Wieviel Ehrenamt steckt in dir?
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Wieviel Ehrenamt steckt in dir?
Jahrgang 5 | Ausgabe 14 | Herbst 2009 | www.presstige.org Freiwillige vor! Wieviel Ehrenamt steckt in dir? presstige | 3 Wohnideen, Geheime Uni-Orte, Happy Hour Guide und vieles mehr! 4 | presstige Editorial G ratis, aber nicht umsonst! Diese Devise gilt nicht nur für presstige, sondern auch für das Ehrenamt. Dabei verhält es sich wie im Märchen von Frau Holle: Fleiß und gute Taten werden am Ende belohnt, wohingegen Faulheit bestraft wird. Zwar gibt es für die freiwilligen Helfer keinen Goldregen, aber ohne ihr soziales Engagement wäre unsere Gesellschaft nicht denkbar. Was darüber hinaus Menschen und insbesondere Augsburger Studierende dazu motiviert, ihre Freizeit anderen zu widmen, könnt ihr im Leitartikel auf Seite 6 nachlesen. Ideen, wie man sich aktiv an verschiedenen ehrenamtlichen Projekten beteiligen kann, stellt Anne Zitzelsberger im Artikel über das Freiwilligenzentrum Augsburg auf S. 14 vor. Der Spagat zwischen Klausur und Krabbelgruppe fordert Organisationstalent und Ausdauer. Wie junge Eltern den Unialltag meistern, schildern Laura Amenta und Madeleine Schuster auf Seite 22. Wer einem im Unialltag noch begegnen kann, ist der stets fröhliche Mario, den wir in unserer Rubrik „Un(i)bekannte“ als „Mensamann“ vorstellen. Einem ganz besonderen Ereignis zollen wir Tribut: das 20-jährige Jubiläum des Mauerfalls nahmen unsere Autoren Sophia Druwe und Sebastian Schock zum Anlass, um Studenten, die zum Studieren aus Augsburg in den Osten gezogen sind, oder umgekehrt, nach ihren Erfahrungen zu befragen (S. 54). Bald steht wieder ein Fest an, das mittlerweile sowohl im Westen, wie auch im Osten gefeiert wird. Wir geben euch Tipps für die Nacht der Geister, Zombies und Hexen, denn zum 31. Oktober steht Halloween vor der Tür. Süßes oder Saures findet sich auf Seite 41. Nicht nur süße, sondern vor allem kreative Wohnideen haben Natalie Stanczak verschiedene Studenten verraten. Wie vermeintliche Minibomben auch an Schränken gut aussehen können, ist auf Seite 44 zu lesen. Großflächigere Verschönerungen finden sich eher außerhalb der eigenen vier Wände. Für euch haben unsere Autorinnen Katharina Schaffer und Kathrin Stangl Streetart- und GraffitiKünstler begleitet. Auch der Chefredaktion wurde ein neuer Anstrich verpasst: Wir hoffen unser Erstlingswerk gefällt und weckt Vorfreude auf die nächste presstige. Einen guten und erfolgreichen Semesterstart wünschen euch Kete Shabani & Martina Wengenmeir [email protected] Lob, Kritik? [email protected] Mitmachen? [email protected] Werben? [email protected] titelmodel: flutur gashi – titelfoto: martin holland mit herzlichem dank an alle beteiligten und insbesondere an karstadt für die freundliche unterstützung. presstige | 5 Inhalt Ausgabe 14 | Herbst 2009 | www.presstige.org Titel 06 Eine Frage der Ehre 14 Topf sucht Deckel Hochschule 16 18 21 22 24 Einwürfe Es kann abgeräumt werden... Was macht man eigentlich mit…Ethik der Textkulturen? Zwischen Kind und Campus Die verborgenen Flecken der Uni Augsburg Karriere 27 Moin, moin: Die Inselbotin 30 Paulas großes Lexikon der Arbeit Kultur 34 36 37 38 42 44 46 Einwürfe Duden reloaded Willkommen im Wortmuseum Von allen guten Geistern verlassen Rock'n'Roll und Minibomben Eure Filmcharts Liebe auf den ersten Klick Stadtleben 49 52 54 56 58 Im Land der sieben Quellen Studenten ohne Grenzen? Leseoase in orange Die ganz andere Art der Sucht Faule Gedanken eines Stadtheroen 60 Auf ein Tässchen mit Pfarrer Groll 62 Happy Hour Guide 64 Zuckerln für die Kuh! 6 | presstige Eine Frage der Ehre Text: Kete Shabani & Martina Wengenmeir – Fotos: Martin Holland Umfrage & Fotos: Franziska Obst S Liebe deinen Nächsten Helfen ist in. Zahlreiche Stars und Sternchen schmücken sich mit ihrem Engagement, beispielsweise als UN-Botschafter oder in Form einer eigenen Stiftung. Nebenbei nutzen sie dies geschickt, um die Bedeutung ihrer gemeinnützigen Tätigkeit und gleichzeitig sich selbst zu vermarkten. Am Beispiel der Prominenz ist leicht zu erkennen: Helfen steht jedem und geht dabei auf jeden Fall darüber hinaus, sich allein mit dem Amt zu schmücken. Ohne Ehrenamt wäre unsere Gesellschaft kaum funktionsfähig: Wie eine Studie der Prognos AG ermittelte, entsprächen den 16,2 Stunden, die in Deutschland monatlich im Durchschnitt ehrenamtlich geleistet werden, 3,2 Millionen Vollarbeitsstellen. Engagement im Ehrenamt ist keine Errungenschaft unserer Zeit. In allen Gesellschaften haben sich Menschen alleine oder organisiert für das Allgemeinwohl eingesetzt. Bereits in der Antike gehörte es zum guten Ton, sich für das Gemeinwesen zu interessieren und so nahmen die antiken Griechen oder Römer an Versammlungen teil, um über die Belange ihrer Stadt zu debattieren. Oder sie bekleideten politische Ämter unentgeltlich, was als besondere Tugend galt. Daher stammt auch der Begriff des „Ehrenamts“. Eine weitere historische Wurzel ist das in der Bibel verankerte, christliche Gebot der Nächstenliebe. Hieraus wurde von vielen Christen schon früh der Einsatz für Schwächere abgeleitet, wie etwa das Sammeln von Almosen, die Pflege von Kranken und Alten oder andere karitative Tätigkeiten. Auch in anderen Religionen lässt sich die Bedeutung der Gemeinschaft und der damit verbundene Einsatz für selbige erkennen. 1808 wurde erstmals in der Preußischen Städteordnung die bürgerliche Mitbestimmung festgesetzt und somit der Grundstein für organisierte ehrenamtliche Arbeit in Deutschland gelegt. Hierauf entwickelten sich po- oziales Engagement ist so eine Sache: Geld gibt es dafür nicht, Ruhm und Ehre auch nur in Einzelfällen. Und doch engagiert sich jeder Dritte Deutsche über 16 Jahren ehrenamtlich. Wahlweise wird hierfür zu Kochtopf und Kochschürze gegriffen um bei der Tafel zu helfen, in Fußballschuhe geschlüpft um Kindern Sporttraining zu geben oder der Helm aufgesetzt um bei der Freiwilligen Feuerwehr den Wasserschlauch zu schwingen – alles Ehrensache? litische Ehrenämter und es kam zur Gründung zahlreicher Vereine. Unterbrochen wurde diese Entwicklung erst durch den Nationalsozialismus, der das Gemeinwohl als Staatsaufgabe sah und jegliche Eigeninitiative unterband. Ehrenamt in Zeiten von Bologna Heute gibt es zahlreiche Zusammenschlüsse von Menschen, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen engagieren. Dies können Sport, Kultur, Politik oder auch der Einsatz für andere Menschen, sowie spezielle Themen sein. Der größte Teil engagiert sich mit gut einem Drittel in der Freizeit, im Sport- oder etwa im Gesangsverein. Auf dem zweiten und dritten Platz landen die freiwillige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, sowie das Engagement im kirchlichen Bereich, welches in vielen Fällen in Form von Jugend- und Ministrantengruppen, sowie Pfadfindern verbunden ist. Die Gründe für das Engagement sind vor allem eine gesellschaftliche Aufgabe zu haben und diese mitzugestalten. Daneben ist es den Engagierten wichtig, ihre Interessen zu vertreten und andere >> (weiter auf S. 10) Titel | 9 Ehrensache an der Augsburger Uni Was eine Umfrage unter Augsburger Studierenden über ihr Engagement verrät Wie sich das ehrenamtliche Engagement an der Uni Augsburg verteilt, wurde im Sommersemester 2009 in einer groß angelegten Online-Umfrage des Instituts für Medien und Bildungstechnologie (imb) näher untersucht. Die Frage, die dabei im Zentrum stand, war, welche Gründe Augsburger Studierende für bzw. gegen ehrenamtliches Engagement sehen. „Momentan wird heiß darüber diskutiert, ob das ehrenamtliche Engagement mit Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge an der Universität Augsburg zurückgeht,“ so die Dozentin Sandra Hofhues, „wir wollten herausfinden, ob dem so ist.“ Wie ehrenamtlich ist deine Fakultät? Ehrenamtlich engagierte Augsburger Studierende Wie ehrenamtlich ist deine nach Fakultät Fakultät? Phil.-Soz. angew. Informatik Phil.-Hist. WiWi Math.-Nat. Jura Theologie keine Angabe Fast 56 Prozent der Befragten sind demnach ehrenamtlich engagiert. Doch was bewegt sie in erster Linie dazu, neben dem meist stressigen Studium auch noch „für lau“ viel Zeit zu investieren? Die meisten sahen den „Spaß an der Tätigkeit“ als Hauptgrund für ihr Engagement, gefolgt von dem Wunsch „neue Erfahrungen zu sammeln“ und der „tollen Gemeinschaft innerhalb der Gruppe“. „An der Universität Augsburg gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren,“ begründet Sandra Hofhues die positiven Rückmeldungen der Studierenden. Der Augsburger Student investiert im Durchschnitt etwa vier Stunden pro Woche in seine ehrenamtliche Tätigkeit. Und dies hauptsächlich in den Bereichen sozialer und gemeinnütziger Einrichtungen, aber auch im kirchlichen wie im sportlichen Bereich. Erstaunlicherweise kam bei der Umfrage sogar heraus, dass es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt: Frauen wie Männer engagieren sich gleichermaßen. Für eine weitere Überraschung dürften die Informatiker gesorgt haben: Gleich hinter Studierenden der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät, platzierte sich die Angewandte Informatik auf Platz zwei der Fakultäten mit den meisten ehrenamtlich engagierten Studierenden. Und auch das Bild des gestressten, nur nach Credit-Points jagenden Bachelor-Studenten konnte nicht bestätigt werden: Bachelor-/Master-Studierende engagieren sich in etwa genauso stark wie Diplom-/Magister-Studierende. „Die Teilnahme an unserer Umfrage war freiwillig. Gut möglich, dass die Ergebnisse daher nicht repräsentativ für die gesamte Studierendenschaft der Uni Augsburg sind,“ bezieht Hofhues kritisch Stellung. Ein GESCHENK für alle Wünsche! Der Geschenkgutschein ist erhältlich an der Kundeninformation (Geschenkwert zzgl. 50 Cent) Mo.-Sa. bis 20 Uhr 2.000 Parkplätze, Samstag von 16 - 20 Uhr kostenlos parken www.city-galerie-augsburg.de Menschen zu treffen. Dies gilt auch für die Uni, die ohne Studenten, aber vor allem auch nicht ohne ihr Engagement bestehen könnte. Es sind die Ehrenamtlichen, die in Projekten, Fachschaften oder studentischen Gruppen das Schmieröl in der trägen Maschinerie der Universität darstellen. In Zeiten von eng geplanten Bachelorstudiengängen und dem damit verbundenen Punktesammeln ist Zeitmangel der Hauptgrund sich nicht über das Studium hinaus zu engagieren. Das Institut für Medien und Bildungstechnologie hat hierfür jedoch eine prämierte Lösung gefunden: Mit dem Begleitstudium Problemlösekompetenz wird die ehrenamtliche Tätigkeit in Forschungsprojekten oder etwa bei Kanal-C gewürdigt und mit Punkten bedacht. Mit Abschluss des Begleitstudiums wird das Engagement sogar mit einem Zertifikat ausgezeichnet. liebten Menschen in Zusammenhang mit seiner bevorstehenden Einsamkeit beweint, so hilft man, um sich stets selbst zu helfen. „Es ist schön, gebraucht zu werden“ wird daher auch bei zahlreichen Studien bei den älteren Befragten als Hauptgrund angegeben. Besonders im hohen Alter, wenn der Ruhestand eingetreten ist und die eigenen Kinder und Verwandten schon längst ihr eigenes Leben führen, ist es für Menschen wichtiger denn je, der Gesellschaft eine helfende Hand zu reichen. Resozialisierung sozusagen. Jüngere Menschen dagegen, engagieren sich in erster Linie, weil die Tätigkeit ihnen „Spaß“ bereite. Weil sie Kontakte zu anderen jungen Menschen knüpfen können. Und weil sie – für das spätere (Berufs-)Leben unabdingbar – neue Erfahrungen sammeln möchten. Der moderne Mensch Der Weg zu einer erfolgreichen Karriere ist also weit weniger mit Helferpathos, als viel mehr mit Berechnung gepflastert. Ehrenamtliche Tätigkeiten schmücken zunehmend die Lebensläufe karriereorientierter junger Menschen – der Dekoration wegen. Die hochgelobten sozialen Kompetenzen, neudeutsch: „Soft Skills“, die man bei ehrenamtlichen Tätigkeiten erlernen kann, reihen sich in den Spalten des Curriculum vitae wie Perlen an einer Schnur – dem Personaler wird’s gefallen. Heute reicht es längst nicht mehr zu schreiben, man wäre davon überzeugt „teamfähig“ und „kommunikationsfreudig“ zu sein. Man muss dem Lebenslauf schon einen Berg von Zertifikaten beisteuern, die diese „Behauptungen“ unterstrei- Der moderne Mensch, so warnte bereits Ende der 60er Jahre der Psychoanalytiker Erich Fromm, erleide eine zweifache Bedrohung: Die Vernichtung durch Krieg und die innere Leblosigkeit durch das Passiv-Sein des Menschen. Kann Ehrenamt also als eine Art Selbstheilung gesehen werden? Ein schier endloser Kampf um Aufwertung der Selbstbedeutung? Zwanghaftes Aktiv-Sein, um nicht in der Gleichgültigkeit, und damit Bedeutungslosigkeit, der Masse unterzugehen? Der Helfer-Gedanke ist mitnichten nur einer von vielen Gründen, warum sich Menschen ehrenamtlich engagieren. Ähnlich, wie ein Trauernder den Verlust eines ge- 12 | Titel Skilling me softly chen. Aber was sagt ein Zertifikat über Soft Skills, das man in einem der zahlreich angebotenen Seminaren und Kursen erhalten kann, schon darüber aus, ob Hans X. es schaffen wird, sich in seinem neuen Team zurechtzufinden, obwohl seine Kollegen ihn für ungeeignet halten? Ob Peter Y. den Anforderungen gerecht wird, mit seinen Vorträgen beim Kunden rhetorisch zu brillieren („So Herr Y., ich sehe, Sie haben vier Rhetorik-Seminare besucht – da können wir ja auf ihre sprachliche Gewandtheit zählen!“). Pustekuchen! Persönlichkeit lässt sich natürlich nicht im Weichspülvorgang irgendwelcher vielversprechender Massenveranstaltungen formen. Auch wird ein Ehrenamt nicht per se dazu führen, dass seine freiwilligen Helfer zu besseren Menschen werden. Sei's drum! Vielleicht darf man nicht hinter jeder guten Tat, einen edlen Gedanken verlangen. Fakt ist, dass die am Anfang bereits erwähnten Arbeitsstunden, die in Deutschland in Ehrenamt investiert werden (ausgehend von einem Stundenlohn von 7,50 Euro) einem Wert von etwa 35 Milliarden Euro entsprechen. Die Gesellschaft profitiert also, der Lebenslauf ebenso, und auch die Bereicherung des Erfahrungsschatzes ist dem Einzelnen sicher. Auch oder gerade weil Ehrenamt nicht so recht in das neuzeitliche Selbstverständnis einer konsumorientierten und individuumszentrierten Gesellschaft passen möchte, kann man diese Entwicklung hin zum „Gemeinschaftlichen“ nur begrüßen. Also reihen wir uns direkt ein hinter Stars wie Bono und Angelina und tun es ihnen gleich. Manchmal kann eben doch eine kleine Hilfe Großes bewirken. | Anja Gumpinger (20) Mathemathik und Geografie, 2. Semester Korbinian Wittmann (21) iBWL, 4. Semester „Ich denke an erster Stelle steht die „Ich war einmal bei den Johannitern als Schulsanitäter. Meine Aufgabe bestand darin, Erste Hilfe zu leisten, wenn es einen Notfall in der Schule gab. Jetzt gehe ich arbeiten, um mein Studium mitzufinanzieren, so bleibt kaum Zeit für ehrenamtliches Engagement außerhalb der Uni. Soft Skills finde ich schon gut, aber ich sehe sie eher als Zusatzerweiterung zum eigentlichen Können und Wissen an.“ Benedikt Thomas (22) Physik, 4. Semester Kompetenz und danach kommen die Soft Skills. Denn wenn jemand kein Wissen hat, bringen ihm seine Soft Skills auch nichts. Ehrenamtliches Engagement finde ich sehr wichtig. Ich selbst bin in der Fachschaft WiWi, um die studentische Mitbestimmung zu stärken. Außerdem bin ich in der Freiwilligen Feuerwehr Burgadelzhausen. Denn Zusammenhalt ist auf dem Dorf sehr wichtig und wird als selbstverständlich angesehen.“ Till Hoppen (23) iBWL, 4. Semester „Für groß angelegte soziale Projekte habe ich keine Zeit neben dem Studium. Blazej Sarapak (25) Lehramt Hauptschule, 6. Semester Aber wenn ich zum Beispiel die Chance habe, Blutspenden zu gehen, dann nehme ich die auch wahr, weil ich es sinnvoll finde und so auch helfen kann.“ „Ich engagiere mich bei der christlichen Jugend„Ich bin beim Katastrophenschutz und arbeit. Dort bin ich im Leitungsteam und pre- Sanitätsdienst der Johanniter. Ich passe dige und bete viel. 2000 bin ich das erste Mal zum Beispiel bei Unifeiern auf, dass nichts dahin gegangen und habe gedacht, die Kirche passiert. Das mach ich jetzt seit anderthalb sei nichts für mich. Aber dann habe ich Jugend- Jahren. Rein gekommen bin ich direkt über liche kennen gelernt, die eine Beziehung zu Gott den Zivildienst. Soft Skills finde ich nicht haben. Ich selbst hatte zu dem Zeitpunkt priva- so wichtig. Sie bringen zwar schon was, te Probleme, aber Gott hat mich dann befreit. aber ich persönlich kümmere mich nicht Nun helfe ich selbst, um anderen Jugendlichen um Zertifikate oder solche Sachen.“ die Möglichkeit zu geben, Gott kennen zu lernen und eine Beziehung zu ihm aufzubauen.“ Christopher Scherer (23) iBWL, 6. Semester „Ich bin seit Mai letzten Jahres Vorstand im Börsenforum Augsburg e.V. Hier werden mir tolle Möglichkeiten geboten, mich Julia Smith (24) Lehramt Grundschule, 8. Semester selbst einzubringen. Soft Skills spielen dabei eine extrem wichtige Rolle. Ich lerne viel über Projektmanagement, Zeiteinteilung, Organisation und wie man mit Menschen umgeht. Auch meine rhetorischen Fertigkeiten haben sich seitdem sehr verbessert.“ „Ich komme aus Füssen und da habe ich lange Fußballtraining gegeben. Das musste ich aber leider aufgeben, als ich zum Studium nach Augsburg gekommen bin. Damals habe ich auch einen Schein als Übungsleiter gemacht. Ich verstehe es, wenn Studenten den verschiedenen Zertifikaten hinterher rennen. Das soll einem ja schließlich Vorteile bringen. Ich würde es ja schließlich auch nehmen, schadet ja nicht.“ Topf sucht Deckel Das Freiwilligenzentrum Augsburg vermittelt freiwillige Helfer und ehrenamtliche Organisationen Text: Anne Zitzelsberger – Fotos: privat V iele Studenten können sich vorstellen, ein unbezahltes Ehrenamt zu übernehmen. Die Angebote reichen von Seniorenbetreuung über handwerkliche Tätigkeiten bis zum Umweltschutz. Aber welches Ehrenamt passt zu wem und woher weiß man, welche ehrenamtlichen Initiativen Freiwillige suchen? Bei diesen Fragen hilft das Freiwilligenzentrum Augsburg (FZA) weiter. Ziel des FZA ist es, das bürgerschaftliche Engagement zu fördern. Es bietet allen Interessierten Beratung und Vermittlung an mögliche Einsatzstellen, zum Beispiel in den Bereichen Soziales, Kultur, Kirche, Ökologie oder Politik und ist somit eine Art Jobbörse für Ehrenamtliche. Ehrenamt nach Maß Das FZA hält Profile von über 250 Einsatzstellen bereit und gleicht die- 16 | Titel se mit den Wünschen, Interessen und Qualifikationen, aber auch der freien Zeit der Freiwilligen ab und schlägt dann einige Einsatzstellen vor. Fast immer ist etwas Passendes zu finden: Wie wäre es mit dem Verkauf von Kinderkleidung oder EineWelt-Produkten? Oder lieber ein Biotop betreuen, im Seniorenheim vorlesen oder PR-Arbeit für gemeinnützige Organisationen übernehmen? Sogar „Eintütler“ werden gesucht, also Menschen, die gerne zusammen Kaffee trinken und dabei Serienbriefe „eintüten“. Von Büchern und Handys Ein weiterer großer Teilbereich der Arbeit des FZA ist die „Werkstatt freiwilligen Engagements“. In diesem Bereich betreut die Organisation eigene Projekte. 2008 haben sich allein dort 271 Freiwillige enga- giert. So hat das FZA zum Beispiel die „Lesepaten“ ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es 120 solcher Paten, die Kinder an allen Augsburger Grundschulen beim Lesenlernen unterstützen. Auch Handy-Kurse für Senioren werden angeboten; bisher war die jüngste „Lehrerin“ dabei gerade 13 und die älteste Kursteilnehmerin 87 Jahre alt. Das neueste Projekt des FZA sind die „Sozialpaten“. Sie helfen Menschen in finanziellen Notlagen bei der Schuldenaufstellung und leiten diese an die richtigen Ansprechpartner weiter. Darüber hinaus hilft das Freiwilligenzentrum sogar, wenn man sich im Ausland engagieren möchte. „Do It“ – nur für Studenten Laut Geschäftsführer Wolfgang Krell helfen Ehrenämter Jugendlichen vor allem bei der Berufswahl, Berufstätige suchen demgegenüber oft einen Ausgleich zu ihrer gewöhnlichen Tätigkeit und Studenten einen studienbegleitenden Praxisbezug. Im Wintersemester bietet das FZA in Zusammenarbeit mit dem Career Service der Universität Augsburg wieder die Möglichkeit, an „Do it – Service Learning für Studierende“ teilzunehmen. Das Projekt startet mit einem Einführungsworkshop am 31. Oktober an der Uni und ist an alle Studierenden gerichtet. „Do it“ ermöglicht ihnen, sich im Zeitraum zwischen November und Januar 40 Stunden freiwillig in sozialen, kulturellen oder ökologischen Einrichtungen zu engagieren. Im Januar 2010 findet ein Reflexionsworkshop statt, bei dem die Studenten ein Zertifikat erhalten. Die Bewerbungsunterlagen schmückt das auf jeden Fall. Wer jetzt Lust bekommen hat, kann sich bei Stefan Schröter (schroeter@ praesidium.uni-augsburg.de) für „Do it“ anmelden. | Ein würfe Kaffee geht durch die Ohren Mediatoren: Hilfe von Studenten für Studenten Kaffeetasse in der Hand, Ohrstöpsel im Ohr und auf geht’s in Richtung „Neue Welt Universität“! Denn mit dem Online-Podcast „Kaffeepod – frisch gebrühte Infos aus dem Uni-Alltag“ können Interessenten in Hörspielform viel Wissenswertes über das universitäre Umfeld erfahren. Und weil die Cafete auch im wahren Uni-Leben Dreh- und Angelpunkt der Studenten ist, ist sie auch für die digitale Hörspielreihe der Ort, an dem sich die Geschichten abspielen – daher auch der Name „Kaffeepod“. Entwickelt und produziert wird er vom Institut für Medien und Bildungstechnologie (imb) sowie Studierenden des Studiengangs Medien und Kommunikation. Wer Lust bekommen hat, beim Brühen kochendheißer (naja, zumindest informativer) Unifacts mitzumachen, oder sich den Kaffeegenuss für die Ohren einfach anhören möchte: weitere Informationen und die ersten Podcast-Beiträge gibt es unter www.kaffeepod.de. ks Ungerechte Benotung, Ärger mit der Referatsgruppe, Zoff im Seminar – alltägliche Uni-Probleme. Doch dafür gibt es ab sofort an der Uni Augsburg eine Lösung: die Mediatoren. Bisher war die studentische Gruppe ehrenamtlich für den Studiengang Medien und Kommunikation im Einsatz. Zukünftig möchte sie ihr Angebot auf die gesamte Uni ausweiten. Ihre Einsatzgebiete sind vielseitig: Als Streitschlichter innerhalb von Referatsgruppen, als Vermittler zwischen Dozent und Studierenden oder in Workshops zur Konfliktlösekompetenz stehen sie euch mit Rat und Tat zur Seite. Schreibt einfach eine Mail mit eurem Problem an: [email protected]. Eure Daten werden natürlich vertraulich behandelt! Außerdem suchen die Mediatoren Nachwuchs – wenn ihr mitmachen möchtet, meldet euch einfach bei ihnen. Mehr Infos auf: www.imb-uni-augsburg.de/studium/ mediatoren. wh 18 | Hochschule Fragen des studentischen Alltags: Ab wann ist die Mensaterrasse endlich für Studenten geöffnet? Neulich in der Mensa: Ein Grüppchen Menschen schreitet über die Dachterrasse. Dachterrasse? Die ist doch für den gewöhnlichen Studenten gesperrt! Wann dürfen wir endlich dem Grüppchen folgen und draußen bei strahlendem Sonnenschein unseren Nudelteller vertilgen? Die schlechte Nachricht: Erst in zwei Jahren wird die Dachterrasse in den normalen Mensabetrieb aufgenommen. Dieses Wintersemester bleibt sie vor allem aus Sicherheitsgründen gesperrt, da ihre Höhe und die Treppe nicht verkehrssicher sind, so Mensa-Küchenleiter Marian Vlach. Und ab April herrscht dort Baustellenlärm, das Grüppchen Bauplaner besichtigte schon vorab: Die Mensa wird für 18 Monate geschlossen und saniert. In dieser Zeit wird eine Behelfsmensa, vermutlich ohne Terrasse, auf der Uniwiese eingerichtet. Und die gute Nachricht: In zwei Jahren kommt zur offenen Dachterrasse eine nagelneu sanierte Mensa hinzu und der Nudelteller sollte drinnen wie draußen schmecken. mw Lebensretter gesucht Weniger ist mehr! Fünf Semester sind nun vergangen, seit zum Sommersemester 2007 in Bayern und damit auch in Augsburg die Studiengebühren eingeführt wurden. Bisher hat die Universität die Höhe der Beiträge innerhalb des gesetzlichen Rahmens von 300 bis 500 Euro voll ausgereizt. Doch es tut sich was: Schon zum letztes Semester fielen die 50 Euro Verwaltungskostenbeitrag weg. Nun hat die erweiterte Universitätsleitung auf Antrag der Studierenden beschlossen, die Studienbeiträge um 20 Euro auf 480 Euro zu senken. Mögen die gesparten 20 Euro pro Semester zwar nur ein zusätzliches Feierabendbier im Monat bedeuten, so kann man diese Entscheidung vielleicht auch als ein Zeichen für die weitere Senkung oder gar Abschaffung der Gebühren werten. Wer das nicht mehr abwarten kann oder mag, sollte sich über die vielfältigen Befreiungsmöglichkeiten informieren. Gerade für leistungsstarke Studenten ist eine Befreiung durchaus realistisch – auch nachträglich. So werden in der Regel die besten zehn Prozent der Studenten befreit, aber auch wer schon im jungen Alter das Elternglück erfahren hat, muss nicht mehr bezahlen. Zudem zahlen Familien pro Semester nur einmal die 500 Euro, wenn mehrere Geschwister gleichzeitig studieren. Weitere Infos gibt es unter: www.studis-online.de/StudInfo/ Gebuehren/bayern_befreiung.php mk Fast jeder hat irgendwo auf der Welt einen genetischen Zwilling – durch Zufall sind Gene verschiedener Menschen manchmal sehr ähnlich. Bekommt dieser genetische Zwilling zum Beispiel Leukämie, könnte man sein Leben retten – aber nur, wenn man sich vorher als Knochenmarkspender registriert hat. Jeder Spende-Willige, der unter www. knochenmarkspende.de (Homepage der Stiftung „Aktion Knochenmarkspende Bayern“) auf „Spender werden“ klickt und ein Kontaktformular HIGH ausfüllt, bekommt ein Wattestäbchen zugeschickt. Dann heißt es: sich selbst etwas Mundschleimhaut abstreifen und das Wattestäbchen zurück ans Labor schicken. Dort werden die genetischen Daten dann analysiert und in einem Register gespeichert. Mit einer Spende von 40 Euro kann man die Kosten für die Typisierung selbst tragen, ansonsten kommen meist andere Spender dafür auf. Das war’s schon – ab jetzt kann die Gelegenheit zum Leben retten jederzeit kommen! vw OVEMBAENRIc) N / R E B O T NEBoRN (TIT LIGHTS OK SoN o · MARTIN EIN · BluMENToPF uvm. d N Jo IN T R H MA NIc · PETER FREAK ATRo www.ostwerk.de partnachweg 2 | augsburg myspace.com/ostwerk · StraBa 1 · Nachtbus 90 bis Haltestelle Partnachweg Es kann abgeräumt werden... Die südamerikanische Frohnatur verlässt die Mensa Text: Patricia Ott & Kathrin Stangl – Fotos: Natalie Stanczak 20 | Hochschule te nn ka 3 ? be Teil ni U H attrick in unserer Rubrik „Un(i)bekannte“: Wenn wir in der Mensa unser Tablett abgeben, sehen wir ihn tagtäglich am Fließband stehen. Doch nur die wenigstens wissen um die Geschichte von Mario Alejandro Katzenell und darum, dass der fröhliche Argentinier Augsburg nun den Rücken kehrt. Wir essen heute in der Mensa – Recherchearbeit. Undercover sozusagen setzen wir uns mit unseren wohlbestückten Tabletts möglichst nahe an das Fließband, an dem unser Zielobjekt „Mario, der Mensamann“ seine Arbeit verrichtet. Moment mal – wie kann man bei der Arbeit nur so gut gelaunt sein? Diese Frage schießt uns als erstes durch den Kopf. Wir machen uns Notizen. Er lacht, er tanzt und es scheint, als wummert mitreißende Musik in seinen Kopfhörern. „Ich höre hauptsächlich Argentinische Musik und Pink Floyd“, sagt uns Mario ein paar Tage später im Interview. Der 34-jährige Argentinier lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Für Augsburg haben er und seine Familie sich aus einem einfachen Grund entschieden: „Uns gefällt es, dass Augsburg eher klein ist, man hat mehr menschlichen Kontakt.“ Dieser Wunsch ist nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass Mario, seine Frau und seine beiden, zwei und acht Jahre alten Kinder aus Buenos Aires kommen. Diese lebendige Großstadt umfasst einen Ballungsraum von knapp zwölf Millionen Einwohnern, der einer der größten Südamerikas ist und etwa so viele Menschen beherbergt, wie in ganz Bayern zu Hause sind. C M Y CM MY CY CMY K „Ich bin der Joker der Uni.“ Nicht ganz so hektisch wie auf den Straßen von Buenos Aires geht es in der Mensa zu. Dort achtet Mario darauf, dass alle Tabletts sauber zurück in die Küche gehen. Wer nun denkt, dies sei seine einzige Aufgabe, hat sich getäuscht. Der Südamerikaner hat viel zu tun: Er fährt einen Teil des Mensaessens zur Fachhochschule, arbeitet an der Caffèbar und als Berater an der Uni findet er immer noch Zeit, ausländischen Studierenden, die nach Augsburg kommen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Ich bin der Joker der Uni!“, sagt uns Mario stolz und wir sind fast etwas betreten, dass wir tatsächlich annehmen konnten, der quirlige Argentinier sei nur für die Kontrolle der Mensa-Tabletts zuständig. >> nachgefragt Mein Lieblingsfilm ist… „Dr. Seltsam“ von Stanley Kubrick Mein größter Fehler… Ich habe keine Fehler, ich bin Argentinier. Meine Lieblingsband ist… Pink Floyd Mein Hobby… Als guter Argentinier spiele ich natürlich Fußball Mein Lebensmotto lautet… Die anderen Menschen können nichts dafür, wenn es dir mal schlecht geht, also solltest du immer dein Lachen zeigen. Der größte Unterschied zwischen dem Studium in Deutschland und Argentinien… .In Argentinien fängt die Uni erst um 19.00 abends an und geht dann so bis 23.00 „Der Tag ist hart genug.“ Hand aufs Herz – wir wollen Enthüllungen. Hat Mario nicht manchmal einfach die Nase voll von der stressigen Arbeit und den vielen Menschen? Auf diese Frage hin schaut er nur verdutzt und meint, natürlich habe auch er mal einen schlechten Tag, aber seine Probleme sollte man bei der Arbeit zu Hause lassen und stattdessen den Menschen immer ein freundliches Gesicht zeigen. „Der Tag ist hart genug, ich versuche den Leuten ein bisschen Spaß zu bringen“, erklärt Mario sein Ziel. Wir schauen uns nur fragend an: Liegt diese Einstellung an der argentinischen Mentalität oder an Marios Persönlichkeit? Von jedem wohl ein bisschen. Bei dieser Vielseitigkeit vergisst man schnell, dass der zweifache Vater eigentlich ein Student an der Uni Augsburg ist, wie du und ich. An der Uni ist er in Politik- und Soziologieveranstaltungen anzutreffen. Politisches Engagement ist für Mario selbstverständlich. Er ist überzeugter Gegner der Studienbeiträge. „Wir Studenten gingen damals in Argentinien auf die 22 | Hochschule Straßen“, erzählt er uns mit leuchtenden Augen. Als die Regierung Argentiniens in den 90er Jahren erstmals Studienbeiträge ins Gespräch brachte, leisteten die Studenten gemeinsam mit den Gewerkschaften so heftigen und organisierten Widerstand, dass das Thema Studienbeiträge bis heute auf Eis liegt. Ebenso viel Leidenschaft wie er für die Politik aufbringt, zeigt Mario in der heimischen Küche. Jeden Abend kocht er für seine Familie und erholt sich dabei von den Strapazen des Alltags. Denn hier kann der Südamerikaner abschalten: „Kochen ist meine Therapie!“ „Ich werde Augsburg vermissen!“ Aber nicht nur in der Küche fühlt sich der 34-Jährige wohl. Besonders Augsburg ist ihm ans Herz gewachsen, er hat hier viele Freunde gewonnen. Darüber ist Mario sehr froh, denn in Argentinien gibt es aufgrund der historischen Vergangenheit Deutschlands immer noch viele Vorurteile über die Deutschen. Mario sagt, die Deutschen seien im Gegensatz zu den heißblütigen Argentiniern anfangs etwas kühl. Aber er meint, wenn man sie besser kennen lerne, bekomme man schnell ein ganz anderes Bild von ihnen. Gegen Ende des Interviews verrät er uns noch wehmütig: „Ich werde Augsburg und die Menschen hier vermissen!“ Warum verlässt unser Super-Mario dann nach drei Jahren das schöne Augsburg? Die Antwort ist simpel, er hat große Pläne. In Buenos Aires will er Karriere machen. Dort hat der Argentinier ein lukratives Jobangebot, er wird in einer namhaften Firma als politischer Berater tätig sein. Inzwischen ist Mario, der „Mensamann“, für uns zu Mario, dem Familienvater, Seelsorger, Ehemann, Kommilitonen und Allroundtalent geworden. Mit diesem Eindruck im Gepäck bleibt uns nun einzig „adiós“ zu sagen, im Namen der Uni und allen, die das Vergnügen hatten, Mario kennenzulernen. | Was macht man eigentlich mit... ...Ethik der Textkulturen? Text: Franziska Obst D er Begriff an sich klingt schon einmal sehr spannend, aber begriffen hat man ihn beim Lesen noch lange nicht. Wir haben uns für euch schlau gemacht und mit einem Absolventen der ersten Stunde gesprochen. „Ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass ich wirklich studiere“, erzählt Christopher Große. Und das will etwas heißen. Bevor der 29-Jährige den Studiengang Ethik der Textkulturen für sich entdeckte, hatte er bereits fünf Jahre Geschichte und Germanistik auf Gymnasiallehramt studiert. Er stand genau ein Jahr vor seinem Abschluss. Da entdeckte er den Aushang an der Universität. „Die Beschreibung hörte sich für mich unglaublich spannend an. Ich war begeistert von der Verknüpfung der verschiedenen beteiligten Fachrichtungen wie Theologie, Philosophie und Sprachwissenschaft.“ Über den Tellerrand schauen Ethik der Textkulturen richtet sich an Studierende mit einem hohen Maß an Engagement und Interesse an eigenverantwortlichem Handeln. Bezeichnend ist die extrem gute Betreuung. Um jeden Studenten kümmern sich zwei Mentoren, ein Professor und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter. Jedes Semester werden nur 15 Bewerber zugelassen. So bleiben die Gruppen klein, was sowohl eine enge Beziehung unter den Studierenden schafft als auch den persönlichen Austausch mit den Dozenten fördert. Also ein Studiengang „mit viel Bodenhaftung, aber einem dennoch höheren Maß an Intensität während der Themenbearbeitung“, so Große. „Es gibt keine festgefahrenen Bahnen – die Studierenden werden dazu angeregt, aufgeschlossen zu sein und sich selbst einzubringen.“ Wie so oft gilt: Praktika und Eigeninitiative Der ein oder andere denkt sich nun sicher: Wo ist der Haken? Das klingt ja alles zu schön um wahr zu sein. Und ein kleines Manko gibt es tatsächlich. Nach dem Studium steht man vor dem gleichen Problem wie Mehr Informationen findet ihr auf www.uniaugsburg.de/ethik. Auch eine direkte Terminvereinbarung mit Michael Sauter, dem Verantwortlichen für die Koordination und Organisation des Studiengangs, ist möglich. E-Mail: [email protected] Telefon: 0821 598 – 5767 fast jeder Geisteswissenschaftler: bei der Jobsuche sind vor allem Praktika, Praktika und noch mehr Praktika gefragt. Außerdem stößt man bei den Bewerbungen oft auf ratlose Gesichter, wenn es um die Erklärung geht, was man da eigentlich studiert hat. „Pluspunkte gewinnt man allerdings dank des Labels Elitenetzwerk Bayern“, verrät Christopher Große, „Dieses ist durchaus angesehen und hat sich auch bayernweit bereits einen Namen gemacht!“ Stipendien ergattern leicht gemacht Gute Chancen hat man nach dem Studium vor allem im wissenschaftlichen Bereich. Besonders Promotionsstellen und Stipendien dürften sich leichter ergattern lassen. Aber auch die Türen in die Welt der Wirtschaft stehen einem durchaus offen. Dadurch, dass man nicht nur in einer Fachwissenschaft eine Expertise erworben hat, hat man ein breites Grundwissen in vielen Bereichen, was mehr als nützlich sein kann. Ein innovativer Studiengang also, der einem später viele Türen in die unterschiedlichsten Richtungen öffnen kann. „Eine Bereicherung für alle Studierenden der Universität Augsburg“, so Große abschließend. | Zw isch en Kin du nd Cam pus Tex t: Lau ra A men ta & Mad elein e Sc hus ter – Foto s: Ja nK oen en F ür junge Eltern ist es oft schwer, Studium und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Zwei studierende Eltern haben uns erzählt, wie sie den Balanceakt zwischen Kind und Campus meistern. Kleine Hände, tapsige Beinchen und große Augen: Mit ihrem süßen Lächeln verzaubert die kleine Mina uns und ihre Umgebung. Sie ist gerade einmal elf Monate alt und ihr stolzer Papa, der 27-jährige Sebastian, studiert an der Uni Augsburg Medien und Kommunikation. So wie Sebastian wagen rund sieben Prozent der Studenten in Deutschland den Spagat zwischen Ausbildung und Familienleben. „Am Anfang war es für mich und meine Freundin eine ziemliche Überraschung, aber schon nach kurzer Zeit haben wir uns einfach nur auf die Kleine gefreut“, erinnert sich Sebastian. Viel Zeit, vom Elternglück zu träumen, bleibt allerdings nicht, denn ein Studium mit Kind muss bereits im Vorfeld gut geplant werden. „Gute Organisation ist das A und O.“ Eine erste Anlaufstelle ist der psychologische Beratungsdienst b!st am Studentenwerk Augsburg. Hier steht Katharina von Saucken-Griebel den studierenden Eltern mit Rat und Tat zur Seite. „Zunächst sollte man alle Informationen sammeln, die man finden kann, um sie danach auf die jeweilige Familiensituation zuzuschneidern“, rät sie. Vor allem die Finanzierung dürfte für viele Eltern die größte Hürde darstellen. „Man ist nicht plötzlich arm, nur weil man ein Kind hat“, meint Sebastian. Doch die staatlichen Hilfen sind knapp und so verdienen sich bundesweit mehr als die Hälfte aller studierenden Eltern mit einem Nebenjob etwas Geld dazu. So auch die 22-jährige Christina. Die Mutter der kleinen Linnéa studiert an der Uni Augsburg Sprachwissenschaften und jobbt nebenbei als Tutorin in einem Studentenwohnheim. „Schwanger mit 21, das kann nicht wahr sein – so etwas passiert doch immer nur den Anderen!“ Das war Christinas erster Gedanke, als sie von der Schwangerschaft erfuhr. Auch wenn sie anfangs überrascht war, kam eine Abtreibung nie in Frage. „Natürlich ist es anstrengend und jeder Tag muss immer genau durchgeplant sein. Aber die Zeit mit meiner Kleinen entlohnt mich für den ganzen Stress.“ In ihrem Alltag muss Christina vielen Ansprüchen gerecht werden: gute Leistungen an der Uni erbringen, für ihre Tochter da sein und nebenher noch arbeiten. Daher ist es ihr enorm wichtig, auch mal Zeit für sich selbst zu haben. „Wenn die Kleine ab und zu bei ihrem Papa übernachtet, dann gehe ich auch gerne mal auf Partys“, verrät sie uns. Ein Studium mit Kind ist eben kein Zuckerschlecken, aber eine Aufgabe, an der Christina gewachsen ist. „Früher war ich sehr verplant und hab alles auf den letzten Drücker gemacht. Seit die Kleine da ist, bin ich viel strukturierter und auch reifer geworden. Gute Organisation ist eben das A und O.“ Kontakt zu anderen Eltern enorm wichtig Wie wichtig die Vernetzung mit anderen Eltern ist, weiß Sebastian aus eigener Erfahrung. Deshalb besucht er einmal im Monat das Elterncafé der Uni Augsburg. Hier erhält er in ungezwungener Atmosphäre Tipps und Tricks aus erster Hand, beispielsweise über den kostenslosen Kinderteller in der Mensa oder über verschiedene Betreuungsmöglichkeiten. In der Kinderkrippe „Frechdachs“, die sich direkt am Campus der Uni befindet, können sich Studentenkinder im Alter bis zu drei Jahren austoben, wäh- bild links: sebastian, seine freundin und die kleine mina rend den jungen Eltern im Hörsaal die Köpfe rauchen. Sebastian bringt die kleine Mina zweimal pro Woche zur Krabbelgruppe der „Unibärchen“. Hier werden zwar hauptsächlich Mitarbeiterkinder der Uni betreut, aber Kinder von Studierenden sind ebenfalls willkommen. Wer einen Krippenplatz haben möchte, sollte sich frühzeitig darum bemühen, denn die zur Verfügung stehenden Plätze sind genauso begrenzt wie begehrt. Anders als Sebastian nimmt Christina keine Betreuungsangebote der Uni in Anspruch. „Die Betreuung findet dort meistens nur vormittags statt und das ist für mich als alleinerziehende Mutter nicht machbar“, erklärt sie. Die passende Lösung ist eine Tagesmutter, die bei einem zeitlichen Engpass auch mal spontan einspringen kann. Kommt es in ihrem turbulenten Alltag doch mal zu ungeplanten Zwischenfällen, so stoßen sowohl Christina als auch Sebastian bei ihren Professoren stets auf Verständnis. „Uni-Stress und Nachwuchs unter einen Hut zu bringen ist eine Herausforderung“, erzählt Sebastian, „aber mit einer guten Planung ist es auf jeden Fall möglich. Und wenn man Hilfe braucht, sucht und will, dann bekommt man sie an der Uni Augsburg auch.“ | Hilfe und Tipps zum Thema „Studieren mit Kind“ in Augsburg findet ihr hier: www.studentenwerk-augsburg.de b!ist Beratungsdienst, Info-Broschüre „Studieren mit Kind in Augsburg“ www.familien-abiszett.de Angebote für Eltern in Augsburg www.kindergruppe-frechdachs.de Kindergrippe des Studentenwerks Augsburg www.unibaerchen.de Kindergrippe, Krabbelgruppe und Ferienbetreuung an der Uni Augsburg www.uni-augsburg.de/projekte/gendermainstreaming/familienservice Familienservice der Uni Augsburg Hochschule | 25 Die verborgenen Flecken der Uni Augsburg Text & Fotos: Jan Koenen Ausweich-Uni mit langer Tradition Das ist die Uni Augsburg? Nun ja… fast. Auf dem Bild zu sehen ist die Bibliothek der ehemaligen Universität Dillingen. Während der Reformation hatten die Augsburger Bischöfe den Sitz ihres Hochstifts in diese malerische Stadt an der Donau verlegt. Seit 1549 wurden daher auch hier und nicht in Augsburg junge Geistliche ausgebildet. 1923 entstand in den Räumen der alten Uni Dillingen eine Philosophisch-Theologische Hochschule, die dann schlussendlich 1971 mit allen Lehrenden und Lernenden nach Augsburg an die neu gegründete Universität verlegt wurde. Nach einigen Semestern glaubt man die Uni genau zu kennen. Und doch gibt es noch einige Plätzchen, die wohl noch nie zuvor ein Student gesehen hat. presstige hat sich auf die Suche nach den letzten verborgenen Orten gemacht. Kaltes, klares Wasser Ist dies das geheime Chemische Institut der Uni Augsburg? Nein – es ist das Labor der Haustechnik, die damit täglich die Qualität des Trink- und Kühlwassers für die Mensa überwacht. Ab dem kommenden Jahr wird aber auch hier alles anders: Mit dem aufwendigen Umbau der Mensa geht auch eine umfassende Modernisierung der Technik einher. Ist hier ein Arzt im Saal? Obwohl dieser Hörsaal täglich gut besucht ist – zur Uni Augsburg gehört auch er nicht. Gebaut wurde er 1982 und befindet sich im ursprünglich als Uniklinik geplantem Klinikum Augsburg. Genutzt wird er bis heute für interne und externe Vorträge und Veranstaltungen und bietet rund 200 Zuhörern Platz. Vor kurzem besuchte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer Augsburg und verewigte sich ausdrucksstark im Goldenen Buch: „Die Uni-Klinik kommt!!!“. Wie das aber realisiert werden soll, ist bisher unklar. Six Feet Under Der Weg von der Tram-Haltestelle bis zum Hörsaal-Zentrum – nur ein paar Meter tiefer. Hier verlaufen, wie überall unter den frühen Gebäuden der Uni, sogenannte Energiekanäle. Was etwas esoterisch klingt, beherbergt die Strom-, Gas- und Wasserleitungen für die einzelnen Fakultäten. Besonderer Blickfang an der Wand: Eine Bleistiftzeichnung, wohl noch aus den Baujahren der Uni, mit dem Titel „Trink ´mehr noch a Tröpfle“. Wenn das mal keine Auswirkungen auf die Bauqualität hatte. Kein Zutritt! Und noch eine Bibliothek, dieses Mal aber wirklich in Augsburg. Zu sehen ist eines der Magazine in der Zentralbibliothek – ein Ort also, wo die wirklichen Schätze lagern. Als Student wird man diese Räume wohl nie zu sehen bekommen. Über den OPAC sind die meisten der Werke aber bestellbar. Hochschule | 27 NGSG BEGRÜSSU ESCHENK: IN R GUTSCHE HAPPY HOU TS48LX * * Gültig bis 30.11.09. Versand erfolgt nach der Aktion. Einzulösen auf www.sausalitos.de Neu seit Oktober in der Maximilianstr. 37 in Augsburg Tel. 0821. 319 70 05 • www.sausalitos.de Moin, Moin: Die Inselbotin Praktikum bei der kleinsten Zeitung Deutschlands Text: Kete Shabani – Illustration: Christoph Kückner S piekeroog wer und wo? Wie mag wohl der Alltag einer Redakteurin auf einer der ostfriesischen Inseln aussehen? Von Spiekeroog hatte ich nur zufällig einmal etwas gehört. Irgendwo im Norden sollte die kleine und schwer auszusprechende Insel, Nachbarin von Wangerooge und Langeoog, liegen. Sie ist eine der sieben ostfriesischen Inseln und ein wahrer Touristenmagnet. Jährlich kommen zu den rund 800 Einwohnern noch über 80.000 Touristen – mit mehr als einer halben Million Übernachtungen – hinzu. Mitten drin: ich als einzige Redakteurin beim „spiekerooger inselboten“. So heißt sie, die wohl kleinste Zeitung Deutschlands mit einer Auflage von 1.500 Exemplaren und einem einzigen festen Mitarbeiter – dem Chefredakteur selbst, der gleichzeitig Fotograf und Anzeigenund Vertriebsleiter ist. Erst das Vergnügen, dann das Vergnügen... Mein erster Arbeitstag könnte märchenhafter nicht anfangen: ausschlafen! Dann folgt der erste Termin, der natürlich am Strand auf mich wartet. Eine Reportage über die neue Kindererlebnistour mit einer Theaterschauspielerin, dem Inselstar schlechthin. Fotos machen, Interviews, Notizen, Notizen, Notizen. Nach nur einigen Stunden steht die Reportage. Es folgt erst einmal ausruhen. Am Strand, mit Ipod und Sonnenbrille bewaffnet, schaue ich Ebbe und Flut bei ihrer täglichen Arbeit zu. Abends im Watt wandern, Füße in den nassen Sand pressen, Traumdünen – Arbeit auf spiekeroogisch. Die nächsten Tage sind vom Arbeitspensum ähnlich. Eine Bauchtänzerinnenshow hier, eine Opernaufführung mit weltberühmten Sängern auf der eigens hierfür aufwändig inszenierten Hafenbühne da. Pressekonferenzen mit über die deutschen Grenzen hinaus bekannten Theater- und Operngrößen, Porträts von wichtigen und interessanten Insulanern, Reportagen über Sonne, Meer und drumherum – vom kulturellen und journalistischen Output der kleinen Insel bin ich überrascht. Gestatten: Das Vakuum Doch auch wenn die Insel keineswegs ein abgeschottetes Eiland ist: Mein Anfangsgefühl sollte sich bestätigen, denn schon meine erste Nacht verlief ruhig. Zu ruhig. In Augsburg noch das schmückende Tuten der Züge an der Morellstraße als Geräuschkulisse, ist die Insel-Akustik eine Verblüffung. Die Fenster stehen offen. Ich zucke im Halbschlaf zusammen. Mir geht eine Frage durch den Kopf: Bin ich im Vakuum? Auf der autofreien Insel gibt es keine störenden Geräusche von hupenden, quietschenden, bremsenden Autos. Keine schreienden Kinder. Keine Hip-Hop-hörenden Nachbarn. Wer die Welt vergessen möchte, findet hier einen Ort der Ruhe und Gelassenheit. Doch genau hier liegt mein eigentliches Dilemma: Ich will die Welt gar nicht vergessen… Morgens trifft mein Blick auf grasende Pferde direkt vor dem Badezimmerfenster – duschen unter Beobachtung von Isländern, ein befremdlicher Gedanke. Im Schwabenländle noch jagte mich Herr Bachelor selbst nachts in meinen Träumen durch die Uni-Gänge und warf mit Deadlines und Hausarbeiten nach mir. Auf Spiekeroog bin ich verwundert darüber, dass ich ob der Stille und Ruhe eben verwundert bin. Für Stille, so scheint es, braucht der moderne Großstadtmensch eine Gebrauchsanleitung. Die habe ich aber anscheinend in Augsburg zurückgelassen, meine Geduld mit kleinen, putzigen Inseln schwindet nämlich allmählich. Denn auch die Häuser im Dorfkern stehen wie Seiten aus einem Bilderbuch nebeneinander. Alles ist so perfekt, dass ich nur auf vorgezeichneten Wegen gehe, um keinen Grashalm tot zu treten. Selbst für die kleinsten Staubkörner suche ich Mülltonnen auf, um die Idylle nicht zu beschmutzen. Gebt mir bunte Stifte, ich möchte den schneeweißen und unberührten Bänken Pleasantvilles ein wenig Leben einhauchen, ich möchte Grashalme sterben sehen, ich möchte ein Loch in die Stille schreien: Nebenwirkungen einer Traumidylle. Sind das Vögel? Echte? Ich leg auf! Abends bei einem meiner stundenlangen Spaziergänge am Westende der Insel (Kitschsonnenuntergänge inklusive) klage ich einer Freundin mein Leid, das das eingepflanzte Großstadtsyndrom in mir verursacht. „Du bist verrückt. Das klingt doch nach etwas, worüber sich jeder andere freuen würde!“, keift mich Sonja über die Leitung von Nürnberg auf die Nordsee an. Stimmt auch – in der Theorie: Ein Praktikum mit einem gelassenen Chef, seinen zwei quirligen Töchtern und jeder Menge Kultur- und Naturangebot ist objektiv betrachtet sicher beneidenswert. Bevor ich aber antworten kann, schreit sie ungläubig in mein Ohr: „Höre ich da Vögel im Hintergrund bei dir? Echte Vögel? Tausende, Abermillionen davon? Das wird mir zu idyllisch hier. Ich glaub ich muss auflegen!“ Ich bin erleichtert. Ich bin doch nicht die einzige, die „wahre Natur“ mit all ihren Schönheiten nicht zu schätzen weiß. Und auch wenn mir meine eigentliche Arbeit sehr viel Spaß gemacht hat – um das Schreiben geht es bei diesem Praktikum nur am Rande. Die Eindrücke, die man in der großzügig bemessenen Freizeit sammelt, überwiegen. Und für die muss man Naturfreund oder Liebhaber ostfriesischer Architektur sein. Großstadtmenschen wie ich bekommen da schnell einen Inselkoller. Nach zwei Wochen heißt es dann auch endlich: Auf in den Zug nach Augsburg! Elf Stunden Fahrt, gefühlte tausend- und reale siebenmal umsteigen, fünf Minuten Umsteigezeit, Riesenkoffer: nur kleine Opfer, um in eine geliebte große Stadt zurück zu kehren. | Bereit für ein Unternehmen, das keine Einzelkämpfer kennt? Wir bieten Dir nicht nur eine große Vielfalt an Traineeprogrammen. Sondern auch den Platz in einem erfolgreichen Team, das zusammenhält. Und das Dir genügend Freiraum bietet, um Dich optimal zu entfalten. Denn wir setzen großes Vertrauen in unsere Nachwuchskräfte. Du denkst, das klingt nicht nach Bank? Entdecke die neue Commerzbank: www.commerzbank.de/karriere che i l n ö s per t u n g s a l u Pa era b l a n Perso #5 Paulas großes Lexikon der Arbeit Damit ihr nicht gar so unbeleckt in den Berufsalltag starten müsst, bringt euch Paula das A bis Z der Arbeitswelt näher. In dieser Ausgabe widmen wir uns der zweiten Hälfte des Alphabets. Redaktion: Michael Sentef – Illustration: Christoph Kückner No Go, das: Dinge, die es unbedingt zu vermeiden gilt, gibt es so einige: Von der Knoblauch- oder gar Alkoholfahne über unangemessene Kleidung bis hin zu unternehmensschädigendem Verhalten. Sich zu Beginn des neuen Jobs ruhig zu verhalten, die Kollegen und Vorgesetzten zu beobachten und dann mit gesunden Menschenverstand an die Sache herangehen, hilft. Oh Gott, es ist erst Diens|tag: Beliebter Ausruf bei Mitarbeitern, wenn die Wochenend-Entspannung (→Yoga) gerade dahin und am Ende der Entspannung noch so viel Woche übrig ist. Was hilft? →Motivation. Pri|vat|es am Ar|beits|platz: Hat dort nichts zu suchen. Ausnahmen werden euch rechtzeitig bekannt gegeben. Haltet euch im Zweifel besser an eine strikte Trennung, dann kann euch nichts passieren. 32 | Karriere Qua|li|täts|stan|dards, die: Heißen neudeutsch auch „Best Practices“. Nachzulesen im →Wissensmanagement. Ist man kein →Ja-Sager, dann bringt man vielleicht Vorschläge zur Verbesserung der Arbeitsprozesse ein. Traut euch ruhig, aber wahrt den guten →Umgangston. Team, das: Akronym für „Toll, Ein Anderer Macht’s!“ Wird häufig vor Wörter wie „-bildung“ (was nichts mit Wissen oder Intelligenz zu tun hat), „-work“, „-meeting“, „-konflikt“ oder „-fähigkeit“ gestellt. Oft gilt: Wer betont, was er hat, dem fehlt es meist genau daran. Rech|te, die: Auch wenn der Volksmund manchmal Anderes behauptet, habt ihr als Arbeitnehmer nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte. Entsprechende Regelungen finden sich unter anderem in folgenden Gesetzestexten: ArbZG (Arbeitszeitgesetz), KSchG (Kündigungsschutzgesetz), ArbSchuG (Arbeitsschutzgesetz), MuSchG (Mutterschutzgesetz), EntgFG (Entgeltfortzahlungsgesetz), BUrlG (Bundesurlaubsgesetz). Um|gangs|ton, der: Ein respektvoller, offener Umgangston sollte nicht nur im Privatleben, sondern auch im Berufsalltag selbstverständlich sein. Und auch wenn Kollegen allzu flapsig werden – auf der sicheren Seite seid ihr, wenn ihr euch nicht an Lästereien und dergleichen beteiligt. Schu|lung, die: Dient vordergründig dazu, neues Wissen zu vermitteln bzw. neue Mitarbeiter in die Geheimnisse und Gepflogenheiten des Unternehmens einzuführen. Kann manchmal als reine „Kaffeeklatschrunde“ missbraucht werden oder für ausgedehnte Besäufnisse auf Firmenkosten (→Hotelbar, →Initiationsriten). Außerdem kann keiner mehr behaupten, er wisse etwas nicht, wenn er dafür eine Schulung besucht hat. Welcher Beruf passt zu mir? Beim Jobtalk am Montag hat er erfahren, was man mit seinem Studienfach alles werden kann. Ver|trau|ens|ar|beits|zeit, die: →Depp vom Dienst. Wird gern bei (aus eigener Sicht) hippen, modernen Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche verwendet. Bedeutet, dass ihr kommen und gehen könnt, wann ihr wollt, nur die Arbeit muss erledigt sein. Der Effekt: Man arbeitet wesentlich mehr, bekommt keine Überstunden gut geschrieben und muss sich das Vertrauen in die Vertrauensarbeitszeit (→Chef) hart erkämpfen. Wenn die Vertrauensarbeitszeit funktioniert, sorgt sie für viele Freiheiten und mehr Spaß bei der Arbeit. >> Welche Zusatzqualifikationen sind sinnvoll und wie kann ich sie erwerben? Sie hat sich auf der Internetseite des Career Service informiert und sich gleich für zwei Trainings zum Thema Projektmanagement und Moderation angemeldet. Career Service: Wir machen dich fit für den Sprung ins Berufsleben! www.uni-augsburg.de/career-service Wo kann ich frühzeitig Kontakte zu Arbeitgebern knüpfen? Auf einer Exkursion ist er mit der Personalerin des besuchten Unternehmens ins Gespräch gekommen – und hat seinen Praktikumsplatz sicher! Wie bewerbe ich mich richtig? Er war zur Beratung im Career Service – und weiß jetzt, wie das perfekte Anschreiben aussieht! Universität Augsburg Career Service Wis|sens|ma|nage|ment, das: Fast jedes Unternehmen verfügt heutzutage über ein mehr oder weniger gutes Wissensmanagement. Es ist meist über das jeweilige Intranet verfügbar und für alle Mitarbeiter zugänglich. Die Umsetzung kann vielfältig aussehen (Wikis, Datenbank, Intranetartikel). Grundsätzlich ist dies eine der besten Möglichkeiten, →Langeweile sinnvoll zu überbrücken und sich auch schnell Wissen über den neuen Job anzueignen. XING: Die Welt ist flach – dank XING wird auch das Netzwerken immer einfacher. Kleiner europäischer Bruder der amerikanischen Variante LinkedIn. Kann genutzt werden, um nach Praktika Kontakt zu halten und bei der Jobsuche wieder aufleben zu lassen. Außerdem nützlich für alle, die wissen wollen, was die früheren Bekannten aus Schulklasse, Sportverein und Hörsaal mittlerweile so treiben. Yo|ga, das: „Wer viel arbeitet, muss auch viel Freizeit haben“, sprach schon der Moraltheologe und Unternehmensethiker Professor Thomas W. Schwartz. Wer wegen der →Vertrauensarbeitszeit wenig Freizeit hat, sollte diese gezielt zur Entspannung nutzen und dafür sind die geistigen und körperlichen YogaÜbungen gerade richtig. Sich nur mal schnell vor dem Bildschirm zu strecken, bis jeder einzelne Wirbel einmal geknackst hat, ist dagegen kein ausreichendes Entspannungstool. Ziel|ver|ein|ba|rung, die: Wird mit dem Vorgesetzten besprochen, meist im Rahmen von Mitarbeitergesprächen (→Feedback). Können arbeitsrechtlich relevant werden, wenn es um die Nichterfüllung geht. Achtet also darauf, was genau ihr unterschreibt. Hat auch immer etwas Gutes, da man als Mitarbeiter weiß, was erwartet wird, und ebenso wie der Arbeitgeber im Zweifel darauf pochen kann (→Gehaltsverhandlung). ////////////////////////////////////////// Neu|gier, die: Ihr wollt zu einzelnen Begriffen aus dem Paula-Lexikon mehr wissen? Oder ihr habt eine Frage zu Praktikum, Bewerbung, Jobeinstieg? Die Personalerin Paula beantwortet sie euch gern. Schreibt an [email protected]. | Karriere | 35 Philosophischer Denksport Alles neu macht – der Herbst Denker, nicht Dichter, aufgepasst! Am 22. November findet nun schon zum dritten Mal der „Philosophy Slam“ seinen Weg auf die Augsburger Bühnen. Nach dem überragenden Erfolg der letzten beiden Veranstaltungen muss die Philosophie-Veranstaltung, die an das Prinzip seines geläufigeren großen Bruders „Poetry Slam“ angelehnt ist, nun schon in größere Räumlichkeiten umziehen. Zu Beginn noch auf der Bühne des Café Viktors, dürfen die Hobby-Philosophen diesmal ihre Texte und Gedanken zu den höheren Themen des Lebens im Ratskeller zum Besten geben. Wer nun Lust bekommen hat, am Wettstreit der Gedanken sein philosophisches Können bzw. Denken unter Beweis zu stellen, der hat noch bis zum 31. Oktober Zeit sich zu bewerben. Infos hierzu und zum Kartenvorverkauf unter www.philosophy-slam.com. ks Für viele Unternehmen gehört es zum guten Ton, ihrem InternetAuftritt alle paar Jahre einen neuen Anstrich zu verpassen. Von einem Relaunch wird da gerne in großen Tönen gesprochen. Und natürlich ist danach alles schöner, besser, leichter zu finden. Auch in den Gremien unserer Alma Mater, der Universität Augsburg, hat man sich in der Sommerpause wohl gedacht: „Es ist Zeit!“ und rechtzeitig vor dem Anbruch des Wintersemesters den eigenen Online-Campus www.uni-augsburg. de renoviert. Wer weiß, vielleicht standen die Baumaßnahmen im PhilBunker dafür Pate. Wo sich die Startseite bisher in samtigem Rot präsentierte, das sich nur in Nuancen vom Crimson-Rot, der Hausfarbe der Elite-Uni Harvard unterschied, gibt sie sich nun im kühlen Business-Grau. Dafür wähnt man sich jetzt richtig international: Auf zur Augsburg University! Wenn das kein Fortschritt ist… br 36 | Kultur Augsburg Rock City Das Augsburg wirklich rockt, zeigt die 24. Auflage des legendären „Band des Jahres“ Wettbewerbs. Der 1986 von der „Neuen-Szene“ und dem Stadtjugendring Augsburg ins Leben gerufene Bandwettstreit zählt heute zu den größten und wichtigsten seiner Art in ganz Süddeutschland. Schon regionale Größen wie Anajo, aber auch Chartstürmer wie die Killerpilze nutzten den Wettbewerb als Sprungbrett in höhere Sphären. Ihr macht selber Musik und seid neugierig geworden? Dann ran an die Gitarren, Bass und Schlagzeug und zeigt was ihr drauf habt! Bewertet werden unter anderem Bühnenpräsenz, Songwriting und Spieltechnik; wer also filigranes Spiel mit wildem Headbanging verbinden kann, ist hier richtig aufgehoben. Wer sich Band des Jahres 2010 nennen darf, wird ab Oktober in der Kantine und schließlich beim Finale am 14. Februar 2010 im Ostwerk ermittelt. Die Gewinner können – im wahrsten Sinne des Wortes – „spielend“ interessante Preise abstauben, darunter eine Produktion im Tonstudio, eine kleine Tour sowie ein professionelles Coaching beim Popcollege Augsburg. mk musik. wie nirgendwo sonst. Wer hat Lust auf „Das harte Brot“? Ein würfe Wer neben der Uni gerne etwas Kultur tanken möchte, kann seinen Hunger nach Unterhaltung mit dem Theater-Abonnement stillen und sich Stücke mit viel versprechenden Titeln wie „Das harte Brot“ oder „Waschsalon Wunderlich“ ansehen. Das Abo gilt für die kommende Spielzeit vom 14. September 2009 bis Ende Juli 2010 und kostet für Studenten 55 Euro. Mit diesem Gutscheinheft kann man sich zehn Vorstellungen aus dem Großen Haus, der Kongresshalle, der Komödie, dem Hoffmann-Keller und dem Textilmuseum tim aussuchen. Wem zehn Abende zu viel sind, der kann sich das Abo „Theater für Fünffuffzig“ noch mit einer zweiten Person teilen, so dass beide jeweils fünf Vorstellungen ansehen können. Gleichzeitig hat dies auch den Vorteil, dass es zu zweit im Theater immer schöner ist. Weiterer Pluspunkt des Abos: die Karten sind übertragbar. Habt ihr euch also für einen Abend bereits Tickets geholt und wollt dann doch spontan etwas anderes unternehmen – kein Problem! Ihr könnt dann einfach eure Freunde ins kulturelle Vergnügen schicken. Wer dagegen satirische und poetische Kleinkunst dem großen roten Theatervorhang vorzieht, der kann an unserem Kabarett-Gewinnspiel mitmachen. In Kooperation mit der Kresslesmühle Augsburg verlosen wir 5x2 Karten für den kommenden Kabarett Herbst 2009. Was tun? Einfach eine E-Mail im Zeitraum vom 20.10.–20.11.2009 an [email protected] – Wohl bekomm's, Kulturfreunde! el UKW-Frequenzen: München Nürnberg Augsburg Würzburg Regensburg 104,0 103,6 94,8 95,8 107,5 Stream www.egoFM.de Satellit Astra Kabel iPhone Duden reloaded Das bedeutende Nachschlagewerk gibt es seit diesem Jahr in neuer Auflage Text: Manuel Schön – Illustration: Christoph Kückner D a ist er nun, der Neue. Seit diesem Jahr kann man ihn nun endlich in Händen halten. Aber eigentlich sieht er aus wie immer. Nur ein wenig dicker ist er geworden. Das verzeihen wir ihm aber gerne, dem neuen Duden, denn schließlich hat sich seit seinem ersten Erscheinen vor rund 130 Jahren einiges in der Welt der Wörter getan. Ein Wort existiert ja eigentlich erst, wenn es sich im Wörterbuch nachschlagen lässt. Deswegen kann man beim Scrabble auch nur mit den Begriffen Punkten, die auch im Duden auftauchen. Und das sind mittlerweile stolze 135.000. Ganze 5.000 davon haben es zum ersten Mal in das Wörterbuch unseres Vertrauens geschafft. 5.000 Wörter – das ist eine ganze Menge und bestimmt mehr, als mancher Maxstraßenbesucher zu fortgeschrittener Stunde überhaupt noch kennt. Einige der neu aufgenommenen Worte klingen gerade für studentische Ohren vertraut, der Ersti zum Beispiel, die Fernbeziehung, vorglühen oder die Campusmaut. Sogar die Wirtschaftskrise hinterlässt ihre Spuren im Duden, denn auch die Abwrackprämie und die Bad Bank sind mittlerweile vertreten. Wortsuche per Reparaturanleitung Aber wie schafft es ein Begriff überhaupt in den Duden? Wann ist eine Vokabel würdig genug, in das kleine gelbe Standardwerk der Rechtschreibung aufgenommen zu werden? Bei dieser Entscheidung hilft der Duden-Redaktion der Computer. Er durchforstet das Dudenkorpus, eine Sammlung digitalisierter Texte. Diese Sammlung besteht aus aktuellen Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln, Romanen, Reden und sogar Reparaturanleitungen. Kommt ein neues Wort über längere Zeit und mit einer gewissen Häufigkeit und Streuung in den Texten vor, stehen seine Chancen gar nicht schlecht, sich in der nächsten Aufla- 38 | Kultur Am 07. Juli 1880 erschien zum ersten Mal Konrad Dudens „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“. Den „Urduden“ des Gymnasialdirektors konnte man für eine Mark erwerben, damals noch mit 27.000 Wörtern auf 187 Seiten. ge wiederzufinden. Außerdem wird zusätzlich noch das Internet nach interessanten Kandidaten durchkämmt. Die Entscheidung darüber, ob ein Wort tatsächlich aufgenommen wird, trifft am Ende ein Redaktionsteam. Eintagsfliegen haben also schlechte Karten. Sollte man selbst noch einen Vorschlag haben, dann ruft man einfach die Duden-Sprachberatung an, so wie es bis zu 200 Menschen täglich tun. Urcool – der Duden twittert Der Duden hält sich jung! Steht hinter einem Wort der Zusatz „früher“ oder „veraltet“, sind seine Tage gezählt. Damit es nicht zu schnell in Vergessenheit gerät, bekommt es noch eine Gnadenfrist, danach fliegt es raus. Dieses Schicksal ereilte zum Beispiel die Cochonnerie. Klingt zwar schön, aber heute sagt man dafür schlicht und einfach Schweinerei. Auch den Jahrweiser findet man in der 25. Auflage nicht mehr, genauso wenig den Genüssling. Manche Begriffe sind eben nicht nur von gestern, sondern sogar von ehegestern. Dafür fällt bei genauerem Hinsehen etwas auf, was Sprachwissenschaftlern schon länger das Wasser in die Augen schießen lässt: Anglizismen häufen sich. So findet man oft Begriffe, die man nicht unbedingt im Duden erwartet hätte, wie twittern oder das It-Girl. Aber nicht nur die englische Sprache, sondern auch unsere österreichischen Nachbarn bereichern das Vokabular. Ihnen verdankt der Duden das bei den jungen Österreichern beliebte urcool und so schöne Verben wie ausschnapsen oder verjankern. Wer wissen möchte, was genau sich dahinter verbirgt – der neue Duden ist von der Unibibliothek bereits bestellt! | Willkommen im Wortmuseum Freier Eintritt und 24 Stunden am Tag geöffnet Text: Franziska Obst – Illustration: Christoph Kückner O der: wie eine Internetseite alten Wörtern neues Leben einhaucht. Dank www.Wortmuseum.com verschwinden altertümliche Wörter nicht mehr in der Versenkung. Im Laufe unseres Lebens lernen wir eine Vielzahl an Wörtern. Oft beginnt die eigene Sprach-Reise mit den einfachen Worten Mama und Papa. Doch schon bald kommen viele neue hinzu und bereichern unseren Wortschatz. Aber nicht nur wir, auch die Welt der Wörter entwickelt sich stetig weiter. Immer wieder erscheinen neue Wort-Kreationen auf der Bildfläche und alte, eingestaubte verschwinden aus unserem Sprachgebrauch. Findet die Oma zum Beispiel, dass der neue Freund etwas zuviel bramarbasiert so denkt ihr vielleicht eher, er prahlt ein bisschen zu sehr. Oder wird hinter eurem Rücken über euch gesprochen, so waren dies früher keineswegs Gerüchte sondern so genannte Fama. Mehr als nur eine lobesame Idee Das Prinzip des Wortmuseums ist wunderbar einfach und unkompli- ziert. Jede Woche findet man ein neues oder in diesem Fall eher ein altes, „vom Aussterben bedrohtes“ Wort, inklusive Bedeutung, online in der Ausstellung. Nach Ablauf dieser Woche rückt ein anderes Wort an dessen Stelle und das alte ist von nun an in der Sammlung zu finden. So vergrößert sich das virtuelle Museum von Woche zu Woche und auch der Besucherstrom spricht für sich. Immer mehr begeisterte User klicken sich durch die Sammlungen. Tendenz steigend. Auch ihr seid neugierig geworden? Dann spornstreichst den Browser geöffnet und hereinspaziert ins Wortmuseum. | 40 | Kultur Von allen guten Geistern verlassen Gruseln für Anfänger: Halloween-Ursprung und Partytipps für die Nacht der Geister und Untoten. Text: Elisabeth Lehmann & Kathrin Unsöld – Fotos: Charlotte Triebus & Kathrin Unsöld D amit auch eure Halloween-Nacht ein schauderhaft schönes Erlebnis wird, liefern wir euch das nötige Wissen, um die süße Hexe oder den heißen Zombie neben euch zu beeindrucken. Wie feiert man die beste Party in der Nacht der Nächte? Unsere Partytipps verraten es euch. Den Ursprung Halloweens vermutet man bei den Kelten und schon sie wussten vor 5.000 Jahren, wie man ein richtiges Fest feiert. Alljährlich zelebrierten sie am 31. Oktober das Fest des Samhains, das Ende des Sommers und der letzte Tag im keltischen Kalender. Zur Beschwichtigung und Abwehr böser Geister und toter Seelen brachten die Menschen an Samhain Opfergaben dar, entzündeten Feuer, behängten sich mit Fellen und schmückten sich mit fratzenhaften Masken. Süßes oder Saures? Als Totenfeier verbreitete sich die Tradition besonders im heutigen Irland. Für die Armen entstand zudem der Brauch von Tür zu Tür zu gehen und sich Gaben zu erbitten. Später griffen Kinder diese Sitte auf – bis heute fordern sie „Süßes oder Saures“. Heute spricht man am letzten Oktobertag natürlich nicht mehr vom Fest Samhain, sondern von Halloween. Seinen Namen verdankt Halloween der Einführung der christlichen Feiertage, denn so wurde der 31. Oktober zum Vorabend von Allerheiligen, auf Englisch „All Hallowed Evening“, was später zu Halloween verkürzt wurde. >> Schocktails (Zutaten jeweils für ein Glas) High Noon: Eiweiß Zucker 2 cl Campari 2 cl weißer Rum 10 cl kalter Blutorangensaft Zunächst den Rand eines Longdrinkglases in Eiweiß und anschließend in Zucker tauchen. Den Zuckerrand kurz trocknen lassen und dann das Glas mit Campari, weißem Rum und Blutorangensaft füllen. Hexen -Trank: 2 EL roter Wodka-Likör 1 EL Limettensaft 100 ml gut gekühltes rotes Erfrischungsgetränk mit Beerengeschmack 2 grüne Eiswürfel (mit Lebensmittelfarbe gefärbt) Limettenscheibe und Weingummischlange zur Dekoration Wodka-Likör, Limettensaft und Erfrischungsgetränk in ein Glas füllen, die Eiswürfel dazu geben und nach Belieben dekorieren. Zombie-Cocktail: 25 ml Orangensaft 25 ml Blue Curaçao Saft einer halben ausgepressten Zitrone 75 ml Ananassaft Brauner Zucker Rote Lebensmittelfarbe Orangensaft, Blue Curaçao, Zitronen- und Ananassaft in einem Cocktailmixer vermischen. Nach Belieben mit braunem Zucker süßen. Die Cocktailgläser in mit Lebensmittel gefärbten roten Zuckerguss tunken und schön blutrünstig anrichten. Kultur | 41 Schauderhaft schöne Deko-Ideen Blutkerzen: Mehrere langstielige weiße Kerzen mit rotem Kerzenwachs beträufeln. Fürchterliche Fratzen: Zierkürbisse oder Orangen aushöhlen, gruselige Gesichter hineinschneiden und mit einem Teelicht ausleuchten. Grausiges Krabbeln: Milchreiskörner und Schokoraspeln zum Beispiel beim Buffet verstreuen, erinnert an Maden und andere Insekten. Spiegel des Schreckens: Großen Spiegel aufstellen und zum Beispiel mit Ketchup allerlei Blutrünstiges darauf schreiben. Wie aus Rüben Kürbisse wurden Doch die Antwort darauf, warum wir heutzutage an Halloween einen unschuldigen Kürbis aufschlitzen und ihn massakriert vor unserem Haus anzünden, finden wir hierin noch nicht. Dies haben wir dem Schlitzohr Jack O’Lantern zu verdanken. Einer Legende zu Folge überlistete dieser an Halloween den Teufel, entging dadurch nach seinem Tode zwar der Hölle, doch muss er fortan in einer Zwischenwelt wandeln, da ihm auch der Zugang zum Himmel versagt wurde. In der Zwischenwelt gefangen, leuchtet sich Jack seitdem seinen Weg mit einem glühenden Span 42 | Kultur des Höllenfeuers, den er in einer ausgehöhlten Rübe aufbewahrt. Ausgehend von dieser Legende entwickelte sich in Irland die Tradition, an Halloween ausgehöhlte und mit Fratzen verzierte Rüben vor den Häusern aufzustellen. Als immer mehr Iren nach Nordamerika auswanderten, verbreiteten sich dort die Traditionen Halloweens. Da Rüben knapp waren, wurden fortan Kürbisse ausgehöhlt und beleuchtet. Als eines der beliebtesten Feste der Nordamerikaner fand Halloween zu Beginn der 90er Jahre seinen Weg zurück nach Europa und so können auch wir uns am 31. Oktober verkleiden, gruseln, ekeln oder von hübschen Geistern und Vampiren verhexen lassen. | Zum Anbeißen Spinnennetzkuchen: Einen Biskuitteig in einer runden Springform abbacken und auskühlen lassen. 4 Eigelb und 170 Gramm Zucker schaumig schlagen. 170 Gramm weiche Butter dazugeben und zu einer glatten Masse verarbeiten. Grüne Lebensmittelfarbe hinzufügen und den Biskuitboden mit grüner Buttercreme bedecken. Schokolade in einem Wasserbad erwärmen und in eine Plastiktüte füllen. Eine Ecke der Tüte minimal abschneiden und mit der selbstgebastelten Tülle ein Spinnennetz auf den Kuchen spritzen. Bei großem Talent kann auch eine Spinne gemalt werden. Süße Gebeine: Biskuit backen, Stücke in Knochenform herausschneiden und anschließend mit weißem Zuckerguss überziehen. Augen in Eiter: Blaue Weintrauben in entsteinte Dosenlitschis stecken. Die gefüllten Litschis anschließend bis zur Hälfte in frisch gekochtem Vanillepudding versenken und alles mit etwas Himbeersaft garnieren. Eiskaltes Händchen: Einen Einmalhandschuh mit Götterspeise füllen, im Kühlschrank gut kühlen und anschließend den Handschuh entfernen. Die Hand aus Götterspeise mit Gummiwürmern auf einem Teller anrichten. Insekteneiswürfel: Rosinen, Gummiwürmer oder Plastikkäfer und Wasser in ein Eiswürfelfach geben und einfrieren. Man kann auch rote Lebensmittelfarbe hinzufügen, um es blutiger wirken zu lassen. Blutige Finger: Aus einem Mürbeteig ein Zentimeter dicke Rollen formen und in der Mitte zweimal einschneiden, um das Gelenk anzudeuten. Nach dem Backen den vorderen Teil der Rolle in mit Lebensmittel gefärbten roten Zuckerguss eintauchen und vorne ein Mandelblatt als Fingernagel kleben. Original italienische Spezialitäten Die Empfehlung im Uni-Viertel: Seit 10 Jahren italienische Gastlichkeit und einzigartiger Service direkt am Europa-Platz Entdecken auch Sie die einmalige Kombination aus Genuss und Leidenschaft: Im Ristorante “Il Porcino” verbindet sich die ganze Vielfalt italienischer Kochkunst mit höchster Qualität. Erleben Sie die Freude und Unbeschwertheit der berühmten Küche der Romagna, dem kulinarischen Himmelreich Italiens! Alle Gerichte auch zum Mitnehmen! Ristorante Pizzeria Salomon-Idler-Straße 24b 86159 Augsburg Tel. 0821 / 59 28 63 - 57 61 98 Rock’n’Roll und Minibomben Spieglein, Spieglein an der Wand... Spiegel selber machen, hört sich erst einmal extrem anstrengend und genauso teuer an wie gekauft. Aber hat man es einmal gemacht, will man gar nicht mehr aufhören. Im Bauhaus gibt es Styroporvorlagen (stuckartig), die man nach eigenem Belieben ansprayen kann und auf seinen nackten Spiegel klebt, um nostalgische Stimmung im Schlafzimmer zu erzeugen. Auch mit Spiegelfliesen lässt sich ein großer Spiegel herstellen, indem man sie je nach kreativer Laune auf ein bemaltes, beklebtes oder anderweitig verschönertes Holzbrett anbringt. Kreative und lustige Wohnideen für wenig Geld Text & Fotos: Natalie Stanczak Omas Schatztruhe Auch alte Möbel vom Sperrmüll oder Omas Dachboden lassen sich auf geniale Weise wieder verwenden. Mit neuen Schubladenknöpfen sieht das kleine Schränkchen schon viel individueller aus. „Als mir mein Freund welche aus Spanien mitge- Handyfotos & Graffitis bracht hat, wurde er sogar vom Zoll angehalten, Eine andere Idee sind Fotocollagen oder großformatige Fotos, die man im Internet für wenig Geld er- weil sie dachten es wären kleine Minibomben.“ beuten kann (zum Beispiel in Drogeriemärkten oder Online- Fachfotogeschäften wie www.whitewall. erinnert sich Bettina (Diplom-Pädagogik, 24). de). Motive müssen nicht immer ausgefallen sein, auch Handyfotos sind ein echter Hingucker. Stöbert Aber auch auf Flohmärkten (zum Beispiel man etwas in Zeitschriften (zum Beispiel Juice-Graffitis) oder Kunstmagazinen, kann man auch dort großer Flohmarkt in München Theresienwiese schöne, kreative Bilder finden. Ausgedruckte Graffitis auf Leinwände kleben oder Riesenposter erstel- im April) oder im Contact (Soziale Einrichtung in len kann man qualitativ hochwertig und günstig unter anderem im Copyshop. der Friedbergerstraße) fand Bettina einige lustige, Wer sich eine Pinnwand ins Zimmer zaubern möchte, bastelt sich einfach eine Tafel. Beim Bau- gebrauchte Sachen, die sie in ihrem Zimmer auf markt Wandlack besorgen und ein Stück Brett damit bestreichen und dann als Terminkalender oder neue Weise verwerten konnte. Kritzeltafel ab an die Tür oder Wand. 44 | Kultur Treue Weggefährten Frauen lieben Schuhe und warum sollten sie das nicht auch zeigen? Alte Lieblingsschuhe gehören nicht in den Müll sondern an die Wand, meint Nicole (Grafik-Design, 24). „Die Idee hab ich einem Kumpel geklaut, als wir damals zusammen gewohnt haben. Einfach einen Nagel durch das erste Loch beim Schnürsenkel und ab an die Wand.“ Mit seinen treuen Weggefährten wird so die ein oder andere Erinnerung im Wohnzimmer wach. Wer seine Wände nicht bemalen möchte, kann auch seine Schränke als Unterlage für Kunstwerke benutzen. So gibt es zum Beispiel Schränke, die extra so gebaut sind, dass man sein Foto oder Kunstwerk gleich hineinschieben kann (unter anderem bei Segmüller). Einfach mal Papa fragen Seinen Schmuck kann man kreativ zur Schau stellen, indem man Gitter an der Wand anbringt und die Ohrringe und Ketten daran befestigt. Ein paar Metallstäbe beim Baumarkt besorgen und mit einem Lötkolben zusammenlöten. Einfach mal Papa fragen… Nicht nur praktisch, sondern eben auch hübsch anzusehen. Ein kleines Paradies Auch auf wenigen Quadratmetern lässt sich ein kleines Paradies erschaffen. „Die Pflanzen hab ich vom Baumarkt, da sind sie am günstigsten und die wunderschönen Blumensträuße habe ich selbst gepflückt“, erzählt Bettina. Auch die Küche ist voller schöner Details. „Die Gewürzgläser habe ich mit Windowcolor beschriftet und die Gewürze selbst in einem Teeladen erworben, da sind sie viel günstiger als im Rock’n’Roll, Baby Supermarkt.“ Was kann man tun, damit sein Flur zu einem Stück Musikgeschichte wird? Im Rahmen Jonny Cash und Elvis als ein Meter hohes Wandgemälde sind ein echter Man muss nicht unbedingt gläubig sein, um sich Jesus in die Wohnung zu Hingucker. holen. „Die Jesusbilder hat meine Mitbewohnerin beim Contact gekauft Man muss nicht mal selbst kreativ werden, wenn man so tolle Freun- und dann noch einige künstliche Blumen aus einem türkischen Laden – de hat wie Katharina (Lehramt Realschule, 23). „Solange meine Freundin sonst alles in Rosa. Übelst kitschig, aber auch genauso lustig!“, sagt Bettina. gezeichnet hat, hab ich ihr als Gegenleistung immer Live-Musik geboten.“ Kitsch findet heutzutage wieder mehr Verehrer und kann, wenn es in Maßen Solche Wandgemälde sind aber auch ohne Unterstützung zu schaffen. Mit Photoshop ein Negativ erstellen, ausdrucken, Musterschablone aus- angewendet ist, auch richtig gut aussehen, wie man an Bettinas Bad sehen kann (zum Beispiel auch im Internet unter www.kitschmafia.de). schneiden und an die Wand damit. Man kann das Motiv aber auch mit einem Projektor an die Wand projizieren. Am besten wäre, das Bild auf eine Tapete zu malen, dann kann man es immer, auch bei Umzug, mitnehmen. Ihre Vorliebe für den Lebensstil der 60er und 70er lebt Katharina auch durch viele kleine Accessoires aus. Magnete am Boiler, Motorraduhren in der Küche und das ultimative Mini-Juke-Box-Radio vom Mediamarkt. Mit nur einfachen Handgriffen und ein wenig Lust auf Basteln kann man sich in kürzester Zeit eine noch gemütlichere Wohnung schaffen. Also überlegst du noch oder bastelst du schon? | Kultur | 45 EURE FILMCHARTS Text & Fotos: Rosina Obermayer & Johann Rhee Verena, Lehramt Englisch und Geschichte, 10. Semester, 24 Jahre „Ganz klar: mir ist an Filmen eine gute Sandra, HauptschulLehramt, 8. Semester, 22 Jahre „Ich stehe auf alternative Filme, die mich Storyline wichtig! Außerdem sollen im Verlauf „Ich gucke eigentlich nicht so viele Filme, aber überraschen. Bollywood- oder Hollywood- der Handlung überraschende Dinge geschehen wenn, dann sind es Tanzfilme. Ich tanze schon Filme begeistern mich dagegen nicht. Ein Film und das Ende nicht vorhersehbar sein. Eine seit ich sechs bin und kann mich total fürs soll authentisch sein und ein interessantes schlechte Storyline wäre etwas, wie es bei den Tanzen begeistern. Wenn ich einen Lieblingsfilm Thema behandeln. Authentisch finde ich Juno, meisten Liebesfilmen und Komödien vorkommt. nennen müsste, dann würde ich Save the Last der mich auch deshalb interessiert, weil in Auf Platz eins kommt bei mir Butterfly Effect, Dance wählen, weil hier alles stimmt: Gute England minderjährige Schwangere ein richtiges weil es vom Handlungsablauf so etwas noch Schauspieler, gute Geschichte und tolle Tänze. Problem sind. Ebenso verrückt wie auch nie vorher gegeben hat und die Schauspieler Als zweites Dirty Dancing: das ist einfach ein realistisch ist Robert Zimmermann wundert einfach klasse sind. Bei Fight Club fasziniert Klassiker. Ich finde es fast schon eine ‚Bildungs- sich über die Liebe. Vor allem der Soundtrack mich die gelungene Mischung aus guter Action lücke’, wenn man den nicht kennt. Step up to dazu ist super. An Big Fish finde ich faszinie- und spannender Story. Den Film Schule, den the Streets ist auch ein toller Film, weil mich rend, wie die Grenzen zwischen eigener und ich nur weiter empfehlen kann, mag ich wegen dort die Tanzschritte begeistern und – wie bei fremder Wahrnehmung verschwimmen.“ der guten deutschen Schauspieler und der den anderen Filmen auch – inspirieren.“ 1 2 Jonas, Jura, 2. Semester, 21 Jahre 3 coolen – drei Mal dürft ihr raten – Storyline!“ Joachim, Lehramt Englisch und Geschichte, 12. Semester, 26 Jahre Sebastian, Geographie, 10. Semester, 25 Jahre Bettina, Bachelor Spanisch und VWL, 2. Semester, 22 Jahre „Die Story und die Authentizität eines Filmes „Mir ist bei Filmen vor allem eine gute „Was mich bei Filmen ansprechen muss, ist finde ich sehr wichtig und auch, dass er eine Handlung wichtig, worunter ich zum Beispiel vor allem das Thema. Garden State hat zu gewisse Bescheidenheit hat. Das Thema muss ein unvorhersehbares Ende verstehe. Bei dem interessanten Thema noch einen tollen mich auch interessieren. Einen besonderen Fight Club ist dies zum Beispiel der Fall, wo Soundtrack und den traumhaften Schauspieler Charme hat zum Beispiel Der Engländer, der sich am Ende die ganze Geschichte noch mal Zach Braff. Er spielt so authentisch, dass ich auf einen Hügel stieg und von einem Berg wendet. Hangover gefällt mir, weil das nicht ihm sofort glaube, was er verkörpert. Zu Fight herunterkam. Bei Das Experiment dagegen so ein amerikanischer Liebeskomödien-Humor Club kann ich nur sagen, dass ich ihn einfach habe ich während und sogar nach dem Schauen ist, sondern einer, den ich mag. Auf Platz geil finde. Man muss diesen Film gesehen noch darüber nachgedacht. Er hat mich dazu drei kommt bei mir Blow, weil ich die Bilder haben, um das zu verstehen.Wer früher stirbt, gebracht, über mich selbst zu reflektieren. Es hat sehr schön finde und der Soundtrack gut ist. ist länger tot finde ich total lustig und habe ihn schon seinen Grund, dass er selbst jetzt noch Außerdem beruht er auf einer wahren Bege- das erste Mal mit einem Freund aus Hamburg immer wieder zur Sprache kommt. Das Leben benheit, was ich sehr bemerkenswert finde.“ gesehen. Wir mussten tatsächlich den Untertitel 4 5 6 der Anderen wiederum hat mich berührt, weil anstellen, weil er es nicht verstanden hat. Ein ein Teil der deutschen Geschichte aus einem deutscher Film mit deutschen Untertiteln!“ besonderen Blickwinkel dargestellt wird.“ 1 2 5 4 6 3 Kultur | 47 Liebe auf den ersten Klick Text: Tanja Bickel & Johann Rhee – Illustration: Christoph Kückner 48 | Kultur elche Erwartungen hat sie, wenn sie mit einem virtuellen Freund chattet? Umgekehrt – könnte er sich eine Beziehung vorstellen, die im World Wide Web begonnen hat? Fakt ist: Amors Pfeile machen selbst vor Bildschirm und Tastatur nicht mehr halt. Eigentlich wollten Anja* und Martin* sich von den verschiedenen Portalen, auf denen sie sich registriert hatten, wieder abmelden. Zu schlecht und enttäuschend waren die Erfahrungen, die sie damit gemacht hatten. Doch sie gaben dem virtuellen Amor noch eine letzte Chance. Heute sind sie, dem Cyberspace sei Dank, glücklich verheiratet. Hört sich ganz nach einer Liebesgeschichte des 21. Jahrhunderts an – „Liebe auf den ersten Klick“ eben, denn gerade so hat alles angefangen. Virtuelle Singlebörsen boomen Es ist ein Trend, der sich zunehmend großer Beliebtheit erfreut. Der Beziehungsaufbau im Cyberspace boomt und das nicht nur dank der immer schneller voranschreitenden Technologieentwicklung. Während in den 80er Jahren das Internet noch als „entmenschlicht“ galt, greifen heutzutage immer mehr Singles auf diverse Kontaktbörsen wie eDarling.de, parship.de oder ElitePartner.de zurück, um den Traumpartner bzw. die Traumpartnerin fürs Leben zu treffen. So hoffen immer mehr Menschen, in der virtuellen Welt die große Liebe zu finden oder zumindest den eigenen Freundeskreis zu erweitern. Im Rahmen der Studie „Singles sind anders“ stellte Beate Küpper von der Ruhr Universität Bochum fest, dass über zehn Millionen Deutsche auf der Suche nach einem Partner sind, mehr als vier Millionen davon auch online. Andere Studien zeigen, dass Online-Kontaktbörsen neben dem Arbeitsplatz bereits zu den wichtigsten Orten für Paare zählen, um sich kennen und lieben zu *Namen von der Redaktion geändert lernen. So ist auch nicht verwunderlich, dass sich zunehmend viele enge Bindungen wie Freundschaften oder Liebesbeziehungen im Netz entwickeln – und das meist viel freier und ungezwungener als im realen Leben. Amors Pfeile im Netz Sonja*, Anglistikstudentin im fünften Semester, weiß aus eigener Erfahrung, dass im 21. Jahrhundert Amors Pfeile auch vor dem Cyberspace nicht zurückschrecken. Eigentlich nutzt sie das Internet hauptsächlich um internationale Kontakte zu pflegen, doch auf myspace.de verliebte sie sich in einen charmanten und humorvollen Australier. „Wenn ich heute jemandem erzähle, dass ich sechs Monate mit einem Australier über das Internet zusammen war, dann halten mich die meisten für verrückt!“, verrät Sonja. „Aber wir waren echt verliebt ineinander. Jeden Tag haben wir stundenlang geskypt oder gechattet“. Auch wenn dank des Internets große Entfernungen überwunden werden können, ist Sonjas Netzbeziehung letztendlich gescheitert. Mehrmals hat sie mit ihm Schluss gemacht und ist dann doch wieder an ihren Laptop zurückgekehrt. Immer wieder hat sie ihn dazu >> Der Vitaminspender an der Uni – Salomon Idler Str. 24c – direkt am Europaplatz W Im Wintersemester mit täglich wechselnden Mittagsmenüs und warmen Snacks Kontaktbörsen und ihre Entwicklung: * Im Jahr 1738 wandte sich zum ersten Mal ein verzweifelter alleinstehender Mann an eine Zeitung. Diese sollte seinem Wunsch, eine Frau zu finden, Ausdruck verleihen. * Ende des 19. / Anfang des 20 Jahrhunderts kamen die klassischen Partnervermittlungsagenturen auf, die den Singles bei ihrer Kontaktsuche meist für sehr viel Geld Hilfe anboten. * In den goldenen 20ern sind die Dating-Events verwurzelt: Neben Tanzveranstaltungen in Lokalen mit Tischtelefon waren auch Rohrpostsysteme in den Metropolen üblich. * Unglaublich aber wahr: Die 20-jährige Kelly Hildebrandt aus Coral Springs im US-Staat Florida hat über Facebook ihren Namensvetter Kelly Hildebrandt aus Lubbock (US- Bundesstaat Texas) kennen und lieben gelernt. Jetzt wird sogar geheiratet. aufgefordert nach Deutschland zu kommen, was er aber nie tat. Nach sechs Monaten war dann endgültig Schluss, weil für Sonja in der Beziehung immer etwas gefehlt hat: Das Weggehen mit Freunden, die Treffen von Angesicht zu Angesicht und der Körperkontakt – das alles kann man durch das Internet einfach nicht ersetzen. Bei Martin und Anja war es anders, denn sie trennte nur die Strecke von Augsburg nach München. Sie haben sich auch nicht wirklich nur über das Internet verliebt: anfänglich fanden sie sich nur sympathisch, mochten, wie der andere schreibt und schon bald folgte dann das erste richtige Treffen. „Mir hat ihre ganze Art, die aus den Mails hervorging, einfach gefallen und ich war auch immer sehr gespannt auf ihre nächste Nachricht“, erzählt Martin. „Es war nicht gleich Verliebtheit im klassischen Sinne, weil man sich dazu ganz einfach sehen muss. Aber nach und nach entstand eine Art Seelenfreundschaft. Wir konnten uns immer viel erzählen“. Heute befindet sich ihr Hochzeitsfoto sogar in der Rubrik „Erfolgsstorys“ auf der Internetseite, auf der sich die beiden kennen gelernt haben. Verliebt, verlobt, verheiratet? Eine Netzbeziehung muss also keineswegs einen schlechten Ausgang haben. Auch ein Happy End ist heutzutage keine Seltenheit mehr wie das Beispiel von Anja und Martin zeigt. Auf die Frage nach einem Tipp für eine erfolgreiche Partnersuche im Netz, raten sie, nicht zu viel Hoffnung in eine Online-Beziehung zu setzen. Auch wenn es bei ihnen am Ende gut geklappt hat, kennen sie eben auch viele Bekannte, bei denen die „Liebe auf den ersten Klick“ in Frustration und Enttäuschung geendet hat. „Man sollte einfach keine zu großen Erwartungen haben und das ganze locker angehen“, darin sind sich beide einig. „Letztendlich lernt man sich im ‚real life’ richtig kennen.“ | 50 | Kultur Im Land der sieben Quellen Auf Entdeckungsreise in Siebenbrunn Text: Anna Schmidt – Fotos: Jan Koenen Z wischen Siebentisch- und Haunstetterwald liegt Siebenbrunn, der kleinste Augsburger Stadtbezirk. presstige hat sich für euch zwischen Herrenhäusern, Wiesen und Bächen umgesehen. vier Straßen und ein paar Dutzend, weit verstreuten Häusern besteht. Diese vier Straßen bewohnen heute etwa hundert Siebenbrunner. Fährt man an einem Wochenende durch den Siebentischwald und folgt dem Strom der Radfahrer, landet man mit hoher Wahrscheinlichkeit in Siebenbrunn. Dieses beschauliche Örtchen liegt südlich des Siebentischwalds, zwischen Haunstetten und dem Lech – idyllisch zwischen Wiesen, Bächen und Bäumen. Den Namen erhielt Siebenbrunn von sieben Quellen, die hier einst entsprungen sind und Augsburg mit Trinkwasser versorgten. Wenn man auf eine Karte von Augsburg blickt, ist die Siedlung leicht zu übersehen, da sie lediglich aus Frankreich in Augsburg Ein riesiges Heer an Fahrrädern säumt den Eingang der Waldgaststätte Jägerhaus. Kaum zu glauben, dass man in Augsburg ist und nicht irgendwo auf dem Land. Im Biergarten genießen die Ausflügler die Sonnenstrahlen und stärken sich mit einer Brotzeit. Die meisten von ihnen wissen wahrscheinlich gar nicht, dass in Sichtweite ein Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert steht. Neben der Größe und der Stattlichkeit beeindruckt >> Stadtleben | 51 das Haus auch durch sein Mansarddach, eigentlich eine typisch französische Bauart. Ein Mansarddach hat zwei verschiedene Neigungen, wobei der untere Teil um einiges steiler ist als der obere. Dadurch entsteht unter dem Dach zusätzlicher Wohnraum. Wie kommt diese französische Dachform aber nach Siebenbrunn? Streit um Mansarddächer Im 18. Jahrhundert gehörte das Waldgebiet, das damals „Meringerau“ hieß, zum kurfürstlich-bayerischen Staatsbesitz. Es war Jagdrevier bayerischer Jäger und Ochsenweide Augsburger Metzger. Im Jahr 1804 gab die kurfürstliche Landes-Direktion die Meringerau zur Kultivierung frei. Fünf Bewerber erwarben schließlich große Grundstücke und bauten fünf Herrenhäuser mit Mansarddächern. Sie begründeten damit das heutige Siebenbrunn. Diese Mansarddächer führten in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einer großen Diskussion in Augsburg. Journalisten behaupteten, dass einst verfolgte Hugenotten, also französische Protestanten, in Siebenbrunn Zuflucht gefunden und die typischen Mansarddächer errichtet hätten. Bereits einige Jahre zuvor hatte die Stadt Augsburg, ohne sich ausreichend zu informieren, eine Siebenbrunn-Straße in „Hugenottenweg“ umbenannt. Das sorgte für noch mehr Diskussionsstoff. Historiker klärten den Streit schließlich auf: In Siebenbrunn haben nie Hugenotten gelebt. Die französische Dachform war wohl im 19. Jahrhundert gerade in Mode. 52 | Stadtleben Stopp: Trinkwasserschutz Rund um die stattlichen Herrenhäuser errichteten auch zahlreiche Kleinbauern ihre Häuschen – es entstand ein Unter- und ein Oberdorf. Ende des 19. Jahrhunderts gab es sogar eine große Weberei, die viele Arbeitsplätze bot. Siebenbrunn war ein kleiner Industrieort mitten im Wald geworden. Doch ab 1970 folgt die Kehrtwende. Die Stadt Augsburg beschloss das Trinkwasserschutzgebiet zu vergrößern. Siebenbrunn, das erst 1910 nach Augsburg eingemeindet wurde, gehörte nun teilweise in die engere Trinkwasserschutzzone. Die Stadt erließ einen rigorosen Baustopp. Das Unterdorf musste der Schutzzone weichen und wurde völlig abgerissen. Bereits 1978 war das Gebiet des ehemaligen Unterdorfs wieder aufgeforstet und heute ist keine Spur mehr von einer Ansiedelung zu entdecken. Villen, Biergarten und Bäche Die alten Häuser mit Mansarddach hatten ebenfalls wenig Glück: Von den fünf Anwesen stehen heute nur noch zwei. Auch wenn die Ausflügler meist nicht wissen, wie die prunkvollen Villen entstanden sind, so gibt es doch kaum einen Radfahrer oder Spaziergänger, der nicht kurz innehält und die Villen bestaunt. Und auch wenn die vielen Bäche Siebenbrunn zum Verhängnis wurden, laden sie trotzdem zu einer Rast in idyllischer Umgebung ein. | Studenten ohne Grenzen? Eine Bestandsaufnahme zwanzig Jahre nach dem Mauerfall Text: Sophia Druwe & Sebastian Schock – Fotos: Vicky Wagensommer & privat OST von west nach ost und von ost nach west – sie fühlen sich in allen himmelsrichtungen zuhause. oben: Sabine, David, Nadine unten: Bastian, Ulrike WEST WEST A ugsburger im Osten, der Osten in Augsburg. Was sind die Eindrücke von und – wenn überhaupt – die Unterschiede zwischen West und Ost? presstige hat sich für euch anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls mit ein paar dieser „Exilstudenten“ auf beiden Seiten unterhalten. Was vor über zwanzig Jahren noch unmöglich war, ist jetzt eine selbstverständliche Option für alle deutschen Studenten: Ostdeutsche Studierende können ihren Studienplatz nun auch unter allen Hochschulen im Westen suchen und umgekehrt. Die 54 | Stadtleben Hochschulinitiative Neue Bundesländer hat sich zur Aufgabe gemacht, ostdeutsche Städte den Studierenden durch die Kampagne „Studieren in Fernost“ schmackhaft zu machen und überfüllte Hochschulen in Westdeutschland zu entlasten. Im SchülerVZ, dem Pendant zum StudiVZ für Schüler, wurde die „Studiensuchmaschine“ eingerichtet, die je nach Studiengang die passende Uni in den neuen Bundesländern anzeigt. Die Uni Leipzig ließ einen Teil der westdeutschen Studienanfänger sogar mit dem Trabi aus ihrem Wohnort abholen. Was hat man heute bei einem solchen Ortswechsel zu erwarten? Ost-Brezen schmecken anders „Klar gibt es Unterschiede zwischen den Sachsen und den Bayern. Aber die gibt es zwischen den Bayern und Badenern auch“, fasst es der Augsburger David Klingelstein zusammen. Er studiert an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Wirtschaftsingenieurwesen. Hinsichtlich der bayerischen Biergartenkultur könne man im Osten noch einiges verbessern und auch die Brezen schmecken dort irgendwie anders, bekam presstige von mehreren befragten Studenten zu hören. Doch Kein Grau. Kein Alt. Kein Trist. Denn „grau“, „alt“, „trist“ und „heruntergekommen“ sind Städte wie Leipzig und Dresden jedenfalls nicht. Die Leipziger Journalistikstudentin Sabine beschreibt ihre Wahlheimat als „unglaublich grün, mit vielen Seen und einem hohen Freizeitwert“. Die Unis sind, was Ausstattung und Betreuung angeht, denen im Westen sogar oft überlegen. „Jedem Student wird hier ein Dozent als Mentor zugeteilt, also hat man von Anfang an einen persönlichen Ansprechpartner“, so Nadine, die in Erfurt Staatswissenschaften und Literatur studiert. Dort wurde der Bachelor schon 1999 eingeführt, soviel also zum Thema „rückständig“. „Besser Medizin in Halle studieren als in München: Persönlicher, weniger Leute, keine Massenabfertigung und alles überschaubarer“, attestiert auch Exilstudent Max. Vor allem geringe Wohn- und Lebenshaltungskosten sowie nichtvorhandene Studiengebühren entlasten jeden studentischen Geldbeutel im Osten. „Dreizimmer-WG zu zweit, pro Person 250 Euro warm bei einer zentralen Lage: In München würde dasselbe wahrscheinlich doppelt so viel kosten“, erzählt Max. Außerdem, so Sabine, ist man im Osten sparsamer beim Weggehen und zeigt mehr Eigeninitiative bei der Abendgestaltung. Viel Smalltalk, wenig Streetpunk In Augsburg schneiden die Weggehmöglichkeiten bei Studenten aus Ostdeutschland weniger gut ab: „Passt schon. Ist halt klein und ruhig hier“, findet Bastian, Mechatronikstudent an der FH Augsburg. Der Dresdner findet es schade, dass es für ihn hier nicht so viele Möglichkeiten gibt, in Clubs seine Musik zu hören: Oi!, Ska oder Streetpunk. Darüber hinaus seien die Leute in seiner Heimat tendenziell „offener, es ist leichter mit ihnen ins Gespräch zu kommen und nicht nur Smalltalk zu veranstalten“. Ulrike, Studentin der Erziehungswissenschaften in Augsburg aus Dessau kann hingegen Mentalitätsunterschiede der Augsburger zu ihrer Heimat nicht feststellen. Bis auf kleine Verständigungsprobleme: Ein „Hendl“ heißt in ihrer Heimat „Breuler“, und beim Bäcker bestellt man dort ein „Brötchen“ statt einer „Semmel“. Da haben wir es: Unsere befragten Studenten, sowohl aus den alten als auch aus den neuen Bundesländern, fanden das Gerede über tiefgreifende Unterschiede zwischen West und Ost völlig überzogen. Mit der Wahl ihres Studienortes sind sie allesamt zufrieden und bestätigen, dass sie diese Entscheidung jederzeit wieder so treffen würden. David bringt es auf den Punkt: „Nach zwanzig Jahren sollte man dieses Thema mal ad acta legen. Wir sind ein Land und das ist auch gut so!“. | OST einfach ist der Ost-West-Gegensatz nicht zu erklären. Denn: Warum können sich laut einer Umfrage nur fünf Prozent der westdeutschen Jugendlichen vorstellen, im Osten Deutschlands zu studieren? Es drängt sich die Vermutung auf, dass hier bei vielen immer noch ein völlig falsches Bild dahintersteckt. WIR KÜMMERN UNS UM IHREN URLAUB – NUR KOFFER PACKEN MÜSSEN SIE NOCH SELBST! Genießen Sie die Festtage einmal ganz anders – im Urlaub! Galabuffets, Tanz, Ambiente, Livemusik, Feuerwerk – das breit gefächerte Angebot bei uns im Uni Reisecenter lässt keine Wünsche offen. Hermann-Köhl-Str. 7 86159 Augsburg Tel.: 0821-585845 Fax.: 0821-583363 Inh. Katharina Marksteiner e-mail: [email protected] www.unireisecenter.de Silvester in Paris (29.12.09 – 01.01.10) eine der größten „Open Air Silvester Parties“ auf den Champs Elysses, Preis p. P. inkl.Busanreise ab 169,- Euro im DZ Silvester in Amsterdam (29.12.09 – 01.01.10) Weltstadt mit viel Atmosphäre und Kultur, Jahreswechsel am Rembrandtplain /Leidseplein, Preis p. P. inkl. Busanreise ab 199,- Euro im DZ Silvester in Berlin (30.12.09 – 01.01.10) hier tobt der Bär rund um das Brandenburger Tor, singen, tanzen, feiern und ein Riesenfeuerwerk sind angesagt, Preis p. P. inkl. Busanreise ab 199,- Euro im DZ Bei uns können Sie ein umfangreiches Repertoire an Reisezielen weltweit buchen! Kommen Sie doch einfach hereinspaziert ins Uni Reisecenter, wir freuen uns auf Sie und beraten Sie gerne! Leseoase in orange Augsburgs neue Stadtbücherei ist nicht nur optisch einen Besuch wert Text: Bettina Schäferling & Judith Schmidt – Fotos: privat E ine ausgefallene Architektur und High-Tech vom Feinsten zeichnen sie aus. Aber nicht nur deswegen sollte man sich die neue Stadtbücherei einmal ansehen. Denn sie bietet dem Besucher auch einigen Komfort und Lesestoff für nahezu jeden Geschmack. Orange – so könnte man die neue Stadtbücherei in einem Wort beschreiben. Laut Goethes Farbenlehre steht diese Farbe für Erfrischung und Fröhlichkeit. Tatsächlich ist beim Be- treten des Gebäudes eine offene und positive Atmosphäre spürbar. Dafür sorgt vor allem die moderne Architektur mit ausgedehnter Glasfassade, fließenden Übergängen zwischen den Stockwerken und einem ausgeklügelten Lichtkonzept. So wird zum Beispiel das Sonnenlicht auf den Boden reflektiert und erzeugt dadurch farbige Lichtspiele. „Für alle offen“, so lautet der Slogan der Bücherei, die 50 Stunden pro Woche geöffnet hat. Ein Service, der ausgiebig genutzt wird: Allein in den vier Wochen nach der Eröffnung am 20. Juni 2009 strömten rund 60.000 Besucher in den Neubau. Für den hatten die Augsburger lange gekämpft – erst durch ein Bürgerbegehren im Jahr 2004 war die Stadt dazu gebracht worden, das 15 Millionen teure Bauprojekt in Angriff zu nehmen. Das Wichtigste in Kürze: Wo? Ernst-Reuter-Platz 1 Wann? Mo-Fr 10-19 Uhr; Sa 10-15 Uhr Was? Bücher, CDs, DVDs,... Wie viel? Studenten kostet ein Büchereiausweis 6,50 Euro für ein Jahr, Erwachsene zahlen 13 Euro, alle unter 18 nichts. 56 | Stadtleben Was ist neu? Die Stadtbibliothek ist jetzt auf dem neusten Stand der Technik: Bücher kann man sich selbst per Barcodescanner auf sein Benutzerkonto buchen. An Automaten kann man Medien rund um die Uhr zurückbringen, da ein Chip im Buch die Tür zum Vorraum öffnet. Darüber hinaus gibt es eine sogenannte E-Ausleihe durch die man Medien, beispielsweise die Zeitschrift „Der Spiegel“ oder Musik, bequem via Internet auf dem Es gibt kaum Plätze zum konzentrierten Lernen, dafür aber eine Vielzahl bequemer Lesesessel und riesiger bunter Sitzsäcke. Auf der Galerie gibt es sogar Liegestühle, auf denen man zum Beispiel nach einer Shoppingtour in der Annastraße alle Viere von sich strecken und gemütlich lesen kann. Und den kleinen Hunger zwiLesen mit allem Komfort schendurch kann man im angebauten Literaturcafé bekämpfen. Wer zum Die lockere Kaufhausatmosphäre hat Lesen dagegen völlige Stille braucht, aber auch ihre Nachteile: So still wie kann seine Bücher ja auch mit nach go105x143.qxp:. 10:22 Uhr | in der Unibibliothek Coffee ist es hiertonicht. Hause nehmen.22.09.2009 eigenen Computer betrachten kann. Auch sind 36 Internetplätze von Büchereiausweis-Besitzern zwei Stunden pro Tag nutzbar. High-Tech ist aber nicht alles, die neue Stadtbücherei ist auch besser sortiert und übersichtlicher angeordnet als früher. Seite 1 Unbedingt probieren! GENUSS – AUCH FÜR UNTERWEGS ! ... mit Cappuccino, Latte macchiato, Latte Flavour oder einfach einem „Haferl Kaffee“ to go! GENUSS FÜR SIE DEN GANZEN TAG Sie sind bunt und schrill, sie bewegen und polarisieren: Graffitis. Text: Katharina Schaffer & Kathrin Stangl – Fotos: Natalie Stanczak & privat 58 | Stadtleben W meister der farbdosen: streetart-künstler kuse er in Augsburg die Augen offen hält, entdeckt in der Nähe der Uni einen der Plätze, an dem sich Sprayer ungehemmt und legal ausleben können: Die „Hall of Fame“ in Haunstetten. Die wenigsten wissen, dass hauptsächlich Augsburger Studenten hinter dem bunten Treiben stecken. das Sprayen einen Ausgleich. Andere Leute sammeln Briefmarken, ich mal’ Graffiti.“ Stimpy ist Mitglied der AKOA-Crew. „Another kind of addiction“ – ein Slogan, dem wohl die meisten Sprayer zustimmen dürften. „Style. Buchstaben. Farben. Formen.“ So definiert der 24-jährige Student mit dem Künstlernamen Kuse sein Hobby. Die Leidenschaft zum Sprayen wurde bei Kuse schon relativ früh geweckt. Seit zehn Jahren ist er mit dem Virus infiziert, der ihn bis heute nicht losgelassen hat. Die Kritzeleien in den Schulheften wurden mehr und mehr zu Kunstwerken, die es bald in Großformat umzusetzen galt. So kam es, dass Kuse zum ersten Mal eine Spraydose in die Hand nahm. Graffiti polarisiert. Kuse allerdings hat bisher nur positive Erfahrungen gemacht: „Die Qualität macht’s! Besonders fotorealistische Kunstwerke, tolle Hintergründe und Figuren kommen beim Publikum gut an. Mit Buchstaben allein können die wenigsten etwas anfangen.“ Sein Hobby kann er sich durch Privataufträge finanzieren. Stimpy kann die Vorwürfe, dass Vieles Geschmiere ist, zum Teil nachvollziehen. „Man darf nicht vergessen, dass Graffiti aus Kritzeleien entstanden ist.“ Studium und Hobby – eine Einheit Graffiti legal ausleben Heute studiert er Kommunikationsdesign an der Hochschule Augsburg. Es gibt viele Parallelen zwischen Graffiti und Design. „Ich habe mein Hobby sozusagen zum Beruf gemacht. Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen“, erklärt Kuse glücklich. Sein Studiengang beinhaltet unter anderem ein Fach namens „Schrift“. Hier kann er anwenden, was er sich beim Sprayen über viele Jahre hinweg angeeignet hat. Auch der 23-jährige Stimpy hat vor, nach seinem Abitur, das er auf dem zweiten Bildungsweg macht, Design zu studieren. „Für mich bedeutet Kunst scheidet Geister Es gibt nur wenige Plätze in Augsburg, an denen sich Sprayer auf legale Weise ausleben können. Doch Engagement und Durchhaltevermögen kann Früchte tragen. So gelang es dem 24-jährigen Kuse zusammen mit seiner Crew eine eigens für sie zugelassene Unterführung an der Autobahnbrücke der B17 zu gewinnen. Die Stadt hat ihr OK gegeben, so dass dem bunten Treiben nichts mehr im Wege steht. In ihrer eigenen „Hall“ werden hauptsächlich großflächige Konzeptwände präsentiert. Sie fallen sofort ins Auge und geben der Stadt ein neues, ein buntes Gesicht: Style. Buchstaben. Farben. Formen. | Stadtleben | 59 Faule Gedanken eines Stadtheroen Hier schwätzt dr Schdoinerne Ma Text: Dominik A. Hahn 60 | Kultur W artets amal... bin glei soweit... a kloins Momentle no... so jetzda... Musst erscht amal den Dönr z‘rücklega, bevor i nausgeha durft. Des habtsa ja sicher ghört, gell?! Also von dr Anzeig gega dr Arkadasch-Ma. Da wollt a Kund mit seim Dönr doch glatt nach Mittrnacht - i moin, des musch dir ja mal in Echt echt vorschdella - mit soinem blegda TürkaBrötle naus auf‘d Schdraß geha. Doch d‘Augschburga Schdadtschbitz kann si echt glücklich schätza, dass bei uns d‘Indegration so gut klappa tut, weil si dr Arkadasch-Inhabr ordnungsgmäß und todesmutig in dr Weg gschdellt hat. Und des nur, um die Anordnunga vom Böhm Waldr, so wie sichs halt in Bayerisch-Schwaba halt au g‘hört, wie i parteiunabhängig find, exekutiv au durchz‘führa. Schdellt si halt glatt dem oignen Gascht in dr Weg, damit der bloß ned d‘Glegaheit hat, absichtlich d‘Augschburga Brachtmeil eklehaftrweis z‘verschmutza. I moin, i bin mit‘m Arkadasch vollkomma dakohr, dass der Gascht si nur den Dönr kauft hat, um den dann auf dr Maxschdraß öffentlichkeitswirksam auf dene hisdorische Pflaschdrschdoin zu verteila. Weisch, und anschdatt, dass der si bedanka tut, dass er aufghalta wurd, a Schraftat zu begeha, greift der mir nix dir nix in d‘jurischdische Drickkischd und verklagt des arme Arkadäschle. I moin, so ebbes ka halt au nur in dr Fuggrschdadt passiera. Dass die an a Gsetz hälsch, des du gar ned gut findsch und dann au no vor Gericht schdehsch, weil du di dafür einsetza tusch, dass si andre dran halta. Und dr Obrhammr isch ja, dass d‘oigene Schdadtvertretdr im deutscha Reichstag römischr Nation gar ned wissa, was dr Arkadasch isch. Musch nur mal `n Chrischdian Ruck fraga. Vor dr großa Wahl letzschdens hams alle Kandidata gfragt, ob‘s n Arkadasch kenna. Und dr CSU-Ruck hat, wohl um dem C im Namen soinr Partei endlich mal grecht z‘werda, g‘antwortet: „Mei Gott, was ischn des für a Frag?“ Des Witzle isch ja, dass d‘ Augschburgr im Zweifel eher wissa, wer dr Arkadasch is als dr Ruck. Abropohs Bekanntheit: Kennt‘s a `n Alexander Süßmair? Kannt i au ned. Isch abr au kei Schand ned. Der isch von so ner Sekt, hab i g‘hört. Die Linke nennt si di. Und i woiß ned, ob dr Verfassungsschutz oder d‘SPD a größeres Aug auf die Sektierer haba. Jedafalls isch dr Spruch „Mehr Reichtum für alle“ gut bei die Augschburga akomma. I moin, find i au gut, weil dann kann dir au die Erhöhung der Bahnbreis im Windr egal sei, und dem Schaffnr kasch sogar beim Kontrolliera no a Drinkgeld geba. Also sitzt ab jetzt dr Süßmair Alex im Reichstag und freut si, dass sei Rentnanschprüch schbrunghaft a‘gschdiega sin. Übrigens sind d‘Plakat von dr Linka d‘Oinzige, die no ned von die Bäum weg g‘nomma worda sind. Mei Forderung isch daher: Der Wahlkampfschpruch müsst ab sofort um‘gändert werda in „Mehr Faulheit für alle“. I bin sichr, dass des in dr linken Szen au ganz gut akomma tut. Abr mei, was willsch macha? Am beschda isch, du machsch gar nix, weil dann kriegsch‘n Friedensnobelbreis. Weisch, des musch dir ja mal echt geba: I reiß ma‘n Arsch auf und riskier für die ganzn Drottl hier in dr Schdadt mei Leba, als i auf dr Schdadtmaur die Leib Brot nundr g‘schmissa und unsr Schwabamedrobol quasi n Frieda z‘rückbracht hab. Und was krieg i? A g‘schissene Schdatue an dr Schadtmaur. Weisch, ned amal in dr Maxschdraß, sondern eher so im LüpertzAphrodite-Style am Arsch dr Welt, wo mi koinr sigd. Des is quasi wie mit dr Augschburga Uni. Die is au soweit draußa, dass in dr Schadt selbscht gar koinr weiß, dass es eine gibt. Abr Haubdsach isch ja, dass ihr des wissa tuts. I wünsch Eich also viel Freid im Windrsemeschdr und no an Tipp von meinr Seit: Folgts doch dr Mensa auf Twitttr undr @EatUniAugsburg - des lohnt si mehr als des Essn, hab i g‘hört! Eir Konrad Hackher aka dr Schdoinerne Ma. | Auch mit dem neuen Hochschulpfarrer Thomas Groll ist gut Kaffee trinken – Eine kurze Vorstellung Interview: Kete Shabani & Martina Wengenmeir – Fotos: Natalie Stanczak & Jan Koenen presstige: Herr Groll, warum sind Sie Pfarrer geworden? Pfarrer Groll: Mein Heimatpfarrer hat uns Jugendlichen immer viel Freiheit gelassen. Aber manchmal hätte ich mir mehr Begleitung gewünscht und habe mir gedacht: ‚Es bräuchte auch junge Pfarrer.‘ Daraus entstand die fixe Idee, es selber und besser zu machen. Und warum jetzt Hochschulpfarrer? Mir ist der persönliche Kontakt zu den Menschen sehr wichtig. Deshalb freue ich mich auf die Begegnung mit den Studierenden. Die Arbeit mit dieser Altersgruppe, die in der Pfarreiarbeit und bei meiner Tätigkeit als Bistumshistoriker kaum vertreten ist, ist für mich besonders interessant, weil gerade jüngere Menschen in ihrem Denken noch nicht festgefahren sind. Sie sind als gebürtiger Augsburger immer noch ihrer Heimat treu. Was macht den Reiz dieser Stadt aus? Ich mag Augsburg vor allem, weil es überschaubar ist und alles anbietet, was den Reiz einer Stadt ausmacht. Und falls man zum Beispiel kulturell noch mehr möchte, ist München nicht weit. Dort leben will ich allerdings nicht. Titelthema dieser Ausgabe ist das Ehrenamt. Sind Sie ehrenamtlich engagiert? Bei mir war Ehrenamt immer auf die Kirche zentriert, was auch an meinem kleinen Stadtteil, dem Spickel, gelegen haben mag. In meiner Jugend war ich als Mini strant tätig, danach habe ich über Leiterrunde und Pfarrgemeinderat bis hin zur Kirchenverwaltung sozusagen alle ehrenamtlichen Aufgaben dort durchlaufen. Also stehen Sie dem Ehrenamt positiv gegenüber? Natürlich! Ehrenamt ist das A und O. Ohne dieses freiwillige Engagement könnte in unserer Gesellschaft nichts funktionieren. Zum Glück wird es in den letzten Jahren immer mehr geschätzt und auch von Arbeitgebern zusehends gewürdigt. 62 | presstige Apropos Würdigung im Berufsleben: Was halten Sie, auch aus ethischer Sicht, von ehrenamtlicher Tätigkeit, nur um den Lebenslauf zu beschönigen? Wenn die Arbeit trotzdem gut gemacht wird, ist daran nichts auszusetzen. Eine Tätigkeit aus berechnenden Gründen sieht allerdings immer anders aus, als der Einsatz mit Leib und Seele. Dieser Unterschied ist über kurz oder lang vermutlich dann doch spürbar. | Auch Lust auf ein Tässchen? Diesmal: „ Der Pharisäer“ – Kaffee süßen, 4 cl braunen Rum hinzufügen – Schlagsahne darüber, nicht umrühren, fertig! (Wer umrührt muss eine Runde spendieren!) Legende und Etymologie: „ Der Pharisäer“ soll im 19. Jahrhun- dert auf der nordfriesischen Insel Nordstrand entstanden sein. Um ihren besonders asketischen Pastor zu überlisten, schütteten die Friesen bei einer Taufe Rum in ihren Kaffee, während der Pastor natürlich nur normalen Kaffee bekam. Um den Geruch von Alkohol zu verhindern, bedeckte man das Getränk kurzerhand mit einer Schlagsahnenhaube, die das Ver- dunsten des Rums im heißen Kaffee nicht zuließ. Als der Pastor dennoch hinter die Scheinheiligkeit kam, rief er bib- lisch angelehnt: „Oh, ihr Pharisäer!“ – Ein Vergleich zu den im Neuen Testament als „Heuchler“ kritisierten Vertretern der Pharisäer. 16:00 – 17:00 17:00 – 18:00 Alle Angaben ohne Gewähr Zusammengetragen von Katrin Unsöld Download auf presstige.org Sausalitos Ratskeller Samok City Murphy‘s Law Platsch Paradiesgarten Movie Bar Ratskeller Coq (Donnerstag bis Samstag 20:00 – 22:00 Uhr) Iguana Joe's Samok City The Post Papa Sitos Mr. Onions Joe Peña‘s Capitol 24:00 – 01:00 Viktor The Post Papa Sitos Mr. Onions Flair City 19:00 – 20:00 Iguana Joe's Essbar Corso 20:00 – 21:00 Enchilada Drei Königinnen Cohiba Capitol 21:00 – 22:00 Pino Barium 56 Caipi 22:00 – 23:00 Joe Peña‘s Commerzienrat 18:00 – 19:00 Altstadtcafé 23:00 – 24:00 König v. Flandern Täglich Happy Hour Guide 01:00 – Ende Sonntag Samstag Freitag Donnerstag Mittwoch Dienstag Montag Park Lounge Nudelbar Nudelbar Nudelbar Nudelbar Park Lounge Park Lounge Park Lounge Movie Bar (ab 12 Uhr) Nudelbar Nudelbar Movie Bar (ab 12 Uhr) Nudelbar Peaches Peaches Weisses Lamm Movie Bar Weisses Lamm Movie Bar Weisses Lamm Movie Bar Weisses Lamm Movie Bar Movie Bar Rockfabrik Kantine Circus Rockfabrik Liquid Mo Club Mahagonibar Barfly Mo Club Mahagonibar Barfly YUM Club Mo Club Mahagonibar Mo Club Mahagonibar Nudelbar Nudelbar Nudelbar Nudelbar Nudelbar Nudelbar ediuG ruoH yppaH 01:00 – Ende 24:00 – 01:00 23:00 – 24:00 22:00 – 23:00 21:00 – 22:00 gro.egitsserp fua daolnwoD rhäweG enho nebagnA ellA dlösnU nirtaK nov negartegnemmasuZ 20:00 – 21:00 19:00 – 20:00 18:00 – 19:00 17:00 – 18:00 16:00 – 17:00 D Michael Sentef über Polli, die Kuh, und weibliche Führungsstärke im Ehrenamt Text: Michael Sentef – Illustration: Christoph Kückner Glosse 66 | presstige ie Kuh ist das Symbol weiblicher Führungsstärke in Zeiten der Krise. Dieser Satz stammt nicht von mir, keine Angst. Er stammt eigentlich von der neuen Chefin. Also eigentlich von unserem Grafikchef. Also eigentlich hatte ich eine Eingebung beim Wanderurlaub in Südtirol, nachdem der Grafikchef mich angerufen hatte, nachdem die neue Chefin ihn angerufen hatte – wir brauchen dringend eine Glosse, hatte sie gesagt, und die Glosse soll mit Ehrenamt zu tun haben, und der Grafikchef hat mir dann gesagt, dass er eine Kuh haben möchte, die sei an sich bildlich leichter darstellbar als ein Ehrenamt, und ich sei ja im Wanderurlaub und habe reichlich Anschauungsmaterial. Also kuhmäßig jetzt. Assoziationen sind ja manchmal sinnfrei. Andererseits: Sigmund Freud. Ich muss nicht bewusst nachdenken, und trotzdem blubbert es aus mir heraus. Die Südtiroler Kuh, nennen wir sie Polli, muss auch nicht bewusst an ihren Stoffwechsel denken, und trotzdem blubbert etwas aus ihr heraus. Und ich trete dann rein. Der Wanderprofi sagt dazu: Tretminen, Erstinkungsgefahr. Polli sagt dazu: Muh. Und ich sage dazu: Scheiße. Die Chefin will Ehrenamt als Glossenthema, der Grafikchef eine Kuh, und weil ich weibliche Führungsstärke akzeptiere, assoziiere ich, völlig unbewusst, aber möglicherweise dennoch nicht unabsichtlich, die Kuh mit der führungsstarken weiblichen Führungskraft. Die Kuh ist ausdauernd, leistungsstark, gesund und ratscht gern. Der soziologisch Gebildete sagt dazu: Sie sozialisiert. In all dem ist sie das Gegenteil männlicher Führungsschwäche, zu meiner Ehrenrettung sei allerdings gesagt: Ich arbeite auch nur ehrenamtlich, mein Zuckerl bekomme ich, wenn die Chefin aufhört zu meckern, mein Lohn ist die künstlerische Freiheit. Jetzt Ehrenamt. Wir arbeiten ja alle ehrenamtlich. Und die Kuh im Prinzip auch, sie bekommt kein Gehalt, nur frisches Gras und manchmal ein Zuckerl. Also Mineralienmischungen, sagt der Südtiroler Bauer, ich sage lieber Zuckerl. Das Erstaunliche aber ist: Die Kuh Polli folgt auch ohne Zuckerl, wenn ich ihr gut zurede. Sie läuft mir nach, über Stock und Stein, mehrere Kilometer lang, auch als ich sie längst lieber loswerden möchte, trabt sie weiter im Sicherheitsabstand hinter mir her. Erst ein Gatter stoppt Polli, und Polli bleibt stehen und sagt: Muh (kläglich)! Ehrenamtsmäßig ist das CreditPoint-System der Killer. Studium bedeutet heute: Punktesammeln. Wie früher bei den Milchpackungen, da gab es immer rote Punkte zum Ausschneiden, und wenn man zehn rote Punkte hatte, konnte man an einem Gewinnspiel teilnehmen und eine blaue Kuh reiten. Oder so. Ich habe nie etwas gewonnen, trotzdem habe ich eifrig gesammelt. Ohne roten Punkt habe ich freiwillig keine Milch getrunken. So ist das heute mit den Credit Points. Die Credit Points sind die roten Punkte des Studiums. Fürs Ehrenamt gibt es aber keine roten Punkte, und schon gar keinen Ritt auf einer blauen Kuh. Höchstens auf Polli. Polli ist ehrenamtlich gesehen ein Prachtexemplar, sie ist außerdem eine Prachtkuh und blubbert prachtvoll, zum Abschied hinterlässt sie noch eine stattliche Tretmine, dann trottet sie zurück zu ihren Kuhfreundinnen. Um zu sozialisieren, vermutlich. Dann ruft die Chefin an: Wo ist die Glosse? – Sie ist schon fertig, es geht um Polli, die Kuh, und um Tretminen. Nebenbei erläutere ich anhand der Kuh moderne weibliche Führungsstärke, und ebenfalls anhand der Kuh erkläre ich, war- um ehrenamtliche Betätigung keine Zuckerln braucht. – Du spinnst, entgegnet mir die Chefin. Bezeichnest du mich etwa als Kuh, so ganz unbewusst? – Würdest du Polli kennen, es wäre dir eine Ehre, mit ihr verglichen zu werden, sage ich rotzfrech. Ich höre ein Wutschnauben in der Leitung, plötzlich ist es ruhig. Hinter dem Gatter muht Polli. Und die Chefin sagt: Mach, was du willst, Hauptsache bis Montag. Und legt auf. Ehrenamtlich gesehen ist die Chefin auch ein Prachtexemplar. Ich bewundere die Chefin. Sie braucht keine Zuckerln, ihr genügt eine Glosse bis Montag, mit Kuhvergleichen und Tretminen, dass es kracht. Der führungsschwache, dafür hemmungslos blubbernde männliche Glossist wird großzügig geduldet. Die Chefin ist das Symbol weiblicher Führungsstärke in Zeiten der Krise. Neben Polli, der Kuh. | Gesundheit in besten Händen. BEWEGTE ZEITEN. SICHERE LEISTUNG. Gewinnen auch Sie mehr Sicherheit mit der AOK! www.aok-gewinnerseite.de Jetzt zur AOK wechseln! CR P V RL G R 68 | presstige D Ausgabe 14 – Herbst 2009 – www.presstige.org HG Impressum HG – Herausgebergremium: Prof. Dr. Thomas Schwartz | [email protected] | V.i.S.d.P. (bis #14) ∞ Christopher G. Große | [email protected] | Herausgeber, Redaktion ∞ Dr. Thomas Groll | [email protected] | V.i.S.d.P. (ab #15) ∞ Thomas Benseler ∞ Ernst Holme ∞ Alois Knoller ∞ Sebastian B. Priller ∞ Michael Sentef | [email protected] | Herausgeber, Redaktion CR – Chefredaktion: Kete Shabani | [email protected] | Chefredakteurin ∞ Martina Wengenmeir | [email protected] | Chefredakteurin RL – Ressortleitung: Luisa Boger | [email protected] | Ressortleiterin Sport ∞ Wiebke Henke | [email protected] | Ressortleiterin Politik & Karriere, Projekt- & Seminarkoordination ∞ Benjamin Regler | benjamin.regler@ presstige.org | Ressortleiter Hochschule ∞ Viktoria Wagensommer | [email protected] | Ressortleiterin Stadtleben R – Redaktion: Laura Amenta | [email protected] | Redaktion ∞ Tanja Bickel | [email protected] | Redaktion ∞ Sophia Druwe | sophia. 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