Ein Paradies für Ungläubige - am Institut für Physikalische Chemie
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Ein Paradies für Ungläubige - am Institut für Physikalische Chemie
Hans Sillescu in: Michael Kißener und Friedrich Moll, Hrsg., Ut omnes unum sint (Teil 3) Gründungsprofessoren der Chemie und Pharmazie, S. 85-100, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2009. Günter Victor Schulz (1905-1999) Begründer der Mainzer Physikalischen Chemie An einem nebligen Novembertag des Jahres 1945 stieß Günter Victor Schulz beinahe mit einem Radfahrer zusammen. Es handelte sich um den Mathematik-Professor Robert Furch, der an der Universität Rostock ein befreundeter Kollege gewesen war. Dieser gehörte jetzt als Mitglied zur Gründungskommission einer Universität, die in Mainz wieder entstehen sollte, und er war auf der Suche nach Professoren, die sich am Kriegsende vor den Russen in den Westen absetzten konnten. Er fragte Schulz, ob er den Lehrstuhl für Physikalische Chemie in Mainz übernehmen wolle, und dieser sagte sofort zu. So etwa wird in den Lebenserinnerungen 1 von G. V. Schulz der Anfang der Mainzer Physikalischen Chemie beschrieben. In der nachfolgenden Betrachtung wird, überwiegend an Hand seiner Lebenserinnerungen, der Weg von Schulz durch die „Wirren des zwanzigsten Jahrhunderts“ nachgezeichnet. Dabei erhalten die Anfangsjahre der Mainzer Physikalischen Chemie nach 1945 und die Rolle von G. V. Schulz als Lehrer und Forscher an der Johannes Gutenberg-Universität besonderes Gewicht. Entwicklungsjahre Günter Victor Schulz wurde als Sohn eines Seidenwarenfabrikanten am 4. Oktober 1905 in Lodz geboren, wo er bis zum Ausbruch des 1.Weltkriegs seine Kindheit verbrachte. Im Sommer 1914 zog die Familie zu den Großeltern nach Steglitz (Berlin), während der Vater bei seiner Fabrik in Lodz blieb, das damals noch zu Rußland gehörte. Als dem Vater die Kriegsgefangenschaft in Rußland drohte, gelang ihm mit Hilfe jüdischer Geschäftsfreunde eine abenteuerliche Flucht über die Ukraine, Finnland und Schweden nach Hause zu seiner Familie in Steglitz. Günter kam zunächst in die Vorschulklasse der Oberrealschule. Dort verlief während des Krieges und in der unruhigen Nachkriegszeit der Unterricht praktisch ungestört und ermöglichte eine solide Ausbildung des späteren Mainzer Professors in allen wesentlichen Fächern. Besonders begeisterte ihn die Biologie, die von seinem engagierten Biologielehrer sogar nachmittags in Spezialkursen vertieft wurde. Auch die Philosophie begann ihn zu interessieren, eine Liebe, der er lebenslang die Treue hielt. Nachdem er 1925 sein Abitur bestanden hatte, begann er ein Chemiestudium in Freiburg. Davor lag jedoch auf Wunsch seines Vaters noch eine Art Praktikum im väterlichen Betrieb in Lodz. Er sollte dort nochmals ernsthaft prüfen, ob er nicht vielleicht doch in die Firma einsteigen und sie später übernehmen wolle. Er lernte dort nicht nur den Umgang mit Webstühlen, sondern wurde auch in die Details der Betriebsführung eingeführt und erhielt sogar einen Kurs in doppelter Buchführung. Er lernte jedoch auch einen theoretischen Physiker kennen, der im Zuge der Befreiung Lettlands seine Professur an der Dorpat verloren hatte und jetzt am Gymnasium in Lodz Mathematik und Physik unterrichtete. Von ihm erhielt er eine erste Einführung in die Rätsel der 1 Schulz, G. V., Ein erfülltes Forscherleben. Lebens- und Arbeitserinnerungen eines deutschen Wissenschaftlers in den Wirren des zwanzigsten Jahrhunderts. Mainz 1995. Diesem ersten Teil der Lebenserinnerungen folgte im Jahr 2000 posthum ein zweiter Teil, in dem das wissenschaftliche Werk des Autors zusammenfassend dargestellt wird. Die Lebenserinnerungen wurden privat an die zahlreichen befreundeten Kollegen und andere Interessenten verteilt. Quantenphysik, und er erfuhr Genaueres über die Relativitätstheorie, die er schon in der Schulzeit bei der Lektüre von Bavinks allgemeinverständlichem Buch „Ergebnisse und Probleme der Naturwissenschaften“ kennengelernt hatte. In Freiburg hörte Schulz die Einführungsvorlesung in die anorganische und organische Chemie bei dem berühmten Heinrich Wieland, der jedoch schon bald einem Ruf an die Universität in München folgte. Sein Nachfolger war Hermann Staudinger, bei dessen Antrittsvorlesung Schulz zum ersten Mal von „Makromolekülen“ hörte, deren Existenz damals noch umstritten war. Tatsächlich war Staudinger nicht nur der „Vater“ der Makromoleküle sondern über lange Zeit auch der einzige, der leidenschaftlich für eine makromolekulare Chemie kämpfte, die sich nur langsam gegen die besonders in Deutschland vorherrschende Kolloidchemie durchsetzte. 1956 wurde er für seine Leistungen mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Schulz war in Freiburg kein allzu eifriger Chemiestudent. Besonders faszinierte ihn eine Vorlesung über „Entwicklungsmechanik“ von Hans Spemann, der für seine bahnbrechenden Arbeiten über die Embryonalentwicklung schon 1935 einen Nobelpreis erhielt. Auch seine Neigung zur Philosophie erhielt neue Nahrung in einer Vorlesung von Edmund Husserl über die Geschichte der Philosophie. Mit Freunden erkundete er den Schwarzwald und die Schwäbische Alb auf oft mehrtägigen Wanderungen. Im Herbst 1926 wechselte Schulz zur Universität in München, wo er sich wesentlich intensiver seinem eigentlichen Chemiestudium widmen mußte, da das „Erste Verbandsexamen“ anstand. Otto Hönigschmidt prüfte ihn in anorganischer Chemie und Heinrich Wieland, der 1927 den Nobelpreis in Chemie erhielt, in organischer Chemie. Als Belohnung für das bestandene Examen schenkte sein Vater ihm eine Italienreise in den Sommerferien 1927, bevor er nach Berlin zog, wo er bis zum Abschluß des „Zweiten Verbandsexamens“ an der Humboldt Universität studierte und danach seine Doktorarbeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie bei Herbert Freundlich durchführte, die er 1932 mit der Promotion abschloß. Bei der Lektüre der Lebenserinnerungen von G. V. Schulz ist deutlich spürbar, mit welcher Intensität er die „goldenen zwanziger Jahre“ in Berlin erlebte. 1928 konnte er in die schöne Villa seiner Eltern in Berlin-Zehlendorf ziehen, die sein Vater erworben hatte, als er mit 65 Jahren seinen Wohnsitz in Lodz aufgab, wo nur noch der jüngste der Teilhaber die Firma vor Ort betreute. Da auch seine jüngere Schwester in Berlin studierte, wurde die Zehlendorfer Villa schon bald Zentrum eines Kreises von Studenten der Natur- und Geisteswissenschaften und der Musik - „ein kleines Abbild vom Geistesleben der damaligen Reichshauptstadt“, wie es in den Lebenserinnerungen heißt. In diesem Kreis lernte Schulz auch seine spätere Ehefrau Erika Grössler kennen, die Musik studierte und ihn animierte, wieder zur Geige zu greifen und sogar wieder Unterricht zu nehmen, um seine „sehr unvollkommenen Fähigkeiten auf diesem Instrument“ zu verbessern. Im Berlin der damaligen Zeit konnte Schulz die Oper „Mathis der Maler“ von Paul Hindemith erleben, der an der dortigen Musikhochschule lehrte - und die „Dreigroschenoper“ von Brecht und Weill. Seinen philosophischen Neigungen konnte er in „Privatseminaren“ von Sascha Klein nachgehen, der ihn auch mit Heideggers „Sein und Zeit“ bekannt machte, das 1927 erschien und im Studentenkreis im Hause Schulz ebenso intensiv diskutiert wurde wie der „Zauberberg“ von Thomas Mann, der „Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil oder „Ulysses“ von James Joyce. Natürlich wurde auch über Politik diskutiert. Kommunistische Ideen waren durchaus „salonfähig“. Die Greuel der Revolution in Rußland wurden als Nebenerscheinungen einer großen Umwälzung wie die der französischen Revolution betrachtet. Der Nationalsozialismus wurde nicht ernst genommen. Niemand dachte etwa daran, Hitlers „Mein Kampf“ oder das Hetzblatt „Der Stürmer“ zu lesen. 2 Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie, in dem G. V. Schulz seine Doktorarbeit anfertigte, wurde von Fritz Haber geleitet, der 1918 für seine Arbeiten zur Umwandlung von Luftstickstoff in Ammoniak den Chemie-Nobelpreis erhalten hatte. Aus Ammoniak wird durch Oxidation der „Salpeter“ gewonnen, der als Stickstoffdünger dem Wohl der hungernden Bevölkerung dient. Aber er ist auch ein essentieller Bestandteil von Schießpulver, das die Massenvernichtungswaffen zweier Weltkriege ermöglicht hat. Herbert Freundlich leitete am Haberschen Institut eine Abteilung zur Erforschung von Eiweißstoffen, ein Gebiet, das den biochemischen Interessen von Schulz entgegen kam. Im Rahmen dieser Forschungsthematik entwickelte Schulz eigene Vorstellungen über das „Solvatationsgleichgewicht in Lösungen“, die er sogar im Institutskolloquium vortragen durfte. Mit seiner ersten Publikation 2 über diese Arbeit erregte er den Unwillen des berühmten Kolloidforschers Wolfgang Ostwald, der andere Ansichten publiziert hatte. Doch die Arbeit von Schulz hatte Bestand. Im Jahre 1985 trug sein Freund Walter Stockmayer im Festkolloquium zu seinem 80. Geburtstag unter dem Motto „G. V. Schulz the Prophet“ eine modifizierte Fassung 3 der alten Schulzschen Gleichung vor, die er im Kontext der heutigen Theorie der Polymerlösungen interpretierte. Seine Doktorprüfung bestand Schulz 1932 im Hauptfach Physikalische Chemie (bei Haber), in den Nebenfächern Physik und Philosophie sowie dem freiwilligen Zusatzfach Biologie. Am meisten fürchtete er die Prüfung in Philosophie bei Nicolai Hartmann, weil er sich die anspruchsvolle Thematik „die Deduktion der reinen Verstandesbegriffe in der ‚Kritik der reinen Vernunft’ von Kant“ ausgesucht hatte. Aber auch hier war das Ergebnis „sehr gut“ wie in den anderen Fächern. Die Doktorprüfung fiel 1932 schon in die Zeit der Weltwirtschaftskrise, die auch in Berlin zahllose Menschen ins nackte Elend führte und die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vorbereitete. Als Sohn eines Fabrikbesitzers war G. V. Schulz davon zunächst nicht persönlich betroffen. Seine Hochzeit mit Erika Grössler fand auf dem schlesischen Gut seiner „begüterten“ Schwiegereltern statt. Auf der anschließenden Hochzeitsreise ins schon faschistische Italien wurde das junge Paar zur Machtübernahme Hitlers beglückwünscht. Doch zuhause am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie sahen die Folgen dieser Machtübernahme ganz anders aus. Alle jüdischen Mitarbeiter, darunter Fritz Haber und Herbert Freundlich, wurden zum 1. April 1933 entlassen. Fritz Haber, der als glühender Deutschnationaler seinem Vaterland mehr als dienlich gewesen war (ohne seinen „Salpeter“ wäre der Armee des Deutschen Reiches schon im ersten Jahr des 1. Weltkriegs das Pulver ausgegangen), erlag schon kurze Zeit nach seiner Entlassung auf einer Auslandsreise einem Herzschlag. Freundlich und Polanyi gingen mit ihren jüdischen Mitarbeitern nach England. Schulz hatte gehofft, mit Hilfe eines Rockefeller-Stipendiums ebenfalls für einige Zeit nach England zu gehen. Doch bei der Rockefeller-Foundation hatten in dieser Zeit jüdische Wissenschaftler Priorität. Bekanntlich haben sich mit der Vertreibung der jüdischen Wissenschaftler aus Deutschland alle Zentren wissenschaftlicher Spitzenforschung ins westliche Ausland verlagert. Schulz blieb zunächst als „Privatgelehrter“ in Berlin, um sich von dort aus eine Stelle in Deutschland zu suchen. Schließlich erhielt er im Herbst 1933 eine Zusage von Hermann Staudinger, und er zog mit seiner Frau Erika nach Freiburg. Wie schon erwähnt, war Staudinger seit 1926 Professor für Organische Chemie an der Freiburger Universität, wo er versuchte, durch Viskositätsuntersuchungen und polymeranaloge Reaktionen seine Behauptung zu untermauern, daß sich Moleküle über kovalente Bindungen zu Makromolekülen verbinden, die aus vielen Tausenden von Atomen bestehen können. G. V. Schulz begann seine Arbeit in Freiburg mit der Konstruktion einer Apparatur zur Präzi2 G. V. Schulz, Z.Physik.Chem.A158,237(1932). „Das Solvatationsgleichgewicht in kolloiden Lösungen.“ G. V. Schulz, W. H. Stockmayer, Makromol.Chem. 187,2235(1986). “Revival and modification of an ancient osmotic pressure equation.” 3 3 sionsbestimmung kleiner osmotischer Drucke in verdünnten Lösungen von Makromolekülen. Dadurch eröffnete er eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung des Molekulargewichts dieser Makromoleküle, die sich schon bald nicht nur in Staudingers Institut sondern auch in der chemischen Industrie durchsetzte und dazu führte, daß dort über hundert Osmometer seiner Bauart in den Labors standen. Die osmotischen Molekulargewichtsbestimmungen waren auch Gegenstand seiner Habilitationsarbeit, die 1936 eingereicht wurde und zur Habilitation im Fach „Kolloidchemie“ führte, die danach „für das Gesamtgebiet der Chemie“ erweitert wurde. Die Habilitation an einer deutschen Universität war 1936 zwangsläufig mit der Teilnahme an einem „Dozentenlager“ verbunden. Auch Werner Kern, ein Assistent von Staudinger, der sich im Fach „Organische Chemie“ habilitieren wollte und der ab 1946 als Kollege von G. V. Schulz an der Universität Mainz Ordinarius in diesem Fach wurde, mußte an dem Dozentenlager teilnehmen. Zum Glück für beide war die Leitung des Lagers „vernünftig“; es gab sogar echten interdisziplinären Austausch zwischen den Vertretern der verschiedenen Fachdisziplinen - und ein ansehnliches Orchester, in dem die musikalischen Teilnehmer zusammen musizierten. Als G. V. Schulz 1933 nach Freiburg kam, war Martin Heidegger Rektor der Universität, ein Philosoph, der mit seinem Hauptwerk „Sein und Zeit“ weithin bekannt und berühmt geworden war und der in seiner Rektoratsrede den Nationalsozialismus als „Rettung in dunkler Zeit“ begrüßt hatte. 1984 wurde in den Akten des Deutschen Museums entdeckt, daß er Hermann Staudinger Ende 1933 bei der Gestapo anzeigte, was beinahe zu dessen Entlassung geführt hätte. Allerdings trat er schon mit Wirkung vom 1.April 1934 von seinem Amt als Rektor zurück und beschränkte danach seine Tätigkeit auf Lehre und Forschung in seinem Fach. Wie die meisten jungen Wissenschaftler arrangierte sich G. V. Schulz so weit wie nötig mit dem politischen System. Unter Kollegen war in der Regel bekannt, wer als überzeugter Nazi gefährlich werden und mit wem man „vernünftig“ reden konnte. Nach Staudingers Vorstellungen handelte es sich bei synthetischen Polymeren wie Polystyrol um Gemische von Makromolekülen verschiedener Größe. G. V. Schulz überlegte sich, daß die Größenverteilung dieser Moleküle mit der Kinetik ihrer Bildung zusammenhängen müßte. Das Ergebnis dieser Überlegungen war eine Theorie, die experimentell überprüfbare Vorhersagen über den Zusammenhang zwischen dem Mechanismus bzw. der Kinetik der Polymerisationsreaktion und der Molekulargewichtsverteilung enthielt. Da Staudinger diese Theorie nicht verstand, war er zunächst mißtrauisch und ließ das fertige Publikationsmanuskript von G. V. Schulz solange auf seinem Schreibtisch liegen, bis er auf einer Tagung erfuhr, daß in den Vereinigten Staaten ähnliche Überlegungen verfolgt wurden. Danach sorgte er für die baldige Veröffentlichung 4 . Tatsächlich hatte Paul Flory in Amerika fast die gleichen Ideen wie G. V. Schulz, und die Ergebnisse erschienen fast gleichzeitig. Die bei radikalischen Polymerisationen auftretenden Molekulargewichtsverteilungen repräsentieren einen bestimmten Verteilungstyp, der noch heute bei allen Polymerforschern als „Schulz-Verteilung“ bekannt ist. Für G. V. Schulz waren die Untersuchung der Kinetik von Polymerreaktionen und die experimentelle Bestimmung von Molekulargewichtsverteilungen fortan Forschungsgebiete, denen er für den Rest seines Lebens die Treue hielt. 4 G. V. Schulz, Z. Physik. Chem. (B) 30,379(1935); ibid. 32,27(1936) 4 Rostocker Professorenjahre Im Frühjahr 1942 wurde G. V. Schulz auf eine außerordentliche Professur für Physikalische Chemie an der Universität Rostock berufen. Obwohl ihm der Abschied von seiner Familie, die in Freiburg blieb, nicht leicht fiel, nahm er den Ruf an, weil er die Chance, seine eigenen wissenschaftlichen Ideen zu verwirklichen, nutzen wollte. Allerdings erlebte Rostock wenige Tage vor seiner Ankunft einen verheerenden Luftangriff, der jedoch das Chemische Institut unzerstört ließ. Daher konnte Schulz schon bald mit seinen Forschungen beginnen, für deren Verwirklichung ihm vier wissenschaftliche Assistenten und vier technische Assistentinnen bewilligt wurden. Aus heutiger Sicht ist nur schwer nachvollziehbar, daß diese Forschungen als „kriegswichtig“ eingestuft wurden, was den beteiligten Wissenschaftlern den Dienst als Frontsoldaten ersparte. Tatsächlich handelte es sich bei der Fortführung der Schulzschen Arbeiten zur Kinetik und Statistik von Polymersystemen um reine Grundlagenforschung. Neben der Viskosimetrie und dem osmotischen Druck wurden die Lichtsstreuung und die Ultrazentrifuge als neue Methoden zur Molekulargewichtsbestimmung von Polymeren in Rostock eingeführt. In einigen theoretischen Arbeiten hat sich G. V. Schulz sehr erfolgreich mit den Eigenschaften von Polymerlösungen im Konzentrationsbereich etwas oberhalb des Grenzfalls der unendlichen Verdünnung beschäftigt. Insgesamt war die Rostocker Zeit von G. V. Schulz außerordentlich fruchtbar für die Weiterentwicklung der Kinetik und Statistik von Polymersystemen, besonders wenn man die allgemeine Versorgungslage in dieser Zeit berücksichtigt. Im Schriftenverzeichnis stehen 19 Publikationen, die in der Zeit von 1942 bis zum Kriegsende veröffentlicht wurden. Als einziger Fachvertreter der Physikalischen Chemie an der Universität Rostock mußte G. V. Schulz eine Einführungsvorlesung in dieses Fach ausarbeiten und ein physikalisch-chemisches Praktikum aufbauen. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen waren für ihn sehr wertvoll, als 1946 in Mainz die gleichen Aufgaben auf ihn zukamen. Weiter unten werden wir noch ausführlich auf den Hochschullehrer G. V. Schulz zu sprechen kommen. Als das Kriegsende sich näherte, suchte G. V. Schulz nach Wegen, das Rostocker Labor und seine Mitarbeiter vor den Russen zu retten. In Schöningen, etwa 30 km östlich von Braunschweig, fand er ein Ausweichlabor in einer verlassenen Zahnarztpraxis. Sein ehemaliger Mitarbeiter F. Blaschke, der inzwischen im Luftfahrtministerium als Abteilungsleiter für Polymerforschung und Kunststoffe tätig war, half ihm bei der Vorbereitung und später mit Kontakten zu Vorgesetzten, die bei dem kühnen Projekt die entsprechenden Befehle unterschrieben. Dann gab es noch einen gewissen Professor Osenberg (Maschinenbau an der TH Hannover), der an Projekten höchster Dringlichkeit und Geheimhaltung arbeitete, um den Krieg noch im letzten Moment siegreich zu beenden. Am Ende erhielt G. V. Schulz die Aufgabe, in einem „Führernotprogramm“ einen polymeren Treibstoff für Raketen zu entwickeln, die auf einer wellenförmigen Bahn mehrere Flugzeuge eines Pulks zugleich vernichten können. Daß dieser gigantische Bluff nicht vorzeitig aufflog und alle Beteiligten erschossen oder zum Volkssturm eingezogen wurden, zeigt einmal mehr, wie sehr der Glaube an Hitlers Wunderwaffen gerade bei überzeugten Nazis jedes rationale Denken unmöglich machte. Tatsächlich fällt es dem heutigen Leser bei der spannenden Schilderung der Ereignisse in den Lebenserinnerungen von Schulz schwer, an einen Tatsachenbericht zu glauben. Doch schließlich verließen kurz vor der Ankunft der Russen zwei mit physikalischchemischen Geräten vollgepackte Lastwagen die Stadt Rostock in Richtung Schöningen, das sie allerdings nicht mehr ganz erreichten. In der Nähe von Braunschweig standen sie unbehelligt bis zum Sommer 1946, und wurden von dort an die Universität Mainz überführt. 5 Krieg und Nachkriegszeit Wegen der drohenden Bombenangriffe zog Erika Schulz im Frühjahr 1943 mit den drei Kindern nach Kirchzarten. Nach dem letzen gemeinsamen Familienurlaub in Küthai in Österreich brachte G. V. Schulz im Sommer 1944 seine Familie nach Hausen im Tal an der oberen Donau. Dort hatte seine Schwägerin schon den Ort, wo sie „sich erobern lassen wollten“, vorbereitet. Auch Heidegger hatte sich dorthin zurückgezogen, und so gab es Gespräche über philosophische Themen, an denen sich G. V. Schulz rege beteiligte. Allerdings ging er kurz vor Kriegsende nach Freiburg, wo er in der Wohnung von Hermann Staudinger als dessen Gast die Besetzung durch die Franzosen erlebte. Staudinger genoß als international anerkannter und berühmter Gelehrter ein so hohes Ansehen, daß er sehr höflich behandelt und schon am nächsten Tag von einer wissenschaftlichen Kommission verhört wurde. Auch G. V. Schulz wurde von dieser Kommission vernommen, die sich wunderte, den Rostocker Professor in Freiburg anzutreffen. Da G. V. Schulz vom Militärdienst freigestellt war, blieb ihm auch die Kriegsgefangenschaft erspart, und er konnte seine wissenschaftliche Tätigkeit sofort wieder in Freiburg aufnehmen. Er nutzte die erste Zeit, um seine noch unveröffentlichten Rostocker Arbeiten zur Publikation vorzubereiten. Im Sommer 1945 konnte er noch einmal drei Wochen bei seiner Familie in Hausen im Tal verbringen, wo er auch wieder Heidegger begegnete, der dort vor einem kleinen Kreis Vorlesungen über Blaise Pascal hielt. Nachdem seine Familie wieder nach Freiburg zurückgekehrt war, lebten sie als Folge der allgemeinen Wohnungsnot mit der berühmten Pianistin Edith Picht-Axenfeld, die mit Erika Schulz befreundet war, in einer Wohnung, und sie konnten auf diese Weise täglich Klaviermusik auf höchstem Niveau genießen. Lehr- und Forschungstätigkeit in Mainz Nach dem schon eingangs erwähnten Angebot, eine Professur für Physikalische Chemie an der Universität Mainz zu übernehmen, das ihm Robert Furch im November 1945 mündlich übermittelt hatte, mußte Schulz noch den ganzen Winter über auf eine offizielle Nachricht aus Mainz warten. Erst im Mai 1946 erhielt er die Einladung des Gründungsrektors Josef Schmid, sich der Auswahlkommission vorzustellen, die vom Prorektor Adalbert Erler geleitet wurde. Obwohl seine formelle Berufung von allen Seiten angestrebt wurde, zog sich das Verfahren noch über den ganzen Sommer hin. Die Untersuchung der „NaziVergangenheit“ von G. V. Schulz war besonders einfach, da Robert Furch aus Rostock in der Kommission war. Es stellte sich heraus, daß es bei der Berufung von G. V. Schulz nach Rostock von entscheidender Wichtigkeit war, daß er dort als „politisch einwandfrei“ bekannt war, weil in der dortigen Fakultät alle Professoren Gegner des Naziregimes waren und dies auch offen sagten, wenn sie unter sich waren.. Die formelle Mitgliedschaft in der NSDAP hatte dabei keine Rolle gespielt. Zudem war es Schulz gelungen, nach der Abmeldung in Freiburg seine Anmeldung in Rostock zu „vergessen“. In Mainz hatte ihm der Kurator der neuen Universität, Fritz Eichholz, den Geräteschuppen der ehemaligen Flakkaserne gezeigt, in den später die chemischen Institute hinein gebaut werden sollten. Der eigentliche Forschungsbetrieb kam dort erst im Frühjahr 1948 langsam in Gang. Im Spätsommer 1946 erschien jedoch in Freiburg Heinrich Hellfritz, der Rostocker Assistent von G. V. Schulz, dem es gelungen war, die zwei Lastwagen mit den Geräten von Rostock nach Braunschweig zu überführen. Obwohl die Berufung nach Mainz formell noch gar nicht abgeschlossen war, entschloß man sich, die kostbare Last so schnell 6 wie möglich nach Mainz zu bringen, zumal die TH Braunschweig vorhatte, die wertvollen Geräte als „Strandgut“ für die eigene Hochschule zu requirieren. Hellfritz wandte sich nach ergebnislosen Verhandlungen mit dem dortigen Rektor an den englischen Stadtkommandanten und erhielt von ihm eine Bescheinigung, die es ihm erlaubte, die beiden Lastwagen aus der englischen Zone durch die amerikanische Zone in die französische Zone und nach Mainz zu befördern. Im Wintersemester 1946/47 hielt G. V. Schulz in Mainz neben einer einstündigen Vorlesung über „organische Kolloide“ eine vierstündige Vorlesung zur „Einführung in die Physikalische Chemie“. Glücklicherweise steht dem Autor eine sorgfältig ausgearbeitete Mitschrift der physikalisch-chemischen Lehrveranstaltungen von G. V. Schulz vom Wintersemester 1946/47 bis zum Sommersemester 1948 zur Verfügung. 5 Daher ist es möglich, etwas ausführlicher auf seine damalige Lehrtätigkeit einzugehen. Die Mehrzahl seiner Hörer waren Kriegsteilnehmer, deren Abitur zum Teil viele Jahre zurücklag. Daher begann Schulz zunächst mit mathematischen Grundlagen, die heutigen Chemiestudenten viel ausführlicher als „Mathematik für Chemiker“ in einer separaten Lehrveranstaltung angeboten werden. Auch die Behandlung der Gasgesetze begann ganz elementar und leicht verständlich, um die Anfänger nicht mit zu schwierigen physikalisch-chemischen Formalismen zu überfordern. Noch vor der Behandlung „realer Gase“ folgte eine Einführung in die Eigenschaften verdünnter Lösungen wie der osmotische Druck und der Dampfdruck in Abhängigkeit von der Konzentration. Bei dieser Gelegenheit erschien schon zum ersten Mal die damals in der Physikalischen Chemie übliche „Methode der Kreisprozesse“ zur Ableitung des Raoultschen Gesetzes der Dampfdruckerniedrigung. Nach den einfachen Zeitgesetzen der chemischen Kinetik kam, für Systeme mit Hin- und Rückreaktion im Gleichgewicht, das Massenwirkungsgesetz. Die Einführungsvorlesung endete mit der Behandlung des ersten Hauptsatzes der Thermodynamik. Vergleicht man diese Lehrveranstaltung mit der zweistündigen Vorlesung „Physikalische Chemie I“ des heutigen Studienplans für Diplomchemiker in Mainz, fällt besonders auf, daß damals weder die chemische Bindung noch die Spektroskopie vorkam. Hier hat der Fortschritt der vergangenen 60 Jahre wohl am deutlichsten das Gesicht des Grundstudiums in der Physikalischen Chemie verändert. Die dreistündige Vorlesung „Physikalische Chemie I“ im Sommersemester 1947 war der „Struktur der Materie“ gewidmet. Sie begann mit der Behandlung von Methoden zur Bestimmung der Loschmidschen Zahl und damit der Größe der Atome und Moleküle. Der Aufbau der Atome wurde im Rahmen des Bohrschen Atommodells abgehandelt. Von der eigentlichen Quantentheorie erfuhren die Studenten fast nichts. Immerhin wurden der WelleTeilchen-Dualismus und die Schrödingersche Wellenmechanik erwähnt. Doch die Schrödinger-Gleichung, aus der heutige Chemiestudenten in der Prüfung die Frequenzen einfacher Schwingungs- und Rotationsspektren herleiten müssen, wurde damals nur in Vorlesungen zur Theoretischen Physik behandelt. Allerdings spielte das Pauli-Prinzip bei der Erklärung des Periodensystems der Elemente eine zentrale Rolle. Die Valenzregeln der chemischen Bindung wurden aufgezählt. Die Spektroskopie wurde im damals für Chemiker notwendigen Umfang behandelt, auch wenn die Formeln für die Frequenzen der Spektren nicht näher erklärt oder gar abgeleitet werden konnten. Eine wichtige Rolle spielten die Methoden zur Molekulargewichtsbestimmung. Die Studenten erfuhren auch wichtige Eigenschaften der Materie in den verschiedenen Aggregatzuständen. Bemerkenswert ist die exemplarische Behandlung der kinetischen Gastheorie, die zu Beginn des Wintersemesters 1947/48 („Physikalische Chemie II“) die Behandlung der chemischen Reaktionskinetik vorbereitete. Zum Beispiel wurden der kinetische Ausdruck für den Gasdruck und die Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung so5 Der Autor dankt Herrn Prof. Dr. Rolf Christian Schulz vielmals für die leihweise Überlassung seiner Mitschrift der physikalisch-chemischen Lehrveranstaltungen von G. V. Schulz. 7 wie Ausdrücke für die Stoßzahl und die mittlere freie Weglänge in Gasen elementar hergeleitet. Die Boltzmannsche Energieverteilung liefert schließlich eine Begründung für die Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten chemischer Reaktionen (Arrheniusgleichung). Die Behandlung der Diffusion, der Ableitung der Einsteinschen Beziehung für das mittlere Verschiebungsquadrat und der Stokes-Einstein-Beziehung erfolgt auf ähnlich hohem Niveau wie in heutigen Vorlesungen. Auch die Behandlung der Thermodynamik ist erstaunlich modern, besonders wenn man bedenkt, daß in den meisten damaligen Lehrbüchern der Physikalischen Chemie der Entropiebegriff so weit wie irgend möglich vermieden wurde. Allerdings erfolgte die thermodynamische Ableitung des Massenwirkungsgesetzes wie überall mit Hilfe der „Methode der Kreisprozesse“ über den van t’Hoffschen Gleichgewichtskasten. Dabei blieb G. V. Schulz bis zu seiner letzten Vorlesung im Sommersemester 1973, als sich die „Methode der Zustandsfunktionen“ (chemische Potentiale) längst an allen Hochschulen der Welt durchgesetzt hatte. Seine Behandlung des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik und des Entropiebegriffs samt statistischer Begründung und Ableitung der Mischungsentropie in idealen Gasen hält aber durchaus heutigen Maßstäben stand. Außer der dreistündigen Vorlesung „Physikalische Chemie II“ gab es im Wintersemester 1947/48 noch „Physikalischchemische Rechenübungen“ (zweistündig) und schließlich im Sommersemester 1948 eine einstündige Vorlesung „Elektrochemie“ und das „Physikalisch-chemische Praktikum“. Vergleicht man die Mitschrift der Lehrveranstaltungen von G. V. Schulz mit den damals erhältlichen mindestens fünf deutschen Lehrbüchern für Physikalische Chemie, erhält man einen recht guten Eindruck von der Lehre in diesem Fach in Mainz. Offenbar hat Schulz eine ausgewogene Auswahl aus der vorhandenen Literatur getroffen und sich nicht eng an ein bestimmtes Lehrbuch gehalten. Über die Bewertung der Vorlesungen von G. V. Schulz konnte der Autor durch Befragung ehemaliger Studenten einiges in Erfahrung bringen. Gerühmt wurde die gute Verständlichkeit und Anschaulichkeit der Darstellung. Allerdings nahm G. V. Schulz offenbar kaum Notiz von der Anwesenheit seiner Hörer und war völlig vertieft in den zu behandelnden Stoff. Dazu sprach er relativ leise, und man mußte sehr genau hinhören, wenn man seinen Ausführungen folgen wollte. Doch die guten Studenten spürten sehr wohl, daß sie in G. V. Schulz einen bedeutenden Wissenschaftler vor sich hatten, und viele der besten waren später Diplomanden und Doktoranden in seinem Arbeitskreis, wo sie optimal gefördert wurden. Denn G. V. Schulz war Wissenschaftler mit Leib und Seele, und seine Begeisterung übertrug sich auf seine Mitarbeiter, die letztlich entscheidend zur überragenden internationalen Bedeutung seiner Arbeiten beitrugen. Wissenschaftliches Werk Mit seinen experimentellen Arbeiten kam G. V. Schulz in Mainz zunächst nur langsam voran, obwohl sein Rostocker Assistent Heinrich Hellfritz ihm auch in Mainz zur Seite stand, und er mit Fritz Bornemann, der als einziger Flieger seiner Luftwaffeneinheit überlebt hatte, einen sehr fähigen technischen Assistenten gewinnen konnte. Der Umbau einer Kaserne in eine Universität brauchte seine Zeit und war noch keineswegs abgeschlossen, als im Frühjahr 1948 die letzten Kriegsgefangenen entlassen wurden, die nach dem Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ die Aufgabe des Umbaus zu bewältigen hatten. Daher findet man in der Publikationsliste von G. V. Schulz für die Zeit von 1947-51 nur experimentelle Arbeiten, in denen Ergebnisse aus Rostock ausgewertet wurden, und eine größere Zahl theoretischer Arbeiten. Doch langsam nahm das wachsende Institut für Physikalische Chemie konkrete Gestalt an. Schulz erhielt ein kleines Arbeitszimmer im Hauptbau, in dem er den Keim einer 8 Institutsbibliothek aufstellen konnte, die zuerst aus seinen eigenen Büchern über physikalische und makromolekulare Chemie bestand. Er erhielt noch eine technische Assistentin und eine Sekretärin. Im Frühjahr 1948 meldete sich bei ihm Hans-Joachim Cantow, der sein erster Doktorand in Mainz werden sollte. Dieser hatte an einer anderen Universität erlebt, daß zuerst der Betreuer seiner Diplomarbeit und danach dessen Nachfolger, der die Doktorarbeit betreuen sollte, nach Amerika ausgewandert waren. Nachdem G. V. Schulz ihm versichert hatte, daß er beabsichtige, in Mainz zu bleiben, begann er mit einer im weiteren Verlauf außerordentlich erfolgreichen Doktorarbeit über die Lichtstreuung in Polymerlösungen. Da sich unter den Geräten aus Rostock auch eine Lichtstreuapparatur befand, konnte er schon bald beginnen. Mit einer neu konstruierten wesentlich verbesserten Apparatur gelang schon der Anschluß an den internationalen Stand der Technik. 6 Als zweiter Doktorand kam Günter Meyerhoff, ein Diplom-Mathematiker, der im Krieg als Wetterbeobachter meteorologische Rechnungen durchgeführt hatte. Jetzt übernahm er zusammen mit Herrn Bornemann die Ultrazentrifuge, mit deren Hilfe das Sedimentationsgleichgewicht in Polymerlösungen untersucht wurde, und er konstruierte eine Apparatur zur Messung von Diffusionskoeffizienten. Die Ultrazentrifuge stand zeitweilig im Kellerraum unter dem Andachtsraum der Theologen. Da sie im Betrieb einen Höllenlärm verursachte, mußten die Betriebszeiten in Absprache mit den Theologen so gelegt wurden, daß beide Seiten damit leben konnten. Selbstverständlich wurden auch die Osmometer und Viskosimeter aus Rostock wieder in Betrieb genommen. Dadurch verfügte G. V. Schulz in Mainz schon vergleichsweise früh über sehr gute Geräte zur Untersuchung von Molekulargewichten und Molekulargewichtsverteilungen von Polymeren. Während der Jahre 1948/49 wurde schließlich in einer Baracke der ehemaligen Flakkaserne ein richtiges physikalisch-chemisches Labor eingerichtet, das danach noch jahrzehntelang benutzt wurde und aus dem viele internationale Spitzenleistungen hervorgingen. Eine besonders schwierige Situation entstand für alle Forschungsanstrengungen an der Universität Mainz, als 1949 die französischen Militärbehörden die volle Verantwortung an die Landesregierung übergaben. Von dieser wurden nach der Währungsreform die bereitgestellten Finanzmittel derart drastisch gekürzt, daß praktisch nur noch die Gehälter bezahlt werden konnten. Dies führte zum Weggang zahlreicher Professoren, die Rufe an andere Universitäten annahmen, und zu einem beängstigenden Rückgang der Studentenzahlen. Als G. V. Schulz 1950 für zwei Jahre Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät wurde, versuchte er, den beklagenswerten Zustand der Universität in die Öffentlichkeit zu tragen, um die Landesregierung dem Druck der öffentlichen Meinung auszusetzen. Obwohl seine Kollegen in der Fakultät ihm ihre Unterstützung versagten, kündigte Schulz schließlich dem Kurator der Universität die Schließung seines Instituts an, da es mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr sicher zu betreiben sei. Als die Studentenschaft unter der Leitung seines Doktoranden Heinz Gerrens androhte, im Falle einer Schließung des Instituts eine öffentliche Demonstration gegen die Universitätspolitik der Landesregierung zu veranstalten, lenkte diese schließlich ein und reagierte mit einer deutlichen Erhöhung der Mittel für die Universität. Außerdem gelang es G. V. Schulz mit Hilfe seiner guten Kontakte zu Freunden und ehemaligen Doktoranden in der chemischen Industrie Mittel für die Forschung an seinem Institut zu gewinnen. Schließlich erhielt er von der aus der früheren Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft entstandenen Deutschen Forschungsgemeinschaft ohne speziellen Antrag pauschal 100 000 DM für den weiteren Ausbau seines Instituts. Danach hatte er nie mehr über mangelnde Mittel für seine rasch wachsende Arbeitsgruppe zu klagen. Während der Zeit des Dekanats von G. V. Schulz gab es auch sehr erfreuliche Ereignisse. So gelang es ihm mit der Unterstützung seines Kollegen Kern, mit dem er schon seit den gemeinsamen Zeiten im Freiburger Institut befreundet war und der ebenfalls von Anfang 6 G.V.Schulz, H.-J.Cantow, G.Meyerhoff, J.Polym.Sci. 10,79(1953). 9 an zu den Professoren der Johannes Gutenberg-Universität gehörte, Hermann Staudinger die Würde eines Ehrendoktors der Universität anzutragen. Nach dem Abschluß aller Formalitäten und der Abfassung einer Urkunde in lateinischer Sprache erhielt G. V. Schulz als Dekan die Aufgabe, diese Urkunde dem Jubilar im Rahmen einer besonderen Feierstunde in Freiburg zu überreichen. 1953 erhielt Staudinger den Nobelpreis für Chemie. G. V. Schulz wohnte nach seinem Amtsantritt in Mainz zunächst auf dem Campus in einem ungeheizten Zweibettzimmer, das er mit Kollegen teilte, die aus dem Osten geflohen waren und auf die Aufnahme als Professoren der Johannes Gutenberg-Universität warteten. Die Wohnungsnot war im weitgehend zerstörten Mainz der Nachkriegsjahre eines der Hauptprobleme beim Aufbau der Universität. Daher mußte Schulz jahrelang zwischen Mainz und Freiburg pendeln, bis die Familie schließlich im November 1951 ein Haus in Mainz beziehen konnte. Die engen räumlichen Verhältnisse in den Anfangsjahren der Universität führten fast zwangsläufig zu interdisziplinären Kontakten im damals noch überschaubaren Kreis der Professoren. G. V. Schulz nutzte diese Gelegenheiten auch zur weiteren Pflege seiner Liebe zur Philosophie. So gab es Kolloquien mit Biologen, Physikern und Philosophen, aus denen sich schon bald das „Naturwissenschaftlich-Philosophische Kolloquium“ als ständige Einrichtung entwickelte, das bis zu seinem Lebensende existierte. 1952 beschäftigte sich ein gemeinsames Seminar von Naturwissenschaftlern und dem Philosophen Karl Schlechta mit Goethes Farbenlehre. In der zum Teil kontrovers geführten Diskussion entwickelte Schulz Gedanken, die er schließlich in einem längeren Aufsatz „Über die Naturauffassung in Goethes Farbenlehre“ zusammenfaßte, der dem ersten Teil seiner Lebenserinnerungen als Anhang beigefügt ist. Die schon erwähnten guten Kontakte zu Freunden und ehemaligen Doktoranden in der chemischen Industrie führten ab 1949 zu „Industriekolloquien“, in denen führende Vertreter aus Industrie und Hochschule zusammenkamen. Hier lernte Schulz auch Herbert Stuart näher kennen, der in dieser Zeit an seinem vierbändigen Werk „Die Physik der Hochpolymeren“ arbeitete. Es gelang ihm schließlich, Stuart zunächst 1954 als Gastprofessor und ab 1955 als ordentlichen Professor für Polymerphysik zu gewinnen. Damit war die Polymerforschung mit drei Ordinariaten an der Johannes Gutenberg-Universität vertreten. Mainz wurde daher neben Freiburg zum führenden Zentrum dieses Forschungsgebiets in Deutschland. Die zunehmende internationale Anerkennung der Forschungsergebnisse, die vom Arbeitskreis G. V. Schulz publiziert und auf Tagungen präsentiert wurden, führte auch zu persönlichen Beziehungen, die Schulz mit großem Geschick pflegte. So fand schon im Frühjahr 1953 zusammen mit Charles Sadron, dem Leiter des C.N.R.S. (Centre National de Recherches sur les Macromolécules) in Straßburg in einem kleineren Kreis eine Tagung über die Struktur der Makromoleküle und ihre experimentelle Untersuchung statt, an der aus Mainz außer Schulz auch H. J. Cantow und G. Meyerhoff teilnahmen. Im Juli desselben Jahres wurde während einer Tagung der IUPAC (International Union of Pure and Applied Chemistry) in Stockholm und Uppsala eine Kommission für Makromolekulare Chemie innerhalb der IUPAC gegründet, in die G. V. Schulz schon zu Beginn aufgenommen wurde. In Uppsala, wo Schulz einen Vortrag auf der IUPAC Tagung gehalten hatte, lernte er Stig Claesson kennen, den Leiter eines von Theodor Svedberg (Nobelpreis 1926) begründeten Instituts, das durch die dort entwickelte Ultrazentifuge weltberühmt geworden war. Aus den Kontakten mit Sadron, Claesson und anderen Polymerforschern in Europa entstand später der „Makromolekulare Klub“ (European Macromolecular Club), zu dem außer Schulz, Claesson und Sadron auch H. Benoit (C.N.R.S., Strasbourg), A. Nasini (Turin), A. Peterlin (Ljubljana), sowie C. Rossi und U. Bianchi (Genua) hinzukamen. Die Klubmitglieder 10 und deren Mitarbeiter trafen sich regelmäßig zu kleinen Symposien, in denen sie sich über ihre neuesten Forschungen informierten. Der Wunsch zur Pflege internationaler Beziehungen verband sich bei G. V. Schulz auf glückliche Weise mit seiner Liebe zu ausgedehnten Reisen. Nach seinen Reisen ins europäische Ausland kam schon 1954 seine erste Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten im Anschluß an eine Gordon-Conference. 1960 reiste Schulz auf dem Weg nach Japan über Indien, Kuala Lumpur, Java, Singapur und Hongkong. Überall kam er mit befreundeten Wissenschaftlern zusammen, und er knüpfte neue Freundschaften, die zum Austausch von Mitarbeitern führten und die Arbeitsgruppe von G. V. Schulz durch die Anwesenheit ausländischer Mitarbeiter bereicherte. Besonders intensiv und fruchtbar war der Austausch mit Südamerika, das er erstmals 1962 bereiste. Aus der Zusammenarbeit mit Ruben V. Figini, der als Humboldt-Stipendiat an der Universität Mainz bei Schulz gearbeitet hatte und danach Professor an der Universität La Plata (Argentinien) wurde, ergab sich eine Partnerschaft zwischen beiden Universitäten. In den fünfziger Jahren wuchs die Zahl der Mitarbeiter von G. V. Schulz immer weiter an, und die räumlichen Verhältnisse in der ehemaligen Baracke wurden immer unerträglicher. So mußte seine hervorragende Sekretärin, Frau Marga Janssen, ihr winziges „Sekretariat“ noch mit einer Schreibkraft teilen, weil sie allein die zunehmenden Schreibarbeiten im Zusammenhang mit dem Forschungsbetrieb nicht mehr bewältigen konnte. Von allen wurde es als Erlösung empfunden, als endlich 1958 ein Neubau bezogen werden konnte, der ein weiteres Wachstum des Arbeitskreises ermöglichte. Das „internationale Fest“ vor dem offiziellen Einzug blieb allen Beteiligten für immer in Erinnerung. Im neuen Institut fand man zum Beispiel neben einem italienischen Strandcafé eine argentinische Pampaskneipe, eine japanische Teestube und ein javanisches Urwaldrestaurant, das reichlich mit Palmen und anderen tropischen Gewächsen (aus den Gewächshäusern des botanischen Gartens) dekoriert war. Vielleicht ist an dieser Stelle erwähnenswert, daß die Kunst des Feste-Feierns im Arbeitskreis von G. V. Schulz der Experimentierkunst in den Labors durchaus ebenbürtig war und daß Frau Erika Schulz nicht nur bei den Institutsfesten sondern auch bei anderen Gelegenheiten des sozialen Zusammenlebens der Mitarbeiter und Gäste ihres Mannes eine ganz entscheidende Rolle spielte. Die Gebiete der Polymerforschung, die von G. V. Schulz und seinen Mitarbeitern bearbeitet wurden, lassen sich nur schwer in einem kurzen Aufsatz zusammenfassen 7 . Eine wichtige Rolle spielte bis in die achtziger Jahre die Bestimmung von Molekulargewichtsverteilungen mit immer weiter verbesserten und neu entwickelten Methoden. Auch die thermodynamischen Eigenschaften von Polymerlösungen nehmen unter den 292 Publikationen von Schulz und Mitarbeitern einen breiten Raum ein. Die Erforschung von Biopolymeren (Cellulose, Kautschuk, Enzyme etc.) war ein besonderes Anliegen von G. V. Schulz, der sich ja von Jugend an für die molekularen Mechanismen der Lebensvorgänge interessiert hatte. Den Schwerpunkt bildete aber zweifellos die Polymerisationskinetik. Nach der Kinetik von Radikalreaktionen, die seit den sechziger Jahren von Günter Meyerhoff in einer eigenen Arbeitsgruppe untersucht wurde, rückte die anionische Polymerisation in den Mittelpunkt des Interesses. Als besonders schwierig erwies sich die Kinetik der Styrolpolymerisation, die sich nicht durch einen einfachen Wachstumsmechanismus erklären ließ. Am Ende stellte sich heraus, daß beim Kettenwachstum die wachsende Kette und das Gegenion in drei verschiedenen Formen existierten, die miteinander im Gleichgewicht standen. Um diesen Mechanismus aufzuklären und die entsprechenden Geschwindigkeits- und Gleichgewichtskonstanten zu bestimmen, mußte die Kinetik der Polymerisation in verschiedenen Lösungsmitteln über ei7 Eine ausführlichere Darstellung findet sich in Teil 2 der Lebenserinnerungen von G. V. Schulz (Ref. 1). 11 nen weiten Geschwindigkeits- und Temperaturbereich studiert werden. Dazu mußten spezielle Apparaturen entwickelt werden, in denen die Reaktionen unter strengem Luft- und Feuchtigkeitsausschluß ablaufen konnten. Die Lösung des Problems war nur möglich, weil G. V. Schulz dazu ganz hervorragende Mitarbeiter als Doktoranden gewinnen konnte, die mit vollem Einsatz die extrem schwierigen experimentellen Aufgaben bewältigten. Es ist besonders tragisch, daß die Zeit der schönsten Erfolge von G. V. Schulz vom Tod seiner Frau Erika im Frühjahr 1967 überschattet wurde. Zwar „stürzte“ er sich danach in die Forschung, wie es in seinen Lebenserinnerungen heißt, aber ihm war dabei sehr wohl bewußt, daß er von diesem Schicksalsschlag bis an sein Lebensende gezeichnet sein würde. Anfang 1972 mußte er sich einer sehr riskanten Hirnoperation unterziehen, bei der ein Tumor der Hypophyse entfernt wurde. Aber schon im Sommer reiste er zu einer Tagung des “European Macromolecular Club” nach Uppsala, auch um bei dieser Gelegenheit die Ehrendoktorwürde der Universität dieser Stadt entgegenzunehmen. Darauf folgte im September eine ausgedehnte Vortragsreise in die Sowjetunion. Schließlich wurde ihm im November in Freiburg die Ehrendoktorwürde dieser Universität verliehen. Offenbar hatte er die Operation so gut überstanden, daß er wieder sein gewohntes Leben als renommierter Wissenschaftler fortführen konnte. Die hohe Anerkennung der Leistungen von G. V. Schulz im In- und Ausland kam in zahlreichen Ehrungen zum Ausdruck. So wurde er 1960 zum Fellow of the New York Academy of Sciences ernannt. 1971 verlieh ihm die Gesellschaft Deutscher Chemiker die Staudinger-Medaille. 1980 erhielt er die Dechema-Medaille. Die Ehrendoktorwürde wurde ihm von den Universitäten Uppsala, Freiburg und 1982 von der Universität La Plata verliehen. Er hat in zahlreichen wichtigen Gremien mitgewirkt, zum Beispiel in der Deutschen Bunsengesellschaft, der Dechema und dem Fonds der Chemischen Industrie. Er war Mitherausgeber einer großen Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften. Aus seinem Arbeitskreis, in dem er über 60 Doktoranden betreut hat, sind 12 Professoren im In- und Ausland hervorgegangen. G. V. Schulz und seine Mitarbeiter bildeten eine der tragenden Säulen des Sonderforschungsbereichs „Chemie und Physik der Makromoleküle“, der von 1969-1987 existierte und dessen Erfolg die Ansiedlung des 1983 gegründeten Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz nach sich zog. Zum Zeitpunkt der Emeritierung von G. V. Schulz im Frühjahr 1974 waren am Institut für Physikalische Chemie der Johannes Gutenberg-Universität insgesamt 11 Professoren tätig, die entsprechend ihrem Arbeitsgebiet drei Ordinariaten zugeordnet waren. Außer Erhard Fischer, der 1966 die Nachfolge von Herbert Stuart angetreten hatte, gab es seit 1967 ein 3. Ordinariat unter Wolfgang Liptay, in dem unter anderem der Einfluß starker elektrischer Felder auf Molekülspektren untersucht wurde. Am 1. Ordinariat waren die Professoren Günter Meyerhoff, Rudolf Kirste, Heinrich Stuhrmann und Bernhard A. Wolf, die sich alle im Arbeitskreis von G. V. Schulz habilitiert hatten, in eigenen Arbeitsgruppen in der Polymerforschung tätig. Nachfolger von G. V. Schulz wurde 1975 der Autor dieses Beitrags. Die Jahre nach der Emeritierung Im Sommer 1974 nahm G. V. Schulz an einer IUPAC-Tagung in Rio de Janeiro teil. Während eines anschließenden Besuchs der Universität La Plata, wo er Verhandlungen über den Partnerschaftsvertrag mit der Universität Mainz führte, ereignete sich ein folgenschwerer Autounfall, bei dem G. V. Schulz lebensbedrohliche Verletzungen erlitt. Er lag vier Wochen im Koma, war danach halbseitig gelähmt und schwer sprachbehindert. Niemand hätte sich gewundert, wenn er nach diesem Unfall in tiefe Resignation verfallen wäre. Er hatte ein reiches und erfülltes Leben hinter sich. Doch nun war seine Frau gestorben, seine Kinder waren erwachsen, er konnte fast nicht sprechen und noch weniger schreiben. Was konnte er also 12 noch erwarten von einem weiteren Leben im sogenannten Ruhestand? - Um so erstaunlicher war es, zu beobachten, mit welcher Beharrlichkeit er an seiner Rehabilitation arbeitete. An seinem 70. Geburtstag konnte er, wenn auch im Rollstuhl, schon wieder seine Gäste bei sich zuhause begrüßen. Danach lernte er mit der ihm eigenen Zähigkeit und Selbstdisziplin Schritt für Schritt wieder laufen. Bald konnte er mit der linken Hand auf seiner alten Schreibmaschine schreiben und mit der Abfassung seiner Lebenserinnerungen beginnen. Schließlich lernte er, immer besser, nach einiger Zeit sogar wieder ganz fließend zu sprechen. Die Unverdrossenheit und Ausdauer, mit der er seinem Leben noch einmal 24 Jahre abgewann und mit Sinn erfüllte, hat seine Freunde und Kollegen mit Bewunderung erfüllt und ihnen ein lebendiges Beispiel gegeben, wie ein Mensch in Würde sehr alt werden kann. Ganz wesentlichen Anteil am Gelingen seines neuen Lebens nach dem Unfall hatte allerdings Helma Mühle, die im Herbst 1975 seine Pflege übernahm und 1980 seine zweite Ehefrau wurde. In ihrer Begleitung konnte er schon bald wieder größere Auslandsreisen unternehmen, die ihn bis nach Kalifornien und sogar zweimal nach La Plata führten, wo er 1982 die Ehrendoktorwürde der Universität entgegen nehmen konnte. In Mainz verbrachte er fast täglich die Nachmittage in seinem alten Institut. Er hatte noch eine kleine Gruppe von Mitarbeitern, die ihre Promotion abschlossen, oder als Postdoktoranden bei ihm arbeiteten. Und schließlich arbeitete er unentwegt an seinen Lebenserinnerungen, die er kurz vor seinem Tod bis auf ein noch fehlendes Kapitel des wissenschaftlichen zweiten Teils vollenden konnte. Am 25 Februar 1999 ist Günter Victor Schulz im Alter von 93 Jahren verstorben. 13