Musik und Drama
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Musik und Drama
MUSIK und DRAMA Mitteilungen des Richard-Wagner-Verbandes Berlin-Brandenburg e. V. Jahrgang 2008, Nr. 25, November 2008 Kein Mitleid mit Rienzi! Editorial Der RWV besuchte Katharina Wagners Inszenierung in Bremen es gilt ein kleines Jubiläum zu feiern: „Musik und Drama“ erscheint zum 25. Mal. Aus diesem Anlass freut es mich sehr, dass ich für diese besondere Ausgabe Prof. G. Fürstenau und C. A. Roesler als Autoren gewinnen konnte. Unser Ehrenmitglied wirft einen Blick auf die Entstehung der Verbandszeitschrift und unser langjähriger Redakteur bringt uns den „Ring“ für Kinder an der Deutschen Oper Berlin nahe. In bewährter Form schaut „Musik und Drama“ über das Verbandsleben hinaus diesmal nach Hamburg, wo der „Ring“ in der Regie von Claus Guth im Oktober mit der „Walküre“ seine kontrovers diskutierte Fortsetzung fand. Zu den Festtagen 2009 steht ein neuer „Lohengrin“ auf dem Spielplan der Staatsoper Unter den Linden. Mit Daniel Barenboim an seiner Seite wird Stefan Herheim eine sowohl innovative wie musikalisch außergewöhnliche Interpretation dieses romantischen Meisterwerkes Richard Wagners erarbeiten. Prof. Dr. G. Rienäcker gibt Ihnen in seinem Beitrag wertvolle musikwissenschaftliche Hinweise zur Vorbereitung auf dieses Opernereignis. Lassen Sie sich von unserem Medienpartner begeistern und erleben Sie attraktive „StraussWochen“ in der Bismarckstraße. Aus beruflichen Gründen darf ich mich an dieser Stelle als Redakteur von „Musik und Drama“ von Ihnen verabschieden. Ich möchte es nicht versäumen, mich für Ihre treue Leserschaft zu bedanken und wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2009. Ihr Matthias Spruß N ein, dieser selbstgerechte Tri bun verdient kein Mitleid, da hilft auch kein „inbrünstiges Flehen“. Da helfen auch keine Treueschwüre, die sich an ein anachronistisch anmutendes Weltbild klammern. Katharina Wagner entzaubert diese „Lichtgestalt“, der jede Bodenhaftung fehlt, indem sie Stolz als Eitelkeit entlarvt, hehres Handeln als politischen Populismus erkennt und das pseudoreligiöse Gebräu aus Überheblichkeit, Größe und Freiheitssendung („Braut Roma“) als fragwürdige Rechtfertigung, als Mittel puren Machterhaltes begreift. Anders als in Leipzig, wo wir Zeugen einer ganz anderen Ausdeutung des Werkes wurden – einer eher verharmlosenden – erlebten wir hier ein Lehrstück politischer Mechanismen, die seit Rienzis Aufstieg und Fall bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Dass Katharina Wagner vor Einfällen und Ideen nur so sprüht und manchmal sogar vor dem Problem steht, alles unter einen Hut zu bekommen, wissen wir spätestens nach ihren Bayreuther „Meistersingern“. Hier – in Bremen – war es ähnlich. Und doch gab es einen nicht unwesentlichen Unterschied: Die Regisseurin legte sich Zügel an, um pathetische Aussagen, wann immer sie zum Ansatz kamen – und es gab derer viele – möglichst zu vermeiden. In solchen Augenblicken musste dann die Choreographie samt Kostümausstattung herhalten. Das Ergebnis: Chöre werden mit Schafsköpfen präsentiert, Rienzi mutiert zur tänzelnden Popfigur und Feinde wie politische Abweichler werden mit Dampfdruckreinigern in ihre Schranken verwiesen. Das alles geschieht auf Foto: Dr. Jürgen Moeller Liebe Mitglieder, liebe Leserin, lieber Leser, einer weißen Treppe mit einer nackten Kolossal-Statue in der Mitte an deren fortlaufender Ausgestaltung sich der weitere Handlungsablauf ablesen oder vermuten lässt. Bei einem solchen Spektakel bleibt manchmal die Personenregie auf der Strecke. Emotionen werden – sobald sie sich einstellen – im Keim erstickt. Das war so gewollt, wenngleich die Spannung manchmal etwas darunter litt. Mit dem „Perückenmotiv“ hat Katharina Wagner eine „Meistersinger-Idee“ nach Bremen transponiert: Patrizier und Plebejer weisen sich selbst im äußeren Erscheinungsbild als Gegner aus, Colonna und Orsini, langmähnig, Rienzis Anhänger kurzmähnig. Als die Macht den Tribunen korrumpiert hat, tritt auch dieser langmähnig auf und begegnet seinen Feinden damit auch äußerlich auf gleicher Augenhöhe. Die bittere Erkenntnis dieser Wandlung kommt für ihn zu spät. Sein Schicksal ist besiegelt. Nicht besiegelt ist dagegen das Schicksal von Rienzis Schwester Irene und Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 1 Adriano, deren „Romeo und Julia“ - Verhältnis zwischen den streitenden Parteien auf ein schlimmes Ende hindeutet. Katharina Wagner lässt sie davonkommen, während Rienzi vom aufgewiegelten Mob regelrecht gelyncht wird. Der Feuerzauber – von allen erwartet – bleibt aus. Aber der Erlösungsgedanke – von niemandem erwartet – obsiegt. So steht es zwar nicht im Libretto, so will es aber die Ausdeutung Katharinas, ganz in der Tradition ihres Urgroßvaters, der im Konflikt zwischen Macht und Liebe dem Liebesgedanken stets Vorzug einräumte. Dem Alten hätte es gefallen. Gefallen hätte ihm auch – wie uns allen – mit welcher Stimmstärke, Leidenschaftlichkeit und Brillanz sich der Bremer Opernchor präsentierte. Er riss die Akteure regelrecht mit und hatte sicherlich Anteil daran, dass das Orchester unter Leitung von Christoph Ulrich Meier sich nach einer matten bis farblosen Ouvertüre von Aufzug zu Aufzug so steigerte, dass sich jeder Zuhörer mitgenommen fühlte. Das gleiche gilt für die Ensembleleistung, wobei dem amerikanischen Tenor Marc Duffin besondere Anerkennung gezollt werden muss. Fünf Aufzüge stimmlich durchzuhalten ist an sich schon eine bewunderungswerte Leistung. Nicht alle Kritiker scheinen das so gesehen zu haben. Das „Hamburger Abendblatt“ sprach von einem „wirren Kasperltheater“, die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bewertete die Inszenierung als „grell, laut, plakativ“ mit „visuellen Faustschlägen“ und „Die Welt“ bescheinigte dem Orchester, in einem „Kurkonzert-Trott“ verharrt zu haben. Wir – die Mitglieder des RichardWagner-Verbandes – haben das nicht so gesehen. Wir freuen uns darüber, miterlebt zu haben, wie es der neuen Bayreuth-Prinzipalin gelungen ist, die „verschmähte Jugendsünde“ ihres Urgroßvaters neu zu beleben, dazu szenische Anregungen zu geben und Stoff für eine längst fällige Auseinandersetzung zu liefern. „Rienzi“ in Berlin unter Regieführung von Christoph Stölzl wird im kommenden Jahr dazu Gelegenheit bieten. Dieter Kahle Die Walküre B evor noch die ersten Takte zum 1. Tag des Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“ ertönen konnten, mussten Umbesetzungen des Premieren-Sängerpersonals wegen Erkrankungen bekanntgegeben werden. Zunächst wurde anstelle der Brünnhilde der Lisa Gasteen die bühnenerprobte, in dieser Rolle nahezu perfekte Deborah Polaski im Programmzettel angekündigt. Dann wurde dem Auditorium noch kurzfristig, von der vor den Vorhang tretenden Intendantin Simone Young, mitgeteilt, dass am Vormittag gegen 11 Uhr Falk Struckmann, dem Wotan der Vorstellung, eine totale Heiserkeit das Singen am Abend unmöglich machte. Er würde die Partie stumm spielen und den Gesangspart übernähme ein dem Ensemble der Staatsoper angehörender Bariton namens Thomas J. Mayer. Man kann sich vorstellen, welch ein Mut dazu gehören muss, am Vormittag zu erfahren, man solle am Abend den schwierigen BrünhildenWotan singen! Um es gleich vorweg zu nehmen: er war der Star des Abends! Nicht nur seine wunderbar strömende Bariton-Stimme wusste zu betören, nein er beherrschte diese Rolle, neben der Bühne stehend, perfekt und ohne Fehl und Tadel. Nicht immer von MUSIK UND DRAMA 2 Nr. 25, November 2008 seiner nun als Dirigentin des Abends fungierenden Intendantin mit präzisen Einsatzzeichen bedient. Einfach Klasse dieser Thomas J. Mayer, man wünscht sich förmlich, ihn einmal komplett als Wotan auf der Bühne zu erleben. Soviel zum Prolog, nun zum Spiel. Zur Inszenierung von Claus Guth kann kein positives Urteil abgegeben werden. Dazu ist das ganze Konzept zu unausgewogen. Es beginnt abstrakt mit der Hunding-Hütte, die keine ist, sondern die als quadratisches, von unten grell ausgeleuchtetes Podest in der Mitte der Bühne steht. Als Accessoires dienen ein Küchentisch mit zwei Stühlen, eine Spüle mit Kühlschrank sowie als wichtigstes Hauptmöbelstück eine Art Küchenschrank in dessen Mitte eine Eingangstür eingefügt ist. Dieses Möbel bewegt sich während des gesamten Aktes des Öfteren auf wundersame Weise von selbst hin und her und soll wohl bei gutem Willen des Betrachters, gleichsam als Raumteiler fungieren. Siegmund und Sieglinde stehen steif als Puppen links und rechts an den Rändern des Quadrates und werden, vom um das Podest schreitenden Wotan, durch angedeutetes Berühren mit seinem Speer und schnippen mit den Fingern zum Foto: Hamburgische Staatsoper Premiere an der Hamburgischen Staatsoper am 19. Oktober 2008 Thomas J. Mayer Leben erweckt. Wenn man das als Geburt der Wälsungen-Zwillinge deuten soll, kann also das Spiel nunmehr beginnen. Siegmund kommt durch die Küchentür, setzt sich an den Tisch und Sieglinde stellt laut unverfälschtem Text fest: „Ein fremder Mann? Ihn muss ich fragen. Wer kam ins Haus und liegt dort am Herd?“ Man sollte tunlichst nicht gegen den Text eines Werkes inszenieren. Die Missachtung zwischen Text und bildlicher Darstellung wiederholt sich während der gesamten Aufführung, sie im Einzelnen aufzuzählen würde den Rahmen des Berichtes sprengen. Soviel nur noch vom 1.Akt: „…welch ein Strahl bricht aus der Esche Stamm…“ Es gibt aber keine Esche, Wotans Schwert wird von diesem im weiteren Verlauf des Aktes in den Küchenschrank gesteckt, Das erste Bild des 2. Aktes erleben wir in Wotans Büro in Walhall, ein wenig angelehnt an den Kölner „Ring“. Wotan, befreit von allen „Gott-Klischees“, erinnert in seinem zivilen Outfit an einen Wirtschaftsmanager. Brünnhildes „Hojotoho“ schmettert diese vom Sims überdimensionierter Fenster in Wotans Büro, in das dann alsbald Fricka in feinem Gehpelz mit Lackledertäschchen einfällt und den bekannten Streit vom Zaume bricht. Das Geschehen auf der Bühne langweilt alsbald, der Blick fällt fast nur noch auf den wunderbar singenden „ErsatzWotan“ links neben der Bühne. Das sagt eigentlich viel zur Inszenierung! Das zweite Tableau des zweiten Aktes spielt beziehungsreich unter dem nunmehr in der Luft hängenden Podest des 1. Aktes. Die „Tod-Verkündung“ ist ausgesprochen dürftig, wobei sie doch sonst zu den Höhepunkten des 2. Aktes zu zählen ist. Der 3. Akt ist nun die Krönung des Ganzen! Er spielt im ehemaligen Luftschutzraum einer Kriegsruine bei der auch noch die Kellerdecke eingestürzt war und die man als Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg einzuordnen geneigt ist. Die Walküren schieben während ihres gesamten Auftrittes metallene Etagenbetten, eben aus jener Zeit, hin und her, springen in die Betten und wieder heraus und hinterlassen in ihren mausgrauen Plisseekleidern einen wahrlich „heldenhaften“ Eindruck. Mit ihrem Abgang schieben sie die Etagenbetten aus der Szene und Wotan und Brünnhilde verbleiben zum Abschied voneinander im nunmehr Foto: Monika Rittershaus von wo aus Siegmund es sich dann „gewinnt“. Bei Dorst in Bayreuth ist die Esche wenigstens noch ein umgestürzter Telegrafenmast. Aber auf einen Küchenschrank als Esche, muss man erst einmal kommen. Unromantisch und gefühllos endet dann auch der 1. Akt. Siegmund und Sieglinde fallen sich mitten in der Küche um den Hals, vom Lenz ist weit und breit nichts zu spüren. Mein Fazit: Noch nie habe ich nach einem ersten WalkürenAkt so wenige Emotionen gespürt und noch nie hat mich ein solcher derart gelangweilt. Das lag zum Teil aber auch an den Sängern, zu denen ich später noch kommen werde. Feuerzauber verödeten Keller. Brünnhilde holt sich Wolldecken und ein Kopfkissen von rechts aus der Kulisse, legt alles auf den nackten Boden und sich selbst darauf, nachdem sie sich vorher am gusseisernen Ausguss frisch gemacht hat. Wotan küsst sie in den Schlaf und ruft Loge, der am Bühnenrand mühsam ein Feuer zu entfachen sucht, das leider die böse Eigenschaft hat, immer wieder zu erlöschen, wie auch endlich das unleidliche Spiel. Komme ich nun noch zu den Sängern: Über Wotan ist bereits alles gesagt. Er also war der Lichtblick des Abends. Stuart Skelton, der Siegmund, hatte sehr schöne Momente, seine „WälseRufe“ waren vorzüglich, seine Schauspielkunst hielt mit seiner Stimme nicht ganz mit. Die Sieglinde der Yvonne Naef konnte nicht überzeugen, besonders zum Schluss, im 3. Akt wurde die Stimme anstelle lyrischen Schöngesanges sehr rau und überlaut. Mikhail Petrenko als Hunding blieb farblos, nichts von einem bösartigen Macho, die Stimme glatt, aber ohne Höhepunkte. Falk Struckmanns WotanSpiel ohne Tadel. Die Umbesetzung der Brünnhilde von Lisa Gasteen zu Deborah Polaski hat der Aufführung sicher nicht geschadet. Sehr schwach die Fricka der Jeanne Piland. Die acht Walküren waren ausgeglichen besetzt, obgleich sie fast mehr zu klettern und zu hopsen, als zu singen hatten. Das Orchester unter der Leitung ihrer Chefin Simone Young spielte mit Ausnahme einiger schon üblicher Bläser-Kickser nicht schlecht, mir fehlten jedoch einige wagnerische Höhepunkte. Das mag aber auch daran liegen, dass ich vor kurzem in Bayreuth die „Walküre“ von Christian Thielemann interpretiert hören durfte. Der Beifall am Schluss war für eine Premieren-Vorstellung zwar freundlich, aber doch ziemlich verhalten. Buh’s und wenig Bravos für das Regie-Team beendeten einen aus meiner Sicht mäßigen Wagner-Abend. Hans-Joachim Vogler Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 3 Annäherung von außen... Eine kritische Betrachtung G leich dreimal gab es in jüngster Zeit in Berlin die Gelegenheit, den „Ring“ außer dem „Original“ in der Deutschen Oper Berlin gewissermaßen durch Quereinsteiger interpretiert zu bekommen. Mit einiger Verwunderung stellte ich fest, dass die Mitglieder des Richard-Wagner-Verbandes darauf kaum reagieren, zu Unrecht, denn die Auseinandernahme des „Gesamtkunstwerkes“ in der Aneignung durch Tänzer oder Schauspieler ist mindestens so lustvoll wie die eher tolerierte Darbietung von „Ring“-Werken im Konzertsaal. Studenten der Schauspielschule „Ernst Busch“ gaben die „Ring“-Texte in zwei Abenden gebündelt – im BAT. Mir gelang es leider nicht, eine Karte zu bekommen. Ich vermute, dass es den jungen Leuten um mehr als naheliegende Verulkung von Wagner-Pathos und Germania-Jux gegangen ist, und selbst wenn das Kabarett im Zentrum gestanden haben sollte, dann hoffentlich in besserer Qualität als bei Hoppe MUSIK UND DRAMA 4 Nr. 25, November 2008 in Bayreuth, wo ich vor Jahren einen Abend erlebte, der sich auf niederträchtig schlechtem Niveau befand. Stefan Kaminski, ein junger Schauspieler am Deutschen Theater, gibt seit einigen Monaten unter dem Motto „Kaminski on air“ quasi Soloabende, die unter anderem dem „Ring“ gewidmet sind, den er offenbar kennt und mag, und dessen frappierenden Querverbindungen, Figuren, Problemen er sich sowenig verschließt, dass er das Risiko eingeht, mal ohne Wagners Musik (oder fast) die Werke zu interpretieren. Nach dem „Rheingold“ ist nun die „Walküre“ (in ca. einer Stunde und 20 Minuten) zu erleben. Kaminski nennt diesen Abend ein „Hörspiel“. Es ist wohl eher eine Art Performance, auch wenn die Bühne wie ein Hörspielstudio aussieht. Ein Cellist und eine Tuba-Spielerin realisieren eine nahezu durchgängige musikalische Sphäre, die von einigen „Ring“-Themen und viel Neuem sich speist. Dazu kommen diverse Gerätschaften, die etwa Sturm, Regen, Donner, Pferdegetrappel oder ähnliches imitieren. Es macht eindeutig Vergnügen, wenn man sieht, wie so was entsteht. Lichteffekte und wenige Requisiten (Nothung!) ergänzen das ganze kluge Spiel mit dem Spiel. Im Zentrum steht natürlich Kaminski als Schauspieler, als glänzender Sprecher, der jeder Figur ihr Flair verleiht, äußerst kontrastreich – und vielleicht dadurch nicht immer ganz glücklich. So gerät in hoher Tonlage wispernd die tragische Sieglinde zu einer Art albernen Ufa-Püppchen. Und Frickas (nicht im Tonfallwohl, aber im Charakter der Sandrock-Hera entlehnt) verrät – bei äußerem gekonnten und belachten Klamauk – die große Szene mit Wotan, der zum Pantoffelhelden wird, zumal neben der grotesken Eifersüchtelei die eigentliche Machtfrage nur sehr unterbelichtet angesprochen wird. Und da liegt ein Manko dieses interessanten und wertvollen Abends: Die dramaturgische Einrichtung, die Setzung von Schwerpunkten lässt zu wünschen übrig. Da ist Wagner besser als das hier Gebotene, die Strichfassung fragwürdig, die neudeutschen Sprachergänzungen meist in ihrer flapsigen Billigkeit schwächer als die Ori- ginaltexte. Kurz: Ich hätte dem glänzenden Schauspieler Kaminski einen besseren Dramaturgen gewünscht, denn für den zeichnet er auch gleich noch mit. Immerhin gab es bewegende Momente. Er sprach wunderbar menschlich und einfach den Siegmund (was nicht schwer ist) und die Brünnhilde (was mir vorher fast unmöglich schien), so dass zum Beispiel die Szene der Todverkündung eindringliche und zentrale Wirkung hatte. Und kaum hat Kaminski Wotans letzten Satz im Feuerzauber gesungen (!), so hört man in die Tonkollage hinein ein Baby quäken. Man grinst und weis: Siegfried ist geboren, die Sache kann weitergehen und das wird sie wohl auch bei Kaminski. Für mich bestand der Gewinn dieses Abends vor allem darin, dass man gewohnt ausgewaschene Texte des „Ring“ gleichsam verfremdet gesprochen, nicht gesungen erlebte, und damit (z. B. in den Wotan-Szenen) viel bewusster und neuer erlebte, als das in der Opernaufführung der Fall sein kann. Maurice Béjart schuf mit seinem Tanztheater „Ring um den Ring“ in der Deutschen Oper Berlin 1990 sicher seine größte und bedeutendste Arbeit. Es ist ein Glücksfall für Berlin, dass Malakhov nach der Gründung des Staatsballetts 2004 den Abend wieder in das Repertoire aufgenommen hat, wobei er selbst alternierend den Loge gibt. Hier gelingt die Annäherung an das nahezu inkommensurable WagnerWerk über den Körper, den Gestus, den Tanz, in einem Stil, der Elemente des klassischen Tanzes wie vielgestaltiger Moderne nutzt und sich eines großen potenten und klugen Ensembles bedienen kann. Wie bei Kaminski geht es auch bei Béjart allenfalls um partielles „Einleben“, immer wieder um kühne und freche Schritte, um das Vorzeigen des Machens selber, um Bruchstückhaftes, wobei sich hier wie da auf unerlebte Weise eine neue Einheit annähernd fügt. Die Verneigung vor dem Wagnerschen Gesamtwerk „Ring“ steht dahinter und ist Motor. Béjart drängt die überbordende Geschichte in knapp fünf Stunden cho- reographische Erzählung zusammen, eine kühne Herausforderung an Tänzer und auch ein Ballett-Publikum. Bei beiden kann die Kenntnis des Wagnerschen „Ring“ nicht vorausgesetzt werden. Ähnlich wie bei Kaminski ist auch hier die Bühne ein „Laboratorium“, hier (Peter Sykora) der bekannte alte Trainingssaal in der St. Petersburger Ballettschule samt vernutzten Zentralheizungen, vergilbten Spiegeln, Trainingsstangen, dem Flügel,... Um so erstaunlicher ist, wie Béjart Eindrücke des Atmosphärischen in diesem rüden Umfeld gelingen. Michael Denard (Tänzer und Schauspieler) führt uns vital und hoch konzentriert als Erzähler durch den Abend, und er bedient das alte Tonbandgerät, Ring-Aufnahmen vergangener Jahrzehnte einspielend, diese aber auch per Knopfdruck schroff abbrechend, und mit lapidarem Text konternd, wenn sich der Zuschauer gerade genüsslich zurücklehnen wollte. Die großartige Pianistin Elisabeth Cooper ergänzt bzw. kommentiert dazu die Szene am Flügel. Grenzüberschreitungen lassen ironisches Schmunzeln aufkommen: Die Pianistin versteckt sich „angstvoll“ beim ersten Auftritt der Riesen, der Erzähler fängt irgendwann einmal an zu tanzen, und der Tänzer des Mime (kriechend wie eine kleine klebrige Spinne) beginnt mit Klavierbegleitung zu singen: „Als zullendes Kind zog ich dich auf...“ Wagner in Berlin eine unterschätzte Beziehung W enn von Städten die Rede ist, die geschichtlich eng mit dem Namen Richard Wagners verbunden sind, dann drängen sich Zürich, München und Bayreuth geradezu auf. Berlin gehört nach einhelliger Auffassung nicht dazu. Wirklich nicht? Hermann Grampp, der als Historiker schon über Wagner in Frankreich promoviert hatte, ließ diese Frage keine Ruhe. Im Oktober war er bei uns, um uns an seiner Arbeit teilhaben zu lassen, Der Walkürenritt auf Spitze? Ich sah ihn selten so voll böser Aggressivität und kalter Monumentalität. Dass Siegmund und Sieglinde, Siegfried und Brünnhilde ganz junge Menschen sind, vergisst man auf der Opernbühne oft, hier wurde es Realität. Die Liebesszenen beider Paare waren von anrührender Überzeugungskraft. Das begann schon bei der Erschaffung des Wälsungenpaares, wenn sich die beiden aus dem Ei-Oval (Zwillinge!) herauswinden. Und dann wird Siegfried, häufig und zu Unrecht heutzutage denunziert, wirklich zum „herrlichen Helden“, zumindest für Brünnhilde, und bleibt nicht der ungeschickte singende Fleischbrocken. Béjart schafft mitunter kühne „dramaturgische Sichtschneisen“ und es gelingt ihm, Weltsicht, Philosophie in Tanz umzusetzen. In merkwürdiger Doppelung erscheint das abgetakelte Göttergeschlecht der „Rheingold-Welt“ im muffigen Gewand der Uraufführung von 1876 auf (Wagner schon fand die Entwürfe von Professor Döpler entsetzlich). Wenn am Ende beim Weltenbrand, die Empore des Ballettsaals herabbricht und das Göttergelichter auf dem Schrott der Geschichte landet, rafft sich Wotans besseres Ich auf und geht langsam mit dem Speer nach hinten ins Licht, wozu die ersten Takte des „Parsifal“Vorspiels erklingen. (Bei Kupfer und Flimm gab es in Bayreuth ähnliche, aber nicht so eindeutige Anspielungen). Ist der Speer entsühnt? Wird ein neues Kapitel Weltgeschichte aufgeschlagen? Vielleicht überzeugt und erregt gerade die Béjart’sche Lebensweisheit an diesem Abend so sehr, sein Weltoptimismus, mag er auch naiv sein, seine Überzeugung, dass aus Leben immer wieder neues Leben entsteht, und seine Freude daran, abgehandelt an einer wahrlich „unendlichen Geschichte“. 172 Jahre Rezeptionsgeschichte über Wagner und Berlin kritisch zu untersuchen. Wagnerstadt Berlin? Diese Bezeichnung ist sicherlich zu hoch gegriffen, – besonders, wenn es um Wagners persönliches Verhältnis zur preußischen Hauptstadt und der späteren Reichshauptstadt ging. Zu sehr wechselten sich hier Erfolge und Misserfolge gegenseitig ab, wobei die Misserfolge zumeist überwogen. Die erhoffte Aufführung des „Liebesverbotes“ am Königstädtischen Theater, unweit des Alexanderplatzes, fand nicht statt. Die Inszenierung des „Fliegenden Holländer“ an der Berliner Hofo- per wurde hinausgezögert und nach der Aufführung im Januar 1844 hämisch verrissen. „Rienzi“, der Dauerbrenner in Dresden, musste drei Jahre später nach nur acht Vorstellungen abgesetzt werden. Selbst die „Meistersinger“ fanden vor den Berliner Kritikern keine Gnade. Von grauenvoller „Katzenmusik“ schreibt die Montagszeitung am 1. April 1878, von Musik, „wie sie nicht schlimmer erzeugt würde, wenn sämtliche Leiermänner Berlins in den Renzschen Cirkus gesperrt werden und jeder eine andere Weise drehte.“ Besondere Abende verlangen einen besonderen Applaus. Wer kennt nicht das männerdominante Bravogebrüll in Bayreuth (der erste Schreihals versucht attraktiv sich zwischen den letzten Orchesterakkord und den spontan einsetzenden Applaus zu zwängen). Beim Tanztheater fallen eher die Teenies auf, ihre grellen Schreie des Entzückens, überhaupt eine gewisse junge Sportlichkeit der Zuschauergemeinde. Und beim Schauspiel? Da scheint flapsige Gelassenheit zu dominieren, frenetisches Geschrei wird durch Trampeln und massenhaftes Pfeifen untermalt. Neben mir sitzt eine reife Dame, ihr Abendkleid erscheint fast etwas deplaziert, sie hat sich bei Kaminski glänzend amüsiert und fortwährend gelacht, auch da, wo es wirklich nichts zu lachen gab. Nun stößt sie einen grellen Indianerschrei aus, langgezogen, dazu schlägt sie sich in rascher Folge mit der flachen Hand gegen den Mund. Auch das ist Begeisterung! Dieter Reuscher Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 5 Trotz solcher Verrisse vermochte sich das Gesamtwerk des Bayreuther Meisters allmählich auch in Berlin durchzusetzen, wobei der mächtige Intendant aller Staatstheater, Botho von Hülsen, der die Geschicke der Bühnen über dreißig Jahre lang leitete, eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Der anfängliche Skeptiker wurde zwar nie zum Wagnerianer, war aber nach und nach durchaus darum bemüht, sich mit Wagners neuer Ästhetik auseinander zusetzen und seine Dramaturgie im Vergleich mit anderen Opern anzuerkennen. wiss, wenn man die Anhänger des Werkes gewichtet. Drei Opernhäuser spielten die Musikdramen, wobei das Deutsche Opernhaus Charlottenburg ursprünglich als Richard-WagnerTheater geplant war. Seit den dreißiger Jahren zeigten die Besetzungslisten eine enge Vernetzung mit Bayreuth auf. An den Pulten der Häuser wirkten so bedeutende Wagner-Dirigenten wie in der geteilten Stadt eine neue Opernkultur: Walter Felsenstein, Götz Friedrich und Harry Kupfer standen für wegbereitende Regieführung, – weit über die Grenzen Berlins hinaus. Mit Daniel Barenboim und Christian Thielemann ist die Verzahnung mit Bayreuth wieder hergestellt und Wagnerproduktionen an Staatsoper und Deutscher Oper erfreuen sich einer 1903 musste sogar ein opulentes Denkmal her, welches heute noch im Tiergarten zu besichtigen ist. Wagners Witwe Cosima hätte es gerne verhindert, konnte sich aber nicht durchsetzen. Trug sie Berlin vielleicht etwas nach? Dabei war es doch in Berlin und auch im Tiergarten, wo sie und Richard sich einstmals (1863) so nahe kamen, dass ihre Ehe mit Hans von Bülow keinen Bestand mehr haben konnte. Foto: D. Kahle Auch ein anderer Skeptiker sollte seine Zurückhaltung aufgeben und Wagner sogar in der Wilhelmstrasse empfangen: Otto von Bismarck, Reichskanzler des neu gegründeten Deutschen Reiches. Er wird später berichten, niemals zuvor einer so vor Selbstbewusstsein strotzenden Persönlichkeit wie Wagner begegnet zu sein. Rainer Fineske dankt Dr. Hermann Grampp Wilhelm Furtwängler, Erich Kleiber, Bruno Walter und Otto Klemperer. Selbst die Insolvenz der Kroll-Oper im Jahre 1931 konnte dem Wagnerfieber nichts anhaben, bis in den Flammen des 2. Weltkrieges auch die verbliebenen Spielstätten untergingen. weltweiten Beachtung. Wagnerstadt Berlin? Das mag übertrieben klingen. Aber Wagner und Berlin, das bleibt eine besondere, oft unterschätzte Beziehung, die es zu reflektieren gilt, wie Hermann Grampp es gemacht hat. Wir dürfen auf sein Buch hoffen. Dieter Kahle Wagnerstadt Berlin? Vor Ausbruch des ersten Weltkrieges war sie es ge- Aber wie immer neues Leben aus den Ruinen blüht, so entwickelte sich auch Die Musikinstrumente des Alten Ägypten und deren Wiederfindung in den Musikdramen von Richard Wagner E in nicht ganz leichtes Thema für unsere vortragende Ägyptologin Frau Dr. Olivia Zorn. aufgeteilt, um uns eine bessere Übersicht zu den passenden Musikstücken zu vermitteln. Denn auf dem ersten Blick klingt das Ganze doch recht abenteuerlich. Was hat das alte Ägypten mit Richard Wagner zu tun? Auf der einen Seite recht wenig und wiederum doch sehr viel. Als erstes behandelte sie die Gruppe der Idiophone: Becken, Glocken, Kastagnetten/Klappern, Rasseln und Sistren. Passend zur Erläuterung dieser Instrumente wurde die geeignete Musik aus dem „Ring des Nibelungen“ – Der Abstieg nach Nibelheim – eingespielt. Bei dieser Einspielung Frau Dr. Zorn hatte ihren Vortrag in vier Gruppen von Musikinstrumenten MUSIK UND DRAMA 6 Nr. 25, November 2008 traten ganz besonders die Glocken, Kastagnetten und Rasseln hervor. Die zweite Gruppe umfasste die Aerophone: Klarinette, Oboe, Trompete, Fanfare, Tuba. Hier war die Musikauswahl sehr prägnant gewählt und sehr deutlich vernahmen wir die dargestellten Instrumente im Vorspiel zum zweiten Akt des „Lohengrin“, in dem fast alle der erklärten Aerophone vorkommen. Die dritte Gruppe behandelte die Chordophone: Harfe, Laute, Leier. Hier wurde uns von Frau Dr. Zorn die herausgehobene Position des blinden Harfners aus dem „Alten Ägypten“ vermittelt. Bei Richard Wagner finden sich die Instrumente besonders stark ausgeprägt im Lied des Wolfram beim Sängerstreit im Festsaal auf der Wartburg wieder, wenn er singt: „Blick` ich umher in diesem edlen Kreise.“ Sehr deutlich tritt dann noch einmal die Harfe hervor, als wir das Lied „An den Abendstern“ zu Gehör gebracht bekamen. Die letzte Gruppe umfasste die Mambranophone: u. a. Tamburin und Trommel. Diese spielten im antiken Ägypten eine besondere Rolle, wenn sehr rhythmische und kräftige Tempi gefragt waren, z. B. bei Prozessionen oder Trauerfeiern. Wir erkennen an Hand der musikalischen Einspielung des Trauermarsches aus der „Götterdämmerung“ diese Instrumente sehr präzise wieder. In vollkommener Weise gelang es Frau Dr. Zorn einen, wenn auch weiten Bogen, vom antiken Ägypten zu Richard Wagner und seiner Instrumentation in seinen Dramen zu spannen. Hervorra- Zur 25. Ausgabe von „Musik und Drama“ gend veranschaulichen konnte sie das ganze Thema durch ihre ausgewählten Lichtbilder der Instrumente jener Zeit, die sie uns aus dem Ägyptischen Museum Berlin mitgebracht hatte. Wir danken ihr sehr für diese akribische und so umfassende Arbeit, die sie mit so viel Verve und Begeisterung uns zu vermitteln verstand. Dass der Abend mit vielen Fragen an sie und die Musik und die alten Instrumente zu Ende ging, zeigte uns, dass es ein spannendes Thema war. Rainer Fineske Wie kam es zur Gründung von „Musik und Drama“? D ie fünfundzwanzigste Aus gabe einer Zeitschrift mag unter normalen Umständen kein Anlass zu einer Hommage sein. Professionelle Editionen werden dann vielleicht gerade einen Abonnentenstamm aufgebaut haben, der eine Chance auf dem Markt sichert. Dutzende von Redakteuren und Autoren haben Themen und Inhalte gestaltet, viel Geld mußte investiert werden, um Beachtung und Akzeptanz zu finden. Dies alles trifft auf „Musik und Drama“ nicht zu. Das Blatt hat keine zahlenden Abonnenten, keinen professionellen, d. h. bezahlten Mitarbeiterstab. Die Autoren erhalten kein Honorar, und die Leser, Mitglieder, Freunde und Interessenten des Werks Richard Wagners, erhalten die Ausgaben kostenlos. Gestaltung, Layout, Inhalt und Ausgabe liegen in der Hand ehrenamtlich arbeitender Redakteure, in der Regel Vorstandsmitglieder des Verbandes. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass unter diesen Voraussetzungen in den letzten 17 Jahren eine Zeitschrift erschienen ist, die weit mehr darstellt als das Mitteilungsblatt eines Vereins. Den Herausgebern ist es gelungen, ein Magazin zu schaffen, dass nicht nur Chronik und Kalender ist, sondern auch neben aktuellen Berichten und Kritiken zur Kulturszene eine wissenschaftliche Auseinandersetzung und Berichterstattung leistet. Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 7 Wenige Monate vor der Ausgabe „1. Jahrgang Nr.1 im Mai 1991“ war in Ost-Berlin ein Richard-Wagner-Verband gegründet worden. In Berlin existierten nun bis zur Vereinigung im Oktober 1991 zwei Verbände, der, wie Josef Lienhart sagte, junge „RichardWagner-Verband Berlin-Alexanderplatz“, und der etablierte Verband „Berlin-Kurfürstendamm“. Die kleine, aber hochmotivierte Ostberliner Mitgliederschar mit hochgeachteten Persönlichkeiten aus der Kulturszene hatte viele Ideen, zu denen auch die Schaffung einer Zeitschrift gehörte. Die Herausgeber schrieben unter dem Motto „In eigener Sache: Vor Ihnen liegt die erste Ausgabe einer neuen Zeitschrift. Der Titel „Musik und Drama“, welcher natürlich auf Wagners Schrift „Oper und Drama“ Bezug nimmt, soll die Vielfalt unserer Themen zusammenfassen. Da ist zunächst – und selbstverständlich an erster Stelle – der große Meister selbst mit seinen Werken und deren Rezeption und Interpretation, den Bayreuther Festspielen und ihrer wechselvollen Geschichte und allen nur denkbaren Themen, die sich um den Komponisten ranken... Vor allem aber wollen wir aktuelle Informationen von und über Richard-WagnerOrtsverbände aus Nah und Fern anbieten... Wir wollen ein offenes Forum und gleichzeitig ein Symbol für die neue Zeit sein, in die auch der Richard-Wagner-Verband Berlin e.V. nach der Vereinigung Deutschlands eingebunden ist.“ Erste Redakteurin war Gerlinde Nitzschmann, die auch Vorsitzende des Ostberliner Verbandes war und bei der Vereinigung beider Verbände zur Zweiten Vorsitzenden gewählt wurde. Jedoch schon ab der zweiten Ausgabe werden als Redakteure Dr. Stephan Stompor, Chefdramaturg der Komischen Oper und Frau Nitzschmann genannt. Beide gestalteten auch im vereinigten Verband die Zeitung, bis Dr. Stompor nach schwerer Krankheit Mitte der neunziger Jahre starb. Für fast ein Jahrzehnt übernahm dann C. A. Roesler, Leitender Dramaturg und später Leiter des Kindertheaters an der Deutschen Oper Berlin, die Redaktion, bis er 2005 die Aufgabe an den jetzigen Schriftleiter Matthias Spruß übergab. „Richard Wagner für Kinder“ S Als ich 1994 zum ersten Mal die Idee äußerte, wurde ich, wenn es gut ging, belächelt, wenn es schlecht ging, für nicht ganz zurechnungsfähig erklärt, denn es herrschte die Meinung, Wagner sei nur etwas für Erwachsene, man könne insbesondere den „Ring“ Kindern nicht „zumuten“. Da ist etwas Richtiges dran, zumindest dann, MUSIK UND DRAMA 8 Nr. 25, November 2008 Foto: Deutsche Oper Berlin eit vielen Jahren läuft in der Deutschen Oper Berlin „Klein Siegfried“, eine Bearbeitung des „Ring des Nibelungen“ für Kinder und andere Opernanfänger. Inzwischen hat das Projekt da und dort Nachahmer gefunden – in Wien, in Zürich, ja sogar in Tokyo wurden und werden ähnliche Kinderopern gezeigt. Anlass, einmal zurückzublicken. Alle haben „Musik und Drama“ nicht nur im Sinne der selbstgestellten Zielsetzung profiliert, sondern in den Jahren weitergestaltet und zu einer in den nationalen und internationalen Richard-Wagner-Verbänden vielbeachteten und geschätzten Schrift entwickelt, die das Wirken unseres Verbandes weit über Berlin hinaus bekannt gemacht hat. Wer jemals eine Publikation herausgegeben hat weiß, welche Sysiphusarbeit für jede Ausgabe geleistet wurde und noch geleistet wird. Nehmen wir dieses kleine Jubiläum zum Anlass, den bisherigen und jetzigen Redakteuren und Autoren unseren längst überfälligen herzlichen Dank auszusprechen. Wenn ich zur künftigen Gestaltung einen Wunsch frei hätte, wäre es die Bitte an unsere Leser, mit Ihrer Meinung oder Kritik zur Lebendigkeit der Zeitschrift beizutragen. Wünschen wir uns, dass es auch in der Zukunft gelingt, „Musik und Drama“ zu einer interessanten und beachteten Schrift zu machen. Günther Fürstenau Ich gebe aber gerne zu, dass ich den „Ring“ bei meiner Suche nach Opernvorlagen für Kinderstücke nicht von Anfang an im Blick hatte. Es gab Vieles, das näher lag. Es bedurfte kleiner Anstöße. Der erste kam von einem berühmten Kollegen, dem damaligen Chefdramaturgen der Wiener Staatsoper, dem manchmal liebevoll auch Mister Opernführer genannten Marcel Prawy. Beim Essen im „Don Giovanni“ nach einer Veranstaltung in der Deutschen Oper, die er moderiert hatte, sagte er zu mir, im Tonfall durchaus etwas vorwurfsvoll gegenüber einem Dramaturgen der jüngeren Generation: „Was habt’s Ihr auch immer mit Eurer Interpretiererei beim „Ring“. Das ist doch ein Märchen. Wir haben uns den als Kinder angesehen.“ Der zweite Anstoß kam von meinem fünfjährigen Sohn. Er war fasziniert von den Bildern Siegfrieds in der Inszenierung von Götz Friedrich und wollte die Oper unbedingt sehen. Von denen, die uns dann zusammen in der Vorstellung sahen, glaubten viele nicht, dass das Kind die Eltern und nicht die Eltern das Kind mit in die Oper genommen haben. Doch die Begeisterung für Wendungen wie „Zwangvolle Plage“ oder „Deinen Sudel sauf allein“ und die akkurate Nachahmung des Hammers auf dem Amboss wirkte nachhaltig, auch im Kindergarten. Der Entschluss reifte, den „Ring“ im Foyer in einer Fassung für Kinder herauszubringen. Das musste nun natürlich vom Generalintendanten genehmigt werden. Daher griff ich zu einer List. Ich fragte Götz Friedrich gar nicht erst, ob ich das machen dürfe und was dafür und was dagegen spräche, sondern ich bat ihn sofort um Hilfe bei einer Frage, die ich selbst schon lange gewälzt und fast schon beantwortet hatte: soll der „Ring“ für Kinder ebenso in vier Teilen aufgeführt werden, wie der „Ring“ für die Erwachsenen, oder soll er an einem Vor- oder Nachmittag abgehandelt werden? Eine Va- riante, zuvor schon von einer freien Theatertruppe in Hamburg ausprobiert, wäre noch, den „Ring“ in zwei Teilen aufzuführen. Eine Lösung, die ich selbst während der Vorbereitung auch lange Zeit favorisiert hatte. Götz Friedrich ließ mich mit genau dieser Frage allein, er war überzeugt vom produktiven Potential des Fragenstellers, und wollte in den Prozess nicht eingreifen. Aber Februar 1997 Jetzt, für „Klein-Siegfried, durfte ein wirkliches Bühnenbild ins Foyer gebaut werden – mit all den Beschränkungen, die eine Bühne ohne Oberund Untermaschinerie hat. Susanne Klopfstock entwarf eine golden schimmernde Neidhöhle im Wald, in die Ecke zwischen der linken Zuschauertreppe und der beweglichen Skulptur an der langen Wand gedrängt. Zwei Hochsitze für die Waldvögel flankierten den Eingang zur Höhle. Die Foto: Deutsche Oper Berlin wenn man voraussetzt, dass die Begegnung mit einem Kunstwerk nur dann ein geistiger Gewinn sein könne, wenn man es auch bis ins Letzte verstehe. Doch, Hand aufs Herz, wer kann denn von sich behaupten, den „Ring“ verstanden zu haben? wurde für die Premiere festgelegt und das Stück bekam von Götz Friedrich den Titel: „Klein-Siegfried“. Inszenieren wollte er das Stück allerdings nicht selbst. Saskia Kuhlmann, Regisseurin und Spielleiterin im Team von Götz Friedrich seit 1992, die schon „Hänsel und Gretel für die ganz Kleinen“ in Szene gesetzt hatte, übernahm die Regie und es wurde auch ein kleiner Etat für die Ausstattung bereitgestellt. Für „Hänsel und Gretel für die ganz Kleinen“ hatte es das noch nicht gegeben Das Bühnenbild dafür ist improvisiert, die Tannen waren falsch gelieferte für die „Tannhäuser“-Inszenierung von 1992, die Kostüme (von Gottfried Pilz) kamen aus der damals laufenden „Hänsel und Gretel“-Inszenierung, der Schirm für den Fliegenpilz war ein Werbegeschenk der Berliner Festspiele, die weißen Punkte aus Leder-Resten verdeckten den Schriftzug. Das Hemd und die Strumpfhose fanden sich im Fundus. Kostümdirektorin Dietlinde Calsow entwarf phantasievolle Kostüme für das reduzierte „Ring“-Personal. Aber halt! So weit sind wir noch nicht. Das Stück musste ja erst geschrieben werden. Dazu musste eine Besetzung ausgewählt werden und, analog zum erfolgreichen„Hänsel und Gretel für die ganz Kleinen“, suchte ich auch nach einer Rahmenhandlung. In einer Aktennotiz an Götz Friedrich vom Dezember 1994 finde ich folgende Überlegungen: „Es versteht sich von selbst, dass so etwas nur zu machen ist, wenn wir es ohne Gäste machen. Meiner Ansicht nach sind wichtige Partien für eine Aufführung im Foyer am Klavier ganz leicht zu besetzen! Etwas Kopfzerbrechen macht mir lediglich der Siegfried nach dem Ausscheiden von Herrn DeHaan. Aber mit den Herren Horn (den ich allerdings eher als Siegmund sehe) und Griffith haben wir Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 9 John David DeHaan, heute gefragter Pädagoge in den USA (u. a. associate professor an der Universität von Minnesota), hatte damals an der Deutschen Oper Berlin als Florestan, Erik und Macduff auf sich aufmerksam gemacht. Außerdem hatte er bei DECCA einige Aufnahmen in der Reihe „Entartete Musik“ gemacht. Er schwebte mir zunächst als Siegfried vor. Und wie aus der Notiz weiter hervorgeht, war ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, Siegmund und Siegfried von einer Person darstellen zu lassen. Auch die Rahmenhandlung mit dem Erzähler war noch ganz anders vorgesehen: „Der Welt Erbe gewänne zu eigen, wer aus dem Rheingold schüfe den Ring, der maßlose Macht ihm verlieh“, singt Wellgunde und Floßhilde sekundiert: „Der Vater sagt es, und uns befahl er, klug zu hüten den klaren Hort, dass kein Falscher der Flut ihn entführe: drum schweigt, ihr schwatzendes Heer!“ Die Rheintöchter haben also einen Vater. Und Väterchen Rhein mit einem endlos langen, von Wellen-Kräuseln durchzogenen Bart dachte ich mir als Erzähler der Geschichte. Diese Rolle hatte ich mir selbst zugedacht und freute mich schon darauf, dass ich die ganze Zeit bequem im Flussbett liegen bleiben könne. Daraus wurde aber nichts. Als Waldvogel muss der Erzähler ja zumindest so tun als ob er fliegen könnte. Einen Dialog für Väterchen Rhein hatte ich dennoch schon fertig geschrieben, dazu die Ausschnitte aus dem „Rheingold“ zusammengestellt für den ersten Teil eines möglichen vierteiligen Kinder-„Rings“. Das Personal war reduziert, Loge, Erda und Freia kamen nicht als Sänger vor. Freia sollte eine Puppe oder eine Statistin sein, ein paar Einwürfe von Loge sollte Fricka übernehmen und Erdas Geraune wollte ich dem jugendlichen Publikum ersparen. Aber nun gab es schon den Titel, „Klein-Siegfried“. Und die Idee, die MUSIK UND DRAMA 10 Nr. 25, November 2008 Kinder vier Mal in die Oper kommen zu lassen wie die Erwachsenen, kam mir bei eingehender Überlegung dann doch etwas absurd vor. Es musste also ein neuer Ansatz gefunden werden, der zumindest den Helden Siegfried als Identifikationsfigur ins Zentrum setzt. In „Siegfried“ fand ich sofort die Spielleiter-Figur, die einen großen Teil der Geschichte erzählt und Tipps Was aber Kinder und Jugendliche vor allem spannend finden, ist der Kampf mit dem Drachen. Der sollte zu einem Höhepunkt werden, zu einem wohl vorbereiteten Höhepunkt, denn mehrere Auseinandersetzungen mit Axt, Schwert und Speer gehen im Verlauf der Handlung voraus: der Kampf der Riesen, Hunding gegen Siegmund mit dem Eingreifen des Gottes Wotan. Alle drei Kämpfe wurden auch Bestandteil von “Klein-Siegfried“, Foto: Deutsche Oper Berlin Ausweichmöglichkeiten, vielleicht wäre es aber auch etwas für Herrn Peper?“ gibt, wie es weiter gehen könnte: die Stimme des Waldvogels. Von ihr erfährt Siegfried einiges über seine Herkunft und von ihr lässt er sich leiten. Dem „singenden Waldvögelein“ gab ich ein sprechendes Pendant dazu. Und die beiden Vögel bekamen eine eigene Geschichte, eine Art Rahmenhandlung, die allerdings am Ende nicht so richtig aufgelöst wurde, denn das Ende war jetzt der Schluss von „Siegfried“. Der Titel verwies auf den Entwurf von Richard Wagner mit dem Titel „Jung-Siegfried.“ Und so war es gemeint: dem „Klein-Siegfried“ sollte irgendwann ein zweiter Teil folgen. Mit diesem zweiten Teil hatte ich allerdings ein großes Problem. Bekanntlich stirbt Siegfried in der „Götterdämmerung“. Und das wollte ich den Kindern nicht antun, dass sie ihren Helden verlieren. ebenso die geistige Auseinandersetzung zwischen Wotan und Mime, die Wissenswette. Diese war nicht unumstritten, denn viele Beteiligte fanden, dass dies für die Kinder „zu schwierig“ sei. Doch ich bestand darauf, vor allem, um auch einen Ruhepunkt zu haben inmitten der vielen, neudeutsch gesprochen, „Action-Szenen“. Davon folgten ja, dem Lauf der Handlung bis zum Ende von „Siegfried“ entsprechend, noch zwei weitere, die „Erledigung“ Mimes und das Zerschmettern von Wotans Speer durch Siegfried. Wir hatten eine wunderbare Besetzung für die Premiere. Rolf Kühne sang den Alberich und auch aus dem Off ein paar Takte von Fasolt. Niemand war geeigneter für diese Aufgabe als er, der von sich sagen konnte, jede Partie im „Ring“, die im Bassschlüssel notiert ist, auf der Bühne gesungen zu haben. Er zeigte sich als wunderbarer Kollege, der uns weniger Bühnenerfahrene an die Hand nahm und mich mit Tipps versorgte, mit deren Hilfe ich den Text trotz der Vogelmaske verständlich präsentieren konnte. sogar in ein Wikingerkostüm stecken und bildete das erste Faszinosum dieser Produktion. Auch allerdings den ersten Panikschrei eines zuschauenden Kindes, denn das Horn ist schon sehr laut, wenn man so nah dran ist, und vielleicht doch noch keine vier Jahre alt. Lucy Peacock und Volker Horn waren ein ideales Paar Brünnhilde– Siegfried. Gudrun Sieber, die schon in „Hänsel und Gretel für die ganz Kleinen“ gezeigt hatte, dass sie mit ihrem alterslosen Charme gerade Kinder in einen besonderen Bann ziehen konnte, übernahm die zu einer Hauptpartie gewordene Stimme des Waldvogels. Zum Horn als Symbol Siegfrieds (aber auch für die Klangwirkung der Tarnkappe) kam als weiteres Instrument neben dem Klavier noch eine Kontrabasstuba. So dass der Kampf zwischen Siegfried und Drachen auch musikalisch plastische Gestalt annahm. Wie schon in „Hänsel und Gretel für die ganz Kleinen“ sollte auch im „Klein-Siegfried“ das zuschauende Publikum nicht zur vollkommenen Passivität verurteilt sein. Dort spielten sie die Vogelinstrumente, um eine Waldstimmung herzustellen. Hier hatte ich verschiedene Überlegungen angestellt: die Ambosse im „Rheingold“ können von Kindern aus dem Publikum gespielt werden. In der „Walküre“ könnte man ein Spiel mit dem Schwert veranstalten, Kinder dürfen daran ziehen, aber es ist natürlich arretiert und nur Siegmund kennt den Trick, oder Kinder halten Elektrokerzen um den Feuerkreis zu markieren. Im „Siegfried“ könnten Kinder das Horn entdecken oder auch ein Rohrblatt-Instrument schnitzen. Ich entschied mich für die Ambosse. Herrlich gegen deutschtümelnde Traditionen besetzt war Wotan. Der ganz junge Arutjun Kotchinian, ganz und gar nicht nordisch, gab dem Göttervater eine blasierte Würde, der die Regisseurin auch komödiantische Seiten einzuhauchen verstand. Hunding, in eine leicht angerostete, aber funktionierende Ritterrüstung gesteckt, gab Klaus Lang mit Stentorqualitäten in seiner Stimme, die er auch dem Fafner („Lass mich schlafen!“) lieh. Zuerst aber hat die Musik das Wort. Es war mir von Anfang an ganz wich- Foto: Deutsche Oper Berlin Schon die Generalprobe kam bei den kleinen Gästen sehr gut an und die Premiere war ein riesiger Erfolg. „Iiiih, die knutschen ja!“ rief es am Ende, wenn Siegfried und Brünnhilde sich in die Höhle zurückziehen, aus dem Publikum. tig, dass der Hornruf aus „Siegfried“ von einem Hornisten des Orchesters live gespielt wird. Paul Sharp ließ sich Der Schluss aber war kein wirklicher Schluss. Es endete mit Brünnhildes Erweckung. Auf Vorschlag der Regisseurin haben wir dann noch etwas Rhein-Musik angefügt, um auf die Rheintöchter zurückkommen zu können und sie alles überfluten zu lassen wie in der „Götterdämmerung“. Aber das war eine Notlösung. Deshalb beschäftigte mich lange Zeit der Gedanke, einen zweiten Teil (mit der „Götterdämmerung“) hinzuzufügen. Doch ich fand keine befriedigende Lösung, vor allem wegen der erwähnten Problematik mit dem Sterben des Helden. Schließlich fand ich einen Weg, die Handlung des „Klein-Siegfried“ abzurunden durch die Hinzufügung von ein paar kurzen Ausschnitten aus der „Götterdämmerung“. Das Schlussduett konnte unmittelbar übergehen in das Duett aus dem Vorspiel. Brünnhilde schickt Siegfried „zu neuen Taten“ in die Welt. Und er kehrt einfach nicht zurück. Wie es vermutlich zahlreiche Kinder auch erlebt haben, wenn ihre Väter aus der Familie verschwanden. Der Schluss gehört dann der Rahmenhandlung, die Kinder dürfen entscheiden, wer den Schatz bekommt, die Vögel, die von Anfang an darauf aus sind, oder die Rheintöchter, wie es die „geheimnisvolle Frau“ (eine Kombination aus Erda und Waltraute, die ich nun doch einführte) verlangt. Dafür musste Brünnhilde extra zwei Varianten im Schlussgesang lernen. Für die Worte: „Der Wassertiefe weise Schwestern, des Rheines schwimmende Töchter, euch dank‘ ich redlichen Rat. Was ihr begehrt, ich geb‘ es euch!“ erfand ich: „Ihr Vögel, die ihr wohnt auf Wolken, des Himmels flatternde Kinder, ihr sollt ihn haben von mir, was ihr begehrt, ich geb’ es euch.“ Fast ist es überflüssig zu erwähnen, dass die originale Variante nur in der Hauptprobe gesungen wurde. Sobald Kinder dabei waren, entschieden sie, dass die Vögel den Ring haben sollten. So bleibt mir als dem Waldvogel am Ende nur mich zu bedanken: Danke an Götz Friedrich, der mir zu einer Zeit die Gelegenheit gab, den „Ring“ für Kinder zu bearbeiten, als das noch nicht im Schwange war. Danke an das Regieteam und die Sänger, die mir bereitwillig gefolgt sind und das Unternehmen zum Erfolg geführt haben und Danke an die Kinder, die mich und meine Kollegen mit ihrer spontanen Begeisterung über so viele Vorstellungen getragen haben. Curt A. Roesler Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 11 Vor-Worte zur Romantischen Oper „Lohengrin“ 1 I. Ein seltsames Vorspiel geht der Oper voran: Es beginnt mit gleißend hellem, über vier Takte hinweg sich erneuernden Klang in ADur. Drei Instrumenten-Gruppen stehen dafür ein: Violinen, in vier Stimmen aufgeteilt, Flöten und Oboen, schließlich vier Solo-Violinen im Flageolett. Der Einsatz dieser Gruppen ist ineinander verschachtelt: Aus dem leise anschwellenden Akkord der Violinen wächst der Bläserklang, aus ihm der Klang der Solo-Violinen. Unmerklich setzt eine jede Klangschicht ein; gedeckt von der vorangehenden wird sie sich entfalten, bis jene sie frei gibt. Unüberhörbar die Zunahme der Leuchtkraft, gepaart dem Aufwärts, dem symbolisierten Blick nach oben! In lichter Höhe rührt sich ein langsam schreitender, feierlicher Marsch: Der zentrale Gedanke des Vorspiels. Seine Initiale – der Vordersatz – besteht aus einer Drehung zwischen A-Dur und fis-moll. Was der Drehung folgt – der Nachsatz –, erinnert an Gesänge; sie jedoch wiesen nach unten – soll der Aufschwung zurück genommen werden? Es greifen die Gesänge um sich. In lichter Höhe rührt sich ein langsam schreitender, feierlicher Marsch: Der zentrale Gedanke des Vorspiels In ihnen weitet sich der Raum, auch der harmonische Kreis: War zuvor A-Dur nur durch die parallele MollTonart flankiert, so werden, nach und nach, neue harmonische Felder besetzt: E-Dur, D-Dur, h-moll, ja, Cis-Dur. Soweit die erste Strophe des instrumentalen Gesanges! Ihr folgt die Gegenstrophe; sie leitet über ins Kommende. Die zweite Strophe, weitaus tiefer als die erste, ist den Holzbläsern2 überantwortet, Violinen umspielen sie. Auch ihr folgt die Gegenstrophe, wiederum Überleitung. Die dritte Strophe, wiederum tiefer, angesiedelt in der Mittellage und MUSIK UND DRAMA 12 Nr. 25, November 2008 darunter, gehört den Bratschen, Violoncelli, Hörnern: Sie bedarf der festen Stütze, des gewichtig schreitenden Bassfundamentes, überdies stehen ihr fast alle Streich- und Blasinstrumente zur Seite, mit Ausnahme der Trompeten und Basstuba. Wohltönend das Ganze, in mittlerer Lautstärke – erinnernd an Gesänge von Männerchören! Hat der feierliche Marsch mitsamt der Kantilene, haben seine Gegenstimmen sich nahezu alle Klangregister erobert, so ist die Voraussetzung gegeben für die äußere Steigerung: Sie lässt nicht lange auf sich warten. Blechbläser, gestützt vom StreicherTremolo, intonieren den Vordersatz der vierten Strophe, diesmal in D- Dur – gewaltsam, als Fanfare. Auf dem Höhepunkt setzt, vom gellenden Beckenschlag eingeleitet, der Nachsatz ein: In zweimaligem Anlauf, dann sinkt das Geschehen in sich zusammen. Ein lang gedehnter Abgesang der Violinen, gewonnen aus dem Nachsatz, führt zum Ausgangspunkt zurück: Nicht zu hören der klagende Ton, das Kreisen in Moll-Tonarten, nicht zu überhören das Absinken über mehre Oktavräume hinweg! Unten angelangt, soll eine neue Kantilene intoniert werden: Ihr Ton ist zart, jedoch starr, ausdruckslos, und sie kann den Weg nach unten nicht aufhalten. Endlich die Rückkehr zum Anfang des Vorspiels: Rasch – beklemmend rasch! – werden A-Dur-Klänge aufgeschichtet – Posaunen, Trompeten, Holzbläser, Violinen. Und ein letztes Mal intonieren die Violinen den Anfang des feierlichen Marschs. II. Die Idee des Vorspiels lässt auf einen Begriff sich nicht bringen. Es 1 2 3 gibt mehrere Bedeutungsebenen; sie alle werden für die Vorgänge der Oper wichtig sein. Ein Bedeutungsfeld – gewiss: eines von mehreren! – kann fest gemacht werden daran, was der Strophe und Gegenstrophe widerfährt: Daran, wie der Marsch, der ihm innewohnende Gesang zunächst schattenhaft, unwirklich anhebt, wie er an Gewicht, d. h. an Ton, Raum, Stärke zunimmt, wie dem Vordersatz endlich der singende Ton abhanden kommt, statt dessen Panzer der Macht zugesellt werden – und wie dies nach wenigen Augenblicken zurück genommen wird, wie der Marsch sich endlich auflöst – nicht anders der Abgesang! Unüberhörbar ist die Anstrengung, den Marsch, den Gesang festzuhalten, ja, mit Fleisch auszukleiden, schließlich mit Panzern zu versehen: Sie jedoch schlägt ins Leere. Aber nicht nur festzuhalten gilt es, was nicht festzuhalten ist: Hebt der Marsch in lichten Höhen an, so muss, wofür er einsteht3, herunter geholt werden auf die Erde – und zwar von denen, die sehnsüchtig nach oben blicken. Die zentrale Idee, von unsichtbaren Fäden wird sie hinab gezogen. Jedoch: Je tiefer, je erreichbarer sie ist, desto mehr offenbart sie innere Spannungen, Risse, Widersprüche. Nicht nur macht beides, Marsch und Kantilene, sich kenntlicher, sondern es treibt zunehmend auseinander. Der Höhepunkt bringt es an den Tag: Dem Vordersatz gehört der Marsch allein; getilgt ist die Kantilene. Dem Nachsatz gehört die Kantilene; sie aber löst, absinkend, den Marsch auf, danach wird auch sie verstummen. Dem Auseinanderbrechen, schließlich dem Zerfall der Substanz folgt die Auflösung des Klanges. Überdies lässt sich, im Inneren des Vorspiels, die zentrale Idee – der Marsch, die Kantilene – nicht festhalten ohne zusätzliche Stütze: Die Lohengrin, Romantische Oper in drei Aufzügen – so Wagners ausdrückliche Bezeichnung! Was es mit der Bezeichnung auf sich hat, ist andernorts dargestellt worden. Vgl. Gerd Rienäcker, Romantisches in Wagners Opern, in: Musik und Drama, Dezember 2007. Flöten, Klarinetten, Oboen, Englischhorn, später auch Fagotte – ineinander gemischt, so dass der Klang gleichsam abgeblendet wirkt. Hierzu weiter unten. jeweilige Strophe nicht ohne Gegenstrophe, die Hauptsache nicht ohne Überleitung. Und führt die Überleitung zum Eigentlichen zurück, so gleichzeitig von ihm weg. Strophen und Gegenstrophen: An einem Faden spinnen sie; der Faden soll nie abreißen, und doch reißt er ab4. Dicht ist das Klanggewebe, aber nicht auf Dauer. III. Völlig anders tönt es, wenn der Vorhang zum ersten Aufzug sich öffnet: Lärmende Fanfaren, die den Gesang des Heerrufers einleiten, massive Chorblöcke, die kräftige Ansprache des Königs, unüberhörbar militant5, hernach das heftige Gebaren Telramunds6 – nichts, so scheint es, hat derlei mit dem Vorspiel zu tun. Näher rückt ihm schon Elsas Klage 7: In ihr nämlich wird das Geschehen der Gegenstrophen aufgenommen, ins Konkrete, d. h. ins Erlebbare, Erlebte übersetzt. Hier wie dort strebt das musikalische Geschehen nach oben – und wiederum nach unten! Für Elsa heißt es: Durchbruch zur Hoffnung, Zurücknahme. Noch bleibt das Eigentliche des Vorspiels unausgesprochen. Erst in Elsas Vision kommt der zentrale Gedanke zu Worte. Wofür er jedoch einsteht, wird viel später offenbar: Im dritten Aufzug, wenn Lohengrin den Anwesenden mitteilt, woher er kommt8. Vom wundertätigen Gral ist die Rede9, vom Heil, das seine Ritter der Welt bringen, von einer Idee also, die die Welt in Ordnung bringen soll – oder, in Wortwendungen von E.T.A. Hoffmann übersetzt: Vom „fernen Reich der Romantik“, von dessen „Wundern, Verwandlungen“10. Begreifbar ist endlich, was der feierliche Marsch, was die Strophen artikulieren, begreifbar aber auch, was der Idee widerfährt: Dies aber hängt nun doch mit jenen Innenspannungen, inneren Widersprüchen zusammen, die nach und nach ans Tageslicht kommen11. Sie, die Spannungen, Widersprüche, sind dem Gral eingeschrieben: In ihm wohnt das Licht, der Glanz, aber auch die Einsamkeit, das unerschütterliche Zeremoniell, mit dem der Gral sich bestätigt und vom abriegelt, zugleich die Suche nach den Menschen, mithin die abweisende Geste und die ausgestreckte, den Menschen zugewandte Hand – Zuwendung und Abschied in eins! An solcher Last – sie birgt Segen und Fluch! – trägt Lohengrin schwer. Was er den Menschen bringt, ist wunderbar und gefährlich, ist denn auch selbst gefährdet, verwundbar; so wie es beschaffen ist, kann es sich unter den Menschen nicht bewähren12. Nicht nur erkennen Telramund und Ortrud die Wundstelle, auch Elsa kann sich Lohengrins Gebot13 nicht beugen. Nach Lohengrins Namen würde sie fragen, auch wenn Telramund, Ortrud dies nicht eingeblasen hätten. Denn sie begehrt den liebenden Menschen, auch um ihn zu schützen vor anderen – nicht einen Heiligen, nicht einen Gott. Damit gibt sie den Geliebten preis: „Erkennt ihr ihn, so muss er von euch ziehn“14. Lohengrin also lüftet, im dritten Aufzug, sein Geheimnis Daher löst bereits im Vorspiel die zentrale Idee, Marsch und Kantilene, sich auf, kommt zuvor ihre thematische Homogenität abhanden, laufen die triumphalen Gebärden ins Leere! Soll Lohengrins Herrlichkeit lautstark, gepanzert kundgetan werden, so bricht dies nach wenigen Takten ab. Lohengrin also lüftet, im dritten Aufzug, sein Geheimnis. Solcher Preisgabe15 antwortet das volle 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Orchester, hernach nimmt der Chor den klagenden Abgesang auf. Ergriffenheit angesichts des Wunderbaren, Erschütterung, Betroffenheit, unsägliche Wehmut einer Gemeinschaft, die Abschied zu nehmen hat vom Gralsritter! Und auch er kann den Schmerz nicht länger verbergen, ist ihm doch das Beieinander mit den Menschen versagt. Einsam, gebrochen wird er zurückkehren dahin, woher er gekommen ist. Dafür nun steht der Abgesang im Vorspiel ein: Zart, aber ausdruckslos soll er gespielt werden – ausdruckslos, weil gebrochen, jedoch zart! Könnte von hier aus der Gesang aufs Neue beginnen, jenseits des Vorspiels? Etwa in Elsas Visionen, hernach in den betroffenen Gesängen des Chores, darin die Edlen ihre Panzer wenigstens für Augenblicke ablegen, leise, wehmütig vor sich singen? Für die Vorgangsfiguren der Romantischen Oper „Lohengrin“ ganz zentral: Sehnsucht und Gewalt, Herkunft und Abschied, Ideale, ihre Gefährdung, ihr Zerbruch – dies alles im Angesicht einer Welt, die der Veränderung dringend bedarf, und sei es durch Wunder von außen; im Angesicht von Menschen, die zwar gepanzert sind auf dem Wege in den Krieg, aber nun doch empfänglich sind für irgendein „Anderes“, weil Sehnsucht sich nicht verdrängen lässt. Aufs Ungewöhnliche, Wundervolle einer Idee und auf deren Risse, aufs Ungewöhnliche ihrer Wege – bis hin Dies nimmt das Geschehen des Prologs der „Götterdämmerung“, die Nornen-Szene vorweg: Spinnen Erdas Töchter ihren Faden, um daraus zu entwickeln, was geschah, was geschieht, so reißt das Seil. Erschreckt verstummen sie, verlassen sie ihr nächtliches Gefilde: „Der Welt melden Weise nichts mehr.“ Erster Aufzug, erste Szene Zunehmend heftig artikuliert Telramund seine Anklage: Schon dies macht Zwänge offenbar, denen er nicht entrinnen kann. Erster Aufzug, zweite Szene Dritter Aufzug, zweites Bild „Im fernen Land, unnahbar euren Schritten, /liegt eine Burg, Monsalvat genannt“ – jene Burg, die den heiligen Gral in sich birgt. E.T A. Hoffmann in seiner Novelle „Dichter und Komponist“ Es sind jene Risse, Spannungen, Widersprüche, die fast allen Träumen, Visionen der Früh- und Hochromantik innewohnen: Das ersehnt „Andere“, Bessere trägt, mehr oder weniger erkennbar die Züge dessen, wovon es sich angestrengt abhebt. Darin gleicht Lohengrin dem Geisterfürsten in der Oper „Hans Heiling“ von Heinrich Marschner: Als Meister versucht er bei den Menschen zu leben, aber er scheitert daran, weil er den Abstand zu ihnen nicht preisgeben kann. Lohengrin wiederum besteht darauf, nicht erkannt, nicht beim Namen genannt zu werden – mithin auf seiner Besonderung, Abgeschiedenheit. Zweimal das Gebot: „Nie sollst du mich befragen, /noch Wissens Sorge tragen, /woher ich kam der Fahrt/ und wie mein Nam` und Art“. Lohengrin zu den Anwesenden im dritten Aufzug „..mein Vater Parzival trägt seine Krone./ Sein Ritter bin ich, Lohengrin genannt“. Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 13 zum Scheitern, zur Auflösung – konzentriert sich das Vorspiel; eben daher sind ihm Erschütterung, Wehmut nicht fremd. Mehr noch, es spricht vom Abschied-Nehmen. IV. Von Ortruds nächtlichem Treiben, von Telramunds unbändigem Zorn, von den Gebärden des Königs will das Vorspiel nichts wissen – auf dem ersten Blick. Der zweite Blick offenbart anderes, nämlich Zusammenhänge mit all dem, was sich ereignen wird, Zusammenhänge auch mit Ortruds Welt. Nach fis-moll wendet sich der jeweiDer zweite Blick offenbart anderes, nämlich Zusammenhänge mit all dem, was sich ereignen wird lige Beginn der Strophen, um nach A-Dur zurück zu kehren. In fis-moll aber ist Ortrud, ist ihr nächtliches Treiben angesiedelt16. Ganz in Lohengrins Nähe jedoch: Die Parallele seiner Tonart A-Dur! In der Drehung zwischen A-Dur und fis-moll liegt der thematische Kern jenes Rituals, in dem Lohengrin dem Schwan zweimal sich zuwendet17. Nicht anders des Schwanes stumme Klage: Sie jedoch macht hörbar, was ihm durch Ortrud widerfuhr18 – also auch durch ihre Tonart. Unheil, so scheint es, bringt sie, bringt ihre Tonart den Menschen. Und doch ist sie, ist ihr Sinnen, Trachten, Handeln notwendig, Gegenpol zur Gralswelt und zur Welt des Königs, zugleich mit ihnen verquickt. Eines nämlich hat Ortrud, hat ihre Welt mit Lohengrin, mit dem Gral gemeinsam: Das Anderssein. Als „Reaktionärin“ wollte Richard Wagner jenes „fürchterliche Weib“19 sehen. Dies aufzunehmen wird freilich aller negativen Konnotation des Begriffs sich entledigen müssen. Denn „reaktionär“ ist Ortrud zuvörderst im Blick zurück und im Versuch, Einstiges zurück zu gewinnen. Nicht ohnmächtig ist sie darin, nicht ohnmächtig die Finsternis20, darin sie das Ihre treibt. MUSIK UND DRAMA 14 Nr. 25, November 2008 Natur steht ihr zur Seite21, und mit ihr jene heidnische Naturreligion, die das Christentum zu überwinden glaubte: Sie lässt sich nicht überwinden, ja, sie wird um sich greifen, fast unkenntlich noch, merklich aber in zweiten Aufzug: Wohl sind Ortrud und Telramund des Landes verwiesen22, dennoch anwesend als Illegale; ihnen wird Elsa, Lohengrin nicht entkommen. Und scheitern ihre Intrigen23, so lassen sie doch gebrochene Menschen zurück. Mehr noch: Nimmer ist, was Ortrud treibt, den Menschen fremd – auch und gerade Elsa nicht, weil sie durch die Andere nun doch zu sich, also zur eindringenden Frage nach dem Geliebten kommt. Nicht als böser Geist, Ungeziefer, das ausgerottet werden muss, lebt Ortrud in ihren Widerparten; nicht äußerlich all den Menschen, sondern Teil ihrer selbst. So wie die heidnischen Religionen sich durchs Christentum nur partiell verdrängen ließen – längst hatte es sich des Verdrängten bemächtigt, ja, wesentliche Züge davon aufgenommen, wie der Blick in mittelalterliche – pointiert: christliche! – Volksreligionen offenbart24. Dass Verdrängtes über all jene kommt, die ihm zu Leibe rückten und rücken, bewahrheitet sich hier wie allerorten, diesseits und jenseits unsäglicher Kämpfe um Macht und Glauben! Dafür nun, für das Ineinander von Gral und seinem Widerpart, von wundertätigem, gepanzertem Christentum und naturmächtigem Heidentum, für das Ineinander von Lohengrin und Ortrud, für Elsas Handeln im Schraubstock beider Welten, könnte die Dur-MollDrehung des Beginns einstehen: Dergestalt gleicht sie einem Menetekel. Gerd Rienäcker 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Vorankündigung Montag, 23. März 2009 Tertianum-Residenz Passauer Straße 5-7 19 Uhr Das Richard Wagner Festspielhaus Bayreuth Dr. Markus Kiesel stellt sein Buch vor, welches die Geschichte und Geschichten des Festspielhauses erzählt. In den Jahren 1872 bis 1876 ließ Richard Wagner seine Vision von einem idealen Theater in Bayreuth Wirklichkeit werden. Doch noch nie wurde das Gebäude fotografisch so umfassend dokumentiert. Markus Kiesel offenbart die Schönheit einer oft verkannten Architektur, schaut hinter die Kulissen, sucht atemberaubende Perspektiven wie auch poetische Details. In einer an den Primärquellen orientierten Recherche wird die Architektur kunsthistorisch neu betrachtet und ästhetisch bewertet, als Teil von Richard Wagners Gesamtkunstwerk gewürdigt. Alle weiteren Termine entnehmen Sie bitte unserer Halbjahresübersicht auf der Homepage. Vor allem im zweiten Aufzug, in Telramunds – Ortruds Unterredung, im gemeinschaftlichen Schwure, wiederum in Ortruds Beiseite-Singen, nachdem sie Elsa bestrickte. Bei seiner Ankunft (Erster Aufzug, zweite Szene), wiederum bei seinem Abschied (dritter Aufzug, zweites Bild). In einen Schwan hatte Ortrud Elsas Bruder verzaubert. Lohengrin zu Ortrud im zweiten Aufzug. Der nächtlichen Wolfsschlucht in Carl Maria v. Webers Oper „Der Freischütz“ auch in der Tonart fis-moll verwandt! Auch, ja, gerade darin gleicht sie den vielen naturkundigen Frauen, die nicht nur im Mittelalter als Hexen verfolgt wurden: Frauen, die in der Natur lebten, sich in ihr denn auch besser auskannten als die Verfolger. Ahnt Lohengrin, der sie verbannt, ihre Macht? Inwieweit prägt seinen Bannsprüchen kaum verhohlene Angst sich auf? Ob sie wirklich scheitern, muss offen bleiben – so offen, wie der katastrophenhafte Schluss der Oper! Vgl. hierzu Aaron Gurjewitsch, Mittelalterliche Volkskulturen, dt. Dresden 1986 Wir über uns Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es Interesse an der Gründung einer Richard-Wagner-Stipendienstiftung, aus der die ersten Richard Wagner Verbände 1908 hervorgingen. Der Berliner Verband konstituierte sich dann im Jahre 1909. Inzwischen gibt es weltweit über 120 Richard Wagner Verbände in über 40 Ländern. Wir, der Richard-Wagner-Verband Berlin-Brandenburg, wollen das Verständnis für das Werk Richard Wagners wecken und vertiefen, das künstlerische Leben in Berlin mitgestalten und den künstlerischen Nachwuchs fördern. Darüber hinaus unterstützen wir die auf Wunsch Richard Wagners gegründete und in Bayreuth bestehende Richard-Wagner-Stipendienstiftung und setzen uns im Sinne Richard Wagners für den Fortbestand der Bayreuther Festspiele ein. Die Durchführung wissenschaftlicher Vorträge zum Werk Richard Wagners, aber auch zu anderen Themen der Musikkultur, bilden einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit. Auch die Unterstützung von Forschungsvorhaben, speziell an Berliner Hochschulen und die Förderung künstlerischer Vorhaben, vorrangig an Opernhäusern Berlins, sehen wir als unsere Aufgabe an. Wir führen in der Regel einmal im Monat eine Veranstaltung durch, wo wir zunächst ungezwungen über aktuelle Ereignisse diskutieren und den persönlichen Kontakt pflegen. Anschließend haben wir Künstler oder Wissenschaftler zu Gast, deren Vorträge sich überwiegend mit dem Werk Richard Wagners befassen. Unsere Ehrenmitglieder sind: Ks. Theo Adam Ks. Hans Beirer † Lucie Brauer Prof. Götz Friedrich † Prof. Günther Fürstenau Ks. René Kollo Deborah Polaski Christian Thielemann Ks. Spas Wenkoff † Impressum Musik und Drama Nr. 25, November 2008 Herausgeber Richard-Wagner-Verband Berlin-Brandenburg e. V. AUFNAHMEANTRAG Ich beantrage die Mitgliedschaft im Richard-Wagner-Verband Berlin-Brandenburg e. V. Ich zahle: den satzungsmäßigen Mindestbeitrag von: € sowie jährlich eine freiwillige Spende von: € Familienname: Vorname: Straße, Nummer: PLZ, Ort Geburtsdatum Telefon: Fax: E-Mail: Ich bin mit der Aufnahme der o. g. Daten in das Mitgliederverzeichnis einverstanden: Datum: Unterschrift: Sollten wir auch Ihr Interesse am Richard-Wagner-Verband BerlinBrandenburg e. V. geweckt haben, füllen Sie bitte das nebenstehende Beitrittsformular aus und schicken es an die angegebene Adresse. Jährliche Beitragssätze: Mitglieder Studenten, Auszubildende, Erwerbslose Jur. Personen (Institutionen) 40 € 25 € 100 € Diese Sätze reichen für die Deckung der Kosten nicht aus, daher bitten wir unsere Mitglieder, über den Mindestbeitrag hinaus eine jährliche Spende zu leisten. Redaktion Matthias Spruß Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors wieder. Adressen: Den Aufnahmeantrag sowie weitere Korrespondenz richten Sie bitte an den Richard-Wagner-Verband Berlin-Brandenburg e. V. Helmstedter Str. 12 10717 Berlin Tel Fax Mail Web 030 864 23 674 030 864 23 695 [email protected] www.wagnerverband-berlin.de KTO 256 169 101 BLZ 100 100 10 Postbank Berlin Gestaltung und Satz Ulrich Puhlfürst [email protected] Nr. 25, November 2008 MUSIK UND DRAMA 15 % & DE UTSCH E OPE R B E R LI N 12G2:/2? %® $32/?B.? & ?VPUN_Q @A?.B@@ D<052; Foto: Bettina Stöß / stage picture 12? ?<@2;8.C.962? 162 l4F=A6@052 5292;. @.9<:2 0.@@.;1?.2928A?. .?6.1;2 .B3 ;.E<@ 8.?A2; Deutsche Oper Berlin | Bismarckstraße 35 | 10627 Berlin MUSIK UND DRAMA 16 Nr. 25, November 2008 ! %! ! dddQRba`PUR\]R_OR_YV[QR