden die entsprechenden MSA-Bildungsstandards und EPA in der jeweils neuesten Fassung sowie der EPA-Beschluss der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (Kultusministerkonferenz; KMK) in der Fassung vom 20,09.2007 verwendet. Die Gesamtverantwortung, Redaktion und zusammenfassende Analyse lag beim IQB. 2 Hintergründe der Stellungnahme 2.1 Das "G8" in Bayern Bayern stellt den gymnasialen BildungsgangS seit dem Schuljahr 2004/2005 sukzessive von einer neun- auf eine achtjährige Dauer um, beginnend mit den damaligen fünften und sechsten Klassen, Der letzte G9-Jahrgang läuft damit im Schuljahr 2010/2011 aus, als Doppeljahrgang mit den ersten G8Absolventen, Die Diskussion der nunmehr vierjährigen Erfahrungen Bayerns mit dem G8 haben zum Beschluss der Staatsregierung geführt, den gymnasialen Bildungsgang einer Revision zu unterziehen (s.o.), konkretisiert in einem "Maßnahmenpaket zur Weiterentwicklung des achtjährigen Gymnasiums". s http://www.km.bayern.de/km!sch ule!schularten!aIigemein/gymnasi um/ 6 . "" . //.. IQl: Unabhängig von der Einführung des Ga, aber zeitlich und inhaltlich eng verzahnt, hat die Bayerische Staatsregierung ebenfalls zum Schuljahr 2004/2005 für die Fächer Deutsch, Mathematik und Erste Fremdsprache (Englisch / Französisch) die Geltung der fachlichen Bildungsstandards eingeführt - so, wie in der Kultusministerkonferenz für sämtliche Bundesländer beschlossen. Ein Schuljahr später folgten die Bildungsstandards für die Fächer Biologie, Chemie und Physik. Sowohl die Einführung des GB wie auch die Einführung der Bildungsstandards erforderten zwingend neue Lehrpläne, zum einen im Sinne einer Stoff-Neuverteilung von neun auf dann acht Jahre, zum anderen im Sinne des behutsamen Umsteuerns von den traditionellen, eher wissens kanonisch orientierten und so umfassend wie detailliert festschreibenden Lehrplänen hin zu Kompetenz- und Output-orientierten Kerncurricula (Details zum Lehrplankonzept der BHdungsstandards s. u.). Dieses Umsteuern impliziert einen notwendigen längerfristigen, schrittweise optimierenden Implementationsprozess, als dessen Kernelement aufgrund seiner allgemeinen Verbindlichkeit der Lehrplan angesehen werden kann. Insofern erweist es sich als notwendig, die Fachlehrpläne in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen anzupassen und dabei stets näher an das Ziel des Kompetenz- und Output-orientierten Kerncurriculum!? heranzurücken. 2.2 Die Leistungserwartungen der Einheitlichen Prüfungsanforderungen Zur Sicherung einer alle Bundesländer übergreifenden Qualität der Allgemeinen Hochschulreife als schulischer Abschlussqualifikation vereinbarte die KMK am 01.06.1979 neben anderen Maßnahmen "Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung", die seit diesem Zeitpunkt kontinuierlich fortentwickelt wurden.€> Das primäre Ziel der EPA ist Vergleichbarkeit und länderbezogene Durch,lässigkeit mittels Einheitlichkeit der Prüfungsverfahren und -anforderungen in der Abiturprüfung. Insofern enthalten die EPA der einzelnen Fächer ("Fachvereinbarungen") eine Beschreibung der Prüfungsaufgaben-Arten, Hinweise für die Bewertung von Prüfungsleistungen, Beispielaufgaben und Hinweise zur Formulierung von Arbeitsaufträgen für die Prüfungsaufgaben (Operatoren). 6 http://www.kmk.orgjschule 7 - . I[ll; Ein auf diese Weise narmierter Abschluss erfordert jedoch auch die vorhergehende Gleichwertigkeit der schulischen Ausbildung. Aus diesem Grund enthalten die Fachvereinbarungen über die genannten Bestandteile hinaus neben einer Fachpräambel auch die Beschreibung von Mindeststandards 7 an Orientierungswissen, fachliche Standards und über den spezifischen Auftrag des jeweiligen Faches hinausgehenden Grundkompetenzen, die im Laufe der "vertieften Grundbildung" des gesamten gymnasialen Bildungsgangs aufgebaut bzw. vermittelt und stichprobenartig in der Abiturprüfung abgefordert werden sollen. Diese Standards bestehen v. a. aus einer Beschreibung von Lern- und Prüfungsbereichen sowie einer fachspezifischen Beschreibung der Anforderungsbereiche Reproduzieren, Transferieren und Reflektieren. Während die ersten EPA diesbezüglich mit ihren stark inhaltlich dominierten Festlegungen noch sehr einem verdichteten traditionellen Lehrplan glichen im Fach Deutsch bspw. durch die Festlegung von zu behandelnden literaturgeschichtlichen Epochen -, so zeigte sich in der weiteren Überarbeitung eine starke, explizite Tendenz zur Ausgestaltung kompetenzorientierter Bildungsstandards in der Form von "can-do-Statements". Im Unterschied zu Lehrplänen legen die EPA jedoch nicht fest, wann im Bildungsverlauf welche Inhalte bzw. Kompetenzen in welcher Weise vermittelt werden müssen. Die letzten Überarbeitungen der EPA in den "Bildungsstandard-Fächern" stammen von 2003 und wurden am 05. 02. 2004 von der KMK verabschiedet. Ein Ersatz der inhaltlichen bzw. kompetenzbezogenen EPA-Komponente durch "echte" Bildungsstandards ist im Plenum der KMK im Oktober 2007 beschlossen worden, jedoch derzeit noch nicht begonnen. Insofern stellen die EPA die derzeit einzigen, alle Bundesländer verpflichtenden Standards dar, an denen sich die gymnasialen Lehrpläne der Jahrgangsstufen 11 bis 12/13 messen lassen müssen. 7 Der Begriff "Standard" ist hier wie im Folgenden nicht im spezifischen Sinne der "Bildungsstandards~ gemeint (5. u.). 8 , ." ... IQl: 2.3 Die Leistungserwartungen der Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss der Klasse 10 Am 4. Dezember 2003 hat die KMK bundesweit geltende, ergebnisbezogene Bildungsstandards für Mathematik, Deutsch und die Erste Fremdsprache und am 16. Dezember 2004 für Biologie, Physik und Chemie für den Mittleren Schulabschluss (MSA, Jahrgangsstufe 10) beschlossen8 , Sie wurden von den Ländern vergleichsweise kurzfristig zum Schuljahresbeginn 2004/2005 bzw. 2005/2006 im Sinne von Regelstandards 9 als Grundlagen der Lehrplanarbeit, der Schulentwicklung und der Lehreraus- und -fortbildung vereinbart. Das ~iel der Einführung der Bildungsstandards war und ist wiederum neben der Vergleichbarkeit und Durchlässigkeit (nun auch bezüglich der Schulformen) die abschlussbezogene Verbesserung schulischer Bildung in Deutschland, via Schul- und Unterrichtsentwicklung, verbesserter Diagnostik sowie System-Monitoring, Bildungsstandards sind jeweils fachdidaktisch begründete und auf mittlerem Abstraktionsgrad formulierte Leistungserwartungen an die Schülerinnen und Schüler. Sie nehmen damit eine MittelsteIlung zwischen sehr allgemeinen Bildungszielen einerseits und konkreten Aufgabensteilungen andererseits ein und setzen diese untereinander in Bezug. Sie sind dadurch sowohl zukunfts- und verwendungsoffen wie auch gesellschaftlich konsensfähig. Die erwarteten Leistungen - "Kompetenzen" genannt - bestehen im Nachweisen des Wissens, Könnens und Wollens seitens der Schülerinnen und Schüler, fachbezogene Probleme zu lösen. 10 Bildungsstandards bestehen dreidimensional aus einer generalisierten inhaltsbezogenen Komponente ("Leitidee", "Basiskonzept"), die am ehesten den Inhalten traditioneller Lehrpläne entspricht, einer prozessual-formalen http://www.kmk.org/schuIjBildungsstandards/bildungsstandards.htm.Am15. Oktober 2004 erfolgte zudem die Verabschiedung von Bildungsstandards für den Hauptschulabschluss (Klasse 9) in Mathematik, Deutsch und Erster Fremdsprache und für den Primarbereich in Deutsch und Mathematik. 9 Das bedeutet, dass weder eine Mindest- noch eine Maximal~/Optimalanforderung aufgestellt wird, sondern ein prototypischer Durchschnittsfall modelliert wird. 10 Das Kompetenz-Konzept der Bildungsstandards unterscheidet sich dementsprechend von den sog. "Schlüsselkompetenzen" (fachliche, methodische, soziale und personale Kompetenz) der berufspädagogischen Diskussion. Zum Konzept der Bitdungsstandards s. die sog. Klieme-Expertise, zugänglich u. a. beim BMBF (http://www.bmbf.de/pub/zur_entwicklung _nationaler_bildungsstandards.pdf). 8 9 ./ -_ 1[1]: .• Komponente (methodische Kompetenzen) und einem aus den EPA bekannten Anforderungsbereich. Sie sind dabei deutlich fachbezogen, fokussieren zudem auf den Kernbereich des jeweiligen Faches und zielen kumulatives, d.h. systematisch vernetztes Lernen an. Ihre Schwerpunkte legen sie stärker auf die prozessbezogenen und weniger auf die inhaltsbezogenen Kompetenzen. In diesem Rahmen werden je Fach zwischen 29 und 80 so genannte can-do-Statements formuliert. Die Bildungsstandards der Ersten Fremdsprache werden zudem, soweit sinnvoll, auf den "Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen" des Europarates (GeR)ll bezogen. Entscheidend für das Konzept der Bildungsstandards ist damit o erstens, dass diese zwar auf eine (kumulativ zu erweiternde) Basis des theoretischen Fachwissens aufbauen, aber - aufgrund ihres Fokus auf der Lösung von fachlichen Problemen - v. a. dem tatsächlichen, methodisch-praktischen Handeln (-Können) und dem reflexivkritischen Bewerten (-Können) den entscheidenden Stellenwert einräumen - angestrebt über einen langfristigen, "spiralförmigen" Kompetenzaufbau. o zwenens, dass diese Output-orientiert sind, also Zielformulierungen enthalten und Wege bzw. Hinweise für die Lehrkräfte angeben, wie diese erreicht werden können. o drittens, dass diese schrittweise über Kerncurricula sowie Schulprogramme und Schul-Curricula konkretisiert werden. Damit wird den Schulen eine größere Freiheit eingeräumt, eigene Wege des Kompetenzaufbaus bei den Schülerinnen und Schülern zu entwickeln bzw. diese den örtlichen (z. B. sozialen) Gegebenheiten anzupassen. Damit erschließt sich, dass die Bildungsstandards einen neuen Ansatz darstellen, der in vielerlei Hinsicht eine veränderte Herangehensweise an das Lehren und Lernen in der Schule impliziert und von allen Betroffenen - von der Politik über die Verwaltung, die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler bis zu den Eltern - ein deutliches Umdenken bzw. Umlernen und ein verändertes Handeln erfordert. 11 http://de .wiki pedia.orgjwi kijGemeinsamer_Europ%C3%A4ischer_Referenzrahmen 10 - IQ1: Die Umsetzung im Unterricht wie in der Lehrkräfte·Aus- und -Weiterbildung sowie die Akzeptanz und die kompetente Mitgestaltung durch die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern dürfte mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen, wie dies in der Klieme-Expertise schon vermutet wurde. 3 Fachbezogene Stellungnahmen 12 3.1 Mathematik (Zusammenfassung) Prof. Dr. Werner Blum 13 UnIversität Kassel Die im bayerischen Ga-Lehrplan der Klassen 5-10 für das Fach Mathematik formulierten allgemeinen Ziele passen gut zum Allgemeinbildungsauftrag des Faches, wie er in den Bildungsstandards beschrieben ist. Das Problem bei der Überprüfung, inwieweit dieser lehrplan tatsächlich bildungsstandardkonform ist, besteht - wie bei allen klassischen Lehrplänen - in der überaus starken Dominanz der Inhalte (die durch die zugewiesenen Stundenzahlen noch zusätzlich normiert sind), hinter denen die allgemeinen Kompetenzen zurücktreten und in weiten Teilen sogar unsichtbar werden. Implizit kann man durchaus einige Kompetenzen im Lehrplan erkennen, und sicher ermöglichen die festgelegten Inhalte auch den Aufbau aller Bildungsstandard-Kompetenzen. Dennoch würde man sich in allen Inhaltbereichen explizitere Bezüge zu den Kompetenzen wünschen, insbesondere im Hinblick auf den langfristigen Kompetenzaufbau, der über die Jahre hinweg entlang der vier vorgeschriebenen Themenstränge zu erfolgen hat. Auf diese Weise würde auch das durch den Lehrplan angestrebte Ziel, fachübergreifende Vemetzungen herzustellen, viel deutlicher zum Vorschein treten als jetzt. Entsprechendes gilt für alle Kompetenzen, u. a. für Argumentieren (Begründen und Beweisen als durchgängiges Prinzip in allen Themensträngen) ge- 12 In der langfassung des Gutachtens werden neben der detaillierten Analyse der lehrpläne samt diesbezüglichen konkreten Verbesserungsvorschlägen die fachbezogenen Kompetenzmodelle der Bildungsstandards und der EPA erläutert und analysiert. In der vorliegenden Kurzfassung findet sich lediglich die Zusammenfassung bzw. generelle Schlussfolgerung/ Handlungsempfehlung . 13 An der Formulierung dieses Gutachtens haben Frau Chnstina Druke-Noe und Frau Katnn Keller mitgewirkt. 11 •• - 1[1]: nauso wie für Kommunizieren (sinnentnehmendes lesen und übersichtliches Darlegen als bei allen Stoffinhalten wichtige Tätigkeiten). Von den im Rahmen der Bildungsstandard-Leitideen vorgegebenen konkreten Inhalte fehlen im bayerischen GB-Lehrplan zwei: Das Zinsrechnen (was sich wohl im angewandten Prozentrechnen in Klasse 6 versteckt) und Teile der beschreibenden Statistik. Alle anderen inhaltbezogenen Kompetenzen der Bildungsstandards Mathematik lassen sich in den verbindlichen Inhaltsbereichen des bayerischen Ga-Lehrplans wiederfinden. Darüber hinaus wird im Lehrplan eine Fülle von Inhalten vorgeschrieben, die in den inhaltlichen Kompetenzen der Bildungsstandards bewusst nicht eigens genannt werden, da sich diese im Sinne der Bildungsstandard-Philosophie auf die Vorgabe von Kerninhalten beschränken. Die genannten, bis Jahrgangsstufe 12 durchgehenden vier Themenstränge decken auch die in den EPA vorgeschriebenen Inhalte weitgehend ab. Da die EPA, ohnehin stärker an Inhalten ausgerichtet sind, fällt die Überprüfung der Passung des bayerischen Oberstufen-lehrplans zu den EPA leichter. Das sehr starke Schwergewicht auf der Analysis im lehrplan führt zu zwei Inkongruenzen mit den EPA: • Erstens ist im lehrplan die Stochastik unterrepräsentiert; so fehlt in Klasse 11 die schon in der Mittelstufe zu kurz gekommene beschreibende Statistik, und in Klasse 12 fehlen stetige Wahrscheinlichkeitsverteilungen. • Zweitens ist das in den EPA aufgeführte Thema Matrizen (als Wachstumsmodelle und als Abbildungen) im lehrplan nicht enthalten. Für den Oberstufen-lehrplan wäre es ebenfalls hilfreich gewesen, wenn die Inhalte explizit mit den in den EPA genannten inhaltlichen und methodischen Kompetenzen verknüpft worden wären. Auch im Oberstufen-Teil des Lehrplans sind die Anforderungsbereiche nicht explizit angesprochen, vermutlich, weil man davon ausgeht, dass sie sich - wie in den EPA ausgeführt - erst anhand konkreter AufgabenstelJungen manifestieren. Eine Differenzierung in Grund- und Leistungskurse gibt es im vorliegenden Lehrplan nicht mehr, dies trägt der Reform der bayerischen Oberstufe Rechnung. Zusammenfassend ist deutlich geworden, dass stark an Stoffinhalten orientierte Lehrpläne wie der vorliegende bayerische GB-Lehrplan nicht der adäquate Partner von Bildungsstandards bzw. - hier ist das Problem geringer - 12 1[11: von Einheitlichen Prüfungsanforderungen im Abitur sein können. Vielmehr wären Kern-Curricula, die auch auf den langfristigen Kompetenzaufbau abheben und nur inhaltliche Mindestanforderungen festlegen - sequenziert etwa in Form von Doppeljahrgängen -, bessere Partner für kompetenzorien- tierte Standards (vgl. dazu auch die Empfehlungen in Kap. 8 der KliemeExpertise 2003 zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards). Es sei aber abschließend betont, dass der bayerische G8-Mathematik-Lehrplan das Erreichen der in den Bildungsstandards bzw. EPA niedergeleg~en Kompetenzziele sicherlich möglich macht (abgesehen von den genannten eher marginalen inhaltlichen Lücken). Hierfür wäre es aber zumindest hilfreich, wenn diese Kompetenzerwartungen im Lehrplan nicht nur in der Präambel und an einigen ausgewählten Stellen, sondern explizit und durchgängig in allen Themensträngen sichtbar würden und wenn dadurch deutlich würde, dass nur eine enge Verknüpfung von Kompetenzen und Inhalten dem Geist der Bildungsstandards bzw. EPA gerecht werden kann. 3.2 Deutsch (Zusammenfassung) Prof. Dr. Albert Bremerich-Vos Universität Duisburg-Essen Für das Fach Deutsch stehen in Bayern bis einschließlich Jahrgangsstufe 10 24 Stunden zur Verfügung, in 11 und 12 darüber hinaus jeweils vier. Hinzukommen könnten in 5 und 6 Anteile von Intensivierungsstunden, in 11 und 12 Elemente der beiden Seminare. Damit ist das Stundenvolumen verglichen mit anderen Bundesländern hoch. Dass die Differenzierung der Kompetenzbereiche in Bayern partiell anders ausfällt als in den "Bildungsstandards", ist fachlich unbedenklich. Insbesondere für die Zuordnung der Orthografie zum Bereich Sprachreflexion spricht viel. Es gibt, bezogen auf das Pensum bis zum Ende der Jahrgangsstufe 10, nur weniges, was in den "Standards", nicht aber im bayerischen Curriculum enthalten ist. Dass z. B. eine Paraphrase des Standards "Wirkungen der Redeweise kennen, beachten und situations- sowie adressatengerecht anwenden", bei dem es nicht nur um Gestik und Mimik, sondern vor allem um Paraverbales geht, nicht vorkommt, ist fachlich gut zu begründen. (Der Standard selbst ist nämlich fachlich problematisch.) Anders verhält es sich mit den Standards, die sich auf Lesestrategien beziehen. Hier bleibt der bayeri- 13 IQl: sehe lehrplan hinter den "Bildungsstandards" zurück. Das ist erheblich, korrespondiert die lesekompetenz doch mit dem Wissen und dem Verfügen über Lesestrategien. Wünschenswert wäre auch, nichtlineare Texte zu berücksichtigen. Zu begrüßen ist, dass in den Jahrgangsstufen 11 und 12 Anforderungen im Hinblick auf literaturtheoretisches und sprach philosophisches Wissen offensichtlich reduziert wurden. Fraglich ist allerdings, ob überhaupt und, wenn ja, in welcher "Tiefe" insbesondere das literaturhistorische Pensum bewältigt werden kann. Es dürfte literaturdidaktisch nicht zu rechtfertigen sein, nur einem chronologischen Prinzip zu folgen und Stoffe der Antike, des Mittelalters und des Barock in den Jahrgangsstufen 6 bis 8 zu thematisieren. Auch der Umfang des für die folgenden Jahrgangsstufen vorgesehenen literaturhistorischen Pensums lässt, obwohl EPA-kompatibel, Zweifel aufkommen. Empirische Studien zur "Breite" und "Tiefe" des 1iteraturhi~torischen Wissens von Abiturienten, die diesen Zweifel stützen könnten, gibt es derzeit aber noch nicht. Summarisch betrachtet, ist der bayerische Lehrplan im Wesentlichen mit den "Standards" und den EPA kompatibel. Damit ist aber die Frage, ob das, was die Schülerinnen und Schüler wissen und können sollen, im Rahmen des in Bayern vergleichsweise hohen Stundenvolumens auch gelehrt und gelernt werden kann, nicht beantwortet. Mit der "Output-Orientierung" geht u. a. die Überzeugung einher, dass im Unterricht viel stärker als bislang auf kumulatives Lernen und auf vielfältiges Üben in multiplen Kontexten Wert gelegt werden muss. So heißt es im Text "Das Gymnasium in Bayern" (5.3): "Der Anwendungsbezug gymnasialer Lerninhalte ist Kern und Voraussetzung für nachhaltiges Lernen. Zur Festigung des Gelernten sind zudem permanentes, variantenreiches Üben und Wiederholen unerlässlich." Das mit Recht postulierte permanente und variantenreiche Üben ist sehr zeitintensiv. Unter der Voraussetzung, dass der bayerische Lehrplan in der verfügbaren Zeit vor Ort gänzlich "umgesetzt" werden kann, sollten auf Seiten der Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen, die in den "Standards" und in den EPA formuliert sind, im Wesentlichen (u. a., wie dargelegt, mit intendierten Abstrichen bei den EPA) erreichbar sein. 14 IQl: "' 33 Erste Fremdsprache Französisch (Zusammenfassung) Prof. Dr. Daniela Caspari & Angela Bergfelder Freie Universität Berlin Im allgemeinen Teil des LP "Moderne Fremdsprachen" und "Französisch", werden zentrale Prinzipien kompetenzorientierten Fremdsprachenunterrichts (FU) explizit formuliert. Einige wichtige Aspekte kompetenzorientierten FU sind nur implizit vorhanden oder fehlen. Teilweise wird mit veralteten Termini und Konzepten operiert. An einigen Stellen gibt es Widersprüche zu den Grundgedanken kompetenzorientierten Fremdsprachenunterrichts (z.B. das Konzept des "Grundwissens"). Auf die B5 wird explizit rekurriert, auf die EPA implizit, allerdings deckt sich das Kompetenzmodell des LP weder mit demjenigen der BS noch der EPA (wobei es den EPA näher steht als den BS). Im Unterschied zu einem "reinen" Kerncurriculum enthält der LP immer wieder Themen, Inhalte und kleine methodische Hinweise. Trotzdem kann er weitgehend als Kerncurriculum betrachtet werden. Der LP ist mit Ausnahme der Jahrgänge 11/12 nicht explizit nach Doppeljahrgängen organisiert. Eine Differenzierung zwischen Grund- und Leistungskurs erfolgt nicht, weil in Bayern abgeschafft. Der LP ist sowohl mit den BS als auch mit den EPA kompatibel, ohne sie jedoch voll abzudecken. In quantitativer Hinsicht setzt der LP mit durchschnittlich 40 Standards pro Jahrgang deutlich weniger Standards als die 55 und EPA an. Generell sind die einzelnen Standards im LP - mit Ausnahme von Jahrgang 11/12 - allgemeiner formuliert, d. h. sie sind weniger textsortenspezifisch, weniger nach Diskursfunktionen oder Teilaspekten einzelner Kompetenzen differenziert. Außerdem fehlen wichtige Bedingungen und Einschränkungen für die Erfüllung der jeweiligen Kompetenzen (z. B. "wenn in Standardsprache gesprochen wird" oder "machen aber noch Fehler"). Eine "Passung" der Stundentafeln mit den BS und EPA kann letztlich nur empirisch überprüft werden. Die anvisierten 28 (in Jahrgang 12 lediglich 21) Unterrichtswochen für die verbindlichen Lernziele erscheinen uns jedoch zu gering. Im Vergleich zu anderen Bundesländern beginnt die 1. Fremdsprache in Jahrgang 5 jedoch sehr spät, das Stundendeputat der in KI. 6 einsetzenden 2. Fremdsprache ist im Vergleich zum G9 um ein Jahr gekürzt worden. Der gegenüber dem fünfstündigen Leistungskurs gekürzte Oberstufen- 15 IlIl: kurs kann jedoch durch Seminarkurse ergänzt werden. Um eine Passung zwischen Stundentafel und BS bzw. EPA zu erreichen, empfehlen wir, die über diese beiden Dokumente hinausgehenden Ansprüche zu reduzieren und den Erwerb sprachlicher Mittel in die Kompetenzen- bzw. Fertigkeitenschulung zu integrieren, um Reflexion, Übung und Anwendung der sprachlichen Mittel funktional und zeitsparend zu gestalten. In Anbetracht der konzeptionellen Unterschiede zu den 85 und EPA und der eng veranschlagten Unterrichtszeit gehen wir nicht davon aus, dass die Erwartungen insbesondere der BS, aber auch wichtiger Teilbereiche der EPA voll erreicht werden können. Im analysierend-interpretierenden und kreativen Umgang mit (vor allem literarischen) Texten dürften die Schülerinnen und Schüler allerdings die Erwartungen der EPA übertreffen. Sie werden auch über mehr (Iandeskundliches) Orientierungswissen verfügen (zur Problematik der landeskundlichen Ausrichtung jedoch s. Langfassung). Wir empfehlen, den LP vor allem in allgemein konzeptioneller Hinsicht (insbesondere im Hinblick eine konsequente und stringente Kompetenzorientierung), aber auch in Bezug auf die kritisierten Bereiche und Kompetenzen umzuarbeiten. Dies betrifft insbesondere die Bereiche Sprechen, HörjHörsehversehen, interkulturelle Kompetenzen und Verfügbarkeit von grammatischem Wissen. Dies gilt in geringerem Maße für die Bereiche Sprachmittlung und Orthographie, Umgang mit Texten und Medien (stärkere Berücksichtigung alltags-, berufs- und wissenschaftsorientierter Texte der Komplementarität analytisch-interpretierender und produktionsorientierter Zugänge und des medienkritischen Urteilsvermögens) und Lernstrategien und Techniken selbständigen Arbeitens (stärkere Berücksichtigung von textsortenspezifischen Strukturprinzipien sowie der Planung, Reflexion und Evaluation eigener Schreibprozesse). 3.4 Erste Fremdsprache Englisch (Zusammenfassung) Prof. Dr. Konrad Schröder Universität Augsburg Bereits die Fachprofile Moderne Fremdsprachen und Englisch enthalten im Nukleus all jene Standards, die dann für den mittleren Bildungsabschluss bzw. das Abitur bedeutsam sind. Das Kompetenzmodell "Kommunikationspraxis (vier Fertigkeiten plus Sprachmittlung) - (damit verbunden) Umgang 16 IQl: mit Texten - soziokulturelle Kenntnisse und interkulturelle Einsichten - MethodenkenntnisjFähigkeit und Bereitschaft zum TransferjPersönlichkeitsbildung" wird in den Präambeln als konstitutiv genannt und dann in den einzelnen Jahresplanungen Englisch implementiert. Dabei wird sehr wohl deutlich gemacht, dass die das Fach im Curriculum legitimierenden Ausprägungen von Sprach·, Text-, Kultur- und Methodenkönnen nur ein Teil dessen sind, was jedes neusprachliche Fach (auf jeweils möglichst spezifische Weise) im schulischen Ganzen vermitteln muss: Werteorientierung, Anstrengungsorientierung, Verantwortungsgefühl, Teamfähigkeit, Befähigung zu lebensbegleitendem Lernen - ein Gedanke, der auch in den Bildungsstandards und den EPA anklingt. Auch der (in Bildungsstandards und EPA noch nicht thematisierte) Gesichtspunkt der Befähigung des Schülers zu sprachlichem Brückenschlag (Synergieeffekte) ist sowohl im Fachprofil Moderne Fremdsprachen als auch im Fachprofil Englisch (vgl. Sprachenfolge und Mehrsprachigkeit) thematisiert. Ebenso fällt auf, dass die Ausbildung der affektiven Dimension der Schülerinnen und Schüler in den Präambeln wiederholt angesprochen wird. Ziel ist eben auch der "geistig besonders bewegliche und fantasievolle" Schüler, der "gerne und schnell, zielstrebig und differenziert" lernt. Die einzelnen Jahrgangsplanungen Englisch für die Klassen 5 bis 10 sowie der Zweijahresplan 11/12 sind durchgängig kompetenzorientiert. Die Jahrgangsplanungen 5 bis 10 spiegeln in ihrer Grobstruktur den Aufbau der Bildungsstandards: kommunikative Fertigkeiten - sprachliche Mittel - interkulturelle Kompetenzen - Methodenkompetenzen. Zusätzlich bieten die bayerischen Planungen ab Klasse 5 bereits einen Abschnitt "Umgang mit Texten und Medien", der jeweils untergliedert ist in Texterschließung und TextersteIlung. Sie bauen damit eine Kategorie der EPA Englisch (Umgang mit Texten und Medien) bereits durch die Sekundarstufe I hindurch (konsequent und durchaus nachvollziehbar) auf, so dass bis zur Klasse 10 ein gewisses Potenzial an textsortenspezifischen Kenntnissen und Fähigkeiten entsteht, auf dem die Arbeit der Jahrgangsstufen 11 und 12 in diesem Bereich gründen kann. Tatsächlich gehen solche Kenntnisse faktisch auch in die Aufgabenbeispiele der Bildungsstandards ein, wo "Textsorte/Textart" bei der Aufgabenbeschreibung jeweils eigens aufgeführt wird. Während hier allerdings fiktionale Texte nur am Rande von Interesse sind (im Bereich Leseverstehen erscheint ein Auszug aus einer Short Story (Kompetenzniveau B1+), spielen fiktionale Texte in den bayerischen Planungen von Anfang an eine Rolle: 17 I[ll: "Dialoge, Sketsche szenisch darstellen" (5), "Lieder, Reime, Gedichte erschließen" - "Dialoge, Sketsche oder Rollenspiele erstellen" (6) bis hin zu "Filme oder Filmausschnitte verstehen; einige wichtige filmische Gestaltungsmittel und deren Wirkung erkennen" - "einen Roman oder ein Drama in Auszügen sowie kürzere literarische Texte erschließen, deuten, persönlich dazu Stellung nehmen und gegebenenfalls szenisch umsetzen" (10). Dies geht deutlich über die Vorstellungen der Bildungsstandards einschließlich der dort gegebenen Aufgabenbeispiele hinaus; andererseits fällt auf, dass alltagsbezogene sprachpraktische Erfordernisse des Medienzeitalters (Stichwort: anspruchsvoller werdendes kommunikatives Telefon-Verhalten, Email als Textsorte, Formen von Netzauftritten, handlungsorientierter Umgang mit - beispielsweise touristischen - Angeboten) in den bayerischen Planungen der Sekundarstufe I weniger, zumindest weniger explizit vorgegeben sind. In den Aufgabenbeispielen der Bildungsstandards finden sich in diesem Zusammenhang u. a. die TextsortenfTextarten Telefonansage, Hotelprospekt, Reservierungsinformationen. Im Bereich der sprachlichen Mittel enthalten die Bildungsstandards relativ explizite Aussagen zu deren kommunikativer Funktionalität (Abschnitt "Verfügung über die sprachlichen Mittel"). Hier heißt es u. a. "Im Vordergrund steht die gelungene Kommunikation. Für die folgenden Bereiche werden keine detaillierten Listen angeführt. Die Entscheidung darüber bleibt den einzelnen Ländern vorbehalten." Entsprechend ist auch der GrammatikBereich gefasst, wobei von den kommunikativen Zielsetzungen her argumentiert wird. Dem gegenüber sind die bayerischen Planungen der Jahrgangsstufen 5 bis 10 in einem doch sehr traditionellen Sinne auf einzelne Grammatik-Kapitel hin fokussiert, die in Jahrgangspaketen abzuarbeiten sind, so als ob die Schülerinnen und Schüler ihre kommunikative Kompetenz im Bereich des Englischen auf der Basis einer traditionell gefassten grammatischen Progression (notwendigerweise mit dem Aufbau eines entsprechenden Regelwissens als Lernstoff und Übungspaketen, die weder authentisch sind noch einen Lernanreiz darstellen) ausbauen könnten. Wenn dann beispielsweise in der Jahrgangsplanung 7 ausgesagt ist, dass die Schülerinnen und Schüler das past perfect progressive" verstehen und bei der eigenen Sprachproduktion anwenden" können sollen, so ist damit eine Teilkompetenz benannt, über die im Regelfall auch bayerische Abiturenten nicht verfügen und über deren kommunikative Relevanz sich sehr wohl 18 IQl: streiten lässt (die AufJistungen für die Klassenstufen 5 bis 10 im Bereich Grammatik enthalten weitere hochproblematische Beispiele). Trotz dieser Kritik muss hervorgehoben werden, dass die bayerischen Jahrgangsplanungen für die Sekundarstufe I insgesamt das KompetenzmodeU der Bildungsstandards korrekt aufnehmen. Sie enthalten darüber hinaus Facetten, die begrüßungswert erscheinen, auch wenn sie in den Bildungsstandards nicht thematisiert sind, gerade auch im Bereich einer nicht primär grammatik-orientierten Sprachreflexion. Da Englischunterricht auf allen Zielebenen ohnehin mehr transportieren muss, als die Bildungsstandards abzubilden vermögen, ist gegen die zusätzlichen thematischen Facetten des bayerischen Lernplans Englisch nichts einzuwenden. In den JahrgangsstUfen 11/12 führen laut bayerischem lehrplan die Lernenden "das Fach Englisch mit dem Ziel fort, ihre sprachlichen, interkulturellen und methodischen Kompetenzen im Hinblick auf eine vertiefte Allgemeinbildung, den Erwerb der Studierfähigkeit und die Anwendung im Beruf zu erweitern". Die im Einzelnen geforderten kommunikativen Kompetenzen decken sich insgesamt mit denen der EPA, auch wenn die Formulierungen von Fall zu Fall durchaus divergieren. Es ist allenfalls die (vorsichtige) Aussage möglich, dass produktionsorientierte Zugänge in den EPA doch etwas prominenter sind als in der bayerischen Planung, zumal die Möglichkeit zur szenischen Umsetzung hier dem Rotstift zum Opfer gefallen ist. Auch die Bereiche "Interkulturelles lernen und landeskunde" sowie "lernstrategien und Methoden selbstständigen Arbeltens" in der bayerischen Zweijahresplanung lassen keine Divergenzen zu den EPA Englisch erkennen. Auch in diesen Bereichen sind allerdings in den bayerischen Planungen TeHkompetenzen implizit benannt, die in den EPA explizit formuliert werden (und umgekehrt). Gewisse Interpretationsspielräume bei Lektüre und Vergleich der Texte sind gegeben. Der bayerische Lehrplan Englisch G8 ist in durchaus zufriedenstelIendem Maße auf die Bildungsstandards bzw. die EPA Englisch abgestimmt. Das den Bildungsstandards zugrunde gelegte Kompetenzniveau (Regelstandards) ist auf der Basis qer bayerischen Planungen für die Sekundarstufe I erreichbar, allerdings sind leise Zweifel angebracht, ob die im bayerischen lehrplan Englisch für die Klassen 8 bis 10 ausformulierten Standardsetzungen durch~ gängig als Regelstandards erreichbar sind. Sie liegen für den Mittleren Schulabschluss mit B1+ teilweise über dem Niveau der Bildungsstandards, 19 IQ]: und auch die Tatsache, dass in den Klassen 8 bis 10 für das Fach Englisch lediglich 3 Wochenstunden zur Verfügung stehfn, spricht im Regelfall für ein doch etwas geringeres Niveau der Lernenden. IDie Stundentafel für die Jahrgangsstufen 11/12 bringt für das Fach En91iSCh gegenüber dem alten "Grundkurs-Niveau" eine Verstärkung, gege~über dem alten "Leistungskurs-Niveau" jedoch eine deutliche Schwächun:g. Dennoch wird in den bayerischen Planungen für alle Englisch-Schüler ei~ Kompetenzniveau an gezielt, das mit B2+ nur geringfügig unterhalb des ,lalten" Leistungskurs-Niveaus I angesiedelt ist (in einem Teilbereich bleibt Cl lais Zielsetzung für alle Schüler erhalten). Hier ergibt sich die gleiche Probl1ematik wie in der oberen Sekundarstufe I: Das in der bayerischen Oberstutenplanung Englisch angezielte Kompetenzniveau ist erreichbar, vermutlic~ jedoch nicht als Regelstandard - dazu bedürfte es u. a. einer Intensivie~ung der Wochenstundenzahl. Gemessen an den Vorgaben der EPA ist denkb~r, , dass bayerische Abiturienten in Zukunft im Fach Englisch eher auf der Seite "ausreichend" als auf der Seite "gut" der EPA-Musterskala angesiedelt sind. Das aber kann von Seiten , des Ministeriums nicht intendiert sein. Die EPA Englisch vermeidet eine explizite B2-jei-Zuordnung für das Grundund Leistungskursniveau. Dennoch erscheineri die in der EPA niedergelegten Standards auf dem Qualitätsniveau "gut" eher erreichbar, wenn die Lernenden die Möglichkeit haben, an einer mit entsprechender Stundenzahl ausgestatteten Leistungskurssequenz teilzunehmen. Vor diesem Hintergrund werden die folgenden Empfehlungen ausgesprochen: 1. Angleichung der für den mittleren Bildungsabschluss in Bayern vorgesehenen Standardsetzungen (vgl. Lehrplan Englisch, Jahrgangsstufe 10 mit Vorlauf in 8 und 9) an das Kompetenzniveau der Bildungsstandards. Hier sind relativ geringfügige Anpassungen von Nöten, die aber sicherstellen, dass die genannten Standards als Regelstandards erreicht werden. 2. Stärkere kommunikative Ausrichtung des Lehrplans im Bereich der grammatical accuracy: Verzicht auf die - wissenschaftlich problematische - Aneinanderreihung von Grammatikkapiteln. (Die Schüler erwerben ihre formal-grammatischen Kompetenzen nicht in dieser Reihen- 20 • IQl: folge, und ihre kommunikativen schon gar nicht). In diesem Bereich liefern die Bildungsstandards beherzigenswerte Formulierungen. 3. Präzisierung einer Reihe von Details in der Zweijahresplanung 11/12: Verzicht auf den Gebrauch von pädagogischen Leerformeln wie "vertiefte Behandlung", "Vertiefung", "vertiefen" und auch auf das Adjektiv "gezielt". 4. Aufstockung des Stundenkontingentes, besonders innerhalb der neuen Oberstufe des GB. Angesichts der Tatsache, dass die EPA Englisch deutliche und nachvollziehbare Profile für Grund- und Leistungskurs herausgearbeitet haben, erscheint eine Wiederannäherung an das angestammte Prinzip Grundkurs/Leistungskurs durchaus sinnvoll, freilich mit Blick auf Standardsetzungen, die sich gerade im sprachpraktischen Bereich gegenüber denen der 80er und 90er Jahre verschoben haben. 5. Nicht zuletzt im Zusammenhang mit (4) sei darauf hingewiesen, dass die Formulierungen des 3. Absatzes der allgemeinen Eröffnungspassage des Lehrplanwerks (www.g8-in-bayern.de/g8/lehrplanj) im Fachlehrplan Englisch allenfalls partiell eingelöst werden. Sie sind für den Bereich der modernen Fremdsprachen teilweise durchaus bedeutsam, teilweise aber auch nur bedingt sinnvoll. Eine "Unterscheidung von verpflichtenden und optionalen Inhalten" findet bestenfalls ganz am Rande statt (eingeleitet mit "ggf,", mitunter dann wieder gestrichen). Tatsächlich muss im Fach Englisch die thematische Differenzierung und Individualisierung innerhalb der großen Themenkreise, die für alle Lernenden verpflichtend sein müssen, stattfinden. Die Unterscheidung Pflicht/Option ist in sofern eher eine Angelegenheit des Lehrwerks als des Lehrplans. Die "Vernetzung" ist auf schematisierte, in Klammern angefügte Querverweise auf die Lehrpläne anderer Fächer reduziert, die in diesem Bereich erforderlichen Anregungen und Hilfestellungen werden nicht gegeben. Dies ist in der Tat ein Schwachpunkt des Lehrplans Englisch. Auch das Problemfeld "Vermeidung von Doppelungen" wird im Lehrplan Englisch nicht angemessen thematisiert. Es fehlen die konkreten Handreichungen. Zeitkontingentierungen (75 % "Stoffvermittlung", 25 % "Vertiefung" und "Methodenlernen") bezogen auf den Fremdsprachenunterricht sind 21 --. 1[1]: .- höchst problematisch, da sie (auch im Kopf der Lehrkraft) zerteilen und hintereinander ordnen, was zusammen gehört und nur integriert erworben werden kann: Kompetenzerwerb ist nicht Stoffvermittlung, weder in sprachlicher noch in kommunikativer noch in kultureller Hinsicht. Und Methodenlernen ist integraler Bestandteil des Erwerbs kommunikativer Kompetenzen. Es wird dringend empfohlen, mit Blick auf die neusprachlichen Fächer und den Fachlehrplan Englisch den Präambeltext in diesem Bereich anders zu formulieren. 3.5 Biologie (Zusammenfassung) Prof. Dr. Dirk Krüger Freie Universität Berlin Dem bayerischen G8-Lehrplan des Fachs Biologie liegt durchgängig eine implizite Kompetenzorientierung zugrunde. Biologische Bildung wird aus fachwissenschaftlicher Perspektive abgebildet, die eine weitgehend an Inhalten orientiertes Wissen oder Verständnis angestrebt. Die in den BS vollzogene Wende von Input~ hin zu einer Outcome-Orientierung wird im Lehrplan nicht durchgängig umgesetzt. Je fortgeschrittener die Jahrgangsstufe, umso mehr distanziert sich der Lehrplan von Kompetenzbeschreibungen der Schülerinnen und Schüler zur Lösung von biologischen Problemstellungen und führt in einen Katalog von Inhalten, die es zu behandeln gilt. Der bayerische G8-Lehrplan das Fachs Biologie nimmt in den Jahrgangsstufen 5-10 nur sehr eingeschränkt auf die BS Bezug. Standards werden nicht als solche explizit formuliert. In der Jahrgangsstufe 11/12 findet sich das Kompetenzmodell der EPA nur in Bezug auf den Aspekt fachlicher Kompetenzen wieder. Auf methodische Kompetenzen wird nahezu gar nicht eingegangen, Standardformulierungen findet man nicht. Die Ansicht aller Texte des Lehrplans und insbesondere die 11 und 12 Jahrgangsstufe machen deutlich, dass die Perspektive Kompetenzförderung im Grunde nur einmalig durch die Aufzählung und knappe Beschreibung der Basiskonzepte im allgemeinen Teil vorgenommen wurde. Es darf bezweifelt werden, dass hierdurch die unterrichtenden Lehrkräfte genügend Informationen erhalten, um die Grundgedanken der 55 und EPA in Bayern umzusetzen. 22 - IQ]: Der bayerische Lehrplan formuliert eine Fülle von Biologie, die Schülerinnen und Schüler lernen sollen. Das Vokabular, die Formulierungen, der fehlende Bezug zu den drei Basiskonzepten der Bildungsstandards (sondern gleich auf die acht BasIskonzepte der EPA) und die enorme inhaltliche 5tofffülle lassen auf eine Input-Orientierung schließen. Die EntWicklung von Kampe· tenzen bleibt durch ihre zunehmend fehlende Beschreibung in allen Kompetenzbereichen unklar und wenig konkret. Der Lehrplan macht insgesamt zu wenig deutlich, über welche kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten Schülerinnen und Schüler verfügen werden, um bestimmte biologische Probleme zu lösen, welche Bereitschaften und Fähigkeiten ausgebildet werden, diese Problemlösungen verantwortungsvoll zu nutzen und welche Disposition entwickelt wird, damit die Lernenden bef~higt werden, konkrete biologische Anforderungssituationen zu bewältigen. Außer im Kompetenzbereich Fachwissen muss bezweifelt werden, dass Lehrkräfte den Lehrplan zum Anlass nehmen, die Kompetenzbereiche Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und in Teilen Bewertung im angemessenen Rahmen zu fördern. 3.6 Chemie (Zusammenfassung) Prof. Dr. Claus Bolte Freie Universität Berlin Es kann davon ausgegangen werden, dass bayerische Schülerinnen und Schüler auch in Zukunft die Kompetenzerwartungen des gymnasialen Chemi'eunterrichts erreichen werden. Dies ist allerdings primär dem Umstand geschuldet, dass es an "klugen" Aufgaben mangelt, die nicht nur die konventionellen Bereiche von Bildung (Fachwissen) zu analysieren vermögen, sondern dass Wege und Methoden gefunden und ausgebaut werden, die kreative Problemlösungen und differenzierte Problemerörterungen in den Blick nehmen. Das IQB ist hier sicherlich auf einem guten Weg. Dennoch müssten gerade in Bezug auf die Fächer, die nicht zu den Kern- bzw. Hauptfächern des Bildungskanons gehören, noch umfassendere Anstrengungen untemommen werden. Bezogen auf die Passung des Lehrplans bzw. seiner Stundentafel mit in den Bildungsstandards und EPA formulierten Erwartungen ist schwer einzuschätzen: Der pädagogische und fach- bzw. chemiedidaktische Gewinn der Bi!dungsstandard liegt ja gerade in der Fokussierung des Bildungsanspruchs 23 IQl: ,-~ über den Kompetenzbereich Fachwissen hinaus. Die Offenheit der Bildungs- standards eröffnet hier lobenswerten pädagogischen und fach- bzw. chemiedidaktischen Handlungsspielraum. Ihre Offenheit eröffnet aber auch die Möglichkeit zu unterschiedlichen Schwerpunktbildungen. In vielen Fällen scheint dies zugunsten von nur einem der vier Kompetenzbereiche und damit verbunden zulasten der anderen (drei) vonstatten zu gehen, und in der Regel ist dies der Kompetenzbereich Fachwissen. Dieser ist auch mit geringem Stundendeputat zu erarbeiten. Das Problem der Fixierung des gewünschten fachbezogenen Bildungsni- veaus, das in begrenzter Zeit erreichbar ist, ist damit natürlich nicht gelöst. Dieses Problem ist im besonderen Maße in Bezug auf die EPA zutreffend. Den EPA fehlt ein klarer und verbindlicher Rahmen operationalisierter Zielerwartungen, die ermöglichen würden, dass primär fachinhaltlich orientierte Lehrpläne in kompetenzorientierte gewandelt werden. Die Stundentafel für Chemie im Land Bayern lässt tiefgehende Bildungsprozesse nicht erwarten. Dieses Fazit trifft bereits auf die Lehrpläne an bayerischen naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasien zu, die im Vergleich zu den anderen gymnasialen Zweigen Bayerns in Jahrgangsstufe 8 beginnen und durch die Profilkurse im günstigen Fall eine weitere Unterrichtsstunde für das Fach Chemie (oder alternativ für das Fach Physik) bereithalten. Versucht man die Lehrplanvorgaben auf den Chemieunterricht der anderen Gymnasialzweige Bayerns zu extrapolieren, so fällt das Urteil für die anderen bayerischen Gymnasialzweige sicherlich nicht besser aus. Aus den bayerischen Lehrplänen Chemie ist die Tradition eines fachwissenorientierten Chemieunterrichts herauszulesen. Zu empfehlen ist daher eine konsequente Orientierung an allen vier Kompetenzbereichen der Bildungsstandards (nicht nur am Kompetenzbereich Fachwissen). Darüber hinaus ist zu empfehlen, bei der Lehrplan-Entwicklung auch Bildungserwartungen und von Schülerinnen und Schülern, um deren Bildungsinteressen (Selbst- )Bildung es geht, in den Blick zu nehmen. Die bayerischen Lehrplä· ne Chemie machen dies noch nicht hinreichend deutlich. 24 IQl; 3.7 Physik (Zusammenfassung) Prof. Dr. Peter Reinhold & Christoph Vogelsang Universität Paderborn Der bayerische GB-Lehrplan weist nur in Teilen eine gute Passung zu den in den BS bzw. den EPA formulierten Anforderungen auf. Er ist nicht Kompetenz-orientiert strukturiert und Output-orientiert formuliert. Das Kompetenzrnodell der BS wird nicht explizit übernommen. Als umfassend und weitgehend vollständig ist die Passung für den Kompetenzbereich des Fachwissens zu bezeichnen. Hierzu werden für die Jahrgangsstufen 5-10 durchgängig prüfbare Standards angegeben und bis auf den 5S FS (Analogien) sind alle vertreten. In diesem Bereich kann davon ausgegangen werden, dass der bayerische Lehrplan die BS nicht nur erreicht, sondern vennutlich sogar übertrifft. Analoges gilt für die Jahrgangs· stufe 11/12, allerdings mit der Einschränkung, dass nur Inhalte aufgelistet werden, ohne dass daran B5 geknüpft werden. Ein anderes Bild ergibt sich für den Bereich Erkenntnismethoden. Hier werden die B5 in den Jahrgangsstufen 5-10 nicht vollständig und auch deutlich weniger differenziert aufgenommen. Der Schwerpunkt liegt bei E7, ES, E9 also dem Experimentieren. El, E4, EI0 tauchen nur punktuell auf und die weiteren werden als solche nicht explizit genannt, sondern in der Präambel bzw. den Vorbemerkung zu den Jahrgangsstufen als Ziele erwähnt. Für die Jahrgangstufen 11/12 werden zum Bereich Erkenntnismethoden eher übergreifende Ziele als den EPA vergleichbare BS formuliert. In diesem Bereich kann nicht unbedingt davon ausgegangen werden, dass die Kompetenzerwartungen der BS erreicht werden, zumal der starke Akzent auf den Fachinhalten für diesen Bereich vermutlich wenig Raum lässt. Zum Kompetenzbereich Kommunikation werden in den Jahrgangsstufen 510 explizit keine BS aufgeführt. Hierzu finden sich lediglich allgemein gehaltene Zielformulierungen. In den Jahrgangsstufen 11/12 finden sich zu diesem Bereich keine Angaben. Dies entspricht nicht den Kompetenzerwartungen der BS. Im Kompetenzbereich Bewerten finden die BS K3, K5, K6 in den Jahrgangsstufen 5-10 durchgängig Berücksichtigung, Bl, B4 werden punktuell genannt. Keine Berücksichtigung findet BS B2, bei dem es um die bewusste 25 IlIl: Differenzierung von Fach- und Alltagssprache geht. Für Jahrgangstufen 11/12 werden zum Bereich Bewerten eher übergreifende Ziele als den EPA vergleichbare es formuliert. Damit können die Kompetenzerwartungen der es teilweise erreicht werden. Zur besseren Passung mit den es bzw. den EPA sollte der bayerische G8Lehrplan insgesamt die Kompetenzorientierung stärker akzentuieren und die allgemein gehaltenen Zielangaben zu den Kompetenzbereichen Erkenntnismethoden, Kommunikation und Bewerten stärker differenzieren und als prüfbare Standards konkretisieren. Damit einhergehen müsste eine Reduktion verbindlich vorgeschriebener Inhalte auf die in den es genannten Basiskonzepte. 26 • IQ]: 4 Übergreifende Stellungnahme und Handlungsempfehlungen Das IQB wurde von der Bayerischen Staatsregierung gebeten, die zum Schuljahr 2008/2009 überarbeiteten Gymnasiallehrpläne auf ihr Vereinbarkeit mit den geltenden Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss Klasse 10 und den Einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung (EPA) abzugleichen. Auf dieser Basis sollte eine Einschätzung erfolgen, ob die Schülerinnen und Schüler den Leistungserwartungen dieser Standards gerecht werden können. Die praktische Anwendung dieser Standards v. a. in Lehrplanarbeit und Lehrkräfte-Aus-jFortbildung soll und kann nicht nur die Qualität der schulischen Bildung verbessern, sondern auch die länderübergreifende Gleichwertigkeit von Mittlerem Schulabschluss und Abitur sichern. Die Bildungsstandards wie tendenziell auch die revidierten EPA erfordern in absehbarer Zeit eine Abkehr von den traditionellen Lehrplänen, die als zentrales und umfassendes Dokument der Input-Steuerung vor allem aus der Aufzählung von zu behandelnden Wissensinhalten bestehen. Bildungsstandards hingegen benennen angezielte Kompetenzen, welche die Schülerinnen und Schüler erwerben sollen, um fachspezifische Probleme praktisch und kommunikativ lösen zu können (Output-Steuerung). Diese Kompetenzen umfassen, aufbau~nd auf den nach wie vor grundlegenden, allerdings kumulativ zu gestaltenden Wissenserwerb, v. a. auch methodische Handlungs-, Kommunikations- und Bewertungskompetenz. Die fachliche Konkretisierung der Vorgaben der Bildungsstandards soll schrittweise über Kerncurricula der Kultusbehörden vor allem in den Schulen über deren SchulCurricula und Schulprogramme erfolgen. Daraus folgt, dass bildungsstandardkonforme Lehrpläne zentrale, klar kompetenzbezogene Inhalte auf einem sehr allgemeinen Niveau benennen und genügend fachlichen und zeitlichen Raum für weitere inhaltliche Setzungen der Schule lassen sollten. Bereits in der Klieme-Expertise von 2003 wurde klar gestellt, dass die Umstellung auf kompetenzbezogene schlanke Kerncurricula ein längerfristiger Prozess ist, in dem Bildungsplaner, Lehrkräfte, Schüler und Eltern nicht abgehängt werden dürfen. Betrachtet man Bildungssysteme aus einer histori- 27 1(1]: sehen Perspektive, so wird solch ein tiefgreifender Veränderungsprozess Jahre, möglicherweise Jahrzehnte dauern und sich in mehreren Zwischen- stufen vollziehen. Dies mag auf der Grundlage der aktuellen Diskussion um Defizite im Bildungssystem unbefriedigt sein, trägt aber dem Umstand eines relativ trägen Systems Rechnung. Die neuen bayerischen Gymnasiallehrpläne der untersuchten Fächer Deutsch, Mathematik, Erste Fremdsprache (Englisch/Französisch), Chemie, Biologie und Physik sind beinahe parallel zur Erarbeitung der Bildungsstandards entstanden. Mit Ausnahme des Faches Deutsch weisen sie eine deutliche Inhaltsorientierung auf und stellen das jeweilige Fachwissen in das Zentrum erfolgreicher schulischer Bildung. Dies steht unmittelbar in der Tradition des Bildungsauftrags des Gymnasiums. Die prozessbezogenen Kompetenzen der Bitdungsstandards und teilweise auch der EPA finden sich in der jeweiligen Präambel und werden anschließend eher implizit denn explizit wieder aufgenommen. Damit wird zwar ein wichtiger Schritt in Richtung Kompetenzorientierung vorgenommen, im Sinne eines langfristigen Umsteuerungsprozesses werden aber weitere Reformanstrengungen nötig sein. Der Lehrplan des Faches Deutsch kann hier die Riichtung weisen. Im Folgenden sollen noch einmal die von den Experten skizzierten Grenzen I aufgeführt werden. 1. Starke Orientierung am Fachwissen (an inhaltlichen Kompetenzen): Es dominieren AUflistungen des zu vermittelndJn Fachwissens, wobei sich dies vor allem in den Naturwissenschaften zeigt, weniger in den übrigen Fächern. Die Kompetenzorientierung wird in Eingangsformulierungen aller Lehrpläne zwar als Anspruch erhoben und im Bereich "Wissen" oft auch gut umgesetzt. Die übrigen, hierauf aufbauenden Kompetenzen der Handlungs-, Kommunikations- und Bewertungsfähigkeit kommen jedoch zu kurz. 2. Starke Gewichtung der Input-Orientierung: Die Lehrpläne sind noch stark Input-orientiert; eine Verbindung zu den als Output angestrebten Kompetenzzielen ist erkennbar, sollte aber weiter entwickelt werden. 3. Geringe Freiheitsgrade: Die an den 265 bzw. 260 Jahreswochenstunden gemessen Lehrpläne geben Richtlinien vor, welcher Stundenumfang für welche Inhalte genutzt werden sollten, Dadurch werden 3/4 28 • - IQ1: der Stundenzahl abgedeckt, das verbleibende Viertel steht den Lehrkräften Für Vertiefungen und Methodenunterricht zur Verfügung. Dies ist ein erster Schritt, Lehrkräften mehr Freiheitsgrade bei gleichzeitiger Orientierung an Vorgaben im unterrichtlichen Handeln zu geben. In der Philosophie von Kerncurricula erwartet man allerdings weitere Freiheitsgrade. Den über Schulprogramm und Schulcurriculum zu konkretisierenden Gestaltungsrnöglichkeiten der Schulen wird damit noch nicht hinreichend Rechnung getragen. 4. Inhaltliche Unschärfen: Schließlich werden in einigen Fächern inhaltliche Schwerpunktsetzungen festgeschrieben, die in den Bildungsstandards und den EPA nicht vorgesehen sind. Auch wird vereinzelt (so in Englisch) angezweifelt, ob mit dem jeweiligen Lehrplan das Niveau der Blldungsstandards/EPA erreicht werden kann. Grundsätzlich ist jedoch zu erkennen, dass sich die bayerischen Lehrplankommissionen auf den Weg gemacht haben, die diesbezüglichen Beschlüsse der Kultusministerkonferenz umzusetzen. In Deutsch ist dies schon sehr weitgehend, in der Mathematik und den Fremdsprachen schon ein vergleichsweise gutes Stück weit gelungen. Dementsprechend verstehen wir die jetzigen Entwürfe auch als einen ersten Schritt in einem längerfristigen Prozess der Lehrplanentwicklung von breiten inhaltsbezogenen Lehrplänen zu schlanken, kompetenzorientierten Kerncurricula. Hier ist die Bayerische Staatsregierung in den folgenden Legislaturperioden gefordert, weitere Lehrplanrevisionen in Abstimmung mit den verschiedenen Agenten im Bildungssystem umzusetzen. Zusammenfassend muss konstatiert werden, dass sich auf Grund der eher inhaltlichen Orientierung aus den aktuellen bayerischen G8-Lehrplänen nicht direkt ableiten lässt, ob bayerische Schülerinnen und Schüler den Leistungserwartungen von Bildungsstandards und Einheitlichen Prüfungsanforderungen für die Abiturprüfung aufgrund der neuen Lehrpläne gerecht werden können. Letztendlich kann die Feststellung von Kompetenzständen aber auch nur in den entsprechenden Large-scale Assessments gelingen. Für die Bereiche Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften haben die bisherigen Ländervergleiche in PISA belegen können, dass bayerische Schülerinnen und Schüler eher hohe Leistungen erreichen; dies gilt urnso mehr für die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten. Mit den ersten Ländervergleichen auf der Basis der Bildungsstandards, die für die Sprachen im Jahr 2009 anste- 29 IQl: hen, wird die Bayerische Staatsregierung mehr Gewissheit über die Kompetenzstände ihrer Schülerinnen und Schüler erlangen. Zu erwarten ist hier, dass ein Großteil der Jugendlichen an bayerischen Gymnasien die in den BHdungsstandards formulierten Erwartungen erfüllen wird. Handlungsempfehlungen Aus Sicht der Experten und auf der Basis unserer eigenen Erfahrungen ist es wünschenswert, die folgenden Maßnahmen in zukünftigen Lehrplanreformen behutsam umzusetzen: • Mehr Mut, den Schulen über Kerncurricula die Eigenständigkeit und den Freiraum in der Fachunterrichtsgestaltung zukommen zu lassen. Bislang sehen die Lehrpläne Freiräume im Umfang eines Viertels der gesamten Stundentafel vor. Diesen Anteil gilt es schrittweise anzuhe- ben. Soll diese Anhebung gelingen, so bedarf es systematischer Maßnahmen im Rahmen der Lehrerprofessionalisierung, damit die Kolleginnen und Kollegen vor Ort in die Lage versetzt werden, die frei werdende Zeit für gelingende Lehr-Lernprozesse zu nutzen. • Weiterentwicklung der G8-Lehrpläne durch stärkere Berücksichtigung prozess bezogener Kompetenzen in den Vorgaben. Dies stellt eine besondere Herausforderung vor dem Hintergrund der starken inhaltlich Orientierung des Gymnasiums dar. Hier gilt es, Konzepte und Ressourcen bereitzustellen, Bildungsverwaltung und Lehrkräften wie Schülern und Eltern bei den Umstellungen zu unterstützen und ihnen die Sinnhaftigkeit des Vorgehens zu erläutern. • Akkuratesse, wenn die politisch und wissenschaftlich in einem aufwändigen, konsensualen Prozess erarbeiteten Bildungsstandards und die tendenziell gleich angelegten EPA fachlich konkretisiert werden. 30 1(1]: Über die Autoren der fachspezifischen Stellungnahmen AngeJa Bergfefder ist Doktorandin der romanischen Philologie (Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen) an der Freien Universität Ber1in. Sie erlangte 2006 ihr 1. Staatsexamen in Deutsch und Französisch. Seit 2007 ist sie im Bereich Frühbeginn Franzö~ sisch an Berliner Grundschulen tätig. Prof. Dr. Wemer B/um ist seit 1975 C4-Professor für Mathematik-Didaktik an der Universität Kassel. Er erlangte das Diplom in Mathematik 1969 und den Dr. rer. nato in Mathematik 1970, beides an der Universität Karlsruhe. Von 1969 bis 1972 war er Wissenschaftlicher Assistent am Mathematischen Institut der Universität Karlsruhe und von 1972 bis 1975 Dozent für Mathematik an der Gesamthochschule Kassel. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Vergleichsstudien zum Mathematikunterricht (u. a. PISA), Qualitäts- und Standardentwicklung Im Mathematikunterricht, empirische Untersuchungen zum Lehren und Lernen von Mathematik und zur Expertise von Mathematiklehrem sowie Modellbildung im Mathematikunterricht. 2006 wurde ihm der Archimedes-Preis des Vereins zur Förderung des mathematisch- naturwissenschaftlichen Unterrichts verliehen. Prof. Dr. Claus Botte ist Leiter der Abteilung Didaktik der Chemie an der Freien Universität Berlin. Bis 1989 studierte er die Fächer Chemie und Sport sowie Pädagogik und Soziologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 1996 erlangte er dort die Promotion zum Dr. rer. nat. Von 1989-1997 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (lPN) In Kiel. Von 1992-1998 unterrichtete er die Fächer Sport und Chemie an der Freien Waldorfschule Kiel. Von 1998 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Universität der Freien und Hansestadt Hamburg, bis er 2004 einen Ruf auf eine Junior-Professur für Didaktik der Chemie an der Freien Universität Benln annahm. Nach W3-Rufen an mehrere Hochschulen erhielt er 2008 einen W3-Ruf für die Didaktik der Chemie an die Freie Universität Benin. Prof. Dr. Albert Brernerich-Vos wurde nach dem 1. und 2. Staatsexamen für das lehramt an Gymnasien 1980 an der RWTH Aachen zum Dr. phil. promoviert. Nach einer Assistentenzeit an der PH Aachen und einer Lehrtätigkeit am Euregio-Kolleg In Würselen (Deutsch und Philosophie) wurde er 1991 Professor (C4) für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an der PH Ludwigsburg. 2001 wechselte er auf eine Professur (C4) mit derselben Denomination an der Universität Hildesheim. Seit 2007 ist er Professor tik/linguistik/Sprachdidaktik (W3) an der Universität DUisburg-Essen. für Germanis- Prof. Dr. Danie/a Gaspari ist seit 2002 Professorin für Didaktik der Romanischen Sprachen und literaturen an der Freien Universität Berlin. Sie legte in Köln das 1. und in Stade / Eibe das 2. Staatsexamen für das lehramt an Gymnasien für die Fächer Französisch und Deutsch ab. Von 1989 bis 1994 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Didaktik des Französischen an der Technischen Universität Berlin und promovierte mit einer Dissertation in Uteraturdidaktik. Von 1994 bis 1996 war sie Post-Doc im Gießener Graduiertenkolleg "Didaktik des Fremdverstehens" und habilitierte 2001 an der Universität Gießen mit einer Arbeit zum beruflichen Selbstverständnis von Fremdsprachenlehrern und -lehrerinnen. 31 •• IQl: Prof. Dr. Dirk Krüger ist der Leiter der Didaktik der Biologie an der Freien Universität Berlin. Er legte 1986 sein 1. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Biologie und Mathematik an der Leibniz Universität Hannover ab, 1992.folgte das 2. Staatsexamen. In den Jahren dazwischen wurde die Promotion zum Dr. rer. nato an der Universität Hannover vorbereitet und 1996 abgeschlossen. 1992~1997 unterrichtete er als Assessor an der St. Ursula Schule (Gymnasium & Orientierungsstufe) in Hannover, ehe er 1997-2003 als Wissenschaftlicher Assistent wieder zur Leibniz Universität Hannover in der Didaktik der Biologie wechselte. 2003 folgte der Ruf auf eine Juniorprofessur für Didaktik der Biologie an der Freien Universiti3t Berlin, 2004 an gleicher Stelle auf eine C3-Professur. 2006 führten Bleibeverhandlungen zu einer W2-Professur, 2008 zur W3-Professur an der Freien Universität Berlin. Prof. Dr. Peter Reinhold ist Professor für Didaktik der Physik an der Universität Paderborn. Nach der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Physik und Mathematik promovierte er 1987 in Physikdidaktik am Leibniz Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel (IPN). Von 1987 bis 1993 war er als Wissenschaftlicher Assistent am IPN und habilitierte sich 1994 an der Universität Kiel im Fach Didaktik der Physik. Von 1996 bis 1997 war er Referendar für die Laufbahn der Studienräte am Gymnasium und von 1997 bis 1999 Professorenvertreter an der Universität Paderborn. 1999 wurde er zum Professor für Didaktik der Physik an der Universität Paderbom ernannt. Seit 1999 Ist er Mitglied im Vorstand, seit 2004 Stellvertretender Vorsitzender und seit 2008 Stellvertretender Direktor des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) der Universität Paderbom. Er leitet im PLAZ das Forschungskolleg "Lehren und Lemen mit Neuen Medien" zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Erziehungswissenschaft und den Fachdidaktiken. Prof. Dr. Konrad SchTÜder ist Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik des Englischen an der Uni- versität Augsburg. Nach einem Doppelstudium Anglistik/Romanistik und Erziehungswissenschaften (1. und 2. Staatsexamen 1965 bzw. 1968, Promotion 1967) hat er zehn Jahre lang an Gymnasien in Saarland und in Bayern unterrichtet, teilweise neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer (Extraordinarius, Uni Frankfurt, 1970; Ordinarius 1972, Uni Augsburg 1973). In den 70~er und 80-er Jahren war er in der wissenschaftlichen Begleitung des Kollegschulversuchs NRW tätig, später dann in der wissenschaftlichen Begleitung des Schulversuchs "Neue Wege zur Mehrsprachigkeit" (NRW). 1985 wurde er Mitbegrunder des Bundeswettbewerbs Fremdsprachen, danach war er bis 2000 als Bundesbeauftragter für die Wettbewerbe der Sek. I des BWF tätig. Prof. Schröder war von 2000 bis 2005 Konsorte im DESI-Projekt der KMK. Er ist Vorsitzender des Verbandes Englisch und Mehrsprachigkeit, Präsidiumsmitglied des Gesamtverbandes Modeme Fremdsprachen und Präsident der Europa-Sektion des internationalen Fremdsprachenlehrerverbandes FIPLV. Prof. Schröder ist Träger der Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes. Christoph Vogelsang ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Physikdidaktik an der Universität Paderbom. Er hat ein Erstes Staatsexamen in den Fi3chem Mathematik und Physik abgelegt und 2008 mit einer Promotion in Physikdidaktik begonnen. Ausgehend von einem Modell der professionellen Handlungskompetenz untersucht er die Wirksamkeit der Zweiten Phase der lehrerausbildung im Fach Physik. 32