der PDF Datei - Höveler Holzmann Consulting
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EINKAUF360° Smarte Optimierung mit Methode Ein Früherkennungssystem im Einkauf erfolgreich aufbauen Wie Sie Ihr Lieferantenportfolio für zukünftige Herausforderungen im Einkauf wappnen können. Einkaufserfolgstracking und -messung Wie Sie Ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg mit belastbaren Zahlen und Fakten belegen. inkaufscontrolling: Nächster Schritt E auf dem Weg zum Best-Practice-Einkauf 01/2015 Inhalt 04 06 12 16 21 Einkaufscontrolling: Nächster Schritt auf dem Weg zum Best-Practice-Einkauf Wie Sie Ihren Einkauf ins rechte Licht rücken können. Mit der Einkaufs-Balanced-Scorecard den Einkauf zielgerichtet steuern Sehr geehrte Leserinnen und Leser, Welche Kennzahlen Sie zur Steuerung Ihrer Einkaufsabteilung benötigen. Durch Einkaufsvolumenanalyse Warengruppen für Optimierungsinitiativen priorisieren Wie Sie Optimierungspotenziale in Ihren Einkaufsvolumina aufspüren. in vielen Unternehmen findet der Einkauf nach wie vor nicht die Wertschätzung, die ihm eigentlich zustehen müsste. Einkaufserfolgstracking und -messung Wie Sie Einsparungen GuV-orientiert jederzeit messen. Um den Einkauf in das rechte Licht zu rücken und den Beitrag des Einkaufs zum Unternehmensgewinn glaubhaft zu dokumentieren, ist das Einkaufscontrolling der Schlüssel zum Ein Früherkennungssystem im Einkauf erfolgreich aufbauen Erfolg. Wie Sie in vier Schritten Ihr Lieferantenportfolio auf Chancen und Risiken überprüfen, reorganisieren und für zukünftige Herausforderungen im Einkauf wappnen können. Im Vergleich zu anderen Unternehmensfunktionen wie z. B. Vertrieb und Produktion ist der Entwicklungsstand des Einkaufscontrollings überraschend gering. Vielfach befindet sich der 27 32 37 38 Einkauf daher im Blindflug. Externes Benchmarking im Einkauf Wie Sie Ihren Einkauf durch externes Benchmarking verbessern. Mit einem professionellen Einkaufscontrolling können Sie Ihren Einkauf unter Kosten- und Leistungsvorgaben und nach den Vorgaben Ihrer übergeordneten Unternehmensziele und -strategien punktgenau steuern. Warum Datentransparenz im Einkauf den Grundstein für den Erfolg legt Wie Sie mit qualitativ hochwertigen Daten den Grundstein für das Einkaufscontrolling legen. In dieser Ausgabe von Einkauf360° stellen wir daher das Einkaufscontrolling in den Mittelpunkt unseres Magazins. Wir zeigen Ihnen, wie Sie mit sechs Bausteinen ein schlagkräftiges Einkaufscontrolling in Ihrem Unternehmen aufbauen. Einkaufslexikon Von Ausgaben bis Zahlungskonditionen – verstehen, was den Einkauf bewegt. Wenn Sie uns von Ihren Erfahrungen zum Thema Einkaufscontrolling berichten wollen, so freuen wir uns darauf unter [email protected]. 15 Fragen an … Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine schöne Ferienzeit! Ein Interview mit Dr. Ulrich Piepel, Leiter Group Procurement RWE AG Dr. Bernhard Höveler 2 Florian Holzmann 3 EINKAUFSCONTROLLING Einkaufscontrolling: Nächster Schritt auf dem Weg zum Best-Practice-Einkauf Controlling ist in den meisten Unternehmen seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Unternehmensführung und in vielen Fällen äußerst wirksam. Dr. Bernhard Höveler die Profitabilität eines Nahrungsmittelherstellers stark von der Preis die beste Wahl. Im Artikel „Externes Benchmarking im Einkauf“ stel- entwicklung der Agrarrohstoffe ab, so ist es wichtig, ständig „ein len wir vor, wie der Einkauf auf den Prüfstand gestellt werden kann Ohr“ an den entsprechenden Rohstoffmärkten zu haben, um sich auf und gleichzeitig wertvolle Hinweise zur Verbesserung erhält. Preisentwicklungen, die sich bereits abzeichnen, frühzeitig einstellen zu können. Wie ein Früherkennungssystem im Einkauf funktioniert, Datentransparenz zeigt der Artikel „Ein Früherkennungssystem im Einkauf erfolgreich Die Basis für ein erfolgreiches Einkaufscontrolling sind aufbauen“. qualitativ hochwertige Daten aus internen und externen Quellen. Im Artikel „Warum Datentransparenz im Einkauf den Grund- T Externes Benchmarking stein für den Erfolg legt“ wird dargestellt, wie eine solche Datenbasis im Unternehmen geschaffen werden kann. atsächlich ist das Controlling aber nicht in allen Bereichen des den Einkauf zielgerichtet steuern“ zeigt, wie der Einkauf mithilfe eines Neben dem Einkaufsvolumen ist es essenziell wichtig, Unternehmens gleich effektiv. Vielmehr gibt es einen stark un- ausgewogenen Kennzahlensystems gesteuert wird. dass das Einkaufscontrolling auch in regelmäßigen Abständen die Einkaufsziele/-strategien, Strukturen, Prozesse terschiedlichen Entwicklungsstand des Controllings – je nach Unternehmensfunktion: Während die meisten Unternehmen ein professio- Spend-Analyse und Personal auf den Prüfstand stellt. Um möglichst objek- nelles Finanz-, Produktions- und Vertriebscontrolling etabliert haben, Die Spend-Analyse verfolgt das Ziel, die Höhe und die tiv die Leistungsfähigkeit der Einkaufsabteilung beurtei- ist das Einkaufscontrolling häufig noch unterentwickelt. Dies ist Entwicklung des Einkaufsvolumens – also aller exter- len zu können, ist ein externes Benchmarking mit an- überraschend, wenn man sich vor Augen führt, dass immer noch in nen Ausgaben eines Unternehmens – transparent und strukturiert nahezu jeder Branche die Reduzierung der Materialkosten als Hebel zu erfassen sowie Analysen zur Einkaufsoptimierung bereitzustel- zur Gewinnsteigerung wirkt. len. Leitlinie bei der Erfassung des Einkaufsvolumens sind die 7 Ws Der geringe Entwicklungsstand des Einkaufscontrollings erstaunt des Einkaufs: WER kauft WAS von WEM zu WELCHEM Preis und umso mehr, weil sich der Erfolgsbeitrag des Einkaufs nicht auf die in WELCHER Menge über WELCHEN Prozess WANN ein? Basie- Kostenoptimierung beschränkt, sondern weil auch Leistungssteige- rend auf dem entsprechenden Datengerüst können gezielte Analy- rungseffekte erzielt werden, z.B. die Qualitätsverbesserungen der sen gefahren werden, um mögliche Ansatzpunkte für Einkaufsop- eigenen Produkte in Zusammenarbeit mit Lieferanten. Ziel eines pro- timierungen zu finden. Der Artikel „Durch Einkaufsvolumenanalyse fessionellen Einkaufscontrollings ist es daher, die Einkaufsabteilung Warengruppen für Optimierungsinitiativen priorisieren“ beschreibt, gemäß den Vorgaben der übergeordneten Unternehmensziele und wie die Spend-Analyse gestaltet werden muss, um ein erfolgreiches den Strategien zu ihrer Erreichung unter Kosten- und Leistungsge- Einkaufscontrolling aufzubauen. deren Unternehmen auf Basis von Best Practices Ebenen und Bausteine des Einkaufscontrollings Einkaufs-BalancedScorecard (E-B-SC) Abbildung 1 1. Ebene: Einkaufssteuerung (E „KPIs“) sichtspunkten zielgenau zu steuern. So schafft es ein Unternehmen, die Arbeit des Einkaufs in die aktive Weiterentwicklung des Unterneh- Einkaufserfolgstracking und -messung mens zu integrieren und den bisher gelegentlich zu beobachtenden Aufgrund des enormen Einflusses des Einkaufs auf den „Blindflug“ ohne Verbindung zum Gesamtunternehmen zu überwin- Unternehmensgewinn verfolgt dieser Baustein das Ziel, den. Dazu hat sich ein Einkaufscontrolling mit drei Ebenen und sechs einen Jahres- bzw. Mehrjahresplan für Einsparinitiativen zu definieren Bausteinen bewährt (vgl. Abbildung 1): und die Umsetzung dieses Plans über Härtegrade der Einsparun- SpendAnalyse Einkaufserfolgstracking und -messung Früherkennungssystem Externes Benchmarking gen konsequent nachzuverfolgen. Lesen Sie den Artikel: „Einkaufs Einkaufs-Balanced-Scorecard (E-B-SC) erfolgstracking und -messung“. 2. Ebene: Kernaufgaben des Einkaufscontrollings Damit der Einkauf seinen Beitrag zum angestrebten Unternehmensergebnis leisten kann, ist es wichtig, dass die Einkaufsziele/-strategien aus den übergeordneten Unternehmens Früherkennungssystem Im Rahmen der Früherkennung soll der Einkauf sich zielen/-strategien abgeleitet werden. Im Anschluss müssen die Ziele/ möglichst viel zeitlichen Spielraum erarbeiten, um Strategien für die Einkaufsmitarbeiter durch Kennzahlen greifbar ge- über geeignete Indikatoren sowohl auf negative als auch auf positi- macht werden. Der Artikel „Mit der Einkaufs-Balanced-Scorecard ve Marktveränderungen reagieren zu können. Hängt beispielsweise Datentransparenz Interne Datenquellen 4 Externe Datenquellen 3. Ebene: Datenbasis EINKAUFS-BALANCED-SCORECARD Mit der Einkaufs-Balanced-Scorecard den Einkauf zielgerichtet steuern Der weltweite Einkauf gehört heute zum Tagesgeschäft vieler Unternehmen und unterstützt sie beim Erzielen von Einsparungen. Dr. Bernhard Höveler, Adi Bijedić D iese Entwicklung wirkt in zwei Richtungen dynamisch auf das zufriedengeben. Sie müssen einen Weg finden, der Masse von neu- Dimension zu erweitern und die Schnittstelle zum „Lieferanten“ zu Einkaufsumfeld: Die wachsende Reichweite des Einkaufsmark- en Informationen Herr zu werden und sie so zu nutzen, dass das erweitern, denn so wird eine Basis für das „Number-Crunching“ ge- tes erhöht die Möglichkeiten im Einkauf, und der Fortschritt in der Unternehmen frühzeitig über neueste Markt- und Produkttendenzen schaffen – die professionelle Datenbearbeitung und -auswertung der Bis zu ihrem praktischen Einsatz durchläuft die E-B-SC drei grund Informationstechnologie lässt die verfügbare Datenmenge sprunghaft informiert ist. Einkaufsaktivitäten (vgl. Abbildung 2). legende Entwicklungsschritte (vgl. Abbildung 3): allem in global agierenden Unternehmen funktionsübergreifend die Die Balanced Scorecard im Einkauf (E-B-SC) hat vor Schritt 1: Definition, Perspektiven und Priorisierung, Ziele für allem folgende Vorzüge: E-B-SC ansteigen. Unternehmen, die diese Dynamik nutzen, können über den Einkauf einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erzielen. S ie erleichtert es dem Management, Unternehmensziele in messbare Einkaufsziele zu übersetzen. Um die Unternehmensrealität besser abzubilden, hat sich vor Das Erzielen des Wettbewerbsvorteils erfordert zunächst, dass Balanced Scorecard (BSC) als Instrument zum Steuern komple- Unternehmen sich nicht mehr mit den herkömmlichen vergleichswei- xer Prozesse und zum Erreichen definierter Ziele bewährt. Mit dem se statischen und meistens vergangenheitsbezogenen Kennzahlen Ziel Einkaufscontrolling liegt es nahe, die klassische BSC um eine Sie verschafft den Entscheidern mit wenigen Kennzahlen Als Grundlage für die Einführung der E-B-SC müssen Sie sich darü- einen Überblick über den aktuellen Leistungsstand im Einkauf. ber klar sein, welche Unternehmens- und welche daraus abgeleiteten Ableitung Einkaufs-Balanced-Scorecard Einführung Einkaufs-Balanced-Scorecard (E-B-SC) Abbildung 2: Fünf Dimensionen der Einkaufs-Balanced-Scorecard Abbildung 3 Prozessschritte Finanzen 1 Was leisten wir für einen finanziellen Beitrag für die Eigentümer? Lieferanten Interne Kunden Wie können wir die Auswahl und die Zusammenarbeit mit den Lieferanten optimieren? Wie sehen uns die Fachbereiche? Was leisten wir für unsere internen Kunden? Definition Perspektiven und Priorisierung Ziele für E-B-SC Zusätzliche Was kann/ soll gemessen werden? Festlegung Ziele pro Perspektive E-B-SC Prozesse Wie können wir das Potenzial der Einkaufsmitarbeiter fördern und ihr Wissen nutzen? Welche Einkaufsprozesse und -strukturen müssen verbessert werden? Implementierung Welche Kennzahlen sind zur Messung der Zielerreichung am besten geeignet? Wie wird die E-B-SC umgesetzt? Ausgewogene Auswahl von ein bis drei KPIs pro Ziel (Abwägung von Aufwand und Nutzen pro Kennzahl) Erhebung Datenbasis als Grundlage für Berechnung KPIs Auswahl und trennscharfe Definition KPIs Herunterbrechen Kennzahlen auf Abteilungen/Mitarbeiter Erstellung IT-Tool und /oder Einbettung KPIs in bestehendes IT-Tool in E-B-SC Mitarbeiter 3 Aktivität Erfassung, Priorisierung, Harmonisierung Unternehmens- und Einkaufsziele Perspektive Auswahl KPIs pro Einkaufsziel Fragestellung Definition Perspektiven E-B-SC EinkaufsBalanced-Scorecard 2 Abstimmung Maßnahmen /Konsequenzen bei (Nicht-)Erreichen von Zielvorgaben Regelmäßige Messung und ggf. Anpassung der KPIs Ergebnis Perspektiven E-B-SC definiert und Ziele pro Perspektive priorisiert KPIs pro Perspektive mit Wirkungsbezug zu Einkaufszielen ausgewählt Einkauf wird durch Kennzahlen gesteuert und weiterentwickelt Kommentar: Balanced Scorecard = Konzept zur ausgewogenen Verfolgung von Zielen/Strategien eines Unternehmens/einer Abteilung Modell besteht in Basisform aus vier Perspektiven (Finanzen, Prozesse, Mitarbeiter und interne Kunden) D Bei Bedarf kann Modell auf Bedürfnisse eines Unternehmens/einer Abteilung angepasst werden (s.o.: Lieferanten) 7 EINKAUFS-BALANCED-SCORECARD Einkaufsziele Ihr Unternehmen verfolgt. Für den Einkauf sind dies die Es ist zwingend notwendig, für jede Perspektive trennscharfe Ziele len Sie weiterverfolgen – nämlich am ehesten diejenigen mit hoher Ziele, deren Erreichen oder Verfehlen durch eine Auswahl geeigneter zu definieren. Das ermöglicht eine eigenständige Messbarkeit und Zielwirksamkeit und einfacher Umsetzbarkeit (siehe Abbildung 5). KPIs sichtbar gemacht werden soll. Bewertbarkeit und gibt Ihnen einen besseren Überblick über die NOCH EIN TIPP: Sollten Sie und Ihr Team noch keine oder nur wenig Erfahrung im Umgang mit Kennzahlen und deren Verwen- Zunächst müssen Sie klar abgrenzen, welche Betrachtungswei- Entwicklung der einzelnen Bereiche der E-B-SC und damit Ihres Behalten Sie Ihre Ziele stets im Blick. Dafür sollten Sie nicht nur sen für Ihr Unternehmen und insbesondere für den Einkauf relevant Einkaufs. Sie stellen damit weiterhin sicher, dass Sie die Ursachen zurückschauen, sondern auch den Horizont nicht aus den dung haben, gehen Sie die Auswahl mit Bedacht sind. Für jede der eingangs erwähnten fünf Perspektiven der E-B-SC negativer Entwicklungen ohne aufwendige Suche direkt erfassen Augen verlieren. Im Idealfall finden Sie für jede Perspektive an. Beginnen Sie mit einer Handvoll Kennzahlen sollten einige wenige Ziele priorisiert und festgehalten werden. Neben und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten können. Um Ihnen mindestens eine rückblickende Kennzahl, die die Vergan- mit geringer Komplexität und steigern Sie sich der Frage, was genau Sie mithilfe von Kennzahlen messen wollen, den Mechanismus der E-B-SC zu verdeutlichen, erläutern wir hier genheit abbildet, und eine vorausschauende, zukunftsorien- mit der Zeit. Für Sie interessante Kennzahlen für bedarf es außerdem einer realistischen Einschätzung dessen, was in beispielhaft sowohl für zwei auf den Einkauf bezogene klassische tierte Kennzahl. Ihrem Unternehmen mach- und messbar ist. Perspektiven (Finanzen und Prozesse) als auch für eine musterhafte, Eine der größten Herausforderungen, welche im Zusammenhang die o.g. drei beispielhaften Perspektiven können die Damit der Einkauf den entscheidenden Wettbewerbsvorteil für Ihr speziell für die E-B-SC ausgewählte Perspektive (Lieferanten), wie die mit Kennzahlensystemen auftreten kann, ist die Fehlinterpretation der Unternehmen generieren und damit das Erreichen Ihrer Unterneh- priorisierten Ziele je vorgestellte Perspektive aussehen könnten (siehe erhobenen Daten. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie die Zah- mensziele unterstützen kann, müssen Sie festhalten, welche Ziele im Abbildung 4). len eindeutig definieren. Für alle Beteiligten muss klar ersichtlich sein, Einkauf für das Unternehmen am wichtigsten sind. Durch die Fokus- in Abbildung 6 dargestellten Kennzahlen sein. was genau die Kennzahl messen soll und warum sie exakt dies auch Schritt 3: Implementierung sierung auf wenige relevante Ziele behalten Sie leichter den Überblick Schritt 2: Auswahl KPIs pro Einkaufsziel tut. Schwammige Formulierungen können leicht zu falschen Schlüs- Wenn alles passt, erfolgen im dritten Schritt die technische Imple- und können Kapazitäten und Ressourcen effizienter einsetzen. Nachdem Sie in Schritt 1 die Grundlage für die E-B-SC geschaffen sen führen. mentierung und die Etablierung des Kennzahlensystems. Um prägnante Kennzahlen ohne einen erheblichen wiederkeh- Anforderungen am besten geeignet sind. Dabei sollten Sie sich zu renden Zeitaufwand berechnen zu können, benötigen Sie Daten in folgenden Punkten Gedanken machen: Die E-B-SC hat ihren Namen, weil sie die Balance zwischen den fünf relevanten Dimensionen (im Folgenden beispielhaft Finanzen, Kapitalbindung optimieren Finanzen Währungsrisiken senken Prozesse und Lieferanten) hält. Wählen Sie dementsprechend zur Führen Sie sich bei der Auswahl einer jeden Kennzahl nicht nur den damit verbundenen Aufwand für die Erhebung und Auswertung der Daten vor Augen, sondern achten Sie auch auf ein ausgewogenes Verhältnis dieses Aufwands zum Nutzen, den Sie daraus ziehen Lieferanten Prozesse hoher Qualität. Sehen Sie das Ausarbeiten der E-B-SC als Kür des Einkaufscontrollings und das Bereitstellen einer konsistenten und vor allem korrekten Datenbasis als Pflicht, die keinesfalls vernachlässigt aller Indikatoren in AbbildungEinordnung 5 Priorisierungs-Matrix werden darf. Auch das ausgefeilteste Kennzahlensystem kann ein Datenchaos nicht in verwendbare Parameter verwandeln. Sorgen Sie Wahrung der Ausgewogenheit für jede der fünf Perspektiven eine ähnliche Art und Anzahl an Kennzahlen aus. Einkaufsziele E inordnung aller Indikatoren in Priorisierungs-Matrix können. So sollte ein Großteil der Kennzahlen automatisiert im alltäglichen Betrieb erhoben werden können, da nur auf diese Weise Hoch Abbildung 4 daher unbedingt für eine solide Datenbasis. Wenn nicht bereits in Schritt 2 erfolgt, sollten Sie spätestens jetzt die priorisierten Ziele in Zusammenarbeit mit Ihrem Vorgesetzten Zielwirksamkeit Beispiele für Einkaufsziele je Perspektive haben, wählen Sie im zweiten Schritt die Kennzahlen aus, die für die (Einkaufsleiter oder CFO) operationalisieren und passend auf die einzelnen Mitarbeiter übertragen. Zeitnah sollten die Kennzahlen dann auch verwendet werden. Diese Konsequenz ist essenziell, um die E-B-SC und das Verständnis ihrer Inhalte nachhaltig auf jeder Ebene des Unternehmens zu implementieren. die Kennzahlen in der für den Erfolg erforderlichen Frequenz erhoben Prozesskosten optimieren werden können. Bei der Definition kann Ihnen eine 2x2-Matrix helfen, mit der Sie Reklamationsquote senken 8 Maverick Buying reduzieren Ziele gemäß ihrer Umsetzbarkeit und Zielwirksamkeit klassifizieren und priorisieren können. Damit wird offensichtlich, welche Kennzah- Grundlegend für den Erfolg der E-B-SC ist darüber hinaus, dass Gering Lieferausfälle senken sich jeder Mitarbeiter bewusst ist, was sein individueller Beitrag zum Schwer Umsetzbarkeit Leicht Erreichen der Einkaufs und damit der Unternehmensziele ist. Auf diese Weise stellen Sie indirekt sicher, dass alle relevanten Sichtwei- 9 EINKAUFS-BALANCED-SCORECARD Beispiele zur Definition KPIs pro Perspektive Abbildung 6 Perspektive Einkaufsziele Bezeichnung KPI Definition KPI Finanzen Kapitalbindung optimieren Days Payables Outstanding Gibt an, wie viele Tage vom Rechnungseingang bis zur Zahlung durch das Unternehmen vergehen. torisch bei (Nicht-)Erreichen der Zielvorgaben eingeleitet werden. So Formel/Berechnung kann der Grad der Zielerreichung, gemessen anhand der Kennzahlen, beispielsweise als Grundlage für die Entscheidung über die Höhe = Ø Verbindlichkeiten aus Lieferung und Leistung Materialaufwand x 365 eines variablen Vergütungspakets dienen. Dabei müssen Transparenz und Fairness gewährleistet sein. Es sollte Wert darauf gelegt werden, einzelne Mitarbeiter an denselben Kennzahlen zu messen. Währungsrisiken senken Fremdwährungsquote Gibt an, welcher Anteil des Einkaufsvolumens in fremden Währungen abgerechnet wird. Weil sich das Unternehmensumfeld ständig ändert, sind beste= Einkaufsvolumen in Fremdwährung hende KPIs fortlaufend auf ihre Validität zu prüfen. Justieren Sie die Einkaufsvolumen gesamt Kennzahlen entsprechend den über die Zeit variierenden Anforderungen. Geschieht das nicht, könnten diese mit der Zeit ihre Aussa- Prozesse Prozesskosten optimieren Rahmenvertragsquote Bestimmt den vertraglich fixierten Anteil an Wareneingangspositionen, der festen Abnahmeverpflichtungen unterliegt. gekraft verlieren und es käme zu Entscheidungen auf der Grundlage = Materialeinkaufsvolumen aus Rahmenverträgen Gesamtes Materialeinkaufsvolumen falscher Annahmen. Nach der Einführung gilt es, Erfahrung zu sammeln. Prüfen Sie regelmäßig, ob die Kennzahlen unter Ihren Mitarbeitern die notwen- Maverick Buying reduzieren Lieferanten Lieferausfälle senken Maverick Buying Gibt an, welcher Anteil der Beschaffung eigenmächtig – ohne Berücksichtigung des Einkaufs – durchgeführt wurde. OTIF Orderfill Gibt an, welcher Anteil der Lieferungen vollständig und rechtzeitig geleistet wurde. dige Akzeptanz erreicht haben und genutzt werden oder ob es Ideen = Einkauf außerhalb standardisierter Beschaffungswege zur Anpassung an neue Gegebenheiten gibt. Vertraglich fixiertes Einkaufsvolumen FAZIT = Anzahl vollständiger und rechtzeitiger Lieferungen Mithilfe einer umsichtig eingeführten und etablierten E-B-SC und auf Anzahl gesamter Lieferungen der Grundlage sorgfältig ausgewählter Kennzahlen erhalten Sie jederzeit einen verlässlichen Überblick über den Erfolg Ihrer Einkaufs Reklamationsquote senken PPM Beanstandungsquote abteilung. Die E-B-SC hilft Ihnen und Ihren Einkäufern dabei, klare Ein- Gibt an, wie viele von einer Million Einheiten fehlerhaft sind. = Fehlerhafte Einheiten Gelieferte Einheiten x 1.000.000 kaufsziele zu definieren und diese auf der Mitarbeiterebene fundiert zu vermitteln. Die Einkäufer können so auf dem globalen Markt mit Fokus und Professionalität agieren. Wenn Sie bei der Einführung der E-BSC in Ihrem Unternehmen unsere Tipps berücksichtigen, führt dies mit Sicherheit zum Erfolg Ihrer Einkaufsabteilung. Schon bald wird sich das sen einbezogen werden und somit die Machbarkeit des Projektes Anfang an Ihre Mitarbeiter ein. So erreichen Sie nachhaltiges Verstehen des ERP die erforderliche Kennzahlenerhebung unterstützt. Ziel sollte gewährleistet ist. und hohe Akzeptanz der Kennzahlen bei denen, die täglich für oder mit es sein, möglichst ein einziges IT-Tool zu verwenden, da die Nutzung den Zahlen arbeiten und deren Leistung Sie messen wollen. verschiedener Tools den Arbeitsaufwand und oft auch die Fehleran- Wichtig ist, dass die E-B-SC von vornherein von den Mitarbeitern mitgetragen wird. Stellen Sie Ihr Team nicht am Ende des Entwick- Die Verwendung eines IT-Tools entlastet Ihre Kapazitäten und ver- lungsprozesses vor vollendete Tatsachen, sondern entwickeln Sie schafft den Mitarbeitern Zeit für andere Aktivitäten. Im Idealfall nutzen gemeinsam mit den relevanten Stakeholdern ein System, das perfekt Sie bereits ein IT-Tool. Sollte dies nicht der Fall sein, so sollten Sie Ihre Damit die E-B-SC sich langfristig auf den Einkaufserfolg auswirken an das jeweilige Arbeitsumfeld angepasst ist. Dabei beziehen Sie von IT-Abteilung in das Projekt einbeziehen und prüfen, ob Ihr bestehen- kann, müssen im Vorfeld Schritte beschlossen werden, die obliga- 10 auch in Ihren persönlichen KPIs widerspiegeln. fälligkeit der E-B-SC erhöht. 11 EINKAUFSVOLUMENANALYSE 2. Einkaufsvolumenanalysen volumen und die andere Kategorie die Anzahl der Indikatoren für Es bietet sich an, die Einkaufsvolumenanalyse zur Priorisierung von Einsparpotenzial. Warengruppen in drei Prozessschritte zu gliedern: Durch Einkaufsvolumenanalyse Warengruppen für Optimierungsinitiativen priorisieren Für Aufgaben neben dem operativen Tagesgeschäft stehen in den Einkaufsabteilungen meistens nur wenige Mitarbeiter zur Verfügung. Florian Holzmann, Dr. Bernhard Höveler, Martin Voß D 1) Erstellung einer ABC-Analyse Kategorie Einkaufsvolumen 2) P riorisierung von Warengruppen durch Erfassung Die A-Warengruppen werden in sich noch einmal nach A-Waren- von Indikatoren für Einsparpotenzial 3) Validierung der Priorisierung hinsichtlich Restriktionen gruppen mit besonders hohem und „niedrigerem“ Einkaufsvolumen unterteilt. Dafür wird der Durchschnitt der Einkaufsvolumina aller A-Warengruppen gebildet. Dieser Durchschnitt markiert die Grenze, 3.1. ABC-Analyse an der sich entscheidet, welche Warengruppe als Warengruppe mit Mit der ABC-Analyse als erstem Schritt wird jede Warengruppe in eine hohem oder niedrigem Einkaufsvolumen bewertet wird. Falls sich Gruppe A, B oder C eingeteilt. Dazu werden alle Warengruppen ab- herausstellt, dass nur sehr wenige Warengruppen oberhalb der Gren- steigend nach der Höhe ihres Einkaufsvolumens sortiert. Die Waren- ze liegen, weil es einige wenige sehr dominante Warengruppen gibt, gruppen, die in den Top 80% des Einkaufsvolumens liegen, werden kann diese umfangreiche Warengruppe aus der Analyse heraus in die Gruppe A eingeordnet. Gruppe B beinhaltet die Warengruppen, genommen und getrennt betrachtet oder die Durchschnittsgrenze die in den Top 95 % des Einkaufsvolumens und nicht in Gruppe A etwas nach unten verlagert werden. Durch die Information der Höhe liegen. Alle anderen Warengruppen werden der Gruppe C zugeteilt. des Einkaufsvolumens kann dann jede Warengruppe aufsteigend auf Die Grenzen 80 % und 95 % sind nicht festgeschrieben und können einer Einkaufsvolumen-Achse aufgezeichnet werden. flexibel dem jeweiligen Bedarf angepasst werden. Kategorie Anzahl Indikatoren für Einsparpotenzial aher ist es in der Regel nicht möglich, alle Warengruppen mit 1. Analysedimensionen dem gleichen Detailgrad nach strategischen Gesichtspunkten Der Schlüssel für eine effiziente Priorisierung der Warengruppen ist schritte durchgeführt. Sofern weitere Personalressourcen zur Ver- Um eine Priorisierung von Warengruppen für die weitere Betrachtung zu bearbeiten. Deshalb wird längst nicht das gesamte Einsparpoten- eine sorgfältige Analyse des gesamten Einkaufsvolumens. Moderne fügung stehen, empfiehlt sich anschließend die Durchführung der nicht nur vom Einkaufsvolumen abhängig zu machen, wird zu jeder zial gehoben. Daraus ergibt sich für die meisten Einkaufsabteilungen Business-Intelligence-Tools bieten hierfür eine Vielzahl von Möglich- nächsten Prozessschritte auch für die B-Warengruppen und schließ- Analysendimension (7 W) die Warengruppe hinsichtlich der Indika- eine wesentliche Herausforderung: Sie müssen die Warengruppen keiten an. Wie im Artikel „Warum Datentransparenz die Grundlage für lich für die C-Warengruppen. toren für Einsparpotenzial analysiert. Die Fragen in der folgenden für die weitere Bearbeitung priorisieren. den Erfolg legt“ in diesem Magazin dargelegt, werden die wichtigsten Für alle A-Warengruppen werden die nächsten beiden Prozess- Tabelle sind exemplarisch ausgewählt und können an das jeweilige Durch die priorisierte Bearbeitung der Warengruppen wird sicher Informationen für die Analyse durch die Beantwortung der sieben W 3.2. Priorisierung der Warengruppen durch Erfassung von Unternehmen angepasst werden. Beispielsweise könnte Frage 1 – gestellt, dass die maximal möglichen Einsparpotenziale erkannt und (Wer kauft, Was, von Wem, zu Welchem Preis, in Welcher Menge, Indikatoren für Einsparpotenzial wenn es um ein großes Unternehmen geht – umformuliert werden zu: auch realisiert werden. Wichtiges Ziel ist dabei, dass möglichst über Welchen Prozess, Wann?) für das gesamte Einkaufsvolumen Für eine klare Priorisierung aller Warengruppen wird im zweiten „Welche Warengruppen werden von mehr als fünf Abteilungen einge- wenige Warengruppen mit relevantem Einsparpotenzial unbearbeitet erfasst. Auf Basis dieser Informationen können Sie alle hier beschrie- Prozessschritt zur weiteren Betrachtung jede A-Warengruppe einer kauft?“ oder zu: „Welche Warengruppen werden von mehr als zwei bleiben. benen Schritte durchführen und kurzfristig Einsparungen erzielen. 2x2-Matrix zugewiesen (vgl. Abbildung 8 in diesem Artikel): Abteilungen eingekauft?“ – wenn nur wenige Abteilungen für den Einkauf von Waren/Dienstleistungen überhaupt in Frage kommen. Die Frage, die an dieser Stelle geklärt werden muss, lautet: Wie Anhand eines multidimensionalen Spend-Cubes kann eine Da- Hohe Priorisierung kann ich auf Basis meiner vorliegenden Einkaufsvolumendaten die tenbasis abgebildet werden, die die sieben W vollständig beantwor- Normale Priorisierung In den hinteren Spalten werden alle Warengruppen aus Gruppe Warengruppen identifizieren und so priorisieren, dass unsere Opti- tet. Damit ist es möglich, alle Blickwinkel auf das Einkaufsvolumen Niedrige Priorisierung A der ABC-Analyse aufgelistet und je Analysendimension jeweils mit mierungsinitiativen zu möglichst hohen Einsparungen führen? einzunehmen und sicherzustellen, nur die Warengruppen mit hohem Keine Priorisierung einer 1 (= „Ja“) oder 0 (= „Nein“) bewertet, abhängig davon, ob die 12 Einsparpotenzial zu priorisieren und keine wesentlichen Ansätze für Durch zwei Kategorien wird entschieden, welcher Warengruppe Frage bejaht wird oder nicht. Zu sehen sind hier die beiden Beispiel- die Einkaufsoptimierung zu übersehen. welches Feld zugewiesen wird: Die eine Kategorie ist das Einkaufs Warengruppen Büromaterial und Rohöl-Erzeugnisse (vgl. Abbildung 7). 13 EINKAUFSVOLUMENANALYSE Kategorie Anzahl Indikatoren für Einsparpotential Abbildung 7 Warengruppe Büromaterial Warengruppe Rohölerzeugnisse Übernehmen mehrere Abteilungen strategische Einkaufsaufgaben (z.B. Verhandlungen)? 1 0 Kauft was? Kann in der Warengruppe ein Lieferanten- oder Spezifikationswechsel vorgenommen werden? 0 0 Von wem? Wird die Warengruppe von vielen verschiedenen Lieferanten beliefert? 0 Analysendimension Ausformulierte Fragen Wer? Aufbau 2-dimensionale Matrix Hat die Warengruppe schwankende Preise, deren Berechnung nicht an einem objektiven Index hängt? 1 Wird die Warengruppe sehr häufig und in kleinen Bestellmengen bestellt? 1 Über welchen Prozess? Ist der Bestellprozess der Warengruppe automatisiert? 0 Wann? Gibt es in der Warengruppe „heiße“ Phasen, in denen besonders oft und viel bestellt wird? Oder: Ist die letzte Ausschreibung deutlich länger als 1 Jahr her? 0 In welcher Menge? W 1 1 trotz geringem Einkaufsvolumen, da die Anzahl der Indikatoren hoch ist. Im dritten Feld sind Warengruppen mit niedriger Priorisierung zu 0 sehen, zum Beispiel Warengruppe 6. Diese Warengruppe hat zwar ein hohes Einkaufsvolumen, jedoch eine niedrige Indikatorenanzahl. Summe 1 Blick auf diese Warengruppe. Die Warengruppen in Feld 4 „Keine 4 4) Keine Priorisierung WG5 2) Normale Priorisierung WG3 WG4 WG8 Niedrig Priorisierung“ sollten aufgrund von geringem Einkaufsvolumen und Anzahl Indikatoren WG7 Hoch einer geringen Indikatorenanzahl als letzte aller A-Warengruppen betrachtet werden. 3 1) Hohe Priorisierung WG2 WG6 Niedrig Wenn personelle Ressourcen vorhanden sind, lohnt sich auch ein 1 3) Niedrige Priorisierung WG1 Einkaufsvolumen Zu welchem Preis? Hoch Abbildung 8: Priorisierung Warengruppen für Einkaufsinitiativen mit dem man sich für Rohstoffe innerhalb der Warengruppe auf einen Index geeinigt hat, anhand dessen sich der Preis bei jeder Bestellung 3.3. Validierung der Priorisierung hinsichtlich Restriktionen verändert. In diesem Fall besteht aufgrund des Rahmenvertrags kein Neben der Priorisierung anhand der aufgestellten Matrix und der da- Indikator für Einsparpotenzial und die Warengruppe sollte von der raus folgenden Abarbeitung der entsprechenden Warengruppen soll- weiteren Betrachtung ausgeschlossen werden. ten folgende Restriktionen im Hinterkopf behalten werden: Vertragliche Restriktionen (z. B. Rahmenverträge) Marktbedingte Restriktionen: M arktbedingte Restriktionen (z. B. Preisabsturz für Rohstoffe Hier wird angenommen, dass eine A-Warengruppe, z.B. Rohöl- wie beispielsweise Öl, Währungsschwankungen) Erzeugnisse, mit hohem Einkaufsvolumen und einer niedrigen Anzahl Durch die Schaffung von Datentransparenz im Bestellprozess – wie Aufbau einer zweidimensionalen Matrix im Artikel „Warum Datentransparenz im Einkauf den Grundstein für Damit kann nun jede A-Warengruppe auf der Einkaufsvolumen- Diese Restriktionen können die Priorisierung aus Kapitel 3.2 verzer- 3). Aufgrund der aktuellen Situation, dass der Ölpreis auf einem Tief- den Erfolg legt“ dargelegt – stellt die Beantwortung der Fragen an Achse und der Anzahl-Indikatoren-Achse abgebildet werden. Die ren, wie in den folgenden Beispielen zu sehen: stand ist, muss die Zuordnung dieser Warengruppe korrigiert wer- dieser Stelle keine Hürde dar. Kombination beider Achsen ergibt eine Matrix, in die jede Waren- Die unterste Zeile der Tabelle zählt die Anzahl der Indikatoren für ein hohes Einsparpotenzial, also die Fragen, die mit „Ja“ (= 1) beant- gruppe eingeordnet werden kann. Zur Verdeutlichung zeigt Abbil- Vertragliche Restriktionen dung 8 Beispiele. Für die weitere Betrachtung wird davon ausgegangen, dass eine von Indikatoren bewertet wurde und somit niedrig priorisiert ist (Feld den, denn eine zügige weitere Betrachtung dieser Warengruppe ist aufgrund hoher möglicher Einsparpotenziale empfehlenswert. A-Warengruppe mit hohem Einkaufsvolumen und einer hohen An- wortet wurden. Die Spanne der mit „Ja“ beantworteten Fragen reicht von null (keine Frage mit „Ja“ beantwortet) bis sieben (alle Fragen mit Anhand der Zuordnung jeder Warengruppe zu zwei Kategorien (Ein- zahl von Indikatoren bewertet wurde und somit hoch priorisiert ist FAZIT „Ja“ beantwortet) und kann auf einer Achse für jede Warengruppe kaufsvolumen und Anzahl Indikatoren) können Warengruppen für die (Feld 1). Ein Indikator für Einsparpotenzial in dieser Warengruppe sind Warengruppen können also durch einfache Einkaufsvolumenanaly- aufgezeichnet werden. Identifizierung von Einsparpotenzialen in vier verschiedene Felder ka- schwankende Preise innerhalb eines Zeitraumes. Diese können ei- sen für eine weitere Betrachtung zur Identifizierung von Einsparpo- Wie bei der Einkaufsvolumen-Achse wird eine Grenze definiert, tegorisiert und somit für die weitere Betrachtung priorisiert werden, nerseits dadurch entstehen, dass gleiche Artikel bei verschiedenen tenzialen priorisiert werden. Durch die Analysen schafft es der Einkauf ab wann eine Warengruppe in der Kategorie „Anzahl Indikatoren“ als beginnend mit den Warengruppen in Feld 1 bis weiter zum Ende mit Lieferanten in unterschiedlicher Menge gekauft worden sind, sodass auch mit begrenzten personellen Kapazitäten, die richtigen Waren- hoch bewertet wird. Zur Abgrenzung wird der Durchschnitt aus null den Warengruppen in Feld 4. Warengruppe 1 hat zum Beispiel we- Unregelmäßigkeiten im Preis entstehen und tatsächlich Einsparpo- gruppen für Konditionsoptimierungen anzugehen, Einsparungen und sieben gebildet. Eine Warengruppe mit höchstens drei Indikato- gen des hohen Einkaufsvolumens und der hohen Anzahl von Indika- tenzial besteht. In diesem Fall ist eine weitere Betrachtung der Waren- durchzusetzen und seinen Platz am Markt dauerhaft zu stabilisieren ren wird also als niedrig und eine Warengruppe mit mindestens vier toren, die auf verborgenes Einsparpotenzial schließen lassen, eine gruppe sinnvoll. Die schwankenden Preise können jedoch anderer- und auszubauen. Indikatoren als hoch bewertet. hohe Priorisierung. Eine normale Priorisierung hat Warengruppe 7 seits auch durch Rahmenverträge mit einem Lieferanten entstehen, 14 15 EINKAUFSERFOLGSTRACKING UND -MESSUNG Einkaufserfolgstracking und -messung In den meisten Unternehmen gilt: Wer seinen Beitrag zum Unternehmenserfolg mit belastbaren Zahlen und Fakten belegen kann, ist beim Topmanagement hoch angesehen. Über den Einkauf erzielte Einsparungen und die Vermeidung von Kosten sind häufig in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) nicht erkennbar. Dr. Bernhard Höveler, Gereon Küpper Systematisches Tracking des Einkaufserfolgs D as liegt daran, dass oft weder ein systematischer Prozess zum folgsmessung bildet die Grundlage für das Tracking und ermöglicht B udgetierter Einkaufserfolg (5. Härtegrad): Hier werden Die in Abbildung 9 dargestellte Zuordnung der Härtegrade zu den Tracking des Einkaufserfolgs festgelegt ist, noch eine Definiti- zudem eine eindeutige Zuordnung der einzelnen Meilensteine der vier alle um die Budgets gekürzten realisierten Einkaufserfolge und einzelnen Meilensteinen im jeweiligen Umsetzungsweg ermöglicht on der Einkaufserfolgsmessung vorgenommen wurde. Wie Sie die Umsetzungswege. Der Erfolgsmessung liegen verschiedene Härte- Kostenvermeidungen aufgezeigt. Der budgetierte Einkaufs eine einheitliche Messung der Einsparungen zu jedem Zeitpunkt der erzielten Einkaufserfolge in verschiedenen Härtegraden bestmöglich grade zugrunde. Dadurch entsteht eine „Pipeline“, die aus fünf Härte- erfolg ist nachhaltig, da die Abteilungen das Geld nicht mehr Einkaufsinitiative. Dabei ist es entscheidend, dass die Entwicklungen tracken sowie Einkaufserfolge systematisch messen, zeigen wir Ih- graden des Einkaufserfolges bzw. sechs Schritten besteht: ausgeben können. der einzelnen Initiativen und die erreichten Meilensteine durch den zu- nen in diesem Artikel. 1) Festlegung der Baseline: Zu Beginn einer Einkaufsinitiati- ständigen Einkäufer in einem zentralen System berichtet werden. Da- ve wird zunächst die Baseline (Messlatte, gegen die der Ein- durch kann geprüft werden, wie hoch der Einkaufserfolg übergreifend kaufserfolg gemessen wird) definiert. für jeden einzelnen Härtegrad zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Um den Einkaufserfolg zu jedem Zeitpunkt darstellen zu können, ist ein konstantes Tracking jeder Einkaufsinitiative an festgelegten Mei- 6) 2) E ntwicklung von Ideen für den Einkaufserfolg (1. Härte- Meilensteine und Härtegrade verschiedener Umsetzungswege lensteinen erforderlich. Das Tracking des Einkaufserfolgs setzt sich grad): Im ersten Härtegrad werden zunächst Überlegungen dabei aus zwei Bestandteilen zusammen: Planung der Einkaufsinitia- für mögliche Kostenreduzierungen und Kostenvermeidungen tiven und Nachverfolgen des Erfolgs. erfasst. Dabei werden Einsparziele nicht quantifiziert, sondern Zuordnung der Härtegrade zu den einzelnen Meilensteinen der drei Umsetzungswege Ideen qualitativer Art gesammelt. Die Entwicklung von Ideen Abbildung 9 I. Planung der Einkaufsinitiativen („Einkaufskalender“) für den Einkaufserfolg berücksichtigt dabei alle Einkaufshebel, Um eine optimale Durchführung aller in einem Geschäftsjahr geplan- die sukzessive abgearbeitet werden. ten Einkaufsinitiativen zu gewährleisten, erfolgt zu Beginn einer Pe 3) dieses Härtegrades ist die bestmögliche Einschätzung der (E „Einkaufskalender“). In diesem Zusammenhang sollten Sie für jede Höhe des Einkaufserfolgs. Die Schätzung erfolgt dabei z. B. Einkaufsinitiative einen Projektplan erstellen. Der Projektplan beinhal- auf Basis von Einkaufsmarktanalysen, definierten Einkaufs- tet die jeweiligen Meilensteine des dazugehörigen Umsetzungswegs, strategien und aktuellen Kostenstrukturen oder Erfahrungen das betrachtete Einkaufsvolumen sowie die Verantwortlichkeiten. Die aus der Vergangenheit. 4) V ertraglich vereinbarter Einkaufserfolg (4. Härtegrad): tiven bilden vier verschiedene Umsetzungswege zur Erzielung von Sobald die Preise mit dem ausgewählten Lieferanten final Einsparungen im Einkauf: der strategische Einkaufsprozess in vollem ausgehandelt sind und der Vertrag fixiert ist, wird der Ein- Umfang (strategic sourcing), der strategische Prozess im reduzierten kaufserfolg quantifiziert. Der Einkaufserfolg ergibt sich dabei Umfang (rapid sourcing), die Nachverhandlung sowie die partner- aus der Differenz von Baseline-Preis und verhandeltem Preis schaftliche Kostenoptimierung (PKO). bzw. verhandelten Konditionen. 5) Festlegung Baseline Entwicklung Einsparideen Umsetzungswege zur Erzielung von Einsparungen 1. Härtegrad Vertraglich vereinbarte Einsparungen Abgeschätzte Einsparungen 2. Härtegrad Strategic oder Rapid Sourcing 1 Bedarfsanalyse 2 Einkaufsmarktanalyse Nachverhandlung 1 Vorbereitung 2 Durchführung Partnerschaftliche Kostenoptimierung (PKO) 1 Vorbereitung PKO 3 Sammeln von Ideen zur Kostenreduktion 3. Härtegrad 3 Realisierte Einsparungen 4. Härtegrad Definition Einkaufsstrategie 4 3 Lieferantenanalyse und -auswahl 5. Härtegrad 5 Implementierung 5 Implementierung und Begleitung Nachbereitung R ealisierter Einkaufserfolg (5. Härtegrad): Dieser Härte- II. Nachverfolgen des Einkaufserfolgs grad betrachtet alle tatsächlichen Bestellungen auf Basis ab- Für eine konsequente Nachverfolgung des Einkaufserfolgs ist eine geschlossener Verträge, die zum neuen Preis bzw. den neuen systematische Messung notwendig. Der Prozess der Einkaufser- Konditionen eingekauft wurden. 16 Budgetierte Einsparungen A bschätzung Einkaufserfolg (2. & 3. Härtegrad): Das Ziel riode, beispielsweise eines Geschäftsjahres, eine konkrete Planung Grundlage für den Projektplan und die Planung der Einkaufsinitia- Einsparmessprozess 2 Analyse Ist-KostenStruktur 4 Ausarbeitung von Konzepten zur Kostenreduktion 17 6W EINKAUFSERFOLGSTRACKING UND -MESSUNG Entscheidungsmodell Auswahl Baseline-Typ Entscheidungsmodell Auswahl Baselinetyp Abbildung 11 Die 6 W der Einkaufserfolgsmessung D as Einspartracking ist ein wichtiges Instrument, um den aktu- Finanzbereich kommunizieren. Um glaubwürdig zu sein, sollte die ellen Stand des Einkaufserfolgs in Form einer Savings-Pipeline Einkaufserfolgsmessung alle zwölf Monate „auf null“ gesetzt werden. jederzeit abrufen zu können. Wie Sie die erzielten Einkaufserfolge ein- Da Controlling und Finanzbereiche in Geschäftsjahren planen, soll- heitlich messen können, wird anhand von sechs Fragen beantwortet, te sich auch die Einkaufsabteilung an diesem Zeitraum orientieren. die in warengruppenunabhängige Fragen und warengruppenspezifi- Neben einem systematischen Einspar-Reporting dient dies zudem sche Fragen unterteilt sind: als Incentivierung, im neuen Jahr auch zusätzliche Einsparungen zu Auswahl Baselinetyp Ja, Wiederholungskauf Bedarf regelmäßig wiederkehrend? realisieren. Budget wiederkehrend? Nein, Einmalkauf Budget kalkulierbar? 1. Was wird unter Einkaufserfolg verstanden? Einkaufserfolge können durch zwei verschiedene Faktoren generiert 3. Welche Perspektiven auf den Einkaufserfolg gibt es? werden: Kostenreduzierung und Kostenvermeidung. Die Kosten- Das Erzielen von Einkaufserfolgen kann aus zwei Perspektiven be- reduzierungen sind Einsparungen, da diese zu einer Senkung der trachtet werden: EBIT- und Cash-Perspektive. Ausgaben gegenüber der Vorperiode führen. Kostenvermeidun- Die EBIT-Perspektive (Gewinn vor Zinsen und Steuern) spie- gen hingegen werden entweder durch eine Senkung des angebo- gelt den GuV-Einfluss des Einkaufserfolges wider. Bei dieser tenen Lieferantenpreises oder durch einen geringeren Anstieg des Perspektive müssen die Einsparungen von sogenannten Ca- Einstandspreises trotz gestiegener Kosten, wie z.B. Rohstoffkosten, pex-Warengruppen (capital expenditure = Kapitalaufwendun- des Lieferanten erreicht. Allerdings ist eine Kostenvermeidung keine gen, z. B. Maschinen) entlang der jeweiligen Abschreibungs- tatsächliche Senkung der Ausgaben im Vergleich zur Vorperiode. In dauer verteilt werden. Das heißt: Der erzielte Einkaufserfolg der Regel werden Kostenreduzierungen daher vom Vorstand bzw. bei diesen Warengruppen darf nicht auf einmal berichtet wer- der Geschäftsführung mehr geschätzt als Kostenvermeidungen. den, sondern nur in Etappen, gemäß der jeweiligen Abschrei- Nein Ja Preis (stark) volatil? Ja Preis (stark) volatil? Nein Geeigneter Index verfügbar? Ja Historische Baseline Nein Budget als Baseline Neue Baseline Nein Geeigneter Index verfügbar? Bedarf auf Outputmengen herunterrechenbar? bungsdauer. Die EBIT-wirksamen Einkaufserfolge beziehen 2. Wie ist der Zeithorizont der Einkaufserfolgsmessung? sich immer auf die Budgetierungsperiode (in der Regel ein Erzielte Einsparungen – auch wenn Verträge über mehrere Jahre lau- Jahr). Je nach Absprache können die Budgets um diese Ein- fen – sollte die Einkaufsabteilung nicht jedes Jahr aufs Neue an den sparungen gekürzt werden. Einkaufserfolge von sogenannten GuV-orientierte Einkaufserfolgsmessung Ja Ja Variable Baseline Nein Ja Nein Ja Neue Baseline Variable Baseline Neue Baseline Fixe Baseline Nein Neue Baseline Ü bersicht 6 W der Einkaufserfolgsmessung GuV-orientierte Einkaufserfolgsmessung Abbildung 10: GuV-orientierte Einkaufserfolgsmessung Kostenvermeidung Kostenreduzierung Kostenreduzierung und/oder -vermeidung Die 6 W der Einkaufserfolgsmessung 1 2 3 4 5 6 Was? Wie? Welche Perspektive? Welche Messlatte? Welche Kosten? Welche Hebel? Was wird unter Einkaufserfolg verstanden? Wie ist der Zeithorizont der Einkaufserfolgsmessung? Welche Perspektiven zur Erfolgsmessung gibt es? Welche Messlatte soll für die Einkaufserfolgsmessung angewendet werden? Welche Kosten müssen aus TCO1-Sicht berücksichtigt werden? Welche Einkaufshebel gibt es und wie werden diese Hebel berechnet? 1 Total Cost of Ownership Opex-Warengruppen (operational expenditure = operative 4. Welche Messlatte (Baseline) soll für den Einkaufserfolg Aufwendungen, z. B. Büromaterial) können sofort in ihrer ge- angewendet werden? samten Höhe GuV-wirksam berichtet werden. Die Messlatte für den Einkaufserfolg besteht aus zwei Komponenten: D ie Cash-Perspektive spiegelt hingegen den Einfluss der Baseline-Menge und Baseline-Preis. Die Baseline-Menge ist die Be- Einsparungen auf die liquiden Mittel des Unternehmens wi- darfsmenge und wird in zwei Arten unterschieden: der und ist stichtagsbezogen. Im Rahmen dieser Perspektive können die erzielten Einsparungen auch bei Capex-Warengruppen voll angesetzt werden. Warengruppenunabhängige Fragen 18 Warengruppenspezifische Fragen W iederholungskauf: Hierbei wird die Jahresbedarfsmenge herangezogen (in der Regel Geschäftsjahr). E inmalkauf: Hier wird die gesamte ausgeschriebene Bedarfsmenge herangezogen. 19 Beim Baseline-Preis existieren vier verschiedene Baseline-Preistypen. rücksichtigt werden sollten, müssen nicht immer sämtliche Kosten Die fixe historische Baseline kann immer dann verwendet werden, einer Einkaufsinitiative quantifiziert werden. Die Quantifizierung sollte wenn ein Wiederholungskauf stattfindet, der Preis nicht volatil ist und/ nur für Kosten erfolgen, die sich im Vergleich zur Vorperiode verän- oder der Bedarf auf Outputmengen (z.B. Preis pro Tonne) herunter- dert haben. Beispielsweise sind administrative Kosten in der Regel gerechnet werden kann. Hier wird immer gegen die zuletzt gezahlten weitestgehend konstant gegenüber der Vorperiode. Ein Früherkennungssystem im Einkauf erfolgreich aufbauen Wie Sie in vier Schritten Ihr Lieferantenportfolio auf Chancen und Risiken überprüfen, reorganisieren und für zukünftige Herausforderungen im Einkauf wappnen können. Konditionen oder den gewichteten Durchschnittspreis der letzten 12 Monate gemessen. Bei der Einkaufserfolgsmessung gegen die 6. Welche Einkaufserfolgshebel gibt es? historische Baseline handelt es sich grundsätzlich um eine Kosten- Für die Erzielung von Einsparungen gibt es zwei verschiedene Arten reduzierung. Die variable historische Baseline ist anzuwenden, wenn von Hebeln: die Preis-bzw. Prozesskostenhebel und die Mengen- der Preis eines Produktes bzw. einer Dienstleistung aufgrund der hebel (vgl. hierzu ausführlich unser Magazin 01/2014 zur Einkaufs- Abhängigkeit der Preisentwicklung bei Rohmaterial stark schwankt. konditionenoptimierung). Die Preis-/Prozesskostenhebel bestehen Hierbei sind pro Warengruppe bestimmte Regeln zum Festlegen der aus der Volumenbündelung, der Erweiterung des Lieferantenkreises Basis anzuwenden, zum Beispiel das Messen des Einkaufserfolges sowie der Spezifikations- und Supply-Chain-Optimierung. Die Men- Strategische Einkäufer sollten die Einsparungen pro Hebel definieren. Dr. Bernhard Höveler, Jan Laakmann E in unvorhergesehener Ausfall eines strategisch wichtigen Liefe- 1. Schritt: Analyse der Chancen- und Risikosituation ranten ist seit jeher der Albtraum jedes Einkäufers, denn dieser Zum besseren Verstehen der unternehmensinternen Chancen- und Ausfall hat weitreichende Folgen. Stark erhöhte Einkaufspreise bei Risikosituation sollte zu Beginn eine ABC-Analyse durchgeführt wer- alternativen Lieferanten, ja sogar Produktionsausfälle, wenn kurz- den. Diese ABC-Analyse erfolgt auf Warengruppen-, Artikel- und fristig kein alternativer Lieferant qualifiziert werden kann, sind nicht Lieferantenebene. Zudem ist es wichtig, auch Vorprodukte wie die unüblich. von Lieferanten zur Herstellung eingesetzten Rohstoffe zu erfassen Gerade nach der Finanzkrise, die 2010 die Zahl der Firmeninsol- und dieses Einkaufsvolumen genau zu analysieren. Führt man eine venzen im internationalen Umfeld stark erhöht und somit viele Liefe- ABC-Analyse zum Beispiel für einen Bierproduzenten durch, so sind gegen einen an einen Index adaptierten Preis. Eine weitere Methode genhebel umfassen die Bedarfskontroll- und die Bedarfsrichtlinien- rantenmärkte ausgedünnt hat, ist das Lieferantenausfallrisiko noch Glasflaschen gemessen am Einkaufsvolumen die wichtigste Verpa- zum Feststellen des Erfolges ist das Messen mithilfe eines festgeleg- Verschärfung sowie die Eliminierung von Bedarf sowie eine Verände- einmal deutlich gestiegen. Gleichzeitig hat sich im Rahmen der Glo- ckungswarengruppe. Um in einem späteren Schritt eine verlässliche ten Budgets als Schätz- bzw. Erfahrungswert. Dies ist hilfreich, wenn rung der Nutzungsdauer. Welche Hebel geeignet sind, hängt von der balisierung die Fertigungstiefe, z. B. in der Automobilindustrie, stark Risikoeinschätzung treffen zu können, muss jedoch auch Trans Produkte oder Dienstleistungen zum ersten Mal eingekauft werden Warengruppe ab. Strategische Einkäufer sollten die Einsparungen – reduziert. Da Unternehmen sich auf einen immer kleineren Teil der parenz über die wichtigsten bei der Herstellung von Glasflaschen und das Budget kalkulierbar ist. Vierte und letzte Messlatte des Ein- sofern möglich – pro Hebel definieren. Dies ermöglicht Ihnen, bei der Wertschöpfungskette spezialisieren, steigt zudem die Abhängigkeit benötigten Vorprodukte geschaffen werden, wie Altglasscherben, kaufserfolges ist die neue Baseline. Hierbei besteht die Möglichkeit, Lieferantenanalyse verschiedene Einsparszenarien zu berechnen und von Lieferanten in den vor- bzw. nachgelagerten Wertschöpfungs- Energie oder Soda. Auf diese Weise können auch indirekte Chancen dass Einkaufserfolge nach den Verhandlungen an einem neuen Wert das für Ihr Unternehmen beste Szenario auszuwählen. Die verschie- stufen. Sind Hersteller aufgrund ihrer Lieferantenstruktur direkt oder und Risiken systematisch erfasst und Auswirkungen bei Rohstoff- gemessen werden. Dies kann zum Beispiel das beste Angebot einer denen Szenarien ergeben sich aus dem Berechnen und Kombinieren indirekt von geografischen bzw. politischen Risiken betroffen, sind die preiserhöhungen oder -senkungen für die eigenen Produkte erkannt Ausschreibung sein. Bei der Auswahl der Baseline sollten Sie unbe- unterschiedlicher Hebel. Auswirkungen oft fatal. Ein aktuelles Beispiel für solche Entwicklun- werden. dingt die hier aufgeführte Reihenfolge beachten. Die erste Messlatte gen sind die Handelssanktionen der EU gegenüber Russland, ausge- ist die genaueste und objektivste, jedoch ist sie nicht immer anwend- FAZIT bar. Die darauffolgenden Messlatten werden zunehmend manipulier- Damit der Einkaufserfolg systematisch dokumentiert und gemessen barer und somit weniger objektiv. Das Entscheidungsmodell in Abbil- wird, sollte ein systematischer Prozess zur Einkaufserfolgsmessung Dies sind nur einige Vorfälle, die zeigen, dass ein Früherkennungs- die mengenmäßig größten Vorprodukte transparent darzustellen. Das dung 11 hilft, den richtigen Baseline-Typ auszuwählen. eingeführt werden. Darüber hinaus ist eine Abstimmung mit dem system im Rahmen des Lieferantenmanagements immer wichtiger Ergebnis der ABC-Analyse dient als Faktenbasis, um im nächsten Fachbereich Finanzen/Controlling wichtig, damit die Einkaufserfolge wird. Nur so können die vielseitigen dynamischen Risiken – aber auch Schritt die identifizierten Warengruppen bzw. Artikel in die Kralijc- 5. Welche Kosten müssen aus Gesamtkostensicht GuV-relevant gemessen werden. Um die kontinuierlich erzielten Ein- kurzfristig aufkommende Chancen – frühzeitig erkannt werden, damit Matrix einzuordnen. Anhand der beiden Dimensionen Versorgungs- berücksichtigt werden? sparungen jederzeit abrufen zu können, empfiehlt es sich, ein über- der Einkauf rechtzeitig agieren kann. komplexität und Einfluss auf das Betriebsergebnis können vier unter- Bei der Einkaufserfolgsmessung müssen grundsätzlich alle anfallen- greifendes Tool im Einkauf zu etablieren. Die Einkäufer aller Standorte den Kosten des Einkaufsvorgangs berücksichtigt werden (Total Cost sind dazu verpflichtet, erzielte Einsparungen in festgelegten Interval- of Ownership). Dies betrifft ebenfalls Kosten, die aktuell nicht von der len dort einzupflegen. So können Einsparerfolge zu jeder Zeit sprich- Einkaufsabteilung beeinflussbar sind, z.B. spätere Entsorgungskos- wörtlich auf Knopfdruck abgerufen werden. ten oder die Betriebskosten einer Maschine. Obwohl alle Kosten be- 20 löst durch die Ukrainekrise, und die Reaktionen darauf. Ziel der ABC-Analyse ist es dementsprechend, die wichtigsten Lieferanten, strategisch bedeutsamsten Artikel und Warengruppen sowie Wie aber kann ein effektives Früherkennungssystem im Einkauf etabliert werden? Welche Schritte stehen an? schiedliche Artikel- bzw. Warengruppentypen gebildet werden: Strategische Artikel/Warengruppen Im Überblick in Abbildung 12 wird erkennbar, wie durch eine Engpassartikel/-warengruppen idealtypische Vorgehensweise in vier Schritten ein geeignetes Früh Hebelartikel/-warengruppen erkennungssystem im Einkauf aufgebaut werden kann. Unkritische Artikel/Warengruppen 21 FRÜHERKENNUNGSSYSTEM IM EINKAUF Vorgehensweise Aufbau Früherkennungssystem im Einkauf Abbildung 12 Prozessschritte 1 Analyse ChancenRisiko-Situation 2 Konzeption Systematik zur Chancen-/Risikomessung 3 Definition Chancenergreifungs-/ Risikostrategien 4 Geopolitische Chancen oder Risiken sind Gefahren oder Ge- Auf der Grundlage der oben beschriebenen Kategorisierung können winnmöglichkeiten, die unabhängig von einer einzelnen Bran- im weiteren Prozess je Chancen- bzw. Risikoart spezifische Kenn- che oder einem Lieferanten eine Chance oder ein Risiko sein zahlen und Indikatoren zur Früherkennung festgelegt und spezifische können, das für alle Unternehmen einer geografischen Re Chancenergreifungs- bzw. Risikovermeidungsstrategien abgeleitet gion relevant ist. Ein typisches geopolitisches Risiko bzw. eine werden. Chance sind Währungsschwankungen, wie es momentan in Chancenergreifung/ Risikominimierung der Schweiz durch den Wegfall der Anbindung des Franken an den Euro zu beobachten ist. Für die Einkaufsabteilungen in Schweizer Unternehmen ist dies grundsätzlich eine Chance, Aktivität Einordnung Strategien in Chancen-/Risikostrategie-Matrix günstiger in der Eurozone den eigenen Bedarf zu befriedigen. Kralijc-Matrix Durchführung Chancen-/ Risikomessung Da diese Chancen bzw. Risiken für alle Lieferanten der jewei- Abbildung 13: Priorisierung Warengruppen für Früherkennung Anwendung Risikovermeidungsund Chancenergreifungsstrategie sammengefasst werden. Ständige Überwachung und Aktualisierung Messwerkzeuge sowie Strategien ligen Währungszone bestehen, können sie entsprechend zu Branchenspezifische Chancen und Risiken sind für alle Lieferanten einer speziellen Branche relevant. Ist zum Beispiel für die Herstellung mehrerer Produkte von verschiedenen Lieferanten ein Rohstoff unabdingbar, so ist die Verknappung oder Einordnung Warengruppen in Kralijc-Matrix unter Berücksichtigung der Einkaufsmarktkomplexität Verteuerung dieses Rohstoffes ein Risiko, das sämtliche Lieferanten der Branche betrifft. Identifikation und Sammlung möglicher Chancen und Risiken entlang der Wertschöpfungskette L ieferantenspezifische Chancen und Risiken sind individuelle Möglichkeiten oder Gefahren, die nicht aufgrund ihrer Ursache zusammenfassbar sind. Ein solches individuelles Risiko Kategorisierung Risiken nach Chancen-/Risikoarten ist beispielsweise die finanzielle Schieflage eines Lieferanten 3) Hebelartikel/ -warengruppe 1) Strategischer Artikel/ Warengruppe 4) Unkritischer Artikel/ Warengruppe 2) Engpassartikel/ -warengruppe Hoch Definition kritische Schwellen („Trigger“) für definierte Messwerkzeuge Definition Chancenergreifungsbzw. Risikovermeidungsstrategien je – Chancen-/Risikoart – Chancen-/Gefahrenstufe Gering Auswahl Messwerkzeuge: – Kennzahlen – Indikatoren – Schwache Signale Einfluss auf Betriebsergebnis ABC-Analyse nach – Warengruppen – Artikeln – Lieferanten – Vorprodukten zur transparenten Erfassung der Hauptlieferanten, strategisch wichtiger Warengruppen, Artikel, Vorprodukte etc. Gering Versorgungskomplexität Hoch aufgrund von Fehlinvestitionen in der Vergangenheit. Geopolitische Chancen/Risiken Branchenspezifische Chancen/Risiken Lieferantenspezifische Chancen/Risiken Ergebnis Faktenbasis für EntwicklungFrühwarnsystem geschaffen Systematik etabliert, um Chancen und Risiken frühzeitig zu identifizieren Strategien zur Chancenergreifung bzw. Risikovermeidung definiert Früherkennungssystem erfolgreich aufgebaut Branchenrisiko/ -chance 1 E xemplarische Übersicht Chancen-/Risikoarten Abbildung 14 Hierdurch können im Anschluss für alle strategisch relevanten Waren- Fachbereichen oder der Fachaustausch mit Lieferanten, Verbänden gruppen und Lieferanten (insbesondere Feld 1–3 in Abbildung 13) die oder Experten aus anderen Unternehmen. bestehenden Chancen und Risiken und deren Ursachen identifiziert werden. Lieferantenchance/ risiko 1 Geopolitische Chancen und Risiken Lieferantenchance/ risiko 3 Anschließend werden die gesammelten Chancen und Risiken anhand ihrer Ursache kategorisiert; d.h., sie werden zu Chancen-/ Um die Chancen und Risiken zu identifizieren, können unter- Risikoarten zusammengefasst, denen die gleiche Situation zugrunde schiedlichste interne und externe Quellen herangezogen werden, wie liegt. Die Kategorisierung erfolgt in drei Chancen- bzw. Risikoarten aus der Vergangenheit gewonnene Erfahrungswerte, Interviews mit (siehe Abbildung 14): Branchenrisiko/ -chance 2 Lieferantenchance/ risiko 1 22 Lieferantenchance/ risiko 2 Lieferantenchance/ risiko 2 Lieferantenchance/ risiko 3 23 FRÜHERKENNUNGSSYSTEM IM EINKAUF 2. Schritt: Konzeption einer Systematik zur Chancen- und Ein weiteres Messwerkzeug sind Indikatoren. Diese helfen insbeson- Die notwendigen Informationen, um Chancen und Risiken zu mes- 3. Schritt: Definition von Chancenergreifungs- bzw. Risiko- Risikomessung dere, branchenspezifische Chancen und Risiken abzubilden. Als In- sen, können aus verschiedensten Quellen gewonnen werden. So vermeidungsstrategien Im zweiten Schritt werden auf Basis der identifizierten Chancen und dikatoren können die Entwicklung von Auftragseingängen, Umsätze können Kennzahlen, Indikatoren oder schwache Signale durch Daten Nachdem die jeweiligen Schwellenwerte festgelegt sind, werden Risiken geeignete Messwerkzeuge definiert, um die Eintrittswahr- oder Gewinne einer spezifischen Branche oder daraus resultierende aus internen oder öffentlich zugänglichen Datenquellen wie Bilanzen, Risikovermeidungs-und Chancenergreifungsstrategien je Gefahren- scheinlichkeit zu erheben. Die Messwerkzeuge setzen sich hierbei branchenspezifische Geschäftsklimaindizes dienen. Indikatoren las- Veröffentlichungen, Lieferantengesprächen, Messebesuchen, Wirt- stufe und Chancen-/Risikoart erstellt. Eine Risikovermeidungsstrate- idealerweise aus einem Mix von ausgewählten Kennzahlen, Indikato- sen weniger konkrete Rückschlüsse zu und erfordern einen höheren schaftsklimaindizes oder anderen Statistiken erhoben werden. Auch gie enthält aufeinander aufbauende und mit steigender Gefahrenstu- ren und schwachen Signalen zusammen (siehe Abbildung 15). Messaufwand. Nichtsdestoweniger haben Indikatoren den Vorteil, Daten von externen Dienstleistern, wie Marktforschungsinstituten, fe konkreter werdende Reaktionsmuster (siehe Abbildung 16). Chancen bzw. Risiken in einem sehr frühen Stadium identifizieren zu oder Informationen aus eingeholten Lieferantenselbstauskünften können. können zur Risikomessung genutzt werden. Von den Messwerkzeugen sind Kennzahlen als die objektivste Wie in der Abbildung exemplarisch dargestellt, können bei einem individuellen Lieferantenrisiko, wie der Insolvenz eines Lieferanten, je Messweise besonders verlässlich zur Abbildung individueller Der Einsatz von exakten Messwerkzeugen kann durch das Wahr- Sobald die Messwerkzeuge definiert sind, werden die kritischen Lieferantenrisiken und -chancen. Als Kennzahlen dienen z. B. nehmen sogenannter schwacher Signale vervollständigt werden. Ein Ausprägungsschwellen (Trigger) je Messwerkzeug und Chance bzw. allgemeine Bonitätsratings, um die Insolvenzwahrscheinlich- Beispiel für schwache Signale sind Entscheidungen von Zentralban- Risiko festgelegt. Das heißt, es werden Wertgrenzen eingezogen, ab Bei einer niedrigen Gefahrenstufe, in der das Ausfallrisiko z.B. keit eines Lieferanten zu ermitteln. Kennzahlen liefern genaue ken, die einen Trend für die Entwicklung der Wechselkurse aufzeigen. denen eine Aktion erfolgen muss. Die möglichen Ausprägungen kön- anhand des Verschuldungsgrades des Lieferanten als gering einge- Ergebnisse bei geringem Messaufwand. Oft werden Chancen Auch wenn schwache Signale das unschärfste Messwerkzeug sind, nen in ein Ampelschema eingeteilt werden, um die unterschiedlichen schätzt wird, reicht eine Marktsondierung aus, um Substitutionsmög- und Risiken durch Kennzahlen aber erst in einem fortgeschrit- ermöglichen diese, insbesondere geopolitische Chancen und Risiken Gefahrenstufen abzubilden. lichkeiten für die Artikel des Lieferanten zu identifizieren. Falls die Ge- tenen Stadium identifiziert, sodass Kennzahlen mit anderen frühzeitig zu erkennen. Messwerkzeugen kombiniert werden sollten. fahr des Risikoeintritts akut wird, kann auf diese Weise schneller auf keinen bzw. nur geringen Handlungsbedarf. alternative Lieferanten oder Produkte zurückgegriffen werden. Steigt Gelb deutet eine latente Gefährdung an. Messwerkzeuge zur Einschätzung von Chancen und Risiken der Verschuldungsgrad des Lieferanten, erhöht sich ebenfalls die E rreicht die Ausprägung den Gefahrenstufe. Demzufolge wird je nach Gefahrenstufe eine andere roten Bereich, so weist dies auf definierte Risikovermeidungsstrategie in Form von beispielsweise der ein akutes Risiko hin, das Prüfung alternativer Lieferanten bis hin zum Lieferantenwechsel an- sofortige Maßnah- men erfordert. Hoch entwickelt und angewendet werden. Grün zeigt ein unwesentliches Risiko an und erfordert somit Abbildung 15 nach Gefahrenstufe unterschiedliche Risikovermeidungsstrategien gewendet. Die Risikovermeidungsstrategien müssen je Gefahrenstufe und Risikoart für jedes Unternehmen individuell definiert werden, mit dem Kennzahlen Ziel, rechtzeitig vor Eintritt des Risikos entsprechende Maßnahmen Messgenauigkeit in die Wege leiten zu können. Bei der Definition von Chancenergreifungsstrategien wird analog vorgegangen; d.h., es werden je Chancenart sowie Ausprägungsstufe der Chancen verschiedene Strategien definiert, um die sich ergebenden Möglichkeiten vollständig auszuschöpfen. Indikatoren Geopolitische Chancen und Risiken Niedrig 24 Schwache Signale Lieferantenchance/ risiko 1 Branchenrisiko/ -chance Lieferantenchance/ risiko 3 Lieferantenchance/ risiko 2 25 Risikostrategiematrix Abbildung 16: Chancenergreifungs-/Risikovermeidungsstrategien Gefahrenstufe hoch mittel niedrig Risikoart Geopolitisches Risiko Branchenrisiko Lieferantenrisiko Lieferantenrisiko Beispielhafte Risikovermeidungsstrategien bei Lieferantenrisiko – Insolvenz des Hauptlieferanten Risikostrategiematrix Externes Benchmarking im Einkauf Lieferantenwechsel Sofortige Vergabe des Einkaufsvolumens an die/den besten getesteten Lieferanten Wie Sie Ihren Einkauf durch externes Benchmarking voranbringen. Dr. Bernhard Höveler, Antoni Aguado Testing Prüfung einer Vorauswahl an Lieferanten auf Eignung Marktsondierung Suche und erste Gespräche mit alternativen Lieferanten N eben Spend-Analyse, Einkaufserfolgstracking und -messung gruppe (Markteingrenzung) zu wählen, z.B. weil man sich vielleicht sowie dem Früherkennungssystem ist das externe Bench nicht mit dem härtesten Konkurrenten vergleichen will. Entscheidend marking die vierte Kernaufgabe eines erfolgreichen und smarten Ein- ist vielmehr, ein externes Benchmarking als möglichst objektiven Pro- kaufscontrollings. zess zu verstehen, in dem die eigenen Stärken und Schwächen klar Ziel der Durchführung eines externen Benchmarkings ist das erkennbar werden. Aufzeigen von Lücken („gaps“) zwischen der Leistungsfähigkeit des Ist der Vergleichspool sinnvoll definiert, sieht das Vorgehen eines eigenen Einkaufs (Ist-Zustand) und einem idealtypisch ausgeprägten externen Benchmarkings in der Regel einen strukturierten vierstufi- Einkauf (Soll-Zustand). Ein solches Vorgehen sollte kontinuierlich im gen Prozess vor (siehe Abbildung 18). 4. Schritt: Chancenergreifung und Risikominimierung ge Überprüfung der identifizierten Chancen und Risiken, definierten Sinne eines vorausschauenden Verbesserungsprozesses durchge- Der Prozess beginnt mit der Analyse der Ist-Situation im Einkauf. Nach Abschluss der ersten drei Schritte kann mit der eigentlichen Kennzahlen, Schwellenwerte und der entwickelten Strategien uner- führt werden und nicht erst dann, wenn die Leistungsfähigkeit spür- Im Fokus steht hier die Bewertung der Leistungsfähigkeit des Ein- Chancenergreifung und Risikominimierung begonnen werden. Hier- lässlich. Wie in folgender Darstellung veranschaulicht, handelt es sich bar nachlässt. kaufs anhand zentraler Leistungsindikatoren (Ist-Zustand). Exakt die- bei spielt neben der eigentlichen Messung und Durchführung der bei dem vierstufigen Prozess deshalb um einen Kreislauf, dessen Chancenergreifungs- bzw. Risikovermeidungsstrategie auch das Überwachung von höchster Wichtigkeit ist, um auf alle Geschäftsent- Controlling der unternommenen Maßnahmen eine entscheidende wicklungen bestmöglich reagieren zu können (siehe Abbildung 17). 1 Rolle. Dabei ist es wichtig, den aktuellen Status und die Aktivitäten Analyse Ist-Situation im Einkauf 2 Benchmarking Einkauf gegen Best Practices 3 Konzeption Maßnahmen zur Weiterentwicklung des Einkaufs 4 Umsetzung abgestimmter Maßnahmen der jeweiligen Strategie regelmäßig mit den relevanten Fachbereichen abzustimmen und der Geschäftsführung die Ergebnisse transparent FAZIT zu kommunizieren. Nur so können die Ergebnisse effizient genutzt Durch dieses strukturierte vierstufige Vorgehen im Rahmen der Früh und zur Weiterentwicklung des Früherkennungssystems verwendet erkennung wird es dem Einkauf ermöglicht, systematisch vor neuen Die Leistungsfähigkeit einer Einkaufsabteilung wird dabei in selben Leistungsindikatoren werden anschließend für die Bewertung werden. Ausfallrisiken gewarnt und gleichzeitig auf sich bietende Chancen verschiedenen Dimensionen (Leistungsindikatoren) bewertet. Der der Best Practices im definierten Markt verwendet (Soll-Zustand). Auf aufmerksam gemacht zu werden. Soll-Zustand wird entweder extern definiert oder über einen Ver- Basis der Erkenntnisse des Ist-Soll-Vergleichs können anschließend gleich mit dem besten Zustand am Markt, also orientiert an der Best konkrete Maßnahmen pro Leistungsdimension erarbeitet (Schritt 3), Practice, ermittelt. priorisiert und umgesetzt werden (Schritt 4). Da sich die Lieferantenmärkte sowie die eigene Unternehmens- Abbildung 18: Das externe Benchmarking als vierstufiger Prozess umwelt im Wandel befinden, ist eine konstante Messung und ständi- Auf Basis der identifizierten Abstände von den Besten lassen sich anschließend für verschiedene Bereiche Optimierungsmöglichkeiten Schritt 1: Wie ist der Ist-Leistungszustand des ausarbeiten, um die Lücken zu schließen. eigenen Einkaufs? Aus vielen Projekten wissen wir, dass es vorkommt, dass Einkaufs- K reislauf der Chancenergreifung/ Risikominimierung Analyse der Chancen-/ Risikosituation 1 Konzeption Systematik zur Chancen-/Risikomessung 2 verantwortliche nur eine vage Vorstellung über den Leistungszustand Um die eigene Leistungsfähigkeit des Einkaufs am Markt zu beurteilen des eigenen Einkaufs haben oder dazu neigen, die eigene Leistungs- und richtig einordnen zu können, bedarf es zunächst einer korrekten fähigkeit zu überschätzen. Entsprechend wichtig ist es, anhand klar Einordnung des relevanten Markts. Der Markt kann z.B. über die direk- definierter Leistungsdimensionen eine möglichst objektive und ver- te Konkurrenz in einem geografischen Gebiet (z.B. Anbieter für Wasch- gleichbare Bewertung des eigenen Einkaufs vorzunehmen. mittel in der Region DACH) oder auch anhand bestimmter Segmente Abbildung 17 4 Chancenergreifung/ Risikominimierung 26 Vorbereitung: Grenzen Sie Ihren Markt ein 3 Definition Chancenergreifungs-/ Risikostrategien (z.B. Waschmittelhersteller im Hochpreissegment) definiert werden. Mit den folgenden sieben Leistungskriterien lässt sich die Hier ist es zwingend notwendig, keine politisch motivierte Vergleichs- Leistungsfähigkeit des Einkaufs messen: 27 20% IT-Unterstützung Bestellprozess 40% 60% Kriterien zur Messung der Leistungsfähigkeit des Einkaufs Abbildung 19 Leistungsdimension 1. Einkaufsziele und -strategien Kernfragen (Kriterien zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit) Einkaufsziele & -strategie 80% B ewertung der Leistungsindikatoren aus drei verschiedenen Perspektiven 100% Lieferantenmanagement Einkaufscontrolling Strategischer Einkaufsprozess Methodenentwicklung Abbildung 20 Durchschnittliche Bewertung Einkauf Sind Einkaufsziele und Strategiekonzepte klar definiert und dokumentiert? Durchschnittliche Bewertung Fachbereiche Ist das Spannungsfeld im Einkauf zwischen Kosten und Qualität strategisch stringent mit den eigenen Unternehmenszielen verknüpft? Durchschnittliche Bewertung Geschäftsführung/Vorstand ind Methoden im Einsatz, die Ziele und Strategien messbar machen und persönliche Verantwortungen und S Zielvorgaben zuweisen (z.B. Einkaufs-Balanced-Scorecard)? 2. Strategischer Einkaufsprozess 0% Arbeitet der Einkauf entlang eines strategischen Einkaufsprozesses? 20% IT-Unterstützung Ist der Einkauf bei allen Beschaffungsvorgängen im Unternehmen involviert bzw. informiert? Bestellprozess 40% ind alle zu beschaffenden Güter und Dienstleistungen klar spezifiziert und werden diese regelmäßig aktualisiert, S überprüft und verbessert? 60% Werden regelmäßig Beschaffungsmarktanalysen durchgeführt, um alle Trends und Anbieter des Marktes im Blick zu haben? 80% Existiert eine Systematik zur kontinuierlichen Überprüfung von Optimierungspotenzial in allen Warengruppen? erden regelmäßig und auf gleichbleibend hohem Qualitätsniveau Ausschreibungen durchgeführt und zur Generierung von W Wettbewerb neue Anbieter miteinbezogen? Einkaufscontrolling ind der Freigabeprozess für die „Aufgleisung“ neuer Lieferanten und der Vertragsanpassungsprozess für die Anpassung S bestehender Verträge klar definiert und mit klaren Zeitvorgaben versehen? 4. Lieferantenmanagement esteht ein definierter Prozess von der Bedarfsanforderung bis zum Zahlungseingang und wird die Qualität dieses B Prozesses regelmäßig kontrolliert? Durchschnittliche Bewertung Fachbereiche Durchschnittliche Bewertung Geschäftsführung/Vorstand Im Rahmen der Ist-Analyse geht es primär darum, die vorgestellten Wichtig bei der Punktvergabe ist, eine einheitliche Methodik für alle Ist der Bestellprozess weitestgehend automatisiert? sieben Leistungsindikatoren bezogen auf den eigenen Einkauf zu Leistungsindikatoren anzuwenden. Eine Herangehensweise ist die Ist der eigene Bestellprozess auf die Gesamtperformance der Supply Chain abgestimmt? bewerten. Eine mögliche Skalierung ist die Aufteilung in Leistungs Bewertung aus verschiedenen Perspektiven: zum einen die Be- indikatoren von 1 bis 4 (1 = nicht ausgeprägt; 2 = mittelmäßig aus- ratungsperspektive von außen, zum anderen die Unternehmens- geprägt; 3 = gut bis sehr ausgeprägt; 4 = idealtypisch ausgeprägt). perspektive von innen. Hier empfiehlt es sich, eine Bewertung der Besteht ein gesamtheitliches Lieferantenmanagementsystem? Sind Lieferantenklassifikation, -bewertung und -entwicklung miteinander verzahnt? Ist der Prozess (insbesondere die Bewertung) digital, zentral erfasst und gespeichert? Gibt es ein IT-Tool? Erhalten die Lieferanten regelmäßiges Feedback auf Basis der Bewertungen inkl. Entwicklungsmaßnahmen? 5. Einkaufscontrolling Einkaufsleitung, eines (strategischen) Einkaufsmitarbeiters und/oder Betrachtet man beispielsweise den Indikator Lieferantenmanage- einer Fachabteilung sowie der Geschäftsleitung des Unternehmens ment, so lässt sich eine Einordnung wie folgt durchführen: einzuholen. W erden die wichtigsten Lieferanten des Unternehmens nicht Ein gutes Zeichen ist es, wenn die Punktvergabe der einzelnen Werden klar definierte finanzielle und nicht finanzielle Kennzahlen verwendet? oder nur sporadisch klassifiziert und bewertet, so sollte die- Akteure nah beieinanderliegt – in der Praxis lässt sich jedoch oft ge- Wird methodisch zwischen Kostenreduzierung und Kostenvermeidung unterschieden? sem Kriterium eine 1 zugewiesen werden. nau das Gegenteil beobachten. Werden Einsparungen GuV-orientiert gemessen und mit dem Controlling/Finanzbereich abgestimmt? Werden die Einsparungen aus einer Total-Cost-of-Ownership-Perspektive gemessen? Besteht im Unternehmen ein Savings Tracking inkl. Härtegradanalyse der Einsparungen im Unternehmen? 6. IT-Unterstützung Wird der strategische und operative Einkaufsprozess durch IT-Systeme unterstützt und optimiert? Wird das Lieferantenmanagementsystem durch IT-Systeme unterstützt und optimiert? W erden hingegen die wichtigsten Lieferanten klassifiziert und Häufig wird gerade vonseiten der Einkaufsleitung das eigene bewertet, jedoch ohne eine einheitliche Systematik bezüglich Stärkenprofil überbewertet und das Schwächenprofil unterschätzt. der Bewertungskriterien und oder ohne (digitale) Dokumenta- Dies äußert sich beispielsweise dann, wenn Einkaufsabteilungen tion, so ergibt sich eine mittelmäßige Beurteilung mit einer 2. ihren strategischen Einkaufsprozess mit einer 4 bewerten, die letzte Erfolgt die Bewertung hingegen regelmäßig, nach einer einheitlichen Systematik, die alle relevanten Bewertungskriterien 7. Methodenentwicklung Lieferantenmanagement Durchschnittliche Bewertung Einkauf esteht ein definierter Prozess, bei welchen vertraglichen Konstellationen die Rechtsabteilung zu involvieren ist, und B funktioniert dieser einwandfrei? 3. Bestellprozess 100% erden die anzuwendenden Methoden im Rahmen des strategischen Einkaufsprozesses dokumentiert W und wird deren Einhaltung überprüft? erden die anzuwendenden Methoden im Rahmen des Lieferantenmanagements dokumentiert und W wird deren Einhaltung überprüft? durchgeführte Ausschreibung unter Wettbewerb jedoch bereits mehrere Jahre zurückliegt. abdeckt, mit Kopplung an Entwicklungsmaßnahmen und (di- Oftmals bildet letztlich der Mittelwert pro Indikator aus allen gitaler) Speicherung der Ergebnisse über einen Zeitraum, so Be wertungen des Ist-Zustands die Vergleichsbasis für den Soll- lässt sich von einer guten bis sehr guten Leistung sprechen. Zustand. Die Ermittlung ist mathematisch sehr einfach und grafisch Existieren darüber hinaus noch weitere Methoden wie beispiels- meist über ein sogenanntes Spinnwebdiagramm gut darstellbar weise IT-Tools, mit denen Lieferantenbewertungen analysiert (siehe Abbildung 20). werden können, oder gibt es fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppen zur Weiterentwicklung des Lieferanten managements, so kann eine 4 vergeben werden. 28 29 20 % g 20% IT-Unterstützung Bestellprozess 3 40 % 60 % 40% 60% Einkaufsziele & -strategie 80 % B ewertung der Leistungsindikatoren aus Ist- und Soll-Perspektive 100 % Einkaufscontrolling Lieferantenmanagement Abbildung 21 Bestellprozess Strategischer Einkaufsprozess Methodenentwicklung Einkaufsziele & -strategie 80%Maßnahmen A usarbeitung von auf Basis des Ist-Soll-Vergleichs 100% Einkaufscontrolling Lieferantenmanagement Abbildung 22 Strategischer Einkaufsprozess Methodenentwicklung 1 Externe Bewertung aktueller Zustand Soll Zustand Durchschnittliche Bewertung Einkauf Ist-Zustand Bewertung Einkaufsleitung Empfohlener Zustand (Soll-Zustand) Ist-Zustand externe Bewertung 2 Hauptverbesserungspotenzial 0% 0% 20% IT-Unterstützung 20% IT-Unterstützung Bestellprozess 3 40 % Einkaufscontrolling 40% 60 % 60% 80 % 80% 100 % Lieferantenmanagement Einkaufscontrolling Bestellprozess 100% Lieferantenmanagement Externe Bewertung aktueller Zustand Soll Zustand Durchschnittliche Bewertung Einkauf Ist-Zustand Bewertung Einkaufsleitung Empfohlener Zustand (Soll-Zustand) Schritt 2: Wie sieht der Soll-Leistungszustand des eigenen Schritt 3: Welche Maßnahmen zur Verbesserung lassen sich Einkaufs aus? Ist-Zustand externe Bewertung 2) B eachten Sie die Grundregel: Die Schließung von Lücken Lieferanten als A-Kunde gelistet zu sein. Im Bereich des strategi- ableiten? mit Bewertungen von 1 bis 4 hat in der Regel einen konkaven schen Einkaufsprozesses (2) ist die regelmäßige Durchführung von Sobald der Ist-Zustand ermittelt ist, geht es darum, für jede erfasste In den meisten Fällen empfiehlt sich zur Weiterentwicklung des eige- Verlauf – dies bedeutet, dass Verbesserungen auf niedrigem Einkaufsmarktanalysen ein möglicher Lückenschließer, während beim Leistungsdimension aufzuzeigen, wie weit diese jeweils vom Soll- nen Einkaufs die Devise „Weniger ist mehr“ – dies bedeutet, sich auf Niveau (von 1 auf 2 oder von 2 auf 3) deutlich leichter fallen Einkaufscontrolling (3) die Messung und Dokumentation von Ein- Zustand entfernt ist. wenige Maßnahmen zu konzentrieren, diese dann aber mit Entschlos- werden als Erhöhungen auf hohem Niveau (von 3 auf 4). Die kaufserfolgen, z. B. Kosteneinsparungen und Kostenvermeidungen, ein Verbesserungsansatz ist. Sind Ist- und Soll-Zustand bei einem betrachteten Leistungsindi- senheit konsequent umzusetzen. Gerade Unternehmen, bei denen Schlussfolgerung sollte sein, sich zunächst mit seinen Schwä- kator identisch, so ist dieser bereits ideal ausgeprägt. Dass dies oft parallel viele weitere Projekte und Initiativen durchgeführt werden, die chen zu befassen. nicht der Fall ist, zeigt unsere Erfahrung bei Kunden in verschiedenen den Einkauf personell beanspruchen, sollten dieser Devise folgen. 3) S tehen Sie vor der Wahl zwischen zwei Leistungsindikatoren, Hauptverbesserungspotenzial Schritt 4: Die Umsetzung der priorisierten Maßnahmen Branchen, in denen externe Benchmarkings durchgeführt wurden. Die Entscheidung, auf welche Leistungsindikatoren man sich die im Ist-Zustand gleich bewertet sind und deren Lücke zum Selbst die besten Maßnahmen bringen allerdings keinen Fortschritt, Dabei ist es egal, ob der Soll-Zustand im Sinne eines Idealzustands fokussieren möchte, kann auf verschiedenen Wegen getroffen wer- Soll-Zustand ebenfalls gleich groß ist, empfehlen wir, eine Ent- wenn sie nicht angewendet und umgesetzt werden. Setzen Sie daher definiert wird oder anhand von Leistungsindikatoren anderer Markt- den. Folgende Möglichkeiten zur Priorisierung von Leistungsindikato- scheidung anhand der strategischen Bedeutung des jeweili- klare Prioritäten, Zeiträume und Verantwortlichkeiten pro beschlosse- teilnehmer ermittelt wird, die im jeweiligen Bereich Best Practice ren werden häufig angewendet: gen Leistungsindikators zu treffen. Das „goldene Dreieck“ aus ner Maßnahme, um spürbar voranzukommen. repräsentieren. Entscheidend ist vielmehr, dass bei den verantwortlich handeln- Einkaufszielen und Strategien sowie dem strategischen und Treffen Sie diesbezüglich auch eine Entscheidung, ob Sie die Die Geschäftsleitung wählt diese aus. operativen Einkaufsprozess sollte Vorrang haben vor allen an- Maßnahme mittels des bereits vorhandenen Know-hows aufbauen den Personen im „gebenchmarkten“ Unternehmen Einsicht über die Die Einkaufsleitung wählt diese aus. deren Leistungsindikatoren. Dies leuchtet meist ein, wenn man oder ob Sie sich externe Expertise einholen, um die Maßnahmen um- identifizierten Lücken herrscht. Dies ist deshalb so wichtig, da ohne Die Einkaufsleitung entscheidet zusammen sich vor Augen führt, welchen Nutzen z. B. die ausgefeilteste zusetzen. diese Einsicht seitens des Unternehmens keine Notwendigkeit gesehen wird, diese Lücken auch tatsächlich zu schließen. Um einem mit dem Einkaufsteam. Eine externe Beratung spricht eine (bindende) Empfehlung aus. Nicht-Handeln vorzubeugen, sollten die Zahlen, wie bereits bei der Ist-Analyse, grafisch aufgearbeitet und in das bereits begonnene Unabhängig von der Entscheidungsfindung empfehlen wir, drei Spinnwebdiagramm eingefügt werden. Dies ermöglicht einen schnel- grundlegende Entscheidungshilfen zu beachten. len und übersichtlichen Vergleich zwischen Ist und Soll über alle betrachteten Leistungsindikatoren hinweg (siehe Abbildung 21). 30 1) Ordnen Sie Ihre Leistungslücken in eine 2x2-Matrix, bestehend aus „Schnelligkeit der Umsetzung“ und „Wirkungsgrad Methodenentwicklung hat, wenn gleichzeitig die Einkaufsziele Zuletzt gilt es, die umgesetzten Maßnahmen regelmäßig zu über- und -strategien nicht mit der Unternehmensstrategie überein- prüfen und Ihr firmenspezifisches Spinnwebdiagramm weiterzuent- stimmen. wickeln. Als Ergebnis können Sie mit diesen Entscheidungshilfen in relativ FAZIT kurzer Zeit die geeignetsten Maßnahmen zur Verbesserung Ihrer Ein- Das externe Benchmarking ist ein in die Zukunft gerichteter Baustein kaufsabteilung herausfiltern (siehe Abbildung 22). des Einkaufscontrollings. Um den Einkauf regelmäßig kritisch zu über- der Umsetzung“, ein – Lücken, die (relativ) schnell geschlossen Konkrete Maßnahmen im Bereich der Einkaufsziele und -stra- werden können und einen hohen Wirkungsgrad aufweisen, tegien (1) können beispielsweise „customer of choice“-Initiativen gehen vor. sein, bei denen daran gearbeitet wird, in einer definierten Anzahl von prüfen und weiterzuentwickeln, sollte dieser Baustein zum Pflichtprogramm jeder Einkaufsabteilung gehören. 31 DATENTRANSPARENZ Warum Datentransparenz im Einkauf den Grundstein für den Erfolg legt Wie Sie mit qualitativ hochwertigen Daten den Grundstein für das Einkaufscontrolling legen. Florian Holzmann, Dr. Bernhard Höveler, Martin Voß D as übergeordnete Ziel aller Einkaufsabteilungen ist die dauer- soweit benötigt – die Nutzung eines IT-Tools zur Konsolidierung aller hafte Optimierung der Konditionen bei gleichzeitiger Sicher- Bestellungen je Warengruppe (3): Produkte und Dienstleistungen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Datentransparenz im Bestellprozess Datentransparenz im Bestellprozess Abbildung 23 1. Der Mehrwert transparenter Einkaufsdaten Voraussetzungen Nur mit transparenten Daten zu tatsächlich bestellten Mengen und den zugehörigen Preisen sowie verlässlichen Informationen zu den bestehenden Lieferanten lässt sich der strategische Einkaufsprozess sauber durchführen und die bestmögliche Lieferantenauswahl unter Kosten- und Leistungsgesichtspunkten treffen. Leider ist die Schaffung von Datentransparenz jedoch leichter gesagt als getan: 1 Ziel Stammdatenmanagement 2 Eindeutiger Bestellweg 3 IT-Tool zur Konsolidierung aller Bestellungen je Warengruppe operative Einkauf den optimalen Bestellweg nicht kennt. Zusätzlich Tool und die Kriterien für eine hochwertige Stammdatenqualität fest- werden gleiche Warengruppen oder Artikel über unterschiedliche gelegt. Folgende Kriterien sind dabei besonders relevant: Wege ins ERP-System gebucht, zum Beispiel, weil kein eindeuti- K orrektheit und Fehlerfreiheit ger Prozess zum Einpflegen von Bestellungen über Freitext in das K onsistenz ERP-System definiert ist. Dies kann zu Fehlbuchungen und somit zu A ktualität und Gültigkeit Datenintransparenz führen. Die Aufgabe des strategischen Einkaufs V ollständigkeit ist es also, jeder Warengruppe klar definierte Bestellwege zuzuord- R edundanzfreiheit nen, damit alle Bestellungen transparent und effizient – idealerweise E inheitlichkeit automatisiert – im ERP-System gebucht werden können. Die Definition und Zuordnung von verschiedenen Bestellwegen zu Waren- stellung der geforderten Verfügbarkeit und Qualität aller benötigten vollständige Datentransparenz sehr wichtig. In der Phase der Konzeptionierung werden die Anforderungen an das Beantwortung der 7 W Die Datenkonsolidierung wird zum Beispiel erschwert durch Bezüglich der Aktualität und Gültigkeit müssen je Stammdatensatz gruppen wird in Abbildung 24 in fünf verschiedene Arten von Bedarf Verantwortliche bestimmt werden, welche als einzige Mitarbeiter des kategorisiert. gesamten Unternehmens Zugriff auf den Stammdatensatz haben Kontinuierlicher Bedarf deckt jeglichen Bedarf ab, der regelmä- und ihn verändern dürfen. So wird sichergestellt, dass Änderungen ßig wiederkehrend ist, z. B. den Strombedarf und die Reinigung der der Stammdaten nur in den Fällen, wenn diese auch wirklich notwen- Büroräume. Vorab spezifizierter Bedarf ist Bedarf, welcher einmal dig sind, konsequent durchgeführt werden. Im Kapitel 3 „Transparenz spezifiziert wird, jedoch unregelmäßig respezifiziert und bestellt wird im Lieferantenmanagement schaffen“ wird dieses Thema noch ver- (z. B. Büromaterial: Kugelschreiber, Visitenkarten usw.). In Abgren- tieft betrachtet. zung dazu bezeichnet der Bedarf mit vorhandenen Lieferanten und noch zu definierenden Spezifikationen z.B. ein Kundenmagazin, Eindeutiger Bestellweg welches jeden Monat eine ähnliche Seitenanzahl hat, jedoch nicht Erfahrungsgemäß sind dem operativen Einkauf in vielen Fällen keine identisch mit dem Vorgänger-Magazin ist. Der Bereich Spezialbedarf eindeutigen Bestellwege für Warengruppen bzw. Artikel vorgegeben. deckt den Sonderbedarf ab, welcher meist nur einmalig oder sehr Dadurch werden viele Ressourcen im Einkauf verbraucht, weil der selten vorkommt und somit keinen festen Bestellweg vorgegeben M&A-Aktivitäten und die Einführung neuer ERP-Systeme bei gleichzeitiger Weiterverwendung von Legacy-Systemen. Das Lieferantenmanagement ist zum Beispiel nur mit erheb- Stammdatenmanagement lichem Aufwand möglich, wenn kein einheitlicher Prozess zur Stammdaten beinhalten die Grunddaten eines Unternehmens zu Lieferantenbewertung definiert und/oder kein Tool zur Zusam- Lieferanten, Artikeln, Warengruppen etc. und zeichnen sich durch Fünf Arten von Bedarf menarbeit zwischen Abteilungen implementiert ist. eine geringe Änderungshäufigkeit aus. Stammdaten gibt es in un- Abbildung 24: Die Definition und Zuordnung von verschiedenen Bestellwegen zu Warengruppen terschiedlichen Ausprägungen. Bezogen auf den Einkauf sind dies Um den strategischen Einkaufsprozess optimal durchzuführen, müs- z. B. Artikelnummer, Lieferantennummer, Warengruppenschlüssel sen transparente Daten als zentrale Voraussetzung in den anderen und Zahlungskonditionen. beiden Kernprozessen des Einkaufs, dem Bestell- und Lieferanten- In vielen Unternehmen werden diese Stammdaten redundant in managementprozess geschaffen werden. Wie dies erreicht wird, ist verschiedenen Systemen bzw. Datenbanken gespeichert, weil keine Gegenstand der folgenden Ausführungen. einheitliche Stammdatenbank implementiert ist. Dies führt häufig zu Inkonsistenzen, wenn Änderungen in den 2. Datentransparenz im Bestellprozess schaffen Stammdaten nötig sind, diese jedoch nur an einer von vielen Daten- Die Transparenz der Daten kann überprüft werden, indem un- banken vorgenommen werden. Inkonsistenzen können wiederum zu tersucht wird, ob die 7 W (Wer kauft Was von Wem zu Welchem Intransparenz und damit zu falschen strategischen Entscheidungen Preis in Welcher Menge über Welchen Prozess Wann ein?) zu den im Einkauf führen. Einkaufsvolumendaten in vollem Umfang für das gesamte Volumen Ziel sollte es also sein, ein zentrales Stammdatenmanagement beantwortet werden können. Falls nicht, ist der richtige Weg dort- einzuführen, um dieser Problematik vorzubeugen. Zwei Phasen, die hin ein konsequentes Stammdatenmanagement (1), die Zuordnung Konzeptionierung und die Implementierung, sind für die Einführung eines eindeutigen Bestellweges je Warengruppe oder Artikel (2) und – erforderlich. 32 1 2 3 4 5 Kontinuierlicher Bedarf Vorab spezifizierter Bedarf Bedarf mit vorverhandelten Lieferanten und noch zu definierenden Spezifikationen Spezialbedarf mit und ohne strategischen Einkaufsprozess Notfallbedarf z. B. Strom, Reinigung z.B. Büromaterial z.B. Druckstücke z.B. Erstbestellung von einmaligem Bedarf; z.B. Getränke für Firmenfeier z. B. Handwerker bei Rohrbruch FreitextBestellung Bestellung ohne schriftlichen Auftrag Bestellung über elektronische Kataloge, Onlineportale oder ERP-System Verschiedene Arten von Bestellwegen für Bedarfsarten 33 DATENTRANSPARENZ Hürden zur Transparenzschaffung im Bestellprozess Abbildung 25 Art der Hürde Wer? Beschreibung der Hürde elche Person/Abteilung hat W bestellt? Kauft was? Von wem? Zu welchem Preis? In welcher Menge? Über welchen Prozess? Wann? elche Warengruppe wurde W bestellt? ei welchem Lieferanten B wurde bestellt? u welchem tatsächlichen Z Preis wurde bestellt? elche tatsächliche Menge W wurde bestellt (abzüglich Stornos)? ber welchen Bestellweg Ü wurde bestellt? Wann wurde bestellt? Häufige Fehler Lösungen zur Überwindung der Hürde averick Buying durch M Mitarbeiter außerhalb der Einkaufsabteilung Hinterlegung Kostenstelle im ERP-System hne offizielle Freigabe einer Bestellung durch einen Einkäufer O wird keine Bestellung aufgegeben. Dabei müssen auch Schnellschuss-Bestellungen durch einen Einkäufer genehmigt werden. eine klar definierte K Zuordnung von Artikel/ Lieferanten zu Warengruppen interlegung eindeutiger Warengruppenschlüssel (z.B. eCl@ass H für indirekten Einkauf) im ERP-System und auf allen Rechnungen der Lieferanten erschiedene Schreibweisen V von Lieferanten (z.B. „Lieferant 1“ und „Lieferant 1 GmbH“) utzung der eindeutigen DUNS-Nummer im ERPN System und auf allen Rechnungen der Lieferanten inkauf hat verschiedene InforE mationen zu Konditionen, da Stammdaten nicht konsequent gepflegt werden interlegung aller Konditionen (Skonto, Rückvergütung, H Delkredere usw.) im ERP-System und auf allen Rechnungen der Lieferanten tornos werden in anderen S Systemen gebucht als die Bestellungen utzung von family trees, welche eine Beziehung von N Tochtergesellschaft zur Muttergesellschaft beschreiben uchung von Bestellungen und Stornos im gleichen B ERP-System en Einkäufern ist kein D definierter Bestellweg vorgegeben efinition eindeutiger Bestellwege für jede D Warengruppe/Artikel durch strategischen Einkauf bsehbarer Bedarf wird nicht A gebündelt Bündelungsmöglichkeiten bei wiederkehrenden Bedarfen nutzen gearbeitet hat, und der zuständige Einkäufer kann die Stunden Investition in ein zeitgemäßes ERP-System. Dieses umfassen- freigeben und die Bezahlung auslösen. de Projekt muss allerdings gut geplant sein, daher empfiehlt es ERP-System: Aktuelle ERP-Systeme bieten die Option an, au- sich, hier bereits früh externe Unterstützung zu suchen. tomatisch Bestellungen auszulösen, wenn der Lagerbestand Für die Situation der Großunternehmen muss überlegt wer- einen gewissen Schwellenwert erreicht. Hierfür wird der den, ob eine Konsolidierung der ERP-Systeme sinnvoll ist. zukünftige Bedarf auf Basis von Vergangenheitswerten mit Es stehen die Möglichkeiten besserer Analysen und Kosten- unterschiedlichen mathematischen Methoden berechnet. Der einsparung im Support den hohen Einmalkosten gegenüber. Lagerbestand wird also nicht mehr nach „Bauchgefühl“ durch Leider ist die dauerhafte, zukunftsorientierte Datentransparenz den Einkäufer aufgestockt, sondern auf der Grundlage exakter nur über die hohen Einmalkosten realisierbar. Möchte man Berechnungen. Mit dieser Methode können Kosten und eine diese erreichen, muss also in ein neues ERP-System inves- hohe Kapitalbindung vermieden werden, denn die automa- tiert werden oder ein passendes Business-Intelligence-System tisierte Bestellung ist die aus Prozesskostensicht günstigste (BI-System) implementiert werden, das auf den verschiedenen Variante je Transaktion. ERP-Systemen aufbaut und Daten konsolidieren kann. Die Bestellung via Freitext oder über ein Telefonat ist in wenigen Fäl- Die Beantwortung der 7 W („Wer kauft Was von Wem zu Welchem len unvermeidbar. Ziel des Einkaufs sollte sein, diese Art von Bestel- Preis in Welcher Menge über Welchen Prozess Wann ein?“) ist grund- lungen aufgrund der hohen Ressourcenauslastung und der Gefahr legend für mehr Datentransparenz im Bestellprozess. Denn in der von Fehlbuchungen gering zu halten. Antwort zu dieser Frage stecken alle wesentlichen Daten, die der Zu schaffen ist dies mit der warengruppenübergreifenden Imple- Einkauf für die Durchführung des strategischen Einkaufsprozesses mentierung von elektronischen Katalogen, Onlineportalen und auto- benötigt. Die Voraussetzungen, um das Ziel der Beantwortung zu matisierten Bestellungen. Dies erfordert zwar hohe Einmalkosten und erreichen, werden durch Stammdatenmanagement, eindeutige Be- Change-Management (insbesondere bei den Lieferanten aufgrund stellwege und ein passendes IT-Tool geschaffen. der Nutzung von Onlineportalen), rechnet sich aber aufgrund hoher In Abbildung 25 werden zusammenfassend zu jedem der 7 W häu- Transparenz der Bestelldaten und durch freie Ressourcen im Einkauf. fige Hürden, Fehler und Lösungen zur Überwindung derselben dar- Diese können für den strategischen Einkauf, der für die Verbesserung gelegt: In dem Artikel „Durch Einkaufsvolumenanalyse Warengruppen der Einkaufskonditionen zuständig ist, genutzt werden. für Optimierungsinitiativen priorisieren“ in diesem Magazin, gehen wir noch weiter auf die Bedeutung der 7 W im strategischen Einkaufspro- IT-Tool zur Konsolidierung aller Bestellungen je Warengruppe zess ein. Die aktuelle Situation unterscheidet sich nach der Größe und Struktur des Unternehmens: 3. Transparenz im Lieferantenmanagement schaffen Im Mittelstand ist es häufig so, dass noch alte Plattformen, z. B. Neben dem Bestellprozess muss auch im Lieferantenmanagement- die ERP-Plattform AS/400, implementiert sind. Viele aktuelle prozess Datentransparenz sichergestellt werden, damit der strategi- hat. Notfallbedarf ist auch eine Art Sonderbedarf, jedoch mit der stellen kann. Für diese Bestellart bieten sich besonders indi- IT-Lösungen der großen Anbieter können nicht genutzt wer- sche Einkaufsprozess optimal durchgeführt werden kann. Eigenschaft, dass der Bedarf sehr schnell gedeckt werden muss, rekte Warengruppen wie Büromaterial an, da der Bedarf zum den, da seitens der Anbieter kein Interesse besteht, aktuelle z. B. eine Handwerker-Dienstleistung bei einem Rohrbruch. Bestellzeitpunkt klar gegeben ist (z. B. werden 100 Kugel- Systeme auf ältere zu portieren. schreiber benötigt). Hingegen stellt sich die aktuelle Situation in Großunternehmen Um Transparenz bezüglich der Bestellwege zu schaffen und Onlineportal: Im Unterschied zu elektronischen Katalogen häufig so dar, dass durch M&A-Aktivitäten sehr viele verschie- möglichst automatisierte Prozesse zu implementieren, wird muss bei Onlineportalen die Bestellmenge zum Bestellzeit- dene ERP-Systeme (z. B. SAP, Oracle) im Gesamtunterneh- jeder Bedarfsart eine Bestellart zugeordnet. punkt noch nicht definiert sein. Dies kann z.B. bei Dienst- men implementiert sind. 34 Wir sprechen von Transparenz im Lieferantenmanagement, wenn die 7 W des Lieferantenmanagements („Wer bewertet Was Wen Wie Wann Wie oft über Welches System?“) für den gesamten Einkauf eindeutig zu beantworten sind (siehe Abbildung 26). Stammdatenmanagement Wie in Kapitel 2 „Datentransparenz im Bestellprozess schaffen“ an- Elektronische Kataloge: In elektronischen Katalogen kann ein leistungen wie Gebäudereparaturleistungen der Fall sein, Einkäufer wie in einem echten Printkatalog blättern und sich bei der die Anzahl der zu arbeitenden Stunden von der Beide Situationen führen zu der Problematik, dass aussage- gekündigt, widmet sich dieses Kapitel den Lieferantenstammdaten: Details zu Produkten anlesen. Für viele dieser Kataloge gibt nötigen Reparatur abhängt und vom Einkäufer schwer im kräftige Spend-Analysen nicht möglich sind oder es in Zukunft In nahezu allen Unternehmen gibt es Maverick Buying, also Bestel- es analog zu Onlineshops für Endkonsumenten einen elekt- Voraus angegeben werden kann. Nach erledigter Arbeit gibt nicht mehr sein werden. lungen von Produkten/Dienstleistungen am Einkauf vorbei. Dennoch ronischen Warenkorb, in dem man Artikel hinzufügen und be- der Dienstleister in einem Onlineportal an, wie viele Stunden er Für die Situation im Mittelstand gibt es nur die eine Lösung: die möchte der Einkauf Zugriff auf die Einkaufsvolumenverteilung der 35 DATENTRANSPARENZ Hürden zur Transparenzschaffung im Lieferantenmanagement Abbildung 27 Art der Hürde Transparenz im Lieferantenmanagement –E rfassung der Tool-Anforderungen: Abbildung 26 Voraussetzungen 1 Stammdatenmanagement 2 IT-Tool für das Lieferantenmanagement Ziel Beschreibung der Hürde Häufige Fehler Wer? er bewertet bei welchem W Lieferanten welches Leistungskriterium? eine festgelegte Zuordnung, wer K Zugang zur Bewertung einzelner Lieferanten hat (Fachbereich oder Einkauf) uordnung Einkäufer und FachbereichsZ verantwortlicher zu definierten Bewertungskriterien und zu Warengruppen Bewertet was? elche Warengruppe W oder welcher Artikel wird bewertet? eine Übersicht, was genau bewertet K werden soll (Warengruppe oder Artikel) lassifizierung von Warengruppen durch K eindeutigen Warengruppenschlüssel und von Artikeln durch eindeutige Artikelnummern Wen? elcher Lieferant W wird bewertet? eine Übersicht, welche Lieferanten K eher bewertet werden müssen als andere (abhängig z. B. vom Einkaufsvolumen) Identifizierung von konsolidiertem Einkaufsvolumen von Lieferanten durch eindeutige DUNS-Nummer eine Unterscheidung von BewertungsK kriterien je Warengruppe efinition eindeutiger Bewertungskriterien D pro Warengruppe Einmalige Festlegung Bewertungskriterien indestens jährliche Überprüfung, ob M Bewertungskriterien sinnvoll sind E rfassung von Bewertungskriterien A nzahl Nutzer A utomatische Dublettenprüfung beim Anlegen eines neuen Lieferanten Beantwortung der 7 W – Konzeption und Gestaltung: D atenerfassung weitgehend automatisieren, zum Beispiel automatische Bewertung der Lieferpünktlichkeit, sobald Ware am ders hohem Lieferantenrisiko haben. Hierfür eignet sich zur einheitlichen, eindeutigen Identifizierung Wie? ach welchen Kriterien N sollen Lieferantenleistungen je Warengruppe bewertet werden? Workload für die Bewertung muss überschaubar bleiben, da Lieferantenmanagement kein Selbstzweck ist ring System). Zusätzlich benötige Daten der Lieferanten können über eine Selbstauskunft seitens der Lieferanten abgefragt werden. Die eindeutige Identifizierung der Lieferanten kann für eine saubere Ein- uordnung Einkäufer und Fachbereichsverantwortlicher Z zu Lieferanten (klare Verantwortlichkeiten) Lieferort eintrifft oder Bestellverbot bei Lieferanten mit beson- Lieferanten und die Verteilung der Lieferanten auf die Warengruppen der Lieferanten z.B. die D&B DUNS-Nummer (Data Universal Numbe- Lösungen zur Überwindung der Hürde – Implementierung: käufer-Lieferanten-Zuordnung genutzt werden, welche die Kommu- Entscheidung zwischen Standard-Software eines großen nikationsströme des Lieferanten auf eine Person im Einkauf bündelt. Dienstleisters oder individuell programmierter Variante (z. B. in Dieser Einkäufer ist dann nicht nur für den Lieferanten selbst zuständig, Excel) mit anschließender Implementierung Wann? Wie oft? ann sind die W Bewertungszeitpunkte? ––– ––– Jeder Lieferant wird gleich oft bewertet estlegung, wie oft Lieferanten zu bewerten sind, anhand F einer Priorisierung und Klassifizierung der Lieferanten. Lieferanten innerhalb eines Klassifikationsclusters werden einheitlich detailliert und oft bewertet. insetzen mehrerer unabhängiger E Systeme zur Lieferantenbewertung (z.B. lokale Excel-Dateien) Implementierung unternehmensweites IT-Tool zur Lieferantenbewertung (auch in Excel abbildbar für kleinere Unternehmen) sondern ebenso für mögliche Mutter-, Schwester- oder Tochtergesellschaften. Diese Informationen sind über die D&B-Datenbanken (family Die Beantwortung der 7 W („Wer bewertet Was Wen Wie Wann Wie tree) ebenso wie die DUNS-Nummer abrufbar. Mithilfe dieser Bezie- oft über Welches System?“) bewirkt grundlegend mehr Datentranspa- hungen können z.B. Bewertungen von Tochtergesellschaften Einfluss renz im Lieferantenmanagement. Die Voraussetzungen, die Antwort zu auf die Bewertungen der Muttergesellschaften haben und andersher- erhalten, werden durch das Stammdatenmanagement und das IT-Tool um. So ergibt sich ein ganzheitliches Bewertungsbild eines Lieferanten geschaffen. Auf Abbildung 27 werden zu jedem der 7 W häufige Fehler (z.B. Bewertung zu Liquidität). und Lösungsansätze zur Überwindung dieser Fehler dargestellt. Über welches System? it welchem IT-Tool soll M bewertet werden? Daneben hilft eine eindeutige Identifizierung der Lieferanten auch dabei, Bedarfe zu bündeln, Zahlungsbedingungen zu vereinheitlichen und Jahresboni zu tracken. FAZIT Abschließend ist festzuhalten, dass die Herstellung von Transparenz im Einkaufslexikon Von Ausgaben bis Zahlungskonditionen – verstehen, was den Einkauf bewegt. IT-Tool für das Lieferantenmanagement Bestellprozess und Lieferantenmanagement eine höchst anspruchs- Erfahrungsgemäß ist in den wenigsten Unternehmen ein zentrales IT- volle Aufgabe ist. Ist die Transparenz in beiden Kernprozessen (Be- Tool für das Lieferantenmanagement implementiert. Viel häufiger pflegt stellprozess und Lieferantenmanagement) jedoch einmal geschaffen, jeder Einkäufer seine eigenen Excel-Dateien und zieht daraus seine werden nur noch wenige Ressourcen benötigt, um die Transparenz Baseline Schlüsse für die bevorstehenden Bestellungen. dauerhaft beizubehalten, und der Einkauf hat wieder die Zeit, sich auf Baseline, die // Base | line // Die Baseline stellt einen Referenzwert/die Messlatte dar, gegen die die Einsparungen gemessen werden. Daraus ergibt sich das Problem, dass die bestmögliche Lieferan- die wichtigste Kernaufgabe zu konzentrieren: den strategischen Ein- Die Baseline kann auf fixen oder variablen historischen Werten, auf einem festgelegten Budget oder neuen Angeboten basieren. tenauswahl, z.B. aus dem Pool der bestehenden Lieferanten, nicht kaufsprozess (Strategic Sourcing Process). Diesen kann er dabei jetzt getroffen werden kann. Das Ziel muss also lauten: Jedes Unterneh- durch die gewonnene Transparenz deutlich professioneller durchfüh- Einkaufs-Balanced-Scorecard men benötigt ein zentrales IT-Tool zur Lieferantenbewertung mit klaren ren. Beispiele für die Nutzung der gewonnenen Transparenz finden Sie Einkaufs-Balanced-Scorecard, die // Ein | kaufs-Bal | anced-Score | card // Kennzahlensystem, welches alle für den Einkauf Verantwortlichkeiten. Hierbei hilft die eindeutige Einkäufer-Lieferanten- im Artikel „Durch Einkaufsvolumenanalyse Warengruppen für Optimie- relevanten Bereiche und bereichsbezogenen Kennzahlen zur effektiven Messung und Steuerung der Einkaufsleistung abbildet. Zuordnung aus dem Stammdatenmanagement. Bei der Implementie- rungsinitiativen priorisieren“ in diesem Magazin. Einsparungen rung eines IT-Tools empfehlen wir, in drei Schritten vorzugehen: Einsparungen, die // Ein| spa| run| gen // Einsparungen sind Kostenreduzierungen, die zu einer Senkung der Ausgaben gegenüber der Vorperiode bzw. dem Budget führen. Kostenvermeidung Kostenvermeidung, die // Kos | ten | ver | mei | dung // Kostenvermeidung führt zu einer tatsächlichen Senkung der Ausgaben, 36 aber nicht zu einer Kostenreduzierung gegenüber der Vorperiode bzw. dem Budget. 37 15 FRAGEN AN … 15 Fragen an … 8 9 10 Was macht einen guten Einkaufsleiter aus? Der wesentliche Punkt liegt meines Erachtens darin, eine hervorragende Mannschaft zusammenzustellen, die sich in den Warengruppen und Projekten sehr gut auskennt und mit Ein Interview mit Dr. Ulrich Piepel, Leiter Group Procurement RWE AG 1 2 3 Wir haben in den letzten Jahren den Konzerneinkauf von RWE kontinuierlich integriert und dabei erreicht, dass wir eine hoch motivierte Einkaufsmannschaft haben, die einerseits im Konzern ganzheitlich arbeitet und zugleich hohe Wertschöpfung generiert. Ich glaube, diese Transformation kann alle Mitarbeiter des Konzerneinkaufs recht stolz machen. Ich freue mich immer wieder über neue Herausforderungen und Veränderungen, die sich im Einkaufsumfeld ergeben. Sei es mit Lieferanten, sei es bei Prozessen oder sei es bei der Organisation. Dieses kreative Umfeld ist im Einkauf sehr häufig gegeben und insofern macht mir meine Aufgabe sehr viel Freude. Was ist Ihre Lieblingswarengruppe? Was ist für Sie die größte Herausforderung in Ihrem Einkauf? Die größte Herausforderung ist, in dem Spannungsfeld zwischen Kosten und Qualität sowie Innovation die optimale Lösung für den Konzern herbeizuführen und dabei dieses Spannungsfeld im Sinne des Unternehmens zu gestalten. Meine Lieblingswarengruppen sind die Warengruppen, die bisher nicht vom Einkauf verhandelt wurden und die wir sukzessive in die Betreuung des Einkaufs übernommen haben. Hier könnte ich z. B. das Thema Rechtsberatung nennen, wo am Anfang pures Entsetzen bei den Juristen vorhanden war, als wir hierfür einkaufsseitig die Verantwortung übernommen haben, und diese Zusammenarbeit inzwischen mit dem Rechtsbereich hervorragend Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Ihren Einkäufern am meisten? Die Anforderungen an einen Einkäufer sind heutzutage substanziell höher als noch vor einigen Jahren. Wichtig dabei ist es, dass man nicht nur in seinem Fachgebiet hervorragende Kenntnisse besitzt, sondern zugleich in vielen Bereichen wie Kommunikation, Prozesse, Kosten strukturanalyse, Datenanalyse, internationales Sourcing, Compliance und Umweltschutz das gesamte Feld eines professionellen Einkaufs hervorragend besetzt. Wenn Sie einen Wunsch für Ihren Einkauf frei hätten, welcher wäre das? Der Einkauf muss sich die Wertschätzung im Unternehmen hart erarbeiten. Insofern habe ich auch keine Wünsche, sondern lediglich die Hoffnung, dass wir uns auch weiterhin in dem spannungsgeladenen Umfeld des Einkaufs hervorragend bewähren und Wertschöpfung für den Konzern generieren. Was war Gegenstand Ihrer ersten Verhandlung? Mein erster Anstellungsvertrag nach dem Studium – aber Spaß beiseite, ich kann mich nicht wirklich an die erste Verhandlung erinnern. funktioniert und exzellente Ergebnisse liefert. 11 12 13 14 15 Was kaufen Sie privat am liebsten ein? Als Ingenieur begeistern mich technische Geräte und Elektronik besonders. Ich freue mich allerdings auch über den Einkauf eines hervorragenden Rotweins zu besonders günstigen Konditionen. Sind Sie privat eher ein Einkaufsmuffel oder eher ein Shopaholic? Meine Frau hat immer große Freude, mit mir einkaufen zu gehen. Insofern scheint bei mir doch eher ein positives Verhältnis zum Shoppen vorhanden zu sein. Allerdings bin ich da – wie viele Männer wahrscheinlich auch – eher ein zielorientierter Einkäufer als jemand, der ohne konkretes Ziel in Geschäften stöbert. Wie sind Sie zum Einkauf gekommen? Ich habe mich in meiner beruflichen Karriere stets mit Fragen der Materialwirtschaft und der Logistik auseinandergesetzt und diese Richtung auch bereits in meinem Maschinenbaustudium gewählt. An welche Verhandlung erinnern Sie sich besonders gerne? Mir machen Verhandlungen immer besondere Freude, wenn im Vorfeld nahezu alle Beteiligten nicht an ein gutes Ergebnis glauben, jedoch im Nachhinein diese schwierige Herausforderung gemeistert wurde und alle Beteiligten stolz und zufrieden sind. Insofern gibt es keine individuelle Verhandlung, an die ich gerne zurückdenke. Aber solche wegweisenden und komplexen Projekte mit neuen Wegen erfüllen mich mit besonderer Genugtuung. Einkauf ist … (bitte vervollständigen Sie diesen Satz) eine der am meisten unterschätzten Funktionen im Unternehmen. Einkauf ist keine Dienstleistungsfunktion, sondern ein echter Werthebel für den Konzern, wenn er denn richtig organisatorisch umgesetzt wird. Wenn Sie nicht Einkaufsleiter wären, wer würden Sie gern sein? Bei welcher Verhandlung wird Ihnen heute noch angst und bange? 38 derungen annimmt und so sehr gute Ergebnisse erzielt. Was gefällt Ihnen an Ihrer Tätigkeit als Einkaufsleiter am meisten? Auf welche Leistung in Ihrem Einkauf sind Sie besonders stolz? 4 5 6 7 viel Know-how und der Rückendeckung durch die Führung dann angstfrei die Herausfor- Ich kann mich an keine Begebenheit erinnern, die bei mir Angstschweiß ausgelöst hat. In meinem Leben nach dem Einkauf träume ich davon, mit meiner Kamera durch fremde Länder zu reisen und mehr Zeit für die Fotografie von Natur und Menschen zu haben. 39 HÖVELER HOLZMANN CONSULTING ist eine auf smarte Einkaufsund Supply-Chain-Optimierung spezialisierte Unternehmensberatung. Wir verbinden die Professionalität und den Qualitätsanspruch einer klassischen Topmanagementberatung mit dem tief greifenden Wissen und der Umsetzungskompetenz einer fokussierten Einkaufsund Supply-Chain-Beratung. HÖVELER HOLZMANN unterstützt Unternehmen bei der Optimierung von Einkaufskonditionen sowie bei der Implementierung von effizienten Strukturen und Prozessen im Einkauf und der Supply Chain. HÖVELER HOLZMANN CONSULTING GmbH Schanzenstraße 20 A 40549 Düsseldorf Tel.: +49 (0) 211 - 563875 - 0 Fax: +49 (0) 211 - 563875 - 69 E-Mail: [email protected] Ansprechpartner Dr. Bernhard Höveler, geschäftsführender Gesellschafter Telefon: +49 (0) 211 - 563875 - 10 Florian Holzmann, geschäftsführender Gesellschafter Telefon: +49 (0) 211 - 563875 - 20 Amtsgericht Düsseldorf HRB 65735 Umsatzsteuer-Identifikationsnummer gemäß § 27 des Umsatzsteuergesetzes: DE277619364 Konzeption und Gestaltung milkmonkey