NorthAgeanTrawler30_112015_Breitenfeld.p[...]
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Kielwasser I Revier I Clubhaus I Wassersport im Netz I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I d r o B An Ein neuer Stern in der motorisierten Yachten-Szene North Aegean Trawler 30 Dass die weltweite Globalisierung vor Nichts und Niemandem halt macht, daran haben wir uns längst gewöhnt. Nicht erst seit gestern gehört diese Transparenz im motorisierten Wassersport zum Tagesgeschäft, will man den Anschluss nicht verpassen. Claus Giese, seit Jahrzehnten in Hamburg etablierter und erfahrener Yachtimporteur, hat die Zeichen der Zeit erkannt und einen neuen Stern am Sportboothimmel ausgemacht, den „North Aegean Trawler 30“. Claus D. Breitenfeld ließ sich um das Testangebot bei der türkischen Werft „Kuzey Ege Yatcilik“ nicht zweimal bitten – angenehme Überraschung inklusive. 46 E s war der mehr oder weniger zufällige Kontakt beim Blick „über den eigenen Tellerrand“ hinaus, der das Hamburger „Wassersport-Urgestein“ Claus Giese hat aufhorchen lassen, als er von der Gründung eines Yachtbau-Unternehmens in der Türkei Kenntnis bekam, die nicht nur für den „Normalo-Eigner“ Schiffe bauen, sondern auch das Fachwissen und die Technik beherrschen, einen gestandenen Fünzig-Füßer mit Flybridge auf Kiel zu legen. Obwohl die Werft noch relativ jung ist (oder auch gerade deswegen) – aus der Taufe gehoben im Jahre 2012 im türkischen Ayvalik, nur wenige Seemeilen entfernt von der griechischen Insel Lesbos in der nördlichen Ägäis – überzeugt sie mit modernsten Fertigungsmethoden, die bei westlichen Bootsbauern nur in der Upper-Class zu finden sind. Und das auf einem blitzsauberen Areal von immerhin 35.000 m2, davon 6.000 m2 Hallenfläche und 25 Mitarbeitern, permanent mit etwa zehn Schiffen im Bau beschäftigt. 11/2015 WasserSport Deutscher Motoryachtverband I Messen I Marktplatz I Vereine I Praxis-Test I Technik I Reportage I Aktuelles I Inhalt I Editorial dem Custom-build-Gedanken wird stets bedingungslos Rechnung getragen, soweit es die technischen Möglichkeiten erlauben und sichere Schiffsführung gewährleistet ist. Design, Konzept, Verarbeitung Die Giese-Yachten GmbH gehört sicherlich zu den wenigen Importeuren, die keinen großen Wert legen auf das Verfassen von langatmigen Zubehörlisten. Für sie muss ein Schiff von der Basis her so ausgestattet sein, dass eigentlich alles drum und dran ist, was den Basisfahrbetrieb möglich macht. Daher wird dieser Trawler bei seiner Deutschland-Premiere auf der „hanseboot 2015“ neben der ohnehin umfangreichen Grundausstattung, wie unter anderem ferngesteuerte Bugschraube mit separater Batterie und elektrische Ankerwinde, Wärmetauscher, Warmwasserboiler, Decksdusche, Beleuchtungsdimmer, etc. ausgerüstet sein. Aber auch die diversen Extras sollen dem Interessenten nicht vorenthalten bleiben, die da sind aufwändiges Navigationspaket, Autopilot, Umformer, TV, Suchscheinwerfer, Warmluftheizung, 2-flammiger Kocher und vieles mehr. Auch kann sich der Betrachter von der exzellenten Bauqualität überzeugen, allem voran die exquisite Holzverarbeitung und das optimale GfK-Finish. Dahinter zu verstecken braucht sich auch nicht Passgenauigkeit sämtlicher Installationen, seien sie mechanischer oder elektronischer Art. Echten Bootsfreaks, die zuweilen etwas genauer hinschauen, werden sicherlich Details wie besondere Festmacherbeschläge und Reling ein anerkennendes Kopfnicken entlocken. Die Leinen werden über mit Rollen bestückten Doppelsteg-Klampen geführt, die VA-Reling sitzt in separat angefertigten Fußstützen, beides derart Zeigt sich in jeder Fahrstufe von seiner besten Seite, sowohl optisch, als auch im Handling. (Fotos: Breitenfeld / Werft) Das Paradepferd der Werft, eine „50-Fuß-North-Aegean-FlybridgeYacht“ in Holz. Hochglanzlackiert und nicht von GfK, Stahl oder Aluminium zu unterscheiden, kurz vor der Wasserung. Übersichtlicher, ergonomischen Anforderungen gestalteter Steuerstand. Die Macher hingegen sind „alte Hasen“ im Marine-Business. Murat Telgeren, Managing Director von „North Aegean-Yachts“, tummelt sich seit rund 20 Jahren im Bootsbaugeschäft. Seine rechte Hand, Naval Architect und Marine Engineer Ahmet Aksoy kann auf rund zehn Jahre Fachkompetenz zurückgreifen. Und der „verlängerte Arm“ nach Deutschland, Patrick Toll, Technischer Direktor der Giese-YachtenGmbH, Hamburg, ist zu Hause bei den ganz dicken Pötten. Sein Spezialgebiet unter anderem die Wartung und der Inspektions-Check von Großdiesel-Maschinen auf Containerschiffen, die mit tausenden von PS über die Weltmeere schippern. Alles in allem ein Team, das weiß wovon es spricht und was es tut. Egal, ob wie im Falle des hier vorgestellten Testprobanden oder einer ausgewachsenen Hochseeyacht, WasserSport 11/2015 stabil verbolzt, dass man das gesamte Schiff daran hochziehen könnte und in Handarbeit auf der Werft in Einzelanfertigung hergestellt. Von achtern aufgerollt präsentiert sich der Trawler 30 mit großer Badeplattform samt Leiter, Durchstieg ins teilweise vom Hardtop nach achtern überdachte Cockpit und drei fest einlaminierten Backskisten. Gut begehbare Gangbords führen aufs Vorschiff, eingefasst von einer Schandeck-Teakholzplanke ums gesamte Schiff. Millimetergenau ausgerichtet das Spaltmaß der Tür in den Unterdecksbereich. Im Salon hinter dem Fahrstrand die Pantry mit Gaskocher, Kühlschrank und Spüle. Reichlich Stauraum, wo immer möglich, komplettieren diese Abteilung. Übersichtlich und ergonomischen Erfordernissen gerecht werdend, der Arbeitsplatz des Rudergängers, bes- 47 Kielwasser I Revier I Clubhaus I Wassersport im Netz I Infos aus den Niederlanden I An Bord I Vor Ort I Neuheiten I Rennsport I tens einsehbar und blendfrei installiert sämtliche Instrumente. Im Zusammenspiel mit den beiden Dachluken sorgen zwei seitliche Schiebefenster darüber hinaus für hervorragenden Luftaustausch. Mit wenigen Handgriffen werden aus der an Bb. gegenüberliegenden Dinette mittels absenkbarerem Tisch die Schlafplätz „+2“ geschaffen. Des Eigners Reich tut sich auf im Vorschiff in Form einer separaten V-Kabine mit großem Kingsize-Bett, reichlich Stauraum darunter, Schränken, Nachtkästchen, drei Bulleys und Fluchtluk. Backbords unmittelbar davor der Sanitärbereich mit E-Toilette, Dusche, Waschbecken und Lüftungs-Bulley. Pflegeleicht der Laminat-Teakfußboden unter Deck, Feudel und Wasser halten den Außenbereich clean. Fahreigenschaften 48 Zugegeben, als sich der Chronist beim Studieren der technischen Daten „auf dem Trockenen“ mit diesem Trawler beschäftigte, hielt sich seine Begeisterung durchaus in Grenzen. 39,6 kW (54 PS) bei einem Bootsgewicht von knapp fünf Tonnen, mit der Option, diese Power auf 55 kW (75 PS) zu steigern, dabei kann nur ein ermüdender Törn herauskommen. Wie man sich doch irren kann . . . – auch nach bald 40 Jahren im Testgeschäft. Denn genau das Gegenteil ist der Fall. Okay, dass dieser Verdränger-Rumpf im Zusammenwirken mit dem Yanmar-Diesel-Sauger ohne künstlich aufgepeppte Turbopower niemals den Anspruch erheben wird, ein so genannter „Flying Dutchman“ zu sein, sollte jedermann einleuchten. Doch ihm Langweile attestieren zu wollen, das wäre völlig daneben. Hier stimmen einfach die Relationen, sowohl in Bezug auf das Fahrverhalten als auch die Geschwindigkeit. Nach lediglich 12 (!) Sekunden beschleunigt der Rumpf aus ruhender Position auf Vmax von 17,22 km/h (9,3 kn). An Bord fünf gestandene Mannsbilder, die Tanks zu 50 bzw. 80% gebunkert. Auch klar, dass man sich dabei nicht der Gefahr eines Geschwindigkeitsrausches aussetzt, doch das allgemeine Fahrverhalten überzeugt voll und ganz. Zu keinem Zeitpunkt kommt das Gefühl auf, dieses Schiff quält sich, um die Topspeed zu halten. Nein, ganz im Gegenteil, man könnte meinen, es wartet nur darauf gefordert zu werden. Und den Gefallen taten wir unserem Probanden gern. Unter Volllast das hydraulische Ruder hart gelegt, erfreulich knappe 3,5 Umdrehungen von Seite zu Seite, sonst nur im High-Speed-Bereich anzutreffen, vollzieht sich die 360°-Drehung im Radius von einer Bootslänge, ohne dabei erwähnenswerte Krängung an den Tag zu legen, egal, ob über Stb. oder Bb. Dem rechtsdrehenden Propeller scheint’s auch einerlei, von welcher Seite das Ruderblatt angeströmt wird. Das zeigt sich besonders bei Hafenmanövern mit weniger als einer Bootslänge ohne Zuhilfenahme der Bugschraube. Verdrängerrümpfe permanent mit Volllast durchs Wasser zu treiben, ist schon deshalb wenig ökonomisch und macht keinen Sinn, setzt man den Kraftstoffverbrauch in Relation zur zurückgelegten Strecke. 2,8 kn mehr Speed unter Vmax quittiert der Yanmar mit rund dem dreifachen Verbrauch. Daher unsere Empfehlung sich auf den Wasserwander-Modus einzulassen. 1.800 – 2.000 U/min, dabei mit 12 bis 13 km/h auf die Reise gehen und lediglich zwischen 2,5 und 3,1 l pro Stunde durch die Einspritzdüsen zu pressen. Wird dann erst nach rund 1.000 getörnten Kilometern nachgetankt, hat man alles richtig gemacht. 11/2015 WasserSport Deutscher Motoryachtverband I Messen I Marktplatz I Vereine I Praxis-Test I Technik I Reportage I Aktuelles I Inhalt I Editorial Reichlich Platz im Salon für ein Schiff der Neun-Meter-Klasse, bei sauberster Verarbeitung. Praxisgerecht dimensionierter Sanitärbereich mit elektrischer Toilette und Dusche. Unter dem Salonboden der gut zugängliche, inspektionsfreundliche Motorraum mit dem Yanmar Saug-Diesel. Die geräumige Eignerkabine im Vorschiff. Geräumiges Cockpit mit drei staufreundlichen Backskisten. Aufgeräumtes Vorschiff mit äußerst stabiler VA-Reling. Für Deutschland vorne offen. Von links: Technischer Direktor der Giese-Yachten-GmbH, Patrick Toll; Ahmet Aksoy, Naval Architect und Marine Engineer; Managing Director Murat Telgeren. Technische Daten Importeur / Werft: GIESE YACHTEN GmbH Frauenthal 7 D-20149 Hamburg Tel.: 040-346818 Fax: 040-35716389 Mail: [email protected] www.kuzeyege.com.tr www.gieseyachten.de Mittelwert Beschleunigung mit/gegen Strom (Sekunden) 0-Marschfahrt 7 0-Vmax minus 1 kn. 12 Drehkreis in Bootslängen 1 Umdrehungen Ruder Stb/Bb 3,5 Herstellerland Türkei Werft/Modellbezeichnung Kuzey Ege Yatcilik, NORTH AEGEAN TRAWLER 30 Konstruktion/Design North Aegean Yachts Länge ü. A. (m) 9,32 Rumpflänge (m) 8,60 Länge Wasserlinie(m) 8,09 Breite ü. A. (m) 3,08 Tiefgang max. ca. (m) 0,95 Durchfahrtshöhe max/min ca. (m) 3,01 (mit Mast) / 2,28 Kabinenhöhe ca. (m) 1,95 Gewicht leer/max. load (kg) 4.800 / 1.009 Baumaterial GfK Rumpf/ Bauart lang durchgezogener Kiel / 13° Motorisierung Test (Hersteller/Modell/ kW (PS)) Yanmar-Diesel 4 JH5E, 39,6 (54), 2,2 L Hubraum, Reihen-4-Zylinder, Sauger, Direkteinspritzer, BSO II Brennstoff Diesel Propellergröße Test Ø 48 cm / Pitch 16" Motorisierung von – bis kW (PS) 22 - 55 (30 - 75) Antriebsart Welle Ø 35 mm Kraftstofftank (l) 240 Frischwassertank (l) 200 Schmutzwassertank (l) 78 CE-Kat./Personen "C" / 6 Schlafplätze/Kabinen (ggf.+Salon) 2+2 Preis Standard/Testschiff (€) 119.000,- Testbedingungen Fazit Revier Wer auf der Suche nach einem zeitlos schiffigen Wasserwanderer mit ausgereiften Fahreigenschaften, solider, qualitativ hochwertiger Verarbeitung in Technik, Finish und Accessoires zum adäquaten Preis ist, der kommt an diesem „North Aegean Trawler 30“ nicht vorbei. Auf Kiel gelegt von einem jungen, engagierten Spezialisten-Team in einer der modernsten Werften Europas. Wer sich selber einen „Live“-Eindruck des Schiffes verschaffen möchte hat auf den Bootsmessen „hanseboot“ Hamburg, „boot & fun“ Berlin und auf der „boot“ Düsseldorf reichlich Gelegenheit dazu. Dort wird die Yacht ausgestellt. Claus D. Breitenfeld Wind (Beaufort) WasserSport 11/2015 Türkische Ägäisküste zwischen Ayvalik und Lesbos 3-4 Strom (Knoten) 0,5 Wellenhöhe (Meter) 5 Personen an Bord 80 Tankinhalt Wasser (Liter) 50 Tankinhalt Brennstoff (Liter) 150 Messwerte Fahrstufe Standgas eingekuppelt Drehzahl Geschwindigkeit U/min kn (km/h) 1 Motor Verbrauch Reichweite* l/h l/sm l/km sm km Schallpegel** dB(A) 750 3,20 1,85 0,90 0,28 0,15 768,00 1422,34 59 Revierfahrt (ca. 6kn / 12 km/h) 1800 6,50 12,04 2,50 0,38 0,21 561,60 1040,08 69 ökonomische Marschfahrt 2000 7,00 12,96 3,10 0,44 0,24 487,74 903,30 71 schnelle Marschf. 2500 7,60 14,08 5,80 0,76 0,41 283,03 524,18 73 V-max. 3000 9,30 17,22 9,60 1,03 0,56 209,25 387,53 77 * Berechnungsgrundlage Tankinhalt - 10 % Reserve (Liter) 216 ** Gemessen am (Innen) Fahrstand 49