Der Song – der natürlich den Titel „Mainstream“ trägt – mit
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Der Song – der natürlich den Titel „Mainstream“ trägt – mit
Der Song – der natürlich den Titel „Mainstream“ trägt – mit seinen bezaubernden Frauenvocals ist eine berauschende Tränendrüsen-Orgie in der Tradition von Harry Nilsson oder Jeff Lynne, versehen mit einer sehr bodenständigen Intimität. Martins Stimme klingt darin wie ein Echo all jener Selbstzweifel, die uns allen nur allzu gut bekannt sind. Genau das macht einen großen Songschreiber aus: die Fähigkeit, der persönlichen Erfahrung eine universelle Bedeutung zu geben – was Carr in den zehn Songs seines Albums immer wieder gelingt. In „Sometimes It Pours“ heißt es: „Oh my little ones / In from the cold / Jump into my arms / Stop me getting old“, und alle Eltern dieser Welt können ganz genau nachempfinden, was damit gemeint ist. „Als ich die Songs für dieses Album geschrieben habe, hatte ich fast ununterbrochen mit Babys und Kleinkindern zu tun“, sagt er. „Da hat man manchmal das Gefühl, als würde diese Zeit niemals aufhören. Man beginnt sich zu fragen, ob das Leben wohl je wieder normal wird, oder vielleicht besser: weniger normal. Anders ausgedrückt: Während die Stunden träge wie flüssiges Blei dahinfließen , jagen die Tage wie aus der Pistole geschossen an einem vorbei.“ Erneut ganz alltägliche Zweifel und Ängste. Mainstream eben. Doch die wohlige Wärme seiner Melodien und die Glückshormonschübe, die seine Songs auslösen, lassen vermuten, dass Carr sogar einem Sterbenden die letzte Ölung spenden und ihm dabei noch ein warmes Lächeln entlocken könnte. Auf „The Breaks“ finden sich viele solcher Himmelfahrts-Momente: Die meisterhafte Hommage an Isaac Hayes und sein Label Stax in dem Opener „Santa Fe Skyway“, die pulsierende Orgel in „St. Peter In Chains“ oder Carrs beeindruckende lyrische Chuzpe, wie sie zum Beispiel in „I Don’t Think I’ll Make It“ zum Ausdruck kommt, wenn er „heart“ auf „Descartes“ reimt. Die Stücke werden von Carr und seinen Begleitern mit viel Engagement, Emotion und Einfühlungsvermögen zu Gehör gebracht. Die Musiker wurden speziell für die Aufnahmesessions zusammengestellt: Für den Rhythmus sind Andy Fung am Schlagzeug und Corin Ashley am Bass zuständig, Piano und Orgel steuert der BAFTA-Preisträger und Komponist John Rae bei. Wobei sein Mitwirken reinstes Kismet war: Er war Studio-Manager in den ITV-Gebäuden in Cardiff, wo die Aufnahmen stattfanden. Unmittelbar danach wurde der ganze Komplex abgerissen. „Das Studio, in dem ich mein letztes Album aufgenommen habe, ist auch abgebrochen worden, nachdem ich fertig war“, sagt Martin dazu. Unterschwellig ist in vielen Texten des Albums ein lakonischer Stoizismus angesichts der Ungerechtigkeit des Lebens spürbar, sei es die präzise-vernichtende Charakterschilderung in „Senseless Apprentice“ („Your greedy eyes and your mouth for rent / Your grabbing hands and your desperate scent“) oder die Zusicherung des abschließenden Titelsongs: „And if the breaks don’t come / We’ll just go by without them.“ Für die ganze Platte gilt, ob begleitet von einem weiblichen Sirenenchor – ganz wundervoll in „No Money In My Pocket“ – oder solo: Noch nie hat Carr besser gesungen als auf The Breaks. Seine Stimme erdet das Album und verleiht ihm gleichzeitig Flügel. Martin Carr hat mit diesem Werk nicht einfach nur einen guten Job gemacht. Er hat das beste Album seines Lebens abgeliefert. „Das Verrückte ist“, sagt er, „dass es trotz all meiner Ängste die unmittelbarste und zugänglichste Platte geworden ist, die ich seit langer Zeit gemacht habe. Ich liebe Popmusik und ich finde, sie hat eine sehr befreiende Wirkung. Sie erfüllt mich mit Freude.“ Martin Carr The Breaks CD / LP (incl. CD) / Download Veröffentlichung: 26. September 2014 Label: Tapete Records Cat no.: TR288 CD: 4047179903424 Indigo: CD 990342 LP (+CD): 4047179903417 Indigo: LP 990341 Tracklisting: 01. Santa Fe Skyway 02. St. Peter in Chains 03. Mainstream 04. Mountains 05. Sometimes It Pours 06. Senseless Apprentice 07. How Can I Explain? 08. No Money In My Pocket 09. I Don’t Think I’ll Make It 10. Mandy Get Your Mello On 11. The Breaks Booking: [email protected] Promotion: Tapete Records Nina Thomsen Tel. 040-881666-62 [email protected] „Das Gefühl, nicht richtig dazu zu gehören, ist ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch mein ganzes Leben zieht“, sagt Martin Carr. „Ob als Kind in der Schule, bei der Arbeit, in der Band, ja, sogar jetzt, mit sechsundvierzig Jahren und zwei kleinen Kindern – immer komme ich mir ein bisschen wie ein Fremdkörper vor, isoliert, vom Wesentlichen abgeschnitten. Als wären alle anderen mitten im Film, nur ich nicht.“ Also dann: Herzlich willkommen bei den Grundfragen der menschlichen Existenz. Dort, wo wir uns tief im Innersten alle ein kleines bisschen verloren fühlen. Wo wir Tag für Tag versuchen, dem Wirrwarr des Lebens, dem Widerstreit von Geist und Körper einen Sinn zu entlocken. Genau das versucht Martin Carr mit Hilfe der Musik, schon seit fünfundzwanzig Jahren. In dieser Zeit hat er eine ganze Reihe hoch gelobter Alben aufgenommen, zuerst mit den Boo Radleys, später dann unter dem Pseudonym Bravecaptain und schließlich unter seinem eigenen Namen. Jetzt kommt sein neues Album „The Breaks“ auf den Markt, und wer es gehört hat, der kann nicht anders, als festzustellen: Nie war er besser als jetzt, hier und heute. Aufgenommen wurde „The Breaks“ im Januar 2014, aber die meisten Songs auf dem Album sind schon drei oder vier Jahre früher entstanden. Nachdem Martin im Jahr 2009 das Vorgänger-Album „Ye Gods And Little Fishes“ produziert hatte – in Eigenregie wohlgemerkt –, beschloss er, noch ein paar Demo-Tracks aufzunehmen und sie „in alle Welt“ zu schicken. Den Leuten schienen die Stücke zwar zu gefallen, aber es fand sich niemand, der sie auch veröffentlichen wollte. Irgendwann gab Martin die Hoffnung auf und fing an, neue Songs zu schreiben. Dann, Ende 2013, landete eine E-Mail des Hamburger Independent-Labels Tapete Records in seinem Postfach. „Die waren auf der Suche nach einem gewissen Martin Carr“, erzählt er. „Ich wollte die E-Mail schon in meinen SpamOrdner verschieben, als mir plötzlich ein Gedanke kam: ’Moment mal, ich bin Martin Carr. Vielleicht ja der Martin Carr, den die suchen!’ Also habe ich zurückgeschrieben und sie haben geantwortet. Ich habe meine Demos nach Hamburg geschickt, und die Leute waren begeistert. Als nächstes habe ich eine große Kiste mit CDs und eine Einladung nach Hamburg bekommen, wo sie mich dann ordentlich abgefüllt haben. Damit war alles geklärt.“ Tapete hat viele und sehr unterschiedliche Künstler unter Vertrag: zahlreiche einheimische Bands, dazu etliche aus den USA, Skandinavien und Österreich sowie mit Lloyd Cole und Bill Pritchard zwei sehr anerkannte Künstler aus Großbritannien mit einer langen Geschichte und einem Hang zum Unkonventionellen. Da passt Martin Carr ganz hervorragend ins Bild: Ein Songwriter, der ganz eindeutig Popmusik schreibt, ohne sich anzubiedern, und dessen gesamte Karriere von einem ambivalenten Verhältnis zu konventionellen Hörgewohnheiten geprägt ist. Genau diesem Thema widmet er sich auch in einem der eindringlichsten Songs auf „The Breaks“: „Here I am swimming in the mainstream / I tell my friends I subvert it from within ... I tell myself I’m happy as I am.“