Jeden Tag ein neues Schulbuch
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Jeden Tag ein neues Schulbuch
Meine Zeitung Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z. Frankfurter Allgemeine Zeitung · 21. Juni 2010 · Nr. 140 Medium für Schüler Über die Zeitung als Unterrichtsmaterial Von Roland Kaehlbrandt N Volles Programm: Sketche und Musik von Schülen der Helmholtzschule und des Riedberg-Gymnasiums, Preise für die Lehrerin Christine Mannes überreicht von Ministerin Dorothea Henzler, für die besten Langzeitarbeiten an Michael Micudaj von Basketball-Star Pascal Roller und an Sarah Süßenberger von der Reiterin und Unicef-Repräsentantin Ann Kathrin Linsenhoff. Den Familienpreis übergab die Euro-Maus aus dem Europa-Park. Jeden Tag ein neues Schulbuch J eden Tag eine Seite hat Michael Micudaj zusammengestellt. Er hat sich intensiv mit dem Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschäftigt. Artikel ausgeschnitten und kommentiert und eigene Zeichnungen zur Illustration angefertigt. Drei mit Hingabe gestaltete Bände umfasst die Langzeitarbeit des Schülers der Klasse 5a des Gymnasiums Riedberg. Und diese Arbeit zeigt aufs Beste, wofür das Projekt „Meine Zeitung“ steht: nämlich dafür, schon ganz jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich mit einer Tageszeitung zu beschäftigen, sich durch schwierige Texte zu arbeiten, das Medium Zeitung näher kennenzulernen und sich mit ihr kritisch auseinanderzusetzen. Ein Lernziel, das allerhand Einsatz erfordert, nicht nur von den Schülern, sondern auch von den Lehrern und zum Teil auch den Eltern. Vier Monate Zeitungslektüre, Lese-Tagebücher, Interviews, Rechercheausflüge und Abgabetermine – Schüler und Lehrer von 32 Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 8 aus 17 Schulen haben das in diesem Frühjahr wieder auf sich genommen. Das ist nicht selbstverständlich in einer Zeit, in der beständig über die hohen Belastungen für Lehrende und Lernende diskutiert wird. Tägliches Zeitunglesen steht schließlich in keinem Lehrplan. Dennoch haben es die Projektlehrer verstanden, die Zeitung in den Unterricht einzubeziehen und sie als Arbeitsmaterial zu nutzen. Zum Teil auch ganz handfest, so wie Christine Mannes, Lehrerin Die Schüler und Lehrer des Projekts „Meine Zeitung“ haben viel geleistet und das wurde bei einer Zeitungs-Gala in der Frankfurter Alten Oper gefeiert. E Giganten unter Druck s knattert und scheppert. Alles dreht sich, und die Fließbänder machen einen Looping nach dem anderen. Überall fahren Gabelstapler umher. Was ist das? Nein, es ist nicht die Werkstatt von Daniel Düsentrieb. Es ist das Druckzentrum Mörfelden-Walldorf. Jeden Abend laufen hier die Maschinen heiß und verwandeln so im Jahr 100 000 Tonnen Papier in Zeitungen. 1991 wurde dieses Druckzentrum eröffnet. Seit 2000 gibt es hier die neuen Maschinen: Sie sind zusammen 157 Meter lang, 16 Meter hoch, 6 Meter breit, wiegen etwa 4000 Tonnen und verbrauchen im Monat ganze 90 Liter Farbe. Hier wird unter anderem die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) gedruckt. Natürlich sind nicht alle Exemplare, die hier gedruckt werden, für Frankfurt. Die meisten werden vom Frankfurter Flughafen in 140 Länder der Welt verschickt. Die F.A.Z. wird aber nicht nur in Mörfelden-Walldorf gedruckt. Weitere Druckzentren sind in Potsdam, in Maisach bei München und seit 2007 auch in Madrid. Am Tag schaffen diese vier Druckereien rund 500 000 Exemplare der F.A.Z. Würde man alle Bögen einer Ta- Von Patricia Andreae, Wolfgang Eilmes (Fotos) Schüler erleben, wie die F.A.Z. aufs Papier kommt Alles Papier Foto Verena Müller der Klasse 8a der Geschwister-SchollSchule aus dem Frankfurter Stadtteil Heddernheim, deren Schüler sich die Artikel nicht nur mit Hilfe von Glossaren erschlossen, sondern die Zeitung auch noch als Material für Skulpturen benutzt haben. Für diesen ganzheitlichen Einsatz wurde Christine Mannes der Titel „Kreative Zeitungslehrerin“ verliehen, den ihr die hessische Kultusministerin Dorothea Henzler am Freitagnachmittag überreichte. Sie lobte den Einsatz der Lehrer, die mit der Zeitung schließlich jeden Tag ein neues Schulbuch zu bewältigen gehabt hätten. Einsatz für das Projekt haben auch viele Eltern gezeigt. In manchen Familien wurden regelmäßige Debatten zu aktuellen Themen geführt, in anderen lasen sie sich gegenseitig aus der Zeitung vor. Weil solches Engagement gefördert und belohnt werden soll, haben die Projektverantwortlichen der F.A.Z. und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in diesem Jahr erstmals auch einen Preis vergeben, der die Mitarbeit der Familie belohnt. Er ging an Marion Wirths, die ihren Sohn Nils Rublevski intensiv dabei unterstützt hat, für seine Langzeitarbeit alle Tierparks in der Rhein-Main-Region zu besuchen und dies zu dokumentieren. Eine ganz besondere Arbeit haben auch Anne Jungkenn und Aylin Okandan erarbeitet. Sie haben ihr gesammeltes Material über Barack Obama nicht nur ausgeschnitten und kommentiert. Sie haben eine Art Wandzeitung daraus gemacht mit eigenen Zusammenfassungen. Die Ar- tikel dazu befinden sich in Taschen an den Seiten und können herausgezogen werden. Ganz besonders beeindruckt hat die Jury auch die Arbeit von Sarah Süßenberger aus der Klasse G7a der Schule am Ried. Sie hat sich nämlich am Beispiel der Naturkatastrophe in Haiti damit auseinandergesetzt, wie eine Zei- Die Preisträger Für die besten Langzeitarbeiten aus den Klassen 5 und 6: 1. Michael Micudaj, Klasse 5a, Gymnasium Riedberg 2. Sophie Grapentin, Klasse 6c, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium 3. Jeannette Dao, Klasse 5c, Gymnasium Riedberg Aus den Klassen 7 und 8: 1. Sarah Süßenberger, Klasse G7a, Schule am Ried 2. Jimmy Mosebach und Adel Afifi , Klasse 7d, Helmholtzschule 3. Camilla Köllner, Klasse 7d , CarlSchurz-Schule Sonderpreis: Anne Jungkenn und Aylin Okandan, Klasse G7a, Schule am Ried „Kreative Zeitungslehrerin“ ist: Christine Mannes, Lehrerin der Klasse 8a Geschwister-Scholl-Schule Den Familienpreis erhält: Marion Wirths und ihr Sohn Nils Rublevskis, Klasse 6b, Carl-Schurz-Schule gesauflage hintereinanderlegen, käme man von Frankfurt bis Salt Lake City. Die Technik ist dabei ganz simpel: Alles beginnt mit den Druckplatten. Von ihnen werden vier nebeneinander auf den Druckformzylinder gespannt. Zunächst wird an den richtigen Stellen der Druckplatten die Farbe aufgetragen. Dann dreht sich der Druckformzylinder weiter und überträgt die Farbe auf ein Gummituch, welches auf den Gummituchzylinder gespannt ist. Am Ende druckt das Gummituch den Text auf das recycelte Zeitungspapier, welches vorher mit Wasserdampf besprüht wird. In einer Sekunde werden so 13 Meter Papier bedruckt. Gigantisch ist auch das Papierlager. Dort sind fast 8000 Tonnen Papier gelagert. Diese Menge reicht aus, um vier Wochen lang Zeitungen zu drucken. Das ganze Drucken läuft auch unter Zeitdruck, schließlich hat ein Teil der Zeitung eine weite Reise vor sich. Manchmal werden im Laufe des Abends auch noch wichtige Details nachgetragen. Deshalb kann es passieren, dass die Leute in Amerika eine etwas andere Zeitung haben als wir. Ötzi in der Druckerei Realität von Henri Jacques und Sidney Geiß Aus der Klasse 6b der Carl-Schurz-Schule Ich wusste nicht, wo ich war, aber ich glaubte, ich war in Ohmacht gefallen. Na ja egal, jetzt war ich hier und kam wahrscheinlich nie wieder raus aus diesem Gruselhaus. Ich ging weiter und sah, dass in einem Raum ganz viele braune Rollen standen. Ich ging näher ran und sah, dass die Rollen Zeichen am Bauch hatten. Ich ging weiter und zuckte zusammen: da, ein Regenmacher, der Wasserdampf spuckte. Ich ging schnell weiter und blieb stehen, denn was ich sah, machte mir Angst. Was war das? Ich näherte mich dem lauten vor sich hin schnurrenden Gerät, hatte aber zu viel Angst und rannte, so schnell ich konnte, weiter. Ich ging eine Leiter hoch und kam in einen völlig neuen Raum. Was war das denn hier? Nur Dinger und Rollen, die sich umkreisten und Farbe so schnell ausspuckten, dass einem fast schwindelig wurde. Da rannte ich wieder weiter. Ich musste husten und bekam keine Luft mehr. Da wurde mir alles zu viel, und ich lief davon. Fiktion von Charlotte Schoenebeck ichts ist älter als die Zeitung von gestern“, lautet ein bekannter Satz. Stimmt das eigentlich? Wer einen Blick auf die Langzeitarbeiten wirft, die Frankfurter Schüler in dem Projekt „Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die F.A.Z.“ in den vergangenen Monaten erstellt haben, kann daran zweifeln. Die Schüler aus den Klassen fünf bis sieben haben die Zeitung nämlich nicht in erster Linie als tagesaktuelle Nachrichtenbörse benutzt, sondern sie wochenlang auch quer zur Aktualität gelesen und neu gestaltet. Eine Schülerin hat das Thema Schule und Bildung beobachtet und dazu eine eigene Zusammenstellung angefertigt, die von der Frankfurter Bildungsdezernentin Jutta Ebeling bis zur Vietnamesisch-Deutschen Universität in Saigon reicht. Eine andere Schülerin hat sich mit dem Feuilleton beschäftigt. Sie hat aus ihrer Sicht besonders interessante Artikel ausgewählt und intensiv kommentiert, durchaus kritisch übrigens, wenn sie bestimmte Aspekte eines Themas vermisste. Sie führte gewissermaßen ein Gespräch mit der Zeitung. Ein Schüler hat wochenlang den Wirtschaftsteil studiert. Seine Kommentare und Zeichnungen zeugen von echtem wirtschaftlichem Interesse, das bis zu eigenen Investitionsüberlegungen führt. Eine Schülerin befasste sich mit Museen, Theatern und Gemälden und steuerte eigene Zeichnungen bei. Zwei Jungs nahmen die Oper unter die Lupe und interviewten den Intendanten Bernd Loebe. Eine Schülerin hat die Nachrichten über Naturkatastrophen, insbesondere auf Haiti, zum Thema gemacht. Die Zeitung ist für die Schüler ein offenes Buch, dessen Seiten sie nach ihren eigenen Interessen zusammenstellen und kommentieren. Dass sie dabei unter der Anleitung ihrer Lehrerinnen und Lehrer auch die Qualität verlässlicher Nachrichten und differenzierter Sprache zu schätzen lernen, ist ein gewollter Effekt. Gewiss, so mancher Artikel ist für Zehn- bis Dreizehnjährige schwer zu lesen. Dem steht aber die Erfahrung gegenüber, dass es zu fast jedem vorstellbaren Thema eine unglaubliche Fülle von sorgfältig aufbereiteten Zahlen, Daten, Fakten und Hintergrundinformationen wie auch Bildern und Statistiken gibt. Das macht Eindruck auf die Kinder. Und es zeigt ihnen, dass die Zeitung durchaus einmal Teil ihres alltäglichen Lebens sein kann – so wie sie es vier Monate lang für fast 1000 Frankfurter Schüler war. tung über ein solches Ereignis berichtet, und Diagramme erstellt, die deutlich machen, wie intensiv anfangs die Berichterstattung ist und wie sie nach einiger Zeit immer weniger wird. Eine Arbeit, die eindrucksvoll zeigt, wie schnell das öffentliche Interesse oft nachlässt und ein Ereignis dem vorherigen den Rang abläuft. Solche Beispiele stehen für das, was das Projekt „Meine Zeitung“ zum Ziel hat, Der Autor Roland Kaehlbrandt ist Vorstandsvornämlich das Medium kennen- und nutzen sitzender der Stiftung Polytechnische Gesellzu lernen und nebenbei vieles über die schaft. Die Stiftung führt in Kooperation mit Welt zu erfahren. Darum gehört es auch der F.A.Z. das Projekt „Meine Zeitung – Frankfurter Schüler lesen die FAZ“ zur Leseförderung dazu, dass die Klassen sich auch einmal in der Sekundarstufe durch. auf Recherche-Tour begeben und versuchen, ihre Eindrücke und Erkenntnisse für diese Zeitung niederzuschreiben. Die Ergebnisse dieser journalistischen Ausflüge finden sich auf den folgenden Seiten – mit Rücksicht auf die Autoren weitgehend in der Originalfassung. Mal haben ganze Klassen gemeinsam geschrieben, mal einzelne Schüler. Manch einer hat (siehe „Ötzi“-Text unten) das Erlebte in einen fiktiven Zusammenhang gestellt. Die Texte sind so unterschiedlich wie die einzelnen Schüler, Klassen und Schulformen. Jene, die hier keinen Platz mehr gefunden haben, können demnächst nachgelesen werden auf der Internetseite www.fazschule.net unter „Meine Zeitung“. Dort finden auch Lehrer, die Interesse daran haben, an dem Projekt vielleicht im nächsten Jahr einmal mit ihrer Klasse teilzunehmen, alle notwenF.A.Z.-Herausgeber Werner D’Inka digen Informationen. mit Roland Kaehlbrandt FAZSCHULE.NET Das Schulportal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung IC FAZSCHH BIN ULE.NET Das Schulp ortal der Frankfurt er Allgem einen Zei Als überregionale Qualitätszeitung hat es sich die F.A.Z. seit Jahren zur Aufgabe gemacht, Medien- und Themenkompetenz von Schülern zu fördern. Der Wert und Nutzen des Kulturguts Tageszeitung und die damit verbundene Bildungs- und Orientierungsfunktion soll dabei schon frühzeitig an junge Menschen vermittelt werden. Besuchen Sie www.fazschule.net und erfahren Sie mehr über das Projekt- und Serviceangebot der F.A.Z. für Schulen und Lehrer. tung Meine Zeitung SEITE B 8 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0 F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Nicht nur schauen, sondern auch anfassen Im Frankfurter Kindermuseum lernen Schüler das Leben unter der Oberfläche der Stadt kennen. Sie erfahren viel über Wasserleitungen und Kanäle, aber auch über Ratten und Gesteinsschichten. V on außen sieht das Gebäude wegen der Bemalung der Fassade etwas seltsam aus. Aber wenn man hineingeht, sind die Räume in fröhlichen, bunten Farben gestrichen, einige grün, manche lila. Es ist angenehm warm. Viele Räume sind vom Flur durch Glasscheiben abgetrennt, so dass man überall hineinschauen kann. In den ersten Raum kann man über eine Rutsche gelangen. Die größeren Besucher müssen aber durch eine Öffnung gehen, die in eine U-Bahn führt. Es ist an diesem Morgen nicht viel los. Als wir kommen, verlassen ein paar Kindergartenkinder das Museum. Ansonsten sind kaum andere Besucher im Museum. Das liegt wohl daran, dass viele Kinder in der Schule sind. Es gibt Gedrängel am Eingang, und wir müssen uns noch etwas gedulden, bis wir wirklich ins Museum dürfen. Aber die Mitarbeiter kümmern sich um uns. Wir setzen uns auf den kalten Boden – zum Glück gibt es Kissen – und schauen auf eine Wand, auf der man auf einem gemalten Querschnitt von Frankfurt, den Simone Bauer gezeichnet hat, sehen kann, was auch unter der Erde passiert: Wir sehen U-Bahnen, Ratten in der Abwasserkanalisation, Knochen, Kleintiere, Gas-, Stromund Wasserleitungen, die in Häuser und Gebäude führen, den Main, Maikäfer und viele andere kleine Dinge. Man kann so viel sehen, dass Franz gleich anfängt, zu fotografieren. Endlich geht es los. Wir bekommen erklärt, wie alles ablaufen soll, und werden in Gruppen eingeteilt, in denen wir durch das Museum geführt werden. Die ersten gehen durch das Tor in die U-Bahn. Da es in einer Gruppe eine Verzögerung gibt, spielen wir noch schnell etwas, bevor es dann richtig losgeht: In einem Hörspiel hören wir verschiedene Wassergeräusche: Trink-, Gießkannen- oder Toilettengeräusche, die wir zuordnen müssen. Dann endlich können alle in das Museum und sehen viele interessante Ausstellungsräume: zum Beispiel einen Luftschutzbunker, eine U-Bahn-Station oder einen Biologieraum. In 17 Räumen wird gezeigt, wie Frankfurt von unten aussieht. Man erfährt in der Führung viele Sachen, die man nicht wusste, zum Beispiel, dass in der Kanalisation doppelt so viele Ratten leben wie Menschen in Frankfurt. Alles ist originalgetreu nachgebaut, die Räume und Ausstellungsstücke sind gut beleuchtet; aber „das Schönste ist, dass man die verschiedenen Museumsstücke anfassen und ausprobieren kann“, meint Jule, und Anđa, die zusammen mit Buket in der nachgebauten U-Bahn sitzt, Kakerlaken und Kellerasseln unter die Lupe nehmen, die Jungen sind begeistert. stimmt zu. In der Fahrerkabine, in die wir hineingehen dürfen, sehen wir alle Knöpfe, Bildschirme und Hebel, die ein Fahrer benutzt. Dort können wir uns als Schaffner verkleiden und alle Knöpfe bedienen. In einer U-Bahn-Zentrale kann man sogar durch ein Mikrofon sprechen. „Das macht ziemlich viel Spaß, hierdurch zu sprechen, weil man am Ende des Tunnels noch eine nachgebaute Station erkennen kann, die man ansagen kann“, sagt Leon, der sich mit Tarek um das Mikrofon strei- Mit Blaumann und Helm: Fertig zum Abtauchen in den Kanal tet. Das findet auch Henrik, der den Simulator bewundert, bei dem ein Beamer anzeigt, wo man gerade fährt. Der Andrang ist groß, und deshalb können nicht alle in die U-Bahn. „Das finde ich doof!“, ärgert sich Sebastian. Dafür gibt es aber noch andere Sachen, die man ausprobieren kann: „Wir können uns als Kanalarbeiter verkleiden“, freut sich Buket. Annabella sieht komisch damit aus, weil ihr die Gummistiefel bis zu den Oberschenkeln gehen. „Ziemlich warm“, stöhnt Henning, „aber ich bin der Einzige, der die Gasanzeige umhängen darf“, sagt er stolz. „Leider dürfen wir nicht in das Kanalloch“, sagt Caro, „darunter befindet sich nämlich ein Laden.“ In einem andern Raum kann man Kleintiere durch ein Mikroskop anschauen. Eine Gruppe sieht Kakerlaken, Benjamin schaut sich eine Kellerassel an. „Sie hat kleine graue Punkte“, sagt er erstaunt. Die Mitarbeiter sind alle sehr engagiert, helfen uns, Fragen zu beantworten und zeigen uns alles genau. Dennis, der eine Gruppe führt, gefällt die Arbeit, weil „ich Kindern was beibringen“ kann. Er arbeitet seit zwei Wochen im Kindermuseum: „Ich brauchte für die Uni ein Praktikum, und sie haben mich hier genommen.“ „Es ist eine Superarbeit, und wenn die Kinder mitmachen, macht es viel Spaß“, meint eine andere Mitarbeiterin, die uns durch das Museum führt. Und eigentlich machen auch alle mit, auch wenn wir manchmal etwas laut sind und die Führerin die ganze Zeit reden muss. Anđa gefällt der Bio-Raum am besten, genauso wie Talia, die erklärt: „Wir Fotos privat müssen uns hier Tiere aussuchen und auf Blättern Fragen beantworten, zum Beispiel wo sie leben und was sie essen.“ Zur Auswahl stehen Ratten, Kakerlaken, Hamster, Füchse, Dachse, Maulwürfe und Würmer. „Ich habe mir den Fuchs ausgesucht und muss jetzt herausfinden, wo er lebt“, sagt Julius, während er konzentriert in einem Ordner blättert. Chad füllt nebenan einen Fragebogen aus, und Tobias lässt sich von der Mitarbeiterin Kleintiere in einer Tupperdose zeigen. „Die Springmaus kann drei Meter weit springen“, staunt Leon vor einem Informationsschild. Die Führungen in den Gruppen sind unterschiedlich: „Wir beantworten keine Fragen, dafür können wir aber kurze Filme ansehen und echte Ratten anschauen, die durch ein Rohr laufen“, sagt Jule, und Florian weiß, dass dieses Rohr die Kanalisation darstellen soll. Justus hat sich inzwischen abgesetzt und kümmert sich um das teuerste Ausstellungsstück im Museum: „Ein goldener Becher aus der Antike“, findet er heraus, allerdings weiß niemand, wie viel er wert ist. Es gibt viele alte Gegenstände. Felix findet ein verrostetes Pferdehufeisen, das man aber leider nicht anfassen kann, weil es hinter einer Scheibe liegt. „Ich finde vor allem den Fünfziger-Jahre-Raum sehr schön“, meint Jule. Man sieht dort eine Küche mit vielen alten Küchengeräten, zum Beispiel einen Schneebesen. Es gibt auch Alltagsgeräte wie einen Lockenstab, den Greta gleich ausprobiert, eine altmodische Wärmflasche, ein eisernes Bügeleisen, ein Waschbrett und einen Holzlöffel. Wir müssen erkennen, welche Gegenstände das sind. Manche sind einfach zu erraten, die Wäschezange halten wir aber zuerst für eine Grillzange oder einen Zeitungshalter, die Kaffeemaschine für einen Milchaufschäumer. Wir finden auch alte Kleidungsstücke, die wir anprobieren dürfen. „Die Schuhe sind toll“, sagt Jule, die goldene Stöckelschuhe anprobiert. Jasmin zieht die dazu passende Jacke an und hängt sich die Handtasche um. „Das sieht witzig aus“, findet Delfina. Das alles und noch viel mehr gehört zu der Sonderausstellung „Unter der Stadt“ des Frankfurter Kindermuseums, die bis zum 24. April zu sehen war. Danach wurde umgebaut, und Anfang des Monats hat die neue Ausstellung „Schatten und Licht“ eröffnet. Das Kindermuseum ist leicht zu finden: Es liegt in der Innenstadt Frankfurts, an der S- und U-Bahn-Station Hauptwache. Bis dorthin gibt es eine gute Bahnverbindung. Um genau zu sein, liegt das Museum zwischen der B-Ebene der Hauptwache – eine unterirdische Halle mit Läden – und der Fußgängerzone, der Zeil. Das gläserne Gebäude ist von innen und außen sehr modern, liegt etwas versteckt an der Außentreppe. „Wenn man es betritt, wirkt es kleiner, als es ist“, meint Henrik, und Peter, der Fakten zum Museum sammelt, staunt, dass sich dahinter rund 1000 Quadratmeter Ausstellung befinden. Nach fast zwei Stunden sind wir alle müde, und nicht nur Daniel findet es inzwischen „etwas stickig und warm“. Jetzt ist aber noch Zeit für Kritik, Lob und die Auswertung unserer Aufgaben. „Das Museum ist sehr einfallsreich“, meint Greta, aber Anita kritisiert: „Wir haben gar keine Zeit gehabt, uns die Sachen alleine anzugucken“. Das finden auch Benjamin und Peter. Ihnen hat es nicht so gut gefallen, „weil wir uns in unserer Gruppe nicht frei bewegen konnten“. Und Anđa ärgert sich, dass „wir mit der letzten Aufgabe nicht fertig geworden sind.“ Jasmin hat die Führung zu lange gedauert, und in ihrer Gruppe hat man nicht alles sehen können. „Ich fand es zwar gut, dass wir alles geschafft haben, aber ich konnte nicht nochmal in die U-Bahn, was mir noch besser gefallen hätte. Ich hätte es besser gefunden, wenn wir etwas zügiger gearbeitet hätten“, findet Felix, und Leon stimmt ihm zu. Die Mitarbeiter des Museums finden die meisten geduldig und freundlich. Julius ist aber nicht mit allen zufrieden. „Ich habe versucht, die Kassiererin zu fragen, wie viel Umsatz sie im Museum haben. Sie war so beschäftigt, dass ich sie nicht fragen konnte. Sie musste Blumen gießen, die Theke wischen, und dann verschwand sie in einem anderen Raum.“ Trotzdem findet fast jeder irgendetwas, was ihm gefallen hat im Kindermuseum, das – wie Sebastian herausfindet – die Kuratoren des Historischen Museums gegründet haben. Es ist auch sehr interessant für Familien und auch für Kindergeburtstagspartys: Während die Kinder herumtoben oder eine Führung mitmachen, können die Eltern entweder zuhören oder es sich auf einem der dort stehenden Stühle bequem machen und die aktuelle Zeitung vom Zeitungsständer lesen. Unterschiedliche Kaffeesorten werden im Automaten angeboten. Klasse 5b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Hinter der Bühne Zu Besuch bei der „Königin“ Erkundungen im Schauspiel Frankfurt Der Organist und Musik-Professor Martin Lücker erklärt die Orgel der Katharinenkirche A lung eines Kostüms kann bis zu einer Woche dauern“, verrät uns Schneidermeisterin Heike Heil, die seit 20 Jahren in der Kostümabteilung arbeitet. Sie schneidert am liebsten historische Kostüme aus kostbaren Stoffen. Kostüme, die in einer Produktion auf der Bühne waren, werden kein zweites Mal verwendet und nur noch für Proben aus dem riesigen Fundus geholt. Doch nicht nur gute Kostüme brauchen die Schauspieler, um auf der Bühne überzeugend zu wirken, auch eine gute Maske gehört dazu. Ein Stockwerk tiefer erwartet uns eine gruselige Szenerie: einzelne Hände, Nasen und andere Körperteile liegen überall herum. Wir befinden uns in der Maskenabteilung, wo all diese Sachen hergestellt werden. Maskenbildner knüpfen Perücken und Bärte aus echten Haaren, die pro Kilo 2000 bis 2500 Euro kosten. Sie liegen nach allen Längen und Farben sortiert in kleinen Schubladen. Darüber hinaus stellen sie auch Tiermasken her und sind für Spezialeffekte wie Wunden oder Narben zuständig. Aber nicht nur Profis, auch Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit, am Schauspiel Frankfurt Theater zu spielen: Hoch unter dem Dach der Oper treffen wir am Abend noch einmal Klara Buchtóva, die mit elf Jugendlichen im Ballettsaal probt. Vor der riesigen Fensterfront nehmen die Nachwuchsschauspieler verschiedene Spannungszustände ein. Gemeinsam mit der Tänzerin Wiebke Droege arbeiten sie an dem Projekt „Bewegte Stimmen“, das im Juni zur Aufführung kommen soll. Viele von ihnen haben schon früher getanzt oder geschauspielert und wollen später gerne Schauspieler werden. Vielleicht werden auch sie dann hektisch durch die kleine Pforte des Schauspiels stürzen und neugierig das Schwarze Brett studieren. W Wie eine Vuvuzela: Der Organist Martin Lücker zeigt den Falk-Schülern, wie Or- „Ihr wisst ja, dass es hohe und tiefe Töne gibt und laute oder leise“, meinte Professor Lücker. „Je größer die Pfeife, desto tiefer ist ihr Ton.“ Aber Töne haben auch eine Klangfarbe, und die wird durch das Ziehen der Register erzeugt. Die Register haben Namen wie Trompete, Flöte, Posaune, und wenn man daran zieht, dann klingen die Töne wie diese Instrumente. „Wer will’s mal ausprobieren?“ Unsere Ibtissam meldete sich gleich. Da man ja nur zwei Hände hat, die auf den Tasten spielen, kann man das Ziehen der Registerknöpfe auch vor dem Konzert an einem eingebauten Computer einstellen – so eine Art Programmierung. Früher haben diese Aufgabe Helfer übernommen, die neben dem Organisten standen, um an den richtigen Stellen die Register zu ziehen. Wenn nun die Orgel gespielt wird, wird mit Hilfe eines Motors Luft durch das Instrument geschickt. Die dringt in die Orgelpfeife und bewegt ein kleines Plättchen hinter einem Schlitz – und das macht den Ton. Die Bestandteile einer Pfeife werden mit Begriffen bezeichnet, die an Menschen erinnern: Sie besteht aus einem „Fuß“, hat einen „Mund“ (also einen Schlitz) mit „Ober- und Unterlippe“ und rechts und links davon einen „Bart“. Die kleinste Pfeife ist winzig, nur 13 Millimeter hoch, die größte 2,40 Meter. Insgesamt hat die Orgel der Katharinenkirche 4400 Pfeifen. Sie sind entweder aus Blei und Zinn oder aus Holz. Herr Lücker hat das Orgelspielen bei seiner Klavierlehrerin gelernt. Schon im Alter von zwölf Jahren spielte er das erste Mal in einer Kirche. Heute ist er nicht nur Organist der Katharinenkirche, sondern er unterrichtet auch an der Musikhochschule. Und für alle, die mal seiner Musik zuhören wollen: Jeden Montag- und Donnerstagnachmittag spielt er in der Katharinenkirche eine halbe Stunde kostenlos Orgel. Hingehen lohnt sich! Klasse 6b, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium gelpfeifen funktionieren. Klasse 7a, Falk-Realschule n der Pforte des Schauspiels. Die Tür öffnet und schließt sich immer wieder; Menschen rennen rein und raus, Schauspieler studieren am Schwarzen Brett die neuesten Ankündigungen zu Proben und Besetzungen. Mitten im Gedränge erwarten uns Klara Buchtóva und Reiner Klose, die beiden Theaterpädagogen des Schauspiels Frankfurt. Sie werden uns in den nächsten eineinhalb Stunden durch die Räume führen, die für die Zuschauer normalerweise unzugänglich sind: durch die Werkstätten und Ateliers, in denen die vielen verschiedenen Menschen arbeiten, die zum Gelingen einer Theaterproduktion beitragen. Nur mit Mühe folgen wir den Theaterpädagogen, die schnellen Schritts durch das Labyrinth von Gängen und verschlossenen Türen in Richtung Panoramabar davoneilen. Hier wollen wir Nora Khuon treffen. Die Arbeit der 29 Jahre alten Dramaturgin steht ganz am Anfang einer Theaterproduktion. Dramaturgen bearbeiten Texte so, dass sie auf die Bühne gebracht werden können. Nicht alle Geschichten, die für die Bühne interessant sind, verfügen über genug Dialoge. Dann muss die Dramaturgin welche dazuerfinden. „Der Beruf ist nicht immer leicht, macht aber viel Spaß“, sagt sie. „Um Dramaturgin zu werden, sollte man Spaß an Texten haben, kommunizieren können, viel lesen und belastbar sein.“ Wenn der Text für eine Produktion steht, macht sich der Regisseur Gedanken über die Umsetzung auf der Bühne: Wie soll das Bühnenbild aussehen, welche Kostüme sollen die Schauspieler tragen, wie sollen sie geschminkt sein? Wir begeben uns in den hinteren Teil des riesigen Gebäudes. Geräusche von ratternden Nähmaschinen kündigen uns die Kostümabteilung an. Sechs Schneiderinnen arbeiten hier konzentriert an der Herstellung von Damenkostümen. „Die Herstel- ow, wie schön“, staunte eine Mitschülerin, als wir am 25. März 2010 die Katharinenkirche an der Hauptwache betraten. Und dann schauten wir alle nach oben zur Empore, auf der sich die „Königin der Musikinstrumente“ mit ihren silberfarbenen Pfeifen befindet. Sieben Meter hoch und acht Meter breit ist die Orgel. Vor kurzem hatte sie ihren 20. Geburtstag – 32 Leute haben 22 Wochen gebraucht, um sie zu bauen. Professor Martin Lücker, der Organist der Kirche, verschwand erst einmal hinter seinem Instrument und spielte uns etwas vor – das dröhnte ganz schön laut durch den Kirchenraum. Dann kletterten wir die Treppen zur Empore hoch und lauschten gespannt den Erklärungen des Fachmanns. An einem Modell zeigte er uns, wie die Töne überhaupt entstehen. Dafür gibt es nicht nur die Tasten (Klaviatur) wie bei einem Klavier, sondern auch viele Pedale, die man mit den Füßen drückt. Rechts und links von der Klaviatur stecken in einer senkrechten Wand Knöpfe, an denen man dann ziehen kann – die nennt man „Register“. 54 hat diese Orgel davon. Foto Wolfgang Eilmes Bild für Bild zum Film – Beispiel für eine Animation. Foto Rainer Wohlfahrt Wie Trickfilme entstehen Unterricht im Kino A m Freitag saß die ganze 5e im Kinosaal des Metropolis-Kinos. Dort sollte sie herausfinden, wie Trickfilme entstehen. Julian Namé vom Frankfurter Filmmuseum gab erst mal eine kleine Einführung. Danach schauten sich alle den Trickfilm „Your Face“ an. Der Film hat eine Länge von zirka drei Minuten. Und der Filmmacher musste 5436 einzelne Blätter zeichnen. Für gezeichnete Trickfilme müssen 24 Bilder je Sekunde angefertigt werden. In diesem Film dreht sich ein Männerkopf so, dass es eigentlich gar nicht geht. Namé fragte die 5e, warum der Film keinen Hintergrund habe? Darauf antwortete eine Schülerin, dass man sonst nur auf den Hintergrund achten würde und weil das Gesicht im Mittelpunkt stehen soll. Danach zeigte Namé anhand einer Schülerin, weshalb man ein Drahtskelett in der Knetfigur braucht. Wenn kein Draht darin ist, fällt die Knetfigur um. Wegen der Scheinwerfer fängt die Knetfigur zudem an zu schmelzen. Der Draht hält sie aufrecht. Der Mitarbeiter des Frankfurter Filmmuseums erklärte ihnen, dass man für jede Bewegung immer ein kleines bisschen den Körper bewegen muss, dann wird ein Foto gemacht und das Ganze wieder von vorne, immer so weiter, und am Ende entsteht ein Film – das ist ziemlich mühsam. Filme mit Knetfiguren brauchen auch mindestens 24 Bilder je Sekunde. Sie sind sehr aufwendig, weil man immer die Figur ein kleines Stück bewegen muss und dann ein Foto machen muss. Die Klasse schaute sich noch weitere Filme an, und der Vormittag war noch sehr lehrreich. Zoe & Leah, Klasse 5e der Ernst-Reuter-Schule Der Pixelmaler Bei Seurat in der Schirn D ie Kunsthalle Schirn in Frankfurt stellte Werke des berühmten, aber jung verstorbenen französischen Malers Georges Seurat aus. Unsere Klasse war neugierig auf die Ausstellung. Denn in der ganzen Stadt hingen riesige Plakate mit dem Eiffelturm als Motiv, die für die Ausstellung warben. Zu unserer Überraschung mussten wir feststellen, dass das Bild in Wirklichkeit ganz klein ist – nicht größer als ein Zeichenblock. Das Bild zeigt den noch im Bau befindlichen Eiffelturm in der Malweise, für die Seurat berühmt geworden ist: dem Pointillismus. Das bedeutet, der Maler mischt die Farben nicht, sondern er setzt Farbtupfer an Farbtupfer, so wie die Pixel bei einer Digitalkamera. Die vielen Farbtupfer nebeneinander erzeugen dann das Bild im Auge des Betrachters. Für diese Maltechnik studierte er ausgiebig wissenschaftliche Bücher zu Farb- und Wahrnehmungstheorien. Es gab aber nicht nur kleine Bilder zu sehen. Das vielleicht schönste und größte, „Der Zirkus“, zeigt eine Szene mit einer Pferdedressur, Clowns, Artisten und Zuschauern. Seurat hat „Schnappschüsse“ aus dem Alltag gemalt, Menschen oder Landschaften in wechselndem Licht. Reich kann Seurat mit seinen Bildern nicht geworden sein, denn er hat bis zu seinem Tod mit 31 Jahren 1891 nur fünf Bilder verkauft. Das Interesse an der Ausstellung war riesig. Nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Schulen. Während unseres Besuches waren bestimmt noch fünf andere Klassen dort. Aus unserer Klasse hatte am Ende jeder ein Lieblingsbild gefunden. Klasse 7a, Anna-Schmidt-Schule Miniatur: Seurats Eiffelturm Foto dpa Meine Zeitung FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 7 Eine Zuflucht auf Zeit Besuch in einem Frankfurter Frauenhaus mit vielen neuen Erkenntnissen über Hilfe und Bedürfnisse G Im Zeichen des Adlers und des Löwen: Ariane Friedrich im Dress der deutschen Leichtathleten und in der Uniform der hessischen Polizei Fotos dpa, Marcus Kaufhold Hochsprung im Zeichen des Tigers O hne Tiger bestreitet Ariane Friedrich keinen Wettkampf. Der goldene Anhänger, der Kraft und Schnelligkeit symbolisiert, war ein ständiger Begleiter an ihrem Schuh, bis er plötzlich verschwunden war. Deshalb ließ sie sich den Tiger auf den Rücken tätowieren. Momentan ist er nicht oft zu sehen, denn sie ist verletzt. „Mein größtes Ziel ist es, wieder gesund zu werden“, sagt Ariane Friedrich, während sie am „Therapiemaster“ ihre Übungen macht. Angefangen hat Ariane Friedrich mit der Leichtathletik im Alter von sechs Jahren. Schnell wurde ihr klar, dass der Hochsprung ihre stärkste Disziplin ist. „Erstens hat der Hochsprung mir Spaß gemacht, und zweitens war ich immer die Beste“, erzählt sie. Der Sport nimmt für Ariane Friedrich eine ganz wichtige Stelle in ihrem Leben ein: zwei Trainingseinheiten pro Tag, gesunde Ernährung und genügend Schlaf. Ihren großen Traum, die Teilnahme an den Olympischen Spielen, konnte sich Ariane Friedrich bereits 2008 erfüllen. Für das Jahr 2012 hat sie sich aber mehr vorgenommen. Diesmal möchte sie ins Finale kommen und eine Medaille Ariane Friedrich hat auch ein Leben außerhalb des Spitzensports. Seit Januar ist sie Polizeikommissarin. erringen. In diesem Jahr sind erst einmal die Europameisterschaften in Barcelona. „Wenn ich gut in Form bin, kämpfe ich natürlich auch dort um eine Medaille. Das ist ganz klar!“ Aber nicht immer macht ihr das Training Spaß. „Es gibt Tage, da würde ich lieber ein Eis essen gehen“, sagt sie lächelnd. Ihr Trainer Günter Eisinger ergänzt: „Aber nur wenn man trotzdem hingeht, wird man richtig gut. Das ist im Sport so und auch in der Schule.“ Eine besonders ungewöhnliche und „richtig anstrengende“ Trainingseinheit ist das Treppenspringen an der Fantribüne in der Commerzbank-Arena. „Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Ein persönliches Vorbild habe ich nicht“, sagt Ariane Friedrich. „Technisch gesehen ist Heike Henkel ein Vorbild. Sie hat einen sehr schönen Anlauf und einen schönen Absprung.“ An diesem Morgen musste Ariane Friedrich besonders früh aufstehen. „Um 6.30 Uhr stand die Doping-Kontrolle vor der Tür.“ Trotz der damit verbundenen Unannehmlichkeiten finden sie und ihr Trainer Doping-Kontrollen richtig. „Man betrügt sich selbst und andere und schadet seinem Körper“, sagt Günter Eisinger, „jeder Dopingtote ist einer zu viel.“ Aber Ariane Friedrich ist nicht nur im Sport erfolgreich. Im Januar hat sie ihr Fachhochschulstudium im Pilotprojekt „Sportfördergruppe“ der hessischen Polizei mit dem Diplom abgeschlossen und ist nun ausgebildete Polizeikommissarin. „In Zukunft werde ich in der Ermittlungsgruppe in Darmstadt arbeiten“, berichtet sie. Ihr beruflicher Wunsch für die Zukunft ist es, Hundeführerin zu werden. Zeit für ihren Freund, den Beruf, gute Freunde und ihre drei Katzen sind ihr auch sehr wichtig. „Gute Freunde braucht man nicht viele“, sagt sie nachdenklich. „Man muss aufeinander zählen können. Auch wenn man sich einmal ein paar Wochen nicht meldet, ist beim Wiedersehen alles so wie vorher.“ In ihrer freien Zeit faulenzt sie gerne mal so richtig schön auf der Couch, geht ins Kino oder hört Musik. Am liebsten mag sie House, R’n’B und Hiphop, zum Beispiel David Guetta, aber auch Sade. Ab und zu malt Ariane Friedrich auch, liest Comics und hört Hörbücher, vor allem Vampirromane und andere phantastische Geschichten. „Ich habe ja nicht so viel freie Zeit“, sagt sie, „das ist das Problem.“ „Auf der Straße erkannt zu werden ist oft sehr unangenehm. Meistens kommen die Leute nicht direkt auf mich zu, sondern tuscheln nur. Das ist schon irgendwie doof.“ Wenn Ariane Friedrich in der Öffentlichkeit unterwegs ist, muss sie immer überlegen, was sie sagt oder macht. Es könnte ja am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Selbst ein Vorbild zu sein konnte sich Ariane Friedrich vor fünf Jahren noch gar nicht vorstellen, und man merkt, dass es ihr ein bisschen unangenehm ist. Ihre sympathische Offenheit ohne Starallüren macht sie aber ganz natürlich zu einem Vorbild für viele, gerade junge Menschen. Tabea Hoffmann (5a) und Jannis Wahl (5c) mit ih- ren Klassen des Gymnasiums am Riedberg Mit Spaß am Ball Zu viel ist auch ungesund Auf dem Trainingsplatz des FSV Frankfurt Im Fitnessstudio trainieren Menschen jeden Alters A J thletik- und Konditionstrainer Bastian Kliem kennt keine Gnade: „16, 17, 18, 19 und 20“, zählt er die Liegestütze. Es ist bewölkt und kühl am Morgen des 15. April auf dem Trainingsplatz des FSV Frankfurt, der hinter dem Frankfurter Volksbank-Stadion liegt. Alle bereiten sich auf das gemeinsame Saisonziel vor: den Klassenerhalt. Die Stimmung ist anders, als man es von einer Mannschaft erwarten würde, die mitten im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga steckt. Die Spieler wirken gelöst, es wird viel gelacht. Es bleibt sogar Zeit für ein gemeinsames Foto mit einer Schulklasse, die neben einem Rentner und der Müllabfuhr der einzige Zaungast an diesem Tag ist. Das Training beginnt mit einem gemeinsamen Warmlaufen, gefolgt von Kraft- und Dehnübungen, bei denen Co-Trainer Gerhard Kleppinger und Kliem kaum Anweisungen geben müssen, denn die Spieler kennen den Trainingsablauf. Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen steht derweil an der Außenlinie und überwacht die Übungen, ohne dabei einzugreifen. „Am Ende einer Saison ist das Training natürlich weniger intensiv als zu Saisonbeginn“, meint Boysen, der seit 21 Jahren als Trainer arbeitet. „Wegen des hohen Substanzverlustes muss die Trainingsbelastung gut dosiert werden.“ Anschließend beginnt ein Trainingsspiel 11 gegen 11, das verbissen geführt wird, mit Torchancen auf beiden Seiten. Doch trotz aller Konzentration wird der Ball gleich mehrmals über den fünf Meter hohen Zaun geschossen. „Aber am Ende sind alle Bälle wieder da. Die Spieler müssen sie entweder suchen oder bezahlen“, erzählt Zeugwart Mohamad Azaouagh lächelnd. Am Ende gewinnt die Mannschaft ohne Leibchen 2:1. Nach dem Spiel üben die Spieler Standardsituationen, Flanken und Torschüsse, während die Torhüter ein separates Torwarttraining absolvieren. Im Interview erklärt Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen, dass er wegen seiner langjährigen Erfahrung die Trainingseinheiten nicht lange planen müsse: „Etwa eine dreiviertel Stunde mit Vor- und Nachbereitung für den kompletten Trainingstag.“ Boysens Spieler kommen aus aller Herren Ländern. Sie sind gerne beim FSV, obwohl die meisten auch noch einen anderen Beruf erlernt oder ein Fernstudium angefangen haben. „Ich bin froh, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe“, sagt Kapitän Sead Mehic. Wenn sie in normaler Straßenkleidung durch Frankfurt laufen, würde man nicht denken, dass es sich um Spitzensportler handelt. „Werden Sie eigentlich von Passanten erkannt?“, fragt eine Schülerin den 28 Jahre alten Mittelfeldspieler Pekka Lagerblom. „Kommt schon vor, aber eher nicht“, antwortet der Finne gut gelaunt. Der FSV blickt dem Ende der Saison gelassen entgegen, es fehlt nur noch ein bisschen Glück, aber, wie Lagerblom betont: „Die Stimmung ist bombastisch.“ Klasse 7a der Musterschule Training nicht nur bei Sonnenschein: Der FSV Foto Bergmann eder will’s wissen und natürlich auch wir, die 7d der Helmholtzschule in Frankfurt. Im Rahmen des „Meine Zeitung“-Recherche-Projekts wollen wir herausbekommen, wie es in einem Fitnessstudio zugeht. Unser Besuch geht schließlich ins „Unio“ mitten in Sachsenhausen. Wir sind gespannt, wie das werden wird. Fragen haben wir genügend mitgebracht, aber wird man sich in einem Studio überhaupt um uns richtig kümmern können? Bereits beim Hereinkommen sind alle Zweifel beseitigt. Gleich drei Mitarbeiter des großzügig angelegten Studios nehmen sich viel Zeit für uns. Wer von uns dachte, Ächzen und Gewichtestemmen allein seien der Weg zum Erfolg, erfährt Neues: „Die Mischung verschiedener Trainingselemente ist entscheidend“, erklärt uns der Sportwissenschaftler Ivo. „Denn wer jeden Tag die gleichen Muskelbereiche trainiert, bekommt Schwierigkeiten. Der Körper benötigt beim Muskelaufbau Erholungsphasen.“ Zu viel des Guten ist also ungesund. Zwei, drei Tage Training für die gleiche Muskeleinheit reichen pro Woche aus. Von einem „knackigen Po und einer guten Figur“ träumen die Mädchen. Um den „Bizeps“ drehen sich die Fragen der Jungs. Typisch. Wir erfahren, dass in das erfolgreiche Studio täglich weit über 300 Besucher kommen. Aber das Gerücht, nur gut aussehende und muskulöse Bodybuilder würden in einem Fitnessstudio trainieren, können wir nicht bestätigen. Menschen jeden Alters, besonders aber Leute mittleren Alters sind hier anzutreffen. Sie absolvieren, wie wir beobachten können, ihre Trainingseinheiten schon frühmorgens mit vollem Einsatz und können dabei auf über 80 Kraftund Ausdauergeräte im großen, hellen Trainingsraum zurückgreifen. Unser Trainer Ivo zeigt uns, wie man die Geräte benutzt. So geht es auch den Besuchern. Jeder, der hier trainiert, hat die Möglichkeit, einen Lehrer um Hilfe zu bitten und Rat einzuholen. Wir erfah- ren, dass morgens eher die Frauen kommen, was auch mit dem Kursangebot zusammenhängt. Abends ist generell mehr los, da ja fast alle Erwachsenen tagsüber arbeiten müssen und erst dann Zeit haben. Nach dem anstrengenden Training sorgt ein Wellnessbereich für das Wohlergehen der Mitglieder. Dorthin gehen wir aber nicht, stattdessen führt Ivo im Anschluss an die Geräteübungen mit uns den ultimativen „Sit-up-Klassenwettbewerb“ durch. Wer das mit den Bauchmuskeln und „Sixpacks“ noch nicht verstan- Im Studio trainieren dürfen Jugendliche eigentlich erst ab 16 Jahren. Mit Einverständnis eines Arztes und Genehmigung der Eltern geht es aber schon früher. den hatte, weiß jetzt Bescheid. Eine Übung, die wir auch jederzeit zu Hause durchführen können. Auf unsere Frage, ob auch „Promis“ im „Unio“ trainieren, antwortet die Trainerin Verena mit einem zurückhaltenden Lächeln: „Frauen der Fußballnationalmannschaft.“ Also wir denken, Genaueres fällt dann wohl unter die Schweigepflicht. Normalerweise darf man ein Studio übrigens erst ab 16 Jahren besuchen. Mit ärztlicher Genehmigung, schriftlichem Einverständnis der Eltern sowie ausreichender körperlicher Entwicklung darf man im „Unio“aber auch schon früher trainieren. Gut für uns, das zu wissen. Zum Fitsein gehört natürlich auch die richtige Ernährung. Das wird uns spätestens am Ende unseres Besuches klar. Frau Buhl, die Geschäftsführerin, kümmert sich für uns persönlich darum. Leckeres Gebäck erwartet uns am Ausgang. Wir sagen danke für einen interessanten Besuch im Fitnessstudio. Klasse 7d der Helmholtzschule espannt stehen wir alle vor dem Frauenhaus „Die Kanne“. Der Name verwundert mich, doch später im Esszimmer des Frauenhauses, in dem auch Aktivitäten wie Yoga- und Tanzkurse stattfinden, erfahren wir, dass das Gebäude früher einmal ein Hotel beherbergte. Danach wurde es zuerst eine Drogeneinrichtung und später das Frauenhaus „Die Kanne“. Im Frauenhaus sind fünf Sozialarbeiterinnen beschäftigt, vier davon sind für die Frauen zuständig, eine für die Kinder. Die hauptsächliche Aufgabe der Sozialarbeiterinnen liegt darin, die Eigenständigkeit der Frauen wiederherzustellen. Dies geschieht mit Hilfe einer dauerhaften Betreuung und regelmäßiger Gesprächer, in denen die Frauen das Erlebte verarbeiten sollen. Wenn nötig, wird auch an Therapeuten vermittelt. „Man darf auch nicht unterschätzen, wie die Frauen sich selbst gegenseitig helfen“, wird uns erzählt. Die Aufmerksamkeit zerreißt dann plötzlich ein lautes Geräusch. Sofort eilt eine Sozialarbeiterin aus dem Raum. Wir erfahren, dass es nur das Telefon war. Dieses Klingeln hören wir während unseres Besuches oft, denn nicht nur die seelische Unterstützung der Frauen gehört zu dem Aufgabenbereich der Sozialarbeiterinnen im Frauenhaus, auch bei den formellen Angelegenheiten werden die Frauen unterstützt. Das bedeutet, sie werden zu verschiedenen Ämtern begleitet und beim Ausfüllen von Formularen unterstützt. Das Frauenhaus wird mit den nötigen Mitteln von der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen versorgt. Die Kosten der Unterkunft werden in der Regel vom Jobcenter übernommen; die Betreuung finanziert das Sozialamt. Es gibt allerdings auch Frauen, die berufstätig sind und ihren Aufenthalt im Frauenhaus somit ganz oder teilweise selbst finanzieren können. Insgesamt kann der Tagesablauf von den Frauen selbst gestaltet werden, solange niemand gegen die Hausregeln verstößt, denn dann droht eine Beendigung des Frauenhausaufenthalts, und die Frau wird an eine andere Einrichtung weitervermittelt. Die Hausregeln lauten beispielsweise: Jungen über 16 Jahre haben keinen Zutritt, Drogen jeglicher Art sind verboten, keine Auskunft über die Mitbewohnerinnen. Und man darf seine Kinder nicht ohne Aufsicht im Frauenhaus lassen. Für die Kinder gibt es aber auch regelmäßige Zeiten, in denen ein Kinderprogramm stattfindet. Die Stimmung im Raum ist entspannt, und die Sozialarbeiterinnen erzählen uns bereitwillig von ihrem Beruf und ihren Erfahrungen. „Der Job macht super viel Spaß“, auch wenn er nicht einfach und der Zeitdruck oft groß ist. Man wird oft an mehreren Orten gleichzeitig gebraucht. Doch man kommt nicht immer ans Ziel, denn man kann nicht allen Frauen helfen. „Schade ist es, wenn man sich bemüht zu helfen, aber die Frauen die Hilfe nicht annehmen können oder wollen“, hören wir von einer Sozialarbeiterin mit traurigem Unterton. Sechs bis acht Monate dauert es meistens, bis die Frauen wieder auf eigenen Beinen stehen können. 20 Prozent gehen wieder zurück zu ihrem Partner. Oft bleiben die Frauen nach ihrem Auszug noch länger in Kontakt mit dem Frauenhaus. Denn von dem Frauenhaus wird eine Nachsorge angeboten. „Gewalt kommt in allen sozialen Schichten vor“, dieser Satz wiegt schwer. Denn ein Vorurteil von uns allen war, dass nur Frauen aus den unteren sozialen Schichten im Frauenhaus leben, Frauen, die keine Arbeit haben, keinen Schulabschluss und schon mit 16 mit einem Kind ins Frauenhaus müssen. Das Haus bietet Platz für 32 Frauen und Kinder, die Schutz vor physischer, psychischer oder sexueller Gewalt suchen. Doch nicht nur Gewalt ist der Auslöser für eine Flucht aus dem eigenen Umfeld, auch Angst vor Zwangsheirat oder Misshandlung durch die Eltern kann dazu führen. Eine Sozialarbeiterin berichtet, dass sich mehr Frauen melden, als sie überhaupt Plätze haben, und dass es für solche Fälle eine Warteliste gibt, in die man aufgenommen wird. Falls es dringend ist, kann man an eine andere Einrichtung verwiesen werden, oder man geht im Notfall ins Obdachlosenheim. Von dem Frauenhaus erfahren die Frauen oft durch Flyer in Beratungsstellen, die Polizei, mit der eine feste Zusammenarbeit besteht, das Telefonbuch, die Internetseite oder das Jugendamt. Aber auch dadurch, dass Frauen, die selbst mal dort gewohnt haben, anderen von Gewalt betroffenen Frauen vom Frauenhaus erzählen. Der Umzug ins Frauenhaus ist ein großer Schritt für die Frauen und ihre Kinder und bringt viele Veränderungen mit sich. Die Frauen erhalten aber Unterstützung dabei, sich schnell wieder einen Alltag aufzubauen. Man geht zur Arbeit, in den Kindergarten, zur Schule oder erledigt Einkäufe. Das Frauenhaus wirkt wie eine Zwischenstation. Wie die Tür zu einem neuen und friedlichen Leben, in dem man wieder glücklich werden kann. Sofia Antipina, Klasse 8d des Heinrich-von-Ga- gern-Gymnasiums „Meine Zeitung“ Die Sonderseiten „Meine Zeitung“ sind eine Beilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung / Rhein-Main-Zeitung. Zuständige Redakteure: Patricia Andreae (verantwortlich), Matthias Trautsch. Bildredaktion: Michael Jung; Grafische Gestaltung: Tobias Stier; Chefin vom Dienst: Dr. Elena Geus. Verantwortlich für Anzeigen: Andreas Formen (Verlagsgeschäftsführer); für Anzeigenproduktion: Stephan Puls. Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei GmbH, Frankfurt am Main. Die Sonderseiten „Meine Zeitung“ und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. © Copyright Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main. Anschrift der Redaktion und des Verlags: Postanschrift: 60267 Frankfurt am Main; Hausanschrift: Hellerhofstraße 2 – 4, 60327 Frankfurt am Main, Telefon (0 69) 75 91- 0. Erziehung Bildung Verantwortung Zukunftsfrage? Verantwortung! Wir alle machen uns Gedanken darüber, wie die Zukunft der heranwachsenden Generationen aussieht und wie wir die jungen Menschen darauf vorbereiten und ausbilden können. Als UNESCO-Projektschule haben wir eine klare Antwort auf diese Frage: Verantwortung übernehmen – im Sinne des sozialen Miteinanders und der Nachhaltigkeit. In China, Indien und Kenia sind wir an Projekten zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur beteiligt. Damit leisten wir einen Beitrag für ein friedliches Miteinander in der Welt. Anna-Schmidt-Schule Gärtnerweg 29 60322 Frankfurt am Main Telefon (069) 95 50 05-0 www.anna-schmidt-schule.de Meine Zeitung SEITE B 6 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0 Perspektive für die Lehre F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Doppelt so hoch wie der Mount Everest Discounter informiert über Ausbildungschancen D as Riesenunternehmen Lidl zu Gast an unserer kleinen Schule: So ähnlich erlebten wir es, als Herr Diehl, der Bezirksleiter von Hessen und Bayern, zu uns in den Unterricht kam. Er wollte uns das breite Ausbildungsspektrum bei Lidl vorstellen. Zunächst einmal freute sich jeder Schüler über die angenehme Unterbrechung des normalen Unterrichts: Immerhin müssen wir als ehemalige Hauptschüler und jetzige Zehntklässler in der Realschulklasse sehr viel Unterrichtsstoff bewältigen und formale Hürden überwinden, um zur Prüfung überhaupt zugelassen zu werden. (Ab und zu gilt es leider auch, sich mit Vorurteilen gegen uns „Hauptschüler“ auseinanderzusetzen – mit den berechtigten ebenso wie mit den unberechtigten.) Herrn Diehls Darstellung und sein Vorschlag, ihn in der Zentrale in Alzenau in Bayern zu besuchen, interessierte uns aber in der Tat sehr. Viele meldeten sich, um bei der nächsten Infoveranstaltung dabei zu sein. Der Tag begann mit einer Leinwandpräsentation. Herr Diehl brachte uns den Einzelhandel näher. Das Wichtigste ist, so sagte er uns, Motivation, Spaß und Interesse am Beruf. Im Einzelhandel dauert die Ausbildung drei Jahre, und es gibt eine Übernahmequote von 86 Prozent. Anschließend bekamen wir das Lager gezeigt, welches eine Größe von vier bis fünf Fußballfeldern hat. Im Lager gibt es verschiedene Abteilungen, in denen man Ausbildungen machen kann. Das Lager ist in drei Bereiche eingeteilt: Der erste ist der, wo die Ware angeliefert und mit Gabelstaplern und Hubwagen einsortiert wird. Der zweite Bereich ist der „Flaschenbereich“, wo alle zurückgegebenen Pfandflaschen in große Würfel gepresst werden. Allein einer dieser Würfel hat einen Wert von 500 Euro. Und schließlich der dritte: Dort wird die Ware auf Lastwagen geladen und in die Filialen geschickt. Ein Highlight dieser Veranstaltung war für uns die Teilnahme an einem Immer gesucht : Mitarbeiter für die Discountmärkte Foto Frank Röth Eignungstest. So konnten wir sehen, was für diese Ausbildung erwartet wird, und unseren Wissensstand überprüfen. Als wichtigste Fähigkeiten sollte man ein gutes Allgemeinwissen und mathematische Kenntnisse mitbringen. Sportlich sollte man auch sein, da auch körperliche Fitness verlangt wird. Interessant war auch das fiktive Bewerbungsgespräch. Wir durften uns in die Rolle der Personalchefs hineinversetzen und die Bewerber in ihren Stärken und Schwächen einschätzen. Auch wenn einige von uns einen anderen Weg einschlagen werden, war der Informationstag sehr lehrreich. Wer soziale Fähigkeiten wie ein freundliches Lächeln, Hilfsbereitschaft und Engagement besitzt, hat gute Chancen. Bathuan Bilgic und Eren Dogan, Klasse 10b Sophienschule Marktbeobachter: Die Siebtklässler der Carl-Schurz-Schule in der Frankfurter Wertpapierbörse Foto Wolfgang Eilmes An diesem Freitag machte die Klasse 7d der Carl-Schurz-Schule eine Exkursion zur Wertpapierbörse Frankfurt. Diese war der Abschluss eines achtwöchigen Zeitungsprojekts, in dem die Schüler und Schülerinnen täglich die F.A.Z. lesen und auswerten sollten. Zu Beginn sollten alle ihre Taschen und Jacken in blaue Kisten legen, damit sie durchleuchtet werden konnten. Dann mussten die Schüler und Schülerinnen durch einen Sicherheitsscanner gehen. Schließlich gab es im 2. Stock eine Einführung, die Tobias Rank, ein Mitarbeiter der Börse, leitete. Alle Zuhörer sollten sich auf die bereitgestellten Stühle setzen. Die Klasse erfuhr einiges über die Wertpapierbörse und durfte beziehungsweise sollte auch Fragen an Herrn Rank stellen. Am Anfang erschien auf der großen Leinwand eine „Info-Tafel“, auf der die wichtigsten Ereignisse und Jahreszahlen zur Entstehung der Wertpapierbörse Frankfurt standen. Diese wurde im Jahre 1585 gegründet, früher war sie eher ein Markt. Erst im Jahre 1879 wurde das Gebäude der Frankfurter Wertpapierbörse errichtet. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg fand im Jahre 1945 die Wiedereröffnung statt. Tobias Rank erzählte außerdem, dass die Börse 75 Milliarden Wertpapiere und 40 Tonnen Gold im Frankfurter Stadtteil Hausen lagert. Wenn man die Papiere aufeinandersta- peln würde, dann wären sie „doppelt so hoch wie der Mount Everest“, erzählte Tobias Rank. Darüber staunten viele. Schließlich erschien auf der Leinwand noch eine Seite, auf der die anderen Städte Deutschlands standen, die auch eine Wertpapierbörse besitzen: Hamburg, Berlin, Stuttgart und München, aber auch Düsseldorf sowie Hannover. Nach diesem Einstieg in die eigentlichen Zwecke und Aufgaben einer Wertpapierbörse durften die Schüler und Schülerinnen von oben durch eine Glasscheibe aufs Parkett schauen. Mit Parkett ist der große Raum gemeint, in dem alle Mitarbeiter sitzen und arbeiten. Anschließend wurde ein Interview mit Herrn Tremmel, der schon seit 40 Jahren an der Börse arbeitet, geführt. Auf die Frage, was ihm an seinem Beruf am besten gefällt, antwortete er, dass er immer versuche, in die Zukunft zu blicken und zu erraten, was noch alles passieren wird. „Und wenn es dann eintrifft, freue ich mich sehr“, meinte er. Klar war die Antwort auf die Frage, ob mehr Männer oder Frauen an der Börse arbeiten. Der Männeranteil überwiegt deutlich mit 60 Prozent. Danach machte ein Fotograf der F.A.Z. noch einige Fotos der Klasse. Somit ging ein informativer und interessanter Vormittag zu Ende. Miriam Menge, Klasse 7d, Carl-Schurz- Schule Im Gespräch: Peter Bertsch, Leiter des Dorint-Hotels Frankfurt-Sulzbach Auf Wanderschaft wie die Zimmersleute Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für Sie aus? Mein Tag beginnt um 6 Uhr. Pünktlich um halb 8 habe ich meinen ersten Termin. Da laufe ich durch die verschiedenen Abteilungen des Hotels und schaue, ob zum Beispiel das Frühstück gut angerichtet ist oder ob die Reservierungsannahme funktioniert. Danach sehe ich mir die Umsätze der verschiedenen Abteilungen vom vorigen Tag an und kann daran erkennen, ob wir gut gearbeitet haben. Und dann spreche ich natürlich viel mit unseren Gästen, dem Kapital unseres Hotels. Ich möchte mit ihnen in Kontakt bleiben und frage sie zum Beispiel, ob das Essen ihren Erwartungen entspricht. Darüber hinaus treffe ich mich mit Firmen und bespreche mit ihnen Buchungen unserer Konferenzräume. Und so ist ein Arbeitstag dabei mitunter bis zu 16 Stunden lang – aber es gibt keine langweilige Minute dabei. Haben Sie abends noch genug Zeit für die Familie? Ich muss gestehen, dass die Familie aufgrund des langen Tages etwas vernachlässigt wird. Wir sind als Hotelier immer für den Gast da. Meine beiden Söhne sind mittlerweile erwachsen, aber meine Frau wäre froh, wenn ich manchmal etwas früher nach Hause käme. Haben Sie außer dem Dorint-Hotel Frankfurt-Sulzbach noch andere berufliche Stationen durchlaufen? Ich bin mittlerweile seit zehn Monaten hier in Sulzbach, davor habe vier Jahre im Dorint-Hotel Wiesbaden und in Stuttgart in zwei sehr großen Hotels gearbeitet. Vor dieser Zeit war ich zwölf Jahre lang in der ganzen Welt unterwegs, so zum Beispiel in London, Paris, in vielen Ländern Afrikas, in den USA, im Nahen und Fernen Osten, nur in Japan und Australien habe ich noch nicht gearbeitet. Ähnlich Hoteliers müssen Erfahrungen in der ganzen Welt sammeln. Über seinen Beruf und über die Besonderheiten des Dorint-Hotels Frankfurt-Sulzbach spricht Peter Bertsch im Interview. wie die Zimmersleute gehen auch die Hoteliers auf Wanderschaft und sammeln Erfahrungen in der ganzen Welt. Unser Arbeitsplatz befindet sich in der ganzen Welt – und wir lernen dabei fremde Länder, Kulturen, Sprachen und vor allem Menschen kennen. Was gibt es Schöneres? Und so gehören diese zwölf Jahre zu den schönsten Jahren meines Lebens. Was hat Sie zum Wechsel hierher nach Sulzbach bewegt? Ich bin hierhin gekommen, weil die Geschäftsleitung in unregelmäßigen Abständen immer rotiert. Da ist ein Wechsel das Arbeitsplatzes ganz normal. Diese Umbesetzungen kommen manchmal zustande, wenn es an irgendeinem Standort ein Problem gibt und man einen Spezialisten benötigt, der dieses Problem lösen kann. So konnte ich in diesem Zusammenhang auch in Teheran, Kabul oder New York arbeiten. Wie viele Gäste besuchen das Dorint-Hotel Sulzbach pro Jahr, und wie hoch ist dabei die Auslastung des Hotels? Eine gute Frage. Wir unterscheiden zwei Bereiche: Business- und Resort-Hotels. Unser Hotel hier in Sulzbach ist ein Business-Hotel. Daher haben wir die meisten Gäste werktags hier im Haus. Pro Tag sind es etwa 200 Ab- und Anreisen hier im Hotel. Freitags nachmittags wird es immer ein wenig unruhig im Haus, wenn unsere Besucher nach Hause wollen. Am Wochenende ist es daher immer etwas ruhiger. Im Jahr ergibt dies im Schnitt eine Zahl von 62 000 bis 65 000 Übernachtungsgästen. Die Zahl der Tagungsgäste ist mit etwa 118 000 deutlich höher. Wie viele Mitarbeiter arbeiten hier im Hotel? Auch eine gute Frage. Im Dorint-Hotel Sulzbach arbeiten 86 fest angestellte Mitarbeiter, darunter befinden sich etwa 20 Auszubildende. Dazu kommen 88 freie Mitarbeiter, zum Beispiel Reinigungskräfte für unsere großen Verkehrsflächen, die 22 Konferenzräume, 282 Zimmer, die gereinigt werden müssen. Weltweit hat die Dorint-Kette 3300 Mitarbeiter. Wie hoch ist ungefähr der Umsatz des Dorint-Hotels Sulzbach, und welchen prozentualen Anteil hat Ihr Hotel, gemessen am Umsatz der Dorint-Kette Deutschland? Der Jahresumsatz des Sulzbacher Hotels liegt bei etwa 9 Millionen Euro, weltweit erreicht die Dorint-Kette einen Umsatz von zirka 300 Millionen Euro im Jahr. benötigt dafür auch die Nachfrage der Gäste, dass dieser Service auch bezahlt wird. Das Dorint-Hotel in Wiesbaden, meine vorige Arbeitsstätte, war zum Beispiel ein 5-Sterne-Hotel, hier in Sulzbach halte ich die Möglichkeit jedoch für sehr gering. Haben Sie als Gastgeber schon wichtige Persönlichkeiten empfangen? Ja, wir empfangen natürlich auch hochrangige Persönlichkeiten, aber wir haben im Hotelbereich ein großes Geheimnis: Wir sprechen nicht darüber, daher kann ich leider keine Namen nennen, dafür bitte ich um Verständnis. Aber wir haben regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur als Gast im Haus. Der Arbeitstag von Peter Bertsch ist lang – aber es ist keine langweilige Minute dabei. Foto privat Seit wann gibt es den Hotel-Standort Sulzbach? Dieses Hotel wurde vor 40 Jahren als Holiday Inn Hotel gebaut. Danach wechselte es zur Accor-Kette und wurde ein Novotel. Seit 10 Jahren ist es nun im Besitz der Dorint-Hotel-Kette. Im Zuge dieses Verkaufs und in den letzten Jahren wurden alle Zimmer komplett saniert. In einem Hotel bewegen sich täglich viele Menschen, so wird spätestens im nächsten Sommer die Hotelhalle saniert. Gibt es hier in Sulzbach trotz der Ausprägung „Business“ auch Angebote für Kinder? Selbstverständlich sind bei uns auch Kinder willkommen. So werden Kinder nicht mit dem vollen Preis berechnet. Wir bemühen uns, trotz unserer Ausprägung „Business-Hotel“, auch ein wenig den Wünschen der kleinen Gäste zu entsprechen, zum Beispiel beim Lieblingsessen, das von unseren Köchen extra gekocht wird. Halten Sie einen 5. Stern für das Sulzbacher Hotel für erstrebenswert oder realisierbar? Es ist sicherlich möglich, den Service eines 5-Sterne-Hotels anzubieten, aber man Wie viele Dorint-Hotels gibt es in Europa und in Deutschland? Es gibt 37 Häuser in ganz Europa, davon befinden sich 30 in Deutschland und sieben außerhalb Deutschlands. Ist das Erscheinungsbild Ihres Hotels sehr stark abhängig von der Konzernleitung, oder haben Sie große Handlungsspielräume? Das ist unterschiedlich. Treffen wir Entscheidungen, die zum Beispiel die bauliche Veränderung ganzer Gebäudeteile betreffen, würden wir das immer in Abstimmung mit der Hauptverwaltung durchführen. Denn große bauliche Veränderungen können sowohl wirtschaftlich gut als auch schlecht sein und müssen daher immer abgewogen werden. Besondere Angebote unseres Hauses liegen jedoch in unserem Kompetenzbereich. Macht das Dorint-Hotel Sulzbach in diesem Zusammenhang eigene Werbung, oder wird die Werbung vom Konzern aus organisiert? Für die Sonderangebote des Hotels machen wir eigene Werbung, jedoch macht der Konzern für die Dorint-Kette Werbung. Welche Faktoren beeinflussen die Werbung eines Hotels, und wer ist daran beteiligt? Unsere Werbung muss den Kunden bewegen und ansprechen. Nur so erfüllt sie ihren Zweck. Da diese Werbung für uns sehr wichtig ist, entwerfen wir im Haus unsere eigene Werbung. So entsteht zum Beispiel die Werbung für unser Frühstück XXL oder die Restaurants. Allerdings ist bei jeder eigenen Werbung die Kommunikation mit der Dorint-Hauptzentrale nötig, auch um das Firmenerscheinungsbild zu wahren. Jedoch ist mündliche Werbung unserer Kunden genauso wichtig wie die schriftliche. Denn es ist für uns die beste Werbung, einen Gast zufriedengestellt zu haben. Die Fragen stellte die Klasse 6b der Main-TaunusSchule, Hofheim. Ohne Moos nix los Das Taschengeld sollte mit dem Alter steigen / Jobs oder Flohmarkt als Finanzquellen H Weltmeisterlich beraten! J etzt können Sie kräftig mitjubeln. Von der Finanzierung Ihres Wohneigentums bis zur Altersvorsorge – die Deutsche Vermögensberatung hat immer die richtige Taktik. Nutzen Sie einfach die Steilvorlage eines der größten eigenständigen Finanzvertriebe. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Infogespräch und lassen Sie sich weltmeisterlich beraten. Informieren Sie sich kostenlos unter 0800 3824000 oder www.dvag-unternehmensgruppe.com ast du auch immer zu wenig Geld in der Tasche? Ein neues Gameboy-Spiel, eine neue CD, ein Eis oder etwas zum Naschen – all das kostet Geld. Entweder muss man seine Eltern danach fragen, auf den Geburtstag warten, oder man hat Glück und bekommt Taschengeld. Dann kann man in einem bestimmten Rahmen selbst entscheiden, was man sich kaufen möchte. Wie wichtig das Taschengeld für Kinder ist, weiß auch Sigrid Kropp-Suttor, Sozialpädagogin und langjährige Mitarbeiterin des Frankfurter Kinderbüros. So sollten bereits Kinder unter sechs Jahren etwa 50 Cent pro Woche bekommen, um den Umgang mit Geld frühzeitig zu erlernen. Bekommt man jedoch zu viel, lerne man es gar nicht. Wir haben Mitschüler aus verschiedenen Jahrgangsstufen gefragt, ob sie Taschengeld erhalten, wie viel und was sie damit anstellen. Dabei kam heraus, dass es bei den Taschengeldbeträgen eine große Spanne gibt, die von 5 Euro bis zu 150 Euro reicht, allerdings gab hier die betreffende Person an, für wirklich alles aufkommen zu müssen (Schulmaterial, Kleidung et cetera). Zwar ist das Taschengeld kein Kinderrecht, und somit sind auch keine festen Beträge festgelegt, doch Sigrid Kropp-Suttor empfiehlt Eltern, Kindern zwischen 10 und 12 Jahren ungefähr 12 bis 15 Euro pro Monat zu geben. Wir selbst finden die Regelung, die Höhe des Taschengeldes dem Jahrgang anzupassen, Teuer: Sparziel Handy Foto privat den man besucht, am besten. Also in der fünften Klasse 5 Euro pro Woche, in der sechsten Klasse 6 Euro und so weiter. So wächst das Taschengeld mit dem Alter angemessen mit. Viele Schüler und Schülerinnen geben ihr Geld für Kleidung und Elektrogeräte aus. Einige kaufen sich auch Essen und Trinken. Erstaunlicherweise sparen viele Kinder ihr Geld, ohne dabei ein bestimmtes Ziel zu verfolgen. Anderen reicht der monatliche Zuschuss einfach nicht. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, sein Taschengeld aufzustocken. Zwar dürfen Kinder und Jugendliche laut Jugendarbeitsschutzgesetz unter 15 Jahren keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, doch können sie mit Einwilligung der Eltern eine leichte Beschäftigung aufnehmen, wenn sie das 13. Lebensjahr vollendet haben. Dabei müssen alle Jobs leicht sein und dürfen Sicherheit, Entwicklung und Gesundheit der Kinder nicht gefährden. Zulässige Beschäftigungen sind zum Beispiel das Austragen von Zeitungen, Zeitschriften oder Arbeiten in privaten und landwirtschaftlichen Haushalten. Im Supermarkt findet man häufig am Aushang Zettel von Privatpersonen, die Hilfe brauchen im Garten oder fürs Baby- sitting. Man könnte auch den Nachbarn helfen und ihre Brötchen oder Zeitung holen, vielleicht auch mit dem Hund Gassi gehen. Oder helft euren Eltern, und ihr verdient womöglich dazu! Wenn man in einem Fach gut ist, kann man auch Nachhilfe geben. Das Gute dabei ist, man wiederholt für sich den Stoff und hilft gleichzeitig jemand anderem. Für ein gutes Zeugnis oder eine gute Arbeit gibt es dann vielleicht auch einen Bonus. Man kann auch Sachen auf dem Flohmarkt oder über Internetauktionshäuser verkaufen, die einem zu klein geworden sind oder einfach keinen Spaß mehr machen, beispielsweise das alte Dreirad oder „Bob der Baumeister“-Spielzeug. Die meisten der von uns befragten Schüler und Schülerinnen müssen sich nichts dazuverdienen, aber es gibt durchaus Kinder und Jugendliche, die Zeitung austragen, Putzen gehen, Medikamente ausfahren oder babysitten. Wir denken, dass es wichtig ist, selbst Geld zu verwalten und den richtigen Umgang damit früh zu erlernen. Außerdem haben wir ganz schön viel erfahren dafür, dass es immer heißt: „Über Geld spricht man nicht!“ Klasse 5a, Carl-Schurz-Schule FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG Meine Zeitung M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 5 Klasse 10b der Sophienschule Klasse 6b der Main-Taunus-Schule, Hofheim Klasse 7a der Anna-Schmidt-Schule Klasse 6 der Privaten Kant-Schule Klasse 7 der Privaten Kant-Schule Klasse 5b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Klasse 8 der Privaten Kant-Schule Klasse 5e der Ernst-Reuter-Schule Klasse 6c des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Klasse 5 der Privaten Kant-Schule Klasse 5b der Ernst-Reuter-Schule Klasse 8d des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums Klasse 6d der Carl-Schurz-Schule Klasse G7a der Schule am Ried Klasse 6b des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums SEITE B 4 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0 Die Klasse 5a der Frankfurter Karmeliterschule Meine Zeitung Die Klasse 5c des Gymnasiums am Riedberg F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Die Klasse 5a des Gymnasiums am Riedberg Viele junge kluge Köpfe Mehr als 30 Klassen aus 17 Schulen haben 2010 bei „Meine Zeitung“ mitgemacht. Sie haben nicht nur die Zeitung gelesen, sondern auch Themen in Langzeitprojekten verfolgt, und die meisten haben auch selbst geschrieben. Klasse 7 der Freiherr-von-Schütz-Schule für Hörgeschädigte aus Bad Camberg Die Klassen wurden fotografiert von Wonge Bergmann, Wolfgang Eilmes, Helmut Fricke, Jens Gyarmaty, Michael Kretzer, Verena Müller, Frank Röth und Lucas Wahl. Klasse 7b der Georg-Büchner-Schule 7d der Georg-Büchner-Schule Klasse 7a der Falkschule Klasse 7b der Falkschule Die Klasse 7a der Musterschule Klasse 5a der Carl-Schurz-Schule Klasse 8a der Geschwister-Scholl-Schule Klasse 7d der Helmholtzschule Klasse 7d der Carl-Schurz-Schule FRANKFU RT ER A L LG EM E I NE Z E I TU NG Meine Zeitung M O N TAG , 2 1 . JU N I 2 0 1 0 · N R . 1 4 0 · S E I T E B 3 Im Gespräch: Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) „Dieses Gymnasium habe ich mir ausgedacht“ Frau Ebeling, wie wird man eigentlich Bürgermeisterin? Die Bürgermeisterin wird vom Stadtparlament gewählt. In den allermeisten Fällen muss man in einer Partei und dort anerkannt und gemocht sein. der sozialen Herkunft viel stärker abhängig ist als in anderen Ländern. Insbesondere Kindern, die zu Hause nicht Deutsch sprechen, fehlt eine individuelle Förderung in der deutschen Sprache. Außerdem brauchen wir mehr Schulen, die ganztags arbeiten, in denen man nicht nur lernt, sondern auch auf spielerische Art und Weise arbeiten kann. Wollten Sie schon immer Politikerin werden? Bis ins Alter von 38 Jahren bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, Politikerin zu werden. Ich habe mich aber immer schon für Politik interessiert, war in der Umwelt- und in der Frauenbewegung aktiv. Außerdem empfiehlt es sich immer, vorher einen anderen Beruf erlernt zu haben, denn in der Politik sollte man seine Unabhängigkeit bewahren und zum Beispiel sagen können: Jetzt geht ihr mir aber so auf den Geist, ich gehe wieder in die Schule zurück und werde Lehrerin! Was wollten Sie als Kind werden? Als ich klein war, wollte ich Löwenbändigerin werden oder Tigerdompteuse, später Tierärztin und dann Schriftstellerin. Was sind Ihre Aufgaben als Bürgermeisterin? Als Bürgermeisterin vertrete ich die Oberbürgermeisterin, wenn Frau Roth andere Termine wahrnehmen muss. Zum Beispiel leite ich dann auch die Magistratssitzung. Es gibt viele Veranstaltungen im Römer, bei denen Schauspieler, alte oder junge Menschen und ausländische Delegationen begrüßt werden. Außerdem höre ich mir die Nöte und Sorgen der Bürger an und versuche wenn möglich etwas dagegen zu unternehmen. Es ist nebenbei etwas ganz Ungewöhnliches, dass zwei Frauen an der Spitze der Stadtregierung stehen. Was finden Sie besser, G8 oder G9? Ich finde es im Prinzip richtig, dass man in Deutschland auf G8 umgestellt hat, auch im Vergleich zum Ausland. Die Umstellung von G9 auf G8 ist allerdings nicht immer gut gelungen. Wenn man nur acht Schuljahre hat, muss man seinen Stoff ja anders lernen. Man hätte besser in der Oberstufe kürzen und nicht alles in die Mittelstufe packen sollen, wo die Kinder in der Pubertät eh’ ein bisschen von der Rolle sind. Schulbesuch: Dezernentin Jutta Ebeling stellt sich den Fragen. Ursprünglich wollte Jutta Ebeling einmal Tiger bändigen. Im Interview spricht sie über ihre Arbeit als Bürgermeisterin, das Bildungssystem und ihre eigene Schulzeit. Foto privat bar, weil die Italiener mich wirklich verstanden und mir zugeklatscht haben. Die Stadt Frankfurt unter dem Sternenhimmel in Verona vertreten zu können war ein sehr schönes Erlebnis für mich. Welche Entscheidung ist Ihnen während Ihrer Berufstätigkeit besonders schwer gefallen? Nach der Wiedervereinigung in den neunziger Jahren gab es eine Zeit, in der das Geld sehr knapp war und ich, obwohl ich das Lesen liebe, auch Bibliotheken schließen musste. Haben Sie schon einmal einen wichtigen Termin verpasst, zu dem Sie eingeladen waren? Wenn ich in meinem Büro sitze und die Zeit vergesse, kommt jemand herein und sagt, Frau Ebeling, wir müssen los. Wenn ich so ein wunderbares Büro nicht hätte, hätte ich sicher schon viele Termine verpasst. Was war bisher Ihr schönstes oder aufregendstes Erlebnis in Ihrem Beruf? Anlässlich Goethes Geburtstags konnten Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt per Zug fünf Tage lang die Italienreise Goethes miterleben, und es wurde Goethe rezitiert. Am Ende der Veranstaltung wurde ich entgegen jeder Absprache aufgefordert, eine Rede zu halten. Nun kann ich zwar ein wenig Italienisch, aber mir ist der Schweiß ausgebrochen, weil ich mir gar keine Rede überlegt hatte. Aber dann habe ich doch geredet und fand es so wunder- Wie finden Sie das Bildungssystem in Deutschland? Würden Sie am derzeitigen Bildungssystem etwas verändern, wenn ja, was? Ein Grundproblem ist, dass in Deutschland der Bildungserfolg von Was ist das Besondere an der Frankfurter Schullandschaft? Mein Bestreben ist es, dass es für jede Schülerin und jeden Schüler die passende Schule gibt, zum Beispiel nicht nur Gymnasien oder nicht nur Integrierte Gesamtschulen. Wir haben eine breite Spanne internationaler Bildungseinrichtungen, unter anderen eine Französische Schule, eine Japanische Schule, eine Europäische Schule, die Vielfalt der Frankfurter Schullandschaft ist wirklich außergewöhnlich. Wie finden Sie die Neugründung des Gymnasiums Riedberg? Die Frage freut mich besonders, weil ich mir in gewisser Weise dieses Riedberg-Gymnasium ausgedacht habe. Ich hatte die Idee, an diesem Ort mit seiner Nähe zur Uni ein Gymnasium zu gründen, das eine ganz besondere Schule werden sollte. Und wenn ich sehe, welch glücklichen Eindruck ihr macht, dann war die erste Gymnasiumsgründung seit hundert Jahren eine sehr gute Entscheidung. Hat sich Schule im Vergleich zu Ihrer eigenen Schulzeit verändert? Früher waren die Klassen größer, über 45 Schülerinnen und Schüler in der 5. Klasse, die Lehrer waren sehr autoritär. Heute sind die Schulen demokratischer geworden: Schülerinnen und Schüler haben nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Ich glaube, dass ihr manchmal auch viel interessante- ren Unterricht habt, mit anderen Arbeitsformen als Frontalunterricht. Dabei lernt man das Lernen besser, als wir es gelernt haben. Sind Sie gerne zur Schule gegangen? Meistens bin ich gerne in die Schule gegangen. Am meisten habe ich mich aber auf meine Freunde gefreut, denn ich bin Einzelkind. Meine Schreckensfächer waren Mathe und Latein. Unsere Lateinlehrer waren so autoritär, dass man nachts nicht schlafen konnte vor lauter Angst. Wenn man solche Angst hat, kann man natürlich auch nicht gut lernen. Waren Sie eigentlich eine gute Schülerin, was war Ihr Notendurchschnitt? In einigen Fächern wie Deutsch, Musik, den Sprachen und Kunst war ich ziemlich gut und in anderen Fächern ziemlich schlecht, so dass ich euch gestehen muss, dass ich einmal, allerdings mit elf anderen auch, sitzengeblieben bin. Das hat die Sache einfacher gemacht, da man nicht alleine war. Die Durchschnittsnote war damals nicht so wichtig. Es war wichtig, dass man das Abitur macht, aber es war nicht entscheidend, ob man das jetzt mit 1 oder mit 3 macht. Können Sie uns SchülerInnen ein paar Lerntipps geben? Ihr solltet versuchen, an jedem Tag und insbesondere in den Fächern, die euch schwerfallen, etwas Aufregendes zu entdecken und neugierig zu sein. Wichtig erscheint mir auch, Arbeiten nicht aufzuschieben und in aller Ruhe zu machen, denn unter Druck und Stress lernt man nicht gut. Das gelingt mir übrigens auch nicht immer. Macht Ihnen Ihr Beruf denn Spaß? Wenn es mir keinen Spaß gemacht hätte, hätte ich ihn nicht 20 Jahre gemacht. Da man immer nach sechs Jahren wiedergewählt werden muss, hat man immer wieder die Möglichkeit aufzuhören. Zum Abschluss würden wir gerne von Ihnen wissen, was Sie gerne in Ihrer Freizeit machen? Leider ist meine Freizeit vergleichsweise begrenzt. Wenn ich welche habe, koche oder lese ich, treffe mich mit Freunden oder spiele gerne. Das Gespräch führte die Klasse 5c des RiedbergGymnasiums. Jeder erlebt den Verkehr aus seinem Blickwinkel Das GoetheGymnasium liegt an der Friedrich-EbertAnlage, einer großen Ausfallstraße. Die Klasse 5a hat sich mit dem Verkehr beschäftigt. D ie Stichprobe: Am 15. April 2010 haben die Schüler den Verkehr rund um ihre Schule an verschiedenen Stationen aufgezeichnet: Es fuhren zwischen 8.30 und 9 Uhr 1953 Autos vor unserer Schule vorbei; 828 in Richtung Messe und 1125 in Richtung Innenstadt. Gleichzeitig überquerten 115 Fußgänger die Friedrich-EbertAnlage und 111 die Erlenstraße in Richtung Goethe-Gymnasium; 79 Fußgänger überquerten die Rheinstraße vom Goethe-Gymnasium kommend in Richtung U-Bahn-Station und umgekehrt. Dafür standen ihnen 66 Grünphasen zur Verfügung. 95 Fußgänger gingen über Rot. Von den 1953 Autos fuhren 85 über Gelb und 27 über Rot. In der gleichen Zeit hielten 14 U-Bahnen in der Station „Festhalle/ Messe“; wobei 1025 Fahrgäste ausstiegen und 168 einstiegen. 10 U-Bahnen waren pünktlich, 4 unpünktlich. In der gleichen Zeit hielten 14 Straßenbahnen an der Haltestelle „Hohenstaufenstraße“, und 40 Fahrgäste stiegen ein und 75 aus. Von den 14 Straßenbahnen waren 2 pünktlich. Einmal gab es einen Straßenbahn-Stau, weil eine Linie nicht weiterfahren konnte, da sich wegen Überfüllung die Türen nicht schlossen. Eine Frau mit Koffer, die als Letzte eingestiegen war, musste wieder aussteigen, dann konnte die Tür geschlossen werden, und die Bahn fuhr weiter. Auch der Autoverkehr staute sich – direkt vor unserer Schule. Einige Autofahrer hupten. Am 20. April maßen wir vor unserer Schule zwischen 8.30 und 9 Uhr Dezibelwerte zwischen 62 und 78 und einen Mittelwert von 71. (Die Geräuschpegelmessungen wurden durch Alexander Müller von der Abteilung Bauphysik der Bauperformance GmbH durchgeführt.) Klasse 5a Goethe-Gymnasium Mit der Straßenbahn Ich fahre von Niederrad aus mit der Straßenbahn zur Schule. Wenn ich zur ersten Stunde Unterricht habe, nehme ich die Bahn um 7.25 Uhr. An der Station „Niederräder Landstraße“ steige ich ein. Von dort aus sind es acht Stationen bis zur Haltestelle „Platz der Republik“ in der Nähe des Hauptbahnhofs. Dort steige ich in die Linie 16 und fahre bis zur „Hohenstaufenstraße“. Jetzt muss ich nur noch die Friedrich-Ebert-Anlage überqueren, um die Schule zu erreichen. Auf meinem Weg begegne ich anderen Verkehrsteilnehmern. Alle scheinen ein besonderes Ziel zu haben: ihren Arbeitsplatz. Wenn ich aus dem Straßenbahnfenster gucke, sehe ich Autos aller Farben und Marken, aber auch Radfahrer und zahlreiche Fußgänger. Manche rennen und manche gehen ruhig ihren Weg entlang. Die Leute in der Bahn verhalten sich eher still. Einige lesen die Zeitung oder ein Buch. Andere stehen einfach nur da und warten, bis sie aussteigen müssen. Wieder andere schauen aus dem Fenster. Ich sehe auch Schüler, die Hausaufgaben machen. Ich denke über die Schule nach und überlege, wie der heutige Schultag wohl ablaufen wird. Ich überlege, was wir heute im Unterricht behandeln werden. Und schließlich: Wie wird die Pause verlaufen? Und natürlich hoffe ich, dass wir nicht zu viele Hausaufgaben aufbekommen werden. Ich rechne schon mal aus, wann ich wieder zu Hause bin und wie ich wohl meine Freizeit verbringe. Um 7.50 Uhr komme ich in der Schule an. Gleich wird der Unterricht beginnen. Inzwischen treffen auch meine Mitschüler und Mitschülerinnen ein. Wenn ich alleine laufe, dann halte ich immer meinen Kopf gesenkt. Wozu soll ich geradeaus schauen? Meine Füße kennen den Weg in und auswendig. Ich sehe jeden Tag das Gleiche. Der Boden ist viel interessanter. Ich sehe immer was anderes. Zum Beispiel Ameisen, die von meinen Füßen weglaufen, Löcher im Asphalt und das Muster vom Boden. Außerdem kann man so besser träumen. Ich träume manchmal davon, mich zu einer anderen Person zu verwandeln oder hoch über die Wolken zu fliegen. Wenn ich dann aufgucke, habe ich eine ganz schöne Strecke zurückgelegt. Über die Schule denke ich nicht gerne nach, weil die Gedanken – Habe ich alles dabei? Habe ich alle Hausaufgaben gemacht? Wo habe ich als erstes Unterricht? – mich nervös machen. Ein Menge Kinder haben sich schon im Hof der Falkschule angesammelt, das heißt für mich, dass es kurz vor 8 Uhr ist. Ich renne los. Neben der Baustelle gegenüber der Falkschule steht ein riesengroßes Auto. Ich laufe daran vorbei und beeile mich, über die Ampel zu kommen. Von weitem sehe ich schon die Schülerwelle. Die Schülerwelle sind Kinder, die mit der U-Bahn zur Schule kommen. Es sind nicht nur ein paar, sondern sehr viele! Jane hat den Namen Welle erfunden. Alle drei hintereinanderstehenden Ampeln sind jetzt grün. Ich renne wieder los. Um noch die hinterste Ampel auf grün zu erwischen, muss ich auf den letzten Metern Gas geben. Sarang Kim Mit dem Rad Ich fahre mit dem Fahrrad zur Schule. Wenn ich zur ersten Stunde Schule habe, setze ich mich um 7.45 Uhr aufs Fahrrad und fahre los. Ich versuche, immer früher in der Schule zu sein als die Schüler, die mit der U- Bahn kommen. Es kommen immer so viele Schüler aus der U- Bahn Station, dass ich sonst umgerempelt werde. Auf dem Weg zur Schule sehe ich viele Leute in Anzügen und Kostümen. Manche haben Aktenkoffer dabei. Die meisten gehen in einem der vielen Hochhäuser arbeiten. Wenn ich mit meinem Fahrrad an diesen Hochhäusern vorbeifahre und die Menschen darin verschwinden sehe, stelle ich mir vor, dass sie in einem schönen Büro ganz oben arbeiten und einen tollen Blick über die ganze Stadt haben. Kurz nachdem ich zu Hause losgefahren bin, muss ich über eine kleine Straße und bin dann auf dem Westendplatz. Anna Hones Mit der U-Bahn Ich fahre mit der U-Bahn zur Schule. Wenn ich zur ersten Stunde Schule habe, nehme ich eine U-Bahn um 7.35 Uhr zur Schule. Ich steige an der Station Holzhausenstraße in die Line U1, U2 oder U3 in Richtung Südbahnhof ein. Dann fahre ich vier Stationen bis Willy-Brandt-Platz. Dort steige ich in die U4 um, und fahre zwei Stationen weiter zur Station Festhalle/Messe. Um zur U-Bahn zu kommen, muss ich eine kleine Straße entlanglaufen. Sie ist kurz, und es fahren selten Autos. Am Ende dieser Straße gehe ich nach rechts und laufe die Eschersheimer Landstraße entlang. Sie ist sehr breit und sehr lang. Hier fahren sehr viele Autos. Nun muss ich über die Bremer Straße gehen. Von allen Seiten kommen Autos. Jetzt ist die Ampel grün, und ich gehe über die Straße. Ich muss nur noch ein paar Meter laufen, und endlich bin ich an der U-Bahn Station. Schnell laufe ich die Treppe zum Bahnsteig hinunter. Die U-Bahn fährt ein. Viele Menschen steigen aus und drängeln an mir vorbei. Marie-Luise Vörös Zu Fuß Ich gehe zu Fuß, weil ich es umweltfreundlicher finde. Manchmal treffe ich Jane vor der Haustür und wir laufen zusammen zur Schule. Dabei quatschen wir. Wenn ich zur ersten Stunde gehe, muss ich um 7.30 Uhr von zu Hause los. Ich treffe Jane nur zufällig. Heute habe ich sie nicht getroffen. Wahrscheinlich ist sie wieder früher losgegangen oder hat verschlafen. Jedenfalls laufe ich heute also alleine. So was finde ich blöd, weil alles so langweilig ist. Dort ist eine große Wiese, und ich sehe immer Leute, die ihre Hunde ausführen. Viele Hunde sehen so süß aus, dass ich denke, ich würde auch gerne einen haben. Dafür habe ich aber eine süße Katze, die nicht ausgeführt werden muss. Nach dem Westendplatz fahre ich über zwei Zebrastreifen, um auf die richtige Straßenseite zu kommen, die zur Schule führt. Auf meinem Schulweg begegne ich auch manchmal Schulkameraden. Ich steige dann ab, schiebe mein Fahrrad und wir unterhalten uns den restlichen Weg darüber, was wir in den letzten Tagen gemacht haben. Es ist mir auch schon passiert, dass ich etwas vergessen habe. Also fahre ich wieder zurück, um es zu holen. Dabei muss ich mich sehr beeilen, zum Glück ist in unserem Viertel nicht viel Verkehr. Das letzte Stück Weg kann ich nur noch langsam fahren, weil viele Schüler in Gruppen auf dem Bürgersteig laufen, die auch zur Schule gehen. Wenn ich in der Schule ankomme, schließe ich mein Fahrrad ab und habe meistens noch ein bisschen Zeit, um mit meinen Freunden zu spielen. Die Fassade der Schule wird verschönert, der Verkehr bleibt. Foto Wolfgang Eilmes Christian Focken Hinter den Kulissen der Politik Im Römer: Gespräch mit einem Stadtverordneten V ielen Dank, dass ihr mir so aufmerksam zugehört habt“, sagte Manuel Stock, jüngster Stadtverordneter Frankfurts und Parteimitglied der Grünen. Knappe zwei Stunden vorher hatten wir uns an der U-Bahn-Station Enkheim getroffen und dachten noch, was an einem Interview mit einem Stadtverordneten so interessant sein könnte. Auch der Fußweg mit unserer „PoWi“-Lehrerin Frau Fenge kam uns allen ewig lang vor. Doch der Gedanke, als Schulklasse mit so einem wichtigen Mann zu reden und ihm viele Fragen zu stellen, ging uns nicht aus dem Kopf, und so gingen wir, die Klasse G7a der Schule am Ried, durch einen Hintereingang des Frankfurter Römer in den Sitzungsraum. Dort angekommen, begrüßt uns der 28 Jahre alte Manuel Stock erst einmal und stellt sich vor. Dann kann das Interview beginnen. „Was wollen Sie für die Frankfurter Schüler unternehmen?“, möchten wir als Erstes wissen. Herr Stock sagt: „Wir wollen Sozialarbeiter an allen Schulen einführen und alle Klassenräume gut gestalten und erneuern.“ Außerdem informiert er uns ausführlich über die verschiedenen Überlegungen zur verkürzten Gymnasialzeit, die sogenannte G8, was für uns ein besonders interessantes Thema ist. Er erklärt: „Die Schulen sollten selbst entscheiden können, ob sie G8 oder G9 wollen.“ Uns interessiert auch, warum G8 bei uns nicht so gut funktioniert wie in anderen Bundesländern. Stock vertritt die Ansicht, dass G8 nicht richtig ungesetzt wurde und darum die Schüler zu viel Lehrstoff bewältigen müssten. Manuel Stock sitzt für Die Grünen im Stadtparlament. Foto privat „Wie können sich Kinder in der Politik engagieren?“, fragt unsere Lehrerin und schneidet damit ein neues Thema an. Darauf antwortet Stock, die Ortsbeiräte beispielsweise hätten Kinderbeauftragte, an die man sich wenden könne. Außerdem gebe es in einigen Städten Kinderparlamente, wo Kinder und Jugendliche Vorschläge machen können. Wir stellen weitere Fragen, auf die der Politiker so antwortet, dass wir ihm gut folgen können. 10.30 Uhr. Frank Feller, der uns netterweise durch den Römer führen wird, betritt den Tagungsraum. „Nehmt eure Jacken und Rucksäcke, es geht los!“ Wir laufen durch lange Gänge und endlose Korridore. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel kommen uns viele Leute entgegen, die Sachen tragen oder miteinander reden, denn am nächsten Tag ist „Tag der offenen Tür“ im Römer. Durch eine große Tür betritt die Klasse schließlich einen sehr großen und weiten Raum, den Plenarsaal. Wir staunen nicht schlecht. Die zahlreichen Stühle, Pulte und das große Rednerpult mit den vielen Knöpfen dürfen wir inspizieren. Wir stellen Fragen und bekommen ausführliche Antworten. Fotografieren ist erlaubt, doch während unser Führer spricht, tun wir dies nicht, weil es ja unhöflich wäre. Die Sitze, auf denen wir Platz nehmen, sind sehr bequem, dennoch ist es für uns schwer zu verstehen, wie Politiker es stundenlang dort aushalten. Nach dem Gruppenfoto vor dem Rednerpult gehen wir zu einem weiteren Saal, dem Kaisersaal. Dieser ist ebenfalls ziemlich groß, aber um einiges kleiner als der Plenarsaal. Das Erste, was uns auffällt, sind die vielen Porträts von Kaisern und ein weiteres Pult, das verwendet wird, wenn Prominente im Goldenen Buch der Stadt unterschreiben. Wir erfahren eine Menge über die Gemälde und die Geschichte der Stadt Frankfurt. Anschließend stellen sich einige an das Pult und lassen sich fotografieren. Wir sehen auch aus den Fenstern und erkennen den berühmten Balkon, den wir aber nicht betreten dürfen, weil dies nur für besondere Anlässe vorgesehen ist. Nach der Führung machen wir erst mal eine Pause vor dem Römer und sehen ihn uns von außen an. Den Mädchen der Klasse fällt ein Brautpaar auf, das vor uns auf der Bank sitzt. Wir sprechen uns kurz ab. Als wir wieder aufbrechen, entfernen wir uns zehn Schritte von dem Brautpaar, drehen uns dann um und rufen ihnen „Viel Glück!“ zu. Sie lächeln. Anschließend machen wir uns langsam auf den Rückweg zur U-Bahn, nicht ohne unsere Lehrerin noch zu einem Zwischenstopp bei der nächsten Eisdiele zu überreden. Bevor wir an diesem sommerlichen Tag in die Bahn steigen, kauft unsere Lehrerin noch eine Postkarte, auf der wir uns bei Herrn Stock bedanken. Klasse G7A der Schule am Ried Meine Zeitung SEITE B 2 · MO NTAG, 21 . JUNI 2 0 1 0 · N R. 1 4 0 Mit der Aufzug-Achterbahn zum Garten Sehen wie ein Blinder Dialogmuseum: Eine Welt im Dunkeln erleben W ir haben beschlossen, mit unserer Klasse ins Dialogmuseum zu gehen. Denn wir wollen herausfinden, wie es ist, wenn man blind ist und die Welt nicht (mehr) sehen kann. Wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Ich erschrecke mich, als ich aus dem lichterfüllten Raum mitten ins Dunkle geführt werde. Mit Blindenstöcken zur Orientierung führt uns ein Blindenführer durch sechs stockfinstere Räume. Im Hintergrund kann ich unterschiedliche Geräusche hören wie das Plätschern eines Baches, hupende Autos auf der Straße und zwitschernde Vögel. Trotz der Dunkelheit kann ich mir vorstellen, wie der Raum aussehen könnte. Wir hören nicht nur, sondern können auch viele Dinge ertasten und spüren, wie Obst und Gemüse in einem nachgestellten Gemüsemarkt. Schließlich kommen wir in einen Tonraum. Zuerst erklingt kein einziger Ton, dann setzen wir uns, und es ertönt beruhigende, aber auch schöne Musik. Es ist der Klangraum. Jetzt höre ich die Geräusche des Wassers. Ich steige in ein Boot. Eine kleine Zurück im Licht F R A N K F U RT E R A L LG E M E I N E Z E I T U N G Foto Daniel Pilar Bootstour über den Main wird simuliert. Ich merke nicht, dass sich das kleine Boot die ganze Zeit auf einer Stelle hin und her bewegt. „Der letzte Raum“, sagt unser Führer, „wird eine Dunkelcafeteria sein.“ Nacheinander rutschen wir auf die Bänke, bekommen gesagt, was man kaufen kann und wie viel es kostet. Die blinden Kellner können anhand der Größe des Geldstückes oder des Geldscheines erkennen, welches es ist, und geben den passenden Betrag zurück. Als wir am Ende des Rundgangs ankommen, ist alles so hell. Ich hatte mich schon an die Dunkelheit gewöhnt. Jetzt weiß ich, dass auch Blinde auf ihre Art „sehen“ können. Es war eine neue und aufregende Erfahrung für uns, wie ein Blinder zu „sehen“. Klasse G7c der Schule am Ried Der CommerzbankTurm ist ein beeindruckender Bau mit Gärten und Aufzügen. Ein Besuch auf dem höchsten Dach der Stadt. Judith sieht fern. W ow !“, ruft einer unserer Mitschüler. ,,Ist das hoch!“ Eine andere sagt verängstigt: „Ich will da nicht hoch!“ Herr Muschelknautz, der ehemalige Facilitymanager der Commerzbank, versucht uns zu beruhigen und meint scherzhaft, das Gebäude sei doch nur 259 Meter hoch – und damit nur das zweitgrößte in Europa. Als wir das Gebäude betreten, sehen wir lauter feine Leute in schönen Anzügen. Zum Staunen bringt uns auch die hohe Decke. Herr Muschelknautz erklärt, dass der englische Architekt Norman Foster das Foyer dreieckig gestaltet hat und es nicht, wie üblich in Hochhäusern, in der Mitte die Aufzüge gibt. Als das Gebäude 1994 bis 1997 erbaut wurde, galt dies als eine revolutionäre und eigenwillige Idee. In der Mitte des Foyers gibt es keine Decke, sondern man kann bis hoch in den 55. Stock schauen. Als wir die Aufzüge betreten und der Aufzugführer versucht, uns das komplizierte Aufzugsnetz zu erklären, blicken ihn viele grübelnde und nachdenkliche Gesichter an. Denn nicht alle 16 Aufzüge fahren von der Lobby bis in den 55. Stock. Zwei von ihnen fahren vom Erdgeschoss bis in den 19. Stock, zwei andere vom 19. in den 36. Stock. Für zwei jedoch beginnt die Fahrt erst im 36. Stock, und Endstation ist dann im 55. Stock. Nur zwei Aufzüge fahren von der Lobby ganz hinauf bis zum 55. Stockwerk. Eine gelungene Abwechslung sind auch die sechs Glasaufzüge, durch die man, wenn man mit ihnen fährt, einen wunderbaren Blick nach draußen hat. Manch einem bleibt jedoch fast das Herz stehen, wenn der Aufzug mit einer Geschwindigkeit von sechs Metern pro Sekunde in die Höhe schießt. Als wir aus den Aufzügen aussteigen, ist die Meinung der Klasse geteilt. Eine Hälfte von ihnen will nie wieder diesen Aufzug betreten. Der andere Teil der Klasse jedoch bittet Herrn Muschelknautz, noch einmal mit der „lustigen Achterbahn“ fahren zu dürfen. Oben auf dem Dach der Commerzbank angekommen, wird die ansonsten sehr lebhafte Klasse ruhig und nachdenklich, als sie auf das schöne, aber leider an diesem Tag etwas vernebelte Panorama der schönen Stadt Frankfurt blickt. Unsere Lehrerin bittet Herrn Muschelknautz, doch ein paar wichtige Fakten über die Commerzbank zu erklären. Herr Muschelknautz versucht uns die Zahlen so an- Foto privat Den Sternen so nah Ein Blick in den Himmel und viele Antworten A Oase für Bankmitarbeiter: Cafeteria unter Bäumen in einem der oberen Stockwerke des Commerzbank-Turms. schaulich wie nur möglich darzustellen. Die Gesamtgrundfläche beträgt 120 736 Quadratmeter. „Wie viele Arbeitsplätze, schätzt ihr, bietet die Commerzbank?“, fragt uns Herr Muschelknautz. Die Schüler raten: Es könnten etwa 1500 Arbeitsplätze sein. Aber Herr Muschelknautz lacht und verrät uns die Zahl von 2400 Arbeitsplätzen. Nach einem kurzen Gruppenfoto verlassen wir das Dach und fahren einige Stockwerke hinunter. Zu unserer Verwunderung sehen wir in dem neumodischen so gepflegtem Hochhaus Bäume wie in der Natur gen Himmel wachsen. Herr Muschelknautz erklärt uns das beeindruckende Bild folgenden Worten: Die Pflanzen sorgen für natürliche Luft und Licht. Die Gärten sind in jedem vierten Stockwerk wie eine Spirale ausgerichtet. Es gibt insgesamt neun Gärten. Drei von ihnen sind nach Osten ausgerichtet und haben das Thema asiatische Vegetation. Die drei Gärten, die nach Süden ausgerichtet sind, entsprechen der mediterranen Vegetation. Die anderen drei Gärten, die nach Westen ausgerichtet sind, haben das Thema nordamerikanische Vegetation. Die Gärten sind aber nicht nur für natürliche Luft und Licht zuständig, sondern sie sind auch noch eine Energiesparhilfe. Was noch zum Vermindern des Energieverbrauchs beiträgt, ist, dass das Gebäude von einer zweischaligen Fassade umgeben ist. Nach dieser doch sehr langen und ausführlichen Erklärung müssen wir leider schon wieder zurück in die Lobby, da sich unser Ausflug nach „Mainhattan“ schon wieder dem Ende zuneigt. Allerdings lässt Herr Muschelknautz sich doch noch so viel Zeit, um unsere Fragen und die unserer Lehrerin zu beantworten. Eine Schülerin fragt Herrn Muschelknautz: „Wie lange braucht ein Aufzug von der Lobby bis in den 55. Stock?“ „Der Aufzug benötigt ohne Stopps in anderen Stockwerken 36 Sekunden, bis er oben angekommen ist“, beantwortet Herr Muschelknautz. Ein Junge meldet sich zu Wort und will wissen: „Wie viel hat der Foto dpa ganze Spaß gekostet, um das Gebäude zu bauen?“ Herr Muschelknautz beantwortet die Frage mit einem Lächeln: „558 Millionen Mark (fast 280 Millionen Euro) hat dieses Gebäude gekostet.“ Und unserer Lehrerin hatte dann zum Schluss dann noch die Frage, woraus denn das Hochhaus der Commerzbank eigentlich gebaut sei. „Das ist etwas kompliziert“, antwortet unser Begleiter: „Es gibt eine Stahlbetonkonstruktion, die das Gebäude sehr erdbebensicher macht. Das komplizierte am Bau dieses Hochhauses war, das Frankfurt auf einen Lehmboden gebaut ist und die Stahlstangen sehr tief in den Boden gesetzt werden mussten, damit es überhaupt hält.“ Wir bedankten uns bei Herr Muschelknautz für diese tolle Führung und den interessanten Einblick in den Bau des Hochhauses. Dies war ein Ausflug, den wir so schnell nicht vergessen werden. Von Lynn, Laura, Sofia, Alexandra, Sophia und ihren Mitschülern aus der Klasse 8a der GeschwisterScholl-Schule m 17. März war es soweit. Wir – die Klasse 5 der Karmeliterschule – durften die Sternwarte des Physikalischen Vereins in Frankfurt am Main besuchen und einen Fachmann zum Thema Weltall befragen. In der Schule hatten wir schon viele Fragen aufgeschrieben, die wir Herrn Heinrich, unserem Sternwartenführer, gleich zu Anfang unseres Besuches stellen konnten. Wir nahmen in einem Hörsaal Platz, dort beantwortete Herr Heinrich alles, was wir wissen wollten. Er erklärte uns, dass er hier seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich arbeitet und schon seit seiner Kindheit am Thema Weltall interessiert ist. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie beeindruckt er war, als er im Fernsehen verfolgte, wie der erste Mensch auf dem Mond landete. Wir sprachen außerdem über die Sternwarte, das Teleskop, die verschiedenen Planeten, Sterne, Sternbilder und Sternschnuppen. Besonders ausführlich ging Herr Heinrich auf unsere Fragen zu seinem Spezialgebiet ein: den Meteoriten. Es war toll, so viel Neues von einem Fachmann über unser Weltall zu erfahren. Nach unserem Interview führte uns Herr Heinrich über eine sehr lange Treppe zum Teleskopraum hinauf. Wir betraten den Raum, und das Fenster zum Himmel öffnete sich. Herr Heinrich richtete das Teleskop aus und erklärte uns, wie man am besten etwas am Himmel entdecken kann. Jeder probierte das Teleskop einmal aus: Wir waren begeistert. Jeden Freitag kann man kostenlos in der Sternwarte die Sterne beobachten. Wir werden bestimmt wieder mal dort vorbeischauen. Wir danken Herrn Heinrich, der uns den Sternenhimmel etwas näher gebracht hat. Klasse 5 der Karmeliterschule Nachwuchs bei den Kattas Ein guter Riecher für Explosives Auf der Suche nach Jungtieren im Frankfurter Zoo Wo Ernst zum Spiel wird: Bei der Hundestaffel arbeiten Tier und Polizist zusammen D ie Kattas sind mit den Halbaffen verwandt und zählen zu der Gruppe der Lemuren, leben in vegetationsarmen Gebieten und sind Bewohner des Waldes. Sie leben in gemischten Gruppen und ernähren sich hauptsächlich von Früchten, Blättern, Gräsern und Rinde. Der Frankfurter Zoo hat eine Familie Kattas, es sind sechs Tiere. Am 11. Februar kamen zwei Junge zur Welt, am 18. Februar noch einmal ein Junges. Die Paarungszeit der Kattas ist zwischen November und Dezember. Die Kattababys verweilen 128 bis 137 Tage im Mutterleib, bis sie geboren werden. Die Geburt verlief im Zoo normal. Die Mutter brachte ihre Neugeborenen in ihrem Gehege auf die Welt, während sich die anderen Tiere um sie herum versammelten. Ein Eingreifen der Tierpfleger war nicht nötig, weil es nicht zu Komplikationen kam und die Mutter ihre Jungen auch nicht verstoßen hat. Im Falle einer Abstoßung wären die Neugeborenen von den Tierpflegern aufgezogen worden. Die Kattajungen werden einmal am Tag gefüttert. Von dem Kot werden regelmäßig Pro- Aufzeichnungen: Falkschüler vor den Käfigen der Kattas im Affenhaus des Frankfurter Zoos. Foto Wonge Bergmann ben entnommen, um sicherzustellen, dass sich darin keine Parasiten befinden. Wir fragen den Tierpfleger: Gab es auch bei anderen Tieren in letzter Zeit Nachwuchs? Er antwortet uns, dass der Zoo ein Buch führt, in dem alle Arten verzeichnet sind. Darin steht auch, dass es kürzlich auch bei Blauhörnchen und Brillenvögeln Nachwuchs gab. Im Zoo ist das anders als in der freien Natur. Wir fragen ihn auch, welche Tiere besonders vermehrungsfreudig sind. Und er antwortet uns, dass die Nagetiere sehr vermehrungsfreudig seien. Sie bekommen zum Teil mehrmals im Jahr sechs bis acht Junge. Im Gegensatz dazu schlüpfen bei den Vögeln oft nur ein bis zwei Junge. Klasse 7b der Falkschule Mehr Chancen. Von Anfang an. Nach dem Abitur wollen Sie jetzt voll durchstarten: mit einer Ausbildung mit Zukunft, einem Dualen Studium oder einem spannenden, studienbegleitenden Praktikum. In einem Unternehmen*, das Ihnen exzellente Chancen bietet und in der weiten Welt der Wirtschaft zu Hause ist. Wenn das so ist: What’s next for your future? www.de.ey.com/karriere * Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht. H ol Dir den Drecksack“, feuert der Polizist seinen Hund an. Auf den Befehl „Fass“, stürzt dieser los. Er verbeißt sich in den Armschutz der Person, die in die Rolle des Verbrechers geschlüpft ist. Erst erstaunt, dann lauthals lachend beobachten wir, wie unsere Lehrerin von dem 36 Kilogramm schweren Schäferhund zu Fall gebracht wird. Wir befinden uns auf dem Gelände der Hundestaffel der Frankfurter Polizei. Staffel bedeutet „Gruppe“ und die Gruppe, das sind Hund und Hundeführer. Auf einem großen, grasbewachsenen Platz stehen verschieden hohe Hürden, eine Betonröhre und ein Reifen zum Durchspringen. Fröstelnd harren wir auf der windigen Wiese aus. Schließlich ist es erst Anfang April. Den Hunden scheint die Kälte gar nichts auszumachen, aber sie bewegen sich ja auch. Gerade wird uns vorgeführt, was die Polizeihunde alles beherrschen: Sie springen durch den Reifen, kriechen durch die Röhre und überwinden selbst die Hürden, um die ich lieber einen Bogen gemacht hätte, mit scheinbar müheloser Leichtigkeit. Hier kann sich kein Verbrecher durch Flucht seiner Verhaftung entziehen! Andreas Schmidt, einer der Hundeführer, berichtet uns, dass nur mit Lob und Belohnung gearbeitet wird. Die Belohnung besteht aber nicht aus einem Leckerli, sondern aus einem kurzen Spiel mit dem Lieblingsspielzeug. „Sonst würden wir unsere Hunde ja mästen“, wirft seine Kollegin Meike Jagusiak ein. Die Ausbildung für Polizeihunde dauert nur drei Monate. Sie wird vom angehenden Hundeführer und vom Hund gemeinsam absolviert. So lernen sie einander kennen und werden ein zusammengeschweißtes Team. „Mein Hund kennt mich besser als meine Frau“, sagt Detlev Pecha. „Er verbringt den ganzen Tag mit mir, fährt mit in den Urlaub und wohnt bei mir zu Hause.“ Sein Schäferhund Pat ist schon elf Jahre alt. „Gehen Polizeihunde denn nicht in Rente“, fragen wir. Der Hundeführer Detlev Pecha erklärt uns, dass Polizeihunde jedes Jahr eine Prüfung bestehen müssen, wenn sie sie nicht bestehen, werden sie ausgemustert. Die meisten Hunde werden von ihren Hundeführern mit nach Hause genommen. Sie sind dann sozusagen in Rente. Kann der Hundeführer seinen Hund aus irgendeinem Grund nicht nehmen, wird dieser an Interessenten vermittelt. Mich hat der Besuch bei der Hundestaffel sehr fasziniert, denn mit Hunden verband ich bisher nur „Streicheln“, „Händeabschlecken“ und „Stöckchenwerfen“. Jetzt habe ich mit eigenen Au- Hundeführerin, Meike Jagusiak, in dem Gebiet umher und tut so, als ob sie sein Lieblingsspielzeug versteckt! „Für den Hund ist das alles nur ein Spiel“, erläutert sie. „Die Bestätigung erfolgt nach der Suche durch Spielen mit seinem Spielzeug.“ Jagusiak lässt ihren Hund von der Leine. Erst läuft Luco scheinbar ziellos umher. Er ist immer wieder nahe an der rich- Der Schüler freut sich, dass er einen Armschutz trägt, sonst wäre der Biss des Wachhundes wohl recht unangenehm. Foto privat gen gesehen, dass Hunde noch viel mehr können. Insgesamt sehen wir an diesem Morgen drei Hunde mit ihren Hundeführern. Alle drei sind Schutzhunde. Sie sind dazu ausgebildet, ihren Hundeführer oder andere Personen zu beschützen. Der fünf Jahre alte Luco ist zusätzlich noch ein Suchhund. Er kann mit seiner Nase Sprengstoff und Patronenhülsen finden. Auch das wird uns demonstriert. Einer von uns darf eine Patronenhülse im Gras verstecken. Dann geht Lucos tigen Stelle. Wir haben es ihm aber auch besonders schwer gemacht: Über der Patronenhülse liegt ein Schokoriegelpapier. Als Suchhunde werden nur solche genommen, die ein sehr gutes Riechvermögen besitzen. Überhaupt kann ein Hund eine Million Mal besser riechen als der Mensch. Dann legt sich Luco auf den Boden und zeigt damit an, dass dort die Hülse liegt. Er hat sie gefunden – trotz Schokoriegel-Duft! Sophie Grapentin, Klasse 6c des Heinrich-von-Ga- gern-Gymnasiums