ScheibenWischer - IG Metall Stuttgart - IG Metall Baden
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ScheibenWischer - IG Metall Stuttgart - IG Metall Baden
ScheibenWischer Informationen für die Beschäftigten der Daimler AG im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW Jugend braucht Zukunft Interview mit Dr. Thomas Klebe Seite 4 Rente und betriebliche Altersversorgung Seite 5 next workplace bei Daimler Seite 6 1 Ausgabe Nr. 286/Mai 2012 Nr. 286/Mai 2012 Editorial Die Werkleitung muß Antworten geben Liebe Kollegin, lieber Kollege, über eine Million Überstunden wurden im vergangenen Jahr im Werk Untertürkheim geleistet. Auch in diesem Jahr werden wir in den Hallen oder Büros, in der Entwicklung oder der Produktion wieder mit einem dicken Überstundenkonto arbeiten. Der Betriebsrat kennt diese Fragen und wir haben in den vergangenen Wochen die Werkleitung nachdrücklich darauf hingewiesen, dass sie es ist, die auf diese Sorgen Antworten geben muss. Genauso, wie sie auf konkret inhaltliche Fragen antworten muss: Welche Rolle spielt das Werk Untertürkeim zukünftig in einer globalen Powertrainwelt? Welche Planungen gibt es für Folgemotoren im Werk Untertürkheim, wie wird die Giesserei mit Nachfolgeteilen ausgelastet? Welche Aufgaben haben unsere Instandhalter, Werkzeugmacher und Planer in Zukunft? Die geplanten Stückzahlsteigerungen, verbunden mit der vom Unternehmen angekündigten Aufholjagd gegenüber dem Wettbewerb, mit dem Ziel, bis 2020 wieder auf Platz eins der Premiumhersteller zu sein, werden die Anspannung nochmals erhöhen, die vorhandenen Kapazitäten bis aufs Letze ausnutzen. Derzeit sind wir bis „über die Haarspitzen“ ausgelastet, was uns allemal lieber ist als Kurzarbeit, dennoch wollen wir langfristig die Weichen für Beschäftigung und gute Arbeit in diesem Traditionsstandort, der Wiege des Automobiles stellen. Wie wichtig dies ist zeigt Opel. Und wenn der Vorstand sein Ziel bis 2020 auf Platz eins zu sein schon kennt, kann die Belegschaft vom Werkleiter durchaus in der kommenden Betriebsversammlung im Juni Antworten auf die gestellten Fragen erwarten. Vom Vorstand beschlossenen und eingeschlagenen Wachstumskurs, den der Vorstand mit Hochdruck vorantreibt, gehört die Unternehmensentscheidung zum Aufbau neuer Aggregate-Werke in USA (gemeinsam mit Nissan) und in China. So manche Spekulation über noch weitere Standorte liegt in der Luft. Immer öfter hört man von Kolleginnen und Kollegen die sorgenvolle Frage: „Was bedeutet das für uns, unsere Arbeitsplätze im Werk Untertürkheim mit seiner Aggregateentwicklung und dem Hauptstandort für die Produktion von Aggregaten, Gussteilen und Achsen. Welche Zukunftschancen für Arbeitsplätze und Beschäftigung, aber auch welche Risiken birgt diese Veränderung.“ In die Fabrik zieht die Furcht ein: heute Überstunden und in ein paar Jahren braucht man unsere Flexibiltität, uns als Belegschaft nicht mehr. Die Menschen in dieser Fabrik beschleicht das Gefühl, derzeit ausgenutzt zu werden. Nr. 286/Mai 2012 Herzlichst Wolfgang Nieke Betriebsratsvorsitzender 2 Tarifrunde Warnstreik in Untertürkheim Über 4500 Beschäftigte des Mercedes-Benz Werkes Untertürkheim, der Werkteile Mettingen, Hedelfingen sowie der Zentrale und des Nutzfahrzeugversuchs beteiligten sich am 8. Mai beim Warnstreik am Untertürkheimer Tor am Karl-Benz-Platz. Warnstreiks richtige Antwort „Die Bezüge der DAX-Vorstände sind im vergangenen Jahr um durchschnittlich acht Prozent gestiegen. Und uns sollen gerade Mal 2,7 Prozent zugestanden werden. Die Gewinne in der Metall- und Elektroindustrie wurden von den Belegschaften nach der Krise erbracht. Jetzt ist es Zeit, uns an dem Aufschwung zu beteiligen“, sagte Wolfgang Nieke, Betriebsratsvorsitzender des Werkes Untertürkheim. „Das Angebot der Arbeitgeber ist weder fair noch gerecht. Deswegen sind unsere Warnstreiks heute und in den letzten Tagen die richtige Antwort darauf.“ Neue Eskalationsstufe Jörg Hofmann, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, will spätestens in der fünften Verhandlungsrunde am 15. Mai erkennbare Fortschritte bei den qualitativen Themen sehen. „Kommen wir bis dahin noch immer nicht vom Fleck, droht uns womöglich eine neue Eskalationsstufe, die eigentlich niemand will“, so Jörg Hofmann auf der Kundgebung am Karl-Benz-Platz. Jugend will aufsteigen Die vierte Verhandlungsrunde am 8. Mai in Sindelfingen begleitete die IG Metall-Jugend mit massiven Protesten. Bei den rund 4 000 nach Sindelfingen gereisten jungen Metallerinnen und Metallern (darunter auch rund 300 Jugendliche aus Untertürkheim) stieß die Blockadehaltung der Arbeitgeber ebenfalls auf Unverständnis. Um die Forderung der Jugend nach Perspektiven und Aufstiegschancen zu 3 unterstreichen, ließen die Teilnehmer vor Verhandlungsbeginn tausende Luftballons mit der Aufschrift „Jugend will aufsteigen“ fliegen. Verhandlungen am 16. Mai Auch am 15. Mai wurde in allen drei Schichten zum Warnstreik aufgerufen. Die Beteiligung war gut. Unverständnis herrschte gegenüber dem Ablauf der Verhandlung, die am 15. Mai nachmittags wieder aufgenommen wurde. Der Bezirksleiter stellte am Ende des Verhandlungsmarathons am Morgen des 16. Mai fest, dass in die qualitativen Themen – Übernahme der Auszubildenden und Mitbestimmung bei der Leiharbeit – Bewegung gekommen ist. Die Tarifkommission, die am 16. Mai nachmittags zusammenkommt, wird die weitere Vorgehensweise festlegen. Falls sich die Tarifkommission für weitere Verhandlungen entscheidet, werden diese am Freitag, den 18. Mai um 10 Uhr fortgeführt. (Stand 16. Mai) Nr. 286/Mai 2012 Interview mit Dr. Thomas Klebe „Das Unternehmen ist kein Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft“ SCHEIBENWISCHER: Welchen Einfluss hat die US-Börsenaufsicht SEC und das Hinweisgebersystem BPO auf die Geschäfte der Daimler AG? Es gibt Gerüchte, dass Daimler allein in den letzten 12 Monaten Geschäfte in Höhe von 52,8 Millionen Euro verloren gingen. Thomas Klebe: Ich habe hierfür keinerlei Anhaltspunkte. Aber selbst wenn es so wäre, ein Unternehmen hat sich im Rahmen der Gesetze zu bewegen. Dazu gibt es keine Alternative. Es ist gut, dass der Vorstand hier eine „NullToleranz“-Politik betreibt. Man könnte behaupten, dass die Börsenaufsicht SEC auf listige Art und Weise der amerikanischen Industrie einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Ist das so? Für General Motors, Chrysler und Ford? Solche Unterstellungen führen in die Irre und ignorieren, dass Anlass für die SECMaßnahmen tatsächliche und nicht erfundene Pflichtverletzungen und Gesetzesverstöße des Unternehmens waren. Kommentar Manche bezeichnen die BPO als „Stasi im Haus“. Welche Gefahren siehst du in dem Hinweisgebersystem „BPO“? Hier einen klaren und angemessenen Weg zu finden, der die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten respektiert und Sicherheit im Verhalten gibt, ist nicht leicht. Es darf auf keinen Fall Denunziantentum entstehen und gefördert werden. Wenn jeder Kollege dem anderen misstraut, entsteht ein unerträgliches Klima im Betrieb. Deshalb ist es wichtig, klare Regeln aufzustellen. Meines Erachtens kann es zum Beispiel bei Arbeitsvertragsverletzungen eines Kollegen, die keine Straftat sind, wie z. B. Pausen zu überziehen oder zu spät zur Arbeit zu kommen, keine Pflicht des Arbeitnehmers zur Meldung geben. Es muss auch eine klare Grenze zu den Zuständigkeiten von Staatsanwaltschaft und Polizei gezogen werden: Das Unternehmen ist kein Hilfsorgan der Staatsanwaltschaft. Bei unternehmensinternen Ermittlungen müssen zudem die Bürgerrechte, wie z. B. das Zeugnisverweigerungsrecht, ohne Einschränkung beachtet werden. Der Gesamtbetriebsrat wird hier mit dem Unternehmen sicher eine gute Betriebsvereinbarung abschließen. Wie kann man aus deiner Sicht Respekt, Ehrlichkeit und vertrauensvolle Arbeit im Unternehmen sicherstellen, ohne dass Kollegen sich gegenseitig beim BPO anschwärzen müssen? Es geht um Werte und Verhalten, für die im Prinzip eigentlich jeder den richtigen inneren Kompass hat. Insbesondere die Führungskräfte müssen nach den Fehlern der Vergangenheit diese Werte vorleben. Dazu müssen klare Regeln geschaffen werden, die den Kolleginnen und Kollegen Verhaltenssicherheit geben und Denunziantentum ausschließen. Mit etwaigen Pflichtverletzungen muss angemessen umgegangen werden. Und schließlich dürfen falsche Verdächtigungen keinerlei Wirkung haben. Sie müssen vollständig aus der Welt geschafft werden. zur Person Dr. Thomas Klebe, Justitiar der IG Metall, seit 2003 beim IG Metall Vorstand für Daimler zuständig und im Aufsichtsrat der Daimler AG. Außerdem ist er Mitglied des Präsidial- und des Vermittlungsausschusses sowie ehrenamtlicher Richter beim Bundesarbeitsgericht und Autor diverser Veröffentlichungen im Arbeitsrecht, insbesondere zur Mitbestimmung des Betriebsrats. Foto © A. P. Englert Die SCHEIBENWISCHER-Redaktion hat mit Dr. Thomas Klebe, Mitglied des Aufsichtsrats der Daimler AG, über das Hinweisgebersystem BPO gesprochen. „Total korrupt“ Unter dieser Überschrift im Wirtschaftsteil berichtete die Süddeutsche Zeitung am 4. Mai 2012 über einen Prozess gegen zwei Mitarbeiter der Firma Siemens. Diese sollten in Kuwait ein wichtiges Kraftwerksprojekt für Siemens an Land ziehen. Wie Daimler und Siemens schwören nahezu alle großen, internationalen Konzerne ihre Belegschaften auf Compliance ein, gehen mit dem Begriff haussieren. Übertreffen sich gegenseitig mit Bekenntnissen, wie wichtig es sei, Spielregeln einzuhalten, Gesetze zu befolgen. Der Prozess zeigte aber, dass die Welt anders funktioniert als in den „bunten Compliance- Heften“. Nr. 286/Mai 2012 „Diejenigen Angestellten, die Aufträge akquirieren, haben nach wie vor einen harten Job. „Dieses Projekt mussten wir unbedingt gewinnen“ sagte ein Siemens-Zeuge aus Kuwait bei Gericht. Konzern-Vorstände sagen gerne, man bestärke die Kollegen vor Ort darin, sauber zu bleiben. Lieber gehe man leer aus. Doch im mittleren Management, das der Konzernspitze gute Zahlen liefern muss, sind das leere Worte. Was zählt sind Umsätze und Profite. Viele hehre Vorsätze aus Compliance Schulungen bleiben Theorie. (…) Und der Konzernvorstand ist weit weg. Auch weit weg von der Wirklichkeit“* Auch Daimler muss sich damit auseinander- 4 setzen, Anspruch und Wirklichkeit in Übereinstimung zu bekommen. Zuletzt sichtbar geworden bei der Teilnahme am Formel 1 Rennen in Bahrain. Da war es wichtiger, gute Geschäftsbeziehungen nicht zu belasten und sich an der positiven Inszenierung eines Staates, der die Opposition gewaltsam unterdrückt, zu beteiligen. Es gab bei uns Beschäftigte, denen dieser Widerspruch zwischen Anspruch und tatsächlichem Handeln auffiel, die darauf auch gegenüber dem BPO hinwiesen. *aus dem Artikel „Total korrupt“ der Süddeutschen Zeitung Altersteilzeit Rente und betriebliche Altersversorgung Von Kaplanis Josifidis Die in den letzten Jahren vorgenommenen gesetzlichen Veränderungen sind eigentlich nicht mehr vom Normalbürger bezüglich seiner Auswirkungen auf die Rente zu verstehen. Themen wie beispielsweise „nachgelagerte Rentenbesteuerung“ führen zu Verunsicherung. Um diese Unsicherheiten teilweise auszuräumen, führte das Unternehmen Ende März Informationsveranstaltungen mit den Berechtigten zur Altersteilzeit durch. Spätestens ab da fingen viele Kolleginnen und Kollegen an, sich mit ihrer Rente und der betrieblichen Altersversorgung zu beschäftigen. Was ist nun als künftiger Rentner zu beachten und welche Auswirkungen hat dies auf mein Einkommen im Ruhestand? Wie hoch ist meine Rente? Bei der Rente ist es wichtig, abhängig vom Rentenzugang, die sogenannte Nettorente, also abzüglich Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge, ermitteln zu lassen. Diese Nettorente kann die Entscheidung zu einer vorgezogenen Altersrente beeinflussen. Informationen zur Nettorente erteilt die Deutsche Rentenversicherung in ihren Beratungsstellen und am Besten in einem persönlichen Gespräch. Dies ist unter anderem einmal im Monat im Werk Untertürkheim möglich. Eine VersicherImpressum Herausgeber: IG Metall Stuttgart Verantwortlich: Uwe Meinhardt, 1. Bevollmächtigter IG Metall Stuttgart; Theodor-Heuss-Str. 2, 70174 Stuttgart, E-Mail: [email protected] Internet: www.stuttgart.igm.de Redaktion: Jordana Vogiatzi (IGM) Tel. 0711-1 62 78-32; Dieter Gerlach, Tel. 6 12 55, Michael Schick, Tel. 6 25 20, Roland Schäfer Tel. 6 14 74, Udo Abelmann (IGM), Tel. 0711-1 62 78 23. Gestaltung: hartmanndruck Wildberg Druck: Druckerei Knödler, Benningen Bilder: S. 5 © MARCEL PASCHERTZ, fotolia S. 6 © pmphoto, fotolia; S. 8 © fotolia Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Montag, 11. Juni 2012 Im Internet unter www.stuttgart.igm.de stehen alle SCHEIBENWISCHER-Ausgaben seit dem Jahr 2000. Ein heute geborener Junge wird im Durchnitt 77 Jahre und 6 Monate, ein heute geborenes Mädchen 82 und 7 Monate alt werden tenberaterin der Deutschen Rentenversicherung kommt ins Werk und man kann sich vor Ort informieren. Die Termine sind mit dem jeweiligen P-Office zu vereinbaren. Rentenbesteuerung – wie viel? Im Jahr 2005 wurde die nachgelagerte Rentenbesteuerung eingeführt. Mit einer stufenweisen Anhebung von jährlich 2 Prozent werden die Renten besteuert, d.h., Renten, die in 2005 erstmalig ausbezahlt wurden, waren noch zu 50 Prozent steuerpflichtig, aktuell sind es 64 Prozent und im Jahr 2040 wird dann die Rente zu 100 Prozent besteuert. Dabei wirken sich Rentenfreibeträge und Vorsorgeaufwendungen steuermindernd aus. Genaue Informationen kann nur ein Steuerberater erteilen. Betriebliche Altersvorsorge und Sozialversicherungsbeiträge Beim Daimler haben wir verschiedene Formen der betrieblichen Altersvorsorge. Vom Daimler Vorsorgekapital 1 (Betriebsrente), Daimler Vorsorgekapital 2 (Vorsorgekapital zur Wahl) bis zur Daimler Zusatzrente (Direktversicherung) haben alle eins gemeinsam: sie sind steuerund sozialversicherungspflichtig. Jetzt gibt es verschiedene Auszahlungsvarianten der betrieblichen Altersvorsorge wie Einmalzahlung, 12 Jahresraten oder klassisch die monatliche Auszahlung. Bei der monatlichen Auszahlung ist klar, dass die Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sofort abgeführt werden. Nur bei den anderen Varianten wie Einmalzahlung oder 12 Jahresraten ist vielen Kolleginnen und Kollegen nicht bekannt, dass die Sozialversicherungsbeiträge nach erstmaliger Auszahlung 10 Jahre lang monatlich 5 abgeführt werden müssen. Hier zwei Beispiele: Einmalzahlung von 100.000 Euro, geteilt durch 120 Monate (10 Jahre x 12 Monate) als fiktives monatliches Einkommen, davon 15,5 Prozent Krankenversicherungs- und 1,95 Prozent Pflegeversicherungsbeiträge, ergibt einen monatlichen Beitrag von 145,42 Euro, in 10 Jahren insgesamt 17.450 Euro. 12 Jahresraten von insgesamt 140.000 Euro, geteilt durch 120 Monate (10 Jahre x 12 Monate) als fiktives monatliches Einkommen, davon 15,5 Prozent Krankenversicherungsund 1,95 Prozent Pflegeversicherungsbeiträge ergibt einen monatlichen Beitrag von 203,58 Euro, in 10 Jahren 24.430 Euro. Der Übergang in den Ruhestand muss deshalb wohl überlegt und vor allem vorher wohl gerechnet sein. Sehr wichtig wird dabei ein Steuerberater, der das gesamte steuerpflichtige Einkommen mit allen Einkünften ausrechnet und eine eventuelle Steuerzahlung auch für die Rentenphase ermittelt. Nähere Informationen gibt es im Intranet unter „Daimler & Ich => Vergütung => Standortübergreifender Personalservice => Betriebliche Altersversorgung“. Kaplanis Josifidis Betriebsrat Fachbeauftragter des Betriebsrats für Fragen zur Rente und betrieblichen Altersversorgung Tel. 2 33 65 Nr. 286/Mai 2012 „Digital Life“ bei Daimler: Sind wir in Zukunft ständig online? Von Udo Bangert In den nächsten Jahren werden moderne Kommunikationstechniken die Arbeitswelt stark verändern. Neue Kommunikationsmittel In Zukunft sollen mehr Bildtelefongeräte eingesetzt werden. Allerdings gibt der Betriebsrat zu bedenken, dass das in den heutigen Großraumbüros kaum umgesetzt werden kann. Denn auch ohne Bildtelefongeräte ist es dort häufig zu laut und die Störungen massiv. „Daimler Connect“ Ein weiterer Trend ist „Daimler Connect“. Dabei handelt es sich um eine Art „Facebook“, das die Kommunikation unter den Mitarbeitern verstärken soll. Denn die direkte Kommunikation mit dem Kunden wird immer wichtiger. Die richtige Information muss zukünftig immer schneller immer mehr Personen zur Verfügung stehen. In Zukunft werden immer mehr DaimlerBeschäfitgte „VoIP“ erhalten. „VoIP“ steht für „Voice over Internet Protocol“ was übersetzt „Sprache über Internetprotokoll“ heißt. Bei dieser Methode wird Sprache digitalisiert und wie andere Daten in kleinen Paketen über das Internet an den Gesprächspartner gesendet. Die Firma stattet auch immer mehr Führungskräfte und Mitarbeiter mit Tablet-PCs und Smartphones aus. Auf der anderen Seite haben viele Beschäftigte, die Diensthandys nutzen, zusätzlich ihr privates Smartphone in der Firma dabei. Viele würden gerne ihr privates Smartphone oder persönlichen Laptop geschäftlich nutzen. „BYOD“ („Bring Your Own Device“) heißt der aus USA stammende Trend, private Geräte auch in der Firma zu benutzen. Firmenintern ist von „UOD“ („User Owned Device“) die Rede. Wie das möglich ist, soll demnächst in einer Gesamtbetriebsvereinbarung geregelt werden. Vorab müssen wichtige Voraussetzungen wie beispielsweise der Datenschutz geklärt werden. Mehr Burn-Out-Diagnosen Wenn private Smartphones und Laptops für die Arbeit genutzt werden bedeutet das: Die Grenzen zwischen privat und geschäftlich verschwimmen immer mehr. Hier sieht der Betriebrat Handlungsbedarf. Denn psychische Erkrankungen und Burn-Out-Diagnosen nehmen immer mehr zu, wenn Erholungsphasen fehlen. VW versucht das Problem dadurch zu lösen, indem beispielsweise ab einer be- Immer neue Kommunikationstechniken kommen zum Einsatz. Damit verschwimmen die Grenzen zwischen privat und geschäftlich immer mehr stimmten Uhrzeit abends keine Emails mehr auf die Smartphones weitergeleitet werden. Die Zukunft wird auf jeden Fall spannend, aber vermutlich auch noch stressiger werden. Jeder sollte für sich selbst einen Ausgleich zwischen Privat- und Arbeitsleben finden. Um die Beschäftigten dabei zu unterstützen, muss und wird der Betriebsrat durch Betriebsvereinbarungen entsprechende Grenzen ziehen. Udo Bangert Betriebsrat Tel. 2 16 34 Next workplace Initiative bei Daimler Das Unternehmen hat beschlossen, eine einheitliche IT-Arbeitsplatzumgebung an allen Daimler-Standorten global umzusetzen. Eine Umstellung der aktuellen Infrastruktur in der IT-Arbeitswelt im Unternehmen macht Sinn. Denn die Office-Anwendungen sind nicht mehr aktuell und die Lizenzen laufen aus. Ab Mai dieses Jahres bis Ende 2013 wird die ITM-Organisation das Projekt next workplace an allen Daimler-Standorten umsetzen. Weltweit sind etwa 190.000 Arbeitsplätze betroffen. Im Rahmen des Projektes next workplace gibt es eine komplette technische Neuausrichtung, die an allen PC-Arbeitsplätzen zu massiven Veränderungen führt. Mit Windows 7 und Office 2010 wird eine einheitliche Plattform geschaffen. zum Arbeitsplatz soll ab Mai (für den Entwicklungsbereich) bzw. September (für das Werk 10) 2012 starten. Im Zentrum steht hier die Umsetzung der Rechner von Windows XP auf das neue Betriebssystem Windows 7. In dem Zusammenhang wird auch das OfficePaket umgestellt, also die Änderungen in Word, Powerpoint und Excel. Der Rollout der zweiten Welle, der „Zusammenarbeit“ (Collaboration), ist anschließend geplant. Hier geht es um die wesentliche Veränderung und Umstellung des e-Mail-Systems Lotus Notes zu Microsoft Outlook und der Einrichtung von Datenbanken unter Sharepoint. Aufgrund der vielfach vorhandenen Lotus Notes Datenbanken und Workboxen werden diese jedoch nicht sofort abgeschaltet. Bereits vorhandene Datenbanken sollen noch einige Jahre bestehen bleiben. Rollout in zwei Wellen Die Umstellung – der Rollout – erfolgt in zwei Wellen. Der Rollout der ersten Welle Qualifizierung notwendig Diese massive Umstellung wird Auswirkung auf alle Beschäftigten haben, da sich das neue Nr. 286/Mai 2012 6 Betriebssystem – und vor allem die neuen Anwendungen – deutlich von den bisherigen Anwendungen unterscheiden. Deshalb hat next workplace auch einen erheblichen Schwerpunkt bei der Qualifizierung der Anwenderinnen und Anwender. Für den Gesamtbetriebsrat war es wichtig, dass alle Beschäftigten mit dem Tag der Umstellung weiterhin arbeitsfähig sind. Der Gesamtbetriebsrat hat mit dem Unternehmen eine Gesamtbetriebsvereinbarung (GBV) zur Qualifizierung der Beschäftigten der Daimler AG im Rahmen der Umsetzung des Projektes next workplace erstellt. Generell regelt die GBV, dass die Schulungen während der Arbeitszeit stattfinden. Darüber hinaus werden die erforderlichen Qualifizierungszeiten gemeinsam zwischen Vorgesetzten und MitarbeiterInnen abgestimmt. weiter auf Seite 7 Örtliche Betriebsvereinbarung abschließen Aufsetzend auf die GBV muss jetzt dringend eine standortbezogene Vereinbarung gemacht werden. In einer Protokollnotiz zur Gesamtbetriebsvereinbarung next workplace müssen viele für uns im Betrieb 1 bis jetzt noch offenen Fragen geklärt und festgeschrieben werden. Der Betriebsrat ist mit einer Verhandlungsgruppe an diesem Thema dran und wird den damit einhergehenden Prozess begleiten. Bevor nicht geklärt ist, dass alle betroffenen Beschäftigten ausreichend für das Projekt next workplace geschult sind, wird es mit uns keinen Rollout geben. Die GBV regelt die zentralen Eckpunkte für eine Qualifizierung: 1. Allen Beschäftigten werden Online-Trainings angeboten. Diese Qualifizierungsmethode heißt „Learning on Demand“ (LoD). Alle Betroffenen werden im Rahmen der Umstellung next workplace über LoD qualifiziert. 2. Es wird für bestimmte Zielgruppen – wie z. B. Sekretariate, Assistenzfunktionen und IT-Koordinatoren - „Präsenzschulungen“ geben. 3. Am jeweiligen Standort werden weitere Beschäftigtengruppen über Multiplikatoren geschult. Werkteil Hedelfingen Parkplatz „Senke“ fertig Nach einer deutlichen Verzögerung stehen zwischenzeitlich rund 50 weitere Parklätze zur Verfügung. Dass die Firma diese Plätze bauen ließ, war nicht die Einsicht der Werkoder Centerleitung sondern Ergebnis der Arbeit des Betriebsrats. Die neuen Stellplätze entspannen die Situation leicht, ohne das Grundproblem zu lösen. Einer gewachsenen Belegschaft im Werkteil Hedelfingen stehen schlicht und einfach zu wenige Parkplätze gegenüber. Wo ist das Gesamtkonzept? Aktuell fährt noch der im Februar eingerichtete Pendelbus zwischen Mettingen und Hedelfingen. Dieser aber wird nicht angenommen, fährt meist leer und die Entscheidung steht an, diesen Pendelverkehr einzustellen. Die bestehende Arbeitsgruppe aus Unternehmensvertretern und Betriebsrat wird am 29. Mai, auf Initiative und Druck des Betriebsrates, erneut zusammenkommen, um weitere Möglichkeiten zu überlegen und Lösungen zu suchen. Wir sind und bleiben am Thema dran. Für Beschäftigte im Daimler-Konzern Stuttgart hatte bis in die 60er Jahre das schönste Kaufhaus des Neuen Bauens Kunsterlebnis Nr. 1.1221 Stuttgart reißt ab – Traurige Baugeschichte Leider waren es nicht nur Kriegsschäden, die wertvolle Bausubstanz der Stadt Stuttgart zerstörten: Das älteste Haus der Stadt musste einer modernen Fußgängerzone weichen, das Kronprinzenpalais einer geplanten Straßenschneise. Wo etwas erhalten blieb wie die Markthalle oder wiederaufgebaut wurde wie das Neue Schloss, ist dies zumeist dem Bürgerengagement zu verdanken. Nie zuvor aber wurden so viele so große Areale in zentraler Lage abgeräumt wie in den letzten 15 Jahren. Ausgehend vom abgerissenen Nordflügel des Hauptbahnhofs folgen wir den Spuren einer breit angelegten Stadterneuerung, die von der Vergangenheit immer weniger bestehen lässt: über Lautenschlager- und Königstraße, vorbei an der Markthalle und dem ehemaligen Kaufhaus Schocken bis zur Paulinenbrücke. Im Lapidarium findet sich schließlich so mancher Rest von Gebäuden wieder, die heute noch stehen könnten. Donnerstag, 28. Juni 2012, 17:30 Uhr Treffpunkt: 17.20 Uhr Eingang Lapidarium Mörikestraße 24/1 70178 Stuttgart Leistung: Führung mit Dr. Dietrich Heißenbüttel Kosten: ` 8,00 Anmeldung bis spätestens eine Woche vor der Führung bei: Isa Pscheidl, Daimler AG, Werk 010, M640, 70546 Stuttgart, Tel. (0711) 17-6 25 15, Fax (0711) 17-6 25 25 oder bei Julia Massek, E 606, Tel. (0711) 17-5 64 46 Stuttgart reißt ab – Traurige Baugeschichte Donnerstag, 28. Juni 2012, Stuttgart Kunsterlebnis Nr. 1.1221 | Anmeldung und Einzugsermächtigung Mit der Unterschrift auf dieser Anmeldung geben Sie Ihre Zustimmung zur Einzugsermächtigung des fälligen Gesamtbetrages von Ihrem Bankkonto. Bitte teilen Sie uns Änderungen Ihrer Bankverbindung unverzüglich mit, um Stornogebühren zu vermeiden. Ihre persönlichen Daten werden ausschliesslich für den Einzug des Betrages verwendet. Bei Nichtteilnahme ist leider keine Rückerstattung der Teilnahmegebühren möglich. Da die Teilnehmeranzahl begrenzt ist, bitten wir um rechtzeitige Anmeldung. Ihre Anmeldung ist vorbehaltlich, da das Kunsterlebnis nur stattfinden kann, wenn die Mindestteilnehmeranzahl erreicht wurde. Termin: Vorname u. Name Werk-Kenn-Nr. Hauspostcode Abteilung Straße Anzahl Teilnehmer Telefax Telefon PLZ und Wohnort Gesamtbetrag ` Datum Konto-Nr. BLZ Unterschrift Name und Ort der Bank: 7 Nr. 286/Mai 2012 Betriebsversammlungen Werk Untertürkheim und Entwicklung PKW Die Betriebsversammlungen für die genannten Bereiche finden statt: für Untertürkheim, Bad Cannstatt und für die Werkteile Mettingen, Brühl und Entwicklung PKW Sirnauer Brücke Montag, 18. Juni 2012, 8:30 Uhr Dienstag, 19. Juni 2012, 8:30 Uhr Untertürkheim, Entladestrasse 134/III, Mettingen, Gebäude 4/05 (Bushalle und Erdgeschoss Wareneingang) für die Werkteile Hedelfingen und Zuffenhausen Mittwoch, 20. Juni 2012, 8:30 Uhr Hedelfingen, Gebäude 2/41 und 2/43 (Wareneingänge) Der Beginn der Vesperpause wird jeweils auf 8:15 Uhr vorverlegt. Kachelprojekte Betriebsrat fordert Vereinbarung für alle Projekte Von Michael Schick In der Betriebsausschusssitzung mit der Werkleitung Anfang Mai hat der Betriebsrat eine Erklärung zum Stand der Kachelprojekte abgegeben. Ursache dafür ist, dass die Projekte sehr unterschiedlich weit gediehen sind und besonders im Kachelprojekt „Werkzeugbau“ die Verantwortlichen der Unternehmensseite (unter anderem Günter Kasper) die Fragen des Betriebsrats nicht beantwortet haben. Zu wenig Infos vom Unternehmen Deshalb hat der Betriebsrat die gemeinsame Sitzung zum Anlass genommen, auf folgende Punkte konkret hinzuweisen und eine weitere Zusammenarbeit von der Akzeptanz und Stellungnahme der Werkleitung abhängig zu machen: Die Werkleitung sprach zunächst von ergebnisoffenen und gemeinsamen Projekten von Fachbereichen, Personalabteilung und Betriebsrat. Tatsächlich hat das Unternehmen den Betriebsrat vor allem über gefasste Be- schlüsse informiert. Außerdem hat sich das Unternehmen geweigert, die vom Betriebsrat eingeforderten Informationen im Projekt Werkzeugbau zu liefern. Der Betriebsrat erwartet, dass das Unternehmen dem Betriebsrat alle notwendigen Informationen aushändigt und dass sich Unternehmen und Betriebsrat über Handlungsfelder aus den durchgeführten Analysen gemeinsam beraten. Der Betriebsrat fordert, dass die Unternehmensseite sich äußert, ob sie zu Verhandlungen zu folgenden Themen bereit ist: • • • • Erklärung wird sich der Betriebsrat in Zukunft nicht mehr an den Projekten beteiligten. Der Personalbereich hat daraufhin angekündigt, Verhandlungen zu den Punkten aufzunehmen. Des Weiteren haben sich beide Seiten darauf geeinigt, dass in einer gesonderten Sitzung der Stand der Projekte vorgestellt und diskutiert wird. Gleichzeitig hat der Betriebsrat angekündigt, dass er im Kachelprojekt „Instandhaltung“ Workshops in jedem Werkteil durchführen und die betroffenen und interessierte Kolleginnen und Kollegen über den aktuellen Stand informieren will. Dem Betriebsrat ist es ernst mit der Beteiligung. Bestandgarantie Definition Aufgabenfelder Personalplanung/Azubi-Übernahmen Keine Nachteile für Mitarbeiter Eine Betriebsvereinbarung zu allen Projekten ist aus Sicht Betriebsrat mit den oben genannten Schwerpunkten unabdingbar. Ohne eine solche schriftliche und gemeinsame Michael Schick Betriebsrat Tel. 6 25 20 variable Bestandteile, wie zum Beispiel Schichtzuschläge. Im Monat, nachdem der Beschäftigte seinen Urlaub genommen hat, wird das Urlaubsgeld nachberechnet. Bei der Berechnung werden die letzten drei Monate vor Urlaubsantritt zugrunde gelegt. Mit der nächsten Entgeltabrechnung werden eventuell fehlende Beträge für genommene Urlaubstage ausbezahlt. Schönen Urlaub wünscht die IG Metall Urlaubsgeld Dank dem Tarifvertrag der IG Metall wird mit der Mai-Entgeltabrechnung das zusätzliche Urlaubsgeld ausbezahlt. Es beträgt 50 Prozent des Monatsentgelts. Als Berechnungsgrundlage dient das Bruttoentgelt, ausgenommen Mehrarbeitsgrundvergütungen, Mehrarbeitszuschläge und Einmalzahlungen. Berücksichtigt werden Nr. 286/Mai 2012 8