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nitz bei Landshut, das Rathaus zu Augsburg (Fig. 1) und zahlreiche Privathäuser in der Schweiz (Fig. 2). Mit dem Beginn des 18.
Jahrh. geriet die alte Kunst in Verfall, und entwickelte sich der Rokoko-Ofen, der im Anfang des 19. Jahrh. dem antik stilisierten Ofen
weichen mußte. Neben dem weißen Kachelofen sind jetzt wieder Nachbildungen alter Kachelöfen überall verbreitet, was mit der
Reform der modernen Zimmerausstattung (s. d.) zusammenhängt.
Kachelöfen, s. Kacheln.
Kachelot, s. Pottwal.
Kachetien (Kacheti), alte Landschaft in Transkaukasien, welche jetzt den Ostteil des russ. Gouvernements Tiflis (die Kreise
Signachsky und Telawsky), den Sakatalskischen Bezirk nebst einem Teil des Jelissawetpolschen Gouvernements einnimmt und
Telaw zur Hauptstadt hatte. Sie besitzt schöne Eichenwälder und ausgezeichneten Weinbau. Jährlich kommen bis 40 Mill. Pinten
Wein in den Handel; leider aber erhält der sonst ausgezeichnete kachetinische Wein einen Nebengeschmack von den mit Steinöl
präparierten Ziegenschläuchen, in welchen er zum Markt gebracht wird. Kachetien kam schon 1589 an Rußland, fiel aber bald darauf
unter die Herrschaft Grusiens. 1801 wurde es Rußland einverleibt. Die Kachetiner sind groß, mit länglichem Gesicht und dunkelblond;
alle Männer tragen lange Schnurrbärte. Gutmütigkeit und Verträglichkeit sind ihnen charakteristisch. Sie sind meist Christen und
gehören der grusischen und der armenisch-gregorianischen Kirche an. Unter ihnen findet man deutsche Kolonien (Marienfeld,
Petersdorf etc.) mit zusammen gegen 4200 Einw.
Kachexie (Kachéktik, griech., eigentlich Kakoexie, Gegensatz von Euexie), der »schlechte (Ernährungs-) Zustand« des Körpers.
Die Kachexie resultiert entweder direkt aus mangelhafter Darreichung von Nahrung oder aus verschiedenen chronischen
Krankheiten, namentlich aus Dyskrasien (Syphilis, Leukämie, Tuberkulose, Alkoholismus, Krebskrankheit), welche die Ernährung
sämtlicher Organe beeinträchtigen und sich durch ein leidendes Aussehen (habitus cachecticus) kundgeben. Die Kachexie äußert
sich durch Schwund des Fettgewebes, bleiche und fahle Gesichtsfarbe, welke, runzelige, locker angeheftete, oft auch schelferige
Haut, welkes und schwaches Muskelfleisch, gebeugte Haltung, leidenden, grämlichen Gesichtsausdruck etc. S. Auszehrung.
Kachieren (franz.), s. Kaschieren.
Kachonde (spr. katsch-, auch Cachoudé, Cachundé, Pastilles du sérail), Kaumittel im Orient aus Katechu, Zucker und Gewürz,
soll Wohlgeruch des Atems bewirken.
Kachou (franz., spr. kaschu), Mittel gegen Husten: Lakritzen, mit Zusatz von Zucker, Anisöl etc. zu dünnen Stängelchen
ausgerollt oder in kleine Plättchen geformt;
auch s. v. w. Katechu.
Cachou de Boulogne ist eine ähnliche Mischung wie Kachonde und dient gegen übelriechenden Atem etc.
Kachowka, Flecken im russ. Gouvernement Taurien, Kreis Dnjeprowsk, wichtig wegen seiner zwei Märkte im Mai und Oktober
mit einer Warenzufuhr (Getreide, Wolle, Vieh) im Wert von 2-2¾ Mill. Rubel.
Kacic-Miosic (spr. -tschitj-miotschitj), Andrija, serbisch-kroat. Dichter, geb. 1690 zu Brist in Dalmatien aus einem alten
Geschlecht, trat in den Franziskanerorden, vollendete seine theologischen und scholastisch-philosophischen Studien in Pest und
wirkte dann als Professor im Kloster Makarsko und in Sebenico. Später war er als päpstlicher Legat in Dalmatien, in Bosnien und der
Herzegowina thätig und starb 1760 im Kloster Zaostrog. Kacic-Miosic genießt als Dichter einer großen, bis heute anhaltenden
Popularität. Er hatte auf seinen Reisen ein lebhaftes Interesse an den nationalen Überlieferungen seiner Heimat gefaßt und dichtete
im volkstümlichen Stil eine Reihe historischer Gesänge, worin er in poetischer Form die nationale Geschichte darstellte. Dieselben
erschienen unter dem Titel: »Razgovor ugodni naroda slovinskoga« (»Angenehmer Trost des slawischen Volkes«, Vened. 1756) und
sind noch gegenwärtig, nachdem sie zahlreiche Auslagen erlebt, als »Pjesmarica« (»Liederbuch«, zuletzt Agram 1875) allgemein
bekannt. Eine Biographie des Dichters enthält die Schrift »Vjenac uzdarja narodnoga Andr. Kacic-Miosic« (»Kranz nationaler
Dankbarkeit für Kacic-Miosic«, Zara 1861).
Kadapa (Cuddapah), Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts (22,649 qkm oder 411,3 QM. mit 1881: 1,121,038 Einw.) in der
britisch-ind. Präsidentschaft Madras, unfern des Pennerflusses, an der Bombay-Madras-Eisenbahn, ist Sitz einer evangelischen und
einer katholischen Mission und hat 18,982 Einw. Nordöstlich an beiden Flußufern Diamantgruben;
Eisenerz findet sich in Menge in den Bergen;
Hauptkulturen sind: Getreide, Indigo, Baumwolle.
Kadaver (lat.), Leichnam vor eingetretener Fäulnis, besonders von (Haus-) Tieren und dann s. v. w. Aas (s. d.);
kadaverös, leichenhaft.
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Kaddigöl (Kadeöl, Kranewettöl, Cadieöl, Oleum juniperi empyreumaticum), altes Volksheilmittel, wird besonders in Südfrankreich
aus Wacholderholz durch einen Schwelprozeß gewonnen, ist dunkelbraun, etwas dickflüssig, riecht mild teerartig, nicht unangenehm,
schmeckt aromatisch brennend, bitter, ist leichter als Wasser, in Alkohol unvollständig, in Äther leicht und vollständig löslich.
Man benutzt es gegen Hautkrankheiten, Gicht, Rheuma und als Anthelmintikum auch in der Veterinärpraxis.
Hebras flüssige Teerseife besteht aus 25 Kaddigöl und 25 schwarzer Seife, gelöst in 50 Alkohol.
Kaddisch (chald., »heilig«),
ein schon im Talmud behandeltes, sehr altes, in chaldäischer Sprache abgefaßtes Gebet in der jüdischen Liturgie, das erstens
als Halb- (chazi Kaddisch) und Ganzkaddisch (Kaddisch schalem) am Ende der verschiedenen Teile des Gottesdienstes, zweitens
als Kaddisch der Gelehrten (Rabbonimkaddisch), eine Bitte für das Wohlergehen Israels und der Gelehrten enthaltend, am Schluß
eines Lehrvortrags oder des Thorastudiums, drittens als Waisenkaddisch (Kaddisch jatôm) von den männlichen Waisen während der
ersten elf Monate des Trauerjahrs und an der Jahrzeit (s. d.), endlich viertens als Kaddisch der Erneuerung (Kaddisch d'itchadata) bei
Begräbnissen gesprochen wird.
Kaden, Woldemar, Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1838 zu Dresden, wandte sich dem Studium der Theologie, später der Pädagogik
zu, in welchem Beruf er zunächst als Privatlehrer in Riga und Dorpat thätig war. Nach einem einjährigen Aufenthalt in Paris wirkte er
1867-73 als Direktor der deutschen Schule zu Neapel, privatisierte dann einige Jahre, die er mit Studienreisen durch Deutschland, die
Schweiz und namentlich Italien ausfüllte, und übernahm 1876 die Professur der deutschen Sprache und Litteratur am philologischen
Gymnasium Neapels, von welcher Stelle er 1882 zurücktrat. Seine Schriften schildern in munterer und ansprechender Weise Land
und Leute Italiens. Es erschienen von ihm: »Wandertage in Italien« (Stuttg. 1874);
»Durstige Tage« (das. 1874);
»Italiens Wunderhorn« (Volkslieder in deutscher Übertragung, das. 1878);
»Sommerfahrt. Eine Reise durch die südlichsten Landschaften Italiens« (Berl.
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;9. Band, Seite 349 im Internet seit 2005; Text geprüft am 25.9.2008; publiziert von Peter Hug; Abruf am
21.1.2017 mit URL:
Weiter: http://peter-hug.ch/09_0350?Typ=PDF
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