Die Stadt aus Papier Triest und seine Literatur
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Die Stadt aus Papier Triest und seine Literatur
CLAUDIO MAGRIS Die Stadt aus Papier Triest und seine Literatur In seinem sprôden dichterischen Buch von 1912, Mein Karst, das vor allem die geistige Landschaft der Triestinitâî zeichnet, gesteht und beschwôrt Scipio Slataper in den ersten Abschnitîen, die aile drei mit den Worten "ich môchte euch sagen " '" beginnen, die Versuchung zu lugen. Claudio Magris Ecrivain, Docteur Honoris Causa Université des sciences humaines de StrasbourgUniversité de Trieste 5 einen Lesern, den Italienern, môchte er sagen, er sei in einer Hutte im Karst geboren oder in einem Eichenwald in Kroatien oder in der Mâhrischen Tiefebene; er môchte ihnen zu verstehen geben, daB er kein Italiener ist und daB er die Sprache, in der er schreibt und die ihm nicht behagt, wenngleich sie in ihm "den Wunsch" wachruft, "ins Vaterland zuriïckzukehren"' ', nur "erlernt" hat, wie er sagt. Doch seine "klugen und scharfsinnigen" Léser, fùgt er hinzu, wûrden sofort verstehen, daB er "ein armer Italiener" ist, der versucht, seine einsamen Sorgen zu verbarbarisieren, ein Bruder von ihnen, den ihre Kultur und ihr Scharfsinn allerhôchstens einschùchtern. 2 (3) In seinem Buch Mein Karst identifiziert Slataper, der mit seiner Aufrichtigkeit der Versuchung der Deklamation widersteht, die Triestinitàt mit dem BewuBtsein von einer realen, aber undefinierbaren Andersartigkeit, authentisch, wenn sie gelebt wird, und sofort verfâlscht, wenn sie proklamiert und zu Schau gestellt wird. Seine lâcherlichen und engstirnigen Léser machen sich schuldig, wenn sie seine reale Andersartigkeit, die sich jeder unweigerlich lugnerischen Formulierung entzieht, nicht erkennen. Slataper wurde weder im Karst noch in Kroatien, noch in Mâhren geboren. Italienisch ist seine Sprache, italienisch ist seine wahre Nationalitàt, auch wenn letztere - anders als sonst bei den in Italien lebenden Italienern - ein Vielvôlkergemisch in sich vereint. Das "Vaterland", nach dem er sich sehnt, gibt es somit nirgendwo, denn fûhlt 54 er sich "hier" (im damais habsburgischen Triest oder in Italien, in Florenz, wo Slataper studiert und schreibt) auch nicht wohl, ein anderes Heimatland kônnte und môchte er nicht nennen. Slataper - 1915 als italienischer Freiwilliger im Ersten Weltkrieg gefallen entblôBt die Triester Andersartigkeit und zugleich die Rhetorik dieser Andersartigkeit. Er ist ein Italiener, aber nicht wie ein Italiener; "du weisst", schreibt er in einem Brief an seine Frau Gigetta, "dass ich Slave, Deutscher und Italiener bin" . Doch dièse drei wesentlichen Komponenten von Triest, oft in der italienischen verschmolzen, finden schwerlich eine Identifizierung aber zugleich den unbândigen Willen, sie zu finden. Slataper ist zwar slawischer Herkunft, wie sein Name besagt, von der slawischen Welt aber vôllig losgelôst; Ausbildung und Kultur sind bei ihm in verschiedener Hinsicht deutsch, er fiïhlt sich dem Deutschen aber fern und muB ihre Sprache erlernen; er ist stolz, einer aus dem Habsburgerreich zu sein, dem er seine mitteleuropâische Geisteshaltung verdankt, sterben wird er aber im Kampfe gegen dièses Reich; er ist Italiener, aber irgendwie ein besonderer Italiener. <4) Dièse Widerspriïche kônnen in der Dichtung gelebt und verklàrt, sie kônnen aber nicht auf eine Formel gebracht oder theoretisiert werden, ohne dabei dem Falschen zu verfallen, wie die drei Ansâtze "ich môchte euch sagen". Andererseits demaskiert Slataper, indem er seine persônliche Mythologie exorziert und das Unverstàndnis auf seiten der anderen denunziert, auch sein geheimes Bediirfnis, von den anderen nicht verstanden zu werden, und somit einen Beweis fur seine Andersartigkeit zu haben, die seine Natur ist, die er aber nicht zu definieren vermag. Der einzige Ort, an dem Slataper seine Identitât findet, ist die Literatur, Ausdruck des poetischen Gespenstes seines Lebens, Ausdruck seines Imaginàren. Die Literatur nimmt somit einen existentiellen Wert an, wird zum Daseinsgrund und der rein àsthetischen Ûbung polemisch entgegengestellt. Eine der immer wiederkehrenden Topoi in der Triestiner Literatur ist die betonte "Antiliteraritàt", die Haltung von Autoren, die vom Schriftsteller nicht Schônheit verlangen, sondern Wahrheit, denn fur sie bedeutet Schreiben der Erwerb einer Identitât - nicht nur als Individuum, sondern als Gruppe. In berùhmten Erklàrungen lehnen die Triestiner Schriftsteller die Literatur als " L u g e " (Saba), als "etwas Lâcherliches und Schàdliches" (Svevo), als "tristes und hartes Métier"' ' (Slataper) ab. Die Dichtung hat das Leben zu grùnden; die Triestinitât fordert absolute Aufrichtigkeit von den Schriften der Literatur, denn ohne sie gàbe es sie nicht. Triest ist — vielleicht mehr als andere Stàdte - Literatur, ist die Literatur seiner selbst. Svevo und Saba sind nicht nur Schriftsteller, die aus ihr hervorgehen, sondern auch solche, die es kulturell erzeugen und schaffen, die ihm ein Gesicht geben, das es als solches vielleicht nicht gàbe. Spâter verwandelt sich dièse Antiliteraritàt schnell in einen hochliterarischen Topos, in einen ausgesprochenen rhetorischen Kanon fur die nachfolgenden Schriftsteller, ebenso wie die unverstandene Andersartigkeit zu einem politischen Alibi fur die fiihrenden Schichten der Stadt wird, zu einer bequemen Rechtfertigung des eigenen Versagens. (5) (6) 7 und kultureller Gruppen und ein Archipel, auf dem dièse Gruppen isoliert und gegeneinander abgeschottet lebten: abgesehen von der dominierenden italienischen Komponente, kamen Deutsche, Slowenen und andere Slawen, Griechen, Armenier und andere Gruppen aus den verschiedenen Regionen des Kaiserreichs und aus anderen europâischen Làndern . Die beiden Becken, in denen die vielen Komponenten zusammenflossen und sich verwischten, waren das fundamentale italienische Netz, das die anderen Elemente assimilierte und integrierte, und die jûdische Gemeinde, in der sich Elemente aus den verschiedensten europâischen Kulturen kreuzten ; doch einhergehend mit einer oft unbewutëten gegenseitigen tagtàglichen Durchdringung herrschte unter den verschiedenen Gruppen gegenseitiges MiRtrauen und Ignoranz. (8) (9) Aufêerdem schauten aile Gruppen, die in Triest lebten, anderswohin, in ein fernes Vaterland: die Italiener nach Italien, die Deutschen und die Deutschôsterreicher nach jenseits der Alpen, die Slowenen warteten auf das Wiedererwachen eines ganzen Volkes; jeder von ihnen fùhlte sich aber anders gegeniïber denen, die er als Brùder proklamierte. Der Italiener von Triest, stark differenziert auch vom Italiener Istriens mit seiner jahrhundertalten venezianischen Kultur, fûhlte sich als ein besonderer Italiener, dessen Italianitàt das Ergebnis eines Kampfes war, nicht eine friedlich erstandene Errungenschaft, und dasselbe galt fur den Deutschen gegeniïber den Landsleuten, die in den deutschen Làndern des Kaiserreichs oder in Deutschland wohnten, und fur den Slowenen des Karsts gegenûber dem von Krain. In Triest erfafête der weitsichtige Blick, der mit Scharfblick in die Ferne schweifte, das Naheliegende oft nicht. Mit seinem mythischen "ich môchte euch sagen" und mit dem Anspruch auf drei Seelen wollte Slataper die plurinationale Wirklichkeit und Bestimmung von Aus diesen Grùnden fâllt es auch dem Triestiner - ebenso wie dem Ôsterreicher bei Musil, der, wie Musil selbst sagte, ein Ôsterreich-Ungarn minus den Ungar, das heiRt das Ergebnis einer Subtraktion war der Kulturen symbolisieren. In diesem Sinne ist Triest eine Schôpfung der habsburgischen Monarchie. Triest war zugleich ein Schmelztiegel verschiedenen ethnischer ter fâllt ihm, das zu proklamieren, was er nicht ist, das, was ihn von jeder anderen Realitât differenziert, sich per negationem, aus Verneinung zu definieren anstatt Triest, ein Triest als Wiege und Kreuzpunkt - schwer, sich positiv zu definieren; leich- 55 seine Identitât zu deklinieren. Die Schriftsteller, die dièse Heterogenitât und diesen Widerspruch, die Vielfalt an einheitswiderstrebenden Elementen zutiefst erlebt haben, haben verstanden, daB Triest -wie das Habsburger-Kaiserreich, zu dem es gehôrte - ein Modell fur die Widerspriichlichkeit der zeitgenôssischen Kultur ohne ein zentrales Fundament und ohne eine Werteeinheit war. Svevo und Saba haben aus Triest eine Seismographenstation fûrgeistige Erdbeben gemacht, die die Welt erschùttern sollten; aus der burgerlichen Stadt par excellence, deren Geschichte im wesentlichen die ihres bùrgerlichen Aufstiegs und Niedergangs darstellt, ist mit Svevo eine grotëe Dichtung der Krise des zeitgenôssischen Individuums hervorgegangen, eine ironischtragische, luzid-elusive Dichtung, die ihre totale Ernùchterung hinter einer liebenswurdigen Zurùckhaltung verbirgt. Nicht zufâllig beginnt die grofse Saison der Triestiner Kultur - in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg - symbolisch mit der Brandmarkung einer geistigen Leere: sie beginnt, als Slataper 1909 in einem Artikel in der Florentiner Zeitschrift "La voce" schreibt: "Triest hat keine Kulturtraditionen"' '. Dièse Behauptung ist zum Teil richtig, zum Teil ist sie provokatorisch, denn sie liquidiert mit jugendlich dreister Eilfertigkeit ein stâdtisches Gefùge, das reich an wùrdevollen Institutionen und respektablen Kulturinitiativen ist und das die ersten beiden Romane Svevos, Ein Leben (1892) und Ein Mann wird àlter (1898), ignoriert, zwei grofse Parabeln der Krise des Individuums, zwei Meisterwerke, die voriibergehend in Vergessenheit geraten und spâter neu entdeckt werden. Die Geste Slatapers will aggressiv eine Kultur begriinden, die ausgeht von der Entlarvung der Leere und der Unzulânglichkeit der bestehenden Kultur. Oft ist die Kultur des fin de siècle - auf den Spuren Nietzsches, - eine Révolte des Lebens gegen die Kultur jenes Wissen, das schon Flaubert als verhàngnisvoll dumm bezeichnet hatte: auch Mein Karst ist eine Stimme dièses Protests. 10 Triest wird - dank seiner Position im Habsburger-Kaiserreich - zu einem Vorposten dieser Krise der Kultur und zum V o r p o s t e n dieser Kultur der Krise. Das Kaiserreich zeigt sich - vor allem in der Peripherie - als eine Pluralitat heterogener Komponenten und unvereinbarer Widersprùche, deren Auflôsung hatte das Ende des Kaisereichs bedeuten kônnen und muBte somit soweit wie môglich aufgeschoben werden. Triest ist ein Konzentrat des Kaiserreichs; es besteht aus Widersprùchen, und wenn immer einer dieser Widersprùche sich auflôst, geht es zugrunde; mit heldenhafter und gewundener Selbstverletzung arbeitet es an dieser Auflôsung, am eigenen Untergang mit. Triest lebt vom Konflikt zwischen seiner primàren historisch-ôkonomischen Rolle in Verbindung mit seiner Zugehôrigkeit zum Kaiserreich und einem irredentistischen Drang, sich vom Kaiserreich loszusagen, seiner Besonderheit somit ein Ende zu setzen. Slatapers Traum ist es, zusammen mit einer energischen Gruppe junger Intellektueller - die Florentiner Zeitschrift La voce sammeln - mit der ihm eigenen Vitalitat - eine Dichtung hervor, die aus der Agonie und dem Ende einer Kultur erwàchst, jene Wahrheit, die im Untergang und im Tode sich offenbart, eine neue Blute, die dem Untergang einer historischen Epoche entspringt. Das moderne Triest war 1717 und 1719 mit den kaiserlichen Patenten entstanden, die die freie Schiffahrt auf der Adria ausriefen und aus Triest einen Freihafen machten; vor allem Maria Theresia hat dahin gewirkt, daB Triest des Kaiserreichs Zugang zum Meer wurde und daB sich mit dem Zuzug so vieler verschiedener Nationalitàtengruppen das Antlitz der kleinen Stadt vôllig wandelte. Die Stadt hatte eine vielschichtigere Bevôlkerungsphysiognomie angenommen, aber die Erinnerung an die autonome Stadtgemeinde sollte jene autonomistische Idéologie, jenen Mythos der Autonomie und der Andersartigkeit Triests fôrdern, der - in den verschiedensten Formen - bis heute lebendig geblieben ist. Die sprachliche Italianitât ùbernimmt - bis 1848, das heitët, so lange, wie ein politisch engagiertes Nationalbewufêtsein fehlt - die Funktion eines spontanen Zusammenfùhrens und einer Intégration, wobei im allgemeinen die verschiedenen 56 lebhaften ethnischen Komponenten unter- schiedlichsten Ursprungs zusammenflietëen. Triest wird zu einem fruchtbaren Tor, durch das die mitteleuropàische Kultur nach Italien vorstôfst, entbehrt aber in den verschiedenen sozialen Schichten jenes linguistischen und kulturellen Pluralismus - wie er z. B. Fiume, Rijeka pràgt, in dem - wie spâter Kardinal Celso Constantin zur Zeit d'Annunzios sagt - "auch der dùmmste Mensch mit vier Sprachen geboren wurde". Es fehlt jene Symbiose zwischen den verschiedenen Kulturen, wie man sie in Dalmatien kennt und auf Grund derer Ante Trumbic sagen kônnte, er denke in Italienisch, wollte aber Kroate bleiben. Die itialienische Sprache und noch stàrker der Triestiner Dialekt, ein venezianischer Dialekt mit einigen Ausdrùcken deutschen und slawischen Ursprunge, sind eins Vehikel der Intégration, das aus den Neuankômmlingen "Einheimische" macht. In der Erzàhlung Ein Schuljahr, Un anno di scuola (1929) von Giani Stuparich, einem Freund Slatapers, "erlernte" die Hauptheldin Edda Marty, das deutsche Mâdchen, das vor dem Weltkrieg ein Triester Lyzeum besucht, also ein italienisches Lyzeum, "die Sprache schnell. Nach zwei Jahren sprach sie wie eine Einheimische"Alberto Spaini, einer der allerersten Ubersetzer Kafkas und Mitschùler von Stuparich, erzâhlt, sein Schulkamerad Cristo Tzaldaris, ein Grieche, "der Homer las, wie wir Dante l a s e n " , habe - einer griechischen Cousine - seine erste Liebeserklârung in Triestinisch gemacht. (12) Die kulturelle Multinationalitât Triests war vor allem eine Sache der Elite in Verbindung mit einem besonderen familiâren, kulturellen und beruflichen Humus. Ein Beispiel ist Constantin von Economo, Triestiner Exponent der Wiener Medizinschule, der "mit dem Vater Griechisch sprach, mit der Mutter Deutsch, mit der Schwester Sophie und dem Brader Demetrius Franzôsisch, mit dem Brader Léo Triestinisch (das heiBt Italienisch)"* '. Dièse Kultur erwàchst aus den grofsen "historischen" Kultur der Habsburgermonarchie, der deutschen, aus dem Beitrag der judischen Kultur und aus der Ein13 beziehung in den vielschichtigen Kulturraum Mitteleuropas. Es ist nicht nur und nicht so sehr eine strikt literarische Kultur, es ist eine eher in anderen Dimensionen verankerte Kultur: in der Tradition medezinisch-wissenschaftlicher Studien, in der groBen musikalischen Bildung und in der Praxis des Musizierens^, im Lebensstil, in der Entfaltung finanzieller und kommerzieller Initiativen, die der Stadt - mit den groBen Versicherungsgesellschaften - eine Rolle ersten Ranges in Mitteleuropa zuweisen. Ein Beispiel ist der Ôsterreichische Lloyd. Hervorragende Theoretiker und Mânner der Tat im Habsburger-Mitteleuropa, wie Bruck und Lorenz von Stein, sehen in Triest den Spiegel und den groBen wirtschaftlichen Mittelpunkt des weiten mitteleuropàischen Donauraums. Was die groBe Literatur angeht, wird nur noch Svevo - zumindest teilweise direkt in diesem Gefùge verwurzelt sein, aus dem er eine groBartige, râtselhafte Metapher des Lebens macht. Fur die anderen Schriftsteller, die es dichterisch erfaBen werden, wird dièses Triest keine kronkrete Wirklichkeit mehr sein, sondern ein mythisches Bild der Vergangenheit, prekàr und entschwunden, das im Wort wiederzufinden und neu zu entdecken ist. Mehr oder weniger bis 1848, bis zu den ausgesprochen nationalen Kàmpfen, ist Triest ein Schmelztiegel der Kulturen: Ende des 18. Jahrhunderts nehmen der Triester Weltkonespondent oder der Triester Kaufmannsalmanach, Zeitungen fur Handel und Politik, Informationen ùber die italienische Literatur auf; in der Zeit zwischen 1838 und 1840 gehen die italienische Zeitung La favilla und die deutsche Adria einen gegenseitigen Kulturinformationsaustausch ein, diesem Beispiel folgen mit groBer Aufgeschlossenheit das Journal des ôsterreichischen Lloyd, dessen italienische Ausgabe Giornale del Lloyd, der Osservatore triestino und Das Illustrierte Familienbuch des ôsterreichischen Lloyd. Auf dièse Weise kommt es im Gesellschaftsgefiige der Stadt zu einem echten gegenseitigen Informationsumlauf . (15) Nach 1848 zerstôren die nationale Spannungen dièse Koinè; es kommt zur Polemik zwischen den verschiedenen Gemeinschaften, zur gegenseitigen Isolierung und Ignorierung. Der bedeutendste deutsche Kulturverein, der 1860 ins Leben gerufene Schillerverein, bleibt ein Fremdkôrper im Leben der Stadt. Deutschsprachige Dichter, wie z. B. Robert Hamerling, leben jahrelang in Triest, ohne die Stadt wirklich kennenzulernen und ohne daB sie selbst von ihr bemerkt worden wàren. Mit dem Erwachen des slowenischen NationalbewuBtseins endet der kurze Traum vom italienisch-slawischen Idyll und setzt jene Spannung der Stadt ein, auf die, wie bereits der groBe Aufklârer Antonio de Giuliani gesehen hatte zwei Vôlker Anspruch erheben, die, im Unterschied zu den Ôsterreichern, zu den Griechen oder zu den Deutschen, mit dem Territorium ihrer Nation in unmittelbarer Verbindung stehen . Zu Ende gehen auch der geordnete Lauf von Triest als ôsterreichischer Stadt sowie die Saison jener "Triester Nation", die bis zu jenem Augenblick ihre Italianitât als kulturelles Elément verstand und die sie jetzt als ein politisches Ziel zu empfinden beginnt. Nicht Kulturtraditionen fehlen Triest, sondern spezifisch literarische: bis zum groBen Saison des fin de siècle und der ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Triestiner Literatur - die italienische wie die deutschsprachige - eine epigonale und nachziehende Literatur, die làngst ùberholte Modelle der respektiven Nationalliteraturen nachklingen làBt und nirgends an die Wirklichkeit der Stadt anschlieBt, ebensowenig wie bis in unser Jahrhundert hinein die slowenische . Die Génération Slatapers hat also das Gefùhl, sie habe bei Null anzusetzen, sie musse eine Dichtung begrùnden, sie habe in der Dichtung - und nur in der Dichtung - jene Widersprùche und jene Zerrissenheiten zu ûberwinden, auf Grund derer Triest in unheilbaren Gegensâtzen, in einer Sackgasse zu erlahmen scheint. (16) (17) Die kommerzielle Selle der Stadt widersprûchlich im Verein mit dem Irrendentismus - erscheint als eine bùrgerliche Indifferenz gegenùber der Poésie, als die Vorherrschaft Merkurs ùber Apollo, andererseits scheint eben dièse "prosaische" Situation in ihrer Doppeldeu57 tigkeit zwielichtig fruchtbar zu sein. Die Mésalliance zwischen Apollo und Merkur bewirkt auch Unruhe und Unsicherheit, bringt eine Umwertung mit sich und macht Triest zu einem zweideutigen "Ort des Ùbergangs", wo "ailes doppeldeutig und dreideutig i s t " ; der "betriebsame Charakter" Triests schwebt "wie graues Blei" ùber der Stadt, verleiht ihr aber "eine Originalitât des Strebens und der Atemnot"< > (Slataper). In einer Stadt, die arm an kultureller Tradition ist, gibt sich die Literatur, die sich auBerhalb des humanistischen Panthéons der vaterlàndischen Literatur befindet, keine offiziellen Institutionen, sondern wird wie ein heimliches Laster gehegt; der Schriftsteller ist ein blinder Passagier, ein Kaufmann, der - wie Svevo - einem einsamen und verachtenswurdigen Laster front, dièse Heimlichkeit gibt ihm aber die Wahrheit des modernen Schriftstellers, die Wahrheit der Entwurzelung. Die Stâtte der Literatur ist nicht das Kùnstlerhaus, sondern das Bùro, der Svevosche Schreibtisch in der Unionsbank, der Hinterraum im Buchladen Sabas, das Café, die Kneipe, wie bei Joyce. Dank seiner Armut an kultureller Ùberlieferung aus dem 19. Jahrhundert wird Triest zu einem Mittelpunkt der Dichtung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Peripherisch gegenùber den groBen Strômungen des 19. Jahrhunderts, z. B. dem Idealismus, wird Triest zu einem Vorposten der analytischen Kultur, die hervorgeht aus der Kulturkrise des 19. Jahrhunderts. (18) 19 Die Literatur entsteht als ein ironischer VorstoB gegen die gesellschaftliche Norm. Der Schriftsteller verbirgt sich hinter dem Kaufmann, aber jeder Kaufmann ist potentiell ein Schriftsteller. Die Kaufmannsseele hadert mit der italienischen auf ôkonomischer Ebene und mit der poetischen auf geistiger Ebene. "In jedem Kaufmann", sagte Slataper, "ist latent ein metaphysicher Schmerz" . Aber Triest kann seine "doppelte Seele" , seine "zwei Naturen" nicht erwùrgen, denn auf dièse Weise wùrde es zugrunde gehen. Die Geschichte der Stadt wird spâter immer wieder um dièses Dilemma kreisen, um den - oft selbstverietzenden Versuch, eine der beiden Seiten auszu(20) (21) (22) schalten, oder aber um das ùbersteigerte Miteinander der Gegensâtze. Die unpoetische Kaufmannstadt wird zur Quelle der Dichtung in den Werken zahlreicher bemerkenswerter Schriftsteller sowie in denen der beiden groBen Schriftsteller Umberto Saba und Italo Svevo, die Triest der Weltliteratur des 20. Jahrhunderts geschenkt hat. Die Lyrik Sabas (1883-1957) ist eine moderne Dichtung der Spaltung, der Analyse und der Introversion, die auch an die Oberflàche zu kommen vermag, klar und leicht, die das Uriibel des Lebens zu spùren vermag, ohne sich in ihm zu verfangen. Sie weiK um das Lustprinzip, aber auch darum, daB der Todestrieb - nicht nur biologisch, sondern auch historisch-politisch - unvermeidlich den Sieg davontragen wird. Die Dichtung Sabas, in die episch das ganze Dasein des Dichters, das ganze "warme Leben" einflieBt, ist eine glasklare, erbarmungslose Transparenz, die - ohne Médiation - an der klaren Oberflàche der Dinge, wie sie sind, den dunklen Grund des Lebens und der Triebe intégral durchscheinen lâBt. Als ein Freischutze der Literatur lebt und erlotet Saba das warme Leben, indem er mit seinem Blick riicksichtlos den Grund des Unbehagens der Kultur erfaBt und indem er die Dissonanzen des Lebens in seiner "schmerzlichen Liebe" auflôst. Absolut frei bewegt er sich in dieser Weisheit der Kunst, die jeden Dualismus zwischen falscher Welt und wahren Welt, zwischer Schein und Wirklichkeit, zwischen dem Leben und seiner Bedeutung ûberwindet. Gut und Bôse passieren und vergehen in seiner Dichtung wie Meereswellen. Mit Saba hat die Stadt der biirgerlichen Senilitât einer unzâhmbaren, wenngleich schmerzlichen Gnade des Begehrens Ausdruck verlieren, das dâmonisch frei von jeder Repression ist. (23) Auch Svevo steigt hinab zu den Wurzeln des Unbehagens der Kultur; mit liebenswiirdiger Ironie dissimuliert er die Entlarvung des Nichts und identifiziert sich mit diesem Unbehagen, bis es zur eigenen Natur, zur paradoxalen Selbstverdeitigung wird. Svevo hat die zàhe Fâhigkeit der biirgerlichen Kultur, sich mit dem Leben zu vermischen, ausgelotet und sich mit diesem 58 Betrug, den e r d e m a s k i e r t hat, selbst getarnt. Er war der grôBte und der erniïchtertste Dichter des biirgerlichen Lebens, jener Spaltungen, die, wie er wuBte, unheilbar waren. Der Dichter der Senilitât und der "Untauglichkeit" der biirgerlichen Kultur hatte - mit grôtëerer Radikalitàt als die ihm bekannte Psychoanalyse, aber auch mit grôBerer Leichtigkeit - erkannt, daB das Individuum sich in einer Phase des Ubergangs befindet, kurz davor, seine jahrtausendalte Einheit in einem Wirbel des Triebes preiszugeben. Dièses Individuum stellt fest, daB es, wie es im letzten Apolog Svevos heiBt, sollte ihm Mephisto erscheinen, bereit wâre, seine Seele abzutreten, ohne jedoch zu wissen, was es als Gegenleistung fordern kônnte. Das Lachen Zenos - bei Svevo - rùhrt aus dieser Leere, entspringt dem ironischschmerzhaften Kleinkampf, der ausgefochten wird, um dièse Leere zu umgehen, um mit der Absence zu leben. In den letzten, groBen Erzâhlungen Svevos ist der Protagonist fast immer ein Alter, der schreibt: lebensuntauglich wie jeder Mensch und eben deshalb ein wahrhaftiges Individuum. Der Alte hat auf Grund seines Alters ein Recht auf Untauglichkeit, ein Recht, das ihm die Grausamkeit, mit der das Leben die Untauglichkeit der jungen Menschen bestraft, erspart. Der Alte schreibt sein Leben nieder, um auf dièse Weise - auf der glatten Oberflàche des Papiers - dem "grauenvollen Wirklichen" zu entkommen, das weh tut, wàhrend man es direkt lebt, und das sinnlos hinwegflieht. (24) Der Svevosche Held hat keine Angst davor, nicht geliebt zu werden, sondern davor, nicht zu lieben. Er fiirchtet nicht, sein Verlangen kônne unbefriedigt bleiben, er fiirchtet, es kônne erlôschen, und so kliïgelt er - gleich dem Habsburger Fortwursteln - eine Stratégie aus, mit Hilfe derer die Erfùllung des Verlangens, das heiBt die Gefahr der Niederlage, aufgeschoben werden kann. Auf dem Papier scheint das unertrâgliche Leben - die Krankheit der Materie, wie Svevo sie nennt - ertràglicher zu sein, und der Alte weilt zwar zwischen Dingen, die nicht in Ordnung sind, lebt aber so, als seien sie es. Eine andere groBe Stimme dieser literarischen Landschaft, der Gôrzer Carlo Michelstaedter, der mit 23 Jahren Selbstmord begangen hat, priift in seinem Werk La persuasione e la rettorica (1910) den Nihilismus der Kultur, geht der Unfàhigkeit auf den Grund, ùberzeugt zu sein, das heiBt, im Besitze der eigenen Gegenwart zu leben und der eigenen Person, in jedem Augenblick. Anstatt dessen fâhrt das Individuum fort, die Gegenwart der Zukunft, das heiBt das konkrete Leben dem sich nie einstellenden Leben, zu opfern und sich in diesem Nichts zu verzehren. Kultur, Wissen, Bildung sind Rhetorik, eine riesige Konstruktion, inter der das Individuum vor sich selbst das BewuBtsein von diesem Nichts zu verbergen sucht. Auch Slataper spricht in seinem Buch ùber Ibsen von dieser tôdlichen Spaltung zwischen Leben und Darstellung; mit seiner kleinen Schar in Italien und Mitteleuropa ausgebildeter Freunde (den beiden Stuparich, Spaini, Marin, Devescovi und anderen) unternimmt er aber eine konstruktive kulturelle Vermittlung. Die Triestiner Intellektuellen vermitteln der italienischen eine neue europâische Kultur: Strindberg, Freud und die Psychoanalyse, Weininger, Ibsen, die tschechische Kultur, die internationale Germanistik. Dièse junge Kultur trâumt von einem neuen Europa, will dessen Morgenrôte sein, wàhrend sie sich im Untergang einer kulturellen Epoche aufreibt, den sie in der Kunst transzendiert und von dem sie selbst mitgerissen wird. Mein Karst von Slataper, ein widerspruchsvoller Dialog mit dem — insgeheim geliebten und gefùrchteten Slowenen, dem eigentlich Gespràchspartner -, ist ein Zeugnis der febrilen Saison, in der das so inbrùnstig herbeigesehnte Leben wird. Die Triester Intellektuellengruppe ist von auBerordentlicher Fruchtbarkeit, wenngleich ein sehr kleiner Kreis, kein Vorposten der Stadt, sondern eine Ausnahme in der Isolation, die Spitze eines nicht existierenden Eisberg. Zwiestreit zwischen Italienern und Slowenen verschârft sich. Die Stadt verfàllt zunehmend in wirtschaftliche und geistige Verarmung: Es kommt zur Krise ihrer Hafenfunktion, zur faschistischen Diktatur, zur Unterdrùckung der slowenischen Gemeinschaft. Die spàteren Rassengesetze fùhren zum tragischen Untergang der jùdischen Gemeinschaft, einem bis dahin zentralen und grundlegenden Elément der Stadt, vor allem des italienischen Triest. Es folgen der Zweite Weltkrieg, der Verlust des Hinterlandes und die groBe Krise der adriatischen Italianitàt. Neben der offiziellen Kultur bzw. der faschistischen Unkultur leben unterirdisch ein reges kulturelles Schaffen und eine kulturelle Médiation fort: Es kommt zur Vermittlung der Psychoanalyse durch Edoardo Weiss und andere Intellektuelle, zu den genialen Entdeckungen des AuBenseiters Bobi Bazlen, FuBnotschriftsteller ungeschriebener Bûcher, wie er sich selbst bezeichnete; es kommt zu den Studien deutscher Literatur und Kultur, zur groBartigen Lyrik Sabas, Giottis und Marins, zu den Romanen von Quarantotti-Gambini und anderen Autoren. Aber es wàchst die Isolation, die gegenseitige Ignorierung. Keiner bemerkt, daB im Triester Karst Srecko Kosovel lebt und schreibt, ein slowenischer Dichter von europâischem Format. Nach dem Kriege absorbiert die nationale Spannung, die Verteidigung der Italianitàt, aile Energien und zwingt sie zur einer defensiven Position. Die meisterhafte Lyrik Sabas erwàchst noch einmal aus einer Landschaft der Trostlosigkeit. Der Erste Weltkrieg, die Nachkriegszeit und die Jahrzehnte danach veràndern die 1954 beginnt sich die Lage mit der Rùckkehr Italiens zu normalisieren. Vor allem bahnt sich ein erster fruchtbarer Dialog zwischen Italienern und Slowenen an. Triest findet zum BewuBtsein seiner zwei Seelen zurùck, ohne allerdings recht zu wissen, ob dièse beiden Seelen eine bestehende Wirklichkeit oder ein erhofftes Ziel, eine Erinnerung oder ein Programm sind, ob sie der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft angehôren. Schon Triests "doppelter Selle" droht der Wûrgetod. Die deutsche Pràsenz schrumpft zusehends und erlischt. Die Italianitàt als anzustrebendes Ziel wird aufgegeben. Der Bahr anlàBlich eines Besuchs Triest "merkwurdig. Aber gar keine Stadt". Er meinte: "Man hat das Gefuhl, hier ùberhaupt nirgends zu sein. Es kommt einem kulturelle L a n d s c h a f t T r i e s t s r a d i k a l . zu Anfang des Jahrhunderts fand H e r m a n n 59 vor, als bewege man sich im Wesenl o s e n " . Dièses Gefuhl der Undefinierbarkeit verstàrkt sich einhergehend mit einem neuerlichen BewuBtsein von der Vielschichtigkeit der eigenen Tradition, von der eigenen "Andersartigkeit". Die Triester Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg - mit einer ganzen Reihe beachtlicher Autoren - kehrt zurùck zum Ansatz Slatapers. Jener Anfang "ich môchte euch sagen" erhebt sich zum Quadrat. Das Phantom von Triest (1958) von Bettiza evoziert nicht die Stadt, sondern ein kollektives Imaginâres der Stadt, ihr Gesicht als Schôpfung der Literatur, die sich selbst reproduziert. Die Triester Literatur witd oft zur Literatur ùber die Triestinitàt; Triest wird zum Abbild eines Nicht-Orts, eines Nirgends, eines Niemandslandes, eines Landstreifens an der Grenze, Stâtte epischer Begegnung, wie in den wichtigen Romanen Tomizzas Materada (1960), Eine bessere Welt (1977), oder das einer ZugehôrigkeitNichtzugehôrigkeit, wie in den Romanen Veglianis. In den Erzàhlungen des Adescamento von Renzo Rosso (1959) wird die Stadt zum ausweichenden Spiegel der existentiellen Zweideutigkeit. Aus dem Segreto des Anonimo Triestino und aus den Romanen von Mattioni spricht eine Kafkasche Welt, eine verfremdete und ràtselhafte, in ihrer geometrischen Ordnung ungreifbare Wirklichkeit. (25) Die Wiederentdeckung und die Neubewertung der Habsburger-Tradition schaffen in Triest eine Art zeitliches Nebeneinander verschiedener Epochen. Triest wird zum Hinterladen der Geschichte, eine Stadt am Rande, in der dièses Randdasein das Schicksal aller, unser allen Geschichte ist. In Triest existiert ailes "gleichzeitig und nebeneinander" , wie De Castro geschrieben hat: Irredentismus und Kult Franz Josephs, Kosmopolitismus und Lokalpatriotismus, griin-weiB-roter Patriotismus und schwarzgelbe Sehnsucht, die sich politisch rot oder grùn fàrbt, die zu Linksbewegungen und zu grùnen Parteien fùhrt. Dièses "Nebeneinander" ist gleich den Ablagerungen am Meeresstrand, ùber die Stephen Dedalus, der Held von Joyce hinwegsteigt; es ist eine hétérogène Aufreihung irredu1261 NOTES zibler Elemente. Dièses Nebeneinander, durch das die blutreiche Lyrik eines Cergolys wie ein feuriger Wein strômt, wird 1 wie ein Spiegel der Welt, die als eine zusammenhanglose und unvereinbare Pluralitât erscheint. Dièses Nebeneinander kann nur per negationem, aus der Vereinung, ùber die Proklamation seiner Undefinierbarkeit, definiert werden. Dièse Unmôglichkeit, definiert und verstanden zu werden, erwâchst, wie in Slatapers Worten "ich môchte euch sagen", erneut zur Garantie einer Identitât. Die Définition der eigenen Andersartigkeit ergibt sich aus einer zunehmenden Subtraktion, als sei die Triestinitât die Triester Wirklichkeit minus den Slowenen, den Italienern Istriens, den 2 S. Slataper, a.a. O . S. Slataper, Aile tre amicho, S. 4 2 1 . 5 U. Saba, Storia e cronistoria Milano, 1948, S. 24. 6 I. Svevo, Saggi e pagine sparse, hrsg. v.B. Maier, Milano, 1954, S. 289-290. Uber die Geschichte Triests unter diesen Aspekten vgl. wenigstens A. Vivante, Irredentismo adriatico, Firenze 1954 (1912); A. Tamaro, Storia di Trieste, Roma, 1924; F. Cusin, Appunti alla storia di Trieste, Trieste, 1930 und Venti secoli di bora sul Carso e sul golfo, Trieste, 1952; C. Schiffrer, Leorigini delTirredentismo triestino (1813-1860), Udine, 1937, 1978 und La Venezia Giulia. Saggio di una carta dei limiti nazionali italo-jugoslavi, Roma, 1946; E. Apih, La società triestina ira il 1835 e il 1848, in AA. V V . , Italia del Risorgimento e mondo Danubiano-Balcanico, Udine, 1 9 5 8 ; E. Sestan, Venezia Guilia. Lineamenti di una storia délia etnica e sulturale, Bart, 1 9 6 5 ; G . Negerelli, Comune e Impero negli storici délia Trieste absburgica, Milano, 1968, L'illuminista diffidente, Bologna, 1974 und Al di qua del mito. Diritto storico e difesa nazionale nelTautonomismo Trieste absburgica, Udine, 1978; D. De Castro, La questione di Trieste. L'azione politica e diplomatica italiana dal 1943 al 1954, Trieste, 1981. 9 Vgl. G. Cervani und L. Buda, La comunità israelitica di Trieste nel secolo XVIII, Udine, 1973. Stadt zu fliehen, und der Sehnsucht, zurùckzukehren. Es ist ein einstimmiger Chor jener, die in Triest geblieben sind und es scharf kritisieren, und jener, die fortgegangen sind und von ihm nostalgisch trâumen; beide kônnen nicht umhin, von Triest zu sprechen. Die Literatur macht aus Triest, wie aus anderen mitteleuropàischen Stàdten, die symbolische Stadt eines groBen, unbestimmenten, nicht eingehaltenen Versprechens. Anders- artigkeit kann nur in der Literatur eine ihrer Joyce sich krank geârgert, sich glucklich besoffen und seinen Ulysses begonnen hatte - ist Mode geworden, Canzoniere, S. Slataper, // mio Carso, a.a. O., S. 80. schwankt zwischen dem Drang, aus der festhâlt, ohne sie aufzulôsen. Triest - wo del 7 Wie Prag ist auch Triest eine ôdipische oder aber in Milano, 1958, 8 Stadt, ein Oxymoron, und seine Literatur Lôsung finden; S. Slataper, // mio Carso, a.a. O., S. 12. 4 Italienern jenseits des Isonzo. Darstellung, im Bild, das die Widersprùche S. Slataper, // mio Carso, Milano, 1968, S. 1 1 , vgl. F. Petroni, Ideologia e simbolo nel, "Mio Carso", in "Belfagor", XXXVII, Nr. 1 , lânner 1982, S. 13-16, besonders S. 14-16; vgl. A. Ara und C. Magris, Trieste. Un'identità di {ronflera, Torino, 1982. 3 Friaulern, den Sûditalienern oder den Dièse widerspruchsvolle 10 S. Slataper, Scritti politici, Milano, 1954, S. 1 1 . seine Marginalitàt und seine Stasis sind der Spiegel einer allgemeinen Kondition unserer Zivilisation. Eine Kondition, die gelebt, aber nicht definiert werden kann: "Wenn dann jemand kommt", schreibt Slataper bereits 1912 an Sibilla Aleramo, "da wissen wir nicht, was wir sonst tun kônnten, als ihn durch die grauen StraBen zu fùhren und uns zu wundern, daB er nicht versteht" < >. 27 60 hrsg. v. G. Stuparich, 11 G. Stuparich, Un anno di scuola, in II ritorno del padre, Torino, 1 9 6 1 , S. 77. 12 A. Spaini, Autorittratto triestino, Milano, S. 34. 13 L. Premuda, La (ormazione intellettuale e scientifica di Constantin von Economo, in "Rassegna di studi psichiatrici", Nr. 6, 1977, S. 1327. 14 Vgl. G. De Ferra, Musica in casa, in Quassù Trieste, hrsg. v. L. Mazzi, Bologna, 1968, und V. Levi, La vita musicale di Trieste. Cronache di un cinquantennio (1918-1968), Milano, 1968. 15 Vgl. S. D e Lugnani, Cultura e letteratura tedesca a Trieste negli annifra il 1850 e il 1870, Diss. Univ. Trieste, 1969.70. 16 Vgl. Introduzione alla storia culturale e politica slovena a Trieste nel '900, hrsg. v j . Pirjevec, Trieste, 1983. 17 Ùber die Triester Literatur vgl. wenigstens B. Ziliotto, Storia letteraria di Trieste e dell'lstria, Trieste, 1924, und B. Maier, La letteratura triestina del Novecento, Introduzione zu Scrittori triestini del Novecento, Trieste, 1969. 18 S. Slataper, Scritti politici, a.a. O., S. 45. 19 S. Slataper, Scritti politici, a.a. O., S. 45. 20 S. Slataper, Aile tre amiche, a.a. O., S. 90. 21 S. Slataper, Scritti politici, a.a. O., S. 4 5 . 22 S. Slataper, Scritti politici, a.a. O., S. 45. 23 U. Saba, // canzoniere, Torino, 1 9 6 1 , S. 595. 24 I. Svevo, Die Erzahlungen 2, in G. W . hrsg. v. C. Magris, G. Cortini, S. De Lugnani, Reinbek bei H a m b u r g , 1 9 8 4 , S. 2 2 8 (ùber v. P. Rismondo). 25 H. Bahr, Dalmatinische Reise, Berlin, 1909, S. 8. 26 D. D e Castro, Capire i triestini dalle moite vite, in "La Stampa", 4 Oktober 1979. 27 S. Slataper, Lettera a S. Aleramo del 16 settembre 1912, in S. Slataper, Epistolario, hrsg. v. G. Stuparich, Milano, 1950, S. 3 1 2 .