Mannheim-Vogelstang, Nachtcafe, 17.10.2015 (Der Lauf der Zeit)
Transcrição
Mannheim-Vogelstang, Nachtcafe, 17.10.2015 (Der Lauf der Zeit)
Gedanken im Laufe der Zeit Vogelstang: Nicole Metzger swingt mit ihrer Band „French Connection“ im „Nachtcafé“ auf neuen Wegen © Mannheimer Morgen, Mittwoch, 05.11.2014 Von unserer Mitarbeiterin Christina Altmann Nicole Metzger kommt seit 23 Jahren ins Nachtcafé Vogelstang. Mit ihrer "French Connection" präsentierte sie diesmal in deutscher Sprache gesungene Eigenkompositionen nach den poetischen Versen von Heidi Kramer. Um 1900 entstand in den Südstaaten der USA eine Musikrichtung, die von den Afroamerikanern hervorgebracht und gepflegt wurde: der Jazz mit seiner mitreißenden Harmonik und Rhythmik hat sich inzwischen auf vielfältige Musikformen ausgeweitet. Die bisher in englischer Sprache gesungenen Songs plötzlich auf deutsch, oder französische Chansons im Jazzstil zu hören, das ist ungewöhnlich. Nicole Metzger hat sich auf diese Gratwanderung begeben. Mit ihrem aktuellen Programm „Der Lauf der Zeit“ beschreitet sie neue Wege. Erstmals stellte sie es, eingebettet in ihre Band "French Connection", kürzlich in ihrer Pfälzer Heimatstadt Neustadt vor. Nun begeisterte sie damit ihre Fans im Nachtcafé des evangelischen Gemeindezentrums Vogelstang. Seit 24 Jahren organisiert Werner Herr mit seinem Team diese - inzwischen nicht nur als Geheimtipp gehandelten - Abende voller Musik und Kabarett. Seit 23 Jahren ist auch Nicole Metzger dabei und begeistert als Leadsängerin verschiedener Jazzbands immer wieder mit ihren Auftritten. Nun kam sie mit einer Überraschung: Multikultureller Jazz nach vielfach eigenen Kompositionen ihrer Bandmitglieder, gesungen in deutscher Sprache, nach den poetischen Versen der Pfälzer Texterin Heidi Kramer waren angekündigt. Wichtig sind der Sound, der Rhythmus, das Harmonieschema, die solistische Improvisation und die Interpretation durch die Stimme. All das beherrschen Nicole Metzger und ihre French-Connection-Formation aufs Feinste. Bereits beim ersten Song "Ich wünsche mir ein Lied von dir" vibriert der Saal, und spätestens nach der Bebop-Komposition ihres treuen Begleiters am Piano, Jean-Yves Jung, wird deutlich, dass die Sprache beim Jazz nicht ausschlaggebend ist. Dennoch bringen die verständlichen Texte einen ganz besonderen Flair, geben den Songs Inhalte: So singt die einstige Musical-Sängerin mit ihrer ausdrucksstarken warmen Stimme von der vergangenen Lebenszeit, von Erinnerungen und Sehnsüchten, von erfüllter und losgelassener Liebe - mal still hingehauchte, mal schmerzhaft anmutende Worte, die nachdenklich stimmen und dazu auffordern, die Zwänge los- und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Was bereits mit Dietmar Fuhr am Kontrabass, Jean-Marc Robin am Schlagzeug und dem einzigartigen Accordéoniste, Marcel Löffler, so swingend durch das Nachtcafé rauschte, erhielt schließlich einen besonderen internationalen Sound durch die beiden brasilianischen Gastinterpretinnen Angela Frontera (Percussion) und Zelia Fonseca (Gitarre). So tanzt der Titelsong (die erste Eigenkomposition von Nicole Metzger) im Rumba-Rhythmus durch den Raum und die "Gedankenfreiheit" im nicht enden wollenden hämmernden Klang der Schlaginstrumente. Wehmütig zieht der "Summer of 42" im langsamen Walzer vorüber und das "Flaming June" (die beiden einzigen Songs in englischer Version) schraubt sich zu einem furiosen Finale hoch. Wunderschön sind die Interpretationen der Nicole Metzger von den Chansons ihrer Lieblingskomponisten Charles Trenet und Michel Legrand, die ihren Höhepunkt in einem mitreißenden "Gedankenkarussell" (dem bekannten "Windmills of your mind") erreichten.