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Frauen EI N T H EM A 5 FRAGEN PRAKTISCHE TIPPS Worauf Frauen achten sollten, um sich gut abzusichern BESTSELLERAUTORIN ILDIKÓ VON KÜRTHY „Altersvorsorge ist wie Zähneputzen auch eine Frage des Respekts gegenüber mir selbst“ FINANZIELLE UNABHÄNGIGKEIT Wie eigenständig sind Frauen in Deutschland heute eigentlich? „ Das Allerwichtigste ist aber, in sich selbst zu investieren. Und damit meine ich nicht in ein Facelifting oder Brustimplantate.“ Schriftstellerin Ildikó von Kürthy Seite 13 Fünf Fragen Fünf Antworten Titelillustration: Stina Persson / CWC International Editorialfoto: Sammy Hart E igentlich dürfte es dieses Heft gar nicht geben. Eine Frau – noch dazu eine Naturwissenschaftlerin – regiert seit Jahren unser Land, und langsam rücken auch mehr Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft auf. Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen ihr Ding machen. Dies ist den vorigen Generationen zu verdanken, die sich aus der Deckung gewagt und für ihr Recht gekämpft haben. Es reicht der Vergleich mit der Situation vor 50 Jahren, um beeindruckt festzustellen, wie nahe die Gesellschaft einer Gleichberechtigung gerückt ist. Oder gerückt zu sein scheint? Denn tatsächlich sieht das Bild ein bisschen anders aus: Frauen verdienen längst nicht so viel wie Männer, sie kümmern sich nach wie vor mehr um die Familie als Männer, machen Babypausen, arbeiten Teilzeit und pflegen Angehörige. All dies sind Umstände, die sich in einer schlechteren Absicherung fürs Alter, den Pflegefall oder eine etwaige Berufsunfähigkeit bemerkbar machen. Hinzu kommt: Frauen leben im Durchschnitt länger und werden häufiger pflegebedürftig als Männer. Das heißt, sie brauchen im Alter mehr Geld. Kein Wunder, dass finanzielle Eigenständigkeit nicht das Lieblingsthema der Frauen ist, wie im Interview auf Seite 4 auch Bettina Wündrich sagt, Soziologin und langjährige Chefredakteurin von Frauenzeitschriften wie „emotion“ und „Glamour“. Dass Frauen zwar insgesamt freier, im Einzelnen aber nicht unbedingt unabhängiger geworden sind, zeigen auch die drei Generationen Frauen einer Familie, die wir Ihnen auf Seite 8 vorstellen. Denn mit der Freiheit, das eigene Leben zu gestalten, stellen sich neue Probleme. Weshalb auch Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy bisweilen in Verzweiflung gerät, wie sie in ihrer Kolumne auf Seite 13 gesteht. Dieses Themenheft berührt große gesellschaftliche Herausforderungen. Bis diese gemeistert sind, sollten Frauen dieses Magazin in die Hand nehmen und die Möglichkeiten privater Absicherung besser ausschöpfen. Wie das geht, lesen Sie in diesem Heft. Impressum Herausgeber Allianz Deutschland AG Marktmanagement Stand Juli 2014 Papier Das Papier entspricht den Anforderungen des Blauen Engels und ist hergestellt aus 100 % Recyclingpapier sowie zertifiziert zu 100 % als FSCRecyclingpapier. Quellen Die Quellen der Infografiken und Illustrationen wurden von der Redaktion recherchiert und separat zusammengefasst, um den Lesefluss zu erleichtern. Bei Bedarf sind sie bei der KircherBurkhardt GmbH einsehbar. Illustrationen Die Illustrationen für dieses Themenheft hat Stina Persson gestaltet. Die Schwedin hat in Tokio, New York, Florenz und Lund studiert und gearbeitet. Zu sehen sind ihre Arbeiten unter anderem in „Harper’s Bazaar“, „Elle“ und „Marie Claire“. Für die Allianz hat sie das Thema Frauen interpretiert. 1 Wie eigenständig sind Frauen heute eigentlich? Wieso viele Frauen im Zweifel lieber schön als klug wären und hohe Scheidungsraten nicht abschrecken. Ein Interview mit der langjährigen Chefredakteurin Bettina Wündrich. Seite 4 2 Was liegt gesellschaftlich im Argen? Frauen verdienen weniger, machen Babypausen, arbeiten Teilzeit – und schmälern damit ihren Rentenanspruch. Eine Bestandsaufnahme per Infografik. Seite 6 3 Was hat sich über die Generationen getan? Drei Generationen Frauen – und die Frage, welche von ihnen die unabhängigste ist. Seite 8 4 Was ist wichtig, um mich gut abzusichern? Zu finanzieller Eigenständigkeit gehört auch eine gute Vorsorge. Leicht umzusetzende Ratschläge, wie sich eine Versorgungslücke im Alter schließen lässt. Seite 14 5 Welche Lösung passt zu mir? Sieben Beispiele für optimalen Versicherungsschutz – eng ausgerichtet an der Lebenssituation. Seite 18 Unsere neuen Themenhefte befassen sich mit Themen wie Pflege, Altersvorsorge, Versicherung, Gesundheit und Vermögen. Jedes Heft beantwortet auf unterhaltsame Weise fünf wichtige Fragen zum Thema. Hinweis Dieses Themenheft beruht auf echten Geschichten. In Einzelfällen wurden sie leicht abgewandelt, auch um die Privatsphäre der Beteiligten zu wahren. Aus dem gleichen Grund hat die Redaktion teils Bilder oder persönliche Angaben geändert. 3 1. Wie eigenständig sind Frauen heute eigentlich? Bettina Wündrich war 20 Jahre lang in Führungspositionen bei Frauenzeitschriften wie „Elle“ und „emotion“. Kaum eine weiß besser als die Journalistin und diplomierte Soziologin, wie Frauen ticken. Was ihnen gefällt, was ihnen wichtig ist, wo sie lieber wegschauen. Und dass sie bisweilen besser für andere als für sich selbst sorgen. Ein Gespräch über Rollenbilder, Geld und Selbstwertschätzung. Arbeit ist auch ein Zufriedenheitsfaktor, wie die 53-jährige Wündrich in ihrem Buch „Einsame Spitze“ betont. E in Café in der Münchener Innenstadt. Bettina Wündrich bestellt einen Cappuccino, zieht ein dickes Notizbuch aus ihrer Handtasche, legt Blätter mit Zahlenmaterial bereit, die sie zum Interview mitgebracht hat. Wündrich ist schmal, kaum geschminkt. Mit ihren kurzen Haaren und den Turnschuhen sieht sie jungenhaft aus – eine Chefredakteurin von Hochglanzmagazinen stellt man sich jedenfalls eitler vor. Frau Wündrich, in Frauenzeitschriften geht es nach wie vor hauptsächlich um Kosmetik und Mode. Jobund Finanzthemen werden auf ein, zwei Seiten abgehandelt. Sind schöne Schuhe uns wichtiger als finanzielle Eigenständigkeit? Bettina Wündrich: Das kann man so nicht sagen. Aber tatsächlich sind Mode und Kosmetik für Frauen ja bereits eine Investition – eine Investition in ihr Äußeres. Es gibt eine Studie, die besagt, dass zwei Drittel der Frauen in Deutschland zehn Punkte ihres IQ dafür geben würden, einen Schönheitsmakel auszugleichen. Das zeigt, welchen hohen Wert das Aussehen für Frauen hat. Zudem bewegen sich Frauen gern in „warmen“ sozialen Beziehungen, wollen geliebt werden. Dieses Harmoniebedürfnis ist bei Frauen größer als bei Männern. Ich glaube übrigens nicht, dass das so stark genetisch verankert ist, das hat viel mit Erziehung zu tun. Indem Frauen in ihr Aussehen investieren, investieren sie in Beziehungen. Unbewusst oft in die Beziehung zu einem Mann, der für sie sorgen soll. Vor dem Hintergrund, dass mehr als jede dritte Ehe geschieden wird, ist es aber nicht sehr klug, sich darauf zu verlassen. Scheidungsstatistiken schrecken aus zwei Gründen nicht ab. Zum einen denkt man ja, dass man zu den 60 Prozent gehört, die es „schaffen“, wenn man frisch verliebt ist. Zum anderen leben wir in der Zeit der „seriellen Monogamie“: Wenn der Eine geht, kommt der Nächste. Emotionale Geschichten, Partnerschaftsthemen, Liebe, Psychologie, das ist der andere ganz große Bereich in Frauenzeitschriften. Weil die Leserinnen danach verlangen oder weil es bestimmten Gewohnheiten entspricht? Beides. Ich habe ja noch vor wenigen Jahren bei einer Psychologie-Zeitschrift gearbeitet, die ich mit aufgebaut habe, bei „emotion“, und wir hatten anfangs keine Mode im Heft. Ausdrücklich haben unsere Leserinnen dann gesagt: ’Wir wollen Mode, und wir wollen Kosmetik‘. 4 Wie gesagt, das hat alles viel mit Erziehung zu tun. Aber auch mit Gewohnheiten, mit Bildern, die wir im Kopf haben. Auch mit den medialen Frauenbildern, die wir im Fernsehen, in Zeitschriften, in der Werbung sehen. Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ spielen für junge Mädchen eine starke Rolle. Und verstärken das alte Rollenbild, in dem gutes Aussehen wichtiger ist als Unabhängigkeit? Unser Geschlechterbild ist noch ziemlich konservativ. Aber dieses Bild ändert sich. Wir sehen immer mehr Frauen in Führungspositionen. Nehmen Sie Mary Barra bei General Motors, die erste Frau an der Spitze eines USAutobauers. Oder hierzulande Julia Jäkel als Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr – als sie den Posten angenommen hat, hatte sie gerade Zwillinge zur Welt gebracht. Ganz abgesehen davon, dass Angela Merkel eine der mächtigsten Frauen der Welt ist. Da ist schon eine Veränderung in der Gesellschaft zu spüren. Und es werden damit auch neue Bilder geschaffen, die ins Bewusstsein gelangen. Frauenbilder, die eine Stärke ausstrahlen. Dabei steht die Gleichberechtigung von Frauen und Männern schon seit 1949 im Grundgesetz ... Das stimmt, aber tatsächlich ist die Selbstständigkeit, von der wir hier reden, kulturgeschichtlich noch ziemlich neu. Bis 1962 – da war ich sogar schon geboren – durfte die Frau ohne Erlaubnis ihres Ehemannes kein eigenes Bankkonto eröffnen. Erst in den 70er-Jahren wurde das Eherecht dahin gehend geändert, dass eine Frau arbeiten gehen durfte, ohne ihren Mann fragen zu müssen. Das heißt, wir „lernen“ unsere Eigenständigkeit gerade seit ein paar Jahrzehnten, während Männer traditionell schon immer in der Rolle des Versorgers waren. „ Haben Männer deshalb ein anderes Verhältnis zu Geld? Ganz bestimmt. Der Psychologe Rolf Haubl von der Goethe-Universität Frankfurt hat sich ausführlich mit der Psychodynamik von Geld und Besitz beschäftigt und ist zu einem interessanten Schluss gekommen. Das Entscheidende für den Umgang mit Finanzen, sagt Haubl, sei nicht das Wissen, das man darüber hat oder das man sich aneignen kann. Das Entscheidende sei vielmehr die eigene Beziehung zum Geld. Die unbewusste, emotionale Beziehung, die wir als Kinder von zu Hause mitbekommen und die bestimmt, wie wir später mit Geld umgehen. Wussten Sie, dass schon in der Grundschule Jungen mehr Taschengeld bekommen als Mädchen? Das ist auch deshalb interessant, weil ich zum Beispiel in meinem Freundeskreis beobachte, dass Mädchen sehr gut mit Geld umgehen: Die Jungs geben ihr Taschengeld für Dinos aus. Die Mädchen sparen. Trotzdem ist es bis heute so, dass Frauen weniger als Männer verdienen und weniger fürs Alter vorsorgen. Woran liegt das ihrer Meinung nach? Frauen verdienen unter genau gleichen Bedingungen etwa 8 Prozent weniger als Männer. Das ist ungerecht, keine Frage. Richtig beunruhigend wird es dadurch, dass viele Frauen – sogar die meisten – ihre Arbeit im Laufe der Zeit unterbrechen beziehungsweise nur noch halbtags arbeiten. Weil sie Kinder haben, weil sie für ihre Familie da sein möchten, weil sie Angehörige pflegen. Durch diese Teilzeitarbeit, die ja meist auch mit weniger Verantwortung einhergeht, vergrößert sich das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen auf durchschnittlich 22 Prozent. Ich selbst habe es als Chefin, als Kollegin, auch als Freundin, immer wieder erlebt, dass Frauen mit einer tollen Ausbildung einen guten Job aufgegeben haben, um eine Babypause zu machen – und nicht wiedergekommen sind. Das kann alle möglichen Gründe haben, vielleicht gibt es keine ausreichenden Betreuungsmöglichkeiten, vielleicht ist es der Frau wichtig, in den ersten Jahren ganz bei ihrem Kind zu sein, das brauchen wir gar nicht zu diskutieren. Fakt ist: Wer drei Jahre oder länger „draußen“ ist, findet keine Arbeit mehr, die seiner Qualifikation entspricht. In einer Partnerschaft muss der Besserverdienende in die Zukunftssicherung des weniger Verdienenden investieren. Bettina Wündrich (53 Jahre), München “ Zum Weiterlesen Oft lohnt es sich für eine Frau gar nicht, wieder zu arbeiten, weil die Kinderbetreuung ihren Verdienst „auffressen“ würde und ihr Mann gut verdient. Auch deshalb ist Kommunikation in der Partnerschaft so wichtig. Beide Elternteile müssen sich vor der Geburt des ersten Kindes ganz stark damit auseinandersetzen, wie sie die Verantwortung aufteilen. Es reicht nicht, dass der Mann für seine Kinder vorsorgt und für ihre Ausbildung spart. Er muss auch dafür sorgen, dass seine Frau im Alter versorgt ist, wenn sie längere Zeit nicht arbeiten geht. Oder sagen wir so: Der Besserverdienende muss in die Zukunftssicherung des weniger Verdienenden investieren. Nicht gönnerhaft, sondern systematisch, auf einer rechnerischen Basis, die beide zusammen aushandeln. Und das soll ruhig auch in einem rechtsgültigen Vertrag fixiert werden. Das liegt wiederum in der Verantwortung der Frau: ihr Harmoniebedürfnis zu überwinden und diese Rechnung mit ihrem Mann aufzumachen, ihn in die Pflicht zu nehmen. Wobei es doch ein gutes Gefühl ist, sein eigenes Geld zu verdienen. Nicht nur das. Arbeiten zu gehen hat einen viel größeren Wert als den, der sich in der Bezahlung, im Materiellen niederschlägt. Berufstätigkeit ist eine Investition in die eigene Persönlichkeit. Sie ermöglicht es mir, mich weiterzuentwickeln, mich zu entfalten – und zwar natürlich auch dadurch, dass sie bisweilen mit Frust verbunden ist, mit Wettkampf, Ablehnung, Enttäuschungen. All diese Erfahrungen tragen zu meiner Entwicklung bei, machen eine facettenreichere Persönlichkeit aus mir, von der ich im Alter etwas haben werde. Also sollten wir Berufstätigkeit auch als Zufriedenheitsfaktor sehen? Unbedingt. Und da komme ich zum Begriff Glück. „Geld macht nicht glücklich“, heißt es immer, und tatsächlich belegen sämtliche Glücksstudien, dass Geld im Sinne von materiellem Besitz uns nicht zufriedener macht. Ich glaube aber, dass es das im Endeffekt doch tut. Eben nicht, wenn ich mir eine teure Handtasche kaufe oder mal schnell in die Karibik fliege. Wir setzen Geld immer so schnell mit materiellen Gütern gleich, aber Geld ist so viel mehr. Es ist vor allem ein Mittel, sich eine gewisse Sorglosigkeit leisten zu können, eine emotionale Stabilität. Die Gewissheit, keine Angst haben zu müssen, weil ich mir eine gute Versorgung leisten kann. Auf Kaschmirpullis und teures Essen im Restaurant kann ich im Alter bestimmt verzichten. Aber zu wissen, dass ich auch später noch eine gute Wohnung haben werde, dass ich medizinisch gut versorgt sein werde – das hat doch alles mit Glück zu tun. TEXT Kerstin Löffler FOTO Sammy Hart ILLUSTRATION Stina Persson Einsame Spitze? von Bettina Wündrich Als ihre alten Schulfreundinnen beim Klassentreffen Fotos von Mann und Kindern herumzeigten, stand Bettina Wündrich kurz im Abseits: Sie hat keine Familie gegründet, dafür aber Karriere gemacht. Damit es künftig kein Entweder-oder gibt, muss sich unsere Arbeitswelt grundlegend verändern. Wündrich beschreibt, wie das gehen könnte. VERLAG Rowohlt ISBN 978-3-498-07380-0 Verschenkte Potenziale? von Jutta Allmendinger Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung ist sicher: Unsere Gesellschaft vergibt eine große Chance, wenn sie Frauen nicht durch eine bessere Familienpolitik fördert. Diesen „verschenkten Potenzialen“ spürt Allmendinger in ihrem Buch nach. VERLAG Campus Verlag ISBN 978-3-593-39266-0 2. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Zahlen, Daten und Fakten: Auf rund 80 Seiten zeigt der Gleichstellungsatlas, wie unterschiedlich der Alltag von Frauen und Männern in vielen Bereichen immer noch ist – und auch, welche geografische Vielfalt es dabei in Deutschland gibt. http://bit.ly/1kBYuAC UMFRAGE Schön oder schlau? Das Meinungsforschungsinstitut Gewis fragte 1.038 Frauen, ob sie zehn Punkte ihres IQ abgeben würden, wenn sie dafür einen Schönheitsmakel ausgleichen könnten. 65 % bejahten. Von den Tauschbereiten hätten 32 % gern eine Kleidergröße weniger, 29 % einen größeren Busen und 21 % längere Beine. http://bit.ly/1gGJoqz 5 2. Was liegt gesellschaftlich im Argen? Auf den ersten Blick hat sich für Frauen in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Frauen leben heute deutlich selbstbestimmter und unabhängiger als früher. Der zweite Blick zeigt: Nach wie vor sind es die Frauen, die weniger verdienen. Die für die Familie zurückstecken. Die deshalb weniger für ihre Vorsorge tun können – und das, obwohl sie länger leben als Männer. Am Ende wirkt sich das auf die Rente aus. Viele Frauen packen dieses Problem bereits an – doch aktuelle Zahlen und Fakten zeigen, dass weiterhin viel zu tun bleibt. 22 % Zwar arbeiten rund 70 % der erwerbsfähigen Frauen in Deutschland. Aber fast jede zweite Berufstätige hat einen Teilzeitjob. 42 % Hartz IV der alleinerziehenden Mütter mit minderjährigen Kindern sind auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. 34,5 % leben in einem Zweipersonenhaushalt. Die klassische Familie ist auf dem Rückzug: In über 40 % der Haushalte leben Menschen allein. Die Zahl der Singlehaushalte ist seit 1991 um knapp fünf Millionen gestiegen. weniger 25 % leben in einem Haushalt mit drei oder mehr Personen. 40,5 % leben in einem Singlehaushalt. als Männer verdienen Frauen – weil sie schlechter bezahlte Berufe wählen, häufiger in Teilzeit arbeiten und seltener Führungspositionen bekleiden. Animierte Infografik im Netz w w w.allianz.d 1 e/frauen 2 Weniger Einkommen Dass Männer mehr verdienen als Frauen, fängt schon im Grundschulalter an: Jungs bekommen in der vierten Klasse gut 16 EUR Taschengeld monatlich – Mädchen dagegen nicht einmal 12 EUR. Eine Ungleichheit, die auch später bestehen bleibt. Frauen arbeiten häufiger als Männer in unterdurchschnittlich bezahlten Berufen, etwa als Friseurin und Krankenschwester. Der Frauenanteil ist hier etwa fünfmal so hoch wie der Männeranteil. 85% der Väter sind berufstätig. 61% sind es bei den Müttern. In Büro- und Reinigungsberufen liegt der Frauenanteil bei 88 % beträgt der Frauenanteil im Gesundheitsdienst. 13 % erreicht der Frauenanteil unter Ingenieuren und knapp 25 % bei Chemikern, Physikern und Mathematikern. 6 Der Mann als lebenslanger Versorger für Frau und Familie – dieses Modell wird immer brüchiger und ist auf dem Rückzug. Frauen müssen finanziell eigenständig werden. 3. Jede Frau (36 %) im Alter von 28 bis 59 Jahren bestreitet ihren Lebensunterhalt immer noch nicht selbst, sondern aus Einkünften des Ehemanns bzw. sonstigen Einkünften. 72 % Aber nur Weniger Sicherheit Von ihnen sind nur 6% teilzeitbeschäftigt. 2% Nur knapp der Väter lassen sich nach der Geburt ihres Kindes unbezahlt von der Arbeit freistellen. Während rund 66 % der Mütter Teilzeit arbeiten. 37 % aller heute geschlossenen Ehen werden den amtlichen Statistiken zufolge im Laufe der Zeit wieder geschieden. Auf die Witwenrente sollte man sich nicht verlassen: Über ein Fünftel der Frauen, die Witwenrente beziehen, bekommen gerade einmal 300 monatlich oder noch weniger. 63 % sind es nur noch, die verheiratet bleiben. Mit dem Scheidungsrecht wurde 2009 auch der sogenannte Versorgungsausgleich neu geregelt – für Frauen bedeutet das, dass sie erst recht Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen: In vielen Fällen muss der Ex-Mann nur noch für die gemeinsamen Kinder Unterhalt zahlen. 29 41 Jahre lang, und damit 12 Jahre weniger als Männer, zahlen Frauen durchschnittlich in die staatliche Rentenversicherung ein. Jahre lang zahlen Männer durchschnittlich ein. 544 Obendrein sparen die „riesternden“ Frauen kleinere Summen als die Männer: Während Frauen im Jahr durchschnittlich nur 530 bis 560 EUR – einschließlich der staatlichen Zulage – in ihre Riester-Rente einzahlen, legen Männer jährlich 710 bis 720 EUR dafür zurück. ¼ Nur der Frauen zwischen 20 und 60 Jahren „riestert“, obwohl es sich wegen der staatlichen Förderung auch für sie lohnen würde. 57 % weniger Geld als Männer bekommen Rentnerinnen aus ihrer privaten Vorsorge. 1.017 erhalten Frauen im Bundesdurchschnitt als Rente – etwa die Hälfte dessen, was Männer im Schnitt beziehen. Viele bedenken nicht, dass man rund Rentenlücke heute 80 % Selbst wenn man bei einem durchschnittlichen Verdienst 45 Jahre ohne Unterbrechung in die staatliche Rentenversicherung einbezahlt hat, entspricht der Rentenzahlbetrag aktuell nur ca. des letzten Nettoeinkommens braucht, um im Ruhestand den bisherigen Lebensstandard beizubehalten. Viele Deutsche bleiben davon weit entfernt: Lediglich 30 % der Befragten legen derzeit Geld fürs Alter zurück. 41 % geben sogar an, weder jetzt noch künftig privat für später vorsorgen zu wollen. 48,7 % des zuletzt erzielten monatlichen Bruttoeinkommens. 5 Jahre länger als Männer leben Frauen durchschnittlich. Das ist schön, heißt aber auch: Sie müssen mit geringeren finanziellen Mitteln fünf Jahre mehr bestreiten (Lebenserwartung* derzeit: Männer 88,6 Jahre / Frauen 93,6 Jahre). *Lebenserwartung für eine/n 25-Jährige/n (Geburtsjahrgang 1989). Berechnungen beruhen auf Daten der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). 3 4 Weniger Vorsorge Weil Frauen weniger verdienen und für die Familie zurückstecken, können sie deutlich weniger Geld als Männer in private Vorsorgeprodukte investieren. Das betrifft sowohl ihre Alters- als auch ihre Pflegevorsorge. Weniger Rente Die Auswirkungen sind verheerend: Oft steht Frauen im Alter viel zu wenig Geld zur Verfügung. Und das, obwohl sie im Schnitt länger leben als Männer und folglich länger versorgt sein müssen. 6,9 Krankenhaustage pro Jahr haben Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren. Bei Männern sind es nur 5,6 Tage. FRAUEN HOLEN AUF 18 % Nur der berufstätigen Frauen haben eine Berufsunfähigkeitsversicherung, aber 32 % der Männer haben eine. Die häufigsten Gründe für die Krankenhausaufenthalte bei Frauen sind Geburten und Brustkrebs. der privat Pflegeversicherten in Deutschland sind Frauen. Das steht im umgekehrten Verhältnis zu ihrem höheren Bedarf für Pflegeleistungen im Alter. 47 % der 20- bis 29-jährigen Frauen haben Abitur oder Fachhochschulreife. Weniger als ein Drittel Junge Frauen sind heute immer besser ausgebildet – und haben damit bessere Möglichkeiten, finanziell für sich selbst zu sorgen. 70 % aller als pflegebedürftig gemeldeten Bürger ab 65 Jahren sind Frauen. 40 % sind es bei den Männern. Langfristig wird das dazu führen, dass Frauen in Sachen Einkommen und Rente aufholen und die Abstände zu den Männern kleiner werden. Gerade die unter Vierzigjährigen werden es durch ihre gute Ausbildung und ihre Berufstätigkeit einfacher haben, für ihre eigene Absicherung zu sorgen, schätzt das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA): „70 bis 80 % der Frauen der nächsten Generation werden materiell im Wesentlichen genauso gut gestellt sein wie Männer.“ 7 3. Was hat sich über die Generationen getan? Frauen sind freier denn je, ihr Leben zu gestalten. Dafür haben viele Generationen gekämpft. Aber kann man mit dem Ergebnis schon zufrieden sein? Klar ist, dass Frauen heute auch ihre Absicherung selbst in die Hand nehmen müssen. Drei Generationen Frauen erzählen, was sie unter Eigenständigkeit verstehen. Und Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy bekennt, eine Meisterin im Verdrängen zu sein. TEXT Kerstin Löffler FOTOS Bernhard Huber ZU DEN PERSONEN S ophia ist unglücklich. Katze Pippi hat sich auf ihrem Malblock breitgemacht. „Komm her zu uns“, sagt Bärbel M., die Oma von Sophia, und breitet die Arme für ihre Enkelin aus. Die zwei Jahre alte Sophia klettert zu ihr auf den Schoß. Vier Generationen Frauen einer Familie sitzen nun am Kaffeetisch: Hildegard N., 88 Jahre. Ihre Tochter Bärbel, 62 Jahre. Deren Tochter Nadine, 33 Jahre. Und die kleine Sophia. Bärbel hat alle mit Cappuccino versorgt, Sophia hat ein Glas Saft vor sich stehen und spielt mit Fotos, die vor ihr auf dem Tisch liegen. Ihre Uroma als junge Friseurin mit weißer Schürze, als strahlende Mittvierzigerin mit ihrem Mann bei der Silberhochzeit. Ihre Oma als Kleinkind in einem Kohlehaufen in Wanne-Eickel, wo sie geboren ist. „Mama!“, kräht Sophia. Tatsächlich sehen sich die vier auf Kinderfotos zum Verwechseln ähnlich. Ihre Lebensläufe könnten dagegen unterschiedlicher kaum sein. Uroma Hildegard hörte nach der Hochzeit auf zu arbeiten und kümmerte sich als Hausfrau um ihre beiden Töchter. „Das war früher so“, sagt sie. „Wenn man geheiratet hat, hat man seine Stelle aufgege- 8 ben.“ Finanziell ist sie durch ihre Witwenrente heute so gut abgesichert, dass sie sich nicht einschränken muss und bisweilen ihren Kindern und Enkeln etwas zustecken kann. Ihre Tochter Bärbel arbeitete nach der Hochzeit zehn Jahre als medizinisch-technische Assistentin, bevor sie mit Nadine schwanger wurde – und auch nach Nadines Geburt stieg sie bald wieder in ihren Beruf ein, in dem sie bis heute arbeitet. Nadine, die mittlerweile 33 ist, brachte vor zwei Jahren ihre Tochter Sophia zur Welt. Sie ist seit Kurzem alleinerziehend, weil die Beziehung zu ihrem Freund in Irland in die Brüche ging. „Vielleicht war es gut, dass ich zur gleichen Zeit aus der Babypause in meinen alten Job zurückgekehrt bin, das hat mich abgelenkt“, sagt die Betriebswirtin, die in Langenbach nördlich von München lebt. Drei Generationen, drei Lebenswege – wer ist nun die Eigenständigste? „Bei aller Freiheit, die die jungen Frauen heute haben: Ich glaube, die Unabhängigste von uns ist meine Mutter“, sagt Bärbel, die 62-Jährige. „Sie hat den ganzen Stress hinter sich und kann das Leben mit dem, was sie zur Verfügung hat, genießen. Ohne dass sie sich einschränken muss.“ NAMEN Hildegard N., 88 Jahre, ihre Tochter Bärbel M., 62 Jahre, deren Tochter Nadine M., 33 Jahre, und die kleine Sophia, 2 Jahre DER FALL Eine Familie, vier Generationen Frauen: Beim sonntäglichen Kaffeetrinken vergleichen die vier Frauen ihren Lebensweg. Und denken laut darüber nach, wie eigenständig sie sind. Mit der Heirat gab Hildegard N. ihren Beruf auf. Sie blieb als Hausfrau daheim und zog die Kinder groß. „Das war früher so“, sagt die 88-Jährige. A ls ich mit der Schule fertig war, wollte ich unbedingt Friseurin werden. Aber wir mussten damals erst ein sogenanntes Pflichtjahr machen. So bin ich mit 14 Jahren ganz von zu Hause weggekommen – als Schulkind entlassen und sofort zu fremden Leuten, zum Putzen und Schrubben. Damals gab es noch Lebensmittelmarken, und Butter bekamen nur Jugendliche. Weil ich ja erst 14 war, stand mir Butter auf einen Schein zu. Die musste ich zu Hause aber an die vier Kinder der Familie abgeben. „Die Butter wollen wir mal für unsere Kinder lassen“, hieß es, wenn der Frühstückstisch gedeckt wurde. Das Pflichtjahr musste man durchhalten, egal wie schwer es war. Wenn man abbrach, musste man ein neues Jahr von vorne anfangen. Das erste Mal nach Hause zu meinen Eltern durfte ich nach sechs Monaten. „ Es gab viele schlechte Ehen früher, aber es konnte ja keine Frau von ihrem Mann weggehen. Hildegard N., Rentnerin, Eickel “ Friseurlehre unter Fliegerbomben Als ich dann zur Lehre ging, bei einem Friseur in Eickel, habe ich bei drei Vierteln der Bombenangriffe – und das waren viele – auf der Straße gelegen. Der Tiefbunker war da, wo ich gearbeitet habe. Der nächste Stollen, in den wir rein konnten, war 30 Minuten zu laufen. Aber wenn es Alarm gab, kamen gleich die Bomben, da ist man nicht mehr von einem Bunker zum anderen gekommen. Da sind wir platt auf der Erde gelegen, auf der Straße, in den Rinnen. Ich habe mit bloßem Auge die Bomben oben ausklinken gesehen. Wenn die nicht gehört wurden, dann haben die ganz unmittelbar in der Nähe eingeschlagen. Wenn man sie hat pfeifen hören, dann waren sie ein bisschen weiter weg. Unser Eickel ist besonders stark bombardiert worden, weil da ein Treibstoffwerk war und die ganzen Zechen rundherum. Meine Mutter hat immer gesagt, „du kommst bestimmt mal nicht mehr bis nach Hause zurück, dir passiert mal was“. Das war schlimm. Die Zeit vergisst man nicht. Im August 1950 haben wir geheiratet, Paul und ich. Ich muss immer wieder sagen, ich habe einen einmalig guten Mann gehabt. Es gab viele schlechte Ehen früher, aber es konnte ja keine Frau von ihrem Mann weggehen. Ich weiß noch, ich hatte eine Kollegin, die hatte einen brutalen Mann, und die sagte oft: „Hilde, was du für nen Mann hast, das kannst du gar nicht schätzen“. Die meisten von uns waren ja nur in einem Haushalt zum Putzen, ehe sie geheiratet haben, wohin wollten die zurückgehen? Als mein Mann in den 80er-Jahren krank wurde und wusste, dass er sterben muss, hat er nur immer gesagt: „Ich bin froh, dass du genug Geld bekommst, dass dir genug zur Verfügung stehen wird.“ Das war sein Trost. Und ich muss sagen, ich bin auch recht froh darüber, dass ich mich nicht einschränken muss. Das ist mir Gott sei Dank geblieben. ZUR PERSON NAME Hildegard N., 88 Jahre DER FALL Seit ihr Mann tot ist, bezieht Hildegard N. eine Witwenrente – von ihrer eigenen Rente könnte die gelernte Friseurin nicht leben. Sie hat nur zehn Jahre in ihrem Beruf gearbeitet, bevor sie Kinder bekam und sich als Hausfrau um die Familie kümmerte. 100 Jahre Frauengeschichte Fotos: CINETEXT (1), AKG images (1), Privat (3), Süddeutsche Photo (1) bpk images (1) Als Hildegard N. 1944 ihre Lehre anfing, sah sie Kampfflugzeuge am Himmel eine Bombe nach der anderen abwerfen. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen bestimmen jedes Leben mit – und haben auch dazu geführt, dass Hildegard N.s Enkelin Nadine heute deutlich mehr Freiheiten hat als sie. 1909 1918 1925 1933 – 1945 1940 1949 1950 Erster Frauentag Wahlrecht für Frauen Als Kundgebung für das Frauenwahlrecht findet 1909 in den USA der erste Frauentag statt, für den sich hierzulande die Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker einsetzen. Heute ist der Weltfrauentag am 8. März ein wichtiges Datum für Frauen in aller Welt. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg Hildegard N. beginnt zu arbeiten „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ Hildegard & Paul N. heiraten Das Aufbegehren hat sich gelohnt: In Deutschland dürfen Frauen seit 1918 wählen gehen – und sich selbst wählen lassen. Hildegard N. kommt zur Welt Ihr Bruder ist schon drei Jahre alt. „Bis zum Krieg hatten wir eine schöne Kindheit“, erinnert sich Hildegard N. „Wir hatten ein schönes, kleines Häuschen mit Garten und konnten draußen spielen.“ In dem Haus bleiben die frisch verheiratete Hildegard N. und ihr Mann später fünf Jahre zusammen mit den Eltern wohnen, bis sie in eine eigene Wohnung ziehen. Gerade erst haben sich die Frauen eine Rolle im öffentlichen Leben erkämpft, als sie schon wieder zurückstecken müssen: Im nationalsozialistischen Deutschland gehören zu den „natürlichen“ Aufgaben der Frau und Mutter vor allem die Aufzucht eines „rassereinen“ Nachwuchses. Mutterschaft ist keine Privatsache mehr, sondern wird zur Pflicht gegenüber dem Volk beziehungsweise Staat. Wer ab 1939 von der Schule abgeht, muss vor der Lehre ein „Pflichtjahr“ auf einem Bauernhof oder in einer kinderreichen Familie leisten. Die 14-jährige Hildegard arbeitet sechs Tage die Woche für eine Großfamilie – wenn sie am Sonntagnachmittag ein paar Stunden frei hat und spazieren gehen will, geben die Eltern ihr die vier Kinder mit. So lautet Artikel 3 Absatz 2 unseres Grundgesetzes, das zur Gründung der Bundesrepublik ausgearbeitet wird. Zu verdanken haben wir ihn der Kasseler Juristin Elisabeth Selbert, die ihn gemeinsam mit Frauenverbänden gegen massiven Widerstand der männlichen Abgeordneten durchsetzt. Abb. Clara Zetkin im Jahr 1911 Abb. Plakat für den Frauentag „Wir waren Nachbarskinder“, erzählt Hildegard N. „Deshalb habe ich Paul lange Zeit gar nicht so wahrgenommen.“ Der sechs Jahre ältere Paul sagte dagegen schon früh zu seiner Mutter: „Die Schwarzhaarige heirate ich mal.“ 9 Als Hausfrau daheim zu bleiben wie ihre Mutter, das war nichts für Bärbel M. „Ich wollte in den Beruf zurück, als Nadine in den Kindergarten ging.“ M ZUR PERSON NAME Bärbel M., 62 Jahre DER FALL Für die klassische Hausfrauenrolle war die medizinischtechnische Assistentin ein zu unabhängiger Geist: Sie wollte raus, unter Menschen, ihr eigenes Geld verdienen. Als ihre Ehe in den 80er-Jahren geschieden wurde, war sie nicht auf den Unterhalt ihres Mannes angewiesen. 1951 Fotos: Privat (5), ullstein Bild (1), ddpimages (1), Stern (1), corbis (1), picture alliance (1), AKG Images (1), gettyimages (1), f1online (1), actionpress (1) Bärbel N. wird geboren Bald nach der Hochzeit kommt die erste Tochter von Hildegard und Paul zur Welt. Bis Bärbel mit 19 von zu Hause auszieht, sind die Eltern ihre wichtigsten Verbündeten. Manchmal weckt sie sie nachts auf, um ihnen die Erlebnisse des Tages zu erzählen. alles weiter. Als ich angefangen habe zu arbeiten, wurde im Labor alles auf Karteikarten geführt. Später wurde ein Computer angeschafft, da musste ich mich einarbeiten, und so habe ich mich auch damit vertraut gemacht. Ich habe immer darauf geachtet, dass Nadine sieht, dass ich mir mein Geld selbst verdienen muss und dass ich selbst für mich Sorge trage. Auch meine Versicherungen – eine Lebens-, Unfall- und private Krankenhauszusatzversicherung – habe ich schon damals selbst abgeschlossen. Und selbst bezahlt, all die Jahre über. Jetzt im Juli könnte ich in Rente gehen. Aber ich denke mir, solange die Gesundheit es noch hergibt, arbeite ich weiter. So kommt ja auch bei meiner Rente noch etwas dazu. Wenn ich Nadine und meine jungen Kolleginnen sehe, mache ich mir schon manchmal Sorgen, wie es ihnen später einmal ergehen wird. Klar haben sie mehr Freiheiten als wir. Aber wenn man sieht, wie die Welt sich verändert hat, auch mehr Unsicherheiten. Kurze Babypause in den 80ern Wir haben 1974 geheiratet, als wir Mitte zwanzig waren. Nadine kam 1981 zur Welt, da hatten wir beide schon zehn Jahre lang gearbeitet und ganz gutes Geld verdient. Nur als Nadine ganz klein war, habe ich drei Jahre lang pausiert. Danach bin ich mit Urlaubsvertretungen in meinen Beruf zurückgekehrt. Regelmäßig habe ich wieder gearbeitet, als mein Mann und ich uns getrennt haben, Nadine war damals sechs Jahre alt. Ich hätte nicht arbeiten müssen. Mein Ex-Mann hat immer Unterhalt für uns gezahlt. Aber ich wollte raus, unter Menschen kommen. Arbeit ist so wichtig, damit ich nicht versauere – und dass ich nicht den Anschluss verliere. Es entwickelt sich ja dauernd Ich habe immer darauf geachtet, dass Nadine sieht, dass ich mir mein Geld selbst verdienen muss und dass ich für mich selbst Sorge trage. „ “ Bärbel M., MTA, Langenbach 1957 1961 1970 1971 1974 1977 Gleiches Geld für gleiche Arbeit Frauen bestimmen selbst über Verhütung Bärbel N. beginnt zu arbeiten „Wir haben abgetrieben“ Bärbel N. heiratet Berufstätige Frauen Bei der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) wird festgeschrieben, dass Männer und Frauen für gleiche Arbeit gleich bezahlt werden müssen. Tatsächlich bekommen Frauen bis heute deutlich weniger als Männer bezahlt. Der Pharmakonzern Schering bringt die erste Antibabypille auf den Markt. Mit 19 Jahren schließt Bärbel N. ihre Ausbildung zur medizinisch-technischen Assistentin ab und beginnt, in einem Labor zu arbeiten. In diesem Beruf arbeitet die 62-Jährige bis heute. Abgesehen von einer dreijährigen „Babypause“ hat sie nie ausgesetzt. Auf Initiative der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer bekennen sich 374 bekannte und weniger bekannte Frauen dazu, rechtswidrig abgetrieben zu haben – eine öffentliche Aktion gegen den „Abtreibungsparagraphen“ 218, die als Meilenstein der Frauenbewegung gilt. Ihren Mann Werner kennt sie seit der Schule, sie sind schon zusammen von zu Hause fortgegangen, bevor Bärbel volljährig war. Mit einem neuen Eherecht schafft die BRD die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dahin durften Frauen nur arbeiten gehen, wenn ihr Ehemann es erlaubte. Abb. Unterzeichnung der sog. „Römischen Verträge“ 10 einen Beruf habe ich mir von zwei Freundinnen meiner Mutter „abgeschaut“. Eine war Krankenschwester, die andere MTA, also medizinisch-technische Assistentin. Die Krankenschwester hat mir dann auch meine erste Arbeit verschafft: Mit zwölf Jahren habe ich angefangen, mir ein Taschengeld dazuzuverdienen, indem ich das Essen auf die Zimmer im Krankenhaus gebracht habe. Da habe ich gemerkt: Krankenhaus, Labor, Medizin, das gefällt mir ganz gut. Ich war mit fünf Jahren in Wanne-Eickel eingeschult worden und hatte meine mittlere Reife, als ich noch keine 16 war. Mein Onkel hatte versucht, mich mit allen möglichen Geschenken zu ködern, damit ich Abitur mache, aber das hat mich nicht interessiert. Ich war schon immer so, dass ich beharrlich ein Ziel verfolgt habe. Und mich durchgesetzt habe. Mit 19 war ich mit meiner Ausbildung fertig und bin mit meinem Verlobten nach Hamburg gezogen. Damals war man erst mit 21 Jahren volljährig, deshalb musste ich mich mit meinen Eltern einigen, dass sie mich gehen lassen. Ich stand früh auf eigenen Füßen, und mir kam das immer selbstverständlich vor. Ich habe gar nicht so gemerkt, dass das bei anderen vielleicht anders war. Als erste Frau in der Familie hat Nadine M. studiert. „Die Scheidung meiner Eltern hat mir gezeigt, wie wichtig finanzielle Eigenständigkeit ist.“ B ei mir hat es ein bisschen gedauert, bis ich beruflich so richtig auf den Weg gekommen bin. Das hat mit dem Verkehrsunfall zu tun, den ich mit 17 hatte. Ich hätte um Haaresbreite ein Bein verloren, saß monatelang im Rollstuhl und konnte dann nur auf Krücken gehen. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich halbwegs wiederhergestellt war. In der Zeit habe ich das Gymnasium geschmissen. Ich hatte keine Nerven, mich aufs Abi vorzubereiten. Darum habe ich erst mal eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau gemacht. Aber da habe ich mich bald schon unterfordert gefühlt und deshalb beschlossen, das Abi nachzumachen. Anschließend habe ich BWL mit Schwerpunkt Touristik studiert. Über ein Praktikum bin ich zur Lufthansa gekommen, wo ich ziemlich schnell zur Referentin aufgestiegen bin. Die Stelle war perfekt für mich. Und dann habe ich Eamonn kennengelernt, er ist DJ in Dublin. Als unsere Tochter Sophia zur Welt kam, war das praktisch mit meiner Elternzeit. So konnten wir viel Zeit zusammen in Irland sein. „ Mir war vielleicht früher als anderen klar, dass man sich auf eine Beziehung oder Ehe nicht wirklich verlassen kann. “ Nadine M., Betriebswirtin, Langenbach ZUR PERSON Ich weiß, dass ich es gut habe. Auch deshalb, weil meine Eltern mich immer unterstützt haben, egal, was ich gemacht habe. Auch als sie schon geschieden waren. Sie haben mit mir überlegt, wenn ich sie um Rat gefragt habe, aber sie haben mir nie reingeredet. Ich konnte meinen eigenen Weg gehen. Früh eigenständig geworden Vielleicht hat die Scheidung meiner Eltern mich darin beeinflusst, dass ich so eigenständig geworden bin. Mir war vielleicht früher als anderen klar, dass man sich auf eine Beziehung oder Ehe nicht wirklich verlassen kann. Dass man am besten für sich selbst sorgt, um unabhängig zu sein. Ich wollte immer schon mein eigenes Geld verdienen. Meine Klamotten, meine Urlaube, das habe ich immer selbst gezahlt, schon während des Studiums. Von dem Schmerzensgeld, das ich für den Unfall bekommen habe, habe ich damals gleich eine private Rentenversicherung abgeschlossen. Die hat in den beiden vergangenen Jahren geruht, während meiner El- ternzeit. Aber jetzt zahle ich wieder regelmäßig ein. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als von jemandem abhängig zu sein und womöglich meinen Mann um 20 Euro anhauen zu müssen, damit ich mir ein Buch oder eine CD kaufen kann. Eamonn und ich haben uns vor kurzer Zeit getrennt, aber wir sehen uns regelmäßig, damit Sophia etwas von ihrem Papa hat. Ich arbeite wieder in meinem alten Job, erst mal 20 Stunden die Woche. In ein paar Monaten will ich wieder Vollzeit arbeiten. Sophia geht im Nachbarort in die Kita. Morgens bringe ich sie hin, nachmittags holen meine Mutter oder ich sie ab. Klar ist das alles gerade etwas anstrengend. Aber wenn ich denke, was meine Oma mitgemacht hat, habe ich es doch wahnsinnig gut. 1981 1995 1995 2004 2004 2005 Geburt Nadine M. Abtreibung wird straffrei Weil die Großeltern weit weg sind und sie keine passende Kinderbetreuung findet, pausiert Bärbel M. nach Nadines Geburt vorübergehend. Und ist froh über ihre Arbeit, als ihre Ehe sechs Jahre später geschieden wird. Ein knappes Vierteljahrhundert haben die Frauen dafür gekämpft: Abtreibung wird straffrei, sofern sie in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft stattfindet. Vergewaltigung in der Ehe wird strafbar Erste Frau im Vorstand eines DAX-Konzerns Nadine M. macht ihr Abitur nach Angela Merkel wird erste deutsche Regierungschefin Nach mehr als zwanzigjähriger Debatte stimmt eine Mehrheit im Bundestag dafür, auch Vergewaltigungen in der Ehe unter Strafe zu stellen. Bis dahin war Vergewaltigung als „außerehelich“ definiert. Als erste Frau zieht die Niederländerin Karin Dorrepaal in den Vorstand eines der 30 umsatzstärksten deutschen Unternehmens ein, beim Pharmariesen Schering. Und fängt im gleichen Jahr ihr Studium an. Ihre Eltern finden es toll, dass sie sich trotz ihres Unfalls und des Schulabbruchs dazu entschließt. Es ist eine dreifache Premiere, die der CDU-Politikerin Angela Merkel im November 2005 gelingt: Die Abgeordneten des Bundestages wählen sie – nach sieben männlichen Amtsinhabern – zur ersten Bundeskanzlerin. Zugleich ist Merkel die erste Naturwissenschaftlerin, die das Amt bekleidet. Und es ist das erste Mal, dass ein Politiker aus den neuen Bundesländern das Amt übernimmt. Abb. Die Vergewaltigung der Lucretia, Gemälde von Tizian, um 1568/71 Diese n 10 Frauen habe t er nd rä ve t die Wel w w w.allianz.d NAMEN Nadine M., 33 Jahre, und Tochter Sophia, 2 Jahre DER FALL Anders als ihre Oma konnte Nadine sich Zeit lassen mit ihrer Ausbildung. Als sie merkte, dass sie sich als Reiseverkehrskauffrau langweilte, studierte sie BWL mit Schwerpunkt Touristik. Reisen mochte die Betriebswirtin schon immer. Als Nächstes soll es mit Sophia nach Italien gehen. 2011 Geburt von Sophia „Für meine Tochter würde ich mir wünschen, dass sie von uns Frauen in der Familie den Unabhängigkeitswillen geerbt hat“, sagt Nadine M. Es sieht ganz danach aus: Bevor Sophia bei ihr Hilfe sucht, probiert sie Dinge selber aus. „Insofern bin ich zuversichtlich, dass sie einmal gut zurechtkommen wird im Leben.“ e/frauen 11 ZUR PERSON NAME Ildikó von Kürthy, 46 Jahre EXPERTE „Man muss das Leben vom Ende her denken“ ZUR PERSON Gleich das erste Buch der früheren Journalistin, „Mondscheintarif“, schoss vor gut zehn Jahren auf Platz eins der Bestsellerlisten und wurde fürs Kino verfilmt. Kürthys Bücher verkaufen sich millio- Vermögensforscher Thomas Druyen über die zunehmende Mitsprache von Frauen bei Finanzthemen, Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen und den Grund, warum er besonders einer 18-Jährigen zur Vorsorge rät. Herr Professor Druyen, Sie arbeiten derzeit an einer Studie über vermögende Frauen. Geht es dort also vor allem um das Leben der Reichen und Superreichen? Prof. Druyen: Nein, nicht ausschließlich. Wir versuchen herauszufinden, wie die Rolle der Frauen insgesamt im Bereich der Finanzen und Vermögensverwaltung aussieht. Dort stellen wir eine Veränderung fest, die in den letzten Jahren immer weiter greift. Was verändert sich denn? Die Entwicklung geht hin zu mehr Mitsprache, mehr Gefragtwerden, mehr Mitgestaltung. Frauen sind schon heute viel mehr an Vermögensangelegenheiten beteiligt als früher. Nur die vermögenden Frauen oder überall in der Gesellschaft? Überall in der Gesellschaft. Ich glaube, dass wir beobachtbar einem fundamentalen Wandel beiwohnen. Das hat sehr viel mit Ausbildung und einem dadurch gewachsenen Selbstvertrauen zu tun. Vor allem bei Akademikerinnen ist das auffallend. Häufig sagen Männer vor einer finanziellen Entscheidung: Da muss ich erst meine Frau fragen. Gehen Mann und Frau unterschiedlich an Finanzfragen heran? Absolut. Frauen haben einen intuitiven und dem gesunden Menschenverstand folgenden Blick auf finanzielle Fragen, was zu einer hohen Kompetenz führt. Dass sie anders an diese Themen herangehen, hat auch – rustikal gesagt – mit dem Gehirn zu tun. Mit dem Gehirn? Wie das? Es gibt dazu im Bereich der Hirnforschung interessante Studien. Bei Männern sind die Vernetzungen innerhalb einer Gehirnhälfte offenbar besser, bei Frauen dafür die Verbindungen zwischen den beiden Gehirnhälften. Das hat zur Folge, dass die Herstellung eines objektiven Standpunkts vernetzter möglich wird. Weil Intuition und Ratio besser zusammenwirken. Trotzdem schließen Frauen seltener Vorsorgeprodukte ab als Männer und kümmern sich weniger um finanzielle Angelegenheiten. Ja. Dabei muss jedem klar sein: Jede Form von Geldanlage ist auch eine Form von Zukunftsmanagement. Wie kann ich mein Alter absichern, wie kann ich meine Kinder absichern, wie kann ich meine Familie absichern? Die Tendenz, dass Frauen sich zu wenig um sich selbst kümmern, ist wirklich ein Problem. Auch wegen neuer Beziehungsgestaltungen im Leben dieser Frauen, Stichwort wechselnde Partner und Patchwork-Familien. Wenn Sie einer 18-jährigen Frau etwas für ihre Altersvorsorge raten müssten – was wäre das? Dass sie so früh wie möglich mit der nenfach und wurden bislang in 30 Sprachen übersetzt. Ihr jüngster Roman, „Sternschanze“, erschien im April 2014. Vorsorge beginnt! Das einzig Vorhersehbare ist die Unvorhersehbarkeit. Was eine 18-Jährige in zehn Jahren arbeitet, kann man oft nicht prognostizieren. Dass sie im Alter aber eine Versorgung neben der Rente braucht, das ist sicher. Man muss das Leben hier vom Ende her denken. Und warum ist frühes Anfangen so wichtig? Viele Menschen unterschätzen die Hebel- und Zinseszinseffekte bei so einer Vorsorge. So kann über die Jahre auch aus vergleichsweise kleinen Beträgen ein beträchtliches Vermögen fürs Alter heranwachsen. Diese Wirkung ist viel zu wenigen Menschen klar. STUDIE 80 % aller Konsumentscheidungen werden einer internationalen Studie zufolge mittlerweile von Frauen getroffen. Quelle: Studie „The Nielsen Women of Tomorrow“ von The Nielsen Company, Juni 2011 „ ZUR PERSON NAME Thomas Druyen, 56 Jahre “ Foto: Bernhard Huber ZUR PERSON Professor Thomas Druyen ist Vermögensforscher. Er lehrt an der Sigmund Freud Privat Universität in Wien und ist Direktor des Institutes für Vergleichende Vermögenskultur und Vermögenspsychologie inne – dem einzigen dieser Art in Europa. Frauen haben einen intuitiven Blick auf finanzielle Fragen, was zu hoher Kompetenz führt. 12 „ Meine Güte, ich klinge wie ein sprechender Pappaufsteller aus der Sparkasse! Aber, um es klar und schonungslos zu sagen: Die Kohle, die man später mal haben will, kann man heute nicht ausgeben. “ Ildikó von Kürthy, Schriftstellerin, Hamburg KOLUMNE Und was, wenn es später noch mal so richtig lustig wird? Altersvorsorge, machen wir uns nichts vor, ist so spießig wie ein Zierbrunnen im Vorgarten. Andererseits gehört es zum guten Umgang mit sich selbst, auch finanziell in die eigene Zukunft zu investieren, meint unsere Kolumnistin, die Schriftstellerin Ildikó von Kürthy. Sie rät deshalb nicht nur zum Zähneputzen, sondern auch zum Sparen. E s ist spät, und du hast keine Lust mehr. Dein Mann hat gerade eine weitere Flasche Wein aufgemacht, was du ihm wirklich übel nimmst, und obschon du bereits mehrfach offensiv gegähnt hast, macht keiner der Gäste auch nur die leisesten Anstalten, zu gehen. Das lässt sich leicht ändern. Mit einem einzigen Satz. Mit einem einzigen Wort genau genommen kann man jedes fröhliche Beisammensein einem abrupten Ende zuführen. Noch nie sah ich so vielen Menschen gleichzeitig einfallen, dass sie morgen früh rausmüssen, wie in den Sekunden, nachdem ich betont munter in die Runde gefragt hatte: „Wie haltet Ihr es denn eigentlich mit der Altersvorsorge?“ Keine dreizehn Minuten später lag ich zufrieden im Bett, die angenehme Atmosphäre des Abends hatte ich effektiv und nachhaltig versaut. In dem zuverlässigen Stimmungstöter-Begriff „Altersvorsorge“ verbinden sich zwei widerliche Teile zu einem grauenvollen Ganzen: „Vorsorge“ ist das, was ich im Zweifelsfall mal wieder vergessen habe, und „Alter“ ist das, woran ich nicht erinnert werden möchte. Wobei ich, nebenbei bemerkt, jetzt ja schon viel älter bin, als ich jemals werden wollte. Im Frühling meiner Existenz hielt ich ein Leben jenseits der vierzig für nicht lebenswert. Mittlerweile sind mir Frauen bekannt, die mit über sechzig den besten Sex ihres Lebens haben. Ich bin also vorsichtig geworden, was trübe Prognosen, mein eigenes Alter betreffend, anbelangt. Es könnte später noch mal unerwartet so richtig lustig werden. Dann nämlich, wenn du Abschied genommen hast von lästigen Hoffnungen, hinderlichen Illusionen und übertriebenen Erwartungen. Wenn du nicht mehr daran glaubst, dass du im Schlaf schlank werden kannst, und akzeptierst, dass dein Bindegewebe mit dir in Rente geht. Und genau dann, wenn man sich eigentlich gemütlich und Cognac schwenkend zurücklehnen könnte, kommt diese unfassbar uncoole, lästige Sache ins Spiel: Altersvorsorge. Es stimmt zwar, dass die besten Dinge im Leben umsonst sind. Aber die zweitbesten Dinge – Cognac zum Beispiel – kosten Geld. Und darum muss man sich beizeiten kümmern. Mist. Als hätte man in der Gegenwart nicht schon genug an der Hacke: Kinder und Ehemänner regelmäßig loben, Geld verdienen und Fett verbrennen, aktuelle Nachrichtenlage im Auge behalten und jung und dynamisch bleiben. Da soll man sich nebenbei auch noch freiwillig mit einer Zeit beschäftigen, in der man aussehen wird wie ein Tabakbeutel, vermutlich das Kleingedruckte nicht mehr lesen kann und die, das hat Zukunft nun mal so an sich, total ungewiss ist? Hässliche Pappaufsteller in Banken und auf Postämtern erinnern uns mahnend daran, wie schwer die Zukunft werden kann, wenn man sie in der Gegenwart zu leicht nimmt. Das sind Spaßverderber, die uns auf Schritt und Tritt zuraunen: jetzt sparen – später leben! Heute hungern – aber dafür morgen die beste Magensonde! Kinder, denkt an eure Zukunft – auch wenn ihr euch dadurch die Gegenwart komplett vermiest! Wahr ist, dass sich nur alte Menschen fürs Altsein interessieren. So wie sich nur Schwangere für Ultraschallbilder von Embryonen und nur Teenager für Justin Bieber interessieren. Altersvorsorge, machen wir uns nichts vor, das ist, als würde ich jetzt schon in einem Sarg Probe liegen. Ein jüdisches Sprichwort sagt: „Wenn du den lieben Gott zum Lachen bringen willst, dann mach Zukunftspläne!“ Mittlerweile denke ich aber immer öfter: Es stört mich eigentlich nicht, wenn der liebe Gott über mich lacht, er meint es ja sicher nicht böse. Was mich mehr stört, ist eine Zukunft, für die ich nicht die Verantwortung übernehme, vor der ich kindisch die Augen verschließe und von der ich hoffe, dass sie sich schon irgendwie ohne mein Zutun zu meinen Gunsten regeln wird. Altersvorsorge, da kann es keine zwei Meinungen geben, ist so vernünftig wie Sojaschnitzel, so spießig wie ein Zierbrunnen im Vorgarten und so unsexy wie Socken im Bett. Vernunft ist leider immer das Gegenteil von Leidenschaft, Lust und Spaß. Jedoch: Mit Vernunft werden auch Weltkriege verhindert. „Charakter entsteht durch kurzfristigen Triebverzicht zugunsten langfristiger Ziele.“ Das ist leider nicht von mir. Aber ich finde, ich bin langsam alt genug für ein paar langfristige Ziele und wohldosierte Vernunft in meinem Leben. Ich putze mir ja auch die Zähne, damit ich in 20 Jahren keine verfaulten, stinkenden Stummel im Mund habe. Ich benutze mittlerweile einen hohen Sonnenschutzfaktor und halte mich, zumindest grob, an Geschwindigkeitsbegrenzungen. Aus Achtsamkeit mir selbst gegenüber. Sonnenbrand und Lichthupe sind was für junge Leute. Meine Güte, ich klinge wie ein sprechender Pappaufsteller aus der Sparkasse! So weit ist es gekommen. Um es klar und schonungslos zu sagen: Die Kohle, die man später mal haben will, kann man heute nicht ausgeben. Und je früher man anfängt, einen Teil seines Geldes wie selbstverständlich zur Vorsorge abzuzweigen, desto gemütlicher wird das Polster sein, auf dem man später das greise Haupt betten kann. Ich bin zwar seit jeher eine Niete in Mathe gewesen, aber das leuchtet selbst mir ein. Das Allerwichtigste ist aber, in sich selbst zu investieren. Und damit meine ich nicht, in das Facelifting oder die Brustimplantate. Ich spreche vom Beruf, von Beziehungen, von Freunden, Familie, von Herzenswärme, Offenheit, Gelassenheit und Freude an Wesentlichem. Menschen, die sich ihr Leben lang über ihr Aussehen und ihre Außenwirkung definiert haben, empfinden das Altwerden als Generalangriff auf ihren Selbstwert. Zum Glück habe ich einen Beruf erlernt, bei dem es nicht aufs Aussehen ankommt. Eine gute Altersversicherung, wenn man mich fragt. Irgendwie, und ich sage das ungern, gehört es zum Erwachsenwerden, das eigene Schicksal nicht gänzlich dem Schicksal zu überlassen. Und einen guten Mittelweg zu finden zwischen der Lust am Leben heute und dem liebevollen Umgang mit dem Menschen, der du einmal sein wirst. In diesem Sinne: Bring den lieben Gott zum Lachen! TEXT Ildikó von Kürthy FOTO Sammy Hart 13 Fo to : Do mi nik A sb a c h „ Ich gehe im Beratungsgespräch aufmerksam auf die Ängste ein, die die Frauen offenbaren: Was ist, wenn meine Ehe in die Brüche geht? Wenn mein Kind krank wird? Wie gut bin ich für den schlimmsten Fall abgesichert? “ Nicole Irmer, Bankfachwirtin und Allianz Vermittlerin, Wuppertal Keine Sorge, im Grunde gar nicht so viel. Jede Frau kann ohne großen Aufwand für sich vorsorgen. Egal, ob sie gerade zu arbeiten beginnt oder älter ist, verheiratet oder Single, ob sie Kinder hat oder nicht. Auch mit kleinen Beträgen lässt sich etwas anstellen – und wenn das Guthaben langsam wächst, beginnt das Ganze sogar Spaß zu machen. Hier einige Ratschläge. Brauchen Frauen eine besondere Absicherung? U nbestritten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel für Frauen getan. Sie sind selbstständiger geworden, gleichberechtigter. Sie arbeiten als Floristin, Verkäuferin und Stewardess, aber auch als Ärztin, Ingenieurin und Flugkapitän. Die Frauen heute reisen, lassen sich Zeit mit dem Kinderkriegen, genießen ihre Freiheit. Kurz: Sie nutzen alle Möglichkeiten. Trotzdem sind es die Frauen, die sich um die Familie, den Haushalt, die Kinder kümmern. Ältere Angehörige pflegen. Und dafür Einbußen in Job und Verdienst hinnehmen, die sich später schlecht auf ihre Rente auswirken. „Viele Frauen sind sich dieser Problematik gar nicht bewusst“, sagt Nicole Irmer, Allianz Vermittlerin in Wuppertal. „Und viele sorgen deshalb nicht ausreichend für später vor. Dabei ist eine gute Altersvorsorge kein Hexenwerk. Man muss sich nur erst mal darüber klar werden, dass auch das zur Gleichberechtigung gehört: nicht nur für andere, sondern auch für sich selbst zu sorgen.“ Dazu gehört übrigens auch ein regelmäßiger Check, ob man richtig – richtig im Sinn: der aktuellen Lebenslage entsprechend – versichert ist. „Wenn Ehepaare zu mir zur Beratung kommen, sagt der Mann oft: ‚Eine Absicherung brauche bloß ich, weil ich der Versorger bin“, berichtet Irmer. „Aber das ist ein Irrglaube. Wenn die Frau ausfällt, fällt alles aus, was sie sozusagen im Hintergrund am Laufen hält – sei es das Einkaufen, Kochen, die Betreuung der Kinder. Wenn die Frau ausfällt, muss der Mann diese Arbeiten übernehmen. Oder jemanden dafür suchen und teuer bezahlen.“ Illustrationen: Stina Persson (5) Als Vermittlerin der Allianz berät Nicole Irmer tagtäglich die unterschiedlichsten Kunden. Wir haben sie gebeten, ein paar Ratschläge mit ihrer Erfahrung zu kommentieren. 4. Was ist wichtig, um mich gut abzusichern? Frauen bekommen weniger Rente In Deutschland liegt die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern bei 22 Prozent. Die meisten Mütter verzichten zugunsten ihrer Familie auf Karrierechancen. Der Unterschied der Löhne von Mann und Frau rührt vor allem daher, dass typische „Frauenberufe“ wie Friseurin und Krankenschwester schlecht bezahlt sind, Frauen seltener Führungspositionen bekleiden und oft in Teilzeit arbeiten. Teilzeitarbeit ist wiederum ein Grund dafür, dass sie für besser bezahlte Jobs gar nicht in Betracht gezogen werden. Und der schlechtere Verdienst hat Auswirkungen auf die Rente. Zwei von drei berufstätigen Müttern in Deutschland steigen nach der Elternzeit nur stunden- oder tageweise wieder ins Arbeitsleben ein. Das hat zur Folge, dass sie heute weniger verdienen und morgen deutlich weniger staatliche Rente beziehen als Männer. Die durchschnittliche Rentnerin in Deutschland muss mit 544 EUR monatlich auskommen. 14 Frauen müssen länger mit ihrem Geld auskommen der Frauen über 65 leben unterhalb der Armutsgrenze. BEDARF IM ALTER So viel brauchen Sie mindestens Unabhängige Fachleute etwa von der Stiftung Warentest raten, rund 80 Prozent des letzten Nettoeinkommens im Alter als Bedarf für den Ruhestand einzuplanen. Weil die durchschnittliche staatliche Rente meist niedriger ist, müssen Sie privat vorsorgen, damit keine „Versorgungslücke“ entsteht. Die vier Problemzonen der Frau Frauen verdienen weniger als Männer 11 % Frauen werden eher pflegebedürftig Die höhere Lebenserwartung ist schön – aber das Leben muss finanziert werden. Weil Frauen älter werden als Männer, ist eine private Pflegeversicherung für sie besonders wichtig. Junge Frauen von heute müssen später fast 30 Jahre lang mit ihrem Geld durchkommen, wenn sie nach der statistischen Wahrscheinlichkeit 93,6 Jahre alt werden und mit 67 in Rente gehen. Damit sie ihr Leben dann noch genießen können, müssen sie finanziell gut versorgt sein. Die staatliche Rente reicht dafür in den meisten Fällen nicht. Bei Frauen ist das Pflegerisiko höher als bei Männern. Von den 80- bis 85-jährigen Frauen sind aktuell 22,9 Prozent pflegebedürftig. Bei Männern gleichen Alters sind es nur 16,6 Prozent. Um die finanziellen Belastungen einer Pflegebedürftigkeit zu mindern, ist eine private Pflegeversicherung wichtig. PRIVATE RENTE Wer ab Mitte zwanzig … 40 EUR monatlich zum Beispiel in eine Allianz RiesterRente Perspektive investiert, kann seine gesetzliche Rente später jeden Monat um circa 290 EUR * aufstocken, und das lebenslang. * Gesamtrente, das Gesamtkapital wird zum Rentenbeginn mit den dann gültigen Rechnungsgrundlagen verrentet; die in der Gesamtrente enthaltene Beteiligung an den Überschüssen und Bewertungsreserven kann nicht garantiert werden. Überblick verschaffen Z ugegeben: Etwas Energie und Zeit müssen Sie aufwenden, wenn Sie Ihre Altersvorsorge angehen. Denn bevor Sie planlos den nächstbesten Sparvertrag abschließen, um Ihr Gewissen zu beruhigen, sollten Sie sich und Ihre Verhältnisse ordnen. Sammeln und sortieren Sie alle Unterlagen, die wichtig sein könnten: Gehaltszettel, Grundbucheinträge, Depot- und Kontoauszüge, Mietverträge, Schriftstücke vom Notar, Versicherungsverträge und Ähnliches. „Gerade ältere verheiratete Frauen wissen oft gar nicht, ob und wie sie abgesichert Sparen lohnt sich in jeder Lebensphase sind“, sagt Nicole Irmer. „Sie verlassen sich drauf, dass ihr Mann das macht. Aber was ist, wenn der Mann sich in erster Linie um seine eigene Absicherung kümmert? Oder einen Unfall hat? Gibt es ein Testament? Wie ist für die Frau gesorgt? Das sind Fragen, die jede Frau unbedingt mit ihrem Partner klären sollte. Manchmal bietet es sich an, dass sie alleine zur Beratung kommt und sich zunächst einen Überblick verschafft, was sie mit ihrem Mann besprechen muss.“ Die Checkliste unten hilft Ihnen, sich zu orientieren. Was Sie wirklich brauchen, klären Sie im Beratungsgespräch. CHECKLISTE Berufliche Situation Alter Eine selbstständige Unternehmerin, die nicht in die staatliche Rentenkasse einzahlt, muss sich privat besser absichern als eine Beamtin, die einmal Pension bekommt. Für beide Fälle gilt eine jahrzehntealte Faustformel: Die Berufsanfängerin verdient nach ihrem Gefühl noch nicht genug, um etwas beiseitezulegen, die 35-Jährige genießt lieber das Leben, als sich für eine ungewisse Zukunft einzuschränken. Die Mittvierzigerin hat das Gefühl, jetzt noch anzufangen, lohne sich sowieso nicht mehr. Irgendein Vorwand findet sich immer, warum Sparen für später gerade nicht geht. „Am besten ist es natürlich, so früh wie möglich anzufangen, weil dann die Beiträge für eine private Rentenversicherung niedriger sind“, sagt Nicole Irmer. Selbst mit fünfzig lohnt sich Sparen aber noch. Etwa 80 Prozent Ihres letzten Nettoeinkommens brauchen Sie, um Ihren Lebensstandard im Ruhestand halten zu können. Auszubildende Studentin angestellt „ selbstständig Beamtin Tatsächlich geht in jedem Alter etwas. Hausfrau ohne Arbeit im Ruhestand “ ledig Familienstand Sich darauf verlassen, dass einen der Partner versorgt, sollte man bei der Scheidungsrate besser nicht: Gut jede dritte Ehe geht zu Bruch. Verschärfend kommt das neue Unterhaltsrecht von 2008 dazu: Es soll dafür sorgen, dass Mütter schneller wieder in den Beruf einsteigen und für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen. eheähnliches Verhältnis verheiratet / eingetragene Lebenspartnerschaft geschieden verwitwet Kinder ja nein Einkommen (z. B. Gehaltsabrechnung, Lohnzettel) Angaben zu speziellen Interessen/Hobbys Renteninformation der Deutschen Rentenversicherungen Unterlagen über Mieteinnahmen bestehende Versicherungen (einschl. betrieblicher Altersvorsorge) Ausgaben für Pflege der Eltern o. ä. Besitz-/Vermögensunterlagen durchschnittliche Ausgaben Kostenlose Beratung zur staatlichen Rente Rentenhöhe prüfen Überprüfen Sie, ob die Angaben darin vollständig sind und stimmen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, lassen Sie sich beraten. Termin im Rathaus Im Rathaus Ihrer Gemeinde können Sie sich kostenlos zu Fragen der gesetzlichen Rentenversicherung beraten lassen. Nutzen Sie diese Möglichkeit, denn nur, wenn Sie wissen, wie viel Sie später vom Staat bekommen, können Sie errechnen, wie viel Sie zusätzlich privat ansparen müssen, um über die Runden zu kommen. 40 plus: Viele Frauen kommen nicht eher dazu, regelmäßig Geld für später beiseitezulegen, haben dann aber schon resigniert. „Dabei kann man auch mit Mitte fünfzig noch eine Altersvorsorge anfangen, die sich lohnt“, sagt Nicole Irmer. Ein Tipp für Rentner: Prüfen Sie, ob Rentensplitting für Sie in Frage kommt. Dabei können Ehepartner oder eingetragene Lebenspartner Rentenansprüche untereinander aufteilen. RECHENBEISPIEL Vollzeitmütter zahlen kräftig drauf Kinder kosten viel Geld, das ist klar. Dass Frauen in der Elternzeit darüber hinaus ein Vermögen durch den Lohnverlust entgeht, hat die Volkswirtin Christina Boll vom Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut vorgerechnet: Eine Frau mit mittlerem Bildungsstand, die mit 30 Jahren ein Kind bekommt, drei Jahre Elternzeit nimmt und dann noch drei Jahre halbtags arbeitet, bevor sie wieder auf Vollzeit aufstockt, verliert im Vergleich zu einer Vollzeitberufstätigen knapp 200.000 EUR, bis sie 45 ist. Lohnverlust während der Elternzeit Drei Jahre Elternzeit und drei Jahre Halbtagsarbeit Ein Jahr Elternzeit und fünf Jahre Halbtagsarbeit Lohnverlust während der Halbtagsarbeit - 26.115 EUR Lohnverlust nach der Rückkehr zur Vollzeitarbeit (durch Folgen der Teilzeitarbeit, wie Verzicht auf Karriereschritte, Mangel an Erfahrungen, weniger Fortbildungen) - 80.411 EUR Weitere Berechnungen finden sich in Christina Bolls Studie „Lohneinbußen von Frauen durch geburtsbedingte Erwerbsunterbrechungen“. „ - 60.268 EUR - 40.682 EUR - 66.688 EUR getrennt lebend Legen Sie die Unterlagen zurecht, die Sie fürs Beratungsgespräch brauchen Gesetzliche Rente Wie viel Rente Sie später einmal vom Staat beziehen werden, steht in der „Renteninformation“, die Ihnen die gesetzliche Rentenversicherung einmal im Jahr schickt. Berufsanfängerinnen: Wenn man gerade zu arbeiten beginnt, ist die Rente weit weg. Aber gerade für junge Frauen lohnt es sich, mit der privaten Altersvorsorge anzufangen – zumal sich schon mit kleinen Beträgen ein solider Grundstock ansparen lässt: Wer etwa 100 EUR im Monat in die betriebliche Altersvorsorge steckt, muss in Wahrheit nur auf etwa 50 EUR seines Nettolohns verzichten. Elternzeit: Junge Eltern haben oft nicht viel Geld übrig – zumal die meisten berufstätigen Mütter nur stunden- oder tageweise arbeiten. Gerade deshalb ist es aber wichtig, dass sie sich für später absichern und die Versorgungslücke zur staatlichen Rente schließen – zum Beispiel, indem sie mit dem besser verdienenden Partner abmachen, dass er in eine Riester-Rente für die Frau einzahlt. Auch wenn es nur kleine Beträge sind. - 72.807 EUR Verlust: - 153.071 EUR - 193.900 EUR WICHTIGSTES GUT Ein großer Irrglaube besteht darin, dass jeder erst mal den Hausrat absichern will. Gerade jungen Leuten sage ich immer, sichert zuallererst Eure Arbeitskraft ab. Denn platt gesagt: Wenn meine Wohnung abbrennt, lebe ich zur Not für ein paar Monate auf Apfelsinenkisten, aber ich kann mir durch meine Arbeitskraft irgendwann wieder neue Möbel kaufen. Wenn ich dagegen meine Arbeitskraft nicht ausreichend abgesichert habe und mir passiert etwas, dann bin ich irgendwann ein Fall für Hartz IV. Verlust: PFLEGE Frauen zahlen doppelt so viel für Pflege 83.987 EUR beträgt der Mittelwert der Gesamtkosten von Pflegebedürftigkeit vom Pflegeeintritt bis zum Tod bei Frauen. Über die Hälfte davon müssen die pflegebedürftigen Frauen oder deren Familien selbst zahlen. Das ist doppelt so viel wie bei Männern, deren Pflegeleben insgesamt nur 42.221 EUR kostet. Die Berechnungen stammen von Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen. Das verdeutlicht, dass die gesetzliche Pflegeversicherung als Teilkostenversicherung im Pflegefall nicht ausreicht und private Vorsorge nötig ist. Und die Zahlen zeigen auch: Gerade Frauen sollten vorsorgen. Nicole Irmer 15 Gute und schlechte Beratung 1 Klare Berechtigung. Selbstständige Vertreter, Makler und Versicherungsberater müssen dem Kunden ihren Vermittlerstatus beim ersten Kontakt unaufgefordert und eindeutig offenlegen. Unter Zeitdruck. Ob Ihr Vermittler sich Zeit für Sie nimmt, merken Sie daran, wie gut er sich auf den Termin vorbereitet hat, ob er eilig wirkt oder das Gespräch von außen stören lässt. 2 Schlechte Vorschläge. Sie reisen nie ins Ausland, aber der Vermittler schlägt eine Reisekrankenversicherung vor? Dann hat er Ihren Bedarf zu wenig im Blick. Den Bedarf im Blick. Ein guter Berater stellt Fragen und hört aufmerksam zu, um dem Kunden eine passende Lösung vorschlagen zu können. Staatliche „Geschenke“ nutzen Betriebliche Altersvorsorge Als Arbeitnehmerin haben Sie ein Recht auf eine Betriebsrente. Die lohnt sich, weil der Beitrag direkt von Ihrem Bruttogehalt abgezogen wird. Dadurch, dass Ihr Bruttogehalt niedriger wird, zahlen Sie weniger Steuern und niedrigere Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung. Unterm Strich machen sich 100 EUR Vorsorgebeitrag auf dem Gehaltszettel netto nur mit etwa 50 EUR weniger bemerkbar. Vermögenswirksame Leistungen bekommen Sie als Auszubildende, Beamtin und Angestellte: Ihr Arbeitgeber schießt monatlich bis zu 40 EUR zu Ihrem Sparplan dazu, ob private oder betriebliche Altersvorsorge, Bank- oder Bausparplan. 3 Regelmäßiger Kontakt. Ihr Vermittler sollte sich mindestens einmal im Jahr bei Ihnen melden, um zu prüfen, ob Ihr Bedarf und Versicherungsschutz noch übereinstimmen. Nachteile verschweigen. Jedes Produkt muss der Vermittler Ihnen vollständig und verständlich erklären – auch mögliche Einschränkungen. Unfallversicherung Bei Unfallversicherungen für Arbeitnehmer, die auch berufliche Risiken mitdecken, kann die Hälfte des Beitrags als Werbungskosten von der Steuer abgesetzt werden. ONLINE-TIPP Mir wurde der weggezogen. Fo to : M ar e ik Boden eF D oec k in g Maren H. (40 Jahre), Kommunikationsdesignerin, Wuppertal ass gute Beratung manchmal die Rettung ist, zeigt der Film jetzt Fall von Maren H.: Nach einem Auffahrunfall übersaonline sehen hen die Ärzte im Krankenhaus eine Verletzung, weshalb die Kommunikationsdesignerin ein paar Monate später w w w.allianz.d e/frauen nur knapp dem Tod entging – und mit 34 Jahren berufsunfähig wurde. „Mein Glück war, dass ich alle Versicherungen bei der Allianz hatte: Unfall-, Berufsunfähigkeits- und Krankenhauszusatzversicherung. Mein Vertreter hat alles in die Hand genommen und dafür gesorgt, dass ich mich um nichts kümmern musste“, sagt Maren H. „Sonst hätte ich das alles überhaupt nicht geschafft.“ Für schöne Dinge fehlt im Alter oft das Geld Luxus - 75% - 50 % Luxus Lebensart Grundbedürfnisse - 40% Grundbedürfnisse Einkommen heute Einkommen im Rentenalter 2.000 1.000 ei Ihren Grundbedürfnissen können Sie am wenigsten sparen, denn essen und wohnen müssen Sie nun mal. Aber schon an „Lebensart“ lässt sich die Hälfte einsparen, wie das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) in einer Studie vorrechnet: bei Kleidung etwa, Kosmetik, Fortbewegungsmitteln und Freizeitaktivitäten. Die meisten Abstriche machen ältere Frauen demnach bei „Luxus“-Ausgaben – wie für Möbel, Reisen und weitere Annehmlichkeiten. 16 Kosten für Kinderbetreuung Wenn beide Elternteile arbeiten, können sie zwei Drittel der Betreuungskosten für die Kinder von der Steuer absetzen. Bei Betreuungskosten von 6.000 EUR jährlich sind also 4.000 EUR absetzbar. „ Lebensart B Steuerersparnis bei Riester- und Rürup-Rente Welche Form für Sie in Frage kommt, hängt davon ab, ob Sie angestellt oder selbstständig sind – auf jeden Fall fördert der Staat diese beiden privaten Rentenformen durch Steuervorteile. Das sind schnell mehrere Hundert EUR im Jahr. Ich werde oft gefragt, wie viel man monatlich in die Altersvorsorge stecken soll. Ich rate dazu, mindestens 15 Prozent des Nettoeinkommens für später zu sparen, um die längere Lebenszeit und das geringere Einkommen auszugleichen. Nicole Irmer “ Pflegegeld Wer zu Hause einen Angehörigen pflegt, kann Pflegegeld beantragen. Je nach Pflegestufe können dies bis zu 700 EUR monatlich sein. Schließen Sie die Versorgungslücke Bedarf im Alter 80 % Versorgungslücke Monatlich verfügbarer Betrag vor dem Ruhestand W Gesetzliche Rente enn Sie in den Ruhestand gehen, wird die gesetzliche Rente deutlich geringer sein als Ihr letztes Einkommen. Die Differenz zwischen diesen beiden Beträgen bezeichnet man als Versorgungslücke. Um sie zu schließen, müssen Sie in der Zeit, in der Sie arbeiten, privat vorsorgen. Eine allgemeingültige Lösung gibt es dabei nicht – für manche ist die betriebliche Altersvorsorge genau das Richtige, für andere eine Riester-Rente. Auch Anlageformen wie Immobilien, Aktien und Edelmetalle können Teil Ihres Vorsorgemixes sein. Zur ersten Orientierung finden Sie rechts einen Überblick über die gängigsten Formen der Altersvorsorge. Illustration: Stina Persson (1) 8 TIPPS Das Wichtigste auf einen Blick Meist reichen kleine Schritte, um sich eine gute Versorgung im Alter zu sichern. Die wichtigsten Punkte haben wir hier für Sie zusammengefasst. 1 5 Überblick verschaffen Zinseszins im Blick haben Sammeln und sortieren Sie Ihre Unterlagen. Die meisten unterschätzen diesen Effekt, der enorm viel bringt. Bevor Sie Ihre Absicherung angehen, suchen Sie alle wichtigen Unterlagen zusammen. Dazu zählen in erster Linie Gehaltszettel der vergangenen Monate, Grundbucheinträge, Depot- und Kontoauszüge, Mietverträge, Schriftstücke vom Notar und Versicherungsverträge sowie Informationen zur gesetzlichen Rentenversicherung. Und zwar vom ersten Euro an, den Sie sparen. Denn mit den Zinsen, die Sie für das Ersparte kassieren, wächst das Vermögen, auf das Sie Zinsen bekommen. Im Grunde sparen Sie also doppelt: Mit dem eigentlichen Betrag und mit dem Zinseszins. 2 6 Arbeitskraft absichern Alle Vorteile nutzen Wichtiger als materielle Güter ist Ihre Arbeitskraft – die Grundlage für ein regelmäßiges Einkommen. Einige Vorsorgemaßnahmen können Sie steuerlich geltend machen. Viele Menschen vergessen, dass ihre Arbeitskraft ihr wichtigstes Gut ist. Und deshalb gut versichert sein sollte. Auch unabhängige Verbraucherschützer raten dringend dazu, sich gegen eine mögliche Berufsunfähigkeit zu versichern. Der Staat fördert private Vorsorge häufig durch Steuervorteile. Informieren Sie sich, auf welche Vorsorgeprodukte das zutrifft und welches für Sie in Frage kommt. Auch der Arbeitgeber beteiligt sich an Ihrer Altersvorsorge, etwa mit Vermögenswirksamen Leistungen („VL“) oder einer Betriebsrente. 3 1 Betriebliche Altersvorsorge: Als Angestellte lohnt sich für die Altersvorsorge oft eine betriebliche Altersvorsorge (bAV), weil Sie in der Ansparphase Steuern und Sozialversicherungsbeiträge sparen. Auf eine bAV haben Sie in Deutschland gesetzlichen Anspruch. 2 Riester-Rente: Attraktiv bei der Riester-Rente ist vor allem die staatliche Förderung. Zum Beispiel die Kinderzulage: Für jedes Kind, das ab 2008 geboren wurde, besteht ein Anspruch auf eine Zulage von 300 EUR jährlich. Für junge Leute unter 25 Jahren gibt es den Berufseinsteiger-Bonus. 3 Basis-Rente (Rürup-Rente): Die Basis-Rente richtet sich in erster Linie an Selbstständige, die nicht über die Deutsche Rentenversicherung oder Versorgungs- werke abgesichert sind. Mit Vorsorgebausteinen lässt sich die Basis-Rente mit einer Berufsunfähigkeits- und einer Hinterbliebenenvorsorge erweitern. 4 Private Rentenversicherung: Das Prinzip ist einfach: Sie zahlen über mehrere Jahre Beiträge ein und erhalten im Gegenzug im Alter eine monatliche Rente. Wer sich stattdessen im Alter noch einen großen Wunsch erfüllen möchte, kann sich das Kapital alternativ auf einen Schlag auszahlen lassen. 5 Sparplan in Investmentfonds: Bei einem Sparplan in Investmentfonds zahlen Sie in regelmäßigen Abständen einen Betrag ein, der in Fonds investiert wird. Gerade in Zeiten, in denen Anlagen wie Tagesgeld kaum Zinsen bringen, kann sich das lohnen. Festen Betrag fürs Alter sparen Ganz gleich, wie viel Sie monatlich beiseitelegen können – wichtig ist, dass Sie regelmäßig sparen. Meist heißt es, man solle 10 Prozent seines monatlichen Nettoeinkommens für später sparen. Wenn Sie sich aber einmal durchrechnen, wie viel Sie im Alter zum Leben brauchen werden, kommen Sie vermutlich eher auf einen Sparbetrag von 15 bis 20 Prozent. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie regelmäßig einen festen Betrag beiseitelegen. Nur so wächst mit der Zeit das Vermögen an, das Sie im Ruhestand brauchen. 7 Regelmäßig anpassen Bei jeder Gehaltserhöhung sollten Sie Ihren Sparplan anpassen. Auch sonst lohnt es sich, regelmäßig etwas aufzustocken, etwa um im Lauf der Jahre die Inflation auszugleichen. Auch bei der Hausrat- und der Krankentagegeldversicherung ist es ratsam, die Versicherungssumme mit Ihrem tatsächlichen Bedarf in Einklang zu bringen. 4 8 Für Pflegefall vorsorgen Schichten Sie um Frauen werden statistisch gesehen im Durchschnitt fünf Jahre älter als Männer. Je nach Lebenslage kann es sich lohnen, bestehende Versicherungen „umzuschichten“. Und in vielen Fällen ein Pflegefall. Mit der gesetzlichen Pflegeversicherung ist nur die Mindestversorgung abgedeckt – für einen Platz in einem schönen Pflegeheim etwa reicht es auf keinen Fall. Damit Sie keine Angst haben müssen, später jemandem zur Last zu fallen oder nicht gut versorgt zu sein, sollten Sie in eine private Pflegeversicherung investieren. Wenn Sie zum Beispiel mit Ihrem Partner zusammenziehen, reicht eine Hausratund eine Haftpflichtversicherung für beide. Das gesparte Geld ist besser in Ihrer Altersvorsorge angelegt. 17 5. Welche Lösung passt zu mir? Frauen denken an alles – ihre eigene Absicherung stellen sie jedoch häufig hintenan. Dabei ist gerade für sie dieses Thema besonders wichtig, da sie zum Beispiel länger leben, häufiger pflegebedürftig werden und öfter die Berufstätigkeit unterbrechen. Wir beschränken uns in den Beispielen bewusst auf die Absicherung, die speziell für die Frau wichtig ist. FÜR ALLE WICHTIG Berufsstarterin Vollzeit berufstätig, ledig Vollzeit berufstätig, verheiratet Julia P. hat eine Ausbildung zur Bauzeichnerin abgeschlossen und arbeitet seit einem halben Jahr in einem Architekturbüro. In ihrer Freizeit geht sie so oft wie möglich zum Mountainbiken und im Winter Ski fahren. Olivia G. ist durch ihre Arbeit als Pressereferentin viel unterwegs. Sie verdient sehr gut und liebt die Abwechslung in ihrem Beruf. Trotzdem freut sie sich, nach langen Geschäftsreisen zurück in ihre gemütliche Wohnung zu kommen. Anja V. und ihr Mann arbeiten beide Vollzeit, sie als Angestellte in einem mittelständischen Unternehmen, er im öffentlichen Dienst. Das Paar hat keine Kinder. Beide verdienen gut und haben gerade den Kaufvertrag für ihr Traumhaus – einen Bauernhof – unterschrieben. Grundabsicherung Bei Pflichtversicherungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, haben Sie keine Wahl: Diese müssen Sie haben. Das trifft zum Beispiel auf die gesetzliche Kranken- und soziale Pflegeversicherung oder die Kfz-Haftpflichtversicherung für Fahrzeughalter zu. Darüber hinaus gibt es Versicherungen, die jeder haben sollte, weil sie zur Grundabsicherung gehören. ! Im Überblick die Grundabsicherungen, wie sie von unabhängigen Stellen empfohlen werden: Privat-Haftpflichtversicherung → Schützt vor den finanziellen Folgen von Personen-, Sach- und Vermögensschäden, die Sie anderen in Ihrem privaten Alltag und in Ihrer Freizeit zufügen. Ein Beispiel: Wenn Sie als Fußgängerin im Straßenverkehr einen Fehler machen, kann das enorme Schäden und damit Kosten verursachen. Berufsunfähigkeitsversicherung → Berufsunfähigkeit ist eines der größten existenziellen Lebensrisiken: Wenn das Einkommen wegfällt, kann eine gravierende Versorgungslücke die Folge sein. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sie schließen. Unfallversicherung → Eine Unfallversicherung sieht Kapital- und Rentenzahlungen vor, wenn nach einem Unfall Dauerfolgen (Invalidität) bleiben. Außerdem kann ein Bündel weiterer Leistungen vereinbart werden, vom Krankenhaustagegeld bis zu Hilfsleistungen für die Versicherte im Haushalt. Die gesetzliche Unfallversicherung leistet nur bei Berufs- und Wegeunfällen. Die Unfallversicherung ist auch mit garantierter Beitragsrückzahlung möglich. Hausratversicherung → Ersetzt den Neuwert Ihres Inventars wie Möbel, Kleidung und Laptop bei Schäden durch Feuer, Einbruchdiebstahl, Leitungswasser, Sturm oder Hagel. Im Laufe des Lebens sammeln sich zunehmend mehr Dinge an, die Sie schützen möchten. Wichtig für alle Hausbesitzer: Wohngebäudeversicherung → Eine Wohngebäudeversicherung schützt Sie bei Schäden an Ihrem Haus z. B. durch Brand, Blitzschlag, Leitungswasser, Rohrbruch und Sturm, Hagel sowie weiteren Elementargefahren wie Überschwemmung oder Rückstau. Wichtig, wenn jemand finanziell von Ihnen abhängig ist: Fotos: f1online (7) Risikolebensversicherung → Eine Risikolebensversicherung schützt Ihre Angehörigen im Falle Ihres Todes mit einer Kapitalauszahlung vor finanziellen Nöten. 18 MEINE BASIS Berufsunfähigkeitsversicherung → Das Wichtigste für Julia P. ist die Absicherung ihrer Arbeitskraft. Als Berufsanfängerin verdient sie noch nicht so viel. Wenn ihr jetzt etwas passieren würde und sie nicht mehr arbeiten könnte, wäre die gesetzliche Erwerbsminderungsrente extrem gering, so dass sie kaum davon leben könnte. Wenn Julia P. sich bereits in jungen Jahren absichert, sind die Beiträge vergleichsweise gering. Sie kann den Vertrag um Leistungen bei Pflegebedürftigkeit ergänzen. Dadurch erhält sie im Leistungsfall die doppelte Leistung, wenn sie berufsunfähig und pflegebedürftig ist. Außerdem hat sie die Möglichkeit, den Pflegebaustein später ohne Risikoprüfung in eine selbstständige Pflegeversicherung umzuwandeln. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Statistisch gesehen wird Julia ein hohes Alter erreichen, in dem sie auch noch gut leben möchte. Wenn sie jetzt schon mit der Altersvorsorge beginnt, kann sie bereits mit kleinen Beträgen ihre Rente später deutlich aufbessern. Schon mit 40 EUR im Monat könnte sie durch den Zinseszinseffekt später mit einer zusätzlichen lebenslangen Rente von rund 290 EUR (siehe Beispiel Seite 14) rechnen. Besonders interessant ist es, wenn sie auch Angebote ihres Arbeitsgebers, z. B. vermögenswirksame Leistungen, dafür in Anspruch nimmt. Unfallversicherung → Julia P. übt Sportarten aus, bei denen es leicht zu schweren Verletzungen kommen kann. Mit einer Unfallversicherung kann sie sich gegen die finanziellen Folgen eines Unfalls absichern. Versicherungsschutz besteht dabei rund um die Uhr und weltweit. MEINE BASIS Berufsunfähigkeitsversicherung → Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung sichert Olivia G. ihr wichtigstes Gut: das Einkommen aus ihrer eigenen Arbeitskraft. Denn die gesetzliche Erwerbsminderungsrente (maximal 29 Prozent des letzten Bruttoeinkommens bei voller Erwerbsminderung) reicht nicht aus, um den Lebensstandard zu halten. Außerdem ist sie mit ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung auch nicht gezwungen, einer anderen, eventuell deutlich schlechter bezahlten Tätigkeit nachgehen zu müssen. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Als Pressereferentin ist für Olivia G. eine betriebliche Altersvorsorge über das Presseversorgungswerk interessant. Durch Rahmenverträge dieser Versorgungswerke z. B. mit der Allianz können diese besonders günstige Tarife anbieten. Für Olivia G. bietet sich eine Direktversicherung an, da sie mit Steuerklasse I steuerliche Vorteile nutzen kann. Krankenversicherung → Mit einer privaten Krankenversicherung sichert sie sich eine Behandlung auf hohem Niveau, sei es die Chefarztbehandlung und das Einbett-Zimmer oder hochwertigen Zahnersatz. Sollte sie allerdings Kinder haben wollen, muss sie bedenken, dass diese nicht automatisch mitversichert sein werden. Eine Alternative wären private Krankenzusatzversicherungen ergänzend zur gesetzlichen Krankenversicherung, z. B. eine Krankenhauszusatzversicherung, wenn sie auf den hohen Standard nicht verzichten möchte. MEINE BASIS Berufsunfähigkeitsversicherung → Beim Hauskauf wird Anja V. die Raten zur Hälfte mittragen. Fiele ihr Einkommen weg, könnte das Ehepaar sich das Eigenheim nicht mehr leisten. Deshalb sichert sie ihr Einkommen idealerweise mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung ab. Risikolebensversicherung → Eine Risikolebensversicherung für beide Partner kostet nicht viel und sichert im Todesfall den anderen finanziell ab. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Da Anja V. gut verdient, ist eine betriebliche Altersvorsorge für sie besonders interessant. Denn die Beiträge werden ihr direkt vom Lohn abgezogen und sind innerhalb gesetzlicher Höchstgrenzen steuer- und sozialabgabefrei. Pflegeversicherung → Anja V. ist es wichtig, sich ihre finanzielle Unabhängigkeit im Pflegefall mit einer privaten Pflegevorsorge zu sichern. So ist sie gut versorgt, auch wenn sie später allein sein sollte, z. B. falls ihr Mann vor ihr stirbt. Krankenversicherung → Anja V. legt Wert auf eine gute medizinische Behandlung. Mit einer privaten Krankenversicherung sichert sie sich eine Behandlung auf hohem Niveau, sei es die Chefarztbehandlung, ein Einbett-Zimmer im Krankenhaus oder hochwertigen Zahnersatz. MEINE FINANZEN Vermögensanlage → Anja V. erwägt, gemeinsam mit ihrem Mann in eine zusätzliche Altersvorsorge zu investieren. Dafür bietet sich ein Schatzbrief an, da er zusätzlich die Möglichkeit bietet, flexibel Kapital zuzuzahlen oder später bei Bedarf Kapital zu entnehmen. Welche Lösun g zu Ihrer Lebens lage und Ihren Zielen pa sst, finden Sie am besten in einem Gespräch mit Ih rem Allianz Vermittler hera us. Mutter, verheiratet Mutter, berufstätig, verheiratet Mutter, Vollzeit berufstätig, alleinerziehend Selbstständige, verheiratet Stefanie W. ist seit acht Jahren verheiratet. Ihr Mann arbeitet als IT-Fachmann, sie ist zurzeit Vollzeitmutter. Die beiden haben drei Kinder. Seit einigen Jahren wohnt die Familie in einem Haus ihrer Eltern, das sie Stück für Stück renovieren. In der wenigen Freizeit, die der Familie bleibt, ist sie viel mit dem Fahrrad unterwegs. Katrin K. ist Arzthelferin in Teilzeit und verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder. In ihrer Vierzimmerwohnung in einer Kleinstadt fühlt sich die Familie sehr wohl. So oft es geht, besucht Katrin K. ihre pflegebedürftige Mutter. Andrea H. lebt mit ihrer Tochter Anna in einer Mietwohnung. Seit der Scheidung ist sie alleinerziehend und arbeitet wieder als Bodenstewardess. Anna besucht den Kindergarten. Das Familieneinkommen setzt sich aus dem Einkommen von Andrea H. und Unterhaltszahlungen des Vaters zusammen. Katja B. ist seit 28 Jahren verheiratet. Sie hat eine Reiseagentur, er arbeitet bei einer Druckerei im Vertrieb. Das Paar wohnt im eigenen Haus, ihre Kinder sind ausgezogen. Die beiden reisen auch privat gerne und kümmern sich oft um ihre vier Enkelkinder. MEINE BASIS Risikolebensversicherung → Um sich gegenseitig für den Todesfall abzusichern, ist eine Risikolebensversicherung für beide Partner für einen relativ geringen Betrag geeignet. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Wegen der staatlichen Förderung lohnt sich für Stefanie W. als Mutter ein RiesterVertrag als private Altersvorsorge. Unfallversicherung → Als Vollzeitmutter hat Stefanie W. keinen gesetzlichen Versicherungsschutz. Fällt sie aus, kann es zur Folge haben, dass die Familie mit drei Kindern Hilfe für den Haushalt in Anspruch nehmen muss. Eine Unfallversicherung würde die vereinbarten Hilfsleistungen übernehmen. MEINE FINANZEN Vermögensanlage → Gerade für Paare, die gemeinsam Wohneigentum aufbauen, ist es gut, nicht alle freien Mittel in die Immobilie zu stecken, sondern unabhängig davon einen kleinen Kapitalstock aufzubauen. Der gibt ihnen Handlungsspielraum, wenn sich die Lebensumstände verändern (z. B. Umzug in eine andere Stadt, Trennung). So müssen sie dann z. B. nicht das Haus sofort und unter Wert verkaufen. MEINE BASIS Berufsunfähigkeitsversicherung → Katrin K. verdient zwar weniger als ihr Partner, doch ihr Einkommen gibt der Familie mehr finanziellen Spielraum. Um diesen im Fall einer Berufsunfähigkeit nicht zu verlieren, sorgt sie vor. Risikolebensversicherung → Um sich gegenseitig für den Todesfall abzusichern, ist eine Risikolebensversicherung für beide Partner für einen relativ geringen Betrag geeignet. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Der Mann von Katrin K. hat bereits einen Riester-Vertrag mit jährlichem Höchstbetrag von 2.100 EUR abgeschlossen, um die volle staatliche Förderung samt Kinderzulage zu erhalten. Sinnvoll wäre für Katrin K. zusätzlich ein eigener Vertrag, der ebenfalls voll förderfähig ist. Pflegeversicherung → Aufgrund der Erfahrung mit ihrer Mutter ist es Katrin K. wichtig, sich ihre finanzielle Unabhängigkeit im Pflegefall mit einer privaten Pflegevorsorge zu sichern. So ist sie gut versorgt, auch wenn sie später allein sein sollte, z. B. falls ihr Mann vor ihr stirbt. MEINE BASIS Berufsunfähigkeitsversicherung → Jeder fünfte deutsche Arbeitnehmer wird im Laufe seines Lebens berufsunfähig. Würde Andrea H. berufsunfähig, wären die finanziellen Folgen für sie als alleinerziehende Mutter drastisch. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung kann Andrea H. ihre Tochter und sich absichern. Falls sie berufsunfähig wird, ist sie von den Beiträgen befreit. Risikolebensversicherung → Andrea H. sollte als alleinerziehende Mutter besondere Vorsorge für den Ernstfall treffen. Mit einer Risikolebensversicherung müsste sich ihre Tochter erst mal keine großen finanziellen Sorgen machen. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Für Andrea H. bietet es sich an, ihre gesetzliche Rente durch eine kleine private Absicherung aufzustocken. Da sie eine Tochter hat, kann sie die staatliche Förderung inkl. der Kinderzulage mit einem RiesterVertrag nutzen. Unfallversicherung → Da Andrea H. alleine für sich und ihre Tochter sorgt, ist es sinnvoll, neben Geldleistungen (z. B. im Fall einer Invalidität) auch Hilfsleistungen mitzuversichern. Damit ist sichergestellt, dass nach einem Unfall sowohl für sie selbst als auch für ihre Tochter gesorgt wird, vom Menü- und Wäscheservice bis zur Kinderbetreuung. MEINE VORSORGE Altersvorsorge → Da Katja B. selbstständig ist, ist sie weder durch die Deutsche Rentenversicherung noch durch ein Versorgungswerk abgesichert. Deshalb ist z. B. die Basisrente für sie attraktiv, denn die Beiträge sind bis zur steuerlichen Höchstgrenze (20.000 EUR für Ledige, 40.000 EUR für Verheiratete) von der Steuer absetzbar. Unfallversicherung → Katja B. reist viel und ist oft auch im Ausland unterwegs. Mit einer Unfallversicherung kann sie sich gegen die finanziellen Folgen eines Unfalls absichern. Versicherungsschutz besteht dabei rund um die Uhr und weltweit. Vermögensanlage mit kombinierter Pflegevorsorge → Katja B. will im Alter nicht von der Pflege durch ihre Kinder abhängig sein und möchte auch, dass das Haus im Pflegefall vor einer Veräußerung geschützt ist. Sie sucht eine Geldanlageform, die sicher ist und eine überschaubare Laufzeit hat. Die einmalige, jährliche oder monatliche Einzahlung wird verzinst angelegt, und im Falle einer schweren Pflegebedürftigkeit kann sie mit einer lebenslangen monatlichen Rente rechnen. Sollte sie diese nicht benötigen, erhält sie am Ende der Vertragslaufzeit das Kapital garantiert zurück. MEINE FINANZEN Vermögensanlage → Für Katja B. ist zusätzlich eine Anlage am Kapitalmarkt mit konservativer Struktur sinnvoll. Je näher das Rentenalter rückt, desto niedriger sollte die Aktienquote in ihrem Depot sein. 19 Besonderer Service für alle Allianz Kunden Meine Allianz Hier können Sie alles rund um Ihre Versicherungen jederzeit bequem erledigen. 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