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jetzt – das Magazin für den 27. November 2006
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caroline-vonlowtzow
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jetztgedruckt | Pop | 26.11.2006
(10 Kommentare)
19:00
Lernen von den Alten: Für immer Punk?
von caroline-vonlowtzow
jetzt.de sprach mit Schorsch Kamerun über Punk sein früher und
heute und wie sich die Subkultur in den letzten 20 Jahren
verändert hat Schorsch Kamerun, 43, ist Gründer und Sänger der
Goldenen Zitronen, die ihre Laufbahn als Punkband begannen. Er
betreibt in Hamburg auch den Golden Pudel Club und ist seit sechs
Jahren als Theaterregisseur aktiv. Gerade hatte an den Münchner
Kammerspielen seine Inszenierung des Buchs „Macht & Rebel“ von
Matias Faldbakken Premiere.
Deine Band Die Goldenen Zitronen gibt es jetzt seit 21
Jahren. Wie habt ihr euch als Band gefunden?
Ich spiele seit Ende der siebziger Jahre in Bands. Die erste Kapelle
hieß BSG3 - Bass, Schlagzeug, Gitarre, drei Leute. Zunächst gab es
keinen Sänger, aber irgendwann bin ich es doch geworden. Wir sind
dann um 1980 alle nach Hamburg gezogen. Da gab es eine der
ersten Punkkneipe Deutschlands: „Krawall 2000“, am Fischmarkt.
Wir sind direkt in die Nachbarschaft gezogen und fanden es sehr
aufregend. Um diese Kneipe herum entstanden Die Goldenen
Zitronen und zu Beginn haben wir viel mit den Toten Hosen und den
Ärzten gespielt. Das nannten andere später „Fun Punk“.
Davon habt ihr euch als Band aber relativ bald distanziert.
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Warum?
Eine Zeit lang war es lustig, Country, Schlager und Rockabilly
zusammenzumixen. Das Punkumfeld war uns zu dogmatisch
geworden. Selbst in den besetzten Häusern der Hafenstraße, wo wir
die meisten Konzerte spielten, trugen Punker nur noch genormte
schwarze Lederjacken. Wir wollten innerhalb des Punk wieder
punkig werden. Wir sind in absurden Blümchenklamotten
aufgetreten. Das kann man sich heute nur noch schwer vorstellen,
aber damals war dieses Schlagerding ganz attraktiv und hatte etwas
von einem Gegenangriff. Irgendwann blieb die Persiflage aber in der
Selbstpersiflage hängen, sprich, du coverst ein Bierzelt und stehst
irgendwann selbst mitten drin. 1990 meinten wir mit unserer
damaligen Platte „Fuck You“ eigentlich alles – inklusive unserer
eigenen Fans.
Dabei sah es davor so aus, als würdet ihr richtig groß
werden.
Wir sollten sogar Homestories für die Bravo machen.
Warum wolltet ihr das nie?
Wir fanden das falsch. Wir haben in unserer 21-jährigen
Bandgeschichte nie einen großen Plattenvertrag unterschrieben, weil
wir nicht in einer Firma sein wollten, in der Promoter unsere neue
Platte gemeinsam mit der neuen Westernhagen vermarkten. Das
passte einfach nicht.
Was hat dich an Punk fasziniert?
Ich war ein politisch interessierter Mensch und wollte das Gegenteil
von dem, was meine Eltern wollten. Ich komme aus einem ziemlich
autoritären und bürgerlichen, zum Teil auch rechtskonservativen
Umfeld. Darunter habe ich sehr gelitten. Und dann fängt man ganz
automatisch an, sich nach Dingen umzuschauen, die anders sind,
mit denen man sich abgrenzen kann. Das ging mit Punk sehr gut.
Vor allem in dem Schicki-Ostseebad Timmendorfer Strand, wo ich
aufgewachsen bin. Ich hatte zum Beispiel einen Lehrer, der einen
Schönschreibclub betrieb und uns tatsächlich gezeigt hat, wie man
sich hinsetzt, ohne die Bügelfalte zu zerknittern. Den konnte ich mit
meinen zerrissenen Klamotten ernsthaft provozieren.
Hat sich deine Einstellung zu Punk gewandelt? Schon auf
dem ersten Album habt ihr ironisch „Für Immer Punk“
gesungen.
Diese Haltung von Punk: „Das kannst auch du“, finde ich nach wie
vor richtig. Im Grunde benehme ich mich so auch als
Theatermachender. Ich bin wahrscheinlich der einzige Regisseur, der
am Stadttheater arbeitet und nicht mal einen Hauptschulabschluss
hat, weil ich in der neunten Klasse von der Schule geflogen bin. Ich
habe erst mal eine Ausbildung als KFZ-Mechaniker gemacht, bis ich
für den Zivildienst nach Hamburg ging. Aber ich behaupte einfach,
ich kann das. Es kann ja letztlich auch jeder malen. Was nicht mehr
funktioniert, ist die Provokation. Green Day waren letztes Jahr die
erfolgreichste Band der Welt. Die nennen sich zwar Punkband, aber
das hat für mich nichts mehr damit zu tun.
In „Macht & Rebel“ geht es genau darum, dass Subkultur
vom Mainstream vereinnahmt wird. Empfindest du das auch
so?
Heute hat sich der Weg von Underground zu Mainstream bis auf null
verkürzt. Subkultur wird sofort zum verkaufbaren Label. Wie soll sie
sich da behaupten? Zumal man ja zum Beispiel mit dem Pudel Club
in der Hafenstraße selbst zu dieser Entwicklung beigetragen hat.
Neben dem Club haben mittlerweile Luxusrestaurants eröffnet und
die größte Werbeagentur Deutschlands wird sich dort niederlassen.
Als wir dort hinzogen, war da nichts. Dennoch sind wir immer noch
ein nichtkommerzieller Laden und verdienen damit nichts.
Gibt es überhaupt noch Subkultur?
Subkultur schon, ich glaube nur, heute muss jeder für sich selbst
beantworten, wie er sie betreibt. Was es nicht gibt, ist eine äußere
Form wie noch bei Punk, mit der sie gut übertragen werden kann.
Popkultur hat die Andersartigkeit verloren.Wenn selbst Baumärkte
schon Werbespots drehen, die wie Avantgarde-Kunst-TrashWahnsinn aussehen, dann funktioniert Popkultur nicht mehr. „Macht
& Rebel“ spielt damit und fragt, womit man noch provozieren kann.
Da bleiben nur scheußliche Dinge wie „Pädophilie“, gewaltbereite
„Problemkids“ und „Hitlerreden umschreiben“ übrig.
Was kann man also noch tun?
Nur weil es keine neuen äußeren Signale oder Ausdrucksformen
mehr gibt, kann man ja dennoch kritisch sein. Und auch wenn man
sich auf einer Demo gleich unmodern fühlt, ist es doch wichtig zu
protestieren. Punk hat für mich ja auch nichts mit einem IrokesenSchnitt oder einem schnell gespielten Stück zu tun, sondern mit
einer Haltung, wie ich an die Dinge ran gehe.
Und wie gehst du an die Dinge ran? Hast du einen Rat für
uns?
Man muss in jeder Situation neu entscheiden, wie man sich verhält.
Der Pudel Club war zum Beispiel bei Myspace drin. Aber wenn man
sich da anmeldet, muss ich akzeptieren, dass auf meiner „friends“Seite Werbung ist. Das fanden wir undemokratisch und haben den
Pudel Club deshalb wieder aus Myspace gelöscht. Auch in unseren
Songtexten sind wir nach wie vor politisch oder kritisieren bestimme
Verhältnisse. Zu unseren Konzerten gehen heute dennoch mehr
Leute als vor fünfzehn Jahren. Man kann sich also durchaus noch
ausdrücken, mit Schreiben, mit Musik, mit Theater. Es gibt nur nicht
mehr die direkte Gegnerschaft wie früher, außer den Kapitalismus
im Allgemeinen.
jetzt.de feiert und läd dich ein: Am Samstag, den 9.
Dezember, gehen wir in die Vorstellung von "Macht & Rebel"
in den Münchner Kammerspielen und danach feiern wir
Nikolaus.
Fotos: Arno Declair
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fmorf 26.11.2006 | 19:13
grossartiger typ.
nestroy 26.11.2006 | 22:20
"...Der Pudel Club war zum Beispiel bei Myspace drin. Aber
wenn man sich da anmeldet, muss ich akzeptieren, dass auf
meiner „friends“- Seite Werbung ist. Das fanden wir
undemokratisch und haben den Pudel Club deshalb wieder
aus Myspace gelöscht..."
Aha, das ist also Punk 2006.
Beschließen Myspace doof zu finden.
Wenn sich der Mann aus solchen Aktionen seine PunkIdentität basteln muß - how traurig.
Und: Schwaches Interview dazu.
Kein Nachfragen, kein Nachbohren. Nur bewunderndes
Stichwort-geben.
Das nächste mal bitte jemand bissigeren ansetzen, danke.
notan 26.11.2006 | 23:41
gepunke
obskuro 27.11.2006 | 14:10
halllo ?? soll punk 2006 etwa immer noch um ne mark betteln?? also
schorsch ist wohl einer der sehr wenigen die noch etwas punk in die
gesellschaft tragen, auch musikalisch, "wenn ich ein turnschuh wär" ist
das einzige lied (das ich kenne) im neuen jahrtausend das noch beißende
kritik rüberbringt, korrigiert mich bitte..
aber punk identität basteln muss er wohl echt nicht, eher definiert er eine
selbe, die weit über stumpfe attitüden hinaus geht und das seit dekaden
obskuro 27.11.2006 | 14:12
wenn punk im theater angekommen ist dann ist das vor allem gut für das
theater...... und die provokation ist in dem kontext ein sehr interessantes
thema, da darf man gerne einfach stichworte geben...
Iches 27.11.2006 | 15:52
Wie kommt man denn auf sowas "Hitler reden umschreiben" ?
EmmaBovarie 27.11.2006 | 16:38
Franzosen sagen pönk ;-)
dersascha 27.11.2006 | 17:17
der mann sagt sehr richtige dinge über die popkultur und den
mainstream!
Keule72 01.12.2006 | 02:09
War nie Punk sondern Dreck wie die Ärzte und Konsorten.Geh kacken!
laubenpiepersdelight 01.12.2006 | 19:03
Hat die Keule72 das Deutungsmonopol über Punk? Ist das
Punk, wenn man meint, anderen sagen zu müssen, ob sie
Punk sind oder nicht? - Oder ist das Din-Punk, also quasi
zertizifierfähig 100% Hardcore oder so? Schade, das er nicht
Ärzte von Zitronen unterscheiden kann. Und ich glaube, der
Schorsch weiß auch selber, wann er kacken gehen muss.
Klasse Interview. Bitte mehr zum lernen von anderen aus der
Branche: Blixa Bargeld (ach nee,der ist ja jetzt in China
oder?), oder wen diese Seite auch braucht ist Rocko
Schamoni oder Christiane R. (Britta) - alles klasse Lehrer!
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